Thema Bildungsstandards für die Bildnerische Erziehung - Mozarteum
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aufgefettet durch aus dem Zusammenhang gerissene geisteswissenschaftliche Topoi,<br />
„[...] etwa von Hobbes (homo homini lupus), Darwin (Evolution als natürliche Auslese)<br />
und Nietzsche (der dramatische Charakter der menschlichen Existenz und <strong>die</strong> Idee des<br />
Siegers)“ (<strong>die</strong>s. a.a.O., S. 132-135). 38 Wo sich der „Wettbewerbsexzess“ immer höher<br />
schraubt, reduziert sich der Maßstab der conditio humana auf „[...] <strong>die</strong> Einstellungen<br />
und Verhaltensformen des 'homo oeconomicus' als 'homo competitor'“ (Gruppe von<br />
Lissabon 1997, S. 139, Hervorheb. d. Verf.). Ein auf den ersten Blick weniger<br />
drastisches Leitbild erkennt Küster in der „[...] bildungspolitische[n] Zielrichtung der<br />
KMK-Reforminitiative[:] [...] [der] homo faber des postindustriellen Zeitalters [...]“<br />
zeichne sich durch seine Fixierung auf „Problemlösungsverhalten“ als oberste der<br />
„konkreten Handlungsfähigkeiten“ aus (Küster 2006, S. 19, Hervorheb. i. Orig.).<br />
3.3.1. Homo competens<br />
Präziser noch scheint der Begriff des homo competens den Geist der Zeit zu treffen:<br />
Von Alaluf & Stroobants als bloße Karikatur eines Arbeiterbildes entworfen<br />
(Alaluf/Stroobants 1994a, S. 54), zeichnet er sich durch sein „[...] 'Meisternkönnen' ...<br />
von 'Wissen, Know-how und Handlungs- und Verhaltensweisen' [...]“ aus; seine<br />
Verhaltensmaxime ist <strong>die</strong> „[...] Bereicherung seines 'Bestands an Kompetenzen' [...]“<br />
(ebd.), und das aus gutem Grund. Der homo competens erscheint als der Inbegriff des<br />
von Peter F. Drucker geprägten „Wissensarbeiters“, „Emblem“ der Wissensgesellschaft<br />
(Liessmann 2006, S. 32), gekennzeichnet durch <strong>die</strong> Fähigkeit, sein „[...] Wissen in der<br />
Gegenwart anzuwenden und zur Gestaltung der Zukunft zu nutzen“ (Drucker 2002,<br />
S. 336; zit. n. Liessmann a.a.O., ebd.), 39 weshalb er sich besser gestern schon darüber<br />
informiert hat, welches Wissen übermorgen vonnöten sein wird. Denn wer zu wenig, zu<br />
langsam oder das Falsche lernt, so wird insinuiert, ist selbst Schuld in der Wissens-,<br />
<strong>die</strong>ser von Drucker behaupteten zugleich auch schon „postkapitalistischen“ Gesell-<br />
schaft, wo prinzipiell jede und jeder sich Wissen frei zu eigen machen darf (vgl.<br />
Liessmann 2006, S. 32 f. und 51). Von der Utopie des in den Besitz der Allgemeinheit<br />
38 Wie Liessmann (2006, S. 23 f.) anmerkt, ist nicht jener der Urheber der Wolfsformel, sondern Plautus<br />
(vgl. Hobbes 1994, S. 59). Dass <strong>die</strong> Gruppe von Lissabon hier gerade auf Hobbes verweist, mag damit<br />
zusammenhängen, dass das Antlitz des Leviathan – des Staatenwesens, das allein den Behemoth, den<br />
raubtierartigen Naturzustand des Menschen mit Drang zum „Krieg aller gegen alle“ banne (ders.<br />
a.a.O., S. 83) – nicht davor gefeit ist, selbst jedes bürgerliche Rechtsverständnis abzustreifen und zur<br />
Fratze eines „Unstaates“ zu mutieren; <strong>die</strong> Hingabe an <strong>die</strong> vollends entfesselte Konkurrenz kann dabei<br />
als eine der Hauptingre<strong>die</strong>nzien gelten (vgl. Neumann 1977).<br />
39 Gleichfalls führen Haider et al. als oberstes Entwicklungsziel <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler an, dass<br />
<strong>die</strong>se sich „[...] zu aktiven Wissenskonstrukteuren [...]“ (Haider et al. 2003, S. 36) zu entwickeln<br />
hätten; als Begründung <strong>die</strong>nt wie so oft <strong>die</strong> Trias Wandel – Lebenslanges Lernen – Erfolg (vgl. ebd).<br />
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