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Dabei spürte ich eine innere Nähe, eine Ähnlichkeit zwischen meiner bisher<br />
gemachten inneren Erfahrung und der Existenzanalyse. Nach meinem Austritt aus<br />
dem Benediktinerorden war es für mich klar und innerlich logisch, die<br />
Existenzanalyseausbildung zu beginnen. Im Laufe der Ausbildung stieß ich sehr oft<br />
auf Elemente, die mir mit Erfahrungen, die ich aus den Exerzitien hatte, sozusagen<br />
verwandt erschienen. Deshalb entstand bald der Gedanke, als Abschlußarbeit eine<br />
Zusammenschau beider Modelle, beider Wege zu versuchen 1<br />
. Fast 500 Jahre liegen<br />
zwischen diesen Entwürfen, der Bogen spannt sich vom Beginn der Neuzeit, - der<br />
Wende vom Mittelalter hin zur vertieften Entdeckung des Subjekts, die Zeit der<br />
Reformation und der Inquisition – bis zur Wende vom 20. auf das 21. Jahrhundert.<br />
Sprache, Umstände sind völlig verschieden, aber die Psyche des Menschen ist im<br />
Wesentlichen dieselbe geblieben. Darüber hinaus ist diese Arbeit auch ein Versuch,<br />
den roten Faden, die Kontinuität in meinem persönlichen Lebensverlauf zu<br />
entdecken, im „Gott Suchen“ (vgl. Benediktusregel 58,7) des Klosterlebens und im<br />
authentisch „Sinnvoll Leben“ (vgl. Längle 1994a) der Existenzanalyse.<br />
Als Methode für diese Arbeit wählte ich die abschnittsweise Darstellung des<br />
Exerzitienbuches, um im Anschluß daran die – meiner Meinung nach – innerlich<br />
verwandten Themen der Existenzananlyse zu besprechen. Ich habe weiters<br />
versucht, die wesentlichen Themen des Exerzitienbuches inklusive der zweiten<br />
Woche ohne Auslassung darzustellen, um nicht in die Gefahr des Eklektizismus zu<br />
kommen und vorschnell beide Entwürfe zu harmonisieren. Auch die sperrigen<br />
Passagen des Exerzitienbuches sollten zur Sprache kommen. Die dritte. und vierte.<br />
Exerzitienwoche habe ich nicht mehr behandelt, weil in ihnen meiner Meinung nach<br />
der innere Bezug zur Existenzanalyse fehlt. In diesen Abschnitten geht es um die<br />
bewußte Imitatio Christi, das Mitleben mit Passion und Auferstehung des Herrn. Mir<br />
ist des Weiteren bewußt, daß die einzelnen Themenkreise genauer behandelt<br />
werden könnten, vor allem auch was die Literatur betrifft. Meine Absicht aber war es,<br />
einen ersten Durchblick durch den ganzen Exerzitienprozeß zu geben, soweit er im<br />
Vergleich mit der Existenzanalyse relevant ist. Für die Feinarbeit – aus jedem<br />
Themenkreis könnte man eine Arbeit schreiben – bleibt noch viel Raum.<br />
1<br />
Eine Parallele zum Exerzitienbuch zieht auch JH Schulz – wenn auch nur punktuell – im „Autogenen<br />
Training“ (1991) 326, 337f.