Der Archivar, Heft 3, 1999 - Archive in Nordrhein-Westfalen

Archivierung von Unterlagen der Bezirksregierungen in Bayern
Margit Ksoll-Marcon
1. Die bayerischen Bezirksregierungen
Die sieben bayerischen Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken,
Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben, wie sie 1837 eingerichtet wurden, wurden nach dem
Zweiten Weltkrieg gemäß Artikel 185 der Bayerischen Verfassung wieder in dieser Form hergestellt.
Jeder Regierungsbezirk hat als staatliche Mittelbehörde eine Regierung. 1 Für jeden Regierungsbezirk
ist ein eigenes Staatsarchiv zuständig, das sowohl das Schriftgut der Regierung als auch das
sämtlicher Behörden der mittleren und unteren Verwaltungsebene, dazu zählen auch die Unterlagen
der Landratsämter, übernimmt. Kreisarchive, wie in anderen Bundesländern, gibt es in Bayern nicht.
Die bayerischen Regierungen sind sowohl Vollzugs- als auch Rechts-, Dienst- und
Fachaufsichtsbehörden mit Aufgaben aus allen Geschäftsbereichen der Staatsregierung mit
Ausnahme des Justiz- und Finanzministeriums. Sie sind dem Innenministerium nachgeordnet und
unterstehen bei ihrer Aufgabenerfüllung der Fachaufsicht des jeweils zuständigen Ministeriums. Der
innere Aufbau der Regierungen sieht im wesentlichen folgende Abteilungen vor: zentrale Aufgaben,
allgemeine Verwaltung, Wirtschaft und Verkehr, Bauwesen, Schul- und Bildungswesen, soziale
Aufgaben, Landwirtschaft, Landesentwicklung und Umweltfragen. 2 Einzelnen Regierungen wurden
zusätzlich Sonderaufgaben übertragen: Bei den Regierungen von Oberbayern und Mittelfranken
wurden die Aufgaben des Luftverkehrs konzentriert 3 , der Regierung von Unterfranken ist der
Vollzug und die Überwachung der Einhaltung von Rechtsvorschriften der Europäischen
Gemeinschaft für den Weinbau übertragen 4 , außerdem wurden in die Regierung von Oberfranken die
Bergämter Amberg und Bayreuth und in die Regierung von Oberbayern das Bergamt München
eingegliedert 5 .
2. Aufbewahrungsfristen und Bewertung der Akten der Regierungen im Gemeinsamen Aktenplan
(GAPl)
Seit 1982 besitzen die Regierungen einen einheitlichen Aktenplan, den sogenannten Gemeinsamen
Aktenplan (GAPl), der von einer Kommission beim Innenministerium unter Mitwirkung der
Archivverwaltung erarbeitet wurde. Grundlage für den Aufbau des Aktenplans war die thematischsachliche
Zusammengehörigkeit und der Grundsatz, daß jeder Aktenbetreff nur einmal erscheinen
kann. "Ordnungssystem ist das Dezimalsystem. Der Aktenplan wird vierstufig nach dem
volldekadischen System in Hauptgruppen (einstellig), Gruppen (zweistellig), Untergruppen
(dreistellig) und Sachgruppen gegliedert." 6
Auf der Grundlage des GAPl wurde zwischen dem Bayerischen Staatsministerium des Innern und der
Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns eine Archivierungsvereinbarung über die
"Aufbewahrung, Anbietung und Vernichtung von Unterlagen der Regierungen" zum 1. Januar 1996
getroffen. Diese für alle Regierungen gültigen Aufbewahrungsfristen und Bewertungen hatten einen
Vorläufer in dem Verzeichnis der Aufbewahrungsfristen der Regierung von Oberbayern von 1978.
Der Archivar, Heft 3, 1999