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Thema Bildungsstandards für die Bildnerische Erziehung - Mozarteum

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PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE WIEN<br />

Grenzackerstraße 18<br />

A – 1100 Wien<br />

Web: www.phwien.ac.at<br />

<strong>Thema</strong><br />

<strong>Bildungsstandards</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong><br />

Bachelorarbeit<br />

zur Erlangung des akademischen Grades „Bachelor of Education“<br />

und<br />

zur Erlangung eines Lehramtes <strong>für</strong> Hauptschule<br />

Eingereicht von<br />

Maria Rieder<br />

0583027<br />

bei<br />

Mag. Prof. Ernst Hochrainer<br />

Dr. Prof. Michael Sertl<br />

Wien, Juni 2010


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE WIEN<br />

Grenzackerstraße 18<br />

A- 1100 Wien<br />

Web: www.phwien.ac.at<br />

„Ich erkläre an Eides statt, dass ich <strong>die</strong> vorliegende Bachelorarbeit<br />

selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als <strong>die</strong> angegebenen<br />

Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt bzw. <strong>die</strong> wörtlich oder sinngemäß<br />

entnommenen Stellen als solches kenntlich gemacht habe. Die Reinschrift<br />

der Bachelorarbeit wurde einer Korrektur unterzogen.“<br />

Wien, den 4. Juni 2010<br />

1<br />

Unterschrift


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE WIEN<br />

Grenzackerstraße 18<br />

A- 1100 Wien<br />

Web: www.phwien.ac.at<br />

Abstract<br />

Einen internationalen bildungspolitischen Trend verfolgend, setzt <strong>die</strong>se Arbeit bei der<br />

Schlüsselmöglichkeit künftig verstärkter Bemühungen um <strong>die</strong> Implementierung<br />

kunstpädagogischer <strong>Bildungsstandards</strong> in Österreich an. Gerade weil derzeit noch kein<br />

endgültiger Regierungsbeschluss vorliegt, wird angesichts des hohen Umsetzungstempos<br />

outcomeorientierter Reformen als wesentlicher Nachteil angesehen, dass bislang<br />

nur marginale wissenschaftliche Anstrengungen unternommen wurden, während unter<br />

Lehrerinnen und Lehrern Passivität überwiegt. Das Fehlen einer gemeinsamen Strategie<br />

fachbezogener Interessengruppen wird weniger der Vielfalt fachlicher Selbstverständnisse,<br />

als vielmehr einem kumulativen Erkenntnisdefizit bezüglich Bildungssteuerung<br />

und Kompetenzorientierung zugeschrieben, wie auch einem spezifischen<br />

Forschungsdefizit bei der Kompetenzmodellierung und -messung im kunstpädagogischen<br />

Bereich. Da sowohl öffentlicher als auch wissenschaftlicher Diskurs von<br />

Voreingenommenheit <strong>für</strong> laufende Kampagnen getragen sind, beginnt <strong>die</strong> Arbeit mit<br />

einer Infragestellung des Konzepts als solchem, der zugrunde liegenden Theorien und<br />

Glaubenssätze – etwa des behaupteten Übergangs zu einer globalen „Wissensgesellschaft“,<br />

des oktroyierten „Paradigmenwechsels“ im Bildungswesen oder des<br />

Drangs zur Erschaffung eines lebenslang lernenden „homo competens“. Erkennbar wird<br />

ein verkürztes Menschenbild, das sich in der Humankapitaltheorie und einem ihrer<br />

Derivate, dem Literacy-Konzept der PISA-Stu<strong>die</strong>n, widerspiegelt. Stellen „PISA-<br />

Schock“ und Wettbewerbsdruck entscheidende Auslöser der Umsteuerung dar, so<br />

befördern sie nur <strong>die</strong> Psychologisierung der getroffenen Maßnahmen. Ebenso halten <strong>die</strong><br />

inten<strong>die</strong>rten Effekte der Unterrichtsverbesserung und Erhöhung der Chancengleichheit<br />

keiner sachlichen Überprüfung stand, und empirische Ansprüche der niveaubezogenen<br />

Standarderstellung werden kaum jemals erfüllt. Somit kann der Handlungsappell <strong>die</strong>ser<br />

Arbeit keine andere Verpflichtung meinen als <strong>die</strong> der kritischen Bewusstseinsbildung.<br />

Ihr Ziel ist es, verschiedene Zugänge zur Entwicklung kunstpädagogischer Standards<br />

und greifbare Lösungen <strong>für</strong> Kompetenzformulierungen aufzuzeigen, sowie abzuschätzen,<br />

inwiefern überhaupt bestehende formelle Konzepte und Vorschreibungen<br />

adaptiert werden könnten. Bevor sie sich mit den eigentlichen Konstruktionen befasst,<br />

konfrontiert sie den sogenannten Paradigmenwechsel mit seiner Indifferenz gegenüber<br />

der Wende zum Bild, schildert Implikationen <strong>für</strong> eine zeitgemäße Bildung samt der<br />

potentiell entscheidenden Rolle des Kunstunterrichts – fragt jedoch, ob nicht der Plan,<br />

den blinden Fleck hinsichtlich der Visual Literacy produktiv zu besetzen, in einer<br />

weiteren Entfremdung von der Kunst resultieren wird. Die Fachkompatibilität des in der<br />

Pädagogik dominanten Kompetenzkonzepts nach F. E. Weinert, abgewogen gegen<br />

Alternativen aus der Kompetenzforschung, ist ein verwandter Diskussionspunkt. Die<br />

Darstellung der Entwicklung der verbindlichen Definitionen österreichischer <strong>Bildungsstandards</strong><br />

zeigt einen Prozess sich vermindernder Wahlmöglichkeiten, <strong>die</strong> vergleichende<br />

Analyse aktueller kunstpädagogischer Kompetenzmodelle und Standards (mit Schwerpunkt<br />

deutschsprachiger Raum) hingegen eine schon fragmentierende Vielfalt.<br />

2


Die Arbeit stützt sich auf das Weißbuch zur Qualitätsentwicklung, Berichte der<br />

Zukunftskommission, <strong>die</strong> Klieme-Expertise, österreichische Bundesgesetzblätter; deckt<br />

nahezu alle deutschen Lehrpläne <strong>für</strong> Kunst im Sekundarbereich I ab, den Entwurf des<br />

BDK und andere mehr; enthält <strong>die</strong> jüngsten Ergebnisse der österreichischen Arbeitsgruppen.<br />

Tracing an international trend in education policy, this paper sets off from the pivotal<br />

possibility of a future increase in endeavors to implement national standards for art<br />

education in Austria. Precisely because at present no final governmental decision has<br />

been made, and considering the fast pace of outcomes-based reforms, it is viewed as a<br />

substantial disadvantage that subject-specific scientific effort so far has been marginal<br />

while the concern of art teachers is lacking. The absence of a common strategy between<br />

subject-linked interest groups is counted not so much a result of the variety of disciplinary<br />

self-images as of an overall knowledge deficit about educational governance and<br />

competence-orientedness, along with a particular research deficit in competency modeling<br />

and assessment for the art educational field. Since both the public and scientific<br />

discourse on national educational standards are mostly biased toward endorsing current<br />

campaigns, the paper commences by questioning the concept as such, its underlying<br />

theories and beliefs–like the claimed transition toward a global “knowledge society”,<br />

the top-down push for a “paradigm shift” in education, or the drive toward the creation<br />

of a lifelong learning “homo competens”. Surfacing is an ill-defined image of wo/man,<br />

as is mirrored in the human capital theory or the PISA concept of literacy. With the<br />

“PISA-shock” and the stress of competition, main triggers for school restructuring are<br />

tracked, and found to only nurture the psychologization of measures adopted. Likewise,<br />

at this stage, the intended effects to improve teaching and enhance equal opportunity do<br />

not withstand scrutinity, and empirical requirements for the elaboration of level-related<br />

standards are hardly ever met. So the thesis’s call to action can mean no other commitment<br />

but to critical awareness and reflection. Its goal is to highlight various approaches<br />

for the development of art education standards, to identify tangible solutions for how<br />

competencies could be formulated, and in which way, if any, existing formal concepts<br />

and prescriptions might be customized. Before delving into the actual designs, the paper<br />

confronts the so-called educational “paradigm shift” with its ignorance against the<br />

pictorial turn, portrays implications for contemporary education and the potentially vital<br />

role of the school subject art, and yet asks whether the plan to fill up the blind spot<br />

regarding visual literacy will not cause further alienation from art itself. The subject<br />

compatibility of the pedagogically dominant competence concept after F.E. Weinert,<br />

weighed against alternative options from within competence research, is a related point<br />

for debate. The presentation of the evolution of binding definitions for Austrian educational<br />

standards displays a process of diminishing choices; then again, a comparative<br />

analysis of recent art educational competency models and standards (focusing on<br />

German-speaking Europe), an already fragmenting diversity.<br />

The paper draws on the Austrian White Book on education quality development, reports<br />

of the Future Commission, the Klieme-Expertise, the federal law gazette; covers nearly<br />

all curricula for art in secondary sector I of the German states, the Association of<br />

German Art teachers' proposal and others; includes the latest results of Austrian art<br />

education working groups.<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Zum Aufbau der Arbeit...........................................................................................8<br />

2. Einleitung oder: Zur Mehrdeutigkeit des Titels – ein Einwand vorab......12<br />

2.1. Zur Durchdringung der Ambiguität mittels des „schrägen Blicks“.....................13<br />

2.2. Über den Mangel an sozialer Sicherheit und weltanschaulicher Skepsis............15<br />

2.3. Von der Unternehmens- zur Schulphilosophie.....................................................17<br />

2.4. „Speed wins“? Über Akzeleration, Einsatz und Verlust......................................19<br />

2.5. Zum Verkündigungscharakter eines bildungspolitischen Schlagwortes..............24<br />

2.6. <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>, eine widersprüchliche Liaison<br />

................................................................................................................................25<br />

3. PISA und der Paradigmenwechsel.....................................................................26<br />

3.1. PISA.....................................................................................................................26<br />

3.2. Das Literacy-Konzept und sein Kongruenzproblem............................................28<br />

3.2.1. Modi der Weltbegegnung.............................................................................32<br />

3.2.2. Vom Wunsch nach Unbeschadetheit jenseits jeglichen Konflikts................35<br />

3.2.3. Von der Erträglichkeit kognitiver Dissonanzen............................................37<br />

3.3. Zum Charakter des gesellschaftlichen Wandels...................................................38<br />

3.3.1. Homo competens..........................................................................................41<br />

3.3.2. Ökonomi(sti)sche Autonomisierung............................................................51<br />

3.4. Jedes Kind hat das Recht.....................................................................................52<br />

3.4.1. Chancengleichheit und -gerechtigkeit..........................................................54<br />

3.4.2. Nil nisi bene.................................................................................................55<br />

3.5. Zur Glokalisierung von Schule............................................................................59<br />

3.6. Die Persistenz kontinuierlicher Verbesserung.....................................................61<br />

3.7. Über <strong>die</strong> Ridikülisierung von Evaluationskritik..................................................65<br />

3.8. Zum Vorwurf der falschen Polarisierung des Richtigen......................................67<br />

3.8.1. Wie den Antinomien entkommen?...............................................................68<br />

3.8.2. Porphyrische Bäume fällen..........................................................................70<br />

3.8.3. Möglichkeiten einer autonomen Schaubarmachung der Welt......................71<br />

3.9. Die vielen Gesichter des Paradigmenwechsels....................................................74<br />

3.9.1. Der Wende auf der Spur...............................................................................75<br />

3.9.1.1. „Ruck“-wärts in <strong>die</strong> neue Zeit..............................................................75<br />

4


3.9.1.2. Outcome-Kontrolle durch Output-Pädagogik......................................77<br />

3.9.2. Einleiten und Durchsetzen...........................................................................79<br />

3.9.2.1. <strong>Bildungsstandards</strong> und der „Paradigmenwechsel“ im<br />

Bildungsverständnis......................................................................................80<br />

3.9.2.2. <strong>Bildungsstandards</strong> und der „Paradigmenwechsel“ im Unterricht........80<br />

3.9.3. Theoretische Grundlagen nach Thomas S. Kuhn.........................................85<br />

3.9.3.1. Kuhn, Schumpeter und der Mob..........................................................86<br />

3.9.3.2. Vom „reform deadlock“ zum „paradigm deadlock“.............................89<br />

3.10. Die Wende zum Bild..........................................................................................94<br />

3.10.1. L'Imagination au Pouvoir..........................................................................97<br />

3.10.2. Gleich berauschten Spatzen sich ergötzen..............................................100<br />

4. Von Kompetenzen zu <strong>Bildungsstandards</strong>.......................................................106<br />

4.1. Begriffsklärung und Kritik der Kompetenz.......................................................106<br />

4.1.1. Zur Herkunft des Kompetenzbegriffs in der Pädagogik............................106<br />

4.1.2. Der aktuelle Gebrauch des Kompetenzbegriffs.........................................107<br />

4.1.2.1. Vom Quasi-Scheitern kontextunabhängiger Selbstorganisations-<br />

dispositionen...............................................................................................107<br />

4.1.2.2. Die jüngere Entwicklung des Kompetenzbegriffs im österreichischen<br />

Schulwesen..................................................................................................111<br />

4.1.2.3. Zwischen Traum und Wirklichkeit: zur Funktion von<br />

Kompetenzmodellen...................................................................................114<br />

4.1.2.4. Kompetenzraster – das neue Lernen nach Schablone........................116<br />

4.2. Begriffsklärung und Kritik der <strong>Bildungsstandards</strong>............................................124<br />

4.2.1. Historische Ableitung.................................................................................124<br />

Korrumpierungstendenzen, eine Kinderkrankheit der <strong>Bildungsstandards</strong>?....125<br />

4.2.2. Die Begriffsgenese der <strong>Bildungsstandards</strong> in Österreich,<br />

kritisch rekonstruiert........................................................................................126<br />

4.2.2.1. „Nationale Leistungsstandards“ im Regierungsprogramm 2000.......126<br />

4.2.2.2. Die fakultative Erstfassung: Standard-Paket 2002.............................128<br />

4.2.2.3. <strong>Bildungsstandards</strong> als Teil eines Gesamtreformkonzepts?.................129<br />

4.2.2.4. Kernkompetenzen als Standards und der Rest, der (außen vor) bleibt<br />

....................................................................................................................129<br />

4.2.2.5. Die Mindeststandards der Zukunftskommission, eine Fiktion...........131<br />

5


4.2.2.6. Richtungsentscheidung ohne Kurskorrektur......................................132<br />

4.2.2.7. Eine letzte Mahnung im Abschlussbericht der Zukunftskommission 133<br />

4.2.2.8. Der <strong>Bildungsstandards</strong> politisches Debut, <strong>die</strong> SchUG-Novelle 2008 134<br />

4.2.2.9. Der <strong>Bildungsstandards</strong> erste Verordnung und gesetzliche Etablierung<br />

2009............................................................................................................135<br />

5. Kompetenzen im Kunstunterricht....................................................................137<br />

5.1. Posners Modell, ein bildwissenschaftlicher Zugang zur Bildkompetenz..........139<br />

5.2. Bildkompetenz jetzt. Ihre Konturen und Ansprüche..........................................142<br />

5.2.1. Kompetenzformulierungen im <strong>Bildungsstandards</strong>-Entwurf des Bundes<br />

Deutscher Kunsterzieher e.V. .........................................................................142<br />

5.2.1.1. Eine detailliertere Betrachtung des BDK-Konzepts anhand Niehoffs<br />

Darstellungen der Bildkompetenzen...........................................................143<br />

5.2.2. Das Luxemburger Kompetenzmodell <strong>für</strong> das Fach „Éducation Artistique“<br />

.........................................................................................................................145<br />

5.2.3. Zum Selbst- und Kompetenzverständnis des schwedischen Faches „Bild“<br />

.........................................................................................................................148<br />

5.2.4. Die <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> und ihr Kompetenzmodell im Sinne der<br />

<strong>Bildungsstandards</strong>, eine offene Frage..............................................................149<br />

5.2.4.1. Zum Stand des Erstlingsprojekts........................................................149<br />

5.2.4.2. Der Versuch, <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> von<br />

der Bildkompetenz aus zu denken..............................................................152<br />

5.3. Kunst- und Lebensnähe. Leitkompetenzen aktueller deutscher Lehrpläne.......153<br />

5.3.1. Künstlerisch-praktische Grundkompetenzen in Baden-Württemberg.......153<br />

5.3.2. Ästhetisch-praktische Kompetenzen in Hamburg......................................156<br />

5.3.3. Ästhetisch-künstlerische Kompetenzen in Berlin, Brandenburg und<br />

Mecklenburg-Vorpommern.............................................................................158<br />

5.3.3.1. Der Berliner Ansatz............................................................................158<br />

5.3.3.2. Der Brandenburger Ansatz nach dem Vorbild Berlins.......................161<br />

5.3.3.3. Das mecklenburg-vorpommersche Eigenmodell...............................161<br />

5.3.4. Zusammenfassender Vergleich der Kompetenzkonzepte der bisher<br />

vorgestellten Lehrpläne der Länder.................................................................162<br />

5.3.5. Bundesweiter Überblicksvergleich der Lehrpläne der Länder <strong>für</strong> den Kunst-<br />

unterricht im allgemeinbildenden Sekundarschulbereich I.............................165<br />

6


5.4. Regels Weg und <strong>die</strong> künstlerische Offensive.....................................................179<br />

5.5. Gemäßigte Positionierungen und <strong>die</strong> Suche nach dem einenden Band.............182<br />

5.5.1. Der Praktiker als Vermittler. Schoppes versöhnliches Plädoyer <strong>für</strong><br />

kompetenzorientierten Kunstunterricht...........................................................182<br />

5.5.2. Grünewald & Sowa und <strong>die</strong> Rehabilitierung verlorener<br />

Selbstverständlichkeiten..................................................................................186<br />

6. Die vielen <strong>Bildungsstandards</strong> der bildnerischen Fächerfamilie...............191<br />

6.1. Vorschläge..........................................................................................................191<br />

6.1.1. Einheitliche <strong>Bildungsstandards</strong> im Fach Kunst bundesweit?<br />

Ein Entwurf des BDK <strong>für</strong> den mittleren Abschluss.........................................191<br />

6.1.2. <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> nach Billmayer..........194<br />

6.1.3. <strong>Bildungsstandards</strong> in Form fachlicher Basiskompetenzen der<br />

Künstlerischen Bildung nach Regel................................................................195<br />

6.1.4. <strong>Bildungsstandards</strong> in Form künstlerischer Basiskompetenzen nach<br />

Grünewald & Sowa.........................................................................................199<br />

6.2. Implementierte <strong>Bildungsstandards</strong>-Varianten: ausgewählte Beispiele..............200<br />

6.2.1. Länderspezifische Fassungen in Deutschland............................................200<br />

6.2.1.1. <strong>Bildungsstandards</strong> Baden-Württemberg.............................................200<br />

6.2.1.2. <strong>Bildungsstandards</strong> Hamburg..............................................................206<br />

6.2.1.3. <strong>Bildungsstandards</strong> Berlin und Brandenburg.......................................209<br />

6.2.1.4. Kurze Zusammenfassung unter Einbeziehung des mecklenburg-<br />

vorpommerschen Modells..........................................................................215<br />

6.2.2. Die Luxemburger <strong>Bildungsstandards</strong> im Fach „Éducation Artistique“.....218<br />

6.2.3. Standards im schwedischen Fach „Bild (och Form)“................................222<br />

6.2.4. Der Kompetenzraster-Ansatz des Schweizer Instituts Beatenberg............225<br />

6.3. Schlussbetrachtung zu den vorgestellten Standards samt Ausblick...................227<br />

7. Perspektivisches Resümee.................................................................................234<br />

Literaturverzeichnis..................................................................................................240<br />

Abkürzungsverzeichnis zu den Rechtsquellen..................................................291<br />

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis.................................................................292<br />

7


1. Zum Aufbau der Arbeit<br />

Die Einleitung nimmt <strong>die</strong> Ambiguität von „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong><br />

<strong>Erziehung</strong>“ vorweg und spiegelt in ihrem Bekenntnis zur Ambivalenz den uneinheit-<br />

lichen Stand der aktuellen Debatte wider. Schwerpunkte der Überlegungen sind der<br />

unfreiwillig stereotyp-redundante Gehalt des Titels wie <strong>die</strong> Antinomien, <strong>die</strong> er mit<br />

übermittelt. Das nachfolgende dritte Kapitel befasst sich näher mit den bevorzugt<br />

genannten Auslösefaktoren der Anstrengungen um <strong>Bildungsstandards</strong>, <strong>die</strong> da wären:<br />

PISA 1 , Anstoß <strong>für</strong> das öffentliche Eingeständnis gravierender schulischer Mängel und<br />

treibendes Moment in der bildungstheoretischen Debatte; und, daraus abgeleitet, der<br />

allseitig konstatierte (Altrichter/Posch 2007, S. 665) „Paradigmenwechsel“, ein zur Zeit<br />

von Bildungswissenschaften und -politik favorisierter Begriff (Messner 2004, S. 696),<br />

der hier nicht unkritisch übernommen werden soll – ist doch fraglich, ob er im Sinne<br />

Thomas Kuhns, auf den sich so manche/r Rezipient/in beruft (etwa Frederking 2008,<br />

S. 5) letztlich haltbar ist, oder ob es nicht etwas hoch gegriffen ist (Oelkers 2008, S. 3),<br />

von einer das Bildungssystem betreffenden „kopernikanischen Wende“ (Frederking<br />

a.a.O., ebd.) auszugehen. Diese Gegenwartsdiagnose wird daher auf ihre theoretische<br />

Grundlage – den so umfassend festgestellten wie breit aufgegriffenen Wandel in<br />

Gesellschafts-, Welt- und Menschenbild, aus dem der „homo competens“ (Alaluf/<br />

Stroobants 1994a, S. 54) der Informations- bzw. Wissensgesellschaft hervortritt –<br />

zurückgeführt, auf ihre Plausibilität und möglichen Folgen <strong>für</strong> das Verständnis von<br />

Allgemeinbildung, neuerdings von der Formel des „Lebenslangen Lernens“ überholt,<br />

hin untersucht. Dem Wandel in der Steuerung von Schule und Unterricht ist <strong>die</strong> „Wende<br />

zum Bild“ gegenüber zu stellen, um auf einen mutmaßlichen blinden Fleck der<br />

Reformbemühungen hinzuweisen, <strong>die</strong> den Iconic Turn wie <strong>die</strong> Visual Literacy nicht<br />

oder nur kaum berücksichtigen; von besonderem Interesse sei, welche Rolle das Fach<br />

<strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> in <strong>die</strong>sem Zusammenhang spielen kann. Bezüglich derzeit<br />

wahrnehmbarer Veränderungsprozesse im Bildungsbereich werden dabei an Schlag-<br />

worten behandelt: „Von der Input- zur Outputsteuerung“, „Kompetenzorientierung“ als<br />

Verschiebung der Schwerpunkte von Bildungszielen bis hin zur Aushebelung des<br />

humanistischen Bildungs- und Mündigkeitsbegriffs (Bernhard 2007, S. 66 f.; Ruhloff<br />

1 Für <strong>die</strong> Auflösung des Akronyms, <strong>die</strong> konzeptionellen Hintergründe <strong>die</strong>ser internationalen Schulleistungsuntersuchung<br />

und ihre Einordnung in funktionelle und gesellschaftliche Zusammenhänge<br />

wird auf Abschn. 3.1. <strong>die</strong>ser Arbeit verwiesen.<br />

8


2007, S. 279), einhergehend mit der vielfach kritisierten (vehement u. a. durch<br />

Gruschka et al. 2007, S. 283 ff.) „Ökonomisierung“ der Bildung in der Rolle der<br />

qualitätsbewussten Normierung, Kategorialisierung und Taxonomisierung, ausgesetzt<br />

dem Vorwurf einer sich ausweitenden „Infantilisierung“ als Symptom eines kulturellen<br />

Analphabetismus (vgl. Gamm et al. 2007), verwandt dem Gesellschaftsphänomen des<br />

„visuellen Analphabetismus“ inmitten der „Bilderflut“.<br />

Im vierten Kapitel werden gründliche Begriffsklärungen der angestrebten<br />

Auseinandersetzung mit den konkreten Objektivationen des kunstpädagogischen<br />

Diskurses vorausgeschickt. Unter der Überschrift „Von Kompetenzen zu Bildungs-<br />

standards“ erfolgen Einblicke in beider begriffliche Historie anhand ihrer Definitionen,<br />

ausgehend von unterschiedlichen Kontexten und Wissenschaftsdisziplinen hin zur heute<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Schule rechtlich gültigen Bedeutung.<br />

Den thematischen Kernteil der Arbeit bilden <strong>die</strong> Kapitel fünf und sechs mit der<br />

Darstellung fachbezogener Kompetenzen und spezifisch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kunstpädagogik aktuell<br />

ausformulierter <strong>Bildungsstandards</strong> (<strong>die</strong> sich u. a. danach unterscheiden, ob sie bereits in<br />

Umsetzung begriffen – „implementiert“ – oder noch reine Vorschläge sind) und deren<br />

vergleichender Analyse. Die hierbei zu treffende exemplarische Auswahl versucht, sich<br />

nach dem Grad der angenommenen Relevanz <strong>für</strong> das österreichische Schulfach Bild-<br />

nerische <strong>Erziehung</strong> zu richten. Mehrheitlich handelt es sich um deutsche Publikationen<br />

vor allem des regen Austausches wegen, wobei jene sicher den vergleichsweise<br />

größeren Einfluss auf <strong>die</strong> fachdidaktische Diskussion nehmen. Die hierin ungleich-<br />

lastige Ausrichtung <strong>die</strong>ser Arbeit schuldet sich zum einen der Beobachtung, dass<br />

innerhalb des kunstpädagogischen Diskurses praktisch kaum eine Trennung existiert, 2<br />

zumal in Deutschland rein quantitativ einfach mehr publiziert wird. Von nationalen<br />

„Koryphäen“ zu sprechen wäre ohnehin verfehlt, denn selbst „Franz Cizek, der<br />

international bekannteste österreichische Kunstpädagoge“, fand in Amerika mehr<br />

Anerkennung als in Österreich (Seber 2001, S. 115 und 120). Die einstimmige<br />

normative Fixierung bestimmter Bezugskonzepte hat sich über<strong>die</strong>s seit den<br />

„Gladiatorenkämpfen“ innerhalb der 70er-Jahre-Fachzeitschriften längst in Methoden-<br />

pluralismus aufgelöst (Wichelhaus 1995, S. 17). Daneben ist eine solche Rahmen-<br />

2 Solche Verbundenheit sei der gebotene Anlass, sich <strong>die</strong> fatale Verquickung eines deutsch-österreichischen<br />

„Kultur-“ und „Bildungsguts“ ins Gedächtnis zu rufen, das sich dem Nationalsozialismus<br />

nicht als Nährboden entzog; der besondere Charakter beider Staaten als postnationalsozialistische<br />

Demokratien gemahnt <strong>die</strong> wachsame Distanz zu jeglicher deutschlandlastiger Leitkultur, hat sich<br />

doch, um mit Karl Kraus zu sprechen, das „Volk der Dichter und Denker“ vor allem als ein „Volk der<br />

Richter und Henker“ (Kraus 1967, S. 28) erwiesen.<br />

9


gebung der internationalen Angleichung der Lenkungsformen der Bildungssysteme auf<br />

Regierungsebene halber sinnvoll, gerade im Bereich der Qualitätsentwicklung, wo<br />

deutschsprachige Länder bewusst eigene Netzwerke bilden: Den Anfang machte ein<br />

Treffen „hochrangiger Vertreter“ Deutschlands, des Großherzogtums Luxemburg und<br />

der Schweiz „zum <strong>Thema</strong> <strong>Bildungsstandards</strong>“ im Mai 2003 in Berlin; „[...] vereinbart<br />

[wurden] [...] ein Austausch von Expertise und eine Abstimmung bei der internationalen<br />

Einbettung [...]“ (Lucyshyn 2007a, S. 579 f.). Eine Fortsetzung fanden <strong>die</strong>se Bemühun-<br />

gen im Rahmen einer Bildungsmonitoring-Konferenz im Februar 2006 in Wien, bei der<br />

<strong>die</strong>se Länder inklusive Österreich sich darauf einigten, dass weiterhin ein „institutio-<br />

nalisierter Erfahrungsaustausch der Projektleiter“ gepflegt werden sollte (ebd.). Auch ist<br />

<strong>die</strong> Expertise „Qualität entwickeln – Standards sichern – mit Differenz umgehen“ das<br />

Resultat einer gemeinsamen Beauftragung (vgl. Oelkers/Reusser 2008, S. 11, Anm. 1).<br />

Ein Gutteil der angeführten Autorinnen und Autoren stammt aus dem Umfeld des BDK<br />

(Bund Deutscher Kunsterzieher e. V., Fachverband <strong>für</strong> Kunstpädagogik) und des<br />

BÖKWE (Berufsverband Österreichischer Kunst- und WerkerzieherInnen), Beispiele<br />

wechselseitiger Beeinflussung sind <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kunstpädagogik wichtige länderüber-<br />

greifende Ereignisse wie Kongresse oder Tagungen, etwa „MenschKunstBildung“ 2005<br />

in Leipzig, woraus so manche der hier zu zitierenden Beiträge hervorgegangen sind.<br />

Andere werden der gebräuchlichsten Diskursplattform: den Fachzeitschriften (wie<br />

„Kunst und Unterricht“, den „BDK-Mitteilungen“ oder dem „BÖKWE“-Fachblatt) zu<br />

entnehmen sein. Als Kontrapunkt zu den zur Diskussion gestellten Vorschlägen von<br />

Standards <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kunstpädagogik im Allgemeinen, im Grunde Idealvorstellungen von<br />

Individuen oder Gruppen (vgl. Tenorth 2005, S. 30), und zu den vorerst gleichfalls<br />

hypothetischen <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> im Besonderen,<br />

werden solche angeführt, <strong>die</strong> tatsächlich ins Stadium der Umsetzung gelangt sind. Die<br />

schwedischen Lehrplanziele sind hier mit einzubeziehen, da sie von Franz Billmayer,<br />

der in Österreich derzeit als federführend gelten kann (vgl. Dorfer 2006, S. 91), offenbar<br />

als nachahmenswerte Anregung verstanden werden (vgl. Billmayer 2006a, S. 369; ders.<br />

2007a, S. 67 f.) – wie ja auch das schwedische Schulsystem als Ganzes bis zum<br />

Zeitpunkt der Bekanntgabe der Ergebnisse aus PISA 2006 ungebrochen ein beliebtes<br />

Musterbeispiel <strong>für</strong> gelungene Bildungspolitik abgeben hat können. 3 Luxemburg<br />

3 Der in Schweden seit den 70er Jahren effektive (Weber 2000, S. 359 f.) Gesamtschulmodus wird nicht<br />

nur traditionell von entschiedenen Gegnerinnen und Gegnern des gegliederten Schulsystems im polemischen<br />

Schlagabtausch gepriesen (vgl. Möhler 2008, S. 9), sondern auch trotz hinsichtlich <strong>die</strong>ser<br />

Alternative reservierter Haltung und auf bemüht neutral-sachlichem Boden anerkennend registriert<br />

(z. B. durch Baumert/Bos/Watermann 2000, S. 167); daneben wird aber <strong>die</strong> ab den 90ern betriebene<br />

10


wiederum nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als es erstens bei PISA stets unter<br />

dem Durchschnitt zu liegen kam (vgl. Haider/Reiter 2004b, S. 6, Abb. 2; Schreiner<br />

2007, S. 72) und zweitens 2006 mit Rolf Niehoff den Ersten Vorsitzenden des BDK-<br />

NRW (Landesverband Nordrhein-Westfalen) als kunstpädagogischen Berater ans Minis-<br />

terium <strong>für</strong> <strong>Erziehung</strong> und Berufsausbildung geholt hat.<br />

Die spekulative Frage, welche Konsequenzen der <strong>Bildnerische</strong>n <strong>Erziehung</strong> aus der<br />

verbindlichen Festsetzung von <strong>Bildungsstandards</strong> erwachsen könnten, findet mögliche<br />

Antworten in Veränderungen, <strong>die</strong> das Fach in denjenigen deutschen Bundesländern bis<br />

dato erfahren hat, wo <strong>die</strong> kompetenzorientierte Adaptierung der Lehrpläne nicht mehr<br />

Kür ist, sondern Pflicht: Auch Baden-Württembergs Fächerverbund „Musik – Sport –<br />

Gestalten“ kann hier als Beispiel <strong>die</strong>nen. Hohe Erwartungen werden mit der positiven<br />

Beeinflussung des Unterrichts durch <strong>Bildungsstandards</strong> verknüpft, zwischen Propa-<br />

ganda und realistischen Einschätzungen liegt dabei nur ein schmaler Grat.<br />

An der Schilderung der einzelnen Kompetenzmodelle werden individuelle und geteilte<br />

Begründungen <strong>für</strong> und Ansprüche an kunstpädagogische <strong>Bildungsstandards</strong> deutlich,<br />

<strong>die</strong> vergleichende Analyse will <strong>die</strong> verschiedenen Ansätze hinsichtlich begrifflicher und<br />

methodischer Gemeinsamkeiten und Unterschiede kritisch interpretieren. So fragt sie<br />

danach, auf welchen Kompetenzbegriff sich <strong>die</strong> Autorin/der Autor bezieht – erfolgt, um<br />

nur ein Beispiel zu nennen, eine Übernahme der kognitionspsychologischen Definition<br />

nach Weinert (2001, S. 27 f.), und/oder schöpft sie/er aus dem Fundus der Bildwissen-<br />

schaft? Herauszufinden ist, ob es einen bestimmten zugrunde liegenden (Ideal-)Typus<br />

von <strong>Bildungsstandards</strong> gibt, Referenzen auf offizielle bzw. renommierte Definitionen<br />

etwa des österreichischen oder deutschen Bildungsministeriums bzw. der Experten-<br />

kommissionen, und inwiefern sich <strong>die</strong>se Auffassungen decken oder auch nicht.<br />

Bezüglich der Methodik und Wissenschaftlichkeit der vorgestellten Kompetenzmodelle<br />

kann etwa abgeklärt werden, ob es sich um ein Komponenten- und/oder Stufenmodell<br />

gemäß Klieme et al. (2007) handelt, vielleicht einem entsprechenden inten<strong>die</strong>rten<br />

Verwendungszweck zuerdacht. Unterschiedliche kunstpädagogische Neigungen werden<br />

primär dort auseinander divi<strong>die</strong>rt, wo <strong>die</strong>s der Autorin/dem Autor selbst ein klares<br />

(Weber a.a.O., ebd.) Dezentralisierung als der entscheidende Faktor <strong>für</strong> <strong>die</strong> vor allem in IEA-PIRLS<br />

(International Association for the Evaluation of Educational Achievement-Progress in International<br />

Reading Literacy Study) und -TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) nachgewiesenen<br />

bravourösen Leistungen schwedischer Schülerinnen und Schüler erachtet – insbesondere<br />

mit Blick auf <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> (vgl. KMK 2003a). Stellt das mit PISA 2006 konstatierte Absacken<br />

der schwedischen Performance <strong>die</strong> monokausale Gleichsetzung von Schulstruktur und -erfolg<br />

zwar in Zweifel, gilt <strong>die</strong>s noch nicht <strong>für</strong> das Prinzip der Steigerung sozialer Ungleichheit durch frühe<br />

schulische Selektion (vgl. Artelt et al. 2009, S. 48).<br />

11


Anliegen gewesen zu sein scheint. Differenzen gibt es z. B. zwischen einer Orientierung<br />

speziell an der Kunst, gerade auch der zeitgenössischen, und einer pragmatischen Bild-<br />

Pädagogik im weitesten Sinne; ein sehr heterogener wissenschaftlicher Meinungs-<br />

austausch wird dadurch zumindest in Einblicken nachvollziehbar. Der Versuch einer<br />

zusammenfassenden Bewertung soll schließlich <strong>die</strong>sen Teil, das im siebten und letzten<br />

Kapitel gezogene Resümee <strong>die</strong> Arbeit insgesamt abrunden.<br />

2. Einleitung oder: Zur Mehrdeutigkeit des Titels<br />

– ein Einwand vorab<br />

Zweifellos stellt „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>“ eine präzise<br />

Themenwahl dar. Auch ist <strong>die</strong>s eindeutig das Leitmotiv der gesamten Arbeit.<br />

Infolgedessen handelte es sich dabei um einen geeigneten Titel, und dermaßen selbst-<br />

gewiss ließe sich in der Argumentation fortfahren – wäre nicht bereits ebenda sofortiges<br />

Innehalten angebracht.<br />

Ansonsten würde der Einwand unterschlagen, „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong><br />

<strong>Erziehung</strong>“ sei als Titel unbrauchbar, weil völlig nichtssagend. Das allein wäre noch<br />

nichts Außergewöhnliches, unter Umständen sogar wünschenswert, denn bis aufs<br />

Wesentlichste reduziert, wirkt ein Titel gegebenenfalls lakonisch (Rothe 1986, S. 4),<br />

und „semiologische Verunsicherung“, der das Lesen des zugehörigen Textes Erleichte-<br />

rung verspricht (Weinrich 1976, S. 196), dürfte ihm nicht im Vorhinein zum Vorwurf<br />

gemacht werden. Die Annahme, dass er jedoch viel weniger irritiert, als er eigentlich<br />

sollte, ist nicht sofort einleuchtend und bedarf einer Begründung. Würde es nicht dem<br />

stilistischen Usus widersprechen, hätte jeder der besagten Begriffe unter Anführungs-<br />

zeichen zu stehen. Was zunächst so entbehrlich klingen mag wie ein verspätetes<br />

„Heureka!“, ist <strong>für</strong> den Umgang mit „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong><br />

<strong>Erziehung</strong>“ essentiell, und es ist kein Zufall, dass sich das „eindeutig Mehrdeutige“ der<br />

Ernsthaftigkeit typischerweise durch Flucht in <strong>die</strong> Untiefen der schlüpfrigen Pointen zu<br />

entziehen versucht. Damit der Hinweis auf <strong>die</strong> begriffliche Ambiguität, davon<br />

abgesehen, auch nicht bornierter Skeptizismus und somit kaum weniger deplatziert<br />

bleibt, soll er erst in den entsprechenden Kontext gerückt werden.<br />

12


2.1. Zur Durchdringung der Ambiguität mittels des „schrägen Blicks“<br />

„Sicher is', daß nix sicher is, drum bin i' vorsichtshalber mißtrauisch“<br />

Karl Valentin (Wöhrle 2008, S. 84, Orthogr. lt. Orig.).<br />

Der „Spaßmacher“ Karl Valentin 4 , den der „heilige Narr“ 5 Christoph Schlingensief 6<br />

„eine sich selbst in frage stellende zeitunterbrechung“ nennt, „reagiert“ in dessen<br />

Worten „[...] immunologisch. Nur der gestörte organismus funktioniert optimal. Und nur<br />

dann, wenn er <strong>die</strong> störung erlebt, und nicht, wenn er sie erzwingt“ (Schlingensief 2002,<br />

S. 36 f., Orthogr. lt. Orig.). Nicht bloß seit Schlingensief, mit Adorno hat <strong>die</strong> Dialektik<br />

„[...] das herrschende Allgemeine und seine Proportionen als krank [...] erkannt [...]“<br />

(Adorno 2003, S. 81), und wenn dem so ist, dann kann „[...] Zelle der Genesung einzig<br />

[sein], was nach dem Maß jener Ordnung selber als krank [...] – ja als 'verrückt' sich<br />

darstellt [...]“; gerade nicht: im Irrtum zu verharren, sondern „der Herrschaft <strong>die</strong><br />

Wahrheit sagen“, das ist immer schon Vorrecht der „Narren“ (vgl. ebd.).<br />

Valentin setzt sein „[...] Außenseitertum [...] in vertrackte Dialektik um [...], in wind-<br />

schiefes Gespräch“ (Mayer 1996, S. 124). Keiner stilistischen Form der künstlerisch-<br />

genialen „Wortzerklauberei“, <strong>die</strong> sich nur an ihrem eigenen Maßstab misst, aber einer<br />

ähnlich argwöhnischen Betrachtungsweise kann sich pädagogische Hermeneutik<br />

annähern, <strong>die</strong> innerhalb ihrer Disziplin kritische Analyse betreiben will: „Aus spitzem<br />

Winkel schaut er auf <strong>die</strong> Welt [...]“ (Koll 2002, S. 11), vergleichbar jener „Kunst“, <strong>die</strong><br />

<strong>für</strong> Lübbe darin besteht, mittels des „obliquen Blicks“ nicht <strong>die</strong> Dinge, sondern <strong>die</strong><br />

Bedingungen zu treffen, von denen unsere Sichtweise und daher deren Erscheinung<br />

abhängt (Lübbe 1978, S. 136). Freilich, bei Lübbe ist es der schräge, „transzendental“<br />

fragende Blick „philosophierender Historiker“ (ebd.), 7 doch ist nicht auch Valentin<br />

fotografischer Chronist seiner Zeit (vgl. Koll 2002, S. 71 ff.)?<br />

4 Eigentl. Valentin Ludwig Fey (1882-1948), dt. Humorist und Spezialist der Demontage der Wirklichkeit<br />

(vgl. Dimpfl 2007, Klappentext).<br />

5 Hinter solch vermeintlich belustigt toleranter Reverenz verbergen sich bisweilen Diskreditierung<br />

(vgl. zu Valentin: Koll 2002, S. 11) und Missachtung (vgl. zu Schlingensief: Dietz/Dürr 1997, S. 12;<br />

Höbel 2008) – bzw. <strong>die</strong> Unversöhnlichkeit einander grundlegend entgegengesetzter Prinzipien (vgl.<br />

Wittgenstein 1989, S. 243/ÜG § 611).<br />

6 Film- und Theaterregisseur, *1960 in Oberhausen (BRD), aufgewachsen in einem „extrem kleinbürgerlichen<br />

Elternhaus“ (Munzinger Online 2010), Provokateur der in <strong>die</strong> Tat umgesetzten Wortklauberei<br />

(vgl. Bergmann/Koll 2002, S. 135).<br />

7 Auch <strong>für</strong> Marcuse gehört „[...] eine solche 'transzenden<strong>die</strong>rende' Analyse [...] wesentlich zur Struktur<br />

von Gesellschaftstheorie“, indem sie es vermag, „[...] das etablierte [...] Sprechen und Handeln in<br />

Richtung auf seine geschichtlichen Alternativen [...]“ zu überholen (Marcuse 1967, S. 13).<br />

13


Einer Zeit, in deren Bild er nicht passen will, wo er<br />

sich in Szene setzt wie der anamorphotische Fleck<br />

(vgl. Abb. 1), „[...] schräg in flachem [i. e., spitzem,<br />

Anm. d. Verf.] Winkel zur Sehachse, denn nur ganz<br />

von der Seite sieht man ihn richtig“ (Holländer 1972,<br />

S. 54; vgl. Mersch 2006, S. 35): Mit dem Effekt, dass<br />

es ihm gelingt, gerade aus der äußersten Akzeptanz des<br />

vorgegebenen perspektivischen Rahmens heraus <strong>die</strong><br />

gesetzliche Ordnung in Frage zu stellen (vgl. Mersch<br />

a.a.O., S. 30 f.; Schlingensief 2002, S. 36).<br />

Im Umgang mit ihren Leitbegriffen will sich <strong>die</strong><br />

kommende Auseinandersetzung mit <strong>Bildungsstandards</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> daher cum grano salis<br />

an Valentin mehr noch als an Wittgenstein halten, denn<br />

wenngleich beide versuchen, „Sprache zu behandeln<br />

[(] wie eine Krankheit [...]“ (Seeßlen 2002, S. 62; vgl.<br />

Wittgenstein 1977, S. 144/PU § 255), <strong>die</strong>nt solche<br />

„Behandlung“ bei Valentin nicht jenem typischen<br />

therapeutischen Ziel der Auflösung von Schein-<br />

problemen (vgl. Vossenkuhl 2008, S. 234) – sondern<br />

dem Zweck, sie dazu zu befähigen, das reale Elend<br />

menschlicher Existenzbedingungen anzuklagen (vgl.<br />

Seeßlen a.a.O., ebd.).<br />

Abb. 1: Längen-Anamorphose: Hase. Von Joseph Fridrich Leopold,<br />

Deutschland, um 1700. Quelle: Füsslin/Hentze 1999, S. 27.<br />

Die subversiv-oppositionelle Reflexionsgeste eines Valentin will weder <strong>die</strong><br />

„professionelle“ Haltung der Geschichtsphilosophie (Lübbe 1978, S. 137) einnehmen, 8<br />

noch wendet sie sich vorrangig an Intellektuelle, so sehr manche unter ihnen sie auch<br />

damals wie heute zu schätzen wussten; der Vergleich Wittgenstein – Valentin (und <strong>die</strong><br />

8 Vielmehr sei es ihr „[...] Anliegen, in der breiten Öffentlichkeit historisches Bewusstsein zu erzeugen“<br />

(Koll 2002, S. 73); das allerdings lange bevor sich „das Subversive“ ganz offiziell auf einer eigenen<br />

Messe in Linz, „Kulturhauptstadt Europas 2009“, selbst ausstellen darf (vgl. Social Impact – Kunst<br />

und Aktionsforschung 2009).<br />

14


Zurvorbildnahme des Letzteren) muss bei der Unvereinbarkeit der Rollenbilder enden,<br />

wie er das Augenmerk weiter, hin auf <strong>die</strong> gesellschaftlichen Rahmenbedingungen lenkt:<br />

Die Szenerien der Kleinkunst berufen sich oft auf <strong>die</strong> Lebenserfahrung(en) der<br />

sogenannten „einfachen Leute“, und zwar aus deren Sicht: eher des Klein- (vgl. Koll<br />

2002, S. 12), nicht des Bildungsbürgertums, das, selbst wenn seine Reminiszenzen gele-<br />

gentlich noch zerpflückt werden, mittlerweile ohnehin verschwunden ist (Liessmann<br />

2006, S. 67). Für <strong>die</strong> österreichischen Zeitgenossinnen und -genossen Valentins, i. e. S.<br />

Beamtinnen und Beamte (z. B. Lehrerinnen und Lehrer), hat seinerzeit der Verlass auf<br />

<strong>die</strong>nstrechtliche Pragmatisierung unbedingt dazu gehört:<br />

2.2. Über den Mangel an sozialer Sicherheit und weltanschaulicher<br />

Skepsis<br />

„Am besten hat's ein Fixangestellter<br />

mit Pensionsberechtigung! [...]<br />

Er hat am Ersten nix, er hat am Zweiten nix,<br />

doch was er hat, das hat er fix!“ (Herz/Haller/Leopoldi 2005, S. 9 f.),<br />

können Peter Herz und Hanns Haller, ebenfalls in den Goldenen Zwanziger Jahren,<br />

noch verhältnismäßig unbefangen texten. 9 „Heute [...] hat es [...]“ wohl nicht nur <strong>für</strong><br />

Johann Hauf, ehemals Generaldirektor der ÖBV 10 , „[...] den Anschein, als wäre <strong>die</strong>s<br />

eine Sprache aus einer anderen Zeit. Längst ist <strong>die</strong> Pragmatisierung zur seltenen<br />

Ausnahme [...]“, da<strong>für</strong> „ [...] immer klarer geworden, dass [...] soziale Absicherung von<br />

staatlicher Seite allein nicht mehr garantiert werden kann“ (Hauf o. J. [a]). Bei Hermann<br />

Leopoldi ist <strong>die</strong>ses „Nix“ also wenigstens noch ein, wenn auch vernachlässigbar<br />

kleines, so doch reales Etwas, während sich heute jedem Niemand das Traumbild vom<br />

„self-made man“ (vgl. Nissley 2003, S. 42, siehe Douglass o. J.) als Ersatz anböte,<br />

worin dem „Nix“ uneingeschränkte (Aufstiegs-)Möglichkeiten innewohnten. Nun hat<br />

Adorno in seinem Exilland 11 nicht von ungefähr „[...] das Gefühl, daß alles möglich<br />

9 Bekannter Interpret des Wienerliedes „Am besten hats ein Fixangestellter“ war Hermann Leopoldi,<br />

eigentlich Herschel Kohn, *1888 i. Wien, †1959 ebd., ein Komponist und Klavierhumorist. Nach dem<br />

Anschluss wurde Leopoldi erst ins KZ Dachau deportiert und von dort nach Buchenwald überstellt,<br />

wo er das „Buchenwaldlied“ (Verf.: Fritz Löhner-Beda) vertonte (vgl. DÖW o. J.).<br />

10 Kommerzialrat Hauf hatte bis Ende 2008 das Amt des Generaldirektors der ÖBV (Österreichische<br />

Beamtenversicherung, Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit) inne.<br />

11 Theodor Wiesengrund Adorno, *1903 in Frankfurt, †1969 in Wallis in der Schweiz, emigrierte 1938 in<br />

<strong>die</strong> USA, lebte erst in New York, ab 1941 in Los Angeles und kehrte 1949 nach Frankfurt zurück<br />

(Wiggershaus 2006).<br />

15


wäre“ (Adorno 1996, S. 735, Orthogr. lt. Orig.); dort lernt er „[...] ein Potential realer<br />

Humanität kennen, das im alten Europa so kaum vorfindlich ist“ (ebd.), so wenig wie<br />

der American Dream oder eine Unabhängigkeitserklärung, <strong>die</strong> ein „unveräußerliches<br />

Recht“ auf das „Streben nach Glück“ – „the pursuit of happiness“ – <strong>für</strong> eine ausge-<br />

machte Wahrheit hält (vgl. Jonas 1963, S. 39; Malone 1975, S. 84). Sobald sich nun eine<br />

Assoziationskette in Gang setzt, wie sie Auer-Welsbach in seiner bewussten An-<br />

einanderreihung ubiquitärer Gemeinplätze folgendermaßen beschreibt: „Wie es ist, so<br />

ist es. / Alles ist offen. / Wie es ist, ist es gut. / Nichts ist fix. [...] Wer weiß, was wirklich<br />

ist [...]“ (Auer-Welsbach 2002, S. 130), erübrigen sich alle Fragezeichen; <strong>die</strong> Zentral-<br />

erfahrung der Informationsgesellschaft, „<strong>die</strong> Gleichgültigkeit des gleich Gültigen“<br />

(Liessmann 2006, S. 15). Einmal im „Nix is' fix“ 12 -Kanal angelangt, könnte der dort<br />

präsente „unaufhörliche Fluss“ – der auch längst nicht mehr derjenige Heraklits ist,<br />

denn, so weiß <strong>die</strong> Financial Times Deutschland: „Heute fließt alles viel schneller“<br />

(Prellberg 2004) – eine entscheidende gedankliche Nuance davongespült haben: das<br />

misstrauische bis ironische Kolorit, dessen Absenz umso gravierender wird, je mehr der<br />

Zweckoptimismus als Ersatz herhalten muss. In Anlehnung an eine „Unternehmens-<br />

philosophie“, <strong>die</strong> als Ausweg aus der Verunsicherung auf „Vertrauen“ setzt (vgl. Hauf<br />

o. J. [b]), lautete das ver(schlimm)besserte Credo des Nun-nicht-mehr-Fixangestellten<br />

dann eher: „Sicher is, daß nix sicher is, drum vertrau' i – meinem Versicherungsberater“;<br />

explizit ihm, wenn dem Exempel der Versicherungsanstalt weiter gefolgt wird, bzw.<br />

jenen professionellen Consultants, <strong>die</strong> sich anbieten, mittels Risikomanagement-<br />

Strategien <strong>die</strong> mir fehlende Gewissheit nach der Maxime „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu<br />

kompensieren. Der gedankliche Sprung vom kleinen Staatsbeamten, der zum „Unter-<br />

nehmer seiner selbst“ (vgl. Patzner 2005, S. 65), hin zur obersten ministeriellen Spitze<br />

eines Bildungswesens, das zum „Unternehmen um seiner selbst willen“ mutiert, ist dann<br />

kein allzu großer mehr.<br />

12 Der österreichische Austropop-Interpret Rainhard Fendrich wurde <strong>für</strong> sein Album„Nix is fix“ 1992<br />

mit Doppel-Platin geehrt und erhielt kurz darauf eine gleichnamige Comedy-Show auf ORF/ARD.<br />

Danach moderierte er „Alles ist möglich – Die 10 Millionen Show“, <strong>die</strong> dem ORF Rekordquoten einbrachte<br />

(ORF-Pressestelle/Gutmann 2000). Liessmann (2006, S. 13-25) hat in seiner „Theorie der Unbildung“<br />

dem Nachfolgeformat „Millionenshow“ als Paradebeispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Darstellung von Wissen in<br />

der Unterhaltungsindustrie ein ganzes Kapitel gewidmet. Hier werde offenbar, „[w]as von der [...]<br />

Allgemeinbildung übrig ist“, nämlich (fast?) nichts (ders. a.a.O., S. 15 und 73). Wenn etwa Wildmann<br />

auf der Suche nach der Antwort auf <strong>die</strong> Frage „Was ist Allgemeinbildung?“ erst das, was „[...] in weit<br />

zurückliegenden Zeiten [...] das Hirschzerlegen war, [...] [und] heute das Ausfüllen der Steuererklärungen<br />

[ist]“ als ihre Grundlage, in Berufung auf basale „Kulturtechniken“ als pragmatisch-nüchternen<br />

Bildungsbegriff darbietet (Wildmann 2001, S. 15 f.), dann in der Hoffnung auf „aufschlussreichere<br />

Erkenntnisse“ bei Umfragen des umstrittenen (vgl. „Kritik an Umfrage zu Stu<strong>die</strong>ngebühren“,<br />

in: Süddeutsche Zeitung Online v. 19.12.2003) Forsa-Instituts anlangt (siehe Wildmann 2001, S. 22 f.),<br />

so verwundert Liessmanns Einschätzung kaum noch.<br />

16


2.3. Von der Unternehmens- zur Schulphilosophie<br />

In den Duktus euphorisierender Unternehmensphilosophien wird über das Modell<br />

der „wirkungsorientierten Verwaltungsführung“ als New Public Management (Buschor<br />

1993) auch das Schulsystem hineingezogen (vgl. Hammerschmied/Neisser 1998;<br />

Kubitschek/Tumpel 2006, S. 3 f.; Steiner-Khamsi 1998, S. 27; Stockl 2006). Wo der<br />

eine <strong>die</strong> „Unternehmenskultur“ der ÖBV auf „das Wirtschaften“ generell ausdehnt, als<br />

deren beider ethische Grundlage er „das Vertrauen“ begreift (Hauf o. J. [b]), haben<br />

andere <strong>die</strong> Prinzipien der Social Entrepreneurship längst hinter sich gelassen und spre-<br />

chen offen von „Bildungswettstreit“ und „Konkurrenz“ als „Motor der Beschleunigung<br />

der Wissensproduktion“ (Baumert et al. 2002, S. 211), nachzulesen etwa im „Bildungs-<br />

manifest“, das aus den durch <strong>die</strong> Unternehmensberatung McKinsey & Company 13<br />

initiierten „Werkstattgesprächen“ hervorgegangen ist (Killius/Kluge/Reisch 2002, S. 7),<br />

einem Dokument, das seitens Bernhards (2007, S. 67) des Verrats am humanistisch-<br />

emanzipativen Bildungsideal bezichtigt wird. Für Beck (2004) verbirgt sich gar hinter<br />

der „[...] privatwirtschaftliche[n] Nomenklatura – eine Art McKinsey-Stalinismus“,<br />

woran zwar klar wird, warum Beck soziologisch arg umstritten ist, was aber auch sehr<br />

schön <strong>die</strong> stark polarisierende Wirkung der verwendeten „unternehmensphilosophi-<br />

schen“ Terminologie veranschaulicht. 14 Auf eine „neue Steuerungsphilosophie“ (Gehrer<br />

2003), <strong>die</strong> doch „[...] in Österreich ansatzweise seit den 90er Jahren zu beobachten [ist]“<br />

(BMBWK 2003a, S. 4), beruft sich BM Gehrer 15 im Vorwort zum „Weißbuch Qualitäts-<br />

entwicklung und Qualitätssicherung im österreichischen Schulsystem“ (i. F. kurz:<br />

„Weißbuch“), das selbst als „Ausdruck <strong>die</strong>ser Tendenz“ (ebd.) gelten kann. Dieses in<br />

der Reihe „Bildungsforschung“ des damaligen BMBWK/ heutigen BMUKK 16 erstmalig<br />

13 Ein Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Inanspruchnahme der Beratungs<strong>die</strong>nste von McKinsey Berlin durch <strong>die</strong><br />

österreichische Bundesregierung ist <strong>die</strong> Erstellung eines Gutachtens – neben denjenigen der Bertelsmann-Tochter<br />

CHE (Centrum <strong>für</strong> Hochschulentwicklung) und des ÖIR (Österreichisches Institut <strong>für</strong><br />

Raumplanung) – <strong>für</strong> <strong>die</strong> Standortwahl zur Errichtung eines „Exzellenzinstituts“, woraufhin im Feber<br />

2006 <strong>die</strong> Entscheidung <strong>für</strong> Gugging in Niederösterreich fiel (vgl. BMBWK – Büro der Frau Bundesministerin<br />

2006).<br />

14 Becks Einschätzung ist hier kein Einzelfall: Hörmann beispielsweie formuliert seine Kritik zwar in<br />

etwas gemäßigteren Worten, besteht jedoch in Anschluss an Kurbjuweit (2005) auch auf einem erfolgreichen<br />

Putschversuch von Kommerz versus Pädagogik mit McKinsey an der Spitze (Hörmann 2006,<br />

S. 115).<br />

15 Elisabeth Gehrer, *1942 in Wien, ehemalige ÖVP-Politikerin und österreichische Bundesministerin<br />

<strong>für</strong> Bildung, Wissenschaft und Kultur (1995-2007).<br />

16 Die im Jahr 2000 erfolgte Zusammenlegung des Unterrichts- und des Wissenschaftsministeriums zum<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung, Wissenschaft, Kunst und Kultur (BMBWK 2004b, S. 10) wurde unter<br />

BK Gusenbauer 2007 rückgängig gemacht, das BMBWK in das Bildungsministerium <strong>für</strong> Unterricht,<br />

Kunst und Kultur (BMUKK) und das Bildungsministerium <strong>für</strong> Wissenschaft und Forschung<br />

(BMWF) aufgeteilt. Das BMUKK ist seither zuständig <strong>für</strong> den gesamten allgemein- und berufsbildenden<br />

Primar- und Sekundarschulbereich (BMUKK/BMWF 2008, S. 12).<br />

17


erschienene einschlägige Referenzdokument (siehe Eder et al. 2002) versucht, den<br />

Rahmen des zugehörigen reformerischen „Gesamtkonzepts“ um einen eher nebulösen<br />

„Wendepunkt“ herum zu fixieren: Der „Wandel“, ein Begriff, der unter den Fingern<br />

zerrinnt, sobald er zu fassen versucht wird. Ohne abstreiten zu wollen, dass sich das<br />

österreichische Schulsystem tatsächlich (immer noch) an einem Wendepunkt befindet<br />

(vgl. Dobart 2004, S. 560; Boberski 2009; Haider 2009), kann doch gefragt werden, ob<br />

<strong>die</strong> einzig bildungspolitisch denkbare „Reaktion auf den sozialen Wandel“ (BMBWK<br />

2003a, S. 5) notwendigerweise eine affirmativ-assimilierende sein muss, ursächlich in<br />

Schwebe irgendwo zwischen synchronem und vorauseilendem Reflex. Ausgangs- und<br />

Zielpunkt der Reform werden als feststehend vorausgesetzt – der Wandel, der Fort-<br />

schritt, <strong>die</strong> Ökonomisierung (?) –, woraus <strong>für</strong> BM Gehrer, wie sie schreibt, „logischer-<br />

weise“ nur <strong>die</strong>se eine „grundlegende Veränderung im Selbstverständnis der Steuerungs-<br />

ebenen“ folgen kann: „[...] von zentraler Input- [...] zur Outputsteuerung“ (Gehrer<br />

2003).<br />

„[...] [M]it objektivem Wissen ihre Handlungslogik hinreichend klar zu bestimmen [...]“<br />

müsse der Politik auch schwer fallen, wenn sie sich (wie hier) auf das hochgradig von<br />

Ungewissheit gezeichnete „Bild der wissensbasierten Volkswirtschaft“ stützt, worin <strong>die</strong><br />

endogene Dynamik des wissenschaftlich-technischen Wandels gerade durch das Fehlen<br />

von Strukturierung (Lehner 2003, S. 61), bzw. das Unstrukturierte schlechthin als Motor<br />

der Innovation charakterisiert ist (Castells 2001, S. 76). Konträr zum zuversichtlichen<br />

Wirkungsglauben an „<strong>die</strong> Beachtung einiger Grundsätze der Organisationstheorie“<br />

(BMBWK 2003a, S. 52) prägt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kritikerinnen und Kritiker, sofern sie es wagen,<br />

sich „[...] dem Vorwurf rückständiger Bedenkenträgerei aus[zu]setzen“ (Arnold 2005,<br />

S. 66), mehr eine beklommene „Unsicherheit“ das Bild der Bildung von morgen (vgl.<br />

Kirchhöfer/Steffens 2007, S. 9). Jene „Innovationsrhetorik“ aber, <strong>die</strong> „[...] sich um <strong>die</strong><br />

Zukunft der Bildung oder <strong>die</strong> Bildung der Zukunft rankt“ (Bernhard 2007, S. 66), wie<br />

sie beispielsweise das „Weißbuch“ des „Zukunftsministeriums“ pflegt, kaschiert ihre<br />

Mängel zum einen, indem sie Zweckgebundenheit unter <strong>die</strong> Wendezeit-Metapher 17<br />

subsumiert, und zum anderen durch den Beschleunigungstaumel, in den sie ihre<br />

Adressatinnen und Adressaten stürzt.<br />

17 Ihre Tauglichkeit als ideologische Leitformel zeigte sich in der Begeisterung, mit der Fritjof Capras<br />

Werk „Wendezeit. Bausteine <strong>für</strong> ein neues Weltbild“ (deutsche Erstauflage 1983) von der New-Age-<br />

Welle absorbiert wurde, <strong>die</strong> jenen allumfassenden Paradigmenwechsel, der <strong>die</strong> Menschheit aus ihrer<br />

totalen „Krise der Wahrnehmung“ befreien, auf dass sie das mechanistische Weltbild und den Wachstumsfetischismus<br />

zugunsten eines mystischen Holismus hinter sich lassen sollte, bereits zu spüren<br />

vermeinte (vgl. Bochinger 1994; Pestalozzi 1985).<br />

18


2.4. „Speed wins“ 18 ? Über Akzeleration, Einsatz und Verlust<br />

Angesprochen werden Bürgerinnen und Bürger einer der führenden Industrienationen<br />

„in Zeiten eines schneller werdenden“ (BMBWK 2003a, S. 3), „immer rascheren“<br />

(Gehrer 2003) gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels, angetrieben durch <strong>die</strong><br />

„ungeheure Geschwindigkeit“ der permanent wachsenden „Wissensflut“ (BMBWK<br />

2004a, S. 2). Deren latent bedrohliche Kehrseite in Gestalt von Reizüberflutung und<br />

Überforderung schwingt darin implizit mit, nicht zuletzt durch Verweise auf „<strong>die</strong><br />

zunehmende Komplexität“ (Gehrer 2003) der Lern- und Wissensgesellschaft (BMBWK<br />

2003a, S. 3). Um in ihr zurecht zu kommen, um nicht „[...] vom Wind der Verände-<br />

rungen [...] an raue Klippen geschlagen zu werden“, brauchte es „mehr Wissen und<br />

Können, mehr Fertigkeit und Fähigkeiten“ (Gehrer 1997). Der Metaphern-Kosmos<br />

rasender Wissensexplosionen, mit Liessmann (2006, S. 53) schlicht „dumm“ zu nennen,<br />

speist sich aus der Beobachtung der exponentiellen Zunahme bis subjektiv/kollektiv<br />

empfundenen „Überproduktion“ des alles entscheidenden Produktionsfaktors „Wissen“<br />

(vgl. Lehner 2003, S. 58 f.). Die Fähigkeit, es auf sinnvolle Weise zu nutzen, ist<br />

unterdessen rar (OECD 1996, S. 11), und so rapide das Wissen expan<strong>die</strong>rt, so schnell<br />

verfällt es auch schon wieder (vgl. Kahl/Schleicher 2005a). Wer da nicht mithalten kann<br />

oder ratlos ist, was genau denn nun ein „sinnvoller Nutzen“ wäre, dem, so ihn der von<br />

Koll beschriebene Eindruck ebenfalls befällt, „[...] erscheint <strong>die</strong> Welt kompliziert: Man<br />

fühlt sich klein: Kleinbürger“; Unfähigkeit und Unwissenheit sind <strong>die</strong> Stigmata „[...]<br />

derer, <strong>die</strong> sich nicht auskennen, der Verlierer“ (Koll 2002, S. 12). Der auf den<br />

Individuen zunehmend lastende Qualifizierungsdruck wird zum Appell an <strong>die</strong> elterliche<br />

Sorge um <strong>die</strong> eigenen Kinder (als Bspe. hier<strong>für</strong>: Lucyshyn 2007a, S. 584; BMBWK<br />

2003a, S. 6), deren fitness for survival <strong>die</strong> Schule zwar Rechnung zu tragen hat, sich<br />

dabei aber selbst durch den globalen Wettbewerb zwischen „allen Bildungssystemen“<br />

unter „enormen“ Druck gesetzt sieht (vgl. Stockhammer 2004, S. 597 und 604;<br />

BMBWK 2004a, S. 1 f.) – solche Redensart wirbt indirekt um Verständnis <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

offenkundige Tatsache, dass sich „[...] das Bildungssystem in wichtigen kapitalistischen<br />

Ländern [...] in einer tiefen Krise [...]“ befindet, wodurch ja <strong>die</strong> Reformen überhaupt<br />

erst zum <strong>Thema</strong> wurden (Bethge 2004, S. 79; vgl. Kirchhöfer/Steffens 2007, S. 9). Das<br />

bildungspolitische Eingeständnis, dass auch „[...] <strong>die</strong> 'Krise des Wohlfahrtsstaates' [...]<br />

18 Das durch den damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel geprägte, durch den Nationalratsabgeordneten<br />

Andreas Khol zu „Speed kills“ verschärfte Motto läutete 2000 <strong>die</strong> Umsetzung des<br />

ÖVP/FPÖ Regierungsabkommens ein (Köhler 2001, S. 352). Analog dazu heftete BM Gehrer es dem<br />

von ihr häufig bemühten „Segelschiff“ – als Metapher <strong>für</strong> das Bildungssystem – an <strong>die</strong> Fahnen (vgl.<br />

Gehrer 1997 und 2003) .<br />

19


<strong>für</strong> das Bildungswesen einen 'Reformdruck' erzeugt [...]“, wie Steiner-Khamsi (1998,<br />

S. 23) in Berufung auf Buschor (1995, S. 272; vgl. Buschor 1997, S. 149 ff.) anmerkt,<br />

geht mit einer Emotionalisierung der Debatte einher (vgl. Messner 2004, S. 696): Die<br />

schulische Qualitätsverbesserung wird, so Messner, aus Sicht der deutschen Kultus-<br />

ministerkonferenz (i. F.: KMK) „<strong>für</strong> <strong>die</strong> Erhaltung des wirtschaftlichen Wohlstandes“<br />

zur Überlebensfrage (Messner a.a.O., S. 713). Der Schweizer <strong>Erziehung</strong>swissenschaft-<br />

ler Oelkers betont, dass sich <strong>die</strong> angewandten Mittel international eindeutig einander<br />

annähern: „Zielsteuerung, Entwicklung von Standards und regelmäßige interne sowie<br />

externe Evaluationen“ (Oelkers 2005a, S. 18). Auch wenn deren Zusammenhang mit<br />

der „[...] wirtschaftlichen Prosperität nicht einfach und direkt [...]“ abzuleiten ist<br />

(Weinert 2001, S. 26), „[...] sprechen doch alle verfügbaren Daten <strong>für</strong> einen starken<br />

Einfluss verschiedener Bildungsindikatoren auf <strong>die</strong> wirtschaftliche Entwicklung“ (ebd.).<br />

Zwar spricht nichts da<strong>für</strong>, dass Daten sprechen können, aber manches deutet darauf hin,<br />

dass sie bisweilen <strong>für</strong>sprechen sollen, denn laut der Bertelsmann Stiftung tun sie genau<br />

das: „Wie Freunde sprechen Daten zu uns [...] [gemeint sind Lehrerinnen und Lehrer,<br />

Anm. d. Verf.]“ (Bertelsmann Stiftung 2002, S. 1, Hervorheb. d. Verf.), sie könnten ins-<br />

besondere „[...] im Prozess der Schulentwicklung zu guten Freunden und Ratgebern“<br />

bei der „Entscheidungsfindung“ werden, „weit bessere“ sogar, als es „persönliche<br />

Erfahrung und pädagogische Theorien“ jemals waren (ebd., Hervorheb. d. Verf.).<br />

In ihrem Abschlussbericht, den sie 2002 der Europäischen Kommission vorlegten, ergab<br />

sich aus der „Sichtung des empirischen Materials“ <strong>für</strong> Ciccone & de la Fuente jedenfalls<br />

ein „ziemlich gemischt[es Bild]“ den „Zusammenhang zwischen Bildung und wirt-<br />

schaftlicher Entwicklung“ betreffend (Ciccone/de la Fuente 2002, S. 32). „Gemischt“<br />

deshalb, weil zwar „[...] in einer ersten Reihe länderübergreifender empirischer Stu<strong>die</strong>n<br />

über <strong>die</strong> Determinanten des Wachstums [...] <strong>die</strong> verschiedensten Bildungsindikatoren<br />

regelmäßig den erwarteten positiven Effekt zeigten“, ein zweiter Durchgang jedoch<br />

derart „enttäuschend“ verlief, dass nahe lag, „<strong>die</strong> Korrelation zwischen Bildung und<br />

Wachstum offen in Frage zu stellen“ – oder aber <strong>die</strong> Ursache der „negativen<br />

Ergebnisse“ in den Stu<strong>die</strong>n selbst zu suchen, <strong>die</strong> ja mit „ökonometrischen Problemen“<br />

zu kämpfen gehabt hätten (ebd.). Neuere, verbesserte und genauere Stu<strong>die</strong>n würden<br />

wiederum, so Ciccone & de la Fuentes letzter Schluss, Optimismus hinsichtlich eines<br />

positiven Beitrags von Bildungsinvestitionen auf den Produktivitätszuwachs bekräftigen<br />

(vgl. ebd.). Es dauerte noch sechs weitere Jahre, bis Barakat et al. Anfang 2009<br />

20


ekunden können sollten, dass erstmals der definitive (ex ante) Beweis hier<strong>für</strong> gelungen<br />

sei (vgl. Barakat et al. 2009, S.1 f.), wozu das Wiener Institut <strong>für</strong> Demographie (VID)<br />

und das International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) umfassende<br />

Zeitreihenanalysen durchgeführt hatten, 19 in Erprobung neuer, da auf der „Veränderung<br />

des Humankapitals nach Altersgruppen“ basierender Prognosemethoden (ebd.). Fazit:<br />

Es ist nunmehr müßig, darüber zu streiten, ob und wie Bildung das Wirtschafts-<br />

wachstum beeinflusst oder nicht. Ob es nun „wahrscheinlich“ ist, wie Ciccone & de la<br />

Fuente formulieren, „[...] dass <strong>die</strong> Qualität des Humankapitals [...] [da]<strong>für</strong> [...] entschei-<br />

dend ist“ und genau aus <strong>die</strong>sem Grunde „[d]ie Steigerung der Bildungsqualität [...] im<br />

Mittelpunkt jeder Humankapital-Politik stehen [sollte]“ (Ciccone/de la Fuente 2002,<br />

S. 52), oder ob jener Zusammenhang sogar, wie vom Generalsekretär der OECD 2008,<br />

als gesichert angenommen wird (vgl. Gurría 2008, S. 3) – <strong>die</strong> Frage, ob Bildungspolitik<br />

denn „Humankapitalpolitik“ sein soll, bleibt davon gänzlich unberührt.<br />

Denn wie Weinert klargestellt hat, ist es „der Faktor 'Humankapital'“, der <strong>für</strong> den<br />

Bildungsbegriff bestimmende Bedeutung gewonnen (Weinert 2001, S. 26) – und ein<br />

anderes, vormalig vorrangiges Kriterium abgelöst hat. Steiner-Khamsi weist dem-<br />

entsprechend darauf hin, dass sich das menschliche Bildungsbedürfnis nunmehr nach<br />

Effizienzkriterien auszurichten habe (Steiner-Khamsi 1998, S. 21). „Lebenslanges<br />

Lernen“ bedeutet mitnichten, sich ein Leben lang Zeit <strong>für</strong> ein Lernen in Muße nehmen<br />

zu können, es ist <strong>die</strong> Reaktionsschnelligkeit, <strong>die</strong> den Wissensvorsprung sichert, und das<br />

Produktionstempo, das zum Qualitätsmerkmal wird. Messners Misstrauen gegenüber<br />

„der Verlockung des kurzen Weges“ (Messner 2004, S. 712) schloss sich Kern an, der<br />

im Jahr 2004 davor warnte, „Speed kills [...] von anderen politischen Handlungsfeldern<br />

hierher [in den Bildungsbereich, Anm. d. Verf.] [zu] übertragen“ (Kern 2004, S. 559).<br />

Dessen ungeachtet war zur selben Zeit eine bildungspolitische „Beschleunigung“ der<br />

Implementierungsbestrebungen zu beobachten (vgl. Beranek/Weidinger 2004, S. 551).<br />

Worin könnten <strong>die</strong> Ursachen <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Eile liegen? Sertl weist auf den Zusammenhang<br />

des Legitimationsproblems „[...] bestimmter Qualifikationen und der letztentschei-<br />

denden Instanz [...]“ mit dem „[...] unüberwindbaren 'time lag' [hin], der <strong>die</strong> Schule<br />

hinter der technischen, wirtschaftlichen und sonstigen gesellschaftlichen Entwicklung<br />

nachhinken lässt“ (Sertl 1998, S. 44 f.; vgl. Haider et al. 2003, S. 5). Ungeachtet der<br />

19 VID und IIASA waren dabei aber auch auf gewisse Bedingungen gestoßen: Für <strong>die</strong> Bevölkerung<br />

armer Länder wäre nicht, wie es das „Milleniumsziel der UN“ vorsieht, bloß Volksschul-, sondern<br />

vielmehr allgemeine Sekundarbildung vonnöten, während es in den Industrieländern <strong>die</strong> Hochschulbildung<br />

sei, welcher <strong>die</strong> entscheidende Rolle zukäme (Barakat et al. 2009, S. 1 f.)<br />

21


Paradoxie, in welche sie sich damit begibt, bürdet <strong>die</strong> KMK den <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>die</strong><br />

Sisyphusarbeit auf, <strong>die</strong> Nation davor zu bewahren, „im Wohlstand zwei Schritte zurück-<br />

zufallen“ (vgl. Stockhammer 2004, S. 713). Der von Tenorth als „mutig“ titulierte<br />

Implementierungsprozess ist wohl auch aufgrund <strong>die</strong>ses Anschwimmens gegen den<br />

Verzögerungseffekt „[...] charakterisiert durch Versuch und Irrtum, [...] Inkraftsetzen<br />

unter Vorbehalt, nachträgliche Prüfung [...]“ (Tenorth 2005, S. 31). Mit Kruse lässt sich<br />

dem entgegenhalten, dass <strong>die</strong> Trial and error-Methode eine übliche, aber nur mäßig<br />

geeignete im Umgang mit wachsender Komplexität darstellt (vgl. Kruse 2008). Auch<br />

gäbe „Simplify your life!“ keine wirklich gute Strategie ab, womit Kruse <strong>die</strong><br />

„Trivialisierung“ eines Systems „durch Reduktion auf wenige Kriterien“ meint (ebd.).<br />

Das 2003 erschienene sogenannte Klieme-Gutachten (i. F. auch: Klieme-Expertise) ist<br />

sich des Reduktionismusvorwurfes gegen <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> bewusst (vgl. Klieme<br />

et al. 2007, S. 56); nichtsdestoweniger müsse Leichtverständlichkeit gegeben sein, zu-<br />

gunsten der Öffentlichkeit (in Gestalt der Eltern vor allem), <strong>die</strong> so wiederum deren<br />

„Konventionalität“ bestätigen kann (vgl. Tenorth 2005, S. 30; Klieme et al. 2007, S. 29).<br />

Nicht zuletzt hängt von ihrer „Klarheit“ und „Knappheit“ auch <strong>die</strong> „Unterrichtbarkeit“<br />

der Standards ab (Böttcher 2006, S. 77). Daneben gebraucht Bernhard obige Trend-<br />

phrase („Simplify...“) als Synonym <strong>für</strong> <strong>die</strong> geistige Verkümmerung im Zuge einer<br />

„Infantilisierungswelle“, <strong>die</strong> nicht erst seit gestern über <strong>die</strong> Bildung und ihre Wissen-<br />

schaften geschwappt sei (Bernhard 2007, S. 59). „Infantilisierung“ meint bei ihm eben<br />

nicht das „Kindgerecht-Machen“ des Unterrichts durch didaktische Reduktion, sondern<br />

einen Vorgang, der sich „[...] gerade durch Austreibung der vielfältigen Eigenpotentiale<br />

von Kindern auszeichnet“ (ders. a.a.O., S. 60). Entsteht hier im ersten Moment ein<br />

gewaltiger Widerspruch, löst er sich im nächsten schon in den Abgründen auf, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

beiden unterschiedlichen funktionellen Einsatzgebiete der Bildungstandards durch-<br />

ziehen: das System-Monitoring 20 auf der einen, <strong>die</strong> Unterrichtsverbesserung auf der<br />

anderen Seite (vgl. Böttcher 2006, S. 72). Was im Klassenzimmer als unbedingtes<br />

Qualitätsmerkmal gelten kann (zur „Unterrichtbarkeit“ der Standards vgl. Böttcher<br />

2006, S. 77; Haider et al. 2005, S. 34 f.; Klieme et al. 2007, S. 25), ist auf Systemebene<br />

als gravierender Makel interpretierbar: Ein real komplexes System in seinem Ablauf zu<br />

trivialisieren bedeutet nach Kruse, es fälschlicherweise wie ein kompliziertes System zu<br />

20 Schulisches System-Monitoring ist eine Form der „institutionalisierten Beobachtung“, <strong>die</strong> den<br />

steuernden staatlichen Eingriff ermöglichen soll (BMBWK 2003a, S. 28). Nach Herzog besteht das<br />

Ziel solcher „Überwachung“ nicht unbedingt in der „guten“, sondern der effizient arbeitenden Schule<br />

(Herzog 2007, S. 231 f.).<br />

22


ehandeln und dadurch im Endeffekt zu ruinieren (vgl. Kruse 2008). Bestätigend tritt<br />

[Armin] Bernhards Ansicht dazu, dass mit den derzeitigen Innovationsbemühungen<br />

praktischer Bildungsabbau betrieben würde (Bernhard 2007, S. 65); schon zuvor hatten<br />

sich [Irmgard] Bernhard & Chvatal des Eindrucks nicht erwehren können, <strong>die</strong>ser sei gar<br />

„politisch gewollt“ (Bernhard/Chvatal 2004, S. 15). Um es nicht bei einer Unterstellung<br />

„böser“ Absichten zu belassen bzw. <strong>die</strong> Kritik nicht durch Schwarzweiß-Malerei zu<br />

verkürzen, ist es zunächst sehr hilfreich, Kruses Fazit zu beachten. Demnach seien<br />

Führungskräfte, <strong>die</strong> heute auf „emotionale Bewertung“ und „intuitives Agieren“ setzen,<br />

erstens von der Richtigkeit ihres Tuns automatisch überzeugt, und zweitens sei zur<br />

Krisenbewältigung keine andere Strategie besser geeignet, denn Intuition ist <strong>für</strong> Kruse<br />

„[...] <strong>die</strong> Fähigkeit des Gehirns, komplexe Muster zu bilden, jenseits meines Verstehens“<br />

(Kruse 2008). Darin läge aber „ein riesiges Problem“, denn gesellschaftliche Rahmen-<br />

bedingungen könnten sich schneller ändern, als sich Intuitionen ausbilden, <strong>die</strong> sich<br />

daher unter Umständen zwar noch „richtig“ anfühlten, „[...] nur leider völlig daneben“<br />

wären (ebd.). Ob <strong>die</strong> auf solcher Basis getroffenen Entscheidungen angemessen sind,<br />

hinge davon ab, ob <strong>die</strong> Entscheidungsträgerin/der Entscheidungsträger „wirklich noch<br />

'up to date'“ sei (ebd.). „[...] [D]ie Ziele, <strong>die</strong> Unterrichtsmethoden, <strong>die</strong> vermittelten<br />

Qualifikationen [....]“ wären es laut Haider et al. jedenfalls instantartig nicht mehr –<br />

sobald der worst case einträte, dass der „permanente Erneuerungs- und Entwicklungs-<br />

prozess“ ins „Stocken“ geriete (Haider et al. 2003, S. 5). Selbst wenn sich <strong>die</strong> Eile, in<br />

der tiefgreifende bildungspolitische Beschlüsse durchgezogen werden sollen, also mit<br />

Kruse erklären ließe, folgt man Bernhard, liegt das wahre Problem ganz woanders, der<br />

Widerspruch muss unversöhnlich bleiben:<br />

„Denn das Etikett der Zeitgemäßheit erweist sich insofern als pure Ideologie, als der Gedanke von<br />

Bildung <strong>die</strong> Nichtdeterminiertheit des Menschen und damit <strong>die</strong> Potenzialität zweifelnden Denkens<br />

einschließt, <strong>die</strong> nur aus geistiger Distanz zu allem Zeitgemäßen heraus entfaltet werden kann“<br />

(Bernhard 2007, S. 67).<br />

Die Ambiguität in „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>“ kann ad hoc<br />

nicht aufgelöst werden, Verunsicherung und Ambivalenz sollen <strong>die</strong> Ausgangspunkte der<br />

kritischen Begriffsklärung sein, und zwar nicht obwohl, sondern weil damit bereits von<br />

Anfang an notwendig wird, das gesicherte Terrain absoluter Begrifflichkeiten zu<br />

verlassen. Einen solchen Titel kommentarlos voran zu stellen hätte bedeutet, gleich<br />

zweifach mit der Plattitüde zu kokettieren, der Banalisierung des Bildungsbegriffs<br />

entgegen zu kommen und einen komplexen Sachzusammenhang frivol weiter zu<br />

trivialisieren. Die Zwangsläufigkeit <strong>die</strong>ses dem <strong>Thema</strong> innewohnenden Risikos<br />

23


erfordert von Anfang an Abgrenzungen: Weder soll <strong>die</strong> Affirmation einer<br />

programmatischen Formel betrieben, noch unsubstanziierter Pauschalablehnung<br />

Vorschub geleistet werden. „Traditionelle Theorie“ gleicht, wie sich unter Bezugnahme<br />

auf Lyotard behaupten lässt, einem Vabanquespiel, dessen Einsatz darin besteht, „[...]<br />

der Programmierung des sozialen Ganzen als ein einfaches Werkzeug der Leistungs-<br />

optimierung einverleibt zu werden [...]“; dem Reiz der Einheitswahrheit ist daher, der<br />

entsprechenden „Praxis der Systemverwalter“ zum Trotz, zu widerstehen (Lyotard 1999,<br />

S. 47). Damit ist der allerdings der Unschärfe des <strong>Bildungsstandards</strong>-Begriffs nach wie<br />

vor nicht Genüge getan, denn sie wird durch ihn selbst verschleiert. Was rein gedanklich<br />

pathetisch und wenig originell klingt, darf dennoch nicht außer Acht gelassen werden,<br />

weil <strong>die</strong>ser Zustand den <strong>Bildungsstandards</strong>-Diskurs (im deutsch- und davor im englisch-<br />

sprachigen Raum) seit seiner Entstehung begleitet hat.<br />

2.5. Zum Verkündigungscharakter eines bildungspolitischen<br />

Schlagwortes<br />

Hinter dem Hadern mit dem gewählten Titel <strong>die</strong>ser Arbeit steht also zusätzlich <strong>die</strong><br />

virulente Be<strong>für</strong>chtung, er wäre suggestiv. Sie erhärtet sich unter anderem dadurch, dass<br />

weder gesichert ist, ob es <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> überhaupt<br />

geben wird, noch, ob es sie denn geben muss; noch, ob dem Fach damit etwas Gutes<br />

getan würde. Derartige Überspanntheiten ergeben sich unfreiwillig durch den auffällig<br />

übermäßigen Gebrauch des Ausdrucks „<strong>Bildungsstandards</strong>“ in der politisch-öffentlichen<br />

Kommunikation, wie er in seiner gebetsmühlenartigen (vgl. Oelkers 2004a, S. 1)<br />

Wiederholung zu einer Art „Mantra“ zu verkommen droht (z. Vgl. ders. 2004b, S. 195).<br />

Nach Wittgenstein kann <strong>die</strong> Bedeutung eines Wortes mit der Funktion des Beamten<br />

verglichen werden (Wittgenstein 2001, S. 70), es ist gewissermaßen auch „ein kleiner<br />

Herrgott auf sein' Thron“, wie es Hermann Leopoldi im eingangs erwähnten Wienerlied<br />

(Herz/Haller/Leopoldi 2005) satirisch formuliert hat. Mantras haben gemeinhin <strong>die</strong><br />

Funktion, durch ihre permanente Rezitation eine spezifische Wirkung zu erzeugen;<br />

„[s]äkulare Heilsversprechen [...] müssen den Eindruck erwecken, dass sie mit sicherem<br />

Wissen verbunden sind“ (Oelkers 2004a, S. 1). Den Glauben an <strong>die</strong> zukünftige<br />

Erfüllung des besagten „Heilswortes“ (Altrichter/Schratz 2004, S. 630), dem Wolf einen<br />

ökonomisch kanonisierten „messianic belief“ anlastet (Wolf 2000, S. 29; zit. n.<br />

Oelkers/Reusser 2008, S. 57) bezeichnet zwar Orth als „naiv“ (Orth 2005, S. 63), und<br />

Oelkers schließt sich dem an, indem er resümiert, dass Beten allein nicht helfen könne,<br />

24


hält sie allerdings <strong>für</strong> „[...] so suggestiv [...], dass Hörer und Leser von der Zauber-<br />

formel unmittelbar auf <strong>die</strong> Praxis schließen“ würden und geneigt wären, Bildungs-<br />

standards <strong>für</strong> <strong>die</strong> „Lebensretter“ des Bildungssystems zu halten (Oelkers 2004a, S. 1<br />

und 18). Haider et al. wiederum setzen auf <strong>die</strong> Erweckung der „[...] interne[n]<br />

'Selbstheilungskräfte' [...]“ durch „Systemisches Qualitätsmanagement“ (Haider et al.<br />

2003, S. 44), und laut Hauer & Stock wären „fachspezifische Arbeitsgruppen“ auf dem<br />

besten Wege, ins „Standard-Nirvana“ abzugleiten (Hauer/Stock 2006, S. 43, Hervor-<br />

heb. entf.).<br />

Die Erkenntnis der Jargonhaftigkeit des philosophischen, ergo auch des pädagogischen<br />

Diskurses ist nicht neu (vgl. Oelkers 2004a, S. 2), gewinnt aber durch <strong>die</strong> derzeitige<br />

Zuspitzung an Brisanz. Adorno meinte, Jargonworte klängen stets so, als würden sie<br />

etwas Höheres besagen, ihre „Sakralisierung“ hinterließe sie nicht weniger gehaltlos,<br />

verleihe ihnen jedoch eine bestimmte Art von „magischer Aura“, <strong>die</strong> den erwünschten<br />

Effekt zu garantieren habe (vgl. Adorno 1998a, S. 419). Umso mehr liefen <strong>die</strong> Titel-<br />

worte „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>“, <strong>für</strong> sich allein stehend der<br />

Arbeit vorangestellt, Gefahr, sich in Jargon zu verselbständigen, mit den Worten<br />

Adornos: „[...] durch <strong>die</strong> Konstellation, <strong>die</strong> sie verleugnen, durch <strong>die</strong> Gebärde der<br />

Einzigkeit jedes einzelnen davon“ (ders. a.a.O., S. 417).<br />

2.6. <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>, eine<br />

widersprüchliche Liaison<br />

Übervorsicht in Bezug auf „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>“, <strong>die</strong><br />

ganz in der Frage (und der eigenen Hybris) aufginge, ob <strong>die</strong>se Zeile nun auf dem Deck-<br />

blatt einer Bakkalaureats-Arbeit stehen solle oder nicht, wäre nichts als lächerlich; ob<br />

sie aber eine entsprechende Lehrplanänderung einleiten sollte, ganz im Gegenteil. Ihre<br />

Treffsicherheit liegt in der ihr inhärenten Unschärfe: <strong>Bildungsstandards</strong> ziehen das<br />

Paradoxe an, wie <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> dagegen anrennen 21 und sich in einem politisch-<br />

ethischen Vakuum wiederfinden, das <strong>die</strong> in regelmäßigen Intervallen ausgesandten<br />

Kassandra-Rufe umgehend schluckt. Euler etwa nennt lediglich das „Kompositum<br />

21 Mit „Anrennen gegen das Paradox“ hat Kierkegaard, wie Wittgensteins Gesprächen mit dem „Wiener<br />

Kreis“ aus 1929 zu entnehmen ist, den menschlichen „Trieb, gegen <strong>die</strong> Grenzen der Sprache anzurennen“,<br />

der in der Ethik endet, gemeint (Waismann 1967, S. 68 f.). Bevor also jede Kritik mit dem<br />

Hinweis „<strong>Bildungsstandards</strong>: [...] Ethisch unausweichlich“ (Billmayer 2009a, S. 3) im Ansatz<br />

niedergebügelt und letztlich in ein unmoralisches Eck gedrängt wird, ist klar zu stellen, dass <strong>die</strong>ses<br />

Wort weit mehr transportiert als nur <strong>die</strong> (gar nicht neue) Verpflichtung zur Sicherung eines gewissen<br />

Qualitätslevels schulisch vermittelter Bildung.<br />

25


Bildungs-Standard“ bereits „eine Mesalliance“ und stellt der „[b]ildungstheoretische[n]<br />

Urteilskraft [...] politische Hörigkeit“ gegenüber (Euler 2007, S. 14). Eine dialektische<br />

Herangehensweise bedeutete zumindest den Versuch, der Widersprüchlichkeit in der<br />

Liaison von <strong>Bildungsstandards</strong> und <strong>Bildnerische</strong>r <strong>Erziehung</strong> gerecht zu werden. Davon<br />

ist <strong>die</strong> Mehrgesichtigkeit der Termini nur ein Aspekt, aber der erste <strong>für</strong> <strong>die</strong> Analyse<br />

ausschlaggebende, weil sie bedingt, eine nicht abgeschlossene Debatte aufzugreifen.<br />

Charakteristisch da<strong>für</strong> steht der Wortstreit als Wort-Streit, befördert wird <strong>die</strong><br />

Sprachverwirrung durch den Umstand, dass es in <strong>die</strong>sem, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> sehr frühen Stadium realiter keine alleinig gültige Definition geben kann. Die<br />

vorliegende Arbeit geht daher von „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>“<br />

als a priori nicht selbst-verständliches Begriffskonglomerat aus. Sie widmet sich der<br />

Problematik, es in seinen bildungspolitischen wie bildungstheoretischen Bedeutungen<br />

zu erfassen, mit dem Ziel, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Partizipation notwendige Urteilsbildung tragfähig<br />

zu untermauern. <strong>Bildungsstandards</strong> könnten, um <strong>die</strong> gängige Metaphorik zu adressieren,<br />

beides sein: der Finger in der Wunde oder das Pflaster, das sie zudeckt – aber sicher<br />

kein „Allheilmittel“ (vgl. Gruber 2004, S. 669) <strong>für</strong> das österreichische Schulsystem.<br />

Nicht um Pessimismus zu predigen, sondern im Anschluss an Gruschka sei <strong>die</strong><br />

Theoriebildung ihrem Wesen nach zu verstehen als „[...] negativ, weil sie sich auf <strong>die</strong><br />

kritische Analyse [...] konzentriert“ (Gruschka 1988, S. 11). Schon allein deswegen,<br />

weil <strong>die</strong> Wiedergutmachung möglicher bildungspolitisch angerichteter Schäden der<br />

Praxis überlassen bliebe, wo es ganz darauf ankäme, wie <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> konkret aussähen und umgesetzt würden.<br />

3. PISA und der Paradigmenwechsel<br />

3.1. PISA<br />

Das Schlagwort „PISA“ darf hier nicht vorenthalten werden, obwohl oder gerade weil<br />

es in seiner medialen Inflation einen nahezu popularistischen Klang angenommen hat.<br />

PISA war Stein des Anstoßes <strong>für</strong> angesichts des Vorwurfs mangelhaften Qualitäts-<br />

managements in Verlegenheit geratene Bildungsbehörden (vgl. Blömeke 2007, S. 211),<br />

weitreichende Kurskorrekturen in <strong>die</strong> Wege zu leiten bzw. unisono als „Paradigmen-<br />

wechsel“ zu propagieren (vgl. Vorbl. u. Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 6; KMK 2005a, S. 6).<br />

26


Insofern erfordert „PISA!“, d. h. der viel zitierte (z. B. durch Demmer 2007, Ghanbari/<br />

Schott 2008, S. 13; Gruber 2004, S. 667 f.; Friedrich 2007, S. 76; Hörmann 2006,<br />

S. 119; Kern 2004, S. 558; Küster 2006, S. 18; Nandorf 2006, S. 30; Ratzki 2007,<br />

S. 731; Vollmer 2006, S. 16) „PISA-Schock“ 22 zugleich den Kunstgriff, daraus mittels<br />

der „<strong>Bildungsstandards</strong> [...] einen Meilenstein in der österreichischen Schulentwicklung<br />

[...]“ (BM Schmied 23 in BMUKK 2008; vgl. Lucyshyn 2007a, S. 567) erstehen zu<br />

lassen. Ohne den Standards ihre prinzipielle Sinnhaftigkeit absprechen zu wollen,<br />

relativiert Heckt, sie seien „[...] nur ein Mosaikstein. Wo bleibt der notwendige Rest?“<br />

(Heckt 2004, S. 2).<br />

Hinter dem Akronym PISA steht das Programme for International Student Assessment,<br />

ein langfristiges Projekt der Organisation <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-<br />

wicklung (OECD) in gemeinsamer Verantwortung aller Mitgliedsstaaten und Ausdruck<br />

eines politischen Interessenskonsenses (vgl. Artelt et al. 2001, S. 285 f.). Deren Be-<br />

mühungen um <strong>die</strong> Erschließung „[...] nationale[r] Bildungsproduktivitäten [...]“ fanden<br />

in den 1950er Jahren ihren Anfang: Aus der systematischen Erhebung bildungs-<br />

relevanter Informationen sollten Rückschlüsse auf <strong>die</strong> sozioökonomische Entwicklung<br />

gezogen werden (Bos/Postletwhaite 2001, S. 252). Die PISA-Bildungsindikatoren fußen<br />

somit auf dem volkswirtschaftlichen Konzept der Konjunkturindikatoren, sind „Trend-<br />

indikatoren“ (Schreiner et al. 2007, S. 10; Haider/Reiter 2004a, S. 15). Sie fokussieren<br />

<strong>die</strong> Leistungen 15-/16-jähriger 24 Schülerinnen und Schüler im Lesen (Reading Literacy),<br />

in der Mathematik (Mathematical Literacy) und den Naturwissenschaften (Scientific<br />

22 Dessen Härte könne nicht ganz zu Unrecht mit „[...] dem 'Sputnik-Schock' der USA in den späten<br />

50ern [...]“ verglichen werden, so Haider & Reiter (2004a, S. 6). Seiverth ergänzt, dass Deutschland<br />

daraus nicht <strong>die</strong> gleichen Konsequenzen wie <strong>die</strong> USA geglaubt hatte ziehen zu müssen, der man im<br />

Wettrüsten gegen <strong>die</strong> Sowjetunion den Vortritt überließ: Die USA hatten damals schon „[...] das<br />

gesamte Bildungssystem als <strong>die</strong> entscheidende Machtressource erkannt“, während erst ein knappes<br />

Jahrzehnt später Pichts gleichnamiges Werk „Die deutsche Bildungskatastrophe“ erstmals ausrufen<br />

sollte (Seiverth 2007, S. 34, Hervorheb. i. Orig.): Initialzündung eines Notstandsdiskurses, der in den<br />

60ern in das auf ökonomisches Wachstum abzielende „Programm zur Weckung der Begabungsreserven“<br />

mündete (vgl. Rekus 2005, S. 77), nach dem Zusammenbruch von SU und DDR unter<br />

grundverschiedenen Bedingungen fortschlummerte, aber erst mit dem abrupten „[...] Erwachen [der<br />

Deutschen] aus einem Überlegenheitstraum“ vollends in der Realität ankam (Seiverth a.a.O., S. 34 f.)<br />

– bzw. wieder nur in jenem Zustand, der laut Plöger damit verwechselt wird: einer Art „Pars-pro-toto-<br />

Denken“, welches das didaktische Leitprinzip der „Wissenschaftsorientierung“ <strong>für</strong> <strong>die</strong> „ganze<br />

Wahrheit“ hält und mit dem Etikett „hoher Aktualitätsdruck“ versieht, welches durch den Sputnik-<br />

Vergleich nicht mehr ganz so frisch erscheint (vgl. Plöger 2005, S. 93 ff.).<br />

23 Claudia Schmied, *1959 in Wien, SPÖ-Politikerin, seit 2007 amtierende österreichische Bundesministerin<br />

<strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur.<br />

24 Der Altershomogenität <strong>die</strong>ser Gruppe, <strong>die</strong> sich in Österreichs differenziertem Schulsystem „[...] von<br />

der Hauptschule über <strong>die</strong> Allgemeinbildenden und Berufsbildenden Höheren Schulen, bis zu Fach-<br />

und Berufsschulen [...]“ (Haider/Reiter 2004a, S. 19) verteilt, steht <strong>die</strong> massive sozioökonomische<br />

Inhomogenität unterschiedlichster Milieuhintergründe gegenüber; in <strong>die</strong>sem Sinne auch kann Herrmann<br />

eine solche Auswahl als „unsinnig“ bezeichnen (Herrmann 2005, S. 29).<br />

27


Literacy), sowie im Bereich der fächerübergreifenden Schlüsselqualifikationen (Cross-<br />

curricular Competencies) mit Schwerpunkt Informations- und Kommunikationstechno-<br />

logie (vgl. Artelt et al. 2001, S. 285; Schreiner et al. et al. 2007, S. 16). Die national<br />

spezifischen Lehrplaninhalte werden in PISA eher nachrangig behandelt – „[...] deren<br />

Messung wäre Aufgabe der nationalen <strong>Bildungsstandards</strong>“ (Schreiner et al. 2007,<br />

S. 16). Die durch <strong>die</strong> PISA-Zyklen seit 2000 im Abstand von drei Jahren (ebd.) gewon-<br />

nenen „Ertragsindikatoren“ hingegen sollen der OECD den Vergleich der Leistungs-<br />

fähigkeit ihrer Bildungssysteme ermöglichen und nationalen Bildungsreformen<br />

empirischen Rückhalt bieten (Artelt et al. 2001, S. 285); Österreich war von Anfang an<br />

mit dabei (vgl. Haider/Reiter 2001), wenngleich nie im Spitzenfeld. Die Veröffent-<br />

lichung der österreichischen Ergebnisse von PISA 2003 im Dezember des Folgejahres<br />

brachte <strong>die</strong> Schreckensbotschaft vom „Rückfall im Ranking der OECD-Länder“ (Haider<br />

et al. 2005a, S. 8) und das Eingeständnis mit sich, dass <strong>die</strong> unerfreuliche Kostenbilanz<br />

der österreichischen Schulen aus PISA 2000 – hoher Verbrauch, nur mittlere bis unter-<br />

durchschnittliche Effizienz (vgl. ebd.; Hartmann/Schratz 2009, S. 336) – „zumindest<br />

hinsichtlich der niedrigen Leistungsqualität“ (Haider et al. a.a.O., ebd.) nicht revi<strong>die</strong>rt<br />

werden konnte. 25<br />

3.2. Das Literacy-Konzept und sein Kongruenzproblem<br />

Der Einfluss des Bildungswesens auf <strong>die</strong> wirtschaftliche Entwicklung wird aus der<br />

„These vom [...] Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft“ (Messner 2004,<br />

S. 696) hergeleitet (vgl. BMBWK 2003a, S. 24 und 35; Haider et al. 2003, S. 5 und 11),<br />

und so plausibel <strong>die</strong>se klingt, ist ihre tatsächliche Stichhaltigkeit doch „noch wenig<br />

erforscht“ (Messner 2004, S. 713). 26 Wie in <strong>die</strong>sem Abschnitt zu ergründen sein wird,<br />

beinhaltet sie eine Art doppelten, wenn nicht gar doppelt brüchigen Boden: Sowohl <strong>die</strong><br />

filterhafte begriffliche Bevorzugung der „Wissensgesellschaft“ als auch <strong>die</strong> bei jeder<br />

Gelegenheit wiederholte Absichtsbesiegelung einer harmonischen und fertilen<br />

Beziehung von Bildungssystem und Beschäftigung ignorieren <strong>die</strong>sbezügliche<br />

Kontroversen. Zu ihrer bildungspolitischen Durchschlagskraft muss der Umstand<br />

25 Für <strong>die</strong> KMK (und mutatis mutandis, spätestens ab 2003 auch <strong>für</strong> das BMBWK) bedeutete „PISA<br />

2000 [...] eine ihrer schwersten Legitimationskrisen [...]“ (Herrmann 2005, S. 32), sodass, wie Herrmann<br />

meint, nicht das selbstbezügliche und ursachenorientierte „Eingeständnis eines jahrzehntelangen<br />

Versagens“ (ders. a.a.O, S. 39) <strong>die</strong> Folge sein konnte – <strong>die</strong>s wäre politischem Selbstmord gleich gekommen<br />

– sondern auf „aktionistische Alibiveranstaltungen“, etwa zum <strong>Thema</strong> „<strong>Bildungsstandards</strong>“,<br />

ausgewichen wurde (ders. a.a.O., S. 29).<br />

26 Losgetreten wurde <strong>die</strong> Diskussion um <strong>die</strong> Informations- und/oder Wissensgesellschaft 1973 von<br />

Daniel Bell (Hartmann 2000, S. 17, Anm. 2).<br />

28


außerordentlich beigetragen haben, dass sie bereits als Kardinalthese in der Erklärung<br />

von Lissabon <strong>die</strong>nt, in welcher der Europäische Rat im Jahr 2000 seine Kernbotschaften<br />

zur Justierung der Bildungs- und Ausbildungssysteme Europas vorgelegt hat, und<br />

ebenso ins 10-Jahres-Arbeitsprogramm von Bildungsrat und Kommission aus 2002<br />

übernommen wurde (vgl. Europäischer Rat 2002, S. 1 und 7 ff.). „Als wesentliche<br />

Anknüpfungspunkte“ hierzu sind u. a. das „[...] Weißbuch zur Qualitätsentwicklung[,]<br />

[...] [<strong>die</strong>] Implementierung von <strong>Bildungsstandards</strong> [...] [und <strong>die</strong> Fokussierung der]<br />

Grundkompetenzen“ zu sehen (BMBWK/Stabstelle S. I. 2007, S. 3). PISA bezieht sich<br />

jedenfalls explizit auf besagten Zusammenhang: Das Argument „[...] neuer und infolge<br />

des sich beschleunigenden Wandels von der Industrie- zur Wissensgesellschaft<br />

steigender Qualifikationsanforderungen [...]“ (Baumert/Stanat/Demmrich 2001, S. 20)<br />

<strong>die</strong>nt gleichermaßen zur Begründung der „Annahme der notwendigen Universalisierung<br />

von Basisqualifikationen“ (Artelt et al. 2001, S. 289; vgl. Baumert/Stanat/Demmrich<br />

a.a.O., ebd.; BMBWK 2003a, S. 24). Wie Messner hervorhebt, ist der Denkansatz der<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> „den gesellschaftlichen und wissenstheoretischen Grundlagen“ des<br />

PISA-Konzepts eng verbunden (Messner 2004, S. 695). Liessman weist darauf hin, dass<br />

der identitäts- und herrschaftslogische rote Faden, entlang dessen <strong>die</strong> industrielle<br />

Produktionsweise <strong>die</strong> Gesellschaft konstituiert, weder abgerissen noch im Zuge des<br />

wissenschaftlich-technischen Fortschritts durch ein grundverschiedenes Surrogat ersetzt<br />

worden ist; was tatsächlich im Begriff sei, sich zu vollziehen, das ist <strong>die</strong> rasante<br />

„Industrialisierung des Wissens“ (Liessmann 2006, S. 38 f.).<br />

Alaluf & Stroobants (1994a, S. 49 f. und 58 f.) bringen <strong>die</strong> Logik des Verlangens nach<br />

Schlüsselkompetenzen als Wurzeln intellektueller wie materieller Potenz auf ein<br />

vierteiliges Schema:<br />

1) Veränderungen des Marktes, der Produktionsbedingungen und Arbeitsprozesse,<br />

2) allgemein gestiegenes Bildungsniveau durch längeren Verbleib im Bildungssystem, dadurch<br />

verfügbare Kompetenzen en masse – geflissentlich übergangener Mitauslösefaktor <strong>für</strong>...<br />

3) ... <strong>die</strong> Orientierung der Personalmanagementstrategien am Kompetenzniveau, vermehrte<br />

Arbeitsplatzunsicherheit durch Kompetenzzwang. Daneben Verschärfung des Gegensatzes<br />

zwischen intensiver Wertschätzung von (oder eher: Wertschöpfung aus) „Humankapital“ in den<br />

Unternehmen und dessen verschwenderischem Brachliegen-Lassen am Arbeits(losen)markt,<br />

4) Nutzung der alternierenden Ausbildung zur Förderung zweckentsprechender Kompetenzen und<br />

Bildungsinvestitionen durch Unternehmen zur Bindung der Nachwuchskräfte.<br />

Vor nunmehr 16 Jahren konnten Alaluf & Stroobants also noch feststellen, der <strong>für</strong><br />

gewöhnlich favorisierte „Ort des Kompetenzerwerbs“, der Weg aus der Beschäftigungs-<br />

29


krise sei <strong>die</strong> dual/alternierende Berufsausbildung, denn sie bilde <strong>die</strong> Gelenkstelle,<br />

welche <strong>die</strong> Anpassung der Arbeitskraftkompetenzen an <strong>die</strong> Modernisierung der<br />

Produktion ermögliche (Alaluf/Stroobants 1994a, S. 50). Mittlerweile hat <strong>die</strong><br />

(allgemeinbildende) Schule einiges an Anstrengungen unternommen, um den an sie<br />

gerichteten „[...] Vorwurf [...], [...] Unternehmen nicht gerecht [zu werden]“ (ebd.),<br />

abzuwehren: Es sind <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong>, durch welche sich <strong>die</strong>ser Imagewandel<br />

vollzieht; sie gelten als neues „zentrales Gelenkstück“ (KMK 2005a, S. 7; Klieme et al.<br />

2007, S. 9; Schluga 2006, S. 35; Thies 2005, S. 16) 27 , womit „[...] <strong>die</strong> Vergleichbarkeit<br />

[...] schulischer Abschlüsse [zu] sichern“ (KMK 2005a, S. 7) bzw. „[...] <strong>die</strong> Zahl der<br />

Schulabsolventinnen und -absolventen, <strong>die</strong> eine postsekundäre Bildungseinrichtung<br />

besuchen, zu steigern“ sein solle, wodurch wiederum „der Beschäftigungsstandort<br />

Österreich“ gestärkt werde (Erl RV 606 BlgNR XXIII. GP, 1). Die in Alaluf &<br />

Stroobants' Analyse struktureller Entwicklungsmuster herausgeschälte „Konstante“, i. e.<br />

„[...] das Bemühen, durch Ermittlung von Entsprechungen zwischen nationalen Qualifi-<br />

kationssystemen zur Transparenz des Arbeitsmarktes beizutragen“ (Alaluf/Stroobants<br />

1994a, S. 53), zeichnet sich hinsichtlich der <strong>Bildungsstandards</strong> nahezu kopiehaft ab.<br />

Deren „wirtschaftspolitische Auswirkungen“ (Erl RV 606 BlgNR XXIII. GP, 1; Vorbl.<br />

u. Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 1) werden in den <strong>für</strong> ihre Einführung entscheidenden<br />

Gesetztestexten äußerst „positiv“ beurteilt – <strong>für</strong> „den Wirtschaftsstandort Österreich“<br />

(ebd.) wie „<strong>für</strong> den beruflichen Werdegang der Schülerinnen und Schüler“ (Vorbl. u.<br />

Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 1), indem durch sie „[d]er Grundstock der Kompetenzen, auf<br />

dem in der weiteren Ausbildung aufgebaut wird, [...] individuell gefestigt“ werden soll<br />

(ebd.). 28 Somit kann nicht mehr nur behauptet werden, dass „[...] der 'Bestand an<br />

Kompetenzen' mit dem Schulabschluss in Konkurrenz [tritt]“ (Alaluf/Stroobants 1994a,<br />

S. 54), sondern durch <strong>die</strong>sen verkörpert, ausgewiesen werden soll. Hier zeigt sich <strong>die</strong><br />

von Alaluf & Stroobants registrierte, dem Kompetenzkonzept innewohnende Beinahe-<br />

Gesetzmäßigkeit, systematisch verschiedene Disziplinen zur Annäherung bis Ver-<br />

schmelzung zu bringen (Alaluf/Stroobants 1994a, S. 49), worauf sie nicht ohne<br />

Besorgnis hinweisen, da es sich um einen teils „wirklichkeitsfremden“, weil von<br />

empirisch nicht gesicherten Vorstellungen genährten Ansatz handle, über dessen ideelle<br />

27 Alle <strong>die</strong>se Quellen betonen zwar, dass es sich nur um ein zentrales Gelenkstück unter anderen handelt;<br />

dessen Schwerpunkt aber ist eben <strong>die</strong> „Kalibrierung von Leistungen“ (Thies 2005, S. 16) schon in der<br />

Sekundarstufe I, d. h. vor Antreten einer dualen Ausbildung, ob im sekundären oder tertiären Sektor.<br />

28 Ein Grundstock, der vorhanden sein kann oder auch nicht, soll hier „individuell gefestigt“ im Sinne<br />

von „gefördert“, nicht „verbindlich gelegt“ werden – Politur von Rohdiamanten: ja, Verwandlung von<br />

Quecksilber in Gold: nein.<br />

30


Richtigkeit seine Kundgeberinnen und -geber sich nicht zuletzt durch <strong>die</strong> Setzung<br />

politischer Begleitmaßnahmen laufend selbst vergewissern würden (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 59).<br />

Die Anfänge <strong>die</strong>ses <strong>die</strong> Arbeitswelt wie das allgemeine Bildungswesen betreffenden<br />

Persuasionsprozesses liegen im hier wie dort erwachenden Interesse am Kompetenz-<br />

begriff der 1980er Jahre (Alaluf/Stroobants 1994a, S. 49), seine Schwachstelle (der<br />

Glaubensanteil) aber lässt sich bis in <strong>die</strong> 1960er rückdatieren und besteht nach Alaluf &<br />

Stroobants in der angenommenen Äquivalenz von Bildungs- und Beschäftigungssystem<br />

(vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 51 ff. und 59). Damit ist gemeint, Kompetenzanforderungen von<br />

„neuen“ Unternehmensanforderungen herzuleiten, von Arbeitsinhalten und Stellen-<br />

profilen auf Bildungsinhalte zu schließen (Alaluf/Stroobants 1994a, S. 51 f.). Ein<br />

derartiger Versuch, Bildungsströme gemäß wirtschaftlichen Entwicklungsprognosen zu<br />

steuern, war beispielsweise <strong>die</strong> in den 1960er bis 80er Jahren durch <strong>die</strong> OECD<br />

propagierte Strategie der „Bildungsplanung“ (vgl. ebd.), <strong>die</strong> sich jedoch definitiv als<br />

„Sackgasse“ herausstellte (OECD 1992, S. 10; zit. n. Alaluf/Stroobants 1994a, S. 51).<br />

Als nicht valide, als sozial und institutionell unempfindlich hatte sich <strong>die</strong>se<br />

Vorgehensweise erwiesen, <strong>die</strong> Abkehr war unter der vorgeblichen Einsicht erfolgt,<br />

Unternehmen wären unmöglich in der Lage, heute ihren Personalbedarf von morgen zu<br />

definieren – quantitativ wie qualitativ (vgl. ebd.). Da im selben Atemzug allerdings<br />

wieder <strong>die</strong> „Nachfrage nach neuen Kompetenzen“ aus der Wirtschaft zur Begründung<br />

der Konzentration, <strong>die</strong>smal des Hochschulwesens, auf überfachliche „Grundfähig-<br />

keiten“ (OECD 1992, o. S.; zit. n. Alaluf/Stroobants 1994a, S. 52) verwendet wird,<br />

diagnostizieren Alaluf & Stroobants „Gedächtnisverlust“ (Alaluf/Stroobants a.a.O.,<br />

S. 49). In etwa zeitgleich soll der von selbigen deklarierte „theoretische Regress“ (ebd.)<br />

<strong>die</strong> Kommission der Europäischen Gemeinschaften überzogen haben, deren Task Force<br />

„Humanressourcen, allgemeine und berufliche Bildung, Jugend“ dahingehend forschte,<br />

entsprechend der Nachfrage der Wirtschaft den Bildungsinvestitionsbedarf zu ermitteln<br />

(vgl. Alaluf/Stroobants 1994a, S. 53; CCE 1992). Vergesslich gegenüber den schlechten<br />

Erfahrungen der Vergangenheit zeigt sich auch <strong>die</strong> EU-Agentur Cedefop (European<br />

Centre for the Development of Vocational Training/Europäische Stiftung <strong>für</strong> Berufs-<br />

bildung), Herausgeberin der „Europäischen Zeitschrift <strong>für</strong> Berufsbildung“, in welcher<br />

der zitierte Artikel von Alaluf & Stroobants erschienen ist: Sie hat jüngst selbst ihre<br />

erste eigene Stu<strong>die</strong> <strong>die</strong>ser Art: „Future skill needs in Europe. Medium-term forecast“<br />

(Cedefop 2008) veröffentlicht.<br />

Die auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> grundlegende Überzeugung, dass „schlichte<br />

31


Alphabetisierung“ heutzutage nicht mehr genügen könne, kann nicht losgelöst von der<br />

angelsächsischen Literacy-Diskussion behandelt werden (Artelt et al. 2001, S. 289). Sie<br />

bildet <strong>die</strong> theoretische Folie, der <strong>die</strong> PISA-Untersuchungen verhaftet sind, ein Konzept,<br />

das international greift (Baumert/Stanat/Demmrich 2001, S. 20) und ein funktionalis-<br />

tisch gefasstes Bildungskonzept verfolgt, demgemäß primär das sinnvoll ist, was sich<br />

auf dem harten Boden der Lebensrealität erfolgreich bewährt (vgl. Artelt et al. 2001, S.<br />

286 ff.; Schreiner et al. 2007, S. 16). Diese Vorstellung „[...] beruht auf dem dynami-<br />

schen Modell des lebenslangen Lernens“ (Schreiner et al. a.a.O., ebd.; vgl. Haider/<br />

Reiter 2004a, S. 14; BMBWK 2003a, S. 24), dem es um <strong>die</strong> Brauchbarkeit des<br />

Gelernten über <strong>die</strong> Pflichtschulzeit hinaus geht (vgl. BMBWK a.a.O., ebd.; Haider et al.<br />

2003, S. 5). Die Würdigung der Bedeutung des „Lebenslangen Lernens“ steht sowohl<br />

schon auf der Lissabon-Agenda (vgl. Haider/Reiter 2004a, S. 8), wie auch <strong>für</strong> PISA an<br />

zentraler Stelle (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 13). Werden bei PISA „<strong>die</strong> einzelnen Fähigkeits-<br />

bereiche“ mit dem Begriff „Literacy“ bezeichnet, soll <strong>die</strong>s vermitteln, dass „[d]er<br />

wesentliche Ertrag einer sich als 'allgemein bildend' verstehenden Schule [...]“ in den<br />

„funktionalen Kompetenzen“ der Schülerinnen und Schüler zu bestehen habe (Schreiner<br />

et al. 2007, S. 16; vgl. Haider/Reiter 2004a, S. 14 ff.). Die österreichische Bildungs-<br />

politik reifiziert in Übernahme <strong>die</strong>ser Interpretation „[...] nachhaltig zu erwerbende [...]<br />

und mit Hilfe von Standards messbare Grundkompetenzen im Zentrum einer Qualitäts-<br />

und Unterrichtsentwicklung“ (Stockhammer 2004, S. 597; vgl. BMBWK 2003a, S. 24<br />

sowie Vorbl. u. Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 6). Artelt et al. erkennen in einem solchen<br />

Bildungsverständnis eine „Philosophie“, <strong>die</strong> sich „[u]nter der Perspektive gesellschaftli-<br />

cher Entwicklung in <strong>die</strong> Theorie des Humankapitals ein[ordnet]“ (Artelt et al. 2001,<br />

S. 285), mit dem Ergebnis der Dominanz einer einseitigen Weltanschauungsperspektive:<br />

Der in der klassischen Bildungstheorie unersetzliche „[...] Aspekt der Eröffnung von<br />

unterschiedlichen Horizonten des Weltverstehens spielt [...] eine untergeordnete Rolle“<br />

(<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 288). Wie kommt es, dass, wie Blömeke in Bezug zu PISA bemerkt,<br />

„[e]ine andere Wahl, als das dahinter stehende, sehr einheitliche Bildungsverständnis zu<br />

akzeptieren, <strong>für</strong> Öffentlichkeit und Politik kaum [besteht]“ (Blömeke 2007, S. 235)?<br />

3.2.1. Modi der Weltbegegnung<br />

Jürgen Baumerts 29 Ausführungen über den bildungstheoretischen Zusammenhang der<br />

29 Baumert, der eine Honorarprofessur an der Humboldt-Universität in Berlin sowie eine APL-Professur<br />

<strong>für</strong> <strong>Erziehung</strong>swissenschaft an der Freien Universität Berlin inne hat, ist wissenschaftliches Mitglied<br />

und Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft sowie Kodirektor am Max-Planck-Institut <strong>für</strong><br />

32


Kompetenz-Fokussierung bei PISA und anderen internationalen Leistungsstu<strong>die</strong>n<br />

(Baumert 2002) könnten solche Sorgen auf den ersten Blick beruhigen. Seiner Ansicht<br />

nach, <strong>die</strong> später von der Klieme-Expertise aufgegriffen wird (Klieme et al. 2007,<br />

S. 67 f.), besteht das „Gerüst der Bildungsprogramme moderner Schulen“ (Baumert<br />

2002, S. 106) unverrückbar in den grundlegenden vier „Modi der Weltbegegnung“:<br />

kulturellen Universalien, welche jeweils einer eigenen Logik folgten und nicht<br />

wechselseitig austauschbar seien (Baumert 2002, S. 106 f.). Neben den „Primat“ der<br />

kognitiven Rationalität, <strong>die</strong> er an <strong>die</strong> Reflexivität des Denkens bindet und als „der<br />

Schule inhärenter Schutz gegen Indoktrination“ präsumiert (ders. a.a.O., S. 105), stellt<br />

Baumert <strong>die</strong> ästhetisch-expressive (z. B. Kunst oder körperliche Übung), <strong>die</strong> evaluativ-<br />

normative (z. B. Recht oder Wirtschaft), und <strong>die</strong> spezifische Logik existenzieller Fragen<br />

nach den Letzten Dingen des menschlichen Seins (Religion und Philosophie) (ders.<br />

a.a.O., S. 107 und 113). Hierin liegt <strong>für</strong> ihn <strong>die</strong> nicht kontingente Struktur jenes latenten<br />

internationalen Kerncurriculums, mittels dessen <strong>die</strong> Institution Schule global <strong>die</strong><br />

Begegnung mit jeder <strong>die</strong>ser unterschiedlichen Horizonteröffnungen gewährleiste<br />

(Baumert 2002, S. 106). So unantastbar, gott- oder naturgegeben, wie Baumert den auf<br />

Humboldt zurückgeführten Kanon der Allgemeinbildung ausweist (z. Vgl. ders. a.a.O.,<br />

S. 107), ist <strong>die</strong>ser aber nicht und war es auch nie. Hinzu kommt, dass, wenn zwischen<br />

den einzelnen Bereichen fein säuberlich getrennt wird, <strong>für</strong> den Moment ausgeblendet<br />

werden muss, wie sehr <strong>die</strong>se gegebenenfalls dazu ten<strong>die</strong>ren ineinander zu fließen.<br />

Literatur und Bildende Kunst etwa oder auch <strong>die</strong> Philosophie machen vor<br />

geschichtlichen, politischen oder ökonomischen Problemen nicht Halt und umgekehrt.<br />

Eine solche Rasterung kann nur gelingen, wenn man hypothetisch davon ausgeht, wie es<br />

Baumert am Beispiel des Ästhetisch-Expressiven voraussetzt (vgl. Baumert 2002,<br />

S. 107), dass sie alle: Ökonomie, Politik, Naturwissenschaften usw. in Reinform „um<br />

ihrer selbst willen“ (ebd.) betrieben würden, ohne einander je ungebührlich in <strong>die</strong> Quere<br />

zu kommen. 30 Dressler beruft sich in <strong>die</strong>sem Zusammenhang unter Zuhilfenahme von<br />

Welschs Rezeption (Welsch 1991a, S. 296; zit. n. Dressler 2007, S. 260) auf Kant (und<br />

dessen Kritik der Urteilskraft), der gerade nicht von einer definitiven Trennung, sondern<br />

gegenseitigen Durchdringung und Verknüpfung unterschiedlicher Vernunftformen durch<br />

<strong>die</strong> sogenannte „transversale Vernunft“ ausgeht (Dressler a.a.O., ebd.). Wenn selbige<br />

Bildungsforschung in Berlin (vgl. Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.)<br />

und außerdem Leiter der deutschen PISA-Sektion (Dressler 2007, S. 250).<br />

30 Auffällig ist, dass hier anstelle der ansonsten sich durchziehenden zweckrationalistischen Sichtweise<br />

ein daher wahrscheinlich mehr ornamentativer Idealismus bemüht wird.<br />

33


jedoch, wie Dressler einräumt, „[f]reilich [...] ins Handgemenge der Lebenspraxis<br />

verstrickt [...]“ (ebd.) ist, wieso nicht gleich auch genannte „Modi der Weltbegegnung“?<br />

Deren glatte Separation „vermeidet“ m.E. nicht nur, wie Dressler meint, <strong>die</strong> derzeitig<br />

um sich greifende „Konjunktur naturalistischer Menschenbilder“ (Dressler 2007,<br />

S. 252), sondern scheut <strong>die</strong>se regelrecht nach dem Motto „Worüber man nicht redet,<br />

existiert auch nicht.“ Dressler ist beizupflichten, wenn er erklärt, dass „[d]er Markt, <strong>die</strong><br />

Politik, <strong>die</strong> Kunst, [...] <strong>die</strong> Religion [...]“ keiner Einheitsmoral und -vernunft folgten<br />

(ders. a.a.O., S. 253), aber auch jeweils <strong>für</strong> sich tun sie das schon nicht. Hat jedes <strong>die</strong>ser<br />

Felder ureigene Kriterien hervorgebracht, <strong>die</strong> sich zu seinem ganz spezifischen<br />

Bezugsrahmen formieren, ist solche Authentizität mitsamt ihren untereinander niemals<br />

ganz kompatiblen Regeln doch auch das Produkt menschlicher Auseinandersetzungen,<br />

<strong>die</strong> sich der Sache, aber auch einer Reihe anderer Faktoren schulden. Die<br />

bildungstheoretische Reflexion des gegenwärtigen gesellschaftlichen Vollzugs „[...]<br />

funktionaler Ausdifferenzierung und [...] Pluralisierung von Rationalitätsformen“ als<br />

entscheidenden Fortschritt zu werten, weil auf <strong>die</strong>se Weise der Monopolanspruch der<br />

einen oder der anderen, ja jede Hierarchizität verlustig ginge und deren mutuelle wie<br />

singuläre Unersetzlichkeit unterstrichen würde (Dressler 2007, S. 250 ff.), verklärt nur,<br />

was Dressler selbst zwischendurch immer wieder feststellt: „[...] [D]ie Signatur der<br />

Gegenwart sind [...] Wertekonflikte“, ist zudem <strong>die</strong> Prävalenz der Naturwissenschaften<br />

wie <strong>die</strong> chronische Suche nach der Einheitswissenschaft, ist <strong>die</strong> Dominanz der<br />

instrumentellen Vernunft und ist auch „der neoliberale Ökonomismus“ als <strong>die</strong><br />

entsprechende soziokulturelle Lebensideologie (ders. a.a.O., S. 252-260). All den<br />

genannten Offenkundigkeiten hält Dressler ein seiner Darstellung nach regelrecht<br />

unweigerliches Durchsickern der allgemeinen Erkenntnis von der Unmöglichkeit der<br />

Inanspruchnahme einer absolutistischen Zentralperspektive „ohne blinden Fleck“<br />

(Dressler 2007, S. 253) entgegen. Der Preis <strong>die</strong>ser Einsicht ist hoch, zu hoch: Er besteht<br />

<strong>für</strong> Dressler im „Verlust eines substanziell gehaltvollen Begriffs von Allgemeinbildung“<br />

(ebd.). Was maximal auf Kosten des Bildungsbegriffes geht und sich in dessen<br />

Aushöhlung äußern mag, wird zum akzeptablen Nutzen <strong>die</strong>ses Vorgangs. Wird ein<br />

Parallelphänomen zur unmittelbaren Folgewirkung erklärt, lässt sich auch umgekehrt als<br />

ausgeblasenes Kuckucksei der „antike“ Bildungsbegriff einer generellen postmodernen<br />

Bewusstseinserhöhung ins Nest legen und so noch günstig musealisieren. Diese<br />

Implikationen werden jedoch von Dressler beiseite geschoben; ausgebrütet wird, was<br />

ohnehin einzig übrig bleibt, nämlich <strong>die</strong> pädagogische Notwendigkeit, „virtuelle<br />

34


Systemperspektiven [...] und entsprechende Kommunikationskompetenzen“ zu erzeu-<br />

gen, somit über das gezwungenermaßen systemrelative Auswahlsortiment hinaus <strong>die</strong><br />

Erschließung „mehrdimensionaler Denkspielräume“ zu ermöglichen (Dressler 2007, S.<br />

252 ff.). Dressler gelangt zu einem Schluss, der zwar in jedem Fall wünschenswert,<br />

doch nicht mehr als eine mögliche bildungstheoretische Anschlussvariante von PISA,<br />

zugleich auch seine persönliche Präferenz darstellt: Allgemeinbildung im Hier und Jetzt<br />

ziele, so Dressler im Anschluss an Korsch, ab auf „Differenzkompetenz“ (Korsch 2003,<br />

S. 278; zit. n. Dressler 2007, S. 254), sei existenziell angewiesen auf jenes Ineinander-<br />

greifen von „Perspektivenwechsel und Unterscheidungsvermögen“, das <strong>die</strong> standpunkt-<br />

bedingten Leerstellen füllt (vgl. Dressler a.a.O., ebd.).<br />

3.2.2. Vom Wunsch nach Unbeschadetheit jenseits jeglichen Konflikts<br />

Wie bereits erwähnt, übernimmt <strong>die</strong> Klieme-Expertise Baumerts Konzept ebenso wie<br />

<strong>die</strong> Passage der eigenen Überlegungen durch <strong>die</strong> Humboldtsche Hintertür (vgl. Klieme<br />

et al. 2007, S. 67), das bei Baumert nicht thematisierte und daher potentiell evozierte<br />

Missverständnis wird jedoch sofort ausgeräumt: „Bildungsziele fallen nicht vom<br />

Himmel, [...] sondern verdanken sich historischen Kontexten und nationalen<br />

Traditionen“ (Klieme et al. 2007, S. 58), reflektieren ihrerseits „Kontroversen“, wie<br />

z. B. „Welt- und Menschenbilder [...] <strong>die</strong> hier wirken und fortwirken, politische<br />

Ideologien ebenso wie Herrschaftsgelüste [...], konkurrierende Lebensstile und ihre<br />

Normen und Werte“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 61; vgl. Abschn. 3.3.1. <strong>die</strong>ser Arb.). Ausgangspunkt<br />

ist von da an eine abgeklärte Warte, <strong>die</strong> sich eines gewissen Hangs zum Zynismus nicht<br />

enthält. Mit Schuld am häufig anzutreffenden schulbezogenen Diskussionsüberdruss sei<br />

ein gar „schreiendes Missverhältnis“ (Klieme et al. 2007, S. 62): Mit den „utopischen<br />

Entwürfen“ hätten <strong>die</strong> „realen Möglichkeiten und Leistungen“ im Grunde nicht nur<br />

wenig bis gar nichts gemein, sondern, was noch viel schlimmer sei,<br />

„Schule ist geradezu der exemplarische Ort, um den Umschlag von Utopie in Ideologie sichtbar zu<br />

machen – und <strong>die</strong> Formulierung von Bildungszielen ist anscheinend <strong>die</strong> gesellschaftliche Form, in<br />

der man <strong>die</strong>ses Missverhältnis auf Dauer stellt“ (ebd.). 31<br />

Abseits <strong>die</strong>ses scheinbar endlos unentschiedenen Gerangels, möglichst „unbeschadet<br />

aller Konflikte“ (Klieme et al. 2007, S. 61), soll nun mittels der <strong>Bildungsstandards</strong> –<br />

„[...] mit guten Gründen nicht als allgemeine Bildungsziele formuliert, sondern als<br />

31 Nicht viel anders hat auch Wilhelm argumentiert, der bereits <strong>die</strong> „Sternstunde“ erahnte, zu der „[...]<br />

<strong>die</strong> deutsche herkömmliche Schultheorie einmal als Humanitätsmetaphysik entdeckt [...] (ganz in dem<br />

Sinne, wie man eine Ideologie 'entlarvt') [...]“ sein, und endlich „planmäßiges ökonomisches Lernen“<br />

zu seinem angestammten Recht kommen würde (Wilhelm 1967, S. 6-9).<br />

35


ereichsspezifische Leistungserwartungen“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 68) – gelingen, einen<br />

„latenten Konsens“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 61 f.) heraus zu schälen, ähnlich, wie es schon<br />

Baumert versucht hat. Vielleicht wird aber eher exakt der Nerv der Zeit getroffen, wenn<br />

um der Bewahrung der Output-Produktivität willen <strong>die</strong> „abgehobene Zieldebatte“<br />

(Klieme et al. 2007, S. 62) auf eine basalere Ebene heruntergebrochen werden muss. Im<br />

Zentrum stehen Operativität respektive Operationalisierbarkeit, <strong>die</strong>se gelten als<br />

„konstruktiv“, lauter Eigenschaften, <strong>die</strong> auf allgemeine Bildungsziele „nicht so sehr“<br />

zuträfen: Diesen wird eine Rolle zuerdacht, <strong>die</strong> vor allem „kritisch und begleitend“ ist<br />

(<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 68), womit aber ein keineswegs so triftiger Gegensatz von konstruktiv/<br />

präzise versus kritisch/sperrig herbeikonstruiert bzw. das Klischee von den alles unnötig<br />

verzögernden querulativen Zwischenrufen aus den hinteren Reihen wieder strapaziert<br />

wird. Zwar hätten Bildungsziele prinzipiell, wie doch eingangs festgestellt wird, „[...]<br />

nicht den Status unbefragbarer Gewissheiten [...]“ (Klieme et al. 2007, S. 58), dennoch<br />

soll Verlass darauf bestehen, dass „[...] niemand ernsthaft bestreiten kann, dass<br />

Mündigkeit in einer Demokratie ebenso unverzichtbare Erwartung [...] ist“ (<strong>die</strong>s. a.a.O.,<br />

S. 64 f.). Jürgens' zutiefst skeptischer Kommentar legt nahe, dass Messbarkeit als das<br />

entscheidende Relevanzkriterium vorweggenommen und so insgeheim unauffällig<br />

durchgesetzt wird (vgl. Jürgens 2005, S. 27, Anm. 7), während abstrakte bzw.<br />

dialektische Kategorien wie etwa „Mündigkeit“ zum „Problem“ würden, „[...] weil sie<br />

sich ihrer angemessenen Operationalisierung entzögen“ (ders. a.a.O., S. 26; vgl. dazu<br />

Klieme et al. 2007, S. 64). Dieser der Mündigkeit ausgestellte Untauglichkeitsbescheid<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Ableitung von <strong>Bildungsstandards</strong> erweckt so gesehen einen despektierlichen<br />

Eindruck, trotz der Beglaubigung einer Überqualifizierung aufgrund zu hoher oder zu<br />

ambitionierter Ansprüche (vgl. Klieme et al. a.a.O., S. 26 f. und S. 64). Wie Jürgens<br />

festhält, versteht sich <strong>die</strong> „[...] jetzige Lösung [...], Bildungsziele, <strong>die</strong> mit gängiger<br />

Testmethodik nicht überprüfbar sind, einfach unberücksichtigt zu lassen“, schlicht als<br />

„pragmatisch“ (Jürgens 2005, S. 27). Diese „Pragmatik“ aber betrachtet Jürgens als<br />

„Chiffre“ (ebd.), <strong>die</strong> er auch sogleich entschlüsselt, zuvor soll jedoch ein kurzer<br />

Einschub gestattet sein. Kupffer nämlich charakterisiert Chiffren als omnipräsente „[... ]<br />

Ausdrucksformen einer Lebensform, eines 'Sprachspiels', eines unreflektierten<br />

Konsensus“ (Kupffer 1984, S. 10 f.). Als solche könnten sie dazu <strong>die</strong>nen, „Struktur-<br />

muster der jeweiligen Gesellschaft“ zu durchschauen – vorausgesetzt, sie würden nicht<br />

„<strong>für</strong> bare Münze genommen“ (ebd.). Jürgens tut <strong>die</strong>s offensichtlich nicht und<br />

identifiziert „[...] einen längst überwunden geglaubten Schematismus und Methodismus<br />

36


lernzielorientierten Unterrichts der siebziger Jahre“ (Jürgens 2005, S. 27). Welche sind<br />

sonstige bildungsbezogene Chiffren unserer Zeit? Es ist jenes Wortmaterial, das nach<br />

Dollinger, Hörmann & Raithel um „[...] Management, Organisationsentwicklung [...],<br />

Marketing, [...] Humankapital [...]“ kreist (Dollinger/Hörmann/Raithel 2009, S. 202).<br />

3.2.3. Von der Erträglichkeit kognitiver Dissonanzen<br />

Die Lesart geschichtlicher Umwälzungen als „[...] Abfolge von Öffnungen und<br />

Schließungen [...] der [Selbstverständigungs-]Horizonte [...]“ (Steffens 2007, S. 292)<br />

lässt sich mit Steffens auf Habermas' Charakterisierung der „Modernisierungsdynamik“<br />

(Habermas 1998, S. 812) zurückverfolgen: Ein „[...] Liberalisierungsschub [...] [könne]<br />

sozialpathologisch entgleisen, [...] in Entfremdung und Anomie stecken bleiben [...]“<br />

(ebd.). Steffens appelliert daher eindringlich an „<strong>die</strong> epochale Aufgabe von Politik und<br />

Bildung“, ein in der Konsequenz unabwendbares Kollektivgefühl „[...] kognitive[r]<br />

Dissonanzen [...] nicht in gewaltförmige Austragungen umschlagen zu lassen“ (Steffens<br />

2007, S. 292) – ohne genauer anzugeben, in welcher Gestalt er sich etwaige<br />

Auseinandersetzungen vorstellt: Unruhen in den Banlieues, Straßenschlachten, oder<br />

Schlimmeres? Selbst wenn solche Szenarien <strong>für</strong> soziale Brennpunkte (Pariser<br />

Vorstadtgebiete oder Athener Problemviertel beispielsweise) keine Fiktion mehr sind,<br />

sondern spätestens seit dem Tod des 15-jährigen griechischen Schülers Alexandros<br />

Grigoropoulos durch Schusswaffengebrauch der Polizei am 6. Dezember 2008 (vgl.<br />

o.V.: Griechenland: Krawalle nach Todesschüssen auf 15-Jährigen, in: DiePresse.com v.<br />

7.12.2008) bittere Realität, klingt Steffens Mahnung insgesamt ein wenig nach<br />

Übertreibung; solange ausgeblendet wird, dass etliche viel subtilere Formen als rohe<br />

Brachialgewalt viel alltäglicher sind. Nicht Hysterie, sondern klare Ratio gibt Petrella 32<br />

als Beweggrund seiner ganz ähnlichen Einschätzung an: „Nüchtern gesehen werden <strong>die</strong><br />

Bildungssysteme Quellen der Gewalt gegenüber den weniger Ausgebildeten sein [...]“<br />

(Petrella/Prausmüller 2004 S. 118, Hervorheb. d. Verf.). Steffens Eindruck, „[...] dass<br />

sich solche Dissonanzen von Wirklichkeitswahrnehmungen und -behauptungen heute<br />

häufen“ (Steffens 2006, S. 291) gewinnt an Substanz und erhält Rückhalt durch Zülch,<br />

der eine Art agent provocateur – in den <strong>Bildungsstandards</strong> wähnt, denn sie „[v]erleiten<br />

[...] womöglich zu einer 'systemischen Doppelbindung' – z. B. nach dem Motto 'du<br />

sollst tun, was du <strong>für</strong> richtig hältst' – 'du musst tun, was ich dir vorschreibe'“ (Zülch<br />

32 Riccardo Petrella, *1941 in Spezia, Italien; Politikwissenschaftler, Soziologe, Gründer und ehemaliger<br />

Präsident der „Gruppe von Lissabon“. 1981-1994 Direktor des „Forecasting and Assessment in<br />

Science and Technology“(FAST)-Programms der Europäischen Kommission.<br />

37


2004, S. 16). 33 Es entbehrt nicht einer gewissen unfreiwilligen Tragik-Komik, dass<br />

Specht 34 als Ursache <strong>für</strong> den, wie er feststellt, hierzulande zähen und mühseligen Ablauf<br />

der Entwicklung und Implementierung von <strong>Bildungsstandards</strong> bestimmte „schwierig<br />

[...] zu überwinden[de], [...] Jahrhunderte alte Traditionen und Bewusstseinslagen“<br />

(Specht 2006, S. 13) identifiziert, <strong>die</strong> er mit einem Zitat des österreichischen<br />

Schriftstellers Franzobel zum Ausdruck bringen will: „In Österreich ist das Nicht-<br />

ernstnehmen explizit. Immer hat man das Gefühl, das Gesagte wäre gar nicht so<br />

gemeint. [...] Die Muttersprache des Österreichers ist das Double Bind“ (Franzobel<br />

o. O. o. J., zit. n. Specht, ebd.; Hervorheb. d. Verf.; vgl. Franzobel 2003, S. 671 u. v. a.<br />

2006). Diese Einschätzung eines deklarierten Be<strong>für</strong>worters wirkt direkt beruhigend<br />

gegenüber der sinnbetäubenden Suggestivkraft, welche so manche an Verschwörungs-<br />

theorien grenzende Kritik 35 den <strong>Bildungsstandards</strong> als vermeintlichen Werkzeugen eines<br />

„Turbo-“ oder „Raubtierkapitalismus“ zuschreibt – jener dürfte sich wohl mit einer<br />

Technik, welche „dem Österreicher“ schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, an<br />

<strong>die</strong>sem <strong>die</strong> Zähne ausbeißen. So sehr der angeblich typisch österreichische „ironische<br />

Grundton“ (Franzobel 2003, S. 671) hypertrophe Ängste abzubauen hilft, so wenig<br />

bereitet Spechts Diagnose gleichwohl den Boden <strong>für</strong> eine optimistischere Sicht auf den<br />

Zustand der österreichischen Gesellschaft bzw. zur eigenen Vertrauensfindung in <strong>die</strong><br />

Maßnahmen ihrer Regierung. Sie verstärkt eher <strong>die</strong> ungebrochene Notwendigkeit der<br />

Forderung Habermas' nach einer „[...] Alternative zur aufgesetzten Fröhlichkeit einer<br />

neoliberalen Politik [...]“ (Habermas 1998, S. 805).<br />

3.3. Zum Charakter des gesellschaftlichen Wandels<br />

„Die Messlatte [...] wird sichtbar höher gelegt“<br />

(Baumert/Stanat/Demmrich 2001, S. 20).<br />

33 Der von Abraham nach Watzlawick, Beavin & Jackson (1969, S. 215; zit. n. Abraham 2001, S. 17)<br />

vorgeschlagene Weg, Doppelbindungen durch Zurückweisung der gestellten Aufgabe aufzulösen<br />

(Abraham a.a.O., ebd.), wird sich in der Praxis meist nur schwer umsetzen lassen.<br />

34 Werner Specht, *1947 in Radolfzell/BRD, ist seit 2001 Leiter der Abteilung Evaluation und Schulforschung<br />

am Zentrum <strong>für</strong> Schulentwicklung (ZSE) in Graz und Honorarprofessor <strong>für</strong> Schulqualitätsforschung<br />

an der Universität Salzburg, seit 2002 Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) mit Arbeitsschwerpunkt „<strong>Bildungsstandards</strong>“,<br />

und war Mitglied der „Zukunftskommission“ (s. Anm. 37, S. 40 <strong>die</strong>ser Arb.).<br />

35 Nicht dem belegten „Misstrauen gegenüber etwaigen 'verborgenen', nicht eingestandenen Funktionen<br />

der Standards“ (Freudenthaler/Specht 2006, S. 3; zit. n. Böhler-Wüstner 2007, S. 631) von Seiten der<br />

Lehrerinnen und Lehrer soll hier <strong>die</strong> Berechtigung entzogen werden, sondern der Instrumentalisierung<br />

der Skepsis und dem Schüren von Ängsten zu eigennützigen, einer umfassenden Aufklärung<br />

abgeneigten Zwecken.<br />

38


Laut „Weißbuch“ sind es „drei Megatrends“, <strong>die</strong> den gesellschaftlichen Wandel<br />

bestimmen: „Individualisierung“, „Informationalisierung“ und „Globalisierung“<br />

(BMBWK 2003a, S. 3). Anzeichen letzterer sei ein Anstieg „[...] beruflicher und<br />

persönlicher Mobilität [...]“ von „Menschen [...] auf der Suche nach besserer<br />

Verwirklichung der eigenen Potenziale“ (ebd.). Ob jene <strong>die</strong>sen „trendigen“ Weg der<br />

Selbstverwirklichung auch freiwillig beschreiten, <strong>die</strong>se Frage stellt sich dem<br />

„Weißbuch“ nach nicht. Um <strong>die</strong> „lebenslange Orientierung“ (BMUKK/BMWF 2007,<br />

S. 16) zu erleichtern, haben denn auch „BMBWK [...][,] AMS, [...] Sozialpartner [...]<br />

[u. a.] eine nationale Strategie <strong>für</strong> 'Lifelong Guidance' erarbeitet“ (ebd., Hervorheb. i.<br />

Orig.). 36 Andere sehen darin durchaus Anlass zur Kritik, etwa Greving, der unterstreicht,<br />

dass <strong>die</strong> Globalisierungsfolgen „[...] von (fast) allen Bürgern primär [...] als<br />

unausweichliches Schicksal empfunden werden“ (Greving 2003, S. 11). Nicht selten<br />

aber vermengt sich dabei hetero- bzw. xenophobes Abwehrverhalten angesichts der als<br />

„bedrohlich“ wahrgenommenen kulturellen Homogenisierung mit den von Greving<br />

angesprochenen Existenzängsten aufgrund zunehmender sozialer Spaltung:<br />

„Globalisierung [...] erzeugt Gewinner und Verlierer“ (Greving 2003, S. 13) – <strong>die</strong>s wird<br />

im Übrigen auch den <strong>Bildungsstandards</strong> in Form von „Regelstandards“ attestiert (vgl.<br />

Dorfer 2006, S. 45; Küster 2006, S. 19; Klieme et al. 2007, S. 30). Nach Alaluf &<br />

Stroobants wird, ausgedrückt in der in Berufs- wie Bildungswelt grassierenden<br />

Soldatensprache, im „Konkurrenzkampf“ unter den Bedingung der Globalisierung „[...]<br />

<strong>die</strong> 'Mobilisierung' der Kompetenzen [...] [zur] existenzerhaltende[n] Aktion [...] <strong>für</strong> das<br />

Unternehmen, <strong>die</strong> Region, das Land, <strong>für</strong> Europa, [...] zu einem Attribut eines neuen<br />

Bürgersinns“ (Alaluf/Stroobants 1994a, S. 49 f.; vgl. Gruppe von Lissabon 1997,<br />

S. 107). Woher rührt <strong>die</strong>se <strong>für</strong> Krisenzeiten so typische, scheinbar unzertrennliche<br />

Verbundenheit von „Wettbewerb, Komplexität und Kompetenz“ (Alaluf/Stroobants<br />

a.a.O., ebd.)? Das „Weißbuch“ geht in seinen Erklärungen der gesellschaftlichen und<br />

schulischen Veränderungen über <strong>die</strong> wenig tiefgründigen Feststellungen, beide seien so<br />

„komplex“ wie „modern“, nicht hinaus (vgl. BMBWK 2003a, S. 4). Nach Castells sind<br />

„Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit [...] <strong>die</strong> beherrschenden Prozesse der<br />

36 Da es kein „Lifelong Learning“ ohne „Lifelong Guidance“ geben könne, soll <strong>die</strong>se auf OECD- und<br />

EU-Forschungsgrundlagen basierende Strategie (BMUKK/BMWF 2007, S. 45) den Bürgerinnen und<br />

Bürgern unter <strong>die</strong> Arme greifen, „Grundkompetenzen <strong>für</strong> Berufs-/Bildungs- und Lebensplanung zu<br />

erlangen – u. a. durch „Implementierung [...] in allen [sic!] Curricula“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 48). Dementsprechend<br />

heißt „kompetent sein“ heute auch primär, ihren/seinen Weg als Arbeitnehmerin/ -nehmer<br />

machen, einen Beschäftigungszugang erlangen und Unternehmensanforderungen genügen zu können<br />

(vgl. Alaluf/Stroobants 1994a, S. 50).<br />

39


informationellen/globalen Ökonomie“ (Castells 2003, S. 391); so proklamierte etwa als<br />

„neues strategisches Ziel <strong>für</strong> das kommende Jahrzehnt“ <strong>die</strong> Lissabon-Erklärung des<br />

Jahres 2000, „[...] <strong>die</strong> Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten<br />

wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt [...] machen [...]“ zu wollen (Europäischer<br />

Rat 2000, S. 2), nicht zuletzt, um <strong>die</strong> USA und Japan „endlich“ zu überholen<br />

(BMBWK/Stabstelle S. I 2007, S. 1). Von (nicht nur) der österreichischen Regierung<br />

wird „Bildung als elementarer Beitrag zur 'Lissabon-Strategie'“ (ebd.) aufgefasst; laut<br />

der Zukunftskommission 37 „[...] befinden sich <strong>die</strong> Schulsysteme in den entwickelten<br />

Ländern heute in einer zunehmend schärfer werdenden Wettbewerbssituation“<br />

(BMBWK 2003a, S. 11). Auch innerösterreichisch solle sie <strong>die</strong> Schulen durch<br />

„Ausweitung der Autonomie“ zu „mehr Wettbewerb“ (Haider et al. 2005a, S. 22)<br />

anspornen, so eine der abschließenden Empfehlungen an <strong>die</strong> Bildungsministerin.<br />

Petrella bietet eine ähnliche Erklärung da<strong>für</strong> an, warum <strong>die</strong> Schulpolitik dem<br />

Wettbewerb eine dermaßen zentrale Stellung einräumt: „Bildung ist Teil der Strategie<br />

der Europäischen Kommission, um <strong>die</strong> wettbewerbstechnische Wiedergeburt Europas<br />

voranzutreiben“, und wessentwegen: „[...] im Sinne privater Unternehmen in der<br />

Weltwirtschaft [...]“ (Petrella/Prausmüller 2004, S. 118 f.). Zum Wettbewerb um des<br />

Wettbewerbs willen gab es aber auch innerhalb der OECD schon früh kritische<br />

Stimmen, als Beispiel da<strong>für</strong> kann etwa <strong>die</strong> Äußerung Emile Van Lenneps, OECD-<br />

Generalsekretär von 1969 bis 1984, gelten: „Gegen wen soll <strong>die</strong> OECD als Ganzes<br />

wettbewerbsfähiger werden? Gegen <strong>die</strong> Entwicklungsländer? Gegen den Mond?“<br />

(Brittan 1993, S. 16; zit. n. Gruppe von Lissabon 1997, S. 138); der Wert der Wett-<br />

bewerbsfähigkeit an sich würde solcherhand ad absurdum geführt (ebd.). Der Gruppe<br />

von Lissabon zufolge besteht das Gerüst, auf welches sich das weltweite „Dogma der<br />

Wettbewerbsfähigkeit“ stützt, aus nichts als „wenigen, simplizistischen Annahmen“,<br />

37 Die ehemalige sogenannte „Zukunftskommission“ war per Ministerratsbeschluss vom 1. April 2003<br />

(Haider et al. 2005b, S. 3) damit beauftragt worden, nicht nur PISA 2000 aufzuarbeiten, sondern<br />

auch ein umfassendes Reformkonzept inklusive einer Analyse der Stärken und Schwächen des<br />

österreichischen Schulsystems zu erstellen (Haider/Reiter 2004a, S. 7). Die Vorschläge hatten unter<br />

dem Zeichen der „Entwicklung eines nationalen Qualitätsmanagementsystems“ zu stehen und sich auf<br />

mögliche „Steuerungsstrategien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Output-Messung“ zu konzentrieren (Gehrer 2005, S. 4).<br />

Günter Haider, den Gründer des österreichischen Forschungszentrums der IEA, den sie 1998 zum<br />

„Nationalen Projektmanager“ <strong>für</strong> OECD-PISA am eigens eingerichteten PISA-Zentrum Salzburg<br />

gemacht hatte (Haider/Reiter 2004a, S. 12), berief BM Gehrer als Vorsitzenden. Die übrigen Mitglieder<br />

der Expertenkommission waren <strong>die</strong> <strong>Erziehung</strong>swissenschaftler Ferdinand Eder und Werner<br />

Specht (Universität Salzburg), <strong>die</strong> Psychologin Christiane Spiel (Universität Wien) und ab 2004<br />

Bezirksschulinspektor Manfred Wimmer (von der Abteilung Schulentwicklung und Schulversuche am<br />

Landesschulrat <strong>für</strong> Niederösterreich) (Haider et al. 2005a, S. 99 ff.). Seit 2002 ist Haider Leiter des<br />

Projektzentrums <strong>für</strong> Vergleichende Bildungsforschung (ZVB) an der Universität Salzburg, zuständig<br />

<strong>für</strong> OECD-PISA, IEA-PIRLS und IEA-TIMSS Österreich (ZVB 2008).<br />

40


aufgefettet durch aus dem Zusammenhang gerissene geisteswissenschaftliche Topoi,<br />

„[...] etwa von Hobbes (homo homini lupus), Darwin (Evolution als natürliche Auslese)<br />

und Nietzsche (der dramatische Charakter der menschlichen Existenz und <strong>die</strong> Idee des<br />

Siegers)“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 132-135). 38 Wo sich der „Wettbewerbsexzess“ immer höher<br />

schraubt, reduziert sich der Maßstab der conditio humana auf „[...] <strong>die</strong> Einstellungen<br />

und Verhaltensformen des 'homo oeconomicus' als 'homo competitor'“ (Gruppe von<br />

Lissabon 1997, S. 139, Hervorheb. d. Verf.). Ein auf den ersten Blick weniger<br />

drastisches Leitbild erkennt Küster in der „[...] bildungspolitische[n] Zielrichtung der<br />

KMK-Reforminitiative[:] [...] [der] homo faber des postindustriellen Zeitalters [...]“<br />

zeichne sich durch seine Fixierung auf „Problemlösungsverhalten“ als oberste der<br />

„konkreten Handlungsfähigkeiten“ aus (Küster 2006, S. 19, Hervorheb. i. Orig.).<br />

3.3.1. Homo competens<br />

Präziser noch scheint der Begriff des homo competens den Geist der Zeit zu treffen:<br />

Von Alaluf & Stroobants als bloße Karikatur eines Arbeiterbildes entworfen<br />

(Alaluf/Stroobants 1994a, S. 54), zeichnet er sich durch sein „[...] 'Meisternkönnen' ...<br />

von 'Wissen, Know-how und Handlungs- und Verhaltensweisen' [...]“ aus; seine<br />

Verhaltensmaxime ist <strong>die</strong> „[...] Bereicherung seines 'Bestands an Kompetenzen' [...]“<br />

(ebd.), und das aus gutem Grund. Der homo competens erscheint als der Inbegriff des<br />

von Peter F. Drucker geprägten „Wissensarbeiters“, „Emblem“ der Wissensgesellschaft<br />

(Liessmann 2006, S. 32), gekennzeichnet durch <strong>die</strong> Fähigkeit, sein „[...] Wissen in der<br />

Gegenwart anzuwenden und zur Gestaltung der Zukunft zu nutzen“ (Drucker 2002,<br />

S. 336; zit. n. Liessmann a.a.O., ebd.), 39 weshalb er sich besser gestern schon darüber<br />

informiert hat, welches Wissen übermorgen vonnöten sein wird. Denn wer zu wenig, zu<br />

langsam oder das Falsche lernt, so wird insinuiert, ist selbst Schuld in der Wissens-,<br />

<strong>die</strong>ser von Drucker behaupteten zugleich auch schon „postkapitalistischen“ Gesell-<br />

schaft, wo prinzipiell jede und jeder sich Wissen frei zu eigen machen darf (vgl.<br />

Liessmann 2006, S. 32 f. und 51). Von der Utopie des in den Besitz der Allgemeinheit<br />

38 Wie Liessmann (2006, S. 23 f.) anmerkt, ist nicht jener der Urheber der Wolfsformel, sondern Plautus<br />

(vgl. Hobbes 1994, S. 59). Dass <strong>die</strong> Gruppe von Lissabon hier gerade auf Hobbes verweist, mag damit<br />

zusammenhängen, dass das Antlitz des Leviathan – des Staatenwesens, das allein den Behemoth, den<br />

raubtierartigen Naturzustand des Menschen mit Drang zum „Krieg aller gegen alle“ banne (ders.<br />

a.a.O., S. 83) – nicht davor gefeit ist, selbst jedes bürgerliche Rechtsverständnis abzustreifen und zur<br />

Fratze eines „Unstaates“ zu mutieren; <strong>die</strong> Hingabe an <strong>die</strong> vollends entfesselte Konkurrenz kann dabei<br />

als eine der Hauptingre<strong>die</strong>nzien gelten (vgl. Neumann 1977).<br />

39 Gleichfalls führen Haider et al. als oberstes Entwicklungsziel <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler an, dass<br />

<strong>die</strong>se sich „[...] zu aktiven Wissenskonstrukteuren [...]“ (Haider et al. 2003, S. 36) zu entwickeln<br />

hätten; als Begründung <strong>die</strong>nt wie so oft <strong>die</strong> Trias Wandel – Lebenslanges Lernen – Erfolg (vgl. ebd).<br />

41


übergegangenen wichtigsten aller Produktionsmittel „[...] bleibt nicht viel mehr als <strong>die</strong><br />

Ideologie des lebenslangen Lernens“ (ders. a.a.O., S. 33), Letztere laut Liessmann <strong>die</strong><br />

Verdrehung der Ersteren zur stets abrufbereiten herrschaftskonformen Anpassungs-<br />

bereitschaft (vgl. ebd. sowie Bittlingmayer 2005, S. 11). Weil zwar ständig wie zwang-<br />

haft gelernt werden müsse, aber niemand mehr genau wisse, was und wozu, trete an <strong>die</strong><br />

Stelle des Inhalts das „Lernen des Lernens“ (Liessmann 2006, S. 33 ff.). Wildmann<br />

bestätigt <strong>die</strong> relative Bedeutungsabnahme des Lerninhalts, aber unter der Begründung,<br />

„das Lernen des Lernens, auch Meta- oder Deutero-Lernen genannt“ sei jetzt etwa dazu<br />

da, das einstige sture „Auswendiglernen von Gedichten“ zu ersetzen (Wildmann 2001,<br />

S. 12). Statt „Auswendiglernen“ böten sich auch „Nachdenken“, „Zusammenhänge<br />

Erkennen“, „Verstehen“, „Begreifen“, „Anfassen“, „Selbsttätig Handeln“ usw. als<br />

Ersatz an, wie entsprechende Didaktik-Parolen, meist mit Reformpädagogik in Zusam-<br />

menhang gebracht, längst vorgeschlagen haben, ohne damit den Verzicht auf etwas zu<br />

rechtfertigen, das Gaudig in seiner „Schule der Selbsttätigkeit“ u. a. „<strong>die</strong> Arbeit am<br />

anschaulichen Objekt und am Text“ genannt hat (Gaudig 1963, S. 28 ff.; zit. n. Skiera<br />

2003, S. 123).<br />

Bar jeglichen Anflugs von Satire, <strong>die</strong> bei Alaluf & Stroobants ja <strong>die</strong> Quintessenz des<br />

homo competens-Gedanken ist, wird der pädagogisch-anthropologische Grundsatz vom<br />

Menschen als eines auf Lernen und <strong>Erziehung</strong> angewiesenen Wesens (vgl. Roth 1968,<br />

S. 147) von Wildmann folgendermaßen um- bzw. fortgeschrieben: „Der zukünftige<br />

Mensch definiert sich [...] als homo discens, [...] als Mensch, der sich Kompetenzen<br />

aneignet, als Kompetenzmensch“ (Wildmann 2001, S. 10). „Kompetenzzuwachs“ wird<br />

zum entscheidenden lernmotivationalen Faktor (vgl. Baumert 2002, S. 102). Humboldt<br />

unterschied demgegenüber einst in aller Schärfe zwischen einer „allgemeinen<br />

Menschenbildung“ und einer „speciellen Bildung“: Erstere <strong>die</strong>ne der Stärkung der<br />

„Denk- und Einbildungskraft“ des Menschen selbst, letztere bloß dessen Ausstattung<br />

mit „Fertigkeiten zur Anwendung“: „[...] todt und unfruchtbar [...]“ seien <strong>die</strong>se, solange<br />

sie nicht im Sinne der allgemeinen Bildung zur Läuterung und Erhöhung des Gemüts<br />

verinnerlicht würden (Humbold 1809 im sog. Litauischen Schulplan: in 1964, 187 ff.,<br />

zit. n. Herrmann 2005, S. 42, Orthogr. lt. Orig.).<br />

Die Einführung des Konzepts vom homo discens in den erziehungswissenschaftlichen<br />

Diskurs ist, worüber das Latein leicht hinwegtäuschen kann, in <strong>die</strong> späten sechziger<br />

Jahre einzuordnen; namentlich durch Heinrich Roth (1966), Werner Loch (1967), sowie<br />

Theodor Wilhelm (1967), aufgefrischt durch Klaus Prange Ende der siebziger Jahre<br />

42


(siehe Prange 1978, S. 39 ff.). Brezinka zufolge bewegte sich Roths Pädagogische<br />

Anthropologie (Roth 1966, zit. i. F. nach der zweiten Aufl. 1968) „in Herbarts Spuren“<br />

(Brezinka 2007, S. 130), mit dem pädagogischen Fundamentum der „Bildsamkeit des<br />

Zöglings“ (Herbart 1835 § 1). Für Roth ist „[d]er Mensch [...] von Natur aus das<br />

lernende Wesen“ (Roth 1968, S. 147), dessen Lernoffenheit und Fähigkeit, begabt zu<br />

werden und sich zu begaben, nicht gegen genetische Determinanten verrechnet werden<br />

dürfen (Kraul 2007, S. 18). 40 Der „pädagogische Grundgedanke“ schlechthin ist <strong>für</strong> ihn<br />

schon bei seiner Antrittsvorlesung an der Göttinger Universität 1962 das Postulat vom<br />

Menschen als eines „homo educandus“ (Roth 2007, S. 96), womit er in Folge, und das<br />

kann mit Brezinka (2007, S. 131, Anm. 16) so gesagt werden, einigermaßen arglos<br />

Lernnotwendigkeit mit „<strong>Erziehung</strong>sbedürftigkeit“ verschränkt. Ebensolches geschieht<br />

bei Loch, dessen Beschreibung sich wie eine frühe Vorwegnahme des vom Lifelong<br />

Learning beseelten homo competens liest: „[...] homo discens meint nicht nur den<br />

lebenslang lernenden, sich informierenden Menschen, sondern anthropologisch<br />

zwingend auch den lebenslang auf Lern- und Orientierungshilfe, auf Edukation [...]<br />

angewiesenen [...] homo educandus“ (Loch 1967, S. 142; zit. n. Weber 1970, S. 156).<br />

Desgleichen beziehen sich bei Roth „Form und Inhalt menschlichen Lernens [...] auch<br />

auf Gesinnung und Verhalten“ (Roth 1968, S. 147); dass <strong>die</strong>se Feststellung wahrlich aus<br />

berufenem Munde kommt wird deutlich, wenn man mit in Betracht zieht, dass Roth mit<br />

einer Arbeit zum <strong>Thema</strong> „Psychologie der Jugendgruppe. Aufbau, Sinn und Wert<br />

jugendlichen Gemeinschaftslebens“ promovierte, <strong>die</strong> 1938 in der Hauptstelle der Wehr-<br />

macht <strong>für</strong> Psychologie und Rassenkunde ihre Herausgeberin fand (vgl. Roth 1938).<br />

Bleiben jene Schmutzstellen in Roths Biographie ob seiner ver<strong>die</strong>nstvollen Karriere ab<br />

der Nachkriegszeit meist unerwähnt, sind solche „Vergewisserungen“ gewiss kein<br />

„Sakrileg“ (Hoffmann 2007, S. 68), und sie wären es auch dann nicht – hier kann Hoff-<br />

mann widersprochen werden – wenn er nicht „selber damit angefangen“ (ebd.) hätte.<br />

Eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Veröffentlichungen im National-<br />

sozialismus wäre sogar ganz in seinem Sinne gewesen, rief er doch selbst dazu auf (vgl.<br />

40 Indem er an Stelle des statischen einen dynamischen Begabungsbegriff setzte, lieferte Roth ein<br />

entscheidendes Gegenargument gegen <strong>die</strong> damals dominante „dogmatische Zusammenführung einer<br />

nativistischen Bildsamkeitstheorie mit sozio-ökonomischen [...] Rahmungen“ (Cloer 2007, S. 79 f.),<br />

das als historisch fortschrittlich zu bewerten ist, wenn es auch in seinem Verhaftetsein an <strong>die</strong><br />

traditionelle Gaußsche „Normalverteilung“ eine nachhaltige Schwäche aufweist (Schlömerkemper<br />

2007, S. 155). Dass <strong>die</strong> Vorstellung von der elitären Auslese der begabteren Kinder ins Gymnasium<br />

nach wie vor in breiten Kreisen als berechtigt wahrgenommen wird, mag mit Schlömerkemper daran<br />

liegen, dass nunmehr „[...] soziale Unterschiede der Menschen [...]“ von den „[...] unterschiedlichen<br />

Graden ihrer Kompetenzen [...] her legitimiert werden können“ (ebd., Hervorheb. entf.).<br />

43


Flechsig et al. 2007, S. 86); ein nicht unbedingt selbstverständlicher Akt, der bei seinem<br />

Zeit- und ehemaligen „Volksgenossen“ Theodor Wilhelm ausblieb: Dieser setzte<br />

stattdessen auf „Bagatellisierung“ (Ortmeyer 1998, S. 272). Während es Roth nur bis<br />

zum Rang eines „Anwärters der NSDAP“ (Hoffmann-Ocon 2007, S. 47) brachte, hatte<br />

sich Wilhelm schon in der SA, wie er sich zu einem Zeitpunkt ausdrückte, als seine zähe<br />

Leugnung der Mitgliedschaft auch in der NSDAP (vgl. Horn 1996, S. 347 f.) längst<br />

zwecklos geworden war, einen „Jux“ gemacht (vgl. Miller-Kipp/Wilhelm 1991, S. 631;<br />

zit. n. Ortmeyer 1998, S. 719). In seiner „Theorie der Schule“ aus 1967 fühlte sich<br />

Wilhelm, der nach Kriegsende bis 1954 ausschließlich unter seinem erziehungs-<br />

wissenschaftlichen Alias „Friedrich Oetinger“ publiziert hatte (Ortmeyer 1998, S. 267,<br />

Anm. 380), dennoch bemüßigt zu erklären: „Die Schule hat es mit <strong>die</strong>sem 'homo<br />

discens' zu tun“, welcher „[...] in der Lage [...], sich durch Lernen laufend zu verändern<br />

[...]“, dabei „[...] 'anpassungsfähiger' als andere Geschöpfe [...] [ist]“ (Wilhelm 1967, S.<br />

78); ausgerechnet er, der er sich noch 1944 darauf versteift hatte, „<strong>die</strong> judenpolitischen<br />

Maßnahmen“ wären mitnichten „von blindem Rassenhaß“ getragen, vielmehr handelte<br />

es sich „[...] überall [um] nüchterne Erkenntnisse biologischer, bevölkerungspolitischer,<br />

wirtschaftlicher und charakterlicher Art“ (Wilhelm 1944, S. 8; zit. n. Ortmeyer 1998, S.<br />

95 f.) und der selbst 1977 in der fünften Auflage seiner „Pädagogik der Gegenwart“<br />

nach wie vor auf einem „Rasseproblem in Europa“ (Wilhelm 1977, S. 156; zit. n. Ort-<br />

meyer a.a.O., S. 272 f.) beharrte. Während mit Wilhelm ein „[...] notorischer<br />

pädagogischer Mittäter [...]“ (Koneffke 1990, S. 30; zit. n. Ortmeyer 1998, S. 627,<br />

Hervorheb. entf.) und, wie schon von Hohmann (1985) anschaulich dargelegt wurde,<br />

eines der offensichtlichsten Beispiele unter vielen (vgl. Hohmann 1985, S. 67 und 41)<br />

<strong>für</strong> „mangelhafte Entnazifizierung im westdeutschen Hochschulsystem“ (Schulz 1987,<br />

S. 453; vgl. Hohmann a.a.O., S. 64) vorliegt, 41 war Roth – immerhin „leitender<br />

Heerespsychologe der Wehrmacht“ (Hoffmann-Ocon 2007, S. 31) – bloß „Mitläufer“<br />

41 Jenes von Hohmann verdeutlichte „Elend politischer Bildung“ besteht vor allem darin, dass <strong>die</strong>se<br />

weiter von der nazistischen <strong>Erziehung</strong>stheorie zehren konnte (Hohmann 1985, S. 13): Wilhelms<br />

Modell der politischen Bildung prägte zahllose Schülerinnen und Schüler der 50er und 60er Jahre,<br />

nicht zuletzt aufgrund seines Einzughaltens in <strong>die</strong> Schulbücher (ders. a.a.O., S. 9 f. und 117). Bereits<br />

1951 exponierte sich Wilhelm, vorerst noch unter Pseudonym, mit seinem rasch zum Standardwerk<br />

avancierten „Wendepunkt der politischen <strong>Erziehung</strong> – Partnerschaft als pädagogische Aufgabe“<br />

(Hohmann 1985, S. 16 und 41). Man kann <strong>die</strong>ses durchaus aufgehende Konzept als „selbstzweckhaften“<br />

Schritt sehen, der dem partnerschaftlichen Miteinander von alten Nazis und westdeutscher<br />

Nachkriegsgesellschaft zuarbeitete (ders. a.a.O., S. 16 und 86; vgl. Kupffer 1984, S. 48 f. sowie<br />

Ortmeyer 1998, S. 268) und dabei das vorhandene „Bedürfnis der Deutschen“ be<strong>die</strong>nte, an ihr „[...]<br />

Mitläufertum [...] nicht mehr erinnert [...]“ (Kupffer a.a.O., S. 49) zu werden. Einhergehend mit der<br />

Einebnung moralischer Verantwortung (ders. a.a.O., S. 50) ließ sich zudem <strong>die</strong> Nivellierung existenter<br />

sozioökonomischer Gegensätze (ebd.; vgl. Hohmann 1985, S. 117) hervorragend in <strong>die</strong> erwünschte<br />

entpolitisierte „Gehorsamkeitserziehung“ (Hohmann a.a.O., ebd.) überführen.<br />

44


gewesen; das jedenfalls hatte dessen Spruchkammerverfahren von 1947 ergeben (ders.<br />

a.a.O., S. 47). 42 Gößlings ironischer Befund, der <strong>die</strong> <strong>Erziehung</strong>swissenschaft aufgrund<br />

der vielen pädagogischen Wenden nach 1945 gar als eine Art von der Wendehals-<br />

Epidemie befallenes farbwechselndes Chamäleon ausweist (vgl. Gößling 2008, S. 247,<br />

Anm. 6), erhält im Lichte <strong>die</strong>ser Ausführungen eine zusätzliche Spitze, und <strong>die</strong><br />

zuversichtsvolle Einsicht von der bis ans Ende seiner Tage wesensbedingt<br />

grundgelegten Lernfähigkeit des Menschen erfährt, in den Kontext der persönlichen<br />

Werdegänge zweier altvorderer bundesrepublikanischer <strong>Erziehung</strong>swissenschaftler<br />

gestellt und damit der toxischen Korrelation der wissenschaftlichen mit der nazistischen<br />

Weltanschauung ausgesetzt, eine drastische Desillusionierung und zugleich einen<br />

Erkenntnisgewinn. Wenn auch in der rückblickenden Betrachtung jeder/jedem selbst<br />

überlassen bleibt zu beurteilen, ob Glaubhaftigkeit im Einzelfall der Läuterung an der<br />

Realität standhalten kann, geben solche Beispiele eine eindringliche Warnung ab, auf<br />

<strong>die</strong> zu verzichten <strong>die</strong> heutige Pädagogik schlecht beraten wäre. Genauso wenig kann es<br />

darum gehen, den „lernenden Menschen“, den sich verbessern wollenden Menschen,<br />

von Grund auf zu verwerfen oder aus dem pädagogischen Begriffsvokabular zu<br />

streichen; er hat sich seine Ziehväter nicht ausgesucht und ist nicht bloß ein patentiertes<br />

Derivat nazistischer Programmatik. Kritischer wird seine Stellung in der Ver-<br />

schwisterung mit Verhaltens- und Betragenserwartungen an das „Sich-Bessern-Wollen“;<br />

im besten Fall gekoppelt mit dem Zugeständnis, morgen ein anderer Mensch sein zu<br />

können, wieder das unbeschriebene, nicht das schon abgestempelte Blatt, im<br />

schlimmsten aber gespeist aus minutiöser Nachtragendheit, eine ganze lückenlose<br />

42 Roths Leistungen als <strong>Erziehung</strong>swissenschaftler werden heute mitnichten gering geschätzt; sie durch<br />

den Verweis auf seine NS-Vergangenheit zu schmälern zu versuchen käme einer Verkennung der<br />

tatsächlichen Würdigung gleich, <strong>die</strong> ihm als Fachkapazität widerfahren ist und noch widerfährt, auch<br />

wenn sein Bekanntheitsgrad inzwischen gering ist (vgl. Schlömerkemper 2007, S. 147). Die „realistische<br />

Wendung“, <strong>die</strong> Roth 1962 proklamierte, ging als solche nicht nur ereignishaft in <strong>die</strong> Geschichte<br />

der Pädagogik ein, sondern wirkt weiter nach: Hat sein Ruf nach einer kooperativen Neubestimmung<br />

des Verhältnisses von Hermeneutik und Empirie doch ein pressierendes Grundsatzproblem bloßgelegt,<br />

dessen Lösung noch aussteht (<strong>die</strong> pädagogische Anthropologie vermochte sich jedenfalls nicht, wie<br />

von Roth angestrebt, als das bestimmende integrative Element durchzusetzen), ebenso wie der Fortgang<br />

der gleichfalls von ihm geforderten „Entideologisierung der Pädagogik“ (Roth 2007, S. 103 f.),<br />

dessen Schlagseite hin zu einer entkernten, rein auf Kompetenzerwerb ausgelegten und ansonsten<br />

identitätslosen Bildungstheorie (vgl. Rapold 2006) im gegenwärtigen „Paradigmenwechsel“ wiederzuerkennen<br />

ist. Auch seine Position als kommissionelles Mitglied des Deutschen Bildungsrates von<br />

1966 bis 1975 (Friedrich 2007, S. 74) zeugt von Roths Einfluss bis in <strong>die</strong> Bereiche der Bildungspolitik.<br />

Bezieht man sein zeitweilig starkes Engagement <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gesamtschule (vgl. Thiersch 2007,<br />

S. 20) und seine Tätigkeit als pädagogischer Berater der GEW, in Frontposition „auf der linken Seite“<br />

(Brezinka 2007, S. 133), mit in Betracht, hinterlässt er doch ein insgesamt schiefes, sehr opakes Bild –<br />

verbunden mit der bitteren Hoffnung, dass „[...] <strong>die</strong> heilsame Reflexion, <strong>die</strong> Ahnung einer besseren<br />

Wirklichkeit“ (Roth 2007, S. 106), wie er mit Blick auf Horkheimer (den er ebenso wie Adorno gern<br />

zitierte) formulierte, gerade „[...] der Erforschung [...] der schlechten Wirklichkeit [...]“ (ebd.)<br />

entspringen möge.<br />

45


Schülerinnen- bzw. Schülerbiographie lang. Wer <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler von<br />

heute im vorangehenden Satz <strong>die</strong> Nazis von gestern einsetzt, der/dem drehen sich <strong>die</strong><br />

Wertigkeiten plötzlich um – wo <strong>die</strong> Naturalisierung unerschöpflicher Lernbereitschaft<br />

und Besserungsfähigkeit als Mittel herhalten muss <strong>für</strong> das Nichteingestehen von<br />

Mittäterschaft, <strong>die</strong> insofern als nur allzu „typisch menschliches“ Irren verharmlost wird,<br />

da wird nicht nur auf das persönliche, sondern gerade auf das kollektive Versagen der<br />

Pädagogik im Nationalsozialismus vergessen; und wo <strong>die</strong> Eigenwilligkeit der Ziele und<br />

Wege sich nicht entwickeln darf oder zumindest nicht ermuntert wird, weil man ein<br />

bestimmtes „Menschenbild des durchschnittlichen, brauchbaren, erfolgreichen und<br />

zufriedenen Bürgers“ (Kupffer 1984, S. 17) inten<strong>die</strong>rt, demgegenüber der Aufruf zu<br />

polit- und gesellschaftskritischer Stellungnahme zurück zu stehen hat (vgl. ebd.), da<br />

wird erneut virulent, was Kupffer mit seiner üblicherweise abgelehnten (etwa durch<br />

Herrmann 1985, S. 14) These eines Kontinuums (Kupffer 1984, S. 9) deutscher Päda-<br />

gogik vor und nach der viel beschworenen Fiktion (Hohmann 1985, S. 13) von der<br />

„Stunde Null“ ins Auge gefasst hat. Es ist der unausgesetzte Hang, gesellschafts-<br />

politischen Fragen auszuweichen, indem „[...] pädagogische Aussagen [...] scheinbar<br />

eine pragmatische Lösung anbieten, in Wirklichkeit aber ein anderes Menschenbild ins<br />

Spiel bringen“ (Kupffer 1984, S. 13), welches allerdings ebenso „[...] in wesentlichen<br />

Zügen unverändert [bleibt]“ (ders. a.a.O., S. 9). Geschieht nun nicht genau das auch im<br />

Falle des homo competens?<br />

Ließe sich nicht auch heute konsequent sagen: „Schlechte politische Praxis erscheint als<br />

Ausfluß eines unzureichenden Menschenbildes“ (Kupffer 1984, S. 13)? Diese<br />

spezifische pädagogische Realitätsblindheit besteht <strong>für</strong> Kupffer darin, „[...] ein zeitloses,<br />

autarkes Wesen, das jede Situation durch <strong>die</strong> Qualität seines 'Menschentums' meistern<br />

kann“, zu adressieren (Kupffer 1984, S. 13 f.); nach Dollinger, Hörmann & Raithel ist<br />

es gegenwärtig „offensichtlich“, dass „[...] von eifrigen Apologeten eines Zeitgeistes<br />

[...] <strong>die</strong> Frage des Subjektwerdens [...] infolge der emphatischen Verabsolutierung eines<br />

transzendental-autonomen Individuums <strong>für</strong> überflüssig erklärt wird [...]“ (Dollinger/<br />

Hörmann/Raithel 2009, S. 203). Im der Pädagogik zur Gewohnheit gewordenen<br />

(Kupffer 1984, S. 15) Klammern an ein Menschenideal artikuliert sich nach Kupffer<br />

besonders fordernd der „Zeitgeist“ (ders. a.a.O., S. 147) von hochgradig als unsicher<br />

empfundenen Perioden, gezeichnet durch umfassenden „Wandel“, worin jener „eine<br />

verallgemeinernde Lebensformel als Orientierung <strong>für</strong> viele“ und so Abhilfe bei der<br />

Ordnung des „Ganzen“ verspricht (Kupffer 1984, S. 141 ff.). „Präfaschistisch“ (ebd.)<br />

46


nennt Kupffer eine solche Stimmungslage unter anderem dann, wenn „Form und<br />

Zielrichtung seines Willens“ dem Menschen prädestinativ vorfindbar sind (Kupffer<br />

1984, S. 169); pädagogische „Innovation“, <strong>die</strong> es nicht <strong>für</strong> nötig erachtet, Identifikation<br />

als Entscheidungsakt des Subjekts wahrzunehmen, stolpert von der undialektischen<br />

Theorie womöglich in <strong>die</strong> verantwortungslose Praxis (ders. a.a.O., S. 145). Dollinger,<br />

Hörmann & Raithel sehen sich heute kritisch „[...] geneigt zu formulieren, [...] <strong>die</strong><br />

Pädagogik sei <strong>die</strong> Mode in Gedanken gefasst“ (Dollinger/Hörmann/Raithel 2009,<br />

S. 202), womit auch Kupffers zentrale Frage, „[...] wie sich <strong>die</strong> Zeit in der Pädagogik<br />

spiegelt“ (Kupffer 1984, S. 9 f.), <strong>für</strong> den Moment beantwortet wäre.<br />

Ohne dem betreffenden Kapitel (vgl. Abschn. 3.9 ff.) <strong>die</strong>ser Arbeit hier vorgreifen zu<br />

wollen, soll doch <strong>die</strong> Brücke zum steuerungstechnischen sogenannten „Paradigmen-<br />

wechsel“ in der neuesten der „Epochen des Umbruchs und der politischen Verände-<br />

rungen“ (Kupffer a.a.O., S. 48) hergestellt werden: Nach Kupffer wird <strong>die</strong> „vermeint-<br />

liche Krise“ daran festgemacht, „[...] daß man den Menschen bisher unter falscher<br />

Perspektive betrachtet und deswegen unnötige oder unbrauchbare Eigenschaften in ihm<br />

gefördert habe“; in der tendenziös totalitären Vision vom „neuen Menschen“ sollen<br />

vernachlässigte, jetzt aber umso wünschenswertere Fähigkeiten stärker in Funktion<br />

treten, <strong>die</strong> passenden Verhaltensanweisungen stellt <strong>die</strong> Pädagogik bereit (ders. a.a.O.,<br />

S. 15 und 48, Orthogr. lt. Orig.). All das klingt heute wieder sehr vertraut, mit der<br />

Einschränkung, dass <strong>die</strong> präsente Ausformung des homo discens bzw. homo competens<br />

gewissermaßen nur eine halbe Portion ist, oder anders gesagt: nur unvollständig<br />

wahrgenommen wird, weil sein Zwilling, der homo educandus, sich subtil im Schatten<br />

hält. Nach Dollinger, Hörmann & Raithel ist nicht von der Hand zu weisen, dass<br />

Gößlings Feststellung einer akuten „systematischen Verdrängung eines pädagogischen<br />

Problems“, konkret der Frage von „Sollen und Können“ (Gößling 2003), nicht aus der<br />

Luft gegriffen ist (Dollinger/Hörmann/Raithel 2009, S. 203). Interessant auch, dass sich<br />

<strong>die</strong>se Annahme mit fortschreitender Auflage der „Einführung Pädagogik“ (Dollinger/<br />

Hörmann/Raithel 2005, 2007, 2009) noch zu verfestigen scheint: Wird zunächst noch<br />

hinterfragt, ob im Zuge der „[...] Besinnung auf sog. '<strong>Bildungsstandards</strong>' [...] Ziele und<br />

Normen in der <strong>Erziehung</strong> einfach ausgespart oder ignoriert werden [...]“ (Dollinger/<br />

Hörmann/Raithel 2005, S. 198; <strong>die</strong>s. 2007, S. 202; Hervorheb. d. Verf.), so kann in der<br />

dritten Auflage – kenntlich an der Hinzufügung des Modalverbs „können“ (vgl. <strong>die</strong>s.<br />

2009, S. 203) – nicht mehr zur Diskussion gestellt werden, ob <strong>die</strong>s geschieht, sondern<br />

nur, ob es denn geschehen darf. Für Hörmann deutet das konsequente Umgehen<br />

47


erziehungsphilosophisch-normativer Probleme darauf hin, wie „lästig“ <strong>die</strong>se<br />

mittlerweile tatsächlich sind, nur notdürftig bedeckt von einer „Pluralitätskompetenz“<br />

(Hörmann 2006, S. 108), <strong>die</strong> auch nichts anderes ist als Dresslers „Differenzkompetenz“<br />

(Dressler 2007, S. 254; vgl. Abschn. 3.2.1. <strong>die</strong>ser Arb.) zur „Formel“ (Hörmann a.a.O.,<br />

ebd.) geronnen, während sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> „Umerziehung“ (Kurbjuweit 2005, S. 27)<br />

beispielsweise McKinsey (vgl. ebd.) oder „populäre Ratgeberliteratur“ wie etwa Rogge<br />

(1998) zuständig sehen (vgl. Dollinger/Hörmann/Raithel 2009, S. 203).<br />

Die pädagogische Forderung, befangen im Einklang mit dem allgemeinen Affekt, nach<br />

der „Gesamtwende“ bei gleichzeitigem Hinwegsehen über historische und individuelle<br />

sozioökonomische Belange ist <strong>für</strong> Kupffer „unredlich“, nicht zuletzt weil sie gewisser-<br />

maßen das Blaue vom Himmel verspricht, dazu noch Passivität und Unbeteiligtsein<br />

begünstigt (Kupffer 1984, S. 16). Diese Wesensmerkmale aber fügen sich mit Adorno<br />

ein in einen anderen „Grundzug der Anthropologie“, den der zwischenmenschlich<br />

gleichgültigen inneren „Kälte [...] des isolierten Konkurrenten“ (Adorno 2008b, S. 101).<br />

Angesichts der Kenntnis der immerwährenden pädagogischen Gefährdung, in<br />

Anwendung ihrer spätestens seit Fichte und Pestalozzi traditionell auf <strong>die</strong> Umformung<br />

des Menschen abzielenden, obzwar ständig modernisierten Führungsstrategien<br />

<strong>Erziehung</strong>sbedürftigkeit in Autoritätshörigkeit umschlagen, Unterrichtstätigkeit zur<br />

„Zucht“ pervertieren zu lassen (Herrmann 1985, S. 73), braucht es dazu nicht einmal<br />

jene „pädagogische Allmachtsphantasie“, vor der Herrmann warnt (ebd.). Es genügt,<br />

wenn eines übersehen wird – <strong>die</strong> gerühmte „[...] Traditionslinie [...] des Erbes abend-<br />

ländischer Gesittung [...]“ (ebd.) ließ und lässt sich pflegen auch ohne Humanität. Inso-<br />

fern hat Kupffer mit Recht darauf hingewiesen – „[...] wer Kultur als Erbschaft betrach-<br />

tet, hat sie schon verspielt“, und umhegt nichts als ein Klischee (Kupffer 1984, S. 61 f.).<br />

Die tiefgreifendste Crux an der kulturpessimistischen Verfemung pädagogischer<br />

Menschenbilder aber hat wiederum kein anderer als Wilhelm selbst (mit Sicherheit<br />

ohne <strong>die</strong>s zu wollen) bloßgelegt, der sich, wie bei Kupffer unerwähnt bleibt, Hohmann<br />

aber nicht entgangen ist, in seiner missglückten Aufarbeitung von „Keulenschlägen“,<br />

<strong>die</strong> ihm in Hinblick auf <strong>die</strong> „Ambivalenz der menschlichen Möglichkeiten“ (Wilhelm<br />

1967, S. 11) <strong>die</strong> Schuppen von den Augen gestoßen haben sollen, „[...] anschickt, der<br />

'humanistischen Tradition' den Kampf anzusagen“ (Hohmann 1985, S. 35), um <strong>die</strong><br />

„Wurzeln des schlechten Gewissens“ (Wilhelm 1967, S. 5) mitsamt <strong>die</strong>ser endgültig<br />

auszureißen und im Zuge dessen auch „[...] <strong>die</strong> Lehre von der 'Autonomie der Bildung'<br />

eindeutig zu historisieren [...]“ (ders. a.a.O., S. 82).<br />

48


Um nicht unversehens dort anzulangen, wo sich Wilhelm hinbegeben hat, ist es wichtig<br />

zu wissen, auf welche Weise sich auch gegen „spekulative Variationen zum stets<br />

gleichen <strong>Thema</strong> der idealistischen Menschen- und Lebensideale“ polemisieren lässt:<br />

Die Bildungswissenschaft habe <strong>für</strong> „Schultheorie“ erachtet, was eigentlich „Humani-<br />

tätsmetaphysik“ gewesen (Wilhelm 1967, S. 5 f.), und sei mit ihrem „Humanitätsideal“<br />

einem „Irrtum“ verfallen (ders. a.a.O., S. 8). Dazu „[...] gehört <strong>die</strong> ganze Idee der<br />

autonomen 'Bildung'“ (Wilhelm 1967, S. 6), <strong>die</strong> Vorstellung, Schule habe „[...] der<br />

Freiheit [...] optimale Wachstumsbedingungen zu gewährleisten [...]“, inbegriffen (ders.<br />

a.a.O., S. 11). Humboldt wird zum Erzverführer der Pädagogik (vgl. Wilhelm 1967,<br />

S. 6), „mindestens“ auch „Kant und Leibniz“ seien indirekt daran beteiligt gewesen,<br />

„[...] <strong>die</strong> organologischen Vorstellungen zur Herrschaft zu bringen“, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> einhellige<br />

Stilisierung der Funktionstüchtigkeit im Volkskörper münden sollten (ders. a.a.O., S.<br />

82 f.). Obwohl Wilhelm erkennt, dass keine der bisher tonangebenden „[...] Verein-<br />

fachung[en] des Menschenbildes, deren jede einen eigenartigen Aspekt der Bildungs-<br />

pädagogik hervorgebracht hat, [...] an das spezifische Wesen der Schule heranzuführen<br />

[vermögen]“ (Wilhelm 1967, S. 9 f.), und schlussfolgert: „Die Einheitsformeln vom<br />

Menschen sind pädagogisch wenig wert oder nichts [...]“ (ders. a.a.O., S. 21), führt er<br />

mit dem homo discens doch auch wieder selbst eine ein, nur deklariert er sie nicht als<br />

solche – wie denn auch, schließlich soll sie, zugespitzt „[...] zu einer systematischen<br />

Lernökonomie [...]“, <strong>die</strong> fällige „Umorientierung“ zu mehr Wissenschaftlichkeit<br />

anspornen (ders. a.a.O., S. 10 f., Hervorheb. entf.). Die ganze Verkehrtheit der Wilhelm-<br />

schen Argumentation verheddert sich aber unrettbar erst in der Behauptung: „Das<br />

schlimmste Vermächtnis der autonomen Bildungstheorie sind ihre anthropologischen<br />

Entstellungen“ (Wilhelm 1967, S. 8). Sie habe eine gebotene „Barriere <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewe-<br />

gungsfreiheit des Subjektes“ von Anfang verhindert und so <strong>die</strong> „Judenvernichtung“, <strong>die</strong><br />

Wilhelm als Beispiel <strong>für</strong> den „Druck der Selbstverwirklichung“ anführt, erst plausibel<br />

erscheinen lassen – gemessen an Wilhelms Fähigkeit zur Niederträchtigkeit, <strong>die</strong><br />

nazistische Barbarei gerade der neuhumanistischen Bildungstheorie anzulasten, nimmt<br />

nicht wunder, wenn er als <strong>die</strong> dem Gegenwartsmenschen einzig probate Form von<br />

Freiheit dessen „Freiheit von sich selbst“ erachtet (Wilhelm 1967, S. 20 f.).<br />

In Anbetracht all <strong>die</strong>ser unweigerlich mitgeschleppter, aber oftmals verdrängter<br />

Pferdefüße können eine kritiklose, historisch blinde Übernahme des homo discens wie<br />

eine begriffsgeschichtslose Umarmung des homo competens nicht im Sinne einer<br />

Pädagogik als Wegweiserin zum Selberdenken sein. Mit seiner eingedeutschten<br />

49


Aufnahme in das „Handbuch Kompetenzmessung“, das sich seit der Erstauflage 2003<br />

„[...] deutschlandweit als Standard durchgesetzt hat [...]“ (Erpenbeck/Rosenstiel 2007,<br />

S. XI), hat der homo competens jedoch weitere Aufwertung erfahren: Erpenbeck &<br />

Rosenstiel, Herausgeber und Mitautoren, zitieren Wildmanns Auffassung als Beleg <strong>für</strong><br />

ihre analoge Beobachtung: „Der [...] Kompetenzmensch wird zum höchsten Ziel lebens-<br />

langen Lernens“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. XVII), während sich <strong>die</strong> „Qualifikationsgesellschaft“<br />

in eine „Kompetenzgesellschaft“ transformiert (Erpenbeck/Rosenstiel 2007, S. XIX),<br />

<strong>die</strong>, um im Erpenbeckschen Sinne als „Wissensgesellschaft“ gelten zu können, vor<br />

allem eines sein muss: „modern“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., ebd., Anm. 4; Erpenbeck/Heyse 2007,<br />

S. 35). Wäre sie das nicht, dann könnten <strong>die</strong> verlangten „Kompetenzen [...] auf anderes<br />

abzielen als auf ein selbstorganisiertes Handeln [...]: z. B. auf [...] Glauben oder –<br />

unbegründete – Werte“ (Erpenbeck/Rosenstiel a.a.O., ebd.) – so einfach, so falsch.<br />

Dem auch von der KMK vertretenen Bildungsverständnis der Ausstattung des homo<br />

faber mit den Kompetenzen, <strong>die</strong> ihn erst zum homo competens machen, geht es, wie<br />

Küster ansetzt, weniger um <strong>die</strong> Selbstermächtigung des Subjekts, als darum, „[...] <strong>die</strong><br />

vorhandenen Humanressourcen [...] in Form multifunktional einsetzbarer Kompetenzen<br />

konsequent zu erschließen“ (Küster 2006, S. 19; vgl. Weinert 2001, S. 26). Solche sich<br />

in <strong>die</strong> industriellen Verwertungsprozesse einklinkende Semantik übertritt <strong>für</strong> Feltes wie<br />

<strong>für</strong> Schlosser 43 <strong>die</strong> Grenze zur „[...] vormaligen Rede vom Menschenmaterial“ (Feltes<br />

2005, S. 2; vgl. Schlosser 2005); Bernhard sieht in ihr eine Erniedrigung sowohl des<br />

Menschen als auch der humanistischen Bildungsidee (Bernhard 2007, S. 66). Ebenso<br />

Bernhard & Chvatal, welchen zufolge der Ruf nach erhöhter Bildungsqualität zur<br />

Bewahrung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit das Menschenrecht auf Bildung<br />

(Art. 26 Nr. 1 AEMR, siehe Meckel 1991, S. 62) zu nichts als einem Produktionsfaktor<br />

verkümmern lasse (Bernhard/Chvatal 2004, S. 13); dadurch, so Petrella, wird im End-<br />

effekt der Menschen „[...] Existenzberechtigung [...] mit der Funktion ihres Beitrages<br />

zur Kapitalproduktivität verbunden“ (Petrella/Prausmüller 2004, S. 115).<br />

43 Eine vorrangig von Linguistinnen und Linguisten gebildete Jury wählte „Humankapital“ schon 1998<br />

zum „Unwort des Jahres“, sowie ein weiteres Mal 2004, nachdem der Begriff „[...] in eine offizielle<br />

Erklärung der EU, <strong>die</strong> damit <strong>die</strong> 'Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie das Wissen, das in Personen<br />

verkörpert ist', definiert [...]“, aufgenommen worden war (Schlosser 2005). Nach Schlosser, dem<br />

Sprecher der Jury, sind Wortschöpfungen wie „Humankapital“ oder Humanressourcen“ <strong>die</strong> vom<br />

selben Ungeist inspirierten Abkömmlinge des Unworts des 20. Jahrhunderts: „Menschenmaterial“<br />

(Sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres“ 2009). Schlosser zufolge wird <strong>die</strong> dem Humankapital-<br />

Begriff traditionell zugeschriebene Ehrerbietung gegenüber dem menschlichen Beitrag zu unternehmerischem<br />

Erfolg durch eine Massenentlassungen fordernde Arbeitsmarktrealität verhöhnt und sinkt<br />

dementsprechend schnell in Nichts zusammen (Schlosser 2005).<br />

50


3.3.2. Ökonomi(sti)sche Autonomisierung<br />

Ein weiterer Ausdruck <strong>die</strong>ser Überantwortung und Schrumpfung des pädagogischen<br />

Anspruchs ist <strong>für</strong> Petrella der „Rückzug öffentlicher Bildungsfinanzierung“ (ebd.), nach<br />

Bethge beflügelt durch „[w]eltweit[es] [...] [D]rängen [von] Weltbank, Internatio-<br />

nale[m] Währungsfond (IWF), WTO und OECD“ (Bethge 2004, S. 85). Steiner-Khamsi<br />

merkte bereits Ende der 90er Jahre an, dass im Modell „[...] der dezentralisierten Schul-<br />

reform [...] <strong>die</strong> Verknüpfung von Wirtschaft und Staat [...] sehr deutlich nachvollziehbar<br />

[ist]“ (Steiner-Khamsi 1998, S. 23). Zur Bestätigung lässt sich das „Weißbuch“ befra-<br />

gen, wonach <strong>die</strong>se Entwicklung, <strong>die</strong> sich damals rudimentär abzuzeichnen begonnen<br />

habe, weiterhin eher behutsam bzw. bedächtig verlaufe: „Stichworte [...] sind Deregulie-<br />

rung, Dezentralisierung, Autonomie, vorsichtige Orientierung an Marktprinzipien [...]<br />

und vorsichtige Privatisierung“ (BMBWK 2003a, S. 4, Hervorheb. d. Verf.).<br />

Die Autonomisierung des österreichischen Schulwesens, wodurch „[...] <strong>die</strong> Entwicklung<br />

der Standards [...] begünstigt [...]“ (Wolf 2004, S. 571) werden sollte, war mit der 14.<br />

SchOG-Novelle ab Schuljahr 1993/94 wirkungsträchtig geworden (vgl. Schratz 2009,<br />

S. 77). Laut Bernhard & Chvatal „[funktioniert] Schulautonomie [...] nach dem markt-<br />

wirtschaftlichen Ansatz: 'Der Kunde ist König'“, in anderen Worten: nach dem<br />

Konkurrenzprinzip (Bernhard/Chvatal 2004, S. 8), und ist daher nicht als Anklang einer<br />

reformpädagogischen Hommage an <strong>die</strong> Schülerin/den Schüler, sondern als Rechen-<br />

schaftsverpflichtung der Schulen „vor dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit“<br />

(BMBWK 2003a, S. 4; vgl. Haider et al. 2005a, S. 98) zu verstehen. Müssen in <strong>die</strong>sem<br />

Effizienzmodell idealerweise alle, von den Schulbehörden über <strong>die</strong> Einzelschulen bis zu<br />

den Lehrerinnen und Lehrern, darüber Rechenschaft ablegen, dass trotz aller<br />

Sparsamkeit qualitative Standards zu wahren sind (vgl. Haider et al. 2005a, S. 36),<br />

werden unter dem Eindruck der „allgemeinen Verknappung der Staatshaushalte“<br />

(BMBWK 2003a, S. 4) besonders <strong>die</strong> Letztgenannten dazu verpflichtet da<strong>für</strong> zu sorgen,<br />

dass der Ertrag in Gestalt „verbindlicher Kompetenzen“ der Schülerinnen und Schüler<br />

(Haider et al. a.a.O., ebd.) stimmt. Dies soll durch „vertretbaren Aufwand“ erreicht<br />

werden, womit auch der hiernach neu zu kalkulierende „Nutzen bestimmter<br />

pädagogischer Maßnahmen“ steht und fällt (BMBWK 2003a, ebd.). „Schule in<br />

Bewegung“ nannte sich das Projekt, mit dem das BMBWK 1995 der Ökonomisierung<br />

den Weg zu ebnen begann: Zur Autonomisierung und einer dahingehenden Reduzierung<br />

der Verwaltung gehörte ebenso <strong>die</strong> angesteuerte „Zusammenarbeit mit Wirtschafts-<br />

betrieben“ unter der neuen Corporate Identity, <strong>die</strong> da heißt: „Unternehmen Bildung“<br />

51


(Gehrer 2005, S. 2). 44 Um, wie der Service-Plattform www.bildungscluster.at zu<br />

entnehmen ist, „mehr Wirtschaftsorientierung an Schulen“ sowie eine reziproke<br />

„Abstimmung des Qualifikationsbedarfs“ (Chladek 2009a) zu erzielen, initiierte <strong>die</strong><br />

ÖVP/FPÖ Bundesregierung im Jahr 2003 den „Aufbau von 'Bildungsclustern' auf<br />

regionaler Ebene durch Nutzung von bestehenden Ressourcen an Bildungseinrichtungen<br />

und in Wirtschaftsunternehmen“ (Bundesregierung 2003, S. 24), welcher nunmehr unter<br />

der Schirmherrschaft des BMUKK und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) als<br />

bilaterales Freiwilligenprojekt fortgeführt wird (Chladek 2009b). Derartige Entwick-<br />

lungen, <strong>die</strong> vom Know-how der Wirtschaftskammer profitieren sollen (vgl. ebd.),<br />

rücken Bernhard & Chvatals Befund: „[...] letztlich entscheidet <strong>die</strong> Wirtschaft über den<br />

Begriff der Bildung“ (Bernhard/Chvatal 2004, S. 9) in greifbare Nähe und erhellen<br />

Petrellas Conclusio, dass „Bildung [...] als Instrument zur Zielerreichung europäischer<br />

Wettbewerbsfähigkeit im Sinne privater Unternehmen in der Weltwirtschaft betrachtet<br />

[wird]“ (Petrella/Prausmüller 2004, S. 119). „Demokratisiert“, urteilt Bernhard, „[...]<br />

wird nicht <strong>die</strong> Bildung, demokratisiert wird deren Verflachung, an der alle partizipieren<br />

dürfen“ (Bernhard 2007, S. 66) – das nennt sich dann womöglich „commitment“ (siehe<br />

z. Vgl. Lucyshyn 2007a, S. 575).<br />

3.4. Jedes Kind hat das Recht<br />

Ein kritisch reflektierter, gehalt- bzw. anspruchsvoller Bildungsbegriff kann bei<br />

wissenschaftsexternen Zielgruppen wohl nach Meinung so mancher, <strong>die</strong> mit und <strong>für</strong><br />

„<strong>Bildungsstandards</strong>“ werben, nicht vorausgesetzt werden. Diese Annahme geht gerade<br />

auch aus der durch <strong>die</strong> begriffliche Neuschöpfung steigenden Gebrauchsfrequenz des<br />

„Bildungs“-Wortglieds hervor, welche <strong>die</strong> Notwendigkeit einer ernsthaften und breiten<br />

Debatte um Wert und Bedeutung der Bildung durch Metamorphose eines reichlich<br />

vagen Fachausdrucks zum glatt-geschmeidigen Alltagsbegriff kaschiert; falsche<br />

Rücksichtnahme auf schludrige umgangssprachliche Gewohnheiten unterstellt aber <strong>die</strong><br />

Überflüssigkeit ihrer Überwindung. Auch Oelkers erscheint am öffentlichen<br />

<strong>Bildungsstandards</strong>-Diskurs suspekt, dass „[...] selten eine klare Definition verwendet<br />

wird und oft nur ein semantischer Austausch stattfindet“ (Oelkers 2005a, S. 18). „Statt<br />

44 Die unkritische Nachahmung wirtschaftlicher Leistungssteigerungsstrategien ist indes nicht neu<br />

(Mende/Staritz/Tomschitz 1980, S. 54): So postulierte beispielsweise Möller Ende der 60er Jahre als<br />

Lösung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Probleme der Lernzielerstellung <strong>die</strong> Betrachtung von Schule als „Produktionszentrum“<br />

<strong>für</strong> „Wissen, intellektuelle Fertigkeiten, Einstellungen, Gefühle, Interessen, Willenserlebnisse und<br />

manuelle Fertigkeiten“, <strong>die</strong> offene Gleichsetzung von Schule und Unternehmen, mit dem Leitziel der<br />

„Gewinn-“ bzw. „Produktivitätsmaximierung“ des Lernens (Möller 1969, S. 45; zit. n. Mende/<br />

Staritz/Tomschitz a.a.O., ebd.).<br />

52


von 'Zielen' [...] heute von 'Standards' [...]“ zu sprechen ginge zudem oft nicht über „<strong>die</strong><br />

alte Wunschprosa“ hinaus (ebd.). Beispielgebend hier<strong>für</strong> offeriert in FAQ-Manier ein<br />

niederschwelliger Informationsfolder 45 des BMUKK der Öffentlichkeit <strong>die</strong> wichtigsten<br />

Antworten zu Sinn und Zweck der <strong>Bildungsstandards</strong>. An erster Stelle steht der Satz:<br />

„Jedes Kind in Österreich hat das Recht auf höchste Qualität im Unterricht“, knapp<br />

gefolgt von „Deshalb wurden <strong>Bildungsstandards</strong> entwickelt“ (BMUKK 2008).<br />

Mit dem Mutterinstinkt kalkulierende „Nur das Beste <strong>für</strong> Ihr Kind“-Killerphrasen sind<br />

aus der Werbung <strong>für</strong> Baby- und Kinderartikel sattsam bekannt; wer würde, wenn schon<br />

nicht irgendeinem, dann mit Sicherheit dem eigenen Kind <strong>die</strong>ses Recht nicht zugestehen<br />

wollen? Der Charme der Konsumentenschutz-Analogie verstärkt bzw. bestätigt sich im<br />

selben Absatz schon durch <strong>die</strong> um Anschaulichkeit bemühte Verniedlichung der<br />

Überprüfung schulischer Kompetenzvermittlungsarbeit via <strong>Bildungsstandards</strong> als<br />

„Qualitätscheck“, dem sich Schule bzw. Unterrichtsbetrieb zu unterziehen hätten wie<br />

jedes andere „Unternehmen“ auch (vgl. BMUKK 2008). Wie das Echo des laut<br />

Warhanek landläufigen gesellschaftlichen Organisationsverständnisses „[...] nach dem<br />

Motto Mutter Organisation und ihre Kinder [...]“ (Warhanek 2005, S. 209, Hervorheb. i.<br />

Orig.) spricht <strong>die</strong> Bildungsministerin durchgängig von „unsere[n] Kindern [....] unseren<br />

Schulen [...] unserem Land“ (BMUKK 2008) und evoziert dadurch das Zusammenge-<br />

hörigkeitsgefühl einer einzigen, großen (nationalen) Familie mitsamt der patronalis-<br />

tischen „Erwartungshaltung [...] bezüglich Schutz und Sicherheit“ (Warhanek 2005,<br />

S. 210). Der Eindruck entsteht, hier würde in sicherer Gewissheit leutseliger Zustim-<br />

mung an ein gesellschaftlich „tief verwurzeltes Grundmuster“, das der „Konsumenten-<br />

mentalität“ (ders. a.a.O., S. 209) appelliert, <strong>die</strong> nach Schwendner „wohlige Passivität“<br />

gerade anstelle „eigenständiger Kompetenzen“ erzeugt (Schwendner 1995, S. 30; zit. n.<br />

Warhanek a.a.O., ebd.). Die optimistische Botschaft lautet, alles sei gut so, wie es ist,<br />

könne nur mehr besser werden; Lehrerinnen und Lehrer bräuchten der neuen<br />

Handreichung, „unter Mitwirkung von [....] [ihresgleichen] sorgfältig entwickelt“<br />

(BMUKK 2008), bloß <strong>die</strong> nötige Aufgeschlossenheit entgegenzubringen, sie anzu-<br />

nehmen und methodisch-didaktisch richtig einzusetzen lernen. Treffend charakterisiert<br />

Adorno jenen als „gelungene Einpassung ins Unvermeidliche und unvergrübelt<br />

praktischer Sinn“ agierenden gesamtgesellschaftlichen Mechanismus mit dem Vers:<br />

45 Dieser aktuelle, leider undatierte Folder des BMUKK, Nachfolgeversion zu Lucyshyn/Schatzl (2004),<br />

wurde am 05.06.2008 veröffentlicht (AHS-BSA-BUND 2009). Das Vorwort stimmt zu großen Teilen<br />

wörtlich mit zwei Pressemitteilungen (BMUKK/Neugebauer 2008; BMUKK/Pelinka 2008) überein,<br />

<strong>die</strong> einen Tag vor Ministerrats-, bzw. einen Tag nach Parlamentsbeschluss (03.06. und 09.07.2008) der<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> entscheidenden SchUG-Novelle ausgesandt wurden .<br />

53


„Das Elend bleibt. So wie es war. /<br />

Du kannst es nicht ausrotten ganz und gar, /<br />

Aber du machst es unsichtbar“ (Adorno 2003, S. 65).<br />

3.4.1. Chancengleichheit und – gerechtigkeit<br />

Schon Apple hat 1992 dem amerikanischen Pendant bescheinigt, durch <strong>die</strong> Attraktivität<br />

des <strong>Bildungsstandards</strong>-Slogans und den Vorzug der Implementierungs- vor allen<br />

anderen Maßnahmen würde erfolgreich verdeckt, dass problematische Praxis-<br />

bedingungen wie „zunehmende Ungleichheit, finanzielle Unterversorgung und<br />

wachsende Armut in vielen Schulbezirken“ nach wie vor bestehen blieben<br />

(Oelkers/Reusser 2008, S. 54). Oelkers & Reussers Expertise referiert <strong>die</strong> Kritik der<br />

US-Standards bis ins Detail, aber ohne Kommentar (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 53-60); kann sie<br />

doch hinsichtlich etwaiger Entwicklungsparallelen weder auf entsprechende<br />

Präventionsabsichten noch auf Dementi von Seiten der Bildungsbehörden irgendeines<br />

der Auftragsländer verweisen; nicht der Bildungsministerien Deutschlands, Österreichs<br />

oder Luxemburgs, auch nicht der Schweizerischen Konferenz der kantonalen<br />

<strong>Erziehung</strong>sdirektoren. Politische Konsequenzen aus PISA haben sich bis dato abermals<br />

in den Bemühungen um <strong>Bildungsstandards</strong> erschöpft – als wären nicht auch zusammen<br />

mit den Auswertungen der Stu<strong>die</strong>n Antworten auf <strong>die</strong> Frage mitgeliefert worden, welche<br />

<strong>die</strong> Determinanten <strong>für</strong> mangelhafte schulische Leistungen sind: Armut, niedriger<br />

Bildungsstatus der Eltern, Migrationshintergrund; sich verschärfende soziale Disparitä-<br />

ten (Jirovec 2007, S. 705; Reiss 2003, S. 65). Die Ausgangslage <strong>für</strong> den Reformauftrag<br />

der Zukunftskommission (i. F.: ZK) war glasklar und äußerst misslich:<br />

„Österreich gehört mit den anderen deutschsprachigen Ländern zu jenen Staaten,<br />

in denen der Einfluss des sozioökonomischen Status [...] besonders ausgeprägt ist [...].<br />

So lange <strong>die</strong>s der Fall ist, haben Kinder aus einem benachteiligenden sozialen Milieu<br />

geringere Chancen, <strong>die</strong> gleichen Standards zu erreichen [...]“ (Haider et al 2003, S. 14).<br />

Wer Kliemes Gefühlsreflex teilt, wird derartige Tatsachen als „das erschreckendste<br />

Ergebnis der PISA-Stu<strong>die</strong>“ (Haas-Rietschel/Klieme 2004, S. 97; Jirovec 2007, S. 705)<br />

betrachten und ihrer/seiner Bestürzung vielleicht mit der Forderung Ausdruck verleihen,<br />

mittels „[...] national einheitlicher Standards, <strong>die</strong> insbesondere verbindliche Ziele <strong>für</strong><br />

den unteren Leistungsbereich enthalten, [...] <strong>für</strong> mehr Gerechtigkeit zu sorgen“ (Haas-<br />

Rietschel/Klieme a.a.O., ebd.; vgl. Klieme et al. 2007, S. 217). Dem schloss sich <strong>die</strong> ZK<br />

in ihrer Empfehlung an, Mindeststandards „[...] bundesweit gleich und allgemein<br />

verbindlich [...] <strong>für</strong> alle [...] Schularten“ (Haider et al. 2005a, S. 35) festzulegen. So eng<br />

<strong>die</strong> Grundintention der <strong>Bildungsstandards</strong> also der Förderung von Bildungsgerechtigkeit<br />

verbunden war (vgl. Haas-Rietschel/Klieme 2004, S. 90), so weit haben sich, um<br />

54


Böttchers These aufzugreifen, doch wieder nur „schulformspezifische“ Regelstandards<br />

davon entfernt (vgl. Böttcher 2005, S. 13). Zwar hatte <strong>die</strong> ZK betont, worin ihrer<br />

Ansicht nach „[...] <strong>für</strong> eine substantielle Verbesserung [...] eine wichtige Voraussetzung“<br />

bestünde: in der „[...] Entflechtung <strong>die</strong>ses Zusammenhangs, wie sie z. B. den nordischen<br />

Ländern bereits weitgehend gelungen ist [...]“ (Haider et al 2003, S. 14); ergänzend<br />

ließe sich hinzufügen, dass <strong>die</strong>s nur dort (weitgehend) der Fall ist, wo wie etwa in Finn-<br />

land das umgesetzt wurde, was der ZK „[...] in der flächendeckenden Einrichtung von<br />

'Gemeinschaftsschulen' als Regelschulen (nicht [...] im Wettbewerb mit anderen Schul-<br />

formen) [...]“ (Haider et al. 2005a, S. 17, Hervorheb. entf.) vorschwebte. Laut Schlei-<br />

cher besteht <strong>die</strong> PISA-Spitzenliga ausschließlich aus Staaten, welche <strong>die</strong> integrative<br />

Öffnung von Schule vollzogen haben (Kahl/Schleicher 2005a). Jener auch von der ZK<br />

so titulierte einzig denkbare „echte Fortschritt“ gegenüber dem österreichischen Status<br />

quo wird allerdings in weite Ferne gerückt; gilt es doch, am gegliederten Schulsystem<br />

nicht zu rütteln (vgl. Haider et al. 2005a, ebd.). Wieso eigentlich nicht? Weil es ein, wie<br />

<strong>die</strong> ZK einräumt, „alles in allem funktionierendes“ sei – wo bleibt der Sinn <strong>für</strong> den<br />

„Beginn des Endes“, um es mit Theodor Storm (1997, S. 44) zu paraphrasieren?<br />

3.4.2. Nil nisi bene<br />

Abb. 2: Die drei weisen Affen.<br />

Fassadenschnitzerei des Tōshō-gū-Schreins bei Nikkō, Japan, nach 1916. Quelle: vgl. Lucyshyn 2008,<br />

S. 21 (dort als Schlussillustration des BIFIE-Vortrages „Funktion und Nutzen von <strong>Bildungsstandards</strong><br />

in der Qualitätsentwicklung an Schulen“).<br />

Wenn Ratzki meint, es hätte „[...] nach dem PISA-Schock in Deutschland ein Tabu [ge-<br />

geben, das da] [...] hieß: Über <strong>die</strong> Schulstruktur reden wir nicht“ (Ratzki 2007, S. 731),<br />

so beweist <strong>die</strong> Beherztheit, mit der <strong>die</strong> ZK <strong>die</strong> „[...] Gesamtschule [...] sehr wohl [...]<br />

angesprochen [...]“ (Haider et al. 2005a, S. 12) hat, <strong>für</strong> Österreich noch nicht das<br />

Gegenteil; laut Gruber handelt es sich um eine Tendenz, <strong>die</strong> auch hier im Gange ist:<br />

„[...] horribile dictu Gesamtschule [...]“ (Gruber 2004, S. 668).<br />

55


Von daher wurde das „[...] Konzept einer vorwiegend 'inneren Reform' [...]“, womit <strong>die</strong><br />

ZK auf Qualitätsentwicklung durch „[...] Unterrichtsverbesserungen [...] – und nicht<br />

durch Systemumbau“ abgezielt hatte (Haider et al. 2005b, S. 4), von BM Gehrer<br />

aufgegriffen, wie sie in der Pressekonferenz vom 13. April 2005 zur erstmaligen<br />

Präsentation des Abschlussberichts der ZK und des Projekts „Schule neu“ betonte (vgl.<br />

Gehrer 2005, S. 13), während <strong>die</strong> Idee der Mindeststandards besagtem Tabu offenbar<br />

zu nahe gekommen war. Obwohl ursächlich und argumentativ als Fundamentum der<br />

Gesamtstrategie gedacht, war sie <strong>für</strong> deren Beibehaltung nicht essentiell, ein Scheitern<br />

damit vorprogrammiert. Indem ausschließlich jene Fragetechnik zulässig war (und ist),<br />

<strong>die</strong> sich da<strong>für</strong> interessiert, wie es denn dem Unterricht gelingen könne, „Chancen-<br />

gleichheit zu realisieren“ (so etwa bei Reiss 2003, S. 65), richtet sich das Hauptaugen-<br />

merk auf <strong>die</strong> Lehrpersonen, berührt deren Vorgesetzte im Bildungsministerium nur<br />

marginal, in einer Art Coaching-Rolle (und das Sozialministerium 46 gar nicht). Die<br />

Antwort auf <strong>die</strong>se „erlaubte“ Art zu fragen bejaht: Es ist möglich, „[...] den Anteil der<br />

sogenannten Risikogruppen [...] zu verringern, mehr Gerechtigkeit und Chancengleich-<br />

heit [...] auf den Weg zu bringen“ (Haider et al. 2005a, S. 34): „Guten Unterricht“ (<strong>die</strong>s.<br />

a.a.O., S. 11, Hervorheb. i. Orig.) – darum das zentrale Reformziel – vorausgesetzt,<br />

sprich: „Nur dann, wenn <strong>Bildungsstandards</strong> bis in den Unterricht 'durchschlagen' [...]“<br />

(<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 34).<br />

Keineswegs soll an <strong>die</strong>ser Stelle der Wert der Erkenntnis herab gemindert werden, dass<br />

„[...] gezielte Förderung adaptive Maßstäbe, <strong>die</strong> nicht zufällig erscheinen dürfen[,<br />

verlangt]“ (Oelkers/Reusser 2008, S. 12). Trotzdem: Haben vor PISA etwa Zufall und<br />

Gutdünken über <strong>die</strong> Förderung von Risikoschülerinnen und -schülern entschieden? Die<br />

Handlungsweise der Lehrerinnen und Lehrer sei „[...] von kulturellen Traditionen<br />

geprägt“, <strong>die</strong> überlieferte pädagogische Haltung innerhalb des österreichischen Schul-<br />

systems „[...] eher auf Selektion und Aussonderung als auf Integration und Förderung<br />

[...]“ aus (Haider et al. 2005a, S. 15, Hervorheb. i. Orig.), weil „[...] <strong>die</strong> Selektionsdro-<br />

hung [...] de facto als wichtigstes Instrument <strong>für</strong> <strong>die</strong> Durchsetzung der Leistungs- und<br />

Konformitätsnormen der Schule fungiert“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 16). De facto werden <strong>die</strong><br />

pädagogischen, de jure <strong>die</strong> bildungspolitischen Handlungstragenden von ihrer unmittel-<br />

baren Verantwortlichkeit entlastet: So kann niemand mehr etwas da<strong>für</strong>, es liegt an der<br />

46 Bildung fällt in Österreich rein in den Aufgabenbereich des BMUKK, das Sozialministerium trägt seit<br />

Inkrafttreten der BMG-Novelle 2009 als „3. Bundesgesetz, mit dem das Bundesministeriengesetz<br />

1986 geändert wird“ (BGBl 1986/76 idF BGBl I 2009/3) <strong>die</strong> Bezeichnung „Bundesministerium <strong>für</strong><br />

Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz“ (BMASK) und ist <strong>für</strong> eben <strong>die</strong>se Bereiche zuständig (ebd.).<br />

56


„Tradition“ (und den Österreicherinnen und Österreichern nicht im Blut?), denn <strong>die</strong>se<br />

habe „[...] tiefe Spuren in den Bewusstseinslagen aller [...] hinterlassen, <strong>die</strong> durch<br />

Strukturveränderung nicht einfach [...] zu löschen sind“ (ebd.). Gleich ob post-<br />

traumatische Belastungsstörung oder lamarckistische Gehirnprägungsvorstellung, das<br />

Therapieverfahren hat schonend zu verlaufen: „Angesichts der erwähnten historisch-<br />

kulturellen Voraussetzungen erscheint eine so weitgehende Umgestaltung [gemeint ist<br />

<strong>die</strong> Gesamtschule, Anm. d. Verf.] [...] ohne realistische Durchsetzungschance“ (Haider<br />

et al. 2005a, S. 17, Hervorheb. entf.), nicht zuletzt, weil <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit der<br />

„problematischen“ <strong>die</strong> der „positiven Auswirkungen“ bei weitem übertreffe (<strong>die</strong>s.<br />

a.a.O., S. 15). Welche Risiken könnte <strong>die</strong> Gesamtschule bergen, und <strong>für</strong> wen? Die ZK<br />

nimmt an, dass sie „[a]ufgrund der Öffnung sozialer Vergleichsprozesse [...] speziell <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> schwächsten SchülerInnen tendenziell Selbstwert bedrohend [wäre]“ (Haider et al.<br />

2005a, S. 14, Hervorheb. i. Orig.). Nicht nur, dass <strong>die</strong>se nun „[...] besser ihre objektive<br />

Situation in der schulischen Statushierarchie [erkennen würden]“, nein, sie wären noch<br />

dazu verschärften „[....] Ausschlusstendenzen in der Peer Group ausgesetzt [....]“ (ebd.).<br />

Zusätzlich rechnet <strong>die</strong> ZK damit, dass durch primär auslese- statt förderorientiertes<br />

Lehrverhalten <strong>die</strong>se Problematik eher akzentuiert würde. Nun gibt erstens nach<br />

Festinger just das Fehlen eines objektiven Maßstabs <strong>die</strong> Bahn <strong>für</strong> den sozialen Vergleich<br />

frei (vgl. Festinger 1990); zweitens ist diskutabel, unter welchen Umständen Selbst-<br />

werterhöhung akkurater Selbsterkenntnis vorzuziehen ist.<br />

Zu Punkt eins lässt sich der Direktor des Instituts Arbeit und Technik, eines Think Tanks<br />

<strong>für</strong> Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen (vgl. Lehner 1995) heranziehen, der aus-<br />

führt, dass auch „[...] von Menschen geleitete Organisationen fehlendes objektives<br />

Wissen über soziale Vergleichsprozesse kompensieren [...]“, indem „[...] konkurrierende<br />

Unternehmen beobachtet und erfolgreiche Wettbewerber imitiert [werden]“; da<strong>für</strong><br />

<strong>die</strong>nen in der Wirtschaft gängige „Stichworte wie 'bench-marking' oder 'best practice'“<br />

als Exempel (Lehner 2003, S. 72). Obendrein ist zu sagen, dass <strong>die</strong> gegenseitige<br />

Beurteilung nach Sozialprestige als Schulpausen-Phänomen sich selbst überlassener<br />

Minderjähriger schlimm genug, aus Sicht der Leistungsbeurteilungsverordnung<br />

inakzeptabel und als – traditionelle (!) – unterschwellige Tendenz der pädagogischen<br />

Interaktion (Entzug oder Gewährung von Fördermaßnahmen nach Willkür) schlicht<br />

beschämend ist. Punkt zwei bezieht sich auf jenes „wohlmeinende“ Behütenwollen,<br />

welches sich <strong>für</strong> Diskriminierung jenseits des Schultors nicht zuständig fühlt; hier stellt<br />

sich <strong>die</strong> Frage, ob nicht durch das Zugeständnis realistischer Selbsteinschätzung der<br />

57


eigenen Leistung, in Kombination mit Selbstwertschutz durch Stärkung eines<br />

Selbstbewusstseins, unabhängig von der geburtsbedingten Platzzuweisung in der<br />

gesellschaftlichen Rangordnung, den „schwächsten“ Schülerinnen und Schülern mehr<br />

geholfen wäre.<br />

Mit <strong>Bildungsstandards</strong> als objektiven Vergleichsmaßstäben gegen <strong>die</strong> „Art und Weise,<br />

wie <strong>die</strong> Gesellschaft Ungleichheit produziert“ vorgehen zu wollen, hält Apple <strong>für</strong><br />

„relativ naiv“; <strong>die</strong>se Form der Berücksichtigung der sozialen Herkunft könne „[...] <strong>die</strong><br />

vorherrschenden Einstellungen der Gesellschaft, etwa zur 'natürlichen' Begabung, kaum<br />

sehr weit korrigieren“ (Apple 1992, S. 418 f.; zit. n. Oelkers/Reusser 2008, S. 55). Sie<br />

trägt nicht zur Überwindung der „mentalen Sperre“ bei, an der differenzierte Förderung<br />

enden muss: der stumpfen Gewissheit, dass jede und jeder seit jeher im gegliederten<br />

System <strong>die</strong>jenigen Lebens- und Berufschancen bekomme, <strong>die</strong> sie/er auch ver<strong>die</strong>ne<br />

(Hermann 2005, S. 27), einer Art gewissenlosen Gewissenhaftigkeit, <strong>die</strong> unempfänglich<br />

gegenüber der Anfälligkeit des Suum cuique <strong>für</strong> zynistische Verdrehungen ist. Das<br />

Selbstverständnis einer gesellschaftlich akzeptierten Instanz zur Verteilung von<br />

Lebenschancen betrifft laut ZK besonders <strong>die</strong> „Langform der AHS“ (Haider et al.<br />

2005a, S. 16, Hervorheb. entf.) bzw. ihre profitierende Klientel (Herrmann 2005, S. 27),<br />

<strong>die</strong> Lehrkräfte inbegriffen, deren mangelnde Bereitschaft <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gesamtschule selbst<br />

<strong>die</strong> ZK u. a. auf drohende Gehaltseinbußen zurückführt (vgl. Haider et al. 2005a, S. 16).<br />

Ebenso „naiv“ ist <strong>für</strong> Schleicher 47 der Glaube daran, „[...] dass sich <strong>die</strong> Qualität des<br />

Unterrichts [...] maßgeblich mit neuen didaktischen Konzepten oder Lehrerbildungs-<br />

maßnahmen beeinflussen lässt“ und dementsprechend „[...] auf eine Binnenoptimierung<br />

des bestehenden Systems zu setzen und abzuwarten“ wäre (Kahl et al. 2005); auf<br />

Unterrichtsverbesserung abzielende Schulpolitik habe sich stattdessen, so Schleicher als<br />

OECD-Funktionär, der Strukturdebatte zu stellen (vgl. ebd; siehe auch Haider et al<br />

2005a, S. 13), anstelle zugunsten von Minimalschritten vor einer strategischen Reform<br />

<strong>die</strong> Augen zu verschließen (Schleicher 2005a). Vergessen wir <strong>für</strong> einen Augenblick <strong>die</strong><br />

österreichische „Tradition“ (siehe Haider et al. 2005a, S. 15 f.), dann könnte Schleichers<br />

Ausspruch zutreffen: „Niemand verbietet uns, langfristige strategische Perspektiven zu<br />

entwickeln“ (ebd.). Mindestvoraussetzung da<strong>für</strong> wäre gemäß Schleicher <strong>die</strong> weit-<br />

reichende Erkenntnis, dass <strong>die</strong> systeminternen Schranken sich nicht etwa hinderlich auf<br />

einzelne Schülerinnen- und Schülerbiographien auswirken (<strong>die</strong>ser Faktor irritiert kaum<br />

47 Andreas Schleicher, *1964 in Hamburg, ist Leiter der Abteilung <strong>für</strong> Indikatoren und Analysen im<br />

OECD-Bildungsdirektorat und internationaler PISA-Koordinator, zudem wegen seines Vorpreschens<br />

in der Gesamtschulfrage bei den deutschen Kultusministerinnen und -ministern eher unbeliebt.<br />

58


jemanden), sondern, mit einem anderen ethischen Knackpunkt: durch unfaire/<br />

unökonomische Vergeudung brachliegendes Potential nicht produktiv umgesetzt werden<br />

kann (vgl. Schleicher 2005a). PISA führt vor, und sogar <strong>die</strong> OECD kritisiert also auf<br />

ihre Weise, dass Chancengleichheit trotz des formalen Gebots nicht gegeben ist. Aber<br />

<strong>die</strong> Antwort, der Lösungsansatz „<strong>Bildungsstandards</strong>“, packt das Problem nicht an der<br />

Wurzel an. Zwar wird verurteilt, dass Kinder aus sozial schwächeren Schichten<br />

geringere Bildungschancen haben, <strong>die</strong> schwere Aufgabe der Kompensation aber der<br />

Schule aufgebürdet, <strong>die</strong> dabei an ihren eigenen strukturellen Barrieren fortlaufend<br />

scheitert.<br />

3.5. Zur Glokalisierung von Schule<br />

Ein zentrales Merkmal von <strong>Bildungsstandards</strong> ist, dass sie nicht ohne den Bezug zur<br />

Nation zu denken sind. Bekräftigend formuliert etwa BM Schmied, sie ermöglichten <strong>die</strong><br />

spezifisch österreichische „Bewertung der Bildung in unserem Land“ (BMUKK 2008),<br />

und sie offenbaren dadurch einiges über das hegemoniale gesellschaftliche<br />

Selbstverständnis: Was soll, grob betrachtet, unter „Bildung“ und „Kultur“ verstanden<br />

werden – welches Wissen und welche Werte haben als identitätsstiftend <strong>für</strong> ihre<br />

Landsleute zu gelten. Zweifellos ist <strong>die</strong> Vorstellung vom hermetisch abgeriegelten<br />

Nationalstaat überholt; es ist der Globalisierungsprozess, der das „[...] Containermodell<br />

[...] zerstört“ hat und unterdessen „[...] zu [...] Anpassungen und Antworten zwingt“<br />

(Greving 2003, S. 121 f.; vgl. Altvater/Mahnkopf 2007, S. 31). Damit wurde aus der<br />

einstigen Abschottung auch der Bildungssysteme gegenseitiger Wettbewerb und<br />

Leistungsvergleich (vgl. Altrichter/Schratz 2004, S. 63), und es ist, neben dem<br />

nostalgischen nationalistischen Klammern, vor allem der Resonanz- und Angleichungs-<br />

aspekt, der hier durchzudringen scheint. <strong>Bildungsstandards</strong> sind Teil der staatlichen<br />

Antwort auf <strong>die</strong> Frage, was Bildung apodiktisch: in Zeiten der Globalisierung bedeuten,<br />

und wie sie unter <strong>die</strong>sen Bedingungen funktionieren soll (vgl. Lucyshyn 2007a, S. 584).<br />

Gleiches gilt <strong>für</strong> „[...] <strong>die</strong> Autonomisierung der Schulen: Innerhalb eines gemeinsamen<br />

Rahmens müssen sie selbst <strong>die</strong> Anpassungen [...] vornehmen, <strong>die</strong> an einem bestimmten<br />

Ort sinnvoll sind“ (BMBWK 2003a, S. 4). Dieser Ansatz entspricht der Methodik der<br />

„Glokalisierung“: Begrifflich aus „Globalisierung“ und „Lokalisierung“ zusammenge-<br />

setzt, versucht sie <strong>die</strong> lokalen Auswirkungen globaler Veränderungen einzufangen.<br />

Besonders augenscheinlich zeigt sich das in der Wirtschaft, etwa indem sich Konzerne<br />

darauf spezialisieren, ihre global vermarkteten Produkte an regionale Geschmäcker<br />

59


anzupassen (Greving 2003, S. 122). Dabei meint „Glokalisierung“ mehr als „<strong>die</strong> rein<br />

ökonomische Dimension der Globalisierung“, erstreckt sich von der Makro- bis in <strong>die</strong><br />

Mikroebene: „Das ganz Große [...] erscheint im ganz Kleinen – im eigenen Leben vor<br />

Ort. Der Prozess [...] wird so in das Innere der Menschen verlegt [...]“ (Greving 2003,<br />

S. 121). Die be<strong>für</strong>chtete Hybridisierung der Biographien (vgl. ebd.) und dräuende<br />

Kulturschmelze ließen sich mit Leggewie und der AG SPoKK als „recht grob-<br />

schlächtige Denkansätze“ (Leggewie/AG SPoKK 1999) kritisieren – vorausgesetzt, man<br />

traute dem Multi-Kulti-Konzept (vgl. Leggewie 1993) ein Mehr an Kultiviertheit zu –<br />

und bräuchten nicht weiter verfolgt zu werden, hätten sie nicht auch längst in <strong>die</strong><br />

Schulreformdebatte Eingang gefunden:<br />

Was Guthrie & Pierce 1990 hinsichtlich eines „sich allmählich ausbreitenden<br />

internationalen Schulmodells“ prophezeiten, „<strong>die</strong>se internationale Konvergenz von<br />

nationalen Bildungssystemen“, ist laut Steiner-Khamsi anno 1998 zumindest teilweise<br />

eingetroffen, da „[...] unbestritten [...] <strong>die</strong> Globalisierung der Wirtschaft, der<br />

internationale Wettbewerb, [...] <strong>die</strong> Krise des Wohlfahrtsstaates [...] Schulsysteme in<br />

verschiedenen Ländern auf ähnliche Weise beeinflusst haben“ (Steiner-Khamsi 1998,<br />

S. 12; vgl. <strong>die</strong>s. 2003, S. 376). So schlägt sie zwar in Anlehnung an Ritzers These der<br />

„Mc Donaldization of Society“ (Ritzer 1993) „[...] <strong>für</strong> den Bereich der lokalen Schul-<br />

entwicklung den Begriff 'McDezentralisierung' [...]“ vor (Steiner-Khamsi 1998, S. 13),<br />

relativiert aber, dass nicht klar ist, woher und ob überhaupt der Rationalisierungsprozess<br />

einen konkreten Ausgang genommen hat; strittig bleibt, „ob <strong>die</strong> europäischen Modelle<br />

wirkungsorientierter Führung eher dem amerikanischen oder dem japanischen<br />

Managementmodell entsprechen“ (ebd.), oder ob das „postulierte globale Schulmodell“<br />

nicht vielmehr einfach „den kleinsten gemeinsamen Nenner gegenwärtiger Schul-<br />

reformstrategien darstellt“ (<strong>die</strong>s. 2003, S. 376).<br />

Eine Momentaufnahme <strong>die</strong>ses Phantommodells spiegelt sich in Rekus' Beschreibung<br />

des glokalistischen Ineinandergreifens von Autonomisierung und Standardisierung<br />

wider; hier, wie in der nachfolgenden Abbildung 3 (S. 61 <strong>die</strong>ser Arb.) ersichtlich,<br />

aufgefasst als zweigleisiger Restrukturationsvorgang nach den Gestaltungsprinzipien<br />

des New Public Management, mithin als betriebswirtschaftliche Sichtweise, <strong>die</strong> weitaus<br />

besser dem Automobilbau zu Gesicht stünde als der Schule (so Rekus 2005, S. 81).<br />

60


Abb. 3: <strong>Bildungsstandards</strong> als NPM-Strategem.<br />

Quelle: Rekus 2005, S. 80.<br />

3.6. Die Persistenz kontinuierlicher Verbesserung<br />

Für Specht besteht das „Idealmodell outputorientierter Steuerung“ im „Regelkreis von<br />

Zielbestimmungen, Überprüfungen, Rückmeldungen, Entwicklungsmaßnahmen,<br />

Unterstützungssystemen und Verbesserungen“ (Specht 2006, S. 33), und auch Lucyshyn<br />

stützt sich auf das Sinnbild des Qualitätszirkels, um den erwünschten Nutzen der<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schul- wie auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Unterrichtsentwicklung (Lucyshyn<br />

2008, S. 14) zu veranschaulichen. Dessen potentieller Anwendungsbereich erstreckt sich<br />

daher von einem System-Monitoring, das sich als „[h]och professionelles<br />

Schulmanagement“ (Lucyshyn 2008, S. 18) versteht, bis in einen Unterricht, der<br />

folgerichtig als „classroom management“ (ebd.) bezeichnet wird, das sich nunmehr mit<br />

„Kundenschulung“ (Billmayer 2009a, S. 6) befasst. Billmayer spannt den Bogen zu<br />

„TQM (Total Quality Management)“ und ortet hinter der „[...] konsequente[n]<br />

Kundenorientierung [...]“ <strong>die</strong> Philosophie des „KAIZEN“ (ebd.; z.Vgl. ders. 2005a,<br />

S. 6). Um Billmayers Befund zu überpüfen – und gegebenenfalls zu ergänzen – werden<br />

<strong>die</strong> relevanten Begriffe im Folgenden etwas genauer betrachtet:<br />

61


Abb. 4: Qualitätszirkel nach Lucyshyn.<br />

Quelle: vgl. Lucyshyn 2008, S. 15.<br />

Wie aus dem Vergleich der obigen Abbildungen hervorgeht, entspricht der durch das<br />

Bundesinstitut <strong>für</strong> Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen<br />

Schulwesens (BIFIE) vorgestellte „Qualitätszirkel“ im Wesentlichen dem sogenannten<br />

PDCA-Cycle, schlicht ebenfalls als Quality Circle bzw. der Qualitätszirkel schlechthin<br />

bekannt, welcher nach Rois „in unmittelbarem Zusammenhang“ mit KAIZEN steht<br />

(Rois 1999, S. 14). 48 War während der achtziger und neunziger Jahre den USA und vor<br />

allem Europa das wirtschaftliche Vorpreschen Japans ebenso unheimlich wie<br />

beeindruckend erschienen, führten <strong>die</strong> gemischten Gefühle, mit der man <strong>die</strong>ser<br />

Entwicklung begegnete, zu einer paradoxen Reaktion – der Erfolg des Rivalen zwang<br />

gleichzeitig dazu, sich dessen „exotische“ Taktiken zum Vorbild zu nehmen:<br />

Ursprünglich japanische Managementmethoden wie Total Quality Management (TQM),<br />

Lean Production, KAIZEN und Quality Circles wurden mit großem Interesse stu<strong>die</strong>rt;<br />

parallel dazu konkretisierten sich <strong>die</strong> Bemühungen um eine Neudefinition von<br />

„Qualität“ in der Entwicklung von Qualitätsnormen, etwa der DIN EN ISO 9000-9004<br />

(Rois 1999, S. 13 f.). Die Hauptakteure in Rois' Überlegungen sind, wohlgemerkt,<br />

„Automobilkonzerne“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 14) im Zustand interner Umstrukturierung (<strong>die</strong>s.<br />

a.a.O., S. 257), welche in der Optimierung von „Kostensenkung und Rationalisierung“ –<br />

selbst schon Kriterien eines „lean“, also erschlankt, straff und effizient arbeitenden<br />

Unternehmens – <strong>die</strong> „Implementierung“ neuartiger Managementkonzepte beherzigen<br />

(<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 22); aus demselben Begriffspool wird heute umstandslos bei der<br />

„Implementierung von <strong>Bildungsstandards</strong> in Österreich“ (Lucyshyn 2007b; vgl. Dorfer<br />

48 Das Problemlösekonzept des plan-do-check-act wurde entscheidend von William E. Deming geprägt,<br />

der seinerseits das Kreisdiagramm von Walter A. Shewhart (1939/1986) übernommen (Deming 1994,<br />

S. 88, Anm. 9 und Fig. 5) und von 1950 an in Japan als Shewhart cycle propagiert hatte, wo es<br />

allerdings prompt als Deming cycle Verwendung fand (Deming a.a.O., ebd.).<br />

62<br />

Abb. 5: PDCA-Cycle. Quelle: Rois 1999, S. 36.


2006 – zwei aus unzähligen Bsp.) geschöpft. Was aber ist nun jenes, an Signifikanz <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Rationalisierung unübertroffene (Rois 1999, S. 257) KAIZEN?<br />

Die wörtliche Übersetzung von KAI – „Veränderung“, „Wandel“ – und ZEN – „zum<br />

Besseren“, „im positiven Sinn“ – ergibt <strong>die</strong> deutsche Behelfsphrase „kontinuierliche<br />

Verbesserung“, im Japanischen ein allgemeiner, kein rein ökonomischer Begriff, der<br />

jedoch von der Lebensphilosophie zum unternehmensphilosophisch entscheidenden<br />

Schlüsselwort <strong>für</strong> <strong>die</strong> Automobilindustrie geriet (Gábor Sebestyén 1994, S. 13; Rois<br />

1999, S. 14 und 31). Sein Ziel drückt sich aus in der langsamen, da<strong>für</strong> aber langfristigen<br />

Qualitäts-, Produktivitäts-, Flexibilitäts- und Wettbewerbsfähigkeitssteigerung (Gábor<br />

Sebestyén a.a.O., ebd.), wobei dem Gedanken der „vielen kleinen Schritte“ ein<br />

besonderer Stellenwert zukommt (Rois a.a.O., S. 28). Diese „Führungsphilosophie“<br />

setzt zuvorderst an der „Mitarbeiterorientierung“ an, deren „Empowerment“ <strong>die</strong>se zur<br />

ehrlich-vertrauensvollen Selbstevaluation ermutigen soll (Rois a.a.O., ebd. und S. 32;<br />

Gábor Sebestyén 1994, S. 13). Eingebunden in „umfassendes, intensives Feedback“<br />

(ders. a.a.O., S. 88), stünde nicht ihre Person zur Debatte und im Fokus der Kritik der<br />

Unternehmensführung, sondern der alle Hierarchieebenen einende Dienst an der<br />

gemeinsamen Sache (dem Produkt) und letztlich an der Kundschaft (Rois 1999, S. 32).<br />

Mangelhafte Prozessabläufe sind eigenhändig zu verbessern, unter kleinstmöglichem<br />

Kapitalaufwand und größtmöglichen Anstrengungen (Gábor Sebestyén 1994, S. 13 und<br />

88). Um hierbei tatsächlich aktiv mitarbeitende 49 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu<br />

erhalten, werden <strong>die</strong>sen Quality Circles als Motivationshilfe angeboten (vgl. Rois 1999,<br />

S. 14) – zur Illustration des elementaren Umstandes, dass auch sie sich als <strong>für</strong> den groß<br />

angelegten Verbesserungsprozess im Detail verantwortlich zu begreifen haben –<br />

während <strong>die</strong> „Implementierung“, wie nahezu immer, nach der „top-down-Strategie“<br />

(von der Spitze ausgehend) abläuft (Rois 1999, S. 37 und 114). Hier bietet sich der<br />

Schwenk zu den <strong>Bildungsstandards</strong> an: Lucyshyn erachtet sie als das (r)evolutionäre<br />

„Missing Link“, in dem sich <strong>die</strong> „vom Bund ausgehenden Impulse“, welche in Form<br />

von „[...] kontinuierlichen Zielvorgaben zur Qualitätsentwicklung im Gesamtsystem“<br />

erfolgen: „top down“ und <strong>die</strong> sich erhöht eigenverantwortlich und offen<br />

strukturierenden Prozesse „an den Schulstandorten“: „bottom up“ treffen (Lucyshyn<br />

2007b, S. 561). Nach Stockhammer empfiehlt sich dortigerseits, einen – von ihm nicht<br />

49 Sozialphilosophisch nach Anders betrachtet ist Arbeit überhaupt <strong>die</strong> längste Zeit durch Mit-Arbeit<br />

ersetzt – durch „dem Betrieb gleichgeschaltete Aktivitäten“; ein Zusatzeffekt solchen Trainings mag<br />

<strong>die</strong> Leichtigkeit des „Konformismus des [...] Mit-Tuns“ im Dritten Reich gewesen sein (Hartmann<br />

2000, S. 22, Hervorheb. i. Orig.; vgl. Anders 1989, S. 279).<br />

63


näher ausgewiesenen – „[...] allgemeine[n] Evalutionszyklus [...]“ auch „[z]ur differen-<br />

zierten Förderung im Unterricht [...] als Modell [...]“ zu gebrauchen (Stockhammer<br />

2004, S. 602), womit der Kreis geschlossen wäre. Als diagnostisches Hilfsmittel sei <strong>die</strong>s<br />

folgendermaßen vorstellbar, wie hier in Abbildung 6 gezeigt:<br />

Abb. 6: Classroom Management durch <strong>Bildungsstandards</strong>.<br />

Quelle: vgl. Stockhammer 2004, S. 602.<br />

Neben der „Verbetrieblichung“ des Menschen – insbesondere im Typus des<br />

„Arbeitskraftunternehmers“ – (vgl. Voß/Pongratz 2002, S. 148 f.) zeichnet sich<br />

potentiell noch ein weiterer Zirkelschluss ab. Bei Rois kumulieren <strong>die</strong> „Zusammen-<br />

hänge zwischen TQM – Lean – Kaizen“ trotz der Betonung „modularer Vielfalt“ (Rois<br />

1999, S. 30, Abb. 1) geradewegs zur Vermenschlichung des Betriebs, getreu dem doch<br />

recht einfältigen Schönheitsideal des 21. Jahrhunderts: „Das Unternehmen ist Fit –<br />

Schlank – Intelligent“ (ebd., Hervorheb. i. Orig.).<br />

Um darin <strong>die</strong> künftige „menschliche“ Schule oder Lieschen Müller, BA of Ed. mit<br />

Spitzen-IQ und Nebenjob Model zu erkennen, braucht es allerdings ein Maß an<br />

Phantasie, das hier gar nicht vorgesehen ist. Dementsprechend verdrossen rechnet<br />

Dollase über kurz oder lang auch mit einer ineffizienten Kostenexplosion und dem<br />

Platzen einer Marketingblase rund um „<strong>die</strong>se kybernetischen Primitivschleifen“<br />

(Dollase 2004, S. 18 und 23): Zu sehr erinnert ihn der <strong>Bildungsstandards</strong>-Evaluations-<br />

zyklus zwar nicht an KAIZEN, da<strong>für</strong> aber an das schon fast wieder vergessene, von<br />

64


Miller, Galanter & Pribram entwickelte TOTE-Modell (vgl. Miller et al. 1960), das<br />

menschliches Verhalten in Feebackschleifen aus Test – Operate – Test – Exit einzu-<br />

fangen versucht hat, um als Fortschritt gelten zu können (Dollase 2004, S. 23).<br />

Progressiv machte sich der <strong>die</strong> Wienersche Kybernetiktheorie (vgl. Wiener 1948)<br />

aufgreifende TOTE-Regelkreis noch in den maschinal-technizistischen Didaktikströ-<br />

mungen der sechziger und siebziger Jahre im Vergleich zum klassisch behavioristischen<br />

S-R (Reiz-Reaktions) -Schema aus, <strong>die</strong> von derartigen kybernetisch-informations-<br />

theoretischen Lernssteuerungsstrategien nach Frank (1962) oder Cube (1965) aus-<br />

gehende Faszination war allerdings unter einem Hagel an Kritik (statt vieler anderer<br />

Nicklis 1967; Pongratz 1978) etwa der Reduzierung der Schülerin/des Schülers zum<br />

Objekt (vgl. Tenberg 2006, S. 33) oder der Ausklammerung der Zieldebatte (vgl.<br />

Blankertz 2000, S. 55; Gudjons 2003, S. 242) relativ rasch wieder verflogen. 50 Über den<br />

Umweg über Levins Evaluations- und accountability-Konzept (vgl. Levin 1974, S. 375<br />

und 386), welches Cubes Regelkreisbeschreibung von <strong>Erziehung</strong> (Cube 1975, S. 167)<br />

fast bis aufs Wort gleicht (vgl. Herzog 2007, S. 235) und noch immer <strong>die</strong> Basisidee der<br />

Gegenwart ist (Oelkers 2005b, S. 9), konnten sich technologische Auffassungen<br />

pädagogischer Qualitätskontrolle bis heute halten. Selbst <strong>die</strong> Vorstellung, das Bildungs-<br />

wesen ließe sich durch <strong>die</strong> vereinten Kräfte von Kapitän, Steuermann und Ruderern<br />

navigieren wie ein Schiff (vgl. Cube 1965, S. 30 und 1975, S. 163), taucht wieder auf<br />

(vgl. Anm. 18, S. 19 <strong>die</strong>ser Arb.; BMBWK 2004a). Seit Levin ist das Input-Outcome-<br />

Denken (vgl. Levin 1974, S. 375) grundlegendes Prinzip schulischer Evaluation, wird<br />

<strong>die</strong> Vorstellung eines „educational production process“ (ders. a.a.O., S. 386) zudem<br />

dahingehend politisch aufgewertet (vgl. Oelkers 2005b, S. 9), als sie in Verbindung mit<br />

der Forderung nach Überwachung und Zur-Rechenschaft-Ziehung der „Produzenten“<br />

(vgl. Herzog 2007, S. 235) der Zurschaustellung politischer Verantwortungsübernahme<br />

<strong>die</strong>nen kann.<br />

3.7. Über <strong>die</strong> Ridikülisierung von Evaluationskritik<br />

So sehr <strong>die</strong> Abwägung der Für und Wider von <strong>Bildungsstandards</strong> nicht im pauschalen<br />

Ja – Nein, Entweder – Oder von Gedeih und Verderb, „Wundermittel oder Teufelszeug“<br />

(Bethge 2003; Demmer 2003) verharren will, so wenig darf sie eine impulsive<br />

Entscheidung bleiben. Wie es eine Zielsetzung der Verfasserin sein muss, eine eigene<br />

50 Die Kybernetik (von griech. Kybernétes, Steuermann) wurzelt zum Ersten in der Computertechnik,<br />

zum Zweiten in der biologischen Regelungstheorie, ihre klassische Operationsstrategie ist der<br />

kontinuierliche Vergleich von Ist-Wert und Soll-Wert (vgl. Cube 1975, S. 163).<br />

65


Position zu entwickeln, ist wohl jede Pädagogin/jeder Pädagoge dazu angehalten, zum<br />

Projekt „<strong>Bildungsstandards</strong>“ kritisch Stellung beziehen zu können. Darin inklu<strong>die</strong>rt ist<br />

der Anspruch, sich der schulpolitischen Brisanz der <strong>Thema</strong>tik (vgl. Hafner 2004, S. 27)<br />

ebenso gewahr zu werden wie ihrer bildungstheoretischen und didaktischen<br />

Implikationen. Nun bedingt der Erfolg der <strong>Bildungsstandards</strong> als systemweites<br />

Monitoring-Instrument <strong>die</strong> gelingende Umsetzung an der Einzelschule und wird daher<br />

an der Unterrichtswirksamkeit festgemacht, einem Kernanliegen des österreichischen<br />

Bildungsministeriums. Weil <strong>Bildungsstandards</strong> somit auch das didaktische Handeln zu<br />

modifizieren ansetzen, sollte von Seiten der Lehrpersonen aller Voraussicht nach keine<br />

gleichgültige Reaktion zu erwarten sein – stehen sie doch womöglich selbst auf dem<br />

Prüfstand (vgl. Lucyshyn 2007a, S. 581)? Von der Warte eines Landesschulinspektors<br />

aus spricht Dirnberger <strong>die</strong>sbezüglich von einer „imaginären Angst“ und stellt eine<br />

<strong>die</strong>nstrechtliche Beurteilung in Abrede, rückt da<strong>für</strong> den Kameradschaftsgedanken in den<br />

Vordergrund: Indem sich Lehrerinnen und Lehrer den Ergebnissen der Monitoring-Tests<br />

stellen, solle „[...] eine Kultur der Selbstevaluation und der gemeinsamen Qualitäts-<br />

entwicklung [...] zu fördern“ sein (Dirnberger 2007, S. 625). Jenes „vulgär-<br />

psychologisch“ (Hörmann 2006, S. 116) aufgeladene Spiel mit der „Angst vor den<br />

'Evaluationskommissaren'“ (vgl. Tenorth 2004), <strong>die</strong> wie im Grund-, so auch im Hoch-<br />

schulbereich umzugehen scheint, erstickt womöglich eine ernsthaft argumentativ<br />

geführte Diskussion (vgl. Hörmann a.a.O., ebd.). Tenorths Variation des klassischen<br />

„Wer hat Angst vorm bösen Wolf?“ lässt sich leicht verstehen als Persiflierung Hör-<br />

manns und Pranges, gemischt mit einer Prise doch sehr subjektiver Selbstironie. Prange,<br />

der den Ausdruck „Evaluationskommissare“ als Erster benutzt (Prange 2003, S. 756;<br />

zit. n. Tenorth 2004, S. 89) und <strong>die</strong> Be<strong>für</strong>chtung geäußert hat, evaluationsrenitente<br />

Kolleginnen/Kollegen würden demnächst per „Postskriptionslisten“ öffentlich gegeißelt<br />

(vgl. Prange 2004, S. 606), habe bloß überreagiert, auch über Hörmanns (2002) „Suada<br />

von Vorwürfen“ zeigt sich der Mitautor der Klieme-Expertise verwundert (vgl. Tenorth<br />

2004, S. 88 f.). Was liegt hier vor, Querulantentum als Symptom von Hysterie und<br />

Paranoia – oder Selbstimmunisierung gegen Kritik (vgl. Albert 1994)? Prange ist bereits<br />

auf der Suche nach einem Zufluchtsort jenseits der „fremdregierten“ Schaustätte<br />

externer (Selbst-)Evaluationen, einem „Ort der résistance“, deutet jedoch an, dass <strong>die</strong>ser<br />

im Reich des Virtualen, „im Institut der Rezensionen“ anzusiedeln wäre (Prange 2004,<br />

S. 612). Insgesamt könnte sich sowohl im übersteigerten „häretischen“ Idiom wie in der<br />

betonten, „ministrantischen“ Unerschütterlichkeit zeigen, was Baudrillard mit der All-<br />

66


gegenwärtigkeit der Testung „als fundamentale gesellschaftliche Form der Kontrolle“<br />

beschrieben hat, <strong>die</strong> ihrer Erscheinungsart nach sich im Übergang von der strikten Order<br />

zur „spielerischen Partizipation“ konstituiert, es dabei von vornherein auf „[...] 'aktive<br />

Reaktion' des Subjekts“ anlegt, im Extremfall bis zum so vollkommenen wie verzerrten<br />

Idealbild „[...] eines totalen 'Environments' aus pausenlosen, spontanen Antworten, aus<br />

begeisterten feed-backs und weitgefächerten Kontakten“ (Baudrillard 1994, S. 155). Bei<br />

aller Modernität, Offenheit und Feedback-Zentriertheit funktionieren <strong>die</strong>se Modelle<br />

über „[...] ihre Ideologie [...] [–] <strong>die</strong> Steuerung durch Information, <strong>die</strong> aber, einer<br />

flexibleren Realität angepaßt, doch nichts weiter als eine Umwandlung des Pawlow-<br />

schen Reflexes ist“ (ders. a.a.O., S. 156, Orthogr. lt. Orig.).<br />

3.8. Zum Vorwurf der falschen Polarisierung des Richtigen<br />

Bei der Betrachtung der derzeitigen Spannungen, <strong>die</strong> mit der Qualitätsentwicklung des<br />

Bildungssystems verbunden sind, drängt sich der Eindruck auf, dass sich <strong>die</strong><br />

bildungswissenschaftliche Debatte in scheinbar unauflöslichen Antinomien festzufahren<br />

imstande ist (vgl. Schlömerkemper 2006, S. 103). Das Konfliktspektrum berührt etliche<br />

Ebenen der Bildungslandschaft, <strong>die</strong> sich mit Blick auf das Beispiel „<strong>Bildungsstandards</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>“ folgendermaßen als Kampfarenen ausmachen ließen:<br />

− Vom beanstandeten Zugriff der Wirtschaft auf <strong>die</strong> Bildung, daran gekoppelt <strong>die</strong> versuchte Etablierung,<br />

Verdrängung bzw. Verteidigung bestimmter anderer Bildungsideale,<br />

− über das Tauziehen zwischen empirischer und allgemeiner <strong>Erziehung</strong>s- und Bildungswissenschaft,<br />

− entlang „traditioneller“ Rangordnungskonflikte innerhalb des Fächerkanons mit der Benachteiligung<br />

„weicher“ gegenüber „harten“ Fächern im Wettlauf um Ressourcen und Anerkennung, verbunden mit<br />

Profilierungszwang und Legitimationsdruck in der gegenseitigen Überbietung der Nützlichkeitsnachweise,<br />

− über <strong>die</strong> Unverträglichkeiten 51 zwischen divergenten kunstpädagogischen Strömungen,<br />

− bis hin zur existentiellen Selbstbehauptung, wo das Formulieren von <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> als Schulfach gar zur Überlebensfrage wird.<br />

Obwohl <strong>die</strong> Möglichkeit nahe läge, das <strong>Thema</strong> anhand obiger Deutungsschemata weiter<br />

zu bearbeiten (vgl. Schlömerkemper 2006, S. 103), werfen Bedenken wie <strong>die</strong> von<br />

Weinert geäußerten ein ungünstiges Licht auf eine solche Vorgangsweise:<br />

„In der Pädagogik wird Richtiges oft dadurch falsch, dass man es polarisiert, radikalisiert und<br />

damit ideologisiert... Die realen Verhältnisse und <strong>die</strong> wissenschaftlichen Erkenntnisse sind<br />

komplizierter“ (Weinert 1997, o. S., zit. n. Orth 2005, S. 63).<br />

51 Diese Divergenzen ließen sich sogar noch weiter, bis auf einen grundlegenden Dualismus hin,<br />

reduzieren: Sowa postuliert zwei einander widersprechende kunstpädagogische Denkweisen, <strong>die</strong><br />

„dissidente“ und <strong>die</strong> „funktionale“ (Sowa 2006, S. 222).<br />

67


In einer Situation, <strong>die</strong> sich einer Konsensfindung dermaßen versperrt, muss wohl nach<br />

einem konstruktiven Weg gesucht werden, nicht in den sich verhärtenden Lager-<br />

bildungen stecken zu bleiben. Mitunter wenden sich aber Schlagworte wie<br />

„Projektionen“, „dichotomische Setzungen“ und „Identifikationen“ gegen <strong>die</strong> Kritik,<br />

nämlich dann, wenn man dank ihnen Argumente nicht ernst zu nehmen und so auch<br />

keine praktische Konsequenzen zu ziehen braucht – weil man über <strong>die</strong> Ambivalenzen<br />

vielleicht gar nicht diskutieren will (vgl. Grigat 2006, S. 15 f.). Wo Widersprüche<br />

auftauchen, bestünde ganz allgemein wenigstens <strong>die</strong> Chance, dass sie das Denken<br />

aufrütteln könnten: Eine Chance, <strong>die</strong> vertan wird, wenn im Prozedere der mainstream-<br />

tauglichen Zurechtstutzung Gegensätze eingeschliffen und einem verborgenen<br />

gemeinsamen Nenner geopfert werden (vgl. Scheit 2008, S. 18). Die tatsächlichen<br />

Verhältnisse sind insofern komplizierter, um Weinerts Gedankengang weiterzuführen,<br />

als in ihnen fiktive, bzw. falsche, und reale Gegensätze sich nicht freiwillig als solche<br />

deklarieren und auch nicht mit ihrer möglichen Instrumentalisierung Eigenwerbung<br />

betreiben. Fend beispielsweise bezeichnet den vielfach polemisierten Gegensatz<br />

zwischen quantitativer und qualitativer Bildungsforschung als falsch, allein schon weil<br />

eine umfassende Theorie von Schule auf keine der beiden verzichten könne (Fend 2008,<br />

S. 187 f.). Anstelle aber exaktestmögliche Abgrenzung an den Anfang von Analyse und<br />

Kritik zu stellen, bevorzugt opportune Konfliktscheu gerade, an sich selbst jenes<br />

Psychologikum zu praktizieren, das etwa Freud laut Adorno stets „[...] verschmäht [hat],<br />

systematische Harmonie zu präten<strong>die</strong>ren, wo <strong>die</strong> Sache selber in sich zerrissen ist“<br />

(Adorno 1998b, S. 40). Haben <strong>die</strong> „realen Verhältnisse und <strong>die</strong> wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse“ einen dermaßen hohen Grad an Kompliziertheit erreicht, dass Wider-<br />

sprüche nur mehr scheinbar existieren, werden <strong>die</strong>se zu subjektiven Faktoren<br />

psychologisiert, ins Innere derjenigen verlegt, <strong>die</strong> den „kontraproduktiven“ Fehler<br />

begehen, sie anzusprechen anstatt sich um psychologische Selbsthilfe 52 zu bemühen.<br />

3.8.1. Wie den Antinomien entkommen?<br />

Das sich nach Harmonie sehnende, vom Globalisierungspluralismus überwältigte<br />

Individuum wird dabei am ehesten in der neofreudianischen Psychoanalyse fündig, <strong>die</strong><br />

ungleich Freud am „antagonistischen Charakter der gesellschaftlichen Realität“ (Adorno<br />

1998b, S. 40) und dem Bestehen objektiver Zwänge nicht mehr festhält, da<strong>für</strong> mit dem<br />

Glücksversprechen winkt (vgl. ebd.). Um Widersprüche aufzulösen, rät etwa <strong>die</strong> an der<br />

52 Köller beispielsweise empfiehlt „den Pädagogen“ ganz generell, sich in der Schulentwicklungsreform<br />

von „Schulpsychologen“ helfen zu lassen (Köller 2004, S. 10; zit. n. Herrmann 2005, S. 32).<br />

68


postmodernen Philosophie orientierte klinische Psychologin und Psychoanalytikerin<br />

Lois Shawver zur Verabschiedung des binären Denkens (wahr – falsch, gut – schlecht<br />

etc.): Dieses sei u. a. dadurch gekennzeichnet, dass es „[...] sehr wichtig [ist], um etwas<br />

als 'normal' herzustellen“ (Roth 2004, S. 15). Eine solche „traditionelle zweiwertige<br />

Logik“ wäre daher allen Überlegungen eigen, <strong>die</strong> sich um Normierung bzw.<br />

Standardisierung drehen, und machte dabei vor dem Menschen nicht Halt, so wie in<br />

Aristoteles' Politik der „normale“ Sklave mit seinem Sklavendasein glücklich zu sein,<br />

<strong>die</strong> „normale“ Frau sich dem Manne zu unterwerfen gehabt hätte (vgl. ebd). Das<br />

Heraustreten aus starren Dichotomien, das Shawver als ihr Ziel angibt, muss jedoch<br />

nicht in deren zwingender Synthese, in Revisionismus und Indifferenz enden, sondern<br />

kann durchaus angebracht sein – etwa um das Wiederaufleben einer gestrigen „Schub-<br />

ladenpädagogik“, der <strong>die</strong> Einteilung von Schülerinnen und Schülern in <strong>die</strong> Kategorien<br />

„normal“ oder „abnormal“ nur allzu leicht fiele, zu durchkreuzen.<br />

Woher wittert <strong>die</strong> Kritik hinter den <strong>Bildungsstandards</strong> „Vermessungspädagogik“<br />

(Horstkemper 2005, S. 6; zit. n. Binder 2009, S. 555), ein Revival jenes Bildungs-<br />

verständnisses, das „menschliche Vorfabrikate“ (Hesse 2004, S. 38) „durch eine<br />

pädagogische Produktionsstraße [...] schicken“ (Ehmann 2003, S. 156) will, <strong>die</strong> sie als<br />

„normierte Ergebnisse“ wieder verlassen (vgl. ebd. sowie Binder a.a.O., S. 556): Kopien<br />

des „standardisierten Schülers“ (vgl. Spinner 2004 und 2005)? Laut der Klieme-<br />

Expertise ist „[...] implizit [...] <strong>die</strong> Botschaft, dass man eine Art Normalverteilung der<br />

Kompetenzen erwartet [...]“, in den <strong>Bildungsstandards</strong> enthalten, wenn sie in Form von<br />

„Regelstandards“ umgesetzt werden (Klieme et al. 2007, S. 30). <strong>Bildungsstandards</strong> zu<br />

einem Selektionskriterium zu machen bedeute zwar nichts anderes als deren Missbrauch<br />

(Klieme et al. 2007, S. 48), <strong>für</strong> <strong>die</strong> Annahme, dass sie politisch wie pädagogisch dazu<br />

regelrecht verleiten, genügt jedoch der Blick nach Großbritannien oder in <strong>die</strong> USA, wo<br />

sich seit längerem eine derartige „pädagogisch unzureichend reflektierte Nutzung von<br />

Standards“ beobachten lässt: per Schulranking oder High-stakes Assessment (Klieme<br />

et al. 2007, S. 144). 53 Für das österreichische Bildungsministerium ist <strong>die</strong> Heranziehung<br />

der Standard-Testergebnisse zur individuellen Leistungsbewertung und Berechtigungs-<br />

vergabe seit Veröffentlichung des Positionspapiers der ministeriellen Steuergruppe 2004<br />

offiziell ausgeschlossen (Lucyshyn 2004, S. 1), entgegen anders lautender früherer<br />

Vorschläge etwa der Zukunftskommission (vgl. Haider et al. 2005, S. 37). Mit Neuweg<br />

53 Viel steht auf dem Spiel („the stakes are high“), weil derartige standardisierte Tests per definitionem<br />

mit Sanktionen verbunden sind (vgl. Böttcher 2006, S. 75; Maag-Merki 2005, S. 13)<br />

69


leibt jedoch zu fragen, wie sich <strong>die</strong>s auf informeller Ebene verhindern lassen soll<br />

(Neuweg 2008, S. 9), und auch <strong>für</strong> Demmer & Schweitzer ist eine „Fehl-Nutzung<br />

absehbar“ (Demmer/Schweitzer 2005, S. 68). Zwischen das Entweder – Oder der<br />

faktischen Erfüllung bzw. Nichterfüllung der Standards eingeschoben liegt zwar <strong>die</strong><br />

gesamte genehmigte Bandbreite des Mehr oder Weniger von individuell unterschied-<br />

lichen Kompetenzniveaus, Stufung und Differenzierung sollen <strong>die</strong> be<strong>für</strong>chtete „Gleich-<br />

schaltung der Köpfe“ (Brügelmann 2004a, S. 3), <strong>die</strong>se „didaktische Gehirnbewirt-<br />

schaftung“ (Herrmann 2005, S. 40 und 2007) abfedern, indes ohne den taxonomischen<br />

Co<strong>die</strong>rungsrahmen zu verlassen. Was bleibt, sind Karawanen- bzw. Matthäus-Effekt 54<br />

(vgl. Brügelmann 2004b, S. 425; Bos/Lankes/Schwippert 2003, S. 295; Demmer 2007,<br />

S. 393 f., Tab. 2); was kommt, wenn der Logik des Schielens auf den (unausgeschrie-<br />

benen) High Score weiter gefolgt wird, ist <strong>die</strong> einseitig testfixierte Kompetenzförderung<br />

im Unterricht (vgl. Maag Merki 2005, S. 13), bekannt als „Teaching to the Test-Effekt“<br />

(vgl. Sacks 1999, S. 124 ff.; zit. n. Becker 2005, S. 71). Letzterer kann auch den erst-<br />

genannten keinen Abbruch tun, denn <strong>die</strong> Ergebnisse von Standard-Tests stehen, so<br />

entsprechende Erfahrungen aus den USA, tendenziell in enger Wechselwirkung mit dem<br />

sozioökonomischen Status der Prüflinge (Kornhaber/Orfield 2001, S. 18; Sacks 1999,<br />

S. 8; beide zit. n. Becker 2005, S. 71).<br />

3.8.2. Porphyrische Bäume fällen<br />

Dem binären Denken hält Shawver das Modell des „Rhizoms“ von Deleuze & Guattari<br />

entgegen (vgl. Roth 2004, S. 15), <strong>die</strong> aber zusammen mit dem Glauben an <strong>die</strong> klassi-<br />

sche Wissenshierarchie in Baumstruktur 55 vor allem der Logik des Buckelns nach oben<br />

und Tretens nach unten (vgl. Deleuze/Guattari 1977, S. 27 nach Rosenstiehl/Petitot<br />

1974) eine kategorische Absage erteilen, denn unter dem „Wurzel-Baum“, der „[...]<br />

genau <strong>die</strong> Staatsmacht [ist]“ (Deleuze/Guattari 1977, S. 39), hätten sie schon genug<br />

gelitten (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 26). Die Sprößlinge unten, <strong>die</strong> Wurzeln in der Luft, der Wuchs<br />

wild – aber schön, politisch, und potentiell verliebt (ebd.): Ein solches Geflecht hat<br />

54 Beide beschreiben denselben Sachverhalt, auch wenn der Fokus ein etwas anderer ist: „Matthäus“ als<br />

Anspielung auf Mt 25, 29 und das daraus abgeleitete Sprichwort „Wer hat, dem wird gegeben“, denn<br />

Kinder aus begünstigten Verhältnissen treten mit einem Leistungsvorsprung, einem Plus an Wissen<br />

und kulturellem Kapital an den Start (vgl. Bos/Lankes/Schwippert 2003, S. 295, Abb. VIII. 10), das<br />

Kinder aus benachteiligteren Verhältnissen nur schwer aufholen können – <strong>die</strong>ses charakteristische<br />

Hinterherhinken wiederum will <strong>die</strong> Metapher von der „Karawane“ zum Ausdruck bringen.<br />

55 Diese lässt sich bis an <strong>die</strong> Schwelle zwischen 3. und 4. Jh. n. Chr. zurückverfolgen, als der phönizische<br />

Neuplatoniker Porphyrius in seiner Isagoge eine dichotom sich verzweigende Hierarchie des<br />

Seienden (Substanz – Genus – Spezies – Individuum) entwarf, später bekannt als „arbor porphyriana“<br />

oder „porphyrischer Baum“ (siehe Porphyrius/Warren 1975).<br />

70


keine Koordinaten, „[e]s gibt nichts als Linien“ (Deleuze/Guattari 1977, S. 14). Daher<br />

„[kann] [j]edes Plateau [...] an beliebiger Stelle gelesen und zu beliebigen anderen in<br />

Beziehung gesetzt werden“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 35). Mit herkömmlicher Psychoanalyse<br />

wollten Deleuze & Guattari allerdings nichts mehr zu tun haben, sie „[...] hatten das<br />

alles satt“ (Deleuze/Guattari 1977, S. 5), vielmehr solle nun <strong>die</strong> „Schizoanalyse“ den<br />

faschistoiden Besetzungen des gesellschaftlichen Feldes, des individuellen wie des<br />

verallgemeinerten Wunschraumes, „[...] aktive und positive Fluchtlinien gegenüber<br />

[stellen]“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 56 f.). Sie geht von der Annahme aus, dass es einen „[...]<br />

Schizo-Prozeß der Deco<strong>die</strong>rung und Deterritorialisierung gibt [...]“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 63),<br />

der aus den Widersinnigkeiten der kapitalistischen Illusionsmaschine, dem Irrationalen<br />

des falschen Ganzen herauszuführen vermag. Wunschmaschinen bauen, Rhizom<br />

machen, heißt Kartographie und Dekalkomanie 56 , nicht Kopie oder Reproduktion (vgl.<br />

Deleuze/Guattari 1977, S. 20), heißt Nomadologie innerhalb einer Antigenealogie, <strong>die</strong><br />

keinen Anfang und kein Ende mehr kennt. Nach Derridas Ankündigung vom „Ende des<br />

Durchblicks“ (Derrida 1976, o. S.; zit. n. Meyer 1996, S. 123) und der von Baudrillard<br />

befundenen alles durchtränkenden, mit deren Fähigkeit zur kritischen Transzendenz<br />

auch <strong>die</strong> Kunst selbst getötet habenden „Herrschaft der Simulation“ (Kamper 1994,<br />

S. 164; vgl. Baudrillard 1994, S. 153-162), verortet denn auch Castells <strong>die</strong> netzwerk-<br />

artige Gesellschaftsmatrize des Informationszeitalters längst angekommen in einem ver-<br />

wirrenden, verworrenen „Raum der Ströme und der zeitlosen Zeit“; vorher und nachher,<br />

oben und unten gehen in den Hypertext ein und, in einer Verquirlung aller Ausdrucks-<br />

formen, derer sich Menschen je irgendwo, irgendwann be<strong>die</strong>nt haben, in <strong>die</strong>sem unter<br />

(Castells 2003, S. 401). Das ist <strong>die</strong> totale Immersion: Symbolische und materielle<br />

Existenz sind eins (vgl. ebd.). Bei Castells gilt <strong>die</strong> Vorstellung der „virtuellen Realität“<br />

als einer illusorischen Parallelwelt so nicht mehr, <strong>die</strong> Schnittpunkte sind überall.<br />

3.8.3. Möglichkeiten einer autonomen Schaubarmachung der Welt<br />

Es lohnt sich, dem kunstpädagogischen „Dissident“ Meyer, dem von Grünewald &<br />

Sowa geraten wird, er möge besser schweigen, denn seine Stellungnahmen zum <strong>Thema</strong><br />

<strong>Bildungsstandards</strong> wichen „[...] den Begründungsfragen der Praxis [...] konsequent aus<br />

56 Dekalkomanische Strukturbildungen erfordern den Verzicht auf exakt vorhersagbare Ergebnisse und<br />

den (Lang-)Mut, Zufall und Phantasie entscheiden zu lassen. Technisch gesehen wird dazu ein leeres<br />

auf ein sehr dünnflüssig bemaltes Papier gepresst, der entstandene Abzug assoziativ-persönlich<br />

gedeutet. Als Erfinder <strong>die</strong>ses dem Surrealismus sehr willkommenen Abklatschverfahrens gilt Óskar<br />

Domínguez (1936), bekannt sind vor allem entsprechende Werke Max Ernsts (ab 1937) (vgl. Badura-<br />

Triska et al. 1982, S. 482 f. und 522).<br />

71


[...]“ (Grünewald/Sowa 2006, S. 290), an <strong>die</strong>ser Stelle doch Aufmerksamkeit zu<br />

widmen. Meyer schlussfolgert, dass eine „zentralperspektivisch-logozentrische“ Sicht-<br />

weise „[...] sich als immer weniger kompatibel mit der Welt heraus[stellt]“, und schlägt<br />

ebenfalls <strong>die</strong> Multi- bzw. Aperspektivität des Rhizom-Denkens vor, worin „[...] <strong>die</strong><br />

Aussichtsplattformen ständig gewechselt werden“, was seiner Ansicht nach eine „[...]<br />

angemessene, weil Teilhabe ermöglichende, Zugriffsmethode auf das Metarhizom<br />

kultureller und sonstiger Pluralität“ böte (Meyer 1996, S. 123). Zu den Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> den partizipatorischen Umgang „[...] mit schwankenden und vielfältigen Funda-<br />

menten [...]“ gehört nach Welsch „[...] Sensibilität [...] <strong>für</strong> Brüche und Divergenzen,<br />

auch <strong>für</strong> Grenzen und Ausschlüsse“ (Welsch 1991b, S. 3; zit. n. Meyer a.a.O., ebd.), ein<br />

Feinsinn, der durch den zunehmenden Verlust des Gespürs <strong>für</strong> gesellschaftliche Zusam-<br />

menhänge (vgl. Meyer a.a.O., S. 122) erschwert wird. Konzentration in der Unüber-<br />

sichtlichkeit ist Herausforderung zuvorderst <strong>für</strong> <strong>die</strong> „Trivialisierungsanstalt [...] zur<br />

Aufrechterhaltung kulturellen Konsenses“ Schule, <strong>die</strong> sich mit der Herstellung von<br />

Übersicht zunehmend schwer tut, zur Multiplikatorin wird <strong>für</strong> „Probleme“, als deren<br />

Konsequenzen Meyer hier <strong>die</strong> „Atomisierung sozialer Systeme“, dort deren Verkrustung<br />

zu „betonierten Bündnissen“ be<strong>für</strong>chtet (ebd.). Didaktik, so sie lebendige Mikropolitik<br />

sein will, hätte der Schülerin/dem Schüler Ariadnefäden, mitunter Fluchtlinien anzu-<br />

bieten: Pädagogisierung einmal als Entbevormundung, <strong>die</strong> der Hilf- und Orientierungs-<br />

losigkeit, der zunehmenden „Diffun<strong>die</strong>rung“ der Individuen in der „rasternden<br />

Modularisierung“ (Raunig 2009) etwas entgegenzusetzen weiß: den entkrampfenden<br />

Sprung vom „passiven Rezipieren vorgefasster Inhalte“ (Hartmann 2000, S. 303) in ein<br />

„interaktives Gestalten“ im hypertextualen Freiraum der kreativen Verkettungen (ebd.).<br />

Als ob es <strong>die</strong>sen schon gäbe! So oder ähnlich könnte Ted Nelson hier zu einer Ent-<br />

gegnung ansetzen. Es war Nelson, der 1960 mit Project Xanadu „the original (perhaps<br />

the ultimate) hypertext system“ (Nelson 1992, vord. Buchdeckel, Hervorheb. entf.)<br />

erfand 57 . Benannt nach Coleridges unvollendetem Gedicht, birgt sein Name Segen und<br />

57 Der Begriff „hypertext“ meint nach seinem Urheber Nelson nichtsequentielles Schreiben und Lesen,<br />

am besten am interaktiven Bildschirm (Nelson 1992, Kap. 0, S. 2). Um sich das Ausmaß der von<br />

Xanadu gemeinten Interaktivität ansatzweise bewusst zu machen genügt <strong>die</strong> Vorstellung, wir hätten<br />

tatsächlich unmittelbaren Zugriff auf das global veröffentlichte Text-, Ton- und Bildmaterial, alles in<br />

einem Universalspeicher enthalten; könnten dabei aber, anders als wir es von der jetzigen Form von<br />

Internet mit seinen „one-way-“ oder „broken links“ gewohnt sind, beliebige Punkte kreuz und quer<br />

verknüpfen; multiple Schichten ein und derselben in verschiedenen Versionen, bzw. unterschiedlicher<br />

Dokumente simultan öffnen; über Zitate oder Bilder direkt von unserem Text in <strong>die</strong> Originale einsteigen<br />

und umgekehrt, so wir ihn in den Gesamtpool einspeisen wollen (vgl. Nelson 1992, bes. Kap.2,<br />

S. 18 ff. und 35). Seiner Zeit weit voraus, wurde Xanadu durch interne Flügelkämpfe und den Druck<br />

opponierender Computerkonventionen abgewürgt (ders. 2009, S. 67 und 71).<br />

72


Fluch zugleich – <strong>für</strong> Welles' Citizen Kane ist Xanadu der nie fertig gestellte Palast<br />

(Nelson 1992, o. S. [Preface to the 1993 Ed.]). Nelson zufolge ist heute das WWW dort,<br />

in jenem verheißungsvollen Land der unbeschränkten Möglichkeiten, keineswegs<br />

angekommen, ist gewollter Verflachung unterworfen: Parademerkmal <strong>für</strong> das Versagen<br />

des Hypertexts ist <strong>die</strong> ubiquitäre Papiersimulation (Nelson 2009, S. 126 ff.) vor dem<br />

Hintergrund der visuellen Generalmetapher eines durchhierarchisierten Betriebs-<br />

systems, der Desktop-Maske oder Graphical User Interface (GUI) bzw. ihrer standar-<br />

disierten Form, dem PUI (Xerox Palo Alto Research Center User Interface) (ders.<br />

a.a.O., S. 119-125). Die vielgerühmte „Benutzerfreundlichkeit“ der so nach dem Abbild<br />

des PUI genormten Mensch-Maschine-Schnittstelle wird zur Benutzerfeindlichkeit,<br />

nicht ihrer Einfachheit und leichten Verständlichkeit halber, sondern weil sie der inter-<br />

aktiven Kreativität künstliche Barrieren simulierten Papiers vorschiebt. Das paperdigm<br />

(ein Kofferwort aus „paper“ und „paradigm“) erweist sich als dermaßen zäh, dass es<br />

eher zum VPOP (virtual piece of paper) -Paperdigm mutiert (Nelson 1992, Kap. 1,<br />

S. 32), als den Weg in <strong>die</strong> Multidimensionalität endlich freizugeben. Ob jenes VPOP<br />

nichts als ein Überbleibsel ist aus der Zeit, als das Buch noch unangefochtenes<br />

Leitmedium war und daher irgendwann ebenso zerfallen wird wie <strong>die</strong> gesamte<br />

Gutenberg-Galaxis vor ihm, oder ob es <strong>die</strong> digitale Revolution nachhaltig um den Sieg<br />

betrogen haben wird – darüber darf hier nicht weiter spekuliert werden. Zumindest mag<br />

aber nach Lektüre von Kapitel 3, Abschnitt 10 <strong>die</strong>ser Arbeit etwas klarer werden, an<br />

welchem Punkt welchen Paradigmenwechsels wir gegenwärtig stehen. Vorerst muss <strong>die</strong><br />

pointierte Formulierung Graus genügen: Unzweifelhaft wird „Interfacegestaltung [...]<br />

zum Politikum, zum Ort von Me<strong>die</strong>nkunst und Me<strong>die</strong>ntheorie“ (Grau 2004, S. 15).<br />

Genau hier setzt nach Meyer <strong>die</strong> fundamentale Bedeutung der künstlerischen Bildung<br />

an, in der bildhaften „Gestaltung der Interfaces, der Schnittstellen“ innerhalb einer<br />

„Landkarte <strong>für</strong> Gratwanderungen“, als „Lehre von den Wegweisern, <strong>die</strong> [...] zur<br />

Komplexitätsreduktion befähigen“ (Meyer 1996, S. 122 ff.). Nicht bloß als eines unter<br />

vielen, sondern als das zentrale strukturierende Moment der Allgemeinbildung könne,<br />

hofft Meyer, ästhetische <strong>Erziehung</strong> so insbesondere der Aussicht ihrer eigenen<br />

Wegrationalisierung <strong>die</strong> Stirn bieten (ders. a.a.O., S. 124). Die Vollumfänglichkeit der<br />

von Castells angesprochenen „realen Virtualität“ definiert sich allerdings gerade über<br />

ihre Bildhaftigkeit, durch das ständige Rezipieren, dem <strong>die</strong> Distanz zur Visualität in<br />

eben jenem Maße abhanden kommen, wie das subjektive Verhältnis zum Bild<br />

dramatisch kippen konnte. Ähnlich Bal, <strong>die</strong> in der Negierung der Existenz eines<br />

73


dominanten visuellen Regimes <strong>die</strong> entscheidende Gefahr ausmacht (vgl. Bal 2003,<br />

S. 262; zit. n. Holert 2009, S. 340, Anm. 14), beschreibt Clark <strong>die</strong>sen Effekt als<br />

politische Abstumpfung, Gewöhnung an <strong>die</strong> Paro<strong>die</strong> der alten Auffassung vom<br />

Bildermachen, das zwar nicht länger Angelegenheit eines entrückten Geistes im<br />

abgeschiedenen Kämmerlein ist, sich aber auch der Wirklichkeit nicht stellt, sondern<br />

von der vermeintlichen Natürlichkeit eines bestimmten Bilderregimes, der nächstbesten<br />

billigen Ideologie immer wieder aufs Neue lustvoll einverleiben lässt (vgl. Clark 2006,<br />

S. 122; zit. n. Holert 2009, S. 341, Anm. 15). Nun soll <strong>die</strong> Kunst im Rahmen <strong>die</strong>ser<br />

Arbeit nicht zu Grabe getragen werden, auch nicht <strong>die</strong> Bildung, da wohl beides allzu oft<br />

schon geschehen ist. Die Kunst ist seit Hegel tausend Tode gestorben (vgl. Geulen<br />

2002), der symbolische Sarg <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bildung ein gewohnter Anblick in studentischen<br />

Protestumzügen. <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> muss sich aber, wie Holert einmahnt, anstelle<br />

allzu übereilter Begeisterung über <strong>die</strong> Anschlussfähigkeit an <strong>die</strong> Bildkulturen der<br />

Gegenwart, der Verantwortung bewusst sein, „[...] auf einem Verhältnis zum Bild zu<br />

beharren, in dem <strong>die</strong>ses [...] in seiner Eigengesetzlichkeit und Widerständigkeit erkannt<br />

und anerkannt wird“ (Holert 2009, S. 341).<br />

3.9. Die vielen Gesichter des Paradigmenwechsels<br />

Der „Paradigmenwechsel“ ist ein Begriff, der seit längerer Zeit aus allen Ecken und<br />

Enden zumindest der oberen Etagen des deutschen und des österreichischen<br />

Bildungssystems dringt, dort enthusiastisch affirmiert, in manchen Randgebieten<br />

zynisch belächelt wird – und bei der Basis teils noch gar nicht angekommen ist.<br />

Dennoch: Kann ohne das Paradigma des „Paradigmenwechsels“ überhaupt noch über<br />

Bildung diskutiert werden? Das Konzept der Notwendigkeit eines „paradigm shift in<br />

education“ im Zeichen der „transition to the knowledge-based economy“ wird von der<br />

OECD (und der Weltbank) prinzipiell vertreten (Andersson/Dahlmann 2000, S. 60 ff.).<br />

Mit Blick über <strong>die</strong> Grenzen des deutschen Sprachraumes hinaus ließe sich somit eine<br />

erweiterte Begriffsgeschichte aufzeichnen, <strong>die</strong> als Blaupause ihres österreichischen bzw.<br />

deutschsprachigen Unterkapitels gelten könnte; hier soll jedoch der Verweis auf einige<br />

Quellen genügen (z. B. Hough 1992; Daun 1997; Fullan/Watson 2000; Cheon Cheng<br />

2005; Recum 2006). Wieder ist es <strong>die</strong> Globalisierung, mit deren „Begleiterscheinungen“<br />

<strong>die</strong> vielen „Paradigmenwechsel der postindustriellen Gesellschaft“ zusammenhängen,<br />

sodass auch <strong>die</strong> Schule entsprechend reagieren muss – <strong>die</strong>ser Ansicht ist etwa Olaf<br />

Köller, Leiter des Instituts <strong>für</strong> Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der<br />

74


Berliner Humboldt-Universität, das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Implementierung der <strong>Bildungsstandards</strong> in<br />

Deutschland zuständig ist (vgl. Köller/Trautwein 2003, S. 124). Dementsprechend<br />

nennen Oelkers & Reusser den „Wandel der Bildungspolitik, [...] häufig als 'Paradig-<br />

menwechsel' von der Input- zur Outputsteuerung bezeichnet“, auch „international“<br />

(Oelkers/Reusser 2008, S. 495). Eine solche „Verlagerung des Schwerpunkts“ wird von<br />

der OECD bzw. „PISA be<strong>für</strong>wortet [...]“, unter der Begründung, dass dadurch „[...]<br />

junge Menschen [...] auf eine Welt des raschen Wandels und der immer stärker<br />

werdenden globalen Interdependenz besser vorbereitet“ würden (Haider/Reiter 2004a,<br />

S. 11); konkreter, zwecks Wahrung der Chancengleichheit „unserer Kinder“ (Lucyshyn<br />

2007a, S. 584) – der Kinder <strong>die</strong>ser Welt, oder der „unsrigen“, sprich hiesigen, im<br />

Gegensatz zu den „fremden“? – „im globalen Wettbewerb“ (ebd.). 58 Sieht Gruber<br />

OECD/PISA als „Drehscheibe“ eines „policy-drift“ (Gruber 2004, S. 666), mit dem <strong>die</strong><br />

<strong>Bildungsstandards</strong> „von den testfreudigen anglo-amerikanischen [...] hin zu den<br />

kontinentaleuropäischen Ländern“ geschwemmt worden seien, und schlussfolgert, dass<br />

dabei „[...] das eingetreten [...] [sei], was Bour<strong>die</strong>u als Quelle zahlreicher Missver-<br />

ständnisse [...] ansieht: 'texts circulate without their contexts'“ (Bour<strong>die</strong>u 1999, S. 221,<br />

zit. n. Gruber 2004, S. 671), so liegt doch eine gewisse Ironie darin, dass der<br />

„Paradigmenwechsel“ eben jenen übergeordneten Kontext bereitzustellen scheint, der<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> allerorten ungeachtet ihrer national bedingten Eigenheiten<br />

einvernehmlich verflicht.<br />

3.9.1. Der Wende auf der Spur<br />

Im Folgenden wird versucht, <strong>die</strong> Bedeutung, <strong>die</strong> dem „Paradigmenwechsel“ in<br />

Deutschland, etwa durch KMK und Klieme-Expertise und in Österreich, in erster Linie<br />

durch BMUKK, BIFIE und ZK beigemessen wird, schlaglichtartig anhand von<br />

Beispielen aus dem Zeitraum 1995-2009 zu erhellen. Im Zuge dessen sind <strong>die</strong><br />

bestimmenden begrifflichen Interpretationen zu extrahieren, um schließlich auch <strong>die</strong><br />

rechtlichen Grundlagen des „Paradigmenwechsels“ zu untersuchen.<br />

3.9.1.1. „Ruck“-wärts in <strong>die</strong> neue Zeit<br />

Auf dem Deutschen Bildungskongress am 13. April 1999 in der Bonner Beethovenhalle<br />

hielt Hans Joachim Meyer (CDU), damals Präsident der KMK und Sächsischer Staats-<br />

minister <strong>für</strong> Wissenschaft und Kunst, seine sogenannte „Perspektivrede“ (vgl. KMK<br />

58 Die Beobachtung, dass „Reformen der Kinder- und Jugendhilfe immer erst [....]“ aufgrund scheinbar<br />

triftigerer anderer Gründe zur Durchsetzung gelangen, resultiert bei Tietze in der ernüchternden<br />

Feststellung: „Um <strong>die</strong> Kinder allein ging es nie“ (Tietze 2006, S. 79 f.; zit. n. Hörmann 2006, S. 103).<br />

75


1999). Nach einleitenden Worten über den kontrollierten Wettbewerb als<br />

zukunftsrettende Triebkraft einer „freiheitlichen“ Gesellschaft, worin <strong>die</strong> Aufgabe der<br />

Bildung als Bewahrerin von Menschenwürde und Mitmenschlichkeit, <strong>die</strong> allein dessen<br />

zerstörerische Tendenzen im Zaum halten könne, beschworen wird, kommt Meyer auf<br />

den Punkt:<br />

„Wenn wir Bildung als <strong>die</strong> Voraussetzung definieren, bisher noch unbekannte Anforderungen [...]<br />

zu meistern, dann wird offenkundig, dass wir einen Paradigmenwechsel im Verständnis von<br />

Bildung brauchen, damit sie <strong>die</strong> Erwartungen erfüllt, <strong>die</strong> wir in sie setzen“ (ebd.).<br />

Dieses deutsche „Bildungsverständnis Neu“ kurz vor der Jahrtausendwende ist<br />

„dynamisch“, stärker „an der realen Leistungsfähigkeit“ orientiert (KMK 1999) und<br />

weckt Reminiszenzen an <strong>die</strong> Geburtsstunde der österreichischen „Schule Neu“, <strong>die</strong><br />

1995 mit dem „Projekt Schule in Bewegung“ an Profil zu gewinnen begonnen hatte<br />

(vgl. Gehrer 2005, S. 2). Die mittlere der „drei großen Ziellinien“ <strong>die</strong>ser „Qualitäts-<br />

offensive“ hatte sich folgende Hürden vorgenommen: „Von der Input- zur Output-<br />

steuerung [...] mit Evaluierung [...] [und] Teilnahme an internationalen Vergleichstests“,<br />

wo<strong>für</strong> sich BM Gehrer noch zehn Jahre später vom Abschlussbericht der ZK<br />

„Rückenwind“ erhoffen sollte (vgl. ebd.). 1999 hegte Meyer eine etwas andere taktische<br />

Vorstellung: 59 „Um etwas in Bewegung zu setzen, bedarf es zweifellos eines<br />

entschiedenen und entschlossenen Rucks“, sei doch „ein solches institutionalisiertes<br />

Bildungssystem [...] im hohen Maße das Produkt seiner Rahmenbedingungen“, weshalb<br />

es dabei „[...] der genauen Kenntnis [bedürfe], wo man sich bewegt“ (KMK 1999) –<br />

und möglicherweise auch, auf welche Unpässlichkeiten man dort stoßen könnte, bzw.<br />

welcher soziostruktureller Hemmschuhe man sich zu entledigen hätte (vgl. Höhne 2007,<br />

S. 36), denn so variantenreich das funktionalistische Bildungsverständnis in der Kritik<br />

als eindimensional beschrieben wird (vgl. Abschn. 3.2. <strong>die</strong>ser Arb.), so „mehrdimensio-<br />

nal“ (KMK 1999) will <strong>die</strong>ser „Paradigmenwechsel“ sein. Auf der didaktisch-lerntheore-<br />

tischen Ebene sieht Meyer vor, dass „[...] Lernkompetenz, also das Erlernen von Lernen<br />

zu einem zentralen Bildungsziel werden [muss]“, und zwar folgendermaßen: „[...] [D]ie<br />

Lernstrategien sind von den dadurch zu entwickelnden Kompetenzen nicht zu trennen<br />

und mit <strong>die</strong>sen zu entwickeln“ (KMK 1999). Das „Lernen des Lernens“, also doch kein<br />

„Kochen ohne Zutaten“, wie Liessmann (2006, S. 35) moniert, sondern ein potentiell<br />

59 War der „Ruck“, der nach Ansicht des damaligen deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog „[...]<br />

durch <strong>die</strong> Gesellschaft gehen sollte, [...] zunächst ziemlich bescheiden“, kann <strong>die</strong> Gründung des<br />

„Initiativkreis Bildung“ der Bertelsmann Stiftung und des CHE, der sich <strong>für</strong> den Bildungskongress<br />

1999 verantwortlich zeigen sollte, als wichtigste Folgeerscheinung von dessen sogenannter „Ruck-<br />

Rede“ am 26. April 1997 im Berliner Grand Hotel Adlon gelten (Altenmüller 1999, S. 304).<br />

76


unendlich aus sich selbst zehrender Lern- und Kompetenzprogress? Meyer frönt eines<br />

anderen Vergleichs, hatte er doch um der Bekömmlichkeit willen „[...] ein wenig Wasser<br />

in den Wein der Reformeuphorie gießen [wollen]“ (KMK 1999). An <strong>die</strong>ser Stelle sei<br />

gestattet, Meyers Pointe unkommentiert zu lassen, da<strong>für</strong> noch einmal kurz zusammen-<br />

zufassen, wie <strong>die</strong> bisher aufgefundenen Aspekte lauten können: Ein gewandeltes<br />

Bildungsverständnis ist also eine Facette des „Paradigmenwechsels“, eine gewandelte<br />

Form der staatlichen Systemsteuerung en gros, in der Bildungspolitik en détail eine<br />

weitere, damit verquickte. Die Umgewichtung der Bildungsziele zugunsten des Lernen-<br />

Lernens und ein dahingehend veränderter Unterrichtsfokus sind <strong>die</strong> nächsten, mit den<br />

erstgenannten verketteten Facetten. Genannte Annahmen sind im Folgenden weiter zu<br />

präzisieren.<br />

3.9.1.2. Outcome-Kontrolle durch Output-Pädagogik<br />

Erschienen vier Jahre nach Meyers „Perspektivrede“, lässt <strong>die</strong> Klieme-Expertise<br />

bezüglich der Verwendung des Begriffs „Paradigmenwechsel“ noch immer Vorsicht<br />

walten. Im eigentlichen, dem wissenschaftlichen Teil kommt er nirgends vor, jedoch<br />

wird ausgesagt, dass TIMSS und PISA in Bildungspolitik und -verwaltung „[...] eine<br />

grundsätzliche Wende eingeleitet“ hätten, da „[...] nun immer häufiger davon <strong>die</strong> Rede<br />

[...]“ sei, „sich am Output zu orientieren“ statt wie ehedem am „Input“, an Haushalts-<br />

oder Lehrplänen etwa (Klieme et al. 2007, S. 11 f., Hervorheb. d. Verf.). Zum „Output“<br />

zählen Klieme et al. vor allem jene zu „Persönlichkeitsmerkmalen“ als „Basis <strong>für</strong> ein<br />

lebenslanges Lernen“ gestockten „Schülerleistungen“ wie „Kompetenzen, Qualifikatio-<br />

nen, Wissensstrukturen, Einstellungen, Überzeugungen, Werthaltungen“ (ebd.). Einzig<br />

im „Wendemanöver in stürmischer See“ betitelten, im Abschnitt „Pressestimmen“<br />

enthaltenen Artikel der Frankfurter Rundschau vom 26.02.2003 wird der „Paradigmen-<br />

wechsel“ am Rande der Klieme-Expertise explizit erwähnt, wenn auch mit eindeutig<br />

parteiischer Konnotation: „[...] [R]adikal viel Unterstützung“, fordert hier der Essener<br />

Bildungsforscher Klaus Klemm, brauche ein solch „radikaler Paradigmenwechsel“<br />

(Klieme et al. 2007, S. 223) – womit er, noch ganz dem alten „Input“-Denken verhaftet,<br />

<strong>die</strong> ausstehenden großzügigen Investitionen in <strong>die</strong> Aus- und Fortbildung der<br />

Lehrerinnen und Lehrer meint (vgl. ebd.). Die Essenz der „Output-Orientierung“ besteht<br />

aber nun nach Billmayer gerade in der Frage „was bekomme ich <strong>für</strong> das eingesetzte<br />

Geld“ (Billmayer 2009a, S. 6), <strong>die</strong> sich wohl auch in den folgenden kernigen<br />

Merksätzen äußert, selbst wenn jede der kursierenden Varianten einen etwas anderen<br />

77


Schwerpunkt setzt: „Output-Orientierung“ meint... dass „der Staat“ durch Zielvorgaben<br />

und deren Überprüfung „[...] <strong>für</strong> Qualität [sorgt]“ (Klieme et al. 2007, S. 12); dass nicht<br />

allein der gute Wille, sondern Resultate zählen (Oelkers/Reusser 2008, S. 495) oder, wie<br />

<strong>die</strong> KMK neologistisch formuliert, „verbindliche Vereinbarungen“ anstelle von<br />

„formalen Anerkennungsdefinitionen“ (KMK 2004). Dies sei das Profil der „Um-<br />

steuerung“, <strong>die</strong> „irreversibel“ sei und „[...] den Charakter eines Paradigmenwechsels in<br />

der Bildungspolitik“ trage (ebd.). Den Weg hierzu habe PISA der KMK bereitet: Nach<br />

Veröffentlichung der Ergebnisse habe sie doch durch ihre „angemessene Reaktion“,<br />

nämlich der Fixierung jener bestimmten „Weichenstellung“, „[....] an Ansehen und<br />

öffentlicher Legitimation gewonnen“ (KMK 2004); keine „formale Anerkennungs-<br />

definiton“ also, sondern eine faktische? Die Pointe, <strong>die</strong> Herrmann darin sieht, ist eine<br />

ähnliche: „Kriterien werden nicht genannt“ (Herrmann 2005, S. 35). Von der Bereit-<br />

stellung der „Bedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> tatsächliche Erreichung <strong>die</strong>ser Ziele“ sei man „[...] in<br />

deutschen Schulen weit entfernt“ (ebd.). So bezeichnet denn Euler auch <strong>die</strong><br />

„Behauptung: Bildungsverbesserung durch Umsteuerung“ bloß als „[e]uphemistische<br />

Formel zur Kaschierung <strong>für</strong> Effizienzsteigerung (Ressourcenknappheit)“ (Euler 2007,<br />

S. 15 f., Hervorheb. entf.; vgl. Liessmann 2006, S. 39 ff.); mit Liessmann ist es sogar<br />

noch simpler: Ein Gutteil der so betitelten Reformbemühungen „[...] gehorcht schlicht<br />

dem Prinzip der Industrialisierung“ (Liessmann a.a.O., S. 41). Haider & Reiter sind<br />

zwar grundsätzlich der Ansicht, dass <strong>die</strong> PISA-Stu<strong>die</strong> endlich „[...] in der Schulpolitik<br />

den [...] Übergang von der Ideologie zur Empirie [ermöglicht habe]“, doch hätten<br />

„deutsche Politiker jeder Coleur“, anstelle <strong>die</strong> Frage „[...] nach der [...] tatsächlich vor-<br />

findbaren Chancengleichheit in den Mittelpunkt rationaler Betrachtungen“ zu stellen,<br />

„[...] versucht [...], <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>für</strong> ihre Zwecke zu instrumentalisieren“ (Haider/<br />

Reiter 2004a, S. 6). Herausgekommen ist jedenfalls sowohl in Deutschland wie auch in<br />

Österreich ein „Paradigmenwechsel“, der den Charakter einer das gegliederte Schul-<br />

system stabilisierenden Binnenreform trägt. Sicher ist außerdem, dass jener Vorgang,<br />

den Haider et al. ein „[...] grundsätzliches Umdenken [...] von der ressourcenorientierten<br />

[...] hin zur ergebnisorientierten [...] Steuerung [...]“ (Haider et al. 2003, S. 7) nennen,<br />

durch das EU-Arbeitsprogramm „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“ den<br />

Zwecken der Lissabon-Strategie verbunden ist (vgl. BMBWK 2007, S. 3; BMUKK/<br />

BMWF 2007, S. 26 f.), d. h. zuvorderst der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

EU, und sich schon allein deshalb den Vorwurf der Instrumentalisierung der Bildung<br />

gefallen lassen muss (etwa durch Schnitzer 2005, S. 8). An Schlussfolgerungen ergeben<br />

78


sich somit zusätzlich: Die fundamentale „empirische Wende“ ist das Piedestal des<br />

bildungspolitischen „Paradigmenwechsels“ schlechthin. TIMSS und PISA sind deren<br />

Triebfedern. Die Lissabon-Strategie bildet <strong>die</strong> EU-weite ideelle Klammer, den strate-<br />

gischen Kitt. Alle bisher genannten Facetten des „Paradigmenwechsels“ kulminieren in<br />

der bzw. radikalisieren sich zur „Output-Orientierung“.<br />

3.9.2. Einleiten und Durchsetzen<br />

Ein weiterer entscheidender Faktor ist noch unerwähnt, <strong>die</strong> Rolle des<br />

Vollzugsinstruments des bildungspolitischen „Paradigmenwechsels“ im Klassenzimmer<br />

bislang unbesetzt geblieben: Die <strong>Bildungsstandards</strong> nehmen <strong>die</strong>sen Platz ein. Als sie<br />

<strong>die</strong>se aus der Taufe gehoben und rechtskräftig gemacht hatte, erklärte <strong>die</strong> KMK in ihrem<br />

„Argumentationspapier“ aus 2004 den „[...] Paradigmenwechsel [...] im Sinne von<br />

'outcome-Orientierung'[,] Rechenschaftslegung und Systemmonitoring [<strong>für</strong>] eingeleitet“<br />

(KMK 2005a, S. 6, Hervorheb. d. Verf.). Dabei handle es sich um einen langfristigen<br />

Prozess, der sich noch im Anfangsstadium befände und von dem angenommen wird, er<br />

müsse (und könne) laufend nachjustiert werden: einmal durch <strong>die</strong> landesweiten<br />

<strong>Bildungsstandards</strong>-Testungen selbst, in einer zweiten Schleife anhand der Ergebnisse<br />

internationaler Schulleistungsstu<strong>die</strong>n (vgl. ebd.). Analog dazu soll in Österreich <strong>die</strong><br />

„Entwicklung der <strong>Bildungsstandards</strong> [...] als 'work in progress' [...]“ (Lucyshyn 2007a,<br />

S. 573) hinsichtlich ihrer Effektivität an den idealerweise verbesserten PISA-<br />

Ergebnissen gemessen werden. 60 Die „Saarbrücker Erklärung“ zum 60-Jahres-Jubiläum<br />

der KMK 2008 blickt auf das Jahr 1997 als Beginn der „Epoche der empirisch gestütz-<br />

ten Bildungspolitik“ zurück, weil damals <strong>die</strong> PISA-Teilnahme initiiert und mittlerweile<br />

in Reaktion darauf „[...] ein Paradigmenwechsel [...] durchgesetzt [...]“ worden sei,<br />

dessen fortdauernde „Modernisierungsanstrengungen“ sich „zum Beispiel“ auf „natio-<br />

nale <strong>Bildungsstandards</strong>“ stützen (KMK 2008, Hervorheb. d. Verf.). Wie BM Schmied<br />

60 Der Vollständigkeit halber muss hier angefügt werden, dass sich das angestrebte Gesamt des schulischen<br />

System-Monitorings – in Österreich in den sog. „BilDok“-Datenbanken gesammelt (Haider/<br />

Lassnigg 2009, S. 11) – aus mehreren ineinander greifenden Teilbereichen akkumuliert, wobei<br />

standardisierte Schülerinnen- und Schülerleistungsmessungen im Sinne von Output-Überprüfungen<br />

(national durch <strong>Bildungsstandards</strong>-Assessments, international durch z. B. PISA) nur ein, wenn auch<br />

gewichtiges Kernelement darstellen, neben den aus Bildungsstatistiken gewonnenen Daten (Haider<br />

2001, S. 6; Lassnigg 2003, S. 6 f.), <strong>die</strong> auf supranational angelegten OECD-Bildungsindikatoren bzw.<br />

EU-Benchmarks (via EUROSTAT, das statistische Amt der EU) basieren (Lassnigg 2003, S. 6 f.). In<br />

Österreich ist deren Erhebung, Auswertung und Verwaltung vornehmlich Aufgabe von STAT (Statistik<br />

Austria/Bundesanstalt Statisik Österreich), IHS (Institut <strong>für</strong> Höhere Stu<strong>die</strong>n, Postgraduate-Lehr- und<br />

Forschungsstätte <strong>für</strong> Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) und IFES (Institut <strong>für</strong> Empirische Sozialforschung,<br />

Meinungs- und Marktforschungsinstitut), eine jüngste Bilanz stellt der „NBB“, der <strong>für</strong><br />

Österreich erste nationale Bildungsbericht dar (Haider/Lassnigg 2009, S. 10 f. und 17).<br />

79


analog betont, sind auch <strong>für</strong> sie <strong>Bildungsstandards</strong> aufgrund der nun erstmals möglichen<br />

„objektivierten Überprüfung der Schulqualität“ eines der Herzstücke jener „wesent-<br />

lichen Weichenstellung“ auf dem Weg zur Output-Orientierung (Pechar/Schmied 2008).<br />

Wie aber wirkt sich <strong>die</strong>ses auf <strong>die</strong> anderen Glieder des „Paradigmenwechsels“ aus?<br />

3.9.2.1. <strong>Bildungsstandards</strong> und der „Paradigmenwechsel“ im Bildungsverständnis<br />

Obwohl der funktionale Anspruch, der mittels der <strong>Bildungsstandards</strong> an <strong>die</strong><br />

Schulbildung gestellt wird, in ihrem „Argumentationspapier“ eine gewichtige<br />

Aufwertung erfährt (vgl. KMK 2005a, S. 6), sind damit <strong>für</strong> <strong>die</strong> KMK <strong>die</strong> allgemeinen<br />

Bildungsziele 61 – etwa <strong>die</strong> erstgenannte Vermittlung von „Wissen, Fertigkeiten und<br />

Fähigkeiten (im Sinne von Kompetenzen [sic!])“, aber auch „<strong>Erziehung</strong> zu Freiheit“,<br />

gefolgt von „Toleranz“ – keineswegs <strong>für</strong> obsolet erklärt (KMK 2005a, S. 7). Fast<br />

scheint es, als würde der „Paradigmenwechsel“ <strong>die</strong>se gar nicht tangieren? Nur fast, denn<br />

„Allgemeinbildung“ aus Sicht der KMK ist dann „zeitgemäß“, wenn ihre Ziele und <strong>die</strong><br />

„funktionale Aufgabe“ der Standards trotz scheinbarer Widersprüche miteinander<br />

vereinbar, wenn sie zueinander gerade so komplementär sind, dass sie sich gegenseitig<br />

komplimentieren (vgl. ebd.). Wie Wolf anmerkt, „[...] wird auch schon von einer<br />

empirischen Wende bezüglich der Bewertung von Lernergebnissen gesprochen“ (Wolf<br />

2004, S. 571; vgl. z. B. KMK 2005a, S. 6; KMK 2008): Dabei ist von einem me<strong>die</strong>n-<br />

wirksam induzierten schleichenden Verständniswandel in der öffentlichen Meinung<br />

respektive privaten Überzeugung auszugehen (Oelkers/ Reusser 2008, S. 502), und zwar<br />

in Deutschland wie in Österreich. PISA hat behauptet und vorgeführt, dass Bildung<br />

empirisch zu erfassen, eine „Leistungsbilanzierung von Bildung“ demnach keine<br />

Ungehörigkeit, sondern vernünftig, ja eigentlich „ganz normal“ sei: Erst unter <strong>die</strong>sen<br />

Vorzeichen und anlässlich der unausweichlichen Bloßstellung von Defiziten wurde<br />

zulässig, <strong>die</strong> Diskussion um <strong>Bildungsstandards</strong> und Outputsteuerung auf dem Boden der<br />

Seriosität anzusiedeln (vgl. Dorfer 2006, S. 36 f.).<br />

3.9.2.2. <strong>Bildungsstandards</strong> und der „Paradigmenwechsel“ im Unterricht<br />

„Der Wohlstand Österreichs wird im Klassenzimmer entschieden“; aus <strong>die</strong>sem Grund,<br />

so BM Schmied weiter, sei so „[w]ichtig [...], dass der Unterricht erstklassig gelingt“<br />

(Pechar/Schmied 2008). Das gegenwärtige bildungspolitische „Motto“ der Regierung<br />

(ebd.) ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als <strong>die</strong> austrifizierte Abwandlung eines<br />

verbrauchten Zitats von Henry Ford I. (vgl. SPÖ-Bundesorganisation Wien 2008):<br />

61 Die allgemeinen Bildungsziele des deutschen Schulwesens bestehen formal bereits seit Beschluss der<br />

Kultusministerkonferenz vom 25. Juni 1973 (vgl. KMK 2005a, S. 7).<br />

80


„Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beginnt<br />

nicht in der Fabrikhalle oder im Forschungslabor.<br />

Sie beginnt im Klassenzimmer“ (Ford o. O. u. J., zit. n. Wildmann 2002, S. 9).<br />

Dass sich der fordistischen Mottenkiste wieder be<strong>die</strong>nt wird, um über <strong>die</strong> nationale<br />

Selbstbehauptung in weltwirtschaftlichen Krisenzeiten überhaupt erst überzeugend den<br />

Wert der Bildung an <strong>die</strong> Bürgerin/den Bürger, <strong>die</strong> Tragweite des Unterrichtens an <strong>die</strong><br />

Lehrerin/den Lehrer bringen zu können, zeugt weniger von einer „Bildungsschlappe“,<br />

der eine Gefährdung des Allgemeinwohls anzulasten wäre, als von der tendenziösen<br />

Verschiebung eines dem Wettbewerbsgedanken nicht unterstellten Bildungsbestrebens<br />

in den eigennützig-asozialen Bereich, wenn gilt, dass es plötzlich (immer noch) „um das<br />

Ganze“ geht – denn dann muss man auch „sein Ganzes geben“, zählt nur mehr <strong>die</strong> Best<br />

Performance. Dies wäre eine mögliche Erklärungsvariante da<strong>für</strong>, wieso bei gleichzei-<br />

tigem Outcome-Fokus der Prozess, das Unterrichten, im Zentrum stehen kann, und<br />

folgende auf Lucyshyn zurückgehende Abbildung 7 nicht allein optisch, sondern auch<br />

inhaltlich richtig liegt:<br />

Abb. 7 : Den Outcome fokussieren. Quelle: vgl. Lucyshyn 2008, S. 8 f.<br />

„Ergebnisorientierung“ definiert sich übereinstimmend als <strong>die</strong> „Sichtweise[,][...] dass<br />

das tatsächlich erreichte [...] Können [...]“ über <strong>die</strong> Unterrichtsqualität entscheidet<br />

(Haider et al. 2005a, S. 34), mit anderen Worten: <strong>die</strong> aus Lernprozessen resultierenden<br />

Kompetenzen und „[...] nicht in erster Linie <strong>die</strong> Qualität des Angebots“ (Altrichter/<br />

Posch 2007, S. 665) Auch im Unterricht bedeutet der „Paradigmenwechsel“ daher einen<br />

„Perspektivwechsel – weg von einem Angebotsparadigma“, der „[m]it der Einführung<br />

von Standards [...]“ dezi<strong>die</strong>rt von den Lehrerinnen und Lehrern „verlangt“ wird (ebd.),<br />

und zwar per Gesetz: erst mit dem 117. Bundesgesetz, mit dem das Schulunterrichtsge-<br />

setz geändert wird 62 , dann mit der 1. Verordnung der Bundesministerin <strong>für</strong> Unterricht,<br />

Kunst und Kultur über <strong>Bildungsstandards</strong> im Schulwesen 63 . Schon einen Tag nachdem<br />

62 BGBl 1986/472 idF BGBl I 2008/117, vgl. ebd. sowie bes. Erl RV 606 XXIII. GP, 4f.<br />

63 BGBl II 2009/1, vgl. bes. § 3 Abs 1.<br />

81


das Parlament deren Einführung beschlossen hatte, teilte BM Schmied mit, dass mit<br />

<strong>die</strong>sem „Quantensprung“ ein „Paradigmenwechsel im Unterricht“ zu „schaffen“ sei<br />

(BMUKK/Pelinka 2008), und in den ministeriellen Erläuterungen zur abschließenden<br />

Verordnung wird erklärt, sie „[...] beeinflussen [...] <strong>die</strong> gesamte Unterrichtsplanung und<br />

-gestaltung [...] in Hinblick auf eine verstärkte Ergebnisorientierung [...]“ (Vorbl. u. Erl.<br />

zu BGBl II 2009/1, S. 2), <strong>die</strong> hier schlussendlich als explizit „[...] notwendig<br />

gewordener Paradigmenwechsel von der input- zur outcomeorientierten Steuerung des<br />

Schulwesens [...]“ (Vorbl. u. Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 6) besiegelt wird.<br />

Er „[...] muss gelingen [...]“ (Luyshyn 2007, S. 584), <strong>die</strong>ser strategische „Transforma-<br />

tionsprozess“, der, so BIFIE-Leiter Josef Lucyshyn, von der „Hypothese“ ausgeht, „[...]<br />

dass eine nachhaltige Qualitätsverbesserung [...] am effektivsten [...] zu erzielen ist“,<br />

indem „Methodik und Didaktik [...] auf <strong>die</strong> Ergebnisse (Outcome) fokussiert werden“,<br />

wo<strong>für</strong> allerdings das „[...] Partizipationsmodell (Commitment) mit der Lehrerschaft eine<br />

unabdingbare Voraussetzung [...]“ ( Lucyshyn 2007, S. 574 f.) darstelle; auf dass <strong>die</strong>se,<br />

gleich BM Schmied gegenüber dem Jugend-Online-Nachrichtenmagazin ChiLLi.cc,<br />

sich bekenne: „Ich will [...]“ (Fehérváry/Schmied 2009). Lucyshyn spricht folgerichtig<br />

gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“ auch von einem „Paradigmenwechsel <strong>für</strong><br />

sie [<strong>die</strong> Lehrerinnen und Lehrer, Anm. d. Verf.]“ (Lucyshyn/Oberndorfer 2008, Hervor-<br />

heb. d. Verf.), als „massive Veränderung [...] durch <strong>Bildungsstandards</strong>“: Die Prämisse,<br />

„Stoff zu vermitteln“, solle ausge<strong>die</strong>nt haben – somit gehörte der Nürnberger Trichter<br />

endgültig der Vergangenheit an –, denn: „Die Schule ist ja keine Fabrik“ (ebd., Her-<br />

vorheb. d. Verf.). Vielmehr, so BM Schmieds Botschaft, sei der „[...] 'Geist der Schule'<br />

[zu] verändern“, nunmehr stünde „der Schüler im Mittelpunkt“ (SPÖ-Bundesorgani-<br />

sation Wien 2007), der „Kulturwandel“ durch <strong>Bildungsstandards</strong> mache <strong>die</strong> „LehrerIn-<br />

nen zu BegleiterInnen der SchülerInnen“ (Gigler/Schmied 2009; SPÖ-Bundesorganisa-<br />

tion Wien 2009; siehe auch Haider et al. 2003, S. 7), <strong>die</strong>, wie <strong>die</strong> Bundesministerin<br />

sowohl <strong>die</strong> Lissabon-Ziele als auch Hartmut von Hentig im Sinn (vgl. SPÖ-Bundes-<br />

organisation Wien 2007), „Bildung auch als Vermittlung von Werten und Einstellun-<br />

gen“, allen voran der „Freude“ (ebd.), begreifen sollten. Die erziehliche Komponente<br />

der Output-Orientierung, oder der Leitgedanke der Output-<strong>Erziehung</strong>, wäre demnach:<br />

Sie soll am besten auch allen Spaß machen, Lust am Lehren und Lernen bzw. der<br />

Vermittlung und dem Erwerb von „Kompetenzen [...] statt reiner Inhalte“ (SPÖ-<br />

Bundesorganisation Wien 2007) bereiten. Die angebotene Antwort auf <strong>die</strong> nahe liegende<br />

Frage, wie <strong>die</strong>s zu bewerkstelligen sei, erfolgt etwas abseits der eigentlichen <strong>Thema</strong>tik:<br />

82


Gerade <strong>die</strong> Bereiche „Kunst und Kultur“ seien prädestiniert da<strong>für</strong>, „[...] auch im schuli-<br />

schen Alltag [...] soziale Kompetenzen [...]“ zu stärken, zudem sei <strong>die</strong> Förderung von<br />

„Kreativität“ zentral <strong>für</strong> künftige Spitzenleistungen im Bereich der Forschung (ebd.).<br />

In gewissem Sinne, dem (post)operaistischen, ist <strong>die</strong> Schule vielleicht doch noch<br />

Fabrik, um Lucyshyns Vergleich wieder aufzugreifen und dabei seine Ansicht ein wenig<br />

zu relativieren. Demgemäß hat <strong>die</strong> Wissensfabrik als „fabbrica diffusa“ <strong>die</strong> fordistischen<br />

Raum-Zeit-Barrieren, <strong>die</strong> Mauern von Schule und Universität als ideellen Hohestätten<br />

der Wissensproduktion gesprengt (vgl. Raunig o. J.) und somit, wie Raunig aufzeigt und<br />

im Deleuzeschen Sinne weiterführt, <strong>die</strong> gegenwärtige Erscheinung des gesamt-<br />

gesellschaftlich-organisatorischen Fabriks-Paradigmas (vgl. Tronti 1974) um einen<br />

grenzenlosen Unternehmens- bzw. Gefängnistrakt lebenslänglichen Lernens bereichert<br />

(vgl. Raunig o. J. und 2009). Ein Vorgang, den Deleuze folgendermaßen apostrophiert:<br />

„Denn wie das Unternehmen <strong>die</strong> Fabrik ablöst, löst <strong>die</strong> permanente Weiterbildung<br />

tendenziell <strong>die</strong> Schule ab, und <strong>die</strong> kontinuierliche Kontrolle das Examen“ (Deleuze<br />

1993, S. 257; zit. n. Raunig 2009). Die Lehrperson kann zwar mithin, gemessen an der<br />

auf „lebenslänglich“ prolongierten Lernspanne der Schülerin/des Schülers, einerseits als<br />

bloß temporäre Randerscheinung an deren/dessen Entwicklungsweg betrachtet werden,<br />

andererseits hat sie, während und nach <strong>die</strong>ser Passage, bleibende Eindrücke zu hinter-<br />

lassen – „[...] das Schulleben, das Leben als Schule, <strong>die</strong> Schule als Leben“ (Fend 1998,<br />

S. 42). Ihre Rolle wird daher nicht weniger bedeutsam, und sie verliert auch ihren<br />

Januskopf nicht: Die Lehrerin als Lernberaterin ist und bleibt Wegbereiterin <strong>für</strong> den<br />

weiteren Werdegang, als solche kann sie Wege nicht nur eröffnen, sondern genauso<br />

durchkreuzen. Sie zur Ratgeberin, zu einer Freundin, der „Zuneigung und Dankbarkeit“<br />

(ebd.) entgegen gebracht werden, hochzustilisieren, kann nur gelingen, wenn<br />

gegenseitiger Respekt und beiderseitiges Vertrauen als selbstverständlich vorausgesetzt<br />

werden – Erfahrungen, <strong>die</strong> im Falle von Fends Tochter der Realität entsprochen haben<br />

mögen, jedoch hauptsächlich deshalb, weil sie <strong>die</strong>se an einer privaten amerikanischen<br />

Quäker-Internatsschule sammeln durfte (vgl. Fend 1998, S. 41 ff.), weitab von gewöhn-<br />

lichen Verhältnissen (wie sie etwa Hauptschulen österreichischer Ballungszentren reprä-<br />

sentieren würden). Wer aber vom hehren „[...] Reich der Ideen und Konzepte in <strong>die</strong><br />

Niederungen der Ebene [...]“ österreichischer <strong>Bildungsstandards</strong> in praxi (Specht 2006,<br />

S. 31) gelangt, mag dort gleich Specht einräumen, der „Paradigmenwechsel“ sei leichter<br />

gesagt als getan: leichtlippig verkündet, schwierig im Vollzug (vgl. ebd.). Detto über-<br />

wiegt, wie <strong>die</strong> ZK feststellt, innerhalb der Lehrerschaft bezüglich der Umsetzung der<br />

83


<strong>Bildungsstandards</strong> „Unsicherheit“ (Haider et al. 2005a, S. 39): „[...] [A]ls Zielbeschrei-<br />

bungen und <strong>für</strong> eher diagnostische Zwecke [...]“ scheinen sie einleuchtend, doch gerade<br />

„[...] wie der Unterricht entsprechend zu optimieren [...]“ sein soll, liegt vorwiegend im<br />

Dunkeln (ebd., Hervorheb. i. Orig.). Betreffend des von Haider et al. angesprochenen<br />

Aspekts der pädagogischen Diagnostik kann nach Ingenkamp eingehakt werden, dass<br />

<strong>die</strong>se im konfliktreichen Spannungsfeld der ihr zuerkannten Aufgaben steht, der<br />

Förderung einerseits und der Selektion bzw. „Erteilung von Qualifikationen“ anderer-<br />

seits (Ingenkamp 1997, S. 17). Sie ist der Beurteilung der Lernenden gewidmet, zielt<br />

dabei aber auf weiterführende pädagogische Maßnahmen ab (ders. a.a.O., S. 16). Gehört<br />

<strong>die</strong> systematische „Beobachtung des Lernerfolges“ zum pädagogischen Handeln seit<br />

dessen Anbeginn, so ist eine pädagogische Diagnostik nach formellen Kriterien, <strong>die</strong> sich<br />

den Ansprüchen der wissenschaftlichen Reflexion stellen und über <strong>die</strong> reine Intuition<br />

hinausgehen will, relativ jung: Solche „Gütekriterien der Objektivität, Zuverlässigkeit<br />

und Gültigkeit“ sollen innerhalb der gerade da<strong>für</strong> anfälligen Massenschleuse Pflicht-<br />

schule der „Willkür und Protektion“ bei der Berechtigungsvergabe entgegenwirken<br />

(Ingenkamp 1997, S. 17). Allerdings sind in Deutschland, wie Ingenkamp feststellt, „<strong>die</strong><br />

Methoden zur Optimierung des Lernens“ völlig von jenen „[...] des Berechtigungs-<br />

wesens [...] überwuchert“, wodurch „[...] eine Weiterentwicklung didaktisch orientierter<br />

pädagogischer Diagnostik stark behindert“ wird (ders. a.a.O., S. 22). Somit kann nicht<br />

mehr überraschen, dass, selbst wenn mit den <strong>Bildungsstandards</strong> nun solche<br />

objektivierten, „möglichst genaue[n] Instrumente zur Erfassung des Lernerfolges“<br />

(ebd.) vorliegen sollten, wie sie Ingenkamps „Pädagogische Diagnostik“ seit ihrer<br />

Erstauflage 1985 einfordert, <strong>die</strong>se eher dazu ten<strong>die</strong>ren, in den alten Filz integriert zu<br />

werden, als zu seiner Ausdünnung beizutragen. Jenes „Idealmodell output-orientierter<br />

Steuerung“ (vgl. Abschn. 3.6. <strong>die</strong>ser Arb.) hat denn auch nach Specht „[...] seinen<br />

kritischsten Punkt, aber auch seine größte Schwachstelle dort, wo Ziele und Rück-<br />

meldungen in Entwicklungsarbeit und verändertes Unterrichtshandeln übersetzt werden<br />

sollen“ (Specht 2006, S. 33). Einer ähnlichen Ansicht ist Böttcher: Für ihn sind gerade<br />

Regelstandards „schwache Standards“, <strong>die</strong> weder das Schulsystem zu verändern, noch<br />

Ungleichheit zu reduzieren vermögen, denn sie würden nicht dazu taugen, den<br />

Unterricht in <strong>die</strong>sem Sinne zu beeinflussen (Böttcher 2005, S. 13). Sie können, ja sie<br />

„sollen“ sogar „[...] keine wirkliche Irritation des überkommenen Unterrichtsbetriebes<br />

bewirken [...]“, meint Herrmann, der den „Paradigmenwechsel“ so gar nicht mitvollzo-<br />

gen zu haben scheint, wenn er schreibt: „[...] [A]ngestrebter output ist in Wahrheit der<br />

84


neue input [...]“ (Herrmann 2005, S. 30); schlüssig insofern, als seiner Ansicht nach<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> „[...] <strong>die</strong> Transformationsprozesse von input in output gleich ganz<br />

ignorieren“ (ders. a.a.O., S. 37; Hervorheb. i. Orig.). Warum ein neuer Input? Die Lehr-<br />

pläne hätten Lucyshyn zufolge den großen Nachteil, dass sie „von Lehrer/innen kaum<br />

gelesen“ würden, weshalb ihre „Steuerungsqualität“ mit „unzureichend“ zu beurteilen<br />

sei (Lucyshyn 2008, S. 8). Mit den <strong>Bildungsstandards</strong> stellt sich <strong>die</strong> Situation nun<br />

anders dar, zu lesen haben <strong>die</strong> Lehrerinnen und Lehrer sie in jedem Fall, ob sie nun<br />

„verstanden“ werden, wie Lucyshyn einfordert und dem Erstellen ergebnisorientierter<br />

didaktischer Konzepte kausal voranstellt (ders. a.a.O., S. 14 und 16), oder auch nicht,<br />

denn sie „[..] müssen [...] prüfbar sein“ (Wespel 2004, S. 7); ein Umstand, der zur<br />

wiederholten Frage veranlasst, ob nicht eine „Teaching-to-the-Test-Didaktik“ drohe<br />

(z. B. ebd.). Ganz ohne Augurenlächeln lässt sich mit Altrichter & Schratz <strong>die</strong> Gegen-<br />

frage stellen: Was wird konkret unternommen, um „[...] den Stellenwert der anderen<br />

Seite des schulischen Lernens, der nicht über <strong>Bildungsstandards</strong> abgebildet wird [...],<br />

abzusichern und bewusst zu machen“ (Altrichter/Schratz 2007, S. 642 f.)? Die erhofften<br />

„unübersehbaren Signale im System“ (ebd.), sie sind noch nicht erschienen.<br />

3.9.3. Theoretische Grundlagen nach Thomas S. Kuhn<br />

Nachdem nun ausführlichst dargestellt wurde, dass der „Paradigmenwechsel“ ein höchst<br />

unscharfer, dehnbarer und irisierender Begriff ist, der sich aktuell vor allem <strong>für</strong><br />

folgendes eignet: ihn mit den jeweils passenden Bedeutungen aufzufüllen um <strong>die</strong><br />

eigenen Argumente zu untermauern, ihnen zumindest den Anschein der<br />

Wissenschaftlichkeit zu verleihen und anhand dessen den Gesprächspartnerinnen und<br />

-partnern deren Bedeutungsschwere aufzudrücken, ist es an der Zeit, sich jenem Mann<br />

zu widmen, der einen paradigm shift in <strong>die</strong> Wissenschaftstheorie eingeführt hat, dessen<br />

Popularität ihm später selbst zur Last fallen sollte. Es ist seltsam und auch ein wenig<br />

bedauerlich zu beobachten, mit welcher Sorglosigkeit und Leichtigkeit hier ein<br />

vollmundiges Schlagwort in den bildungspolitischen, medialen, populärwissenschaft-<br />

lichen und leider auch professionellen bildungstheoretischen Diskurs eingeführt wurde,<br />

ohne dass zuvor nur der Versuch einer exakten Definition unternommen worden wäre.<br />

Dies soll auch jetzt nicht nachgeholt werden; es wäre, wie sich herausstellen wird, der<br />

Mühe nicht wert.<br />

85


3.9.3.1. Kuhn, Schumpeter und der Mob<br />

Thomas S. Kuhn meinte mit dem in seinem Hauptwerk Die Struktur wissenschaftlicher<br />

Revolutionen 64 elaborierten Paradigmenwechsel-Konzept den Schlüssel da<strong>für</strong> gefunden<br />

zu haben, auf welche Weise sich Fortschritt in der Wissenschaft vollzieht: oft<br />

keineswegs kontinuierlich bzw. kumulativ, sondern durch revolutionäre Umwälzungen<br />

(Kuhn 1979, S. 16 f. und 27). Es gibt tatsächlich einige Analogien zwischen der Kuhn-<br />

schen theoretischen Beschreibung und jenem Prozess, der derzeit das Bildungswesen<br />

ergriffen hat, und auf sie möchten <strong>die</strong> folgenden Auszüge hinweisen. Eine erste<br />

Gemeinsamkeit ist <strong>die</strong> Konturlosigkeit des Ausdrucks „Paradigma“, wie er „[...] in der<br />

ersten Fassung des Buches [...] auf mindestens 22 verschiedene Arten gebraucht wird“<br />

(Kuhn 1979, S. 193), analysiert durch Mastermans (1970) auch Kuhns Ansicht nach<br />

„besonders überzeugende Kritik“ (ders. a.a.O., S. 237, Anm. 4). Auf einen wiederholten<br />

Versuch einer Klärung des so gründlich derangierten 65 Begriffs „Paradigma“ wird daher<br />

im Folgenden verzichtet, 66 vielmehr sei der Charakter des Paradigmenwechsels bei<br />

Kuhn von Interesse: Als „wissenschaftliche Revolutionen“, als eine Art kriegerischen<br />

Ausnahmezustand bezeichnet er jene „[....] Wechsel der fachlichen Positionen [...]. Sie<br />

sind <strong>die</strong> traditionszerstörenden Ergänzungen zur traditionsgebundenen Betätigung der<br />

normalen Wissenschaft“ (Kuhn 1979, S. 20). Die Ähnlichkeiten des Kuhnschen<br />

Schemas der wissenschaftlichen zur Schumpeterianischen Theorie der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung, <strong>die</strong> sich seit den Achtzigern zu einer Art Boom ausgewachsen hat (vgl.<br />

Reinert 2003, S. 289), sind bereits mehreren Kommentatorinnen und Kommentatoren<br />

aufgefallen (vgl. Backhouse 1996; Blättel-Mink 2006, S. 93 f.; Shionoya 1997, S. 265),<br />

von einer Vorwegnahme Kuhns durch Schumpeter ist <strong>die</strong> Rede, von erstaunlichen<br />

Parallelen ihrer Herangehensweisen (Kesting 2005, S. 90 f.). Für Schumpeter steht in<br />

Capitalism, Socialism and Democracy (1942) fest, dass durch den Kapitalismus und all<br />

seine strategischen Teilstücke ein „ewiger Sturm“ der „schöpferischen Zerstörung“<br />

gehen muss (vgl. Schumpeter 1972, S. 138). Durch industrielle Mutationsprozesse wird<br />

„[...] unaufhörlich <strong>die</strong> Wirtschaftsstruktur von innen heraus revolutioniert [...]“<br />

64 Die amerikanische Originalausgabe erschien 1962 unter dem Titel The Structure of Scientific<br />

Revolutions, <strong>die</strong> deutsche Übersetzung wurde 1967 erstveröffentlicht.<br />

65 Kuhn hat sich von <strong>die</strong>sem Wort später ganz klar distanziert, sogar <strong>die</strong> Schuld auf sich genommen, dass<br />

es den gewollten Sinn des, am ehesten: wissenschaftlichen Konsenses verfehlt habe und stattdessen in<br />

der globalen Bedeutung einer „whole bloody tradition“ längst „[...] messed [...] up [...]“, zugrunde gerichtet<br />

worden sei (Kuhn 2000, S. 298 f.).<br />

66 Die vorliegende Arbeit schließt sich ehestenfalls Klages & Löffler an: Demnach ist ein Paradigma<br />

bloß „an extended family of ideas that are somehow interrelated“ (Klages/Löffler 1998, S. 41; zit. n.<br />

Recum 2006, S. 72 f., Anm. 7).<br />

86


(Schumpeter 1972, S. 137), „[...] in unsteten Stößen, <strong>die</strong> voneinander durch Spannen<br />

verhältnismäßiger Ruhe getrennt sind“, wenn wieder einmal <strong>die</strong> „[...] Absorption der<br />

Ergebnisse der Revolution im Gang ist [...]“ (ders. a.a.O., ebd., Anm. 2). Schon in<br />

seinem Frühwerk Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung (1912) hat Schumpeter den<br />

dynamischen (bei ihm: rein männlich gedachten) Unternehmern in mittlerweile<br />

geflügelten Worten Dramatisches prophezeit: „Sie werden Neues schaffen und Altes<br />

zerstören [...]“ (Schumpeter 1912, S. 157), dabei mitunter „[...] <strong>die</strong> nationale Politik [...]<br />

beeinflussen, den natürlichen Gang der Wirtschaft durch gesetzliche und ungesetzliche<br />

Mittel [...] abändern“ (ebd.). Kuhn wiederum zieht Parallelen zwischen „der“ 67<br />

politischen und der wissenschaftlichen Revolution: Beide würden durch ein zur „Krise“<br />

anwachsendes, oft auf einen kleinen Teil der politischen bzw. wissenschaftlichen<br />

Gemeinschaft beschränktes Gefühl losgetreten, „[...] daß <strong>die</strong> existierenden Institutionen<br />

aufgehört haben, den Problemen, <strong>die</strong> eine teilweise von ihnen selbst geschaffene<br />

Umwelt stellt, gerecht zu werden“ (Kuhn 1979, S. 104, Orthogr. lt. Orig.), anders<br />

gesagt, den Eindruck mangelnder Kompetenz und Anschlussfähigkeit vermitteln. In<br />

beiden Fällen spaltet ein neues, mit dem alten unvereinbares und innerhalb dessen<br />

Axiomatik absolut illegitimes Bekenntnis <strong>die</strong> betreffende Gesellschaft in feindliche<br />

Lager. Der Punkt ist erreicht, an dem versöhnliche Konfliktlösung unmöglich und<br />

gerade <strong>die</strong> „Massenüberredung“, nötigenfalls mit „Gewalt“, zum letzten Refugium der<br />

eigenen Wahrheit wird (ders. a.a.O., S. 105 f.). 68 Solange <strong>die</strong> Bindung an <strong>die</strong>selben<br />

Normen <strong>die</strong> Forschungsgemeinschaft eint, geht <strong>die</strong> „normale Wissenschaft“ ihren<br />

geregelten Gang, besteht eine bestimmte Tradition fort (Kuhn 1979, S. 26); in dem<br />

Moment aber, in dem es dem neuen Paradigma gelingt, <strong>die</strong> Glaubensfrage zu stellen, <strong>die</strong><br />

meisten Forscher <strong>die</strong>ser Generation von der „Konversion“ zu überzeugen (ders. a.a.O.,<br />

67 Was Kuhn hier als Prototyp einer politischen Revolution beschreibt, ist <strong>für</strong> Zill <strong>die</strong> Metapher vom<br />

Bürgerkrieg, oder auch vom Putsch als Sesseltausch zweier Eliten; auf keinen Fall jedoch der Kampf<br />

einer unterdrückten Gruppe, überhaupt erst einmal den politischen Zugang zu erlangen, den <strong>die</strong><br />

bestehende Herrschaftskonfiguration verwehrt (Zill 1999, S. 129). Nun hebt Kuhn nicht <strong>die</strong> Anfänge,<br />

sondern den dunkelsten Moment der Krise hervor: <strong>die</strong> totale „Polarisierung“ mit dem Umsturz als<br />

einzigem Ausweg – dann, wenn „[...] <strong>die</strong> eigentliche politische Auseinandersetzung [versagt]“ (Kuhn<br />

S. 105, Hervorheb. entf.). Eine solche sei aber noch lange kein revolutionäres Konstitutivum, eher<br />

wissenschaftliches Charakteristikum; Kuhn habe sich einer voreingenommen gewählten Ableitung<br />

be<strong>die</strong>nt, so Zill (a.a.O., S. 129 f.). Für Kuhns Argumentation spielt es allerdings im Endeffekt keine<br />

Rolle, ob eine gemeinsame Gesprächsbasis, sei es auf gleicher oder unterschiedlicher Augenhöhe, je<br />

vorhanden gewesen wäre.<br />

68 Neben dem neuen Oberparadigma kann kein zweites bestehen, und eben weil es sich um eine Machtfrage<br />

handelt, auch keine überinstitutionelle Entscheidungsinstanz oder neutrale Vermittlerin mehr<br />

aufgerufen werden – übertragen auf <strong>die</strong> wissenschaftliche Revolution bedeutet <strong>die</strong>s: Der interdisziplinäre<br />

Dialog muss scheitern, weil <strong>die</strong> Konfliktparteien gar nicht mehr anders können, als nur aneinander<br />

vorbei zu reden (Kuhn 1979, S. 106 und 122).<br />

87


S. 168 und 163) bzw. spätestens dann, wenn <strong>die</strong> Mehrheit der kommenden absorbiert<br />

worden ist, verschwindet das alte praktisch unaufgefordert: Wer sich verweigert, übt<br />

sich in Selbstexklusion, nicht nur aus dem Mainstream, sondern der Fachwissenschaft<br />

überhaupt (Kuhn 1979, S. 33 und 170). Für gewöhnlich ist es eine der Schulen aus<br />

vorrevolutionärer, bei Kuhn der „Vor-Paradigma Zeit“, <strong>die</strong> schlussendlich triumphiert<br />

(ders. a.a.O., S. 32). Lakatos hat das gesamte auf Kuhn beruhende Paradigmen-Konzept<br />

radikalst in Frage gestellt. Seine Kritik richtet sich gegen <strong>die</strong> „Reduktion der<br />

Wissenschaftstheorie auf <strong>die</strong> Wissenschaftspsychologie“ (Lakatos 1974, S. 172) und<br />

setzt daran an, dass Wissenschaft bei Kuhn stets reich an Anomalien und<br />

Unstimmigkeiten ist, in „normalen“ Perioden das dominante Paradigma dennoch ein<br />

bestimmtes Wachstumsmuster sichert, welches allerdings nur darauf zusteuert,<br />

schlussendlich von der „Krise“ überrollt zu werden (ders. 1970, S. 178; vgl. Kuhn 1976,<br />

S. 134) – <strong>die</strong>se aber ist ein psychologisches Prinzip, „[...] a contagious panic“ (Lakatos<br />

1970, S. 178). Unterdessen taucht nun ein neues Paradigma auf, inkommensurabel mit<br />

seinem Vorgänger (ebd.; vgl. Kuhn 1976, S. 116), rationale Maßstäbe <strong>für</strong> deren Ver-<br />

gleich kann es nicht geben, da jedes Paradigma eine völlig neue Art von Vernunft mit<br />

sich bringt und überparadigmatische Standards nicht existieren (Lakatos 1970, S. 178).<br />

Die Veränderung, so Lakatos' Fazit, ist nichts als ein „bandwagon effect“ (ebd.) – „eine<br />

Sache der Mode“ in der deutschen Übersetzung von Feyerabend & Szabó (Lakatos<br />

1974, S. 172) –, <strong>die</strong> wissenschaftliche Revolution im Geiste Kuhns somit „[...]<br />

irrational, a matter for mob psychology“ (Lakatos 1970, S. 178, Hervorheb. i. Orig.).<br />

Woran sind nach Kuhn „Paradigmenwechsel“ noch zu erkennen?<br />

„Das Wuchern konkurrierender Artikulationen, <strong>die</strong> Bereitschaft, alles zu versuchen,<br />

der Ausdruck einer offenen Unzufriedenheit, das Zufluchtsuchen bei der Philosophie<br />

und <strong>die</strong> Grundlagendiskussion, all das sind Symptome [...]“ (Kuhn 1979, S. 103).<br />

Die Parallelen zu jenem Spezifikum in Gefolgschaft des PISA-Schocks sind m.E.<br />

unübersehbar; wo sich hier <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kritikerinnen und Kritiker <strong>die</strong> großzügigsten<br />

Angriffsflächen bieten, liegen auch dort Schwachstellen, <strong>die</strong> nicht nur <strong>die</strong> Metapher<br />

brüchig werden, sondern <strong>die</strong> Selbstverständlichkeit ihrer realen Umsetzung fragwürdig<br />

erscheinen lassen. Dies umso mehr, weil ja <strong>die</strong> erneute Lektüre Kuhns vor dem<br />

veränderten Hintergrund der Wissensgesellschaft erfolgt, deren Kompetenzfixiertheit<br />

auch auf den Innovationsbegriff abgefärbt hat: Das überlegene Innovationsverständnis<br />

entspricht jetzt dem kontinuierlichen Revisionsprozess durch <strong>die</strong> vielen lebenslang<br />

lernenden Individuen (vgl. Bormann/Gregersen 2007, S. 45 f.), längst nicht mehr den<br />

88


„von einigen wenigen Spezialisten“ ausgehenden dramatischen „großen Würfen“<br />

(Reimann 2005, S. 54). Gekoppelt mit der unaufhaltsamen Präferenz der kompetenz-<br />

basierten, prozessualen Wissensauffassung sehen Bormann & Gregersen daher auch „im<br />

Bildungsbereich“ <strong>für</strong> „radikale, revolutionäre Innovationen im Schumpeter'schen<br />

Sinne“ keine Chance mehr (Bormann/Gregersen 2007, S. 45 f.) – das Erfolgsgeheimnis<br />

läge heute darin, Reformen „inkremental-evolutionär“ abzuwickeln, was soviel bedeutet<br />

wie „in kleinen Schritten vorwärtsgehend“ (Reimann 2005, S. 54, Anm. 5; vgl. Abschn.<br />

3.6. <strong>die</strong>ser Arb.). Es sieht ganz so aus, als ob <strong>die</strong> Bildungspolitik im Versuch, eine<br />

moderne Innovation durchzusetzen, auf traditionelle Druckmittel zurückgreift und damit<br />

doch wieder bei so zweifelhaften Vordenkern wie Kuhn und Schumpeter anlangt. Neben<br />

den genannten Affinitäten revolutionärer Umwälzungen in Wissenschaft, Politik und<br />

Ökonomie gibt es aber noch einen weiteren Grund, den wirtschaftlichen Fokus<br />

Schumpeters in <strong>die</strong>se Betrachtung zu integrieren; Gößling hat ihn bereits benannt: Er<br />

kommt aufgrund der derzeitigen Bildungsökonomisierung zum etwas polemischen<br />

Schluss, „[...] dass erziehungswissenschaftliche Paradigmenwechsel wirtschaftlichen<br />

Konjunkturschwankungen unterliegen“ (Gößling 2008, S. 247, Anm. 6).<br />

3.9.3.2. Vom „reform deadlock“ zum „paradigm deadlock“<br />

Der „Paradigmenwechsel“ im Bildungswesen will nicht nur methodischer Richtungs-<br />

wechsel, bloß förmliche Kehrtwendung in der Praxis sein, sondern vor allem ein Blick-<br />

und Perspektivwechsel durch und durch. Nachgelesen bei Kuhn, „[...] muß zur Zeit<br />

einer Revolution [...] <strong>die</strong> Wahrnehmung des Wissenschaftlers [...] neu gebildet werden –<br />

in manchen vertrauten Situationen muß er eine neue Gestalt sehen lernen“: Aus Enten<br />

werden mitunter Kaninchen (Kuhn 1979, S. 123 f., Orthogr. lt. Orig.).<br />

Abb. 8: Die Kaninchen-Ente. Quelle: Jastrow 1971, S. 295.<br />

89


Ein Vexierbild wie <strong>die</strong>ses bringt unweigerlich <strong>die</strong> Wahrnehmung zum Fluktuieren, löst<br />

„perceptual switches“ (Kuhn 1970, S. 114) aus: Ein „Gestaltwandel“ vollzieht sich, der<br />

<strong>für</strong> Kuhn ein „nützliches“, wenngleich nicht ohne Einschränkungen anwendbares „[...]<br />

Modell dessen [ist], was bei einem vollständigen Paradigmawechsel geschieht“ (ders.<br />

1979, S. 98). Den erkenntnistheoretisch holistischen Ansatz von N.R. Hansons Patterns<br />

of Discovery (1958) im Hintergrund, verweist Kuhn auf dessen psychologische Ex-<br />

perimente mit besonderem Nachdruck (ders. a.a.O., S. 125). Nur dank eines „external<br />

standard“ (Kuhn 1970, S. 114), nämlich der real existierenden Kaninchen und Enten –<br />

jedoch auf keinen Fall eines solchen Hybrids – kann sich <strong>die</strong> Versuchsperson gewiss<br />

sein, dass das, was sie sieht, nicht ident ist mit dem, worauf sie blickt (ders. 1979,<br />

S. 126). Der Umstände halber konträr verhält es sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wissenschaftlerin/den<br />

Wissenschaftler: Es gibt weder eine äußere Norm, anhand derer sie/er ihre/seine Sicht-<br />

verschiebung bezeugen, noch eine/n allwissenden Experimentator/in, der <strong>die</strong>se<br />

beglaubigen könnte (Kuhn 1979, S. 126). Wer oder was nimmt betreffend des<br />

„Paradigmenwechsels“ im Bildungssystem jenen Platz der „äußeren Autorität“ (ebd.)<br />

ein? Anders gefragt: Woher sonst rührt <strong>die</strong>se plötzliche Überzeugung? Mit Kuhn: „Wie<br />

kam es zu <strong>die</strong>sem Wandel des Sehens? Natürlich durch Galileis persönliches Genie“<br />

(Kuhn 1979, S. 131), oder wahlweise das des „[...] Kopernikus, Newton, Lavoisier und<br />

Einstein [...]“ (ders. a.a.O., S. 20). Ein Paradigma muss „gefunden“ werden, auf dem<br />

Weg der „Intuition“, erst dann kann es den „Gestaltwandel“ auslösen (ders. a.a.O.,<br />

S. 132 und 135). Tritt <strong>die</strong>ser ein, beendet er wie ein „Blitzstrahl“ der „Erleuchtung“<br />

<strong>die</strong>se Krise (ders. a.a.O., S. 134 f.), das jedoch ein <strong>für</strong> allemal. Solange aber der<br />

permanente Auffassungswechsel nicht gestoppt werden kann – vom Kaninchen zur<br />

Ente, immer und immer wieder –, dauert <strong>die</strong> Krisenperiode fort; etwas stimmt ganz und<br />

gar nicht (ders. a.a.O., S. 126). Als „freak phenomenon“ ist Multistabilität noch oft<br />

bewertet worden, und insbesondere Kippfiguren sind zum „favorite toy“ <strong>für</strong> sie alle<br />

avanciert: <strong>die</strong> Psychologie, <strong>die</strong> Physik, <strong>die</strong> Neuronale Netzwerktheorie, <strong>die</strong> Philosophie<br />

und nicht zuletzt <strong>die</strong> Kunst (Kruse/Stadler 1995, S. 5 f.). Seit <strong>die</strong> Original-Zeichnung<br />

„Kaninchen und Ente“ 1892 in der satirischen Zeitung Fliegende Blätter (Jg. 97, Nr.<br />

2465, Bl. 147) 69 erschienen ist, hat sie Jastrow, Wittgenstein – der <strong>die</strong> Idee <strong>für</strong> seine<br />

eigene Zeichnung (siehe Wittgenstein 1977/PU II, S. 309) aus Jastrow entnimmt (ders.<br />

a.a.O., S. 308), Kuhn – der keine Quelle angibt, aber auf <strong>die</strong> vom Prinzip her gleiche<br />

69 Diese Zeitung wurde von der Universitätsbibliothek Heidelberg digitalisiert und ist einsehbar unter<br />

der URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/fb97/0147<br />

(Zuletzt einges.: 26.03.2010).<br />

90


Hasen-Antilopen Figur bei Hanson (1975, S. 13 f.) verweist (Kuhn 1979, S. 98) – und<br />

viele andere gleichermaßen gefesselt; darunter auch Gombrich, der seine Eindrücke<br />

folgendermaßen beschreibt:<br />

„[...] we are compelled [...] to see the shape apart from its interpretation, and this, we soon<br />

discover, is not really possible. [...] we can switch from one reading to the other with increasing<br />

rapidity [...], but [...] we cannot experience alternative readings at the same time“<br />

(Gombrich 1968, S. 4 f.; zit. n. Rimmon 1977, S. ix, Hervorheb. d. Verf.).<br />

Daraus folgt nach Rimmon, dass sich jene zwei gegenseitig ausschließen: Wir sehen<br />

entweder <strong>die</strong> Ente oder das Kaninchen, es handelt sich um eine Pattsituation ohne<br />

jeglichen Anhaltspunkt, sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> eine Interpretation eher als <strong>für</strong> <strong>die</strong> andere zu<br />

entscheiden (Rimmon a.a.O., S. x). Solange wir den Blick nicht abwenden, können wir<br />

nichts weiter tun, als gefangen im Widerspruch hin und her zu schwanken, Rimmon<br />

nennt <strong>die</strong>se Situation eine völlig verrannte, „a visual deadlock“ (ebd.) – und doch<br />

erweist sich <strong>die</strong>ser vermeintliche Stillstand <strong>für</strong> sie, <strong>die</strong> sie von einem künstlerischen<br />

Standpunkt ausgeht, gerade nicht als Sackgasse, sondern als befreiendes Innehalten.<br />

Fatal ist nicht <strong>die</strong> Verstörung, sondern der Zugzwang der Normalität. 70 Der<br />

„Paradigmenwechsel“ im Bildungswesen operiert unter anderen Parametern: Hier soll<br />

er der Ausweg sein <strong>für</strong> das im „reform deadlock“ („Reformstau“ 71 ) gestockte System,<br />

Entschlossenheit und Unumkehrbarkeit sind seine Kennzeichen. In der Wissenschaft<br />

muss, so Kuhn, <strong>die</strong>ser „[...] Übergang zwischen inkommensurablen Dingen [...], wie der<br />

Gestaltwandel, auf einmal [...] geschehen oder überhaupt nicht“, ganz – oder gar nicht<br />

(Kuhn 1979, S. 161). Indes, nicht jedes Element ergibt sich der Doppeldeutigkeit;<br />

manches <strong>die</strong>nt nur der einen, und wird in der gegenteiligen Lesart übersehen (Rimmon<br />

1977, S. x). Kein Paradigma kann <strong>die</strong> Universallösung aller Probleme bieten (Kuhn<br />

1979, S. 122); und weil immer bestimmte Probleme – jene, über <strong>die</strong> das neue Paradigma<br />

70 Diese besondere Unfähigkeit, immer nur eine bestimmte Weise, <strong>die</strong> Dinge zu sehen, auf einmal<br />

verarbeiten zu können, als der Menschen biologisches Fatum zu postulieren, wäre ein Fehlschluss.<br />

„We can only handle one way of seeing things at a time“ (James Burke, The Day the Universe<br />

Changed [BBC-TV series], his final speech; zit. n. Nelson 1992, o. S.) – damit müssen wir uns nicht<br />

länger zufrieden geben, meint Burke und erklärt auch warum: „We've never had systems that would<br />

let us do more than that“, sodass es keine andere Wahl gab als <strong>die</strong>, mit der gerade vorherrschenden<br />

Sichtweise konform zu gehen – bis zu dem Zeitpunkt, als mit dem WWW <strong>die</strong> Möglichkeit konkret<br />

wurde, Millionen verschiedener Meinungen und Weltanschauungen in einem einzigen elektronischen<br />

Protokoll fassbar zu machen, und damit der Zugzwang, sich jeglicher Art von Zentralismus zu fügen,<br />

theoretisch obsolet wurde (ebd.). Zum Greifen nah schon sieht Burke <strong>die</strong> künftige Gesellschaftsformation<br />

einer „balanced anarchy“ bzw. „open society“, wohl wissend, dass <strong>die</strong>ses neue Instrument<br />

sich ebenso gut zur Durchsetzung des totalen Konsenses eignete (ebd.).<br />

71 In Österreich ist <strong>die</strong>ses Schlagwort, das aus der bildungspolitischen Berichterstattung Eingang in den<br />

wissenschaftlichen Diskurs (z. B. Lassnigg et al. 2007, S. 145 f.) gefunden hat, auch 2009 noch nicht<br />

aus den Me<strong>die</strong>n verschwunden (vgl. SPÖ-Parlamentsklub 2006; Badelt/Schwarz 2009; Jank 2009).<br />

Auf Deuschland bezogen setzt etwa Busemeyer (2009) <strong>die</strong> Entwicklung der Berufsbildung in eine<br />

Klammer aus „Wandel“ und „Reformstau“.<br />

91


hinwegsehen muss, weil es sie nicht beheben kann (oder will?) – als nachrangig<br />

betrachtet werden, ist letztlich ein Werturteil erforderlich (vgl. ebd.), und als solches<br />

auch anfechtbar; <strong>die</strong> Entscheidung wird sich nach Kuhn stets auf äußere Kriterien<br />

berufen: Hierin liegt das „revolutionäre“ (ebd.), man könnte auch sagen, das subjektiv<br />

progressive Moment, hieraus erklärt sich der Protest durch <strong>die</strong> Kritik. Der Gesamt-<br />

eindruck aus dem neuen Blickwinkel heraus ist der einer Reorganisierung: Plötzlich, so<br />

Wittgenstein in Anbetracht der Kaninchenente, „[...] sind Teile des Bildes zusammen-<br />

gehörig, <strong>die</strong> früher nicht zusammengehörig waren“ (Wittgenstein 1977/PU II, S. 333).<br />

Der Vorwurf bzw. das Lob, mittels der <strong>Bildungsstandards</strong> würde zusammen gebracht,<br />

was nicht bzw. ohnehin zusammengehört, wird ebenfalls nicht ohne Werturteil<br />

auskommen und falls positiv, einen Progress begrüßen, falls negativ, einen Regress<br />

beklagen. Die Ambiguität von Wörtern und Sätzen ist das sprachlich-semantische<br />

Parallelphänomen zur Kippfigur: Nach Rimmon grenzen sich ambige dadurch klar von<br />

ihren Verwandten, den ambivalenten und den vagen Begriffen ab (vgl. Rimmon 1977,<br />

S. 16 f.). Ein ambiger Ausdruck schreit: „Entscheide dich!“, stellt aber keinerlei An-<br />

haltspunkt da<strong>für</strong> bei; trotz des Inkompatibilitätskonflikts existieren beide Bedeutungen<br />

fortwährend nebeneinander (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 17 und 226). Auf Dauer wirkt ein solch<br />

unentschiedener Zustand lähmend, das Ungewisse und Absurde kann nicht Handlungs-<br />

basis sein, wo lebenspraktische Funktionstüchtigkeit zwingend erforderlich wäre (vgl.<br />

<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 234). Um <strong>die</strong>se Paralyse zu lösen, kann es schon ausreichen zu glauben,<br />

dass alles seine Richtigkeit hat, was umso leichter fallen wird, je größer <strong>die</strong> Zahl an<br />

Glaubensschwestern und -brüdern bereits ist. Der Kontext wirkt dabei oft als ein Filter,<br />

der potentielle Ambiguitäten liqui<strong>die</strong>rt, indem er einen homogenen Sinn stiftet, zugleich<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Gleichförmigkeit der Äußerungen sorgt (vgl. Rimmon 1977, S. 69). Ist ein<br />

Paradigma erst einmal stabil, kehrt nach Kuhn der normale Alltag ein, „[...] hat der<br />

Wissenschaftler nicht wie <strong>die</strong> gestaltpsychologische Versuchsperson <strong>die</strong> Freiheit,<br />

zwischen verschiedenen Sehweisen hin und her zu wechseln“ (Kuhn 1979, S. 98). Des<br />

einen Freiheit, des anderen Zwang, bloß der Relativist selbst hat anscheinend nichts zu<br />

verlieren (vgl. Kuhn a.a.O., S. 218 sowie seine Replik auf den Relativismusvorwurf, S.<br />

216 ff.). Nur: Dieses Spannungsfeld fällt nicht ganz einfach in sich zusammen, bloß<br />

weil niemand da ist, der es betritt, und Kuhn selbst hat sozusagen „den Fuß in der Tür“:<br />

Der Versuchsperson Zwang ist bei ihm der Wissenschaftlerin/des Wissenschaftlers<br />

Freiheit dann, wenn ein gerüttelt Maß an „Willkür“ enthalten ist (vgl. Kuhn 1979,<br />

S. 19). Der Befreiungsschlag verausgabt sich nun erstens in der Phase der Revolution,<br />

92


danach wird aus der Autonomie <strong>die</strong> selbstgewählte Pflicht; zweitens erklärt Kuhn nicht,<br />

wessen „Willkür“ er denn meint? „Manche müssen unfrei bleiben“ (Kreisler 2007,<br />

S. 106), heißt es in einem Chanson Georg Kreislers. Wie aus einer Laune des Schicksals<br />

heraus haben, geht es nach Kuhn, irgendwelche „[...] zufälligen persönlichen und<br />

historischen Umstände [...] bedeutenden Einfluß auf <strong>die</strong> wissenschaftliche Entwicklung<br />

[...]“ (Kuhn 1979, S. 19). Sozialkritik war Kuhns Metier ebenso wenig wie bitterböser<br />

Spott; wiewohl beide, Kreisler und Kuhn, am selben Tag (18. Juli 1922) das Licht der<br />

Welt erblickten, ist ihre Sicht auf eben<strong>die</strong>se völlig konträr, und doch, zusammen-<br />

genommen ergibt sich ein adäquates Bild. „Keiner ist immun, wenn er den Zug<br />

versäumt, der ihn dann freiträgt“, setzt Kreisler obigen Vers fort, und: „Wenn er den Zug<br />

nicht sieht und alles komplizieren muß, dann wird es Regeln geben, <strong>die</strong> er respektieren<br />

muß“ (Kreisler 2007, S. 106, Orthogr. lt. Orig.). Augäpfel, schreibt Hanson, sind blind;<br />

der Mensch sieht, nicht <strong>die</strong> Augen (Hanson 1975, S. 6). Das so gänzlich verschiedene<br />

Gesehene hängt nicht von den Netzhauteindrücken ab – <strong>die</strong>se sind ja ident, egal ob Ente<br />

oder Kaninchen (vgl. Kuhn 1979, S. 138), sondern davon, „[...] worauf er blickt, wie<br />

davon, worauf zu sehen ihn seine visuell-begriffliche Erfahrung gelehrt hat“ (ders.<br />

a.a.O., S. 125); beide, Betrachter/in und Betrachtetes, sind, wie Horkheimer konkret<br />

hervorkehrt, „durch ihren geschichtlichen Charakter“ sowie „gesellschaftlich prä-<br />

formiert“ (Horkheimer 1970, S. 21). Die Lehre, <strong>die</strong> Kuhn aus dem, wie er selbst sagt,<br />

größten Makel seiner Struktur der wissenschaftlichen Revolutionen, dem „Fehlen einer<br />

angemessenen Diskussion der Gemeinschaftsstruktur“ (Kuhn 1979, S. 193), gezogen<br />

hat, ist folgende: „Jede Untersuchung paradigma-gelenkter oder paradigma-zerstören-<br />

der Forschung muß mit der Lokalisierung der verantwortlichen Gruppe oder Gruppen<br />

beginnen“ (ders. a.a.O., S. 191, Hervorheb. d. Verf., Orthogr. lt. Orig.). Hierauf wird<br />

gerade auch gelenkt, wer sich mehr als Beobachterin/Beobachter, denn als Akteurin/<br />

Akteur begreift: Dem durch den Wechsel hervorgerufenen Erstaunen kommt das geson-<br />

derte Wiedererkennen der Einzelkomponenten nicht annähernd gleich (vgl. Wittgenstein<br />

1977, S. 317), <strong>die</strong> Perspektivumkehrungen in der Thiéry-Figur (vgl. Abb. 9, S. 94 <strong>die</strong>ser<br />

Arb.) zwingen <strong>die</strong> Aufmerksamkeit auf <strong>die</strong> Fläche (vgl. Gombrich 1983, S. 241; zit. n.<br />

Kalkofen 2003, S. 367), der permanente Zwiespalt im ambigen Ausdruck auf das<br />

Medium bzw. <strong>die</strong> Form (vgl. Rimmon 1977, S. 230 f.), <strong>die</strong> Hochfrequenz-Switches in<br />

der Kaninchenente weg von der Figur, hin zu den „Linien auf dem Papier“ (Kuhn 1979,<br />

S. 126). Bleibt, derart genötigt, <strong>die</strong> Aufmerksamkeit dauerhaft hängen, tritt u. U. jener<br />

Zustand ein, den Rimmon <strong>die</strong> Deautomatisierung nennt (vgl. Rimmon 1977, S. 230).<br />

93


Hierin liegt vielleicht <strong>die</strong> einzig wirkliche Chance<br />

in <strong>die</strong>sem Prozess, dem der „Paradigmenwechsel“ das<br />

Bildungswesen und alle darin Involvierten aussetzt.<br />

Den Satz „no choice is possible“ (Rimmon 1977,<br />

S. 226) konnte sich allerdings bislang nur <strong>die</strong> Kunst<br />

noch erlauben, ohne damit ihre eigene Niederlage<br />

einzugestehen – indem sie, da sie unnachgiebig an <strong>die</strong><br />

Grenzen der Wahrnehmung stößt (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O.,<br />

S. 234), <strong>die</strong>se illuminiert, nach Gombrich: gegen <strong>die</strong><br />

Automatismen der Perzeption ankämpft (Gombrich<br />

1969, S. 67; zit. n. Rimmon 1977, S. 241).<br />

Dies sind <strong>die</strong> Bedingungen, <strong>die</strong> erst ausschlaggebend da<strong>für</strong> sind, dass auf <strong>die</strong><br />

Aufkündigung eben der – künstlerischen (!) – Beziehung verzichtet werden kann, <strong>die</strong><br />

ein solch „unmögliches Mögliches“ erschaffen hat (vgl. Rimmon a.a.O., S. 235). Von<br />

daher hat <strong>die</strong> vertiefte Betrachtung visueller und verbaler Kippfiguren weder der Aus-<br />

flucht noch der Verbrämung <strong>die</strong>nen sollen, sondern gerade wenn <strong>die</strong> „Krise“ mit Kuhn<br />

„das Lockern der Schablonen“ (Kuhn 1979, S. 102) herbeiführt, darf abschließend an<br />

dessen Feststellung erinnert werden, „[...] daß es wissenschaftliche Forschung auch<br />

ohne Paradigmata geben kann oder zumindest ohne solche, <strong>die</strong> so unzweideutig und<br />

bindend sind [...]“ (ders. a.a.O., S. 26, Orthogr. lt. Orig.).<br />

3.10. Die Wende zum Bild<br />

Eine „Trope oder Denkfigur“, ein Fall kulturgeschichtlicher Iteration sei sie, <strong>die</strong> Wende<br />

zum Bild, so W. J. T. Mitchell: schon da gewesen etwa in der Erfindung der künstlichen<br />

Perspektive oder der Fotografie, oft mitten im reproduktionstechnologischen Sprung, in<br />

ihrer Wirkung nicht selten berauschend und <strong>für</strong>chterlich zugleich – und doch kein<br />

Privilegium der Neuzeit (vgl. Mitchell 2009, S. 320 f.). Der Tanz ums Goldene Kalb<br />

und <strong>die</strong> Zerschmetterung der Bundestafeln wird zur prototypisch Schrecken<br />

erregendsten Variante einer Bildwende, <strong>die</strong> ihr nicht weniger horrendes Gegenstück, wie<br />

Mitchell andeutet, in der Führer-Idolatrie der jüngeren Zeitgeschichte fände (vgl. ebd.).<br />

Bereits an <strong>die</strong>ser Stelle wird deutlich, wie schnell falsche Schuldzuweisungen fallen,<br />

wenn das Bild als metaphysische Personifikation des Bösen, <strong>die</strong> manipulative Macht<br />

des Bildfetisch verabsolutiert und damit gerade dem Nicht-Schauen- bzw. Wegschauen-<br />

Können eine Absolution erteilt wird. Da<strong>für</strong>, sich hinter der „Furcht vor der 'neuen<br />

94<br />

Abb. 9: Thiérys „Pseudoskopisches<br />

Doppelprisma“ (Wundtscher Begriff,<br />

vgl. Wundt 1910, S. 37, Fig. 269).<br />

Quelle: vgl. Kalkofen 2003, S. 367,<br />

Fig. 15.9.


Dominanz' des Bildes“ (Mitchell a.a.O., S. 321) zu verkriechen, ist es viel zu spät; allein<br />

aus einer vergangenheitsbezogenen Sicht, aber auch im Blick nach vorn. Denn <strong>die</strong><br />

Wende findet statt, und wie sie das tut, geschieht in einer Umfassendheit, zu der sich<br />

keine historische Vorläuferin finden lässt und deren Einzigartigkeit noch am ehesten im<br />

Vergleich mit der Wirkungsweise des Linguistic Turn Richard Rortys (1967) begriffen<br />

werden kann (vgl. Mitchell 2009, S. 321). Der Pictorial Turn, den Mitchell (1995,<br />

S. 11-34) diagnostiziert, überholt jenen mit lautem Widerspruch, indem er dem Logo-<br />

zentrismus und der Sprachfixiertheit des Denkens <strong>die</strong> Kurzsichtigkeit einer Negierung<br />

der Potenz und Präsenz des Bildhaften entgegen hält und <strong>für</strong> <strong>die</strong> wissenschaftliche<br />

Sezierbarkeit des ikonophob-ikonoklastischen Komplexes plä<strong>die</strong>rt (vgl. Mitchell 2009,<br />

S. 327). An <strong>die</strong> Stelle des Versuchs, sich vom Bild zu befreien, der vermeintlichen<br />

Fesseln des Visuellen und der verbalen Metaphorik zu entledigen, soll das Begreifen der<br />

Bildlichkeit als sprachimmanentes (bzw. der Sprachlichkeit als bildimmanentes) Prinzip<br />

treten; bei Mitchell noch versehen mit dem Stachel der herrschaftskritischen Reflexion<br />

der Sehpraktiken innerhalb eines Blickregimes – ein Aspekt, welcher bei Gottfried<br />

Boehm, der mit leichter Verzögerung auch im deutschsprachigen Raum der „Wieder-<br />

kehr der Bilder“ (Boehm 2006, S. 13 ff.) als Iconic Turn 72 Aufmerksamkeit verschafft,<br />

zugunsten einer hermeneutischen Versenkung in den Betrachtungsgegenstand in den<br />

Hintergrund tritt (vgl. Falkenhausen 2007, S. 8 sowie Stiegler 2008).<br />

„We return to the inclusive form of the icon“ (McLuhan 1964, S. 12; zit. n. Hartmann<br />

2009, S. 39), steht <strong>für</strong> Marshall McLuhan schon Anfang der sechziger Jahre fest, und<br />

selbst da braucht er bloß auf einen Zug aufzuspringen, der mit Walter Benjamin bereits<br />

Jahrzehnte zuvor abgefahren ist: Schrift, so dessen Eindruck im Jahr 1928, wird aus<br />

dem Buch <strong>die</strong> Reklametafeln hochgezerrt und durchprasselt als unaufhörlicher<br />

Buchstabenregen den öffentlichen Raum (vgl. Benjamin 1983, S. 28; zit. n. Hartmann<br />

2009, S. 20). Durch <strong>die</strong> Risse in der Gutenberg- (vgl. McLuhan 1995) flimmert bereits<br />

<strong>die</strong> Turing-Galaxis (vgl. Coy 1995; Grassmuck 1995), 73 noch bevor der Fernsehapparat<br />

72 Zu den Divergenzen der theoretischen Programmatik hinter den beiden Begriffen Pictorial Turn und<br />

Iconic Turn siehe den Briefwechsel Boehm-Mitchell in Belting 2007, S. 27-46.<br />

73 Johannes Gutenberg (* um 1400 in Mainz, †1468 ebd.) entwickelte um 1450 das Grundkonzept der in<br />

beliebigen Variationen setzbaren Lettern (Typen), ein Instrument <strong>für</strong> deren Guss, <strong>die</strong> hölzerne Buchdruckerpresse,<br />

spezielle Druckerschwärze und einige andere Komponenten mehr (Füssel 1999). Nicht<br />

nur, dass er damit den Buchdruck begann, seine Erfindung war auch nicht allein epochal in dem<br />

Sinne, dass sie ein neues Zeitalter eröffnete – sie änderte den menschlichen Welt-Raum: Die mechanisierte<br />

Schrift vermochte plötzlich in bestechender Einheitlichkeit <strong>die</strong> „visuelle Intensität“ des bedruckten<br />

Blattes in ein ungekanntes Ausmaß zu steigern; <strong>die</strong> Lesenden, nunmehr zu einer bestimmten Pose<br />

und Perspektive gezwungen, betraten <strong>die</strong> Schwelle jenes normierten Raumes, wohin sich schon<br />

Masaccio oder <strong>die</strong> Brüder Van Eyck vorgetastet, und den Alberti 1435 in seiner Abhandlung De<br />

Pictura durch das Verfahren der Zentralprojektion erschlossen hatte (McLuhan 1995, S. 139 f.). Das<br />

95


massenhaft in <strong>die</strong> Privathaushalte Einzug halten und endlich der PC seinen Platz als<br />

Universalmedium des Informationszeitalters einnehmen wird. Die Schriftkultur, so<br />

Vilém Flusser, kommt von den Bildern und kehrt zu ihnen zurück (vgl. Flusser 2002a,<br />

S. 120); <strong>die</strong>ser Paradigmenwechsel, als solcher ausgiebigst beschworen, konnte nie<br />

anders, als Wort und Bild als komplementäre Hälften einer medialen Allianz zu<br />

akzeptieren (vgl. Glas 2007, S. 4), zu komplex und heterogen sind <strong>die</strong> Beziehungen<br />

zwischen dem Visuellen und dem Verbalen (vgl. Mitchell 1995, S. 83-107 und 418). 74<br />

Auch <strong>die</strong> „Bilderfülle“ (Mayr 2008, S. 138), <strong>die</strong> uns umgibt, setzt sich ständig neu<br />

zusammen, und sowie sie fortlaufend expan<strong>die</strong>rt, verdichtet sie sich auch und stürzt als<br />

hochkonzentrierte „Bilderflut“ (Glas 2008, S. 61) auf uns ein. Zumindest scheinen<br />

solche und ähnliche derzeit gängigen (vgl. ebd.) bildhaften Ausdrücke <strong>die</strong> Verarbeitung<br />

der bildhaften Eindrücke durch eine Allgemeinheit widerzuspiegeln, <strong>die</strong> sich durch ein<br />

als ungleich erlebtes Kräfteverhältnis zwischen dem einzelnen Ich und den (viel zu)<br />

vielen Bildern im Umgang mit <strong>die</strong>sen latent überfordert zeigt. Drängt <strong>die</strong> Bilderflut das<br />

Individuum zur Selbstbehauptung (vgl. Möhrle 2007, S. 1), stimuliert sie an sich jedoch<br />

noch oder gerade keine Visual Literacy: Ein Terminus, der mit „visueller Kompetenz“<br />

nur unzureichend umschrieben ist und eher als „kritische Sehverstehenskompetenz“<br />

(ebd.) zu übersetzen wäre.<br />

ist der Bild-Raum, in den sich <strong>die</strong> Gutenberg-Konfiguration niederließ, in welche fortan alle Sinne<br />

transkribierbar wurden (ders. a.a.O., S. 143 und 140), sodass „Imagination“ sich immer mehr auf das<br />

visuelle Fassungsvermögen bezog, demgegenüber auditiv-taktile Erfahrungen zurückgestellt wurden;<br />

eine solche Wahrnehmungshomogenisierung und Inthronisierung des Visuellen wäre ohne das Buch,<br />

<strong>die</strong>ses erste massenhaft produzierte Konsumgut, undenkbar gewesen (ders. a.a.O., S. 155 ff. und 310),<br />

ebenso wie „alle wichtigen Entwicklungen der nachfolgenden Jahrhunderte“ (Füssel 1999, S. 7) – und<br />

doch: Der konkurrenzlose Status des Buches als „Hauptmodus <strong>für</strong> Politik und Gesellschaft“ ist dahin,<br />

<strong>die</strong> Gutenberg-Galaxis hat sich, faktisch und theoretisch, unwiederbringlich aufgelöst (McLuhan<br />

1995, S. 313 ff.). Alan Mathison Turing, am 23. Juni 1912 in Paddington/England geborener<br />

Mathematiker, war beteiligt an der Entwicklung der „Colossus-Maschine“, mittels derer <strong>die</strong> Briten<br />

während des Zweiten Weltkrieges den deutschen Enigma-Code knackten, brillierte danach als Pionier<br />

der Künstlichen Intelligenz und entwickelte den grundstürzenden „Turing-Test“, der <strong>die</strong> damals<br />

gängigen Vorstellungen vom menschlichen Bewusstsein aushebelte (Strathern 1998, Leavitt 2006). Er<br />

gilt heute als einer der Erfinder des modernen Computers insofern, als seine „Turing-Maschine“<br />

dessen theoretischer Prototyp ist, wurde seinerzeit jedoch stillgestellt, erst als homosexuell verhaftet<br />

und dann zwangs-„therapiert“: 1954 beging Turing Selbstmord durch Biss in einen vergifteten Apfel<br />

(ebd.). Seine „intelligente Maschine“ indes hat dem Welt-Raum und dem menschlichen Standpunkt<br />

eine neue Dimension verliehen, denn sie sollte das Individuum über Internet und Satellitennetz bis in<br />

Chardins (1959) Noosphäre ausdehnen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> elektronische Sinneserweiterung als „technisches<br />

Gehirn“ den Globus umspannt und als „kosmische Membran“ mit der Turing-Galaxis<br />

verbindet (McLuhan 1995, S. 40).<br />

74 Die Semiotik (Wissenschaft von den Zeichen) unterscheidet nach Peirce zwischen Ikon, Index und<br />

Symbol: Ein Ikon ruft <strong>die</strong> Vorstellung des von ihm bezeichneten Objekts dadurch hervor, dass es<br />

<strong>die</strong>sem ähnlich ist, weil ihm teils <strong>die</strong>selben Eigenschaften innewohnen; <strong>die</strong> Beziehung zwischen Index<br />

und Objekt hingegen ist assoziativ, zeitlich, räumlich oder kausal und verläuft über eine diffizile<br />

Co<strong>die</strong>rung, z. B. <strong>die</strong> alphabetische (vgl. Hartmann 2006, S. 39), während ein Symbol seinem Objekt<br />

durch Konvention oder Gesetz verbunden ist; <strong>die</strong> Bildsemiotik untersucht Bilder als komplexe<br />

Hybride aus Ikonen, Indices und Symbolen (vgl. Nöth 2009, S. 243 f.).<br />

96


3.10.1. L'Imagination au Pouvoir<br />

Da der Begriff der Kompetenz im Allgemeinen im vierten und derjenige der Bild-<br />

kompetenz im Besonderen im fünften Kapitel <strong>die</strong>ser Arbeit behandelt werden, soll auch<br />

<strong>die</strong> weitere Erläuterung der visuellen Kompetenz dort ihren Platz finden. Die soge-<br />

nannte Visual Literacy hingegen muss, weil <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewältigung des Visualistic Turn<br />

(Sachs-Hombach/Schirra 2009, S. 399) 75 essentiell, sofort eingebracht werden.<br />

Sie ist im Kern autonom gegenüber welcher externen Kompetenzdefinition auch immer<br />

man sie zuordnen möchte, hat auch <strong>für</strong> das sich an OECD/PISA orientierende Literacy-<br />

Konzept bisher keine ausreichend funktionale Rolle gespielt – was sich künftig<br />

durchaus auch ändern könnte, da sie sich rein theoretisch relativ problemlos integrieren<br />

ließe, falls sie nur <strong>für</strong> erwähnenswert genug erachtet würde. Der eigenständige und<br />

gewichtige Diskurs, der sich seit Ende der sechziger Jahre rund um sie etabliert hat,<br />

dürfte eine solche Vereinnahmung jedoch höchst divergent erwidern und wenn schon<br />

nicht zu verhindern, dann mit Sicherheit zu verkomplizieren wissen. Zu den ersten, <strong>die</strong><br />

den Begriff „Visual Literacy“ nachhaltig zu prägen vermochten, zählt John Debes (vgl.<br />

Avgerinou 2009). Seine Definition aus 1969 lautet wie folgt:<br />

“Visual Literacy refers to a group of vision-competencies a human being can develop by seeing<br />

and at the same time having and integrating other sensory experiences. The development of these<br />

competencies is fundamental to normal human learning. When developed, they enable a visually<br />

literate person to discriminate and interpret the visible actions, objects, symbols, natural or manmade,<br />

that he encounters in his environment. Through the creative use of these competencies, he is<br />

able to communicate with others. Through the appreciative use of these competencies, he is able to<br />

comprehend and enjoy the masterworks of visual communication” (Debes 1969, S. 25 ff.; zit. n.<br />

Avgerinou 2009).<br />

Daneben gibt es noch etliche Definitionen mehr und deshalb keine einhellige Meinung,<br />

weil viele unterschiedliche Disziplinen dem Konzept der Visual Literacy zugrunde<br />

liegen, <strong>die</strong> so dessen eklektizistische Natur hervorrufen und betonen (vgl. Avgerinou<br />

2009). Verinnerlichte Visual Literacy würde, indem sie auf <strong>die</strong> Dechiffrierung unserer<br />

aus Bildzeichen co<strong>die</strong>rten Welt ansetzt, zu einem Schlüsselmodus des Weltverstehens.<br />

Sie wäre <strong>die</strong> angemessene Antwort auf den Durchbruch digitaler Technologien in der<br />

Me<strong>die</strong>nkultur, <strong>die</strong> den ihnen eigenen, sprich digital-binären Code universalisieren,<br />

sichtbar als Ablöse des alphanumerischen Leitcodes durch das Bild (vgl. Hartmann<br />

2006, S. 15 f.). Die Selbstverständlichkeit und akademische Erhabenheit, <strong>die</strong> der<br />

phonetischen Schrift und ihrer angestammten Heimstatt, dem Buch, noch immer<br />

75 Sachs-Hombach & Schirra stellen sich nicht entweder in <strong>die</strong> Tradition Mitchells oder Boehms, sondern<br />

bevorzugen anstelle von iconic versus pictorial <strong>die</strong>sen Begriff, den sie „[...] als Erweiterung [...]<br />

des linguistic turn im Sinne eines medial turn [...]“ (Sachs-Hombach/Schirra 2009, S. 399, Hervorheb.<br />

i. Orig.) verstanden wissen wollen.<br />

97


anhaftet, ist eine falsche geworden, vielleicht aufrecht erhalten um des<br />

Selbsterhaltungstriebes gesellschaftlicher Eliten 76 willen, de facto aber durch <strong>die</strong> neuen<br />

Me<strong>die</strong>n empfindlich gekappt (vgl. Hartmann 2006, S. 25). Zwar nährt <strong>die</strong> telematische<br />

Wissensgesellschaft, <strong>die</strong> insofern bildgesteuert oder, etwas milder, „bild-gestützt“<br />

(Klingler 2008, S. 108) genannt werden kann, als das visuelle Kommunikationsdesign<br />

stets mehr in den Vordergrund der Wahrnehmung drängt (vgl. Hartmann 2000, S. 153),<br />

den allgemeinen Wunsch nach visueller Teilhabe. Bilder als „global social players“<br />

(Schürmann 2006, S. 161) multiplizieren Orte, Situationen und Momente, Waren-<br />

produkte und Selbstentwürfe auf unzählige Screens überall hin, in noch nie gesehener<br />

Quantität und Banalität bei ständig steigendem technologischen Raffinement. Das ent-<br />

scheidende Problem aber, das Flusser in <strong>die</strong>sem Prozess erkennt, besteht in der Unter-<br />

schätzung der von ihm so bezeichneten „Technobilder“ und dem damit verbundenen,<br />

weit verbreiteten Glauben, sie verstehen und auch kritisieren zu können sei gar nicht<br />

schwer (vgl. Flusser 2003, S. 137). Das Gegenteil ist jedoch der Fall, und um <strong>die</strong>s zu<br />

begründen, zieht Flusser einen scharfen Trennstrich zwischen traditionellen Bildern, <strong>die</strong><br />

Szenen darstellen, und Technobildern, <strong>die</strong> Texte bedeuten (ders. a.a.O., S. 135). Der<br />

entscheidende Punkt <strong>die</strong>ser Definition ist nicht der schnell einleuchtende Gegensatz<br />

zwischen alter und neuer Produktionsweise: Zwar „[sind] [v]or-moderne Bilder [...]<br />

Produkte des Handwerks ('Kunstwerke'), nach-moderne [...] Produkte der Technik“<br />

(Fusser 2002b, S. 22), aber auch „mehr oder weniger traditionell erzeugte Bilder“<br />

können im engeren Sinne Technobilder sein – gesetzt den Fall, dass sie Begriffe<br />

bedeuten (ders. 2003, S. 140), kognitive bzw. auch soziale „Modelle“ abgeben (ders.<br />

2002b, S. 28). Die Oberfläche einer Suppenkonserve oder ein Fernsehprogramm und<br />

ein gotisches Kirchenfenster oder ein Renaissancegemälde sind von so fundamental<br />

verschiedener Art, eben weil <strong>die</strong> Erfindung des Buchdrucks dazwischen liegt. Bilder<br />

bevor und nachdem sich das Alphabet endgültig durchgesetzt hat, funktionieren –<br />

„programmieren“, hätte Flusser gesagt – über eine total andere Bedeutungsebene (vgl.<br />

ebd.). Trotzdem: Werden nicht traditionelle Bilder von „subjektiven Menschen“ ge-<br />

macht, Technobilder von „objektiven Apparaten“? Muss nicht <strong>die</strong> Symbolik traditio-<br />

neller Bilder erst gelernt werden, um sie richtig deuten zu können; wohingegen Techno-<br />

bilder zu verstehen ungelernt möglich ist, weil sie eine direkte Folge der abgebildeten<br />

Szenen sind? Irrtum, so Flusser: Eine solche Distinktion ist naiv, weil sie den<br />

76 Eine gewisse „herablassende bis abwehrende Haltung“ (Hartmann 2000, S. 17) jenen Me<strong>die</strong>n gegenüber,<br />

<strong>die</strong> ohne oder nicht hauptsächlich über <strong>die</strong> Schrift arbeiten, ist allerdings mitnichten elitär,<br />

sondern Grundzug schriftfixierter Kultur (vgl. ebd.).<br />

98


Technobildern Objektivität verleiht, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen nicht zusteht (Flusser 2003, S. 137). Die<br />

Me<strong>die</strong>nindustrie, so Boehm ganz ähnlich, „[...] favorisiert das Bild als Abbild, als<br />

Double der Realität“ (Boehm 2006, S. 35); oder gar „[...] als deren ultimativer Beweis“<br />

(Hartmann 2000, S. 214). „[...] Authentizität und Zeugenschaft wird [...] zur Sache der<br />

Appartur [...]“ (ebd.), nach Flusser, indem <strong>die</strong> durch Funktionsverschmelzung gekenn-<br />

zeichnete Apparat-Operator-Verbindung unterschlagen wird (Flusser 2003, S. 151).<br />

Diese Schaltstelle ist <strong>die</strong> völlige Verhedderung des Menschen in sein Gerät, sie saugt<br />

Begriffe ein und wirft sie als Bilder wieder aus, fungiert so als Verdauungs- und<br />

Fortpflanzungssystem der Technobilder (ders. a.a.O., S. 151 f. und 166). 77 Die Falltür<br />

lauert, meint Flusser, hinter jenen „Massentechnobildern“, <strong>die</strong> unentziffert empfangen<br />

werden können und wollen, daher lügnerisch und betrügerisch agieren (Flusser 2003,<br />

S. 148). Denn um sie korrekt zu erfassen, ist es nicht notwendig, sie in Worte<br />

dechiffrieren, sondern allein, sich <strong>die</strong> geforderte Handlung abermals bildlich vorstellen<br />

zu können. Das aber ist nach Flusser dem Verhalten nach nichts anderes als <strong>die</strong> „[...]<br />

'supplex turba' der Analphabeten [...]“, <strong>die</strong> Menschenmenge, <strong>die</strong> vor den Gesetzestafeln<br />

entsetzt zurückweicht und sich dem Götzen zuwendet; also ein automatisierter Rückfall<br />

ins magische Stadium, der das historische Bewusstsein außer Kraft setzt (ders. a.a.O.,<br />

S. 149 f.). Daneben existiert allerdings eine zweite Klasse von Technobildern, <strong>die</strong> den<br />

genau gegenteiligen Effekt erzielen will: Sie stammen aus Wissenschaft (z. B. der<br />

Medizin) oder Kunst 78 , richten sich jedoch an bzw. erreichen auch nur einen kleinen<br />

77 Ein solcher Apparat-Operator wäre etwa ein Fotograf in Be<strong>die</strong>nung einer Kamera, eines historischen<br />

Produkts von Texten, welches Fotografien erzeugt, <strong>die</strong> ihrerseits andere Texte projizieren, <strong>die</strong> nachfolgenden<br />

Technobildern wiederum als Nahrung <strong>die</strong>nen (vgl. Flusser 2003, S. 166).<br />

78 Hier ist insbesondere <strong>die</strong> „Interaktive Kunst“ zu nennen: Eine Bezeichnung, <strong>die</strong> zwar erst mit Peter<br />

Weibel 1990 am Prix Ars Electronica aufkam (Fleischmann/Strauss 2008, S. 13), dabei aber bloß<br />

versuchte auf einen Nenner zu bringen, was schon viel früher seinen Anfang genommen hatte: mit den<br />

Werken Nam June Paiks, z. B. in der Ausstellung Exposition of Music – Electronic Television (1963)<br />

als eine erste Form von „Participation TV“ oder in Projekt 74 mit „Paik als Buddha mit TV Buddha“<br />

(1974) in zwei parallelen Closed-Circuit-Video-Installationen (Herzogenrath 1999, S. 72, 10 und 186),<br />

aber auch mit Roy Ascotts Zusammenführung von Dada, FLUXUS, Pop Art und Kybernetik zu einer<br />

eigenständigen Theorie (Fleischmann/Strauss 2008, S. 12). Paik fand wie kein anderer Wege, aus dem<br />

„Foltergerät Fernseher“ ein „creative medium“ einer echten Zwei-Wege-Kommunikation zu machen,<br />

das Machtverhältnis zumindest temporär umzukehren (vgl. Paik 1971, S. 84; zit. n. Herzogenrath<br />

1999, S. 146). Neu war auch, dass sich durch <strong>die</strong> Interaktion mit dem digitalen Medium nun menschliche<br />

Gedanken als „berechnete Gedanken“ zurück spiegeln ließen; ab 1990 gewann „[...] mit zunehmender<br />

Informatisierung das <strong>Thema</strong> Wissen [...]“ innerhalb der interaktiven Me<strong>die</strong>nkunst an<br />

Bedeutung (Fleischmann/Strauß 2008, S. 12 und 19). Am „Piazza Virtuale“ (1992) der Gruppe<br />

Onton/Van Gogh TV beispielsweise „[...] ist es das Publikum, das [...] <strong>die</strong> 'Inhalte' der Werke interaktiv<br />

generiert“ (Gianetti 2004, S. 3). Die Datenzirkulations-Kanäle zwischen Kunstwerk, Betrachter<br />

und Kontext zeichnen sich durch ihre Durchlässigkeit aus, ein „dialogisches Netz“ entsteht (<strong>die</strong>s.<br />

a.a.O., S. 17). Solches gelang auf besonders eindrucksvolle Weise den interaktiven Lichtinstallationen<br />

der Gruppe „Projekt Blinkenlights“ aus dem Chaos Computer Club, erstmals vertreten 2001 am Haus<br />

des Lehrers/Berlin, mit „Blinkenlights Arcade“ 2002 an der Französischen Nationalbibliothek/Paris<br />

und zuletzt mit „Blinkenlights Stereoscope“ 2008 an der Toronto City Hall (vgl. Metz 2008).<br />

99


Personenkreis und sind immer (wenn auch nicht immer mutwillig) „elitär“, allerdings<br />

liegt in ihnen <strong>die</strong> Chance zu „[...] einer echten menschlichen Kommunikation“ (Flusser<br />

2003, S. 156 f.), und <strong>die</strong>se ist grundlegende Kulturtechnik <strong>für</strong> alle. Was es dazu<br />

brauchte, wäre <strong>die</strong> autonome Befähigung zur bewusst-aktiven „Technoimagination“, <strong>die</strong><br />

Begriffe als Bilder und Bilder als Begriffe vorstellbar machen kann (ders. a.a.O.,<br />

S. 169). Nichts anderes „[...] meinten <strong>die</strong> Studenten im Mai 1968, als sie l'imagination<br />

au pouvoir riefen, und falls sie es nicht meinten, hätten sie es meinen sollen“ (ebd.).<br />

Solange <strong>die</strong>se Bewusstwerdung nicht gelingt, sind unsere Aussichten inmitten der<br />

Technobilder düster, sind wir dazu verdammt, unter ihnen herumzutorkeln, manipuliert<br />

durch ihre Programme, und <strong>die</strong>s noch nicht einmal zu bemerken (Flusser 2003, S. 167).<br />

Ergeht sich Flusser wieder einmal in der ihm oft angelasteten Schwarzseherei, oder ist<br />

umgekehrt buchstäblich jene nicht vielmehr <strong>die</strong> normale Funktionsweise, wie er<br />

hellsichtig erkennt: nämlich trotz der bunten Bilderfülle, <strong>die</strong> uns umgibt, im Grunde<br />

„nichts“ zu sehen? Sehen können wir vielleicht, verstehen aber nicht – und wenn <strong>die</strong>ses<br />

Verstehen auch nur darin läge, zumindest <strong>die</strong> „Bedeutungslosigkeit“ der hinter den<br />

vielen Bildern verdeckt liegenden Begriffe zu erkennen; so aber bleiben wir, was wir<br />

sind: „Analphabeten zweiten Grades“ (ders. a.a.O., S. 156).<br />

3.10.2. Gleich berauschten Spatzen sich ergötzen<br />

Angesichts der Vielfalt der Merkmale, <strong>die</strong> dem typischen Analphabetismus <strong>die</strong>ser Tage<br />

von allen Seiten zugesprochen werden: zweitgradig (Flusser 2003), post-literarisch<br />

(Anders 1989), kulturell (Bernhard 2007) – entsteht rasch der Eindruck, es handle sich<br />

um ein sehr breitgefächertes Gebrechen oder aber um hypochondrische Diagnosen als<br />

rein rhetorische Verstärkungen. Hinter den unterschiedlichen Etiketten stecken, hören<br />

wir den sich mehrenden „Rufern in der Wüste“ genau zu, vielleicht wirklich lauter<br />

Klone des Immergleichen – <strong>die</strong> „Abundanz an Bäumen“ macht uns den Wald unsichtbar<br />

(Anders 1989, S. 555). Unter <strong>die</strong>sem Zustand spürbar zu leiden ist so schwer, weil <strong>die</strong><br />

Welt ist eine „gesendete“, „leicht eingängige“ geworden ist, <strong>die</strong> es in <strong>die</strong> Augen hinein<br />

weht gleich den Tauben der „Schlaraffenwelt“ in <strong>die</strong> Kehlen, <strong>die</strong> noch dazu als „pillen-<br />

artige“ glatt und unzerkaut herunterrutscht (ders. a.a.O., S. 193 ff.). Wir alle sind <strong>die</strong><br />

Junkfood-Junkies der „[...] Bildfresserei – denn Bilder bilden <strong>die</strong> Hauptmasse unseres<br />

Konsums“ (Anders 1989, S. 552). Diesem von Flusser aufgedeckten sekundären Bild-<br />

Analphabetismus widmet sich also auch Günther Anders: Einer, der „das Verschwinden<br />

des Menschen als Subjekt der Geschichte“ (Hartmann 2000, S. 232) aufzuzeigen<br />

100


versucht hat; der ebenfalls nicht akzeptieren wollte, dass <strong>die</strong> menschliche Einbildungs-<br />

kraft von einer modernen Technik, <strong>die</strong> deren Kapazitäten übersteigt (vgl. ebd.), lebendig<br />

begraben werden müsse; der sich dabei aber nicht primitivistisch gegen <strong>die</strong> neuen<br />

Me<strong>die</strong>n wandte, wohl aber gegen <strong>die</strong> „Gleichung Apparate = Welt“, <strong>die</strong> alle in ihr<br />

enthaltenen Elemente nur mehr als Funktionsteile des einen Makro-Geräts gelten lässt<br />

(vgl. Anders 1989, S. 416 f.). Bei Anders ist es ein „post-literarisches Analphabeten-<br />

tum“, welches in der weltumspannenden „Überwucherung“ mit Bildern zum Ausdruck<br />

kommt (ders. a.a.O., S. 15, Hervorheb. i. Orig.). Die Masse der Bilder ist <strong>für</strong> ihn tenden-<br />

ziell ein gigantisches Reservoir an „Verdummungsgeräten“, aus mehreren Gründen:<br />

Einmal, weil <strong>die</strong>se Bilder einzeln, als „herausgerissene Weltfetzen“, keine Zusammen-<br />

hänge aufzeigen könnten und auch in Summe nur einen Flickenteppich ergäben, der<br />

anstelle <strong>die</strong> Welt zu zeigen, sie verhüllte (ebd.). 79 Zusätzlich gibt sich <strong>die</strong> einladende<br />

Offerte der visuellen Teilnahme an der Welt um so generöser, je weniger Einblick in <strong>die</strong><br />

Zusammenhänge gewährt wird, je geringer <strong>die</strong> Möglichkeit der Partizipation an den<br />

Hauptentscheidungen über <strong>die</strong> Welt tatsächlich wird (Anders 1989, S. 15). Der Mensch<br />

wird zum „Gaffen“ erzogen, zur voyeuristischen „Ikonomanie“ (ebd., Hervorheb. i.<br />

Orig.). Diese „Sucht“ (Anders 1989, S. 63) hat jedoch noch einen weiteren Auslöser,<br />

79 Bevor mit Anders den Bildern per se jegliche erkenntnisleitende Eigenschaft abgesprochen wird (vgl.<br />

Anders 1989, S. 15), muss an <strong>die</strong> „bildhafte Pädagogik“ des Otto Neurath (*1882 in Wien, †1945 in<br />

Oxford [Hartmann/Bauer 2006, S. 170 f.]) erinnert werden, einen emphatischer und nachhaltig prägender<br />

Versuch, anhand eigens entworfener, gemeinsam mit dem Grafiker Gerd Arntz (vgl. Hartmann<br />

2006, S. 59f.) zum Zweck der sozialen Aufklärung des Proletariats (ders. a.a.O., S. 24) so weit als<br />

möglich perfektionierter Figurensymbole, der Welt das Gegenteil zu beweisen. Neuraths pädagogischer<br />

Drang, „weniger anschauliche Tatsachen durch anschauliche zu ersetzen“ (Neurath 2006, S. 8)<br />

fand in Stadtverwaltung und Arbeiterkammer des „roten Wien“ bedeutende Gönner, im Wiener<br />

Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum bezog Neurath mit zahlreichen Ausstellungen Quartier (vgl.<br />

Hartmann 2006, S. 47). Jede seiner Bildtafeln zur Veranschaulichung „sozialer Tatbestände“ (siehe<br />

Neurath 2006) wollte ein „Ausschnitt der Welt“ sein, in Summe gleich Puzzleteilen den „großen<br />

Zusammenhang“ erschließbar, „[d]em Betrachter [...] vernetztes Denken“ erlernbar machen (Bauer<br />

2006, S. 109). Aus der „Wiener Methode“ der Bildstatistik entwickelte sich das Visualisierungssystem<br />

ISOTYPE (International System Of Typographic Picture Education) (Hartmann 2006, S. 65 und 95).<br />

Seinerzeit gestalterisch revolutionär war vor allem <strong>die</strong> konsequent selektive, strukturierende und<br />

verdichtende Reduktion von Information zur Optimierung der Rezeption, <strong>die</strong> in der heutigen Kommunikation<br />

in Form von Piktogrammen zur Selbstverständlichkeit geworden ist (ebd.), welche allerdings,<br />

dem sozialreformerischen, auf politische Umgestaltung abzielenden Plan Neuraths (Hartmann a.a.O.,<br />

S. 24) weitgehend entbunden, meist rein funktionalistische Werkzeuge, jedoch keine „Denkwerkzeuge<br />

<strong>für</strong> den Alltag“ (Carnap/Hahn/Otto 1979, S. 86 f.; zit. n. Hartmann 2006, S. 25; Hervorheb. d. Verf.)<br />

im Sinne Neuraths mehr sind. Dennoch zeugt ihr Ursprung davon, dass Erkenntnisgewinnung über<br />

wirtschaftliche und gesellschaftliche Relationen mittels einer bestimmten Sorte von Bildzeichen<br />

prinzipiell genauso möglich ist wie <strong>die</strong> dauerhafte Stillegung von Reflexionsprozessen durch Bilder<br />

anderer Art. „Es gibt kein Gebiet, <strong>für</strong> das Humanisierung des Wissens durch das Auge nicht möglich<br />

wäre“ (Neurath 1991, S. 645; zit. n. Hartmann 2006, S. 28) – <strong>die</strong>s ist nicht <strong>die</strong> naive Vision eines<br />

Utopisten: Dies ist unser, obgleich nach wie vor uneingelöstes, „demokratisches Recht“, ob wir uns<br />

nun „Anwender“ nennen (Hartmann a.a.O., ebd.) oder vielleicht schon „User/innen“; wie es nicht nur<br />

einzufordern, sondern selbst zu verwirklichen wäre, da<strong>für</strong> hat Neurath den Weg gewiesen.<br />

101


den Anders in der „prometheischen Scham“ 80 vermutet, <strong>die</strong> er als anthropologische<br />

Grundbefindlichkeit des Gegenwartsmenschen pointiert: Schreitet <strong>die</strong> Technik in<br />

pausenloser Beschleunigung voran, regre<strong>die</strong>rt im Gegenzug der Mensch; das Resultat<br />

ist <strong>die</strong> gefühlte „Antiquiertheit des Menschen“ (vgl. Hartmann 2000, S. 215). Was<br />

geschieht? Wir lassen uns „maschinell infantilisieren“, und auch das ist eine Funktion<br />

der Ikonomanie: Sie ermöglicht uns einerseits, säuglingsgleich an <strong>die</strong> Apparate<br />

anzudocken (Anders 1989, S. 556), andererseits, <strong>die</strong> so unangenehme wie unstillbare<br />

Begierde, selbst Serie, ein Massenprodukt zu sein, durch Bildduplikate unserer selbst zu<br />

kompensieren (ders. a.a.O., S. 64 ff.). Für den Essener <strong>Erziehung</strong>swissenschaftler Armin<br />

Bernhard ist es ebenfalls eine Infantilisierungswelle, welche einen, wie er es spezifi-<br />

ziert, „kulturellen Analphabetismus“ erzeugt, sich innerhalb der kulturell-ästhetischen<br />

Sozialisation ausbreitet und von Bildungspolitik und Pädagogik tendenziell noch<br />

verstärkt wird (vgl. Bernhard 2007). Kulturindustrie und Warenästhetik würden über<br />

den Konsumismus der Sozialisationsmechanismen auch das Welt- und Selbstverständnis<br />

der Menschen, <strong>die</strong> sich charakterlich zusehends als homines consumentes einander<br />

anglichen, bestimmen (ders. a.a.O., S. 61; vgl. Fromm 1981, S. 318 ff., zit. n. ebd.). Aus<br />

der Hingabe an <strong>die</strong> „Standardisierung“ der Wahrnehmungs- und Denkweisen in<br />

Kombination mit deren digital-medialen „Vermüllung“ resultierte <strong>die</strong> Schwächung von<br />

Intellekt und Phantasie, zusammengenommen der Weg des geringsten Widerstands (vgl.<br />

Bernhard 2007, S. 62). Bernhard schließt sich hier Funk an, der meint, dass dem<br />

Menschen als Dauerempfänger/in im invasiven Bilderstrom „<strong>die</strong> inneren Vorstellungs-<br />

bilder nicht evoziert, sondern ersetzt“ würden (Funk 2005, S. 133; zit. n. Bernhard<br />

a.a.O., S. 63).<br />

Wer trotz alledem noch enthusiastisch das „neue Zeitalter des Bildes“ preisen will, hat,<br />

so Boehm, nicht bemerkt, wie ikonoklastisch <strong>die</strong>ses seiner Beschaffenheit nach<br />

eigentlich ist: Das bilderfeindliche Agieren der Me<strong>die</strong>nindustrie fällt vor allem deshalb<br />

nicht weiter auf, weil ja der „Realitätsersatz“, der sich in der Bilderflut bietet, davon<br />

lebt, „[...] <strong>die</strong> Grenzen der eigenen Bildlichkeit zu verschleiern“ (Boehm 2006, S. 35).<br />

Im Gegenzug hat sich <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>nphilosophie Bredekamp zufolge in Form der<br />

80 Diese Scham äußert sich im Gefühl der Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit, der Imperfektion des<br />

Menschen im Vergleich zu den Produkten; das Fabrikat wird zum Maß jeglicher „Qualität“, auch der<br />

menschlichen. Nicht gemacht, sondern geboren worden zu sein ist der „Grund-Makel des sich-<br />

Schämenden“; typische Trotzreaktion der Wunsch, stolzer „[...] selfmade man, ein Produkt zu<br />

werden“ (Anders 1989, S. 33 f.). Anders relativiert hier Fichtes moralisch-politische um eine<br />

technische Sinngebung: Der „selbstgemachte“ kann nicht mehr vorbehaltlos als der „autonome<br />

Mensch“ gelten (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 729).<br />

102


Simulationstheorie etwa eines Baudrillard (vgl. Abschn. 3.8.2. <strong>die</strong>ser Arb.) ernstlich<br />

darum bemüht, <strong>die</strong> Realität als solche überhaupt im „omnipotenten“ Bild verschwinden<br />

zu lassen, indem sie <strong>die</strong> Grenzen zwischen digitalem Schein und körperlichem Sein<br />

zugunsten ihres absoluten Relativismus aberkennt (vgl. Bredekamp 1997, S. 226, 230<br />

und 236). Hinter einer derart wehrlosen Bildkritik sieht Bredekamp <strong>die</strong> neue Pseudo-<br />

religion eines Krypto-Ikonodulismus, der <strong>die</strong> Subjekte zu Pappfiguren eines barocken<br />

Illusionstheaters degra<strong>die</strong>rt, deren höchste Erfüllung noch darin besteht, wie <strong>die</strong> Spatzen<br />

der Antike begeistert nach den gemalten Trauben des Zeuxis zu picken (vgl. Bredekamp<br />

1997, S. 243 und 237; zur Legende siehe Plinius d. Ä.: Historia naturalis XXXV ; übers.<br />

v. König 1978, S. 55 f.; Abs. 65f.). „Visuelle Alphabetisierung“ ist also gerade nicht<br />

gleichzusetzen mit der „Herstellung und Betrachtung von 'schönen' Bildern“; eher hat<br />

sie sich zu bemühen um „<strong>die</strong> Fähigkeit, über Bilder zu reflektieren und <strong>die</strong>se passend<br />

einzuordnen“ (Vith 2008, S. 237). Zu den heute unverzichtbaren Wertsetzungen muss,<br />

wie Faulstich formuliert, <strong>die</strong> „[...] Absicht [gehören], den Bild-Analphabetismus zu<br />

überwinden“ (Faulstich 1994, S. 13 f.), d. h. <strong>die</strong> bildhafte Kommunikationskompetenz<br />

zu erhöhen (ders. a.a.O., S. 11). Alles Reden führt jedoch zu nichts, solange nicht <strong>die</strong><br />

Fähigkeit zur Differenzbildung zwischen Vorstellung und Wirklichkeit (Bredekamp<br />

1997, S. 230) erlernt worden ist; eine Differenzkompetenz, <strong>die</strong> ihr höchstes Ziel nicht<br />

etwa darin findet, Pluralität in einer auf ewig unentschlossenen „Toleranz“ ohnmächtig<br />

ertragen zu können (vgl. Broder 2008), sondern zu einer Unterscheidungskompetenz<br />

führt, <strong>die</strong> letztlich ein qualitatives Werturteil ermöglicht (vgl. Bredekamp a.a.O.,<br />

S. 245). 81 Was Not täte, nennt Bredekamp im Anschluss an Stafford (1992) „[...]<br />

'Ikonisierung': eine Schulung des Sehvermögens und des Verständnisses <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Subgeschichte von Bildern“ (Bredekamp 1997, S. 245). Die Forderung nach der<br />

„Behebung eines 'visuellen Analphabetismus'“ (Robinsohn 1975, S. 16) war durch Saul<br />

B. Robinsohn in <strong>die</strong> Bildungsreformdebatte der späten sechziger und frühen siebziger<br />

Jahre eingeflossen – im Kontext des Vorschlags einer Curriculumrevision, <strong>die</strong> bereits<br />

ein entschieden funktionales <strong>Erziehung</strong>sziel („Bewältigung von Lebenssituationen“)<br />

verfolgte und dabei solche Bildungsinhalte favorisierte, welche als besonders geeignet<br />

<strong>für</strong> den Erwerb von „Qualifikationen“ zu betrachten wären (ders. a.a.O., S. 45) – also<br />

genau jenen Nexus schon verschränkte, der sich gegenwärtig in der outputorientierten<br />

Systemreform wiederholt, dabei aber den künstlerisch-ästhetischen Bildungsauftrag<br />

81 Das wohl wichtigste Qualitätskriterium hat Bredekamp folgendermaßen benannt: Es ist <strong>die</strong> selbstreflexive<br />

Bezugnahme eines Bildes auf den Bruch, der zwischen ihm und der Realität immer besteht<br />

(ebd.).<br />

103


außen vor lässt. Konnte selbst Robinsohn als Direktor des Max Planck Instituts<br />

(Mende/Staritz/Tomschitz 1980, S. 54) im Anschluss an den Soziologen und Kommu-<br />

nisten Georges Friedmann (1966) gegen einen durch <strong>die</strong> Massenme<strong>die</strong>n beförderten<br />

gesellschaftlichen Verblendungszusammenhang argumentieren (vgl. Robinsohn 1975,<br />

S. 17), nahm zeitgleich Heino Möller jene umso schärfer ins Visier. Ihm war zutiefst<br />

zuwider, dass „[...] ein weitverbreiter 'visueller Analphabetismus' herrscht“ (Möller<br />

1971, S. 364) und noch dazu Unterstützung durch den konservativen schulischen<br />

„Kunst“-Unterricht erhält, der <strong>die</strong> akute didaktische Irrelevanz der künstlerischen im<br />

Vergleich zu den massenmedialen Bildern nicht begreifen will – Anlass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kampf-<br />

ansage einer Fachtheorie namens „Visuelle Kommunikation“ (vgl. Möller 1970).<br />

Ob „visueller Analphabetismus“ (siehe auch Goebl/Kamenicek/Louis 1993, S. 46) oder,<br />

wie Bredekamp konsequenterweise bevorzugt, „Anikonismus“ (Bredekamp 1997): So<br />

schwer es auch sein mag, <strong>die</strong>ses Rumpelstilzchen endlich beim Namen zu nennen, ist es<br />

damit doch noch lange nicht getan; es wird sich nicht ad hoc selbst in Stücke reißen.<br />

Wenn wir unsere Phantasie lebendig und als wahrhaftig zu uns gehörig zurück haben<br />

wollen, müssen wir daran arbeiten, uns das schöpferische Denken in Bildern wieder<br />

anzueignen – Hilfsmittel in Form von Me<strong>die</strong>n (auch der Massenme<strong>die</strong>n) ausdrücklich<br />

erwünscht. 82 Bleibt <strong>die</strong>s das Ziel, ist dabei (fast) alles erlaubt, solange sich <strong>die</strong><br />

Pädagogin/der Pädagoge bewusst ist, dass das Gefälle zu beiden Seiten des kommer-<br />

ziellen Bilder-Einheitsbreis ins Boden- und Uferlose steigt bzw. fällt; Stümperhaftigkeit<br />

oder Geistlosigkeit repräsentieren sich letztlich nur mehr selbst (schwierig ist nicht, das<br />

Fehlen eines emanzipatorischen Anspruchs zu illustrieren, sondern: ihn überhaupt er-<br />

kennen können, wo er sich zeigt). 83 Die <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> im Dienste einer „Päda-<br />

gogik der Einbildungskraft“ (Calvino 1991, S. 128; zit. n. Bredekamp 1997, S. 244)<br />

kann ein solches Experimentierfeld kultivieren, Raum <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erfahrung schaffen,<br />

inwieweit „Vorstellung“ bereits „zwangsläufig“ mit „Verbildlichung“ verschmolzen ist;<br />

82 Wirft eine massenmedial gesamtgesellschaftlich induzierte „formation schizophrénique“ (Friedmann<br />

1966; zit. n. Robinsohn 1975, S. 17) seit langem ihren Schatten voraus, erhöht sich im Gegenzug <strong>die</strong><br />

Wertigkeit einer auf Distinktions- und Selektions-, Interpretations- und Kommunikationsfähigkeit, vor<br />

allem aber auf das autonome Urteil gerichteten <strong>Erziehung</strong> (vgl. ebd.). Das Chaos an Bildbotschaften<br />

„draußen“ zu halten ist im säkularen Dasein ein Ding der Unmöglichkeit. Diejenige, <strong>die</strong> sich nicht<br />

anders zu helfen weiß als darin, sich gänzlich abzuschirmen, hat kaum Vorteil gegenüber dem, der<br />

sich durch das Geflirre von der eigenen Erkenntnisfähigkeit abschirmen lässt – beide sind in ihrem<br />

Blick- und Handlungsfeld eingeschränkt. In <strong>die</strong>sem Sinne war <strong>die</strong> Forderung nach „Bildung durch<br />

Mittel der Massenkommunikation“ (Robinsohn 1975, S. 16) eine zeitig ausgerufene Flucht nach vorn.<br />

83 Stafford denkt bei einer „instrument-mediated pictorialization“ (Stafford 1992, S. 197 f.) an digital<br />

generierte, auch multidimensionale und interaktive Bilder etwa aus der Medizin, den Geistes- und<br />

Sozialwissenschaften oder der Kunst: solche also, <strong>die</strong> jeweils auf <strong>die</strong> ihnen eigene Weise verstehen<br />

machen (vgl. ebd.), mitunter aufklären wollen (im vorangegangenen Abschnitt <strong>die</strong>ser Arb. wurden sie<br />

nach Flusser als Technobilder höherer Stufe beschrieben).<br />

104


nicht nur <strong>die</strong> Wissenschaften entwickeln sich, wie Belting feststellt, zunehmend weg<br />

von einem „Imagining“ hin zu einem „Imaging“ (Belting 2005, S. 281). Mit den<br />

Spielregeln der Bilder-Außenwelt darf und soll im kunstpädagogischen Rahmen<br />

gespielt werden, müssen Fragen angeregt werden wie etwa <strong>die</strong>, woher <strong>die</strong>se Bilder<br />

stammen, <strong>die</strong> (in) uns „einfallen“, auf dass wir einmal in der Lage sind zu prüfen, ob<br />

nicht das „Imagining“ von innen durch ein heteronomes „Imaging“ ersetzt zu werden im<br />

Begriff ist – und um zu verhindern, dass wir am Ende beides nicht können: verlernt<br />

haben, uns etwas vorzustellen, und nie gelernt haben müssen (bzw. wollen),<br />

Eigenständiges eigenhändig zu verbildlichen. Gesetzt den Fall, möchte man fragen, was<br />

fehlte uns denn? Jedes Kind kann „knipsen“, <strong>die</strong> wenigsten Erwachsenen ver<strong>die</strong>nen<br />

ihren Lebensunterhalt durch Zeichnen (im weitesten Sinne). Tragisch ist nicht, dass wir<br />

damit „lebensunfähig“ würden; tragisch ist, dass wir in einer sich global ausweitenden<br />

„Versuchsanordnung mit den Mitteln eines Bilderlabors“ (Belting a.a.O., ebd.) zwar<br />

immer besser „bildkonform“ funktionieren, da<strong>für</strong> umso weniger „bildhaft verstehen“<br />

könnten (vgl. ebd.).<br />

In präziser Weitsicht nach Antworten auf <strong>die</strong> massenmedialen Herausforderungen<br />

gesucht (vgl. Pfennig 1970, S. 108) hat Reinhard Pfennig, der früh damit begann, den<br />

Kunstunterricht auf Basis und mit dem Ziel einer „<strong>Erziehung</strong> zum <strong>Bildnerische</strong>n<br />

Denken“, <strong>die</strong>, so sie auch nur irgendeine gesellschaftspolitische Bedeutung haben will,<br />

nach „Vergesellschaftung“ eben <strong>die</strong>ses Denkens strebt (ders. a.a.O., S. 115; vgl. Stafford<br />

1992, S. 197 f.), in der Theorie neu zu entwerfen. Die bildende Kunst sollte hier<strong>für</strong> der<br />

nicht zu ersetzende analytische und methodische Ausgangspunkt (vgl. Pfennig a.a.O.,<br />

S. 6 sowie <strong>für</strong> ausführliche Begründungen S. 109 ff.), aber eben nicht Endzweck sein.<br />

Vieles spricht da<strong>für</strong>, Pfennig heute neu zu lesen, dessen Erkenntnisse rückblickend nur<br />

an Wert und Aktualität gewinnen konnten. Ein Beispiel: Seit Wimmers Befund, der<br />

Wechsel der Weltwahrnehmung sei an der Schule vorübergegangen, <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> da<strong>für</strong> immer randständiger geworden (Wimmer 1996, S. 141), sind nun bald<br />

fünfzehn Jahre vergangen, dennoch hat sich nichts Wesentliches verändert. Die Ahnung,<br />

dass das <strong>Bildnerische</strong> der schulischen Qualitätsverbesserung der bessere Antrieb wäre,<br />

nimmt sich nach wie vor fast aus wie Präpotenz; <strong>die</strong> Defensive scheint noch das<br />

Höchstmaß an Offensive zu sein, das sich <strong>die</strong> Fachvertretung zugesteht (vgl. ebd.). Es<br />

ist Zeit <strong>für</strong> ein neues Selbstvertrauen – der Gründe sind mehr als genug.<br />

105


4. Von Kompetenzen zu <strong>Bildungsstandards</strong><br />

4.1. Begriffsklärung und Kritik der Kompetenz<br />

4.1.1. Zur Herkunft des Kompetenzbegriffs in der Pädagogik<br />

Detjen (2005, S. 80) spricht <strong>die</strong> Einführung eines pädagogischen Kompetenzbegriffs<br />

Heinrich Roth (1971, S. 446ff.) zu, so auch Klieme & Hartig (2008, S. 19), Rapold<br />

(2006, S. 6) und Nieke (2006, S. 37). Handlungskompetenz, ausdifferenziert in Sach-,<br />

Sozial- und Selbstkompetenz, ist ihm oberstes allgemeines <strong>Erziehung</strong>sziel, wobei <strong>die</strong><br />

ersten beiden erst Voraussetzungen der letzten sind (vgl. Roth 1971, S. 448). Wie<br />

gelangt nun Roth zu <strong>die</strong>ser Einteilung? Sein Konzept ist allem Anschein nach<br />

emanzipatorisch (vgl. Nieke 2006, S. 37): Oberstes Bedürfnis menschlicher Urteils- und<br />

Handlungsfähigkeit muss eine intellektuelle, soziale und moralische Mündigkeit sein<br />

(Roth 1971, S. 448), <strong>die</strong> auch nicht davor zurückschreckt, Zuständigkeit <strong>für</strong> sich in<br />

Anspruch nehmen zu wollen (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 180; Klieme/Hartig 2008, S. 20).<br />

Handlungsfähigkeit habe sich hin zur Selbstbefreiung von inneren und äußeren<br />

Zwängen zu entwickeln, dabei von Freiheitsgrad zu Freiheitsgrad zu steigern – zuvor<br />

aber müsse gelingen, das „Reiz-Reaktionsschema“ radikal zu brechen, und solange<br />

unabhängiges Zielstreben selbst gegen den „Gestaltdruck des Reizumfeldes“, wider<br />

„automatisch funktionierende Reglersysteme“ nicht möglich ist, sei <strong>die</strong>s noch nicht der<br />

Fall (Roth 1971, S. 446 f.). Ebenso bleibt Freiheit <strong>für</strong> Roth „Illusion“, wenn <strong>die</strong><br />

„Einsicht“ fehlt, genauer: „Sacheinsicht“, „Sozialeinsicht“ (auch gesellschaftspolitischer<br />

Art) bzw. „Werteinsicht“ (ders. a.a.O., S. 447 f.). Diese werden der/dem Handelnden<br />

verfügbar in Form von „Sachkompetenz“, „Sozialkompetenz“ und als „moralische<br />

Kompetenz“, <strong>die</strong> Roth auch als „Selbst- und Ichkompetenz“ bezeichnet (Roth 1971,<br />

S. 448). Seine These ist nun, dass <strong>Erziehung</strong> zur Freiheit zuvorderst auf <strong>die</strong> Ent-<br />

wicklung <strong>die</strong>ser Kompetenzen aus sein müsse, weil „freies Handeln“ ohne sie nicht<br />

möglich sei (ebd.) und ohne eine solche Handlungskompetenz von Mündigkeit gar nicht<br />

erst gesprochen zu werden brauchte (vgl. Roth 1971, S. 595) – demgegenüber erscheint<br />

problematisch, wenn Roth den Doppelcharakter des „Einsicht-Zeigens“ unterschlägt,<br />

weil Einsicht ihm <strong>die</strong> alleinige Tochter der Vernunft, nicht auch des Gehorsams ist.<br />

Die Notwendigkeit einer graduellen Stufung fortschreitender Kompetenzentwicklung,<br />

welche von späteren Modellen durchwegs übernommen wird, durchzieht das gesamte<br />

106


Rothsche Konzept: So definiert „Einsicht“ das erreichte Niveau an „Rationalität“,<br />

„Kompetenz“ zeigt <strong>die</strong> Ausprägung der „Verhaltenssicherheit“ bzw. Handlungs-<br />

befähigung an, beides aber immer überprüft an „kritischer Kreativität“ als oberstem<br />

Gradmesser, unentbehrlicher Zielvorstellung und gleichzeitig jener unbedingten Grund-<br />

lage, ohne <strong>die</strong> „schöpferische Änderungen“ jedweder Art nicht möglich sind (Roth<br />

1971, S. 595). Die kategorische Einteilung der Kompetenzen nach Roth wurde laut<br />

Nieke bis heute weitestgehend beibehalten, vielfach noch ergänzt um <strong>die</strong> Methoden-<br />

kompetenz (Nieke 2006, S. 37), wobei jene insofern eine Hauptrolle in der<br />

Aufweichung, Zer- bzw. Ersetzung des emanzipatorischen Kerns spielen dürfte, als<br />

neuere Taxonomien sie – oft unter der Bezeichnung des „Lernens des Lernens“ – zur<br />

allumfassenden „Generalkompetenz“ erhoben und somit eine „Schlüsselqualifikation“<br />

aus der 70er-Jahre-Berufspädagogik (ebd.) dahin verpflanzt haben, wo der Platz der<br />

Mündigkeit zu vermuten gewesen wäre. Als „weiches“, nicht oder nur bedingt objektiv<br />

messbares Phänomen wurde zudem <strong>die</strong> „kritische Kreativität“ als Richtschnur in<br />

mancherlei Hinsicht fallen gelassen.<br />

4.1.2. Der aktuelle Gebrauch des Kompetenzbegriffs<br />

4.1.2.1. Vom Quasi-Scheitern kontextunabhängiger Selbstorganisations-<br />

dispositionen<br />

Laut Schott & Ghanbari liegt heute keine einheitliche Verwendung des<br />

Kompetenzbegriffs innerhalb der ihrer Ansicht nach „<strong>für</strong> Bildung zuständigen<br />

Wissenschaften“ vor (Schott/Ghanbari 2008, S. 13). Ohne der <strong>die</strong>sbezüglichen<br />

Auflistung: „Empirische Bildungsforschung, Pädagogik, Psychologie, Fachdidaktiken,<br />

Soziologie“ (ebd.), bei der nicht klar ist, ob <strong>die</strong> Reihenfolge nun gezielt oder zufällig<br />

gewählt ist und weshalb <strong>die</strong> Empirische Bildungsforschung oder <strong>die</strong> Fachdidaktik<br />

gewissermaßen der Pädagogik enthoben werden, zustimmen zu müssen, gilt es nichts<br />

desto weniger, den festgestellten Sachverhalt der fehlenden wissenschaftlichen<br />

Verbindlichkeit (vgl. Schott/Ghanbari 2008, S. 30) zu berücksichtigen. Insbesondere<br />

dann, wenn bekannt ist, dass Schott & Ghanbari sich der Position der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) und somit einem Kompetenzverständnis angleichen<br />

(vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 10 ff. et passim), das auch von Klieme et al. geteilt wird (vgl.<br />

Erpenbeck/Rosenstiel 2007, S. XIII) und das, u. a. ausgehend von deren Expertise, auf<br />

das österreichische Bildungswesen übergegriffen und andere mögliche Begriffs-<br />

definitionen verdrängt hat. Gerade weil in der „Implementierung“ der<br />

107


<strong>Bildungsstandards</strong> und der Etablierung einer verbindlichen Sicht auf <strong>die</strong><br />

Kompetenzproblematik bevorzugt so getan wird, als gäbe es keinen Richtungsstreit, ist<br />

<strong>die</strong>ser im Folgenden exemplarisch vorzuführen: Im Jahr 2007 startete <strong>die</strong> DFG ihr <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Dauer von sechs Jahren anberaumtes Schwerpunktprogramm 1293 „Kompetenz-<br />

modelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungs-<br />

prozessen“ (i. F.: SPP 1293); der siegreiche Antrag dazu stammte von Klieme & Leutner<br />

(2006). Es gelang ihnen, mit ihrer Definition von Kompetenzen<br />

„[...] als kontextspezifische kognitive Leistungsdispositionen, <strong>die</strong> sich funktional<br />

auf Situationen und Anforderungen in bestimmten Domänen beziehen“<br />

(Klieme/Leutner 2006, S. 4, Hervorheb. i. Orig.),<br />

eine einheitliche und normative Verwendungsgrundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> aktuelle empirische<br />

Bildungsforschung festzusetzen (vgl. Schott/Ghanbari 2008, S. 29).<br />

Einen interessanterweise gänzlich anderen Standpunkt nimmt Erpenbeck & Rosenstiel<br />

zufolge „<strong>die</strong> deutsche Kompetenzforschung [sic]“ heute ein, <strong>die</strong> sich immerhin rühmen<br />

kann, „führend in Europa“ (Erpenbeck/Rosenstiel 2007, S. XI) zu sein. Sie hat einer<br />

konkurrierenden „Grundanschauung“ zu breiter Akzeptanz verholfen, <strong>die</strong> sich wenigst<br />

im Wortlaut eine Spitze erhalten hat, <strong>die</strong> man bei Klieme & Leutner vergeblich sucht:<br />

Kompetenzen sind demnach gerade<br />

„[...] nicht beliebige Handlungsfähigkeiten in allen nur denkbaren Lern- und Handlungsbereichen<br />

(Domänen) [...], sondern solche [...], <strong>die</strong> ein [...] selbstorganisiertes Handeln unter gedanklicher<br />

und gegenständlicher Unsicherheit ermöglichen“ (ebd., Hervorheb. d. Verf.).<br />

Diese Auflage hat eine lange Tradition, von Chomsky (1962) <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunikations-<br />

wissenschaft, White (1959) und dem frühesten <strong>die</strong>sbezüglichen Kompetenzmess-<br />

verfahren eines McClelland (1973) <strong>für</strong> <strong>die</strong> Motivationspsychologie, über Volpert (1974)<br />

und Arnold & Siebert (1995) <strong>für</strong> <strong>die</strong> handlungstheoretische oder konstruktivistische<br />

Pädagogik (Erpenbeck/Rosenstiel 2007, S. XVIII), bis hin zu Erpenbeck & Rosenstiel,<br />

<strong>die</strong> unter Bezugnahme auf Hakens (1990) Synergetik und im Anschluss an Kappelhoff<br />

auf Kompetenzen als „[...] generalisierte[n] Selbstorganisationsdispositionen [...] zu re-<br />

flexivem, kreativem Problemlösungshandeln [...]“ (Kappelhoff 2004; zit. n. Erpenbeck/<br />

Rosenstiel 2007, S. XI) bestehen. Roths „kritische Kreativität“ ließe sich hier ebenso<br />

problemlos inklu<strong>die</strong>ren wie der Ansatz der „Sach-, Methoden, Sozial- und Personal-<br />

kompetenz“, an dem Erpenbeck & Rosenstiel festhalten (vgl. Erpenbeck & Rosenstiel<br />

a.a.O., S. XIII), von dem sich aber <strong>die</strong> Klieme-Expertise in aller Schärfe abzugrenzen<br />

glaubt – <strong>die</strong>ser sei in der Berufspädagogik und der breiten Öffentlichkeit (unter Laien?)<br />

gebräuchlich (Klieme et al. 2003, S. 22; zit. n. Erpenbeck/Rosenstiel 2007, S. XIII).<br />

108


Keine Erwähnung findet hingegen <strong>die</strong> Tatsache, dass er sehr wohl in so manchen<br />

deutschen (vgl. Abschn. 5.3.5. <strong>die</strong>ser Arb.) wie übrigens auch österreichischen Lehrplan<br />

(vgl. Anl. 1 zu BGBl II 2000/134 idF BGBl II 2008/290, S. 3) integriert ist. Darüber<br />

hinaus sucht man eine stringente Unterteilung in „Sachkompetenz, Selbstkompetenz<br />

und Sozialkompetenz“ (ebd.) in den späteren österreichischen Ministerialdokumenten<br />

(Verordnungen und Begleitmaterialien) zu den nationalen <strong>Bildungsstandards</strong> vergebens.<br />

Verschmälert und verwässert sei, so Erpenbeck & Rosenstiel unter Berufung auf Sloane<br />

& Dilger (2005), ein Kompetenzverständnis, das sich auf <strong>die</strong> durch SPP 1293, Klieme-<br />

Expertise und nationale <strong>Bildungsstandards</strong> popularisierte Domänenspezifik stützt, denn<br />

in ihr läge eine Simplifizierung, <strong>die</strong> sich einerseits mühelos damit arrangiert, <strong>die</strong><br />

mitunter extensive Übertragbarkeit von Kompetenzen zwischen unterschiedlichsten<br />

Handlungsgebieten zu übersehen, sich andererseits heraus nimmt, durch das Patent-<br />

rezept „kontextspezifische Leistungsdispositionen“ eine Universalerklärung über <strong>die</strong><br />

Tätigkeiten etwa eines Fließbandarbeiters ebenso wie <strong>die</strong> einer Nobelpreisträgerin zu<br />

stülpen (vgl. ebd.). Die kompromisslose Absage an <strong>die</strong> Berufspädagogik durch Klieme<br />

et al. erscheint Erpenbeck & Rosenstiel widersinnig vor allem deshalb, weil sie sich<br />

überraschenderweise nicht mit jenem „EU-Kompetenzverständnis“ deckt, wie es der<br />

„Europäische Qualifikationsrahmen“ (EQR oder EQF, <strong>für</strong> European Qualification<br />

Framework) formuliert, der aber exakt auf nichts anderes als den Vergleich von<br />

Bildungsabschlüssen bzw. learning outcomes hinaus will (vgl. Erpenbeck/Rosenstiel<br />

2007, S. XIV). Wenn allerdings, so darf zweifelnd angemerkt werden, selbst im von der<br />

wettbewerbsfixierten Humankapitalbemessung angespornten EQF (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S.<br />

XIII) das Herzstück des Kompetenzverständnisses, genau wie im „Handbuch<br />

Kompetenzmessung“ Erpenbecks & Rosenstiels, „verantwortliche Selbstorganisations-<br />

fähigkeit“ sein soll (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. XIV) – wie viel Selbstbestimmung kann denn<br />

substanziell in solch einer „selbständigen Verantwortungsübernahme“ noch liegen? Ein<br />

nicht in Frage zu stellendes Ideal in der Kompetenzforschung Erpenbecks & Rosenstiels<br />

ist deren erhoffte In<strong>die</strong>nstnahme durch <strong>die</strong> „kompetenzorientierte Personalentwick-<br />

lung“, d. h. eine Unternehmensführung, <strong>die</strong> „[...] Kompetenzen [...] als ihr primäres<br />

Steuerungsinstrument benutzt“ (Kunzmann/Schmidt 2007, S. 41). Es ist das „[...] Werte-<br />

system der Unternehmung, das <strong>die</strong> Basis <strong>für</strong> das Kompetenzmanagement darstellt“; das<br />

zu verwendende Kompetenzmodell muss unternehmenskompatibel sein (North/<br />

Reinhardt 2007, S. 132), denn als „Kompetenzkatalog“ ist es beispielsweise dazu da,<br />

das „Ist-Profil“ einer/eines Stellenanwärterin/Stellenanwärters mit dem jeweiligen<br />

109


„Anforderungs-“ oder „Soll-Profil“ zu vergleichen und so <strong>die</strong> optimale „Vermarktung“<br />

ihrer/seiner – auch selbstorganisatorischen – Kompetenzen sicherzustellen (vgl. Kunz-<br />

mann/Schmidt 2007, S. 39; North/Reinhardt 2005, S. 16). Bevor in der Berufspädago-<br />

gik von „Kompetenzen“ <strong>die</strong> Rede war, entschieden „Qualifikationen“ über den<br />

Arbeitsplatz (vgl. Alaluf/Stroobants 1994a, S. 49); der Begriffsaustausch soll Alaluf &<br />

Stroobants zufolge eine „Naturalisierung der Berufshierarchien“ bewirken, indem<br />

versucht wird, „[...] berufliche Qualifikationen jenseits sozialer Beziehungen zu<br />

legitimieren“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 56 f.). In <strong>die</strong>sem Sinne definieren Alaluf & Stroobants<br />

Kompetenz auch<br />

„[...] als <strong>die</strong> Nutzung und Anpassung der individuellen, in der Ausbildung und insbesondere in der<br />

schulischen Ausbildung erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten durch <strong>die</strong> Unternehmen<br />

entsprechend ihren Bedürfnissen“ (Alaluf/Stroobants 1994a, S. 50).<br />

Setzt sich nun ein Führungsteam oder Expertinnen- und Expertengremium zusammen,<br />

um in einer Art „Brainstorming“ Kompetenzen festzulegen, geschieht <strong>die</strong>s nicht selten<br />

ohne eine klare definitorische Grundlage des Gewünschten (Adams 1997). Firmen<br />

würden einer Bewerberin/einem Bewerber etwa mitteilen, ihr/sein „Leadership-Faktor“<br />

sei gering; auf <strong>die</strong> Nachfrage, was genau das nun zu bedeuten habe, käme dann als<br />

Antwort bloß „whatever people mean by ‘leadership’, you’re low in it” (vgl. ebd.).<br />

McClelland hat unermüdlich betont, wie wichtig es sei, wenn derartige Willkür gar nicht<br />

erst aufkommen können solle, von behavioural anchors auszugehen, <strong>die</strong> jede<br />

Einzelkompetenz detailliert definieren (vgl. Adams 1997); solche objektivierten<br />

„Verhaltensanker“ sind auch ein Fundament der Kompetenzdiagnostik nach Erpenbeck:<br />

Sie beschreiben jenes beobachtbare adäquate Verhalten, das Rückschlüsse auf <strong>die</strong><br />

vorhandene Ausprägung einer Kompetenz zulässt (vgl. Heyse 2007, S. 121 ff.). Ein<br />

„standardisiertes Verfahren zur Beschreibung von Kompetenzen <strong>für</strong> Kompetenzmodelle<br />

im Bildungswesen“ gibt es jedoch, wie Schott & Ghanbari (2008, S. 30) feststellen,<br />

nicht. Psychometrische Modelle und Messverfahren anhand von empirisch begründeten<br />

Kompetenzmodellen zu den jeweiligen Schulfächern zu entwickeln ist ein nach wie vor<br />

ungelöstes Problem, ersichtlich etwa an den PISA-Testungen, <strong>für</strong> welche <strong>die</strong> Kompe-<br />

tenzstufen erst post-hoc, d. h. im Anschluss an <strong>die</strong> Assessments und rein über nach<br />

Konformität selegierte Aufgaben definiert wurden, ohne dass vordem eine theoretische<br />

Begründung aufgestellt werden hätte können (vgl. Klieme/Leutner 2006, S. 7). Der<br />

Lösungsansatz des SPP 1293 besteht in der engstmöglichen Verzahnung von kognitions-<br />

psychologischer Sachkenntnis und natürlich: „Domänenexpertise“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 8).<br />

110


Echte Fortschritte in der schulbezogenen Kompetenzdarstellung und -erfassung setzten,<br />

so ergibt sich der Schluss, voraus, dass Expertinnen und Experten im Bildungsbereich<br />

sich an eine tatsächliche Auseinandersetzung heranwagten, mit der expliziten<br />

Bereitschaft, über <strong>die</strong> eigenen Domänen bzw. Fächergrenzen hinaus zu denken und <strong>die</strong><br />

Abkapselung vor negativer Kritik aus der übrigen Kompetenzforschung zu beenden.Wer<br />

wird geradestehen müssen <strong>für</strong> <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> sich im Inkraftsetzen von schulischen<br />

Kompetenzvorschreibungen vom Fingerzeig McClellands nicht unbedingt betroffen<br />

gefühlt haben können (er selbst war sich seiner Sache ja durchaus sicher), wenn <strong>die</strong>ser<br />

meinte: „A lot of people have jumped on the bandwagon. The danger is that they may<br />

not identify competencies properly“ (Adams 1997, zit. n. Erpenbeck/Rosenstiel 2007,<br />

S. XII) – wenn nicht <strong>die</strong> Lehrerinnen und Lehrer? Eine Antwort drängt sich bereits auf:<br />

<strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler selbst womöglich. Niemand.<br />

4.1.2.2. Die jüngere Entwicklung des Kompetenzbegriffs im österreichischen<br />

Schulwesen<br />

Soll der schulische Kompetenzbegriff einer kritischen Sichtung unterzogen werden,<br />

dann ist auch zu klären, wie der offizielle Begriffsgebrauch der österreichischen<br />

Bundesregierung gemäß auszusehen hat. In den Erläuterungen zur Änderung des Schul-<br />

unterrichtsgesetzes durch BGBl. I Nr. 117/2008 über <strong>die</strong> Verankerung von Bildungs-<br />

standards werden „Kompetenzen“ wie folgt definiert: „Kompetenzen sind psychische<br />

Dispositionen [...] als Ergebnis erfolgreicher Lernprozesse“ (Erl RV 606 BlgNR XXIII.<br />

GP, 4; Hervorheb. i. Orig.). Zuallererst ist festzuhalten, dass also schulische Lernprozes-<br />

se, so sie nicht in absehbarer Zeit in Kompetenzen resultieren, nicht als „erfolgreich“ im<br />

hier eng spezifizierten Sinne gelten können, im Übrigen aber verinnerlichte<br />

Persönlichkeitsmerkmale gefordert werden, deren Herausbildung und Reifung nur als<br />

langfristiges und in zunehmendem Grade selbst bestimmtes Lebensprojekt des<br />

Individuums doch dessen ureigenste Angelegenheit ist; ein Wachstumsprozess, der sich<br />

in und mit der Allgemeinheit, gegebenenfalls auch gegen <strong>die</strong> gesellschaftlichen<br />

Ansprüche vollzieht. Der Kompetenzbegriff, wie er sich hier präsentiert, weist einerseits<br />

deutlich über <strong>die</strong> Schule hinaus, indem unterrichtlich relevant ist, was auch nachhaltig<br />

„[...] im Sinne des Lifelong Learning [...]“ (Erl RV 606 BlgNR XXIII. GP, 5) sich als<br />

wesentlicher Teil des individuellen Gepräges erweisen soll; andererseits wird von<br />

vornherein prinzipielle Akzeptanz aller möglichen Problemstellungen erwartet, <strong>die</strong> sich<br />

doch erst an deren Inhalten abzureiben hätte; spätere zweck<strong>die</strong>nliche Einpassung in <strong>die</strong><br />

111


Berufswelt wird zum Vorgriff auf <strong>die</strong> nötige Einsicht. Der <strong>für</strong> <strong>die</strong> anzustrebende<br />

Mündigkeit entscheidende Aspekt der Urteilskraft braucht gar nicht erst erwähnt zu<br />

werden, weil sich <strong>die</strong> Frage, um wessen Probleme es sich handelt und weshalb deren<br />

Lösung von Wert sein soll, nicht stellt. Die gewünschte psychische Disposition wird je-<br />

weils verstanden als komplexe Vernetzung „[...] von Wissen, Fähigkeiten und Fertig-<br />

keiten [...]“ (Erl RV 606 BlgNR XXIII. GP, 4) sowie „[...] Erfahrung, Motivation und<br />

Einstellungen“ (ebd.) und konkretisiert sich als Befähigung zur Bewältigung der jeweils<br />

akuten Anforderungssituation. Was latent vorhanden ist, muss sozusagen stante pede<br />

handgreiflich gemacht werden können dann, wenn „[...] bestimmte Leistungen zu er-<br />

bringen [...]“ (ebd., Hervorheb. i. Orig.) sind. Daher wird <strong>für</strong> den Unterricht davon aus-<br />

gegangen, dass „[d]as Vorhandensein bzw. <strong>die</strong> Ausprägung einer bestimmten Kompe-<br />

tenz [...] mit Hilfe geeigneter Problemstellungen (Aufgaben) festgestellt werden [kann],<br />

[...] zB [sic] in Form von Leistungstests“ (Erl RV 606 BlgNR XXIII. GP, 5). Gemäß § 2<br />

der Verordnung über <strong>Bildungsstandards</strong> im Schulwesen sind Kompetenzen jene „[...]<br />

längerfristig verfügbare[n] kognitive[n] Fähigkeiten und Fertigkeiten [...]“, welche<br />

nicht nur dazu „[...] befähigen, Aufgaben in variablen Situationen [...] zu lösen [...]“,<br />

sondern explizit auch, „[...] <strong>die</strong> damit verbundene motivationale und soziale Bereit-<br />

schaft zu zeigen“ (BGBl II 2009/I § 2 Z 2). Dieser der Klieme-Expertise (vgl. Klieme et<br />

al. 2007, S. 21) und seither dem neuen Steuerungsdenken im Bildungswesen des<br />

deutschsprachigen Raumes durchwegs zugrunde gelegte Kompetenzbegriff lehnt sich<br />

(auf <strong>die</strong> Domänenspezifik präzisiert und an das zuerdachte Einsatzfeld adaptiert) an <strong>die</strong><br />

Weinertsche Definition aus 2001 an, <strong>die</strong>, in ihren ursprünglichen textuellen Zu-<br />

sammenhang zurückversetzt, nicht eigentlich Weinert quasi aus dem Nichts erfunden,<br />

sondern wodurch sich <strong>die</strong>ser mehr noch als präziser Beobachter ausgewiesen hat:<br />

Zunächst umreißt er <strong>die</strong> kontemporäre Herausforderung schlechthin, <strong>die</strong> Beherrschung<br />

inhaltsunspezifischer, überfachlicher Problemlösestrategien, um im nächsten Satz wohl<br />

weniger das politische Subjekt, als vielmehr den personifizierten übermächtigen<br />

Konsens zu unterstreichen: „Die OECD hat in <strong>die</strong>sem Zusammenhang mehrfach vorge-<br />

schlagen, den vieldeutigen Leistungsbegriff generell durch das Konzept der Kompetenz<br />

zu ersetzen“ (Weinert 2001, S. 27, Hervorheb. d. Verf.). Weinert fährt fort, indem er<br />

seine viel zitierte Definition erstmals in Worte fasst:<br />

„Dabei versteht man unter Kompetenzen <strong>die</strong> bei Individuen verfügbaren oder<br />

durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen,<br />

sowie <strong>die</strong> damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und<br />

Fähigkeiten, um <strong>die</strong> Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll<br />

nutzen zu können“ (Weinert 2001, S. 27 f., Hervorheb. d. Verf.).<br />

112


Es ergibt also durchaus Sinn, dass Eckhard Klieme, als Mitglied des deutschen PISA-<br />

Konsortiums und Sprecher der „Expertengruppe Problemlösen“, <strong>die</strong>se und keine andere<br />

Kompetenzdefinition bevorzugt. Neben jener im Zuge einer sich ausbreitenden Definiti-<br />

onsübernahme und eines stetig steigenden Publikationszuwachses fast vollständig<br />

ausgeklammerten Einhelligkeit, <strong>die</strong> weniger deklariert pädagogischen Ursprungs ist, als<br />

vielmehr in einem gemeinsamen Bildungsverständnis mit dem unhinterfragten politi-<br />

schen Background einer im Bildungsbereich hochaktiven und einflussreichen Wirt-<br />

schaftsorganisation wurzelt – worin möglicherweise mit ein gewichtiger Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

breite Akzeptanz der Weinertschen Kompetenzdefinition besteht –, interessieren hier<br />

aber primär deren Inhalte. Da der Raum <strong>für</strong> den Versuch einer detaillierten Entflechtung<br />

fehlt, wird der gewünschte Eigenschaftsmix aus motivational – volitional – sozial<br />

gesondert betrachtet: Klieme et al. übersetzen „volitional“ mit „[<strong>die</strong>] willentliche Steue-<br />

rung von Handlungen und Handlungsabsichten [betreffend]“ (Klieme et al. 2007, S. 21,<br />

Anm. 2), es ist also durchaus möglich, aus <strong>die</strong>ser Definition Kappelhoffs „Selbst-<br />

organisationsdispositionen“ herauszulesen, wobei jene wohl noch verstärkt den Charak-<br />

ter funktionaler Selbststeuerungsdispositionen annehmen. Der Immersionsraum des<br />

künstlichen Umfelds Schule simuliert, folgt man der Idealvorstellung der Zukunfts-<br />

kommission, mittels „Standards [...] in der Form ausgearbeiteter Tests auf allen Stufen“<br />

(Haider et al. 2003, S. 61) künftige Bewährungssituationen, ganz so, wie das Haupt-<br />

augenmerk von PISA auf der Zweck<strong>die</strong>nlichkeit über den Unterricht erworbener<br />

Kompetenzen im „wirklichen“ Leben liegt (vgl. Haider/Reiter 2004a, S. 23). Fokussiert<br />

werden daher jene von Weinert angesprochenen „bestimmten Probleme“ und der<br />

gleitende Übergang von Fremd- zu Selbststeuerung, der sich in der sozialen Interaktion<br />

als Umgänglichkeit und praktische Diensteifrigkeit und dadurch „gelungen“ zeigt. Für<br />

Chomsky (1981) war Motivation keineswegs originär der Kompetenz zurechenbar,<br />

sondern Voraussetzung <strong>für</strong> Performanz, i. e. das beobachtbare Verhalten, in dem<br />

Kompetenz sich zeigt; was jedoch nicht geschieht, wenn <strong>die</strong>s dem Interesse der Person,<br />

welche <strong>die</strong> Kompetenzen innehat, bzw. des „Kompetenzträgers“ – wie <strong>die</strong> neuere<br />

Managementliteratur <strong>die</strong> mit Kompetenzen behaftete Humanressource gerne ruft (vgl.<br />

Berger et al. 2004, S. 64) – zuwider läuft. Wird auf eine derartige Trennung von<br />

Kompetenz und Motivation verzichtet, erlangt <strong>die</strong> Kompetenz den Charakter der<br />

Anforderung, wie <strong>die</strong>s etwa im methodischen „Job Competence Assessment“ üblich ist<br />

(vgl. Spencer/Spencer 1993). Mag sie auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Überbrückung der beschriebenen<br />

konzeptuellen Divergenzen unwesentlich sein, zeichnet sich hier doch wiederum eine<br />

113


nachvollziehbare Gemeinsamkeit ab: Die Funktion der zum Führungsinstrument<br />

„Verhaltensanker“ gestrafften „Kompetenzanforderungen“ im Human-Resource-<br />

Management (vgl. Heyse 2007, S. 121 ff.) könnte im schulischen Qualitätsmanagement<br />

theoriegemäß eins zu eins von den <strong>Bildungsstandards</strong> übernommen werden. Laut<br />

Anlage zur Verordnung über <strong>Bildungsstandards</strong> werden letzten Endes<br />

„[...] Kompetenzen [...] als angestrebtes Verhalten bzw. beobachtbare Handlungen<br />

('Die Schülerinnen und Schüler können ...') beschrieben und stellen <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> dar“<br />

(Anl. zu BGBl II 2009/1, S. 1).<br />

In überzeugender Weise schlüssig wird das kulminative Fazit „<strong>Bildungsstandards</strong>“ aber<br />

erst durch deren Einbettung in einen umfangreichen theoretischen Überbau, sind sie<br />

doch nur „<strong>die</strong> unterste Gliederungsebene“ (ebd.) „[...] prozessorientierte[r] Modellvor-<br />

stellungen über den Erwerb von [...] Kompetenzen“ (BGBl II 2009/1 § 2 Z 4). Unmittel-<br />

bar darüber stehen <strong>die</strong> sogenannten „Kompetenzbereiche“, etwa „Operieren; Modell-<br />

bilden“ in Mathematik oder „Lesen – Umgang mit Texten und Me<strong>die</strong>n“ in Deutsch (vgl.<br />

Anl. zu BGBl II 2009/1, S. 1). Der Klieme-Expertise entsprechend, werden generell<br />

untergeordnete aus übergeordneten Zielen bzw. Kompetenzen abgeleitet – eine<br />

Vorgehensweise, <strong>die</strong> vielleicht unlogisch anmutet (vgl. Schott/Ghanbari 2008, S. 60),<br />

allerdings als Top-down-Strategie in der Erstellung von Unternehmenszielen eine<br />

durchaus gebräuchliche (vgl. Albs 2005, S. 106; Heyse/Ortmann 2008, S. 43 f.) Variante<br />

des auf Drucker (1998) zurückgehenden „Führens mit Zielvereinbarungen“ (MbO,<br />

Management by Objectives) ist.<br />

4.1.2.3. Zwischen Traum und Wirklichkeit: zur Funktion von Kompetenzmodellen<br />

In den Erläuterungen zur Verordnung über <strong>Bildungsstandards</strong> im Schulwesen betreffend<br />

deren Aufbau und Entwicklung wird auf Basis der Klieme-Expertise festgelegt, dass<br />

stets<br />

„Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Formulierung von Kompetenzen [...] ein Kompetenzmodell [ist],<br />

das eine Brückenfunktion zwischen abstrakten Zielformulierungen<br />

und konkreten Aufgabenstellungen zur Überprüfung [...] ausübt [...]“<br />

(Vorbl. u. Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 7; Hervorheb. i. Orig.).<br />

Die „abstrakten Bildungsziele“ (Klieme et al. 2007, S. 71; zust. zitiert schon von Hafner<br />

2004, S. 585), so wird ringsum deklamiert, bedürften eines „Mittelsmannes“ in Gestalt<br />

des Kompetenzmodells (vgl. ebd.); es stellt sich <strong>die</strong> Frage, ob damit nicht eher <strong>die</strong><br />

Gefahr befördert wird, dass jene in noch weitere Ferne gerückt, bzw. sie als seine<br />

eigentliche „Botschaft“ an Bedeutung verlieren würden. Auch ob ausreichen wird, dem<br />

entgegenhalten zu können, ein Kompetenzmodell müsse immer ein „[...] aus dem<br />

114


jeweiligen Lehrplan abgeleitetes [...]“ (Anl. zu BGBl II 2009/1, 1) sein, bleibt offen;<br />

da<strong>für</strong> wird stereotyp gegen <strong>die</strong> vermeintliche Abgehobenheit von Bildungstheorie und<br />

Fachdidaktik mit der Profanität des Unterrichtens argumentiert, so als müsse man erst<br />

durch „Anhaltspunkte <strong>für</strong> eine Unterrichtspraxis, <strong>die</strong> an den Lernprozessen und<br />

Lernergebnissen [...] orientiert ist und nicht allein an der fachlichen Systematik von<br />

Lehrinhalten“ (Klieme et al. 2003, S. 15; zit. n. Vorbl. u. Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 7) in<br />

<strong>die</strong> Realität geholt werden. Für Herrmann sind solche psychologisch ausgerichteten<br />

Kompetenzmodelle auch nur ein „Traum“, nämlich jener „von einer definitiven<br />

methodischen Matrix“ (Herrmann 2005, S. 39). Neu ist solch Wunschdenken nicht: Im<br />

Versuch, <strong>Bildungsstandards</strong> empirisch überprüfbar zu machen, infolgedessen ja „[...]<br />

Kompetenzanforderungen zwischen Bildungszielen und Aufgabenstellungen positio-<br />

niert wurden“ (Schott/Ghanbari 2008, S. 97), be<strong>die</strong>nt sich <strong>die</strong> Klieme-Expertise eines<br />

„Dreischritts“, der nach Schott & Ghanbari im Prinzip der Lehrzielpräzisierung durch<br />

Einteilung in Richt-, Grob- und Feinziele aus der Blütezeit von Behaviorismus und<br />

Programmiertem Unterricht entspricht (ebd.). Auch in der DDR hat es eine innere<br />

Differenzierung, <strong>die</strong> aus nach Vorgaben erzeugten Aufgabenpools schöpft, schon einmal<br />

gegeben, <strong>die</strong>se hieß dort treffend „differenzierte Stufendidaktik“ (Herrmann 2005,<br />

S. 38). Nichtsdestoweniger gilt laut Specht & Freudenthaler seit der Klieme-Expertise<br />

als „unbestritten“, dass das Fundament der <strong>Bildungsstandards</strong> Kompetenzmodelle zu<br />

sein haben, welche „[...] <strong>die</strong> Fächerdomänen horizontal in den wichtigsten Kompetenz-<br />

dimensionen und vertikal in Stufungen zunehmender Schwierigkeit [...] darstellen“<br />

(Freudenthaler/Specht 2004, S. 627); so geschehen etwa bei den österreichischen<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> das Fach Deutsch (vgl. Arbeitsgruppe [i. F.: AG] „Bildungs-<br />

standards – Deutsch“ 2007, S. 7-11) und großteils auch Englisch (vgl. AG „Bildungs-<br />

standards <strong>für</strong> Fremdsprachen“ 2005, S. 36-40). Geknüpft an <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> sind<br />

also jene zwei Haupteigenschaften, <strong>die</strong> ein Kompetenzmodell nach Klieme et al.<br />

kategorisch aufzuweisen hat: erstens, als Komponentenmodell das zu bewältigende<br />

Anforderungsgefüge zu bestimmen, und zweitens, als Stufenmodell „wissenschaftlich<br />

begründete Vorstellungen“ feststellbarer Kompetenzgrade zu vertreten, wie sie je nach<br />

Schülerin/Schüler in unterschiedlichen Ausprägungen erwartet werden (vgl. Klieme et<br />

al. 2007, S. 74). Dem im zweiten Punkt formulierten Anspruch nicht gerecht werden zu<br />

können entwickelt sich zur Bredouille in der Kompetenzmodellerstellung, denn gerade<br />

<strong>die</strong> wissenschaftliche Fun<strong>die</strong>rung mittlerweile präskribierter Niveaustufen scheint nicht<br />

ausreichend geglückt bzw. wurde gar ringsum verabsäumt (Herrmann 2005, S. 39).<br />

115


Zwar wird unter wortwörtlicher Berufung auf Klieme et al. in den Erläuterungen zur<br />

<strong>Bildungsstandards</strong>-Verordnung verfügt, dass ein Kompetenzmodell „[...] Aspekte,<br />

Abstufungen und Entwicklungsverläufe von Kompetenzen dar[zustellen hat] [...]“<br />

(Klieme et al. 2003, S. 15; zit. n. Vorbl. u. Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 7; Hervorheb. d.<br />

Verf.) – doch dazu, ein Entwicklungsmodell der Kompetenzen und ihrer Niveaus <strong>für</strong><br />

den längeren Zeitraum konsekutiver Schuljahre zu erstellen, ist, wie auch <strong>die</strong> Klieme-<br />

Expertise schon weiß (Klieme et al. 2007, S. 77), <strong>die</strong> empirische Bildungsforschung<br />

heute noch kaum in der Lage (vgl. Maag-Merki 2007, S. 725), nach Schema TIMSS und<br />

PISA wird <strong>die</strong> einfachere „Frage nach Niveaustufen innerhalb einer bestimmten Alters-<br />

oder Jahrgangskohorte“ in den Mittelpunkt gerückt (Klieme et al. 2007, S. 77). Das<br />

bedeutet: Momentan werden Kompetenzen, und wird mittels <strong>die</strong>ser, daher weiter grob<br />

nach Alter differenziert; trotz der Absurdität, „pädagogisch und entwicklungs-<br />

psychologisch“ ausschlaggebende Kontextfaktoren wie „Geschlecht, soziokulturelle<br />

Zugehörigkeit, individuelle Potentiale usw.“ so zu übergehen (Herrmann 2005, S. 39).<br />

Schon <strong>die</strong> objektive, geschweige denn eine definitive Ermittlung von Anzahl,<br />

Komponenten und Abständen der Kompetenzabstufungen ist nach Hermann nicht<br />

möglich, werden <strong>die</strong>se doch von den Lernumgebungen erheblich mit beeinflusst, welche<br />

wiederum „[...] je nach Schülerschaft, Lehrerpersönlichkeit und Schulprofil beträchtlich<br />

variieren“ (Herrmann 2005, S. 40). Hermann erkennt daher in solchem Tun auch keinen<br />

Sinn – ausgenommen einzig den Fall, der gewünschte Nutzen läge in einer<br />

Vergleichbarkeit, welche negative Normabweichungen zu sanktionieren, sprich:<br />

Selektion zu legitimieren sucht (ebd.). Niveaustufenbestimmung, <strong>die</strong> immer in<br />

gewissem Maße „willkürlich“ ist, soll sich, wie aus dem Europarat bestätigt wird, als<br />

„praktisch“ erweisen, jedoch nicht nur <strong>für</strong> „Abschlussprüfungen“, sondern auch <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Curriculumerstellung (Europarat 2004, S. 28). Dennoch wird es notwendig sein, beide<br />

Funktionsgebiete im Auge zu behalten, denn sich damit zufrieden zu geben, das eine<br />

hätte mit dem anderen nichts zu tun, würde <strong>die</strong> tatsächliche Situation verkennen, <strong>die</strong> ja<br />

immer eine der systemischen Verkettung und wechselseitigen Beeinflussung ist.<br />

4.1.2.4. Kompetenzraster – das neue Lernen nach Schablone<br />

Offenbar weisen Kompetenzmodelle ausgerechnet dort eine praktische und theoretische<br />

Lücke auf, wo es darum ginge, <strong>die</strong> Prozesshaftigkeit des Lernens zu berücksichtigen.<br />

Wollen vielleicht sogenannte „Kompetenzraster“ hier Abhilfe schaffen,<br />

(selbst)evaluative „Tabellen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> ein bestimmtes Aufgabengebiet Leitkompetenzen<br />

116


angeben und [...] konkrete Entwicklungsniveaus benennen“ (Merzinger/Schnack 2006,<br />

S. 27) – indem sie also genau das tun, worauf überzeugt von der Nützlichkeit <strong>die</strong> einen,<br />

von der Zwecklosigkeit <strong>die</strong> anderen anspielen, nämlich „[...] das Curriculum [...] in<br />

Form einer Matrix [abzubilden]“ (Müller 2006, S. 4)? Um hier keine Begriffsver-<br />

wirrung zu stiften, sei erklärt: Jedes Kompetenzmodell kann theoretisch in einer<br />

Rasterstruktur visualisiert werden, aber nicht alles, was derzeit unter Kompetenzraster<br />

fungiert, entspricht auch qualitativ einem Kompetenzmodell (wobei <strong>die</strong> Übergänge<br />

sicher fließend sind). Worin liegen also <strong>die</strong> Unterschiede? Wohl weil, wie Klieme<br />

betont, jene Kompetenzmodelle, welche <strong>die</strong> wissenschaftliche Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Bildungsstandards</strong> und alle daraus abgeleiteten Maßnahmen bilden sollen, sich vor allen<br />

anderen Eigenschaften durch ihre „Sophistiziertheit“ auszeichnen (vgl. Klieme 2006,<br />

S. 57) – wodurch sich <strong>für</strong> Klieme übrigens auch ihre Überlegenheit gegenüber der<br />

Lernzielmessung der 70er Jahre entscheidend begründet (ebd.) – hat es sich<br />

eingebürgert, zur Veranschaulichung horizontal und vertikal gegliederte „Profilraster“<br />

zu verwenden (GERS 2004, S. 27). Solche eine „grobe Vereinfachung“ (ebd.) exponiert<br />

sich insbesondere dann, wenn es darum geht, Kompetenzmodelle <strong>für</strong> den Unterrichts-<br />

gebrauch so weit und so „kindgerecht“ als möglich herunterzubrechen. Aus Bildungs-<br />

standards werden so „Can-do-Listen“ (Weihs-Dengg 2007): Sie enthalten sprachlich<br />

bewusst relativ simpel gehaltene „Ich-kann“-Formulierungen, denn sie <strong>die</strong>nen nicht nur<br />

Lehrerinnen und Lehrern zur längerfristigen Lernbeobachtung, sondern richten sich vor<br />

allem an Schülerinnen und Schüler zur tagtäglichen Selbstüberprüfung (vgl. Weihs-<br />

Dengg 2007, S. 113 f.; Giesenkirchen 2008, S. 20); nicht zu verwechseln mit punktu-<br />

ellen Lernstandserhebungen, wie sie anhand von <strong>Bildungsstandards</strong>-Testungen und<br />

darauf vorbereitenden Aufgabenbeispielen (siehe etwa AG „<strong>Bildungsstandards</strong> –<br />

Deutsch“ 2007) vorgenommen werden. 84 In Bezug auf <strong>die</strong> „KMK-<strong>Bildungsstandards</strong>“<br />

sollen derartig niederschwellige Skalensysteme „ein wirksames Mittel zur Umsetzung<br />

und Operationalisierung“ sein (Montessori-Zentrum Hofheim 2007), und auch in<br />

Österreich werden sie mit der Grundlage <strong>Bildungsstandards</strong> erprobt (Kompatscher<br />

84 Dem hiermit praktizierten inneren Widerspruch zum Trotz wird, wie Haider & Reiter kommentarlos<br />

referieren, im Vorgriff auf das lebenslange Lernen von jedem einzelnen PISA-Test erwartet, „[...] dass<br />

<strong>die</strong> Kompetenz als Kontinuum erfasst werden soll, und nicht als etwas, dass man entweder besitzt<br />

oder nicht [...]“ (Haider/Reiter 2004a, S. 23). Ein gedachter Vorteil <strong>die</strong>ser Haltung könnte darin liegen,<br />

dass <strong>die</strong> reine „Inkompetenz“ so nicht existiert und früher Frustration auf Seiten der Schülerinnen und<br />

Schüler sowie mängelfixierter, vorschneller Aburteilung von Seiten der Lehrpersonen dadurch vorgebeugt<br />

werden könnte. Ungeachtet alledem will schon zum Zeitpunkt der Zeugnisvergabe, spätestens<br />

jedoch bei der ersten „minder“ erfolgreichen Zulassungsprüfung <strong>die</strong> bloßgestellte Tatsache einer zuvor<br />

nett bemäntelten Schattenseite definitiv zu ertragen gelernt sein.<br />

117


2010). Als impulsgebend werden immer wieder <strong>die</strong> Selbstbeurteilungsraster des<br />

Schweizer Privatinternats „Institut Beatenberg“ oder <strong>die</strong> des Europäischen Sprachen-<br />

portfolios (ESP) genannt (vgl. ebd.), sowie der Gemeinsame Europäische Referenz-<br />

rahmen <strong>für</strong> Sprachen (GERS) (vgl. AG Kompetenzrahmen 2006, S. 8). 85 Letzteren<br />

bemüht auch Schlömerkemper, aus dessen Sicht das Ergebnis eines an Kompetenz-<br />

modellen bzw. -rastern ausgerichteten Unterrichts im Idealfall eine „kompetenz-<br />

orientierte Lernorganisation“ (kurz: „KoLo“) wäre, <strong>die</strong> er als echte „Alternative zu<br />

selektionsorientierter Lernorganisation“ (kurz: „SoLo“) zur Diskussion stellt (vgl.<br />

Schlömerkemper 2006, S. 107).<br />

Welche methodisch-didaktischen Grundlagen sind zu erkennen: Zum Ersten 86<br />

„Horizont-Didaktik“, d. h. ein „[...] Entwicklungshorizont [...] von einfachen Grund-<br />

kenntnissen bis hin zu komplexen Fähigkeitsstufen“ (Müller 2006, S. 4) wird vor-<br />

gezeichnet; zum Zweiten „Referenzieren“ als Orientierungsmaßnahme, welche <strong>die</strong><br />

Fähigkeit zur Selbsteinschätzung der eigenen Leistungen durch <strong>die</strong> vergleichende<br />

Bezugnahme auf Referenzniveaus stimulieren will (ebd.), und schließlich drittens sollen<br />

Kompetenzraster Ansatzflächen der „Individualisierung und Differenzierung“ durch <strong>die</strong><br />

gemeinsame Reflexion und <strong>die</strong> Erstellung individueller Lernpläne sein (Weihs-Dengg<br />

2007, S. 114). Obschon Müller Lernen als „nichtlineares Durcheinander“ (vgl. Müller<br />

2004, S. 44 f.) verstanden wissen will, entsteht in der weiteren Fortführung und<br />

Rezeption schnell ein „Wirkungskreislauf des Lernerfolgs nach Müller“: Deutlich wird<br />

<strong>die</strong>ser Effekt an Martin (2008, S. 3, Abb. 1), der sich sichtlich um Schematisierung<br />

bemüht. Demnach setzen (institutseigene) Kompetenzraster <strong>die</strong> Standards und werden<br />

in „Checklisten“ konkretisiert; <strong>die</strong> Schülerin/der Schüler hat „Lernjobs“ umzusetzen,<br />

85 Das als vorbildlich anerkannte Kompetenzmodell des durch den Europarat entwickelten und international<br />

lancierten GERS bzw. CEF (<strong>für</strong> Common European Framework of Reference) ist Grundlage<br />

sowohl des ESP (Scheider/North/Koch 2001) als auch der österreichischen <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> das<br />

Fach Englisch (vgl. AG „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> Fremdsprachen“ 2005, S. 24). Hier wie dort werden<br />

Fertigkeitsbereiche in Form sogenannter „Deskriptoren“ bzw. „Can-do-Statements“ beschrieben (vgl.<br />

<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 25). Der Unterschied: Die österreichischen „nationalen <strong>Bildungsstandards</strong>“ sind unter<br />

striktem Schulstufenbezug ausgerichtet auf eine ganz bestimmte Art von Bildungssystem, während der<br />

GERS aufgrund seiner sprachpolitischen Zielsetzung <strong>für</strong> ein allen europäischen Bildungsinstitutionen<br />

und -sektoren gemeinsames Instrument plä<strong>die</strong>rt (vgl. Europarat 2004, S. 28) und sich zudem als als<br />

durchgängiger, globaler Referenzrahmen <strong>für</strong> alle Sprachenlernenden und jeglichen Zeitpunkt bzw. Ort<br />

ihrer Lerngeschichte anbietet, unabhängig von Schule überhaupt (vgl. AG „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong><br />

Fremdsprachen“ 2005, S. 56), dabei aber mit seinem Derivat ESP durchaus auf Job- und Karrieretauglichkeit<br />

hin kalkuliert. So findet <strong>die</strong> ESP-Ko<strong>die</strong>rung beispielsweise in der Schweiz auch bei der<br />

konventionellen „Deutscheinschätzung“ stellensuchender Migrantinnen und Migranten, <strong>die</strong> nicht<br />

bereits schulische bzw. berufliche Zertifikate aus einem deutschsprachigen Land vorweisen können,<br />

Anwendung (Jacomet/Steimen 2001, S. 295).<br />

86 Dieser Vorstellung entsprechend, ordnet das Institut Beatenberg (dem Müller als Direktor vorsteht)<br />

auch optisch Niveaus horizontal, Aufgabengebiete vertikal an (vgl. Institut Beatenberg 2010).<br />

118


„layoutet“ (i. e., organisiert sich selbst anhand von Wochenplänen), setzt sich „ent-<br />

deckend“ mit den Aufgaben auseinander, woraufhin man „conferenct“ (reflektierend<br />

ausgewertet wird) (vgl. Martin 2008; Müller 2006, S. 2; Abschn. 3.6. <strong>die</strong>ser Arb.).<br />

Durch wiederholtes Referenzieren mittels farbiger Klebepunkte entsteht schlussendlich<br />

ein buntes, „individuelles Kompetenzprofil“ (Müller a.a.O., S. 4 f.).<br />

Sind <strong>die</strong> Stufen <strong>für</strong> den Kompetenzerwerb kumulativ-hierarchisch aufgebaut, heißt das<br />

<strong>für</strong> Schlömerkemper generell, <strong>die</strong> höheren können bzw. sollten nicht ohne das zuvor-<br />

gehende Meistern der niedrigeren beschritten werden (dürfen) (vgl. Schlömerkemper<br />

2006, S. 107). Relativierend dazu ließe sich auf den GERS verweisen, der klarstellt,<br />

dass es „keinen zwingenden logischen Grund“ <strong>für</strong> eine solche Regel gibt (Europarat<br />

2004, S. 28 f.) – und dass es gelte, im Umgang mit „Aussagen zur durchschnittlichen<br />

Lernzeit <strong>für</strong> das Erreichen eines bestimmten Niveaus [...] größte Vorsicht“ (ders. a.a.O.,<br />

S. 29) walten zu lassen. Eine Zurückhaltung, wie sie sich im Festlegen von<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> als normativen Durchschnittserwartungen (BMBWK – Sektion I<br />

2005, S. 9) an schnittstellenbezogen gesetzten Lernprozess-Zäsuren (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 56)<br />

spiegelt? Jedenfalls handelt es sich um eine Aufgabe, <strong>die</strong> in Bezug auf <strong>die</strong> Schülerin/den<br />

Schüler als Individuum größtes Fingerspitzengefühl erfordert. Sie ist schlicht nicht<br />

Angelegenheit der summativen Evaluation ganzer Schülerpopulationen, sondern wird<br />

erst relevant, wenn formativ mittels direkter Schülerinnen- und Schüler-Feedbacks<br />

evaluiert werden soll, wo<strong>für</strong> sich Kompetenzraster gleichfalls anbieten (vgl. ebd.);<br />

ebenso, wenn es gilt in Leistungsbereiche vorzudringen, <strong>die</strong> nicht unter <strong>die</strong> Kategorie<br />

„testbar“ fallen (Weihs-Dengg 2007, S. 114). 87<br />

Ein derartig durchschablonisiertes, maßgeschneidertes, tendenziell vollumfassendes<br />

persönliches Lernarrangement, das sowohl Wege absteckt, Inhalte bestimmt,<br />

quantitative wie qualitative Ziele vorgibt, als auch eine aktive Beteiligung an der<br />

Leistungsbeurteilung einfordert (vgl. Müller 2006, S. 4 f.), will aber, und das ist das<br />

87 Dies sieht dann in praxi an einer Pilotschule (hier: Verbindliche Übung „Berufsorientierung“ an der<br />

HS Niederndorf/Tirol) z. B. so aus: Zum Bereich „Teamfähigkeit“ zählen „Kompetenzen“ wie „Ich<br />

lerne von anderen Teammitgliedern auch etwas <strong>für</strong> mich persönlich“ (was?) oder „Ich behalte Informationen,<br />

<strong>die</strong> nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> anderen Teammitglieder gedacht sind, <strong>für</strong> mich“ (warum ist <strong>die</strong>s extra einzuüben<br />

– um erste Bekanntschaft mit der Verschwiegenheitspflicht gegenüber Firmengeheimnissen zu<br />

machen?), von der Schülerin/dem Schüler jeweils zu bewerten mit ☺, � oder ☹ (vgl. Giesenkirchen<br />

2008, S. 22). Liegt es an der Lehrperson, nach eigenem Ermessen Kompetenzraster zu erstellen<br />

(Weihs-Dengg 2007, S. 113), können <strong>die</strong> gesetzten Präferenzen schnell willkürlich wirken. Das<br />

Ergebnis wird wohl allgemein gefällig sein und eine passable „Grundlage <strong>für</strong> Elterngespräche“ (ebd.)<br />

abgeben, mit etwa dem GERS aber bis auf <strong>die</strong> Tabellenform nichts mehr gemein haben – denn solange<br />

sich <strong>die</strong>se im Versuchsstadium befinden, sich alles mögliche „Kompetenzraster“ nennen kann, was<br />

weder wissenschaftlich fun<strong>die</strong>rt noch konsensfähig ist.<br />

119


Wunderbare (bzw. Wundersame) daran, keinen „Lernkäfig“ schaffen, sondern Transpa-<br />

renz: Grenzen luzid machen und Verantwortungsübernahme erleichtern – eine andere<br />

Möglichkeit bleibt der Schülerin/dem Schüler freilich gar nicht mehr (bis auf <strong>die</strong><br />

Totalverweigerung, <strong>die</strong> wiederum ob der vertrauensvollen Beziehung zum „Lerncoach“<br />

nichts denn absurd wäre) (vgl. Müller 2004, S. 71 ff.). 88 Wenn neben einer zum Non-<br />

plusultra gewordenen „Selbsthilfe-“ und „Selbststeuerungskompetenz“ (vgl. ebd.) alles<br />

andere verblasst, leuchtet ein, warum Sader & Weber auf den Gedanken einer<br />

„Kontroll- und Kompetenzideologie, <strong>die</strong> den Einzelnen mit unangemessener Autonomie<br />

versieht“ (Sader/Weber 1996, S. 120) kommen können. Umso wichtiger erscheint <strong>die</strong><br />

vereinsamte österreichische Lehrplanforderung nach einem „ausgewogenen Verhältnis“<br />

von Sach-, Selbst- und Sozialkompetenz (Anl. 1 zu BGBl II 2000/134 idF BGBl II<br />

2008/290, S. 3). Müller allerdings trifft unverkennbar den Ton, welchen schon BM<br />

Gehrer anschlug, als sie von jenem unaufhaltsamen, ständig an Tempo zulegenden<br />

„Wandel“ sprach und derart den sozioökonomischen Hintergrund <strong>für</strong> den „Paradigmen-<br />

wechsel“ im Lehren und Lernen darlegte (vgl. Abschn. 2.4. <strong>die</strong>ser Arb.). Ganz so bei<br />

Müller: Umgeben von „Informationsflut“ und „Halden des Datenmülls“ taumeln<br />

„Kulissenschieber“ auf einer „Bühne des Lebens“ umher; steigende Komplexität erhöht<br />

den Druck nach „Anschlussfähigkeit“, verkürzt: zu „Kommunikation“ und „Interaktion“<br />

imstande zu sein, um sich so zum „Rollenträger“ oder zur Regie(assistenz) empor zu<br />

hanteln (zit. aus Müller 2004, S. 12 f.). Im buchstäblichen „Dreh-Buch“ zum unterricht-<br />

lichen „Paradigmenwechsel“ müsse sich der Fokus verschoben haben: „vom Problem<br />

hin zur Lösung“, von der Fehlersuche auf <strong>die</strong> Erfolgserlebnisse (ders. a.a.O., S. 70 et<br />

passim). Frontalunterricht ist hier, so lautet Müllers Kernkonzept, fehl am Platze,<br />

„generierendes Lernen“ denjenigen <strong>die</strong> Devise, welche „anschlussfähig“ werden wollen,<br />

also: allen, denn wer wollte schon den Anschluss verpassen (vgl. Müller 2004, S. 12)?<br />

Zumal <strong>die</strong>s offenbar mit der Aussicht auf „Befreiung“ (ders. a.a.O., S. 15) und<br />

„orgiastischen“ Lustgewinn beim Lernen (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 60) verbunden zu sein<br />

scheint. Wichtigste Voraussetzung da<strong>für</strong> sei, <strong>die</strong> persönliche Selbstwirksamkeits-<br />

erwartung 89 zu erhöhen; gibt es an <strong>die</strong>ser Stelle offenes Potential – was wohl immer der<br />

88 Denjenigen, <strong>die</strong> lernen, nicht oder eben in „angemessener“ Art und Weise aus dem unsichtbaren<br />

Rahmen zu fallen, wird, wenn auch in abgemilderter Form, eine soziologisch fragwürdige Lebensweisheit<br />

mitgegeben: Man müsse lernen, (jemandem) ins Netz zu gehen, ohne sich im (eigenen) Netz<br />

zu verstricken, ansonsten man durchs (soziale) Netz fällt.<br />

89 Seine an den Kontext des „Lebenslangen Lernens“ gebundene Auslegung von „Anschlussfähigkeit“<br />

(vgl. Müller 2004, S. 11) lehnt sich an das von PISA her bekannte Literacy-Konzept an (ders. a.a.O.,<br />

S. 59) und nimmt womöglich auch Anleihen: an Luhmann (vgl. Krause 2001, S. 124), auf den Müller<br />

aber in den zitierten Werken nicht verweist.<br />

120


Fall sein wird –, dann kommen <strong>die</strong> Kompetenzraster zum Einsatz (vgl. Müller 2006,<br />

S. 3 f.). Banduras Begriff der self-efficacy wird ebenso aufgegriffen (Bandura 1997;<br />

zust. Müller a.a.O., ebd. sowie 2004, S. 13, Anm. 1) wie deren Kanalisierung in einen<br />

high performance circle ähnlich Locke & Latham (1990). 90 Müller umreißt positive<br />

„Selbstwirksamkeit [...] als Gegenteil des Gefühls, ausgeliefert zu sein“, durch <strong>die</strong><br />

Methode des Referenzierens sei es möglich, solch ein lähmendes und lernhemmendes<br />

subjektives Empfinden von „Abhängigkeit“ zu vermeiden (vgl. Müller 2006, S. 4). Es<br />

sei ihm unbenommen, hier ein starkes, lebensbejahendes und optimistisches Bild einer<br />

neuen Lernkultur entwerfen zu wollen – nur: muss deshalb gleich aus der Pädagogik<br />

eine „Autagogik“ (Fuchs 2004; zit. n. zust. Müller 2004, S. 71 f.) werden? Die Macht-<br />

frage wird so letzten Endes hinfällig, ebenso wie <strong>die</strong> Anerkennung des faktischen Beste-<br />

hens von Herrschaftsverhältnissen und deren Überwindung, es ist eine gewisse Gefahr<br />

der Unredlichkeit, <strong>die</strong> sich hierin auftut.<br />

Schlömerkemper, der wie erwähnt einen Gegensatz zwischen „SoLo“ und „KoLo“<br />

konstruiert, hebt als größten Vorteil kompetenzorientierter Lernorganisation hervor, dass<br />

Selektion nun endlich nicht mehr „unproduktiv“ verlaufen müsse (vgl. Schlömerkemper<br />

2006, S. 106-110). Die sogenannte „Alternative“ besteht also demnach in einer<br />

kompetenzgestützten Selektionspraxis, welche „Kompetenz-Profile“ mit Lebens-<br />

qualifikationsfunktion und als verschriftlichte wie verleiblichte Zertifikate <strong>für</strong> den<br />

späteren Beruf hervorbringt (vgl. Schlömerkemper a.a.O., S. 106 ff.). Dies nennt sich<br />

dann zwar nicht mehr Selektion, da<strong>für</strong> aber „Allokation“ (ders. a.a.O., S. 107), und<br />

gewissermaßen vollzieht sich hier ein Tausch, der noch aus der Not eine Tugend<br />

machen will, methodisch gesehen den Holzhammer gegen das Skalpell in Samt-<br />

handschuhen abgibt. Daran ändert sich auch nichts, wenn Schlömerkemper den Begriff<br />

„produktiv“ mit der Bedeutung „optimale Entfaltung der Lernmöglichkeiten“ versieht<br />

(ders. a.a.O., S. 106). Um wessen Lernmöglichkeiten handelt es sich tatsächlich? Um<br />

<strong>die</strong> „der Schülerinnen und Schüler“, obgleich „KoLo“ primär dazu <strong>die</strong>nen soll,<br />

Ressourcen effizient zu allozieren? 91 Meint nicht „produktiv“ dann weniger <strong>die</strong><br />

90 Je fester der Glaube an <strong>die</strong> eigenen Fähigkeiten, an <strong>die</strong> gelingende Bewältigung kommender Herausforderungen,<br />

desto motivierter und freudiger werden Lernen und Leistungserbringung ausfallen; je<br />

mehr Erfolgserlebnisse sich ansammeln, desto tiefer wird sich <strong>die</strong>se Überzeugung verwurzeln; desto<br />

gestärkter kann der beschrittene Weg fortgesetzt werden (Müller 2006, S. 3).<br />

91 In der Ökonomik meint „Allokation [...] <strong>die</strong> Verteilung der Produktionsfaktoren auf Wirtschaftsaktivitäten“<br />

(Brock et al. 2009, S. 407). Die Allokationsfunktion der Schule besteht nach Parsons<br />

(1959, S. 349; zit. n. Abels 2007, S. 95) in der Herstellung und Zuteilung von Arbeitskraft infolge<br />

voran gegangener Selektion, also Statusdifferenzierung nach Leistungsvermögen zur Überstellung in<br />

rangwertig entsprechend höher weisende bzw. mindere Berufswege (Abels a.a.O., ebd.). Konsequent<br />

121


Selbstentfaltung denkender Subjekte, als vielmehr <strong>die</strong> optimale Ausnutzung von und<br />

maximale Wertschöpfung aus vorhandenem Kompetenzreservoir – idealerweise durch<br />

deren freiwillig sich verdinglichende, allzeit käufliche Besitzerinnen und Besitzer<br />

selbst? Schlömerkemper begrüßt, dass ein Kompetenzprofil zur „Profilierung“ <strong>die</strong>ne;<br />

auch hier wieder <strong>die</strong> anschließende Frage: wem gegenüber – wirklich sich selbst?<br />

Analog zu Müllers „generierendem Lernen“ (vgl. Müller 2004, S. 50) nimmt sich<br />

„KoLo“ „den Lernerfolg und <strong>die</strong> Ermutigung durch das Gelingen“ (Schlömerkemper<br />

2006, S. 110) zum Ziel: zweifellos erbaulich und erstrebenswert sind das eine wie das<br />

andere. Leitformeln wie „Du schaffst es!“ respektive „Ich kann!“ werden tauglichere<br />

Lebensbegleiterinnen sein als <strong>die</strong> Generationen von Schülerinnen und Schülern durch<br />

ihre autoritären Lehrerinnen und Lehrer nachhaltig eingeimpfte Überzeugung der<br />

eigenen Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit. Die Begeisterung verebbt jedoch<br />

sofort, wird der wohlmeinende Unterton versuchsweise herausgelöscht. Um den Faktor<br />

der Gutherzigkeit reduziert, schrumpfen derartige Selbstprogrammierungs-Sprüche auf<br />

einen knallharten Kern zusammen: Erfolg ist alternativlos (Müller 2004, S. 9ff.). Müller<br />

wiederholt <strong>die</strong>se Erkenntnis mehrfach, delektiert sich daran mit der Sicherheit der<br />

geborenen Sieger, bis er sich gar zur Behauptung versteigt, Erfolg im Sinne von<br />

Anschlussfähigkeit solle dennoch folgendes sein: „ein persönlicher Entscheid“ (ders.<br />

a.a.O., S. 18). So sicher wie das „Ja“ zum Leben der lebenslang Lernenden folgt auf<br />

<strong>die</strong>ses das Entwicklungsziel „Unternehmer ihrer selbst“ (ders. a.a.O., S. 7). Autonome<br />

Akteure, sprich: „<strong>die</strong> Handelnden“ (ebd.), sind nur mehr vorstellbar als Handel-<br />

treibende. Wildmann übertrifft <strong>die</strong>sen Einfall jedoch noch, indem ihm zufolge der<br />

„Kompetenzmensch“ so „aussieht“ (Wildmann 2001, S. 10), wie „Wirtschaft und<br />

Gesellschaft“ (ders. a.a.O., S. 5) ihn eben gerade haben wollen: Er wird charakterisiert<br />

durch „sieben Kompetenz-Module“: „Allgemeinbildung“, „Fachkompetenz“, „Inter-<br />

disziplinarität“, „Internationalität“, „Sozialkompetenz“, „Methodenkompetenz“ und<br />

„IT-Kompetenz“ (Wildmann 2001, S. 10-13), kurz: der Kompetenzmensch sieht aus –<br />

wie ein Kompetenzmodell (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 11, Abb. „Das 7-Kompetenz-<br />

Modell“).<br />

fortgeführt legt Schlömerkempers Argumentation folgendes nahe: Kompetenzraster sollen den Selektions-<br />

im Allokationsprozess auf-, und mit einem Schlag auch das hier stillschweigend unterstellte<br />

„Allokationsproblem“ lösen. Talent, Wissen, Kompetenzen sind dann nur mehr so knapp wie eben<br />

nötig, hat doch <strong>die</strong> Schule ihr Bestes getan, um allen Absolventinnen und Absolventen zum passenden<br />

Kompetenzprofil zu verhelfen; weiter wird soziale Ungleichheit wie schon beim Parsons-Schüler<br />

Davis im Grunde notwendig, um sicherzustellen, dass <strong>die</strong> wichtigsten Positionen von den wirklich<br />

kompetentesten Personen besetzt werden – und erscheint als gerecht (vgl. Brock 2009, S. 221).<br />

122


Zurück zum Ausgangspunkt der prozessualen Leerstelle: Dass Kompetenzmodelle nicht<br />

imstande sind, Entwicklungsverläufe zu determinieren, muss nicht als Defizit aufgefasst<br />

und auch nicht als solches behoben werden, solange aus der vermeintlichen<br />

Notwendigkeit heraus, eine Anwendungslücke zu stopfen, bevor noch theoretische und<br />

praktische Forschungslücken überhaupt angemessen wahrgenommen wurden, gerade<br />

<strong>die</strong> wenigen Spielräume bedenkenlos zugeschüttet werden, <strong>die</strong> im engmaschigen<br />

Rastersystem noch verblieben. So läge wohl auch der schönste Zug und größte<br />

Fortschritt gegenüber <strong>die</strong>ser vermeintlichen Schwäche darin, sich einerseits auch<br />

selbstreflexiv des pädagogischen Spannungsfeldes von Freiheit und Zwang wieder<br />

bewusst zu werden, andererseits endlich einer möglicherweise verloren gegangenen<br />

Substantialität von Inhalts- , Wert- und Zielentscheidungen anzunehmen.<br />

Hierzu böte es sich an, jene mittlerweile mehr oder minder in Vergessenheit geratenen<br />

sogenannten „Strukturgitter“ nach Blankertz und der Münsteraner Gruppe noch einmal<br />

hervor zu holen. Auch <strong>die</strong>ser Ansatz war sogar „ausgesprochen partizipationsorientiert“<br />

(Mende/Staritz/Tomschitz 1980, S. 59) und verstand sich als emanzipatorisch, aber auf<br />

eine andere Art und Weise – stützte er sich doch auf analytische fachdidaktische<br />

Matrices und war im Zuge der von Robinsohn eingeleiteten Bemühungen um eine<br />

Curriculumrevision als ein Gegenentwurf aus der kritischen Bildungstheorie heraus<br />

entstanden, hielt daher „[..] den politischen Charakter der Curriculumforschung [...] <strong>für</strong><br />

nicht hintergehbar und [...] offenzulegen“ (Blankertz 1991, S. 181). Dementsprechend<br />

werden Inhalte bzw. Lernziele vertikal entlang dreier „Me<strong>die</strong>n der Vergesellschaftung“:<br />

„Arbeit“, „Sprache“, „Herrschaft“ (nach Habermas 1968), sowie jeweils in den<br />

Kategorien „Problematisierung“, „Intention“, „Selektion“ strukturalisiert und horizontal<br />

entlang der drei Ebenen „technisch, wertfrei, zweckrational; praktisch, ideologisch;<br />

emanzipatorisch, kritisch“ hermeneutisch definiert (vgl. Thoma 1971, S. 76-81 sowie<br />

S. 94, Skizze I). Paradoxerweise gerieten gerade Blankertz und sein Schüler Thoma<br />

durch den Versuch, mit reflexiven, gesellschafts- und ideologiekritischen Kriterien-<br />

ansätzen zu arbeiten ohne nach technizistischen Instrumenten zu verlangen (vgl. ebd.),<br />

erst recht unter Ideologieverdacht (etwa bei Giesecke 1976, S. 239).<br />

123


4.2. Begriffsklärung und Kritik der <strong>Bildungsstandards</strong><br />

4.2.1. Historische Ableitung<br />

„Zwei Knaben stiegen auf einen Baum, /<br />

Sie wollten Äpfel runterhau'n, /<br />

Am Gipfel dabei wurd's ihnen klar, /<br />

Dass das a Fahnenstange war“<br />

(Valentin 1994, S. 154).<br />

Nach Kluges etymologischem Wörterbuch bedeutet das deutsche Wort Standard<br />

„Maßstab, Norm, Regel“, und zwar seitdem es im 19. Jh. aus dem Englischen entlehnt<br />

wurde, wo es ursprünglich <strong>die</strong> „Standarte“ bezeichnet hatte, <strong>die</strong> „Sturmfahne“ also oder<br />

das „Hoheitszeichen“ (Kluge 2002). 92<br />

Im österreichischen Bildungsministerium zählt man zum gemeingebräuchlichen<br />

Verständnis neben „Maßstab“ und „Norm“ ebenso „Anker“, „Kriterium“ und<br />

„bestimmte – vorab festgelegte – Leistung“ (BMBWK – Sektion I 2005, S. 9); im<br />

offiziellen Referenztext des BMUKK zu den <strong>Bildungsstandards</strong> findet sich <strong>für</strong> <strong>die</strong>selbe<br />

(wortidente) „generelle“ Definition zusätzlich eine Bezugnahme auf Ostermeier &<br />

Prenzel (2002) (vgl. BMUKK – Sektion I 2010), <strong>die</strong> im Original allerdings etwas<br />

andere Begrifflichkeiten verwenden. 93 Auffällig ist das Hinzufügen der Bedeutung<br />

„Anker“, wovon doch dort keine Rede ist – wem oder wozu könnte in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang ein solcher <strong>die</strong>nlich sein? Soziologisch betrachtet ist <strong>die</strong> Norm der<br />

Anker, der <strong>die</strong> Sanktion befestigt (vgl. Dellwing 2009), und auch wenn der<br />

Sanktionsmechanismus 94 ein breit behandeltes Allgemeingut in der Soziologie darstellt,<br />

so ist doch überraschend, wie er sich so implizit in <strong>die</strong> BMUKK-Definition einschleicht.<br />

92 Das Oxford English Dictionary nimmt an, <strong>die</strong> Bedeutungsentwicklung hätte sich über <strong>die</strong> Symbolisierung<br />

der obersten Befehlsgewalt durch das königliche Banner vollzogen (OED 2004). Die europaweite<br />

Begriffsübernahme verdankt sich nicht zuletzt der Führungsposition Englands während des<br />

Fortschreitens der industriellen Revolution (Möhren 2005, S. 75).<br />

93 Demnach verstünde „man“ unter „Standard [...] eine Richtschnur, einen Maßstab, eine Norm oder eine<br />

im allgemeinen Qualitäts- und Leistungsniveau erreichte Höhe“ (Ostermeier/Prenzel 2002, S. 55).<br />

94 So selbstverständlich wie <strong>für</strong> Beccaria (2005) Devianz „[e]rst durch Annahme klarer Anker [...] festgestellt<br />

werden [kann]“ (Dellwing 2009, S. 47), so eindeutig ist Spittler klar: Normen und Sanktionen<br />

stützen sich gegenseitig, denn eine Forderung, deren Missachtung keine Sanktion nach sich zieht, ist<br />

keine Norm (vgl. Spittler 1967, S. 19; zit. n. Dellwing a.a.O., ebd.). Für <strong>die</strong> klassische Sanktionssoziologie<br />

ist <strong>die</strong> Sanktion als Reaktion auf normabweichendes Verhalten durch <strong>die</strong>ses legitimiert;<br />

demgegenüber wirken sich <strong>die</strong> Betrachtungen der kritischen (z. B. Cremer-Schäfer/Steinert 2000)<br />

delegitimatorisch aus, denn hier wird sie primär als Herrschaftsakt zur Verteidigung der obrigkeitlich<br />

gesetzten Norm aufgefasst (Dellwing 2009, S. 46-52). Wurde durch Foucault (1994) und Derrida<br />

(2005) in der postmodernen Sanktionssoziologie <strong>die</strong> Kausalverbindung Norm-Sanktionsmacht-<br />

Sanktion zwar restlos aufgelöst, bleiben selbst da, wo an <strong>die</strong> Verankerung in der Norm nicht mehr<br />

geglaubt wird, Objektivierung und Legitimierung bestehen – und sei es nur in Form von Unterstellungen<br />

bzw. Sprachspielen, dann nämlich erst recht (vgl. Dellwing a.a.O., S. 55-59).<br />

124


Korrumpierungstendenzen, eine Kinderkrankheit der <strong>Bildungsstandards</strong>?<br />

Das erstmalige Auftauchen des Begriffs standard im Bildungbereich lässt sich bei<br />

Aldrich (2000) ins England des Jahres 1860 zurückverfolgen, mitten hinein in eine<br />

ursächliche Situation, worin das Finanzierungsvolumen staatlicher Grundschulen<br />

gesetzlich von deren jeweiliger Leistung abhängig gemacht wurde; ergo eingestuft<br />

wurden Schülerinnen und Schüler durch das Schulinspektorat in Lesen, Schreiben und<br />

Rechnen nach Standard I-VI (vgl. Klieme et al. 2007, S. 31). Wenn auch <strong>die</strong> systema-<br />

tische Budgetzuteilung nach Erfolgserbringung Anfang des 20. Jh.s eingefroren wurde,<br />

blieben <strong>die</strong> educational standards doch eine zentrale bildungspolitische Komponente –<br />

<strong>die</strong> sich Ende der 1980er erneut zu regen begann: in der von der Thatcher-Regierung in<br />

Gang gesetzten outputorientierten Bildungsreform (vgl. ebd.), welche 1998 unter Blair<br />

in <strong>die</strong> Einführung nationaler Standards zwecks Schulleistungsmessungen gipfelte (vgl.<br />

Wenrich 2006, S. 280, Anm. 1). Testergebnisse werden seither sowohl durch <strong>die</strong> Web-<br />

site des Ofsted (Office for Standards in Education) selbst (vgl. z. B. Ofsted 2010) als<br />

auch von der Tagespresse in Form jährlich erstellter Rankinglisten (Wenrich a.a.O.,<br />

S. 280) an <strong>die</strong> Öffentlichkeit gebracht. Im Ofsted sind Inspektion und Evaluation<br />

behördlich zentralisiert, in kontinuierlichen Zyklen beschäftigt mit einem „process of<br />

evidence gathering in order to provide an assessment of how well a school is<br />

performing“ (DETWA 2006, S. 2). Inspiziert wird <strong>die</strong> Bildungsqualität über <strong>die</strong> Erfül-<br />

lung der <strong>Bildungsstandards</strong>, <strong>die</strong> Ressourceneffizienz sowie den intellektuellen und<br />

moralischen, sozialen und kulturellen Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler;<br />

<strong>die</strong> einhergehenden Konsequenzen können bis „[...] zur Schließung einer ineffizient<br />

arbeitenden Schule [...]“ führen (Driscoll/Langen 2004, S. 20). Die Reputation <strong>die</strong>ses<br />

„[...] allseits beachtete[n] Erfolgsmodell[s][...]“ (Wenrich 2006, S. 280) endet also<br />

häufig im Klassenzimmer, wo Kompetenzanforderungen sich als überhöht entpuppen<br />

und sich das Lehrpersonal durch „<strong>die</strong> permanente Evaluation“ an <strong>die</strong> Wand gedrängt<br />

fühlt (vgl. Driscoll/Langen a.a.O., ebd.). Hinsichtlich des Annahmeprozesses in<br />

Deutschland stellt sich fast ein Déjà-vu-Erlebnis ein: Seit Auswertung der DESI-Stu<strong>die</strong><br />

steht zumindest <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> der lebenden Fremdsprache Englisch fest,<br />

dass <strong>die</strong>se ebenfalls nicht in der Regel, sondern nur in den wenigsten Fällen von<br />

deutschen Hauptschülerinnen und -schülern erreicht werden (Klieme 2006, S. 65,<br />

Anm. 1). 95 Eine der von Böttcher erteilten „lessons from the USA“ hätten sich alle<br />

95 DESI (Deutsch-Englisch-Schülerleistungen-International), durchgeführt vom Deutschen Institut <strong>für</strong><br />

Internationale Pädagogische Forschung 2003/04, war <strong>für</strong> <strong>die</strong> bundesweite Kompetenzstanderhebung<br />

und Unterrichtsbeurteilung, aber nicht als Vergleichsstu<strong>die</strong> konzipiert (DESI-Konsortium 2006, S. 1).<br />

125


<strong>Bildungsstandards</strong>-Sympathisantinnen und -Sympathisanten besonders einzuprägen:<br />

Treiben derartige sanktionsverschärfte Tests doch nicht nur amerikanische Schülerinnen<br />

und Schüler ins desparate „Schummeln“, sondern korrumpieren ganze Institutionen<br />

(vgl. Böttcher 2006, S. 80 nach Nichols/Berliner 2005). Ein solcher Ausgang kommt<br />

nicht unerwartet: So war <strong>für</strong> Blankertz nicht später als im Jahr 1969 „[d]ie ideologische<br />

Überhöhung von technokratischen Instrumenten <strong>für</strong> beliebige Interessen [...] nur noch<br />

als Korrumpierung denkbar“ (Blankertz 1991, S. 183). Ohne sich in der, wie er zu<br />

verstehen gibt, überemotionalen Art mancher Kritikerinnen und Kritiker über so etwas<br />

wie „Ökonomisierung“ vergeblich empören zu wollen, setzt nun Böttcher alles daran,<br />

sie <strong>für</strong> das gerechte Anliegen nutzbar zu machen: Die Hoffnung liege in der Aussicht<br />

auf eine nun mögliche Zur-Rechenschaft-Ziehung des Systems anhand der <strong>für</strong> seine<br />

„Überkommenheit“ Verantwortlichen, eben nicht mehr der auszuselektierenden Gruppe<br />

der gesellschaftlich Unterprivilegierten (vgl. Böttcher 2006, S. 82). Dabei lautet gerade<br />

im als „rechenschaftspflichtig“ titulierten amerikanischen Schulsystem das Resultat der<br />

Standardorientierung „Testdominanz“ (ders. a.a.O., S. 71). So lastet Böttcher zufolge<br />

auf Schulleistungsmessungen als latent vorhandene „große Gefahr“ (ders. a.a.O., S. 81)<br />

<strong>die</strong> Verlockung der Finanzdrohung, wie sie ja mittels des im No Child Left Behind Act<br />

inbegriffenen Persilscheines des Adequate Yearly Progress wahr gemacht wurde und<br />

wird (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 75). Eine der daraus zu ziehenden Lehren wäre <strong>die</strong> Prakti-<br />

zierung der umgekehrten Logik, <strong>die</strong> gezielte finanzielle Förderung gerade der Schulen<br />

mit den schlechtesten Ergebnissen, mit einer Schülerinnen- und Schülerschaft aus<br />

einkommensschwachen und migrantischen Verhältnissen (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 81).<br />

4.2.2. Die Begriffsgenese der <strong>Bildungsstandards</strong> in Österreich, kritisch<br />

rekonstruiert<br />

Im Folgenden wird der Versuch unternommen, den chronologischen Entwicklungsver-<br />

lauf der Definitionen aus dem österreichischen Unterrichtsministerium bis zum<br />

Konstrukt „nationale <strong>Bildungsstandards</strong>“ über wesentliche Eckpunkte ab der Jahr-<br />

tausendwende nachzuverfolgen. Differenzen zwischen Rat (Zukunftskommission) und<br />

Tat (BMBWK/BMUKK) sowie etwaigen Parallelen zur Verfahrensweise der KMK ist<br />

besondere Beachtung zu schenken.<br />

4.2.2.1. „Nationale Leistungsstandards“ im Regierungsprogramm 2000<br />

„Österreich neu regieren“, wie der Titel ihres Arbeitsprogramms vom 3. Februar des<br />

Jahres 2000 verhieß, bedeutete <strong>für</strong> <strong>die</strong> damalige schwarz-blaue Koalition zugleich, auch<br />

126


auf bildungspolitischer Ebene einen Schritt über den Rubikon zu wagen – vorerst ohne<br />

jeglichen wissenschaftlich-akademischen Rückhalt aus dem eigenen Land (vgl. Specht<br />

2006, S. 13 ff.). In ihrer Urform rangierten <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> in spe zu <strong>die</strong>sem Zeit-<br />

punkt unter der später fallen gelassenen Bezeichnung „nationale Leistungsstandards“<br />

(Bundesregierung 2000, S. 53; vgl. Altrichter/Posch 2007, S. 655 sowie Lucyshyn<br />

2007a, S. 567). Der zentrale Passus, aus unmittelbarer Vor-PISA-Zeit 96 stammend, ist<br />

noch von der unerschütterten Überzeugung von den „hohen Qualitätsstandards der<br />

Schulen“ (Bundesregierung 2000, ebd.; vgl. Jirovec 2007, S. 711) getragen, welche<br />

durch jene <strong>für</strong> <strong>die</strong> österreichische Bildungstheorie und -praxis neuartigen, „[...] bislang<br />

weitgehend unbekannt[en]“ (Bundesregierung 2000, ebd.; vgl. Specht 2006, S. 14)<br />

Instrumentarien bloß zu erhalten bzw. von „1“ auf „+ 1“ zu verbessern wären (vgl.<br />

BMUKK 2008). Einem weiteren Anzeichen <strong>für</strong> den mit den Standards verbundenen<br />

„Kulturbruch“ (BMBWK 2003a, S. 34; vgl. Specht 2006, S. 15 ff.) kommt insbesondere<br />

<strong>die</strong> Ansage gleich, Qualität in Hinkunft durch „Leistungsvergleich der Schulen“ zu<br />

evaluieren – unter „Öffentlichkeit der Methoden und Ergebnisse“ (Bundesregierung<br />

2000, S. 53), <strong>die</strong> sinngemäße Nähe zu systematischen „Schulrankings“ ist offensicht-<br />

lich. Schlömerkemper deutet <strong>die</strong> Aufnahme externer Leistungsmessungen als Miss-<br />

trauensantrag gegen <strong>die</strong> Lehrerinnen- und Lehrerschaft, deren Beurteilungskompetenz<br />

dadurch in Zweifel gezogen würde, was letztlich einer Restauration autoritätsfixierter<br />

administrativer Verhältnisse und überholter pädagogischer Rollenbilder gleichkäme<br />

(Schlömerkemper 2001, S. 316). 97<br />

Der Begriff „Leistungsstandards“ hatte vorerst keiner detaillierteren Erläuterungen oder<br />

Begründungen mehr bedurft, mit wenigen „dürren Sätzen“ (Specht 2006, S. 16) schien<br />

alles gesagt. Heute ließe sich mit Grubner & Schopf hinsichtlich der österreichischen,<br />

oder auch der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zu den deutschen Bildungs-<br />

standards kritisch anmerken, <strong>die</strong>se Bezeichnung wäre im Kern treffender gewesen (vgl.<br />

96 Die im Mai 2000 durchgeführte erste der PISA-Stu<strong>die</strong>n wurde in Österreich im Dezember 2001 ohne<br />

nennenswerte Bestürzungsreaktionen veröffentlicht, während in Deutschland schlagartig der „PISA-<br />

Schock“ einsetzte (vgl. Heckt 2004, S. 2). Er erreichte Österreich erst mit mehrjähriger Verzögerung,<br />

da<strong>für</strong> mit umso härterer Wucht: Ab Veröffentlichung der Ergebnisse der Nachfolgestu<strong>die</strong> mit Ende<br />

2004 (Haider/Reiter 2004) kann auch hier von einer „Zeit vor und nach PISA“ (vgl. Terhart 2002,<br />

S. 17; Haider et al. 2003, S. 95) gesprochen werden. Die erste Erhebungswelle war noch durchwegs<br />

mit Genugtuung aufgenommen worden: Österreich hatte als „bestes deutschsprachiges Land“ im<br />

Schwerpunktgebiet „Lesen und Textverständnis“ Platz zehn von 31 belegt, war EU-weit auf dem<br />

fünften Platz gelandet und hatte insgesamt Deutschland klar überholt; der „Cordoba-Effekt“ setzte ein<br />

(Haider/Reiter 2004a, S. 6). Gemessen am OECD-Mittelwert war Österreich mit 507 zu 500 Punkten<br />

nur äußerst knapp über dem Durchschnitt zu liegen gekommen, weit abgeschlagen von PISA-Sieger<br />

Finnland mit 546 Punkten (Haider/Reiter 2001).<br />

97 Schlömerkemper verweist hier auf Adornos „Tabus über den Lehrberuf“ (Adorno 2008a).<br />

127


Grubner/Schopf 2005, S. 10 f. bzw. Sekretariat der DBK 2004, S. 2, zit. n. Herrmann<br />

2005, S. 34). Wie Hermann betont, spricht Köller (2004) als Direktor des IQB „[...] von<br />

'Bildungs'- ganz selbstverständlich als von Leistungsstandards und Tests“ (Herrmann<br />

2005, S. 32, Hervorheb. i. Orig.), und es ist <strong>die</strong>ses Hintrainieren auf den Test, das mit<br />

ausschlaggebend <strong>für</strong> Jirovecs Wertung ist, dass es sich „bestenfalls um<br />

Trainingsstandards“ handeln könne (Jirovec 2007, S. 709). Stadler, Oettingen &<br />

Gollwitzer stellen kompatible Parallelen von Bildungs- zu selbstreguliert umzu-<br />

setzenden „Verhaltensstandards“ an (vgl. Stadler/Oettingen/Gollwitzer 2006), und<br />

Lassnigg wiederum wählt in seiner Expertise <strong>für</strong> das BMBWK zum System Monitoring<br />

<strong>die</strong> Bezeichnung „Kompetenzstandards“ (Lassnigg 2003, S. 6 f.). Höchstwahrscheinlich<br />

keine Ausnahmemeinung artikuliert also Billmayer: Für ihn sind <strong>Bildungsstandards</strong><br />

ganz lapidar „das falsche Wort“ (Billmayer 2009a, S. 3).<br />

Für <strong>die</strong> Durchsetzung des Anvisierten auch auf der operativen Ebene reichte <strong>die</strong> bloße<br />

Willensbekundung in Form des Regierungsprogramms jedoch nicht aus; wie Specht<br />

dargelegt hat, konnte jener „Traditionsbruch“ <strong>für</strong> geraume Zeit nicht nur von der akade-<br />

mischen <strong>Erziehung</strong>swissenschaft, sondern auch von den ersten ministeriellen<br />

Steuergruppen ignoriert werden (Specht 2006, S. 15 ff.), sodass sich in unmittelbarer<br />

Folge eine bunte Vielfalt unterschiedlichster Konzeptionen entwickeln konnte – etwa<br />

<strong>die</strong> ausführlichst erarbeiteten „Wiener <strong>Bildungsstandards</strong>“ (vgl. Piringer 2004; Weihs-<br />

Dengg 2004), <strong>die</strong> rein legislativ gesehen vollkommen fruchtlos bleiben sollten (vgl.<br />

Jirovec 2007, S. 705).<br />

4.2.2.2. Die fakultative Erstfassung: Standard-Paket 2002<br />

Unterdessen mündete <strong>die</strong> Tätigkeit der ministeriellen Arbeitsgruppen in <strong>die</strong> Vorlage<br />

eines ersten Pakets an „Standards <strong>für</strong> <strong>die</strong> 3. Schulstufe Deutsch/Mathematik und <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

8. Schulstufe Deutsch/Mathematik/Fremdsprachen (am Beispiel Englisch) zur Begut-<br />

achtung“ (BMBWK – Sektion I 2002; zit. n. Specht 2006, S. 17). Auch <strong>die</strong>ses Doku-<br />

ment deutete noch kaum auf große Veränderungen hin, sondern beschränkte sich im<br />

Großen und Ganzen auf „Konkretisierungen der bestehenden Lehrpläne“ (Specht 2006,<br />

S. 17). „[...] [A]ufbauende Sequenzen des Kompetenzerwerbs zu definieren [...]“<br />

(BMBWK – Sektion I 2002; zit. n. Specht a.a.O., ebd., Hervorheb. d. Verf.) obliegt hier<br />

theoretisch gänzlich <strong>die</strong>sen, und nicht den nationalen <strong>Bildungsstandards</strong> in ihrer ersten<br />

Fassung. Sie wiederum „[...] definieren [...] <strong>die</strong> Summe dessen, was an einem bestimm-<br />

ten Punkt der Schulbiografie an [...] Kompetenzen vorhanden sein sollte [...]“ (ebd.,<br />

128


Hervorheb. d. Verf.). Einen vorläufigen Rückzug gab es auch hinsichtlich der externen<br />

Überprüfung der Standards: „[O]b und in welchem Ausmaß [...] Lernziele erreicht wor-<br />

den sind“, sollten „[...] <strong>die</strong> Lehrer selbst [...] bestimmen können [...]“ (ebd.).<br />

4.2.2.3. <strong>Bildungsstandards</strong> als Teil eines Gesamtreformkonzepts?<br />

Die Anfang 2003 erschienene Klieme-Expertise verpasste dem <strong>Thema</strong> Bildungs-<br />

standards einen erneuten Bedeutungsschub weit über <strong>die</strong> deutschen Landesgrenzen<br />

hinaus. Um <strong>die</strong> schleppende „Erarbeitung von Leistungsstandards“ (Bundesregierung<br />

2003, S. 23) anzukurbeln, installierte das österreichische Bildungs- alias „Zukunfts-<br />

ministerium“ unter BM Gehrer daraufhin eine „Zukunftskommission“ und gab deren<br />

Mitgliedern bloß ein halbes Jahr Zeit, das Konzept hinter den <strong>Bildungsstandards</strong> zu<br />

präzisieren und qua ihrer Expertise zu begründen, am besten auch gleich konkrete<br />

Formulierungen zu liefern, jedenfalls aber einen soliden Rahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> ehebaldigste<br />

Verwirklichung der <strong>Bildungsstandards</strong> zu fertigen (vgl. BMBWK 2003b, o. S., zit. n.<br />

Specht 2006, S. 18 f.). Dem damaligen Wortlaut gemäß waren <strong>die</strong>s <strong>die</strong>jenigen<br />

„[...] konkreten Leistungsstandards in Verhaltensbegriffen, <strong>die</strong> verständlich aufzeigen, was <strong>die</strong><br />

Schülerinnen und Schüler am Ende eines vierjährigen Schulzyklus (Schnittstellen) gefestigt und<br />

nachhaltig wissen und können sollen [...]“ (BMBWK 2003b, o. S., zit. n. Specht 2006, S. 18).<br />

Vollends revi<strong>die</strong>rt wurde <strong>die</strong> vorsichtige Haltung der ersten Fassung der Standards, aus<br />

welcher noch <strong>die</strong> uneingeschränkte Wertschätzung der Lehrpläne gesprochen hatte. Nun<br />

war das Ministerium zu dem Schluss gekommen, jene ließen einen „zu weiten Spiel-<br />

raum“; auch <strong>die</strong> „Vergleichbarkeit“ spielte wieder eine vordringliche Rolle, <strong>die</strong> „[...] nur<br />

über vorgegebene Normen wie Standards erreicht werden“ könne (BMBWK 2003b,<br />

o. S., zit. n. Specht 2006, S. 18). Die Standards aus 2002 seien, wie mehrfach betont<br />

wird, umgehend um <strong>die</strong> „[...] jeweiligen angemessenen Kompetenzstufen zu ergänzen<br />

[...]“ (ebd.). Specht bemerkt darin „[...] <strong>die</strong> nur wenig verhohlene Kritik an den Arbeits-<br />

ergebnissen der Beamten des eigenen Hauses“ (Specht 2006, S. 19); im Anschluss an<br />

Schlömerkempers frühere Beobachtungen (vgl. Schlömerkemper 2001, S. 316) lässt<br />

sich insgesamt auch eine Wiederaufnahme verstärkt offensiver Kritik an der<br />

Unterrichtsarbeit der Lehrerinnen und Lehrer erkennen.<br />

4.2.2.4. Kernkompetenzen als Standards und der Rest, der (außen vor) bleibt<br />

Mit Ende Oktober 2003 konnte <strong>die</strong> Zukunftskommission (i. F.: ZK) den Erstentwurf<br />

ihres Reformkonzepts „zukunft:schule“ vorlegen. Darin wird als einzig gangbarer Weg,<br />

den <strong>die</strong> genannten Vorbilder „Nordamerika, Australien, Skandinavien [...]“ längst<br />

129


eschritten hätten und dem <strong>die</strong> gesamte EU zu folgen sich anschickte, auch <strong>für</strong><br />

Österreich ausdrücklich <strong>die</strong> Definition von „Kernkompetenzen/Basisqualifikationen als<br />

Standards“ (Haider et al. 2003, S. 58, Hervorheb. entf.) gefordert. Bei der ihr gestellten<br />

Aufgabe stieß <strong>die</strong> ZK in <strong>die</strong>sem Zusammenhang auf eine Hürde, <strong>die</strong> sie in der Struktur<br />

der Lehrpläne wahrnahm. Denn wenn als „[...] eine Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Formulierung<br />

von Standards [...] <strong>die</strong> Differenzierung [...] zwischen Kern- und Erweiterungsbereichen“<br />

(Haider et al. 2003, S. 59, Hervorheb. i. Orig.) angegeben wird, aber gleichzeitig frei-<br />

mütig eingeräumt wird: „Im Lehrplan '99 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sekundarstufe I ist <strong>die</strong>se Struktur<br />

bereits grundgelegt, aber noch nicht wirklich durchgeführt“ (ebd.), muss/darf trotz der<br />

angedeuteten fehlenden Voraussetzung der Entwicklungsprozess nicht abgebremst<br />

werden. Der Bezug von effect zu causa wird eben nachträglich hergestellt bzw. ergibt<br />

sich synchron durch den gemeinsamen Sinnzusammenhang (vgl. Jung 1991);<br />

problematisch wird der Umkehrschluss erst im Vollzug, wenn – in veränderter<br />

Wertigkeit – <strong>die</strong> Standards zur Grundlage der an sie anzupassenden Lehrpläne gemacht<br />

werden. Ob sich das Bildungsministerium nicht getraut, das Problem (so es sich<br />

überhaupt um ein solches handelt) anzutasten, weil man den Konflikt etwa mit den<br />

Lehrplankommissionen scheut, sei dahingestellt; Fakt ist, dass <strong>die</strong>ser Schritt vorläufig<br />

aufgeschoben wird. Offiziell besteht jedenfalls Einigkeit und, so Lucyshyn,<br />

„[h]insichtlich der Lehrpläne [...] momentan kein dringender Handlungsbedarf, da <strong>die</strong><br />

derzeitig gültigen Fassungen <strong>die</strong> Entwicklung zu stärkerer Ergebnisorientierung schon<br />

teilweise antizipiert haben“ (Lucyshyn 2007a, S. 575). Zusätzlich hat der Lehrplan 2000<br />

einer verschärften hierarchischen Ausdifferenzierung selbst einen Riegel vorgeschoben,<br />

denn, wie es darin heißt: „Kern- und Erweiterungsbereich sind sowohl inhaltlich als<br />

auch organisatorisch miteinander vernetzt“ (Anl. 1 zu BGBl II 2000/134 idF BGBl II<br />

2008/290, S. 10). Es wäre in der Tat, wie <strong>die</strong> ZK anvisiert hat, wenn nicht sogar<br />

hilfreich, so doch zumindest aufschlussreich <strong>für</strong> den Unterricht, würde sich anhand der<br />

Lehrpläne „[...] eine klare und begründete Unterscheidung von Grundkompetenzen, <strong>die</strong><br />

jede/r Schüler/in erwerben soll, und Erweiterungsbereichen, <strong>die</strong> Möglichkeiten <strong>für</strong><br />

individuelle Schwerpunktsetzungen bieten [...]“ (Haider et al. 2003, S. 59, Hervorheb. i.<br />

Orig.), ziehen lassen. Bei Betrachtung der Letztfassungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Hauptschule wird<br />

ersichtlich, dass <strong>die</strong> gesamten Inhalte in den Kernbereich fallen und sich der<br />

Erweiterungsbereich in deren Wiederholung und Vertiefung erschöpft; auch stünde ein<br />

Mehr an inhaltlichen Vorschriften im Widerspruch zur angedachten Funktion, den<br />

Lehrerinnen und Lehrern Freiraum <strong>für</strong> individuelle Schwerpunktsetzungen, den<br />

130


Schülerinnen und Schülern Platz <strong>für</strong> deren Bedürfnisse zu bieten (vgl. Anl. 1 zu BGBl<br />

II 2000/134 idF BGBl II 2008/290, S. 10). Ein spezieller Vorteil <strong>die</strong>ser Struktur <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> besteht in der Sicherung schwer fasslicher Elemente wie<br />

„Kunst“, „Phantasie“, „Utopien“ und dergleichen als fachimmanent, entgegen einem im<br />

Zuge der Kompetenzorientierung möglicherweise provozierten Fehlschluss, dem nicht<br />

oder nur kaum Standardisierbares überflüssiger denn je erscheint. Indem fachliche<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> als komprimierte, rundumerneuerte Konkretisierungen des entspre-<br />

chenden Lehrplans auftreten, mag es eine augenblickliche Erleichterung darstellen,<br />

dass, wie <strong>die</strong> ZK hervorhebt, im Gegenzug voluminöse Stoff-Beschreibungen getilgt<br />

werden können (vgl. Haider et al. 2003, S. 61). Es sind nun aber in der <strong>Bildnerische</strong>n<br />

<strong>Erziehung</strong> nicht zuletzt gehalt- und anspruchsvolle Inhalte, denen sich ein begründeter<br />

Umfangreichtum verdankt (wobei der BE-Lehrplan <strong>für</strong> <strong>die</strong> Hauptschule wahrlich nicht<br />

als überfrachtet bezeichnet werden kann, der sich mit vier A4-Seiten begnügt); falls sie<br />

wegfielen – und <strong>die</strong>se Beunruhigung ergibt sich aus ihrer ohnehin chronisch<br />

schwächelnden, weil ständig aufs neue, intern zusätzlich von den Fürsprecherinnen und<br />

-sprechern eines von der Kunst „befreiten“ Kunstunterrichts, angefochtenen Stellung –<br />

wären sie schwer ohne substantiellen Verlust zu ersetzen. Eine argumentative Parallele<br />

lässt sich im Vorschlag von Grünewald & Sowa erkennen, zwecks fachlicher Kompati-<br />

belmachung mit dem <strong>Bildungsstandards</strong>-Konzept künstlerische Basiskompetenzen, <strong>die</strong><br />

im sich hier ergebenden Zusammenhang dem Kernbereich entsprächen, von einem so-<br />

genannten „ästhetischen Surplus“ (das den Erweiterungsbereich ausmachte) zu trennen.<br />

In <strong>die</strong>se Richtung weiter zu denken wäre, sollte den Empfehlungen der ZK Folge<br />

geleistet werden, sehr plausibel, wobei trotz der überzeugenden Stringenz von Grüne-<br />

walds & Sowas Ansatz (vgl. Abschn. 5.5.2. bzw. 6.1.4. <strong>die</strong>ser Arb.) nicht ausgeschlos-<br />

sen werden kann, dass <strong>die</strong>ser von der gärenden Eigendynamik der Output-Begeisterung<br />

mitgerissen wird, sperrige Faktoren aufzuweichen und nach und nach zu ero<strong>die</strong>ren.<br />

4.2.2.5. Die Mindeststandards der Zukunftskommission, eine Fiktion<br />

Aus den „konkreten Leistungsstandards“ des Ministerratsdokumentes entfernte <strong>die</strong> ZK<br />

in ihrem Entwurf den Begriff „Leistung“, um ihn sinngemäß durch „Kompetenzen“ zu<br />

ersetzen, welche, wie dort (BMBWK 2003b) verlangt, mittels Standards konkret und<br />

verhaltensnah zu beschreiben wären – und zu markieren hätten, welche Lernergebnisse<br />

an den selektiven Nahtstellen jeder österreichischen Schullaufbahn erzielt sein sollten<br />

(vgl. Haider et al. 2003, S. 61). Im letzten Punkt gab es offenbar ein gravierendes<br />

131


Missverständnis, denn <strong>die</strong> ZK machte aus dem „sollen“ ein „müssen“ und setzte voraus,<br />

dass <strong>die</strong> Standards, <strong>die</strong> sie meinte, „[...] <strong>die</strong> <strong>für</strong> alle verbindlichen Mindest-<br />

anforderungen festlegen [...]“ (Haider et al. 2003, S. 61, Hervorheb. i. Orig.). Dieses<br />

obligatorische Prinzip, das sie <strong>für</strong> den Abbau von Systemungerechtigkeiten (vgl. Specht<br />

2006, S. 20) als wesentlich ansah, vertrat <strong>die</strong> ZK unverändert auch im Anfang 2004<br />

vorgelegten Positionspapier zur „Entwicklung, Einführung, Überprüfung und Nutzung<br />

von <strong>Bildungsstandards</strong> im österreichischen Schulsystem“ (Haider et al. 2004, vgl.<br />

Haider et al. 2005, S. 34). Der neue Begriff „<strong>Bildungsstandards</strong>“ ergab im Kontext des<br />

ZK-Reformkonzepts insofern Sinn, als er Fördermaßnahmen <strong>für</strong> Risikogruppen den<br />

zuständigen Entscheidungsträgerinnen und -trägern (dem Ministerium in erster Linie)<br />

als kosten- und ressourcenintensive Bringschuld deutlich zu machen suchte (vgl. Specht<br />

2006, S. 20 ff.).<br />

4.2.2.6. Richtungsentscheidung ohne Kurskorrektur<br />

Die politisch verantwortliche Steuergruppe der Sektion I, <strong>die</strong> von BM Gehrer 2003 –<br />

unabhängig von der hinterdrein mit der Erarbeitung der wissenschaftlich-theoretischen<br />

Grundlagen beschäftigten ZK (vgl. Haider et al. 2004) – mit der Koordination der<br />

praktischen Umsetzung betraut worden war, entschied sich unter der Leitung von<br />

Landesschulinspektor Lucyshyn mit einem eigenen, ebenfalls 2004 eingebrachten<br />

Grundsatzdokument dezi<strong>die</strong>rt gegen einige der ZK-Reformvorschläge (siehe Lucyshyn<br />

2004). Verworfen wurde <strong>die</strong> Idee der Mindeststandards, stattdessen wurden in inhalt-<br />

licher Orientierung an den Beschlüssen der KMK <strong>Bildungsstandards</strong> in Form abschluss-<br />

bezogener Regelstandards angestrebt (vgl. Specht 2006, S. 23; siehe KMK 2003b).<br />

Maag-Merki zählt drei mögliche Typen von Standards auf, <strong>die</strong> sich nach dem an <strong>die</strong><br />

Schülerinnen und Schüler gerichteten Erwartungsniveau unterscheiden: „basal“ bei<br />

Minimal-, „ideal“ bei Maximal-, „durchschnittlich“ bei Regelstandards (Maag-Merki<br />

2005, S. 12). So gesehen erschienen letztere fast als <strong>die</strong> „goldene“ Lösung, der „mittlere<br />

Weg“: Man verlange nicht zu viel und auch nicht zu wenig. Gleichzeitig wird durch eine<br />

derartige Typisierung ein „Je mehr, desto besser“ unterlegt, denn am erstrebens-<br />

wertesten <strong>für</strong> <strong>die</strong>/den Einzelne/n kann immer nur das Maximum, nicht das Minimum<br />

sein. Auf <strong>die</strong>se Weise wird erstens davon abgelenkt, dass sich <strong>die</strong> Klientel bestimmter<br />

Schulformen (in Österreich z. B. der Hauptschule) zum Großteil auf Mindestniveau<br />

bewegt; zweitens wird <strong>die</strong> Erwartungshaltung der ansonsten so geschätzten „Kunden“<br />

(oder handelt es sich bei Kindern aus zahlungsschwachen Familien nicht um solche?)<br />

132


vollkommen ignoriert. Entgegen der Suggestion, dass Mindeststandards eben nie<br />

„ideal“ wären, könnte <strong>die</strong>s doch situationsgemäß sehr wohl der Fall sein. Der Aspekt<br />

der Rechenschaftslegung durch <strong>die</strong> Institution (vgl. Böttcher 2006, S. 82; Schlömer-<br />

kemper 2006, S. 110), er fehlt schlicht und ergreifend. Das eindringliche Plädoyer der<br />

Klieme-Expertise <strong>für</strong> Mindeststandards um der Stützung leistungsschwächerer Schüler<br />

willen (vgl. Klieme et al. 2007, S. 30) hatte schon bei der damaligen Präsidentin der<br />

KMK, Karin Wolff (CDU), aufgrund be<strong>für</strong>chteter „Auswirkungen auf <strong>die</strong> Schul-<br />

struktur“ (Ratzki 2007, S. 732) keinen Anklang gefunden, was wohl eine analoge<br />

Reaktion der österreichischen Bildungsministerin gegenüber den eigenen Expertinnen<br />

und Experten erleichterte. Lucyshyn 98 und Dirnberger, beide aus der Schulaufsicht,<br />

argumentieren gegen Mindeststandards ob deren Unverträglichkeit mit Österreichs<br />

differenziertem Schulsystem (vgl. Dirnberger 2007, S. 623; Lucyshyn 2007a, S. 568 f.).<br />

Laut Ratzki hat <strong>die</strong> KMK durch ihre Entscheidung <strong>für</strong> Regelstandards akzeptiert, „[...]<br />

dass eine nicht näher bezeichnete Zahl von SchülerInnen sie nicht erreichen wird [...]“<br />

(Ratzki 2007, S. 732); es gäbe nach wie vor „keine Verantwortung des Systems“, sie<br />

davor zu bewahren – nichts habe sich geändert (vgl. ebd). Von der angepeilten<br />

„Verbindlichkeit <strong>für</strong> alle“, eben auch als Verpflichtung der österreichischen Bildungs-<br />

politik, den Schülerinnen und Schülern ein Mindestmaß an Bildung zu garantieren,<br />

bleibt somit, wie Specht moniert, ebenfalls nicht viel mehr als eine Worthülse übrig<br />

(vgl. Specht 2006, S. 23).<br />

4.2.2.7. Eine letzte Mahnung im Abschlussbericht der Zukunftskommission<br />

Mit Beenden ihrer Tätigkeit richtete <strong>die</strong> ZK an BM Gehrer u. a. <strong>die</strong> Empfehlung, sie<br />

möge „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> Grundkompetenzen festlegen, verbindlich machen“ sowie<br />

„regelmäßig überprüfen“ lassen (Haider et al. 2005a, S. 22). Außerdem wären <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Lehrpläne „[...] [n]eue formale Strukturen (Straffung – mit/ohne Standards)“ zu<br />

schaffen (ebd.), „wie [...] z. B. in Schweden“: modern und „um vieles 'schlanker'“ (<strong>die</strong>s.<br />

a.a.O., S. 43). Wie <strong>die</strong> weitere Rekapitulierung der bis dato getroffenen Maßnahmen<br />

zeigen wird, harrt der letzte <strong>die</strong>ser Punkte zwar noch seiner Verwirklichung, schickt<br />

98 Lucyshyn hält im Übrigen daran fest, dass <strong>die</strong> Kapazitäten von Gymnasialschülerinnen und -schülern<br />

„gravierend“ höher seien, weshalb ihnen <strong>die</strong> „so niedrig“ anzusetzenden Mindeststandards ihrer<br />

Altersgenossinnen und -genossen in der Hauptschule nicht zumutbar wären (Lucyshyn 2007a, S. 569)<br />

– eine bewiesenermaßen unzulässige Aussage, da sich <strong>die</strong> Leistungen verschiedener pseudohomogener<br />

Gruppen in standardisierten Tests stark überschneiden. Schon auf PISA 2000 basierende<br />

Vergleichsanalysen haben gezeigt, was Pilot-Untersuchungen zu den <strong>Bildungsstandards</strong> (2007)<br />

bestätigt haben: eine deutliche Überlappung verschiedener Schultypen und Leistungsgruppen, sogar<br />

so weit, dass Schülerinnen der 3. Leistungsgruppe HS zu einem erheblichen Prozentsatz ihrer<br />

Ergebnisse zum besseren Leistungsbereich der AHS gehören würden (vgl. Eder 2009, S. 46 ff.).<br />

133


jedoch auch an <strong>die</strong> von der Implementierung der Standards derzeit nicht betroffenen<br />

Fächer ein direktes Signal, sich auf entsprechende Eventualitäten einzustellen. Anders<br />

als hinsichtlich der Verschlankung der Lehrpläne, <strong>die</strong> zwar hinausgezögert, aber bis jetzt<br />

auch nicht abgelehnt wird, blieb der ZK bezüglich der Minimalstandards nur mehr das<br />

Pochen auf eine Forderung, <strong>die</strong> sie selbst als bereits aussichtslos eingestehen musste<br />

(vgl. Haider et al. 2005a, S. 37). Das „Spiel“, 99 wie sie sagt, ging in <strong>die</strong>ser Runde klar an<br />

<strong>die</strong> (nicht namentlich genannte) „andere Seite“ (Haider et al. 2005a, S. 39), welche den<br />

Einwand, Regelstandards seien „[...] verwirrend und uneindeutig [...] [<strong>für</strong>] Lehr-<br />

personen [...]“ (ebd., Hervorheb. entf.) nicht gelten ließ. Hier als Fürsprecherin der<br />

Lehrerinnen und Lehrer aufzutreten, denen sie jene „eindeutigen Erfolgs-/Miss-<br />

erfolgskriterien“, welche <strong>die</strong>se „erwarten“ würden (ebd.; vgl. zur Bestätigung Schlugas<br />

Befragung Tiroler Grundschullehrerinnen: Schluga 2007, S. 636), zur Verfügung hätte<br />

stellen wollen, konnte keinen Schwenk erzielen – ist es doch immer noch <strong>die</strong><br />

Lehrerinnen- und Lehrerschaft, <strong>die</strong> den Erwartungen des Bildungsministeriums zu<br />

entsprechen hat, und nicht vice versa.<br />

4.2.2.8. Der <strong>Bildungsstandards</strong> politisches Debut, <strong>die</strong> SchUG-Novelle 2008<br />

Mit der als alternativlos (vgl. Erl RV 606 BlgNR XXIII. GP, 1) betrachteten Änderung<br />

des Schulunterrichtsgesetzes vom 8. August 2008 wurden <strong>Bildungsstandards</strong> wohl<br />

endgültig „vom Konstrukt zur bildungspolitischen Größe“ (Kern/Beer 2007, S. 564 f.),<br />

indem <strong>die</strong> prinzipielle Möglichkeit ihrer Anwendung, wie im Regierungsprogramms<br />

2007-2010 programmatisch vorgesehen (vgl. Bundesregierung 2007, S. 89), gesetzlich<br />

sanktioniert wurde. Unter BP Fischer und BK Gusenbauer beschloss der Nationalrat, <strong>die</strong><br />

Unterrichtsministerin/der Unterrichtsminister habe von nun an kraft ihrer/seiner Verord-<br />

nung <strong>Bildungsstandards</strong> dann vorzuschreiben, „[...] wenn <strong>die</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung und<br />

Evaluation des österreichischen Schulwesens notwendig ist“ (BGBl I 2008/117) –<br />

beachtenswert ist <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Konjunktion „wenn“ eingeflochtene, an nicht näher<br />

spezifizierte Bedingungen geknüpfte Rückzugsklausel. Andererseits bezieht <strong>die</strong> Novelle<br />

99 Von der Unterbreitung des Erstvorschlags der Zukunftskommission im Oktober 2003, der laut BM<br />

Gehrer als Startschuss der „Aktion klasse:zukunft“ <strong>die</strong> „[...] breiteste Bildungsdiskussion, <strong>die</strong> in<br />

Österreich jemals stattgefunden hat“ (Gehrer 2005, S. 4) entfachte, bis zur Abgabe des Abschlussberichts<br />

im April 2005, der zunächst in gemeinsamem Einvernehmen bildungspolitische „[...] Richtlinien<br />

vorgeben [...]“ (Haider et al. 2005b, S. 3) hätte sollen, hatten sich massive Dissonanzen<br />

zwischen BM Gehrer und dem ZK-Vorsitzenden Haider entwickelt (vgl. o.V.: Interview Günter<br />

Haider. 'Andere Prioritäten wären sinnvoll', in: Wissenplus 2/2005-06, S. 6-9): Die bis zur völligen<br />

„Eskalation“ des Konflikts und darüber hinaus (vgl. Red. derStandard.at 2005 a, b) medial ausgetragenen<br />

(vgl. bes. Haider/Helmberger 2005) und exploitierten Diskussionen gipfelten in der Auflösung<br />

der Zukunftskommission durch <strong>die</strong> Bundesministerin per September 2005 (vgl. Red. derStandard.at<br />

2005b).<br />

134


<strong>Bildungsstandards</strong> ganz allgemein auf Pflichtgegenstände, hält sich also <strong>die</strong>se Option<br />

<strong>für</strong> all jene potentiell offen, ohne sogenannte „Nebenfächer“ wie <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong><br />

<strong>Erziehung</strong> im Vorhinein auszuschließen. Hervorgehoben wird nochmals der enge<br />

Lehrplanbezug, in Verbindung mit deren konstant verfolgter „[s]tändige[r] Aktualisie-<br />

rung [...]“ (Bundesregierung 2007, S. 89) wiederholt sich dabei der Eindruck der bereits<br />

erwähnten Tendenz einer Wertigkeitsverschiebung von den Lehrplänen weg. Nicht<br />

verschoben, sondern präzis beibehalten wurde <strong>die</strong> Linientreue zum Leistungsbezug; <strong>die</strong><br />

Definitionsweise bleibt elastisch wie gewohnt: Erläutert wird, dass mit den durch<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> konkretisierten Lernergebnissen <strong>die</strong> „[...] von Schülern erwartete[n]<br />

Leistungen [gemeint sind] – [...] <strong>die</strong> bis zu einer bestimmten Schulstufe im Unterricht<br />

zu erwerben und zu sichern sind“ (Erl RV 606 BlgNR XXIII. GP, 5). Wie Jirovec<br />

trocken kommentiert, „[...] lassen sich ['<strong>Bildungsstandards</strong>'] nur besser verkaufen als<br />

'Leistungsstandards' – es geht ums Verlangen, nicht ums Anbieten“ (Jirovec 2007,<br />

S. 705). Weinert zufolge besteht Konsens in der öffentlichen Meinung darüber, „[...]<br />

dass Leistung [...] ein unverzichtbar wichtiges Bildungsziel der Schule ist“, weshalb<br />

sich Streitereien um <strong>die</strong> Erfassung der „pädagogischen Wirksamkeit von Schulen“<br />

eigentlich erübrigten (Weinert 2001, S. 26). Die konfliktgeladene Frage nach den<br />

Finanzmitteln, wie sie etwa das Schlagwort „Schuleffizienz“ aufgeworfen hätte, wird<br />

durch <strong>die</strong>se Formulierung ausgeklammert; übrig bleibt <strong>die</strong> unausgesprochene Binsen-<br />

weisheit, <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler seien schließlich fit zu machen <strong>für</strong> den Arbeits-<br />

markt, um nach dem Abschluss ihren Arbeitgeberinnen und -gebern etwas bieten zu<br />

können. Konsequenterweise lässt <strong>die</strong> Gesetzesänderung <strong>die</strong> Grenzen zwischen Berufs-<br />

und Allgemeinbildung verschwimmen, denn <strong>die</strong> „systematische Auswahl“ (Erl RV 606<br />

BlgNR XXIII. GP, 5) der fachlichen Grundkompetenzen richtet sich nach dem Grad<br />

ihrer geschätzten Bedeutung über <strong>die</strong> schulische Bildung hinaus: unter Verweis auf das<br />

„Lifelong Learning“ (ebd.) auch und vor allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> berufliche Aus- und<br />

Weiterbildung (vgl. ebd. sowie Lucyshyn 2007a, S. 568).<br />

4.2.2.9. Der <strong>Bildungsstandards</strong> erste Verordnung und gesetzliche Etablierung 2009<br />

Seit 2. Jänner 2009 ist <strong>die</strong> Implementierung der <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> Deutsch/<br />

Lesen/Schreiben auf der 4. Schulstufe (Volksschule) und Deutsch, Lebende Fremdspra-<br />

che (Englisch) und Mathematik auf der 8. Schulstufe (Hauptschule und Gymnasium)<br />

rechtsgültig (vgl. BGBl II 2009/1 §1); <strong>für</strong> „ausgewählte“ Pflichtgegenstände (Vorbl. u.<br />

Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 1), also im wahrsten Sinne des Wortes solche erster Wahl,<br />

135


deren <strong>Bildungsstandards</strong> somit als fertig ausgearbeitet gelten, sprich deren Lern-<br />

ergebnisse – theoretisch – bis ins Detail festgelegt sind. Gemäß § 2 der Verordnung über<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> im Schulwesen „[...] basieren [<strong>die</strong> Lernergebnisse] auf grund-<br />

legenden Kompetenzen, über <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler bis zum Ende der<br />

jeweiligen Schulstufe in der Regel verfügen sollen“ (BGBl II 2009/1 § 2 Z 1; Hervor-<br />

heb. d. Verf.). Es ist hier <strong>die</strong>ser Paragraph allein, aus dem <strong>die</strong> Konzeption der öster-<br />

reichischen <strong>Bildungsstandards</strong> als „Regelstandards“ direkt hervorgeht; sinngemäß<br />

kommt sie vor allem in ihren paradoxen Implikationen zum Tragen, <strong>die</strong> zu harmonisch-<br />

logischen Schlussfolgerungen zu glätten relativ vieler Erläuterungen bedarf: Einzig<br />

„[d]ie Lehrerin oder den Lehrer trifft <strong>die</strong> Verpflichtung, alle Schülerinnen und Schüler<br />

bestmöglich zum angestrebten Lernergebnis zu führen“ (Vorbl. u. Erl. zu BGBl II<br />

2009/1, S. 5). Zwar muss sie/er <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> durch den Vergleich mit dem<br />

individuellen Stand der Schülerin/des Schülers überprüfen – „bestmögliche Diagnostik“<br />

(BGBl II 2009/1 § 3 Abs 1 Z 2) – <strong>die</strong>s darf jedoch nur zum Zweck der gezielten<br />

Förderung geschehen (vgl. BGBl II 2009/1 § 3 Abs 3 sowie Vorbl. u. Erl. zu BGBl II<br />

2009/1, S. 5) und ist von der Leistungsbeurteilung schärfstens auseinander zu halten<br />

(vgl. Vorbl. u. Erl. zu BGBl II 2009/1, S. 7 sowie Erl RV 606 BlgNR XXIII. GP, 4).<br />

Sie/er soll also den moralisch-geistigen Spagat 100 vollbringen, beurteilen zu müssen, und<br />

es doch nicht zu dürfen – jedenfalls nicht in dem Sinne, als sie/er ihre/seine Wertung in<br />

<strong>die</strong> Notengebung einfließen lässt. Zwar sind „[...] Leistungen [...] unter Zugrundelegung<br />

der <strong>Bildungsstandards</strong> besonders zu beobachten und zu analysieren“ (BGBl II 2009/1<br />

§ 3 Abs 3), <strong>die</strong>s darf aber „[...] nur zur Information [...] <strong>die</strong>nen [...]“ (Vorbl. u. Erl. zu<br />

BGBl II 2009/1, S. 6) Rein juristisch gesehen hat alles seine Richtigkeit, denn<br />

„Informationsfeststellung im Sinne des § 1 der LBVO [...] [fällt] nicht in den<br />

Anwendungsbereich der LBVO“ (ebd.). Solange kontinuierliche Beobachtung rein um<br />

der Optimierung der Fördermaßnahmen willen betrieben wird, hat <strong>die</strong> Lehrperson noch<br />

immer <strong>die</strong> volle Kontrolle über ihr neues Hilfsmittel. Anders jedoch stellt sich <strong>die</strong> Lage<br />

im Falle punktueller Überprüfungen dar, wenn <strong>Bildungsstandards</strong> im Sinne des System<br />

Monitorings <strong>für</strong> <strong>die</strong> Evaluation der Unterrichtsqualität (vgl. Vorbl. u. Erl. zu BGBl II<br />

2009/1, S. 8) zum Einsatz kommen. Alle drei Jahre wieder (vgl. BGBl II 2009/1 § 4 Abs<br />

1), und zwar „[...] <strong>für</strong> <strong>die</strong> 8. Schulstufe ab dem Schuljahr 2011/12 und <strong>für</strong> <strong>die</strong> 4.<br />

100 Die ZK hatte keinen Anlass <strong>für</strong> eine Zerreißprobe gesehen und <strong>die</strong>se zwei Faktoren stets zusammen<br />

gedacht: „Die einzelnen LehrerInnen müssen ihren Unterricht und ihre Beurteilungen an konkreten<br />

Lernzielen bzw. Standards orientieren [...]“ (Haider et al. 2005b, S. 7). Dies hätte aber, wie Dirnberger<br />

fordert, <strong>die</strong> längst „überfällige Diskussion der Leistungsbeurteilungsverordnung“ (Dirnberger 2007,<br />

S. 628) zur Voraussetzung gehabt, ein Ansinnen, das sich nicht durchsetzen hatte können.<br />

136


Schulstufe ab dem Schuljahr 2012/13 [...]“ (BGBl II 2009/1 § 3 Abs 4) sind „Standard-<br />

überprüfungen [...] auf Anordnung der Schulbehörden durchzuführen [...]“ (ebd.) und an<br />

<strong>die</strong>se rückzumelden. Da es sich um „aggregierte Auswertungsdaten ohne Personen-<br />

bezug“ handelt, können <strong>die</strong> Ergebnisse durch „Schulbehörden, Schulaufsicht, Schul-<br />

leiterin oder -leiter“ nicht auf <strong>die</strong> einzelne Schülerin/den einzelnen Schüler hin nach-<br />

verfolgt werden, auf <strong>die</strong> jeweilige Klasse allerdings schon (Vorbl. u. Erl. zu BGBl II<br />

2009/1, S. 5), insofern auch auf <strong>die</strong> Lehrerin/den Lehrer. Plötzlich wächst sich <strong>die</strong><br />

vermeintlich gütige Folgenlosigkeit „[...] an manchen Schulen [...] [zur] spürbare[n]<br />

'pädagogische[n] Bedrohung' [...]“ aus, so der Eindruck Dirnbergers, weil <strong>die</strong><br />

traditionelle Drohgebärde der schlechten Zensur bei <strong>die</strong>sen Tests nicht zum Einsatz<br />

kommen könne (Dirnberger 2007, S. 625). Hinter der so hilflosen wie pädagogisch arm-<br />

seligen „[...] Frage, wie Leistungsbereitschaft in einem Test ohne Folgen [...] erreicht<br />

werden kann [...]“ (ebd.), steckt auch <strong>die</strong> Vorstellung des hintertriebenen Schülers, der<br />

nur darauf wartet, es seinem um Zuckerbrot und Peitsche entwaffneten Lehrer einmal so<br />

richtig heimzahlen zu können. Gehofft werden darf, dass sich durch <strong>die</strong> Bildungs-<br />

standards tatsächlich eine, wenn auch mancherorts notgedrungene, Abkehr von der<br />

sogenannten „tra<strong>die</strong>rten Lernkultur“ (ebd.) ergibt.<br />

5. Kompetenzen im Kunstunterricht<br />

Das folgende Kapitel befasst sich mit der Darstellung jener Kompetenzen, <strong>die</strong> im<br />

Kunstunterricht erworben werden können bzw. sollen. Bei der Sichtung etablierter<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> wird sich herauskristallisieren, dass darüber keine einhellige<br />

Meinung herrscht, weder international, noch im innerdeutschen Ländervergleich, und<br />

schon gar nicht in der Gegenüberstellung einzelner Bundesländer mit dem Gesamt-<br />

entwurf <strong>für</strong> nationale <strong>Bildungsstandards</strong> des BDK. Da<strong>für</strong> werden sich interessante<br />

Querverbindungen ergeben, etwa zwischen Letztgenanntem, den luxemburgischen<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> und einem Kompetenzkonzept aus der Bildwissenschaft, indem <strong>die</strong>se<br />

gleicherweise <strong>die</strong> sogenannte „Bildkompetenz“ in den Vordergrund rücken. Dabei<br />

versuchen <strong>die</strong> schulischen Fächer, den Begriff <strong>für</strong> sich neu zu besetzen: nicht<br />

vorwiegend analytisch-rezeptiv wie in der Bildwissenschaft, sondern eher produktiv<br />

(vgl. Behr 2006, S. 364) – und so auch jenen praktisch-gestalterischen Aspekt zu akzen-<br />

tuieren, wie er im kunstpädagogischen Kompetenzverständnis derjenigen Bildungspläne<br />

137


dominiert, welche <strong>die</strong> Bildkompetenz nicht zum A und O ihrer <strong>Bildungsstandards</strong><br />

erklärt haben. Zunächst einmal wäre es nahe liegend, in einer Disziplin, <strong>die</strong> fundamental<br />

auf <strong>die</strong> visuelle Wahrnehmung und <strong>die</strong> Gegenstände <strong>die</strong>ses Schauens angewiesen ist,<br />

von „visueller“ Kompetenz ausgehend sich an „Bildkompetenz“ zu orientieren. Sind<br />

beide Termini schon ursächlich miteinander verbunden, lassen sie sich immer schwerer<br />

voneinander abgrenzen, je mehr unterschiedliche Perspektiven sich auf sie beziehen.<br />

Offenbar im Versuch, <strong>die</strong> Bildwissenschaft ihres vermeintlichen Vorrechts der<br />

Schnelleren (etwa mit Sachs-Hombach 2003, Posner 2003) auf <strong>die</strong> allgemeine Bild-<br />

kompetenz (vgl. Behr 2006, S. 364) zu entheben, wird in einer Interpretation der Fach-<br />

didaktik (Bering et al. 2004) daraus „visuelle Kompetenz“ – mit genuin rezeptiver<br />

Konnotation –, während sich „Bildkompetenz“ erst durch <strong>die</strong> Einbeziehung des<br />

Gestalterischen auszeichnet bzw. begrifflich legitimiert (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 9; zit. n.<br />

Peez 2005, S. 77). Hier soll daher auch im breiten, aus allen Richtungen durchpflügten<br />

Feld der Bildwissenschaft noch einmal nachgeha(r)kt werden, was unter „visueller<br />

Kompetenz“ konkret zu verstehen sei. Der Kunsthistoriker und -theoretiker Hans Dieter<br />

Huber beispielsweise definiert „visuelle Kompetenz“ als <strong>die</strong> Fähigkeit zur Erzeugung<br />

bildhafter Darstellungen von potentiell unendlicher Vielfalt aus einem limitierten<br />

elementarischen, kombinatorischen und medialen Grundinventar heraus (Huber 2004,<br />

S. 33). Begrifflich sei sie aber auf <strong>die</strong> „visuelle Performativität“ hin zu vervollständigen<br />

und zu präzisieren, weil alles, was der/dem externen Beobachterin/Beobachter zugäng-<br />

lich sei, immer nur „[...] jeweils ein bestimmtes, kontingentes [...] Modell von visueller<br />

Kompetenz [...]“ (ders. a.a.O., S. 36) darstelle, wie sie sich in spezifischen Akten oder<br />

Situationen exemplarisch äußere und aus den beobachteten Personen und/oder ihren<br />

Werken heraus bzw. in sie hinein interpretierbar sei (vgl. ebd). Einzig im Handeln –<br />

auch dem rezeptiven – coram publico offenbart sich so gesehen „visuelle Performanz“,<br />

und ausschließlich sie, auch wenn es <strong>die</strong> (interne, unsichtbare) Kompetenz ist, <strong>die</strong> in<br />

Folge an- oder aberkannt wird (Huber 2004, S. 37). 101 Plötzlich wird so der „Hinter-<br />

mann“ zur Hauptperson (vgl. Huber a.a.O., ebd.), operiert man mit „heißen“ Begriffen,<br />

101 Auf eine Unterscheidung zwischen „Performativität“ und „Performanz“ verzichtet Huber – da er<br />

jedoch beide Begriffe alternierend verwendet, sei kurz ergänzt, dass dekonstruktivistische Betrachtungen<br />

seit Derrida, Butler und Bour<strong>die</strong>u jene längst durch Austin sprachphilsophisch gezogene<br />

Distinktion wesentlich erweitert haben: Demnach zielt „Performativität“ ab auf soziale und kulturelle<br />

Handlungen, welche Identität und Wirklichkeit erst im Vollzug konstituieren (vgl. Wulf, Göhlich &<br />

Zirfas 2001, S. 12 f.). Getreu dem frühen Chomsky hält sich Huber an <strong>die</strong> mittlerweile interdisziplinär<br />

konsensfähige Kompetenz-Performanz-Dichotomie; möglich noch, dass bei ihm das Performative<br />

analog zum allgemein üblichen Gebrauch stärker das „Wie“, den praktischen Vollzug einer Handlung<br />

betont (vgl. Göhlich 2001, S. 27).<br />

138


einem sozialen Machtgefüge aus Inklusion und Exklusion entsprungen (ders. a.a.O.,<br />

S. 37). Auch <strong>die</strong> Bildrezeption ist aktives Handeln und gilt Huber als „ästhetische Per-<br />

formativität im weitesten Sinne“, ist zwar von der Rezeptionskompetenz abhängig, kann<br />

aber lediglich im ästhetischen Diskurs, bzw. über <strong>die</strong> „ästhetisch-diskursive Performati-<br />

vität“, beurteilt werden (ebd.). Ob Laiin/Laie oder Künstlerin/Künstler, nach Huber ist<br />

jedwedes visuelle Kompetenz unweigerlich eingelagert in ein Ideologiegerüst, verhaftet<br />

einem Milieu (ebd.). Dürfen sich <strong>die</strong> nachfolgenden Betrachtungen doch nicht scheuen,<br />

jene „heißen“ Begriffe anzufassen, so möge <strong>die</strong>s geschehen, ohne dabei Taub- und<br />

Stumpfheit zu entwickeln.<br />

5.1. Posners Modell, ein bildwissenschaftlicher Zugang zur<br />

Bildkompetenz<br />

„Zehn Ebenen der Bildkompetenz“ beschreibt Roland Posner (2003) von der Warte der<br />

Bildsemiotik aus, der er eine essentielle Position innerhalb der Bildwissenschaft<br />

einräumt. So folgt auch sein Bildbegriff einer semiotischen Definition, <strong>die</strong> „alle Bilder“<br />

als „Zeichen, <strong>die</strong> in Zeichenprozessen auftreten und darin bestimmte Funktionen<br />

haben“, auffasst (Posner 2003, S. 18). Es ist das Gebrauchsbild des Alltags, welches im<br />

Zentrum der Bildwissenschaft stehen solle, wobei Posner Wert auf <strong>die</strong> Feststellung legt,<br />

dass sein Konzept gerade solche Zeichenprozesse mit einschließt, <strong>die</strong> noch „unterhalb<br />

der Komplexität von Kommunikation“ liegen (ders. a.a.O., S. 17). Weder dürfe <strong>die</strong> Bild-<br />

wissenschaft irrtümlich Bilder prinzipiell als Kommunikationsmittel begreifen, noch<br />

sich einseitig auf Kunstwerke fixieren (z. Vgl. ders. a.a.O., ebd. und S. 19). Darin lässt<br />

sich eine Parallele zu jenen Bestrebungen erkennen, welche <strong>die</strong> Kunstpädagogik von der<br />

Kunstausrichtung zugunsten der „vielen trivialen Bilder, <strong>die</strong> unsere Welt ausmachen“<br />

(Billmayer 2009b, S. 87) dringend abbringen wollen. Dabei ordnet Posner Gebrauchs-<br />

bilder gerade „entsprechend ihrer Reflektiertheit“ auf einer „nach oben offenen Skala“<br />

an (Posner 2003, S. 19), und meint damit sowohl <strong>die</strong> Bilder selbst, als auch den<br />

angemessenen Umgang mit <strong>die</strong>sen. Sein Hauptaugenmerk richtet sich auf <strong>die</strong><br />

verstehende Wahrnehmung von Bildern entsprechend ihrer Funktion, auf <strong>die</strong> akkurate<br />

Erkenntnis als Voraussetzung <strong>für</strong> den kompetenten Gebrauch (vgl. ebd). Indirekt stärkt<br />

<strong>die</strong>s erneut <strong>die</strong> Reflexion als eine der tragenden Säulen des Kunstunterrichts (neben der<br />

Rezeption und der Produktion), auch und insbesondere dann, wenn dessen wesentlicher<br />

Gehalt in Form von <strong>Bildungsstandards</strong> zum Ausdruck gebracht werden soll. Dergestalt<br />

ist Reflektiertheit bei Posner integriert in Rezeption wie Produktion: Für Erstere ist das<br />

139


Bild in seinen Erscheinungsformen als „Signal“, „Anzeichen“ oder „Ausdruck“<br />

Betrachtungsgegenstand, Letztere will „signalisieren“, „anzeigen“ oder „ausdrücken“<br />

durch das hervorgebrachte Bild. Wenngleich zu beachten ist, dass Posner stets vom<br />

„erwachsenen“ Menschen (Posner 2003, S. 19) ausgeht, ist seine Skala sicher insofern<br />

kunstpädagogisch relevant, als <strong>die</strong> bildinhärenten Anforderungen keine Rücksicht auf<br />

das Alter der Betrachterin/des Betrachters nehmen:<br />

Reflexionsstufe 0 wird von Bildern eingenommen, <strong>die</strong> ereignishaft, rein natürlich<br />

entstehen; der einzige Beitrag des Menschen liegt darin, ihre Abbildhaftigkeit und sie<br />

also als Objekt-Anzeichen zu erkennen (ebd.). Reflexionsstufe 1 beinhaltet bereits <strong>die</strong><br />

willentliche Produktion solcher Abbilder/Anzeichen durch den Menschen, i. e. Anzeige;<br />

ab hier kann Bildern der Status von Artefakten zuerkannt werden (ebd.). Auf<br />

Reflexionsstufe 2 ist das Abbilden bereits „institutionalisiert“, das meint: Es wird selbst<br />

bewusst angezeigt, und will überzeugen; das traditionelle Charakteristikum ist hier der<br />

Bilderrahmen (Posner 2003, S. 19 f.). Reflexionsstufe 3 thematisiert dazu noch <strong>die</strong>se<br />

Absicht selbst, etwa durch Verzicht auf das Abbildhafte trotz Rahmung oder gezielten<br />

Bruch mit Abbildungskonventionen (ders. a.a.O., S. 20). Wo <strong>die</strong>ser „stufenüber-<br />

greifende Widerspruch“ laut wird, da beginnt <strong>die</strong> Grauzone zwischen Gebrauchsbild<br />

und Bildkunst (ebd.), erst jetzt wird das Abbilden „zelebriert“ (Posner/Schmaucks 2004,<br />

S. 20). Jede höhere Reflexionsstufe hat <strong>die</strong>se Schwelle bereits überschritten, funktio-<br />

niert aber im Prinzip analog, indem sie wieder sich von Gepflogenheiten befreit, wie sie<br />

nun in der Kunst sich etabliert haben (Posner 2003, S. 20). Auf <strong>die</strong>se eben beschriebene<br />

Weise ließen sich kulturelle Erzeugnisse jedweder, auch literarischer oder musikalischer<br />

Art erfassen, Posners Postulat der „zehn Ebenen der Bildkompetenz“ versucht aber,<br />

speziell den Charakteristika bildbezogener Zeichenprozesse gerecht zu werden und<br />

zugleich <strong>die</strong> Frage zu beantworten, was dem Individuum auf jeder <strong>die</strong>ser Rezeptions-<br />

und Reflexionsstufen abverlangt wird (vgl. ebd.). Auch wenn Posner kein „Kompetenz-<br />

modell“ als Ausgangspunkt <strong>für</strong> kunstpädagogische <strong>Bildungsstandards</strong> ersinnen wollte<br />

und der gestalterische Bezug fehlt, bleibt es doch ein (semiotisch-hermeneutisches)<br />

Modell der rezeptionsbezogenen Bildkompetenzen – und sei daher als beispielhafter<br />

bildwissenschaftlicher Hintergrund allen folgenden Ansätzen vorangestellt:<br />

140


141


Abb. 10: Die „Zehn Ebenen der Bildkompetenz“ nach Posner. Eigene Darstellung (M.R.),<br />

Quelle: vgl. Posner 2003, S. 20 f.<br />

Von Exklusivität als Ausschluss anderer als der bildhaften, bzw. unvorhergesehener<br />

Möglichkeiten kann nicht <strong>die</strong> Rede sein: Wiederum kommt es zu einer teilweisen<br />

Konvergenz verschiedener Codesysteme, denn während <strong>die</strong> niederen Bildkompetenzen<br />

absolut bildspezifisch sind, lassen sich <strong>die</strong> mittleren und höheren auch in den Kontext<br />

des Sprach- oder Musikverstehens versetzen (vgl. Posner 2003, S. 22). Ebenso wenig<br />

schwebt Posner, trotz der klar hierarchisch gewichteten Dreiteilung seines Steigerungs-<br />

modells, strenge Gesetzmäßigkeit mitsamt zwingendem Crescendo vor – denn Bildver-<br />

stehen resultiert keineswegs immer aus dem Zusammenspiel aller, sondern, gerade im<br />

Bereich der Kunst, fallweise der Stillstellung gewisser Bildkompetenzen (vgl. ebd.).<br />

142


5.2. Bildkompetenz jetzt. Ihre Konturen und Ansprüche<br />

5.2.1. Kompetenzformulierungen im <strong>Bildungsstandards</strong>-Entwurf des<br />

Bundes Deutscher Kunsterzieher e.V.<br />

Abb. 11: Typologische Anteile der Bildkompetenz.<br />

Eigene Darstellung (M.R.),<br />

Quelle: vgl. BDK e.V. 2008, S. 2.<br />

Die Maxime zeitgerechten Kunstunterrichts heißt <strong>für</strong> den BDK „Bildkompetenz“ (vgl.<br />

BDK e.V. 2008, S. 2), meint „Bild“ in seiner umfassendsten Bedeutung, <strong>die</strong> „[...] zwei-<br />

und dreidimensionale Objekte, Artefakte, visuell geprägte Informationen, Prozesse und<br />

Situationen [...]“ einschließt (ebd., Anm. 2, im Anschluss an KMK 2005b, S. 4). Weit-<br />

räumig ist auch der herangezogene Kompetenzbegriff (vgl. Abb. 11 <strong>die</strong>ser Arb.): Erfüllt<br />

Bildkompetenz ihren Hauptzweck aus kunstpädagogischer Sicht und ermöglicht „Orien-<br />

tierung in der heutigen, bildgeprägten Welt“, wird sie erfahrbar als „Selbstkompetenz“,<br />

ebenso, wenn sie Phantasie und Kreativität beflügelt; in Form von „[...] transferierbaren<br />

Einstellungen, Kenntnissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten [...]“ äußert sie sich als<br />

„Methodenkompetenz“; befähigt sie zu kultureller Partizipation an der gestalteten Um-<br />

welt, dann erscheint sie als „Sozialkompetenz“ (BDK e.V. 2008, S. 2). Zwar beschreibt<br />

der BDK definitiv Fachkompetenzen, aber weniger domänenspezifisch als vielmehr<br />

interdisziplinär – und dennoch: Genuines Hauptanliegen ist <strong>die</strong> Bildkompetenz allein<br />

dem Kunstunterricht (ders. a.a.O., S. 3). Durch kritisch-tätige Rezeption, Produktion<br />

und im Zuge beider, durch Reflexion, eignen sich <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler Bild-<br />

kompetenz an (vgl. ebd.); <strong>die</strong>s führt bereits zur Beantwortung der Frage, woran bzw.<br />

worin Bildkompetenz sich erkennen lässt, und zwar laut BDK einerseits an den<br />

143<br />

Abb. 12: Bereiche und Verhaltensfelder der<br />

Bildkompetenz. Eigene Darstellung (M.R.),<br />

Quelle: vgl. BDK e.V. 2008, S. 3.


folgenden fünf „Merkmalen“: Über Bildkompetenz verfügen Schülerinnen und Schüler<br />

dann, wenn sie Bilder erstens als in bestimmten Me<strong>die</strong>n und Techniken gestaltet, zwei-<br />

tens als „komplexe Form-Inhalts-Gefüge“, drittens als „subjektiv-biografisch, funktio-<br />

nal und historisch-kulturell bedingt“ jeweils rezipieren, produzieren und so verstehen<br />

bzw. reflektieren können; wenn sie viertens Bilder als „spezifische Zeichensysteme“<br />

von anderen solchen (der Wortsprache etwa) differenzieren sowie fünftens, verschie-<br />

dene Bildsorten und -me<strong>die</strong>n unterscheiden und rezeptiv wie produktiv reziproke<br />

Bezüge herstellen können (BDK e.V. 2008, S. 3). Andererseits zeigt sich (<strong>die</strong> Aneig-<br />

nung von) Bildkompetenz in den folgenden zwei großen „Kompetenzbereichen“: der<br />

Rezeption, indem <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler erst „wahrnehmen, beschreiben und<br />

analysieren“, dann „empfinden, deuten und werten“; der Produktion, indem sie „herstel-<br />

len und gestalten“ sowie „verwenden und kommunizieren“, und zwar immer entlang der<br />

als „Merkmale“ beschriebenen Parameter (ebd.). Praktisch ineinander verwoben, auf-<br />

einander aufbauend und erst in ihrem Zusammenwirken jene angestrebte profunde<br />

Bildkompetenz, sollen <strong>die</strong>se Bereiche doch einzeln überprüfbar sein (ebd.; vgl. Abb. 12,<br />

S. 142 <strong>die</strong>ser Arb.).<br />

5.2.1.1. Eine detailliertere Betrachtung des BDK-Konzepts anhand Niehoffs<br />

Darstellungen der Bildkompetenzen<br />

Neben Detleff David, Clemens Höxter, Jutta Johannsen, Ernst Wagner und Rainer<br />

Wenrich zählt auch Rolf Niehoff zu den Mitgliedern der „Arbeitsgruppe Bildungs-<br />

standards“, welche <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> des BDK ersonnen hat. Für ein besseres<br />

Verständnis sowohl des Woher als auch des Wohin des BDK-Entwurfs bieten Niehoffs<br />

Beiträge der letzten Jahre, <strong>die</strong> sich besonders minutiös und intensiv mit dem <strong>Thema</strong><br />

auseinandersetzen, einen willkommenen Anknüpfungspunkt.<br />

Ausgehend von „Kulturkompetenz“ als dem vielleicht zentralsten Bildungsziel des<br />

gesamten schulischen Kanons (Niehoff 2006, S. 240) hebt Niehoff, indem er den Iconic<br />

Turn im Sinne einer global dominierenden „kulturellen Veränderung“ beim Schopf<br />

greift, <strong>die</strong> Sonderstellung des Kunstunterrichts hervor: Nirgends sonst stünde <strong>die</strong><br />

Vermittlung jener Kompetenz im Mittelpunkt, <strong>die</strong> ihm als fundamental konstitutives<br />

Element derselben gilt: der Bildkompetenz (vgl. Niehoff 2006, S. 239 f. sowie zust.<br />

Bering 2006, S. 230 f., Seumel 2006, S. 265). 102 Analog zum erweiterten Bild-<br />

102 Selbst ohne das Argument des Iconic Turn bleibt, wie Bering zeigt, Wahrnehmungskompetenz ein entscheidender<br />

Faktor kultureller Problemstellungen (z. B. kulturwissenschaftlich-soziologischer, kulturgeschichtlicher<br />

oder -semiotischer Art) und pädagogischer Bezugsfelder, <strong>die</strong> das Fach wie kein<br />

anderes auf sich vereinigt – nicht bloß fokussiert durch <strong>die</strong> enge Linse der visuellen Rezeption,<br />

144


verständnis des BDK meint „Bild“ hier schlichtweg alles, was der Mensch herstellt,<br />

damit es gesehen werden möge, sei es manuell oder digital, gleich ob es dazu <strong>die</strong>ne,<br />

starr und flächig an der Wand zu hängen oder still im Raum zu stehen bzw. über <strong>die</strong><br />

Kinoleinwand zu laufen (vgl. Niehoff 2008, S. 151). Ähnlich der Vorgehensweise Pos-<br />

ners (2003) – ohne Verweis, in Form einer Grundregel bereits – sucht Niehoff erst <strong>die</strong><br />

Gemeinsamkeiten aller Bilder (<strong>die</strong> er einbezieht, d. h. beginnend schon ab der Posner-<br />

schen Reflexionsstufe 1), um auf <strong>die</strong>ser Grundlage <strong>die</strong> im Kunstunterricht zu erwerben-<br />

den Bildkompetenzen bestimmen zu können (vgl. Niehoff 2008, S. 153). Die gelisteten<br />

sechs gemeinsamen Merkmale der „Bilder <strong>für</strong> uns“ entsprechen dann auch jenen der<br />

Bildkompetenzen. Demnach sind Bilder erstens „<strong>für</strong> das visuelle Wahrnehmen [...]<br />

gestaltet“, darin zweitens durch „besondere formale Strukturen [...], Techniken und<br />

Me<strong>die</strong>n“ sowie drittens „Motive und Zeichen“ vorgeprägt, viertens beeinflusst durch <strong>die</strong><br />

„Lebensgeschichten“ sowohl ihrer Herstellerinnen und „Hersteller“ als auch Betrach-<br />

terinnen und „Betrachter“, fünftens historisch-kulturell bedingt bzw. kontextualisiert,<br />

sechstens genuin andersartig als <strong>die</strong> übrigen, z. B. wortsprachlichen, Mittel der<br />

Kommunikation (vgl. Niehoff 2008, S. 153). Die unter <strong>die</strong>sen Voraussetzungen definier-<br />

ten Teilkompetenzen der Bildkompetenz sind im Wesentlichen jene des BDK-Positions-<br />

papiers, wenn auch in Niehoffs verschiedenen Veröffentlichungen in ausführlicherer und<br />

immer etwas unterschiedlicher Aufteilung: Nach Niehoff sind Schülerinnen und Schüler<br />

bildkompetent dann, wenn sie in der Lage sind, Bilder erstens „als gestaltete<br />

Phänomene“ sowie zweitens als „spezifische Form- bzw. Form-Inhalts-Gefüge“, jeweils<br />

unter Einbezug des Faktors „Me<strong>die</strong>n und Techniken“, sowohl rezipieren, produzieren<br />

als auch reflektieren zu können (Niehoff 2006, S. 242; ders. 2008, S. 155); drittens,<br />

„Bilder als spezifische Zeichensysteme von anderen [...] differenzieren zu können“<br />

(Niehoff 2006, S. 242), was wiederum impliziert, „Bildzeichen (Motive und Symbole)“<br />

rezipieren, reflektieren und anwenden zu können (ders. 2008, S. 155); viertens, „Bilder<br />

durch ihre jeweiligen Urheber subjektiv-biografisch bedingt“ rezipieren und reflektieren<br />

(Niehoff 2006, S. 242), also sie mit deren „Lebensgeschichten [...] in Verbindung<br />

setzen“ (ders. 2008, S. 155) zu können. Die damit verwandte Teilkompetenz, i. e. das<br />

Prinzip der subjektiv-biographischen Abhängigkeit der Bilder von den jeweiligen<br />

Rezipientinnen und Rezipienten reflektieren zu können, führt Niehoff gern als eigenen,<br />

sondern durch den in der kritisch-analytischen Reflexion geschärften ästhetischen Verstand und <strong>die</strong><br />

Vielzahl sinnlich-ganzheitlicher, gestalterischer Erfahrungen; Kulturkompetenz wäre demnach ein<br />

leerer Begriff, läge ihr nicht der tiefere Sinn der Identitätsfindung (Selbstkompetenz) und nächste<br />

Zweck der Handlungsermächtigung in kulturell differenzierten Zusammenhängen (Differenzkompetenz)<br />

zugrunde (vgl. Bering 2006, S. 231 ff. sowie Seumel 2006, S. 265) .<br />

145


daher auch hier fünften Gesichtspunkt an (vgl. ebd. sowie ders. 2006, S. 242), ebenso<br />

wie er sechstens als separate Teilkompetenz benennt, <strong>die</strong> Determiniertheit von Bildern<br />

durch ihre historisch-kulturellen Kontexte rezipieren und reflektieren zu können<br />

(Niehoff 2006, ebd.). Das rezeptiv-produktive Vermögen, „unterschiedliche Bildsorten“<br />

bzw. „Bildme<strong>die</strong>n“ je „differenzieren“ und „in Wechselbeziehungen bringen zu können,<br />

bildet <strong>die</strong> siebte bzw. achte, <strong>die</strong> Reflexionsfähigkeit auf „interkulturelle Differenzen und<br />

transkulturelle Zusammenhänge von Bildern“ bezogen (ebd.), <strong>die</strong> neunte Teilkompe-<br />

tenz. Dass Niehoff <strong>die</strong>sen letzten Bereich nochmals aus Punkt sechs herauslöst und<br />

derart nachdrücklich betont, hat seinen Ursprung im Bedeutungszuwachs, der ihm im<br />

Zuge des Pictorial bzw. Iconic Turn zufällt (vgl. Niehoff 2008, S. 153 f.). „Es gibt nichts<br />

neues unter der Sonne“, so steht es im Buch Kohelet (1, 9) geschrieben, und Niehoff ist<br />

davon überzeugt, dass jene neumedialen Bilder am Zenit der „Bilderflut“ so manches<br />

Strandgut aus prädigitalen Zeiten mit empor gespült haben – und so neu vielleicht gar<br />

nicht sind, denn sie „gehen aus alten hervor, [...] sind mit ihnen geschichtlich vernetzt“,<br />

sei es nur „in unseren Köpfen“ (ders. a.a.O., S. 154). Auch Vith nimmt <strong>die</strong>se Argumen-<br />

tationslinie auf, derzufolge zeitgenössische Bilder hinter der obersten Schicht aktueller<br />

noch mit etlichen Lagen traditioneller Kodes behaftet sind (vgl. Vith 2008, S. 236). So<br />

vermischen sich auch künstlerische und alltägliche Bilder (ebd.), und wahrscheinlich<br />

wird das Bündel der tatsächlichen inhaltlichen Wurzeln eines Bildes, von überall her<br />

und aus irgendeinem vergangenen Moment, noch übertroffen durch <strong>die</strong> multiplen Bezü-<br />

ge, welche <strong>die</strong> Betrachterin/der Betrachter jeweils persönlich darin zu erkennen glaubt.<br />

In einer neueren Veröffentlichung ordnet Niehoff seine aus den sechs Bildmerkmalen<br />

abgeleiteten neun Teilkompetenzen wiederum sechs „Dimensionen“ der Bildkompetenz<br />

zu: der „bildstrukturalen“, der „bildinhaltlichen“, der „biografischen“, 103 der „kompara-<br />

tiven“, der „crossmedialen“ und der „bildgeschichtlichen“ Dimension (vgl. Niehoff<br />

2009, S. 24 ff. und S. 38; vgl. auch Abb. 15, S. 185 <strong>die</strong>ser Arb.).<br />

5.2.2. Das Luxemburger Kompetenzmodell <strong>für</strong> das Fach „Éducation<br />

Artistique“<br />

Auch in Luxemburg wird der Unterricht derzeit zwecks Qualitätsverbesserung zu<br />

reformieren versucht, hat sich <strong>die</strong> nationale Bildungspolitik umorientiert: mittels<br />

Autonomisierung der Schulen, Neudefinierung der Unterrichtsinhalte um den Faktor<br />

103 Diese seine „biografische Dimension“ erklärt Niehoff mit der Aussage Bour<strong>die</strong>us, dass „[...] ein jedes<br />

Werk in gewisser Weise zweimal gemacht wird, nämlich einmal vom Urheber und einmal vom<br />

Betrachter [...]“ (Bour<strong>die</strong>u 1974, S. 175; zit. n. Niehoff 2009, S. 25).<br />

146


Kompetenzerwerb (vgl. Lanners et al. 2007, S. 9), und, so das „Schlüsselthema“, der<br />

Verbindlichmachung von „Erfolgskriterien“ über <strong>Bildungsstandards</strong> (MENFP-SCRIPT/<br />

EMACS 2007, S. 77). Die internationale Verschmelzung der bildungspolitischen Weg-<br />

linien zum steuerungstechnischen „Paradigmenwechsel“ hat das Luxemburger Schulwe-<br />

sen also längst absorbiert, mitsamt dem aus Wirtschaft und Arbeitsmarktpolitik geliehe-<br />

nen Leitmotiv der Schulabsolventinnen und -absolventen als „Wettbewerbsfaktor“ in<br />

der „Wissensgesellschaft“ (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 83) – eine nahe liegende Konsequenz,<br />

denn Luxemburg hat in den PISA-Untersuchungen schlechter abgeschnitten als z. B.<br />

Österreich oder Deutschland; <strong>die</strong> Ergebnisse liegen größtenteils unter dem OECD-<br />

Durchschnitt (vgl. MENFP-SCRIPT 2004; MENFP-SCRIPT/EMACS 2007). PISA<br />

2006 hat zudem das Problem freigelegt, dass mangelhafte Ergebnisse im natur-<br />

wissenschaftlichen Bereich eklatant mit sozio-ökonomischen Benachteiligungen<br />

getesteter Schülerinnen und Schüler, <strong>die</strong> aufgrund der landesspezifischen Verhältnisse<br />

(Vielsprachigkeit) zusätzlich noch vermehrt mit Sprachbarrieren zu kämpfen haben,<br />

korrelieren (vgl. MENFP-SCRIPT/EMACS 2007, S. 96).<br />

Jene Luxemburger nationalen „socles de compétences“ („kompetenzorientierten<br />

<strong>Bildungsstandards</strong>“) <strong>für</strong> langfristig alle Fächer sind ähnlich der deutschen oder<br />

österreichischen Konzeption auf <strong>die</strong> Abschlussniveaus bestimmter Schulzyklen hin<br />

ausgerichtet (vgl. MENFP 2007, S. 1). Die innerhalb des jeweiligen fachlichen Kompe-<br />

tenzmodells zu verortenden Kataloge sollen nicht als entwicklungsbezogene oder<br />

prioritäre Reihungen verstanden werden, vielmehr stecken sie den <strong>für</strong> <strong>die</strong> „[...] Leis-<br />

tungsmessung in [...] Tests oder zentralen Prüfungen (épreuves standardisées, épreuves<br />

communes)“ verbindlichen Rahmen ab (ebd.). Die bereits in <strong>die</strong> Umsetzung entlassenen<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> das Fach Kunst (Éducation Artistique) wurden von einer Luxem-<br />

burger Lehrplangruppe (Séverine Bauer; Carole Chaine, Patricia Huijnen, Danielle<br />

Stammet) im Zeitraum 2007-2008 erstellt (Bering/Niehoff 2008-2010; MENFP 2009,<br />

S. 11) – in Zusammenarbeit mit Rolf Niehoff (MENFP 2008/2009, S. 3), dessen Hand-<br />

schrift sie auch unübersehbar tragen. Das Bildungsministerium Luxemburgs, bzw. <strong>die</strong><br />

Lehrplangruppe, hat hierzu außerdem <strong>die</strong> Regelstandardsdefinition der KMK 1:1<br />

übernommen (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 5). Den Dreh- und Angelpunkt bildet abermals <strong>die</strong><br />

Bildkompetenz, auch hier Leitziel des Faches (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 10). Die antizipierten<br />

Kompetenzen werden als rein „fachlich“ ausgewiesen und konstituieren sich demnach<br />

aus „fachlichen Kenntnissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten und auch Einstellungen“ (ebd.).<br />

147


Indem der Kompetenzbegriff so in einzelne Komponenten zerlegt wird, ergeben sich <strong>die</strong><br />

zwei vertikalen Spalten „Kenntnisse/Fertigkeiten“ und „Fähigkeiten“ der Bildungs-<br />

standards-Tabellen, ergänzt um eine dritte und vierte Spalte: „Einstellungen“ und<br />

„Beobachtungsgrundlagen“ (vgl. MENFP 2008/2009, S. 5 f.). Während <strong>die</strong> letzten<br />

beiden bereichsübergreifend konzipiert sind, schneiden sich <strong>die</strong> erste und zweite Spalte<br />

mit den horizontal gereihten vier „Kompetenzbereichen“, <strong>die</strong> zugleich <strong>die</strong> „leitenden<br />

fachlichen Handlungsfelder“ darstellen: „Wahrnehmen“, „Deuten“, „Gestalten“ und<br />

„Reflektieren“; <strong>die</strong>se „Handlungsweisen“ sollen also <strong>die</strong> Kompetenzen erfass- und auch<br />

abtestbar machen (vgl. dass. a.a.O., ebd. und S. 13). Auf eine strukturelle Trennung von<br />

Produktion und Rezeption, wie sie etwa der BDK vornimmt, wird hier verzichtet.<br />

Stattdessen gibt es eigene Tabellen zu jedem der fünf „inhaltlichen Kernbereiche“:<br />

„Farbe“, „Form“, „Material“, „Körper/Raum“, „Bewegung“, <strong>die</strong> jedoch stets in Hin-<br />

blick auf <strong>die</strong> Bildkompetenz formuliert sind und deren „sieben Teilkompetenzen“<br />

anzusprechen suchen (vgl. MENFP 2008/2009, S. 5 f. et passim). Auf <strong>die</strong>se Weise wird<br />

sowohl <strong>für</strong> das technische Lyzeum (Enseignement secondaire technique, EST) als auch<br />

<strong>für</strong> das allgemeinbildende oder klassische Lyzeum (Enseignement secondaire, ES)<br />

festgelegt, welche Fachkompetenzen am Ende der 6e ES bzw. 8e EST „nachweisbar“<br />

erworben sein „sollen“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 5). 104 Bis dahin sind, analog dem Verständnis des<br />

BDK (vgl. BDK e.V. 2008, S. 3), vom ersten Trimester an <strong>die</strong> Kompetenz- bzw. Hand-<br />

lungsbereiche aufeinander aufbauend, aber ineinander greifend zu nutzen, denn<br />

obgleich tabellarisch nach episodischen Akzenten getrennt (und nach Klassen gestuft),<br />

durchdringen sie einander, prozessual und permanent (vgl. MENFP 2008/2009, S. 5<br />

und 13). Die bildtheoretische Ableitung der Teilkompetenzen verläuft wiederum über<br />

<strong>die</strong> allen Bildern gemeinsamen besonderen Merkmale, fast buchstabengetreu den bereits<br />

in den beiden vorangehenden Abschnitten <strong>die</strong>ser Arbeit zitierten Ausführungen Niehoffs<br />

folgend (vgl. zusätzlich dessen erste Publikation zum <strong>Thema</strong>: Niehoff 2005a, S. 105). In<br />

<strong>die</strong>sem Prinzip besteht daher auch eine der stärksten Ähnlichkeiten mit dem Entwurf<br />

des BDK (vgl. MENFP 2008/2009, S. 10 und BDK e.V. 2008, S. 3). Desgleichen sind<br />

<strong>die</strong> inhaltlichen Ausformulierungen im Wesentlichen wortident; wo Niehoff (2006,<br />

S. 242) einmal Teilkompetenzen des Differenzierungs- und Kontextualisierungs-<br />

vermögens bezogen auf Bildsorten und -me<strong>die</strong>n trennt, sind sie hier zusammengefasst;<br />

104 Mit Hilfe des Modalverbs „sollen“ wird hier wiederum ein Spektrum an Erwartungen artikuliert, unter<br />

Ausnutzung seiner ganzen begrifflichen Dehnbarkeit: So bedeutet es „müssen“, wie Lanners et al.<br />

(2007, S. 9, Anm. 1) substituieren, im Sinne der dahinter liegenden Notwendigkeit, welche <strong>die</strong><br />

Schülerinnen und Schüler anspricht, so sie im späteren Leben nicht scheitern wollen – als ein Auftrag<br />

vor allem an sie, gestellt heute durch das Ministerium, später durch <strong>die</strong> Arbeitgeberinnen und -geber.<br />

148


wo er dort das Gespür <strong>für</strong> transkulturelle bzw. transtemporäre Unterschiede und<br />

Gemeinsamkeiten zwischen Bildern eigens als Teilkompetenz anführt (vgl. ebd.), wird<br />

hier darauf verzichtet, sodass sich eine Endsumme von sieben Teilkompetenzen ergibt<br />

(siehe MENFP 2008/2009, S. 11). Allerdings finden <strong>die</strong> Niehoffschen bildgeschicht-<br />

lichen und crossmedialen Dimensionen (Niehoff 2009) indirekt Erwähnung in den<br />

luxemburgischen Erläuterungen zur Bildkompetenz, wo <strong>die</strong> Fähigkeit des vernetzten<br />

Begreifens neumedialer Ästhetiken als Abkömmlinge traditioneller Ikonographien und<br />

eines daraus gespeisten reflektierten Gebrauchs doch zumindest in den Rang einer<br />

„wichtigen Komponente“ erhoben wird (vgl. MENFP a.a.O., S. 10).<br />

5.2.3. Zum Selbst- und Kompetenzverständnis des schwedischen<br />

Faches „Bild“<br />

Schweden verfügt über eine als integrierte Gesamtschule konzipierte neunjährige<br />

Pflichtschule (Grundskola), <strong>die</strong> kein Sitzenbleiben, keine Fachleistungsdifferenzierung<br />

und bis Ende der Klasse 6 auch keine Ziffernnoten kennt (vgl. Dorfer 2006, S. 72 und<br />

74). So man <strong>die</strong> Hauptursache <strong>für</strong> <strong>die</strong> im europäischen Vergleich verhältnismäßig hohen<br />

PISA-Werte Schwedens allerdings in dessen noch dazu standard- und outputbasiertem<br />

Steuerungssystem gefunden zu haben glaubt, <strong>die</strong>nt <strong>die</strong>ser Scheinzusammenhang als<br />

triftiger Grund <strong>für</strong> andere europäische Teilnehmerstaaten, ihrerseits eine derartige<br />

Umstellung zu urgieren (vgl. Dorfer 2006, S. 71). Veranlassung zu einem vollständigen<br />

Systemwechsel besteht aus <strong>die</strong>ser Sicht keine. Aber auch <strong>die</strong> Gesamtschule schützt vor<br />

den Nebenwirkungen der „Testeritis“ nicht; so soll Putz-Plecko & Wimmer zufolge<br />

Hartmut von Hentig einmal zielsicher formuliert haben:<br />

„Im hochgelobten PISA-Land Schweden gibt es heute praktisch nur mehr drei Fächer:<br />

Schwedisch, Mathematik und Englisch. Der Rest wird als unwichtig erachtet, weil er nicht getestet<br />

wird“ (Hentig o. O. u. J., zit. n. Putz-Plecko/Wimmer 2008, S. 16).<br />

Zu <strong>die</strong>sem „Rest“ zählt also das Fach „Bild“ (auch auf Schwedisch: „Bild“, vgl.<br />

Skolverket 2010a) bzw. „Bild und Form“ („Bild och form“, vgl. <strong>die</strong>s. 2010b), wie es im<br />

Gymnasium auch heißt. Zwar übersetzt <strong>die</strong> „Nationale Bildungsagentur“ Schwedens<br />

(das Zentralamt <strong>für</strong> Schule und Erwachsenenbildung) (vgl. Skolverket 2005) den Fach-<br />

titel ins Englische mit „Art“ bzw. „Art and Design“ (vgl. Skolverket 2010c und d), <strong>die</strong>s<br />

darf jedoch nicht zur Annahme verleiten, dass es <strong>die</strong> Kunst wäre, <strong>die</strong> im Mittelpunkt<br />

stünde. Dem ist nicht so: Billmayers Übersetzung ins Deutsche, wie sie in <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

übernommen wird, trifft den pragmatischen Kern der Sache schon eher, wird bei ihm<br />

149


zum Synonym <strong>für</strong> Bildorientierung, „Bildunterricht“, den absoluten Vorrang der zahlen-<br />

mäßig überlegenen „Normalfälle“ außerkünstlerischer Bilder vor dem „Sonderfall“<br />

Kunst (vgl. Billmayer 2007b, S. 3). Ganz akkurat scheint <strong>die</strong>se Darstellung mit den<br />

schwedischen Fachzielen dennoch nicht übereinzustimmen, vorausgesetzt, dass z. B. <strong>die</strong><br />

der Fachbeschreibung (Skolverket 2010e) entnommene Formulierung, es sei „[...]<br />

darüber hinaus [...] künstlerisches Schaffen im Bereich Bild und Form zu entwickeln“<br />

(Übers.: Billmayer 2005c) nicht unter „ferner liefen“ rangiert. Bezüglich des Kompe-<br />

tenzerwerbs im Pflichtschulfach „Bild“ steht jedenfalls <strong>die</strong> Bildkompetenz an oberster<br />

Stelle. Diese wird „[...] untergliedert in: Bilder deuten, verstehen, herstellen und anwen-<br />

den“ (Billmayer 2006, S. 366) bzw. „[...] bildanalys, bildframställning och bild-<br />

kommunikation [...]“ (Pettersson 2008, S. 120), i. e. „[...] Bildanalyse, Bildherstellung<br />

und Bildkommunikation [...]“ (Übers.: Billmayer 2009c, S. 96), welche als „[...] viktiga<br />

kompetenser för alla medborgare“ (Pettersson a.a.O., ebd.), also „[...] wichtige<br />

Kompetenzen <strong>für</strong> alle Bürger [...]“ (Billmayer a.a.O., ebd.) gelten. In der Bedeutung von<br />

„Bildförmåga“ inbegriffen, von Billmayer übersetzt mit „Bildvermögen“ oder auch<br />

„Bildkompetenz“, sind nach Pettersson ganz klassisch wiederum <strong>die</strong> Bildrezeption wie<br />

-produktion, wörtlich ins Deutsche übertragen von Schwedisch „visuell läskunnighet“<br />

und „visuell skrivkunnighet“ als „visuelle Lesekenntnis“ und, womit <strong>die</strong> bildnerische<br />

Ausdrucksfähigkeit gemeint ist, „visuelle Schreibkenntnis“ (Pettersson 2008, S. 116,<br />

Hervorheb. entf.; Übers.: Billmayer 2009c, S. 93). Die Wichtigkeit verfügbarer Bild-<br />

kenntnisse wird mit dem in Schweden generell hoch geschätzten (und verfassungs-<br />

rechtlich besonders geschützten) Recht auf kulturelle Meinungs- und Redefreiheit<br />

begründet (vgl. Pettersson 2008, S. 120 sowie Übers. v. Billmayer 2009c, S. 96), noch<br />

unterstrichen im Zusammenhang mit den Auswirkungen der „bildflöde“ (Pettersson<br />

2008, S. 5) oder „Bilderflut“ (Übers.: Billmayer a.a.O., S. 2).<br />

5.2.4. Die <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> und ihr Kompetenzmodell im Sinne<br />

der <strong>Bildungsstandards</strong>, eine offene Frage<br />

5.2.4.1. Zum Stand des Erstlingsprojekts<br />

Ein einheitliches, offizielles Kompetenzkonzept <strong>für</strong> das österreichische Schulfach<br />

„<strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>“ gibt es bis jetzt ebenso wenig, wie von Seiten der Fach-<br />

vertreterinnen und -vertreter auf breiter Basis eine ernsthafte Veranlassung zur baldigen<br />

Vorlage eines repräsentativen Kompetenzmodells gesehen würde. Hinlänglich bekannt<br />

150


dürfte der Zusammenhang sein, dass ein Nachdenken über Fachkompetenzen mittler-<br />

weile ohne Bezugnahme auf (potentielle) <strong>Bildungsstandards</strong> nicht mehr stattfinden, jede<br />

entsprechende Publikation sich einer Stellungnahme schwerlich enthalten kann. Die<br />

Anzahl an Veröffentlichungen zum <strong>Thema</strong> „<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong><br />

<strong>Erziehung</strong>“ ist dabei auffallend gering (der Verf. bekannt sind Billmayer 2005a und b,<br />

2006b, 2007a, 2009a sowie eine Diplomarbeit: Dorfer 2006) und stammt auch großteils<br />

von nur einer Person: Franz Billmayer 105 , einem erklärten Be<strong>für</strong>worter (vgl. Billmayer<br />

2005a und 2006, S. 66). Ein spürbarer Einfluss auf <strong>die</strong> Meinungsbildung wäre auch von<br />

dem eindringlichen Pro-<strong>Bildungsstandards</strong>-Appell Heinrich Nagys (Nagy 2005), der<br />

Billmayer starken Rückhalt aus dem BÖKWE geboten hat, zu erwarten gewesen, doch<br />

ist das Echo vergleichsweise gering geblieben. Insgesamt lautet <strong>die</strong> bevorzugte Replik<br />

offenbar, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, „Kein Kommentar“. Zwar wird intern<br />

sehr wohl diskutiert, unter ARGE 106 -Leiterinnen und Leitern etwa (vgl. Dorfer 2006,<br />

S. 91), nach außen dringt jedoch kaum etwas. Auch <strong>die</strong> Haltung des Unterrichts-<br />

ministeriums bleibt in der Schwebe zwischen Ja und Nein: Akut sind wie gehabt (vgl.<br />

Nagy 2005, S. 30; Dorfer 2006, S. 91) keinerlei Maßnahmen zur Implementierung<br />

kunstpädagogischer <strong>Bildungsstandards</strong> vorgesehen, während <strong>die</strong> Möglichkeit an sich<br />

aber doch offen gehalten wird. Das vorherrschende zähe Schweigen großer Teile der<br />

Lehrerinnen- und Lehrerschaft und wissenschaftlichen Fachdidaktik lässt vermutlich<br />

nicht so sehr auf stumme Zustimmung schließen (vgl. Dorfer 2006, S. 91 f.), eher schon<br />

auf ein Zusammenspiel von Indifferenz, Skepsis und Ablehnung, vielleicht auch inhalt-<br />

licher Unaufgeklärtheit. Letzterer wird seit längerem durch Fortbildungsveranstaltungen<br />

beizukommen versucht, wie sie beispielsweise bereits 2005 das ehemalige Pädagogi-<br />

105 Geboren 1954 in Wartenberg (Bayern), erhielt Billmayer 1983 das Diplom <strong>für</strong> Bildhauerei und Kunsterziehung<br />

an der Akademie der Bildenden Künste München und wurde Gymnasiallehrer; war Professor<br />

<strong>für</strong> Kunst und ihre Didaktik an der Universität Paderborn ab 1998, bis er 2003 an <strong>die</strong> Abteilung <strong>für</strong><br />

Bildende Künste, Kunst- und Werkpädagogik der Salzburger Universität <strong>Mozarteum</strong> wechselte,<br />

seinem derzeitigen Tätigkeitsfeld (vgl. Billmayer 2005, S. 8).<br />

106 Die ZAG/BE (Zentralarbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> an Pflichtschulen) sowie <strong>die</strong><br />

ARGE/BE (im AHS-Bereich) organisieren und koordinieren seit rund 40 Jahren auf Basis parteiunabhängiger,<br />

ehrenamtlicher Eigeninitiative <strong>die</strong> wienweiten fachlichen Lehrerinnen- und Lehrerfortbildungsveranstaltungen,<br />

in Zusammenarbeit mit dem Stadtschulrat <strong>für</strong> Wien und heute der<br />

Pädagogischen Hochschule Wien, <strong>die</strong> hierzu <strong>für</strong> Grundstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II<br />

jeweils ein Institut eingerichtet hat. Vor Einführung der Pädagogischen Hochschule mit 1. Oktober<br />

2007 und Übernahme auch der Fortbildungsschiene durch <strong>die</strong>se erfolgte <strong>die</strong> Betreuung der Fortbildung<br />

durch <strong>die</strong> Arbeitsgemeinschaften in Kooperation mit dem nunmehr aufgelösten Pädagogischen<br />

Institut Wien. ARGEs gibt es auch in allen anderen Bundesländern, <strong>die</strong> Mitarbeit ist prinzipiell<br />

nicht an eine Mitgliedschaft im BÖKWE (der bundesweiten, parteiunabhängigen Interessensvertretung<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> künstlerischen Fächer) gebunden. Darüber hinaus besteht seit 2009 eine Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

<strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> im Auftrag des BMUKK, <strong>die</strong> sich um <strong>die</strong> österreichweite<br />

Vernetzung aller Kontaktstellen im Fachbereich bemüht (vgl. Bundes AG-BE 2009).<br />

151


sche Institut Oberösterreich (heute Teil der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich)<br />

angeboten hat, und <strong>die</strong> zumindest bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf reges<br />

Interesse gestoßen sind (vgl. Dorfer 2006, S. 92).<br />

Seit Dorfers Bestandsaufnahme aus 2006 hat sich <strong>die</strong> derzeitige Sachlage nicht<br />

gravierend verändert. Jene 2005 ins Leben gerufene, durch den BÖKWE und auch den<br />

Landesschulrat <strong>für</strong> Oberösterreich unterstützte kunstpädagogische Arbeitsgruppe zur<br />

provisorischen, aber mit der Absicht einer Grundsteinlegung verknüpften Formulierung<br />

von <strong>Bildungsstandards</strong> (vgl. ebd.), hält allfällige Neuheiten weitgehend unter<br />

Verschluss. Ergebnisse der Arbeitsgruppe wurden zuletzt im Februar 2009 innerhalb<br />

eines von Billmayer gehaltenen Vortrages im Rahmen der Lehrerinnen- und Lehrer-<br />

weiterbildung an der Pädagogischen Hochschule Wien vorgestellt (siehe Kap. 6.1.2.<br />

<strong>die</strong>ser Arb.). Dass das passive Abwarten auf <strong>die</strong> Verordnung „von oben“ der richtige<br />

Weg ist, darf bezweifelt werden, erst recht, wenn einmal mehr mit der drohenden<br />

Stundenkürzung und Streichung von Finanzmitteln Druck gemacht wird: Billmayer<br />

schlussfolgerte früh, dass künftig Fächer, <strong>die</strong> keinen zeitgemäßen Beitrag zum Kompe-<br />

tenzerwerb nachweisen könnten, mit entsprechend weniger Ressourcen ausgestattet<br />

würden (Billmayer 2005a, S. 5); im <strong>Bildungsstandards</strong>-Diskussionsforum auf der Inter-<br />

nationalen Fachtagung des BÖKWE in Graz, abgehalten im Mai 2006, äußerte über<strong>die</strong>s<br />

ein Vertreter des Unterrichtsministeriums hierzu bestätigende Worte (vgl. Höfferer<br />

2006). Nichts, aber auch gar nichts könne der Fachgemeinschaft unter solchen Um-<br />

ständen näher liegen, so Nagy, als umgehend Standards und „Schlüsselkompetenzen“ zu<br />

benennen, deren Wertschätzung gerade auch im Hinblick auf Ausbildung und Beruf<br />

„[...] einzufordern und den Gesetzgeber dann darauf festzulegen“ (Nagy 2005, S. 30).<br />

Die Zugkräftigkeit von Billmayers Aufruf an <strong>die</strong> Lehrerinnen und Lehrer, „Wir<br />

entwickeln <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> [...] bottom up – bevor sie uns von oben verordnet<br />

werden“ (Billmayer 2007a, S. 68; z. Vgl. ders. 2006b, S. 1) leidet vielleicht darunter,<br />

dass ein solches „von unten nach oben“ im Grunde auch nichts anderes als eine<br />

erweiterte Form des „top down“ darstellt: Der Befehl wird erfüllt, bevor er überhaupt<br />

noch ertönt ist. Glaubwürdiges Gegenargument bietet <strong>die</strong> kunst- und autonomieverliebte<br />

Abscheu gegenüber jeglicher Form vorauseilenden Gehorsams freilich keines; sie geht<br />

Hand in Hand mit einem Mangel an taktischer Klugheit zur Sicherstellung größt-<br />

möglicher Selbstbestimmung. Bestimmt gibt es hier mehr zu retten als <strong>die</strong> eigene Ehre,<br />

und falls doch nicht, so kann mit Derrida gesagt werden, dass das Stranden- gegenüber<br />

152


dem Auflaufenlassen eines Schiffes immer noch <strong>die</strong> bessere Alternative ist (vgl. Derrida<br />

2003, S. 7).<br />

5.2.4.2. Der Versuch, <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> von der<br />

Bildkompetenz aus zu denken<br />

Billmayer zufolge bedarf es erst einer grundsätzlichen Entscheidungsfindung, um <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> Kompetenzen festsetzen zu können: Zum einen sei eine<br />

Auswahl der Bereiche oder „Wissensdomänen“ zu treffen, mit der Leitperspektive der<br />

Anschlussfähigkeit bzw. unter dem Kriterium der Brauchbarkeit/Relevanz „<strong>für</strong> ein<br />

gelingendes Leben“; zum anderen sei zu definieren, „[...] wie tiefgehend sie [<strong>die</strong> Kinder<br />

und Jugendlichen] in <strong>die</strong>sen Domänen wissen müssen“ und was sie „[...] in einem<br />

bestimmten Alter [...] können [können]“ (Billmayer 2007a, S. 67; z. Vgl. ders. 2009a,<br />

S. 13). Mit <strong>die</strong>sem „Müssen“ und „Können“ sind nun zwei unterschiedliche Probleme<br />

angesprochen. Letztgenanntes hat mit einer wissenschaftlich (z. B. entwicklungs-<br />

psychologisch) begründeten Erstellung von Kompetenzniveaus zu tun; ersteres ruft den<br />

Nachgeschmack unergiebiger Endlosdiskussionen über Sinn und Zweck des Faches<br />

oder des Zweckrationalismus an sich in Erinnerung. Ungleich niedriger ist <strong>die</strong> Wahr-<br />

scheinlichkeit zermürbender Richtungsstreitigkeiten im Fall von relativ gleichgesinnten<br />

und a priori um bewusst konstruktive Auseinandersetzung bemühten kunstpädagogi-<br />

schen Arbeitsgruppen zur Entwicklung von <strong>Bildungsstandards</strong>, wie sie sich in Ober-<br />

österreich bereits lose zusammengefunden haben. Ein bildorientierter Gegenvorschlag<br />

zur als zu sehr kunstbezogen empfundenen Einteilung der Kompetenzbereiche sogar bei<br />

Grünewald & Sowa (2006) ist in einer solchen Arbeitsgruppe durch Karl Stegh<br />

entwickelt worden (vgl. Billmayer 2007a, S. 67). Stegh legt <strong>die</strong> Bereiche „Verstän-<br />

digung/Kommunikation (durch Bild), Erfindung/Kreation (durch Bild), Verständnis<br />

(über Bild) und Erkenntnis/Kognition (durch Bild)“ vor (ebd., Hervorheb. entf.; z. Vgl.<br />

ders. 2009a, S. 32). Billmayer selbst tritt <strong>für</strong> „Kommunikation“, „Gestaltung“, „Ver-<br />

wendung“, „Technische Fertigkeiten“ sowie „Analytische Fähigkeiten“ als Wissens-<br />

domänen ein (Billmayer 2009a, S. 14) und hält fest, dass Bildkompetenzen neben einer<br />

„praktische[n] Handlungsdimension“ eine „emotive Dimension“ und eine „reflexive<br />

Dimension“ in sich bergen (ders. a.a.O., S. 33); Unterscheidungen, <strong>die</strong> hauptsächlich<br />

der Zuordnung von Qualitätskriterien und damit der Beurteilung zu Gute kommen<br />

(z. Vgl. ders. 2005a, S. 5).<br />

153


5.3. Kunst- und Lebensnähe. Leitkompetenzen aktueller deutscher<br />

Lehrpläne<br />

Auch wenn der BDK mittlerweile einen entsprechenden Vorschlag eingebracht hat, sind<br />

<strong>die</strong> Aussichten <strong>für</strong> eine bundesweite Vereinheitlichung in Richtung nationaler Bildungs-<br />

standards <strong>für</strong> den Kunstunterricht nach wie vor trübe; nicht nur, weil entsprechende<br />

Impulse von Seiten der KMK noch ausstehen, erschwerend kommt als Folge der<br />

föderalistischen Staatsstruktur hinzu, dass <strong>die</strong> deutschen Länder überwiegend schon<br />

früh eigene Wege zu gehen begonnen und im Vergleich sehr unterschiedliche Versionen<br />

kunstpädagogischer Standards bereits verbindlich in ihre jeweiligen Lehrpläne integriert<br />

haben, bzw. <strong>die</strong>s in naher Zukunft nachzuholen beabsichtigen. Sie alle in vollem<br />

Umfang auszubreiten brächte zur sicheren Rahmenüberschreitung noch <strong>die</strong> Gefahr einer<br />

Verirrung im Detail hinzu; als kompromisshafte Lösung bieten sich eine vertiefte<br />

Darstellung einzelner, und ergänzend hierzu eine komprimierte vergleichende Über-<br />

schau aller Länder an. In den kommenden Abschnitten exemplarisch vorgestellt werden<br />

daher zunächst fachliche Kompetenzkonzepte aus Baden-Württemberg und Hamburg,<br />

aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, um <strong>die</strong>se nach einer kurzen<br />

Zusammenfassung wieder in den Gesamtzusammenhang einzugliedern.<br />

Die Bildkompetenz, <strong>die</strong> sich in den letzten Jahren in den Brennpunkt der Fachdiskus-<br />

sion um <strong>Bildungsstandards</strong> geschoben hat (vgl. Regel 2006, S. 348), wird sich dabei<br />

entgegen möglicher Erwartungen keineswegs als vorrangiges Leitziel herausstellen.<br />

5.3.1. Künstlerisch-praktische Grundkompetenzen in Baden-Württemberg<br />

In Baden-Württemberg hat der „Paradigmenwechsel“ mit der letzten grundstürzenden<br />

Lehrplanreform im Schuljahr 2004/2005 <strong>für</strong> alle Fächer schulartspezifische Bildungs-<br />

standards inklusive komprimierter Inhaltsanforderungen, der obligatorischen Kern-<br />

curricula, gebracht (vgl. MKJS 2007). Zusätzlich ist seither jede Schule dazu<br />

verpflichtet, zwecks Erfüllung der Kompetenzanforderungen, zur Profilbildung und<br />

Fächervernetzung etwa ein Drittel der Unterrichtszeit auf ihr individuell selbst zu<br />

erstellendes Schulcurriculum zu verwenden (vgl. ebd.). Daher gibt es nun eigene<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> den Fächerverbund „Musik – Sport – Gestalten“ in Hauptschule<br />

und Werkrealschule (vgl. MKJS 2004a, S. 141-150), <strong>für</strong> „Bildende Kunst“ sowohl in<br />

Realschule (vgl. dass. 2004b, S. 131-136) als auch im Gymnasium (vgl. dass. 2004c,<br />

S. 291-298). Gemäß der einleitend vorangestellten, jeweils speziellen „Leitgedanken<br />

154


zum Kompetenzerwerb“ wollen alle <strong>die</strong>ser Schulformen hiermit Fach-, Methoden-,<br />

Selbst- und Sozialkompetenzen fördern (vgl. MKJS 2004a, S. 142; 2004b, S. 133;<br />

2004c, S. 292). Der Fächerverbund unterscheidet <strong>die</strong> sogenannten „sieben Kompetenz-<br />

bereiche“: „Ich und andere“, „Objekt und Funktion“, „Raum und Zeit“, „Künste“,<br />

„Spiel“, „Bewegung“, „Fitness und Gesundheit“ (vgl. MKJS 2004a, S. 142 f.), <strong>die</strong>se<br />

sind <strong>für</strong> alle Jahrgangsstufen (5-10) gleich, <strong>die</strong> Standards aufgrund eigener Deskriptoren<br />

bis je Ende Klasse 6, 9, 10 jedoch nicht. Didaktisch ist bis Klasse 10 eine zunehmende<br />

Spezialisierung der in den Klassen 5 und 6 erfolgten fachlichen „Grundlagenbildung“<br />

anzustreben (dass. a.a.O., S. 143). Die erworbenen Kompetenzen sollen gewissermaßen<br />

auf andere schulische Lernsituationen und Fächer übertragbar sein, und sich doch ihren<br />

eigenständigen „künstlerischen“ Charakter bewahren, denn dort werden sie wiederum<br />

„[z]ur nachhaltigen Entwicklung der künstlerischen Sichtweise [...] eingesetzt“ (ebd.).<br />

Zuvor wurde <strong>die</strong>ses Idealziel allerdings im Zusammenhang mit den schulform-<br />

bezogenen Zentralaufgaben eher in Richtung der Entwicklung von Handfertigkeiten<br />

relativiert (vgl. MKJS 2004a, S. 142). Die Realschule untergliedert Kompetenzen in<br />

vier „Themenbereiche“: „Mensch und Lebenswelt“, „Erleben und Darstellen“, „Raum,<br />

Aktion, Interaktion“, „Kommunikation und kulturelles Bewusstsein“, sowie vier<br />

„Arbeitsbereiche“: „Farbe“, „Grafik“, „Plastik, Körper, Raum“ und „Wahrnehmungs-<br />

schulung, Interaktion, Me<strong>die</strong>n“ (vgl. MKJS 2004b, S. 135 f.). Sowohl <strong>die</strong>se als auch <strong>die</strong><br />

Standards gelten <strong>für</strong> alle Klassen (5-10). Auch hier wird davon ausgegangen, dass <strong>die</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> künstlerisch-gestalterische Themenerarbeitung charakteristische Vielfalt und<br />

Flexibilität sich fächer- wie auch lebensbereichsübergreifend als brauchbar zeigen wird<br />

(vgl. dass. a.a.O., S. 132). Das Gymnasium führt nach (Doppel-)Jahrgangsstufen<br />

differenzierte Kompetenzbereiche und Deskriptoren an, <strong>die</strong> wiederum bestimmte<br />

Inhalte bzw. Arbeitsweisen zum Ausgangspunkt haben; innerhalb ihrer Jahrgänge sind<br />

sie nicht als hierarchisch zu verstehen, da sie sich im Unterricht vernetzen sollten<br />

(MKJS 2004c, S. 293), ein Prinzip, das schon aus den Luxemburger <strong>Bildungsstandards</strong><br />

oder jenen des BDK bekannt ist (siehe MENFP 2008/2009, S. 5 und 13 bzw. BDK e.V.<br />

2008, S. 3). Für <strong>die</strong> Gymnasialklassen 6, 8, 10 und 12 sind in „stufenspezifischen<br />

Hinweisen“ eigene Schwerpunktsetzungen vorgesehen: Bis zum Ende von Klasse 6<br />

stehen praktische Erfahrungen mit Materialien und Techniken im Vordergrund, in<br />

Klasse 8 verstärkt <strong>die</strong> Strukturierung gestalterischer/künstlerischer Prozesse, hin „[...]<br />

zu einer absichtsvolleren Bildaussage [...]“ (MKJS 2004c, S. 293); in Klasse 10<br />

verschiebt sich der Fokus auf formale Gestaltungsmerkmale, auch kulturelle Ursache-<br />

155


Wirkungs-Zusammenhänge hinter Kunstwerken, Bildme<strong>die</strong>n und der gestalteten<br />

Umwelt; Klasse 12 betont <strong>die</strong> Gleichwertigkeit von Produktion und Reflexion, <strong>die</strong><br />

„Weiterentwicklung [...] der gestalterischen Kompetenzen [...]“ und des Selbst-<br />

ausdrucks, „sorgfältiges Wahrnehmen und differenzierendes Erschließen“ sollen nun zur<br />

„Fähigkeit, Einzelheiten im Zusammenhang mit dem Ganzen zu sehen“ führen (MKJS<br />

2004c, S. 294). Hier ließe sich ein Anknüpfungspunkt zu Niehoffs crossmedialer bzw.<br />

bildgeschichtlicher Dimension erkennen (siehe Niehoff 2009); einzig, <strong>die</strong> Bild-<br />

kompetenz wird als solche nicht expressis verbis in den baden-württembergischen<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> erwähnt. Nicht sie vor allen anderen, sondern <strong>die</strong> „personalen,<br />

sozialen, methodischen und fachlichen Kompetenzen [...] sind <strong>die</strong> Voraussetzung um<br />

sich in einer ständig komplexer werdenden Welt orientieren zu können“ (MKJS 2004a,<br />

S. 142). Es sind <strong>die</strong> „künstlerisch-praktischen Grundkompetenzen“, <strong>die</strong> fachlich im<br />

Mittelpunkt stehen, wiewohl sich <strong>die</strong>s über <strong>die</strong> „Auseinandersetzung mit der Bilder-<br />

kultur“ oder auch das Kennenlernen der „Bildsprache“ vollzieht (dass. 2004b, S. 132).<br />

Für <strong>die</strong> „Leitfunktion“ im schulischen Kanon qualifizieren sich allerdings Bildende<br />

Kunst und Musik gleichermaßen: durch ihrer beider hervorstechendsten Eigenschaften,<br />

das Ganzheitlich-Kreative und Interdisziplinäre (dass. a.a.O., S. 133). 107 Insbesondere<br />

im Fächerverbund bietet sich <strong>die</strong> Durchführung von „themenorientieren Projekten“ an<br />

(vgl. MKJS 2004a, S. 143), in der Realschule wird hierzu <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />

Fach Musik empfohlen (dass. 2004b, S. 133), und auch im Gymnasium gilt Bildende<br />

Kunst als „[...] prädestiniert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit anderen Fächern“ (dass. 2004c,<br />

S. 294). Für Österreich zeichnet sich eine ähnliche Tendenz ab: Die 2005 erfolgte<br />

Aufhebung der 2/3-Mehrheitserfordernis <strong>für</strong> Schulgesetze (welche nicht zuletzt <strong>die</strong><br />

Implementierung von <strong>Bildungsstandards</strong> beförderte) sollte laut BM Gehrer auch <strong>die</strong><br />

„[...] Zusammenlegung von Fächern erleichtern“ (Gehrer 2005, S. 7). Die Zukunfts-<br />

kommission hatte eine solche Entwicklung inklusive entsprechender Schulversuche <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Sekundarstufe I als erstrebenswert erachtet (Haider et al. 2003, S. 46) und riet drin-<br />

gendst zu einem „Sonderforschungsprogramm: Flächenfächer in der Sekundarstufe I“<br />

(<strong>die</strong>s. 2005a, S. 92). Als „Kandidaten“ <strong>für</strong> eine künftige „themenorientierte“, integrierte<br />

Unterrichtsgestaltung sind u. a. „[...] kreative Fächer (<strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong>/Werken,<br />

Musikerziehung, [...])“ verzeichnet (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 93).<br />

107 Dass unter solchen Auspizien womöglich <strong>die</strong> Profilschärfe leidet, könnte <strong>die</strong> Anregung andeuten, der<br />

Unterricht im Fächerverbund solle vom „Einsatz externer Experten“ (MKJS 2004a, S. 142) profitieren.<br />

156


Die „Leitgedanken“ aller drei vorgestellten Baden-Württemberger Fachtypen kulminie-<br />

ren nicht etwa in der Bildkompetenz, 108 sondern in der Persönlichkeitsbildung, hin zur<br />

Freiheit, zu Handlungs-, Gesellschafts- und Urteilsfähigkeit (vgl. MKJS 2004a, S. 142;<br />

2004b, S. 132; 2004c, S. 292 f.), nicht zuletzt durch <strong>die</strong> Begegnung mit Kunst in ihren<br />

historisch-kulturellen Kontexten von der Antike bis zur Gegenwart (vgl. dass. 2004b,<br />

S. 132; 2004c, S. 293). Ein Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong>se spezifische Art der Formulierung wäre darin<br />

zu erkennen, dass jene „Leitgedanken“ neben den fachlichen Leitzielen zugleich den<br />

Ersatz <strong>für</strong> <strong>die</strong> ja nun in <strong>die</strong>sem Lehrplanformat nicht mehr explizit ausgewiesenen<br />

allgemeinen Bildungsziele repräsentieren. Während der Fächerverbund in Haupt- und<br />

Werkrealschule den Hauptsinn der <strong>Bildungsstandards</strong> in der Qualifikationsvermittlung<br />

(vgl. MKJS 2004a, S. 142), <strong>die</strong> Realschule in der beruflichen Orientierungshilfe (vgl.<br />

dass. 2004b, S. 132) zu sehen scheint, betont das Gymnasium vergleichsweise stärker<br />

den Erwerb von „Kompetenzen im kreativ-prozessorientierten Gestalten“ und <strong>die</strong> sub-<br />

jektbezogene ästhetisch-künstlerische Auseinandersetzung (vgl. dass. 2004c, S. 268).<br />

5.3.2. Ästhetisch-praktische Kompetenzen in Hamburg<br />

Die integrierten Bildungsgänge der Hamburger Haupt- und Realschule verstehen sich<br />

als Antworten auf jenen umfassenden Wandel der Lebens- und Arbeitsbedingungen,<br />

sehen ihren Auftrag vor allem auch in der Vermittlung von „[...] Fähigkeiten, Kennt-<br />

nisse[n] und Fertigkeiten sowie Einstellungen [...]“ (BBS 2007, S. 3; BSB 2004/2008,<br />

S. 4), <strong>die</strong> Lebenslanges Lernen ermöglichen sollen (vgl. ebd). Erworbene Kompetenzen<br />

werden nicht direkt als transferierbar ausgewiesen, jedoch sollen durchlebte schulische<br />

„Lern- und Erfahrungssituationen“ stets auf „neue Situationen“ anwendbar sein (ebd.) –<br />

was hier indirekt betont wird, ist vermutlich „Methodenkompetenz“, wenngleich an<br />

keiner Stelle weder des einen (Hauptschule, Klasse 5-6, von 2007) noch des anderen<br />

(Haupt- und Realschule, Jahrgangsstufen 7-8, von 2004/2008) Rahmenplanes eine<br />

Definition des Kompetenzbegriffs, bzw. eine nähere Erläuterung des Kompetenz-<br />

verständnisses als <strong>die</strong> eben bereits genannte, erfolgt. Grundsätzlich erscheinen<br />

<strong>die</strong> erste und <strong>die</strong> letzte der drei schulformübergreifenden Zielvorgaben „Kompetenz-<br />

entwicklung“, „Persönlichkeitsentwicklung“, „Berufsorientierung und Sicherung der<br />

Anschlussfähigkeit“ inhaltlich stark aufeinander abgestimmt (vgl. BBS 2007, S. 3; BSB<br />

2004/2008, S. 4). Spätestens Ende der Jahrgangsstufe 8 sollten alle Schülerinnen und<br />

108 Keinesfalls soll hier ein künstlicher Widerspruch aufgebaut werden: Nicht der geringste Grund ist zu<br />

sehen, weswegen das Konzept der Bildkompetenz prinzipiell im Gegensatz zu einem <strong>die</strong>ser Ziele<br />

stehen sollte; dennoch fehlt es.<br />

157


Schüler in ihrem persönlichen „Kompetenzprofil“ klare „Anschlussperspektiven“<br />

betreffend ihres weiteren Bildungs- bzw. Berufsweges aufgefunden haben (BBS 2007,<br />

S. 4; BSB 2004/2008, S. 4 f.). Dieses enthält <strong>die</strong> „individuellen“, „grundlegenden“<br />

Kompetenzen (vgl. BBS 2007, S. 3 f.) und gibt, bezogen auf den „Lernbereich Künste“<br />

der unteren Klassen, Aufschluss über <strong>die</strong> fächerübergreifend entscheidende „ästhetische<br />

Kompetenz“ (dass. a.a.O., S. 7). Im Zentrum des Unterrichts hat dementsprechend <strong>die</strong><br />

„ästhetische Praxis“ zu stehen (BSB 2004/2008, S. 9), im Dienste der Kompetenz-<br />

entfaltung. Hierzu werden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Klassen 5-6 der Hauptschule vier „Kompetenz-<br />

bereiche“ postuliert, welche eine „ästhetische Grundbildung“ bestimmten: An <strong>die</strong><br />

Trias 109 aus Produktion, Rezeption und Reflexion wird, was etwas ungewöhnlich an-<br />

mutet, noch <strong>die</strong> Sparte „Präsentation“ angeschlossen (vgl. BBS 2007, S. 7 f.). Die aus-<br />

drücklich ermunterte Durchführung von Projektarbeiten hat zwar generell alle <strong>die</strong>se<br />

Kompetenzbereiche zu integrieren, das Hauptgewicht solle aber auf der<br />

„(Re)Produktion [sic!]“ liegen (dass. a.a.O., S. 8 f.). Projekte wie auch Aufgaben-<br />

stellungen decken immer drei der vier „verbindlichen Themenbereiche“ ab: „Ich und <strong>die</strong><br />

anderen“, „Zuhause und unterwegs“, „Gestern – heute – morgen“, „Ich bin wer – Wer<br />

bin ich?“ (BBS 2007, S. 9, Hervorheb. entf.). Zusätzlich muss <strong>die</strong> Unterrichtsplanung<br />

<strong>die</strong> sog. „Anforderungen“ mit einbeziehen (ebd.), welche als „Standards“ ausgewiesen<br />

werden (vgl. BBS 2007, S. 4; BSB 2004/2008, S. 5). Diese werden in den nun vier<br />

„Anforderungsbereichen“ entsprechenden Kompetenzbereichen sowie einer fünften<br />

Liste an „fachspezifischen Anforderungen“ pauschal beschrieben (vgl. BBS 2007,<br />

S. 10 f.). Die Klassen 7-8 in Haupt- und Realschule bieten das Fach Bildende Kunst in<br />

Form jahresübergreifender Wahlpflichtkurse auf zwei konsekutiven Anforderungs-<br />

niveaus an; <strong>die</strong> in den einführenden Grundkursen erworbenen Kompetenzen sind <strong>die</strong><br />

Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> erfolgreiche Absolvierung der schwerpunktspezifischen Aufbau-<br />

kurse (vgl. BSB 2004/2008, S. 10). Beide Kurstypen sind inhaltlich nach Arbeits-<br />

bereichen: „Zeichnung/Druckgrafik“, „Farbe/Malerei“, „dreidimensionales Gestalten“<br />

und „Me<strong>die</strong>n“ sowie daraus abgeleiteten „Themenfeldern“ geordnet (vgl. dass. a.a.O.,<br />

S. 11), <strong>die</strong> wiederum <strong>die</strong> Basis <strong>für</strong> <strong>die</strong> typenübergreifend, aber zweistufig nach Kursart<br />

gelisteten Kompetenzanforderungen darstellen (vgl. dass. a.a.O., S. 27 f.). Als heraus-<br />

ragendes Fachziel akzentuiert wird nun „Me<strong>die</strong>nkompetenz“ (BSB 2004/2008, S. 8) –<br />

109 Als „Machen, Sehen und Sagen“ waren <strong>die</strong> drei grundlegenden Lernformen des Kunstunterrichts<br />

ursprünglich bezeichnet worden, welche nach der breit beachteten Forderung Pfennigs als gleichwertig<br />

zu gelten hatten; Otto (1964) verwendete alternativ zu <strong>die</strong>ser Formel erstmals <strong>die</strong> Begriffe<br />

„Produktion und Reflexion“ (Pfennig 1970, S. 188).<br />

158


als Türöffnerin der „[...] Handlungskompetenz [...] <strong>für</strong> den Umgang mit den<br />

Bilderwelten [...]“ (dass. a.a.O., S. 18), der Ausdruck „Bildkompetenz“ hingegen wird<br />

konsequent vermieden.<br />

5.3.3. Ästhetisch-künstlerische Kompetenzen in Berlin, Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern<br />

Auf den Blick in den Westen, der einen einmal mehr, einmal weniger künstlerischen,<br />

allgemeinästhetisch jedoch geteilten praktischen Lebensweltbezug der kunstpädago-<br />

gischen Kompetenzkonzepte gezeigt hat, soll der Blick in den Osten folgen, der nun<br />

drei der sog. „neuen Bundesländer“ der BRD in näheren Augenschein nehmen will.<br />

5.3.3.1. Der Berliner Ansatz<br />

Von der bereits vollzogenen Umarbeitung der Berliner Lehrpläne hinsichtlich der<br />

Ausrichtung auf und Integration von Kompetenzen und Standards ist auch der Rahmen-<br />

lehrplan <strong>für</strong> Bildende Kunst der gesamten Sekundarstufe I (SenBJS 2006) betroffen. So<br />

wird hier in den einleitenden „Grundsätzen“ fast schon stereotyp erst <strong>die</strong> „Kompetenz-<br />

entwicklung“ als erfolgversprechende Antwort auf den „beschleunigte[n] Wandel“, <strong>die</strong><br />

„Globalisierung“ und <strong>die</strong> so frei wie noch nie verfügbare Wissensflut dargeboten (vgl.<br />

SenBJS 2006, S. 5) – das Weltbild der „enttraditionalisierten Transformationsgesell-<br />

schaften“ in den Worten Behrs, demzufolge <strong>die</strong>ses bereits den Status eines kritik-<br />

immunen Inbegriffs kollektiver Identität erreicht hat (vgl. Behr 2006, S. 356). Der<br />

knapp darauf folgende Grundsatz „Standardorientierung“ hält fest, dass Standards „am<br />

Ende jeder Doppeljahrgangsstufe“ Kompetenzen im Sinne „fachliche[r] und über-<br />

fachliche[r] Qualifikationen“ spezifizierten und dadurch sowohl Lehrenden als auch<br />

Lernenden als wichtiges Referenzsystem zustatten kämen (vgl. SenBJS 2006, S. 5 f.).<br />

Unter den geteilten Gesichtspunkten der auf <strong>die</strong> Fachsystematik und „vor allem“ der auf<br />

den Kompetenzerwerb bezogenen Relevanz wurden „Themenfelder und Inhalte“<br />

ausgewählt (SenBJS a.a.O., S. 6), <strong>die</strong> mit dem alten sogenannten „Vorläufigen Rahmen-<br />

plan“ <strong>für</strong> Bildende Kunst in den Klassen 7-10 (Berlin-West) aus 1978 kaum mehr etwas<br />

gemein haben (Behr 2006, S. 357). Das „radikale“ Moment liegt nun <strong>für</strong> Behr im neuen<br />

Fokus auf Prozesse, in Subjektivierung und Psychologisierung: Erkennbar an „üppigen<br />

Katalogen von allgemeinsprachlichen Verben“, wie sie nun an <strong>die</strong> Stelle der ehemaligen<br />

fachsprachlichen Substantiva treten (ebd.), z. B. im Themenfeld „Strategien künstle-<br />

rischer Arbeit“ als „Verfremden (etwas fremd machen, übertreiben, überarbeiten, zertei-<br />

len, neu zusammensetzen, Bedeutungen verschieben, verzerren, verschlüsseln, zu-<br />

159


spitzen, entstellen, vergrößern, verkleinern…)“ (SenBJS 2006, S. 19, Hervorheb. entf.;<br />

vgl. Behr 2006, S. 357). Dieses handlungsorientierte Prinzip wird, wenngleich hier <strong>die</strong><br />

terminologische Nähe zum Fach ersichtlicher ist, auch im Feld „Verfahren und<br />

Techniken“ nachverfolgt, etwa unter „Collagieren (z. B. trennen, zerteilen, schneiden,<br />

reißen, auslegen, ordnen, kleben, heften, nageln, tackern, nähen, zusammenfügen)“<br />

(SenBJS 2006, S. 21, Hervorheb. entf.). Seinen deutlichsten Ausdruck findet das inhalt-<br />

liche Kreisen um das „Ich“ wohl im Feld „Grundlegende Erfahrungsbereiche der<br />

Jugendlichen“ – das als einziges immer verbindlich in <strong>die</strong> Unterrichtsplanung einbe-<br />

zogen werden muss (SenBJS 2006, S. 17) –, selbst wenn aus der Trias „Ich– Körper und<br />

Gefühle“ – „Ich und <strong>die</strong> anderen – eine Identität finden und erwachsen werden“ – „Ich<br />

und <strong>die</strong> Welt – Räume und Perspektiven“ des Entwurfs (<strong>die</strong>s. 2005, S. 17, Hervorheb. d.<br />

Verf.; vgl. Behr 2006, S. 357) <strong>die</strong> letzten beiden „Ichs“ in der Endfassung entfernt<br />

wurden (vgl. SenBJS 2006, S. 17). Laut Behr ergeben sich daraus zwingende Bewer-<br />

tungsprobleme, weil zwar der Kompetenzbezug einerseits vehement mit der<br />

Individualnorm argumentiert, sich andererseits dann doch selbst nicht ernst genug<br />

nimmt, um nicht <strong>die</strong> Selbstreferentialität des individuellen Kompetenzzuwachses mittels<br />

pauschaler Standards, und daher der vergleichenden Orientierung an der Gruppe,<br />

meinen durchbrechen zu müssen (vgl. Behr 2006, S. 358). So wird <strong>die</strong> Sachnorm erst in<br />

der Individualnorm nihilisiert, <strong>die</strong>se dann der Sozialnorm geopfert (vgl. ebd.); nihilisiert<br />

meint hier, ins Unwesentliche verschoben, denn nicht <strong>die</strong> Beurteilung eines Produkts<br />

anhand spezifischer Operatoren – wie sie in den Standards als „gestalterische Mittel<br />

(z. B. Farbe, Linie, Fläche, Körper, Raum, Bewegung)“ (SenBJS 2006, S. 13) beiläufig<br />

erwähnt werden –, sondern der Prozess, nicht einmal der Entstehungsprozess der<br />

Schülerarbeit, sondern der persönliche Entwicklungsprozess der Schülerin/des Schülers<br />

soll doch im Mittelpunkt stehen (vgl. Behr 2006, S. 359 und 361). Gegen eine solche<br />

„contradictio in adjecto“ (ders. a.a.O., S. 359) hilft auch nicht viel, dass der Grundsatz<br />

„Kriterienorientierung“ <strong>für</strong> Leistungsfeststellung und -bewertung <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

enthält, jene nach den Standards auszurichtenden „Aufgabenstellungen“ auch über<br />

Portfolios oder Präsentationen zu beurteilen (siehe SenBJS 2006, S. 8). Der Unterricht<br />

selbst soll jedoch so konzipiert sein, dass zuvor der „Ist-Stand der Lernergruppe“ auf<br />

seine Differenz zu den Standards hin analysiert wird (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 26), d. h. <strong>die</strong><br />

durchschnittliche Klassenleistung mit den Zielangaben, zuvor natürlich der eine<br />

individuelle Entwicklungsstand mit dem anderen und mit dem Gruppenniveau<br />

verglichen wird.<br />

160


Die „Aufgaben und Ziele des Faches“ werden der Überschrift „Der Beitrag des Kunst-<br />

unterrichts zum Kompetenzerwerb“ untergeordnet; ohne expliziten Verweis auf Beuys,<br />

unter Verwendung des unbestimmten Artikels: „[i]m Sinne eines erweiterten Kunst-<br />

begriffs [...]“ (SenBJS 2006, S. 9, Hervorheb. d. Verf.) wird Kunst als spezifisches<br />

Medium der Selbsterkenntnis und -verständigung begriffen, woraus sich <strong>die</strong> „ästhetisch-<br />

künstlerische Kompetenz“ als zentrale Fachkompetenz ergibt (vgl. ebd.). Die unter<br />

„Fachdidaktisches Kompetenzmodell“ angeführte Illustration (vgl. Abb. 13 <strong>die</strong>ser Arb.)<br />

nimmt keine detaillierte Zerpflückung derselben in Teilkompetenzen vor, sondern<br />

veranschaulicht deren Entwicklung als eine Art sinnlich-ganzheitlichen Zusammenhang<br />

persönlicher „Welt- und Selbsterkundung“ über „Kunst, Ordnung und Gestaltung“ (vgl.<br />

SenBJS a.a.O., S. 11). Im Mittelpunkt stehen wieder nicht etwa <strong>die</strong> Spezifika des<br />

Kommunikations- und Erkenntnissystems Kunst oder auch des Mediums Bild, sondern<br />

steht das Subjekt, im Dialog mit sich selbst, den Mitmenschen und einer Welt, <strong>die</strong> es<br />

sich handelnd anzueignen gilt. Voraussetzung da<strong>für</strong> freilich ist <strong>die</strong> Entwicklung der<br />

„ästhetisch-künstlerischen Kompetenz“, durch Erkundung von Entstehungsprozessen<br />

und Wirkungen, von Strategien, Verfahren und Materialien, stets im Wechselspiel von<br />

„Produktion, Rezeption und Reflexion“, <strong>die</strong> hier als Kompetenzbereiche ausgewiesen<br />

werden und entsprechende „Handlungsweisen“ zusammenfassen sollen (vgl. SenBJS<br />

2006, S. 11f.). Die „Verdeutlichung“ jener Teilkompetenzen, über welche <strong>die</strong> Schüle-<br />

rinnen und Schüler bis zum Ende der Klasse 10 konkret verfügen sollen, obliegt den<br />

Standards und erfolgt in einem<br />

schulform- bzw. kursbezogen<br />

gestuften „Drei-Schlüssel-Modell“<br />

(vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O. 2006, S. 13, Begriff<br />

von Behr 2006, S. 359; siehe bes.<br />

Abschn. 6.2.1.3. <strong>die</strong>ser Arb.); ver-<br />

deutlicht wird aber auch, wie aus<br />

einem vagen „Kompetenzmodell“<br />

ein differenzierter, „schlüssiger“<br />

Raster entstehen soll.<br />

Abb. 13: „Fachdidaktisches Kompetenzmodell“ des<br />

Berliner Rahmenlehrplans <strong>für</strong> Bildende Kunst,<br />

Sekundarstufe I. Quelle: SenBJS 2006, S. 11.<br />

161


5.3.3.2. Der Brandenburger Ansatz nach dem Vorbild Berlins<br />

Der Brandenburger Rahmenlehrplan Kunst <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sekundarstufe I (Jahrgangsstufen 7-<br />

10) wurde ab 2008 in Bezug auf Kompetenzen, Standards und Inhalte an sein Berliner<br />

Gegenstück angeglichen und ist daher auch mit <strong>die</strong>sem über große Strecken wortident,<br />

so etwa in den allgemeinen Grundsätzen und im Fachprofil (vgl. MBJSB 2008, S. 7 f.<br />

bzw. 11 ff.; SenBJS 2006, S. 5 f. bzw. 9 f.). Die Standards werden ganz ähnlich <strong>für</strong> das<br />

Ende der Klasse 10 nach „Niveaustufen der allgemeinen Bildung“ ausdifferenziert, <strong>die</strong><br />

Kompetenzentwicklungen <strong>die</strong>sen eingepasst, sprich den im Brandenburgischen Schul-<br />

gesetz festgesteckten grundlegenden, erweiterten und vertieften Bildungsgängen (vgl.<br />

MBJSB 2008, S. 10). Die Hintergrundkonzeption der fachbezogenen Kompetenzen<br />

deckt sich mit dem Berliner Kompetenzmodell einer umfassenden ästhetischen Welt-<br />

und Selbsterfahrung durch <strong>die</strong> ästhetisch-künstlerische Kompetenz in ihren Bereichen<br />

Produktion, Rezeption und Reflexion (vgl. dass. a.a.O., S. 14 und SenBJS 2006,<br />

S. 11 f.). Ein analoger erweiterter Kunstbegriff gilt auch hier als Direktive, <strong>die</strong> „in der<br />

gestalterisch handelnden Auseinandersetzung“ erworbene „ästhetisch-künstlerische<br />

Kompetenz“ als zentrale Zielvorstellung (vgl. MBJSB 2008, S. 11; SenBJS a.a.O., S. 9<br />

bzw. 11). Am Rande sei bemerkt, dass im Rahmenlehrplan <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sekundarstufe I des<br />

Wahlpflichtfaches „Darstellen und Gestalten“, das sich auf <strong>die</strong> szenische körperliche,<br />

musikalische und auch bildnerische Auseinandersetzung konzentriert, eine durch-<br />

gängige Einteilung der Kompetenzen als „ästhetischer Handlungsfähigkeiten“ in <strong>die</strong><br />

Bereiche der Sach-, Methoden-, Sozialkompetenz und Personalen Kompetenz erfolgt<br />

(vgl. MBJSB 2002, S. 21 ff.) – eine Vorlage, welche dort noch, bzw. nach wie vor, als<br />

grundlegendes vierdimensionales „ganzheitliches Kompetenzmodell“ aller Rahmen-<br />

lehrpläne angeführt wird (vgl. dass. a.a.O., S. 9), in den zitierten neueren jedoch<br />

verschwunden ist.<br />

5.3.3.3. Das mecklenburg-vorpommersche Eigenmodell<br />

Mecklenburg-Vorpommern hat sehr früh, schon zum Schuljahr 2001/2002, kompetenz-<br />

orientierte Rahmenpläne in Erprobungsfassungen eingeführt: <strong>für</strong> das Fach Kunst und<br />

Gestaltung im Sekundarbereich I erstens <strong>für</strong> <strong>die</strong> schulartunabhängige Orientierungsstufe<br />

der Klassen 5 und 6, sowie zweitens <strong>für</strong> <strong>die</strong> schulartspezifischen Jahrgangsstufen 7 bis<br />

10. Für „bemerkenswert“ daran hält etwa Günther Regel <strong>die</strong> Tatsache, dass nun auch der<br />

Unterricht aller von letztgenanntem Rahmenplan betroffenen Schultypen (z. B.<br />

Hauptschule, Realschule, Integrierte Gesamtschule und Gymnasium) unter einheitliche<br />

162


Leitgedanken <strong>für</strong> den Beitrag des Faches zur Kompetenzentwicklung gestellt wird (vgl.<br />

Regel 2004, S. 175; vgl. MBWK 2002, S. 13-17). Nicht weniger beachtlich ist <strong>die</strong><br />

durchgehende Bezugnahme auf den Sach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz-<br />

Ansatz, mit Handlungskompetenz als zentralem fächerübergreifendem Ziel und der<br />

PISA-Stu<strong>die</strong> als Impulsgeberin auf theoretischer Ebene (vgl. MBWK a.a.O., S. 4-7).<br />

Die PISA-Kompetenzstufen <strong>für</strong> das Leseverständnis werden ebenfalls angeführt, aber in<br />

den fachlichen Teilen des Lehrplans nicht wieder aufgegriffen, eingehalten wird <strong>die</strong><br />

strikte Zuteilung „ästhetisch-künstlerischer“ und „kulturell-kommunikativer Fähigkei-<br />

ten“ aus den vier Gegenstandsfeldern „Bildende Kunst“, „Architektur“, „Design“ und<br />

„Me<strong>die</strong>n“ in <strong>die</strong> Sparten der Sach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz; dem hat<br />

sich auch <strong>die</strong> Unterscheidung von „Gestalten, Rezipieren und Reflektieren“ als grund-<br />

legenden Tätigkeitsbereichen unterzuordnen (vgl. dass. a.a.O., S. 30-36). Der Wert des<br />

Faches misst sich nicht zuletzt an seiner Beitragsleistung zum Erwerb übergeordneter<br />

Handlungskompetenz (vgl. MBWK 2002, S. 14) – der Begriff „Bildkompetenz“ scheint<br />

nicht auf, denn <strong>die</strong>ser Rahmenplan ist dem BDK-Entwurf konzeptuell ebenso zuvor-<br />

gekommen wie den nationalen <strong>Bildungsstandards</strong> der KMK. Nachträgliche Annäherun-<br />

gen in beiderlei Richtung sind ohne offizielle Veranlassung höchst unwahrscheinlich.<br />

Auch gehören <strong>die</strong> Bezeichnungen „Standards“ oder gar „<strong>Bildungsstandards</strong>“ bis heute<br />

nicht zum fachbezogenen Begriffsrepertoire. Dennoch lässt sich sinngemäß von<br />

„Standardkompetenzen“ sprechen, weil sie Zielstatus haben und verbindlich sind (vgl.<br />

MBWK 2001, S. 6; dass. 2002, S. 31). Zur strukturellen Veranschaulichung sollen vor-<br />

erst einzelne Beispiele genügen, <strong>die</strong> den betreffenden Tabellen entnommen sind. So<br />

zählt <strong>die</strong> Fähigkeit „Gestaltungsprinzipien [...] verschiedener Künstler erfassen und<br />

geistig nachvollziehen [zu können]“ zur Sachkompetenz, „[ä]sthetisches Urteils-<br />

vermögen <strong>für</strong> bauliche Ausdruckswirkungen“ zur Methodenkompetenz, <strong>die</strong> „Fähigkeit<br />

zur autonomen Konsumentscheidung“ zur Selbstkompetenz und eine „zunehmend[e]<br />

Teilhabe an der Me<strong>die</strong>ngesellschaft“ zur Sozialkompetenz (vgl. MBWK 2002, S. 30-<br />

37).<br />

5.3.4. Zusammenfassender Vergleich der Kompetenzkonzepte der bisher<br />

vorgestellten Lehrpläne der Länder<br />

Verdichtet auf ein knappes Fazit kann festgehalten werden, dass <strong>die</strong> umrissenen<br />

Lehrpläne zwar in puncto Fachverständnis große Ähnlichkeiten aufkommen lassen und<br />

auch <strong>die</strong> fachspezifischen Schwerpunktkompetenzen durchaus auf einen gemeinsamen<br />

Nenner zu bringen wären; dass aber am Weg dorthin, sprich im Detail, desto größere<br />

163


konzeptuelle wie auch strukturelle Differenzen vorliegen. Wo das Konzept der Fach-,<br />

Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenzen hier (Baden-Württemberg) einen rein über-<br />

geordneten Rahmen bildet (vgl. MKJS 2004a, S. 142; dass. 2004b, S. 132; dass. 2004c,<br />

S. 292), <strong>die</strong>nt es dort (Mecklenburg-Vorpommern) sogar der inneren Gliederung der<br />

fachlichen Kompetenzen (vgl. MBWK 2002, S. 4 f.); andernorts (Berlin, Brandenburg,<br />

Hamburg) wird darauf, wie auf einen solchen Rahmen überhaupt, verzichtet (vgl. Sen<br />

BJS 2006, S. 5 f. bzw. 9 f.; MBJSB 2008, S. 7 f.; BBS 2004/2008, S. 4), da<strong>für</strong> eventuell<br />

(Berlin, Brandenburg) ein aus sich selbst heraus begründetes, facheigenes Kompetenz-<br />

modell ausgewiesen (vgl. SenBJS 2006, S. 11 f.; MBJSB 2008, S. 14 f.). Stets jedoch<br />

wird nach dem Schlüssel gesucht <strong>für</strong> <strong>die</strong> Orientierung in der modernen Welt, wird<br />

ausgependelt zwischen Lebensnähe und Subjektbezug, Anschlussfähigkeit und<br />

Persönlichkeitsentwicklung, Resultat ist <strong>die</strong> Unverzichtbarkeit von Handlungsfähigkeit<br />

als bestimmendes Prinzip. Einmal bleibt es mehr im allgemein curricularen Hinter-<br />

grund, dann wieder tritt es vermehrt in den fachlichen Vordergrund, etwa in Hamburg,<br />

wenn Me<strong>die</strong>nkompetenz als Variante der Handlungskompetenz zum fachlichen Leitziel<br />

wird (vgl. BSB 2004/2008, S. 8). In jedem Fall färbt <strong>die</strong>se Handlungsorientierung auf<br />

<strong>die</strong> fachspezifischen Kompetenzen ab, <strong>die</strong> den Zusatz des „Praktischen“ nicht entbehren<br />

können: Etwa als „künstlerisch-praktische“ oder „ästhetisch-praktische“ Grund-<br />

kompetenzen wie in Baden-Württemberg oder Hamburg, aber auch <strong>die</strong> „ästhetisch-<br />

künstlerischen“ Kompetenzen der Berliner, Brandenburger, mecklenburg-vorpommer-<br />

schen Lehrpläne sind nicht ohne lebensweltlichen Handlungsbezug zu denken, der<br />

natürlich auch einer Betonung der gestalterisch-produktiven Seite des Faches sehr<br />

entgegenkommt. Allseitig wird am besonderen Bezug zur Kunst festgehalten, sei es,<br />

indem durch den Einsatz künstlerischer Arbeitsformen auf <strong>die</strong> Herausbildung einer<br />

künstlerischen Sicht- und Denkweise unter der Losung des Ganzheitlich-Kreativen und<br />

Interdisziplinären Wert gelegt wird (Baden-Württemberg) (vgl. MKJS 2004a, S. 143;<br />

dass. 2004b, S. 132; dass. 2004c, S. 292) oder Einsicht über <strong>die</strong> „Subjektivität künst-<br />

lerischer Empfindungen“ (BBS 2007, S. 7) erlangt werden soll (Hamburg) oder ein<br />

erweiterter Kunstbegriff herangezogen wird (Berlin, Brandenburg) (vgl. SenBJS 2006,<br />

S. 9; MBJSB 2008, S. 11): Immer hat <strong>die</strong> Auseinandersetzung mit Kunst Welt-, Fremd-<br />

und Selbsterkenntnis zum Ziel.<br />

Die primäre Einteilung der Kompetenzbereiche und dementsprechende Ableitung bzw.<br />

Zuordnung der Standardkompetenzen ist sehr heterogen, sie kann nach fachlichen<br />

Themen- und/oder Tätigkeitsfeldern erfolgen (Baden-Württemberg) (vgl. MKJS 2004a,<br />

164


S. 142 f.; 2004b, S. 135 f.; 2004c, S. 295-298), kann auf das Prinzip der drei grund-<br />

legenden kunstunterrichtlichen Erfahrungsbereiche Produktion, Rezeption und<br />

Reflexion zurückgreifen (Berlin, Brandenburg; in modifizierter Form, Hamburg) (vgl.<br />

SenBJS 2006, S. 12; MBJSB 2008, S. 14f; BBS 2007, S. 7 f.) oder auch auf das über-<br />

fachliche Prinzip der Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenzen (Mecklenburg-<br />

Vorpommern) (vgl. MBWK 2002, S. 17). So <strong>die</strong> Bezeichnung „Grundkompetenzen“<br />

verwendet wird, bedeutet <strong>die</strong>s durchwegs, dass anspruchsvollere erweiterte<br />

Kompetenzen in Folge auf <strong>die</strong>sen aufbauen können, <strong>die</strong> dann auch auf der<br />

nächsthöheren Klassen- bzw. Kursstufe anzustreben bzw. verbindlich einzufordern sind<br />

(vgl. MKJS 2004a bzw. c; BSB 2004/2008). Zudem wird damit betont, dass solche<br />

speziellen fachlichen Kompetenzen auch grundlegende Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Allgemein-<br />

bildung haben.<br />

Etwaige Niveauabstufungen werden in den besprochenen Lehrplänen auf unterschied-<br />

lichste Weise vorgenommen: zuallererst altersgruppenbezogen, nach einzelnen und<br />

mehreren (bis zu drei) Jahrgangsstufen (vgl. MKJS 2004a, b und c), oder auch nicht,<br />

wenn Kompetenzformulierungen jahrgangsübergreifend gelten (in der Orientierungs-<br />

stufe bzw. Doppeljahrgangsstufe 7/8 von Haupt- und Realschule in Hamburg, der<br />

Orientierungsstufe und allen Jahrgangsstufen 7-10 in Mecklenburg-Vorpommern, sowie<br />

zu wesentlichen Teilen auch in der baden-württembergischen Realschule) (vgl. BBS<br />

2007; BSB 2004/2008; MBWK 2001 bzw. 2002; MKJS 2004b). Der Kern des hier<br />

unvermeidlichen, weil faktischen Durcheinanders liegt darin, dass von der rein<br />

äußerlich-formalen Form der Klassenstufung noch nicht auf <strong>die</strong> tatsächliche Art und<br />

Weise der inneren Niveauabstufung der Kompetenzen geschlossen werden kann, <strong>die</strong><br />

keiner gemeinsamen Logik folgt, immer wieder überrascht. So sind etwa <strong>die</strong><br />

<strong>Bildungsstandards</strong> der baden-württembergischen Realschule (MKJS 2004b) jahrgangs-<br />

übergreifend und jahrgangsbezogen zugleich konzipiert; Berlin und Brandenburg haben<br />

ebenfalls einheitliche Rahmenlehrpläne <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamte reguläre Sekundarstufe I<br />

(Haupt-, Real-, Gesamtschule wie Gymnasium), differenzieren aber darin Kompetenz-<br />

anforderungen explizit schulform- bzw. bildungsgangbezogen dreistufig aus (vgl.<br />

SenBJS 2006, S. 13; MBJSB 2008, S. 10), worauf Mecklenburg-Vorpommern zwar<br />

verzichtet, sehr wohl aber eine ähnlich grundsätzliche, dort implizite Aufgabe an <strong>die</strong><br />

Lehrperson stellt (vgl. MBWK 2001, S. 13). Ausgewiesene Niveaustufen <strong>die</strong>nen meist<br />

nur beschränkt der inneren Differenzierung bzw. Individualisierung, da sie <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

gezielte Anwendung auf <strong>die</strong> entsprechenden homogenen Lernerinnen- und Lerner-<br />

165


gruppen bestimmter Jahrgangsstufe(n), Kurs- bzw. Schulformen vorgesehen sind. Den<br />

frappantesten Sonderfall bildet wohl der baden-württembergische Bildungsplan, indem<br />

er zusätzlich <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> aller (Regel-)Schulen, Fächer und Fächerverbunde<br />

auf jeder Jahrgangsstufe aus Prinzip mit den drei Niveaustufen A, B, C (in Relation zu<br />

den Anforderungsbereichen I, II, III) unterlegt (vgl. LS-BW 2009, S. 2 f.). Dies ge-<br />

schieht jedoch in separat veröffentlichten, an <strong>die</strong> Lehrkräfte gerichteten Dokumenten,<br />

den sog. „Niveaukonkretisierungen“, welche exemplarisch und zugleich sinngemäß<br />

verbindlich aufzeigen, was <strong>für</strong> bzw. wie Leistungsanforderungen aus den Standard-<br />

kompetenzen abzuleiten sind (vgl. ebd.; siehe Abschn. 6.2.1.1. <strong>die</strong>ser Arb.).<br />

5.3.5. Bundesweiter Überblicksvergleich der Lehrpläne der Länder <strong>für</strong><br />

den Kunstunterricht im allgemeinbildenden Sekundarschulbereich I<br />

Bereits an der kleinen Auslese des vorhergehenden Abschnitts wurde deutlich, dass sich<br />

<strong>die</strong> Lehrpläne der Länder im Gewand ihrer unterschiedlichen Formate zueinander<br />

verhalten wie Äpfel und Birnen. An der Zulässigkeit des Vergleichs ändert <strong>die</strong>s freilich<br />

nichts, weil das Erkenntnisziel – Kompetenzmodelle als Basis <strong>für</strong> gegebenenfalls erfor-<br />

derliche <strong>Bildungsstandards</strong> der bildnerischen Fächer – genau mit dem neuralgischen<br />

gemeinsamen Nenner in eins fällt, der sie alle, wenn auch in unterschiedlicher Stärke,<br />

berührt: der Output-Orientierung. Die baden-württembergische Bildungsplanreform<br />

etwa ist mit ihrem Austausch der alten Lehrpläne gegen „<strong>Bildungsstandards</strong>“ <strong>für</strong> alle<br />

Fächer und Schulen bis zum Äußersten gegangen; in Hamburg sind „Standards<br />

(Anforderungen)“ innerhalb schulart- und fachspezifischer „Rahmenpläne“ vorgegeben<br />

(vgl. BSB 2004/2008, S. 5); <strong>die</strong> Berliner oder Brandenburger schulformunabhängigen<br />

und fachspezifischen „Rahmenlehrpläne“ der Sekundarstufe I definieren ebenfalls<br />

„Standards“; <strong>die</strong> „Rahmenpläne“ <strong>für</strong> alle Schultypen der Sekundarstufe I in Mecklen-<br />

burg-Vorpommern basieren auf einem spezifischen „Kompetenz-Ansatz“ (vgl. MBWK<br />

2002, S. 4) bzw. „Kompetenz-Modell“ (dass. 2001, S. 5). Würde man sich dazu verlei-<br />

ten lassen, „Äpfel“ als input-, „Birnen“ als output-orientiert zu deklarieren, fände man<br />

bloß einen halben Apfel (hier: MBKW 1995a), eine handvoll Birnen und noch viel mehr<br />

Kreuzungen beider Sorten in den verschiedensten Schattierungen:<br />

Begonnen werden soll <strong>die</strong> Analyse mit dem ersten der Bundesländer in alphabetischer<br />

Ordnung: mit Bayern, das nach Schularten differenzierte Jahrgangsstufenlehrpläne<br />

führt. Am Beispiel des Hauptschullehrplans der Regelklassen zeigt sich deutliche<br />

Kompetenzorientierung, im Fach Kunst erfolgt <strong>die</strong> Anforderungskonkretisierung im<br />

166


Hinblick auf „Grundwissen und Kernkompetenzen“, sortiert nach den fünf<br />

Lernbereichen „<strong>Bildnerische</strong> Praxis“, „Kunstbetrachtung“, „Gestaltete Umwelt“,<br />

„Visuelle Me<strong>die</strong>n“ und „Darstellendes Spiel“ (vgl. ISB 2004, S. 430f.). So lautet<br />

beispielsweise eine der Teilkompetenzen im Bereich „Kunstbetrachtung“: „den<br />

Zusammenhang von Bildinhalten, besonderen Darstellungs- und Ausdrucksformen<br />

sowie Autor und Entstehungszeit an ausgewählten Werkbeispielen erschließen“ (ab<br />

Jahrgangsstufe 5), eine andere: „Verständnis <strong>für</strong> ungewohnte künstlerische Praktiken<br />

erlangen; Ablehnung oder Wertschätzung begründen“ (ab Jahrgangsstufe 8) (dass.<br />

a.a.O., S. 430).<br />

Kompetenzorientiert ist auch der Bremer Lehrplan Kunst <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sekundarschule, der<br />

entsprechend den Anforderungen am Ende von Jahrgangsstufe 6, 8 bzw. 10 sogenannte<br />

„Standards“ festlegt und nach den Themenbereichen „Linie und Fläche“, „Farben und<br />

ihre Beziehungen“, „Figur und Raum“ sowie „Bildbetrachtung“ gliedert (vgl. SenBW<br />

2006, S. 11-13), <strong>die</strong> zugleich als „fachdidaktisch begründete Kompetenzbereiche“ (ders.<br />

a.a.O., S. 4) gelten. Die verlangten „Fähigkeiten und Fertigkeiten“ etwa im Bereich<br />

„Bildbetrachtung“ auf Jahrgangsstufe 8 sind folgende: „Die Schülerinnen und Schüler<br />

können... [m]ithilfe gezielter Fragen einfache Vermutungen zu Werken Bildender Kunst<br />

äußern [sowie] einige Merkmale und Besonderheiten von Kunstwerken benennen“<br />

(SenBW 2006, S. 12). Einzig <strong>für</strong> Jahrgangsstufe 10 werden <strong>die</strong> Standards, ähnlich wie<br />

auch im Berliner oder Brandenburger Modell, nach zwei Bildungsgängen und deren<br />

Anforderungsniveaus getrennt, dem Erweiterten Hauptschul- bzw. dem mittleren Schul-<br />

abschluss (vgl. dass. a.a.O., S. 13). Jene sogenannten hier „[...] deutliche[n] Niveau-<br />

unterschiede [...] insbesondere im Bereich kunsttheoretischer [...] Analyse“ (ebd.)<br />

stellen sich folgendermaßen dar, wobei <strong>die</strong> Erweiterte Berufsbildungsreife jeweils erst-,<br />

der mittlere Abschluss zweitgenannt sind: „Die Schülerinnen und Schüler können...“ im<br />

Bereich „Figur und Raum“: „Proportionen des menschlichen Körpers“ entweder nur<br />

„darstellen“ oder „differenziert darstellen“, im Bereich „Linie und Fläche“: „verschie-<br />

dene grafische Elemente nach Anleitung einsetzen“ oder schlicht „einsetzen“ (SenBW<br />

2006, S. 13, Hervorheb. d. Verf.). Im kritischen Bereich „Bildbetrachtung“ sollen <strong>die</strong><br />

Schülerinnen und Schüler hier „einzelne Namen von Künstlerinnen und Künstlern und<br />

Epochen nennen“ versus dort „[...] nennen und miteinander in Beziehung setzen“ sowie<br />

„inhaltliche formale Merkmale beschreiben [können]“ (ebd., Hervorheb. d. Verf.).<br />

In Hessen werden ab Mitte Mai 2010 neue „<strong>Bildungsstandards</strong>“ nun <strong>für</strong> alle Fächer der<br />

Primarstufe und Sekundarstufe I zur öffentlichen Stellungnahme bekannt gegeben, <strong>die</strong><br />

167


zusammen mit den ebenfalls neuen „Inhaltsfeldern“ als künftiges hessisches<br />

Kerncurriculum und als Erweiterung der bestehenden KMK-<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>die</strong> alten<br />

Lehrpläne sukzessive ablösen und bereits ab 2011/12 rechtsgültig implementiert werden<br />

sollen (vgl. Höfer et al. 2010, S. 8). Laut Angaben des hessischen Instituts <strong>für</strong> Qualitäts-<br />

entwicklung sind <strong>die</strong> Fachstandards Kunst knapp formuliert, auf <strong>die</strong> zentralen Fach-<br />

aspekte konzentriert und einem „einheitlichen Format“ untergeordnet, welches <strong>die</strong><br />

<strong>Bildungsstandards</strong> „[...] alle[r] Fächer, Schulstufen und Bildungsgänge [...]“ bündelt<br />

(ebd.). Die jetzigen Lehrpläne können der Kompetenzorientierung u. a. deshalb nicht<br />

ausreichend entsprechen, weil hier (am Beispiel Kunst in den Bildungsgängen Haupt-<br />

bzw. Realschule) begrifflich noch von einer mittlerweile überholten Zielstellung der<br />

„fachlichen Qualifikationen“ ausgegangen wird, im Sinne von „[...] künstlerischen<br />

Tätigkeiten und Techniken, <strong>die</strong> fachspezifische Zugriffs- und Handlungsweisen re-<br />

präsentieren“ (HKM 2002a bzw. b, S. 4). Diese „Qualifikationen“ heißen z. B. „Zeich-<br />

nen“, „Malen“ oder „Umgang mit Kunst“ und werden in einer sog. „Lehrplanmatrix<br />

Kunst“ zu bestimmten „Themenbereichen“ in Beziehung gesetzt, z. B. „Selbstdarstel-<br />

lung“, „Design und Alltagskultur“, „Bilderwelten und Bilderfluten“ (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O.,<br />

S. 4-8). Solcherart erhält jede Tätigkeit erst in ihrer Verschränkung mit einer problem-<br />

orientierten Darstellungsabsicht ihren Sinn, soll einer selbstzweckhaften und inhaltlich<br />

entleerten Verregelung bzw. Naivisierung vorgebeugt werden (vgl. HKM 2002a bzw. b,<br />

S. 4). Gerade <strong>die</strong> „Grundvoraussetzungen <strong>für</strong> alle anderen Qualifikationen“, „Wahr-<br />

nehmung und Experiment“, sind jedoch in der Matrix nicht abgebildet, denn <strong>die</strong>se<br />

dürften keinesfalls „[...] zu Stereoypen bzw. schematisiert werden“ (ebd.).<br />

Das neue Kerncurriculum hat das alte Konzept völlig ummodelliert. Nun wird ein auf<br />

Weinert basierender Kompetenzbegriff eingeführt (vgl. HKM 2010, S. 4) und in „über-<br />

fachliche“, „fächerübergreifende“ und „fachliche Kompetenzen“ (vgl. dass. a.a.O.,<br />

S. 8 f.) aufgespalten. Erstere umfassen in Anlehnung insbesondere an das OECD-<br />

Kategorienschema der „cross curricular competencies“: „Personale Kompetenz“,<br />

„Sozialkompetenz“, „Sprach- und Textkompetenz“, „Lern- und Arbeitskompetenz“<br />

(ebd.). In den Standards im Kompetenzbereich Personale Kompetenz enthalten sind<br />

etwa eine zum „Selbstkonzept“ gehörende „positive Einstellung“ oder auch eine<br />

spezifisch deutsche/hessische (?) „kulturelle Identität“ (vgl. dass. a.a.O., S. 11 f.).<br />

Sozialkompetenz fußt auf dem „Aufbau einer sozialen Wahrnehmungsfähigkeit“, wo<strong>für</strong><br />

ebenfalls eigene Standards ausgewiesen werden (vgl. dass. a.a.O., S. 12). „Me<strong>die</strong>n-<br />

168


kompetenz“ wird der hierarchisch höheren „Lern- und Arbeitskompetenz“ zugeteilt<br />

(vgl. HKM 2010, S. 15). Die fachspezifische Kompetenzorientierung umfasst sowohl<br />

eine „[...] der technischen und medialen Seite der Bilderwelt [...] [zugeordnete] Bild-<br />

und Me<strong>die</strong>nkompetenz“ wie auch <strong>die</strong> Freude am Experimentieren „im künstlerischen<br />

Tun“, <strong>die</strong> zur Entwicklung von „Imaginationskraft“ und „Interventionsbereitschaft“<br />

führen soll (vgl. dass. a.a.O., S. 17). Die Einteilung der fachlichen Kompetenzbereiche<br />

soll erst der „Operationalisierbarkeit“ <strong>die</strong>nen (dass. a.a.O., S. 5) und unterscheidet dann<br />

vier Dimensionen: „Sehen, Wahrnehmen und Erfahren“; „Planen, Gestalten und<br />

Handeln“; „Verstehen, Begreifen und Erklären“; „Sich orientieren, sich definieren und<br />

sich zeigen“, welche „[...] so ineinander verflochten [sind], dass sie kaum [...] aufzu-<br />

lösen sind“ (dass. a.a.O., S. 18 f.). Das Konstruieren der als erforderlich betrachteten<br />

Aufgabenbeispiele und Tests wurde vorerst als Teil der schulinternen Curricula an <strong>die</strong><br />

Einzelschulen ausgelagert (vgl. HKM 2010, S. 7); es gibt derzeit noch keine einseh-<br />

baren Entwürfe, dennoch wurden abschluss- bzw. bildungsgangbezogene und daher<br />

graduierte Regelstandards festgelegt. So soll z. B. eine zweispaltige/zweistufige<br />

Synopse <strong>die</strong> kumulative Kompetenzentwicklung vom Ende der vierten (Primarschul-<br />

abschluss) bis zum Ende der neunten Jahrgangsstufe (Hauptschulabschluss) markieren<br />

(siehe dass. a.a.O., S. 27 ff.), soll eine dreispaltige (oft aber nur zweistufige) Synopse<br />

<strong>die</strong> Niveaudifferenzierung zwischen Hauptschulabschluss (HSA), Realschulabschluss<br />

(MSA) und den Kompetenzerwartungen <strong>für</strong> den Übergang in <strong>die</strong> Sekundarstufe II (Ü<br />

Sek II) verdeutlichen (vgl. dass. a.a.O., S. 29-32 sowie Tab. 1 <strong>die</strong>ser Arb.). Gerade <strong>die</strong><br />

angestrebte wissenschaftliche Absicherung der Auswahlentscheidungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Standarderstellung ist bis zur Vorlage <strong>die</strong>ses Entwurfs nicht ausreichend erfolgt.<br />

Tabelle 1: Hessische <strong>Bildungsstandards</strong> nach Bildungsgängen im Fach Kunst.<br />

Quelle: vgl. HKM 2010, S. 29.<br />

<strong>Bildungsstandards</strong><br />

Hauptschulabschluss (HSA)<br />

<strong>Bildungsstandards</strong><br />

Mittlerer Schulabschluss (MSA)<br />

Sehen, Wahrnehmen und Erfahren<br />

Lernzeitbezogene Kompetenzerwartungen<br />

am Ende der<br />

Jahrgangsstufe 9/10 (Ü Sek II)<br />

� sich auf einen Betrachtungsgegenstand konzentrieren � sich auf einen Betrachtungsgegenstand<br />

dauerhaft konzentrieren<br />

� in der Betrachtung Eindrücke<br />

sammeln und ordnen<br />

� Auswahlentscheidungen<br />

ansatzweise begründen<br />

� in der Betrachtung Eindrücke<br />

sammeln, ordnen und bewerten<br />

� Auswahlentscheidungen<br />

begründen<br />

� in der Betrachtung Eindrücke sammeln,<br />

sinnvoll ordnen und bewerten<br />

� Auswahlentscheidungen begründen<br />

und argumentativ absichern<br />

Eine Matrix aus fachlichen Kompetenzen und Themenbereichen hingegen wird nun von<br />

den niedersächsischen schulformspezifischen Kerncurricula genutzt (vgl. NKM 2004,<br />

169


S. 8), <strong>die</strong> curricularen Vorgaben im Fach Kunst <strong>für</strong> <strong>die</strong> Hauptschule, Schuljahrgänge 5/6<br />

beispielsweise ordnen ihre Einzelkompetenzen vier vertikalen „Kompetenzbereichen“:<br />

A = „Ausdruck und Gestaltung“, B = „Umgang mit Me<strong>die</strong>n, Material und Techniken“,<br />

C = „Fachspezifische Methoden und Strategien“ oder D = „Kulturelle Teilhabe“ sowie<br />

vier horizontalen „Themenbereichen“: „Ich – Wir“, „Farbe – Licht – Raum“, „Mensch<br />

und Natur“, „Virtuelle Bildwelten – Phantastische Objekte“ zu (vgl. dass. a.a.O., S. 5<br />

und 8 sowie Kap. 3). Als exemplarische Hilfestellung <strong>für</strong> <strong>die</strong> entsprechende Form der<br />

Leistungsbewertung wird im Lehrplan wie folgt (s. Tab. 2 <strong>die</strong>ser Arb.) der Kompetenz-<br />

erwerb „[...] an der expressiven farbigen Gestaltung von Flächen in Analogie zu einer<br />

Werkserie von Gabriele Münter (Das gelbe Haus 1908-1910) aufgezeigt“ (NKM 2004,<br />

S. 13):<br />

Tabelle 2: Ein Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kompetenzentwicklung anhand der niedersächsischen<br />

curricularen Vorgaben <strong>für</strong> das Unterrichtsfach Kunst. Quelle: NKM 2004, S. 13.<br />

Die Nordrhein-Westfalener Lehrpläne <strong>für</strong> das Fach Kunst in Hauptschule und<br />

Realschule sind gültig seit 1989 bzw. 1993, am Beispiel desjenigen der Gesamtschule,<br />

eingeführt 1999, lässt sich <strong>die</strong> Kompetenzorientierung im Folgenden klar herausstellen.<br />

Sogenannte „Planungstableaus“ (siehe MSWWF 1999, S. 41-69) zu den gleich bleiben-<br />

den fachlichen „Leitbegriffen“: „Zeit“, „Begegnung“, „Perspektive“ und „Gegensatz“<br />

enthalten Vorgaben zum „künstlerisch-ästhetischen“ Kompetenzerwerb nach Doppel-<br />

jahrgangsstufen, das Anspruchsniveau wächst der Jahrgangsstufe entsprechend (vgl.<br />

dass. a.a.O., S. 37 ff.). Ein möglicher curricularer „Bearbeitungsverlauf“ jedes Leit-<br />

begriffs wird auf <strong>die</strong>se Weise aufgezeigt, er bildet <strong>die</strong> vertikale Ebene seines Tableaus,<br />

während in der Horizontalen nach lernsituationsbezogenen „fachlichen Verfahren“<br />

(„erkundenden“/„darstellenden“/„reflexiven“) differenziert wird (vgl. ebd.). Außerhalb<br />

der Tableaus werden ergänzend zu den jeweiligen Altersstufen passende Schwerpunkte<br />

gesetzt (vgl. ebd.). Diese Erläuterungen sind oftmals in der <strong>für</strong> Standards gängigen<br />

Form der „Can-do-statements“ gehalten, so z. B. zum Leitbegriff „Perspektive“:<br />

„Jahrgangsstufen 5 und 6: [...] Schülerinnen und Schüler können <strong>die</strong> Wahrnehmung von<br />

Situationen mit der Blickperspektive der Beteiligten in Beziehung bringen (z. B.: von<br />

170


unten sehen Personen groß und mächtig [...], von oben [...] klein und hilflos aus).<br />

Jahrgangsstufen 7 und 8: [...] Schülerinnen und Schüler lernen verstehen, warum ihnen<br />

bildgewordene Ausdrucksformen von Phantasie und Traum eine mehrperspektivische<br />

Hinsicht auf ihre Wirklichkeitsverarbeitung ermöglichen“ (MSWWF 1999, S. 54,<br />

Hervorheb. entf.). „Jahrgangsstufen 9 und 10: [...] Schülerinnen und Schüler können <strong>die</strong><br />

Bedeutung [...] von Bildausschnitten als Ausschnitt von komplexen Gegebenheiten<br />

einschätzen und beschreibend bewerten“ (dass. a.a.O., S. 55, Hervorheb. entf.).<br />

Der rheinland-pfälzische Lehrplan weist keine schulartspezifische Differenzierung auf,<br />

will jedoch Möglichkeiten der inneren Differenzierung eröffnen (MBWW 1998, S. 15).<br />

Als Bezugskonzept gilt <strong>die</strong> „aufklärerische“, subjektorientierte „Ästhetische Bildung“,<br />

welche neben der sozial verantwortlichen Entwicklung der Persönlichkeit insbesondere<br />

„Wahrnehmungs- und Urteilskompetenz“ zu vermitteln hat (dass. a.a.O., S. 6 ff.). In<br />

Orientierung an Klafkis „Schlüsselproblemen“ werden <strong>die</strong>se Form „ästhetischer Kom-<br />

petenz“ sowie auch „Kreativität“, Differenzerfahrung“ und „Sozialkompetenz“ zu<br />

gesellschaftlichen „Schlüsselqualifikationen“, <strong>die</strong> sich an übergeordnete Problem-<br />

stellungen wenden, aus welchen sich wiederum drei fachliche „Leitthemen“ ableiten<br />

lassen: „Ich und <strong>die</strong> anderen“, „Lebensräume“, „Konzepte/Kommunikation“ (vgl. dass.<br />

a.a.O., S. 10 f.). Als viertes eigenständiges „Erfahrungsfeld“ tritt <strong>die</strong> Kunst hinzu,<br />

eingebettet in den zugehörigen Arbeitsbereich „Objektanalyse/-interpretation“ (vgl.<br />

MBWW 1998, S. 12), welcher u. a. Grundkenntnisse der Kunstgeschichte im diachro-<br />

nalen wie synchronalen Vergleich vermittelt (vgl. dass. a.a.O., S. 56). Die ästhetischen<br />

„Arbeitsbereiche“ bilden <strong>die</strong> wesentlichen Ausgangs- und Bezugspunkte der Lehrplan-<br />

taxonomie, denn zu <strong>die</strong>sen werden jeweils bestimmte „Lernziele“ ausgewiesen und<br />

nach „Anforderungsstufen“ geordnet (vgl. dass. a.a.O., Kap. 3.1. und 3.2.). Auf der<br />

Orientierungsstufe (Klassen 5-6) und der Sekundarstufe I (Klassen 7-10) kommen<br />

jeweils unterschiedliche Arbeitsbereiche zum Tragen, teils verbindlich (z. B. Zeichnung;<br />

Malerei; Plastik/Werken; Bildfolgen in Klassen 5 und 6), teils unverbindlich (dort z. B.<br />

Architektur, Fotomontage) (vgl. ebd. sowie MBWW 1998, S. 15 f.). Hierin werden nun<br />

<strong>die</strong> Lernziele pro Einzel- oder Doppeljahrgangsstufe nach den „Zielklassen“: „Wissen“,<br />

„Können“, „Erkennen“, „Werten“ gegliedert und den jeweils relevanten „Anforderungs-<br />

stufen“: „Überblick“, „Fähigkeit“, „Bewusstsein“, „Kenntnis“, „Fertigkeit“, „Einsicht“,<br />

„Bereitschaft“, „Vertrautheit“, „Beherrschung“, „Verständnis“ und „Interesse“ zugeteilt<br />

(vgl. dass. a.a.O., S. 18); <strong>die</strong> Lernziele im Bereich der Objektanalyse und -interpretation<br />

gelten jeweils verpflichtend <strong>für</strong> <strong>die</strong> Orientierungsstufe bzw. <strong>die</strong> restliche Sekundarstufe<br />

171


I insgesamt (vgl. dass. a.a.O., S. 17). Weder wird <strong>die</strong> Bezeichnung „Lernziele“ gegen<br />

den Begriff „Standards“ getauscht, noch werden zusätzliche Standards extra ausge-<br />

wiesen; insgesamt scheint <strong>die</strong>ser Lehrplan <strong>die</strong> Umsteuerung bereits antizipiert zu haben<br />

und ein konzeptuelles Zwischenstadium zwischen der Lernziel- (bzw. Inhalts-) und der<br />

Kompetenzorientierung einzunehmen, man könnte auch oxymoronisch von „output-<br />

orientierten Inputs“ oder einer „kompetenzorientierten Lehrzielgliederung“ sprechen.<br />

Der saarländische Lehrplan Bildende Kunst <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gesamtschule, Klassenstufen 5-10,<br />

ist in Doppeljahrgangsstufen unterteilt und wurde im Zeitraum 1994/95 in Kraft gesetzt.<br />

Er ist der Form nach lernzielorientiert, in lerntheoretischer Hinsicht handlungsorientiert<br />

und didaktisch altersgerecht ausgerichtet, entlang einer Richtschnur über <strong>die</strong><br />

Jahrgangsstufen hinweg unterschiedlicher, aufeinander aufbauender „Themenbereiche“<br />

(MBS 1994, S. 3). Diese zeigen „[...] verbindliche [...] Lernziele [...]“ auf und „[...]<br />

stellen [...] anhand ausgewählter Bildbeispiele einen Bezug zur Kunstlehre her“ (dass.<br />

a.a.O., S. 6). Hinzu kommen entsprechende Vorschläge <strong>für</strong> den Unterrichtsablauf in<br />

Form teils ausgearbeiteter exemplarischer „Unterrichtsskizzen“ samt Teillernzzielen<br />

(vgl. ebd.), sowie auch allgemeine Hinweise zu einer um Transparenz bemühten<br />

Leistungsbewertung. Vor jeder Aufgabe hat „[...] <strong>die</strong> Lehrerin/der Lehrer gemeinsam<br />

mit den Schülerinnen und Schülern objektive [lernzielgemäße, Anm. d. Verf.] Kriterien<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausführung [....]“ festzulegen, <strong>die</strong> der späteren Beurteilung der Arbeit <strong>die</strong>nen,<br />

jedoch „[...] nicht alleine ausschlaggebend sein [sollen], denn in bildnerischen Werken<br />

verbinden sich immer [...] Faktoren, <strong>die</strong> sich einer objektiven Beurteilung entziehen“<br />

(MBS 1994, S. 4). Dennoch ist gerade <strong>die</strong>sen Gewicht zu verleihen, weil ansonsten „ein<br />

falsches Bild dessen, worauf es im Fach Bildende Kunst ankommt“ entsteht (ebd.) –<br />

eine Problematik, der sich besonders Grünewald & Sowa (2006) im Nachdenken über<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> noch widmen werden (vgl. Abschn. 5.5.2. <strong>die</strong>ser Arb.). Inhaltlich<br />

überwiegt der Kunstbezug, so wird z. B. im Themenbereich 4 der Klassenstufen 7-8<br />

„Wir reden über Bilder – ich suche mir eins aus“ primär über Kunstwerke gesprochen,<br />

zu den Lernzielen zählen u. a.: „Die Schülerinnen und Schüler sollen Bilder genau<br />

betrachten und beschreiben“, „Vokabular zur Bildbeschreibung kennen und anwenden“,<br />

„Informationen zum kunstgeschichtlichen Kontext bei der Betrachtung verschiedener<br />

Bilder erhalten und auf andere Werkbeispiele übertragen“, „durch praktische Aus-<br />

einandersetzung mit einem künstlerischen Werk Einblick in <strong>die</strong> Arbeitsweise eines<br />

Künstlers/einer Kunstrichtung haben und Verständnis <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bildaussage gewinnen“<br />

und schließlich „Sensibilität und Interesse <strong>für</strong> Kunstwerke entwickeln“ (MBKW 1995a,<br />

172


S. 21). Die dazugehörige Unterrichtsskizze „Lieblingsbilder“ nimmt sich vor, der „[...]<br />

Abwehrhaltung gegenüber Kunstbetrachtungen entgegenzuwirken“ (dass. a.a.O., S. 23);<br />

in der Unterrichtsskizze „Der Künstler und sein Modell“ zeichnen einander <strong>die</strong> Schü-<br />

lerinnen und Schüler unter Beachtung von Maß und Proportion gegenseitig (vgl. dass.<br />

a.a.O., S. 16 f.). In den Abschlussklassen stehen künstlerische Drucktechniken (Kalt-<br />

nadelra<strong>die</strong>rung, Strichätzung, auch Siebdruck) und optional mit der „Copy Art“ gar eine<br />

zeitgenössische Kunstform am Programm (vgl. MBKW 1995b, S. 35 f. bzw. 39 ff.). Auf<br />

Persönlichkeitsentwicklung wie auf Freiräume des Phantasierens und Experimentierens<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Ermöglichung von Selbständigkeit im ästhetischen Ausdruck wird grundsätzlich<br />

immer Wert gelegt (MBS 1994, S. 3), und schließlich sollen im Kunstunterricht<br />

erworbene ästhetische „Fähigkeiten und Kenntnisse“ auch auf andere Lernsituationen<br />

übertragbar sein – ein Hauch Kompetenzorientierung findet sich selbst hier, in einem<br />

Lehrplan, der den Begriff „Kompetenz“ noch nicht einmal kennt.<br />

Neben der Alternative „Gesamtschule“ ist im Saarland im Sekundarbereich der Besuch<br />

der sog. „Erweiterten Realschule“ üblich – einer Schulform, <strong>die</strong> aus der äußeren<br />

Zusammenlegung der ehemals getrennten Haupt- und Realschulen hervorgegangen ist<br />

und wie <strong>die</strong> Gesamtschule auch sowohl <strong>die</strong> Möglichkeit des Hauptschulabschlusses<br />

nach Klasse 9 als auch des Mittleren Bildungsabschlusses mit Berechtigung zum<br />

Übertritt in <strong>die</strong> gymnasiale Oberstufe nach Klasse 10 bietet. Allerdings wird hier <strong>für</strong><br />

jeden der stets nach Jahrgangsstufen zusammengefassten Fachlehrpläne ab Klasse 7<br />

eine dem jeweils angestrebten Abschluss angepasste und leistungsabhängige<br />

Differenzierung aufgezeigt. Kompetenzorientierung im Hinblick auf „[...] Schlüssel-<br />

qualifikationen (Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz) [...]“ (MBKW 2001, S. 5)<br />

gehört wesentlich zum Profil des Schultyps; unter dem Leitziel der „Ausbildungs-<br />

fähigkeit“ sollen Handlungs- und Me<strong>die</strong>nkompetenz erweitert werden, und zwar insbe-<br />

sondere durch „Lernen im Hinblick auf eine Prüfung [sic]“ (ebd.; vgl. dass. a.a.O., S. 7).<br />

„Kriterienraster“ <strong>für</strong> „Lernprozessbeobachtungen“ werden ohne nähere Angaben<br />

generell empfohlen (MBKW 2001, S. 7). Die Lehrpläne des Faches Bildende Kunst, das<br />

vor allen anderen Dingen in den Dienst der ganzheitlichen Kreativitätsförderung gestellt<br />

wird (vgl. dass. a.a.O., S. 139), sind noch nach Art von Lernzielkatalogen strukturiert,<br />

derer gibt es pro Klassenstufe zwei, <strong>für</strong> jeden Bildungsgang einen. Sie sind nach den<br />

Unterrichtseinheiten „Form“, „Raum/Körper“ und „Umweltanalyse“ gegliedert, <strong>für</strong> den<br />

mittleren Bildungsabschluss kommt noch <strong>die</strong> „Kunstgeschichte“ hinzu. Jede <strong>die</strong>ser<br />

zeitlich pauschal vorveranschlagten Unterrichtseinheiten enthält nun im Unterschied zu<br />

173


den Unterrichtsskizzen des Gesamtschullehrplans <strong>die</strong> verbindlichen und prüfungsrele-<br />

vanten Lernziele und -inhalte (vgl. MBKW 2001, S. 139 und 289), dazu gibt es stich-<br />

wortartige Themenvorschläge und knappe Hinweise u. a. <strong>die</strong> geeigneten „Techniken“<br />

(z. B. „Betrachten“, „Beschreiben“; „Zeichnen“) betreffend (vgl. dass. a.a.O., S. 141).<br />

Die vermutete Komplexitätsdifferenz der Lernziele zwischen den Bildungsgängen stellt<br />

sich im Fachlehrplan Bildende Kunst, Klassenstufe 9 folgendermaßen dar: In der<br />

Unterrichtseinheit „Form“ erarbeiten <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler des Hauptschul-<br />

bildungsgangs den Lerninhalt „Zeichnen von Rundkörpern“ u. a. mit den Zielen, ihr<br />

„Vorstellungsvermögen <strong>für</strong> körperlich-räumliche Sachverhalte [zu] schulen“ bzw.<br />

„einfache und zusammengesetzte Rundkörper in unterschiedlicher räumlicher An-<br />

ordnung dar[zu]stellen“, indem sie z. B. „Konservendosen“, „Röhren“, „Bälle“ oder<br />

„Früchte“ zeichnen (vgl. MBKW 2001, S. 141). Für <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler des<br />

Bildungsgangs „Mittlerer Bildungsabschluss“ heißt der entsprechende Lerninhalt<br />

„Grundkenntnisse Sachzeichnen“, wobei jene zusätzlich zu den bereits genannten Zie-<br />

len und Themenvorschlägen „[...] kubische [...] Körper [...]“ sowie „organische Formen<br />

und Körper aus der Natur“ darzustellen lernen, indem sie nun auch „Kisten“, „Schach-<br />

teln“ und „Steine“ zeichnen (vgl. dass. a.a.O., S. 291). Der zweite verbindliche Lern-<br />

inhalt der Unterrichtseinheit „Form“ lautet <strong>für</strong> beide Bildungsgänge gleich „räumliche<br />

Darstellungsverfahren“, wobei lernzieltechnisch <strong>die</strong> Zentralperspektive hier mit einem,<br />

dort vielleicht auch („oder“) mit zwei Fluchtpunkten zu konstruieren ist (vgl. MBKW<br />

2001, S. 141 bzw. 291). Einigermaßen schwer durchschaubar erscheint demgegenüber,<br />

dass <strong>die</strong> in der Unterrichtseinheit „Kunstgeschichte“ zu behandelnde Renaissance<br />

(Sakral- und Profanbauten) (vgl. dass. a.a.O., S. 296) im Hinblick auf den Hauptschul-<br />

abschluss schlicht als nicht relevant genug erachtet wird, um Aufnahme in den Lehrplan<br />

zu finden.<br />

Anstelle nun in alphabetischer Reihenfolge weiter fortzufahren, wird erst der Reigen der<br />

„alten Bundesländer“ mit Schleswig-Holstein abgeschlossen: Hier gilt im Fach Kunst<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Sekundarstufe I (Klassenstufen 5-10) der weiterführenden allgemeinbildenden<br />

Schulen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule) ein gemeinsamer<br />

Lehrplan, der <strong>die</strong> schulartspezifische Differenzierung in <strong>die</strong> Verantwortung der<br />

Lehrerinnen und Lehrer legt (vgl. MBWFK 1997, S. 39). Der verbindende Ton, un-<br />

abhängig von Schulart und Fach, wurde in der Auseinandersetzung nicht etwa mit<br />

sogenannten „Megatrends“ (vgl. BMBWK 2003a, S. 3), sondern mit „Kernproblemen“<br />

gefunden, wozu etwa <strong>die</strong> Punkte „Gleichstellung“, „Partizipation“ und auch „Struktur-<br />

174


wandel“ zählen (MBWFK 1997, S. 5 f.). Die Antworten, <strong>die</strong> jedes Fach <strong>für</strong> sich in<br />

<strong>die</strong>sem Zusammenhang aufbringen muss, leiten sich von der Notwendigkeit der<br />

Vermittlung von „Schlüsselqualifikationen“ ab, fundamentalen Kompetenzen inklusive<br />

instrumenteller „Kulturtechniken“ <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ermöglichung individueller Lebensgestaltung,<br />

Berufsergreifung und gesellschaftlicher Teilhabe, auch ästhetischen Ausdrucks- und<br />

Gestaltungsfähigkeiten (vgl. dass. a.a.O., S. 6 bzw. 11). Die zum Synonym gewordene<br />

Grundlage der Schlüsselqualifikationen ist <strong>die</strong> generalisierte „Lernkompetenz“ (vgl.<br />

MBWFK 1997, S. 7), <strong>die</strong> sich wiederum in ihre Aspekte der Sach-, Methoden-, Selbst-<br />

und Sozialkompetenz aufsplittern und so zur Gliederung der fachlichen Konkretionen<br />

über <strong>die</strong> jeweilige Beitragsleistung zum Kompetenzerwerb verwenden lässt (vgl. dass.<br />

a.a.O., ebd. sowie S. 17-21). Im Fach Kunst wird <strong>die</strong>se aus einer Unterrichtskonzeption<br />

der „Ästhetischen Bildung“ heraus erbracht, <strong>die</strong> den ausschließlichen Fokus auf <strong>die</strong><br />

Kunst als Beschränkung der obligatorischen lebensbereichsübergreifenden Relevanz-<br />

breite auffasst – wichtiger erscheint demgegenüber, „[...] <strong>die</strong> Flut der Bilder zu ordnen<br />

[...]“ und hierin „Bildauslegung“ zu betreiben (vgl. MBWFK 1997, S. 15 f.). Der<br />

Hervorholung der Fachkompetenzen aus den einzelnen Lernkompetenzdimensionen<br />

folgt deren Einbettung in <strong>die</strong> fachlichen Erfahrungsfelder und Arbeitsbereiche: So<br />

umfasst z. B. Sachkompetenz „eigenständiges Gestalten mit bildnerischen Mitteln“,<br />

Methodenkompetenz <strong>die</strong> „[...] fachspezifischen Methoden des Machens, Sagens,<br />

Deutens und Verstehens [...]“, wird <strong>die</strong> „Fähigkeit zu kreativem Verhalten“ zu einem<br />

Aspekt der Selbst- und Sozialkompetenz (vgl. dass. a.a.O., S. 17 f.). Damit aber<br />

Kompetenzerwerb überhaupt stattfinden kann, müssen <strong>die</strong> drei „Erfahrungsfelder“ auf<br />

<strong>die</strong> sieben „Arbeitsbereiche“ treffen, müssen „<strong>Bildnerische</strong> Mittel“, „<strong>Bildnerische</strong><br />

Mitteilung“ und „<strong>Bildnerische</strong> Rahmenbedingungen“ im Zusammenhang mit „Werk-<br />

betrachtung/Kunstgeschichte/Kunsttheorie“, „Zeichnung/Malerei/Collage“, „Plastik/<br />

Objekt/Objektdesign“, „Wohnung/Architektur/gebaute Umwelt“, „Grafikdesign/Druck/<br />

Fotografie“, „Bewegte Bilder: Film/Video/Computeranimation“ sowie „Bewegung/<br />

Spiel/Aktion“ erarbeitet werden (vgl. dass. a.a.O., S. 19 f.). „Wahrnehmen und<br />

Beschreiben“, „Empfinden und Deuten“, „Werten und Verwenden“ werden in <strong>die</strong>sem<br />

Modell nicht als z. B. Kompetenzbereiche verstanden, sondern „fachdidaktischen<br />

Prinzipien“ im Sinne der semiotischen Dreiteilung Syntax – Semantik – Pragmatik<br />

gleichgesetzt, nach welchen <strong>die</strong> Erfahrungsfelder erschlossen werden können (vgl.<br />

MBWFK 1997, S. 19). Auf der letzten Stufe der fachlichen Konkretionen steht ein nach<br />

genannten Arbeitsbereichen gegliederter zweispaltiger Zielkatalog, der <strong>die</strong> in allen<br />

175


Schulformen identischen (vgl. dass. a.a.O., S. 39) „verbindlichen Anforderungen“ links<br />

<strong>für</strong> Doppeljahrgangsstufe 5/6, rechts <strong>für</strong> <strong>die</strong> Jahrgangsstufen 7-10 aufzählt (vgl. dass.<br />

a.a.O., S. 22-26). Im Arbeitsbereich „Werkbetrachtung/Kunstgeschichte/Kunsttheorie“<br />

etwa lauten Anforderungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Klassenstufen 5-6: „Die eigene Arbeit oder ein<br />

Kunstwerk unter folgenden Aspekten betrachten: Format [...], Bildaufbau/Komposition<br />

[...], Farbkontraste [...]“ – oder auch: „Die durch <strong>die</strong> bildnerischen Mittel bewirkten Ein-<br />

drücke [...] deuten und unter Berücksichtigung der zeitgeschichtlichen und kulturellen<br />

Zusammenhänge verstehen“; in den Klassenstufen 7-10 sind zusätzlich „[...] Stil-<br />

merkmale als durchgängiges Gestaltungsprinzip zu erkennen“ sowie „Begriff und Be-<br />

deutung von Kunst [zu] untersuchen[:] als Mittel der Magie[,] im religiösen Bereich[,]<br />

im Dienst politischer Herrschaft[,] als Ware“ (vgl. MBWFK 1997, S. 22). Erwähnte<br />

Bilderflut ist bis hierhin nicht soweit vorgedrungen, als sie den kunsthistorischen/<br />

kunsttheoretischen als verbindlichen Bereich gänzlich überflüssig machen hätte können,<br />

inhaltlich dominant erscheint der Kunstbezug in Anbetracht der Themenvorschläge<br />

(siehe z. Vgl. dass. a.a.O., S. 27 f.) aber im Großen und Ganzen nicht mehr.<br />

In Ostdeutschland angelangt, hält der curriculare Überblick zunächst in Sachsen an,<br />

womit nun erstmals ein Bundesland aufscheint, das im Fach Kunst <strong>die</strong> Bildkompetenz<br />

ins Zentrum stellt (vgl. SMK 2004/2009, S. 2 f.) – im Lehrplan der Mittelschule, der im<br />

Folgenden als Beispiel <strong>die</strong>nen soll, aber auch in denjenigen aller anderen sächsischen<br />

Schularten als verbindliches Prinzip (vgl. Comenius-Institut 2004, S. 2 und 4). Dieses<br />

ist Ausdruck einer veränderten Auffassung der Aufgabe von Kunstpädagogik vor dem<br />

Hintergrund einer zunehmend problematischeren medialen Co<strong>die</strong>rung der Umwelt (vgl.<br />

Comenius-Institut a.a.O., S. 4). Hier wird <strong>die</strong> Bildkompetenz relevant, denn sie ist „[...]<br />

das Vermögen, <strong>die</strong> Bildsprache als Medium der Kommunikation zu nutzen“ (ebd. sowie<br />

SMK 2004/2009, S. 2); „Bild“ meint per definitionem ein „[...] inneres Modell der<br />

Wirklichkeit im Zusammenspiel von sinnlichen, emotionalen und rationalen Kompo-<br />

nenten [...]“ (ebd.), wobei „[k]ünstlerische Bilder prinzipiell offen und nicht an eine<br />

Fläche gebunden [sind]“ (SMK a.a.O., S. 3). So bleibt <strong>die</strong> Orientierung an der Kunst,<br />

vor allem der modernen und der zeitgenössischen (vgl. ebd.), ein inhaltlich wie struktu-<br />

rell stark wirksames Motiv, das sich aus der Positionierung des Faches innerhalb eines<br />

<strong>für</strong> gegenwartstauglich wie zukunftsfähig erklärten Konzepts der „musisch-künstle-<br />

rischen Bildung“ heraus ergibt (vgl. Comenius-Institut a.a.O., S. 2). 110 Ein als solches<br />

110 In der Beschreibung dessen, was unter „musisch-künstlerischer Bildung“ zu verstehen sei, wird aus<br />

einer Veröffentlichung des BDK zitiert, deren Titel allerdings fälschlich als „Kunst und Unterricht in<br />

der Schule der Zukunft“ ausgewiesen wird (vgl. Comenius-Institut 2004, S. 2, Anm. 1) – korrekt hieße<br />

176


ezeichnetes fachliches „Kompetenzmodell“ gibt es zwar nicht, jedoch werden <strong>die</strong><br />

Fachziele in einer Form beschrieben, <strong>die</strong> der „Prozess- und Ergebnisorientierung“ sowie<br />

der Kompetenzentwicklung Rechnung tragen soll (vgl. SMK 2004/2009, S. IV). Hierzu<br />

werden <strong>die</strong>selben drei sog. „allgemeinen“ verbindlichen Ziele auf jeder Klassenstufe<br />

passend zum vorgeschriebenen Klassenstufenthema als sog. „spezielle“ verbindliche<br />

Ziele konkretisiert (ebd.). Deren inhaltliche Strukturierung erfolgt stets anhand aller drei<br />

verbindlichen „Lernbereiche“: „Gestalten auf der Fläche“, „Gestalten von Körpern“,<br />

„Gestalten des Prozesses“, welche den drei grundlegenden künstlerischen „Gestaltungs-<br />

dimensionen“ nachempfunden sind (vgl. SMK 2004/2009, S. 2). So lautet beispiels-<br />

weise das Klassenstufenthema im achten Jahrgang „Vielfalt bildnerischer Techniken“<br />

mit folgenden Zielkonkretisierungen (in Auszügen): Dem ersten allgemeinen fachlichen<br />

Ziel „Entwickeln differenzierter Wahrnehmungs- und künstlerisch-ästhetischer Erlebnis-<br />

fähigkeiten“ folgt u. a. das spezielle Fachziel: „Die Schüler [...] entwickeln ihre<br />

emotional-sinnliche Beziehungsfähigkeit zu künstlerischen Werken weiter“; dem zwei-<br />

ten allgemeinen Ziel „Ausprägen individueller Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeiten“<br />

folgt z. B. das spezielle Ziel: „Die Schüler festigen <strong>die</strong> Fähigkeit zur Bildorganisation<br />

durch bewussten Einsatz künstlerischer Mittel entsprechend der Gestaltungsabsicht“<br />

und dem dritten allgemeinen Ziel „Entwickeln von Fähigkeiten fachspezifischer<br />

Kommunikation und künstlerisch-ästhetischer Urteils- und Kritikfähigkeit“ folgt: „Die<br />

Schüler erlangen [...] Sicherheit im Umgang mit der Fachsprache. Sie erweitern ihre<br />

Fähigkeit Bildwerke kritisch zu reflektieren“ (SMK 2004/2009, S. 18). Daran ange-<br />

schlossen sind <strong>die</strong> drei zweispaltig formatierten Lernbereichstabellen, links <strong>die</strong> verbind-<br />

lichen Ziele, rechts inhaltliche bzw. methodisch-didaktische Bemerkungen, hier etwa<br />

zum „Lernbereich 2: Gestalten von Körper und Raum“ mit dem Ziel „Einblick gewin-<br />

nen in sakrale und profane Architektur durch <strong>die</strong> Begegnung mit Stadtgestaltung und<br />

gebauter Umwelt“ und den Empfehlungen „Schrotholzhäuser der Sorben; [...] Stifts-<br />

kirche Gernrode, Freiberger Dom [...], Frauenkirche Dresden [...] Ufa-Palast Dresden,<br />

Neue Messe Leipzig, Neue Synagoge Dresden“ (SMK 2004/2009, S. 19).<br />

Die Einführung eines neuen Lehrplans <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sekundarschule wird derzeit in Sachsen-<br />

Anhalt vorbereitet, dessen schulpraktische Erprobung wird ab 2010/2011, <strong>die</strong> „endgül-<br />

tige Inkraftsetzung“ voraussichtlich 2012/2013 erfolgen (Klieme 2009, S. 2). Die Um-<br />

steuerung folgt hier dem Schlagwort „Stoffvermittlung vs. Kompetenzentwicklung“ und<br />

es merkwürdigerweise „Kunst und ästhetische Bildung in der Schule der Zukunft“ (BDK e.V. 1995,<br />

Hervorheb. d. Verf.).<br />

177


wird als kontinuierlicher Fortschritt seit Außerkraftsetzung des DDR-Lehrplans dar-<br />

gestellt, dessen „Stofforientierung“ bereits von der „Schülerorientierung“ der gültigen<br />

Rahmenrichtlinien abgelöst worden sei und mit der „Kompetenzorientierung“ des<br />

künftigen Lehrplans endgültig als überwunden gelten könne (vgl. Richter 2009, S. 4).<br />

Gemäß dem Konzept der „Kompetenzentwicklung“ basieren <strong>die</strong> einzelnen Fach-<br />

lehrpläne nun auf ihrem jeweiligen „Kompetenzmodell“, dessen Bereiche in Doppel-<br />

jahrgangsstufen schwerpunktartig durchlaufen werden (vgl. ders. a.a.O., S. 16).<br />

Im Fach Kunsterziehung handelt es sich um <strong>die</strong> drei Kompetenzbereiche „Wahr-<br />

nehmen“, „Entwickeln und Gestalten“ sowie „Reflektieren“, welche nach inhaltlichen<br />

„Kompetenzschwerpunkten“ („Kultur“, „Mensch und Natur“, „Raum“, „Design“,<br />

„Bilderwelten“) im Hinblick auf das zu erreichende Endniveau pro Doppeljahrgangs-<br />

stufe konkretisiert werden (vgl. KMSA 2009, S. 6 und Kap. 3). Hinzu kommt, dass ab<br />

Schuljahrgang 7 abschlussbezogen differenziert werden muss, eine Folge der Aufteilung<br />

der Schülerinnen und Schüler in Haupt- oder Realschulklassen (bzw. Leistungsgruppen<br />

der kombinierten Klassen), <strong>die</strong> nach dem neunten bzw. zehnten Sekundarschuljahr mit<br />

dem entsprechenden Abschluss enden. Tabelle 3 bietet einen Auszug der antizipierten<br />

Kompetenzentwicklung in den Jahrgangsstufen 9 und 10. Das *-Symbol erhalten in der<br />

Originaltabelle des KMSA all jene Kompetenzformulierungen, <strong>die</strong> das Abschlussniveau<br />

des Schuljahrgangs 9 repräsentieren, im Schwerpunkt „Bilderwelten“ gelten hier<strong>für</strong> alle<br />

Teilkompetenzen als verbindlich (vgl. KMSA 2009, S. 10).<br />

Tabelle 3: Ein ausschnitthaftes Darstellungsbeispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kompetenzkonkretisierungen<br />

im Fachlehrplan Kunsterziehung, Sachsen-Anhalt. Quelle: vgl. KMSA 2009, S. 19.<br />

Das in den Rahmenrichtlinien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kunsterziehung angewandte Konzept der „Sach-,<br />

Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz“ als Kompetenzbereiche einer fachbezogen<br />

„[...] als Ganzes zu vermittelnde[n] Lernkompetenz [...]“ (KMSA 1999, S. 7) wird im<br />

neuen Lehrplan nicht konstruktiv <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kompetenzkonkretisierung aufgegriffen.<br />

178


Ganz anders geht der (wie <strong>die</strong> sachsen-anhaltischen Rahmenrichtlinien im Jahr 1999<br />

eingeführte) Lehrplan <strong>für</strong> Kunsterziehung der Regelschule in Thüringen vor: Hier steht<br />

<strong>die</strong> integrativ wirkende „[...] Lernkompetenz im Mittelpunkt [,] [...] bestimmt durch<br />

Sach-, Sozial-, Selbst- und Methodenkompetenz“ (TMBWK 1999, S. 5); <strong>die</strong>ses dem<br />

mecklenburg-vorpommerschen verwandte Prinzip (vgl. hierzu MBWK 2002, S. 14)<br />

bildet auch <strong>die</strong> Ausdrucksform, in der sich <strong>die</strong> Kompetenzorientierung des Lehrplans<br />

artikuliert. Strukturell unterteilt er sich in Klassenstufenpläne (5/6, 7/8, 9/10), <strong>die</strong> sich<br />

stets an den drei verbindlichen „[...] Lernbereichen Bildende Kunst, Visuelle Me<strong>die</strong>n/<br />

Visuelle Kommunikation und Gestaltete Umwelt [...]“ (dass. a.a.O., S. 14) orientieren,<br />

welchen jeweils spezielle „Arbeits- und Erlebnisbereiche“ zugeordnet sind. Die<br />

Konkretisierung der verbindlichen Lernziele und Inhalte erfolgt <strong>für</strong> jede Doppel-<br />

jahrgangsstufe auf zweierlei Art und Weise: Zunächst wird pro Einheit Lernbereich/<br />

Arbeits- und Erlebnisbereiche der Reihe nach <strong>die</strong> Entwicklung von Sach-, Methoden-,<br />

Selbst- und Sozialkompetenz beschrieben, im Anschluss folgen konventionelle Tabellen<br />

zu den Lerninhalten jeder einzelnen Klassenstufe, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Lehrplan insgesamt,<br />

ähnlich dem rheinland-pfälzischen (siehe MBWW 1998), im Graubereich zwischen<br />

Inhalts- und Kompetenzorientierung zurückhalten. So stellen sich etwa <strong>die</strong> in Textform<br />

gehaltenen Zielformulierungen der Klassenstufen 7/8 im Lernbereich „Gestaltete Um-<br />

welt“ mit dem Arbeits- und Erlebnisbereich „Architektur“ (leicht gekürzt) folgender-<br />

maßen dar: „Sachkompetenz: [...] Die Schüler verstehen Gestalt und Wirkung archi-<br />

tektonischer Ensembles als Ausdruck von Lebensgefühl und Zeitereignissen. Methoden-<br />

kompetenz: Die Schüler entwickeln <strong>die</strong> Fähigkeit, typische Bauwerke als Vertreter der<br />

entsprechenden Epochen zu erkennen. Selbst- und Sozialkompetenz: Es soll den<br />

Schülern Freude bereiten, Baudenkmale aufzusuchen, zu erleben und sich mit ihrer<br />

Geschichte zu beschäftigen [...]“ (TMBWK 1999, S. 30, Hervorheb. d. Verf.). Der<br />

mecklenburg-vorpommersche Rahmenlehrplan (Jahrgangsstufen 7-10) ist hier<br />

interessanterweise anderer Meinung und ordnet im Gegenstandsfeld „Architektur“ <strong>die</strong><br />

Zielformulierung „Ausgewählte Bauwerke einzelnen Stilen und Epochen zuordnen und<br />

miteinander vergleichen können“ der Sachkompetenz zu (vgl. MBWK 2002, S. 32).<br />

Diese scheinbare Beliebigkeit in der Subsumierung von Zielformulierungen unter<br />

einzelne Kompetenzdimensionen findet in deren offensichtlichen Dehnbarkeit eine<br />

schnelle, aber nur wenig überzeugende Erklärung. Der Blick zurück in den<br />

thüringischen Lerninhalte-Katalog zeigt <strong>für</strong> obige Auswahl den in Tabelle 4 der<br />

Folgeseite festgehaltenen Ausschnitt:<br />

179


Tabelle 4: Ein Beispiel <strong>für</strong> inhaltsorientierte Strukturierung in thüringischen<br />

Klassenstufenplänen <strong>für</strong> das Fach Kunsterziehung. Quelle: vgl. TMBWK 1999, S. 39.<br />

Die Leistungsbewertung hat sich am fachlichen „Beitrag zur Kompetenzentwicklung“<br />

auszurichten und erfolgt, ähnlich wie auch in Baden-Württemberg, gemäß der.<br />

„Anforderungsbereiche I bis III“ nach dem Kriterium der zunehmenden Selbständigkeit<br />

in der Problemlösung (vgl. dass. a.a.O., S. 12 sowie LS-BW 2009, S. 3), und obwohl im<br />

Thüringer Regelschulsystem entweder der Haupt- oder der Realschulabschluss<br />

erworben werden kann, „[...] gilt im Fach Kunsterziehung ein einheitlicher Lehrplan“;<br />

abschlussbezogene Kurse gibt es nur in den sog. „Leitfächern“ (TMBWK 1999, S. 29;<br />

vgl. dass. a.a.O., S. 6).<br />

5.4. Regels Weg und <strong>die</strong> künstlerische Offensive<br />

Günther Regel 111 , Kunstpädagoge und Kunsttheoretiker, erklärt <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />

fachspezifischer Kompetenzen aus dem seiner Ansicht nach unüberbietbaren kunst-<br />

pädagogischen Leitziel heraus, „[...] <strong>die</strong> Potenzen der Kunst <strong>für</strong> <strong>die</strong> Persönlichkeits-<br />

111 Etliche der Ansichten Regels (*1926 in Schlesien) haben <strong>die</strong> Kunstpädagogik in Theorie und Praxis<br />

maßgeblich und nachhaltig beeinflusst – trotz aller Steine, <strong>die</strong> ihm aufgrund seines beharrlich nonkonformistischen<br />

Wirkens in der DDR in den Weg gelegt wurden, vom zeitweiligen Berufsverbot bis zur<br />

Strafversetzung 1970 von der Universität Greifswald, wo er seit 1963 Direktor des Caspar-David-<br />

Friedrich-Instituts <strong>für</strong> Kunstwissenschaften gewesen war, an <strong>die</strong> Universität Leipzig (Schulz 2008,<br />

S. 9; Regel/Schulz 2008, S. 689). Hier hatte er <strong>die</strong> Leitung des Lehrstuhl der Theorie der Bildenden<br />

Kunst, den er selbst erst geschaffen hatte, bis zu seiner Emeritierung 1991 inne (Regel/Schulz a.a.O.,<br />

ebd.), trieb jedoch auch danach durch zahlreiche Publikationen (eine Anthologie aus 60 Jahren bieten<br />

Regel/Schulz 2008) <strong>die</strong> kunstpädagogische Theoriebildung voran. Für Aufruhr sorgte zuletzt der<br />

heftige Disput mit Gunter Otto (vgl. Klemm 2009, S. 4), seit den 1980ern wortführender Verfechter<br />

einer „ästhetischen <strong>Erziehung</strong>“, <strong>die</strong> sich heute in Richtung Visual Literacy und „Bildlese-Kompetenz<br />

in (inter-)kulturellen Kontexten“ entwickelt, wohingegen Regel ähnlich wie schon Selle (Peez 2005,<br />

S. 75) unbeirrt am „Künstlerischen in seiner bildenden Funktion“ festhält (vgl. Kirschenmann 2009,<br />

S. 2). Diese prototypische Spaltung der Fachdidaktik in <strong>die</strong> Ausrichtung an der (zeitgenössischen)<br />

Kunst auf der einen, versus der an Bildern generell auf der anderen Seite, ist unvermindert wirksam<br />

(vgl. Peez 2005); sie wird in der Diskussion um <strong>Bildungsstandards</strong> nur von neuem aufgeworfen.<br />

180


entwicklung und <strong>die</strong> Entwicklung der Gesellschaft freizusetzen [...]“ (Regel 2006,<br />

S. 337). Seine Ausarbeitungen von Standards wollen „langfristige fachliche Orientie-<br />

rungen“ stellen (ders. a.a.O., S. 331), <strong>die</strong> der „Herausbildung“ der jeweils angepeilten<br />

Kompetenz zu Gute kommen sollen (ders. a.a.O., S. 337). „Kompetenz“ bedeutet <strong>für</strong><br />

ihn, der er sie entschieden auf das „Verhalten und Handeln im Bereiche der Kunst“<br />

bezieht, eine Art unvergleichliches, komplexes Vermögen, welches „<strong>die</strong> Persönlichkeit<br />

als Ganzes [...] fordert“ (ebd.). Diese oder jene „[...] Fähigkeit oder Fertigkeit, Kunst-<br />

verstand und bildnerisches Denken [...]“ gelten ihm noch nicht als solches – solange<br />

nicht auch und vor allem „Empathie und [...] eine spezifische Weise, <strong>die</strong> Welt anzu-<br />

schauen und sogar eine ganz bestimmte 'Art zu sein'“, essentiell beteiligt sind (ebd.).<br />

Die vorausgesetzte „bestimmte [...] Einstellung und Haltung“ und <strong>die</strong> „tragfähigen<br />

Wertvorstellungen“, auf welchen sie basiert (ebd.), lassen sich als gezielte Anspielung<br />

auf Joseph Beuys' humanistisch geprägten anthropologischen Kunstbegriff deuten. 112<br />

Meinte jener, wie Steffens pointiert, mit seinem Ausspruch „Jeder Mensch ist ein<br />

Künstler“, dass Künstlerin/Künstler sein muss, wer ein Mensch sein will, ist sie/er dazu<br />

verpflichtet, <strong>die</strong>sen Anspruch zu erfüllen: den Keim aufzuziehen und „können“ zu<br />

lernen, um sich und ihr/sein Leben sozial und kreativ selbst zu gestalten (vgl. Steffens<br />

2003, S. 61). Von daher zielt Regels Kompetenzbegriff auf nichts weniger ab als „[...]<br />

<strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem ganzheitlichen Bewusstseinzustand des Menschen wurzelnde Intention<br />

und Motivation all seines Tuns und Lassens“ (Regel 2006, S. 337). Bei Regel wird <strong>die</strong><br />

so verstandene Kompetenz zum Adelsprädikat des Faches: Er überführt ihr übergriffiges<br />

Element (der konzeptuellen Inbesitznahme des ganzen Menschen) in <strong>die</strong> Dimensionen<br />

des Beuysschen Kunstbegriffs, macht sie so zum Inbegriff der künstlerischen<br />

Persönlichkeit. Mithin wird hier potentielle Totalität transformiert in „Universalität der<br />

Aktivierung der Fähigkeiten“, eine Grundeigenschaft der „Kunst als Pädagogik“ bei<br />

Beuys (Buschkühle 2003, S. 20).<br />

Regel trifft vor <strong>die</strong>sem Hintergrund seine Unterscheidung zwischen den fünf Bereichen<br />

der künstlerischen, gestalterischen, ästhetischen, kunsttheoretischen und der kunst-<br />

historischen Kompetenz, schließt sechstens <strong>die</strong> soziale Kompetenz „als Quasi-Fach-<br />

112 Regels vorangestellte eindringliche Berufung auf Schillers Briefe „Über <strong>die</strong> ästhetische <strong>Erziehung</strong>“<br />

(vgl. Regel 2006, S. 331 f.) tut <strong>die</strong>ser Interpretation durchaus keinen Abbruch, ein direkter Verweis auf<br />

Beuys findet sich etwas später (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 340, Anm. 1), und in einem früheren Vortrag<br />

„Zur Problematik der Fachkompetenz und der langfristigen <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> den Kunstunterricht<br />

und <strong>die</strong> künstlerische Bildung überhaupt“ beispielsweise beruft sich Regel in der Schilderung seines<br />

Fachverständnisses ausführlich auf das Beuys'sche Credo „Kunst = Kapital“ (vgl. Regel 2004,<br />

S. 175 f.).<br />

181


kompetenz“ sowie siebtens <strong>die</strong> Bildkompetenz, <strong>die</strong> er als „wichtige Komponente aller<br />

fachbezogenen Basiskompetenzen“ (Regel 2006, S. 340) begreift, mit ein – unter der<br />

qualitativen Bedingung, dass <strong>die</strong>se sich auf das künstlerische Bild bezieht und daher<br />

auch vor allen Dingen als künstlerische solche zu sehen ist (ders. a.a.O., S. 348). Daher<br />

besteht <strong>für</strong> Regel konträr zum Trend keinerlei Notwendigkeit, auch nicht betreffend<br />

möglicher <strong>Bildungsstandards</strong>, das Fachprofil von der Bildkompetenz aus neu<br />

aufzurollen (vgl. ebd.). Verkehrt ist ihm zufolge auch das legitimatorische Postulat einer<br />

kunstunterrichtlichen Leitfunktion <strong>für</strong> den Erwerb einer weit gefassten Bildkompetenz,<br />

da auch andere Schulfächer Berührungspunkte mit jeweils <strong>für</strong> sie relevanten Arten von<br />

Bildern eingingen und so gleichermaßen ihre eigenen Formen von Bildkompetenz<br />

auszubilden hätten (Regel 2006, S. 349). Es ist daher <strong>die</strong> „Sprache der Kunst“, <strong>die</strong> der<br />

Kunstunterricht als „Bildsprache“ zu vermitteln hat, und <strong>die</strong>se „[...] kann und muss<br />

gelehrt und gelernt werden, und zwar in allen Jahrgangsstufen mit jeweils steigenden<br />

Anforderungen“ (ebd., Hervoheb. d. Verf.). Alle Regelschen Fachkompetenzen sind<br />

basal im selben Maße, wie sie als elementar zu verstehen sind (vgl. Regel a.a.O.,<br />

S. 337). Kunstrezeption und -produktion sind <strong>die</strong> beiden vitalen fachlichen Erfahrungs-<br />

felder, und <strong>die</strong>s von Anfang an (vgl. ebd.). Dabei gilt Regel doch im Anschluss an Rilke<br />

Kunst nicht als das Ziel, aber als einer der chancenreichsten Wege hin zu einer<br />

„umfassenden Menschenbildung“ (Regel 2006, S. 332). Einer ähnlichen Ansicht ist<br />

Joachim Kettel, der <strong>die</strong> Anerkennung künstlerischer Tätigkeit in jenem erweiterten<br />

Sinne, wie sie sich im Unterricht als „Fortsetzung von Kunst“ darstellt „[...] als eine<br />

allen Menschen vermittelbare Basisqualifikation [...]“ einfordert (Kettel 2008, S. 90f.);<br />

<strong>die</strong> Kunst im Sinne jenes „menschlichen Surplus“, das „[...] aus Vegetieren Leben<br />

macht“ (Grünewald 2008, S. 72; vgl. Kettel 2008, S. 91), darf nach Kettel nicht in den<br />

Rang einer optionalen Zusatzqualifikation abgeschoben werden. Schule brauche Künst-<br />

lerische Bildung, Bildung als Kunst – denn „[w]o sonst [...]“, fragt Kettel, ließen sich<br />

kreative Selbstorganisationsdispositionen derartig provozieren, wie durch <strong>die</strong> „Selbst-<br />

verwicklung“ in den künstlerischen Prozess (Kettel a.a.O., S. 90 ff.). Für <strong>die</strong> Kunst-<br />

historikerin Sabine Fett ist unmittelbare Deckungsgleichheit kunstunterrichtlicher<br />

Fachziele und des Kompetenzerwerbs undenkbar; letzterer gilt ihr als ein Effekt, der<br />

generell weder im Voraus berechnet, noch gemessen, noch eingefordert werden kann,<br />

allein schon deshalb muss eine Ableitung von Kompetenzen vor allem ein Aufstellen<br />

von Behauptungen bleiben (Fett 2008, S. 56 f.). Die Unmöglichkeit linearer Schluss-<br />

folgerungen stellt aber kein Schweigegebot über <strong>die</strong> erwünschten Lernergebnisse dar –<br />

182


und nichts zählt, geht es nach Fett, so sehr wie <strong>Erziehung</strong> „[...] zur Freiheit“ durch<br />

„Bildung mit Kunst“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 60, Hervorheb. entf.). Allfällige Nebenprodukte<br />

sind alles andere als ein Verlust, denn Kunst kann vor allem auch „Wirklichkeits-<br />

kompetenz“ erzeugen (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 58 f.). So wie sich <strong>die</strong> Wirklichkeit ästhetisch<br />

konstruiert, kann Kunst Wahrnehmungsmodelle, Zugangsmethoden und Widerstands-<br />

potentiale eröffnen, <strong>die</strong> politisches und kritisches Denken und Handeln, verantwortliche<br />

gesellschaftliche Teilhabe und Gestaltung erschließen helfen (vgl. ebd.). Voraussetzung<br />

da<strong>für</strong> bleibt fraglos, dass Kunstunterricht nicht „[...] Zulieferer <strong>für</strong> [...] arbeitsmarkt-<br />

relevante oder anderweitig ökonomische Verwertung“ sein will (Fett 2008, S. 60).<br />

5.5. Gemäßigte Positionierungen und <strong>die</strong> Suche nach dem einenden<br />

Band<br />

Zusätzlich zu rückhaltlos bildorientierten und bedingungslos kunstorientierten mischen<br />

sich auch mediatorische Stimmen in <strong>die</strong> Diskussion, bemüht, das schon zur Gewohnheit<br />

gewordene Aneinander-Vorbei-Reden zu durchbrechen. Diese Absicht spricht aus<br />

beiden der folgenden Ansätze, <strong>die</strong> angebotenen Lösungen sind dann doch recht<br />

unterschiedlich.<br />

5.5.1. Der Praktiker als Vermittler. Schoppes versöhnliches Plädoyer<br />

<strong>für</strong> kompetenzorientierten Kunstunterricht<br />

Andreas Schoppe, Fachleiter Kunst am Clara-Schumann-Gymnasium sowie am<br />

Stu<strong>die</strong>nseminar in Bonn, entwirft seine „Modelldarstellung eines kompetenzorientierten<br />

Kunstunterrichts“ (Schoppe 2008) in der erklärten Absicht, <strong>die</strong> „Sicht der Lehrenden<br />

und Lernenden“ (ders. a.a.O., S. 5) zu vertreten. Er schickt ihr seine in <strong>die</strong>sem Sinne<br />

parteiische Einschätzung der Jetztsituation des Faches als einer Art Projektionsfläche <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Interessen derer, <strong>die</strong> an der Grundlagendebatte um <strong>die</strong> Bildungsziele beteiligt sind,<br />

voraus (vgl. ebd.). Vordergründig wird jedoch allseitig gern beteuert, dass <strong>die</strong> jeweilig<br />

gewollten Reformmaßnahmen letztlich dem „Wohle des Kindes“ <strong>die</strong>nten, und der<br />

Gegenstand (in <strong>die</strong>sem Fall: der Kunstunterricht) wird dabei einer Art, so scheint es,<br />

Zerreißprobe ausgesetzt. Nennte man ihn, frei nach Brecht (vgl. Brecht 2007), „Michel“<br />

und stellte ihn in einen Kreidekreis: Nach wem soll man sich richten? Als fachintern-<br />

inhaltliches Kernanliegen des BDK gilt bekanntlich „das Bild“ (vgl. Peez 2005, S. 77),<br />

eine Zielachse, wie sie sich einmal mehr auch in den <strong>Bildungsstandards</strong> des BDK<br />

verdeutlicht hat, welche Schoppe als „recht einseitig“ erscheint und <strong>die</strong> keineswegs<br />

einen allgemeinen Konsens verkörpere (vgl. Schoppe 2008, S. 5). Schoppe beschwört<br />

183


das Elfenbeinturm-Klischee herauf: Während sich <strong>die</strong> Theoretikerinnen und Theoretiker<br />

aus ihren jeweiligen Bunkern heraus verbal befehden, müssen sich <strong>die</strong> Lehrerinnen und<br />

Lehrer mit den Unbilden des Alltags abmühen – daher auch seine fast derridaeske Kritik<br />

an derartigen Disputen um den einzig gültigen „rechten Weg“ (vgl. ebd.). Als<br />

praktikables, auf <strong>die</strong> Schulwirklichkeit bezogenes Alternativmodell schlägt er eine<br />

vermittelnde Herangehensweise vor: <strong>die</strong> Möglichkeit gleichberechtigt nebeneinander<br />

bestehender kunstdidaktischer Perspektiven, wie sie schon Peez (2005) im Prinzip<br />

demonstriert habe (vgl. Schoppe 2008, S. 5). Nach <strong>die</strong>ser ausgleichenden Selbst-<br />

positionierung geht Schoppe daran, mögliche Aussichten eines kompetenzorientierten<br />

Kunstunterrichts aufzuzeigen. Dem zunehmenden Legitimationsdruck hält er <strong>die</strong><br />

Konkurrenzlosigkeit dessen, was das Fach und <strong>die</strong> Kolleginnen- und Kollegenschaft zu<br />

bieten hätten, entgegen (vgl. ebd.), ein gängiges, wenn auch nicht ganz unproblemati-<br />

sches Argument, aus dem sich mit ebensolcher Leichtigkeit der Status „außer<br />

Konkurrenz“ (worin ja <strong>die</strong> Nichtbewertbarkeit genauso schon enthalten wäre) heraus-<br />

lesen ließe, sodass es zur Begründung gerade auch der Absicht herangezogen werden<br />

könnte, dem Fach keine ordentliche Stellung im Kanon zuzubilligen – um es wenn<br />

schon nicht als überflüssig zu deklarieren, so doch mehr oder weniger charmant hinaus<br />

zu komplimentieren. So gesehen wirkt Schoppes Aufruf, den Forderungen eines nach-<br />

weislichen Allgemeinbildungsbeitrages Folge zu leisten (Schoppe 2008, S. 5), schon<br />

fast als ein Akt der Selbstverteidigung: Im schnellstmöglich zu absolvierenden ersten<br />

Schritt seien „deutliche Pflicht-Standards“ zu setzen, welche durchaus auch zu<br />

erwartende Lernergebnisse einschließen könnten – fraglich sei nur, ob <strong>die</strong>se dem Titel<br />

„Kompetenzen“ standhielten, da es sich hierbei vermutlich eher um „Handwerkszeuge“<br />

handle (vgl. ebd.). Um <strong>die</strong> Kompetenzen im eigentlicheren Sinne aufzufinden, könnte es<br />

nötig sein, sich eine Stufe höher zu begeben und <strong>die</strong> Ebene der reinen Objektivierbarkeit<br />

zu verlassen: an einen Punkt, von dem aus <strong>die</strong> zwei wesentlichen Dimensionen des<br />

Faches gleichermaßen überschaubar werden (vgl. ebd.). In <strong>die</strong>ser Zweiseitigkeit liegt<br />

ein Grundtenor, der auch im Kompetenzkonzept von Grünewald & Sowa (2006; i. f.<br />

Abschn. <strong>die</strong>ser Arb.) deutlich zu vernehmen sein wird: in der Unterscheidung abprüf-<br />

barer Wissensinhalte und Fertigkeiten im basalen, 113 und darüber hinaus noch etlicher<br />

erstrebens- und verteidigenswerter Kompetenzen im künstlerischen Bereich (vgl.<br />

Schoppe 2008, S. 5). Dass Letztere „Leistungsstandards“ gemäß den Vorgaben der<br />

113 Anders als Grünewald & Sowa (2006) erkennt Schoppe hierin nicht unbedingt „Basiskompetenzen“:<br />

Er gesteht <strong>die</strong> Bezeichnung „Kompetenzen“ dem, was <strong>für</strong> ihn bloß Resultate von Operationalisierungslernen<br />

sind, keineswegs durchgehend zu.<br />

184


KMK (z. Vgl. ders. a.a.O., Anm. S. 7) abgeben könnten, bezweifelt Schoppe insofern,<br />

als sich dagegen ein erweiterter Kunstbegriff und eine inzwischen breit auf <strong>die</strong>sen<br />

fixierte Kunstpädagogik unvermeidlich sträuben würden (ders. a.a.O., S. 5). Zudem<br />

lässt sich, ebenfalls in unmittelbarer Nachhut der Erweiterung des Kunstbegriffs, eine<br />

zur Bildungspolitik gegenläufige fachdidaktische Hauptströmung feststellen: Wo zwar<br />

im outputorientierten „Paradigmenwechsel“ hypothetisch gleichfalls der „Unterrichts-<br />

prozess [...] im Zentrum“ (Lucyshyn 2008, S. 9) stehen soll, schlussendlich es aber das<br />

Produkt ist, das zählt, ist in der letzten kunstpädagogischen „Umakzentuierung“ <strong>die</strong><br />

Rückbesinnung auf den Prozess maßgeblich geworden (Schoppe 2008, S. 5). Dieser<br />

Umstieg auf <strong>die</strong> von (Selbst-) Reflexion durchzogene „Metaebene im Ästhetischen“<br />

(Pfeiffer 2005, S. 7, Anm. 19) kann Kompetenzen hervorbringen, <strong>die</strong>, so „immens“ ihre<br />

Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong>/den Einzelne/n auch sei, gleichzeitig so schlecht sich objektivieren<br />

ließen (Schoppe 2008, S. 5). Nach Welsch erschließt „ästhetisches Denken“ sogenannte<br />

„Kernkompetenzen“ der Persönlichkeitsbildung und Selbstermächtigung, erwächst<br />

daher „Handlungskompetenz“ auf idealste Weise aus „Kunsterfahrung“, dem Vertraut-<br />

werden mit und Sich-Zurechtfinden in den <strong>für</strong> sie typischen „Situationen radikaler<br />

Pluralität“ (vgl. Welsch 1993, S. 76; zit. n. zust. Schoppe 2008, S. 5 f.). Einer solchen<br />

kunstpädagogischen Perspektive ist ihre Kompetenzorientierung auch ohne Standards<br />

eine Selbstverständlichkeit (vgl. Schoppe a.a.O., S. 6). Nichtsdestotrotz entwirft Schop-<br />

pe ein didaktisches Schema, das beide Bereiche, den nicht in Form von Leistungs-<br />

standards standardisierbaren genauso wie einen überprüfbaren umfasst. Es handelt sich<br />

weniger um ein „Kompetenzmodell“ – im Sinne etwa der Klieme-Expertise oder auch<br />

der Bildsemiotik (vgl. Abschn. 4.1.2.3. und 5.1. <strong>die</strong>ser Arb.) –, als um eine Art<br />

Umrissbild des Faches, wie es sich unter dem Leitziel der „Kompetenzausbildung“<br />

organisiert (vgl. Schoppe 2008, S. 6), dreigliedrig nach folgendem Konzept: „Ausgangs-<br />

punkt[e]“ formieren sich im Themen- und Inhaltepool, „Gelenkstellen“ bilden <strong>die</strong> im<br />

Erschließungs- und Gestaltungsprozess angewandten „technischen und methodischen<br />

Verfahren“; an <strong>die</strong>sem Punkt „[...] wäre es falsch, [...] bereits von 'Kompetenzen' zu<br />

sprechen [...]“, würde es sich doch „[...] eher [um] routinierte und zum Teil automati-<br />

sierte Operationen [...]“ handeln (ebd., Hervorheb. entf.). Wo und wie hierdurch als<br />

dritte Ebene <strong>die</strong> individuell-reflexive Konstellation der „Kernkompetenzen“ entstehen<br />

kann, bleibt unklar – irgendwo „auf dem Weg“ (Schoppe 2008, Abb. S. 7) entlang der<br />

zweiten, mit der sie in <strong>die</strong>ser nicht genau eruierbaren Zone verschwimmt. Als „Kern-<br />

kompetenzen“ gelten Schoppe „Kunstkompetenz“ (in Form künstlerischer Handlungs-<br />

185


und Denkweisen) und „Bildkompetenz“ (in Bildproduktion und -rezeption), flankiert<br />

von geschichtlicher sowie gesellschaftlicher Kompetenz (ebd.). Auch deren Abgrenzung<br />

erfolgt zunächst vor allem intuitiv, da sie ohnehin alle mehr oder weniger stark<br />

ineinander verschmelzen und als ganzes „Konglomerat“ schließlich <strong>die</strong> „Selbst-<br />

kompetenz“ ergeben (Schoppe 2008, S. 6; vgl. Abb. 14 <strong>die</strong>ser Arb.). Dessen ungeachtet<br />

hat ihre Differenzierung nach Schoppe vor allem den Zweck, <strong>die</strong> „Kernkompetenzen“<br />

als Orientierungshilfe in den Unterricht zu holen, als „Unterfütterungsmaterial“ bis hin<br />

zum Substitut bisheriger Lernzielformulierungen (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 6). Auch <strong>die</strong>se<br />

Argumentationslinie ist somit genau da angekommen, wo <strong>Bildungsstandards</strong> generell<br />

wirken sollen, doch verfängt sie sich in einen unverschuldeten Widerspruch: Auf einmal<br />

sind es doch „[...] Kompetenzfelder, <strong>die</strong> im Sinne von Leistungsstandards output-<br />

orientiert überprüfbar [...]“ sein sollen (ebd.), bzw. darf sich nun „Kompetenz“ nennen,<br />

was vorher als „Gelenkstelle“ <strong>die</strong>sen Namen nicht ver<strong>die</strong>nt hat. Falls das Nicht-<br />

Festlegbare eine Hypothek des „Paradigmenwechsels“ wäre, hätte sie in der Freisetzung<br />

jener fachdidaktischen Dynamik ihr Gegenstück gefunden, <strong>die</strong> multiple Wege entdeckt,<br />

das Undifferenzierbare zu differenzieren. Im Versuch, fluide Kompetenzen wie<br />

Schoppes „Kernkompetenzen“ einzeln noch weiter zu zerteilen, findet man ähnlich dem<br />

Zoom in ein kristallines Fraktal, dass <strong>die</strong> Bildkompetenz wiederum alle anderen<br />

Komponenten des Selbstkompetenz-Konglomerats in sich enthält, wie folgende hier<br />

willkürliche Gegenüberstellung zweier kunstpädagogischer Kompetenzmodelle<br />

demonstriert (vgl. Abb. 14 und 15):<br />

Abb. 14: Kernkompetenzen des Kunstunterrichts<br />

nach Schoppe. Eigene Darstellung<br />

(M.R.), Quelle: vgl. Schoppe<br />

2008, S. 7.<br />

186<br />

Abb. 15: Die Bildkompetenz in sechs Dimensionen.<br />

Eigene Darstellung (M.R.), Quelle: vgl. Niehoff<br />

2009, S. 24 ff.


Insofern es dann noch möglich wäre, den ganzen irritierenden Problemkomplex des<br />

„fraktalen“ (vgl. Baudrillard 2002) und „fluiden“ (Volkart 2006) Subjektseins in der<br />

Informationsgesellschaft kurzfristig zu ignorieren, könnte man auch von der allgemei-<br />

nen bildnerischen Leistungsfähigkeit als „fluider Kompetenz“ und spezifischen bildne-<br />

rischen Fertigkeiten als ihren „kristallinen Kompetenzen“ sprechen, wie sich <strong>die</strong>s <strong>für</strong><br />

den kognitiven Bereich bereits streckenweise etabliert hat (siehe z. B. Pauen/Pahnke/<br />

Valentiner 2007, S. 60; Bergmann/Richter 2006, S. 311 ff.), und hätte das oben erwähn-<br />

te Differenzierungsproblem – „Wo hört <strong>die</strong> technisch-methodische reine Fertigkeits-<br />

ebene auf, wo fängt <strong>die</strong> Ebene gestalterisch-künstlerischer Kompetenzen an?“ – elegant<br />

umgangen.<br />

5.5.2. Grünewald & Sowa und <strong>die</strong> Rehabilitierung verlorener<br />

Selbstverständlichkeiten<br />

Mit ihrem Konzept „Künstlerische Basiskompetenzen und ästhetisches Surplus“ stellen<br />

Grünewald & Sowa (2006) einen ganz eigenen Lösungsansatz vor: als konsoli<strong>die</strong>renden<br />

Versuch, zwei Konträrthesen zusammenzuführen, <strong>die</strong> auf der 2005 in Leipzig abge-<br />

haltenen Tagung „MenschKunstBildung“ aneinander geprallt waren, ohne dass sich vor<br />

Ort ein Kompromiss zwischen dem Extrempostulat der Unmöglichkeit, Ausge-<br />

schlossenheit oder Impertinenz auf der einen, dem Standpunkt der Unerlässlichkeit, ja<br />

Selbstverständlichkeit einer Festlegung von <strong>Bildungsstandards</strong> im Kunstunterricht auf<br />

der anderen Seite hätte finden lassen können (vgl. Grünewald/Sowa 2006, S. 289 f.).<br />

Der Weg zu Grünewalds & Sowas<br />

nach Schulstufen differenziertem<br />

Aufbaumodell der Standardkompe-<br />

tenzen führt über <strong>die</strong> (unter Vorbe-<br />

halten) prinzipielle Denkbarkeit einer<br />

hierarchisch gestaffelten Struktur<br />

künstlerisch-ästhetischen Lernens,<br />

wie sie in Abbildung 16 veran-<br />

schaulicht ist.<br />

Möglich wird <strong>die</strong>s aus einer teleo-<br />

logischen, also immer nach dem<br />

Wozu fragenden, auf ein (höheres)<br />

Ziel gerichteten – und mit Blick auf<br />

Abb.16: Die grundlegende Stufung der künstlerisch-<br />

ästhetischen Bildung, illustriert am bildnerischproduktiven<br />

Bereich. Eigene Darstellung (M.R.),<br />

Quelle: vgl. Grünewald/Sowa 2006, S. 296.<br />

187


das sich entwickelnde, handelnde Subjekt entelechischen Perspektive, das meint: es als<br />

aus eigener Kraft auf <strong>die</strong> Verwirklichung seiner inneren Vermögen zustrebend<br />

begreifend (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 295 f.). Zwar weist eine solche Stufenfolge <strong>die</strong> kausale<br />

Abhängigkeit einer chronologischen Ereigniskette auf, denn das Nachfolgende kann<br />

ohne das Vorhergehende nicht sein, gestalterische gründen sich in handwerklichen<br />

Fertigkeiten, derer sie sich be<strong>die</strong>nen (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., ebd.). Ihre Orientierung jedoch ist<br />

final determiniert, jeder Schritt schon Voraussetzung <strong>für</strong> den nächsten, fügt sich ein in<br />

eine qualitative Rangordnung an Zwecken und Mitteln hin zu einer axiomatischen<br />

Spitze: der künstlerischen Leistung (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 297 f.). Aber, und spätestens<br />

jetzt muss eine Einschränkung des allzu simplizistischen grafischen Schemas<br />

vorgenommen werden: Nicht etwa nach dem Baukastenprinzip, im Zusammenwürfeln<br />

abgekapselter Module, wird hier gelehrt und gelernt; überhaupt liegt das „Wesen jener<br />

Stufung“, welche <strong>die</strong> künstlerisch-ästhetische Bildung durchzieht (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 296),<br />

nicht im Additiven, sondern im Kumulativen und Prozesshaften, in Verwebung und<br />

Verknüpfung (vgl. ebd. sowie <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 300). Wohl sind <strong>die</strong>se drei als „technisch-<br />

handwerklich“, „gestalterisch“ sowie „künstlerisch-konzeptuell und ästhetisch“ aus-<br />

gewiesenen „Kompetenzfelder“ jedes in sich wiederum gestuft, nur eins um und durch<br />

das andere begehbar; feste Grenzen und direkte Wege jedoch gibt es dabei in der<br />

Realität ebenso wenig wie <strong>die</strong> Reinform einer Ebene, genannte „Spitze“ ist ein Ideal-<br />

typus, kein solitärer Gipfel, der sich konkret orten und vermessen ließe (vgl. Grüne-<br />

wald/Sowa 2006, S. 296 f.). Zugleich steht fest, dass der (objektive) Schwierigkeitsgrad<br />

unter den Kriterien der ständigen Komplexitätsanreicherung und Anspruchserhöhung<br />

sukzessive steigt, je näher das künstlerische Bild/der künstlerische Prozess rückt (vgl.<br />

<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 296). Sicher ist auch: Ohne Urteilskraft kein Vorankommen, weder dort,<br />

wo primär technisch-funktionelle, noch dort, wo vor allen Dingen ästhetische<br />

Gesichtspunkte zählen (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 297 f.). So trivial <strong>die</strong> Frage nach den<br />

notwendigen Voraussetzungen oder „Handwerksregeln“ zur Erreichung „künstlerischer<br />

Kompetenz“ auch sein mag, wer sie stellt, ist deshalb noch keine „Kunstbanausin“, kein<br />

„Kunstbanause“ – Grünewald & Sowa verweisen auf Pfennig, der Kunstunterricht mit<br />

Methode und System verlangte, folgerichtig aufgebaut und mit der „unterrichtlichen<br />

Passage“ als didaktischem Prinzip (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 295 f.). 114 Gleichviel, ob eine<br />

114 Unter „unterrichtlichen Passagen“ verstand Pfennig aufeinander aufbauende „Aufgabenfolgen“<br />

(Pfennig 1970, S. 183), zu konzipieren in Rücksichtnahme auf <strong>die</strong> „Bildungsstufen“ (nicht gleichzusetzen<br />

mit „Altersstufen“) der Schülerinnen und Schüler (ders. a.a.O., S. 164). Jede einzelne Passage<br />

durchquert einen „bildnerischen Problembereich“, und zwar ausdrücklich nicht in dem Sinne, dass sie<br />

ein „Endziel“ oder einen „Höhepunkt“ erreichen, auch nicht, dass sie „vom Leichteren zum<br />

188


nach wie vor betriebene Tabuisierung der Entzauberung des Künstlerischen oder ein<br />

überhand nehmender regelrechter Antimethodismus im Schlepptau verschwommener<br />

Ganzheitlichkeits-Mystifizierung hier<strong>für</strong> zu belangen wären (vgl. Grünewald/Sowa<br />

2006, S. 286 und 296) oder auch nicht – Fakt jedenfalls ist laut Grünewald & Sowa,<br />

dass in der Kunstpädagogik heute ein Mangel an strukturellem Denken herrscht (<strong>die</strong>s.<br />

a.a.O., S. 296). Vergessen würde darüber, dass künstlerisch-ästhetische Kompetenz<br />

beider Parts bedürfe, des angeleiteten Einübens von Handwerksregeln, wie es etwa der<br />

traditionellen Gepflogenheit der Werkstattkurse an Kunsthochschulen entspricht,<br />

genauso wie des freien und selbständigen Experimentierens (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 294).<br />

Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund gelangen Grünewald & Sowa zum konzeptuellen Kern ihrer<br />

Auffassung, wonach <strong>für</strong> den Kunstunterricht gelte wie folgt: Es gäbe sehr wohl<br />

tatsächliche Kompetenzen, welche auch überprüfbar seien, und zwar über Aufgaben-<br />

stellungen und ihre Ergebnisse, Grünewald & Sowa nennen sie „Basiskompetenzen“;<br />

darüber hinaus jedoch auch solche, welche sich einer Feststellung und Bewertung<br />

weitgehend entzögen, „ästhetisches Surplus“ genannt (vgl. Grünewald/Sowa 2006,<br />

S. 302 ff.). A priori wie auch in praxi bilden sie eine komplexe Synthese, ihre Trennung<br />

ist daher künstlich, rein analytisch, entlang einer gedachten Sprossenleiter wesentlicher<br />

Abhängigkeitsverhältnisse (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 304 f.). Als „Basiskompetenzen“ aus-<br />

gewiesen werden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bereiche Bildproduktion und -rezeption gleichermaßen:<br />

„differenziertes, achtsames Betrachten und Beobachten“; „Verfügen über Kenntnisse“ in<br />

Theorie (Bildwissen, historische und kontemporäre Bildsorten und -welten; Fach-<br />

begriffe; Kunstgeschichte, Kunst- und Künstlertheorie usw.) und Praxis (Bildgestaltung,<br />

Materialien und Me<strong>die</strong>n, Werkzeuge und Herstellungsverfahren usf.) sowie „Fertig-<br />

keiten“ ihrer „praktisch-produktiven“ Anwendung; Verfügen über „Methoden“ der<br />

Zugangsfindung und Analyse bzw. der „Bildfindung, -produktion und -präsentation“ in<br />

der theoretisch- und handlungsorientiert-rezeptiven bzw. der gestalterisch-produktiven<br />

Befassung (Grünewald/Sowa 2006, S. 302 ff.). Basale Fachkompetenz umschließt<br />

demnach fachliches Wissen und Können vorwiegend technisch-handwerklicher,<br />

fertigkeitsbezogener Art – wobei in Bezug auf <strong>die</strong> „Fachsprache“ auch <strong>die</strong> „verbale<br />

Kommunikationsfähigkeit“ mit hereinspielt (vgl. <strong>die</strong>s. a.a. O., S. 302) –, fachspezifische<br />

Methoden in Bezug auf (Bild-) Verstehens- und Gestaltungsprozesse sowie angemes-<br />

Schwereren“ führen soll – sondern „offen“, als netzartige, spiralförmige Erschließung des gesamten<br />

Bildungsbereichs des Kunstunterrichts. Wegweiser sind <strong>die</strong> „Gestaltungsprinzipien“ der Kunst, denen,<br />

einmal erfasst, auch in der Freiarbeit, der „persönlichen Passage“, auf neuen Pfaden nachgegangen<br />

werden kann (Pfennig 1970, S. 183 ff.).<br />

189


senes Verhalten (hinsichtlich des Betrachtungsgegenstandes und im Umgang mit<br />

Werkzeug und Material). Der von Grünewald & Sowa gewählte Begriff „ästhetisches<br />

Surplus“ als Bezeichnung <strong>für</strong> all jene Kompetenzen, welche <strong>die</strong>se ihre Basis<br />

übertreffen, würde missverstanden, dächte man hierbei an „Überflüssiges“. Gemeint ist<br />

nicht einfach ein Mehr oder Zuviel des Gleichen, sondern etwas wesentlich<br />

Verschiedenes, Resultat einer Art Metamorphose. 115 Solche eigentümlichen, erweiterten<br />

Kompetenzen könnten vielleicht auch behelfsmäßig als „suprabasal“ oder „apikal“<br />

umschrieben werden, stünden sie nicht am oberen Ende einer Hierarchie, aus der sie<br />

sich letztlich selbst heraus katapultieren, hinein in <strong>die</strong> Undefinierbarkeit der Kunst (vgl.<br />

Adorno 1973, S.11). Mit ihnen wirft sich auch <strong>die</strong>ses Erklärungsmodell in jenen<br />

Schwebezustand, den Adorno in seiner Ästhetischen Theorie als <strong>die</strong> „Ungewißheit über<br />

das ästhetische Wozu“ bezeichnet hat (Adorno a.a.O., S. 10, Orthogr. lt. Orig.). 116<br />

Grünewald & Sowa sehen im Surplus „[...] gegenüber den Basiskompetenzen eine Art<br />

'Überbau', allerdings nicht im hierarchischen Sinne [...]“ (Grünewald/Sowa 2006,<br />

S. 303), wohl: nicht als komman<strong>die</strong>renden Überbau, der Vergleich etwa zur<br />

bürokratisch-institutionellen Verfügungsebene des Systems Schule (vgl. Rosenbusch<br />

2007, S. 137) schlüge fehl – eher schon vorstellbar wäre das Gemeinte in einem<br />

ästhetisch-philosophischen 117 , äußerstenfalls, soll der leise Anklang an <strong>die</strong> Marxsche<br />

115 Die sich in <strong>die</strong>sem Zusammenhang aufdrängende Idee der Synergie kann nach Adorno jenes künstlerisch-ästhetische<br />

„Mehr“ nur unzureichend erfassen, weil es „[...] nicht einfach der Zusammenhang,<br />

sondern ein Anderes, durch ihn vermitteltes und trotzdem von ihm Gesondertes [ist]“ (Adorno 1973,<br />

S. 112). Ein Konzept der Emergenz, wie es Polanyi (1985) entwickelt hat, birgt wiederum eine<br />

Einsicht, <strong>die</strong> Rammert (2007) folgendermaßen unterstreicht: Wenn zur spontanen Entstehung einer<br />

höheren Ebene ein Prozess hinzutreten muss, der mit der niedrigeren Ebene absolut nichts zu tun hat,<br />

bedeutet das <strong>für</strong> das künstlerisch-schöpferische Handeln, dass <strong>die</strong>ses weder durch <strong>die</strong> ausführlichste<br />

Explikation noch durch <strong>die</strong> genaueste Imitation theoretisch wie praktisch unter Garantie erreicht<br />

werden kann (Rammert 2007, S. 148 f.). Notwendig enigmatisch ist <strong>die</strong> Kunst auch Adorno, umso<br />

mehr noch, je stärker <strong>die</strong> Ratio sie durchdringt (vgl. Adorno 1972, S. 182 f.).<br />

116 Der Ungewissheit zur Seite stellt Adorno <strong>die</strong> Abgeklärtheit einer Kunst, <strong>die</strong> zumindest weiß, dass sie<br />

zwecklos ist – oder nicht ist. Ein solches Ultimatum tangiert freilich nicht <strong>die</strong> innere, ästhetische<br />

Zweckmäßigkeit der Kunst; es meint, dass sie im Aufgehen in <strong>die</strong> funktionell-instrumentale Zweckrationalität<br />

des gesellschaftlichen Außen sich selbst aufhebt. Worin bestünde demnach „[d]ie adäquate<br />

Haltung von Kunst“ (Adorno 1973, S. 475) in <strong>die</strong>ser Zeit? An ihren „[...] geschlossenen Augen und<br />

zusammengebissenen Zähnen“ sei sie zu erkennen, war Adornos Antwort (ebd.).<br />

117 Indem Grünewald & Sowa an <strong>die</strong>sem Punkt auf eine Publikation wie Grünewald/Legler/Pazzini 1997,<br />

somit direkt in den kunstpädagogischen Ästhetikdiskurs verweisen, noch dazu speziell auf <strong>die</strong> von<br />

Gunter Otto entwickelte These von der „ästhetischen Rationalität“ (seit Otto/Otto 1987, S. 244 ff.;<br />

zit. n. Kaiser 1997, S. 29), wird klar, dass ein solcher Überbau ein viel umfassenderes als bloß theoretisches<br />

Ausmaß annehmen muss. Künstlerisch-ästhetische Weltanschauung und Welterfahrung ist nie<br />

„nur“ Perzeption, Emotion oder Intuition, so wie sie nie nur Intellektion sein kann (vgl. Grünewald &<br />

Sowa 2006, S. 303; Böhlich 1997, S. 27) – ganz ohne Bezugnahme auf <strong>die</strong> grenzenlose Ganzheit des<br />

Geistig-Sinnlichen (vgl. Böhlich a.a.O., ebd.) kommt auch <strong>die</strong>ses Modell nicht aus, wenngleich es sich<br />

auf eine eigenständige Denkform und Erkenntnisdimension im Modus der „ästhetischen Rationalität“<br />

(vgl. Matthies 1997, S. 18) beruft und damit klar gegen jegliche Form von musischer Verschwommenheit<br />

positioniert. Nach Kaiser wäre „ästhetisch-praktische“ Rationalität als das durchgehende Prinzip<br />

kunstpädagogischer Praxis zu definieren, vorausgesetzt, dass es gelänge, ihre operative Basis<br />

190


Basis-Überbau-Metapher doch aufgegriffen werden, noch in einem geschichtlichen<br />

Sinn, als historisch wie biographisch Schicht um Schicht gewachsen (vgl. Sowa 1992,<br />

S. 31). In <strong>die</strong>sen Surplus-Kompetenzen äußert sich <strong>die</strong> eigentliche „künstlerische<br />

Haltung“, sie geht, in einer Verschränkung von Denken und Handeln, einher mit dem<br />

„künstlerischen Prozess“ (Grünewald/Sowa 2006, S. 302 ff.). Dazu zählen in den<br />

Bereichen der Bildrezeption bzw. -produktion beispielsweise folgende: „produktiv-<br />

spielerische Bereitschaft“, sich in Bildangebote bzw. Gestaltungsprozesse zu vertiefen;<br />

„Gespür und Empfinden <strong>für</strong> das Bildspezifische“; „Geschmack und Urteilsvermögen“;<br />

„Kreativität, Fantasie, Flexibilität“; „Transformationsvermögen“; „Interesse an Bil-<br />

dern“, „Freude und Lust am Bildschaffen usw.“ (ebd.). Haben Basiskompetenzen funda-<br />

mentale Bedeutung <strong>für</strong> jenes aus ihnen hervorgehende Surplus, soll <strong>die</strong>s doch dessen<br />

Substantialität offenbar in keinster Weise mindern. Beide sind aufeinander angewiesen,<br />

stützen sich gegenseitig. Demgemäß verstanden eignet sich daher ein solcher Kompe-<br />

tenzbegriff auch kaum dazu, sich des Kunst- und Kreativitätsbezuges zu entledigen (vgl.<br />

Seydel 2007, S. 10), ganz ausgeräumt werden kann <strong>die</strong> Gefahr einer missbräuchlichen<br />

Verwendung dennoch nicht, schon allein, weil kein unterrichtliches Planungsinstrument<br />

je absolut „behördensicher“ konstruiert werden kann (vgl. Lenzen 1991, S. 162).<br />

Von Seydel stammt der Vergleich zur aus dem Managementdiskurs in <strong>die</strong> Erstellung von<br />

Kerncurricula eingeflossenen Differenzierung in Kompetenzen „harten“ und „weichen“<br />

Typs („hard skills“ vs. „soft skills“) (vgl. Seydel 2007, S. 10): „Hart“ steht gemeinhin<br />

<strong>für</strong> „fachlich“, „technisch“ oder „methodisch“, als „weich“ (oft auch „feminin“) gelten<br />

beispielsweise soziale, emotionale, persönliche sowie überfachliche Kompetenzen (vgl.<br />

Reichenbach 2008, S. 37 f.). „Hart“ ist aber vor allem auch nur, was schwarz auf weiß<br />

belegbar, eindeutig quantifizier- und vergleichbar ist – man kennt <strong>die</strong>ses Gegensatzpaar<br />

bereits von der Unterscheidung, <strong>die</strong> der Sparstift zwischen „harten“ naturwissenschaft-<br />

lichen und „weichen“ geisteswissenschaftlichen Fächern zu ziehen pflegt. Letztendlich<br />

geht es um „harte“ Politkbereiche (Berufsbildung, Arbeitsmarkt) und um ebensolche<br />

Wettbewerbsvorteile, an ihnen werden der Sinn und der Wert gemessen, und selbst<br />

wenn seit geraumer Zeit vermehrt auf <strong>die</strong> Bedeutung „weicher“ Faktoren wie Kreativi-<br />

tät und Problemlösefähigkeit, Kommunikations- und Teamfähigkeit gepocht wird (vgl.<br />

Berner 2004, S. 105; Keller 2009, S. 118), ist und bleibt „[...] <strong>die</strong> Diskussion der soft<br />

darzulegen: unterrichtlich förderbare, verinnerlichte Handlungen, <strong>die</strong> als ihr verlängerter Arm<br />

betrachtet würden und in welchen sie, mögen <strong>die</strong>se anfangs noch so primitiv erscheinen, doch<br />

zunehmend vollkommener sich zeigte (vgl. Kaiser 1997, S. 31).<br />

191


skills [...] noch immer eine Diskussion von Sekundärkompetenzen“ (Rohlfs/Harring/<br />

Palentien 2008, S. 12). Gerade <strong>die</strong> Anschlussfähigkeit an den prävalenten „soft-skills-<br />

talk“, den Reichenbach als „[...] ein Amalgam aus politischer Korrektheit, froher Bot-<br />

schaft und Markttauglichkeit [...]“ (Reichenbach 2008, S. 35) charakterisiert, könnte<br />

sich allzu leicht als Aufhänger <strong>für</strong> eine mögliche Zweckentfremdung erweisen (in<br />

welche Richtung <strong>die</strong>s abdriften könnte, lässt sich erahnen an Publikationen wie<br />

Stollsteiner 2008).<br />

6. Die vielen <strong>Bildungsstandards</strong> der bildnerischen<br />

Fächerfamilie<br />

6.1. Vorschläge<br />

6.1.1. Einheitliche <strong>Bildungsstandards</strong> im Fach Kunst bundesweit?<br />

Ein Entwurf des BDK <strong>für</strong> den mittleren Abschluss<br />

Am Anfang stehen <strong>die</strong> bekräftigende Berufung auf <strong>die</strong> Regelstandards-Definition der<br />

KMK (2005a, S. 9) und der eigentlich redundante (leise defensive?) Zusatz, dass<br />

<strong>Bildungsstandards</strong>, <strong>die</strong> sich ja auf Kernbereiche konzentrierten, nie das gesamte<br />

Potential des Faches berühren würden (vgl. BDK e.V. 2008, S. 2). In Bezug auf <strong>die</strong><br />

gesetzten Ziele stimmt <strong>die</strong>se Argumentation: Anspruchsvoll, aber erreichbar müssen sie<br />

sein. Der befremdliche Punkt wurde mitsamt der KMK-Definition übernommen, denn<br />

warum hier beispielsweise, ganz ohne Werturteil gesprochen, der Schwerpunkt gerade<br />

auf <strong>die</strong> Bildkompetenz gesetzt wird, ist ja keine reine Frage des Anspruchs, ebenso<br />

wenig wie <strong>die</strong>, warum, wie Billmayer annimmt, Fächer ohne <strong>Bildungsstandards</strong> „[...] es<br />

schwer haben [werden], sich in der Konkurrenz [...] um Stunden und Ressourcen zu<br />

behaupten“ (Billmayer 2007a, S. 66). Mangelnde inhaltliche Differenzierung zwischen<br />

politischer und pädagogischer Ebene scheint, einmal eingeführt, schwer abzuschütteln.<br />

Ebenfalls in Anlehnung an <strong>die</strong> KMK-Standards wurde eine schulartunabhängige<br />

Formulierung gewählt, und zwar ausschließlich <strong>für</strong> den mittleren Abschluss, also das<br />

Ende der Jahrgangsstufe 10 des Sekundarbereichs. Ein Grund hier<strong>für</strong> könnte darin<br />

liegen, dass <strong>die</strong>ser prinzipiell in allen Ländern und an unterschiedlichen Schularten<br />

möglich ist und daher einheitliche Standards zur Vergleichbarkeit der Abschlüsse,<br />

derzeit ein Synonym <strong>für</strong> Bildungsgerechtigkeit, beitragen würden (vgl. KMK 2003c,<br />

192


S. 8 f.). Die Ausgangslage im Fach Kunst ist sehr inhomogen, wahlplichtbezogene<br />

Abschlussprüfungen gibt es beispielsweise in Bayern in standardisierter, schriftlicher<br />

Form (vgl. Rongstock/Bätje/Knaudt 2007) oder in Berlin in Form einer Präsentations-<br />

prüfung mit freier Themenwahl (vgl. SenBWF 2008); auf <strong>die</strong>se Problematik geht das<br />

<strong>Bildungsstandards</strong>-Papier des BDK (2008) nicht näher ein. Daneben müssten, um der<br />

KMK-Definition zu entsprechen, <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> Kunst auch zur Qualitäts-<br />

evaluation einsetzbar und auch aus <strong>die</strong>sem Grund (im Rahmen von <strong>Bildungsstandards</strong>-<br />

Testungen) überprüfbar sein: Solche „Aufgabenbeispiele“ wären laut BDK wiederum<br />

landesspezifisch zu formulieren (vgl. BDK e.V. 2008, S. 2), entsprechende Vorlagen<br />

derartiger „Testsituationen“ (Niehoff 2005b, S. 6 bzw. 2005a, S. 105) stehen bis jetzt<br />

noch aus. Das Grundsatzpapier anlässlich der Gründung der Arbeitsgruppe „Bildungs-<br />

standards“ des BDK 118 geht noch einen Schritt weiter als der letztendliche Entwurf: Als<br />

zusätzliches Muss festgehalten werden Niveaukonkretisierungen „<strong>für</strong> <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Schul- und Jahrgangsstufen“ (Niehoff 2005 b, ebd.). Notwendig wäre <strong>die</strong>s im Fall einer<br />

Umsetzung vor allem deshalb, weil sich ein Gutteil der schon vorliegenden Standards<br />

der Länder nicht ad hoc mit dem BDK-Entwurf vereinbaren ließe (vgl. Abschn. 5.3.4.<br />

<strong>die</strong>ser Arb.) und daher einer Generalrevision bedürfte, bei der es vor allem darum ginge,<br />

sich auf ein einheitliches Kompetenzmodell und daher auch zumindest vergleichbare<br />

Kompetenzbereiche zu einigen.<br />

„Standards <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kompetenzbereiche im Fach Kunst<br />

1. Rezeption<br />

1. 1. Wahrnehmen<br />

• Sinnlich gegebene, visuelle Sachverhalte und Gegenstände in der Realität wahrnehmen und<br />

benennen<br />

• Elemente und Gegenstände (auch abstrakte) in Bildern (zwei- und dreidimensionale Objekte,<br />

Artefakte, visuell geprägte Informationen, Prozesse und Situationen visueller Erfahrung)<br />

differenzieren und benennen<br />

• Ordnungen, Strukturen, Kompositionen in Bildern erkennen und benennen<br />

• Fläche, Raum und Zeit als mögliche Dimensionen am jeweiligen Objekt wahrnehmen und benennen<br />

• Bilder als technisch gestaltete Phänomene wahrnehmen, <strong>die</strong> Spezifika der Me<strong>die</strong>n (z. B. Film,<br />

Performance) differenzieren und formulieren<br />

• unterschiedliche Bildgattungen (z. B. Historienmalerei, Landschaftsmalerei, Werbung) differenzieren<br />

1.2. Beschreiben<br />

• Bildelemente und Bildgegenstände sowie ihre Beziehungen in angemessener Form sprachlich<br />

benennen und schriftlich beschreiben<br />

• wesentliche, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wirkung relevante Darstellungsmittel darstellen<br />

• Material-Form-Inhalts-Beziehungen formulieren<br />

118 Interessanterweise werden hier über<strong>die</strong>s Minimal- und Maximalstandards in Form von „anzustrebenden“<br />

und „zu erreichenden Zielen“ angeregt (vgl. Niehoff 2005b, S. 4 ff.), eine Idee, <strong>die</strong> später offenbar<br />

fallen gelassen wurde.<br />

193


• Unterschiedliche Bildsorten und Bildme<strong>die</strong>n differenzieren, Bilder ihren Gattungen zuordnen<br />

• <strong>für</strong> mündliche und schriftliche Beschreibungen sinnvolle Gliederungsaspekte finden<br />

1.3. Analysieren<br />

• Verfahren der Analyse kennen und anwenden: z. B. Bilder untersuchen, vergleichen und<br />

kommentieren<br />

• Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung und Gestaltung im bildnerischen Tun herstellen<br />

• unterschiedliche Gestaltungsprozesse erkennen und in ihrer Bedeutung <strong>für</strong> das Bild nachvollziehen<br />

• den Einfluss der Gestaltung eines Bildes, z. B. Größe, Technik, Medium und Bildaufbau auf <strong>die</strong><br />

jeweilige Wirkung <strong>für</strong> den Betrachter analysieren<br />

• strukturiert und systematisch bei der Analyse von Bildern vorgehen<br />

1.4. Empfinden<br />

• subjektive Bildempfindungen sprachlich und/oder bildnerisch formulieren<br />

• <strong>die</strong> Verbindungen subjektiver Bildempfindungen mit formalen und inhaltlichen Bildgegebenheiten<br />

darstellen<br />

• Bildwirkungen auf <strong>die</strong> eigene Person wie im sozialen Kontext erkennen und beschreiben<br />

1.5. Deuten<br />

• <strong>die</strong> Wirkung einzelner Bildelemente und -gegenstände benennen, unterscheiden und deuten<br />

• einzelne Bildelemente in ihrem formalen und in ihrem Motivzusammenhang deuten<br />

• Gestaltungsmittel in ihren Wirkungszusammenhängen und in ihrer historischen Bedingtheit erkennen<br />

und deuten<br />

• Bildthemen benennen und deuten<br />

• mögliche Sinnbezüge von Bildern zum historischen, kulturell geprägten und zum heutigen Betrachter<br />

entwickeln und darstellen<br />

• strukturiert und systematisch bei der Deutung von Bildern vorgehen<br />

1.6. Werten<br />

• sachbezogene Gespräche über Bilder (auch eigene) führen<br />

• Deutungen am jeweiligen Bild belegen, <strong>die</strong> Deutung in der Diskussion vertreten und bewerten<br />

• eigene Wertungen von Bildern begründet vertreten<br />

2. Produktion<br />

2.1. Herstellen<br />

• Arbeitsprozesse in einzelnen Arbeitsschritten planen, strukturieren und organisieren<br />

• das Arbeitsumfeld sachgerecht organisieren<br />

• bildnerische Verfahren, Techniken und Me<strong>die</strong>n erproben und strategisch sinnvoll verwenden<br />

2.2. Gestalten<br />

• äußere und innere Wirklichkeiten formulieren, eigene und fremde Erfahrungen verarbeiten<br />

• unterschiedliche Zugänge und bildnerische / gestalterische Strategien erproben<br />

• vielfältige Bildideen formulieren und skizzieren, Gestaltungen im Zusammenspiel von Form,<br />

Material und Medium experimentell erkunden und finden (von der Idee zum Produkt)<br />

• eigene bildnerische Lösungen dokumentieren und reflektieren<br />

• kreativ und strukturiert bei der Gestaltung von Bildern vorgehen<br />

2.3. Verwenden<br />

• Bilder präsentieren<br />

• eigene bildnerische Lösungen als Anlass <strong>für</strong> variantenreiches Weiterarbeiten nutzen<br />

• Erfahrungen im eigenen bildnerischen Arbeiten <strong>für</strong> <strong>die</strong> reflexive Rezeption von Bildern nutzen<br />

2.4. Kommunizieren<br />

• mit Hilfe von Bildern ziel-, sach- und adressatengerecht kommunizieren<br />

• Sehen und Wahrnehmen als ein wesentliches Element menschlicher Kommunikation verstehen<br />

• kreativ und strukturiert bei der Kommunikation mit Bildern vorgehen“ (BDK e.V. 2008, S. 4,<br />

Hervorheb. i. Orig.).<br />

194


6.1.2. <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> nach Billmayer<br />

Billmayers Vorschlag steht unter einer ganz bestimmten Bedingung, namentlich der<br />

Entscheidung <strong>für</strong> Mindeststandards („Minimalstandards“ in der Diktion Billmayers) <strong>für</strong><br />

eine Universalisierung von Basiskompetenzen im Sinne dauerhaften „Wurzelwissens“<br />

(vgl. Billmayer 2005b, S. 1). Derer liegen bis dato solche mit expliziter Schulstufen-<br />

differenzierung nur <strong>für</strong> den Kompetenzbereich Bildverständnis vor, wobei besonders<br />

auch in den Bereichen Bildverwendung und Bildproduktion eine implizite Graduierung<br />

zu erkennen ist. Entsprechende Maximalstandards, wie sie Billmayer in Anlehnung an<br />

<strong>die</strong> schwedischen Fachlehrpläne als bestimmende didaktische Idealziele ebenfalls <strong>für</strong><br />

sinnvoll erachtet (vgl. Billmayer 2007a, S. 67), verharren noch in der Warteschleife.<br />

Minimalstandards Kommunikation<br />

„Die Schülerin/der Schüler<br />

• kann mit Hilfe von einfachen Zeichnungen Sachverhalte darstellen<br />

• kann mit Hilfe eigener und Bildern anderer eigene Erfahrungen mitteilen<br />

• kann verschiedene Darstellungsformen in Bezug auf besondere Situationen (Zielpublikum) auswählen<br />

und gestalten<br />

• kann visuelle Botschaften mit Rücksicht auf das jeweils verwendete Medium gestalten<br />

• kann Bilder und Texte <strong>für</strong> bestimmte Kommunikationsabsichten auswählen, gestalten und <strong>die</strong> Auswahl<br />

begründen<br />

• kann dem Zielpublikum entsprechende visuelle Codes auswählen, gestalten und <strong>die</strong> Auswahl begründen<br />

• kann 'Produkte als Botschaften' erkennen und ihre Verwendung in unterschiedlichen Zusammenhängen<br />

erkennen, beschreiben und deuten<br />

• kann <strong>die</strong> Kommunikationsabsichten unterschiedlicher visueller Botschaften beschreiben und deuten<br />

• kann <strong>die</strong> Abhängigkeit der Gestaltung visueller Botschaften im Hinblick auf <strong>die</strong> Absichten des<br />

Senders erkennen, beschreiben und kritisch diskutieren/werten<br />

• kann <strong>die</strong> Abhängigkeit von visuellen Botschaften von deren kulturellen und historischen Zusammenhängen<br />

erkennen, beschreiben und einordnen“ (Billmayer 2007a, S. 68; z. Vgl. ders. 2009a, S. 25<br />

und 38 f.).<br />

„Minimalstandards Bildverwendung<br />

[Die Schülerin/der Schüler]<br />

• kennt verschiedene Bildverwendungen und kann sie benennen<br />

• kennt verschiedene Bildverwendungen, kann sie benennen und hinsichtlich der Absicht kritisch<br />

reflektieren<br />

• kann aus der Verwendung von Bildern und Produkten <strong>die</strong> Absichten des Bilderverwenders erkennen<br />

und benennen<br />

• kann aus der Verwendung von Bildern und Produkten <strong>die</strong> Absichten des Bilderverwenders erkennen,<br />

benennen und kritisch reflektieren“ (Billmayer 2009a, S. 26; Hervorheb. i. Orig.).<br />

Minimalstandards Bildverständnis<br />

„Die Schülerin/der Schüler<br />

• kann Bilder beschreiben und benennen, was zu sehen ist.<br />

• kann zu Bildern persönliche Assoziationen finden.<br />

• kann Unterschiede in der Machart und Funktion von Bildern unterscheiden und benennen.<br />

• kann bei Bildern kulturelle Assoziationen finden und benennen.<br />

• kann benennen, welche Intentionen der Bildhersteller und der Bildverwender mit einem bestimmten<br />

Bild verfolgte.<br />

195


• kann den Einfluss von Bildaufbau, Machart und Kontext auf <strong>die</strong> Wirkung von Bildern zeigen und<br />

erklären.<br />

• kann beschreiben wie Bilder unter den Bedingungen des Kunstbetriebs und des Kunstbegriffs benützt<br />

werden“ (ders. 2007a, S. 68; z. Vgl. ders. 2009a, S. 27; Orthogr. u. Interpunktion lt. Orig.).<br />

Stufendifferenzierung im Bereich Bildverständnis:<br />

Folgende Einteilung wurde durch <strong>die</strong> Arbeitsgruppenmitglieder aus dem AHS-Bereich Christoph Stauber,<br />

Belinda Lauß, Gisela Springer erstellt, sie entspricht dem derzeitigen Stand vom 16. Februar 2006 (vgl.<br />

Billmayer 2009a, S. 35).<br />

„Die Schülerin/der Schüler<br />

Primarstufe<br />

• kann Bilder beschreiben und benennen, was drauf [sic] ist.<br />

• kann zu Bildern persönliche Assoziationen finden.<br />

SEK 1<br />

• kann Unterschiede in der Machart und Funktion von Bildern unterscheiden und benennen.<br />

• kann bei Bildern kulturelle Assoziationen finden und benennen.<br />

• kann eine mögliche Darstellungsabsicht und <strong>die</strong> Wirkung auf den Betrachter vom Bild ableiten<br />

und kann von der persönlichen Assoziation absehen und auf andere schließen“ (Billmayer<br />

2009a, S. 34, Hervorheb. i. Orig., Orthogr. lt. Orig.).<br />

„SEK 2<br />

• kann den Einfluss von Bildaufbau, Machart und Kontext auf <strong>die</strong> Wirkung von Bildern zeigen<br />

und erklären.<br />

• kann beschreiben wie Bilder unter den Bedingungen des Kunstbetriebs und eines Kunstbegriffs<br />

benützt werden.<br />

• kann den eigenen Standpunkt zu einem Bild, <strong>die</strong> eigene Sichtweise über ein Bild und <strong>die</strong> eigene<br />

Wertung eines Bildes begründen und argumentieren“ (ders. a.a.O., S. 35, Hervorheb. i. Orig.,<br />

Orthogr. lt. Orig.).<br />

„Minimalstandards Bildproduktion<br />

[Die Schülerin/der Schüler]<br />

• verwendet zur Bildherstellung unterschiedliche Techniken<br />

• verwendet zur Bildherstellung traditionelle und digitale Me<strong>die</strong>n und Techniken<br />

• wählt hinsichtlich der Gestaltungsabsicht bildnerische Techniken aus und wendet sie der Absicht<br />

entsprechend an<br />

• wählt hinsichtlich der Gestaltungsabsicht bildnerische Techniken aus, wendet sie der Absicht<br />

entsprechend an und begründet <strong>die</strong> Auswahl<br />

• kennt verschiedene Kreativitätsverfahren und wendet sie bei der Bildgestaltung an“ (Billmayer<br />

2009a, S. 28, Hervorheb. i. Orig; z. Vgl. ders. 2007a, S. 68; vgl. ähnlich Skolverket 2010a).<br />

6.1.3. <strong>Bildungsstandards</strong> in Form fachlicher Basiskompetenzen der<br />

Künstlerischen Bildung nach Regel<br />

Eine sehr umfangreiche Auflistung rund 45 detailliert beschriebener <strong>Bildungsstandards</strong><br />

im Sinne langfristiger, daher auch nicht gestufter Lehr- und Lernziele stellt Günther<br />

Regel (2006) zur kunstpädagogischen Diskussion. Wenn <strong>die</strong>se im Folgenden nur<br />

gekürzt wiedergegeben werden, darf der Hinweis nicht fehlen, dass eine solche Form<br />

der Aufarbeitung der Absicht Regels nicht genügen kann, der sie doch mit Nachdruck<br />

noch als „erweiterungsbedürftig“ (Regel a.a.O., S. 338) ausgewiesen hat. Die ursprüng-<br />

liche Gliederung der Standards in <strong>die</strong> Regelschen Kompetenzbereiche wurde beibe-<br />

halten, darin <strong>die</strong> Reihenfolge teils leicht verändert, und wo es sich anbot, wurden <strong>die</strong><br />

196


produktiven bzw. rezeptiven Tätigkeitsfelder herausgestellt. Die jeweils verwendeten<br />

Modalverben „müssen“ bzw. „sollen“ stammen von Regel und wurden belassen, um<br />

Unterschiedlichkeiten in der Betonung nicht zu verwischen.<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> im Bereich der künstlerischen Kompetenz<br />

Vorgeordnete Zielsetzungen sind <strong>die</strong> „kunstgemäße bildnerische Tätigkeit“ und das „Kunstbetrachten“ als<br />

produktive und/oder rezeptive Schaffensprozesse (vgl. Regel 2006, S. 338 f.).<br />

In Produktion wie Rezeption gelten:<br />

• „Die [Schülerinnen und] Schüler müssen lernen, [...] sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit [...]<br />

anzustrengen [...]“;<br />

• „[...] sollen lernen, ihre produktive Einbildungskraft [...] zu nutzen“ (ders. a.a.O., S. 338);<br />

• müssen lernen, ihre Tätigkeit als „Problemlösungsprozess“ zu begreifen, besonders im Hinblick<br />

darauf, Form aus Inhalt bzw. Inhalt aus Form zu generieren,<br />

• sollen dabei „[...] 'spielend' im Schillerschen Sinne [...]“ tätig sein (ders. a.a.O., S. 339);<br />

• sollen Unvoreingenommenheit bzw. Experimentierfreudigkeit in der Betrachtung bzw. im Umgang<br />

mit bekannten und neuen Materialien und Techniken entwickeln, ohne daraus je einen Selbstzweck<br />

zu machen (vgl. ebd.);<br />

• sollen ein „Gespür“ da<strong>für</strong> entwickeln, was das Künstlerische eines Werkes oder Prozesses ausmacht<br />

(Regel 2006, S. 340) – „Sinnerfüllung, Ganzheit, innere Notwendigkeit der Form“ (ders. a.a.O.,<br />

S. 348);<br />

• sollen <strong>die</strong> künstlerische Lebensanschauung (bis in den Alltag hinein) praktizieren (wollen) lernen;<br />

daran gekoppelt sind <strong>die</strong> Ausbildung sozialer Kompetenz und das Übungsfeld der Arbeit an<br />

„Sozialen Plastiken“ (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 340).<br />

Besonders <strong>die</strong> Produktion betreffen:<br />

• Die Schülerinnen und Schüler „[...] müssen den Verstand zu zügeln [lernen]“ (Regel 2006, S. 338);<br />

• sollen <strong>die</strong> Individualität ihrer bildnerischen Äußerungen wertschätzend zu kultivieren lernen (z. Vgl.<br />

ders. a.a.O., S. 339).<br />

Besonders <strong>die</strong> Rezeption betreffen:<br />

• Die Schülerinnen und Schüler sollen begreifend umzusetzen lernen, dass jedes Kunstwerk stets im<br />

Betrachten und intensiven Erleben von der Rezipientin/dem Rezipient zu vollenden ist (<strong>die</strong>s bedingt,<br />

nach einer zwar eigenen, aber der Form und Wirkung angemessenen und immer auch veränderbaren,<br />

niemals absoluten Auslegung zu streben) (vgl. ebd.).<br />

• Sie sollen Urteilsfähigkeit hinsichtlich künstlerischer Qualität erlangen, sich hierzu vor allem nach<br />

dem Kriterium der „Übereinstimmung von Inhalt und Form“ zu richten lernen (vgl. Regel 2006,<br />

S. 339 f.).<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> im Bereich der gestalterischen Kompetenz<br />

• „Die [Schülerinnen und] Schüler sollen [...] gestalterische Erfahrungen im Bereiche [...] der<br />

bildenden, angewandten und der bauenden Kunst[,] machen lernen“, anhand spezieller Aufgabenstellungen<br />

ausgehend von ihrer Lebenswirklichkeit (Regel 2006, S. 341);<br />

• sollen lernen und sich daran gewöhnen, aus ihrer Vorstellungskraft zu schöpfen, somit <strong>die</strong> Fähigkeit<br />

des Abbildens ihres inneren Erlebens zu entwickeln (vgl. ebd.);<br />

• sollen kunstgemäßes Naturstudium lernen (im Gegensatz zum „Sachzeichnen“, das <strong>für</strong> Zusammenhänge<br />

blind bleibt) (vgl. Regel a.a.O., S. 342);<br />

• sollen Abstraktion als Wesensmerkmal jeder künstlerisch relevanten Darstellung begreifen lernen;<br />

• sollen <strong>die</strong> gebräuchlichsten bildnerischen Techniken erlernen (immer nur im bewussten Einsatz als<br />

Mittel zum Zweck);<br />

• „[...] sollen lernen, künstlerisch relevante Formwirkungen wahrzunehmen und hervorzurufen“ – denn<br />

sie konstituieren den Inhalt (ebd.);<br />

• müssen sich <strong>für</strong> Formen und Farben intensiv sensibilisieren, dazu um psychische Mechanismen der<br />

Formwirkungen Bescheid wissen; sollen so auch spezifisch künstlerische Formwirkungen wahrnehmen<br />

lernen (vgl. Regel 2006, S. 342 f.);<br />

• sollen im Sinne der Kreativitätsförderung „basteln“ können und dabei „magisch wildes Denken“<br />

zulassen lernen (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 343).<br />

197


<strong>Bildungsstandards</strong> im Bereich der Bildkompetenz<br />

Die Entwicklung künstlerischer bzw. gestalterischer Kompetenz und einer künstlerisch belangvollen<br />

Bildkompetenz in den Feldern der Kunstrezeption und -produktion haben Hand in Hand zu gehen (vgl.<br />

Regel 2006, S. 340 und 343). Diese kreist um Wahrnehmung, Erzeugung und inhaltliche Bedeutungserfüllung<br />

von Formwirkungen, eine der Kernfragen künstlerischer Bildung und ihrer Standards:<br />

In der Kunstrezeption müssen Schülerinnen und Schüler lernen, „[...] Formwirkungen und deren Zusammenspiel<br />

wahrzunehmen und in ihrer Bedeutung wenigstens ahnend zu verstehen“; in der Kunstproduktion,<br />

„[...] solche Formwirkungen hervorzurufen, um damit etwas absichtsvoll auszulösen oder zu<br />

sagen und zum Ausdruck zu bringen“ (ders. a.a.O., S. 349 f.).<br />

Die Entwicklung außerkünstlerischer Bildkompetenz erhält ihren Stellenwert vor allem im Hinblick auf<br />

<strong>die</strong> Abgrenzung der künstlerisch relevanten Bildkompetenz, im Zusammenhang mit der Entwicklung<br />

allgemeinästhetischer Kompetenz, auf <strong>die</strong> Förderung kunstbezogenen Differenzierungsvermögens.<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> im Bereich der ästhetischen Kompetenz<br />

• Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, natürliche und materiell-kulturelle Erscheinungen und<br />

Gegenstände im Hinblick auf ihren ästhetischen Gehalt wahrzunehmen, nach Inhalt und Bedeutung<br />

zu fragen und <strong>die</strong>se zu bewerten; zwar insbesondere auch, um „den Reichtum und <strong>die</strong> Schönheiten“<br />

der visuellen Lebenswirklichkeit zu erkennen, dabei aber das Fassadenhafte hinter Urteilen wie<br />

„schön“ oder „hässlich“ zu durchschauen, daher demgegenüber Kriterien wie „authentisch, echt oder<br />

unecht, glaubwürdig“ vorzuziehen (Regel 2006, S. 343 f.).<br />

• Sie „[...] sollen lernen, zwischen künstlerischen und außerkünstlerischen Bildern zu unterscheiden“,<br />

hierzu müssen sie auch über „außerkünstlerische Bildkompetenz“ als Bildlese- bzw. Bildverstehenskompetenz<br />

verfügen, sie entwickeln und anwenden lernen (ders. a.a.O., S. 344).<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> im Bereich der kunsttheoretischen Kompetenz<br />

Für das kunstbezogene und hierin handlungsrelevante Nachdenken grenzt Regel zwei prinzipiell in<br />

gleicher Weise berechtigte und im Unterricht entsprechend zu berücksichtigende Formen voneinander ab:<br />

<strong>die</strong> „kunsttheoretische“ Betrachtungsweise der Kunstwissenschaft, bemüht wissenschaftlich objektiviert<br />

und distanziert gegenüber der mehr subjektiv-praktischen „künstlertheoretischen“ Perspektive der Künstlerinnen<br />

und Künstler selbst (vgl. Regel 2006, S. 344).<br />

• Die Schülerinnen und Schüler sollen sowohl <strong>die</strong> kunsttheoretische als auch <strong>die</strong> „künstlertheoretische“<br />

Betrachtungsweise „[...] kennen-, unterscheiden und ansatzweise ausüben lernen“; erstere vor allem<br />

während rezeptiv-reflexiver, z. B. kunsthistorischer, letztere vor allem während praktischer Problemstellungen<br />

(Regel a.a.O., S. 345).<br />

• Sie sollen ein „künstlerisches Bildverständnis“ entwickeln: im produktiven Tun das Künstlerische<br />

erfühlen, im Reflektieren dessen wesentlichste Merkmale verallgemeinernd auszudrücken und hierin<br />

<strong>die</strong> Unzulänglichkeit der Wortsprache begreifen lernen (vgl. ebd.)<br />

• Sie sollen Formen und Eigenheiten künstlerischer Wirklichkeit von anderen Ebenen, etwa der<br />

konkret räumlich-gegenständlichen, der ökonomischen oder der historisch-kulturellen, unterscheiden<br />

lernen;<br />

• sollen das Kunstsystem in seinen sich wandelnden historisch-gesellschaftlichen Abhängigkeitsverhältnissen<br />

verstehen lernen;<br />

• sollen sich dem „Verhältnis von Kunst und Wahrheit“ als erkenntnistheoretisches und auch<br />

moralisches Problem anzunähern lernen (vgl. ebd.).<br />

• Sie „[...] sollen zwischen der Qualität und dem Wert von Kunst unterscheiden lernen“ (Regel 2006,<br />

S. 346);<br />

• sollen <strong>die</strong> Prinzipien von Inhalt und Form differenzieren und deren wechselseitige Beziehungen<br />

verstehen lernen (vgl. ebd.);<br />

• sollen den Realismus in der Kunst in seinen historischen Formen und seiner zeitgenössischen<br />

Ausprägung differenzierend begreifen lernen;<br />

• sollen das Verhältnis von Realität und Abstraktion in der Kunst, <strong>die</strong> Merkmale gegenständlicher und<br />

ungegenständlicher Kunst verstehen lernen (vgl. ebd.).<br />

• Sie sollen über <strong>die</strong> Bildkunst hinaus ein interdisziplinäres Verständnis der verschiedenen Künste<br />

entwickeln;<br />

• sollen Kunst als ein zeitloses Mittel, <strong>die</strong> Grenzen des naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinns zu<br />

überschreiten, begreifen lernen (vgl. ebd).<br />

198


<strong>Bildungsstandards</strong> im Bereich der kunsthistorischen Kompetenz<br />

Diese beziehen sich schwerpunktartig auf <strong>die</strong> künstlerischen Moderne und werden in Form von<br />

„Problemkreisen“ dargeboten, <strong>die</strong> den Schülerinnen und Schülern helfen sollen, Kunstprozesse im<br />

Zusammenhang mit den historisch-kulturellen und sozio-ökonomischen ursächlichen Verhältnissen der<br />

betreffenden Zeit begreifen zu lernen (vgl. Regel 2006, S. 346 f.). So sollen sie z. B. nicht nur unterschiedliche<br />

Stile, Inhalte, Formen und Funktionen von Kunstprozessen und -werken, sondern auch <strong>die</strong><br />

biographischen und sozialen Bedingungen der Künstlerinnen und Künstler wie den Wandel der<br />

Produktions- und Rezeptionsweisen erkunden (vgl. ebd.). Im Erschließen der Bedeutung dessen, was<br />

jeweils „modern“ sich nennt, sei der Kennzeichnung Habermas' zu folgen: also auch eine Kunstidee des<br />

20. Jh.s, <strong>die</strong> „[...] einer spontan sich erneuernden Aktualität des Zeitgeistes [...] Ausdruck [...]“ (Habermas<br />

1994, S. 34) verleihen soll (vgl. Regel 2006, S. 347 sowie ders. 2003, S. 11). Dabei umfasst <strong>die</strong> von Regel<br />

empfohlene perspektivische Gliederung neben der Klassischen Moderne, der Spätmoderne und der<br />

Postmoderne auch <strong>die</strong> sog. „Zweite Moderne“ (Regel 2006, ebd.; siehe auch Klotz 1999).<br />

Soziale Kompetenz wird von Regel nicht außerhalb der Künstlerischen Bildung positioniert, ist ihrer<br />

gesamten Art nach weniger als übergeordnet, sondern mehr noch als fachspezifisch zu sehen: Der Bezug<br />

auf den Beuysschen Erweiterten Kunstbegriff macht sie zu einem Element der „Lebenskunst“ und einer<br />

aktiven Komponente der anderen Fachkompetenzen (Regel 2006, S. 347), deren Höhepunkt mit Beuys in<br />

der „Sozialen Plastik“ als erreicht gelten kann: dann, wenn ein „Organismus [...] alle wesentlichen<br />

Merkmale des Künstlerischen aufweist“ (ders. a.a.O., S. 340, Anm. 1). Eine minutiöse Konkretisierung<br />

als Einzelkompetenz unterlässt Regel hier, sie würde vor einem solchen Hintergrund auch keinen Sinn<br />

ergeben.<br />

Einzigartig unter den <strong>Bildungsstandards</strong> sind <strong>die</strong> Regelschen Vorschläge in ihrem<br />

kompromisslosen Kunstbezug aus der Unterrichtskonzeption der künstlerischen Bildung<br />

heraus; so manch ähnliches Element blitzt in deutschen Lehrplänen der bildnerischen<br />

Fächer auf, am deutlichsten dort, wo künstlerische Kompetenzen und ein erweiterter<br />

Kunstbegriff belangvoll werden (z. B. Berlin, Brandenburg) (vgl. SenBJS 2006, MBJSB<br />

2008). Ein wiederkehrendes Merkmal der Pointierungen Regels ist <strong>die</strong> Beziehung von<br />

Inhalt und Form – deren Erkenntnis als einer dialektischen Einheit galt schon der Kunst-<br />

erziehung der DDR als „[...] Hauptbestandteil aller Stoffeinheiten des Arbeitsbereiches<br />

Bildgestaltung“, Ziel sollte <strong>die</strong> zunehmend selbständigere und bewusste Verwirklichung<br />

<strong>die</strong>ses Zusammenklangs sein (vgl. Müller 1980, S. 52): Ein Prinzip, das heute seine alte<br />

Zentralstellung verloren hat. Mögliche Gründe hier<strong>für</strong> liegen nicht nur darin, dass der<br />

Kunstbezug der Lehrpläne offensichtlich abgenommen hat, mehr noch wären sie in<br />

jenem abgekapselt wachsenden „Unbehagen“ zu suchen, das im Kunstbetrieb selbst<br />

immer dann kurzfristig aufbricht, wann immer das verkrustete Verhältnis von Qualität<br />

und Marktliquidität, Kunstwert und Ausstellungswert diskursiv angeschnitten wird (vgl.<br />

Imdahl 2010). Was sich zeigt, ist ein zerfallener Qualitätsbegriff, angesichts dessen <strong>die</strong><br />

Kontroverse versiegt, weil ihr <strong>die</strong> Kriterien längst abhanden gekommen sind (vgl. ebd.).<br />

Als „fast schon nostalgisch“, vielleicht schon utopisch könnte man daher mit Imdahl<br />

(vgl. ebd.) auch Regels schnell formulierte Forderung, <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

„[...] sollen zwischen der Qualität und dem Wert von Kunst unterscheiden lernen“<br />

199


(Regel 2006, S. 346), bezeichnen. Aber selbst wenn Regel (2006) nicht näher erläutert,<br />

wie denn das eine oder das andere zu definieren sei, würde durch einen solchen<br />

Bildungsstandard zumindest <strong>die</strong> Debatte darüber am Leben erhalten.<br />

6.1.4. <strong>Bildungsstandards</strong> in Form künstlerischer Basiskompetenzen<br />

nach Grünewald & Sowa<br />

Die von Grünewald & Sowa (2006) vorgeschlagenen <strong>Bildungsstandards</strong> sind, und hierin<br />

liegt der erste große Unterschied zum zuvor erläuterten Regelschen Ansatz, zwar<br />

schulartunabhängig, aber schulstufenspezifisch differenziert und legen durch <strong>die</strong>sen<br />

Aufbau gleichzeitig eine schulaltersmäßig stufbare Entwicklung der Standard-<br />

kompetenzen nahe. Ein solches Modell böte sich, wenngleich eine Vorwegnahme des<br />

Standardtypus von Seiten Grünewalds & Sowas unterbleibt, durchaus <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Umsetzung in Form abschlussbezogener Regelstandards an. Unabhängig davon nimmt<br />

es sich aus, als wäre es leicht an systematisch analoge Lehrpläne zu adaptieren.<br />

Die zweite Diskrepanz versteckt sich hinter der Verwendung des Begriffs<br />

„Basiskompetenzen“, dem zum Teil völlig unvereinbare Bedeutungen verliehen werden:<br />

kompromisslos künstlerisch im Regelschen Gebrauch, bei Grünewald & Sowa artifiziell<br />

– ohne Bezugsaufgabe (!) – gerade um das spezifisch Künstlerische, das „ästhetische<br />

Surplus“ dezimiert, sodass ein vorteilhaft methodisierbares, kontrollierbares und auch<br />

überschaubares basales „Gerüst“ verbleibt (vgl. Grünewald/Sowa 2006, S. 308). Ein-<br />

gang in <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> findet jenes Surplus nur als dessen quasi unsichtbare<br />

„Seele“, überprüft werden kann im Unterricht höchstens, ob <strong>die</strong> entsprechenden Voraus-<br />

setzungen gegeben sind. Diese lassen sich verallgemeinern, nur exemplarisch-punktuell<br />

skizzieren, niemals qualitativ und quantitativ eng definieren (vgl. ebd.). Eine demgemäß<br />

aspekthafte Beschreibung kunstunterrichtlicher <strong>Bildungsstandards</strong> kann nach Grüne-<br />

wald & Sowa lauten wie folgt:<br />

Standardkompetenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Primarstufe (bzw. bis Klasse 6)<br />

• „vielfältiges Bildwissen (Bilder und Bildsorten unterschiedlicher Epochen, Funktionen, Macharten,<br />

Me<strong>die</strong>n, Präsentationsorte und -weisen usw.),<br />

• vielfältige Zugangsmethoden und deren Anwendung (insbesondere spielerische, assoziative Verfahren),<br />

• differenziertes und vertieftes Betrachten, Beschreiben und Deuten,<br />

• Wissen um Bildkontexte (dem Interessen- und Verstehenshorizont der Kinder angemessen),<br />

• vielfältige Herstellungsverfahren von Bildern (einschließlich Material, Me<strong>die</strong>n, Werkzeug; bezogen<br />

auf Fläche, Körper, Raum, Bewegung/Zeit; Techniken, <strong>die</strong> der motorischen Entwicklung der Kinder<br />

angemessen sind),<br />

• differenziertes Gestaltungsvermögen (orientiert an den Phasen der Entwicklung der Kinderzeichnung,<br />

Erweiterung der individuell vorhandenen Bildsprache),<br />

200


• Fertigkeiten in einfachen Gestaltungsverfahren im zwei- und dreidimensionalen Bereich“<br />

(Grünewald/Sowa 2006, S. 309).<br />

Standardkompetenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sekundarstufe I (Klasse 7 bis 9/10)<br />

Diese umfassen in unveränderter Gültigkeit alle im Primarbereich eingeführten Kompetenzanforderungen<br />

sowie zur Erweiterung:<br />

• „Einblick in Kunst- und Me<strong>die</strong>ntheorien (Kunstbegriff, Kunst u. Gesellschaft usw.),<br />

• Einblick in historische Entwicklungen und deren Faktoren (diachronischer und synchronischer<br />

Kontext),<br />

• Kenntnis und Anwendung komplexerer Analyse- und Verstehensmethoden bei Bildern,<br />

• Fertigkeiten in schwierigeren Gestaltungsverfahren im zwei- und dreidimensionalen sowie im<br />

medialen Bereich,<br />

• Verfügen über grundlegende Fachbegriffe,<br />

• Fähigkeiten kritischer Reflexion und Wertung,<br />

• Kenntnis und Anwendungsvermögen von Gestaltungsgesetzen und -regeln,<br />

• Fähigkeit eigene Konzepte zu entwickeln und zu realisieren,<br />

• Gewinnen einer eigenen Position“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 310).<br />

Für <strong>die</strong> Sekundarstufe II führen Grünewald & Sowa keine grundlegend neuen Kompe-<br />

tenzen mehr an, <strong>die</strong> Formulierungsunterschiede zum <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sekundarstufe I gelisteten<br />

Gesamt sind marginal. Offenbar erhöht sich jedoch das Anforderungsniveau, wenn nun<br />

„[...] gelten muss, dass alle [zuvor, Anm. d. Verf.] genannten Kompetenzen [...]<br />

erworben sind“ (Grünewald/Sowa 2006, S. 310). Wann genau, ob gegen Anfang oder<br />

Ende der Sekundarstufe II, bleibt unklar, hätte allerdings bedeutende Konsequenzen <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> didaktische Praxis wie <strong>für</strong> <strong>die</strong> selektive Schärfe der Standards. Auf eine vorge-<br />

gebene klassenweise Niveaudifferenzierung wird verzichtet, <strong>die</strong> geforderte allmähliche<br />

Steigerung pro Schulstufe kann sich daher bezüglich der Lernprozessgestaltung und<br />

-bewältigung mit Hinweisen wie „schwieriger“, „komplexer“, „eigenständiger“ und<br />

dem Kriterium der Alters- bzw. Entwicklungsgerechtheit begnügen. Verständlich wird<br />

<strong>die</strong>s vor dem Hintergrund, dass, wie besonders Grünewald betont, <strong>Bildungsstandards</strong><br />

vor allem eines nicht dürften: <strong>die</strong> „wesentliche Zielkompetenz [...] [der] freie[n]<br />

Anwendung und Transformation [...]“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 311) behindern.<br />

6.2. Implementierte <strong>Bildungsstandards</strong>-Varianten: ausgewählte Beispiele<br />

6.2.1. Länderspezifische Fassungen in Deutschland<br />

6.2.1.1. <strong>Bildungsstandards</strong> Baden-Württemberg<br />

Kunstpädagogische <strong>Bildungsstandards</strong> in Baden-Württemberg sind fach- und schultyp-<br />

spezifisch, darin wiederum an bestimmte, unterschiedliche Jahrgangsstufen gebunden<br />

und weichen dementsprechend stark sowohl formal, inhaltlich, wie auch in ihren jewei-<br />

ligen Anspruchsgraden und Niveaudifferenzierungen voneinander ab. In keinem Fall<br />

201


lassen sich <strong>die</strong> fach(bereichs)spezifischen Kompetenzen auf ein originär fachliches<br />

Kompetenzmodell zurückverfolgen, wenn überhaupt von einer <strong>die</strong>sbezüglichen gemein-<br />

samen Basis gesprochen werden kann, so liegt sie im überfachlichen Bereich – im<br />

Bezugsrahmen der Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenzen, der jedoch <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> tatsächliche Kompetenzbereichseinteilung irrelevant ist. Diese folgt thematischen,<br />

der fachdidaktischen Angemessenheit entsprungenen, aber doch recht willkürlich<br />

gesetzten Kriterien. Die Analyse wird sich im Folgenden zunächst eine <strong>die</strong>ser Grund-<br />

strukturkomponenten exemplarisch herausgreifen und in ihrem Entwicklungsverlauf<br />

nachverfolgen. Hier<strong>für</strong> bieten <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> im Fächerverbund „Musik – Sport<br />

– Gestalten“ von Hauptschule und Werkrealschule zunächst eine Niveauabstufung im<br />

Doppel-Tripel-Einzelschritt der Jahrgangsstufenenden 6, 9, 10. Wird nun der<br />

Kompetenzbereich „Objekt und Funktion“ um seine rein musikalischen bzw. sportlichen<br />

Anteile gekürzt und werden ebenso Entsprechungen der Fächer Textiles Gestalten/<br />

Technisches Werken entfernt, bleiben im Wesentlichen <strong>die</strong>se „Kompetenzbündel“ übrig:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler können [...]“<br />

Klasse 6: „Gegenstände sammeln, ordnen, plastisch gestalten und mit ihnen experimentieren“;<br />

„eigene Sammlungen präsentieren“; „Objekte, [...] Geräte und Materialien mit allen Sinnen<br />

wahrnehmen und handelnd mit ihnen umgehen“ (MKJS 2004a, S. 144);<br />

Klasse 9: „Gegenstände und Materialien sammeln, ordnen und darstellen, entwerfen und<br />

herstellen“; „Objekte, [...] Geräte und Materialien differenziert wahrnehmen und [...]<br />

experimentell, systematisch, technisch-funktional, kreativ und verantwortungsbewusst nutzen“<br />

(dass. a.a.O., S. 146);<br />

Klasse 10: „Objekte, [...] Geräte und Materialien differenziert wahrnehmen und mit ihnen<br />

experimentell, systematisch, funktional, kreativ und verantwortungsbewusst umgehen“ (dass.<br />

a.a.O., S. 149)<br />

„Die Schülerinnen und Schüler kennen [...]“<br />

Klasse 9: „[...] Funktionen und Wirkungen von Musik, Bild, Text und Bewegung in Me<strong>die</strong>n,<br />

können damit arbeiten und das Ergebnis präsentieren“ (dass. a.a.O., S. 146);<br />

Klasse 10: „[...] <strong>die</strong> [sic] Beziehung von Form und Funktion und können <strong>die</strong>ses Wissen bei<br />

eigenen Gestaltungen anwenden“ (dass. a.a.O., S. 149).<br />

Kritik an der Baden-Württemberger Methode kommt von Schoppe, der bezüglich der<br />

gymnasialen <strong>Bildungsstandards</strong> vorbringt, man sei dort „[...] in eine reine Beschreibung<br />

operationalisierter Fertigkeiten bei Gestaltungs- und Analyseprozessen [...] verfallen“<br />

und wider besseren Wissens (welches doch aus den „Leitgedanken“ noch spreche) letzt-<br />

endlich in eine typische Falle der Output-Orientierung getappt (vgl. Schoppe 2008,<br />

S. 5). Nicht viel anders sieht es in Hauptschule und Werkrealschule aus: Da überdecken<br />

sich wiederholende Verbensammlungen das Fehlen von Belegen, woran sich ein mög-<br />

licher Kompetenzzuwachs erkennen lassen soll – „differenziert wahrnehmen“ etwa<br />

202


muss weder Gegensatz noch Fortschritt im Vergleich zu „mit allen Sinnen wahrnehmen“<br />

sein (siehe MKJS 2004a, S. 144 bzw. 146). Fast schon zwingend ergibt sich <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Lehrkraft der Blick in <strong>die</strong> „Niveaukonkretisierungen“ zu den <strong>Bildungsstandards</strong>, auf der<br />

Suche nach einem passenden unter <strong>die</strong>sen hier 26 praktischen Umsetzungsbeispielen<br />

(<strong>für</strong> <strong>die</strong> Realschule gibt es derer 27, <strong>für</strong> das Gymnasium 21). Demnach eignet sich z. B.<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Anwendung der Verhaltensangaben/den Erwerb des Kompetenzbündels<br />

„Gegenstände sammeln, ordnen, plastisch gestalten und mit ihnen experimentieren“ in<br />

Klasse 6 das <strong>Thema</strong> „Fantastische Figuren aus Ästen und weiteren Naturmaterialien“<br />

(vgl. LS-BW 2007). Hieran wird exemplarisch das <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Zeitabschnitt verbindliche<br />

Anspruchsniveau dreistufig (A, B, C) auskonkretisiert (vgl. LS-BW 2009, S. 3). In den<br />

„Niveaubeschreibungen“ findet sich schließlich eine gewisse Intensitäts-, Quantitäts-<br />

und Komplexitätssteigerung, sie umfassen stets <strong>die</strong> Punkte a – e und lauten auszugs-<br />

weise wie folgt:<br />

„Niveaustufe A<br />

Die Schülerin/der Schüler<br />

a) findet in der Natur Gegenstände.<br />

b) kann in einer Naturform eine Figur entdecken.<br />

[...]<br />

Niveaustufe B<br />

Die Schülerin/der Schüler<br />

a) sucht aktiv und findet in der Natur fantastische Gegenstände.<br />

b) kann in Naturformen Figuren entdecken.<br />

[... ]<br />

Niveaustufe C<br />

Die Schülerin/der Schüler<br />

a) entwickelt passende Suchstrategien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sammlung von fantastischen Gegenständen in der<br />

Natur.<br />

b) kann in Naturformen fantasievolle Figuren entdecken und kombinieren“ (LS-BW 2007, S. 3,<br />

Hervorheb. d. Verf.).<br />

Zur Nachvollziehung solcher Stufen braucht es wohl wissenschaftliche Begründungen,<br />

wie sie <strong>die</strong> Klieme-Expertise als Grundcharakteristika eines jeden Stufenmodells allen<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> theoretisch vorangestellt hat (vgl. Klieme et al. 2007, S. 74), nicht;<br />

offenbar reicht eine Art fachdidaktischer Hausverstand (s. Abschn. 4.1.2.3. <strong>die</strong>ser Arb.).<br />

Nicht alle der sieben „Kompetenzbereiche“ im Fächerverbund (vgl. MKJS 2004a,<br />

S. 144-150) weisen einen ausgeprägten Bezug zum <strong>Bildnerische</strong>n auf, „Bewegung“ und<br />

„Fitness und Gesundheit“ gar keinen. In <strong>die</strong> engere Auswahl <strong>für</strong> den schultypenüber-<br />

greifenden Vergleich kommen „Ich und andere“ (aufgrund inhaltlicher Überschnei-<br />

dungen mit dem Bereich „Mensch und Lebenswelt“ der Realschule) (vgl. MKJS 2004b,<br />

S. 134), „Künste“ (als Reservoir <strong>für</strong> den Kunstbezug im Fächerverbund, durch Inhalte<br />

wie „Kunstbetrachtung“ den Fächern „Bildende Kunst“ in Realschule bzw. Gymnasium<br />

203


eng verbunden), „Raum und Zeit“ sowie eingeschränkt auch „Spiel“ (deren beider Ent-<br />

sprechung am ehesten der Bereich „Raum, Aktion, Interaktion“ der Realschule bildet)<br />

(vgl. ebd.). Der Bereich „Objekt und Funktion“ eignet sich jedoch besonders gut, weil<br />

sich an ihm aufgrund von Formulierungsähnlichkeiten demonstrieren lässt, wie einzelne<br />

Kompetenzen je nach Schulform in ganz unterschiedlichen Bereichen landen können.<br />

Die <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> Bildende Kunst in der Realschule (MKJS 2004b, S. 131-136)<br />

unterteilen sich in solche, <strong>die</strong> <strong>für</strong> alle Klassen (6-10) gelten, aus Themen- werden Kom-<br />

petenzbereiche; und solche, <strong>die</strong> eine Doppeljahrgangsstufe ganz speziell betreffen, wenn<br />

ein bestimmter Themenbereich an einem Einzelthema weiter konkretisiert wird. Einem<br />

analogen Ordnungsschema sind <strong>die</strong> Arbeitsbereiche unterworfen. So erhält man gleich-<br />

zeitig eine Niveausteigerung des betreffenden Kompetenzbereichs in Doppeljahrgangs-<br />

stufen. Ein Beispiel: Themenbereich „Erleben und Darstellen“ wird übersetzt in den<br />

Kompetenzbereich:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler können sich gedanklich in eine geschilderte Situation hineinversetzen,<br />

äußere Reize bewusst wahrnehmen, <strong>die</strong>se bildnerisch kreativ umsetzen und fremdartigen<br />

Darstellungsweisen fantasievoll und tolerant begegnen“ (dass. a.a.O., S. 134).<br />

Dies ist der Bildungsstandard aller Klassen, nun ausdifferenziert in <strong>die</strong> folgenden<br />

Standardkompetenzen/Kompetenzbündel:<br />

„Gefühle, Traum und Fantasie (6)<br />

Sie können Gefühle, Stimmungen und Fantasiewelten [...] durch vielfältige bildnerische Möglichkeiten<br />

ausdrücken.<br />

Natur und Umwelt (8)<br />

Sie können Objekte und Ereignisse aus Natur oder Umwelt beobachten und bildnerisch umsetzen.<br />

Wechselnde Sichtweisen (10)<br />

Sie können Bekanntes bildnerisch in neue Zusammenhänge setzen; sich mit ungewohnten<br />

Darstellungsweisen auseinandersetzen“ (ebd.).<br />

Die Einsichtnahme in <strong>die</strong> „Niveaukonkretisierung“ zu Natur und Umwelt (8) bringt<br />

folgende Verdeutlichung:<br />

„Niveaustufe A<br />

⇒ Mehrere Objekte werden betrachtet,<br />

⇒ das zu bearbeitende Objekt aufgrund einfach umzusetzender Formen und Strukturierung ausgewählt<br />

und<br />

⇒ <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> mit vorgegebenen bildnerischen Mitteln vollständig ausgearbeitet.<br />

Niveaustufe B<br />

⇒ Mehrere Objekte werden auf ihre bildnerischen Qualitäten hin betrachtet [...].<br />

⇒ Die Auswahl findet aufgrund vielfältiger Formgebung und Strukturierung statt.<br />

⇒ Die Stu<strong>die</strong> wird mit selbstständig ausgewählten bildnerischen Mitteln konsequent ausgearbeitet.<br />

Niveaustufe C<br />

⇒ Mehrere Objekte werden auf ihre bildnerischen Qualitäten hin überprüft [...].<br />

⇒ Die Auswahl findet entsprechend dem bildnerischen Vorhaben statt.<br />

204


⇒ Die Stu<strong>die</strong> wird mit absichtsvoll ausgewählten bildnerischen Mitteln fantasievoll bearbeitet“.<br />

(LS-BW 2005a, S. 2, Hervorheb. d. Verf.).<br />

Ein weiteres Beispiel: Themenbereich „Kommunikation und kulturelles Bewusstsein“<br />

wird zum Bildungsstandard:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler können sich eine eigene Meinung bilden, konstruktive Kritik üben<br />

und fremdartigen Geisteshaltungen und Lebensauffassungen und deren künstlerisch kreativen<br />

Ausdrucksmöglichkeiten tolerant begegnen“ (MKJS 2004b, S. 135).<br />

Darin enthalten das folgende Kompetenzbündel, relevant <strong>für</strong> Klasse 8:<br />

„Sammeln und Dokumentieren (8)<br />

Sie können alltägliche Gegenstände, Erinnerungsstücke, Bilder und Artefakte zusammentragen,<br />

bearbeiten und präsentieren“ (ebd.).<br />

Dieses kann z. B. mit einem Kompetenzbündel im Arbeitsbereich „Plastik, Körper,<br />

Raum“ kombiniert werden:<br />

„(8) Sie können bei der Arbeit mit Fundstücken systematisch vorgehen: Zusammentragen,<br />

Sortieren, Ordnen und Wiederverwerten, Anordnung in Räumen sowie Montage als plastisches<br />

Arbeitsverfahren“ (MKJS 2004b, S. 136).<br />

Die „Niveaukonkretisierung“ der Kompetenzen in Sammeln und Dokumentieren (8)<br />

vollzieht sich anhand der Aufgabenstellung:<br />

„Die Schüler sammeln Fragmente, <strong>die</strong> mit ihrem schulischen Alltag in Verbindung standen oder<br />

stehen. Diese Materialien <strong>die</strong>nen als Grundlage <strong>für</strong> eine praktische Arbeit (sammeln – auswählen<br />

und verwerfen – collagieren – montieren ...)“ (LS-BW 2005b, S. 2).<br />

Die Niveaubeschreibungen lauten:<br />

„Niveaustufe A<br />

⇒ Schulische Arbeitsmaterialien werden zusammengetragen und zum Bild oder Objekt<br />

zusammengefügt.<br />

⇒ Das Typische der schulischen Tätigkeit über eine gewisse Zeitspanne hinweg kommt darin zum<br />

Ausdruck.<br />

Niveaustufe B<br />

⇒ Schulische Arbeitsmaterialien werden zusammengetragen, durch persönliche Dokumente aus<br />

verschiedenen Klassenstufen ergänzt und unter Berücksichtigung kompositorischer Aspekte<br />

zusammengefügt.<br />

⇒ Die Entwicklung des Erlebens von Schule wird über mehrere Schuljahre hinweg deutlich.<br />

Niveaustufe C<br />

⇒ Schulische Arbeitsmaterialien aus verschiedenen Jahren und Zeiten werden zusammengetragen,<br />

durch geeignete persönliche Dokumente ergänzt und gezielt als bildnerische Komposition<br />

zusammengestellt.<br />

⇒ Der Verlauf der persönlichen schulischen Entwicklung wird auch im Vergleich zu früheren<br />

Generationen betrachtet und reflektiert“ ( LS-BW 2005b, S. 2, Hervorheb. d. Verf.).<br />

Interessant ist dabei, nicht nur zu beobachten, wo <strong>die</strong> Konkretisierung ihren Ausgang<br />

nimmt und wo sie schließlich endet, sondern auch, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Niveauabstufung (und<br />

-bewertung) neben den bekannten Kriterien des „Je mehr, desto besser“, der Ausführ-<br />

205


lichkeit, der Steigerung von Selbstausdruck und -reflexivität auch „kompositorische<br />

Aspekte“ einfließen, <strong>die</strong> ihrerseits wiederum entsprechende „versteckte“ Kompetenzen<br />

voraussetzen.<br />

Die <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> Bildende Kunst im Gymnasium (MKJS 2004c, S. 291-298)<br />

wurden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Doppeljahrgangsstufen 6, 8, 10 sowie <strong>die</strong> Kursstufe (12) formuliert, mit<br />

unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen der jeweiligen Kompetenzbereiche. In<br />

Klasse 6 betreffen <strong>die</strong>se vier große Arbeits- bzw. Themenbereiche, darunter jenen rund<br />

um <strong>die</strong> gedankliche und praktische Einsicht in <strong>die</strong> „Vielfalt der Darstellungsweisen“.<br />

Zugehörige Standardkompetenzen sind u. a.:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler können <strong>die</strong> Vielfalt der Darstellungsweisen als Anregung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

eigene praktische Arbeit auffassen; [können] sammeln und dokumentieren [...]“ (dass. a.a.O.,<br />

S. 295).<br />

Die entsprechenden Konkretisierungen geschehen am Praxisbeispiel „Werkkontext“:<br />

„Niveaustufe A<br />

Einzelne Werke werden gesammelt. [...] Die eigene Arbeit der Schülerinnen und Schüler<br />

beschränkt sich auf ein Nachahmen.<br />

Niveaustufe B<br />

Mehrere passende Werke werden gesammelt, sorgfältig und übersichtlich dokumentiert. [...] Über<br />

das Nachahmen hinaus ist in Teilen ein eigenständiger Umgang mit den gewählten Darstellungsweisen<br />

zu erkennen“ (LS-BW 2006, S. 1, Hervorheb. d. Verf.).<br />

„Niveaustufe C<br />

Mehrere passende Werke werden gesammelt und anschaulich dokumentiert. [...] Verschiedene<br />

Darstellungsweisen werden <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigene Arbeit erprobt und führen zu einem kreativen Arbeitsergebnis“<br />

(dass. a.a.O., S. 2, Hervorheb. d. Verf.).<br />

In Klasse 10 werden <strong>die</strong> beiden ersten der fünf (unbetitelten) Kompetenzbereiche von<br />

der vergleichenden Werkanalyse im Hinblick auf Form-Inhalt- und Wirkungszusam-<br />

menhänge sowie der Kunstgeschichte zusammen mit einem „offenen Prozess“ der Ver-<br />

wendung, Bearbeitung oder Neukontextualisierung besetzt (vgl. MKJS 2004c, S. 297).<br />

Die <strong>Bildungsstandards</strong> zu Punkt eins heißen:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler können formale Gestaltungsmerkmale und ihre unterschiedlichen<br />

Wirkungen und Aussagen erkennen; [können] <strong>die</strong> wechselseitige Beziehung des Formalen und<br />

seiner Wirkungen erschließen“ (ebd.).<br />

Erst jetzt und nur (mit Ausnahme der Kursstufe, <strong>die</strong> der Vertiefung <strong>die</strong>nt) hier also<br />

taucht <strong>die</strong> Behandlung des Form-Inhalt-Problems, welches etwa Günther Regel (2006)<br />

als wesentlichen Faktor des Kompetenzerwerbs aller Schulformen und -klassen betrach-<br />

tet (vgl. Abschn. 6.1.3. <strong>die</strong>ser Arb.), erstmals deutlich auf.<br />

„Die Schülerinnen und Schüler haben Kenntnisse zu exemplarischen Aspekten der Kunstgeschichte<br />

[...]. Sie können ihr Wissen strukturieren“ (MKJS 2004c, S. 297).<br />

206


So lauten jene der <strong>Bildungsstandards</strong> zu Punkt zwei, <strong>für</strong> <strong>die</strong> es Niveaubeschreibungen<br />

gibt (siehe LS-BW 2004). Dem angeschlossen allerdings ist ein Kompetenzbündel ohne<br />

weitere Konkretisierungen, anscheinend kontingent, weil es dem offenen Lernprozess<br />

zukommt:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler können sammeln, auswählen; [können] umformen, verwandeln;<br />

[können] den Zufall einbeziehen; [können] Bilder, Sammlungen oder Objekte mit neuen<br />

Bedeutungen schaffen“ (MKJS 2004c, S. 297).<br />

Die sich aufdrängende Vermutung, ob nicht mit einem solchen Stufenmodell entgegen<br />

der Intention der Klieme-Expertise (vgl. Klieme et al. 2007, S. 74) Glaube vor Wissen<br />

gestellt wird, wirft <strong>die</strong> Frage auf, warum so – und nicht anders? Die Befreiung der<br />

Niveaukonkretisierungen von jedem empirisch gesicherten Anspruch hat den Vor- und<br />

Nachteil zugleich, dass <strong>die</strong>se nun „[...] keinesfalls als Aufgabenstellungen <strong>für</strong> Test- und<br />

Prüfungsverfahren zu verstehen [sind]“ (MKJS 2007, S. 5).<br />

6.2.1.2. <strong>Bildungsstandards</strong> Hamburg<br />

Im Hamburger Bildungsplan sind <strong>für</strong> den gesamten Lernbereich Künste (statt der<br />

Fächer Bildende Kunst, Musik, Darstellendes Spiel) in den Hauptschulklassen 5-6 (BBS<br />

2007) zum einen gemeinsame, zum anderen fachspezifische Anforderungen auf dem<br />

einheitlichen Niveau bis Ende Jahrgangsstufe 6 verbindlich festgelegt. Produktion,<br />

Rezeption, Reflexion und Präsentation als Kompetenzbereiche werden nur im ersteren<br />

Fall strukturell hervorgehoben, ansonsten wird darauf verzichtet. Auch <strong>für</strong> Bildende<br />

Kunst in Haupt- und Realschule, Klassen 7-8 (BSB 2004/2008), werden <strong>die</strong> Bildungs-<br />

standards in langen, fast undifferenzierten Listen abgelegt, was den Überblick zunächst<br />

erschwert. Allerdings ist festzustellen, dass <strong>die</strong> fächerübergreifenden Anforderungen des<br />

Lernbereichs sich zu einem Gutteil leicht modifiziert in den nur fachlichen „Anforde-<br />

rungen nach Jahrgangsstufe 7“ wiederfinden. So zählt zu den allgemeinen „Anforderun-<br />

gen am Ende der Jahrgangsstufe 6“ im Bereich Produktion etwa: „Die Schülerinnen und<br />

Schüler [...] setzen ihre eigenen Ideen mit Hilfe der im Unterricht gelernten Gestal-<br />

tungsmittel altersgemäß um“ (BBS 2007, S. 10). Zur selben Zeit lauten <strong>die</strong> entsprechen-<br />

den fachspezifischen Anforderungen z. B.: „[...] gestalten ein dreidimensionales Objekt<br />

absichtsvoll“, „gestalten mit Linie, Farbe und Form eine Bildfläche“ (dass. a.a.O.,<br />

S. 11), und <strong>die</strong> Anforderungen nach Jahrgangsstufe 7 formulieren ganz ähnlich: „[...]<br />

kennen Gestaltungsmittel wie Linie, Farbe, Form, Volumen und <strong>die</strong> Organisation einer<br />

Bildfläche bzw. eines dreidimensionalen Objekts“ und „können <strong>die</strong>se Gestaltungsmittel<br />

absichtsvoll einsetzen und experimentierend mit ihnen umgehen“ (BSB 2004/2008, S.<br />

207


27). Fächerübergreifende Standards im Bereich Rezeption, Ende Jahrgangsstufe 6 lauten<br />

beispielsweise: „[...] kennen exemplarische Werke, Künstler [...] unterschiedlicher<br />

Epochen und Stile [...]“ (BBS 2007, S. 10), in den Fachstandards kommt hinzu: „[...]<br />

haben mindestens zwei Kunstwerke oder anderen Gegenstände der Betrachtung vor Ort<br />

(z. B. Stadtteil, Museum) kennen gelernt“ (dass. a.a.O., S. 11). Zu den „Anforderungen<br />

nach Jahrgangsstufe 7“ besteht nicht viel Unterschied: „[...] haben in jedem Arbeits-<br />

bereich mindestens ein exemplarisches Kunstwerk kennengelernt“ und „haben Kunst-<br />

werke [...] aus ihrem Stadtteil, ihrer Umgebung sowie aus einem der Hamburger<br />

Museen [...] vor Ort kennengelernt“ (BSB 2004/2008, S. 27, Orthogr. lt. Orig.).<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> im Bereich Reflexion, Ende Jahrgangsstufe 6 sind u. a.: „[...] stellen<br />

ansatzweise Bezüge zwischen Inhalten, Wirkungen und Gestaltungsmitteln her“ und<br />

„wenden dabei gelernte Fachbegriffe zutreffend an“ (BBS 2007, S. 10), in den fach-<br />

spezifischen „Anforderungen nach Jahrgangsstufe 7“ wird wiederholt: „[...] können sich<br />

[...] unter Verwendung der erlernten Fachbegriffe äußern und dabei ansatzweise Bezüge<br />

zwischen Inhalten, Wirkungen und Gestaltungsmitteln unterscheiden“ (BBS 2004/2008,<br />

S. 27). Der Kompetenzbereich Präsentation der Klassen 5-6 wird zum „didaktischen<br />

Grundsatz“ in den Klassen 7-8, scheint konkret erst in den „Anforderungen im Aufbau-<br />

kurs“ (s.u.) wieder auf (vgl. BBS 2004/2008, S. 9 bzw. 28). In einem grundlegenden<br />

Punkt hebt sich der Bildungsplan Haupt- und Realschule <strong>für</strong> Bildende Kunst,<br />

Jahrgangsstufen 7-8, vom Rahmenplan <strong>für</strong> den Lernbereich der Jahrgangsstufen 5-6 ab:<br />

Er bestimmt nicht nur <strong>die</strong> eben skizzierten jahresübergreifenden Standardkompetenzen,<br />

sondern zusätzlich noch zwei kursspezifische Anforderungsniveaus (vgl. BSB<br />

2004/2008, S. 10 bzw. 27 f.). Formal geschieht Letzteres mittels eines ausführlichen 18-<br />

Punkte-Katalogs an Anforderungen im Grundkurs bzw. 23-Punkte-Katalogs <strong>für</strong> den<br />

Aufbaukurs, bei näherer Betrachtung zu großen Teilen in denselben Worten. So<br />

erweisen sich in Grund- wie Aufbaukurs als formulierungsident:<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

• „haben ihre Fertigkeiten im Umgang mit verschiedenen Werkzeugen und Materialien erweitert“,<br />

• „können Gegenständliches genau beobachten und abbilden“,<br />

• „können gestalterische Mittel, wie z. B. Farbkontraste, Schraffur, Grautöne, Oberflächenbehandlung<br />

zur Kennzeichnung und Differenzierung von Bildgegenständen einsetzen“,<br />

• „kennen Mittel zur räumlichen Ordnung von Bildgegenständen auf der Fläche und können sie<br />

anwenden“,<br />

• „können bei der Betrachtung von Kunstwerken und anderen Gegenständen ihre Wahrnehmungen<br />

belegen und persönliche Eindrücke, Anmutungen, Assoziationen und Urteile zum Objekt erläutern<br />

und begründen“,<br />

• „kennen einige Kunstwerke im Original“,<br />

• „können Skizzen und Vorarbeiten unterschiedlicher Art zum Finden eines Lösungsweges einsetzen“<br />

(BSB 2008, S. 27 f.).<br />

208


Am ehesten noch in <strong>die</strong>se Gruppe einzureihen, weil ohne klar ersichtlichen begrifflichen<br />

Unterschied, wären auch <strong>die</strong> Kompetenzillustrationen:<br />

• Grundkurs: „[...] können Wirkungen von Farben auf <strong>die</strong> menschlichen Sinne und Gefühle erkennen<br />

und beschreiben“,<br />

• Aufbaukurs: „[...] können <strong>die</strong> Wirkung von Farben auf <strong>die</strong> menschlichen Sinne und Gefühle erkennen<br />

und beschreiben“ (dass. a.a.O., S. 27 bzw. 28).<br />

Während <strong>die</strong> doppelte Nennung eine implizite Differenzierung quasi als Appell be-<br />

inhaltet, werden folgende Kompetenzanforderungen bereits a priori in gewisser Weise<br />

gestuft:<br />

Grundkurs: Die Schülerinnen und Schüler<br />

• „haben Planungen in Arbeitsprozessen erprobt“,<br />

• „können persönliche ästhetische Vorstellungen darstellen“,<br />

• „können zunehmend fachsprachliche Termini verstehen“,<br />

• „können Gestaltung in ihrer Umwelt erkennen“,<br />

• „kennen <strong>die</strong> Bildgattungen Porträt, Landschaft und Stillleben“,<br />

• „kennen Künstler, <strong>die</strong> mit ihren Arbeiten von gewohnten Sichtweisen abweichen“,<br />

• „haben sich mit einem Künstler/einer Künstlerin intensiver auseinandergesetzt“,<br />

• „kennen zwei Hamburger Museen“ (BSB 2008, S. 27, Hervorheb. d. Verf.).<br />

Aufbaukurs: Die Schülerinnen und Schüler<br />

• „haben Planungen in Arbeitsprozessen erprobt und Beziehungen zwischen planendem Vorgehen und<br />

Ergebnissen erfahren“,<br />

• „können persönliche ästhetische Vorstellungen auf vielfältige Weise darstellen“,<br />

• „können fachsprachliche Termini verstehen, anwenden und erläutern“<br />

• „können Gestaltung in ihrer Umwelt erkennen, sie untersuchen und Deutungen versuchen“,<br />

• „kennen <strong>die</strong> Bildgattungen Porträt, Landschaft und Stillleben und können einige Repräsentanten<br />

benennen“,<br />

• „kennen Künstler, <strong>die</strong> mit ihren Arbeiten von gewohnten Sichtweisen abweichen, und können <strong>die</strong>se<br />

benennen“,<br />

• „haben sich mit einem Künstler/einer Künstlerin intensiver auseinandergesetzt, selbstständig<br />

Material gesammelt und <strong>die</strong>ses <strong>für</strong> eine übersichtliche Präsentation ausgewählt und angemessen<br />

kommentiert“,<br />

• „haben verschiedene Hamburger Museen kennengelernt und sind im Ansatz über deren<br />

unterschiedliche Profile informiert“ (dass. a.a.O., S. 28, Hervorheb. d. Verf.).<br />

Übrig bleiben im Grundkurs <strong>die</strong> Kompetenzen:<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

• „sind fähig, farbliche Ausdrucksqualitäten, Wirkungszusammenhänge und Kompositionsmerkmale<br />

praktisch anzuwenden“,<br />

• „sind fähig, eigene Ideen <strong>für</strong> Alltagsgegenstände in Skizzen und Entwürfen zu verdeutlichen“ (dass.<br />

a.a.O., S. 27).<br />

Folgende Erweiterungen kommen im Aufbaukurs zusätzlich hinzu:<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

• „kennen verschiedene künstlerische Verfahren, können <strong>die</strong>se anwenden und ihre Wirkungen<br />

reflektieren“,<br />

• „kennen einige Farbkontraste und können <strong>die</strong>se absichtsvoll <strong>für</strong> den Bildausdruck einsetzen“,<br />

• „können Ursachen <strong>für</strong> dreidimensionale Wirkungen in der Fläche beschreiben und analysieren“,<br />

• „können Visualisierungen zur Erläuterung von Sachverhalten einsetzen“,<br />

• „können an einzelnen Beispielen künstlerische Ausdrucksformen und damit verbundene<br />

Vorstellungen mit einem geschichtlichen/gesellschaftlichen Kontext verbinden“,<br />

• „können ihre sukzessiv erworbenen Wissensbestände auf einen historischen Längsschnitt anwenden“,<br />

• „haben sich mit unterschiedlichen Berufsfeldern auseinandergesetzt“ (BSB 2008, S. 28).<br />

209


6.2.1.3. <strong>Bildungsstandards</strong> Berlin und Brandenburg<br />

Im Berliner „Drei-Schlüssel-Modell“ (Behr 2006, S. 359) kunstpädagogischer Regel-<br />

standards gibt es einen Schlüssel <strong>für</strong> „Regelanforderungen am Ende der achten Jahr-<br />

gangsstufe, zugleich erweiterter Hauptschulabschluss“, zwei Schlüssel <strong>für</strong> „erweiterte<br />

Anforderungen am Ende der achten Jahrgangsstufe, zugleich Regelanforderung am<br />

Ende der zehnten Jahrgangsstufe – mittlerer Schulabschluss“ und drei Schlüssel <strong>für</strong><br />

„erweiterte Anforderungen am Ende der zehnten Jahrgangsstufe, Übergang in <strong>die</strong><br />

(zweijährige) Qualifikationsphase“ (SenBJS 2006, S. 13). Die Tabellen listen <strong>die</strong> Stan-<br />

dards auf der vertikalen, steigern deren Niveau auf der horizontalen Achse; inhaltlich<br />

wird auf <strong>die</strong> fünf Themenfelder: „Grundlegende Erfahrungsbereiche der Jugendlichen“,<br />

„Künstlerische Strategien“, „Material“, „Verfahren und Techniken“, „Künstlerinnen/<br />

Künstler und ihre Werke aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturen“ (vgl. dass. a.a.O.,<br />

S. 17-23) Bezug genommen, <strong>die</strong> nun jeweils in <strong>die</strong> grundlegende Dreiteilung der Erfah-<br />

rungsbereiche Produktion, Reflexion und Rezeption aufgefächert werden. Die innere<br />

Strukturierung der Standards ist schwer zu durchschauen: Sie erfolgt auf den drei<br />

Schlüsselniveaus quer durch alle Themenfelder so, dass sowohl aus Methoden als auch<br />

aus Inhalten, aus z. B. Arbeitsweisen, Prozessabläufen oder Informationshandhabe, aus<br />

gestalterischen Mitteln, Me<strong>die</strong>n oder Materialien allesamt Standards generiert werden.<br />

Bezüglich der Niveauabstufungen kann sich Behr des Eindrucks nicht erwehren, „[...]<br />

schon der erste [abgebildete, Anm. d. Verf.] Längsschnitt über vier Jahre [sei] kaum<br />

trennscharf und schon gar nicht objektivierbar“ (Behr 2006, S. 360). Dieser gehört dem<br />

Kompetenzbereich „Produktion“ an, kreist inhaltlich um „grundlegende Erfahrungs-<br />

bereiche“ und Selbstexpression und stellt sich dar wie folgt:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

Erweiterter Hauptschulabschluss (Regelanforderungen Ende Klasse 8): „nutzen gestalterische<br />

Möglichkeiten, um sich auszudrücken und ihre Erfahrungen zu vermitteln“,<br />

Mittlerer Schulabschluss (erweiterte Anforderungen Ende Klasse 8, Regelanforderungen Ende<br />

Klasse 10): „nutzen gestalterische Möglichkeiten, um sich auszudrücken und ihre Erfahrungen zu<br />

vermitteln, begreifen gestalterisches Handeln als individuellen Ausdruck“,<br />

Erweiterte Anforderungen Ende Klasse 10: „nutzen gestalterische Möglichkeiten, um sich auszudrücken<br />

und ihre Erfahrungen zu vermitteln. Sie entwickeln Ansätze eines individuellen Ausdrucks“<br />

(SenBJS 2006, S. 13).<br />

Die Frage, ob hier nicht jedes Mal das Gleiche mit anderen Worten gesagt werde, hat<br />

sich auch Beer schon gestellt (vgl. Behr 2006, S. 360), der jedoch nur ausschnitthaft<br />

<strong>die</strong>se ersten Zeilen der Kompetenztabellen behandelt. Der Vollständigkeit halber und<br />

um nicht von einer möglichen Ausnahme her einen fehlerhaften Gesamteindruck zu<br />

210


entwickeln, sei auch der Rest der Berliner Standards im Folgenden zur Gänze wieder-<br />

gegeben, wobei <strong>die</strong> Tabellen zu den drei Erfahrungsbereichen aufgetrennt und inhalt-<br />

liche Redundanzen und Beispielformulierungen zurückhaltend beseitigt wurden. Für <strong>die</strong><br />

Niveauabstufungen wurde zwecks besserer Übersichtlichkeit <strong>die</strong> Darstellung via<br />

Schlüssel-Symbolen übernommen, weiters wurde versucht, sie einem thematischen<br />

Schwerpunkt zuzuordnen. Die <strong>für</strong> <strong>die</strong> Komplexitätssteigerung relevant erscheinenden<br />

Begriffe sind nach Möglichkeit hervorgehoben, einzelne Auffälligkeiten werden im<br />

Anschluss gesondert betrachtet.<br />

Produktion<br />

• Standards rund um „künstlerische Strategien“<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „verfolgen auf einen Arbeitsimpuls hin künstlerische Strategien“,<br />

�� „wählen auf einen Arbeitsimpuls hin aus einem eingegrenzten Angebot an künstlerischen<br />

Strategien eine ihnen geeignet erscheinende aus“,<br />

��� „wählen auf einen Arbeitsimpuls hin aus einem umfangreichen Angebot an künstlerischen<br />

Strategien eine ihnen geeignet erscheinende aus“ (SenBJS 2006, S. 13, Hervorheb. d. Verf.).<br />

• Standards rund um „künstlerische Verfahren und Techniken, gestalterische Mittel“<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „nutzen ausgewählte künstlerische Verfahren und Techniken sowie gestalterische Mittel (z. B.<br />

Farbe, Linie, Fläche, Körper, Raum, Bewegung)“,<br />

�� „treffen in Gestaltungsprozessen eine Auswahl aus einem überschaubaren Repertoire an ausgewählten<br />

künstlerischen Verfahren und Techniken sowie gestalterischen Mitteln [...]“,<br />

��� „nutzen künstlerische Verfahren und Techniken sowie gestalterische Mittel [...] form- und<br />

bedeutungssetzend“ (ebd., Hervorheb. d. Verf.).<br />

• Standards rund um „digitale“ bzw. „technische Me<strong>die</strong>n“<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „nutzen bei Bedarf digitale Bildme<strong>die</strong>n“,<br />

�� „verfügen über Erfahrungen im Umgang mit technischen Me<strong>die</strong>n (z. B. Digitalkamera, Fotoapparat,<br />

Videokamera) und digitalen Verfahren der Bildbearbeitung und können sie zur Lösung von<br />

gestalterischen Aufgaben einsetzen“,<br />

��� „nutzen digitale bildgebende Werkzeuge, Me<strong>die</strong>n und Verfahren digitaler Bildbearbeitung<br />

zur Lösung von Aufgaben. Sie wenden sowohl analoge als auch digitale Bildfindungsmethoden an“<br />

(SenBJS 2006, S. 14).<br />

• Standards zum „Umgang mit Material und Werkzeug“<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „setzen sich über einen begrenzten Zeitraum mit Material und Werkzeug auseinander und erproben<br />

<strong>die</strong>se/s auf Besonderheiten hin“,<br />

�� „verfügen über Erfahrungen im Umgang mit unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen,<br />

nutzen sie in Arbeitsvorhaben“,<br />

��� „verfügen über umfangreichere Erfahrungen im Umgang mit unterschiedlichen Materialien<br />

und Werkzeugen. Daraus entwickeln sie Vorstellungen <strong>für</strong> materialbestimmte Arbeitsvorhaben“ (ebd.,<br />

Hervorheb. d. Verf.).<br />

• Standards zur Planung und Durchführung von bzw. Recherche <strong>für</strong> Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeiten<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „planen und realisieren innerhalb einer vorgegebenen Struktur kleine Arbeitsvorhaben einzeln und<br />

in der Gruppe“, „nutzen dabei Arbeitsweisen wie z. B. Scribbeln, Kritzeln und Skizzieren“, „nutzen<br />

da<strong>für</strong> aufbereitete Informationen [...]“,<br />

�� „planen, strukturieren und realisieren umfangreichere eigene oder gemeinsame Arbeits-<br />

211


vorhaben mit Unterstützung“, „benutzen fachspezifische Ausdrucksformen wie z. B. Naturstu<strong>die</strong>n“,<br />

„übernehmen in der Partner- und Gruppenarbeit Verantwortung, beschaffen sich mit Unterstützung<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> ein Arbeitsvorhaben notwendigen Informationen“,<br />

��� „planen, strukturieren und realisieren selbstständig und ggf. arbeitsteilig eigene oder<br />

gemeinsame Arbeitsvorhaben“, „nutzen einzelne fachspezifische Ausdrucksformen [...]“, „übernehmen<br />

in der Partner- und Gruppenarbeit Verantwortung und berücksichtigen <strong>die</strong> individuellen Stärken<br />

der einzelnen“, „beschaffen sich <strong>die</strong> <strong>für</strong> ein Arbeitsvorhaben notwendigen Informationen eigenständig<br />

und auf unterschiedliche Weise [...]“ (SenBJS 2006, S. 14, Hervorheb. d. Verf.).<br />

Reflexion:<br />

• Standards rund um <strong>die</strong> inspirative Anregung durch Kunst<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „lassen sich durch Kunstwerke zu eigenem Arbeiten anregen“,<br />

�� „lassen sich durch ihnen aus dem Unterricht bekannte Kunstwerke zu eigenem Arbeiten anregen“,<br />

„suchen in <strong>die</strong>sen Kunstwerken und gestalterischen Prozessen Antworten auf Fragen und<br />

Probleme beim eigenen Gestalten“,<br />

��� „suchen in der Vielfalt künstlerischer Phänomene unterschiedlicher Zeiten und Kulturen nach<br />

Orientierung <strong>für</strong> eigenes Gestalten“ (dass. a.a.O., S. 15, Hervorheb. d. Verf.).<br />

• Standards zur Fachsprache<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „verstehen und nutzen in Anwendungssituationen fachsprachliche Begriffe und finden Formulierungen<br />

<strong>für</strong> Arbeitsschritte und Gestaltungsentscheidungen“,<br />

�� „verstehen ein Repertoire fachsprachlicher Begriffe sowie Formulierungen <strong>für</strong> Arbeitsschritte<br />

und Gestaltungsentscheidungen, <strong>die</strong> sie aus Anwendungssituationen kennen, und nutzen es zur<br />

Beschreibung und Erklärung ihres Vorgehens“,<br />

��� „verfügen über ein fachsprachliches Vokabular und beginnen es systematisch einzusetzen,<br />

um so ihr Handeln beschreiben und erklären zu können“ (ebd., Hervorheb. d. Verf.).<br />

• Standards zur Präsentation<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „präsentieren Teilschritte und Produkte ihrer Arbeit und vergleichen sie mit ihren ursprünglichen<br />

Gestaltungsabsichten“,<br />

�� „präsentieren einzelne Phasen des Arbeitsprozesses und Produkte der Arbeit und reflektieren<br />

Abweichungen von oder Entsprechungen zu ihrer gestalterischen Absicht“,<br />

��� „präsentieren Gestaltungsprozesse und bildnerische Ergebnisse in geeigneter Form, stellen<br />

den Bezug zur eigenen gestalterischen Absicht, zu Vorbildern und Quellen her und erklären ihn“<br />

(SenBJS 2006, S. 15, Hervorheb. d. Verf.).<br />

• Standards zur Dokumentation<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „praktizieren einzelne Formen oder Methoden zur Dokumentation ihrer Arbeitsprozesse<br />

(z. B. Poster, Stundenrückblick, Arbeitsmappe, künstlerisches Tagebuch, Portfolio)“,<br />

�� „wählen in Abhängigkeit von der Aufgabenstellung geeignete Formen und Methoden zur<br />

Dokumentation ihrer Arbeitsprozesse und -produkte aus“,<br />

��� „praktizieren unterschiedliche Methoden zur Dokumentation von Arbeitsprozessen und<br />

wählen in konkreten Anforderungssituationen geeignete Formen begründet aus“ (ebd., Hervorheb. d.<br />

Verf.).<br />

Rezeption:<br />

• Standards rund um den „Respekt vor der Unterschiedlichkeit ästhetischer Erfahrungen“ (vgl.<br />

SenBJS 2006, S. 12)<br />

Erstes, zweites und drittes Schlüsselniveau sind hier ident: „Die Schülerinnen und Schüler achten <strong>die</strong><br />

Bilder und Gestaltfigurationen anderer als Ausdruck von deren individueller Auseinandersetzung mit<br />

Welt“ (dass. a.a.O., S. 16).<br />

• Standards in Bezug auf <strong>die</strong> (subjektiv-)biographische und historisch-kulturelle Auseinandersetzung<br />

mit Künstlerinnen/Künstlern und deren Werk<br />

212


„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „wählen aus einem eingegrenzten Angebot von Kunstwerken <strong>die</strong>jenigen aus, zu denen sie<br />

persönliche Beziehungen herstellen können“, „begründen vor <strong>die</strong>sem Hintergrund in angeleiteten<br />

Situationen ihre Auswahl überwiegend im Bezug auf sich selbst“,<br />

�� „wählen aus einem eingegrenzten Angebot künstlerischer Arbeiten von Künstlerinnen und<br />

Künstlern <strong>die</strong>jenigen aus, zu denen sie persönliche Beziehungen herstellen können. Sie entdecken<br />

Bezüge zwischen der Lebensgeschichte der Künstler/innen und deren Arbeiten“, „stellen Beziehungen<br />

her zwischen den formalen Besonderheiten eines Kunstwerks und den Gefühlen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses in<br />

ihnen auslöst“,<br />

��� „begründen ihr Interesse <strong>für</strong> bestimmte Kunstwerke mit eigenen Erfahrungen und Vorlieben;<br />

stellen Bezüge her zwischen den gestalterischen und inhaltlichen Besonderheiten des Kunstwerks<br />

sowie seiner Einbettung in den kunstgeschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext“, „finden durch<br />

exemplarisches Recherchieren heraus, dass <strong>die</strong> Arbeiten eines Künstlers/einer Künstlerin von deren<br />

besonderen Interessen ebenso wie von deren Biografie und dem gesellschaftlichen Kontext geprägt<br />

sind“ (SenBJS 2006, S. 16, Hervorheb. d. Verf.).<br />

• Standards rund um Bildvergleiche/Werkerschließung<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „nähern sich den Arbeiten ihrer Mitschüler/innen und Kunstwerken über Fragen und Bildvergleiche<br />

an und finden Antworten durch eigene Erfahrungen und aufbereitete Informationen“,<br />

�� „stellen darüber hinaus Bildvergleiche her und finden durch angeleitete Recherchen Zugänge zu<br />

ihnen unbekannten Kunstwerken“,<br />

��� „nutzen verschiedene Methoden (z. B. Beschreibung, motivgeschichtlicher oder thematischer<br />

Bildvergleich, Biografiebezug, gestalterische Mittel und Komposition) zur Erschließung ihnen<br />

unbekannter Werke“ (ebd., Hervorheb. d. Verf.).<br />

• Standards rund um ästhetische Phänomene der Alltagskultur<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „untersuchen ästhetische Phänomene ihrer Alltagskultur“,<br />

�� „bilden in Abhängigkeit von eigenen Interessen und Zielen Systeme zur Ordnung der vielfältigen<br />

ästhetischen Phänomene aus der Alltagskultur [...]“,<br />

��� „befragen Phänomene der Alltagskultur unter den Gesichtspunkten von Wirkung und<br />

Entstehung und finden dazu eigene Positionen“ (SenBJS 2006, S. 16, Hervorheb. d. Verf.).<br />

Wird nach Art und Weise der Niveauabstufung gefragt, bieten sich bestimmte Beispiele<br />

besonders <strong>für</strong> den Versuch einer Kenntlichmachung an. Im Kompetenzbereich<br />

„Produktion“ setzen etwa <strong>die</strong> Standards zur Me<strong>die</strong>nnutzung (vgl. SenBJS 2006, S. 14)<br />

an bei den digitalen Bildme<strong>die</strong>n als unterstem Niveau, analoge Me<strong>die</strong>n kommen erst<br />

hernach hinzu: Hinweis wohl nicht in erster Linie auf <strong>die</strong> Einfachheit in der Handhabe<br />

<strong>für</strong> „digital kids“ und schon gar nicht auf <strong>die</strong> Minderwertigkeit, sondern <strong>die</strong> basale<br />

Bedeutung der neuen Me<strong>die</strong>n. Hier wie auch im folgenden Themenfeld „Umgang mit<br />

Material und Werkzeug“ (vgl. ebd.) soll zudem der Erfahrungszuwachs über einen<br />

bestimmten Zeitraum hinweg ein gesteigertes Entwicklungsniveau zum Ausdruck<br />

bringen. Aus der Begegnung mit der Vielfalt unterschiedlicher Materialien und An-<br />

wendungsmöglichkeiten kann eine zunehmende Eigenständigkeit im Finden, Erarbeiten<br />

und Lösen gestalterischer Problemstellungen erwachsen (vgl. SenBJS 2006, S. 14), bis<br />

hin zu dem Punkt, an dem <strong>die</strong> Nutzung von Gestaltungsmitteln, künstlerischen Verfah-<br />

ren und Techniken „form- und bedeutungssetzend“ gelingt (ders. a.a.O., S. 13); letzterer<br />

ein Standard, der sich der „künstlerischen Kompetenz“ nach Regel annähert, indem er<br />

213


das Inhalt-Form-Problem (vgl. Regel 2006, S. 339) zumindest streift. Parallel dazu soll<br />

sich eine diversitätsgerechte Herangehensweise aufbauen, <strong>die</strong> dem kulturell Fremden,<br />

den Bildern anderer mit Achtung begegnet (vgl. SenBJS 2006, S. 15 f.) – hier zeigt sich<br />

das Ineinandergreifen der verschiedenen Kompetenzbereiche, sind schon Reflexion und<br />

Rezeption berührt. Gleichzeitig erhöhen sich <strong>die</strong> Anforderungen an Wahlbefähigung,<br />

Orientierungs- und Entscheidungsfähigkeit in immer komplexeren Zusammenhängen<br />

(z. Vgl. ders. a.a.O., S. 13) – eine gesellschaftliche Situation der Individualisierung und<br />

sozialen Desintegration, <strong>die</strong> sich in den Standards zur Verfolgung künstlerischer Strate-<br />

gien widerspiegelt. Ähnlich geartet scheint auch <strong>die</strong> Stufung der Kompetenzen im Feld<br />

der Planung und Durchführung von Arbeitsvorhaben innerhalb wechselnder Sozial-<br />

formen: Kriterien <strong>für</strong> <strong>die</strong> gelungene Umsetzung sind neben der Strukturierungsleistung<br />

Selbständigkeit, gegebenenfalls Kooperation und interpersonale Verantwortung (vgl.<br />

SenBJS 2006, S. 14). Ein verwandtes Schema präsentiert sich auch im Bereich<br />

„Rezeption“: Der Blick auf das Kunstwerk beginnt beim persönlichen Bezug, der<br />

subjektiven Berührtheit, von wo aus er sich auf den kunstgeschichtlichen, den gesell-<br />

schaftlichen Kontext erweitert (vgl. SenBJS 2006, S. 16). Zusätzliches Kriterium <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Niveauabstufung innerhalb der Standards über <strong>die</strong> Planung und Umsetzung von<br />

Arbeitsvorhaben – und zugleich eine Kompetenz <strong>für</strong> sich – ist <strong>die</strong> Nutzung „[...]<br />

fachspezifische[r] Ausdrucksformen wie z. B. Naturstu<strong>die</strong>n“ (SenBJS 2006, S. 14): Ein<br />

solches taucht auch in den luxemburgischen <strong>Bildungsstandards</strong> auf, dort allerdings in<br />

den sog. „Beobachtungsgrundlagen“ (vgl. MENFP 2008/2009 sowie Abschn. 6.2.2.<br />

<strong>die</strong>ser Arb.).<br />

Interessant ist, dass der Kompetenzbereich „Reflexion“ hier wie in den Hamburger<br />

Rahmenplänen auch <strong>die</strong> Fachsprache umfasst und einerseits Quantität/Umfangreichtum<br />

als Niveaukriterium heranzieht – vom „Repertoire“ zum „Vokabular“ –, andererseits <strong>die</strong><br />

qualitative Vertiefung und Erweiterung, <strong>die</strong> Selbständigkeit im Gebrauch genauso ent-<br />

scheidend sind (vgl. SenBJS 2006, S. 15; BBS 2007, S. 10; BSB 2002/2008, S. 27 f.).<br />

Interessant auch, dass <strong>die</strong> Fachsprache in den Zielbeschreibungen der mecklenburg-<br />

vorpommerschen Rahmenpläne zur „Sachkompetenz“ gerechnet wird (vgl. MBWK<br />

2001, S. 17-20; dass. 2002, S. 30-36).<br />

Standards zur Präsentation gestalterischer Prozesse bzw. Produkte (vgl. SenBJS 2006,<br />

S. 15) sind im Berliner Modell dem Bereich „Reflexion“ zugeordnet, wohingegen<br />

„Präsentation“ im Hamburger Rahmenplan des Lernbereichs Künste der Hauptschule,<br />

Klasse 5-6 als eigener Kompetenzbereich gilt (vgl. BBS 2007, S. 7 f.). Nur im Berliner<br />

214


Rahmenlehrplan orientiert sich <strong>die</strong> Niveauabstufung hier an der Strukturierungsleistung,<br />

von Teilschritten zu einzelnen Phasen zum gesamten Gestaltungsprozess; <strong>die</strong> nicht<br />

weiter begründete Prämisse, dass es – bei gleichzeitigem Vorhandensein eines Produkts<br />

und somit eines abgeschlossenen Prozesses – einfacher, weniger anspruchsvoll oder<br />

vielleicht auch wichtiger sein soll, zunächst einzelne Teilschritte präsentieren zu<br />

können, ist dabei eben zu akzeptieren (vgl. SenBJS 2006, S. 15).<br />

Um auf das von Behr (2006, S. 360) angesprochene Problem der mangelnden Trenn-<br />

schärfe wieder zurückzukommen, kann an eine gewisse Beliebigkeit der Begriffe ange-<br />

knüpft werden, <strong>die</strong> sich in eigentlich redundanten Zusätzen/Füllphrasen ausbreitet.<br />

Beispielsweise taucht das Präsentieren „in geeigneter Form“ erst im dritten Schlüssel-<br />

niveau auf (vgl. SenBJS 2006, S. 15) und verleitet zur unwesentlichen Frage, ob <strong>die</strong>s<br />

vorher etwa nicht nötig gewesen sei. Unwesentlich deshalb, weil es sich dabei nicht um<br />

den Kern der Niveauabstufung handeln kann, ausschlaggebend ist der jeweilige<br />

Schwerpunkt der Kompetenzformulierung. Ihn gilt es herauszufinden, und wird er beim<br />

Überlesen verfehlt, entstehen scheinbare Widersprüchlichkeiten. Eine Charakterisierung<br />

ist so schwierig, weil es keine Einheitsskala gibt bzw. geben kann, das Ergebnis ist eine<br />

Art Ratespiel oder, im positiveren Sinn, eine Denkaufgabe, weil jedes Mal darüber<br />

nachgedacht werden muss, welche Kriterien zugrunde gelegt sein könnten. Eine<br />

ähnliche Bilanz ergibt sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Brandenburger Standards, <strong>die</strong> sich eng an das<br />

Berliner Muster (SenBJS 2006) halten, <strong>die</strong>ses teils wörtlich, teils sinngemäß über-<br />

nehmen oder aus einzelnen Teilen neue Passagen zusammenstoppeln. Zur Verdeut-<br />

lichung sollen wenige Beispiele genügen.<br />

Vorab sei gesagt, dass das „Drei-Schlüssel-Modell“ hier <strong>für</strong> das Ende einer einzigen, der<br />

zehnten Jahrgangsstufe gilt; es unterscheidet drei bildungsgangbezogene Niveaustufen,<br />

wobei ein Schlüssel <strong>die</strong> „grundlegende“ allgemeine Bildung symbolisiert, zwei bzw.<br />

drei Schlüssel <strong>die</strong> „erweiterte“ bzw. „vertiefte“ erschließen (vgl. MBJSB 2008, S. 16).<br />

Die Kompetenzbereiche heißen zwar wie in Berlin auch „Produktion“, „Reflexion“ und<br />

„Rezeption“, <strong>die</strong> Zuteilung der Standards stimmt aber nicht durchgehend überein: So<br />

wird <strong>die</strong> Fachsprache im Brandenburger Rahmenlehrplan der „Rezeption“, nicht der<br />

„Reflexion“ wie etwa in seinem Berliner Gegenstück, zugewiesen (vgl. MBSJB 2008,<br />

S. 17; SenBJS 2006, S. 15). Folgendes Beispiel illustriert deutlich, wo das Berliner<br />

Vorbild verlassen wird: Das dritte Schlüsselniveau erscheint vergleichsweise<br />

zusammenhanglos.<br />

215


„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „sind in der Lage, Verfahren und Techniken des Gestaltens weitgehend selbstständig einzusetzen“<br />

(MBJSB 2008, S. 16; vgl. SenBJS 2006, S. 13),<br />

�� „sind in der Lage, aus einem überschaubaren Repertoire von Verfahren und Techniken des<br />

Gestaltens mit Unterstützung selbstständig eine geeignete auszuwählen und einzusetzen“ (MBJSB<br />

a.a.O., ebd.; vgl. SenBJS a.a.O., ebd.),<br />

��� „ können angemessen gegenständliche Zusammenhänge zeichnerisch erfassen und bildhaft<br />

darstellen“ (MBJSB 2008, S. 16).<br />

Die im Berliner Rahmenlehrplan getrennten Standards zu Präsentation bzw. Doku-<br />

mentation (vgl. SenBJS 2006, S. 15) werden in einem Dreischritt zusammengefasst, <strong>die</strong><br />

Abstufung verläuft ähnlich stockend (siehe MBSJB 2008, S. 18).<br />

Ein bestimmtes Element der Brandenburger Standards hebt sich vom Berliner Exempel<br />

besonders ab, findet jedoch seine Entsprechung im Vorschlag des BDK:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler“<br />

� „nehmen Bilder als komplexe, Material-, Form- und Inhaltsgefüge wahr“,<br />

�� „beschreiben Bilder als komplexe, Material-, Form- und Inhaltsgefüge“,<br />

��� „verstehen und nutzen Bilder als komplexe, Material-, Form- und Inhaltsgefüge“ (MBJSB<br />

2008, S. 17, Interpunktion lt. Orig.; vgl. BDK e.V. 2008, S. 4).<br />

6.2.1.4. Kurze Zusammenfassung unter Einbeziehung des mecklenburgvorpommerschen<br />

Modells<br />

Im vorstehenden Kapitel wurde versucht herauszuarbeiten, mit welchen konstitutiven<br />

Merkmalen, Stärken und Schwächen kunstpädagogische Standards (<strong>für</strong> den Sekundar-<br />

bereich I, jedoch aus unterschiedlichen Kontexten und theoretischen Ansätzen heraus)<br />

einhergehen. Als wesentlich haben sich zuerst Fach(bereichs)spezifik, Schulform-,<br />

Jahrgangsstufen- und Bildungsgangspezifik erwiesen. Vor der Vorlage des jeweiligen<br />

Schulsystems wird curriculare Gleichheit unterschiedlich stark gewichtet, bildungs-<br />

gangbezogene Differenzierungen im Anforderungsniveau können durch <strong>die</strong> Lehrpläne<br />

selbst (über deren äußere oder innere Auseinanderdivi<strong>die</strong>rung) explizit gemacht werden<br />

(vgl. MKJS 2004 a, b und c; BBS 2007 bzw. 2004/2008), oder aber von den Lehrerin-<br />

nen und Lehrern erst verbindlich zu entwickeln sein (vgl. MBWK 2001 bzw. 2002). Im<br />

Rückgriff auf <strong>die</strong> Klieme-Expertise kann <strong>die</strong> Frage, was <strong>für</strong> ein Kompetenzmodell den<br />

Standards jeweils zugrundeliegt, als essentiell betrachtet werden, weil sich schon an ihm<br />

<strong>die</strong> wissenschaftliche Haltbarkeit der Kompetenzbeschreibungen abzeichnet. Als<br />

auffallend erwies sich, dass ein originär fachliches Kompetenzmodell nur ausnahms-<br />

weise vorzufinden war (siehe v. a. SenBJS 2006); dass das Modell der Fach-, Metho-<br />

den-, Selbst- und Sozialkompetenzen sich unterschiedlich stark bemerkbar macht,<br />

potentiell sogar ermöglicht, zu seinen Gunsten auf ein unmittelbar fachliches Modell zu<br />

216


verzichten (vgl. MKJS 2004a, b und c; MBWK 2001 bzw. 2002). Zugleich muss dazu<br />

gesagt werden, dass <strong>die</strong> Anspruchshaltung, mit den nationalen <strong>Bildungsstandards</strong> der<br />

KMK gleichzuziehen (vgl. <strong>für</strong> Hessen: Höfer 2010), bei weitem nicht mehrheitsfähig<br />

erscheint, dass aber eine konzeptuelle Annäherung an <strong>die</strong>se bei denjenigen Lehrplänen,<br />

deren Reformierung in das passende Zeitfenster fiel, ansatzweise bis ausgeprägt<br />

stattfand. Wo schon früher eine kompetenzorientierte Überarbeitung vorgenommen<br />

wurde, ist <strong>die</strong> Distanz am größten (siehe MBWK 2001 und 2002) – <strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong><br />

Zielkompetenzen des Lehrplans den Maßstäben der Klieme-Expertise gerecht werden,<br />

stellt sich daher <strong>für</strong> Mecklenburg-Vorpommern auch nicht. Wohl aber darf im Falle der<br />

Länder Baden-Württemberg, Hamburg, Berlin und Brandenburg danach gefragt werden,<br />

ob deren immerhin so bezeichnete <strong>Bildungsstandards</strong> bzw. Standards <strong>die</strong> Ansprüche der<br />

Klieme-Expertise theoretisch erfüllen. Die Antwort kann nur lauten: Nein, denn obwohl<br />

formal sowohl Komponenten- als auch Stufenmodelle vorliegen, fehlt es insbesondere<br />

letzteren an wissenschaftlicher Nachprüfbarkeit. Empirisch sind sie nicht gesichert,<br />

erklärbar höchstens hermeneutisch. Aufgabenbeispiele/Tests zu den Standards wurden<br />

in keinem der vorgestellten Beispiele (MKJS 2004a, b und c; BBS 2007 und BSB<br />

2004/2008, SenBJS 2006, MBJSB 2008) mitgeliefert. Das meint natürlich nicht, dass<br />

sie „schlecht“ sind, sondern nur, dass sie nicht ins <strong>Bildungsstandards</strong>-Schema der KMK<br />

oder Klieme-Expertise passen. Schon <strong>die</strong> Komponenten- bzw. Kompetenzbereichs-<br />

einteilung ist höchst variabel, und selbst da, wo sie analogen Prinzipien folgt – z. B.<br />

Produktion, Rezeption, Reflexion (und Präsentation) – ist <strong>die</strong> Zusammensetzung der<br />

Bereiche unterschiedlich (vgl. BBS 2007, MBJSB 2008 und SenBJS 2006). Finden sich<br />

ähnliche, teils sinngemäße bis wortgleiche Standards, kann doch <strong>die</strong> kategoriale Zu-<br />

ordnung anders ausfallen (vgl. MBJSB 2008, S. 17 und SenBJS 2006, S. 15). Werden<br />

<strong>die</strong> verschiedenen Formen der Niveauabstufung auf ihre Kriterien abgeklopft, lassen<br />

sich didaktische Grundsätze ausfällen: vom Basalen zum Komplexen; vom Wichtigen<br />

zum weniger Wichtigen; vom Einfachen zum Differenzierten; vom Bekannten zum<br />

Unbekannten; vom Eigenen zum Fremden; vom Ich zur Welt usw. Das heißt, <strong>die</strong><br />

Niveauabstufung, <strong>die</strong> zugleich eine idealtypische Schilderung von Entwicklungsstufen<br />

ist, folgt didaktischen Prinzipien. Bisweilen gehen <strong>die</strong>se fließend in allgemeine<br />

Bildungsziele über, etwa derart: von der Stereotypie zur Selbstreflexion, vom passiven<br />

Reakteur zum wirklichkeits- und kritikfähigen Akteur. Das ist in den Kompetenz-<br />

entwicklungsplänen/Lernzielkatalogen Mecklenburg-Vorpommerns, <strong>die</strong> ja einem völlig<br />

verschiedenen Modell zugehören, nicht viel anders (in den folgenden Beispielen wurden<br />

217


<strong>für</strong> wortgleiche Formulierungen Auslassungszeichen gesetzt): Zur Methodenkompetenz<br />

im Gegenstandsfeld „Bildende Kunst“ der Jahrgangsstufen 5-6 zählen „Grund-<br />

fähigkeiten im Zeichnen, Malen, Collagieren, Modellieren, Installieren“ (MBWK 2001,<br />

S. 17), in den Jahrgangsstufen 7-10 sind darin „[s]pezifische Fähigkeiten [...] [zu] ent-<br />

wickeln“ (dass. 2002, S. 30; vgl. hierzu auch dass. a.a.O., S. 22). Die Sachkompetenz<br />

umfasst u. a., „[a]usgewählte Werke/Objekte und Künstler aus den Bereichen Grafik,<br />

Malerei, Plastik, Collage, Objekt, Installation, Aktion und Performance [zu] kennen“<br />

(vgl. MBWK 2001, S. 17), Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7-10 sollen<br />

jene zusätzlich „[...] als verschiedenartige künstlerische Auffassungen in ihrer Ab-<br />

hängigkeit von historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen verstehen<br />

und deuten lernen“ (dass. 2002, S. 30). Parallel dazu wird als eines der „Lernziele“ das<br />

folgende betrachtet: „Befähigung, sich mit Hilfe <strong>die</strong>ses Mediums [der Bildenden Kunst,<br />

Anm. d. Verf.] ein Bild von der Welt zu machen, sich neue Wirklichkeitssichten und<br />

Lebensbezüge zu erschließen“ (MBWK 2001, S. 17) sowie in den Jahrgangsstufen 7-10<br />

„[...] auch Gegenbilder dazu zu entwerfen [...]“ (dass. 2002, S. 31).<br />

Aufschlussreich hinsichtlich der Niveauabstufung sind auch der jeweils gewählte<br />

strukturelle Aufbau und sprachliche Stil: Überlange Kompetenzlisten, zurückhaltende<br />

Gliederung, unbedeutende/nebensächliche Füllphrasen, sinngemäße oder wörtliche<br />

Wiederholung ein und desselben Kompetenzniveaus über mehrere Stufen hinweg, <strong>die</strong>s<br />

sind alles Faktoren, unter welchen <strong>die</strong> Trennschärfe leidet. Die Forderung der ein-<br />

deutigen Objektivierbarkeit, <strong>die</strong> unbedingte Klarheit von Niveau- und Bewertungs-<br />

kriterien verlangt, erstickt mitunter an einer Verschachtelung von Kompetenzen – am<br />

gründlichsten dann, wenn <strong>die</strong> fokussierte Kompetenz über das Vorhandensein einer<br />

anderen, „schlummernden“ bewertet wird (vgl. dazu z. B. MKJS 2004b, S. 136 und LS-<br />

BW 2005b, S. 2). Hier wäre es notwendig, vermeidbare Wechselbeziehungen zu tilgen,<br />

unvermeidliche transparent zu machen. Denn das Fazit darf nicht dem Trugschluss<br />

aufsitzen, dass alles derart miteinander verwoben wäre, dass eine Unterscheidung<br />

letztlich hinfällig würde, sondern muss <strong>die</strong> Zusammenhänge unter der realistischen<br />

Option ins Auge fassen, dass entscheidende exemplarische, vielleicht nicht befriedi-<br />

gend objektivierbare, aber potentiell subjektiv impulsgebende Schnittpunkte sehr wohl<br />

aufgezeigt und erfahren werden könnten.<br />

218


6.2.2. Die Luxemburger <strong>Bildungsstandards</strong> im Fach „Éducation<br />

Artistique“<br />

In Abschn. 5.2.2. <strong>die</strong>ser Arb. wurde bereits in der Behandlung der jeweils zugrunde<br />

liegenden theoretischen Kompetenzmodelle darauf hingewiesen, dass der Bildungsstan-<br />

dards-Entwurf des BDK und <strong>die</strong> Luxemburger <strong>Bildungsstandards</strong> einander im Prinzip<br />

sehr ähnlich sind. Diese Ähnlichkeiten herauszufiltern erweist sich als kompliziert;<br />

einerseits deshalb, weil der BDK seine Standards in Textform darstellt, das MENFP sich<br />

hingegen <strong>für</strong> Tabellen entschieden hat, andererseits, und <strong>die</strong>ser Punkt wiegt weitaus<br />

schwerer, weil unterschiedliche Gliederungsweisen gewählt wurden. Der BDK trennt<br />

<strong>die</strong> Bildkompetenz zunächst in <strong>die</strong> zwei großen „Kompetenzbereiche“ Produktion und<br />

Rezeption, um <strong>die</strong>se dann unter dem Aspekt der „Methoden und Arbeitstechniken“ in<br />

Standards auszukonkretisieren (siehe BDK 2008, S. 3; vgl. Abb. 12, S. 142 <strong>die</strong>ser Arb.).<br />

Solche Verhaltensfelder unter methodisch-technischen Prämissen sind im Kompetenz-<br />

bereich Produktion: Wahrnehmen, Beschreiben, Analysieren; Empfinden, Deuten,<br />

Werten; im Kompetenzbereich Rezeption: Herstellen und Gestalten, Verwenden und<br />

Kommunizieren. Das MENFP hingegen ordnet seine Standards zuvorderst nach den vier<br />

Themenbereichen Farbe, Form, Material, Körper und Raum. Jede <strong>die</strong>ser Einzeltabellen<br />

ist in <strong>die</strong> vier „leitenden fachlichen Handlungsfelder“: Wahrnehmen, Deuten, Gestalten<br />

und Reflektieren gegliedert, welche hier als „Kompetenzbereiche“ bezeichnet werden.<br />

Jeder Kompetenzbereich differenziert sich nochmals aus nach den erforderlichen Kennt-<br />

nissen und/oder Fertigkeiten (zusammengefasst in der ersten Spalte) sowie Fähigkeiten<br />

(zweite Spalte). „Kenntnis“ steht hier (offenbar, denn Begriffsklärung gibt es keine) <strong>für</strong><br />

theoretisches Wissen und dessen Artikulation, „Fertigkeit“ <strong>für</strong> handwerklich-technische<br />

Verhaltensweisen und einfachere intellektuelle Leistungen; das höherwertige Merkmal<br />

der persönlichen „Fähigkeit“ hat wohl beides, Kopf und Hand, zur Voraussetzung. Die<br />

gedanklichen Tätigkeiten etwa der Analyse und Urteilsbildung sind im Eigenschaftsfeld<br />

„Fähigkeiten“ aufgehoben, ebenso <strong>die</strong> gezielte und eigenständige gestalterische<br />

Problemlösung. Von „Niveaudifferenzierung“ kann hier trotzdem schlecht gesprochen<br />

werden, weil zwischen Fertigkeiten und Fähigkeiten genau genommen kein qualitativer,<br />

sondern ein kategorialer Unterschied besteht. Dabei gilt es zu bedenken, dass Fähigkeit<br />

kein „Faktum“, sondern ein theoretisches Konstrukt ist, dessen Grenzen erst ermittelt<br />

werden müssen, worauf etwa Heid hingewiesen hat (vgl. Heid 1993, S. 59). Die luxem-<br />

burgischen <strong>Bildungsstandards</strong> stellen hierzu „Beobachtungsgrundlagen“ bereit, <strong>die</strong> den<br />

betreffenden Themenbereichen angepasst sind. Darunter <strong>für</strong> alle gleichlautend: Skizzen<br />

219


und Notizen, schriftliche und mündliche Beiträge, Skizzenbücher, <strong>Bildnerische</strong> Tage-<br />

bücher, Gestaltungsprozesse, Gestaltungsergebnisse, Portfolios und Tests. Hinzu kom-<br />

men themenspezifische Stu<strong>die</strong>n, etwa „Farbstu<strong>die</strong>n“ im Bereich Farbe, „Kompositions-<br />

stu<strong>die</strong>n“ im Bereich Form, „Materialstu<strong>die</strong>n“ im Bereich Material usw. Separat aus den<br />

„[...] komplexe[n] Bündel[n] [...]“ (MENFP 2008/2009, S. 5) der Fachkompetenzen<br />

herausgelöst und den Beobachtungsgrundlagen zur Seite gestellt wird der im Vergleich<br />

zu den Fähigkeiten superfiziellere und instabilere Anteil der „Einstellungen“. Die rich-<br />

tige Attitüde bleibt in jedem Themenbereich <strong>die</strong>selbe, sie liegt beispielsweise im<br />

„Willen zum konzentrierten und anhaltenden [...] [und] [...] zum sorgsamen Arbeiten“,<br />

in der „Bereitschaft zur Kooperation [...] [wie auch] zum autonomen Arbeiten“, zu<br />

Selbstkritik und Toleranz (vgl. dass. a.a.O., z. B. S. 25). Im Folgenden werden <strong>die</strong> Ta-<br />

bellen in verschriftlichter und minimal gekürzter Form wiedergegeben.<br />

Farbe<br />

Kenntnisse/Fertigkeiten:<br />

Wahrnehmen<br />

• unterschiedliche Farben wahrnehmen und benennen<br />

• Merkmale von Farben (Farbton, Intensität, Helligkeit, Kontraste [...]) kennen und benennen<br />

• Merkmale von Farben [...] unterscheiden und Unterschiede benennen<br />

• verschiedene technische Umgangsweisen mit Farben kennen und benennen<br />

Deuten<br />

• symbolische Bezüge von Farben kennen und benennen<br />

Gestalten<br />

• Farben gezielt mischen können<br />

• über technische Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit Farben verfügen<br />

Reflektieren<br />

• Fachbegriffe zu Farbe kennen und kommunikativ nutzen<br />

Fähigkeiten:<br />

Wahrnehmen<br />

• Farben und ihre Merkmale im gestalteten Bildzusammenhang analysieren, vergleichen und<br />

bestimmen<br />

• räumliche Wirkungen von Farben in Bildzusammenhängen analysieren, vergleichen und<br />

bestimmen<br />

Deuten:<br />

• signalhafte, kontrastierende, räumliche, gefühlsbezogene und stimmungshafte Wirkungen und<br />

Gegenstandsbindungen von Farben untersuchen, begründet deuten und in <strong>die</strong> Interpretation –<br />

von aktuellen, historischen Bildern und von Bildern verschiedener Sorte – einbeziehen<br />

• symbolische Bedeutung von Farben entschlüsseln<br />

Gestalten:<br />

• mit Farben und ihren Merkmalen bestimmte Bildwirkungen gestalten<br />

• Farben und ihre Merkmale in <strong>die</strong> Gestaltung komplexer Bildzusammenhänge einbeziehen<br />

Reflektieren:<br />

• eigene farbgestalterische Entscheidungen begründet einschätzen<br />

• über Prozesse eigener Farbwahrnehmungen und Farbdeutungen nachdenken<br />

220


Form<br />

Kenntnisse/Fertigkeiten:<br />

Wahrnehmen:<br />

• Unterschiedliche Formen wahrnehmen und benennen<br />

• Elemente der Form kennen und benennen (Linie, Fläche)<br />

• Merkmale von Formen (organische, geometrische, symmetrische, asymmetrische) kennen,<br />

wahrnehmen, unterscheiden sowie zeichnerisch wiedergeben und beschreiben<br />

Deuten<br />

• Verhältnisse von Formen und ihrer Elemente zueinander erkennen (Größenunterschiede,<br />

Überschneidung, Überdeckung, Ordnungsprinzipien)<br />

• Wirkungen von Formen benennen<br />

Gestalten<br />

• über Fertigkeit in der Herstellung von Formen und ihren Elementen (freihändig und mit<br />

zeichnerischen Hilfsmitteln) verfügen<br />

• Verhältnisse von Formen und ihre Elemente anwenden können<br />

Reflektieren<br />

• Fachbegriffe zu Formen und ihren Elementen kennen und kommunikativ nutzen<br />

Fähigkeiten:<br />

Wahrnehmen<br />

• Formen, ihre Elemente und ihre Merkmale im gestalteten Bildzusammenhang analysieren,<br />

vergleichen und bestimmen<br />

Deuten<br />

• gefühlsbezogene, kontrastierende, symbolhafte, räumliche Wirkungen von Formen untersuchen<br />

und begründet deuten und in <strong>die</strong> Interpretation – von aktuellen, historischen Bildern und von<br />

Bildern verschiedener Sorte – einbeziehen<br />

• Formen als Kompositionsträger untersuchen und deuten<br />

Gestalten<br />

• Formstrukturen als bildnerische Mittel in eigenen Gestaltungen gezielt einsetzen<br />

• Formen und ihre Elemente in eigenen Gestaltungen kompositionell einbeziehen<br />

Reflektieren<br />

• eigene formgestalterische Entscheidungen begründen<br />

• über Prozesse eigener Wahrnehmungen und Deutungen in Bezug auf Formen und ihre Elemente<br />

nachdenken<br />

Material<br />

Kenntnisse/Fertigkeiten:<br />

Wahrnehmen<br />

• verschiedene Materialien wahrnehmen und benennen<br />

• Eigenschaften (haptische Qualitäten) von verschiedenen Materialien wahrnehmen, kennen und<br />

benennen<br />

Deuten<br />

• Eigenschaften unterschiedlicher Materialien vergleichen und <strong>die</strong> unterschiedlichen Wirkungen<br />

bzw. Eindrücke benennen<br />

Gestalten<br />

• über technische Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit Materialien verfügen<br />

Reflektieren<br />

• Eigenschaften von Materialien kennen und entsprechend kommunikativ nutzen<br />

Fähigkeiten:<br />

Wahrnehmen<br />

• Eigenschaften verschiedener Materialien vergleichen und Unterschiede bestimmen<br />

Deuten<br />

• Materialien, ihre Eigenschaften und Wirkungen in <strong>die</strong> Deutung – von aktuellen, historischen und<br />

von Bildern verschiedener Sorte – einbeziehen<br />

221


Gestalten<br />

• verschiedene Materialien, ihre Eigenschaften und Wirkungen in eigenen Bildgestaltungen gezielt<br />

nutzen<br />

Reflektieren<br />

• eigene Materialwahrnehmungen und -empfindungen begründet erläutern<br />

• Entscheidungen <strong>für</strong> den Einsatz [von] Materialien mit ihren besonderen Eigenschaften innerhalb<br />

eigener Gestaltungsprozesse begründen<br />

• durch <strong>die</strong> gestalterische Nutzung von Material beabsichtigte Wirkungen erläutern und<br />

überprüfen<br />

Körper und Raum<br />

Kenntnisse/Fertigkeiten:<br />

Wahrnehmen:<br />

• Merkmale der Proportion von Körperdarstellungen (geometrische und organische Körper)<br />

wahrnehmen und benennen<br />

• verschiedene Mittel zur räumlichen Darstellung kennen und benennen (Überdeckung,<br />

Größenverhältnisse, Lageverhältnisse, Farbperspektive)<br />

• verschiedene räumliche Betrachterperspektiven kennen und benennen (Projektionen)<br />

Deuten<br />

• Merkmale der Proportion von Körperdarstellungen vergleichen<br />

• Mittel zur räumlichen Darstellung vergleichen<br />

Gestalten<br />

• über Fertigkeiten zur Körperdarstellung und -herstellung verfügen<br />

• verschiedene Mittel zur räumlichen Darstellung kennen und anwenden<br />

Reflektieren<br />

• Fachbegriffe zur Darstellung von Körpern kennen und kommunikativ nutzen<br />

• Fachbegriffe zur räumlichen Wahrnehmung und Darstellung kennen und kommunikativ nutzen<br />

Fähigkeiten:<br />

Wahrnehmen<br />

• proportionale Verhältnisse untersuchen und bestimmen<br />

• räumliche Wahrnehmungen und Darstellungen analysieren und bestimmen<br />

Deuten<br />

• Wirkung der Proportionen von Körperdarstellungen – in aktuellen, historischen Bildern und in<br />

Bildern verschiedener Sorte – begründet deuten<br />

• Wirkung (perspektivisch, emotional) räumlicher Wahrnehmungen und Darstellungen<br />

– in aktuellen, historischen Bildern und in Bildern verschiedener Sorte – begründet deuten<br />

Gestalten<br />

• Fertigkeiten zur Körperdarstellung und -herstellung <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigene Gestaltung einsetzen<br />

• raumgebende Mittel (Perspektive, Licht und Schattenmodellierung) in <strong>die</strong> Gestaltung eigener<br />

Bilder einbeziehen<br />

Reflektieren<br />

• eigene Entscheidungen in Bezug auf Körperdarstellungen begründen<br />

• eigene raumgestalterische Entscheidungen begründen<br />

• über Prozesse eigener Wahrnehmung und Deutung in Bezug auf Körper und Raum nachdenken<br />

Bewegung<br />

Kenntnisse/Fertigkeiten:<br />

Wahrnehmen<br />

• Bewegungsdarstellungen in/mit Bildern wahrnehmen und benennen<br />

• Merkmale von Bewegungsdarstellungen wahrnehmen und benennen (Wiederholung von<br />

Bildelementen: Rhythmus, Bildfolge, Dynamik)<br />

• verschiedene Wirkungen von Bewegung wahrnehmen und benennen<br />

Deuten<br />

• verschiedene Wirkungen von Bewegung vergleichen<br />

222


Gestalten<br />

• über technische Kenntnisse und Fertigkeiten zur Darstellung von Bewegung in Bildern bzw. mit<br />

Bildern verfügen (verschiedene mediale Möglichkeiten)<br />

Reflektieren<br />

• Fachbegriffe zur Darstellung und Wahrnehmung von Bewegung kennen und kommunikativ<br />

nutzen<br />

Fähigkeiten:<br />

Wahrnehmen<br />

• Merkmale und Wirkungen von Bewegungen analysieren, vergleichen und bestimmen<br />

• Bewegung verstehen als Ablauf in Raum und Zeit<br />

Deuten<br />

• Merkmale und Wirkungen von Bewegungen in <strong>die</strong> Deutung – von aktuellen, historischen<br />

Bildern und von Bildern verschiedener Sorte – einbeziehen<br />

Gestalten<br />

• Bewegung<br />

• Kenntnisse und Fertigkeiten zur Bildbewegung in eigenen Gestaltungen anwenden<br />

Reflektieren<br />

• eigene gestalterische Entscheidungen in Bezug auf Bewegung begründen<br />

• über Prozesse eigener Wahrnehmungen und Deutungen in Bezug auf Bewegung nachdenken<br />

(vgl. MENFP 2008/2009).<br />

6.2.3. Standards im schwedischen Fach „Bild (och Form)“<br />

Der schwedische Syllabus als <strong>die</strong> fachspezifische Ebene des nationalen Curriculums<br />

legt prinzipiell Minimalstandards fest, <strong>die</strong> bis zum Ende der fünften bzw. neunten<br />

Jahrgangsstufe der Pflichtschule erreicht sein müssen (vgl. Klieme et al. 2007, S. 42).<br />

Als grundlegende Leistungsanforderungen sind sie didaktisch verbindlich, zugleich<br />

entsprechen sie den Mindest-Bestehenskriterien der <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Zeitpunkte angesetzten<br />

nationalen Schulleistungsüberprüfungen zu Evaluationszwecken (vgl. ebd.). Jene wol-<br />

len aber neben <strong>die</strong>sem folglich als niedrig zu bewertenden Niveau („Bestanden“) auch<br />

höhere Leistungen erfassen, wo<strong>für</strong> zusätzliche konkrete Ergebniskriterien festgelegt<br />

wurden („Mit Auszeichnung bestanden“) (vgl. Klieme et al. 2007, S. 33). Diese Logik<br />

spiegelt sich auch in der unterrichtlichen Leistungsbewertung wider, <strong>die</strong> sich innerhalb<br />

einer Zielhierarchie aus Muss- und Sollzielen bewegt. Minimalstandards fallen demnach<br />

dem untersten Spektrum zu, was darüber hinausreicht, ist mit Maximalstandards besser<br />

be<strong>die</strong>nt: Zielen, <strong>die</strong> zwar nicht verbindlich, aber „anzustreben“ sind. Optimalerweise<br />

sollte daher auch der Unterricht auf allen Klassenstufen durchwegs von letzteren<br />

bestimmt sein. Die Konsequenz der Hinzuziehung solcher Maximalstandards macht nun<br />

aber aus der vielgelobten „Förderorientierung“ gewissermaßen einen Euphemismus: Für<br />

Klieme et al. liegt sie ausgerechnet in einer Defizit-Orientierung, denn sie zeitige den<br />

Effekt, „[...] dass [...] untere Leistungsniveaus bloß negativ, durch den Grad der Ab-<br />

weichung vom Ideal beschrieben werden können“ (Klieme et al. 2007, S. 28). So ist <strong>die</strong><br />

223


Erfüllung der Minimalstandards Ende des neunten Schuljahres <strong>die</strong> Voraussetzung, um<br />

<strong>die</strong> Pflichtschule mit „Bestanden“ abzuschließen (vgl. Billmayer 2006, S. 367), ein „Gut<br />

bestanden“ oder „Sehr gut bestanden“ wäre demgegenüber bereits als Ertrag der<br />

Orientierung an den Maximalstandards anzusehen. Schlüge das Pendel in <strong>die</strong> Gegen-<br />

richtung aus und würden erwähnte Beurteilungskriterien stattdessen auf <strong>die</strong> zu errei-<br />

chenden Ziele bezogen, verlören sie ihren gewollten Sinn, denn dann verschöbe sich das<br />

gesamte Muster nach unten hin; innerschwedische Kritik macht deutlich, dass genau das<br />

bereits geschieht (z. Vgl. ders. a.a.O., S. 369), offenbar weil <strong>die</strong> Umsetzung der<br />

Maximalstandards vielfach nicht gelingt. Dies schient eine plausiblere Ursache zu sein<br />

als <strong>die</strong>, dass über <strong>die</strong> Minimalstandards hinaus kein weiterer Unterricht mehr erteilt<br />

wird, weil er nicht erteilt werden muss (und daher gewisse Lehrpersonen vermeintliche<br />

„Gesetzeslücken“ dem Nichtstun widmeten) (z. Vgl. ders. a.a.O., ebd).<br />

Die folgende Zusammenstellung der <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Pflichtschule (1.-9.<br />

Schuljahr) basiert auf der schwedischen Originalfassung (Skolverket 2010a) unter Hin-<br />

zuziehung der deutschen Übersetzungen Billmayers bzw. Dorfers. Die englische Über-<br />

setzung durch <strong>die</strong> nationale Bildungsagentur Skolverket (2010c) selbst verleitet, wie<br />

bereits angemerkt (vgl. Abschn. 5.2.3. <strong>die</strong>ser Arb.), zu inhaltlichen Fehlschlüssen und<br />

<strong>die</strong>nt daher nur Vergleichszwecken. Schließlich kann nur ein Übersetzungsfehler vor-<br />

liegen, wenn etwa anstelle des schwedischen Begriffs „bild“ durchgängig das englische<br />

„art“ verwendet wird, weil <strong>die</strong>s einen dermaßen engen Kunstbezug suggeriert, durch<br />

den sich das Fach eben gerade nicht auszeichnen soll (vgl. Billmayer 2007b, S. 3). Die<br />

Schülerinnen und Schüler lernen nicht vorrangig Kunstgeschichte, sondern „Bild- und<br />

Kulturgeschichte“; setzen sich nicht in erster Linie mit dem Kunstbetrieb, sondern dem<br />

„Kulturbetrieb im Bereich Bild“ auseinander (vgl. Billmayer 2006, S. 367 f.). Als pro-<br />

blematischer Begriff erweist sich auch das schwedische „form“, weil hier sowohl <strong>die</strong><br />

englische (vgl. Skolverket 2010c) als auch <strong>die</strong> deutsche wortwörtliche Übertragung<br />

(siehe Billmayer 2006, S. 367; Dorfer 2006, S. 74 f.) den Nachteil der Unklarheit mit<br />

sich bringt. Der sinngemäßen Bedeutung nach sind vermutlich zumeist nicht ästhetisch-<br />

stilistische Formen, sondern Körper im Raum gemeint, „Gebilde“ in Anlehnung an<br />

Rambousek (2000). Fast wichtiger erscheint es aber, herauszustellen, was in <strong>die</strong>sem<br />

Syllabus trotz der Prominenz der „Form“ nicht erfolgt, und das ist eine wie auch immer<br />

geartete Begriffsbestimmung über ihr Verhältnis zum Inhalt. Auch <strong>die</strong> Tatsache, dass ein<br />

bestimmter bildkommunikativer Anspruch <strong>die</strong> Maximalstandards durchzieht und<br />

schließlich in <strong>die</strong> Bewertungskriterien <strong>für</strong> den Pflichtschulabschluss einfließt, kann<br />

224


<strong>die</strong>sen Gesamteindruck nicht wesentlich verändern. Die Verdeutlichung des Inhalts als<br />

des <strong>die</strong> Formgebung bestimmenden Moments (siehe Müller et al. 1980, S. 52, Regel<br />

2006, S. 339 f.) geht so verloren (zusammen mit der Frage, wie <strong>die</strong>s theoretisch zu<br />

machen sei) – als gäbe es sie nicht, jene „Bildsprache, <strong>die</strong> Sprache der Kunst“ (siehe<br />

Regel 2006, S. 349; vgl. erg. <strong>die</strong> Interpretation der Fachbezeichnung von Dorfer 2006,<br />

S. 74). Und vielleicht gibt es sie wirklich nicht, oder lebt und stirbt sie mit der<br />

jeweiligen fachlichen Ideologie (siehe hierzu Peez 2005, S. 85)? Desgleichen scheint<br />

<strong>die</strong> Erkundung der Rückwirkungen der Form auf <strong>die</strong> Aussage zwar nicht geradewegs<br />

verzichtbar, braucht jedoch kein künstlerisches Richtig-Denken-Sollen.<br />

Ziele, <strong>die</strong> anzustreben sind (Maximalstandards)<br />

Der Unterricht im Fach Bild sollte danach streben sicherzustellen, dass <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

• ihre Fähigkeiten dahingehend entwickeln, mit Lust und Willen Bilder mittels handwerklicher wie<br />

auch digitaler Methoden und Techniken selbst erzeugen zu können;<br />

• sich des Bildes als eines Kommunikationsmittels bewusst werden, seiner Rolle und seines Gebrauchs<br />

in unterschiedlichen Kontexten und Kulturen, wie auch <strong>die</strong> Fähigkeit ausbilden, mittels eigener und<br />

der Bilder anderer zu kommunizieren;<br />

• das Vermögen entwickeln Bilder zu analysieren und zu besprechen, und sie so als sinnstiftende<br />

Bedeutungsträger verstehen lernen, deren Gehalt über <strong>die</strong> bloße Abbildfunktion hinausgeht;<br />

• nicht nur kunst- und kulturgeschichtliches Allgemeinwissen erwerben, sondern auch ein Bewusstsein<br />

um <strong>die</strong> Bedeutung von Architektur und Design innerhalb ihrer eigenen Umwelt entwickeln;<br />

• mit kulturellen Aktivitäten im Bereich Bild und deren professionellen Praktikerinnen/Praktikern<br />

vertraut werden (vgl. Skolverket 2010a bzw. c; Billmayer 2006, S. 366 f.; Dorfer 2006, S. 75 f.).<br />

Ziele, <strong>die</strong> alle Schülerinnen und Schüler am Ende des 5. Schuljahres erreicht haben sollten<br />

(Minimalstandards)<br />

Von den Schülerinnen und Schülern wird erwartet, dass sie<br />

• Bilder und Formen mittels unterschiedlicher Werkzeuge und Techniken herstellen können,<br />

• eigene und Bilder anderer zueinander in Bezug setzen, sie beschreiben oder erklären können,<br />

• Grundfertigkeiten in der genauen Betrachtung und Interpretation von Bildern und Formen erworben<br />

haben,<br />

• von einigen bildenden Künstlerinnen/Künstlern und deren Werk Kenntnis haben (vgl. Skolverket<br />

2010 a bzw. c; Billmayer 2006, S. 367; Dorfer 2006, S. 74 f.).<br />

Ziele, <strong>die</strong> alle Schülerinnen und Schüler am Ende des 9. Schuljahres erreicht haben sollten<br />

(Minimalstandards der Beurteilung „Bestanden“ entsprechend)<br />

Von den Schülerinnen und Schülern wird erwartet, dass sie<br />

• Bilder und Formen mittels traditioneller und moderner Methoden und Techniken herstellen können,<br />

• eigene und Bilder anderer <strong>für</strong> bestimmte Absichten verwenden können,<br />

• Kunst, Werbung und Propaganda, Nachrichten und Mitteilungen in Form dreidimensionaler<br />

computergrafischer Gestaltung, stehender oder bewegter Bilder analysieren und kritisch betrachten<br />

können,<br />

225


• Bilder verschiedener Epochen und Kulturen kennen und sie beschreiben können, sich einiger<br />

prominenter Künstlerinnen und Künstler bewusst und über aktuelle Tendenzen im Bereich Bild<br />

orientiert sind (vgl. Skolverket 2010 a bzw. c; Billmayer 2006, S. 367; Dorfer 2006, S. 75).<br />

Im Anschluss an Klieme et al. sind folgende fachliche Kriterien der Leistungsbewertung<br />

als Niveaustufen der Kompetenz interpretierbar (vgl. Klieme et al. 2007, S. 42):<br />

Beurteilungskriterien <strong>für</strong> „Gut bestanden“<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

• schaffen ausdrucksvolle Bilder und Formen mit Hilfe traditioneller Methoden und Techniken sowie<br />

moderner visueller Me<strong>die</strong>n und nehmen bei der Arbeit eine (selbst)kritische Haltung ein,<br />

• verwenden Bilder zusammen mit anderen Gestaltungsformen, um Ideen und Gedanken in bestimmter<br />

Absicht mitzuteilen,<br />

• interpretieren Bilder selbständig und verstehen grundlegende Begriffe und Konzepte im Bildbereich,<br />

haben entsprechendes Sprachgut erworben und wenden <strong>die</strong>ses in Bildbesprechungen an,<br />

• finden und vergleichen Eigenheiten verschiedener kultureller und künstlerischer Ausdrucksformen<br />

und ordnen einige herausragende Künstlerinnen/Künstler und deren Werk zeitlich korrekt ein,<br />

• kennen aktuelle Tendenzen im Bereich Bild (vgl. Skolverket 2010 a; Billmayer 2006, S. 368; Dorfer<br />

2006, S. 76 f.).<br />

Beurteilungskriterien <strong>für</strong> „Sehr gut bestanden“<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

• arbeiten ausgehend von ihren eigenen Ideen, finden Vorbilder, suchen Methoden und technische<br />

Lösungen in verschiedenen Kunst- und Bildtraditionen und bearbeiten auf konstruktive Weise<br />

inhaltliche, formale und praktische Probleme, <strong>die</strong> bei der eigenen Bildarbeit entstehen;<br />

• verwenden Bilder in Verbindung mit anderen Ausdrucksformen um eigene Gedanken und Ideen mitzuteilen<br />

und stellen Fragen zur Debatte;<br />

• wenden Begriffe und Konzepte aus dem Bildbereich an, analysieren und bewerten Funktionen von<br />

Bildern in verschiedenen Zusammenhängen und haben einen persönlichen Zugang zu Bildern<br />

verschiedener Art;<br />

• beschreiben und reflektieren einige wichtige Abschnitte der (Kultur-)Geschichte des Bildes, stellen<br />

ästhetische Vergleiche an und haben einen Blick <strong>für</strong> kulturelle und künstlerische Besonderheiten;<br />

• besitzen ein profundes Wissen über aktuelle Tendenzen im Bereich Bild und Kultur (vgl. Skolverket<br />

2010a; Billmayer 2006, S. 368; Dorfer 2006, S. 77).<br />

6.2.4. Der Kompetenzraster-Ansatz des Schweizer Instituts Beatenberg<br />

Die kantonale Vielfalt der Lehrpläne und <strong>die</strong> Tatsache, dass <strong>die</strong> Schweizer nationalen<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> (Mindeststandards) vorläufig nur <strong>die</strong> vier Fachbereiche Mathematik,<br />

Erstsprache, Fremdsprache und Naturwissenschaften umfassen (vgl. Generalsekretariat<br />

der EDK 2010), sind mit ein Grund gewesen, das öffentliche Bildungswesen hier außen<br />

vor zu lassen und sich mit dem Institut Beatenberg einer der bekanntesten Schweizer<br />

Privatschulen zu widmen. Der dort entwickelte und angewandte Kompetenzraster <strong>für</strong><br />

den Fachbereich „Gestalten“ (Sekundarstufe I) nimmt jedoch noch in zusätzlicher<br />

Hinsicht eine Sonderstellung ein: Beschreiben Kompetenzraster im Allgemeinen fach-<br />

liche Kompetenzkonkretisierungen auf der letztmöglichen, sprich der Klassenebene, auf<br />

226


Grundlage eines Lehrplans plus eventuell vorhandener <strong>Bildungsstandards</strong>, so gibt es am<br />

Institut Beatenberg weder das eine noch das andere, weil <strong>die</strong> Kompetenzraster beides<br />

ersetzen. Nicht etwa vom Lehrplan des Kantons Bern <strong>für</strong> <strong>die</strong> öffentliche Volksschule<br />

(Primarstufe und Sekundarstufe I) 119 im Pflichtfachbereich „Gestalten“ ist also <strong>die</strong>ser<br />

Ansatz abgeleitet, sondern er ist nur zu verstehen im Gesamtzusammenhang mit dem<br />

reformpädagogischen Schulkonzept. Dieses sieht vor, dass <strong>die</strong> Schülerin/der Schüler<br />

sich frei nach Interesse bzw. späterem Berufswunsch darin vertiefen kann – oder auch<br />

nicht, denn <strong>die</strong> Beschäftigung mit dem Bereich „Gestalten“ gilt generell nicht als<br />

obligatorisch. Der zugehörige Kompetenzraster (vgl. Institut Beatenberg 2010, S. 6)<br />

gliedert sich horizontal in <strong>die</strong> vier Aufgabengebiete „Gestalten und Mitteilen“ (mit den<br />

fünf Kompetenzfeldern „Zeichnen“, „Malen“, „Grafik“, „Plastisches Gestalten“,<br />

„Gestalten mit dem PC“), „Handwerkliche Grundlagen“, „Kunst- und Werkbetrachtung<br />

(Background)“ und „Arbeits-Organisation“ sowie vertikal in <strong>die</strong> drei Niveaustufenpaare<br />

A1/A2, B1/B2, C1/C2 (ähnlich im GERS, hier steht das erste Paar <strong>für</strong> elementare, das<br />

zweite <strong>für</strong> selbständige, das dritte <strong>für</strong> kompetente Sprachverwendung [vgl. Europarat<br />

2004]). Konkret sieht <strong>die</strong>s z. B. <strong>für</strong> das Aufgabengebiet „Gestalten und Mitteilen“ so<br />

aus: Im Kompetenzfeld „Zeichnen“ lautet Stufe A2: „[...] Ich kann etwas genau aus-<br />

malen oder schraffieren“ und Stufe C2: „Ich kann Gegenstände, Landschaften und<br />

Menschen sehr realitätsgetreu zeichnen. Phantasiegebilde sind sehr präzise gezeichnet“<br />

(vgl. Institut Beatenberg 2010, S. 6). Im Feld „Malen“ heißt es bereits auf Stufe A1:<br />

„Ich kann mich mit Pinsel und Farbe ausdrücken. Ich brauche noch Anleitungen zu<br />

Technik und Materialwahl“ (ebd.) – trotzdem: Nichts leichter als das? Im Feld „Grafik“<br />

formuliert Stufe A2: „Ich kann mit Punkten, Linien und Flächen etwas gestalten. Ich<br />

arbeite genau. Eine grafische Arbeit sieht ziemlich sauber und einheitlich aus“, darauf<br />

folgend B1: „Formen und Farben haben eine Beziehung, Schriftwahl und Bilder passen<br />

zum <strong>Thema</strong>. Ich wende <strong>die</strong> wichtigsten grafischen Grundsätze an“ (ebd.) – was <strong>für</strong> eine<br />

Beziehung, welche Grundsätze? Im Aufgabengebiet „Kunst- und Werkbetrachtung“ liest<br />

sich A2: „Ich kenne <strong>die</strong> wichtigsten Kunstwerke und <strong>die</strong> dazugehörigen Künstler<br />

[welche? Anm. d. Verf.]. Ich zeige mein Interesse durch Kunstbetrachtung“ (ebd.) – in-<br />

119 Ein weiteres Hybrid zwischen Inhalts- und Kompetenzorientierung liegt mit <strong>die</strong>sem Lehrplan vor,<br />

demzufolge das oberste Bildungsziel mit Namen „Mündigkeit“ in Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz<br />

sich zeigt (vgl. <strong>Erziehung</strong>sdirektion des Kantons Bern 1995). Relevant sind jene Entwicklungs- und<br />

Ausdrucksbereiche der Mündigkeit nur insofern, als sie der Ausformulierung allgemeiner „Leitideen“<br />

<strong>die</strong>nen; in den Fachlehrplänen liegt demgegenüber eine schulstufenspezifisch differenzierte Auflistung<br />

sog. „Grobziele und Inhalte“ vor (vgl. ebd.). Der Lehrplan im Fachbereich „Gestalten“ ordnet <strong>die</strong>se<br />

themenfeldbezogen nach vier sog. „Aspekten“, dem „gestalterischen“, dem „technologischen“, dem<br />

„kulturellen und gesellschaftlichen“ sowie dem „ökologischen und wirtschaftlichen“ (vgl. ebd.).<br />

227


wiefern: verbal, durch Gebärden etc. soll Interesse gezeigt werden; und vor allem, wie<br />

wird Kunst eigentlich betrachtet? Sind Werkanalyse und Interpretation erwünscht, und<br />

falls ja, nach welchen Kriterien ...? Schon <strong>die</strong>se wenigen Beispiele genügen, um anzu-<br />

deuten, dass jener Raster mehr Fragen aufwirft, als er Antworten bereithält – voraus-<br />

gesetzt, <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler bzw. deren „Lerncoaches“ sind kompetent genug,<br />

sich selbst auf <strong>die</strong> Sinnsuche zu begeben, wäre darin nicht automatisch ein Nachteil zu<br />

sehen. Stutzig macht in <strong>die</strong>ser Beziehung aber, dass laut Kompetenzraster vornehmlich<br />

darauf zu achten ist, dass „sauber“ gearbeitet wird, „ordentlich“ und „präzise“: Unter-<br />

scheidungsmerkmale der Niveaudifferenzierung (vgl. Institut Beatenberg 2010, S. 6).<br />

Wie <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler sich aus dem Stadium des haptisch-optischen Erbsen-<br />

zählens herausentwickeln sollen, bleibt offen. Immerhin scheint ein höchstes aller Ziele<br />

im Organisieren einer eigenen oder im angeregten Konversieren beim Besuch einer<br />

fremden „Ausstellung“ zu liegen (vgl. ebd.).<br />

Im Rahmen des österreichischen Schulversuchs „Neue Mittelschule“ (NMS), einer<br />

gemeinsamen Schulform der 10- bis 14-Jährigen, wird am „Kompetenzzentrum“ Markt-<br />

Allhau mit „Kompetenz Lernen®“ ein Markenkonzept der Leistungserfassung, in An-<br />

bindung u. a. an Klippert, erprobt (vgl. Lehner 2010, S. 6). Dazu gehört auch <strong>die</strong> Arbeit<br />

mit Kompetenzrastern: Tabelle 5 zeigt einen Teil einer solchen „Lernerfolgsmappe“.<br />

Tabelle 5: Lernziel- und Leistungsvereinbarungen im Bildungsbereich Kreativ (1. Klasse/2. Sem.) der<br />

NMS Markt-Allhau. Quelle: vgl. Lehner 2010, S. 43.<br />

6.3. Schlussbetrachtung zu den vorgestellten Standards samt Ausblick<br />

Wie hat Günther Regel <strong>die</strong> „Vielfalt“ der deutschen kunstpädagogischen Lehrpläne be-<br />

zeichnet – „chaotisch“ hat er schon den Zustand im Jahre 2004 genannt, ihn als „Aus-<br />

druck des Unwillens der Länder, sich auf nationale <strong>Bildungsstandards</strong> [...] zu verständi-<br />

gen“, gewertet (Regel 2004, S. 174). Mittlerweile sind etliche weitere kompetenz-<br />

orientierte Reformen umgesetzt worden, und sein Rat, dass ein länderübergreifender<br />

Austausch ein Gewinn <strong>für</strong> alle wäre, kann hier besonders im Sinne der Vergleichbarkeit<br />

bildungsgang- und abschlussbezogener Anforderungen nur wiederholt werden.<br />

228


Die Hoffnung, dass eine standardorientierte Lehrplanentwicklung von Haus aus<br />

Bemühungen mit sich brächte, <strong>die</strong> alte Neigung zur bis ins letzte Detail, in <strong>die</strong> einzelne<br />

Unterrichtseinheit gehenden Regulation von Lerninhalten und -zielen aufzugeben<br />

(z. Vgl. ders. a.a.O., S. 174), hat sich aber als zu optimistisch erwiesen. Am Beispiel<br />

Baden-Württembergs zeigt sich deutlich, dass zwar einerseits <strong>die</strong> Bekräftigung des<br />

Prinzips der Exemplarizität und <strong>die</strong> stoffliche Reduktion pädagogische Spielräume<br />

eröffnen, andererseits spätestens <strong>die</strong> an <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> angehängten Niveau-<br />

konkretisierungen eine intensive Rückbewegung zur Kleinteiligkeit erkennen lassen.<br />

Unter der Prämisse, dass <strong>die</strong> peinlich genaue Durchoperationalisierung von Lernzielen<br />

respektive „Kompetenzen“ der Sinn der Sache (Ergebnisorientierung) nicht sein kann,<br />

dass allzu starre Rahmenvorschriften dem Zweck der Handlungs- und Selbst-<br />

organisationsbefähigung ab einem gewissen Punkt widersprechen müssen, kann gesagt<br />

werden, dass der Kompetenzansatz so letztlich ad absurdum geführt wird. Hinzu kommt<br />

außerdem wachsende Unklarheit gerade auf der entscheidenden Ebene der<br />

Ausdifferenzierung der Anforderungsniveaus, kommt <strong>die</strong> Tendenz zur Beliebigkeit der<br />

Graduierungen, wo sich formale Exaktheit mit sprachlicher Ungenauigkeit paart.<br />

Laxheit des empirischen Anspruchs gerade dort, wo er am nötigsten wäre, ist ein Preis<br />

des Fehlens eines abgesicherten Kompetenzmodells – vielleicht könnte <strong>die</strong> bildungs-<br />

und lerntheoretische Unterfütterung ihn, zumindest <strong>die</strong> künstlerischen Kompetenzen<br />

betreffend, sogar begründet ersetzen, wäre sie <strong>die</strong>sbezüglich nicht dermaßen dünn.<br />

Die Frage nach dem Kompetenzmodell hängt direkt mit dem jeweiligen Fachkonzept<br />

zusammen: Nicht nur <strong>die</strong> baden-württembergischen, <strong>die</strong> meisten der untersuchten Lehr-<br />

pläne deutscher Länder greifen bewusst oder unbewusst Elemente der künstlerischen<br />

Bildung auf (vgl. Regel 2004, S. 175), sodass man vorschlagen könnte, <strong>die</strong>se als kunst-<br />

analogen Leitfaden <strong>für</strong> <strong>die</strong> fachliche Kompetenzentwicklung heranzuziehen. Doch wenn<br />

es darum ginge, eine spezifische „Artistic Literacy“ als wirtschaftlich überlebens-<br />

wichtige Schlüsselkompetenz im Sinne von PISA zu etablieren, geriete man trotz allen<br />

Enthusiasmus zwangsläufig in einen Argumentationsrückstand gegenüber dem Konzept<br />

einer ästhetischen Bildung, <strong>die</strong> mit der „Visual Literacy“ aufwarten kann (siehe<br />

Hochrainer et al. 2007, S. 71), oder einer Bildorientierung, <strong>die</strong> auf „Bildlese-Kompetenz<br />

in (inter-)kulturellen Kontexten“ (Peez 2005, S. 75) abzielt. Wer (Lebens-)Kunst als<br />

„Luxus <strong>für</strong> alle“ fordert, wird es in politischer Hinsicht zudem ungleich schwerer haben<br />

als <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> „Bildung ohne Bilder bildet nicht“ (Kirschenmann/Wenrich/<br />

Zacharias 2004, S. 448; zit. n. Peez 2005, S. 77) skan<strong>die</strong>ren und noch dazu <strong>die</strong> Bilder-<br />

229


flut auf ihrer Seite wissen. Das Problem dabei ist wie so oft, dass beide Seiten auf ihre<br />

Weise recht haben, es aber darauf anzulegen scheinen, dass nur eine auch kraft poten-<br />

tieller <strong>Bildungsstandards</strong> recht bekommen kann. Während es hier teils so aussieht, als<br />

habe der Iconic Turn <strong>die</strong> Kunst regelrecht verschluckt, scheint er dort noch nicht einmal<br />

registriert worden zu sein. Diesbezüglich hätte <strong>die</strong> künstlerische Bildung Erklärungs-<br />

bedarf, wäre sie nicht viel zu sehr damit beschäftigt, sich selbst zu erklären. Dass es bei<br />

Regel notgedrungen zu einer verhältnismäßigen (sic) Ausuferung seiner Kompetenz-<br />

beschreibungen kommt (siehe Regel 2006, S. 337-350), bedarf keiner Bewertung, wohl<br />

aber der Ergänzung, dass man ihm eines nicht vorwerfen kann: Formalismus. Denn das<br />

Antidot gegen <strong>die</strong> Inhaltsleere ist ihm <strong>die</strong> Kunst; dass <strong>die</strong>se nicht nur aus der<br />

Beuysschen Schule besteht, steht auf einem ganz anderen Blatt.<br />

Die Frage nach dem Kompetenzmodell entscheidet sich natürlich auch am zugrunde<br />

gelegten Kompetenzbegriff, bei Regel verweist auch <strong>die</strong>ser implizit auf Beuys und<br />

bemüht sich erst gar nicht um eine außerkünstlerische Definition, obschon dank des<br />

erweiterten Kunstbegriffs auch <strong>die</strong> soziale Kompetenz erwähntermaßen inklu<strong>die</strong>rt wird<br />

(z. Vgl. ders. a.a.O., S. 337 und 347 f.) und <strong>die</strong> künstlerische Kompetenz nicht nur als<br />

eine Fachkompetenz, sondern als Verkörperung der Selbstkompetenz schlechthin auftritt<br />

(z. Vgl. ders. a.a.O., S. 337-340). Der Regelsche Vorschlag setzt <strong>die</strong> Kenntnis eines<br />

persönlichkeitspsychologisch konnotierten Konzepts der Fach-, Methoden-, Selbst- und<br />

Sozialkompetenz voraus, ist hierin durchaus anknüpfungsfähig an entsprechende<br />

theoretische Grundmodelle etlicher deutscher Bildungspläne. Diese wiederum erwecken<br />

dadurch den Eindruck, als wären sie kompatibel mit dem Kompetenzkonzept der<br />

Selbstorganisationsdispositionen aus der deutschen Kompetenzforschung (vgl. Erpen-<br />

beck/Heyse 2007, S. 184). Hinsichtlich der Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Über-<br />

prüfung der bisher entwickelten Kompetenzniveaus wäre ein Austausch von Erkenntnis-<br />

sen hier mit Sicherheit interessant. Allerdings ließen sich Fach-, Methoden-, Selbst- und<br />

Sozialkompetenzen mit etwas gutem Willen auch an den kategorialen Referenzrahmen<br />

der OECD (Schlüsselkompetenzen) adaptieren (vgl. MBWK 2002, S. 5 f.; sehr ent-<br />

schlossen AG „Qualität & Kompetenzen“ 2007, S. 13 f.). Eine weitere Variante, eben-<br />

falls in Übereinstimmung mit OECD, Klieme-Expertise und KMK, wäre ein kognitions-<br />

psychologischer Kompetenzbegriff in Anlehnung an Weinert (vgl. Klieme et al. 2007,<br />

S. 21; KMK 2005b, S. 16 bzw. <strong>die</strong>s. 2005c, S. 7). Die Voraussetzung <strong>für</strong> entsprechende<br />

Schritte wäre freilich, <strong>für</strong> das eine oder andere Stellung zu beziehen (vgl. Abschn.<br />

4.1.2.1. <strong>die</strong>ser Arb.). Zu beobachten ist ein gewisser Ketteneffekt im Verweis, stellt<br />

230


allerdings längst noch keine hinreichende Begründung dar (siehe z. B. <strong>die</strong> Bezugnahme<br />

auf <strong>die</strong> KMK-Definition durch BDK 2008, S. 2 sowie MENFP 2008/2009, S. 5 oder den<br />

Anschluss an Weinert bei Höfer 2010, S. 9). Der Wind weht nach wie vor aus der<br />

gleichen Richtung, und früher oder später werden sich auch <strong>die</strong> Fähnchen nach ihm<br />

drehen – Regel ist sich „ziemlich sicher“, nationale <strong>Bildungsstandards</strong> werden sich auch<br />

<strong>für</strong> den Kunstunterricht OECD-weit durchsetzen (Regel 2004, S. 174). Die größten<br />

Chancen unter den vorliegenden Entwürfen haben vermutlich jene, <strong>die</strong> sich dank einer<br />

auf <strong>die</strong> Bildkompetenz zugespitzten Visual Literacy am ehesten mit dem Literacy-<br />

Konzept von PISA vergleichen lassen. Ein vielleicht noch wichtigerer Punkt ist das<br />

Abstrahierungspotential: Wiederum könnte einem bildorientierten Ansatz <strong>die</strong> bessere<br />

Eignung zugesprochen werden, weil sich an ihm relativ einfach solche Kompetenz-<br />

modelle erstellen ließen, wie sie in Österreich etwa <strong>für</strong> nationale <strong>Bildungsstandards</strong> im<br />

Fach Mathematik schon in Verwendung (vgl. Kubinger et al. 2006, S. 6) und <strong>für</strong> den<br />

naturwissenschaftlichen Bereich im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium stehen (vgl.<br />

BIFIE 2007, S. 5). Dabei handelt es sich um abstrakt-allgemeine Visualisierungen in<br />

Form eines dreidimensionalen Koordinatensystems mit den Achsen „complexity“<br />

(Anforderungsniveau), „content“ (Inhalt) und „performance“ (Handlung) (vgl. Fort-<br />

müller 2006, S. 27; BIFIE 2007, S. 4). Etwas weniger anforderungs- und mehr entwick-<br />

lungsorientiert schlagen Schecker & Parchmann <strong>die</strong> Dimensionen „Ausprägung“,<br />

„Basiskonzept/Inhaltsbereich“, „Handlung/Prozess“ vor (vgl. Schecker/Parchmann<br />

2006, S. 59, Abb. 9). Solche Modelle scheinen nicht nur klar, übersichtlich und<br />

kompakt, sondern zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie von der präskriptiv-<br />

normativen in <strong>die</strong> (?-)deskriptive Richtung gehen: Hier wird bereits veranschaulicht,<br />

woran sich das adäquate Problemlöseverhalten der Lernenden erkennen lassen soll (vgl.<br />

Schecker/Parchmann 2006, S. 47). Auch sie wären allerdings von der empirischen<br />

fachdidaktischen oder lernpsychologischen Forschung erst zu fun<strong>die</strong>ren (vgl. ebd.).<br />

Statt von Einfachheit könnte obendrein auch von Undifferenziertheit gesprochen<br />

werden, denn welche Testaufgaben mit welchen Ansprüchen <strong>die</strong> <strong>Bildungsstandards</strong><br />

schließlich überprüfen sollen, ist aus <strong>die</strong>sem allgemeinen Modelltypus streng genom-<br />

men weder ables- noch ableitbar (vgl. Fortmüller 2006, S. 27). Wie <strong>die</strong> bildorientierten<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> Luxemburgs, des BDK und auch das bildsemiotische Kompetenz-<br />

modell von Posner in <strong>die</strong>sem Darstellungsmodus aussehen könnten, sollen <strong>die</strong> folgen-<br />

den Abbildungen zeigen. Die luxemburgischen Regelstandards im Fach „Éducation<br />

Artistique“ (siehe Abb. 17, S. 231 <strong>die</strong>ser Arb.) befinden sich zum einen generell auf<br />

231


einer mittleren Anspruchsebene im Hinblick auf das Ende der 6e ES/8e EST, zum<br />

anderen sollen sie einen stetigen, zunehmend differenzierteren Kenntnis- und<br />

Verständniszuwachs, einen Anstieg der Selbständigkeit und Eigeninitiative erlauben<br />

(vgl. MENFP 2008/2009, S. 17). Die Kompetenzbeschreibungen werden daher einer<br />

impliziten Stufung unterzogen, <strong>die</strong> sich durchaus wie in naturwissenschaftlichen<br />

Modellen auch (siehe etwa KMK 2005d, S. 13 oder BIFIE 2007, S. 7) als Dreischritt<br />

„Wiedergabe, Anwendung, Transfer“ begreifen lässt (vgl. Schecker/Parchmann 2006,<br />

S. 55, Abb. 6). Zwar bezieht sich <strong>die</strong>ser dort auf den kognitiven Leistungsbereich,<br />

jedoch „[...] [ ist] der Kompetenzbereich 'Reflektieren über bildbezogene Zusammen-<br />

hänge' [...] integraler Bestandteil der drei anderen Bereiche 'Wahrnehmen', 'Deuten' und<br />

'Gestalten' [...]“ (MENFP 2008/2009, S. 21). Aus bildungstheoretischer wie fach-<br />

didaktischer Perspektive macht der Rückgriff auf <strong>die</strong> analogen, lang etablierten<br />

Niveaustufen I-III der Einheitlichen Prüfungsanforderungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abiturprüfung auch<br />

im Fach Bildende Kunst (siehe KMK 2005b, S. 8-13; vgl. Schecker/Parchmann 2006,<br />

S. 51) insofern Sinn, als gerade Reproduktion nicht das Ziel der Kompetenzentwicklung<br />

sein kann, sondern nur <strong>die</strong> freie Anwendung/der kreative Transfer (vgl. Grüne-<br />

wald/Sowa 2006, S. 311).<br />

Abb. 17: Kompetenzmodell der nationalen <strong>Bildungsstandards</strong> „Éducation Artistique“.<br />

Eigene Darstellung (M.R.), Quelle: vgl. MENFP 2008/2009.<br />

Der Grad an didaktischer und politischer Überzeugungskraft wird schlussendlich wohl<br />

<strong>für</strong> den BDK-Vorschlag den Ausschlag geben, ob zum Positiven oder zum Negativen.<br />

Die fachlogische Treffsicherheit kann, vorausgesetzt das Bildprimat wird akzeptiert, als<br />

ausgesprochen hoch betrachtet werden (vgl. Abb. 18, S. 232 <strong>die</strong>ser Arb.). Um so<br />

232


zwingender geboten scheint <strong>die</strong> kritische Suche nach den blinden Flecken, danach, was<br />

nun nicht einmal mehr zwischen den Zeilen stehen kann, weil der vermeintlich<br />

lückenlose Zusammenhalt der Zellen innerhalb der Matrix da<strong>für</strong> keinen Spielraum lässt.<br />

Gerade <strong>die</strong> Unterstellung einer axiomatischen Dominanz des Visuellen (vgl. hierzu <strong>die</strong><br />

Defintion des Begriffs „Bild“ in BDK. e.V. 2008, S. 2, Anm. 2) hat gewisse Bereiche<br />

fern der Augenweide verspielt: <strong>die</strong> manchmal augenlose, manchmal bildlose, <strong>die</strong> „nicht<br />

retinale“ moderne und zeitgenössische Kunst – etwa <strong>die</strong> Konzeptkunst, obwohl doch<br />

gerade sie auch ein Weg wäre, kognitive Potentiale anzuzapfen; oder <strong>die</strong> aktivistische<br />

Interventionskunst (z. B. Gruppe Wochenklausur), obwohl doch gerade sie den Lebens-<br />

weltbezug, <strong>die</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse gestalterisch in <strong>die</strong> Hand nimmt. Das aber<br />

sind Themenstellungen, <strong>die</strong> der HS-Lehrplan <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> (wie der<br />

inhaltlich idente AHS-Lehrplan im Sekundarbereich I) durchaus erlaubt (vgl. Anl. 1 zu<br />

BGBl II 2000/134 idF BGBl II 2008/290, S. 69). Gleichzeitig wird so der fachinhärente<br />

Komplex der politischen Bildung um seine künstlerisch-emanzipatorischen Implikatio-<br />

nen geschmälert. Jede Entscheidung <strong>für</strong> <strong>Bildungsstandards</strong> in der <strong>Bildnerische</strong>n<br />

<strong>Erziehung</strong> hätte daher da<strong>für</strong> Sorge zu tragen, dass das Fach seinen ausgewogenen<br />

Charakter beibehält; dass keines der drei verbindlichen Sachgebiete „Bildende Kunst“,<br />

„Visuelle Me<strong>die</strong>n“, „Umweltgestaltung und Alltagsästhetik“ einen Nachteil davonträgt.<br />

Die Orientierung am Lehrplan in seiner jetzigen Form wäre <strong>die</strong> beste Vorbeugung gegen<br />

eine einseitige Entwicklung.<br />

Abb. 18: Kompetenzmodell des BDK-Vorschlags <strong>für</strong> nationale <strong>Bildungsstandards</strong> im Fach Kunst.<br />

Eigene Darstellung (M.R.), Quelle: vgl. BDK e.V. 2008.<br />

233


Manchmal wird statt „Handlungsdimension“ der Begriff „Kompetenzbereich“ gesetzt<br />

(siehe KMK 2005d, S. 13 und Schecker/Parchmann 2006, S. 54 f., Abb. 5 und 6), <strong>die</strong>s<br />

wäre hier ebenfalls möglich (vgl. BDK e.V. 2008, S. 3). Natürlich bleiben einige Un-<br />

klarheiten: So impliziert etwa das Modell der BMUKK-<strong>Bildungsstandards</strong> Mathematik<br />

<strong>die</strong> Annahme, dass sich jedes Element der Handlungsdimension mit jedem Element der<br />

Inhaltsdimension verbinden lassen sollte (vgl. Kubinger et al. 2006, S. 6, Abb. 1 und 2),<br />

und auch das Modell der KMK-<strong>Bildungsstandards</strong> Physik formt nach <strong>die</strong>sem Grund-<br />

rezept 48 Zellen einer dreidimensionalen Matrix (vgl. Schecker/Parchmann 2006,<br />

S. 54 f.). Gerade am Posnerschen Kompetenzmodell der Bildrezeption zeigt sich, dass<br />

es inhaltlich keineswegs immer Sinn ergeben muss, alles mit jedem zu kreuzen (in<br />

Replik auf <strong>die</strong>s. a.a.O., ebd.; vgl. Abb. 19 <strong>die</strong>ser Arb.).<br />

Abb. 19: Allgemeines Modell der Bildkompetenz nach Posner. Eigene Darstellung (M.R.),<br />

Quelle: vgl. Posner 2003, S. 20 f.<br />

Sieht so <strong>die</strong> Zukunft aus: <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> in einer Reihe mit Physik, Chemie<br />

und Biologie? Muss das wirklich sein? Es kann. Die Grenze Prestigeprojekt – inter-<br />

disziplinäre Zusammenarbeit könnte freilich ähnlich fließend verlaufen wie in der<br />

„Europäischen Forschungsnacht – Forschen ist Kunst“ vom 25.09.2009 in den Wiener<br />

Rinderhallen St. Marx (siehe Biolution GmbH 2009). Die eigentliche Frage muss daher<br />

234


lauten, unter welchen Bedingungen, aus welchen Gründen ein solcher Schritt vertretbar<br />

und gerechtfertigt wäre. Verdeutlicht das Koordinatensystem <strong>die</strong> Essenz der Fach-<br />

bestimmung, oder nicht vielmehr deren Verkürzung? Bedeutet nicht schon der<br />

kognitionspsychologische Kompetenzbegriff nach Weinert eine Einengung? Beide, der<br />

gewählte Kompetenzbegriff wie das mit <strong>die</strong>sem verbundene Kompetenzmodell, wirken<br />

sich auf den Fachcharakter aus. Für <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> heißt das, dass sowohl<br />

langfristige Folgen abzuwägen, als auch Handlungsalternativen wahrzunehmen wären.<br />

Die Lernziele im HS-Lehrplan der <strong>Bildnerische</strong>n <strong>Erziehung</strong> sind bereits tendenziell<br />

prozess- und ergebnisorientiert (vgl. Anl. 1 zu BGBl II 2000/134 idF BGBl II 2008/290,<br />

S. 70 f.), <strong>die</strong> entsprechende <strong>Bildungsstandards</strong>-Optik wäre eine Frage der simplen<br />

Umformulierung via „Can-do-statements“. Dennoch handelte es sich dabei um einen<br />

falschen, weil nicht ganz ehrlichen Weg – der Lehrstoff müsste nicht nur einfach<br />

umformuliert werden, sondern ein Fundament in Gestalt eines Kompetenzkonzepts und<br />

-modells erhalten. Die Entwicklung von <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> Erzie-<br />

hung müsste sich zuerst der Diskussion um den Kompetenzbegriff stellen, und <strong>die</strong>s<br />

nicht als elitäre Spitzfindigkeit, sondern als das ABC der breiten Basis ansehen. Falls<br />

nationale <strong>Bildungsstandards</strong> ausnahmslos an <strong>die</strong> Übernahme des Weinertschen Kompe-<br />

tenzbegriffs sowie <strong>die</strong> Anpassung an das Regelstandards-Konzept geknüpft sein sollten<br />

(was anzunehmen ist), wäre auch hier wiederum notwendig, alle Karten offen zu legen.<br />

Auch jene, <strong>die</strong> automatisch ausschieden, etwa ein Kompetenzverständnis in Anlehnung<br />

an Erpenbeck & Heyse, mit seinem Zugang zur Persönlichkeitspsychologie, zur Sozial-<br />

und Biographieforschung (vgl. Erpenbeck/Heyse 2007, S. 173) – und vor allem <strong>die</strong><br />

Jokerkarte: <strong>die</strong> Karte der Kritik.<br />

7. Perspektivisches Resümee<br />

Diese Arbeit war vor allem vom Willen zu verstehen angetrieben. Zu verstehen, worauf<br />

sich <strong>die</strong> Fachdidaktik der <strong>Bildnerische</strong>n <strong>Erziehung</strong> einließe, so sie sich der Entwicklung<br />

von <strong>Bildungsstandards</strong> widmete: welchen überfachlichen konzeptionellen Vorgaben sie<br />

sich gegebenenfalls zu unterwerfen, welche fachlichen Grundbedingungen sie zu<br />

berücksichtigen hätte. Zu verstehen nicht nur, welche wissenschaftlichen, sondern auch,<br />

welche menschlichen und politischen Ansprüche sie an sich zu stellen hätte. Tatsächlich<br />

235


wäre <strong>die</strong>s alles im Ansatz bereits vorweggenommen. Die „Implementierung“ nationaler<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> bestimmt den bildungspolitischen wie unterrichtlichen Qualitäts-<br />

sicherungsdiskurs, methodisches Vokabular liegt zuhauf bereit und hätte bloß über-<br />

nommen zu werden gebraucht. Stattdessen wurde hier versucht, zu einem neuen,<br />

kritischen Sprachgebrauch anzuregen, der notwendig ist, weil teils mit leeren, toten<br />

Begriffen hantiert werden muss, <strong>die</strong> doch dermaßen ideologisch aufgeladen sind, dass<br />

sie ein von Haus aus instrumentalisiertes Eigenleben führen. Dies wurde demonstriert,<br />

indem das Schlüsselwort „<strong>Bildungsstandards</strong>“ in seine verschiedenen Kontexte re-<br />

implantiert und dort seziert wurde; Kontexte, <strong>die</strong> wiederum oft selbst jargonhafte<br />

Schlüsselworte darstellen und ebenso zerlegt wurden, wie der „Paradigmenwechsel“<br />

z. B., das „Lernen des Lernens“ oder der „homo competens“, der Kompetenzmensch in<br />

der „Wissensgesellschaft“. Die akribische Analyse der gesellschaftlichen Rahmen-<br />

bedingungen stand daher am Anfang, des globalen Strukturwandels, der in der Um-<br />

steuerung des Schulsystems der Industrieländer aufgegriffen wird und sich in einem<br />

bestimmten Welt- und Menschenbild bricht, das von der Warte einer herrschafts-<br />

kritischen, emanzipatorischen Bildungsperspektive aus recht unerfreuliche Züge trägt<br />

(vgl. Kap. 2 und 3). Im Aufzeigen der aktuellen und zeitgeschichtlichen Bezüge wurden<br />

nur schwache Verbindungen zur humanistischen Bildungstheorie aufgefunden, da<strong>für</strong> ein<br />

umso stärkerer Hang zu einer Art geschichtsblinden Gegenaufklärung, welche mehr an<br />

der heimlichen Fremd-, denn an der Selbstbestimmung des Subjekts interessiert scheint.<br />

Dabei handelt es sich um ein Muster, das nicht nur <strong>die</strong> Steuerung des Schulsystems<br />

betrifft (Stichwort „Autonomisierung“), sondern bis in den Unterricht hinein fortwirkt,<br />

und vor allen Dingen das müsste keineswegs sein, wenn Fachdidaktik und Fachtheorie<br />

danach trachteten, <strong>die</strong>s zu verhindern. Gerade <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> kann einer<br />

dahingehenden Entkernung entgegenwirken, indem sie sich ihrer eigenen reflexiv-<br />

kritischen Tradition besinnt: Das will natürlich nicht heißen, dass sie fortan politische<br />

Renegaten zu produzieren habe, sondern dass sie weiterhin Sinne und Wahrnehmung<br />

schärfen, Imaginations- und Orientierungsfähigkeit stärken, andere Formen der Selbst-<br />

positionierung und Weltaneignung aufzeigen kann (vgl. Kettel 2008). Dies ist not-<br />

wendig, wenn in weiten Kreisen der Bildungsforschung und -administration an <strong>die</strong><br />

Stelle bildungsphilosophischer Reflexion ein funktionalistisch geprägtes, überwiegend<br />

inhaltlich hohles „unternehmensphilosophisches“ Denken tritt, welches diverse Wett-<br />

bewerbs- und Erfolgsideologien als vermeintlich sinnstiftende Leitprinzipien der Schule<br />

von morgen vorweg nimmt. „Innovation“ des Bildungswesens durch betriebswirtschaft-<br />

236


liche Methoden wie New Public Management, Quality Circles, KAIZEN etc. entpuppte<br />

sich im Laufe der Analyse (vgl. Abschn. 3.6. <strong>die</strong>ser Arb.) als ein Modetrend, der auf der<br />

Unterrichtsebene plötzlich so neu nicht mehr aussieht, etwa dem TOTE-Modell der<br />

kybernetischen Pädagogik der 60er Jahre vergleichbar ist – daher nur wenig bis gar<br />

keinen Erkenntniszuwachs verspricht (vgl. Schröder 2001, S. 200), sich allerdings naht-<br />

los ins Schema der zunehmenden Vermarktlichung aller Lebensbereiche einfügt.<br />

Obgleich <strong>Bildungsstandards</strong> ein zentrales strategisches Reagens der Glokalisierung und<br />

der Umsetzung des NPM im schulischen Bereich darstellen, eine Schlüsselrolle sowohl<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Autonomisierung der Schulen als auch <strong>für</strong> das systemweite Monitoring spielen<br />

sollen, bleibt <strong>die</strong> erwartete Verbesserung der Unterrichtsqualität ein offenes Frage-<br />

zeichen. Zählen <strong>die</strong> PISA-Stu<strong>die</strong>n unzweifelhaft zu den direkten Auslösefaktoren <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Einführung von <strong>Bildungsstandards</strong>, so muss doch einschränkend hinzugefügt werden,<br />

dass seitens so mancher leitender PISA-Koordinatoren (etwa Andreas Schleicher oder<br />

Günter Haider) Einhelligkeit darüber besteht, dass zur Förderung der Chancengleichheit<br />

weit umfassendere Eingriffe nötig wären. In ihrer Form der Umsetzung durch das<br />

BMUKK <strong>die</strong>nen <strong>Bildungsstandards</strong> jedoch nicht zuletzt dazu, <strong>die</strong> Gesamtschulreform<br />

bis auf weiteres hinauszuschieben. Lehrende der <strong>Bildnerische</strong>n <strong>Erziehung</strong> dürften aus<br />

eigener Erfahrung bestätigen, dass Unterricht ohne Selektionsdrohung und Prüfungs-<br />

druck sehr wohl gute Ergebnisse liefern kann, und dass sie selbstverständlich dabei<br />

qualitative Standards verfolgen insofern, als sie sich nach dem Lehrplan richten. Wo<br />

Letzteres nicht der Fall ist, könnte mittels vorgegebener Standards nachgeholfen<br />

werden, deren Erreichung dann auch entsprechend überprüft werden müsste. So<br />

plausibel und simpel <strong>die</strong>se allgemeine Argumentation auch klingen mag, falls nationale<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> das Instrument der Wahl wären, hätten sie strenge Auflagen zu<br />

erfüllen, vorausgesetzt, sie müssten denselben empirischen Gütekriterien entsprechen<br />

wie ihre bereits gesetzlich verankerten Vorbilder. Würden kunstunterrichtliche<br />

Kompetenzstandards formuliert, ohne dass sich solche Festsetzungen empirischen<br />

Überprüfungen zu stellen hätten – wie <strong>die</strong>s in deutschen Bildungs- und Lehrplan-<br />

reformen durchwegs geschehen ist –, dann wären folgende symptomatische didaktische<br />

Risiken absehbar: ein Rückfall in den Schematismus und Methodismus des lernziel-<br />

orientierten Unterrichts der 70er Jahre, operationalistische Kompetenzfragmentierung,<br />

ein Anschwellen von Teilkompetenzbeschreibungen zu „endlosen“ Listen (vgl. Zülch/<br />

Pfeiffer 2006, S. 318) und/oder <strong>die</strong> Verballhornung des fachlichen Bildungspotentials<br />

via reduktionistische „Kompetenzraster“ (vgl. Abschn. 4.1.2.4 und 6.2.4. <strong>die</strong>ser Arb.).<br />

237


Als Impuls <strong>für</strong> weitere Überlegungen kann <strong>die</strong> Fragestellung <strong>die</strong>nen, inwieweit <strong>die</strong><br />

Erstellung kunstpädagogischer Testbatterien zur Systemevaluation möglich bzw. sinn-<br />

voll ist und weiter, welche empirischen Messverfahren überhaupt fachkompatibel sind.<br />

Bei der Erstellung der Standard-Tests zu den <strong>Bildungsstandards</strong> in Österreich gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

einzelnen Prüfaufgaben („Items“) das testtheoretische Prinzip der Rasch-Homogeni-<br />

tät. 120 Jedes Item darf lediglich eine einzige Eigenschaftsdimension messen, d. h. nur <strong>die</strong><br />

gesuchte Fähigkeit, ohne dass andere Faktoren (Spezialwissen, Sprachfertigkeit etc.)<br />

sich auf <strong>die</strong> Qualität der Testleistung systematisch auswirkten (Kubinger et al. 2006,<br />

S. 10 und 26). Aufgaben, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sem Anspruch der Fairness nicht entsprechen, lassen<br />

sich mittels des Rasch-Modells herausfiltern (vgl. <strong>die</strong>s. a.a.O., S. 29 f.). Im Hinblick auf<br />

<strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> kann vermutet werden, dass <strong>die</strong> Konstruktion brauchbarer<br />

eindimensionaler Items sich als besonders schwierig erweisen würde. Erstens deshalb,<br />

weil <strong>die</strong> Überlappung bis hin zur gegenseitigen Durchdringung verschiedener Kompe-<br />

tenzen, Kompetenztypen oder -dimensionen eine immer wiederkehrende theoretische<br />

Grundannahme in der Beschreibung fachlicher Standardkompetenzen darstellt (siehe<br />

BDK e.V. 2008, S. 3; Billmayer 2009a, S. 33; Grünewald/Sowa 2006, S. 305; MENFP<br />

2008/2009, S. 13; Schoppe 2008, S. 6); zweitens, weil davon auszugehen ist, dass<br />

typische Lernprozesse in der <strong>Bildnerische</strong>n <strong>Erziehung</strong> synthetisierend, integrativ und<br />

offen ablaufen (vgl. Grünewald/Sowa a.a.O., ebd.). Unklar bleibt auch <strong>die</strong> mitunter<br />

postulierte Trennung zwischen Handfertigkeiten, Basiskompetenzen und künstlerischen<br />

Kompetenzen (etwa bei Schoppe 2008, Grünewald/Sowa 2006), nicht nur, wenn sie mit<br />

„weichen“ Grenzen spekuliert und sich daher eine gewisse Willkür vorbehält, sondern<br />

insbesondere dann, wenn sie auf eine Definition des Kompetenzbegriffs gleich ganz<br />

verzichtet (siehe Grünewald/Sowa a.a.O.). Wiederum muss <strong>die</strong> Zerstückelung kom-<br />

plexer Fähigkeiten im Dienste der Operationalisier- und Testbarmachung <strong>die</strong> Frage nach<br />

der Sinn- oder Unsinnhaftigkeit des Ganzen aufwerfen – <strong>für</strong> Zülch & Pfeiffer liegt sie<br />

womöglich, in einer Anspielung auf Fromm (1983), begründet in der „Angst vor der<br />

Freiheit“ (Zülch/Pfeiffer 2006, S. 323), <strong>die</strong> noch auf <strong>die</strong> Furcht vor gesellschaftlicher<br />

120 Das mathematisch-psychologische Rasch-Modell entstammt der Probabilistischen Testtheorie, verfolgt<br />

daher einen nicht-deterministischen, stochastischen Ansatz in Bezug auf den Zusammenhang von<br />

Testwert und wahrer Eigenschaftsintensität einer Person (vgl. Kubinger et al. 2006, S. 26). Ein Ziel<br />

besteht darin, von aus der Beantwortung der Items gewonnenen beobachtbaren Variablen auf latente<br />

Variablen („traits“: Fähigkeiten, Eigenschaften, Dispositionen) zu schließen (vgl. ebd.). Ein Vorzug<br />

des Rasch-Modells besteht in seiner Stichprobenunabhängigkeit, es ermöglicht den Vergleich von<br />

Testleistungen, selbst wenn Schülerinnen und Schüler nicht <strong>die</strong>selben Items bearbeitet haben (vgl.<br />

Kubinger et al. a.a.O., S. 11). Auch <strong>die</strong> PISA-Stu<strong>die</strong> basiert in statistisch-testtheoretischer Hinsicht auf<br />

dem Rasch-Modell (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 8).<br />

238


Instabilität (vgl. Rexilius 1978, S. 113) zu ergänzen wäre. Gleichzeitig ist festzuhalten,<br />

dass eine derartige machtkritische „Tiefenanalyse“ der Entpsychologisierung der<br />

Debatte nicht unbedingt Vorschub leistet und zudem vor der wissenschaftlich<br />

interessanten Ebene davonläuft. Erwähnt zu werden ver<strong>die</strong>nt solche Kritik dennoch,<br />

gerade weil der gegenwärtige „Paradigmenwechsel“ bevorzugt mit Chiffren, mit<br />

Sprachspielen operiert und einen unreflektierten Konsens generiert, dessen Bekenntnis-<br />

zwang sie gleichwohl nicht folgt.<br />

Ein ähnlich grundsätzliches Problem stellt sich auch <strong>für</strong> einen Lösungsansatz, der sein<br />

Heil in der Flucht nach vorne sucht, im Brückenschlag zum der PISA-Stu<strong>die</strong> zugrunde<br />

gelegten Literacy-Konzept: <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> als Ästhetische Bildung, <strong>die</strong> Visual<br />

Literacy als zentrale Kulturtechnik wertschätzt und jenes visuelle Lernfeld bestellt, das<br />

durch <strong>die</strong> zunehmende Ästhetisierung aller Lebensbereiche immer mehr an Bedeutung<br />

gewinnt (vgl. Hochrainer et al. 2007, S. 71), würde sich damit einer gesellschaftlichen<br />

Veränderung annehmen, <strong>die</strong> im System Schule bisher völlig unzureichend wahrgenom-<br />

men wird. Zu erwägen wäre, ob <strong>die</strong> Aufgabe, auf <strong>die</strong>ses Defizit aufmerksam zu machen,<br />

sich bewerkstelligen ließe, ohne deshalb das Fach neu bzw. ganz zu verkaufen – ange-<br />

nommen es sei wichtig, <strong>die</strong> Lehre vor der inneren Verknüpfung mit der Humankapital-<br />

theorie und deren eindimensionaler Weltauffassung zu bewahren. Ebenso ist es nicht<br />

gesagt, ob <strong>die</strong> Wende zum Bild eine weitere fachliche Schwerpunktverschiebung weg<br />

von der Kunst rechtfertigte. Scheinbar müssen wieder so peinliche Fragen diskutiert<br />

werden wie: „Würde es bildende Kunst nicht geben ohne das Organ Auge?“<br />

Wurden Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Modellierung der Bildkompetenz<br />

schon ausführlich angedeutet (vgl. Abschn. 6.3.), bleibt zuletzt noch <strong>die</strong> Kreativität als<br />

Platzhalterin übrig. Gerade weil es dermaßen vermessen wirkt, so zu denken, <strong>die</strong> Ver-<br />

messenheit im allgemeinen Umgang mit der Messbarkeit aber schon zur Gewohnheit<br />

wird, ist ein Impetus in Richtung Kreativitätstests wohl erlaubt, zudem keine Möglich-<br />

keit von vornherein absolut ausgeschlossen werden sollte. Aus dem Gebiet der<br />

Kreativitätsforschung ist das heuristische „Komponentenmodell der Kreativität“ von<br />

Urban zu nennen (siehe Urban 2004, S. 100, Abb. 2). Auf Anhieb interessant im Zusam-<br />

menhang mit der Entwicklung eines Kompetenzmodells <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong><br />

ist <strong>die</strong>ses hauptsächlich darum, weil es nicht darauf abzielt, direkt <strong>die</strong> Kreativität selbst<br />

operationalisieren zu wollen (ein wissenschaftlich umstrittenes bis haltloses Unter-<br />

fangen), sondern darauf, jene Fähigkeiten/Eigenschaften zu testen, <strong>die</strong> gerade einmal<br />

personale Voraussetzungen darstellen sollen da<strong>für</strong>, dass ein kreatives Produkt<br />

239


geschaffen werden kann (vgl. Kubinger 2006, S. 279). Hierzu zählt laut Urban u. a. eine<br />

sog. „Allg. Wissens- & Denkfähigkeits-Basis“, welche z. B. das „Analysieren“ oder <strong>die</strong><br />

„breite Wahrnehmung“ einschließt, zählt auch eine „zunehmende Aneignung und<br />

Beherrschung spezifischer Wissensbestände u. Fertigkeiten in spezif. Bereichen (kreati-<br />

ven) Denkens & Handelns“, genauso wie „Fokussierung & Anstrengungsbereitschaft“<br />

(Urban 2004, S. 100, Abb. 2, Orthogr. lt. Orig.). Urban vernetzt <strong>die</strong>se Komponenten mit<br />

solchen wie „Motive[n] und Motivation“ (z. B. „Neugier“), „Offenheit & Ambiguitäts-<br />

toleranz“ (im „Spielen und Experimentieren“), „Divergente[m] Denken & Handeln“ (als<br />

„Originalität“, „Umstrukturierung und Redefinition“) (ebd.). Das kunstunterrichtliche<br />

Kompetenzmodell „Basiskompetenzen und ästhetisches Surplus“ von Grünewald &<br />

Sowa (2006, bes. S. 300-304) weist hierzu trotz aller disziplinären Unterschiedlich-<br />

keiten durchaus starke Analogien auf. Ein Vergleich macht zunächst vor allem <strong>die</strong><br />

Behelfsmäßigkeit der Trennung verwobener „Basis-Überbau“-Komponenten bei Grüne-<br />

wald & Sowa (2006) bewusst, rechtfertigt <strong>die</strong>se zugleich (wiederum implizit notgedrun-<br />

gen) dadurch, dass <strong>die</strong> bisherigen raren Versuche (Litzenberger 2001), <strong>die</strong> von Urban<br />

vorgeschlagenen begünstigenden Eigenschaftsvariablen psychologisch-diagnostisch zu<br />

operationalisieren, zu dem Ergebnis gelangt sind, dass das Modell <strong>die</strong> letztendlich<br />

erhobenen Testwerte nicht erklären konnte (vgl. Kubinger 2006, S. 279).<br />

Die <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> ist, obgleich sie ähnliche Probleme auf sich zukommen<br />

sieht, mangels überhaupt irgendeines Kompetenzmodells längst noch nicht an <strong>die</strong>sem<br />

Punkt angelangt. Die unmittelbar nächsten Schritte hingen von der absoluten Basis, vom<br />

zu bestimmenden Kompetenzbegriff ab – dort schon fangen <strong>die</strong> Unpässlichkeiten an,<br />

dort wären sie zuallererst zu beheben. So wie es keine eindeutige Definition der<br />

Kreativität gibt, gibt es genau genommen auch keine letztgültige des Konstrukts<br />

„Kompetenz“. Was allerdings vorliegt ist, wie in Abschnitt 4.1.2.2. <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

festgehalten wurde, eine qua PISA-Stu<strong>die</strong>, Klieme-Expertise und der österreichischen<br />

Gesetzesverordnung zu den <strong>Bildungsstandards</strong> hegemoniale Definition der Kompetenz,<br />

<strong>die</strong> sich an Weinert (2001) orientiert. Sie geht prinzipiell davon aus, dass Kompetenz<br />

stets anhand von bereitwillig geleisteter Tests mess- und einstufbar sein muss, eine freie<br />

Auswahl der Problemstellung (sei es aus einem vorgegebenen Aufgabenpool) nicht<br />

nötig bzw. möglich ist. Zu <strong>die</strong>sen Prinzipien muss jedes Kompetenzmodell österreichi-<br />

scher <strong>Bildungsstandards</strong> passen; ein Rückruf ist doch mehr als unwahrscheinlich. So es<br />

gelänge, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildnerische</strong> <strong>Erziehung</strong> ein Modell vorzubringen, das sich nicht damit<br />

begnügt, weder Fisch noch Fleisch zu sein, sondern etwas ganz Anderes sein will, dann<br />

240


stünden <strong>die</strong> Aussichten auf eine Umsetzung nicht als Ausnahme von der Regel, auch<br />

nicht als Sonderwunsch, sondern nur als (fachlich, bildungstheoretisch, kompetenz-<br />

theoretisch) begründete Forderung wirklich hoch. Wie soll es weitergehen? Auf keinen<br />

Fall so, dass sich ein Rückblick in zehn, zwanzig Jahren mit dem Satz auf den Punkt<br />

bringen ließe: „Wir wussten nicht, was und wie, aber wir taten es doch.“<br />

Die Bildungswissenschaft hat mit der Kompetenzdiagnostik und der empirischen<br />

Fun<strong>die</strong>rung der Fachdidaktiken ein völlig neues Arbeitskapitel aufgeschlagen. Die<br />

Verfasserin ist <strong>die</strong>sen Weg ein Stück weit mit gegangen; gesetzt den Fall, dass eine<br />

Umkehr nicht möglich ist, und gerade in Anbetracht der Hochgeschwindigkeit, mit der<br />

<strong>die</strong> Einführung von <strong>Bildungsstandards</strong> üblicherweise betrieben wird, bleibt noch immer<br />

der gar nicht so wenig aussichtsreiche Versuch, ein provisorisches Fly-over zu errichten,<br />

das zumindest einen fundamentalen Stilwechsel erzwingt.<br />

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BMUKK/Pelinka, Nikolaus (2008): BM Schmied: "<strong>Bildungsstandards</strong> als wichtiges Instrument<br />

zur Qualitätssicherung". Rechtliche Grundlage <strong>für</strong> den "Qualitätscheck" <strong>für</strong> den Unterricht an<br />

unseren Schulen wurde im Parlament beschlossen. APA-OTS Pressaussendung v. 09.07.2008.<br />

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31.07.2009. Download unter: http://www.bildunglsa.de/files/845d48f8c3582ee5bb146d4b2d81e07e/schulleiterinfolpsks_klieme.pdf<br />

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Klingler, Reingard (2008): Bilder als globale Social Player. - In: Billmayer, Franz (Hg.):<br />

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Klotz, Heinrich (²1999): Kunst im 20. Jahrhundert. Moderne – Postmoderne – Zweite Moderne.<br />

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Kluge, Friedrich (2002): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearb. v. Elmar<br />

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KMK (Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland)<br />

(Hg.) (1999): Perspektivrede des Präsidenten der Kultusministerkonferenz, Prof. Dr. Hans<br />

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Bildungskongress am 13. April 1999 in der Beethovenhalle in Bonn. Pressemitteilung v.<br />

13.04.1999. URL: http://www.kmk.org/presse-und-aktuelles/pm1999/perspektivrede-despraesidenten-der-kmk.html<br />

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KMK (Hg.) (2003a): Beschluss der Kultusministerkonferenz zu den IGLU-Ergebnissen vom<br />

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Download unter:<br />

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(Zuletzt einges.: 10.02.2010).<br />

KMK (Hg.) (2003b): Vereinbarung über <strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> den Mittleren Schulabschluss<br />

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http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2003/2003_12_04-<br />

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(Zuletzt einges.: 10.02.2010).<br />

KMK (Hg.) (2003c): Entwicklung und Implementation von <strong>Bildungsstandards</strong>. -Bonn,<br />

Dezember 2003. Download unter:<br />

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einges.: 18.04.2010).<br />

KMK (Hg.) (2004): Reform der Kultusministerkonferenz (Dokumentation). Pressemitteilung v.<br />

02.12.2004. Download unter: http://www.kmk.org/index.php?id=803&type=123 (Zuletzt<br />

einges.: am 10.02.2010).<br />

KMK (Hg.) (2005a): <strong>Bildungsstandards</strong> der Kultusministerkonferenz. Erläuterungen zur<br />

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KMK (Hg.) (2005b): Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Bildende Kunst.<br />

Beschluss der Kultusministerkonferenz v. 01.12.1989 i. d. F. v. 10.02.2005. -Bonn: Sekretariat<br />

der KMK. Download unter:<br />

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KMK (Hg.) (2005c): Beschlüsse der Kultusministerkonferenz <strong>Bildungsstandards</strong> im Fach<br />

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Luchterhand. Download unter:<br />

http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-<br />

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KMK (Hg.) (2005d): <strong>Bildungsstandards</strong> im Fach Physik <strong>für</strong> den Mittleren Schulabschluss.<br />

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Zusammenhänge von Sprache, Macht und Handeln. -Weinheim & München: Juventa, S. 9-24.<br />

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Verl. v. Wilhelm Engelmann.<br />

Zill, Rüdiger (1999): Analogiebildung und Paradigmawechsel. Theorieentwicklung als<br />

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Zweiter Teil. - Berlin: Akademie-Verl., S. 125-131.<br />

Zülch, Martin (2004): Argumente gegen eine vorbehaltlose Orientierung an <strong>Bildungsstandards</strong>.<br />

- In: Mensch Kunst Bildung. Material der Vorkonferenz vom 3. und 4. Dezember 2004, S. 14-<br />

17.<br />

Zülch, Martin/Pfeiffer, Martin (2006): Qualitätssiegel <strong>für</strong> ein sperriges Fach? Über<br />

institutionalisierte Standards und ihre möglichen Auswirkungen auf den Kunstunterricht. - In:<br />

Kirschenmann, Johannes/Schulz, Frank/Sowa, Hubert (Hgg.): Kunstpädagogik im Projekt der<br />

allgemeinen Bildung. -München: kopaed, S. 314-327.<br />

ZVB (Projektzentrum <strong>für</strong> Vergleichende Bildungsforschung) (2008): Das Projektzentrum <strong>für</strong><br />

Vergleichende Bildungsforschung (ZVB). URL: http://www.systemmonitoring.at/zvb.html [Stand: 04.03.2008] (Zuletzt einges.: 28.10.2009).<br />

Österreichische Bundesgesetze und Verordnungen<br />

117. Bundesgesetz, mit dem das Schulunterrichtsgesetz geändert wird, BGBl. I Nr. 117/2008.<br />

− Hauptdokument: Download unter:<br />

http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2008_I_117/BGBLA_2008_I_117.<br />

pdf (Zuletzt einges.: 28.03. 2010).<br />

− Vorblatt und Erläuterungen: Download unter:<br />

http://www.parlinkom.gv.at/PG/DE/XXIII/I/I_00606/fname_111660.pdf (Zuletzt einges.:<br />

28.03.2010).<br />

291


3. Bundesgesetz, mit dem das Bundesministeriengesetz 1986 geändert wird<br />

(Bundesministeriengesetz-Novelle 2009), BGBl. I Nr. 3/2009. Download unter:<br />

http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2009_I_3/BGBLA_2009_I_3.pdf<br />

(Zuletzt einges.: 10.02.2010).<br />

Verordnung des Bundesministers <strong>für</strong> Unterricht und kulturelle Angelegenheiten über <strong>die</strong><br />

Lehrpläne der Hauptschulen; Bekanntmachung der Lehrpläne <strong>für</strong> den Religionsunterricht an<br />

<strong>die</strong>sen Schulen, BGBl. II Nr. 290/2008. Anlage 1: Lehrplan der Hauptschule. Download unter:<br />

http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bundesnormen/NOR40101278/NOR40101278.pdf<br />

(Zuletzt einges.: 12.05.2010).<br />

1. Verordnung der Bundesministerin <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur über <strong>Bildungsstandards</strong><br />

im Schulwesen, BGBl. II Nr. 1/2009.<br />

− Hauptdokument: Download unter:<br />

http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2009_II_1/BGBLA_2009_II_1.pdf<br />

(Zuletzt einges.: 28.03.2010).<br />

− Anlage: Download unter:<br />

http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2009_II_1/COO_2026_100_2_502<br />

843.pdf (Zuletzt einges.: 28.03.2010).<br />

− Vorblatt und Erläuterungen: Download unter:<br />

http://www.bmukk.gv.at/me<strong>die</strong>npool/17203/vo_bildungsstandards_mat.pdf (Zuletzt einges.:<br />

28.12.2010).<br />

Abkürzungsverzeichnis zu den Rechtsquellen<br />

Abkürzungen Erklärungen<br />

AEMR......................................... Allgemeine Erklärung der Menschenrechte<br />

Anl............................................... Anlage<br />

BGBl............................................ Bundesgesetzblätter<br />

BlgNR.......................................... Beilage(n) zu den stenographischen Protokollen des<br />

Nationalrates<br />

Erl................................................ Erläuterungen<br />

GP................................................ Gesetzesperiode<br />

idF................................................ in der Fassung<br />

RV................................................ Regierungsvorlage<br />

SchOG......................................... Schulorganisationsgesetz<br />

SchUG......................................... Schulunterrichtsgesetz<br />

Vorbl............................................ Vorblatt<br />

292


Abbildungs- und Tabellenverzeichnis<br />

Abbildungen<br />

Abbildung 1: Längen-Anamorphose: Hase. Von Joseph Fridrich Leopold,<br />

Deutschland, um 1700. Quelle: Füsslin/Hentze 1999, S. 27.<br />

Abbildung 2: Die drei weisen Affen. Fassadenschnitzerei des Tōshō-gū-Schreins bei<br />

Nikkō, Japan, nach 1916. Quelle: vgl. Lucyshyn 2008, S. 21 (dort als<br />

Schlussillustration des BIFIE-Vortrages „Funktion und Nutzen von<br />

<strong>Bildungsstandards</strong> in der Qualitätsentwicklung an Schulen“).<br />

Abbildung 3: <strong>Bildungsstandards</strong> als NPM-Strategem.<br />

Quelle: Rekus 2005, S. 80.<br />

Abbildung 4: Qualitätszirkel nach Lucyshyn. Quelle: vgl. Lucyshyn 2008, S. 15. 62<br />

Abbildung 5: PDCA-Cycle. Quelle: Rois 1999, S. 36. 62<br />

Abbildung 6: Classroom-Management durch <strong>Bildungsstandards</strong>.<br />

Quelle: vgl. Stockhammer 2004, S. 602.<br />

Abbildung 7: Den Outcome fokussieren. Quelle: vgl. Lucyshyn 2008, S. 8 f. 81<br />

Abbildung 8: Die Kaninchen-Ente. Quelle: Jastrow 1971, S. 295. 89<br />

Abbildung 9: Thiérys „Pseudoskopisches Doppelprisma“.<br />

Quelle: vgl. Kalkofen 2003, S. 367, Fig. 15.9.<br />

Abbildung 10: Die „Zehn Ebenen der Bildkompetenz“ nach Posner. Eigene Darstellung<br />

(M.R.), Quelle: vgl. Posner 2003, S. 20 f.<br />

Abbildung 11: Typologische Anteile der Bildkompetenz. Eigene Darstellung (M.R.),<br />

Quelle: vgl. BDK e.V. 2008, S 2.<br />

Abbildung 12: Bereiche und Verhaltensfelder der Bildkompetenz. Eigene Darstellung<br />

(M.R.), Quelle: vgl. BDK e.V. 2008, S. 3.<br />

Abbildung 13: „Fachdidaktisches Kompetenzmodell“ des Berliner Rahmenlehrplans <strong>für</strong><br />

Bildende Kunst, Sekundarstufe I. Quelle: SenBJS 2006, S. 11.<br />

Abbildung 14: Kernkompetenzen des Kunstunterrichts nach Schoppe. Eigene<br />

Darstellung (M.R.), Quelle: vgl. Schoppe 2008, S. 7.<br />

Abbildung 15: Die Bildkompetenz in sechs Dimensionen. Eigene Darstellung (M.R.),<br />

Quelle: vgl. Niehoff 2009, S. 24 ff.<br />

Abbildung 16: Die grundlegende Stufung der künstlerisch-ästhetischen Bildung,<br />

illustriert am bildnerisch-produktiven Bereich. Eigene Darstellung<br />

(M.R.), Quelle: vgl. Grünewald/Sowa 2006, S. 296.<br />

Abbildung 17: Kompetenzmodell der nationalen <strong>Bildungsstandards</strong> „Éducation<br />

Artistique“. Eigene Darstellung (M.R.), Quelle: vgl. MENFP 2008/2009.<br />

Abbildung 18: Kompetenzmodell des BDK-Vorschlags <strong>für</strong> nationale <strong>Bildungsstandards</strong><br />

im Fach Kunst. Eigene Darstellung (M.R.), Quelle: vgl. BDK e.V. 2008.<br />

Abbildung 19: Allgemeines Modell der Bildkompetenz nach Posner. Eigene<br />

Darstellung (M.R.), Quelle: vgl. Posner 2003, S. 20 f.<br />

293<br />

14<br />

55<br />

61<br />

64<br />

94<br />

141<br />

142<br />

142<br />

160<br />

185<br />

185<br />

186<br />

231<br />

232<br />

233


Tabellen<br />

Tabelle 1: Hessische <strong>Bildungsstandards</strong> nach Bildungsgängen im Fach Kunst.<br />

Quelle: vgl. HKM 2010, S. 29.<br />

Tabelle 2: Ein Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kompetenzentwicklung anhand der<br />

niedersächsischen curricularen Vorgaben <strong>für</strong> das Fach Kunst.<br />

Quelle: NKM 2004, S. 13.<br />

Tabelle 3: Ein ausschnitthaftes Darstellungsbeispiel der<br />

Kompetenzkonkretisierungen im Fachlehrplan Kunsterziehung,<br />

Sachsen-Anhalt. Quelle: vgl. KMSA 2009, S. 19.<br />

Tabelle 4: Ein Beispiel <strong>für</strong> inhaltsorientierte Strukturierung in thüringischen<br />

Klassenstufenplänen <strong>für</strong> das Fach Kunsterziehung.<br />

Quelle: vgl. TMBWK 1999, S. 39.<br />

Tabelle 5: Lernziel- und Leistungsvereinbarungen im Bildungsbereich Kreativ<br />

(1. Klasse/2. Sem.) der NMS Markt-Allhau. Quelle: vgl. Lehner 2010,<br />

S. 43.<br />

294<br />

168<br />

169<br />

177<br />

179<br />

227

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