AKADEMIE -REPORT - Akademie für Politische Bildung Tutzing
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Bayerns Wissenschaftsminister Thomas<br />
Goppel sieht das <strong>Bildung</strong>swesen<br />
des Freistaats gut gerüstet <strong>für</strong> die Herausforderungen<br />
der Zukunft. Die Informationstechnologie<br />
spiele in den<br />
Schulen eine zunehmende Rolle: „Die<br />
Zielvorgabe „1 PC <strong>für</strong> 15 Schüler“ sei<br />
erreicht, „aber“, so betonte Goppel,<br />
„Surfen ist noch kein Lernen!“ Bayerische<br />
Hochschulen seien Vorreiter im<br />
IT-Bereich mit einer hohen Absolventenzahl<br />
und 20 neuen Lehrstühlen.<br />
Spitzenforschung mit Zugang zu modernsten<br />
Hochleistungsrechnern wie in<br />
Garching seien ein entscheidender<br />
Standortvorteil und Wettbewerbsfaktor.<br />
<strong>Akademie</strong>-Report 4/2005<br />
Schöne, neue virtuelle Welt<br />
Zukunftsaspekte der Informationsgesellschaft<br />
Digitalisierung, Virtualisierung, Miniaturisierung und Vernetzung<br />
– das sind die Kennzeichen der Informationsgesellschaft,<br />
wie sie der Tübinger Physiker und Theologe Christian<br />
Berg sieht. Eine gemeinsame Fachtagung mit der Evangelischen <strong>Akademie</strong><br />
<strong>Tutzing</strong> wollte einen Blick in die Zukunft der „schönen, neuen<br />
virtuellen Welt“ werfen und hatte Politiker, Wissenschaftler und<br />
Experten aus der Wirtschaft zum Gedankenaustausch an den Starnberger<br />
See geladen. Unter der Leitung von Michael Schröder und<br />
Axel Schwanebeck wurden die Herausforderungen, Chancen und<br />
Risiken einer zunehmend globalisierten Informationsgesellschaft<br />
unter grundsätzlichen und speziellen Aspekten diskutiert.<br />
Bayerns Wissenschaftsminister<br />
Thomas Goppel: „Das online-Studium<br />
ist keine Alternative zum hergebrachten<br />
Studium, aber eine<br />
sinnvolle Ergänzung.“<br />
Besonders hob Goppel den Stellenwert<br />
der „Virtuellen Hochschule Bayern<br />
(vhb)“ hervor. Alle bayerischen<br />
Hochschulen seien in diesem Verbund,<br />
der gut angenommen wird. Im vergangenen<br />
Wintersemester hätten sich mehr<br />
als 20 000 Studierende eingeschrieben,<br />
das sei eine Steigerung um mehr als<br />
50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />
Derzeit würden 160 Kurse der ver-<br />
Franz Josef Radermacher: „Digitale<br />
Gräben durchziehen die Welt.“<br />
Fotos: Schröder<br />
schiedensten Fachrichtungen angeboten.<br />
Das online-Studium sei keine Alternative<br />
zum hergebrachten Studium,<br />
aber eine sinnvolle Ergänzung. Das<br />
Internet-gestützte Lernen würde Kosten<br />
sparen und andererseits die digita-<br />
le Kompetenz stärken. Die virtuelle<br />
Hochschule sei ein Ausweg aus den<br />
Sparzwängen: „Hörsäle werden leerer.“<br />
Ein bis zwei Prozent der zukünftigen<br />
Studiengebühren wolle er <strong>für</strong> die<br />
vhb ausgeben.<br />
Technologische<br />
Apartheid<br />
Gegen die „naive Sicht der Vergangenheit,<br />
die Informationsgesellschaft ist<br />
das Allheilmittel <strong>für</strong> alle Probleme dieser<br />
Welt“, wandte sich der Ulmer Informatikprofessor<br />
und Wirtschaftswissenschaftler<br />
Franz Josef Radermacher.<br />
Mit Wissen werde Geld gemacht, aber<br />
dieses Wissen sei global ungerecht<br />
verteilt: „Digitale Gräben durchziehen<br />
die Welt.“ Die Menschheit stehe vor<br />
einer ungeheuer komplexen Aufgabe:<br />
die faire Einbindung aller Menschen<br />
in die weltweiten Wertschöpfungsnetze.<br />
Es gehe darum, den bisher Benachteiligten<br />
Zugänge in die globalen Netzwerke<br />
zu verschaffen. „Sie müssen die<br />
Knoten erobern, auf denen schon die<br />
anderen sitzen. Ohne diesen Eintritt in<br />
die Netzwerke gibt es keine Chance <strong>für</strong><br />
eine gerechte Vollentwicklung.“<br />
Aus der Sicht der US-Regierung sei<br />
das Demokratiedefizit das Hauptproblem.<br />
Radermacher sieht das anders:<br />
„100 Millionen Amerikaner wählen<br />
einen Präsidenten, aber 6,4 Milliarden<br />
Menschen müssen mit ihm leben.“ Die<br />
globalen Machtstrukturen seien<br />
schlimmer als das preußische Drei-<br />
Klassen-Wahlrecht. Um die „technologische<br />
Apartheid“ zu überwinden, sei<br />
eine „ökosoziale Weltwirtschaftsordnung“<br />
nötig, die sich gegen den alles<br />
beherrschenden Markt-Fundamentalismus<br />
durchsetzen müsse. Die Armut der<br />
Mehrheit dürfe nicht länger die Chance<br />
der Reichen sein. Dieser Aufholprozess<br />
sei am besten mit starken, aufgeklärten<br />
Führern von Autokratien zu organisieren:<br />
„Der Arme hat mit einer<br />
Demokratie keine Chance.“<br />
Kommunikation und Vernetzung sieht<br />
Radermacher als einzige Chance, die-<br />
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