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38<br />

KAPITEL 4<br />

Kasten 1: Luftverkehr<br />

Besonderheiten des Luftverkehrs<br />

Die Behandlung des Luftverkehrs im Rahmen von Klima- und<br />

Umweltszenarien ist mit einer Reihe besonderer Probleme behaftet.<br />

Diese behindern bislang eine ausgewogene Berücksichtigung<br />

des Luftverkehrs bei den Maßnahmen.<br />

Abgrenzung des Luftverkehrs<br />

Die Berichterstattung und Absenkungsstrategien für die Klimagase<br />

des Luftverkehrs im Rahmen des Kyoto-Prozesses beschränken sich<br />

auf den Inlandsluftverkehr. Damit fällt für Europa und insbesondere<br />

auch für Deutschland der weit überwiegende Teil des Luftverkehrs<br />

und seiner Belastungen aus der Betrachtung heraus. Eine solche<br />

Beschränkung war vor einigen Jahrzehnten noch ohne Belang, da<br />

der Luftverkehr damals nur eine Randgröße darstellte. Schon jetzt<br />

aber – und erst recht in der Zukunft – führt eine derart verkürzte<br />

Betrachtung zu einem ausgesprochen schiefen Bild.<br />

Die Grafi k (Abbildung 4-3) zeigt die Entwicklung der Luftverkehrsleistung<br />

(Passagier-Kilometer) im Zusammenhang mit deutschen<br />

Flughäfen in unterschiedlichen Abgrenzungen nach Angaben<br />

der Bundesstatistik (Werte für 2004 tw. geschätzt). Die in den<br />

Klimavereinbarungen berücksichtigten Inlandsluftverkehre stellen<br />

mit derzeit rd. 10 Mrd. Passagier-Kilometer nur einen unwesentlichen<br />

Teil des gesamten Luftverkehrs dar. Der in Verkehrsstatistiken<br />

häufi g berichtete Umfang des Luftverkehrs über deutschem<br />

Territorium in Verbindung mit deutschen Flughäfen macht mit etwa<br />

50 Mrd. Passagier-Kilometer schon erheblich mehr aus, beinhaltet<br />

jedoch auch nur einen geringen Teil der grenzüberschreitenden<br />

Luftverkehrsleistung von jeweils rd. 150 Mrd. Passagier-Kilometer<br />

sowohl im ausgehenden wie auch im einkommenden Luftverkehr.<br />

Die in der Energiebilanz erfassten Betankungsmengen<br />

decken ziemlich genau den gesamten abgehenden Verkehr von<br />

deutschen Flughäfen ab, also den Inlandsverkehr und den ausgehenden<br />

grenzüberschreitenden Luftverkehr; darauf entfallen<br />

etwa 160 Mrd. Passagier-Kilometer. Der gesamte Luftverkehr in<br />

Verbindung mit deutschen Flughäfen beträgt demgegenüber über<br />

300 Mrd. Passagier-Kilometer. Offensichtlich spielt der Luftverkehr<br />

– gemessen an der Verkehrsleistung – auch im Vergleich mit dem<br />

Abbildung 4-3:<br />

Verkehrsleistungen im<br />

deutschen Luftverkehr<br />

Quelle: Statis tisches<br />

Bundesamt: FS 8, R<br />

6.1, 2003 und 2004; FS<br />

8 R 6.2, 2004; eigene<br />

Berechnungen; 2004 tw.<br />

geschätzt<br />

Mrd. Passagier-Kilometer<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1990<br />

1992<br />

1994<br />

PKW-Verkehr eine nennenswerte Rolle. Die derzeit durch die vergleichsweise<br />

geringe Häufi gkeit des Luftverkehrs (je Einwohner<br />

im Durchschnitt gut eine halbe Flugreise pro Jahr) und die eingeschränkte<br />

Berichterstattung begründete andere Einschätzung ist<br />

daher korrekturbedürftig.<br />

Bewertung der Klimawirkung des Luftverkehrs<br />

Nach erheblichen Absenkungen in den vergangenen Jahrzehnten<br />

liegt der Energieverbrauch je Passagier-Kilometer im Luftverkehr<br />

auf einem ähnlichen Niveau wie im PKW-Verkehr je Personen-<br />

Kilometer – bei im Übrigen erheblichen Spannweiten in beiden<br />

Bereichen; aufgrund der Verwendung recht ähnlicher Energieträger<br />

bewegen sich auch die CO 2 -Emissionen in ähnlicher Größe.<br />

Davon abweichend müssen die spezifi schen Klimalasten des<br />

Luftverkehrs als deutlich höher eingeschätzt werden. Dies liegt insbesondere<br />

daran, dass die neben CO 2 emittierten Mengen von Wasser<br />

und Stick oxiden im Luftverkehr eine signifi kante Klimawirkung<br />

entfalten, während die Emission spezifi sch ähnlicher Mengen von<br />

Wasser und Stickoxiden aus den Automobilen eine vergleichsweise<br />

vernachlässigbare Wirkung aufweist. Unglücklicherweise reicht<br />

der gegenwärtige Kenntnisstand der sehr komplexen atmosphärenchemischen<br />

und -physikalischen Prozesse im Zusammenhang mit<br />

den Wasser- und Stickoxidemissionen des Luftverkehrs nicht aus,<br />

die Klimawirkung in dem allgemein üblichen Index, dem Global<br />

Warming Potenzial (GWP), relativ zu CO 2 auszudrücken. Vorläufi g<br />

stehen nur Angaben zur unmittelbaren Strahlungswirkung (entsprechend<br />

dem Radiation Forcing Index, RFI) zur Verfügung; danach<br />

ist der Luftverkehr etwa zwei- bis viermal so klimabelastend (rechnerischer<br />

Wert: 2,7), wie es allein der CO 2-Emission entsprechen<br />

würde (IPCC 1999), vgl. Abbildung 4-4. Ungeachtet der zu erwartenden<br />

Modifi kationen und Präzisierungen im Rahmen der weiteren<br />

Erforschung wird man deswegen der Klimabelastung durch den<br />

Luftverkehr nicht gerecht, wenn man sich nur auf die Betrachtung<br />

von CO 2 beschränkt und die Wasser- und Stickoxid-Emissionen mit<br />

ihrer Klimawirkung außer Acht lässt. Genau dies jedoch wird in der<br />

Berichterstattung und bei den Absenkungsstrategien im Rahmen<br />

des Kyoto-Prozesses betrieben. Damit wird dort der Luftverkehr<br />

sowohl in Bezug auf den berücksichtigten Umfang des Verkehrs<br />

selbst als auch in Bezug auf die berücksichtigten Klimawirkungen<br />

dieses Verkehrs nur sehr eingeschränkt aufgenommen.<br />

WUPPERTAL INSTITUT BEDEUTUNG DER KLIMAWIRKSAMEN EMISSIONEN DES PKW-VERKEHRS UND BEWERTUNG VON MINDERUNGSSTRATEGIEN<br />

1996<br />

1998<br />

2000<br />

2002<br />

2004<br />

über ges. Teilstrecke<br />

Inland-Inland/Ausland<br />

Ausland-Inland<br />

Inland-Ausland<br />

dar. über Deutschland<br />

Inland-Inland

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