Der Archivar, Heft 3, 1999 - Archive in Nordrhein-Westfalen
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zum ersten die <strong>in</strong>dividuelle, nonl<strong>in</strong>eare Zusammenstellung von Informationen durch Blättern und<br />
assoziatives Lesen. Zum zweiten sollte die nonverbale Präsentation von Zusammenhängen<br />
gewährleistet bleiben, wie sie <strong>in</strong> der Darstellung der Bestandsstruktur mit Hilfe der Klassifikation<br />
und <strong>in</strong> der Darstellung von Zusammenhängen zwischen den Verzeichnungse<strong>in</strong>heiten durch die<br />
Anordnung der Aktentitel zum Ausdruck kommt, und zum dritten sollten Benutzern über die<br />
Klassifikation und den Index wie im Papierf<strong>in</strong>dbuch mehrere Zugriffsmöglichkeiten offenstehen. Es<br />
g<strong>in</strong>g also nicht um e<strong>in</strong>e generelle Abkehr von e<strong>in</strong>em an sich bewährten Medium, sondern um dessen<br />
Optimierung. 5<br />
So sollten Nachteile der Papierversion von F<strong>in</strong>dbüchern behoben werden. Die e<strong>in</strong>zelnen Teile, die<br />
m<strong>in</strong>destens Titelblatt, E<strong>in</strong>leitung, Klassifikation, Titelaufnahmen und Index umfassen, werden im<br />
Papierf<strong>in</strong>dbuch l<strong>in</strong>ear h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander dargestellt. Bezüge zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Elementen gibt es<br />
höchstens, wenn die unterste Ebene der Klassifikation als Kopfzeile bei den Titelaufnahmen<br />
ersche<strong>in</strong>t. Die Tatsache, daß bei e<strong>in</strong>em Bestand von Sachakten e<strong>in</strong> Aktentitel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hierarchie von<br />
Gliederungspunkten steht, wird dabei nicht deutlich. Bei der Recherche <strong>in</strong> den Titelaufnahmen<br />
wissen die Benutzer also <strong>in</strong> der Regel nicht, auf welcher Hierarchiestufe der Klassifikation sie sich<br />
gerade bewegen. Dieselbe Unsicherheit bleibt ihnen, wenn sie über den Index des F<strong>in</strong>dbuches<br />
zunächst zu e<strong>in</strong>er Seitenzahl und dann zu e<strong>in</strong>em Aktentitel gelangen: Auch dann steht dieser Titel<br />
ohne den Kontext der Klassifikation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von Titelaufnahmen. Ziel des Onl<strong>in</strong>e-F<strong>in</strong>dbuches<br />
ist es, die Navigations- und Verknüpfungsmöglichkeiten des Internets zu nutzen, um die stete<br />
Orientierung der Benutzer <strong>in</strong>nerhalb des F<strong>in</strong>dbuches zu gewährleisten. Die Beziehungen zwischen<br />
Klassifikation und Titelaufnahmen sollten optisch deutlich gemacht und bei allen<br />
Recherchevorgängen erhalten werden. Auch e<strong>in</strong> weiterer Mangel des Papierf<strong>in</strong>dbuches sollte<br />
beseitigt werden: Die E<strong>in</strong>leitung bietet gebündelte Kontext<strong>in</strong>formation über e<strong>in</strong>en Bestand; diese<br />
Informationen bleiben aber unverbunden neben den Titelaufnahmen und Klassifikationspunkten<br />
stehen. Hier bietet die Internettechnologie die Möglichkeit, Kontext fakultativ gezielt dort<br />
bereitzustellen, wo Benutzer ihn brauchen, nämlich außer als kompakten, eigenständigen Langtext<br />
auch bei e<strong>in</strong>zelnen Gliederungsstufen und Aktentiteln.<br />
Größerer Komfort bei der Recherche durch mehr Übersichtlichkeit und s<strong>in</strong>nvollerer E<strong>in</strong>satz von<br />
Kontext<strong>in</strong>formationen - das waren die Leitl<strong>in</strong>ien für die Entwicklung des Onl<strong>in</strong>e-F<strong>in</strong>dbuches. Neben<br />
der Automatisierung der F<strong>in</strong>dbuchgenerierung <strong>in</strong> HTML war also auch e<strong>in</strong>e Qualitätssteigerung<br />
gegenüber dem Papierf<strong>in</strong>dbuch angestrebt, dessen Vorzüge bewußt erhalten werden sollten. Beides -<br />
die Automatisierung und die Qualitätssteigerung gegenüber dem Papierf<strong>in</strong>dbuch - waren als Kriterien<br />
für F<strong>in</strong>dbücher im Internet neu.<br />
Andere F<strong>in</strong>dbücher im Internet<br />
Es lassen sich neben dem Marburger Modell drei Grundtypen von Onl<strong>in</strong>e-F<strong>in</strong>dbüchern<br />
unterscheiden: Erstens die mehr oder weniger getreue Abbildung des Papierf<strong>in</strong>dbuches im Internet,<br />
zweitens die re<strong>in</strong>e Datenbankabfrage, drittens e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von 1:1-Abbildung des<br />
Papierf<strong>in</strong>dbuches und Datenbankabfrage, deren wichtigste Ausformung die mit Encoded Archival<br />
Description (EAD) erstellten F<strong>in</strong>dbücher s<strong>in</strong>d. Alle drei Typen sollen im Folgenden vorgestellt<br />
werden.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Archivar</strong>, <strong>Heft</strong> 3, <strong>1999</strong>