Siri Hustvedt Liebe auf dem Prüfstand - boersenblatt.net
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© Mike Kiev Starke<br />
HISTORISCHE ROMANE_FRAUENSCHICKSALE<br />
Mit fesselnden Themen und beeindruckenden Persönlichkeiten lassen auch in diesem<br />
Bücherfrühling Autoren die Vergangenheit lebendig werden: mit Geschichten über<br />
die wahre Geschichte – und über das, was hätte sein können.<br />
Weiber, mächtige Männer<br />
TEXT: ALICE WERNER<br />
S ie<br />
selbst nannte sich „kleine Pflanze des<br />
heiligen Franziskus“: Klara von Assisi –<br />
als eine der wichtigsten Frauengestalten<br />
ihres Zeitalters ist sie in die Geschichte der<br />
Kirche eingegangen. Wer aber war die Frau<br />
hinter der Legende? Die Historikerin und<br />
Romanautorin Brigitte Riebe hat sich <strong>auf</strong><br />
Spurensuche vor Ort begeben. In Umbrien<br />
hoffte sie den Mythos um Franz und Klara<br />
von Assisi zu lüften. Auf historische Belege<br />
für eine <strong>Liebe</strong>sverbindung zwischen <strong>dem</strong><br />
Heiligen und seiner Schülerin stieß sie allerdings<br />
nicht: „Glauben Sie, das hätte die Kirche<br />
zugelassen? Wie alle Heiligenviten wurden<br />
auch ihre Lebensläufe nachträglich frisiert.<br />
Aber jetzt gibt es ja meinen Roman …“<br />
Darin nimmt sich Riebe die Freiheit, von<br />
der Historie abzuweichen: In „Die Braut von<br />
Assisi“ erschüttern unerklärliche Todesfälle<br />
das Nonnenkloster San Damiano, <strong>dem</strong> Klara<br />
als Äbtissin vorsteht. Für Aufklärung soll<br />
Bruder Leo sorgen – ein skeptischer Kopf,<br />
der Mord und Verschwörung wittert. Als<br />
Gerüchte laut werden, Franziskus und Klara<br />
verbinde mehr als die <strong>Liebe</strong> zu Gott, sieht<br />
sich der Mönch in eine ketzerische Affäre<br />
verstrickt. Brigitte Riebe würzt die überlieferte<br />
Heiligenhistorie mit einer guten Prise<br />
Spannung – authentisch und glaubwürdig<br />
bleibt ihre Geschichte trotz<strong>dem</strong>.<br />
Hinter Klostermauern siedelt auch Katie<br />
Hickman ihren historischen Roman an.<br />
„Das Mädchen von San Marco“ erzählt vom<br />
Schicksal der jungen An<strong>net</strong>ta, der die Flucht<br />
aus den Fängen von Sklavenhändlern gelingt.<br />
In einem vornehmen Frauenkonvent<br />
in Venedig gewährt man ihr Unterschlupf.<br />
Das Los der besten Freundin dagegen bleibt<br />
24<br />
<strong>Liebe</strong>, Intrigen, Abenteuer –<br />
historische Romane<br />
erzählen spannend von<br />
anderen Zeiten<br />
ungewiss – An<strong>net</strong>ta betet, dass auch sie <strong>dem</strong><br />
Zugriff ihrer Peiniger entkommen konnte.<br />
Aufklärung verspricht der attraktive K<strong>auf</strong>mann<br />
John, der in den Gassen der Lagunenstadt<br />
nach <strong>dem</strong> verschwundenen Mädchen<br />
fahndet.<br />
Das Venedig des 17. Jahrhunderts – hier<br />
die prächtigen Paläste der Nobili, dort die<br />
Stadt der Tagelöhner, Seeleute und Bettler<br />
– entfaltet sich bei Hickman wie ein 3-D-<br />
Bilderbogen. Ein buntes Gewirr von Völkern<br />
und Sprachen beherrscht die Plätze;<br />
Händler und Reisende aus aller Welt betreten<br />
hier erstmals europäischen Boden. Vor<br />
dieser faszinierenden Kulisse spinnt die<br />
Autorin eine herzerwärmende <strong>Liebe</strong>sgeschichte<br />
über Kulturen und religiöse Gelübde<br />
hinweg.<br />
buchjournal 2/2011