Vergebung leben - Freiheit erfahren - Plough
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J C AR N O L D : V E R G E B U N G L E B E N<br />
die Stelle annahm (zu der Zeit galt die Krankheit als<br />
ansteckend). Doch was konnte er tun? Er musste seinen<br />
Unterhalt irgendwie verdienen, und so nahm er die<br />
Stelle an.<br />
Nach vielen Monaten durfte er endlich wieder in die<br />
Gemeinschaft zurückkehren. Am Tag seiner Rückkehr<br />
war ich so aufgeregt, dass ich es fast nicht mehr aushielt.<br />
Als ich ihn sah, sprang ich in seine Arme. Er nahm mich<br />
auf seine Schultern und ich rief jedem Vorbeigehenden<br />
zu: „Papa ist zu Hause!“ Merkwürdigerweise traf<br />
meine Freude auf eisige Blicke. Erst Jahre später konnte<br />
dies ich verstehen. Ja, Papa durfte zurückkehren. Aber<br />
vergeben hatte man ihm nicht.<br />
Trotzdem die Seelenqual, die meine Eltern in den<br />
Jahren durchlebten, ihnen beiden sehr zu schaffen<br />
machte, waren sie nicht verbittert. Tatsächlich habe ich<br />
erst Jahrzehnte später <strong>erfahren</strong>, was sie erlebt hatten <br />
nicht von ihnen selbst, sondern von Freunden. Als ich<br />
sie fragte, weshalb sie sich nicht gerechtfertigt hätten,<br />
sagte mein Vater einfach: „Es spielt keine Rolle, wie oft<br />
man verraten wurde, es ist immer besser zu vergeben,<br />
als mit Groll und Misstrauen zu <strong>leben</strong>.“ Ich war tief<br />
beeindruckt von seiner Haltung, doch ich war zugleich<br />
auch entsetzt. Wie würde ich reagieren, wenn ich auf<br />
solche Art behandelt würde?