Roger Garaudy Die Gründungsmythen der israelischen ... - VHO.org
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GARAUDY : <strong>Die</strong> <strong>Gründungsmythen</strong> <strong>der</strong> <strong>israelischen</strong> Politik<br />
Erst nach <strong>der</strong> Rückkehr aus dem Exil, insbeson<strong>der</strong>e bei den Propheten, setzt sich <strong>der</strong><br />
Monotheismus durch, d.h. jetzt geht man von Formulierungen wie „Du sollst keine an<strong>der</strong>en Götter<br />
haben neben mir“ (2. Mose 20,3) zu solchen über, die sich nicht damit begnügen, Gehorsam<br />
ausschließlich für Jahwe zu verlangen, wie es auch im 5. Buch Mose wie<strong>der</strong>holt wird – „Und du sollst<br />
nicht an<strong>der</strong>n Göttern nachfolgen“ (6,14) –, son<strong>der</strong>n die verkünden: „Denn ich bin Gott, und sonst<br />
keiner mehr.“ (Jesaja 45,22) <strong>Die</strong>se unbestreitbare Bejahung des Monotheismus stammt aus <strong>der</strong> zweiten<br />
Hälfte des 6. Jahrhun<strong>der</strong>ts (zwischen 550 und 539).<br />
Der Monotheismus ist in <strong>der</strong> Tat das Ergebnis einer langen Reifezeit <strong>der</strong> großen Kulturen des<br />
Mittleren Ostens: Mesopotamiens und Ägyptens. Schon im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t hatte <strong>der</strong> Pharao<br />
Echnaton aus allen Tempeln das Wort „Gott“ im Plural entfernen lassen. Seine „Hymne an die<br />
Sonne“ wird im Psalm 104 fast wörtlich wie<strong>der</strong>gegeben. <strong>Die</strong> babylonische Religion bewegt sich auf den<br />
Monotheismus zu. Der Historiker Albright beschreibt anhand des Gottes Marduk die Etappen dieser<br />
Umwandlung. „Wenn man erkennt, daß die vielen verschiedenen Gottheiten nur Äußerungen eines<br />
einzigen Gottes sind (...), ist es nur noch ein Schritt zu einer Art Monotheismus.“ 1<br />
Das aus dem 11. Jahrhun<strong>der</strong>t v. Chr. stammende „Babylonische Gedicht von <strong>der</strong> Schöpfung“<br />
zeugt von diesen „letzten Schritten“: „Wenn die Menschen in ihrer Götterverehrung auch geteilt sind,<br />
für uns ist Er, bei allen Namen, mit denen wir Ihn genannt haben werden, Er, unser Gott.“<br />
<strong>Die</strong>se Religion hat ein Stadium von Innerlichkeit erreicht, an dem das Bild des geschlagenen<br />
Gerechten erscheint:<br />
„Ich will den Herrn <strong>der</strong> Weisheit loben... Mein Gott hat mich verlassen...<br />
Ich ging daher wie ein Herr, und ich schliff die Mauern...<br />
Jeden Tag zittere ich wie eine Taube und die Tränen brennen auf meinen Wangen.<br />
Und doch war das Gebet für mich Weisheit,<br />
Und das Opfer mein Gesetz.<br />
Ich glaubte, Gott zu dienen,<br />
Doch die göttlichen Pläne in <strong>der</strong> Tiefe des Abgrundes,<br />
Wer kann sie verstehen?<br />
Wer außer Marduk ist <strong>der</strong> Meister <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>auferstehung? Ihr, die<br />
Ihr aus seinem Urton geformt seid, singet den Ruhm Marduks.“ 2<br />
<strong>Die</strong>ses Bild Hiobs geht ihm um mehrere Jahrhun<strong>der</strong>te voraus. Ein vergleichbares Bild des<br />
leidenden Gerechten, das des von Gott bestraften und von ihm zurück auf Erden geholten Daniel<br />
(nicht <strong>der</strong> <strong>der</strong> hebräischen Bibel) befindet sich in den ugaritischen Texten des Ras Shamra in dem, was<br />
man die „kanaanäische Bibel“ nennt, die älter ist als die <strong>der</strong> Hebräer, spricht Hesekiel doch von Daniel<br />
neben Hiob (Hesekiel 14,14 und 20)<br />
Das sind Gleichnisse, <strong>der</strong>en geistige Bedeutung je<strong>der</strong> historischen Nachprüfung standhalten.<br />
Da ist zum Beispiel dieses herrliche Gleichnis vom Wi<strong>der</strong>stand gegen die Unterdrückung und<br />
von <strong>der</strong> Befreiung, die <strong>der</strong> Exodus ist.<br />
Es kommt nicht darauf an, daß „<strong>der</strong> Übergang über das Meer aus Schilf nicht als historisches<br />
Ereignis anerkannt werden kann“, wie Mircea Eliade schreibt 3 , und betrifft nicht die Gesamtheit <strong>der</strong><br />
Hebräer, son<strong>der</strong>n nur einige Gruppen von Flüchtlingen. Es ist im Gegenteil bezeichnend, daß <strong>der</strong><br />
1<br />
2<br />
3<br />
Albright, Les religions dans le Moyen Orient, S. 159<br />
ebenda, S. 329 bis 341<br />
Mircea Eliade, Histoire des croyances et des idées religieuses, 1. Bd., S. 190<br />
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