Der Archivar, Heft 3, 1999 - Archive in Nordrhein-Westfalen

Schriften" wird im Goethejahr 1999 fortgesetzt und als nächsten Band das "Kalendarium zu Goethes
amtlicher Tätigkeit 1788 bis 1819" veröffentlichen.
Nachdem in den zurückliegenden Jahren (zumeist in Kooperation mit der Sparkassen-Kulturstiftung
Hessen - Thüringen bzw. mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Erfurt) verschiedene
Tafelausstellungen gestaltet worden sind und kleinere Dokumentenausstellungen aus besonderen
Anlässen auch außerhalb des Archivs (im Thüringer Landtag und in der Landesvertretung in Bonnn)
gezeigt wurden - ganz zu schweigen von zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen durch Leihgaben aus
den Archivbeständen - und diese Form der historischen Bildungsarbeit eine erfreuliche öffentliche
Resonanz hervorgerufen hat, werden im Laufe des Kulturstadtjahres vier große
Archivalienausstellungen in einem durch seinen Hallencharakter sehr gut geeigneten Raum in der
ehemaligen Remise des Marstall-Südflügels zu sehen sein: vom 29. März bis 5. Mai 1999 "Mit Brief
und Siegel - Dokumente aus 1000 Jahren thüringischer Geschichte", vom 10. Mai bis 13. Juni 1999
"Mit der eigenen Hand - Autographen aus dem klassischen Weimar", vom 20. Juni bis 1. August
1999 "Das Goethejahr 1949 in Weimar" (mit einem Schwerpunkt zu Thomas Mann in Weimar) und
vom 11. August bis 7. November 1999 - also auch während des Deutschen Archivtages in Weimar
zum Besuch einladend - die Ausstellung "Der amtliche Goethe - Vom Geheimen Legationsrat zum
Staatsminister in Sachsen-Weimar-Eisenach".
Am 12. April 1999 wurde im Keller des Marstalls im östlichen Gebäudeteil am Kegelplatz der
"Erinnerungsort Gestapokeller im Marstall" eröffnet, der eine Dauerausstellung über das unselige
Wirken der Gestapo-Leitstelle für Thüringen im Marstall zu Weimar (1936 bis 1945) und das
provisorische Landgerichtsgefängnis (1945 bis 1950) enthält, die für die Zeit vor und nach 1945
dokumentiert, wie von den Repressionsorganen totalitärer Regime politisch Andersdenkende,
Menschen ohne Gerichtsurteil, gefangen gehalten und mißhandelt wurden. Ergänzt wird sie durch die
Sonderausstellung zur künstlerischen Gestaltung des Marstallinnenhofes, in der das Projekt
"Zermahlene Geschichte" von Dr. Horst Hoheisel und Andreas Knitz vorgestellt wird.
Seit Mitte der 1990er Jahre bestimmen jedoch auch die Arbeiten zur Sanierung, Rekonstruktion und
Erweiterung der Archivgebäude den Archivalltag, die bei laufendem Dienstbetrieb stattfinden und
von Archivpersonal und Benutzern sehr viel Verständnis für die Gegebenheiten vor Ort und nicht
wenige Mühe bei den ständigen Veränderungen der räumlichen Situation abverlangen. Die
Teilnehmer des Deutschen Archivtages können sich bei ihrem Besuch in Weimar gern selbst ein Bild
davon machen, was schon geschafft wurde, wie sich das Bild geändert hat und wohin der Weg des
Thüringischen Hauptstaatsarchivs im neuen Jahrtausend führen soll.
Der Archivar, Heft 3, 1999