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Thema Bildungsstandards für die Bildnerische Erziehung - Mozarteum

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2.4. „Speed wins“ 18 ? Über Akzeleration, Einsatz und Verlust<br />

Angesprochen werden Bürgerinnen und Bürger einer der führenden Industrienationen<br />

„in Zeiten eines schneller werdenden“ (BMBWK 2003a, S. 3), „immer rascheren“<br />

(Gehrer 2003) gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels, angetrieben durch <strong>die</strong><br />

„ungeheure Geschwindigkeit“ der permanent wachsenden „Wissensflut“ (BMBWK<br />

2004a, S. 2). Deren latent bedrohliche Kehrseite in Gestalt von Reizüberflutung und<br />

Überforderung schwingt darin implizit mit, nicht zuletzt durch Verweise auf „<strong>die</strong><br />

zunehmende Komplexität“ (Gehrer 2003) der Lern- und Wissensgesellschaft (BMBWK<br />

2003a, S. 3). Um in ihr zurecht zu kommen, um nicht „[...] vom Wind der Verände-<br />

rungen [...] an raue Klippen geschlagen zu werden“, brauchte es „mehr Wissen und<br />

Können, mehr Fertigkeit und Fähigkeiten“ (Gehrer 1997). Der Metaphern-Kosmos<br />

rasender Wissensexplosionen, mit Liessmann (2006, S. 53) schlicht „dumm“ zu nennen,<br />

speist sich aus der Beobachtung der exponentiellen Zunahme bis subjektiv/kollektiv<br />

empfundenen „Überproduktion“ des alles entscheidenden Produktionsfaktors „Wissen“<br />

(vgl. Lehner 2003, S. 58 f.). Die Fähigkeit, es auf sinnvolle Weise zu nutzen, ist<br />

unterdessen rar (OECD 1996, S. 11), und so rapide das Wissen expan<strong>die</strong>rt, so schnell<br />

verfällt es auch schon wieder (vgl. Kahl/Schleicher 2005a). Wer da nicht mithalten kann<br />

oder ratlos ist, was genau denn nun ein „sinnvoller Nutzen“ wäre, dem, so ihn der von<br />

Koll beschriebene Eindruck ebenfalls befällt, „[...] erscheint <strong>die</strong> Welt kompliziert: Man<br />

fühlt sich klein: Kleinbürger“; Unfähigkeit und Unwissenheit sind <strong>die</strong> Stigmata „[...]<br />

derer, <strong>die</strong> sich nicht auskennen, der Verlierer“ (Koll 2002, S. 12). Der auf den<br />

Individuen zunehmend lastende Qualifizierungsdruck wird zum Appell an <strong>die</strong> elterliche<br />

Sorge um <strong>die</strong> eigenen Kinder (als Bspe. hier<strong>für</strong>: Lucyshyn 2007a, S. 584; BMBWK<br />

2003a, S. 6), deren fitness for survival <strong>die</strong> Schule zwar Rechnung zu tragen hat, sich<br />

dabei aber selbst durch den globalen Wettbewerb zwischen „allen Bildungssystemen“<br />

unter „enormen“ Druck gesetzt sieht (vgl. Stockhammer 2004, S. 597 und 604;<br />

BMBWK 2004a, S. 1 f.) – solche Redensart wirbt indirekt um Verständnis <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

offenkundige Tatsache, dass sich „[...] das Bildungssystem in wichtigen kapitalistischen<br />

Ländern [...] in einer tiefen Krise [...]“ befindet, wodurch ja <strong>die</strong> Reformen überhaupt<br />

erst zum <strong>Thema</strong> wurden (Bethge 2004, S. 79; vgl. Kirchhöfer/Steffens 2007, S. 9). Das<br />

bildungspolitische Eingeständnis, dass auch „[...] <strong>die</strong> 'Krise des Wohlfahrtsstaates' [...]<br />

18 Das durch den damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel geprägte, durch den Nationalratsabgeordneten<br />

Andreas Khol zu „Speed kills“ verschärfte Motto läutete 2000 <strong>die</strong> Umsetzung des<br />

ÖVP/FPÖ Regierungsabkommens ein (Köhler 2001, S. 352). Analog dazu heftete BM Gehrer es dem<br />

von ihr häufig bemühten „Segelschiff“ – als Metapher <strong>für</strong> das Bildungssystem – an <strong>die</strong> Fahnen (vgl.<br />

Gehrer 1997 und 2003) .<br />

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