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einmal dem Gewissen gegenüber Stellung beziehen, denn oft ist es nicht möglich<br />
unter dem Druck der Realität die Erkenntnis hundertprozentig auszuführen. Die<br />
Handlungsorientierung mündet in den Willen. „Dadurch schafft sich die Person die<br />
Voraussetzung, ihre Freiheit leben zu können, indem sie begreift und faßt, was sie im<br />
Grunde tun möchte“ (Längle A 2000f, 27). Die Frage dazu lautet: „Was würden Sie<br />
am liebsten tun wollen? Wie möchten Sie eigentlich damit umgehen? Wollen Sie es<br />
wirklich?“ (Längle A 2000f, 83). – Die therapeutische Haltung ist in dieser Phase eine<br />
eher konfrontative.<br />
Die Bezugnahme auf das Gewissen scheint mir der innere Berührungspunkt beider<br />
Wege zu sein, obwohl Ignatius meines Wissens diesen Terminus in den Exerzitien<br />
nie gebraucht. M. E. beschreibt er aber phänomenologisch diese Abstimmung mit<br />
dem Innersten des Menschen. Relectendo en su mismo (rückbesinnen auf sich<br />
selbst, EB 234ff) scheint mir der Ausdruck zu sein, der explizit in den Bereich von<br />
PEA 2 fällt. Bemerkenswert dazu ein Satz von A. Längle, der PEA 2 folgend<br />
zusammenfaßt: In ihr „nimmt sich die Person, die als Gemeinte unvermutet in eine<br />
Relation zu dem Meinenden geraten ist, die Freiheit, sich auf sich selbst<br />
zurückzunehmen“ (2000f, 28; kursiv v. Verf).<br />
Obwohl Ignatius – am Beginn der Neuzeit – die Wendung zum Subjekt erstaunlich<br />
weit vollzogen hat, sehe ich Möglichkeiten, diese noch auszubauen. Gerade PEA 2<br />
könnte darin eine Anregung bieten, noch radikaler zu fragen: Was halte ich davon?<br />
Das Innerste der Seele ist angefragt (mit ihrem Willen) – trotz aller Skepsis einer<br />
durch „ungeordnete Neigungen“ (EB 1) vergifteten Seele. Ignatius traut ja dem<br />
innersten Gespür, jedoch sehe ich in diesem Bereich noch eine Möglichkeit der –<br />
auch methodischen – Weiterentwicklung der Exerzitien.<br />
4.3.2.1.3. Antwortende Ausführung – Ausdruck (PEA 3)<br />
Der Mensch, der klar sein Eigentliches erkannt hat und bereits im Wollen einen<br />
Handlungsimpuls spürt, erhält in PEA 3 eine methodische Hilfe, diesen in die Tat<br />
umzusetzen. Der beein-druckte Mensch will sich nun aus-drücken, er hat dem Impuls<br />
zu antworten und Ver-antwortung zu tragen. An dieser Stelle kommt die<br />
Weltbezüglichkeit (vgl. 4.2.2.1.), die Selbsttranszendenz zum Tragen. Wie schwer es<br />
ist, das Erkannte und Gewollte in die Tat umzusetzen, braucht hier nicht näher