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Gemeindeblatt - Reformierte Kirchgemeinde Solothurn

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Gemeindeleben +<br />

Psalmen<br />

de Weise die Rede. Dies hat mich<br />

bisher dazu veranlasst, diese Psalmen<br />

mit einer «Schere» zu behandeln<br />

und die unangenehmen Verse<br />

beim Lesen im Gottesdienst wegzulassen.<br />

Doch damit werde ich<br />

den Texten nicht gerecht. Wichtige<br />

Aussagen gehen verloren. Ein typisches<br />

Beispiel ist Psalm 139, welcher<br />

von einer intensiven Nähe<br />

und Vertrautheit Gottes mit den<br />

Menschen spricht. Die Verse 19-<br />

22 sprechen aber eine andere Sprache:<br />

«Wolltest du, Gott, doch den<br />

Frevler töten! Ihr Mörder, weicht<br />

von mir. Sie sprechen von dir voller<br />

Tücke, es erheben sich deine<br />

Feinde im Wahn. Sollte ich nicht<br />

hassen, Herr, die dich hassen, sollten<br />

mich nicht ekeln, die sich gegen<br />

dich auflehnen?» Selbst im<br />

Psalm 23 «Der Herr ist mein Hirte«,<br />

ein Psalm, der Geborgenheit,<br />

Schutz und Begleitung ausstrahlt,<br />

sind die Feinde gegenwärtig: «Du<br />

deckst mir den Tisch im Angesicht<br />

meiner Feinde.» Psalm 23 beschreibt<br />

eben gerade keine Idylle,<br />

sondern zeigt auf, dass wir trotz Bedrohung,<br />

angstfrei und in Ruhe an<br />

seinem Tisch essen können.<br />

Wer schreit nach Rache?<br />

Die sogenannten Feind- oder Rachepsalmen<br />

sind Gebete, die den<br />

Unterdrückten, Notleidenden, Armen<br />

und Schwachen eine Stimme<br />

verleihen. Fast ausnahmslos richtet<br />

sich der Betende des Psalms mit<br />

seiner ganzen Not und seiner Klage<br />

an Gott. Es handelt sich dabei<br />

nicht um Konflikte, die der Betende<br />

mit Nächstenliebe lösen könnte.<br />

Oft ist es strukturelle Gewalt,<br />

Unrecht, an dem der Betende leidet<br />

und nicht dagegen ankommt. Die<br />

Feinde scheinen in der Übermacht<br />

zu sein. Die Frevelnden verspotten<br />

nicht nur die Betenden, sondern<br />

auch Gott selbst.<br />

Gewaltvolle Bilder<br />

Was mit den Feinden und Frevlenden<br />

geschehen soll, wird in gewaltvollen<br />

Bildern beschrieben:<br />

«Gott zerbrich ihnen die Zähne<br />

im Mund, zerschlage, Herr, das<br />

Löwengebiss. Wie Wasser, das ver-<br />

rinnt, sollen sie zergehen, verdorren<br />

wie Gras auf dem Weg, wie<br />

eine Schnecke, die in Schleim zerfliesst,<br />

wie eine Fehlgeburt, die nie<br />

die Sonne schaut.» (Ps 58,7-9)<br />

Weitere reine Rachepsalmen<br />

sind: Psalm 5; 79; 94; 137.<br />

Gott als Rächer<br />

durchbricht Gewaltspirale<br />

Den Gewaltfantasien sind keine<br />

Grenzen gesetzt. Oft sollen die<br />

Angeklagten durch ihre eigenen<br />

Mittel gerächt werden. Doch Gott<br />

soll richten und Rache üben, denn<br />

schliesslich heisst es in 5. Mose<br />

32,35: «Mein ist die Rache, ich will<br />

vergelten.» Mit dem Herausschreien<br />

seiner Not delegiert der Betende<br />

die Rache an Gott, verzichtet dabei<br />

auf die eigene Rache und auf<br />

eigene Gewalt. Dadurch wird die<br />

Gewaltspirale durchbrochen, die<br />

sonst noch mehr Gewalt hervorrufen<br />

würde.<br />

Nicht gottgegeben<br />

Der Betende macht aber auch<br />

deutlich, dass er sich nicht mit den<br />

gegebenen Verhältnissen abfindet<br />

oder sie als gottgegeben betrachtet.<br />

Somit sind diese Anklagen Aufrufe<br />

zur Veränderung, zur Wiederherstellung<br />

von Recht und Gerechtigkeit.<br />

Unter Rache stellen wir uns<br />

meist eine willkürliche, blutrünstige<br />

Reaktion vor. Doch Gottes<br />

Rache versteht sich als Unterbrechung<br />

des Unrechts und Wiederherstellung<br />

von Recht und Gerechtigkeit.<br />

Gott der Richter hat immer<br />

noch die Wahl, Gnade zu walten,<br />

wie es im Buch Jona erzählt wird.<br />

(Wie es Jona vorhergesehen hat, erbarmt<br />

sich Gott über Ninive, weil<br />

die drohende Vernichtung die<br />

Menschen wieder zur Umkehr auf<br />

den rechten Weg führte.)<br />

Bedeutung heute<br />

Unrecht geschieht auch heute:<br />

Zum Beispiel in den Ländern auf<br />

der südlichen Halbkugel, wo der<br />

Landbevölkerung das Landwirtschaftsland<br />

weggenommen wird,<br />

um Viehfutter oder Treibstoff für<br />

den Norden herzustellen (Kampagne<br />

von Brot für alle!). Zum Bei-<br />

spiel in Ländern, von denen uns<br />

die christliche Organisation ACAT<br />

immer wieder berichtet, wo regimekritische<br />

Menschen in Gefängnissen<br />

verschwinden, misshandelt<br />

und gefoltert werden und<br />

kein Recht auf Verteidigung erhalten.<br />

Zum Beispiel in <strong>Solothurn</strong>,<br />

wo sich ältere Menschen nachts<br />

nicht mehr auf die Strasse trauen,<br />

weil sie Angst haben, überfallen<br />

zu werden. Ich ärgere mich darüber,<br />

dass Menschen am Rande unserer<br />

Wohlstandsgesellschaft leben<br />

und keine andere Möglichkeit<br />

sehen, als schwächere Menschen<br />

auszurauben.<br />

Gefühle zulassen<br />

Ärger, Wut, Zorn sind natürliche<br />

Gefühle, die darauf aufmerksam<br />

machen, dass etwas nicht<br />

stimmt, dass Unrecht geschieht.<br />

Auch als Christinnen und Christen<br />

dürfen wir diese Gefühle zulassen<br />

und müssen sie nicht verstecken,<br />

obwohl uns Nächsten- und<br />

Feindesliebe geboten ist. Entscheidend<br />

ist, was wir mit unseren Rachegedanken<br />

machen. Ich empfinde<br />

es als sehr befreiend, dass wir zu<br />

unseren Gefühlen stehen dürfen,<br />

aber die Ausführung Gott überlassen<br />

können!<br />

Psychohygiene<br />

Das konsequente Leben mit<br />

diesen Rachepsalmen ist ein Programm<br />

für Psychohygiene, welche<br />

Therapien erspart, und für den gewaltlosen<br />

Umgang mit Konflikten.<br />

Diese Psalmen ermutigen mich<br />

auch, eine direktere Sprache zum<br />

Beispiel in den Fürbitten im Gottesdienst<br />

zu sprechen, wo Gott als<br />

ein liebender, eifernder Gott angerufen<br />

wird, der das Unrecht sieht<br />

und für die Schwachen und Unterdrückten<br />

einsteht.<br />

Herzliche<br />

Grüsse,<br />

Pfarrerin<br />

Elsbeth Hirschi<br />

Glanzmann<br />

<strong>Gemeindeblatt</strong> der <strong>Reformierte</strong>n <strong>Kirchgemeinde</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

Inhalt<br />

Aktive Chinderchile Bellach<br />

S. 7<br />

Danken: Musik und Worte<br />

S. 8<br />

Aus den Gemeindekreisen<br />

S. 9–12<br />

Adressen S. 13<br />

Veranstaltungen S. 14–15<br />

Gottesdienste S. 15–16<br />

Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

<strong>Reformierte</strong> <strong>Kirchgemeinde</strong><br />

<strong>Solothurn</strong>, Baselstrasse 12<br />

Postfach 1455<br />

4502 <strong>Solothurn</strong><br />

Tel. 032 626 30 30<br />

verwaltung@solothurnref.ch<br />

www.solothurnref.ch<br />

www.orgel-stadtkirche.org<br />

www.kantorei-so.ch<br />

Redaktion und Layout:<br />

Angelica Schorre (sch)<br />

Tel. 032 622 33 68<br />

Angelica.Schorre@solothurnref.ch,<br />

angelica.schorre@gawnet.ch<br />

Urs Scheidegger (us, Stv.)<br />

urs.scheidegger.4542@bluewin.ch<br />

Lektorat: Peter Bürgi<br />

Redaktionsschluss für die<br />

März-Ausgabe:<br />

1. Februar 2013<br />

Adressänderungen:<br />

Tel. 032 626 30 30<br />

verwaltung@solothurnref.ch<br />

Druck und Versand:<br />

Vogt-Schild Druck AG<br />

4552 Derendingen<br />

Auflage:<br />

7100 Exemplare, erscheint monatlich<br />

2 2/2013

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