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Roger Garaudy Die Gründungsmythen der israelischen ... - VHO.org

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GARAUDY : <strong>Die</strong> <strong>Gründungsmythen</strong> <strong>der</strong> <strong>israelischen</strong> Politik<br />

in Bethel (1. Moses 13,14-16) und in Mamre (in <strong>der</strong> Nähe Hebrons, 1. Moses 15,18-21 und 17,4-8),<br />

also den allerheiligsten Orten von Samaria und Judäa, scheint sich vor allem auf die Region des<br />

heutigen Westjordanlandes zu beziehen.<br />

<strong>Die</strong> biblischen Erzähler stellen uns die Geschichte <strong>der</strong> Ursprünge Israels als eine Folge von<br />

deutlich abgegrenzten Epochen dar. Alle Erinnerungen, Geschichten, Legenden, Märchen o<strong>der</strong><br />

Gedichte, die ihnen, mündlich überliefert, zu Ohren gekommen sind, fügten sie in einen genauen<br />

genealogischen und chronologischen Rahmen ein. <strong>Die</strong>ses historische Schema ist, darüber herrscht bei<br />

fast allen mo<strong>der</strong>nen Exegeten Übereinstimmung, weitgehend fiktiv.<br />

<strong>Die</strong> Arbeiten von Albrecht Alt und Martin Noth haben insbeson<strong>der</strong>e gezeigt, daß die Einteilung<br />

in aufeinan<strong>der</strong>folgende Epochen (Patriarchen, Sklaverei in Ägypten, Eroberung Kanaans) künstlich<br />

ist.“ 1<br />

Françoise Smyth, Dekan <strong>der</strong> Fakultät für protestantische Theologie in Paris, faßt in<br />

Übereinstimmung mit <strong>der</strong> Arbeit Albert de Purys die Arbeiten <strong>der</strong> zeitgenössischen Exegese zusammen<br />

und schreibt: „<strong>Die</strong> jüngste Geschichtsforschung hat die klassische Vorstellung vom Exodus aus<br />

Ägypten, von <strong>der</strong> Eroberung Kanaans, von <strong>der</strong> <strong>israelischen</strong> nationalen Einheit vor dem Exil und von<br />

genauen Grenzen als nicht historisch verifizierbar erkannt. <strong>Die</strong> biblischen Geschichten geben nicht<br />

über das, was sie erzählen, son<strong>der</strong>n über jene, von denen sie stammen.“ 2<br />

Françoise Smyth hat in ihrem Buch „Les Mythes illégitimes. Essai sur la ‚terre promise’“ 3 die<br />

Arbeit einer rigorosen Richtigstellung geleistet.<br />

Und Albert de Pury fährt fort: „<strong>Die</strong> meisten Exegeten halten die patriarchalische Verheißung in<br />

ihrer klassischen Form (siehe z.B. 1. Mose 13,14-17 o<strong>der</strong> 1. Mose 15,18-21) für eine Legitimierung<br />

post eventum <strong>der</strong> <strong>israelischen</strong> Eroberung Palästinas bzw., um noch genauer zu sein, <strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong><br />

<strong>israelischen</strong> Souveränität unter <strong>der</strong> Herrschaft Davids. Mit an<strong>der</strong>en Worten: <strong>Die</strong> Verheißung wäre in<br />

die biblischen Berichte von den Patriarchen aufgenommen worden, um aus dieser ‚altübelieferten<br />

Epopö’ einen Vorboten und eine Ankündigung des davidianischen und salomonischen Goldenen<br />

Zeitalters zu machen.<br />

<strong>Die</strong> denkbaren Ursprünge <strong>der</strong> patriarchalischen Verheißung seien hier wie folgt skizziert:<br />

1. <strong>Die</strong> Verheißung des Landes, verstanden als eine Verheißung <strong>der</strong> Seßhaftwerdung, ist zuerst<br />

Gruppen von Nomaden, die dem Regime <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>schäferei unterworfen waren und denen es darum<br />

ging, sich irgendwo in bewohnbaren Gegenden nie<strong>der</strong>zulassen, gemacht worden. In dieser Form hat die<br />

Verheißung Teil des religiösen und erzählerischen Kulturerbes verschiedener Stammesgruppen werden<br />

können. 4<br />

1<br />

(Anm. bei de Pury:) Siehe A. Alt, „Der Gott <strong>der</strong> Väter“ (1929), in A. Alt, Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel,<br />

München 1953 (1963), Bd. 1, S. 1-78, und „<strong>Die</strong> Landnahme <strong>der</strong> Israeliten in Palästina“ (1925), in: Kleine Schriften, Bd. 1, S.<br />

89-125<br />

2<br />

Françoise Smyth, Les protestants, la Bible et Israel depuis 1948, in: La Lettre, November 1984, Nr. 313, S. 23<br />

3<br />

Françoise Smyth, Les Mythes illégitimes. Essai sur la „Terre promise“, Ed. Labor et Fides, Genf, 1994<br />

4<br />

(Anm. bei de Pury:) „<strong>Die</strong> Lektüre <strong>der</strong> heiligen Schriften des Vor<strong>der</strong>en Orients zeigt uns, daß allen Völkern von ihrem Gott,<br />

<strong>der</strong> ihnen – von Mesopotamien über die Hethiter bis Ägypten – Land versprach, vergleichbare Verheißungen gemacht<br />

worden sind.<br />

Um die Siege zu feiern, die er auf dem Weg über Gaza, Megiddo, Qadesh bis nach Karhemisch (am Euphrat) errungen hat,<br />

erklärt Gott auf <strong>der</strong> Stele von Karnak (Ägypten), errichtet von Tutmosis III (zwischen 1480 und 1475 v. Chr.): ‚Ich weise dir<br />

durch Dekret das Land weit und breit zu. Ich bin gekommen und gebe dir das Land des Westens zur Vernichtung.’<br />

Am an<strong>der</strong>en Ende des ‚fruchtbaren Halbmonds’, in Mesopotamien, ‚bestimmt’ Gott Marduk ‚das Schicksal eines jeden’<br />

(Vers 46) und befiehlt, um den Bund zu besiegeln, Babylon und seinen Tempel zu bauen’. (René Labet, Les religions du<br />

Proche-Orient, Paris 1970, Edition Fayard, S. 60)<br />

Zwischen den beiden singen die Hethiter <strong>der</strong> Sonnengöttin Arinna folgendes Lied: ‚Du wachst über die Sicherheit von<br />

Himmel und Erde/Du ziehst die Grenzen des Landes.’ (ebenda S. 557)<br />

Wenn die Hebräer nicht eine solche Verheißung empfangen hätten, würden sie wirklich eine Ausnahme darstellen!“ (Siehe<br />

hierzu die Arbeit Paters Landouzies’ vom katholischen Institut von Paris über „Le don de la terre de Palestine“ („<strong>Die</strong><br />

Schenkung des palästinensischen Landes“), 1974, S. 10-15.)<br />

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