262 - Fandom Observer
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Breitsameter/FO<strong>262</strong>/<br />
Breitsameter/FO<strong>262</strong>/buch/rezensionen<br />
implantierten Chips über das Internet/<br />
Telefonnetz miteinander in Verbindung stehen.<br />
Dank des Chips nimmt jedes Mitglied<br />
das wahr, was jedes einzelne Mitglied<br />
wahr nimmt. Man muss es sich so vorstellen,<br />
als sehe man mit Tausend Augen, als höre<br />
man mit Tausend Ohren und als rieche man<br />
mit Tausend Nasen. Bereits einige Tage<br />
nach dem Einsetzen des Chips hat sich das<br />
menschliche Gehirn dieser neuen Schnittstelle<br />
angepasst. Solch eine technische<br />
Entwicklung erweitert die Wahrnehm ungsmöglichkeiten<br />
jedes einzelnen ungemein<br />
und birgt auf dem ersten Blick nur Vorteile.<br />
Wie jede technische Neuerung birgt auch<br />
diese Gefahren in sich. Die Menschen in<br />
diesem Netzwerk verlieren ihre Persönlichkeit,<br />
ihre Individualität. Sie werden zu einem<br />
rein funktionalem Teil eines viel größeren<br />
Bewusstseins und verfolgen nur ein Ziel: so<br />
rasch wie möglich zu wachsen, um so<br />
unan greifbar zu werden.<br />
Für Christopher, der über Monate hinweg<br />
Bestandteil dieses Netzes war, ist dies der<br />
reinste Alptraum. Im Vater von Kyle und<br />
Serenity sieht er einen natürlichen<br />
Verbündeten, der ihm im Kampf gegen die<br />
Kohärenz beistehen kann. Dieser hat bereits<br />
vor Jahren vor einer ausschweifenden<br />
Technikanwendung und der Abhängigkeit<br />
davon im Alltag gewarnt und ist mit seinen<br />
Publikationen hierüber sehr bekannt geworden.<br />
Er selbst hat zeitlebens versucht,<br />
soweit es irgendwie ging ohne Technik<br />
auszukommen, und hat viele Gleichgesinnte<br />
um sich geschart. Christopher kann ihn und<br />
seine Gefährten für den Kampf gegen die<br />
Kohärenz gewinnen.<br />
Dabei scheint dieser bunt zusammengewürfelte<br />
Haufen für eine verdeckt durchgeführte<br />
Aktion gegen einen übermächtig<br />
erscheinenden Gegner nun wirklich mehr<br />
als nur ungeeignet zu sein. Allerdings<br />
kommt ihnen der Überraschungseffekt zu<br />
Hilfe und so könnte durchaus ein entscheidender<br />
Schlag gelingen.<br />
Die Schilderung dieser Aktion nimmt<br />
dann einen Großteil des Romans ein.<br />
Eschbach zieht hier wirklich alle Register<br />
und präsentiert seinen Lesern eine rasant in<br />
Szene gesetzte Undercovermission. Damit<br />
ist der Kampf gegen die Kohärenz keineswegs<br />
ausgestanden, sondern lediglich das<br />
erste Kapital kann als abgeschlossen<br />
betrachtet werden. Der Kampf geht weiter<br />
und wird in den nächsten beiden Teilen der<br />
Trilogie (?), die im Spätsommer 2011 und<br />
2012 erscheinen werden, fortgesetzt.<br />
„Black Out“ dürfte auch den erwachsenen<br />
Leser gut unterhalten.<br />
anno<br />
FO <strong>262</strong> · 4/2011<br />
Dieter König (Hrsg.)<br />
Das glaskuppelprinzip<br />
Originalausgabe; BRD 2008; TB, 240 S.<br />
Auf den Verlag von Dieter König bin ich erst<br />
vor einigen Wochen durch diese Kurzgeschichtensammlung<br />
aufmerksam geworden.<br />
Wenn man ein wenig durch die<br />
Verlags seiten surft, findet man aktuelle<br />
Ausschreibungen zu den unterschiedlichsten<br />
Themenbereichen der Phantastik, was<br />
sicherlich für den einen oder anderen Autor<br />
von Interesse sein dürfte. Der Leser kann in<br />
den kommenden Monaten auf die<br />
Ergebnisse der noch laufenden Ausschreibungen<br />
hoffen.<br />
In der vorliegenden Sammlung sind insgesamt<br />
elf Kurzgeschichten vertreten, davon<br />
einige von Autoren, die bereits bei anderen<br />
Kleinverlagen ihre Werke unterbringen<br />
konnten.<br />
Ernst-Eberhard Manski lässt seine<br />
Haupt figur in »Kalksteinträume« nach zwei<br />
verschwundenen Reporterkollegen suchen.<br />
Diese sollten über ein mittelalterliches Fest,<br />
welches auf einer Insel stattfand, berichten.<br />
Beide kehrten von dort nicht wieder zurück<br />
und niemand rückt in der Redaktion so<br />
richtig mit dem Grund dafür heraus. Also<br />
verbindet Edgar seine eigentlich geplante<br />
Urlaubsreise mit einer Suche nach den beiden<br />
Verschollenen. Auf der Insel angekommen<br />
wird er sehr schnell in die spezielle<br />
Atmosphäre eines solch groß angelegten<br />
Treffens hineingezogen. Wie es der Zufall<br />
so will, trifft er auch auf eine der beiden<br />
Verschollenen, die ihm mehr oder weniger<br />
zu verstehen gibt, dass sie dem Charme der<br />
Insel erlegen ist und selbst gekündigt hat.<br />
Als aber sein eigener Begleiter auch nicht<br />
mehr zu finden ist, gestaltet sich für ihn das<br />
ganze zunehmend mysteriöser. Scheinbar<br />
steckt hinter der Veranstaltung doch mehr,<br />
als dies von außen her zu erkennen ist.<br />
Die Geschichte verfügt über ihre ganz<br />
eigene Atmosphäre, die in der Schilderung<br />
des mittelalterlichen Festes zu suchen ist.<br />
Eingebunden darin sind die verschwundenen<br />
Kollegen, die doch ziemlich unvermittelt<br />
und sehr lebendig einfach wieder auftauchen.<br />
Der Abschluss bietet dann eine<br />
Erklärung für die bisher geschilderten<br />
Geschehnisse, erscheint dennoch ein wenig<br />
an den »Haaren herbeigezogen«.<br />
Stefan Barths Geschichte »Die Formel«<br />
beginnt vielversprechend. Die Ressourcen<br />
der Erde sind von der Mensch heit aufgebraucht<br />
worden. Immerhin konnte man in<br />
relativer galaktischer Nähe einen erdähnlichen<br />
Planeten ausfindig machen, auf dem<br />
ein Teil der Menschheit einen Neuanfang<br />
starten kann. In dieser Situation findet ein<br />
Wissenschaftler die Möglichkeit, mittels<br />
Biogenetik die zerstörten Wälder der Erde<br />
wieder herzustellen. Eine Übersiedlung der<br />
Menschheit wäre nicht mehr notwendig, die<br />
mit großem Aufwand betriebenen Vorbereitungen<br />
könnten umgehend eingestellt<br />
und die finanziellen und materiellen<br />
Ressourcen in das neue Projekt hineingegeben<br />
werden. Den Leser überrascht es nicht,<br />
dass die politisch Verantwortlichen davon<br />
wenig begeistert sind. Leider endet dieses<br />
für eine Kurzgeschichte doch ziemlich<br />
zusammengepresste Szenario sehr unglaubwürdig<br />
und zieht die gesamte Geschichte<br />
dadurch nach unten. Ein in der momentanen<br />
Unter haltungs literatur häufig vorkommendes<br />
Thema, was uns in der Realität<br />
ebenfalls stark beschäftigt, wird hier leider<br />
viel zu trivial abgehandelt.<br />
„Die andere Seite“ von Silke Schulz erinnerte<br />
mich an bekannte Szenarien, in denen<br />
Menschen durch Viren oder den Bissen von<br />
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