262 - Fandom Observer
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Breitsameter/FO<strong>262</strong>/ film/musa<br />
Der Plan<br />
‚The Adjustment Bureau‘, USA 2011<br />
Buch & Regie: George Nolfi (frei nach einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick); Musik:<br />
Thomas Newman;<br />
Darsteller: Anthony Mackie, Matt Damon, Emily Blunt, John Slattery, Terence Stamp,<br />
Michael Kelly u.a.; Laufzeit: 94 Minuten<br />
„Der Mensch lebt in seinem Kosmos des<br />
ihm bekannten. Er wird in eine Familie<br />
geboren, von ihr in vielfältiger Weise geformt<br />
und beginnt darüber hinaus mit all den/dem<br />
anderen im Kreis zu interagieren. Leben<br />
nimmt seinen Lauf und wir haben keinen<br />
wirklichen Schimmer worauf alles hinauslaufen<br />
soll.“<br />
Elodie Jardinier<br />
Der „freie Wille“ beschäftigt die Philosophie<br />
dieser Welt seit den Ewigkeiten erster<br />
komplexer Vorstellungskonstrukte. Ist der<br />
individuelle Mensch grundsätzlich in der<br />
Lage seine, ihn betreffenden, eigenen Entscheidungen<br />
zu treffen? Oder sind wir in<br />
der Masse nur die willfährigen Lem minge<br />
einer biologischen Reaktions kas kade?<br />
Aus ge liefert einem Umfeld, das uns zu<br />
konditionieren und kontrollieren sucht?<br />
Oder faktisch dazu verdammt einer „höheren<br />
Instanz“ auf Gedeih und Verderben<br />
aus geliefert zu sein?<br />
Der rein biologischen Deutungsvariante<br />
kann man wohl die Wesensart eines jeden<br />
Menschen entgegen halten. Den Menschen<br />
auf einen biochemischen Funktions-Cocktail<br />
zu reduzieren, negiert die Existenz einer<br />
jeglichen Kreativität. Die Schönheit liegt<br />
seit Anbeginn im Auge des Betrachters<br />
und kann nicht auf eine chemische<br />
Abfolge von Reaktionen in unserem<br />
Kör per eingedampft werden. Der<br />
Einfluss unserer jeweiligen Um -<br />
gebung wiederum lässt sich<br />
nicht in ein Schema fassen<br />
und somit auch nicht generalisieren.<br />
Wir alle reagieren<br />
anders auf die Einflüsse,<br />
denen man aus gesetzt wird.<br />
Ein Konzept lässt sich damit<br />
aus keiner Statistik heraus arbeiten.<br />
Schließlich das „göttliche Prinzip“, das in<br />
nicht wenigen Augen als ultima ratio existiert.<br />
Ein Lenker, der alle Schicksale vorherbestimmt.<br />
Aber worin mag das göttliche<br />
Wirken einen Sinn offenbaren, wenn das<br />
dann so genannte Schicksal Eva oder Adam<br />
einen Tiefschlag versetzt?! Dabei ist nicht die<br />
Rede vom Leid das Menschen einander<br />
zufügen, sondern von dem einer dritten<br />
Instanz. Der Steinschlag, der sich aus einer<br />
Felswand löst. Eine Springflut. Tod im<br />
Kindsbett. Eine Obrigkeit dafür verantwortlich<br />
zu machen ist vielleicht nur der Versuch<br />
eine Tragödie nicht näher an sich heran zu<br />
lassen.<br />
FO <strong>262</strong> · 4/2011<br />
Schlussendlich – wir leben. Wir haben<br />
keine definitive Antwort auf den Sinn. (nur<br />
Theorien) und müssen uns an jedem Tag<br />
die Frage stellen, was uns zu dem Menschen<br />
macht, der wir sind. Gibt es den Imperativ,<br />
der eine kollektive Beeinflussung rechtfertigt?<br />
Kann sich eine Instanz das ultimative<br />
Recht vorbehalten über den Gang eines<br />
Lebens zu entscheiden?! Die Freiheit der<br />
Entscheidung gegen die Versklavung durch<br />
einen übergeordneten Plan?!? Und wo soll<br />
sich das Individuum hierbei sehen?<br />
Frage an Frage, die sich im Kontext mit<br />
George Nolfis Regiedebüt augenscheinlich<br />
in den Raum drängt. Augenscheinlich im<br />
Sinne einer Präsenz – nicht dem einer<br />
moralisierenden Botschaft.<br />
Demokrat David Norris (Matt Damon) ist<br />
kurz vor der Rede, in der er den eingeübten<br />
Stan dard eines jeden Politikers geben muss.<br />
Dem siegreichen Kontra -<br />
henten gratulieren, die<br />
eigenen Anhänger<br />
im Selbstwertgefühl<br />
Eine Filmbesprechung<br />
von Robert Musa<br />
aufbauen und das wichtige Bonmot vom<br />
Aufstehen nach dem Fall. Norris hat sich in<br />
die Einsamkeit eines Klosett-Saals zu rück -<br />
gezogen (wobei sich „Ein samkeit“ und<br />
„Foyer-Toilette eines Hotels“ eigentlich aus -<br />
schließen), um seine Re de zu überdenken<br />
und auf der separaten Schiene die<br />
unerwartete Nieder la ge zu verdauen.<br />
Mitten in seine Rhetorik platzt die<br />
Ausdruckstänzerin Elise Sellas<br />
(Emily Blunt) und offenbart<br />
ihm ihr Dilemma. Nicht,<br />
weil sie sich in der Herren-<br />
Toilette aufhält, sondern<br />
weil sie nicht richtig zu<br />
entscheiden wusste, ob<br />
es besser wäre ihn<br />
weiter in Unkenntnis<br />
über ihre Anwesenheit<br />
zu lassen, oder den<br />
Einblick in seine<br />
Seelen lage zu<br />
be enden.<br />
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