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Systematische Musikpädagogik - Mozarteum

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Forschungsberichte zur <strong>Musikpädagogik</strong> (FZM)<br />

Herausgegeben von:<br />

Univ. Prof. Dr. Armin Langer<br />

Mag. Dr. Gerhard Sammer<br />

Mag. Martin Waldauf<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

Univ. Prof. Dr. Armin Langer<br />

Universität <strong>Mozarteum</strong> Salzburg<br />

Abteilung für <strong>Musikpädagogik</strong> Innsbruck<br />

Innrain 15, A – 6020 Innsbruck<br />

Tel: 43 + 512 – 560319 – 6724<br />

Email: armin.langer@moz.ac.at<br />

Verfasser und Thema der Onlinepublikation:<br />

Langer, Armin<br />

Waldauf, Martin<br />

“Na, weil’s Spaß macht!<br />

Pilotstudie zum musikalischen Erinnerungsvermögen“<br />

Alle Rechte vorbehalten


<strong>Systematische</strong> <strong>Musikpädagogik</strong><br />

Empirische Forschung<br />

Na, weil’s Spaß macht!<br />

Pilotstudie zum musikalischen Erinnerungsvermögen<br />

© Prof. Dr. Armin Langer und Mag. Martin Waldauf1[1]<br />

Bei den nachfolgenden Ausführungen handelt es sich um Auszüge einer Pilotstudie, die sich<br />

um die Offenlegung von Bedingungsfaktoren musikbezogener Erinnerungen bei<br />

Jugendlichen bemüht. Dabei steht die kommentierte Ergebnisaufbereitung des<br />

Forschungsgegenstands in Vordergrund der Darstellung. Weiterführende theoretische<br />

Überlegungen im Kontext musikpädagogischer Biographieforschung und die Evaluation des<br />

Forschungsinstrumentariums erfolgen in der zweiten Phase des Projekts.<br />

Gliederung:<br />

1. Forschungsvorhaben<br />

2. Überlegungen zur Pilotstudie<br />

3. Untersuchungsmethode und Untersuchungsgruppe<br />

4. Auswertungsplan<br />

5. <strong>Systematische</strong> Erfassung der Daten im Sinne des Leitfadens<br />

6. Bedingungsfaktoren musikbezogener Erinnerungen und ihre semantische<br />

Verarbeitung<br />

1. Forschungsvorhaben<br />

Die vorliegende Pilotstudie bildet den Auftakt für eine Langzeitstudie zum musikbezogenen<br />

Erinnerungsvermögen Jugendlicher. Die Arbeitsgruppe macht es sich zum Ziel<br />

Bedingungsfaktoren musikalischer Erinnerung aufzuzeigen. Wir erwarten uns Erkenntnisse<br />

darüber, welche Indikatoren musikbezogener Erinnerungen und ihre semantische<br />

Verarbeitung konstitutiv für musikalische Wissens- und Handlungskompetenz sind, um im<br />

Langzeitgedächtnis abgespeichert zu werden. Von besonderem Interesse sind für uns<br />

Erinnerungen an schulischem Musikunterricht; konkret: Was bleibt übrig, nach<br />

12 Jahren Musikunterricht?<br />

Aus den Ergebnissen der Befragungen erhoffen wir uns Antworten, die zum einen Hinweise<br />

zur Verbesserung schulmusikalischen Unterrichtsmanagements geben, zum anderen<br />

erwarten wir uns aufschlussreiche Aussagen bezüglich fachlicher und sozialer Kompetenzen<br />

von Musiklehrern, die besonders für die musikpädagogische Ausbildung interessant sind.<br />

Zur Datengewinnung werden in den kommenden fünf Jahren Tiroler Maturanten qualitativ<br />

und quantitativ befragt. Die vorliegende qualitativ durchgeführte Pilotstudie dient der<br />

Evaluation des forschungsmethodischen Vorgehens, sowie der Konkretisierung von<br />

Fragestellungen für die spätere quantitative Durchführung des Projekts.<br />

1[1] Die erste Phase der Interviewplanung und –durchführung wurde von StudentInnen des 7./ 8.<br />

Semester begleitet.1<br />

[2] : Witzel, A (2000): Das problemzentrierte Interview, abrufbar unter: http://qualitativeresearch.net/fqs/fqs.htm.<br />

1[3] sofern die Jugendlichen den Kindergarten besuchten


2. Überlegungen zur Pilotstudie<br />

Man stelle sich selbst die Frage, welche Erinnerungen im Gedächtnis abgespeichert werden.<br />

Welche Bedeutungen müssen private oder schulische Musikerlebnisse haben, um mehr oder<br />

minder zur Verfügung zu stehen? Handelt es sich um Erinnerungen, die an einen Kontext<br />

gebunden sind wie z.B. Kinderlieder, welche die Mutter beim Einschlafen sang? Warum ist<br />

die Melodie eines Einschlafliedes noch bekannt und warum ist der Text im Gedächtnis<br />

gelöscht? Warum sind bei „Happy Birthday“ Melodie und Text vorhanden? Vielleicht, weil<br />

das Geburtstaglied heute immer noch gesungen wird und weil es gut gefällt. Oder gab es<br />

vielleicht Initialerlebnisse, die nach einem Konzertbesuch zum Erlernen eines Instrumentes<br />

anregten oder einen selbstvergessenen Kaufrausch auslösten, sich alle Schallplatten,<br />

Kassetten oder CDs eines Interpreten zu besorgen? Diese unterschiedlichen Erinnerungen<br />

werden so vielfältig sein, wie die Anzahl der befragten Personen. Wir wollen daher der Frage<br />

nachgehen welche Qualitäten musikbezogene Erinnerungen haben müssen, um im<br />

Gedächtnis abgespeichert zu sein.<br />

3. Untersuchungsmethode und Untersuchungsgruppe<br />

Bei der vorliegenden Pilotstudie handelt es sich um eine qualitative Erhebung. Zur<br />

methodischen Ausführung orientieren wir uns am Verfahren des problemzentrierten<br />

Interviews.<br />

„Das problemzentrierte Interview (PZI) ist ein theoriegenerierendes Verfahren, das den<br />

vermeintlichen Gegensatz zwischen Theoriegeleitetheit und Offenheit dadurch aufzuheben<br />

versucht, dass der Anwender seinen Erkenntnisgewinn als induktiv- deduktives Wechselspiel<br />

organisiert. Entsprechende Kommunikationsstrategien zielen zum einen auf die Darstellung<br />

der subjektiven Problemsicht. Zum anderen werden die angeregten Narrationen durch<br />

Dialoge ergänzt, die Resultat ideenreicher und leitfadengestützter Nachfragen sind.<br />

Theoretisches Wissen entsteht im Auswertungsprozess durch Nutzen elastischer Konzepte,<br />

die in der empirischen Analyse fortentwickelt und mit empirisch begründeten ‚Hypothesen’<br />

am Datenmaterial erhärtet werden.“2[2]<br />

Für die Durchführung dieser Pilotstudie wurden fünf SchülerInnen der sechsten Klasse eines<br />

Innsbrucker Gymnasiums ausgewählt. Uns war bekannt, dass keiner der Jugendlichen<br />

instrumentale oder vokale Schwerpunkte gebildet oder sonstige Erfahrungen, z.B. Tanzkurse<br />

oder Hörerfahrungen mit Opern, über längere Zeit gesammelt hatte. Wir konnten davon<br />

ausgehen, SchülerInnen zu interviewen, deren musikalische Erinnerungen und die damit<br />

verbundene Wissen- und Handlungskompetenz sowohl dem privaten als auch dem<br />

obligatorischen musikalischen Bereich entstammen.<br />

Daher wurde nachfolgender Interviewleitfaden entwickelt. (s. Tabelle).<br />

Zusätzlich sollten zwei Fragen gestellt werden, die Gelegenheit geben,<br />

Verbesserungsvorschläge zum Musikunterricht zu machen oder Visionen zu skizzieren.<br />

Interviewleitfaden zu musikbezogenen Erinnerungen:<br />

Privater Bereich Obligatorischer Bereich<br />

Familie: Mutter, Vater, Geschwister,<br />

Großeltern, Verwandte<br />

Kindergarten3[3]<br />

Freunde, früher und heute Volksschule<br />

Kirche Gymnasium – Unterstufe


Musikschule Gymnasium – Oberstufe<br />

Zusatzfragen: Was fandest du gut oder schlecht beim Musikunterricht?<br />

4. Auswertungsplan<br />

Was würdest du verbessern?<br />

Arbeitsschritte Arbeitsphasen Methodische Fortschreitung im<br />

Forschungskontext<br />

1. Schritt Transkription des Textes ;<br />

Dialekt, Interjektionen<br />

2. Schritt Einzelanalyse: Semantische<br />

Zuordnung zu den<br />

Leitfadenkategorien<br />

3. Schritt Exzerption relevanter Passagen<br />

im Sinne der Fragestellungen der<br />

Studie<br />

4. Schritt <strong>Systematische</strong> Erfassung der<br />

Daten im Sinne des Leitfadens<br />

5. Schritt<br />

Bedingungsfaktoren<br />

musikbezogener Erinnerungen<br />

und ihre semantische<br />

Verarbeitung<br />

6. Schritt Vorläufige Schlussfolgerungen<br />

und weiterführende Überlegungen<br />

Aufschreiben der<br />

Tonbandaufzeichnungen<br />

Zuordnung zu<br />

Leitfadenkategorien<br />

5. <strong>Systematische</strong> Erfassung der Daten im Sinne des Leitfadens<br />

Familie<br />

Differenzierung nach<br />

forschungsrelevanten Daten<br />

Synoptische Darstellung<br />

musikbezogener Erinnerungen<br />

ohne interpretative<br />

Kommentierung<br />

Synoptische Darstellung<br />

musikbezogener Erinnerungen mit<br />

interpretativer Kommentierung<br />

Hypothesenbildung im Sinne<br />

musikpädagogischer<br />

Theoriebildung<br />

Bei den befragten Gymnasiasten erweist sich das Hören in der Retrospektive als<br />

musikalische Primärerinnerung. Unterteilt werden kann hierbei in personal und medial<br />

vermittelte Erinnerungen. Zum einen werden Kinder-, Volks- oder Einschlaflieder erwähnt,<br />

die von der Mutter abendlich vorgetragen wurden, und zum anderen handelt es sich um<br />

Märchenkassetten, sowie das permanent eingeschaltete Radio eines populären<br />

österreichischen Senders. Konkrete Angaben über Inhalte erfolgen nur insoweit, als das<br />

Volkslied „eher als peinlich“ (INT 3) angesehen wird und in einem Fall blieben über den<br />

Begriff Popmusik hinaus Musiker und Musikgruppen wie Rolling Stones, J. Joplin und<br />

Scorpions in Erinnerung, weil sie noch heute von den Eltern gehört werden (INT 2).<br />

Das Singen wird von drei Befragten (INT 3, 4, 5) in direktem Zusammenhang mit<br />

Weihnachten erwähnt. Das Singen wird hierbei immer als Gemeinschaftserlebnis<br />

geschildert. Trotz zu vermutender Ressentiments, durch beobachtete gestische und<br />

mimische Verhaltensveränderungen beim Interview, ist das Singen an Weihnachten fester<br />

Bestandteil des festlichen Ablaufs: “ An Weihnachten wurde und wird immer gesungen,<br />

sogar ohne CD, aber es klingt schrecklich, wenn wir Stille Nacht oder O, du fröhliche singen,<br />

ab der zweiten Strophe weiß ich den Text nicht mehr“ (INT 4).


Die als dilettantisch empfundene Spielweise auf einem Klavier ist für einen der Interviewten<br />

von besonderer Bedeutung. Seine ersten musikbezogenen Erinnerungen beziehen sich auf<br />

seine Großeltern, die ein Klavier hatten „auf dem alle klimperten“. Den Ausdruck „klimpern“<br />

hebt er (INT 3) hervor, in dem er feststellt, „dass sowohl Vater und Mutter als auch die<br />

Schwester seit langem Klavier spielen, ohne es zu können“. Er geht davon aus, durch seine<br />

Eltern musikalisch nicht beeinflusst zu sein, „obwohl er wenigstens FÜR ELISE spielen<br />

kann“. Es ist ihm bewusst, viel üben zu müssen, um ein Instrument spielen zu können. Er<br />

macht seinen Eltern den Vorwurf, dass sie nicht nachdrücklich genug auf ihn eingewirkt<br />

haben, ein Instrument zu lernen. Der Wunsch, ein Instrument zu lernen und es zu<br />

beherrschen, ist noch immer vorhanden.<br />

Neben den Verwandten ersten Grades können auch nahe Verwandte Einfluss auf die<br />

musikalische Sozialisation nehmen. In einem Fall berichtet ein Jugendlicher von seinem<br />

Cousin, der maßgeblichen Einfluss auf seine Rezeptionsgewohnheiten nahm. Man traf sich<br />

in regelmäßigen Abständen und hörte intensiv die neuesten Jazz und Rap - CDs an. Dies ist<br />

für unseren Interviewten der Grund dafür, dass er gerne „lange und intensiv seine Musik zu<br />

Hause hört“ (INT 5).<br />

Der gemeinsame Musiktheaterbesuch mit der Familie wird einmal genannt. Ein<br />

Musicalbesuch wird danach als „Event“ angesehen, um eine andere Stadt zu besuchen und<br />

mit Eltern und Geschwistern etwas zu unternehmen. Allerdings wird der musikalische Inhalt<br />

schnell vergessen: „Im Theater waren wir schon einige Male, in Musicals, z.B. in Hair und<br />

Die Schöne und das Biest, aber vom Inhalt habe ich mir nichts behalten“ (INT 4).<br />

Kindergarten<br />

Bis auf eine Interviewte waren alle Befragten im Kindergarten. Gemeinsam ist diesen die<br />

Erinnerung an gemeinsames Singen und Musizieren. Dieses gemeinsame Singen bezieht<br />

sich auf Kinder- und Weihnachtslieder, von denen jedoch keines benannt wird. Das<br />

Musizieren wird durch Klatschen und Spielen mit Hölzern beschrieben.<br />

Erinnerungen an die Kindergartentante, als personenbezogene Erlebnisse, können näher<br />

charakterisiert werden. „Besonders schön war es, wenn uns die Kindergartentante auf der<br />

Gitarre begleitete“ (INT 1) und „ ich weiß noch, dass wir alle ganz aufgeregt waren, wenn wir<br />

tanzen sollten, wer in der ersten Reihe steht oder wer ein Solo tanzen darf“ (INT 4).<br />

Volksschule<br />

Alle Befragten erinnern sich in der Volksschule gemeinsam gesungen zu haben. Allerdings<br />

erinnert sich keiner der InterviewpartnerInnen an einzelne Stücke. Beim Musizieren werden<br />

das Trommeln (INT 1), das Flötenspiel der Mitschüler (INT 2) und das Spiel mit<br />

Perkussionsinstrumenten (INT 5) genannt.. Eine nähere Beschreibung des Umgangs mit<br />

Instrumenten ist nicht möglich. Konkreter wird die Vorstellung bei personenbezogenen<br />

Erlebnissen: „Getanzt haben wir nur einmal. Also, da haben wir so eine Vorbereitung<br />

gemacht für den Geburtstag der Lehrerin. Und sonst haben wir immer Musikstunden gehabt,<br />

wo wir das dann gesungen und getrommelt haben“ (INT 1).<br />

Eine Schülerin erinnert sich vage an das Musikhören im Musikunterricht, „weil wir hören<br />

mussten, was die Lehrerin wollte, heute höre ich nur, was mir gut gefällt“ (INT 1)<br />

Gymnasium – Unterstufe<br />

Jeder der fünf InterviewpartnerInnen erinnert sich an Sing- und Musiziersequenzen im<br />

Musikunterricht dieser Schulstufe. Auffällig ist jedoch, dass die Befragten viel stärker als in<br />

den vorherigen Leitfadenkategorien emotional beschreiben, und den erlebten<br />

Musikunterricht in Abhängigkeit von Schülerverhalten und der sozialen Kompetenz des<br />

Musiklehrers sehen.


„Wenn wir gesungen haben, hat es mir eigentlich immer gut gefallen. Aber Noten lernen<br />

war nicht so interessant, vor allem, wenn es eher theoretisch war, war es eher langweilig“<br />

(INT 1).<br />

„Wir haben den Lehrer terrorisiert und getan, was wir wollten. Mitgesungen haben wir<br />

selten, weil wir keine Lust hatten. Ich selbst singe gerne. Ich glaube es lag daran, dass<br />

sich der Lehrer nicht durchsetzen konnte, obwohl er sich bemüht hat ... der war nach jeder<br />

Stunde total fertig ... für mich war es eher lustig aber nicht wirklich Musikunterricht“ (INT<br />

2).<br />

„In der Unterstufe haben wir ab und zu aus einem Schulliederbuch gesungen, das war<br />

recht lustig und manchmal haben wir versucht zu musizieren. Insgesamt ist das Singen<br />

aber leider zu selten vorgekommen“. Die Möglichkeit mehr im Musikunterricht zu singen<br />

wurde von den Klassenkameraden durch „pubertäres Verhalten“ selbst vereitelt: „weil das<br />

waren Schüler, die bei jedem Lehrer egal wie streng er war getan haben was sie wollten.<br />

Da kann man nichts machen, außer sie rausschicken, aber das bringt ja auch nichts. Was<br />

sollte denn der Lehrer da machen, er hat halt Minus eingetragen, dann hat halt jeder 5<br />

Minus gehabt, aber das hat auch keinen gestört. Es gibt halt Leute, die glauben, dass man<br />

sich in Fächern wie Religion, Zeichnen und Musik alles erlauben kann, weil man da<br />

einfach keinen Fünfer bekommt“ (INT 5).<br />

Für einen Jugendlichen steht das schulische Tanzen im Vordergrund der Erinnerung,<br />

allerdings in schlechter. Es war eine „prägende und ungewöhnliche Erfahrung, weil es die<br />

erste Berührung mit Tanz war ... und dann gleich vor Publikum“. Anlässlich eines<br />

Schüleraustausches wurde die Klasse verpflichtet Volkstänze vorzuführen und „dass haben<br />

wir dann auch getan, allerdings war es schrecklich“.<br />

Vor Tanzkursen, die in der Schule angeboten werden, will er sich auch in Zukunft „drücken“.<br />

Gymnasium – Oberstufe<br />

Die Aussagen bzw. Erinnerungen an Musikunterricht beziehen sich zum größten Teil auf das<br />

Klassenmusizieren und sind geprägt durch die emotionale Bewertung des Musiklehrers unter<br />

Berücksichtigung sozialer und fachlicher Kompetenzen.<br />

„Also, ich weiß die Sachen schon noch, die wir gemacht haben. Also, wir haben ja eher<br />

moderne Lieder, so was ‚No woman, no cry’ gesungen. Das Lied haben wir mit<br />

Instrumenten begleitet und das war eigentlich total super, weil der Musiklehrer da mit dem<br />

Saxophon und dem Klavier dazu gespielt hat“. In dieser Zeit war sie vom Saxophonspiel<br />

des Musiklehrers so begeistert, dass sie am liebsten Unterricht nehmen wollte. Jetzt<br />

bevorzugt sie eher die Gitarre. Besonders motivierend ist es für sie, wenn die ganze<br />

Klasse mit Orff-Instrumenten und „richtigen“ Instrumenten musiziert, „weil dann stehen<br />

immer die Leute draußen, die Gitarre spielen können; und das möchte ich auch einmal<br />

machen; die anderen spielen halt nur auf einem Stab“. Vom Musikunterricht erhofft sie<br />

sich, „dass weiterhin viel gesungen und musiziert wird, besonders Stücke, die wir auch<br />

draußen singen können“. ( INT 1).<br />

Den aktuellen Musiklehrer bewundert sie, „weil er interessante Sachen macht und<br />

wahnsinnig viel mit ihnen singt, ...der weiß, wie er mit uns umzugehen hat ... außerdem<br />

spielt der Musiklehrer gut die Instrumente, obgleich er nur mittelmäßig singt“. Besonders<br />

das Klassenmusizieren „macht wahnsinnig viel Spaß“ (INT 2).<br />

Der Musikunterricht wird positiv beurteilt, „weil er schön vielseitig ist. Die vielen Themen<br />

werden recht interessant behandelt und vermittelt“ (INT 3).<br />

Erinnerungen an Musikstunden, die ihn motivierten beziehen sich auf gemeinsames<br />

Singen von Liedern, die „ankommen“. „Also, wenn wir Lieder singen, die dem Großteil der<br />

Klasse gefallen und bekannt sind, dann singen die meisten auch mit, sind die Lieder<br />

unbekann,t wird nur geschwätzt“. Am liebsten wäre es ihm, „wenn wir noch mehr<br />

musizieren würden, z.B. noch mehr Popmusik, dann könnte ich Schlagzeug, Gitarre oder<br />

Bass lernen und mittags mit meinen Freunden üben, wir wollen nämlich eine Band<br />

gründen“ (INT 4).


„Der Musiklehrer hatte ein besonders gutes Konzept, der weiß worauf es ankommt, denn<br />

wir haben nicht nur irgendwelche sinnlosen Lieder gesungen, sondern, auch manchmal<br />

abwechslungsweise Instrumente gespielt, oder auch Stoff gelernt“ (INT 5).<br />

Aus den Interviews 1 und 4 lässt sich ein Zusammenhang zwischen den Unterrichtsinhalten,<br />

der fachlichen und sozialen Kompetenzen des Musiklehrers und dem Wunsch ein Instrument<br />

zu lernen herstellen. Als Gründe können die instrumentalen Fähigkeiten des Musiklehrers,<br />

die Auswahl des Unterrichtsgegenstandes, die methodische Umsetzung im<br />

Klassenmusizieren und die Anwendungsbezogenheit des Gelernten benannt werden.<br />

Deutlich wird der Wunsch solche Stücke zu musizieren, die populärmusikalischen<br />

Schülerinteressen entsprechen und damit einerseits erfolgversprechend durchführbar<br />

erscheinen, d.h. individuelle und kollektive Qualifikationen kommen im Klassenverband zur<br />

Geltung und andererseits können eben diese Qualifikationen außerhalb der Schule<br />

Anwendung finden.<br />

Konkret sind ebenfalls die Erinnerungen zum Musikhören. Übereinstimmend wird Musik<br />

hören mit „klassischer Musik“ verbunden und den theoretischen Inhalten schulmusikalischen<br />

Unterrichts zugeordnet. Dabei reichen die Erinnerungen von emotionaler Entspannung bis<br />

hin zur Erkenntnis deutlich verbesserter Hörfähigkeiten:<br />

„Wenn wir über Klassik geredet haben, dann hat mich das nicht interessiert, das Anhören<br />

ist schon ganz nett, aber darüber zu reden, rein theoretisch, ist ein bisschen langweilig,<br />

z.B. über Mozart und Bach“ (INT 1).<br />

Das Hören klassischer Musik im Musikunterricht wird positiv beurteilt. „Dadurch, dass wir<br />

Klassik öfters hören und der Musiklehrer uns etwas darüber erzählt, finde ich diese Musik<br />

heute besser. Früher glaubte ich, es wäre nur Musik für alte Leute. Allerdings höre ich<br />

zuhause etwas anderes“ (INT 2).<br />

Durch den Musikunterricht fühlt sich der Befragte angeregt „näher hinzuhören, mehr<br />

reinzuhören, sich mehr damit zu befassen“, ... ja, ich hör vielleicht auf die einzelnen<br />

Instrumente mehr hin und ich versuche Formen wieder zu erkennen“ (INT 3).<br />

• Besonders entspannend wird es empfunden, wenn klassische Musik im Unterricht<br />

gehört wird, denn „dabei kann man so schön entspannen“. Er betont durch den<br />

Musikunterricht klassische Musik differenzierter zu hören. Denn ich höre jetzt, „ob sich ein<br />

Thema verändert oder ob es variiert wird“ (INT 4).<br />

Erstaunlich deutlich äußern die Jugendlichen ihre Erwartungen über die sozialen sowie<br />

fachlichen Kompetenzen des Musiklehrers.<br />

Der Musiklehrer sollte sehr viele Musikinstrumente spielen können und vor allem<br />

authentisch sein, d.h. „er soll zuverlässig, ruhig, durchsetzungsfähig und tolerant<br />

unterrichten“ (INT 1).<br />

Allerdings bemängelt sie teilweise das Verhalten des Musiklehrers, besonders „wenn er<br />

wertet mit dem Wort ‚niveaulos’, z.B. Hansi Hinterseer, der ist mir eigentlich egal oder<br />

wenn er von neuen (Pop)Gruppen negativ spricht, die nicht singen können – das regt mich<br />

zwar nicht auf, weil ich selbst keinen Pop mag, aber ich erwarte vom Lehrer mehr<br />

Toleranz gegenüber moderner Musik“ (INT 2).<br />

Im letzten Jahr wurde die Klasse kurze Zeit von einem Schulpraktikanten unterrichtet.<br />

Dieses Erlebnis war für sie bedeutungsvoll. „Der hat es sogar fertig gebracht, dass ich im<br />

Schulchor mitgesungen habe ... der hat mich einfach angesprochen. Bei dem hat der<br />

Unterricht soviel Spaß gemacht, da haben wir sogar gejodelt und viele moderne Lieder<br />

gesungen ... auf seinem Instrument war er super“ (INT 2).<br />

Die Lehrerpersönlichkeit ist für einen Befragten bei der Beschreibung des Musikunterrichts<br />

in der Oberstufe besonders relevant, weil „der Musiklehrer ist ein Unikat“... er hat halt<br />

seine eigene Meinung, wie wahrscheinlich jeder von uns, und von dem was gute Musik ist<br />

und was schlechte Musik ist – darin stimmen wir eigentlich größtenteils überein – es ist<br />

recht nett wie er eigentlich versucht, die für ihn schlechte Musik, anzuschwärzen“ (INT 3).


Er geht davon aus, „ dass man nur das singen und musizieren sollte, was einen<br />

interessiert und was der Lehrer kann“ (INT 5).<br />

Ausgesprochen kritisch und mit einem Lösungsvorschlag versehen, beschreibt ein Schüler<br />

die Problematik von Tests im Musikunterrichts, die er aus lerntheoretischer Sicht als<br />

redundant ablehnt, „weil ich finde, was einen interessiert, soll man selber aufnehmen, oder<br />

was einem wichtig erscheint. Wenn einen was überhaupt nicht interessiert, dann lernt man<br />

das nur für den Test und nach drei Wochen ist es wieder vergessen. Aber gewisse Sachen,<br />

die einen interessieren, die kann man sich halt merken, weil sie interessieren. Die weiß man<br />

auch danach noch, da ist der Test unnötig. In den Musikunterricht sollten nur Leute gehen,<br />

die sich dafür interessieren“ (INT 5).<br />

6. Bedingungsfaktoren musikbezogener Erinnerungen und ihre semantische<br />

Verarbeitung<br />

Für alle Leitfadenkategorien kann folgende Feststellung getroffen werden:<br />

Die Bedingungen für musikbezogene Erinnerungen sind an Personen- und<br />

Handlungsprozesse gebunden. Die semantische Qualität der Verarbeitung ist umso höher, je<br />

mehr das handelnde Individuum in musikbezogene Kontexte über einen längeren Zeitraum<br />

eingebunden wird.<br />

Familie<br />

Für den Bereich der Familie gilt die Mutter als primärer Indikator musikbezogener<br />

Erinnerung. Allerdings bleiben eher prozessuale Erinnerungen im Gedächtnis, wie z.B. das<br />

allabendliche Einschlaflied, als die konkrete Benennung eines Stückes oder das Abrufen<br />

einer Melodie. Das Hören wird ebenso wie das Singen als Gemeinschaftserlebnis<br />

geschildert, wobei eine semantische Verarbeitung nur dann erfolgt, wenn ähnliche Genres<br />

über längere Zeit gehört werden (siehe Familie INT 2). Über alle gesellschaftlichen<br />

Veränderungen hinaus, scheint das ritualisierte gemeinschaftliche Singen an Weihnachten<br />

auch in einer Zeit medialer Omnipräsenz zum festen Bestandteil musikbezogenen Umgangs<br />

in der Familie zu gehören.<br />

Ebenso wie beim Hören, bleiben musikalische Erlebnisse des Musizierens nur dann in der<br />

Erinnerung langfristig abgespeichert, wenn sie über längere Zeit erfolgen. Deutlich wird<br />

dieser Effekt bei einem unserer Interviewpartner (INT 3), der sich an das Klavier(spielen) der<br />

(Groß)Eltern erinnert. Bei ihm spielt nicht nur der Zeitfaktor eine Rolle, sondern eine tiefe<br />

Betroffenheit über das Herumgeklimpere der Familie und das Defizit nie das Instrument<br />

richtig gelernt zu haben. Er macht seinen Eltern den Vorwurf ihn nicht zum<br />

Instrumentalunterricht angehalten zu haben. Allerdings erwähnt er stolz „Für Elise“ spielen<br />

zu können. Für ihn bekommt diese Erinnerung semantische Qualität erst durch die<br />

Eigenaktivität des Klavierspiels und die vorwurfsvolle Haltung gegenüber den Eltern.<br />

Im Gegensatz dazu bleibt bei einem anderen Interviewpartner (INT 4) mit Musicalerfahrung<br />

lediglich der außermusikalische Erlebnisprozess des „Events“ im Gedächtnis. Die<br />

semantische Qualität der Erinnerung an „Hair“ oder „Die Schöne und das Biest“ scheint<br />

funktional an das familiäre Zusammensein gebunden.<br />

Tabellarische Darstellung<br />

Eltern<br />

Bedingungsfaktoren musikbezogener<br />

Erinnerungen<br />

Gemeinsames Radiohören mit den<br />

Eltern<br />

Semantische Verarbeitung<br />

Gemeinsames Hören mit<br />

Bezugspersonen<br />

Mit Eltern bis heute Oldies hören Gemeinsames Hören mit<br />

Bezugspersonen


Kindergarten<br />

Bezugspersonen<br />

Mutter sang Volkslieder Negative Bewertung des Gesangs der<br />

Mutter<br />

Mutter sang Kinder- und Einschlaflieder Mutter sang altersbezogene Lieder; keine<br />

Angabe<br />

Hören von Märchenkassetten Hören medial wahrgenommener<br />

Geschichten<br />

Gemeinsames Singen an Weihnachten Ritualisiertes Singen in der Familie, ohne<br />

mediale Unterstützung; bewusste<br />

Textunsicherheit<br />

Großeltern hatten Klavier Dilettantischer Umgang mit Klavier in der<br />

Familie; Vorwurf an die Eltern, das n<br />

Klavier spielen nicht gelernt zu haben;<br />

Wunsch ein Instrument zu lernen ist<br />

vorhanden<br />

Verwandter - Cousin Veränderung der<br />

Rezeptionsgewohnheiten durch<br />

intensives Hören<br />

Für die Untersuchungsabschnitte des Kindergartens und der Volksschule lassen sich keine<br />

signifikanten Unterschiede feststellen. Die Erinnerungen an musikbezogene Erlebnisse im<br />

Kindergarten und der Volksschule beziehen sich auf gemeinsames Singen, Musizieren und<br />

Tanzen. Konkrete Erinnerungen werden nur in Verbindung mit personen- und<br />

prozessbezogenen Erlebnissen beschrieben. Beim Singen und Musizieren ist es das<br />

gemeinschaftliche Erlebnis, das im Gedächtnis abgespeichert wird. Erinnerungen werden<br />

nur in personen- und handlungsbezogenen Kontexten konkreter, z.B. die Gitarre spielende<br />

Lehrerin (INT 1) und das Tanzen mit ihr (INT 4).<br />

Tabellarische Darstellung<br />

Bedingungsfaktoren<br />

musikbezogener Erinnerungen<br />

Kindergarten Gemeinsames Singen und<br />

Musizieren<br />

Volksschule<br />

Semantische Verarbeitung<br />

Lieder wurden mit<br />

Perkussionsinstrumenten begleitet;<br />

Kinder- und Weihnachtslieder<br />

Kindergartentante Personenbezogene Erinnerung durch<br />

Instrument und Tanz<br />

Die Erinnerungen an gemeinsames Singen und Musizieren als erlebten Prozess sind<br />

vorhanden, während konkrete Aussagen über einzelne Lieder nicht angegeben werden<br />

können. Beim Musizieren erwähnen drei Befragte Instrumente. Es kann allerdings nur<br />

vermutet werden, ob es sich dabei um die Faszination der Instrumente handelt oder ob diese<br />

einen gewissen Aufforderungscharakter ausstrahlten.


Tabellarische Darstellung<br />

Bedingungsfaktoren<br />

musikbezogener<br />

Erinnerungen<br />

Semantische Verarbeitung<br />

Volksschule Gemeinsames Singen und Musizieren Lieder wurden instrumental begleitet<br />

Gymnasium – Unterstufe<br />

Vorbereitung einer Geburtstagsfeier<br />

für die Lehrerin<br />

Personenbezogene Erinnerung; es<br />

wurde getanzt<br />

Hören im Musikunterricht Personenbezogene Erinnerung; Musik<br />

hören wider eigenen Willen<br />

Übereinstimmend werden von allen Befragten prozessbezogene Handlungsweisen des<br />

Singens und Musizierens genannt. Deutlich konkreter werden für diese Phase<br />

personenbezogene Erlebnisse genannt. Diese Erinnerungen beziehen sich auf<br />

Unterrichtssituationen, die vom Musiklehrer nicht ausreichend gemanagt wurden. Die<br />

SchülerInnen ziehen daraus den Schluss, dass die mangelnde soziale Kompetenz des<br />

Musiklehrers den Ablauf von Musikunterricht behinderte.<br />

Auch für die Zeit der gymnasialen – Unterstufe werden prozessuale Erinnerungen an Singen<br />

und Musizieren im Musikunterricht genannt, ohne konkrete Angaben zu Musikstücken geben<br />

zu können. Allerdings fällt auf, dass die Jugendlichen den Prozess differenzierter<br />

beobachteten und in direkten Zusammenhang mit personenbezogenen Erlebnissen stellen.<br />

Bei ihren emotional vorgetragenen Erlebnisschilderungen wird die Interaktion zwischen<br />

Schülern und Lehrer beschrieben. Vorrangig ist für sie dabei das undisziplinierte Verhalten<br />

der Mitschüler, die sich dem Unterricht zum Teil verweigerten und die genaue Darstellung<br />

mangelnder sozialer Kompetenzen des Lehrers, ohne auf die fachlichen einzugehen. Aus<br />

Schülersicht kann die Beurteilung der Unterrichtssituation als fatalistisch gedeutet werden.<br />

Zusätzlich wird das Lehrerverhalten diskreditiert, weil keine Deeskalationsstrategien<br />

angewandt wurden.<br />

Tabellarische Darstellung<br />

Gymnasium<br />

–<br />

Unterstufe<br />

Gymnasium - Oberstufe<br />

Bedingungsfaktoren<br />

musikbezogener Erinnerungen<br />

Singen im Musikunterricht (INT 1)<br />

Singen im Musikunterricht,<br />

Musiklehrer (INT 2)<br />

Singen und Musizieren im<br />

Musikunterricht; Musiklehrer<br />

Semantische Verarbeitung<br />

Singen war schön, Noten lernen war<br />

langweilig<br />

Singt selbst gerne; verfahrene<br />

Unterrichtssituation durch mangelnde<br />

soziale Kompetenz des Musiklehrers<br />

Mangelnde soziale Kompetenz des<br />

Musiklehrers; undiszipliniertes<br />

Verhalten der Mitschüler; Bewertung<br />

des Faches im Fächerkanon<br />

Tanzen im Musikunterricht Erlittenes Tanzerlebnis


Die sehr dezidierten Erinnerungen an Musikunterricht in der Oberstufe sind durch den<br />

aktuellen Bezug und die Person des Lehrers geprägt. Die souveräne und authentische<br />

Handhabung des Unterrichtsmanagements veranlasst die SchülerInnen viele Erlebnisse<br />

abzuspeichern. Dabei werden konkrete Aussagen zur Person des Lehrers, dem<br />

Musikunterricht sowie Erwartungshaltungen angeführt.<br />

Es ist zu vermuten, dass die hohe Erinnerungsdichte vorzugsweise von der positiven<br />

Beurteilung des Lehrers abhängig ist. Diese sind auf die hohen sozialen und fachlichen<br />

Kompetenzen des Musiklehrers zurück zu führen. Dadurch sind die SchülerInnen motiviert<br />

und lassen sich auf musikimmanente Handlungsprozesse ein. Diese verfügbare Handlungs-<br />

und Wissenskompetenz ermöglicht den Schülerinnen ihre Wünsche und Erwartungen<br />

adäquat auszudrücken.<br />

Die mit Abstand höchste abgespeicherte Erinnerungsdichte an Wissen- und<br />

Handlungskompetenz auf dieser Schulstufe resultiert zum einen aus dem Faktum, dass die<br />

Jugendlichen ihren aktuellen Musikunterricht deutlich vor den Augen haben und zum<br />

anderen aus dem hohen Sympathiewert für ihren Musiklehrer. Dass es sich bei der positiven<br />

Beurteilung des Lehrers und des Musikunterrichts nicht nur um wohlwollende Äußerungen<br />

zur Verbesserung der Musiknote handelt, wird aus den differenzierten Beschreibungen<br />

deutlich, die folgende Kategoriebildung zu lassen:<br />

Den Musikunterricht betreffend:<br />

SchülerInnen präferieren popmusikalische Songs zum Klassenmusizieren<br />

Das Hören klassischer Musik dient sowohl der Entspannung als auch der Verbesserung<br />

der Hörfähigkeiten<br />

Reden über klassische Musik wird negativ beurteilt<br />

Reden und Hören klassischer Musik erweitert das Hörverständnis<br />

Musizieren als Gemeinschaftserlebnis bleibt besonders dann in Erinnerung, wenn<br />

bekannte Lieder gesungen werden<br />

Ungewöhnliche Unterrichtsinhalte wie Jodeln können kurzfristig der Auflockerung des<br />

Musikunterrichts dienen, wenn sie authentisch vom Musiklehrer vorgetragen werden<br />

Den Musiklehrer betreffend:<br />

Exzellente instrumentale Fähigkeiten des Musiklehrers im Bereich populärer Musik<br />

motivieren zum Mitspielen.<br />

Exzellente instrumentale Fähigkeiten des Musiklehrers im Bereich populärer Musik<br />

motiviert die SchülerInnen Instrumente zu lernen.<br />

Sozialpsychologische Kenntnisse zur Durchführung altersadäquater Unterrichtsprozesse<br />

erleichtern den Musikunterricht<br />

Die persönliche Ansprache des Musiklehrers motiviert zur freiwilligen Teilnahme am Chor<br />

Der Musiklehrer sollte nur die Unterrichtsinhalte behandeln, die er überzeugend vermitteln<br />

kann<br />

Erwartungen an den Musiklehrer:<br />

Durchsetzungsfähigkeit<br />

Tolerantes Verhalten gegenüber musikalischen Genres


Demokratischer Unterrichtsstil<br />

Klar strukturiertes Unterrichtskonzept<br />

Vielfältige Unterrichtsinhalte<br />

Hohes Maß an Methodenrepertoire, z.B. Probenkompetenz<br />

Authentisches Verhalten<br />

Erwartungen an Musikunterricht:<br />

Vom Musikunterricht erwarten die SchülerInnen den Erwerb von instrumentalen<br />

Fähigkeiten zur Anwendung im privaten Bereich<br />

SchülerInnen erwarten Unterrichtsinhalte aus ihrer Lebenswelt<br />

Gedächtnisleistung hängt vom Interesse der Inhalte ab<br />

Tabellarische Darstellung<br />

Gymnasium<br />

Oberstufe<br />

Bedingungsfaktoren<br />

musikalischer Erinnerungen<br />

Semantische Verarbeitung<br />

Musikunterricht – Klassenmusizieren Lieder aus der Popmusik motivieren zur<br />

Mitarbeit<br />

Musikunterricht - Musikhören Häufiges Hören klassischer Musik und<br />

Informationen vom Musiklehrer dazu<br />

fördern die Rezeptionsfähigkeit;<br />

Musikhören bezieht sich auf „Klassik“;<br />

Über Musik reden ist langweilig<br />

Leistungsbeurteilung Man sollte nur das Lernen, was von<br />

Interesse ist; Teilnahme an<br />

unverbindlichen Übungen, bzw.<br />

Wahlpflichtfächern.<br />

Soziale Kompetenzen des<br />

Musiklehrers<br />

Fachliche Kompetenzen des<br />

Musiklehrers<br />

Der Lehrer sollte über folgende soziale<br />

Kompetenzen verfügen:<br />

Sozialpsychologische Kenntnisse über<br />

die Lerngruppe;<br />

Demokratischer Umgang mit Schülern;<br />

Motivieren können;<br />

Tolerant gegenüber Sachverhalten sein<br />

Über Durchsetzungsfähigkeit verfügen<br />

Authentisch auftreten<br />

Der Lehrer sollte über folgende<br />

fachliche Kompetenzen verfügen:


Sachwissen<br />

Instrumentale Fähigkeiten;<br />

Differenzierte Didaktische Auswahl;<br />

Über umfangreiches<br />

Methodenrepertoire verfügen;<br />

Transparenter Unterrichtsablauf,<br />

strukturiert planen und stringent<br />

durchführen

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