Roger Garaudy Die Gründungsmythen der israelischen ... - VHO.org
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GARAUDY : <strong>Die</strong> <strong>Gründungsmythen</strong> <strong>der</strong> <strong>israelischen</strong> Politik<br />
können, weil Jericho zu dieser Zeit unbewohnbar war. <strong>Die</strong> Stadt aus <strong>der</strong> Mittleren Bronzezeit ist 1550<br />
zerstört und verlassen worden. Im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t ist sie in geringem Ausmaß wie<strong>der</strong> besetzt worden:<br />
Man hat aus dieser Zeit Keramiken in den Gräbern aus <strong>der</strong> Mittleren Bronzezeit gefunden, die<br />
wie<strong>der</strong>benutzt wurden, und ein Haus, in dem sich ein kleiner Krug aus dem 8. Jahrhun<strong>der</strong>t befand. Es<br />
gibt keine Spuren von Befestigungsanlagen aus <strong>der</strong> Jüngeren Bronzezeit. <strong>Die</strong> Schlußfolgerung, die K.<br />
M. Kenyon daraus zieht, ist, daß es unmöglich ist, eine Zerstörung von Jericho mit einem Eintritt <strong>der</strong><br />
Israeliten am Ende des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts v. Chr. in Verbindung zu bringen. 1<br />
Das gleiche gilt für die Eroberung von Ai: „Von allen Berichten über die Eroberung ist dieser <strong>der</strong><br />
detaillierteste; er enthält keinerlei wun<strong>der</strong>sames Element und scheint <strong>der</strong> am wahrscheinlichste zu sein.<br />
Lei<strong>der</strong> wird er von den Archäologen bestritten. Am Ort haben zwei verschiedene Expeditionen<br />
Ausgrabungen gemacht. <strong>Die</strong> Ergebnisse stimmen überein: Et-Tell war in <strong>der</strong> Frühen Bronzezeit eine<br />
große Stadt, von <strong>der</strong> wir den Namen nicht kennen und die zum Ausgang <strong>der</strong> frühen Bronzezeit gegen<br />
1400 v. Chr. zerstört wurde. Sie blieb bis nach 1200 verwüstet, als sich ein armes, nicht befestigtes<br />
Dorf auf einem Teil <strong>der</strong> Ruinen nie<strong>der</strong>ließ. <strong>Die</strong>ses Dorf hat höchstens bis Anfang des 10. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
v. Chr. bestanden, wonach die Anlage endgültig aufgegeben wurde. Zur Zeit <strong>der</strong> Ankunft <strong>der</strong> Israeliten<br />
gab es keine Stadt und keinen König von Ai; es gab nur eine 1200 Jahre alte Ruine.“ 2<br />
Zur zweiten Frage: Warum sollte nun ein frommer und integristischer Jude (d.h. ein Jude, <strong>der</strong><br />
sich an den Wortlaut <strong>der</strong> Bibel hält) nicht dem Vorbild solch wun<strong>der</strong>barer Gestalten wie Mose o<strong>der</strong><br />
Josua folgen? Steht nicht im 4. Buch Mose, als die Eroberung Palästinas (Kanaans) beginnt,<br />
geschrieben: „Und <strong>der</strong> Herr hörte auf die Stimme Israels und gab die Kanaaniter in ihre Hand, und sie<br />
vollstreckten den Bann an ihnen und ihren Städten“? (21,3) Und dann, die Amoriter und ihren König<br />
betreffend: „Sie schlugen ihn und seine Söhne und sein ganzes Kriegsvolk, bis keiner mehr übrig blieb,<br />
und nahmen das Land ein“? (21,35)<br />
Auch im 5. Buch Mose, wo nicht nur die Plün<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde und die Ausweisung <strong>der</strong><br />
Eingeborenen, son<strong>der</strong>n das Massaker gefor<strong>der</strong>t wird, heißt es wie<strong>der</strong>: „Wenn dich <strong>der</strong> Herr, dein Gott,<br />
ins Land bringt, in das du kommen wirst, es einzunehmen, und er ausrottet viele Völker vor dir her, die<br />
Hethiter, Girgasiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter, sieben Völker, die größer<br />
und stärker sind als du, und wenn sie <strong>der</strong> Herr, dein Gott, vor dir dahingibt, daß du sie schlägst, so sollst<br />
du an ihnen den Bann vollstrecken. Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen und keine Gnade gegen<br />
sie üben.“ (5. Mose 7,1-2) „Und du sollst ihren Namen auslöschen unter dem Himmel. Es wird dir<br />
niemand wi<strong>der</strong>stehen, bis du sie vertilgt hast.“ (5. Mose 7,24)<br />
Das ist das Vorbild für die Art, wie die Zionisten – von Scharon bis Rabbi Meir Kahane – mit<br />
den Palästinensern umgehen. War <strong>der</strong> Weg Menahem Begins nicht durch den Josuas vorherbestimmt,<br />
als am 9. April 1948 254 Bewohner des Dorfes Deir Jassin – Männer, Frauen und Kin<strong>der</strong> – von seinen<br />
„Irgun“-Leuten hingemetzelt wurden, um die unbewaffneten Araber mittels Terror dazu zu bringen,<br />
aus ihrem Land zu flüchten? 3 Er rief die Juden nicht nur auf, „die Araber zu vertreiben, son<strong>der</strong>n sich<br />
ganz Palästinas zu bemächtigen“. Und war <strong>der</strong> Weg Josuas nicht <strong>der</strong>, den Mosche Dayan so bezeichnet<br />
hat: „Wenn wir die Bibel besitzen und wir uns für das Volk <strong>der</strong> Bibel halten, dann muß uns auch das<br />
Land <strong>der</strong> Bibel gehören.“ 4<br />
War <strong>der</strong> Weg Josuas nicht <strong>der</strong>, wie ihn Joram Ben Porath in <strong>der</strong> großen <strong>israelischen</strong> Zeitung<br />
Jediot Aharonoth vom 14. Juli 1972 beschrieb: „Es gibt keinen Zionismus, keine Kolonisierung durch<br />
den jüdischen Staat ohne die Verdrängung <strong>der</strong> Araber und die Enteignung ihres Landes.“ <strong>Die</strong> Methode<br />
1<br />
K. M. Kenyon: Digging up Jericho, London 1957, S. 256-265; Archeaology and Old Testament, Oxford 1967, Verlag D.<br />
Winton, Stichwort "Jericho", insbeson<strong>der</strong>e S. 272-274; H.-J. Franken, Tell es-Sultan and Old Testament Jericho, in OTS 14<br />
(1965), S. 189-200; M. Weippert, <strong>Die</strong> Landnahme <strong>der</strong> israelitischen Stämme, S. 54 – 55<br />
2<br />
Pater de Vaux, Histoire ancienne d'Israel, Paris 1971, Ed. Lecoffe & Gabalda, Bd. 1, S. 565; siehe Judith Marquet-Krause,<br />
Les fouilles de 'Ay (Et-Tell) (in den Jahren 1933-35), Paris 1949, und J. A. Callaway (ab 1964), Basor 178, S. 13-40; RB, 72<br />
(1963), S. 409-415; K. Schoonover, RB 75 (1968), S. 243-247; 76 (1969), S. 423-426; J.A. Callaway, Basor, 196 (Dez.<br />
1969), S. 2 – 16<br />
3<br />
Menahem Begin, La Révolte: Histoire de l'Irgun, Ed. Albatros 1978, S. 200<br />
4<br />
Jerusalem Post vom 10. August 1977<br />
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