NVH & Friction - Virtual Vehicle
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Trim Transfer Matrix – Neue Methode zur<br />
experimentellen Materialcharakterisierung<br />
und Vorhersage des Innengeräusches<br />
Das Innengeräusch eines PKW kann durch Dämmung und Dämpfung der Innenauskleidung gezielt gestaltet<br />
werden. Eine neue Messmethode ermöglicht eine frühere und genauere Vorhersage des Fahrzeuginnengeräusches<br />
durch die Kombination mit der Transfer-Pfad-Analyse und klassischen Simulationsmodellen.<br />
Im Fahrzeuginneren eines PKW entstehen<br />
Störgeräusche durch Geräuschquellen im<br />
Motorraum, durch Rollgeräusche bei höheren<br />
Geschwindigkeiten und durch Strömungsgeräusche.<br />
Das Sounddesign nimmt einen hohen Stellenwert<br />
bei den Kundenerwartungen an ein Fahrzeug<br />
ein. Diese wollen einen zuverlässigen und<br />
starken Motor hören, kein Klappern und kein<br />
Rasseln. Unpassende Geräusche sollen vermieden<br />
werden, dabei spielen die Stirnwandverkleidung,<br />
Teppich und andere Verkleidungsteile<br />
des Fahrzeugs eine wesentliche Rolle. Sie<br />
haben eine große Wirkung auf den Sound im<br />
PKW und werden deshalb zur Auslegung und<br />
Berechnung der Innenakustik verwendet. Ziel<br />
ist ein angenehmer Höreindruck und ein „guter<br />
Sound“. Durch Dämmung können Geräusche<br />
am Eindringen ins Fahrzeug gehindert werden.<br />
Falls sie bereits eingedrungen sind, können sie<br />
durch Dämpfung abgeschwächt werden.<br />
Das Konsortium, bestehend aus BMW, IAC<br />
(Trimhersteller), Microflown (Sondenhersteller),<br />
ESI (Softwarehersteller) und dem VIRTUAL VE-<br />
HICLE, entwickelt gemeinsam ein Gesamtmodell<br />
für Rohkarosserie und Innenverkleidung.<br />
Zunächst werden Rohkarosserie und Trim<br />
unabhängig voneinander akustisch charakterisiert.<br />
Im Anschluss werden die Ergebnisse<br />
zusammengeführt.<br />
Traditionelle Messmethoden<br />
Um Dämmung und Dämpfung direkt zu messen,<br />
werden aktuell vorhandene Methoden (z.B.<br />
Hallraum, Fensterprüfstand, Impedanz-Rohr,<br />
Petit-Kammer), spezielle Schallfelder (etwa<br />
eindimensional, senkrecht oder diffus) und spezielle<br />
Probenanlagerungen vorausgesetzt. Diese<br />
traditionellen Messungen berücksichtigen<br />
allerdings die Phaseninformationen nicht und<br />
sind in klassischen Simulationsmodellen nicht<br />
direkt einsetzbar.<br />
Alternative Messmethoden<br />
Mikromodelle aus der Biot-Theorie oder semiempirische<br />
Modelle wie z.B. Delany-Bazley<br />
können die Dämmung und Dämpfung analytisch<br />
beschreiben. Sie sind allerdings nur dann<br />
anwendbar, wenn die Verkleidung aus in sich<br />
homogenen Schichten aufgebaut ist und die<br />
mechanischen, strömungstechnischen und dissipativen<br />
Eigenschaften jeder Schicht bekannt<br />
sind. Durch die große Anzahl an notwendigen<br />
Parametern, die im Labor bestimmt werden<br />
müssten, und durch den inhomogenen Aufbau<br />
vieler Verbundwerkstoffe, stoßen diese Methoden<br />
an ihre Grenzen.<br />
Benötigt wird daher eine neue Messmethode<br />
samt Materialcharakterisierung und Modellbildungsvorschrift,<br />
die Folgendes erlaubt:<br />
• Messung von Verbundmaterialien bestehend<br />
aus Schäumen, Fliesen, Folien und<br />
Geweben<br />
• Messung von Materialien mit inhomogenen<br />
Schichtaufbau<br />
• Messung von Feder-Masse-Systemen<br />
• Im Grobkonzept des Fahrzeuges können<br />
Materialdaten direkt als Vorgabewerte verwendet<br />
werden.<br />
• Fahrzeugunabhängige Messung beim Lieferanten<br />
• Vergleichbarkeit der Ergebnisse aus verschiedenen<br />
Labors d.h. Eignung der Er-<br />
Abb. 1: Akustische Impedanz<br />
eines diskretisierten Systems:<br />
wie groß sind die Schalldrücke<br />
p1 bis p10, wenn nur Knoten Nr.<br />
3 sich bewegt, und alle anderen<br />
Knoten still stehen?<br />
gebnisse als verbindliche Lastenheft- und<br />
Abnahmekriterien<br />
• Integration gemessener Materialdaten ins<br />
akustische Gesamtfahrzeugmodell (Struktur,<br />
Trim und Luft).<br />
• Integration von Materialdaten in FE.<br />
• Integration von Materialdaten in die Transfer-Pfad-Analyse.<br />
Gefordert ist daher eine Materialcharakterisierung,<br />
die durchgängig in Messung und Simulation,<br />
Konzeption und Feinrechnung eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Erfassung von Schalldruck und<br />
Schallschnelle<br />
Zur Erfassung des Schallfeldes, das auf eine<br />
Fläche einfällt oder aus ihr heraustritt, wird ein<br />
Array der Sonden verwendet. Eine erst kürzlich<br />
auf den Markt gekommene PU-Schallsonde<br />
erfasst Schalldruck und Schallschnelle auf<br />
engstem Raum. Gegenwärtig forscht die Gruppe<br />
<strong>Vehicle</strong> Noise Reduction am VIRTUAL VEHI-<br />
CLE, wie dies mit speziellen Randbedingungen<br />
und Beschallungseinrichtungen kombiniert werden<br />
kann, um das Eingangs-Ausgangs-Verhalten<br />
einer weichen Materialprobe zu bestimmen.<br />
Akustische Impedanz<br />
In der Elektrotechnik, Mechanik und Akustik<br />
können lineare, passive, zeitinvariante, diskrete<br />
Systeme durch die Impedanzmatrix beschrie-<br />
magazine Nr. 13, I-2013<br />
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