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Thema Bildungsstandards für die Bildnerische Erziehung - Mozarteum

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Um nicht unversehens dort anzulangen, wo sich Wilhelm hinbegeben hat, ist es wichtig<br />

zu wissen, auf welche Weise sich auch gegen „spekulative Variationen zum stets<br />

gleichen <strong>Thema</strong> der idealistischen Menschen- und Lebensideale“ polemisieren lässt:<br />

Die Bildungswissenschaft habe <strong>für</strong> „Schultheorie“ erachtet, was eigentlich „Humani-<br />

tätsmetaphysik“ gewesen (Wilhelm 1967, S. 5 f.), und sei mit ihrem „Humanitätsideal“<br />

einem „Irrtum“ verfallen (ders. a.a.O., S. 8). Dazu „[...] gehört <strong>die</strong> ganze Idee der<br />

autonomen 'Bildung'“ (Wilhelm 1967, S. 6), <strong>die</strong> Vorstellung, Schule habe „[...] der<br />

Freiheit [...] optimale Wachstumsbedingungen zu gewährleisten [...]“, inbegriffen (ders.<br />

a.a.O., S. 11). Humboldt wird zum Erzverführer der Pädagogik (vgl. Wilhelm 1967,<br />

S. 6), „mindestens“ auch „Kant und Leibniz“ seien indirekt daran beteiligt gewesen,<br />

„[...] <strong>die</strong> organologischen Vorstellungen zur Herrschaft zu bringen“, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> einhellige<br />

Stilisierung der Funktionstüchtigkeit im Volkskörper münden sollten (ders. a.a.O., S.<br />

82 f.). Obwohl Wilhelm erkennt, dass keine der bisher tonangebenden „[...] Verein-<br />

fachung[en] des Menschenbildes, deren jede einen eigenartigen Aspekt der Bildungs-<br />

pädagogik hervorgebracht hat, [...] an das spezifische Wesen der Schule heranzuführen<br />

[vermögen]“ (Wilhelm 1967, S. 9 f.), und schlussfolgert: „Die Einheitsformeln vom<br />

Menschen sind pädagogisch wenig wert oder nichts [...]“ (ders. a.a.O., S. 21), führt er<br />

mit dem homo discens doch auch wieder selbst eine ein, nur deklariert er sie nicht als<br />

solche – wie denn auch, schließlich soll sie, zugespitzt „[...] zu einer systematischen<br />

Lernökonomie [...]“, <strong>die</strong> fällige „Umorientierung“ zu mehr Wissenschaftlichkeit<br />

anspornen (ders. a.a.O., S. 10 f., Hervorheb. entf.). Die ganze Verkehrtheit der Wilhelm-<br />

schen Argumentation verheddert sich aber unrettbar erst in der Behauptung: „Das<br />

schlimmste Vermächtnis der autonomen Bildungstheorie sind ihre anthropologischen<br />

Entstellungen“ (Wilhelm 1967, S. 8). Sie habe eine gebotene „Barriere <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewe-<br />

gungsfreiheit des Subjektes“ von Anfang verhindert und so <strong>die</strong> „Judenvernichtung“, <strong>die</strong><br />

Wilhelm als Beispiel <strong>für</strong> den „Druck der Selbstverwirklichung“ anführt, erst plausibel<br />

erscheinen lassen – gemessen an Wilhelms Fähigkeit zur Niederträchtigkeit, <strong>die</strong><br />

nazistische Barbarei gerade der neuhumanistischen Bildungstheorie anzulasten, nimmt<br />

nicht wunder, wenn er als <strong>die</strong> dem Gegenwartsmenschen einzig probate Form von<br />

Freiheit dessen „Freiheit von sich selbst“ erachtet (Wilhelm 1967, S. 20 f.).<br />

In Anbetracht all <strong>die</strong>ser unweigerlich mitgeschleppter, aber oftmals verdrängter<br />

Pferdefüße können eine kritiklose, historisch blinde Übernahme des homo discens wie<br />

eine begriffsgeschichtslose Umarmung des homo competens nicht im Sinne einer<br />

Pädagogik als Wegweiserin zum Selberdenken sein. Mit seiner eingedeutschten<br />

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