Franklin- Methode Franklin- Methode
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Zwischen Bangen<br />
und Hoffnung<br />
Die arabische Welt hat uns<br />
allen eindrücklich vor<br />
Augen geführt, was<br />
Menschen erreichen können, die<br />
gemeinsam und friedlich gegen<br />
staatliche Unterdrückung und<br />
wirtschaftliche Benachteiligung<br />
protestieren. Allen voran junge<br />
Menschen waren und sind es, die<br />
täglich ihr Leben aufs Spiel<br />
setz(t)en für Freiheit und das Ziel<br />
einer gerechteren Gesellschaft<br />
mit Chancengleichheit für alle.<br />
In Tunesien und Ägypten gaben<br />
die Herrschenden dem Druck der<br />
Massen schliesslich nach, in anderen<br />
machten sie Zugeständnisse.<br />
Einzig der libysche Machthaber<br />
Muammar al-Gaddafi griff<br />
zu sämtlichen ihm noch zur Verfügung<br />
stehenden Gewaltmitteln,<br />
um seinen Sturz zu verhindern –<br />
mit dem Ergebnis eines enormen<br />
Blutvergiessens. In Libyen ist die<br />
Zukunft entsprechend ungewiss.<br />
Aber auch jene Staaten, in welchen<br />
die arabische Revolution erfolgreich<br />
war, sind noch lange<br />
nicht am Ziel.<br />
Die reichen westlichen Länder<br />
befinden sich bezüglich der Unru-<br />
Hans-Peter Studer<br />
hen im nördlichen Afrika in einer<br />
zwiespältigen Situation. Zum einen<br />
dienen wir mit unseren demokratischen<br />
Systemen den Demonstrierenden<br />
als Vorbild; sie wollen<br />
das erreichen, was wir in ihren Augen<br />
bereits haben. Zum anderen<br />
aber waren wir es, welche über<br />
Jahre und Jahrzehnte Despoten<br />
und Tyrannen im Interesse wirtschaftlicher<br />
Vorteile und Macht<br />
gestützt und damit die Unterdrückung<br />
in diesen Ländern gefördert<br />
und hingenommen haben.<br />
Nun laufen wir zum einen Gefahr,<br />
langjährige Pfründe zu verlieren.<br />
Auch auf Schweizer Banken<br />
sind bereits Dutzende von<br />
Millionen an Vermögen der gestürzten<br />
Despoten und ihrer<br />
Entourage aufgetaucht, und unsere<br />
Industrie droht lukrative<br />
Aufträge zu verlieren. Zum anderen<br />
kommen absehbarerweise<br />
riesige Flüchtlingsströme auf die<br />
«Festung Europa» zu. Es wird<br />
nicht angehen, verzweifelte<br />
Menschen auf der Suche nach<br />
einem besseren Leben umgehend<br />
wieder ins Chaos ihrer Heimatländer<br />
zurückzuschicken.<br />
Vielmehr wird gerade die<br />
Schweiz mit ihrer humanitären<br />
Tradition besonders gefordert<br />
sein.<br />
Darüber hinaus hat das arabische<br />
Freiheitsvirus begonnen,<br />
sich auch auf die übrige Welt<br />
auszubreiten. Wenn Menschen<br />
unterstützt durch das Internet zusammen<br />
friedlich gegen Gewalt<br />
und Unterdrückung protestieren,<br />
dann kommt ihnen offensicht-<br />
Einzig der libysche Machthaber Muammar al-<br />
Gaddafi griff zu sämtlichen, ihm noch zur Verfügung<br />
stehenden Gewaltmitteln, um seinen<br />
Sturz zu verhindern – mit dem Ergebnis eines<br />
enormen Blutvergiessens.<br />
lich eine grosse Macht zu. Das<br />
beginnen nun zum Beispiel auch<br />
die Regenten in China zu spüren.<br />
Noch gelingt es ihnen, den Ruf<br />
nach Freiheit und Menschenrechten<br />
zu unterdrücken – wie<br />
lange noch?<br />
Aber auch die Mächtigen hierzulande<br />
sollten sich nicht allzu<br />
sicher fühlen. Denn auch bei uns<br />
in den wohlhabenden Ländern<br />
öffnet sich die Schere zwischen<br />
Reich und Arm zusehends. Das<br />
Potenzial für soziale Spannungen<br />
steigt – vor allem in jenen<br />
Staaten, die besonders unter den<br />
vita sana sonnseitig leben 3/2011<br />
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