18.10.2012 Aufrufe

Über die Zukunft der Fachanwälte - Anwalt-Suchservice

Über die Zukunft der Fachanwälte - Anwalt-Suchservice

Über die Zukunft der Fachanwälte - Anwalt-Suchservice

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wenn denn <strong>die</strong> Spezialisierung ein<br />

wesentlicher Schritt für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg eines <strong>Anwalt</strong>s ist,<br />

warum sind dann nicht längst über<br />

50 Prozent aller Anwältinnen und<br />

Anwälte <strong>Fachanwälte</strong>?<br />

Offermann-Burckart: Das frage ich<br />

mich auch! Denn <strong>die</strong> Zahlen, z.B.<br />

aus den sog. STAR-Berichten des Instituts<br />

für Freie Berufe in Nürnberg,<br />

belegen ja eindeutig, dass <strong>Fachanwälte</strong><br />

rund 30 % höhere Umsätze<br />

erzielen als Nicht-<strong>Fachanwälte</strong>. Die<br />

häufigsten Gründe, <strong>die</strong> gegen den Erwerb<br />

einer Fachanwaltsbezeichnung<br />

angeführt werden, sind <strong>die</strong> Sorge,<br />

als Fachanwalt von Mandaten aus<br />

sonstigen Rechtsgebieten abgeschnitten<br />

zu sein, und <strong>die</strong> fehlende Bereitschaft,<br />

sich einem Fachanwalts-Lehrgang<br />

zu unterziehen.<br />

Müssten nicht Anwälte, <strong>die</strong> den<br />

Fachanwaltstitel führen wollen, auch<br />

entsprechende praktische Erfolge<br />

nachweisen und nicht lediglich eine<br />

bestimmte Anzahl von Fällen, <strong>die</strong><br />

von <strong>der</strong> qualitativen Bearbeitung her<br />

überhaupt nicht geprüft werden?<br />

Offermann-Burckart: Ich kenne das<br />

Argument, dass, wer 100mal etwas<br />

falsch mache, noch lange kein Experte<br />

sei. Allerdings halte ich das dadurch<br />

zum Ausdruck gebrachte Misstrauen<br />

gegenüber <strong>der</strong> Kollegenschaft<br />

für unberechtigt. Der <strong>Anwalt</strong> lernt<br />

„am Fall“. Die verantwortliche Bearbeitung<br />

eines Mandats zwingt ihn,<br />

sich vertieft mit <strong>der</strong> zugrunde liegenden<br />

Materie zu befassen, seine Fähigkeiten<br />

zu trainieren und zu erweitern<br />

und im besten Sinne Routine<br />

zu entwickeln. Wer 50mal vor dem<br />

Arbeitsgericht gestanden hat, mag<br />

zwar immer noch nicht unfehlbar<br />

sein; er weiß aber, wie es dort zugeht.<br />

„Der Seminarschlaf ist unter<br />

Anwälten nicht weit verbreitet“<br />

THEMA<br />

Nachgefragt bei Rechtsanwältin Dr. Susanne Offermann-<br />

Burckart, Hauptgeschäftsführerin <strong>der</strong> Rechtsanwaltskammer<br />

Düsseldorf und stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss 1<br />

<strong>der</strong> Satzungsversammlung<br />

Wir müssen uns davor hüten, einige<br />

wenige „Ausreißer-Fälle“, <strong>die</strong> es immer<br />

gibt, zum Maß aller Dinge zu<br />

machen. Und wer wollte beurteilen,<br />

wann eine Mandatsbearbeitung „erfolgreich“<br />

war? Es gibt Fälle, <strong>die</strong> de<br />

lege artis bearbeitet wurden und dennoch<br />

– jedenfalls aus Sicht des Mandanten<br />

– nicht zum Erfolg führten,<br />

und an<strong>der</strong>e, bei denen <strong>die</strong> Sachbearbeitung<br />

qualitativ vielleicht zu wünschen<br />

übrig ließ, dem Mandanten<br />

aber dennoch einen Prozessgewinn<br />

o<strong>der</strong> glücklichen Vergleichsabschluss<br />

bescherte. Der Ausschuss 1, <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> zu Ende gehenden dritten Legislaturperiode<br />

das gesamte Fachanwalts-System<br />

auf den Prüfstand gestellt<br />

hat, hat sich nach eingehen<strong>der</strong><br />

Diskussion und reiflicher <strong>Über</strong>legung<br />

dazu entschlossen, <strong>die</strong> „Falllisten“<br />

unangetastet zu lassen. Will<br />

man am Nachweis praktischer Erfahrungen<br />

festhalten, gibt es zur Fallliste<br />

letztlich keine Alternative.<br />

Auch <strong>die</strong> Steuerberater führen gerade<br />

Fachbezeichnungen ein. Teilweise<br />

wird da auch ordentlich in juristischem<br />

Terrain gewil<strong>der</strong>t. Wie stehen<br />

Sie dazu?<br />

Offermann-Burckart: Dass <strong>die</strong> Bundessteuerberaterkammer<br />

eine (<strong>der</strong>zeit<br />

dem Bundesfinanzministerium zur<br />

Genehmigung vorliegende) Fachberaterordnung<br />

verabschiedet hat, <strong>die</strong><br />

in weiten Teilen <strong>die</strong> Fachanwaltsordnung<br />

adaptiert, mag ein Beleg dafür<br />

sein, dass <strong>die</strong> FAO so schlecht nicht<br />

ist. Die Einführung <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

„Fachberater für …“ ist wegen <strong>der</strong><br />

Verwechslungsgefahr mit den Fachanwaltschaften<br />

aber nicht ganz unproblematisch.<br />

Das gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />

dann, wenn <strong>die</strong>se Bezeichnung<br />

– wie <strong>der</strong> Deutsche Steuerberaterverband<br />

plant – für <strong>die</strong> Bereiche „Sa-<br />

nierung und Insolvenzverwaltung“,<br />

„Unternehmensnachfolge“ sowie<br />

„Testamentsvollstreckung und Nachlassverwaltung“<br />

geführt und auch<br />

an Rechtsanwälte verliehen werden<br />

dürfte. Die „Fachberaterordnung“<br />

<strong>der</strong> Bundessteuerberaterkammer<br />

sieht nur <strong>die</strong> Bezeichnungen „Fachberater/in<br />

für Internationales Steuerrecht“<br />

und „Fachberater/in für Zölle<br />

und Verbrauchsteuern“ sowie eine<br />

zwingende Verknüpfung <strong>die</strong>ser Bezeichnungen<br />

mit <strong>der</strong> Berufsbezeichnung<br />

„Steuerberater/in“ o<strong>der</strong> „Steuerbevollmächtigte/r“<br />

vor.<br />

Ist <strong>die</strong> <strong>der</strong>zeitige Fortbildungspflicht<br />

nicht Augenwischerei? Die 10 Stunden<br />

kann man schließlich an einem<br />

Wochenende absitzen, ohne dass<br />

hiermit ein gewisser Lernerfolg nachgewiesen<br />

werden muss. Beißt sich <strong>die</strong>se<br />

Praxis nicht mit dem hohen Qualitätsanspruch?<br />

Offermann-Burckart: Die Satzungsversammlung<br />

hat eine Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Stundenzahl von 10 auf 15, <strong>die</strong><br />

<strong>der</strong> Ausschuss 1 vorgeschlagen hatte,<br />

abgelehnt. Außerdem wurde im<br />

Ausschuss ein kontinuierlicher Fallnachweis<br />

diskutiert, aber schon aus<br />

Gründen fehlen<strong>der</strong> Praktikabilität<br />

nicht befürwortet. Was den grundsätzlichen<br />

Lernerfolg in Fortbildungsveranstaltungen<br />

angeht, so glaube ich<br />

nicht, dass <strong>der</strong> häufig kolportierte „Seminarschlaf“<br />

ein unter Anwälten häufiges<br />

Phänomen ist. Gerade <strong>die</strong> Anwälte,<br />

<strong>der</strong>en Zeit knapp bemessen ist,<br />

werden klug genug sein, Veranstaltungen<br />

zu besuchen, von denen sie sich<br />

einen Zuwachs an Kenntnissen versprechen.<br />

Im Übrigen zeigen meine<br />

Erfahrungen aus <strong>der</strong> Praxis, dass viele<br />

<strong>Fachanwälte</strong> freiwillig ein beeindruckendes<br />

Mehr an Fortbildung absolvieren,<br />

als § 15 FAO es vorschreibt.<br />

3 / 2007 anwaltsreport

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!