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Working Capital Management - KPMG

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<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Eine Bestandsaufnahme: Wie europäische Unternehmen<br />

ihr <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> steuern


XXX<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Eine Bestandsaufnahme: Wie europäische Unternehmen<br />

ihr <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> steuern


2 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Inhalt<br />

Vorwort ................................................................................................................. 3<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse..................................................................... 5<br />

Eine Agenda für Mittelstand und Großunternehmen............................................. 5<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> in Europa........................................................... 7<br />

Relevanz und Ziele ................................................................................................. 7<br />

Welche Bedeutung hat <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

für die Unternehmen? ............................................................................................ 9<br />

<strong>Management</strong>konzepte .......................................................................................... 11<br />

Organisation ......................................................................................................... 13<br />

Planung und Reporting ......................................................................................... 16<br />

Künftige Herausforderungen................................................................................. 18


Vorwort<br />

Die ökonomischen Bedingungen und<br />

das regulatorische Umfeld für europäische<br />

Unternehmen haben sich in den<br />

letzten Jahren gravierend geändert.<br />

Die Integration weiterer Länder in die<br />

Europäische Union geht einher mit<br />

zunehmendem Wettbewerb und der<br />

Verlagerung von Produktions- und<br />

Vertriebskapazitäten. Hinzu kommen<br />

länder- und branchenabhängige Konjunkturschwankungen,<br />

höhere Volatilität der<br />

Wechselkurse, Verteuerung der Rohstoffpreise<br />

sowie eine Flut neuer Regelungen,<br />

die Einfluss auf das Kosten- und<br />

Risikoprofil der Unternehmen und damit<br />

auf deren Refinanzierungsstruktur haben.<br />

Zusammen mit neuen gesetzlichen<br />

Vorschriften für Kreditinstitute, wie das<br />

Basel II-Abkommen, beeinflusst diese<br />

Entwicklung auch die Konditionen für<br />

externe Unternehmensfinanzierungen.<br />

Der Kapitalmarkt reagiert darauf mit<br />

entsprechenden Zins- und Renditeforderungen,<br />

mitunter auch mit einer Reduktion<br />

der Kreditlinien.<br />

Ob es sich um die Durchführung von<br />

Akquisitionen, die Finanzierung weiteren<br />

Wachstums, die Abwendung drohender<br />

Insolvenztatbestände oder einfach um<br />

die Sicherung der unternehmerischen<br />

Existenz handelt, all diese Faktoren<br />

erfordern neue oder zumindest neu<br />

durchdachte Ansätze im Finanzmanagement<br />

der Unternehmen. Professionelles<br />

Finanzmanagement, das sowohl zur<br />

Vermeidung von Liquiditätsengpässen<br />

wie auch zur Renditesteigerung beitragen<br />

kann und finanzielle Risiken gezielt<br />

steuert, wird zunehmend zum unternehmerischen<br />

Erfolgsfaktor.<br />

Bei der Erschließung von Finanzierungsalternativen<br />

wendet sich das Interesse<br />

der Unternehmen verstärkt der Finanzierung<br />

aus eigener Kraft zu. Bestrebungen<br />

gehen dahin, die Bindungsdauer<br />

des Arbeitskapitals im Unternehmen,<br />

verstanden als Umlaufvermögen unter<br />

Abzug der kurzfristigen Verbindlichkeiten,<br />

zu optimieren. Das <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> umfasst dieses<br />

Bestreben. Die Attraktivität des <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s beruht auf seiner<br />

Doppelwirkung:<br />

Eine Verringerung der Kapitalbindung<br />

setzt Liquidität frei und wirkt sich so<br />

unmittelbar auf die Finanzlage der<br />

Unternehmen aus. Gleichzeitig erhöht<br />

sich jedoch auch die Kapitalrentabilität,<br />

Bilanzstrukturen werden optimiert und<br />

Unternehmenskennzahlen verbessert.<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> eröffnet<br />

so Wege für weitere Außenfinanzierungsformen,<br />

beispielsweise über<br />

Kapitalmarktemissionen von Eigen- und<br />

Fremdkapitaltiteln, Private Equity- oder<br />

Mezzazine- Finanzierungen – also<br />

Finanzierungsformen über Kapitalgeber,<br />

die ihren Blick verstärkt auf Bilanzstrukturen<br />

und Unternehmenskennzahlen<br />

richten. <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

ist damit ein Baustein zur wertorientierten<br />

Unternehmensführung.<br />

3<br />

Innenfinanzierung durch Verkürzung der<br />

Kapitalbindung in Unternehmen ist als<br />

Prinzip keineswegs neu. Unternehmensziele,<br />

die sich auf das Arbeitskapital,<br />

das <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>, beziehen, wurden<br />

bisher jedoch stets als nachrangig<br />

gegenüber Größen wie Umsatz und<br />

Rentabilität angesehen. Weiter reichende<br />

Lösungsansätze zur aktiven Steuerung<br />

und Überwachung des kurzfristig<br />

gebundenen Kapitals sind jedoch erst<br />

bei wenigen Unternehmen in Europa<br />

zu finden. Zum Teil nicht zu vernach-


4 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

lässigende Potenziale zur Erhöhung der<br />

Liquidität und damit zur Verbesserung<br />

der Unternehmensfinanzierung bleiben<br />

vielfach ungenutzt.<br />

Die Entwicklung neuartiger Informationsund<br />

Abwicklungstechniken im IT-Bereich<br />

hat die Möglichkeiten zur Realisierung<br />

von Innenfinanzierungszielen in den<br />

letzten Jahren wesentlich verbessert.<br />

Ungenutzte Potenziale im <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> können so durch eine zunehmende<br />

Automatisierung und Integration<br />

der Finanzprozesse im Unternehmen<br />

nachhaltig freigelegt werden. Schnell<br />

drängen sich bei genauer Betrachtung<br />

eine Reihe von Fragen auf:<br />

• Auf welchem Stand ist das <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> der europäischen<br />

Unternehmen heute?<br />

• Welche Bedeutung wird Zielen beigemessen,<br />

die auf das gebundene<br />

Kapital bezogen sind, und wie werden<br />

diese Ziele umgesetzt?<br />

• Gibt es übergreifende Lösungsansätze,<br />

die alle Unternehmensfunktionen<br />

miteinander verbinden?<br />

• Werden die Prozesse Einkauf, Verkauf<br />

und Produktion hinsichtlich ihrer<br />

Kapitalbindung nach wie vor isoliert<br />

gesteuert?<br />

• Wem obliegt die Verantwortung für<br />

die Steuerung des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>s<br />

in den Unternehmen?<br />

• Welche Zukunftsprojekte werden<br />

verfolgt?<br />

Antworten auf diese Fragen liefert die<br />

vorliegende Studie. Auf Basis der Ergebnisse<br />

einer Umfrage unter 550 führenden<br />

europäischen Unternehmen<br />

vom Herbst 2004 wird der Stand des<br />

gegenwärtig praktizierten <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s in den Unternehmen<br />

reflektiert.


„Balance sheet is a matter of<br />

opinion – cash is reality“<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Eine Agenda für Mittelstand und<br />

Großunternehmen<br />

Aktives Liquiditätsmanagement optimiert<br />

die monetären Wertschöpfungsketten<br />

im Unternehmen und trägt zur<br />

nachhaltigen Stärkung von Innenfinanzierungskraft<br />

und Kapitaleffizienz bei.<br />

Die einzelnen liquiditätswirksamen Aktivitäten<br />

der Prozesse<br />

• Auftragsabwicklung bis Zahlungseingang<br />

(Order to Cash)<br />

• Feststellung des Einkaufsbedarfs<br />

bis Zahlungsausführung (Purchase to<br />

Pay)<br />

• Umsatzplanung bis Leistungserstellung<br />

(Forecast to Fulfill)<br />

sind so zu gestalten, dass sie miteinander<br />

verbunden werden können.<br />

Möglichst viele Prozesse sind zu automatisieren<br />

und systemtechnisch zu<br />

integrieren.<br />

Prozessdurchlaufzeiten sollen so verkürzt<br />

und damit die Kapitalbindungsdauer<br />

minimiert werden.<br />

Die in jüngster Zeit gestiegene Attraktivität<br />

des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s<br />

haben führende europäische Unternehmen<br />

erkannt. Von den befragten Unternehmen<br />

messen 74 Prozent der aktiven<br />

Steuerung des gebundenen Kapitals<br />

hohe bis sehr hohe Bedeutung bei.<br />

Entsprechend haben diese Unternehmen<br />

Konzepte entwickelt, nach denen<br />

sie ihr <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> optimieren.<br />

Die Unternehmen betrachten <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> im Wesentlichen<br />

als ein Mittel, ihre Liquiditätssituation<br />

und Bilanzstruktur zu verbessern. Dies<br />

geschieht häufig durch eine Steuerung<br />

der Kapitalbindung mithilfe unternehmensadäquater<br />

Kennzahlensysteme<br />

über die Ebene der einzelnen Unternehmensfunktionen<br />

hinweg.<br />

5<br />

Wo liegen die Ziele eines aktiv betriebenen<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s?<br />

Im Vordergrund des Unternehmensinteresses<br />

stehen jedoch nach wie vor<br />

finanzielle Geschäftsziele wie z.B. Umsatz<br />

und Gewinn. Ziele, die aus einem<br />

aktiv betriebenen <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong> resultieren, werden mit<br />

58 Prozent der Nennungen von der<br />

Mehrzahl der Unternehmen als sekundär<br />

eingeordnet. Die Konsequenzen<br />

dieser Betrachtungsweise zeigen auch<br />

die Umfrageergebnisse zur Umsetzung<br />

von <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Konzeptionen.<br />

Welche Konzeptionen verfolgen die<br />

Unternehmen?<br />

Selten findet man organisatorische<br />

Strukturen, welche die Unternehmensprozesse<br />

Order to Cash, Purchase to<br />

Pay und Forecast to Fulfill im Hinblick<br />

auf Kapitalbindung und Prozesskosten<br />

miteinander koordinieren.<br />

Die Mehrheit der Unternehmen verfolgt<br />

unabhängig voneinander definierte Prozessansätze,<br />

so dass eine Steuerung<br />

des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>s häufig isoliert<br />

erfolgt. Auffallend ist, dass die Unternehmen<br />

in der Regel dem Purchase to<br />

Pay-Prozess geringeres Gewicht als<br />

dem Order to Cash-Prozess beimessen.<br />

Möglicherweise wird im Verkaufsprozess<br />

ein höheres Potenzial zur Freisetzung<br />

von im Unternehmen gebundener<br />

Liquidität gesehen.


6 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Ansätze zu einem <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong>, die den gesamten Kapitalflusszyklus<br />

zusammenhängend betrachten,<br />

sind nur bei einem Drittel der<br />

befragten Unternehmen vorhanden.<br />

Wenn die Unternehmen ihre Konzeptionen<br />

zur Steuerung des <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong>s in Richtlinien dokumentiert<br />

haben, so beziehen sich diese entsprechend<br />

häufig isoliert auf einzelne Unternehmensprozesse.<br />

Welche Organisationsstrukturen liegen<br />

den Steuerungsansätzen zugrunde?<br />

Werden Organisationsstrukturen und<br />

Verantwortlichkeiten im <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong> der Unternehmen untersucht,<br />

wird deutlich, dass die Entwicklung<br />

der Steuerungskonzepte mehrheitlich<br />

dem Finanzbereich, also dem<br />

Finanz- und Rechnungswesen oder dem<br />

Controlling, obliegt. Selten sind andere<br />

Stellen oder Institutionen für die Konzeption<br />

des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s<br />

verantwortlich.<br />

Die nachrangige Behandlung der <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong>-Ziele im Zusammenwirken<br />

mit anderen Unternehmenszielen hat<br />

noch weitere Auswirkungen. Zwar planen<br />

und kontrollieren viele Unternehmen<br />

die Dauer ihrer Kapitalbindung, jedoch<br />

existieren kaum Anreizsysteme zur<br />

Erreichung der geplanten Ziele. Die<br />

Unternehmen verwenden häufig nur<br />

die allgemein gängigen Kennzahlen zur<br />

Messung der Kapitalbindungsdauer.<br />

Durch die Einführung zusätzlicher Messgrößen,<br />

die die Ursachen-Wirkungs-<br />

Zusammenhänge darstellen, könnten<br />

aussagefähigere Erkenntnisse gewonnen<br />

werden.<br />

Die organisatorische Ausgestaltung des<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s hängt<br />

erheblich von unternehmensindividuellen<br />

Gegebenheiten ab. Es ist nicht<br />

sinnvoll, allgemein gültige Steuerungskonzeptionen<br />

zu postulieren. Gleichwohl<br />

können Hinweise gegeben werden,<br />

wie ein <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

im Idealfall zu gestalten ist. Diese Hinweise<br />

sollen als Leitlinien fungieren, an<br />

denen sich Unternehmen orientieren<br />

können.<br />

Eine moderne <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong>-Konzeption als Leitlinie<br />

für Unternehmen<br />

Die Politik, die ein Unternehmen hinsichtlich<br />

seines <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>s verfolgt,<br />

sollte eindeutig definiert und dokumentiert<br />

sein. Konzeptionen, die prozessübergreifend<br />

ausgerichtet sind, haben<br />

den Vorteil, dass Interdependenzen, die<br />

sich zwischen den einzelnen Prozessketten<br />

im Hinblick auf das <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> ergeben, mit berücksichtigt werden<br />

können. Eine adäquate Organisation,<br />

die als Metaführung installiert ist,<br />

kann funktions- und auch prozessübergreifend<br />

wirken. Verantwortlichkeiten<br />

und Prozesse sind zu definieren, wobei<br />

die <strong>Management</strong>ziele in die Anreizsysteme<br />

des Unternehmens zu integrieren<br />

sind. Anreize sollten entsprechend so<br />

gestaltet sein, dass sie im Falle von<br />

Konflikten mit anderen Unternehmenszielen<br />

jeweils die aus der Gesamtsicht<br />

des Unternehmens vorteilhaftere Alternative<br />

präferieren. Zur Überwachung<br />

der Finanzströme ist es sinnvoll, unternehmensweit<br />

differenzierte Planungsgrößen<br />

periodisch festzusetzen und<br />

Kontroll- und Reportingmechanismen<br />

zu institutionalisieren.<br />

Wohin geht der Weg in der Zukunft?<br />

Dieses Anforderungsprofil wird auch<br />

von vielen Unternehmen erkannt. Die<br />

Zukunft wird tendenziell den Konzeptionen<br />

gehören, die das <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

umfassend steuern und Interdependenzen<br />

zwischen den einzelnen Unternehmensprozessen<br />

berücksichtigen. Die<br />

Umfrage hat gezeigt, dass viele der<br />

befragten Unternehmen diese Herausforderungen<br />

wahrnehmen und entsprechende<br />

Projekte planen.


<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

in Europa<br />

Relevanz und Ziele<br />

Ziel eines <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s<br />

ist, die Durchlaufzeit des im Umlaufvermögen<br />

gebundenen Kapitals so<br />

gering wie möglich zu halten. Die Zeitspanne<br />

zwischen Zahlungsausgang<br />

und Zahlungseingang im unternehmerischen<br />

Prozess wird minimiert, gleichzeitig<br />

werden Prozesskosten und Prozessqualität<br />

optimiert.<br />

Man kann von einem funktionsübergreifenden<br />

Ansatz im <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong> sprechen, wenn innerhalb<br />

einzelner monetärer Prozessketten,<br />

beispielsweise im Order to Cash-Prozess,<br />

in Bezug auf die Kapitalbindung die Abteilungen<br />

Kreditmanagement, Vertrieb,<br />

Beispiel der Order to Cash-Prozesskette und der involvierten Funktionen<br />

Geschäftsanbahnung<br />

Transaktionsbearbeitung<br />

Quelle: <strong>KPMG</strong><br />

Prozessschritt Funktion und Aktivität<br />

Qualifikation<br />

Finanzierung<br />

Vertragsgestaltung<br />

Absicherung<br />

Leistungserbringung<br />

Fakturierung<br />

Mahnwesen<br />

Einsprüche<br />

Einzahlungen<br />

Information & Analyse<br />

Kreditmanagement<br />

Qualifikation: Identitätsverifikation und Bonitätsprüfung<br />

Kreditmanagement<br />

Absatzfinanzierung durch Handelskredite, Leasing o. Ä.<br />

Vertrieb und gegebenenfalls Kreditmanagement<br />

Preisgestaltung, Bedingungen und Konditionen<br />

Kreditmanagement und gegebenenfalls Treasury<br />

Absicherung: Kreditrisiko, Wechselkursrisiko etc.<br />

Produktion<br />

Leistungserbringung: Dienstleistung oder Produktlieferung<br />

Produktion und/oder Vertrieb<br />

Generierung und Versand der Rechnung zum Kunden<br />

Finanzen und gegebenenfalls Vertrieb<br />

Systematische Einholung der Forderungen vom Kunden<br />

Vertrieb, Produktion und Finanzen<br />

<strong>Management</strong> von Einsprüchen und Reklamationen<br />

Debitorenbuchhaltung<br />

Verarbeitung des Zahlungseingangs von Kunden<br />

Produktion, Treasury und Debitorenbuchhaltung<br />

nicht mehr isoliert, sondern<br />

zusammenhängend betrachtet<br />

werden. Dies ist sinnvoll, weil unterschiedliche<br />

Funktionen die einzelnen<br />

Schritte betreuen, die in diesem<br />

Zusammenhang durchlaufen werden.<br />

7<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> steht im<br />

Spannungsfeld der Unternehmensfunktionen<br />

Gleichwohl steht ein strukturiertes<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>, das auf<br />

einem solchen übergreifenden Ansatz<br />

basiert, häufig im Spannungsfeld verschiedener<br />

Unternehmensfunktionen.<br />

Betrachtet man Unternehmensprozesse,<br />

die Kapital binden, werden konfliktäre<br />

Interessenlagen offensichtlich:


8 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Teilnehmer nach Industriezweigen<br />

Industriegüter und<br />

Engineering<br />

Dienstleistungsindustrie<br />

Groß-/Einzelhandel<br />

Konsumgüter<br />

Elektronik<br />

Automotive<br />

Energie<br />

Chemie/Pharma<br />

Kommunikation<br />

Teilnehmer nach Ländern<br />

Schweiz<br />

Deutschland<br />

Österreich<br />

Niederlande<br />

Finnland<br />

Spanien<br />

Tschechische Republik<br />

Dänemark<br />

Schweden<br />

Italien<br />

Polen<br />

Belgien<br />

1%<br />

3%<br />

3%<br />

5%<br />

4%<br />

4%<br />

6%<br />

8%<br />

8%<br />

6%<br />

7%<br />

• Der Einkauf ist an hohen Sicherheitsbeständen<br />

und Losgrößen interessiert,<br />

dies verlängert die Kapitalbindung.<br />

• Der Vertrieb verfolgt möglichst hohe<br />

Umsätze und Deckungsbeiträge; eine<br />

Verschärfung der Zahlungskonditionen<br />

oder Ablehnung von Kunden kann zu<br />

Umsatzeinbußen führen.<br />

• Die Produktion ist verantwortlich für<br />

fristgerechte Leistungserstellung und<br />

benötigt hierzu die erforderlichen Einsatzmittel.<br />

10%<br />

8%<br />

11%<br />

11%<br />

10%<br />

14%<br />

12%<br />

21%<br />

21%<br />

• Der Finanzbereich erwartet schnelle<br />

und sichere Bezahlung der Außenstände.<br />

Effektiv ist die Verfolgung eines<br />

prozessübergreifenden Konzeptes<br />

Aus Unternehmenssicht ist es in den<br />

oben beispielhaft genannten Konfliktsituationen<br />

effizient, den jeweiligen<br />

Vorteil von Entscheidungsalternativen<br />

zu bestimmen. Hierzu müssen die<br />

Ziele des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s<br />

in den Gesamtverbund der unternehmerischen<br />

Ziele integriert werden. Es ist<br />

ein Ansatz zu verfolgen, der den Wertvorteil<br />

maximiert. Dies erfolgt beispielsweise<br />

durch Abwägung von Kapitalbin-<br />

27% dungszielen und Einsparungs- oder<br />

Umsatzzielen. Damit entsteht ein ausgewogenes<br />

Zielsystem, das Finanzströme<br />

steuert und kontrolliert und mit<br />

allen organisatorischen Einheiten des<br />

Unternehmens eng verknüpft ist.<br />

Welche Unternehmen wurden in die<br />

Befragung einbezogen?<br />

Europäische Unternehmen aller Größenklassen<br />

und Industriezweige wurden<br />

im Hinblick auf ihr derzeit praktiziertes<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> befragt.<br />

Bei einer Rücklaufquote von über<br />

20 Prozent können die Ergebnisse als<br />

repräsentativ gewertet werden. Nahezu<br />

sämtliche europäischen Länder sind<br />

vertreten, wobei die Mehrheit der Unternehmen<br />

ihren Sitz in Deutschland, der<br />

Schweiz, Österreich oder den Niederlanden<br />

hat. Die Fragebögen wurden<br />

mit 48 Prozent von der ersten und mit<br />

52 Prozent von der zweiten Führungsebene<br />

beantwortet. Ein solches Engagement<br />

der Unternehmensführung betont<br />

die Relevanz des Themas.


Welche Bedeutung hat <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> für die<br />

Unternehmen?<br />

Die Umfrage hat ergeben, dass durchschnittlich<br />

74 Prozent aller Unternehmen<br />

dem <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

hohe bis sehr hohe Bedeutung beimessen.<br />

Dabei sind die unterschiedlichen<br />

Größenverhältnisse der Unternehmen<br />

zu berücksichtigen. Wenn eine Skala<br />

von 1 = wenig relevant bis 5 = sehr<br />

relevant zugrunde gelegt wird, haben<br />

die Unternehmen die Frage nach der<br />

Bedeutung des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s<br />

für ihr Unternehmen wie folgt<br />

beantwortet:<br />

Mit einer Bewertung von 4,2 hat <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> für Unternehmen<br />

mit einer Bilanzsumme von 0,5 bis<br />

1 Mrd. US$ die größte Bedeutung. Dem<br />

folgen Unternehmen in der Größe<br />

von 1 bis 5 Mrd. US$ mit 3,9 und ganz<br />

große Gesellschaften mit mehr als<br />

5 Mrd. US$ mit 3,8. Die geringste Relevanz<br />

hat das Thema für kleine Unternehmen.<br />

Unternehmen im Bereich von 0,5 bis<br />

1 Mrd. US$ weisen damit dem <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> die höchste Bedeutung<br />

zu. Dieses Ergebnis ist mögli-<br />

Einschätzung der Relevanz des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s, differenziert nach<br />

Unternehmensgröße<br />

3,6<br />

4,2<br />

Weniger als 0,5 Mrd. US$ 0,5 bis 1 Mrd. US$ 1 bis 5 Mrd. US$ Mehr als 5 Mrd. US$<br />

3,9<br />

3,8<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> in Europa 9<br />

cherweise auf zwei Ursachen zurückzuführen.<br />

Einerseits ist davon auszugehen,<br />

dass mit der Unternehmensgröße auch<br />

die Komplexität der Prozesse und damit<br />

das Potenzial zur Reduzierung des gebundenen<br />

Kapitals steigen. Andererseits<br />

haben sich in den letzten Jahren<br />

vor allem für kleinere Unternehmen die<br />

Möglichkeiten zur externen Finanzierung<br />

tendenziell verschlechtert.<br />

Aufgrund hoher Einstiegskosten haben<br />

größere Unternehmen bessere Möglichkeiten<br />

als mittelständische Gesellschaften,<br />

sich direkt am Kapitalmarkt,<br />

z.B. durch syndizierte Kredite, Private<br />

Placements oder Forderungsverbriefungen,<br />

zu refinanzieren. Möglicherweise<br />

beginnen Unternehmen dieser<br />

Größe deshalb, sich in Richtung Innenfinanzierungsmöglichkeiten,<br />

wie z.B.<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>, zu orientieren.<br />

Eine Analyse des Umfrageergebnisses<br />

nach Industriezweigen zeigt, dass sich<br />

die Branchen Handel sowie Energiewirtschaft<br />

und Kommunikationsindustrie<br />

deutlich von den Angaben der übrigen<br />

Teilnehmer absetzen. Der Handel sieht<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> mit<br />

92 Prozent als bedeutend oder sehr<br />

bedeutend an.


10 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Konflikte zwischen <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> und<br />

anderen Geschäftszielen<br />

Fallweise<br />

Beurteilung<br />

31%<br />

Keine Angaben<br />

3%<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Ziele<br />

dominieren Geschäftsziele<br />

31%<br />

Geschäftsziele<br />

dominieren<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Ziele<br />

58%<br />

Dieses Ergebnis reflektiert den hohen<br />

Anteil des Umlaufvermögens am Gesamtvermögen<br />

der Unternehmen. Entsprechend<br />

weisen Unternehmen aus<br />

der Energiewirtschaft oder der Kommunikationsbranche<br />

dem Thema einen<br />

niedrigeren Stellenwert zu. Eine Erklärung<br />

hierfür kann die geringe Relevanz<br />

der Lagerhaltung oder eine relativ niedrige<br />

Kapitalbindung bei Forderungen<br />

aus Lieferungen und Leistungen sein.<br />

Die Unternehmen der Energiewirtschaft<br />

halten <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> nur zu 51 Prozent<br />

für bedeutend oder sehr bedeutend. In<br />

der Kommunikationsbranche sind es<br />

lediglich 40 Prozent, während alle anderen<br />

Industriezweige im Bereich zwischen<br />

66 und 83 Prozent lagen.<br />

Hauptanliegen der Unternehmen ist<br />

eine Verbesserung der Liquidität und<br />

Bilanzstruktur<br />

Unternehmen können ihr <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong> aus unterschiedlichen<br />

Motivationen betreiben. Fragt man<br />

nach einer Einschätzung auf einer Skala<br />

von 1 bis 5 (1 = nicht wichtig, 5 = sehr<br />

wichtig), so liegt die Bewertung der Bedeutung<br />

für Liquiditätslage und Bilanzstruktur<br />

bei 3,8, dicht gefolgt von den<br />

Zielen Ergebnisverbesserung mit 3,4<br />

und Generierung von Finanzierungsmöglichkeiten<br />

aus dem Unternehmensvermögen<br />

heraus mit 3,3.<br />

Die Verfolgung derartiger Ziele ist klassische<br />

Aufgabe des Bereichs Finanzen.<br />

So liegt die Verantwortung für die<br />

in den jeweiligen Häusern verfolgte<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Politik zu 66 Prozent<br />

beim Finanz- und Rechnungswesen<br />

allgemein oder bei einzelnen kaufmännischen<br />

Abteilungen. Nur 17 Prozent<br />

haben diese Aufgabe einem Team<br />

übertragen, das aus Mitgliedern unter-<br />

schiedlicher Funktionen im Unternehmen<br />

besteht. Eigens für diese Aufgabe<br />

eingesetzte <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> Manager<br />

sind sehr selten institutionalisiert.<br />

Bei Konflikten werden <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-<br />

Ziele von anderen Unternehmenszielen<br />

dominiert<br />

Von großem Interesse ist die Frage,<br />

wie die Unternehmen mit den bekannten<br />

Zielkonflikten zwischen <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> und anderen<br />

unternehmerischen Zielen umgehen:<br />

Für die Mehrheit der Befragten dominieren<br />

andere Geschäftsziele die jeweiligen<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Ziele. 31 Prozent<br />

der Unternehmen geben an, dass sie<br />

Zielkonflikte fallweise unter Berücksichtigung<br />

von Kosten-Nutzen-Verfahren<br />

beurteilen.<br />

Es ist im Folgenden zu analysieren,<br />

welche Konsequenzen die klare Dominanz<br />

der anderen Geschäftsziele über<br />

die <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Ziele für die einzelnen<br />

Konzeptionen der Unternehmen in<br />

diesem Bereich hat.


Integriertes <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Lieferanten<br />

Lieferantenrisiken<br />

und Zahlverhalten<br />

Quelle: <strong>KPMG</strong><br />

Purchase to Pay<br />

Zahlungsfrequenz<br />

Zahlungsweise<br />

Zahlungsziele<br />

Lieferfrequenz<br />

Lieferfenster<br />

Lieferqualität<br />

Konsignationslager<br />

Strafen/Anreize<br />

Auftragsstornierungsfristen<br />

Gewährleistung<br />

Zwischenbetriebliche<br />

Integration<br />

Forecast to Fulfill<br />

Umsatzplanung<br />

Produktionsplanung<br />

Materialbedarfsplanung<br />

Kapazitätsplanung<br />

Durchlaufzeit<br />

Ausbringungsleistung<br />

Durchsatzrate<br />

Leerlaufzeit<br />

Umlaufbestand<br />

Kapitalbindung<br />

Prozesskosten<br />

Qualität<br />

<strong>Management</strong>konzepte<br />

Projekterfahrungen haben gezeigt, dass<br />

eine effiziente und nachhaltige Steuerung<br />

der Finanzströme vor allem dann<br />

gewährleistet ist, wenn bestimmte<br />

Voraussetzungen von den Unternehmen<br />

geschaffen wurden.<br />

Idealerweise ist das Verständnis von<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> in einem<br />

Unternehmen eindeutig definiert und in<br />

die Unternehmensstrategie eingebettet.<br />

Dazu gehört auch die Schaffung eines<br />

Bewusstseins für die aktive Steuerung<br />

des gebundenen Kapitals.<br />

Ein integriertes <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

bezieht sämtliche das <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> betreffenden Prozesse ein und<br />

berücksichtigt anfallende Interdepen-<br />

Order to Cash<br />

Zahlungsfrequenz<br />

Zahlungsweise<br />

Zahlungsziele<br />

Lieferfrequenz<br />

Lieferfenster<br />

Lieferqualität<br />

Konsignationslager<br />

Strafen/Anreize<br />

Auftragsstornierungsfristen<br />

Gewährleistung<br />

Zwischenbetriebliche<br />

Integration<br />

Kundenrisiken<br />

und Zahlverhalten<br />

Kunden<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> in Europa 11<br />

denzen. Wechselwirkungen und Überschneidungen<br />

im Hinblick auf die einzelnen<br />

Unternehmensabläufe Order to<br />

Cash, Purchase to Pay und Forecast-to-<br />

Fulfill können so berücksichtigt werden.<br />

Die vorangegangene Abbildung stellt<br />

derartige Interdependenzen zwischen<br />

den einzelnen Prozessketten dar. Mögliche<br />

Schnittstellen ergeben sich z.B.<br />

bei der Festlegung von Liefervereinbarungen<br />

(Lieferfrequenz, Liefervolumen,<br />

Lieferzeitpunkt) mit Kunden, die<br />

auch Auswirkungen auf die Produktionsplanungen<br />

haben und auf diese<br />

Weise über die Materialbedarfsplanung<br />

auch auf Liefervereinbarungen mit<br />

Lieferanten wirken. Wechselwirkungen<br />

entstehen, wenn Lieferanten gleichzeitig<br />

Kunden sind. Ein integriertes<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> muss<br />

also weit über eine auf einzelne Prozesse<br />

orientierte Optimierung hinausgehen<br />

und Lösungen suchen, die die<br />

Ziele Kapitalbindung, Prozesskosten<br />

und Prozessqualität mit umfassen.


12 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Ja, eindeutiger WCM-Ansatz ist definiert<br />

Ansatzweise, aber nur separat für Purchase to Pay,<br />

Forecast to Fulfill, Order to Cash<br />

Nein, es gibt keinen WCM-Ansatz<br />

Keine Angabe<br />

Etwa ein Drittel der Unternehmen<br />

verfügt über prozessumfassende<br />

Konzeptionen<br />

Von den befragten Unternehmen verfolgen<br />

36 Prozent eindeutig definierte<br />

und sämtliche Unternehmensaktivitäten<br />

umfassende Steuerungskonzepte für<br />

ihr gebundenes Kapital. Von 52 Prozent<br />

der Unternehmen wird angegeben, dass<br />

Ansätze vorhanden sind, diese jedoch<br />

isoliert auf die Steuerung der drei Prozesse<br />

Order to Cash, Purchase to Pay<br />

oder Forecast to Fulfill abzielen. Die<br />

Relevanz umfassender Konzepte wird<br />

mit großer Mehrheit erkannt. Letztlich<br />

existiert aber in mehr als der Hälfte der<br />

Fälle keine umfassende Vorgehensweise,<br />

die eine integrierte Steuerung<br />

des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>s vorsieht.<br />

Große Unternehmen haben die Entwicklung<br />

eindeutiger <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong>-Ansätze bereits stärker<br />

forciert als kleinere Unternehmen. Dies<br />

Existenz eindeutiger und nicht voneinander unabhängiger WCM-Konzepte<br />

Entwicklungsstand eindeutiger <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>-Ansätze, differenziert<br />

nach Bilanzsummen<br />

47%<br />

44%<br />

22%<br />

29%<br />

Weniger als 0,5 Mrd. US$ 0,5 bis 1 Mrd. US$ 1 bis 5 Mrd. US$ Größer als 5 Mrd. US$<br />

4%<br />

8%<br />

36%<br />

52%<br />

gilt vor allem für Unternehmen im Bereich<br />

von 1 bis 5 Mrd. US$. Die Umfrage<br />

hat aber gezeigt, dass auch Unternehmen<br />

in der Größenordnung von<br />

0,5 bis 1 Mrd. US$ die Möglichkeiten<br />

zur Unternehmensfinanzierung durch<br />

die aktive Steuerung des gebundenen<br />

Kapitals erkannt haben.<br />

Möglicherweise liegt die Ursache für<br />

eine isolierte Optimierung des Arbeitskapitals<br />

im Rahmen der drei Prozessketten<br />

darin, dass jeweils unterschiedliche<br />

Organisationseinheiten für deren<br />

Steuerung zuständig sind und bisher<br />

keine übergeordnete Steuerungsebene<br />

institutionalisiert ist. Ein plausibler<br />

Grund könnte auch darin liegen, dass<br />

erst in jüngster Zeit praktikable ITgestützte<br />

Steuerungsverfahren zur<br />

Verfügung stehen, die es ermöglichen,<br />

das <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> prozessübergreifend<br />

und mit vertretbarem Aufwand zu<br />

steuern.


Verwendung von Richtlinien<br />

Order to Cash-Richtlinien<br />

Forecast to Fulfill-Richtlinien<br />

Purchase to Pay-Richtlinien<br />

WCM-Richtlinien<br />

Organisation<br />

Die organisatorische Umsetzung eines<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s erfolgt<br />

durch die Etablierung einer für diese<br />

Zielsetzung spezifisch verantwortlichen<br />

Funktion (im Folgenden als Metaführung<br />

bezeichnet). Von dieser Stelle aus,<br />

die häufig im Controlling angesiedelt<br />

ist, wird die <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Politik des<br />

Unternehmens formuliert und in Richtlinien<br />

dokumentiert. Diese Richtlinien<br />

legen Standards, Rahmenbedingungen<br />

und Kompetenzen fest. Im Grundsatz<br />

gilt jedoch, dass die Frage, an welcher<br />

Stelle der Unternehmensorganisation<br />

das <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> organisatorisch<br />

eingegliedert ist und mit<br />

welchen Kompetenzen und Ressourcen<br />

diese Institution ausgestattet wird, vor<br />

allem von der verfolgten strategischen<br />

Ausrichtung, dem jeweiligen Geschäftsmodell<br />

sowie der Branche abhängt, der<br />

das Unternehmen angehört.<br />

Eine Metaführung für <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong> ist zu institutionalisieren<br />

Ebenso differenziert können sich die<br />

dem <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

zugewiesenen Aufgaben darstellen.<br />

Mögliche relevante Themen sind derzeit<br />

beispielsweise:<br />

30%<br />

34%<br />

43%<br />

50%<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> in Europa 13<br />

• Institutionalisierung eines Center of<br />

Competence mit Aufgaben wie<br />

Schaffung und Sicherung eines auf<br />

das <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

bezogenen Wissensstandards im<br />

Unternehmen sowie Mitarbeiterschulung<br />

und Erstellung von Anweisungen<br />

• Aufbau eines standardisierten<br />

Reportings<br />

• Ermittlung von Plan-Ist-Abweichungen<br />

und deren Analyse<br />

• Einführung von integrierten Financial<br />

Supply Chain <strong>Management</strong>-Systemen<br />

• Entwicklung eines Stammdatenmanagements<br />

für Debitoren und<br />

Kreditoren<br />

• Ermittlung und Aggregation von<br />

Risikopositionen bei Kunden und<br />

Lieferanten<br />

Auf Basis der Kenntnisse regionaler<br />

sowie geschäftsspezifischer Bedingungen<br />

können außerdem Ziele formuliert<br />

und Anreize zu deren Einhaltung gesetzt<br />

werden.


14 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Verantwortlichkeiten<br />

im Order to Cash-Prozess<br />

Kombination<br />

von Finanzabteilungen<br />

17%<br />

Verkauf/Marketing<br />

32%<br />

Andere<br />

Antworten<br />

2%<br />

Keine<br />

Antwort<br />

1%<br />

Verantwortlichkeiten<br />

im Purchase to Pay-Prozess<br />

Kombination<br />

von Finanzabteilungen<br />

14%<br />

Beschaffung und<br />

Finanzabteilung<br />

37%<br />

Andere<br />

Abteilung<br />

6%<br />

Keine<br />

Antwort<br />

2%<br />

Verkauf/Marketing<br />

und Finanzabteilung<br />

48%<br />

Beschaffung<br />

41%<br />

Richtlinien beziehen sich häufig nur<br />

auf einzelne Prozessketten<br />

Eindeutig definierte und dokumentierte<br />

Handlungsanweisungen zum <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>, z.B. Form von<br />

Richtlinien, sind nach den Antworten der<br />

Umfrageteilnehmer nicht der Regelfall.<br />

Prozessübergreifende Richtlinien, die<br />

die einzelnen Prozesskomponenten miteinander<br />

in Verbindung bringen, existieren<br />

bei 34 Prozent der Unternehmen.<br />

Häufiger haben Unternehmen Anweisungen<br />

herausgegeben, die einzelne<br />

Prozessbestandteile betreffen. Am häufigsten<br />

betrifft dies mit 50 Prozent den<br />

Verkauf (Order to Cash-Prozess), dem<br />

damit die größte Bedeutung beigemessen<br />

wird.<br />

Bei der Verfolgung der Ziele Liquiditätsund<br />

Bilanzoptimierung im Rahmen des<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>s spielt<br />

die Vergabe von Standardzahlungszielen<br />

eine zentrale Rolle. Es wird ein angestrebtes<br />

Zahlungsziel definiert, an dem<br />

sich die verantwortlichen Funktionen in<br />

ihrer Entscheidungsfindung zu orientieren<br />

haben. Häufig ist zudem sinnvoll<br />

festzulegen, in welchen Fällen und unter<br />

welchen Voraussetzungen Abweichungen<br />

von den Vorgaben möglich sind. Für<br />

den Verkaufsprozess definieren nahezu<br />

alle Unternehmen (93 Prozent) Standardzahlungsbedingungen.<br />

Für den Einkaufsprozess<br />

ist deren Zahl mit 87 Prozent<br />

geringer.<br />

In der Erhebung wurden die Unternehmen<br />

außerdem nach den Bezugsgrößen<br />

gefragt, die gewählt wurden, wenn für<br />

ihre Einkaufs- und Verkaufsprozesse<br />

Standardzahlungsziele als Kontrollkriterien<br />

zu definieren sind.<br />

Als häufigste Bezugsgröße wird für<br />

den Verkauf das jeweilige Produkt oder<br />

die Dienstleistung (32 Prozent) und<br />

analog für den Einkauf die Einkaufskategorie<br />

(24 Prozent) festgelegt. Häufig<br />

(ca. 20 Prozent) werden länderbezogene<br />

Bezugsgrößen gewählt. Andere Kombinationen<br />

sind weniger verbreitet.<br />

Wer ist im Unternehmen für die<br />

Definition von Standardzahlungszielen<br />

verantwortlich, und welche Unternehmensfunktionen<br />

werden in den<br />

Definitionsprozess einbezogen?<br />

In vielen Fällen wird die Festlegung<br />

von Zahlungszielen von einem Team,<br />

das aus dem Finanzbereich und der<br />

ausführenden Abteilung besteht, verantwortet.<br />

Für den Verkaufsprozess ist<br />

dies zu 48 Prozent der Bereich Finanzen<br />

zusammen mit Marketing/Verkauf und<br />

für den Einkaufsprozess zu 37 Prozent<br />

der Bereich Finanzen zusammen mit<br />

der Beschaffung. Es fällt aber auf, dass<br />

sowohl im Falle der Verkaufsprozesskette<br />

mit 32 Prozent wie auch im Falle<br />

der Einkaufsprozesskette mit 41 Prozent<br />

die jeweils agierende Unternehmensfunktion<br />

ihre Zahlungsziele ausschließlich<br />

selbst verantwortet.<br />

Die Unternehmen machen ihre Leistungsanreize<br />

üblicherweise an Größen<br />

wie Umsatz, im Falle des Verkaufs,<br />

bzw. Preiseinsparungen, im Falle des<br />

Einkaufs, fest. Die Ziele der Einkaufsund<br />

Verkaufsabteilung stehen jedoch<br />

nicht immer mit denen des <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong>s in Einklang. Wenn die agierenden<br />

Abteilungen ihre Zahlungsziele<br />

selbst verantworten, ist nicht zu erwarten,<br />

dass sie, sofern Anreize auf Umsätze<br />

und Kosteneinsparungen bezogen<br />

sind, Ziele verfolgen, die gebundenes<br />

Kapital freisetzen.


Anreize im Purchase to Pay-Prozess<br />

Beschaffung<br />

Rechnungswesen<br />

Controlling<br />

Treasury<br />

WCM<br />

4%<br />

Anreize im Order to Cash-Prozess<br />

Vertrieb<br />

Marketing<br />

Kreditabteilung<br />

Rechnungswesen<br />

Controlling<br />

Treasury<br />

WCM<br />

6%<br />

6%<br />

7%<br />

8%<br />

9%<br />

10%<br />

Dies wirft die Frage auf, ob die Unternehmen<br />

in Bezug auf die Erreichung der<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Ziele eigene Anreize<br />

setzen:<br />

Die Umfrage hat ergeben, dass im<br />

Purchase to Pay-Prozess insgesamt<br />

54 Prozent der Unternehmen Anreize<br />

zur Erreichung von <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-<br />

Zielen anbieten. Das heißt im Umkehrschluss,<br />

dass 46 Prozent der Unternehmen<br />

für den Einkaufsprozess keine<br />

Anreize setzen. Wenn Anreizsysteme<br />

festgelegt sind, so betrifft dies mit<br />

21 Prozent den Einkauf und mit 13 Prozent<br />

das Controlling, ein unbedeutender<br />

Anteil entfällt auf andere Bereiche. Wie<br />

die Umfrage ergeben hat, verantwortet<br />

der Einkauf die Vergabe von Standardzahlungszielen<br />

häufig alleine. Wie bereits<br />

erwähnt, bieten aber nur 21 Pro-<br />

9%<br />

13%<br />

13%<br />

21%<br />

26%<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> in Europa 15<br />

zent der Unternehmen Anreize, hierbei<br />

auch <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Ziele zu integrieren.<br />

Für den Order to Cash-Prozess liegt<br />

die Zahl der gesetzten Anreize mit insgesamt<br />

78 Prozent vergleichsweise<br />

höher. Diese betreffen jedoch den<br />

Vertrieb als operativ tätigen Bereich<br />

lediglich mit 26 Prozent. Genannt<br />

werden außerdem mit 13 Prozent das<br />

Controlling, mit 10 Prozent die Kreditabteilung<br />

und mit 9 Prozent das Treasury,<br />

ein unbedeutender Anteil entfällt auf<br />

andere Abteilungen. Wenn auch nicht<br />

ganz so eklatant wie im Einkaufsprozess,<br />

verantwortet auch hier die<br />

agierende Funktion ihre Zahlungsziele<br />

oft selbst, ohne dass ausreichend<br />

Anreize geboten werden, die eine<br />

Berücksichtigung der <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-<br />

Ziele sicherstellen.


16 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Integration von <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Zielen in Planungsprozesse<br />

Sind wesentlicher Bestandteil im<br />

Geschäftsplanungsprozess<br />

Werden im Geschäftsplanungsprozess nicht<br />

berücksichtigt, aber separat behandelt<br />

Werden im Geschäftsplanungsprozess<br />

teilweise berücksichtigt<br />

Werden nicht im Geschäftsplanungsprozess<br />

berücksichtigt<br />

Sind nicht vorhanden oder werden<br />

nicht geplant<br />

2%<br />

Institutionalisierung eines Berichtswesens<br />

Auf zentraler Ebene<br />

Auf regionaler Ebene<br />

Auf lokaler Ebene<br />

5%<br />

9%<br />

14%<br />

22%<br />

Planung und Reporting<br />

Die Implementierung detaillierter Planungs-<br />

und Kontrollszenarien sichert<br />

die Einhaltung der <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Ziele.<br />

Wegen ihrer Bedeutung für die Effizienz<br />

des eingesetzten Unternehmenskapitals<br />

sind im Idealfall deshalb <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-<br />

Ziele vollständig in den Planungsprozess<br />

der Gesellschaften integriert, das heißt,<br />

sie sind Bestandteil des Gesamtunternehmensplanes.<br />

Die Hälfte der befragten<br />

Unternehmen nimmt diese vollständige<br />

Integration vor, während<br />

28 Prozent der Unternehmen lediglich<br />

eine partielle Integration angeben.<br />

Die Integration der <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Ziele<br />

in den unternehmerischen Planungsprozess<br />

erfordert, dass ein Berichtswesen<br />

institutionalisiert sein sollte,<br />

wobei die Berichtsfrequenzen jeweils<br />

8%<br />

12%<br />

39%<br />

43%<br />

43%<br />

28%<br />

52%<br />

50%<br />

73%<br />

ja nein keine Angabe<br />

den individuellen Erfordernissen der<br />

Unternehmen angepasst werden. Wie<br />

in vielen anderen Fällen ist es auch für<br />

die Steuerung des gebundenen Kapitals<br />

von Vorteil, eine Verknüpfung der Plandaten<br />

zu Istdaten zu gewährleisten.<br />

Die Organisation von Berichtslinien ist<br />

im Idealfall in Abhängigkeit von der<br />

Unternehmensstruktur sowohl in Bezug<br />

auf Regionen als auch in Bezug auf<br />

Geschäftseinheiten aufgebaut und mit<br />

dem zentralen <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

verbunden. Dies bietet die Chance,<br />

dass Unternehmenseinheiten, die das<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> letztlich durch ihre<br />

Handlungen beeinflussen, auch in den<br />

Informations- und Kontrollfluss eingebunden<br />

sind. Es gibt dann Verknüpfungen<br />

zwischen zentralem und untergeordnetem<br />

Berichtswesen.<br />

Die Hälfte der Unternehmen hat kein<br />

lokales oder auf Geschäftseinheiten<br />

bezogenes <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Berichtswesen<br />

Zu diesem Thema zeigt die Umfrage<br />

deutliche Diskrepanzen. Während<br />

73 Prozent der Unternehmen ein<br />

Berichtswesen auf zentraler Ebene<br />

institutionalisiert haben, installieren<br />

dies gleichzeitig nur 43 Prozent auf<br />

regionaler und 52 Prozent auf lokaler<br />

Ebene, also bezogen auf Geschäftseinheiten.<br />

Mehr als ein Fünftel der<br />

Unternehmen hat damit ein ausschließlich<br />

zentral angelegtes Berichtswesen.<br />

Die agierenden Einheiten erhalten<br />

somit keine Informationen über die<br />

Auswirkungen ihres Handelns auf das<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>.


Verwendete Kennzahlen<br />

Days Sales<br />

Outstanding (DSO)<br />

Days Inventory Held<br />

(DIH)<br />

Days Payables<br />

Outstanding (DPO)<br />

Best Possible DSO<br />

Collection Efficiency<br />

Index<br />

Average Payment<br />

Terms (Payables)<br />

11%<br />

11%<br />

29%<br />

Für das Controlling des <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>s<br />

steht eine Reihe von Kennzahlen zur<br />

Verfügung. Indikatoren können beispielsweise<br />

sein:<br />

Days Sales Outstanding (DSO)<br />

sind ein Maß für die Kapitalbindung<br />

durch Forderungen aus Lieferungen<br />

und Leistungen, ausgedrückt in Tagen<br />

Days Inventory Held (DIH)<br />

sind ein Maß für die Verweildauer von<br />

Lagerbeständen im Unternehmen, ausgedrückt<br />

in Tagen<br />

Days Payables Outstanding (DPO)<br />

sind ein Maß für die Zeitdauer, die ein<br />

Unternehmen zur Begleichung seiner<br />

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und<br />

Leistungen in Anspruch nimmt, ausgedrückt<br />

in Tagen<br />

Diese drei Kennzahlen messen die<br />

Kapitalbindung in den jeweiligen Prozessketten.<br />

Vor dem konzeptionellen Hintergrund<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> nicht isoliert,<br />

sondern prozesskettenübergreifend zu<br />

steuern, kann es zielführend sein, die<br />

Kennzahlen beispielsweise miteinander<br />

zu verbinden.<br />

58%<br />

71%<br />

85%<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> in Europa 17<br />

DSO + DIH – DPO = DWC Days<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

Die Mehrheit der Unternehmen arbeitet<br />

lediglich mit Basiskennzahlen<br />

Neben den vorstehenden, weit verbreiteten<br />

Kennzahlen gibt es noch andere<br />

Größen, die die Aussagekraft des<br />

Reportings mit Blick auf die <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> Performance wesentlich erhöhen:<br />

Best Possible DSO<br />

sind ein Maß für die durchschnittlichen<br />

Zahlungsziele, die ein Unternehmen<br />

mit seinen Kunden vereinbart hat, ausgedrückt<br />

in Tagen<br />

Collection Efficiency Index<br />

ist für den Order to Cash-Prozess ein<br />

Maß, in welcher Höhe Forderungen<br />

aus Lieferungen und Leistungen tatsächlich<br />

eingegangen sind, ausgedrückt<br />

in Prozent<br />

Average Payment Terms<br />

sind ein Maß für die durchschnittlichen<br />

Zahlungsziele, die ein Unternehmen<br />

mit seinen Lieferanten vereinbart hat,<br />

ausgedrückt in Tagen<br />

In der Umfrage hat sich gezeigt, dass<br />

üblicherweise nur die drei Basiskennzahlen<br />

Days Inventory Held, Days<br />

Payables Outstanding und Days Sales<br />

Outstanding für die Messung der<br />

Performance von Bedeutung sind. Die<br />

anderen Kennzahlen werden selten<br />

benutzt.<br />

Hier besteht seitens der Unternehmen<br />

möglicherweise Entwicklungsbedarf.<br />

Es können zum Beispiel die beiden<br />

wesentlichen Einflussfaktoren der


18 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Herausforderungen für das WCM<br />

Forecastto-Fulfill<br />

22%<br />

Order to Cash<br />

27%<br />

Reporting<br />

und Anreize<br />

10%<br />

Purchase to Pay<br />

7%<br />

<strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong><br />

34%<br />

durchschnittlichen Verzugstage (Average<br />

Days Delinquent) dargestellt werden.<br />

Diese errechnen sich aus den Außenstandstagen<br />

(Days Sales Outstanding<br />

DSO) abzüglich der durchschnittlich vereinbarten<br />

Zahlungsziele (Best Possible<br />

DSO). Aufbauend auf diesen Erkenntnissen<br />

sind tiefere Ursachenanalysen<br />

möglich.<br />

Künftige Herausforderungen<br />

Nahezu drei Viertel der Unternehmen<br />

sehen in der Zukunft große Herausforderungen<br />

für ein <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

<strong>Management</strong>. Viele arbeiten bereits an<br />

der Fortentwicklung bereits bestehender<br />

Konzepte. Nahezu die Hälfte plant<br />

zukünftige Projekte.<br />

Die Unternehmen werden sich auf die<br />

Optimierung der individuellen Prozessketten<br />

sowie das Thema Berichtswesen<br />

und Anreizsysteme konzentrieren.<br />

Größte Aufgabe wird jedoch die Entwicklung<br />

einer übergreifenden Konzeption<br />

im Sinne des oben beschriebenen<br />

Ansatzes für das <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

Generelle Optimierung<br />

11%<br />

Prozessoptimierung<br />

10%<br />

Bewusstseinsbildung<br />

7%<br />

Richtlinien-Einführung<br />

6%<br />

<strong>Management</strong> sein. Schwerpunkte sind<br />

die folgenden Themen:<br />

• Performance: Freisetzung von Liquidität,<br />

Reduzierung der Kapitalbindung<br />

durch Verkürzung der Zeitspanne, die<br />

das Unternehmenskapital durchläuft<br />

(z.B. ausgedrückt durch die Kennzahl<br />

Days <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>), Optimierung<br />

des ökonomischen Gewinns<br />

• Prozessoptimierung: Standardisierung<br />

und Automatisierung der funktionsübergreifenden<br />

Prozessabläufe, Minimierung<br />

von Medienbrüchen, Messung<br />

der Durchlaufeffizienz der<br />

Abläufe, Verfolgung des jeweiligen<br />

Stands von Geschäftsvorfällen, Messung<br />

der Produktion in Kennzahlen<br />

• Bewusstseinsbildung: Erzeugung<br />

eines Verständnisses für die Relevanz<br />

von <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> im Unternehmen<br />

und der entsprechenden Handlungsalternativen<br />

• Implementierung von Richtlinien:<br />

Dokumentation der <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-<br />

Steuerung in Form von Handlungsanweisungen


Entwicklungsstand zukünftiger Projekte<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Auf welchem Entwicklungsstand befinden<br />

sich die zukünftigen Projekte in<br />

den einzelnen Unternehmen derzeit?<br />

Bei den geplanten Projekten dominiert<br />

das Thema „übergreifendes <strong>Working</strong><br />

<strong>Capital</strong> <strong>Management</strong>“. Etwa 30 Prozent<br />

der Unternehmen haben bereits Projekte<br />

begonnen, und knapp 60 Prozent<br />

haben vor, Projekte zu initiieren. Genau<br />

umgekehrt verhält es sich bei den Projekten<br />

„Optimierung der Verkaufsprozesse“.<br />

Der Anteil der gegenwärtig<br />

laufenden Projekte fällt bei den zukünftigen<br />

Projekten von 30 Prozent auf<br />

11 Prozent.<br />

Nicht ganz so auffällig, aber von der<br />

Tendenz her ähnlich, verhalten sich die<br />

Unternehmen in Bezug auf die beiden<br />

10% 10% 7%<br />

7%<br />

10%<br />

7%<br />

16%<br />

22%<br />

27%<br />

34%<br />

0<br />

Identifizierte Herausforderungen Gegenwärtige Projekte Geplante Projekte<br />

20%<br />

30%<br />

30%<br />

Reporting und Anreize Purchase to Pay Forecast to Fulfill Order to Cash<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong><br />

11%<br />

59%<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong> in Europa 19<br />

anderen Prozessketten. Vielen Unternehmen<br />

sind die Interdependenzen des<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>s innerhalb der Unternehmensaktivitäten<br />

bewusst. Man<br />

konzentriert sich deshalb zunehmend<br />

auf eine ganzheitliche Betrachtung zur<br />

Steuerung des gebundenen Kapitals.<br />

Dabei geht die Entwicklung schrittweise,<br />

aber kontinuierlich von einem spezifisch<br />

auf einzelne Prozesse angelegten<br />

Konzept hin zu einem umfassenden<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Optimierungsansatz.<br />

Die Zukunft gehört prozessübergreifenden<br />

<strong>Working</strong> <strong>Capital</strong>-Projekten


20 <strong>Working</strong> <strong>Capital</strong> <strong>Management</strong><br />

Kontakte<br />

Deutschland<br />

Markus Steitz<br />

Partner, Advisory<br />

Financial Risk <strong>Management</strong> (FRM)<br />

Marie-Curie-Straße 30<br />

60439 Frankfurt<br />

Tel. +49 (69) 9587-2676<br />

Fax +49 (69) 9587-192676<br />

msteitz@kpmg.com<br />

Prof. Dr. Jochen Pampel<br />

Partner, Advisory<br />

Business Performance Services (BPS)<br />

Ludwig-Erhardt-Straße 11–17<br />

20459 Hamburg<br />

Tel. +49 (40) 32015-5550<br />

Fax +49 (40) 32015-15550<br />

jpampel@kpmg.com<br />

Tammo Andersch<br />

Partner, Advisory<br />

Corporate Restructuring (CR)<br />

Marie-Curie-Straße 30<br />

60439 Frankfurt<br />

Tel. +49 (69) 9587-3307<br />

Fax +49 (69) 9587-193307<br />

tandersch@kpmg.com<br />

Frank Wendt<br />

Director, Advisory<br />

Financial Risk <strong>Management</strong> (FRM)<br />

Marie-Curie-Straße 30<br />

60439 Frankfurt<br />

Tel. +49 (69) 9587-4385<br />

Fax +49 (69) 9587-194385<br />

fwendt@kpmg.com<br />

Österreich<br />

Mag. Peter Ertl<br />

Partner, Audit<br />

Risk Advisory Services (RAS)<br />

Kolingasse 19<br />

1090 Wien<br />

Tel. +43 (1) 31332-224<br />

Fax +43 (1) 31332-5<br />

pertl@kpmg.at<br />

Dr. Helge Löffler<br />

Partner, Business Services<br />

Kudlichstraße 41–43<br />

4021 Linz<br />

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