Siri Hustvedt Liebe auf dem Prüfstand - boersenblatt.net
Siri Hustvedt Liebe auf dem Prüfstand - boersenblatt.net
Siri Hustvedt Liebe auf dem Prüfstand - boersenblatt.net
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
HISTORISCHE ROMANE_STEINZEITSAGA<br />
Sie ist fasziniert von der Welt vor<br />
30 000 Jahren und schrieb über die<br />
Urgeschichte eine Romanserie. Den<br />
sechsten und letzten Band hat Jean<br />
M. Auel jetzt an einem passenden<br />
Ort vorgestellt: im Natural History<br />
Museum in London.<br />
„Sie waren<br />
uns sehr<br />
ähnlich“<br />
TEXT: SABINE SCHMIDT<br />
Wie hat sich die Erde entwickelt und<br />
wie der Mensch? Wer Fragen dieser<br />
Art stellt, findet im Natural History Museum,<br />
<strong>dem</strong> naturkundlichen Museum Londons,<br />
viele Antworten – anschaulich präsentiert.<br />
Die vielen Kinder, die hier sind,<br />
die meisten im Vor- und Grundschulalter,<br />
sind hörbar begeistert, vor allem von den<br />
Dinosauriern, die vor Millionen von Jahren<br />
lebten. Ganz besonders von <strong>dem</strong> animierten,<br />
im Schummerlicht bedrohlich<br />
fauchenden T-rex.<br />
Wenn man aber in die Bibliothek des Museums<br />
kommt, ist es schlagartig still. Jean<br />
M. Auel stellt hier europäischen Journalisten<br />
ihr neues Buch vor: „Ayla und das<br />
Lied der Höhlen“. Sie sieht<br />
deutlich jünger aus als 75,<br />
„aber heute fühle ich mein<br />
Alter“, sagt die US-Amerikanerin.<br />
Doch auch Jüngere<br />
würden sich wohl müde fühlen<br />
bei ihrem Programm: Sie<br />
spricht nicht nur seit Stunden<br />
über ihr Buch, für das<br />
BBC-Fernsehen musste sie<br />
auch eine gute Performance<br />
abgeben. Aber<br />
kaum kommt die<br />
Sprache <strong>auf</strong><br />
© Denis Stanisic<br />
Jean M. Auel in der Lascaux-Höhle mit den berühmten Malereien aus frühgeschichtlicher Zeit<br />
die Bibliothek und das Museum, das sie<br />
liebt – die mehrfache Groß- und Urgroßmutter<br />
ist auch begeistert von den Kindern,<br />
die da draußen herumtoben und<br />
staunen über Dinosaurier und Mammuts –,<br />
blüht sie sichtlich <strong>auf</strong>. Und sobald sie über<br />
„ihr“ Thema, die Welt vor 30 000 Jahren,<br />
redet, scheint ihre Müdigkeit wie weggeblasen.<br />
Dass sie sich erstmals für diese Zeit interessierte,<br />
liegt schon über 30 Jahre zurück.<br />
Es war 1977, sie hatte gerade ihren Job gekündigt,<br />
viel Zeit und die Idee zu einer Geschichte.<br />
„Ich wollte über eine junge Frau<br />
schreiben, die mit anderen zusammenlebt,<br />
die nicht einfach nur oberflächlich anders<br />
sind als sie, sondern tief greifend anders.“<br />
Es war gegen elf Uhr abends, und sie fing<br />
an, sich Notizen zu machen, so, wie sie<br />
auch später immer nachts schreiben sollte.<br />
„Ich hatte irgendwie im Kopf, dass vor langer<br />
Zeit einmal Cromagnons und Neandertaler<br />
gleichzeitig lebten, schlug in Lexika<br />
nach, die wir zu Hause hatten, und so<br />
zeich<strong>net</strong>e sich schließlich Aylas Geschichte<br />
ab. In sieben Monaten obsessiven Schreibens<br />
arbeitete ich dann die Buchidee aus,<br />
Zur Person<br />
Jean M. Auel, geboren 1936 in Chicago, hat 1954<br />
geheiratet und hatte im Alter von 25 schon fünf<br />
Kinder. Sie war berufstätig, studierte gleichzeitig<br />
und schloss ihr Studium 1976 mit einem MBA ab.<br />
1977 kündigte sie ihren Job und begann an ihrem<br />
ersten Eiszeitroman „Ayla und der Clan der Bären“<br />
zu arbeiten. Jean M. Auel lebt mit ihrem<br />
Mann in Oregon.<br />
was viele ganz merkwürdig fanden, eben<br />
weil ich mich in dieser Zeit um nichts und<br />
niemanden gekümmert habe.“<br />
Es wurde die Geschichte des Cromagnon-Mädchens<br />
Ayla, das mit fünf Jahren<br />
seine Familie bei einem Erdbeben verliert,<br />
schließlich, fast verhungert, von Neandertalern<br />
<strong>auf</strong>genommen wird, halb Euro pa<br />
durchquert, und nun, im sechsten und<br />
letzten Band, erwachsen geworden ist und<br />
im Gebiet des heutigen Südfrankreichs bei<br />
Cromagnons lebt, mit ihrem Gefährten<br />
und ihrer kleinen Tochter. Dass Auel ein<br />
bisschen verrückt ist mit ihren Geschichten<br />
und ihrem zum Teil obsessiven Schreiben,<br />
sagt ihr längst niemand mehr – nach welt-<br />
26<br />
buchjournal 2/2011<br />
© Stéphane Compoint