7 - Ärztekammer für Salzburg
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November 2008 Der <strong>Salzburg</strong>er Arzt derpräsident<br />
Präsident Dr. Karl Forstner<br />
Eine jüngst veröffentlichte repräsentative<br />
Umfrage zeigt eines<br />
ganz klar: Die Österreicher sind zufrieden<br />
mit ihren Ärz-<br />
ten, aber zutiefst unzufrieden<br />
mit der<br />
Gesundheitspolitik.<br />
Nicht überraschend<br />
ist auch die Tatsache, dass die Bürger<br />
„Gesundheit“ als zentralen Bereich<br />
ihres Lebens sehen. Umso mehr ist<br />
der Umstand verwunderlich, dass<br />
dieses Thema im abgelaufenen Wahlkampf<br />
nur eine Randbedeutung<br />
hatte.<br />
Unter dem Schlagwort „Gesundheitsreform“<br />
wird derzeit die finanzielle<br />
Entlastung der sozialen Krankenversicherungen<br />
diskutiert. Es bleibe<br />
dahingestellt, ob deren Defizite in<br />
den vergangenen Jahren bewusst<br />
herbeigeführt wurden, sei es durch<br />
gesetzlich verordnete und nicht<br />
dotierte Zusatzaufgaben wie Kinderbetreuungs-<br />
und Arbeitslosengeld,<br />
Verringerung des Staatsanteils beim<br />
so genannten Pensionisten-Hebesatz<br />
oder ähnliche fragwürdige Maßnahmen.<br />
Die <strong>für</strong> die Sanierung der Krankenkassen<br />
notwendigen – zugegebe-<br />
nermaßen erheblichen – Mittel relativieren<br />
sich allerdings vor dem Hintergrund<br />
der staatlichen Milliardenausgaben<br />
<strong>für</strong> Banken, AUA oder ÖBB.<br />
Auch aus Sicht der Ärzteschaft steht<br />
es außer Frage, dass die Krankenkassen<br />
vordringlich zu entschulden sind.<br />
Eine echte Gesundheitsreform ist das<br />
aber nicht. Möchte sie sich ihren Namen<br />
verdienen, müsste sie politische<br />
Visionen und klare Zieldefinitionen<br />
enthalten. Das von der ÖÄK kürzlich<br />
der Politik vorgelegte Grundsatzpapier<br />
zeigt eine Vielzahl von innovativen<br />
Konzepten und Vorschlägen zur<br />
Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems<br />
auf. Die österreichische<br />
Ärzteschaft erwartet sich, dass diese<br />
konstruktiven Lösungsansätze auch<br />
Die gesundheitspolitische<br />
Mitgestaltung durch uns Ärzte<br />
im Rahmen der nunmehr stattfindenden<br />
Koalitionsverhandlungen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Neben einer notwendigen strukturellen<br />
Weiterentwicklung des Gesundheitssystems<br />
müssen jedoch auch<br />
weitere, nicht minder wichtige Problembereiche<br />
angesprochen werden.<br />
So ist etwa die Ausbildungssituation<br />
unserer jungen Kolleginnen und Kollegen<br />
nach wie vor durchaus unbefriedigend.<br />
Abseits der höchst berechtigten<br />
Forderung dieser Kollegenschaft<br />
nach einer hochqualifizierten<br />
Ausbildung müssten die Defizite in<br />
diesem Bereich auch in ökonomischer<br />
und qualitativer Hinsicht zentrales<br />
Anliegen der Gesundheitspolitik<br />
sein. Die Standesvertretung der<br />
Ärzteschaft wird das Ausbildungsthema<br />
jedenfalls auch in Zukunft als ein<br />
Kernanliegen sehen.<br />
Anregungen und Kritik immer erwünscht unter: k.forstner@salk.at<br />
3<br />
Wir vermissen bisher auch die gesellschaftspolitischen<br />
Visionen zu einer<br />
wirklichen Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf. Die Ärzteschaft wird sich<br />
in dieser Thematik nicht dauerhaft<br />
mit schönfärbenden Sonntagsreden<br />
abspeisen lassen.<br />
Die demografische Entwicklung unserer<br />
Bevölkerung wird zu einer zentralen<br />
Herausforderung unserer Gesellschaft.<br />
Bisherige Lösungsansätze<br />
erfassen die Dimension dieses Problems<br />
besonders hinsichtlich der<br />
Finanzierung völlig unzureichend.<br />
Auch diese Problematik muß nicht<br />
zuletzt auf Grund ihrer unmittelbaren<br />
Auswirkungen auf das Gesundheitssystem<br />
aufmerksam von uns beobachtet<br />
werden.<br />
Im Verständnis un-<br />
serer Bevölkerung ist<br />
der Gesundheitsbereich<br />
von zentraler<br />
Bedeutung. Die bisherige<br />
Konzeptlosigkeit der Politik<br />
nährt die Gewissheit, dass „das Gesundheitswesen<br />
zu wichtig ist, um es<br />
ausschließlich der Politik zu überlassen“.<br />
Aus diesem Grund ist es von wesentlicher<br />
Bedeutung, dass sich die österreichische<br />
Ärzteschaft intensivst in<br />
den gesundheitspolitischen Gestaltungsprozess<br />
einbringen kann. Seien<br />
Sie versichert, dass die <strong>Salzburg</strong>er<br />
<strong>Ärztekammer</strong> die Interessen unserer<br />
Bevölkerung und der Ärztinnen und<br />
Ärzte vehement vertreten wird.<br />
Ihr<br />
Dr. Karl Forstner<br />
Präsident der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>für</strong> <strong>Salzburg</strong>