Aus alt mach neu
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NET 5/03<br />
TK-DIENSTE ÜBER CATV-NETZE<br />
<strong>Aus</strong> <strong>alt</strong> <strong>mach</strong> <strong>neu</strong><br />
Zustand und <strong>Aus</strong>baufähigkeit des Fernsehverteilnetzes BK450<br />
Siegfried Schmoll<br />
Die Aufgabe des deutschen<br />
Fernsehverteilnetzes BK450 besteht<br />
von seiner Anlage her nur in der<br />
reinen Verteilung von<br />
Fernsehprogrammen. Seine<br />
verfügbare Bandbreite ist aber selbst<br />
für die heutigen Anforderungen des<br />
Verteilfernsehens schon zu klein und<br />
behindert somit die Einführung <strong>neu</strong>er<br />
Dienste, ganz zu schweigen von der<br />
Realisierung von Rückkanal,<br />
Interaktivität, schnellem Internetund<br />
Telefonanschluß. Doch mit der<br />
Erweiterung der Bandbreite alleine ist<br />
es nicht getan.<br />
Siegfried Schmoll ist Berater für Netzplanung<br />
bei der Alcatel SEL AG in Stuttgart<br />
Das Prinzip des von der Deutschen Telekom<br />
aufgebauten und kürzlich verkauften<br />
Fernsehverteilnetzes BK450<br />
zeigt Bild 1. Es ist in ca. 1.000 Bereiche<br />
aufgeteilt, in die über sog. übergeordnete<br />
BK-Verstärkerstellen (üBK-<br />
VrSt) die zu verteilenden Programme<br />
eingespeist werden. Von einer üBK-<br />
VrSt werden im Mittel vier benutzerseitige<br />
BK-Verstärkerstellen (bBKVrSt)<br />
versorgt, die im Zentrum eines BK-Anschlußbereichs<br />
mit max. 15.000 und<br />
durchschnittlich 5.000 angeschlossenen<br />
Wohnungen stehen. Diese Anschlußbereiche<br />
sind mit denen des<br />
Fernsprechnetzes vergleichbar.<br />
Eine bBKVrSt ist normalerweise in die<br />
üBKVrSt integriert, die restlichen werden<br />
über Koaxialkabel mit max. 20<br />
eingeschleiften Verstärkern und mit<br />
einer Reichweite von 20 km angeschlossen.<br />
Im Durchschnitt ist aber die<br />
notwendige Länge und damit die Zahl<br />
der Verstärker nur halb so groß.<br />
An eine bBKVrSt sind die eng verzweigten<br />
Baumnetze von durchschnittlich<br />
vier Zellen angeschlossen, die die Programme<br />
über lineare und verzweigende<br />
Verstärker (A-/B-VrP) weiter bis zu<br />
den Endverstärkerpunkten (C-VrP) in<br />
den KVz an den Straßenecken verteilen,<br />
um eine flächendeckende Versorgung<br />
innerhalb der Zelle sicherzustel-<br />
Das Thema in Kürze<br />
Im Beitrag auf Seite 27 setzt sich<br />
dessen Autor mit der Nutzung der<br />
Fernsehkabelnetze für TK-Dienste<br />
auseinander und stellt das deutsche<br />
Fernsehverteilnetz BK450<br />
schon kurz vor. In diesem Beitrag<br />
nun werden weitere Details des<br />
BK450-Netzes, seine <strong>Aus</strong>baufähigkeit<br />
und Nutzung für andere, <strong>neu</strong>e<br />
Dienste sowie die Wettbewerbssituation<br />
mit konkurrierenden Netzen,<br />
Techniken und Übertragungsverfahren<br />
aufgezeigt.<br />
len. Auch auf der Strecke von der<br />
bBKVrSt zu den C-VrP können wieder<br />
max. 20 Verstärker hintereinandergesch<strong>alt</strong>et<br />
sein. Ein C-VrP speist schließlich<br />
über ein vergrabenes Koaxialkabel<br />
(C-Linie) durchschnittlich 83 Wohnungen,<br />
die ihre Signale über kurze, dünne<br />
Koaxialkabel (D-Linie) an Ringbandkernen<br />
in eingespleißten Taps abgreifen.<br />
Letztere können bei einer Erweiterung<br />
des Programmangebotes aufgrund<br />
ihrer begrenzten Bandbreite eines<br />
der größten Probleme darstellen.<br />
Die D-Linien enden in den Hausübergabepunkten<br />
(HÜP), die die Grenze<br />
zwischen den Netzebenen 3 und 4<br />
darstellen. Die weitere Verteilung der<br />
Programme innerhalb der NE4 wird<br />
für drei Viertel der über Kabelanschlüsse<br />
versorgten Teilnehmer von<br />
etwa 6.000 privaten Betreibern und<br />
Wohnwirtschaftsunternehmen unterschiedlichster<br />
Größe übernommen.<br />
Was bietet das BK450 derzeit?<br />
Das BK450 hat 17,8 Mio. angeschlossene<br />
Wohnungen (47 %) und wäre in<br />
der Lage, etwa 25 Mio. Wohnungen<br />
(66 %) zu bedienen. Einschließlich der<br />
4 Mio. direkten Anschlüsse über private<br />
Netze sind an das Kabel somit<br />
54 % aller Wohnungen angeschlossen,<br />
70 % wären anschließbar. Für die<br />
Zuführung der Programme steht der<br />
Frequenzbereich bis 446 MHz zur Verfügung,<br />
dessen Belegung in der oberen<br />
Hälfte von Bild 2 gezeigt ist.<br />
Unterhalb 9 MHz gibt es einen Überwachungs-<br />
und Dienstkanal. Darüber,<br />
von 14,75 bis 28,75 MHz, sind zwei<br />
Kanäle in Rückwärtsrichtung eingeplant,<br />
die aber nie eingerichtet wurden.<br />
Zwischen 47 und 68 MHz liegen<br />
drei Fernsehkanäle (K2 bis K4), von<br />
denen allerdings der mittlere aufgrund<br />
großer Störungen nur sehr beschränkt<br />
genutzt werden kann. 80,15<br />
MHz ist eine Pilotfrequenz, die für die<br />
Einstellung der Verstärker benötigt<br />
31
<strong>Aus</strong> <strong>alt</strong> <strong>mach</strong> <strong>neu</strong><br />
wird. Von 87,5 bis 108 MHz werden<br />
die Sender des UKW-Rundfunks übertragen,<br />
der darüber liegende Bereich<br />
von 111 bis 125 MHz ist für das Satellitenradio<br />
vorgesehen, kann aber auch<br />
zur Übertragung von zwei Fernsehkanälen<br />
verwendet werden. Im Frequenzbereich<br />
von 111 bis 300 MHz<br />
stehen 25 Fernsehkanäle (S4 bis S20,<br />
K5 bis K10) bereit, die alle eine Bandbreite<br />
von 7 MHz haben und ausschließlich<br />
für die Übertragung analoger<br />
Fernsehsignale benutzt werden.<br />
Der beschriebene Frequenzbereich wurde<br />
ursprünglich für das Kabelfernsehen<br />
vorgesehen. In einer ersten <strong>Aus</strong>baustufe<br />
wurde er auf 446 MHz ausgedehnt,<br />
um zusätzlich HDTV übertragen<br />
zu können. HDTV wurde aber<br />
nie eingeführt, statt dessen wurden in<br />
dem <strong>neu</strong> gewonnenen Bereich zwischen<br />
302 und 446 MHz 18 „normale”<br />
Fernsehkanäle mit einer Bandbreite<br />
von 8 MHz eingerichtet. Damit stehen<br />
heute 33 analoge und 13 digitale<br />
Fernsehkanäle zur Verfügung, die ohne<br />
<strong>Aus</strong>nahme belegt sind. Vorliegen-<br />
Bild 1: Prinzip des Fernsehverteilnetzes BK450<br />
de Anforderungen von <strong>neu</strong>en Programmanbietern<br />
können nicht erfüllt<br />
werden, im Gegenteil sollen belegte<br />
Kanäle geräumt werden, weil von ihnen<br />
eine Störung sicherheitsrelevanter<br />
Funkdienste befürchtet wird oder weil<br />
sie selbst durch Cityband-Funk (S6)<br />
oder ERMES-Sender (S10) beeinträchtigt<br />
werden.<br />
Konkurrierende Verfahren<br />
Satellitenempfang<br />
Die größte Konkurrenz für den Kabelanschluß<br />
ist der Empfang über Satellit.<br />
Schon heute bezieht über ein Drit-<br />
tel der Haush<strong>alt</strong>e seine Fernsehprogramme<br />
direkt oder indirekt über eine<br />
Satellitenantenne. Allein Astra stellt<br />
über acht Satelliten eine äquivalente<br />
Bandbreite von 1.200 MHz mit 64<br />
analogen und über 70 digitalen Kanälen<br />
bereit. Für dieses System wird<br />
außerdem derzeit in Zusammenarbeit<br />
mit der ESA und Industriepartnern ein<br />
kostengünstiger Rückkanal über Satellit<br />
(Satmode) entwickelt, der ab Ende<br />
2004 interaktive Dienste erlaubt.<br />
Lediglich für das Lokal- oder Regionalfernsehen<br />
mit Informationen von<br />
räumlich begrenztem Interesse ist der<br />
Sat-Empfang nicht geeignet.<br />
DVB-T<br />
In jüngster Zeit ist dem Kabelanschluß<br />
ein <strong>neu</strong>er Konkurrent durch das terrestrische<br />
digitale Verteilfernsehen DVB-<br />
T erwachsen. Es basiert auf derselben<br />
Technik wie das digitale Kabelfernsehen,<br />
benutzt aber für die <strong>Aus</strong>breitung<br />
ein Funksignal mit erweitertem Frequenzbereich<br />
bis 790 MHz mit den<br />
Kanälen K21 bis K60, also 40 zusätzli-<br />
chen Kanälen mit je 8 MHz. Als Übertragungsverfahren<br />
wird QPSK, 16-<br />
QAM oder 64-QAM im Coded Orthogonal<br />
Frequency Division Multiplex<br />
(COFDM) der Trägerfrequenzen verwendet.<br />
Die Signale lassen sich günstigenfalls<br />
mit einer kleinen Zimmerantenne<br />
empfangen, so daß DVB-T<br />
interessant ist für die 10 % Teilnehmer,<br />
die heute noch nicht über Kabeloder<br />
Satellitenanschluß verfügen, für<br />
mobile Anwendungen und für zusätzliche<br />
Fernsehgeräte bei fehlender<br />
Hausverkabelung.<br />
Aufgrund der höheren Störbelastung<br />
der Funkstrecke ist meist nur 16-QAM<br />
möglich, womit pro Kanal brutto<br />
27,06 Mbit/s oder 14,745 Mbit/s für<br />
die Datenübertragung zur Verfügung<br />
stehen. In Berlin werden damit vier digital<br />
codierte Programme pro Kanal<br />
ausgestrahlt. Trotzdem bietet DVB-T<br />
aufgrund des breiteren Frequenzbandes<br />
mehr Programme als der Kabelanschluß<br />
BK450 nach heutigem Stand.<br />
Allerdings besteht keine Möglichkeit,<br />
einen systemeigenen Rückkanal einzurichten.<br />
Sehr günstig ist DVB-T aber<br />
für die Verteilung regionaler und lokaler<br />
Inh<strong>alt</strong>e, die direkt bei den entsprechenden<br />
Sendestationen eingespeist<br />
werden können.<br />
T-DSL<br />
Am meisten gefährdet wird das Kabelnetz<br />
durch ADSL. Mit dieser Technik<br />
ist heute in Deutschland bereits<br />
bei mehr als 3 Mio. Teilnehmern ein<br />
schneller Internetanschluß mit 768<br />
kbit/s im Daten- und 128 kbit/s im<br />
Rückkanal eingerichtet. Annähernd<br />
90 % aller Telefonteilnehmer können<br />
mit dieser Geschwindigkeit versorgt<br />
werden, wobei bei einer Verdoppelung<br />
der Übertragungsgeschwindigkeit<br />
dieser Prozentsatz nur geringfügig<br />
zurückgeht. Die Betreiber dieser<br />
Anschlüsse beginnen jetzt auch damit,<br />
Video on Demand (VoD) bereitzustellen.<br />
Möglicher <strong>Aus</strong>bau des BK450<br />
Erweiterung der Bandbreite<br />
Eine Vergrößerung des Programmangebotes,<br />
d.h. eine Erweiterung des<br />
Frequenzbandes zur Deckung der<br />
Nachfrage, ist für die Konkurrenzfähigkeit<br />
des BK-Netzes unumgänglich.<br />
Weil man in den <strong>neu</strong> verfügbaren<br />
Kanälen nur noch digitale Übertragungstechnik<br />
verwenden wird, kann<br />
man neben einer besseren Störsicherheit<br />
auch eine wesentlich bessere<br />
Nutzung der Frequenzbänder und damit<br />
eine erhöhte Übertragungskapazität<br />
erreichen. Derzeit wird mit 64stufigerQuadratur-Amplituden-Modulation<br />
(64-QAM) gearbeitet, bei der<br />
6 bit in einem Übertragungszustand<br />
zusammengefaßt werden können.<br />
Damit ist in einem 8 MHz breiten<br />
Band eine Übertragungsgeschwindigkeit<br />
von etwa 41,712 Mbit/s möglich,<br />
32 NET 5/03
wovon nach Abzug des notwendigen<br />
Anteils für Fehlerkorrektur, Multiplex<br />
und Synchronisation noch 35,455<br />
Mbit/s für die Datenübertragung bleiben.<br />
Darin lassen sich sieben bis<br />
acht Fernsehsignale mit PAL-Qualität<br />
(MPEG2) unterbringen, eine Zahl, die<br />
sich mit der Einführung von MPEG4<br />
noch erhöhen wird. Bei ausreichendem<br />
Störabstand ist der Einsatz von<br />
256-QAM geplant, wodurch eine<br />
Datenübertragungsrate von 47,274<br />
Mbit/s je Kanal erreicht werden kann.<br />
Als <strong>neu</strong>e Dienste können bei größerer<br />
Bandbreite Near Video on Demand<br />
(NVoD), d.h., ein Film wird mehrfach<br />
um 10 bis 15 min versetzt gesendet,<br />
Spartenprogramme und Fremdsprachenkanäle<br />
angeboten werden. Zudem<br />
kann mit einer Set-Top-Box, die<br />
mit dem Enhanced Broadcast Profile<br />
der Multimedia Home Platform (MHP)<br />
ausgerüstet ist, eine Pseudo-Interaktivität<br />
bereitgestellt werden. In einem<br />
schnellen Datenkanal werden dabei<br />
begleitende Informationskanäle zu<br />
den laufenden Programmen ausgesendet,<br />
die viele Zusatzinformationen<br />
enth<strong>alt</strong>en – eine Art sehr schneller Videotext,<br />
bei dem die Bedienung dem<br />
Benutzer interaktiv erscheint. Auch<br />
ein elektronischer Programmführer<br />
(EPG) ist möglich.<br />
Mit der Beschränkung auf die bisherige<br />
Aufgabe als reines Verteilnetz, also<br />
der bloßen Banderweiterung und der<br />
Bereitstellung einer begrenzten <strong>Aus</strong>wahl<br />
an Zusatzinformationen, ist aber<br />
keine Alleinstellung gegenüber Satellitenfernsehen,<br />
T-DSL und nicht einmal<br />
DVB-T zu erreichen. Nach einhelliger<br />
Meinung der Marktforscher ist ein<br />
wirtschaftlicher Erfolg des Kabelnetzes<br />
nur durch die Bündelung verschiedener<br />
Dienste möglich. Dazu sind Interaktivität<br />
mit einem integrierten,<br />
breitbandigen Rückkanal und das<br />
MHP Interactive Broadcast Profile notwendig.<br />
Erst dann ist es möglich, Video<br />
on Demand, komplexe Spiele mit<br />
mehreren Teilnehmern, schnellen Internetzugang<br />
und Telefonanschluß<br />
anzubieten. Mit dem breitbandigen<br />
Rückkanal kann auch die beim Internetanschluß<br />
geforderte, relativ hohe<br />
Übertragungsgeschwindigkeit in Rückrichtung<br />
erfüllt werden, so daß der<br />
Fernseher als Endgerät genutzt wer-<br />
NET 5/03<br />
Bild 2: Frequenzpläne<br />
den kann. Weil aber in Deutschland<br />
Rückkanäle nur in ganz wenigen<br />
Anschlußbereichen vorhanden sind,<br />
kann der Internetzugang über das Kabelnetz<br />
nicht angeboten werden.<br />
Dabei ist für hochwertige Videosignale,<br />
die keinen Burst-, sondern Dauerbetrieb<br />
mit hoher Übertragungsgeschwindigkeit<br />
und guter Übertragungsqualität<br />
erfordern, der Kabeldem<br />
ADSL-Anschluß überlegen, denn<br />
er wurde von Anfang an für die Übertragung<br />
von empfindlichen, breitbandigen<br />
Analogsignalen mit hoher Güte<br />
ausgelegt. Erst die flächendeckende<br />
Einführung von VDSL könnte den Telefonanschluß<br />
gleichwertig <strong>mach</strong>en.<br />
Dazu sind aber, um die KVz mit Fasern<br />
anzuschließen, mit Strom zu versorgen<br />
und mit DSLAMs auszurüsten,<br />
hohe Investitionen notwendig.<br />
Das Angebot des gesamten Dienstespektrums<br />
kann insgesamt durch ein<br />
breitbandiges, mit einem Rückkanal<br />
ausgerüsteten Kabelnetz am besten<br />
realisiert werden. Mögliche <strong>Aus</strong>bauvarianten<br />
sind im folgenden und die<br />
erreichbaren Frequenzbereiche und<br />
Kanalaufteilungen in der unteren<br />
Hälfte von Bild 2 dargestellt.<br />
Das hybride Netz BK2000 HFC<br />
Der aufwendigste <strong>Aus</strong>bau für das BK-<br />
Netz ist eine Hybrid-Fiber-Coaxial-Lösung<br />
(Bild 3). Ein solches Netz wurde<br />
noch von der Telekom-Tochter KDG<br />
<strong>Aus</strong> <strong>alt</strong> <strong>mach</strong> <strong>neu</strong><br />
als BK2000 HFC in Berlin für etwa<br />
600.000 Wohnungen aufgebaut.<br />
Hierbei werden die nun Hub genannten<br />
bBkVrSt über Lichtwellenleiter<br />
(bevorzugt über bidirektionale Ringe)<br />
mit den nun als Headend bezeichneten<br />
üBkVrSt verbunden. Außerdem<br />
werden die großen Zellen des BK450<br />
in kleinere Einheiten mit max. 800<br />
Wohnungen unterteilt, um sowohl eine<br />
größere Bandbreite für jeden Teilnehmer<br />
im gemeinsam genutzten<br />
Übertragungsmedium als auch ein reduziertes<br />
Geräusch durch die angeschlossenen<br />
Rückkanalsender zu erreichen.<br />
Im Zentrum dieser kleineren Zellen<br />
wird anstelle eines C-Verstärkerpunktes<br />
ein Glasfaserverstärkerpunkt<br />
(GfVrP) mit einem optisch-elektrischen<br />
Wandler für den Abwärtskanal<br />
und einem elektrisch-optischen Wandler<br />
für den Rückkanal installiert, der<br />
über Lichtwellenleiter an die bBkVrSt<br />
angeschlossen wird, über die mit Hilfe<br />
von Intensitätsmodulation des Lichtes<br />
analoge Signale mit hoher Bandbreite<br />
übertragen werden können.<br />
Ein GfVrP kann über seine Leitungsverstärker<br />
die restlichen Verstärkerpunkte<br />
innerhalb seiner Zelle versorgen,<br />
allerdings sollten nicht mehr als<br />
drei Verstärker in Reihe gesch<strong>alt</strong>et<br />
sein. Doch auch diese Verstärkerpunkte<br />
benötigen ein zusätzliches Rückkanalmodul<br />
und müssen wegen der<br />
großen Bandbreite mit der <strong>neu</strong>esten<br />
33
<strong>Aus</strong> <strong>alt</strong> <strong>mach</strong> <strong>neu</strong><br />
Bild 3: BK2000 HFC<br />
Halbleitertechnologie ausgerüstet werden.<br />
<strong>Aus</strong> Kostengründen bleiben vom<br />
BK450 hauptsächlich die vergrabenen<br />
Koaxialverbindungen zwischen<br />
den Verstärkern einer Zelle und von<br />
den C-Verstärkerpunkten bis zu den<br />
Hausübergabepunkten sowie die<br />
Stromversorgung der Verstärker erh<strong>alt</strong>en.<br />
Die HFC-Technik ist aber trotzdem<br />
noch sehr aufwendig, vor allem<br />
aufgrund der Verlegung von Lichtwellenleitern,<br />
die etwa 90 % der geschätzten<br />
Kosten aus<strong>mach</strong>t.<br />
Über die HFC-Verbindung kann in Abwärtsrichtung<br />
ein auf 862 MHz verbreitertes<br />
Signal übertragen werden<br />
(siehe Bild 2). Dadurch entstehen 45<br />
zusätzliche 8 MHz breite Kanäle, in<br />
denen mit der 64-QAM-Technik jeweils<br />
35,455 Mbit/s, zusammen also<br />
1,595475 Gbit/s, übertragen werden<br />
können. Unterhalb des Abwärtssignals<br />
kann ein Rückkanal eingefügt<br />
werden, dessen Bandbreite bis 68<br />
MHz ausgedehnt werden kann, wenn<br />
man die Fernsehkanäle K2 bis K4 in<br />
den <strong>neu</strong> gewonnenen Frequenzbereich<br />
verlegt. In Rückrichtung stehen dann<br />
15 Bänder mit einer Breite von 3,2<br />
MHz zur Verfügung. Aufgrund der<br />
Geräuschbelastung in diesem Bereich<br />
kann nur mit 16-QAM gearbeitet werden,<br />
so daß man je Band 6,656 Mbit/s<br />
erreicht, zusammen also 99,840<br />
Mbit/s. Werden von den <strong>neu</strong> gewonnenen<br />
45 Abwärtskanälen 21 für Datendienste<br />
bereitgestellt, stehen pro<br />
Teilnehmer eine mittlere Übertragungsrate<br />
von 930 kbit/s in Abwärtsrichtung<br />
und 125 kbit/s im Rückkanal<br />
zur Verfügung (siehe Tabelle).<br />
Das BK450+<br />
Bei dieser Minimallösung bleibt die<br />
Konfiguration des BK450 vollständig<br />
erh<strong>alt</strong>en, es werden aber alle Verstärker<br />
mit Rückkanalmodulen, <strong>neu</strong>en Diplexern<br />
und besseren Entzerrern<br />
nachgerüstet. Damit erreicht man eine<br />
Bandbreite von 502 MHz, in der<br />
sich vier zusätzliche Abwärtskanäle<br />
gewinnen lassen. Wenn diese für die<br />
Datendienste reserviert werden, lassen<br />
sich darin wieder mit 64-QAM 4 x<br />
35.455 = 141.820 Mbit/s übertragen.<br />
Für Rückkanäle steht bei dieser Lösung<br />
der Frequenzbereich von 15 bis<br />
29 MHz zur Verfügung, in dem 16<br />
Bänder mit 0,8-MHz-Breite eingerichtet<br />
werden, in denen man mit 16-<br />
QAM maximal 16 x 1.664 Mbit/s =<br />
26.624 Mbit/s übertragen kann. Für<br />
die Datendienste wären somit pro Teilnehmer<br />
im Mittel bei Zellen mit 2.500<br />
Wohnungen in Abwärtsrichtung 57<br />
Mbit/s und im Rückkanal 11 Mbit/s<br />
und bei einer max. Zellgröße von<br />
5.000 Wohnungen entsprechend 28<br />
Mbit/s in Abwärts- und 5 Mbit/s in<br />
Rückrichtung verfügbar. Damit ist den<br />
konkurrierenden Verfahren nur sehr<br />
schwer Paroli zu bieten.<br />
Das BK2k2<br />
Dieses Verfahren bietet sich als Kompromiß<br />
zwischen dem HFC- und dem<br />
Vergleichstabelle der <strong>Aus</strong>bauvarianten<br />
BK450-Netz an. Zwar wird auch hier<br />
die Konfiguration des BK450 beibeh<strong>alt</strong>en,<br />
aber alle Verstärker werden<br />
mit der modernen BK2000-Technik<br />
für größere Bandbreite ausgerüstet.<br />
Aufgrund der besseren Qualität ist es<br />
empfehlenswert, die Verbindungen<br />
zwischen üBKVrSt und bBKVrSt mit<br />
Lichtwellenleitern zu realisieren.<br />
Mit dieser Technik gewinnt man im<br />
schlechtesten Fall bei 20 in Reihe gesch<strong>alt</strong>eten<br />
Verstärkern eine Bandbreite<br />
von 606 MHz oder 17 <strong>neu</strong>e Kanäle.<br />
Beschränkt man die Zahl der in Reihe<br />
gesch<strong>alt</strong>eten Verstärker auf den Mittelwert<br />
von 10, sind es sogar 702<br />
MHz oder 29 Kanäle. Aufgrund der<br />
größeren Bandbreite können hier wieder<br />
die Fernsehkanäle K2 bis K4 verlegt<br />
werden, so daß der beim BK2000<br />
HFC beschriebene breitere Rückkanalbereich<br />
verfügbar ist, in dem dann 32<br />
Bänder mit je 0,8 MHz eingerichtet<br />
werden können.<br />
Wenn man von 17 <strong>neu</strong>en Kanälen in<br />
Abwärtsrichtung <strong>neu</strong>n für die Datenübertragung<br />
bereitstellt, bekommt<br />
man mit 64-QAM eine Gesamtkapazität<br />
von 9 x 35.455 Mbit/s = 319.095<br />
Mbit/s. Für die Rückkanäle erhält man<br />
mit 16-QAM 32 x 1.664 Mbit/s =<br />
53.248 Mbit/s. Im Mittel wären somit<br />
pro Teilnehmer bei Zellen mit 2.500<br />
Wohnungen für die Datendienste 128<br />
Mbit/s und für die Rückkanäle 21<br />
Mbit/s bzw. mit 5.000 Wohnungen<br />
64 Mbit/s in Abwärts- und 11 Mbit/s<br />
in Rückrichtung verfügbar. Bei Anschlußbereichen<br />
mit nur zehn hintereinandergesch<strong>alt</strong>eten<br />
Verstärkern wären<br />
es bei 15 Datenkanälen 213<br />
Mbit/s und 21 Mbit/s für die mittleren<br />
bzw. 106 Mbit/s und 11 Mbit/s für die<br />
großen Zellen.<br />
34 NET 5/03
Das BK2k2 hat den Vorteil, daß in der<br />
<strong>Aus</strong>gangssituation mit nur geringer<br />
Teilnehmerdichte ein kostengünstiges<br />
Netz aufgebaut werden kann. Nimmt<br />
die Teilnehmerdichte später zu, kann<br />
durch den gezielten Einsatz von Glasfaserverstärkerpunkten<br />
und Lichtwellenleitern<br />
eine individuelle Anpassung<br />
erreicht werden, ohne daß der Rest<br />
des Netzes geändert werden muß.<br />
Ein voll ausgebautes Netz<br />
Mit BK2000 HFC oder BK2k2 können<br />
interaktive Videodienste und Spiele,<br />
schneller Internet- und ein Telefonanschluß<br />
geboten werden (Bild 4). Der<br />
Teilnehmer benötigt zusätzlich eine Set-<br />
Top-Box mit Rückkanal für die digitalen,<br />
interaktiven Dienste, ein Kabelmodem<br />
(CM) für den schnellen Internetzugang<br />
und einen Media-Terminal-<br />
Adapter (MTA) für das Telefon. Videound<br />
Internetanschluß arbeiten mit<br />
MHP Interactive Broadcast Profile.<br />
Den Abschluß des Kabelnetzes bildet<br />
das Cable Modem Termination System<br />
(CMTS), das die Schnittstellen<br />
zu lokalen Servern, zum ATM-Netz<br />
und Internet und ggf. zu einem Gateway<br />
L, das die Telefonsignale über eine<br />
V5.x-Schnittstelle direkt an eine<br />
Ortsvermittlung übergibt, bildet. Der<br />
Anschluß an die Ortsvermittlung kann<br />
auch über das ATM-Netz und ein entferntes<br />
Gateway-ATM erfolgen. Dieser<br />
direkte Übergang, der von einigen<br />
NET 5/03<br />
Bild 4: Voll ausgebautes Kabelnetz<br />
Stadtnetzbetreibern bereits erfolgreich<br />
betrieben wird, ist eine zuverlässige<br />
Lösung und für Betreiber mit eigener<br />
Vermittlungsstelle oder Zugriff<br />
auf eine solche sehr günstig. Mit zunehmender<br />
Akzeptanz und Verbesserung<br />
von Voice over IP wird aber eine<br />
Verbindung durch das Internet und<br />
der Übergang zum Fernsprechnetz<br />
über ein Gateway-IP und die Steuerung<br />
dieser Verbindung und des Gateways<br />
durch einen Call Server erfolgen.<br />
Zusammenführen von NE 3 + 4<br />
Die Trennung in die Netzebenen 3 und<br />
4 mit jeweils unabhängigen Gesell-<br />
<strong>Aus</strong> <strong>alt</strong> <strong>mach</strong> <strong>neu</strong><br />
schaften, die den NE3-Betreibern den<br />
Zugang zu Endkundenbeziehungen verwehrt,<br />
und die unterschiedliche Qualität<br />
des Netzausbaus in der NE 4 stellen<br />
ein großes Problem für die NE3-<br />
Betreiber dar. Der Zugang zum Endkunden<br />
läßt sich nicht mit technischen<br />
Mitteln erzwingen, die Betreiber der NE<br />
3 müssen vielmehr zu Verträgen mit<br />
den NE4-Besitzern kommen. Ansonsten<br />
besteht für sie eine weitere Gefahr,<br />
denn die Stadtnetz- und die großen<br />
NE4-Betreiber – immerhin besitzen<br />
vier Betreiber ein Viertel der Endkunden<br />
– sind sehr wohl in der Lage,<br />
sich unabhängig zu <strong>mach</strong>en und eigene<br />
Einspeisestellen aufzubauen. (bk)<br />
35