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Religiöse Politik und politische Religion im Kontext interner ...

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<strong>Religiöse</strong> <strong>Politik</strong> <strong>und</strong> <strong>politische</strong> <strong>Religion</strong> <strong>im</strong> <strong>Kontext</strong> <strong>interner</strong> gewalttätiger<br />

Auseinandersetzungen<br />

Zwischenbericht zum Projekt <strong>Religion</strong> <strong>und</strong> Gewalt KO 961/6-1<br />

Berichtszeitraum: Dezember 2005 bis April 2007<br />

Professor Dr. H. Rüdiger Korff, PD Dr. Dagmar Hellmann-Rajanayagam; Sascha Helbardt, M.A.<br />

Lehrstuhl für Südostasienk<strong>und</strong>e II Universität Passau, 94032 Passau<br />

Voraussichtliche Dauer des Gesamtprojektes: Dezember 2005 bis März 2009<br />

I. Zusammenfassung:<br />

Das Projekt hat das Ziel, den Ursprüngen <strong>und</strong> Gründen religiöser Gewalt in Sri Lanka, Birma <strong>und</strong><br />

Thailand nachzugehen, drei Ländern, in denen die Mehrheit der Bevölkerung dem Theravada-<br />

Buddhismus folgt, die nachzugehen. Die best<strong>im</strong>mende Frage war, ob <strong>Religion</strong> Teil des Problems<br />

oder Teil der Lösung ist. Es ist dies bei näherer Betrachtung eine etwas paradoxe Fragestellung:<br />

eine Ideologie, die nicht nur ganz offensichtlich häufig mit Gewalt verb<strong>und</strong>en ist, sondern durch die<br />

Gewalt oft sakralisiert wird, ist aufgerufen <strong>und</strong> wird betrachtet als prädestiniert zum Frieden <strong>und</strong><br />

zur Friedensschaffung.[1] Der Buddhismus gilt dabei gemeinhin als eine dem Frieden verpflichtete<br />

<strong>Religion</strong>, aber gerade in Ländern, wo er vorherrscht, manifestieren sich gegenwärtig oft heftige<br />

Konflikte. Was dabei nicht genügend thematisiert wird ist, dass <strong>Religion</strong> natürlich innerhalb der<br />

eigenen Gruppe friedensfordernd <strong>und</strong> –fördernd wirkt, eine ganz andere Frage ist der Umgang mit<br />

Fremden <strong>und</strong> Außengruppen.<br />

II. Durchgeführte Untersuchungen<br />

Von Dezember 2005 bis zum Beginn der ersten Feldforschungsphase <strong>im</strong> Juli 2006 standen<br />

Datenerhebungen in Archiven sowie die weitere theoretische Konzeptualisierung <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Ein Problem der Feldforschung war die Eskalation der Konflikte in Sri Lanka <strong>und</strong> Südthailand.<br />

Während in Sri Lanka eine relative Pazifizierung innerhalb der jeweils kontrollierten Gebiete<br />

bestand, gilt dieses für Südthailand nicht. Sowohl die zunehmende eher als „bürgerkriegsartig“<br />

skizzierbare Situation in Sri Lanka als auch die Zunahme unkalkulierbarer Gewalt in Südthailand<br />

führten dazu, dass Untersuchungen in dörflichen Gebieten besonders in Thailand ein zu großes<br />

Sicherheitsrisiko darstellen. In Südthailand war die empirische Forschung deshalb auf Interviews,<br />

Beobachtungen usw. in den Städten Narathiwat <strong>und</strong> Pattani <strong>und</strong> kurzfristigen Besuchen in<br />

anderen Orten begrenzt. Trotzdem war es möglich, einige zentrale Prozesse - mindestens<br />

vorläufig - genauer zu erfassen, <strong>und</strong> theoretisch zu reflektieren.<br />

Sowohl diese theoretischen Reflexionen <strong>und</strong> Interpretationen als auch die vergleichende Arbeit<br />

sind bislang noch vorläufig. In der folgenden Phase sollen weitere Daten erhoben werden, von<br />

denen ausgehend der Vergleich präzisiert werden kann.<br />

III. Erste Ergebnisse der empirischen Studien<br />

Sind religiöse Konflikte religiöse Konflikte?<br />

In den von uns untersuchten Konflikten spielt <strong>Religion</strong> eine Rolle, doch kann nicht ohne weiteres<br />

von „religiösen Konflikten“ gesprochen werden, denn in keinem der Fälle wird von allen beteiligten<br />

Gruppen mit religiösen Argumenten operiert. In Sri Lanka <strong>und</strong> Thailand ist <strong>Religion</strong> mit Ethnizität


verknüpft <strong>und</strong> dient gleichsam als ethnische Markierung. Weiterhin, <strong>und</strong> dieses könnte ein<br />

allgemeines Kennzeichen sein, ist <strong>Religion</strong> <strong>im</strong>mer nur für eine Gruppe relevant. In Sri Lanka spielt<br />

der Buddhismus eine Rolle für den sinhalesischen Staat, doch kaum oder gar nicht für die LTTE. In<br />

Thailand spielt demgegenüber <strong>Religion</strong> für den Staat keine zentrale Rolle <strong>und</strong> wird eher von den<br />

„Revoltierenden“ thematisiert. Es scheint, als könne <strong>Religion</strong> tatsächlich <strong>im</strong>mer nur für eine der<br />

Konfliktgruppen Bedeutung haben aber nicht für beide.[2] <strong>Religion</strong> als den oder auch nur einen der<br />

wichtigsten Faktoren herauszudestillieren, auch wenn Protagonisten von Konflikten dies so<br />

darstellen, erscheint schon deshalb als eine bedenkliche <strong>und</strong> unzulässige Essentialisierung<br />

komplexer Phänomene.<br />

In Sri Lanka z.B. besteht weiterhin ein Diskurs vom Kampf um den Buddhismus <strong>und</strong> von der<br />

‘Vernichtung der ungläubigen Tamilen’, während es für die Tamilen um ganz andere Dinge geht,<br />

unter denen <strong>Religion</strong> lediglich ein Faktor ist. Auch hier ergab sich, über das Argument<br />

ökonomischer Rivalität <strong>und</strong> das des Neides hinaus, eine neue Perspektive: Private Frömmigkeit ist<br />

in Sri Lanka zwar tatsächlich noch privat, gleichzeitig wird <strong>Religion</strong> aber öffentlich in dem Sinne,<br />

dass sich damit nicht nur Nationalismus demonstrieren lässt, sondern auch eine neue Art<br />

wirtschaftlicher Ethik (protestantische Ethik <strong>im</strong> neuen Gewand?): es wird dargelegt, dass der<br />

Buddhismus <strong>und</strong> buddhistische Doktrin Selbstverantwortung, wirtschaftliche Aktivität <strong>und</strong> Erfolg als<br />

Beweis des guten karma nicht nur unterstützt, sondern geradezu fordert. Neu ist hier nicht, dass<br />

buddhistische Lehren zur Unterfütterung wirtschaftlicher Ideologien herangezogen werden,<br />

sondern für welche Ideologie dies gilt: während in den 50er bis 70er Jahren der Buddhismus Ideen<br />

des Wohlfahrtsstaates <strong>und</strong> in Birma des Sozialismus unterstützte, so wird er jetzt dazu verwandt,<br />

das kapitalistische System zu rechtfertigen. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich anscheinend in<br />

Thailand beobachten, wo die Ideologie des Buddhathad zur Rechtfertigung des kapitalistischen<br />

Systems herangezogen wird.[3]<br />

Dies ermöglicht es dann aber auch, wirtschaftliche <strong>und</strong> <strong>politische</strong> Konflikte religiös zu<br />

kommunizieren, zu begründen <strong>und</strong> zu validieren: der Unterschied zwischen legit<strong>im</strong>em Protest <strong>und</strong><br />

Psychose, zwischen Gefängnis <strong>und</strong> Psychiatrie.<br />

Länderspezifische Ergebnisse:<br />

1. Burma<br />

Wie erwartet, erwies sich die Feldforschung in Burma als nicht ganz einfach. Vorarbeiten konnten<br />

in den National Archives in London geleistet werden, wo Quellen zur Etablierung des birmanischen<br />

unabhängigen Staates <strong>und</strong> die Reaktionen der ethnischen Gruppen darauf gesichtet werden<br />

konnten. Hiermit konnte eine historische Basis zum Verständnis der gegenwärtigen Lage<br />

gewonnen werden.<br />

Unsere These von der <strong>Religion</strong> als Mittel weitergehender sozialer Kohäsion über die Familien-<br />

oder Stammesgruppe hinaus wurde schon von Edm<strong>und</strong> Leach in seiner Studie über das <strong>politische</strong><br />

System der Kachin angesprochen.[4] Einige neuere Arbeiten von Angehörigen ethnischer<br />

Minderheitengruppen betonen gerade diesen Aspekt.[5] Die Dissertation von Saokhong Liang,[6]<br />

einem Chin-Führer verdeutlicht den Prozess der Ethnisierung von <strong>Religion</strong>: erst als die Mehrheit<br />

der Chin (in Indien, Birma <strong>und</strong> Bangladesh) zum Christentum konvertierte, so sagt er, begann sie<br />

nicht nur ein Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Chin zu entwickeln, sondern gleichzeitig<br />

entstand aktive Zusammenarbeit als Ethnie, um <strong>politische</strong> Forderungen durchzusetzen. Das


Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einer weltweiten christlichen Gemeinschaft blieb davon<br />

unberührt. Für die Kachin gilt dies in ähnlicher Weise. Hier waren es die christlichen<br />

Organisationen, die den Kampf gegen die burmesische Regierung unterstützten wie auch die<br />

Waffenstillstandsverhandlungen an herausragender Stelle best<strong>im</strong>mten.<br />

So könnte die religiöse D<strong>im</strong>ension sich bei den Kachin auch darüber begründen, dass einzig die<br />

<strong>Religion</strong> eine inter-kommunale Organisationsform bereitstellt, durch die tatsächlich eine Kachin-<br />

Bewegung erst organisatorisch ermöglicht wird. Um hier bessere Absicherungen der Interpretation<br />

zu erreichen ist der Vergleich zu den Karen <strong>und</strong> Shan, die ebenfalls Buddhisten sind, sinnvoll.<br />

Allerdings besteht in Burma das weitere Problem, dass auch die ethnischen Birmanen von der<br />

Militärdiktatur unterdrückt <strong>und</strong> verfolgt werden. So lässt sich der Konflikt dort weder auf die<br />

religiöse noch ethnische D<strong>im</strong>ension begrenzen. Auf Seiten der ethnischen Birmanen selbst zeigt<br />

sich eine starke <strong>und</strong> bewusste Affiliation zum Buddhismus. Es ist allerdings sehr schwierig<br />

festzustellen, ob die herrschaftslegit<strong>im</strong>ierende Perspektive der eher ritualfixierten <strong>und</strong> an Pflichten<br />

der Bevölkerung orientierten Junta oder die eher meditative <strong>und</strong> an Menschen <strong>und</strong><br />

Staatsbürgerrechten ausgerichtete der Opposition hier stärker wirkt.<br />

In der Feldforschung stellt sich als besonders interessant die Haltung der sehr kleinen<br />

hinduistischen (meist tamilisch-sivaitischen) Minderheit heraus. Diese Gruppe war auch<br />

(vermutlich wegen des leichten sprachlichen Zugangs) erstaunlich auskunftsbereit <strong>und</strong><br />

auskunftsfreudig. Die Treffen fanden <strong>im</strong>mer in hinduistischen Tempeln statt, <strong>und</strong> es wurde gesagt,<br />

dass sich für Hindus keine Schwierigkeiten bei der Ausübung ihrer <strong>Religion</strong> <strong>und</strong> sogar be<strong>im</strong> Bau<br />

oder der Renovierung von Tempeln ergäben. Dies stand <strong>im</strong> Gegensatz zu Informationen von<br />

christlichen Gruppen, die große Probleme be<strong>im</strong> Bau <strong>und</strong> der Renovierung von Kirchen<br />

ansprachen. Die Begründung von hinduistischer Seite war bemerkenswert: einmal, so wurde<br />

gesagt, mischten sich die tamilischen Hindus nicht in die <strong>Politik</strong> der Regierung ein, daher würden<br />

sie auch in Ruhe gelassen; andererseits wisse die Regierung, dass sie meist hart arbeitende,<br />

relativ arme Leute seien <strong>und</strong> habe deshalb ein gewisses Verständnis für sie. Es trifft zu, dass die<br />

meisten wohlhabenden Tamilen <strong>und</strong> andere indische Gruppen in den von der Regierung<br />

inszenierten Auswanderungswellen der 60er, 70er <strong>und</strong> 80er Jahre nach Indien zurückgegangen<br />

sind, <strong>und</strong> die verbleibenden Tamilen sind bis auf Ausnahmen nicht wirklich reich (sie sind aber<br />

trotzdem in der Lage, die Tempel finanziell zu erhalten <strong>und</strong> zu unterstützen). Die meisten von<br />

ihnen waren bereits in Indien zu Besuchen <strong>und</strong> planen auch weitere, sie wollen aber in Birma<br />

bleiben. Auf religiösem Gebiet kooperieren sie mit anderen indischen Gruppen wie z.B. Bengalis.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für das weniger angespannte Verhältnis zwischen Hindus <strong>und</strong> Buddhismus<br />

dürfte Synkretismus sein: bei einem Gespräch stellte sich die Frage, warum sowohl hinduistische<br />

Götterbilder wie ein Buddhabild an den Wänden hingen, die Antwort lautete: Aber Buddha ist doch<br />

Hindu.<br />

2. Sri Lanka<br />

In Sri Lanka war der Aspekt der Sakralisierung <strong>und</strong> Legit<strong>im</strong>ierung von Gewalt durch die <strong>Religion</strong><br />

<strong>und</strong> religiöse Spezialisten besonders bemerkenswert. Dieser geht mit einer starken Ethnisierung<br />

der <strong>Religion</strong> (s.o.) einher. Der jetzt wieder mit voller Härte ausgebrochene Bürgerkrieg wird von der<br />

Mönchspartei JHU (Jathika Helu Urumaya) voll <strong>und</strong> öffentlich unterstützt. In deren Propaganda<br />

kommen religiöse Argumente allerdings erst an zweiter Stelle zum Tragen; wichtiger ist ein<br />

‘säkularer <strong>und</strong> nationalistischer Buddhismus’.[7] Diese Sicht wurde durch ein Interview mit einem<br />

der Führer der JHU bestätigt, in dem die Argumentation auf die ethnische <strong>und</strong> kulturelle


Einzigartigkeit der Sinhalesen, ihrer Geschichte <strong>und</strong> Sprache abhob <strong>und</strong> <strong>Religion</strong> eine<br />

vergleichsweise untergeordnete Rolle spielte. In anderen Interviews mit Mitgliedern des Sangha<br />

<strong>und</strong> <strong>Religion</strong>sexperten spielte dagegen <strong>im</strong>mer die Gefährdung der <strong>Religion</strong> durch fremde<br />

Eindringlinge eine Rolle, wogegen gewaltsamer Widerstand nicht nur gerechtfertigt, sondern<br />

geboten sei, weil sonst der Buddhismus auf Sri Lanka untergehe <strong>und</strong> aussterbe. Es war deutlich,<br />

dass es hier nicht um die Lehre oder Doktrin des Buddha ging, sondern um die <strong>Religion</strong> als<br />

ethnische Marke <strong>und</strong> nahezu physischer Besitz. Wie Peter Schalk schon vor einiger Zeit bemerkte,<br />

ist durch die Ethnisierung der <strong>Religion</strong> die Tatsache, dass der Buddhismus vermutlich von Tamilen<br />

nach Sri Lanka gebracht wurde <strong>und</strong> damit auch diese Buddhisten sein können, aus dem<br />

Bewusstsein beider Gruppen verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wird oft schlicht geleugnet. Die Bevölkerung<br />

akzeptiert oft erstaunlich bereitwillig die Argumentation des Sangha. Wichtig ist auch der oft<br />

wiederholte Glaube, dass die LTTE als einziges Ziel die Ausrottung der Sinhalesen hat <strong>und</strong> Kinder<br />

<strong>und</strong> Säuglinge tötet, wogegen die Sinhalesen mit gleicher Münze zurückschlagen dürfen <strong>und</strong><br />

müssen.<br />

Das ökonomische Argument, das in den 70er Jahren zeitweise sehr <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong> stand, tritt <strong>im</strong><br />

Augenblick zurück, hat aber seine Potenz nicht ganz verloren. Einerseits ist deutlich, dass weite<br />

Teile der Tamilen, gerade in den von der LTTE verwalteten Gebieten, keine ökonomische Macht<br />

besitzen oder ausüben können, andererseits verschärft sich die Armut der sinhalesischen Massen<br />

weiterhin. Der Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg wird dabei nicht thematisiert. Im Gegenteil,<br />

der Bürgerkrieg wird als eine Lösung angesehen unter dem Argument, dass die Tamilen <strong>und</strong> ihre<br />

Forderungen an der Verarmung schuld seien. Die Möglichkeit, dass durch das Zugeständnis von<br />

weitergehenden Rechten an die Tamilen eine ökonomische win-win-Situation für alle Sri Lankaner<br />

geschaffen werden könnte, ist nicht vermittelbar.<br />

In das Muster der Ethnisierung der <strong>Religion</strong> <strong>und</strong> ihrer Gefährdung passt auch die Kontroverse um<br />

das sog. ‘Anti-Conversion Law’, mit dem ‘unethische Konversion’ vor allem zum Christentum<br />

verhindert werden soll, die oft durch materielle Anreize gefördert wird. Die Argumentation des<br />

Sangha ist hier widersprüchlich: es werden vor allem die katholischen Sri Lankaner <strong>und</strong> die<br />

katholische Kirche angegriffen; die Gruppen, die mit finanziellen Anreizen Konvertiten an sich<br />

ziehen, sind aber vor allem von den USA finanzierte evangelikale Gruppen. Hinweise auf diese<br />

Widersprüche werden nicht zur Kenntnis genommen, stattdessen wurde als Beweis für die<br />

finsteren Absichten der katholischen Kirche die – unzutreffende – Tatsache angeführt,<br />

Prabhakaran sei Katholik.<br />

Für das Antikonversionsgesetz äußerten selbst einige Vertreter der christlichen Kirchen<br />

Verständnis: die Kirche dürfe sich nicht als finanzielle <strong>und</strong> nicht als außengesteuerte Macht<br />

präsentieren. Am besten sei es, wenn ihre Sozialarbeit gar nicht als christliche wahrgenommen<br />

werde.<br />

In den von der LTTE kontrollierten Tamilgebieten fällt der starke Unterschied zwischen<br />

öffentlichem Säkularismus <strong>und</strong> privater Frömmigkeit auf, ein Unterschied, der durch den Krieg<br />

verstärkt wird: in der gegenwärtigen Krise sind alle nationalen <strong>und</strong> ehrenden Zeremonien<br />

abgeschafft, man richtet sich auf eine Zeit der Kargheit ein. Tempel <strong>und</strong> Kirchen funktionieren aber<br />

nach wie vor <strong>und</strong> sind bestens besucht.<br />

Ein geplanter Besuch Jaffnas war aufgr<strong>und</strong> der kriegerischen Situation nicht möglich, ist dafür aber<br />

für 2007 geplant. Offensichtlich gibt es inzwischen wieder Flüge auch für Privatpersonen. Hier soll


dann neben Interviews mit den entsprechenden Persönlichkeiten auch das in den Bibliotheken<br />

lagernde Quellenmaterial zum Verhältnis <strong>Religion</strong>, <strong>Politik</strong> <strong>und</strong> Gewalt untersucht werden.<br />

3. Thailand<br />

In Thailand stand die Feldforschung vor dem großen Problem der unkalkulierbaren Gewalt <strong>und</strong> der<br />

vielfältigen gewalttätigen Gruppen. Die Gründe der Eskalation, die gerade in den letzten Wochen<br />

durch die Bewaffnung der chinesischen Minderheit <strong>und</strong> der Thai massiv zunahm, bleiben noch<br />

<strong>und</strong>urchsichtig, ebenso wie die historischen Bezüge. Die Konsultation der historischen Quellen in<br />

den National Archives in London brachte nur unvollständige <strong>und</strong> widersprüchliche Informationen.<br />

Die Ziele der Gewalttätigkeit in der Vergangenheit wie auch ihre Verursacher blieben weitgehend<br />

<strong>im</strong> Dunkeln. Es ist hier zudem, anders als <strong>im</strong> Tamilen-Sinhalesen-Konflikt in Sri Lanka, schwierig<br />

einzuschätzen, inwieweit<br />

a) die Bevölkerung die Personen, die Gewalt ausüben, kennt <strong>und</strong> sie<br />

b) unterstützt. Da die Gewalt so willkürlich ist oder zumindest so erscheint <strong>und</strong> praktisch<br />

keine <strong>politische</strong>n oder sozialen Forderungen außer der nach dem islamischen Staat gestellt<br />

werden, sind keine Verhandlungen, ja nicht einmal Reaktionen, außer vielleicht Repressionen,<br />

möglich. Während die musl<strong>im</strong>ische Minderheit den Konflikt allerdings als religiösen wahrn<strong>im</strong>mt,<br />

handelte es sich für die Regierung bis jetzt eher um einen säkularen, ethnisch best<strong>im</strong>mten Konflikt.<br />

Erst die durch den Militärputsch <strong>im</strong> September 2006 an die Macht gekommene Regierung hat<br />

vermehrt die religiöse D<strong>im</strong>ension anerkannt. Unter der buddhistischen Bevölkerung hat sich das<br />

Bild eines „grausamen“ Islams in Südthailand allerdings schon länger verbreitet.<br />

Einige Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Einschätzungen sind trotzdem möglich: Die Ausbreitung des<br />

internationalen Islamismus[8] hat zu einem Wiederaufflammen der separatistischen Tendenzen in<br />

Südthailand geführt, die an sich seit der formellen Annexion der Gebiete durch Siam 1909<br />

bestehen. Für einen Großteil einer neuen Generation von Separatisten haben der Islamismus <strong>und</strong><br />

das Konzept des jihad allerdings den alten malaiischen Nationalismus als Kernideologie verdrängt<br />

oder zumindest ergänzt. Zwar gibt es kaum schriftliches Material oder andere Quellen zur<br />

Ideologie, aber Interviews mit jungen Separatisten zeigen, dass diese sich bewusst von der alten<br />

Generation der nationalistischen Separatisten abgrenzen. In den Augen der jungen Generation<br />

hat dieser “alte Separatismus“ versagt. Allerdings ist anzumerken, dass das Konzept des jihads in<br />

Südthailand unter der Bevölkerung nicht allzu verbreitet ist. Das liegt zum einem daran, dass trotz<br />

der Gewalt des thailändischen Staates gegenüber den Musl<strong>im</strong>en (auch unter der gestürzten<br />

Regierung Thaksin Shinawatras), sich diese nie direkt gegen den Islam gerichtet hat <strong>und</strong> die<br />

<strong>Religion</strong>sfreiheit <strong>im</strong>mer gewährleistet war. Zum anderem ist es der separatistischen Bewegung, die<br />

eher als ein loses Netzwerk verschiedener Gruppen <strong>und</strong> Organisationen ohne eine charismatische<br />

Führerpersönlichkeit erscheint, nicht wirklich gelungen, eine Mehrheit in der Bevölkerung für ihre<br />

(noch unklaren) Ziele zu mobilisieren. Dennoch haben verschiedene Separatistengruppen de facto<br />

die Kontrolle über vereinzelte Gebiete in Südthailand gewonnen, ohne aber dazu in der Lage zu<br />

sein, diese Gebiete auch zu pazifizieren.<br />

Was die Rolle des Buddhismus <strong>im</strong> Südthailandkonflikt angeht, so lässt sich festhalten, dass sich –<br />

<strong>im</strong> Gegensatz zu Sri Lanka – die Instrumentalisierung des Buddhismus für <strong>politische</strong> Interessen<br />

sehr in Grenzen hält. Zwar basiert eine Säule des thailändischen Nationalismus weiterhin auf dem


Buddhismus, doch die vom Staat gegenüber den Musl<strong>im</strong>en ausgeübte Gewalt, wurde zu keiner<br />

Zeit buddhistisch begründet. Vielmehr wurden hier auf Argumentationsfiguren wie den “Erhalt der<br />

nationalen Sicherheit“ oder den “Kampf gegen Drogen/ Mafia“ zurückgegriffen. Auch der Sangha<br />

der thailändischen buddhistischen Mönche hat sich zu keiner Zeit öffentlich für die Anwendung von<br />

Gewalt gegenüber den Musl<strong>im</strong>en ausgesprochen. Allerdings haben die buddhistischen Mönche bis<br />

jetzt auch keine friedensstiftende Rolle eingenommen <strong>und</strong> sich bis jetzt sogar einem öffentlichen<br />

Dialog mit dem Islam verweigert. Das hat mindestens zwei Ursachen: Einerseits ist der Sangha<br />

schon seit dem letzten Jahrh<strong>und</strong>ert vom Staat kooptiert wurden, so dass die Identifikation unter<br />

den Mönchen mit Nationalstaat sehr hoch ist.[9] Andererseits, haben die meisten Mönche in<br />

Südthailand, aber auch in Bangkok starke negative Vorurteile gegenüber dem Islam <strong>und</strong><br />

gleichzeitig wenig Wissen über diese <strong>Religion</strong>.[10] Nicht wenige Mönche machen die Intoleranz<br />

des Islam für die gegenwärtige Gewalteskalation verantwortlich. Der Buddhismus – so wurde in<br />

Interviews <strong>im</strong>mer wieder geäußert - sei dagegen eine friedvolle <strong>Religion</strong> <strong>und</strong> könne nicht zur<br />

Legit<strong>im</strong>ation von Gewalt dienen. Diese Feststellung lässt, wenn es um die Beziehung von <strong>Religion</strong><br />

<strong>und</strong> Konflikt geht, eine Konzentration auf die Rolle des radikalen Islamismus in Südthailand zu.<br />

Das soll keinesfalls bedeuten, dass der Islamismus die alleinige Ursache für den gegenwärtigen<br />

Konflikt ist.<br />

Zwar lässt sich bis jetzt wenig über den Hintergr<strong>und</strong> der „Bewegungen“ in den südlichen Provinzen<br />

sagen, aber dennoch konnten zwei Interessengruppen ausgemacht werden, die von der<br />

Instrumentalisierung der <strong>Religion</strong> profitierten. Auf der einen Seite hat sich eine einflussreiche<br />

Schicht von Besitzern von <strong>Religion</strong>sschulen gebildet, die ernorme Profite einstreicht <strong>und</strong> unter den<br />

Schülern eine Identität der religiösen Abgrenzung gegenüber den Buddhisten (<strong>und</strong> damit dem<br />

buddhistischen Nationalstaat) verbreitet. Zum anderen nutzt auch eine neue Generation<br />

musl<strong>im</strong>ische <strong>Politik</strong>er seit den 1980er Jahren die Symbolik des radikalen Islamismus, um<br />

Wählerst<strong>im</strong>men zu gewinnen. Für die Provinz Narathiwat, auf die sich die bisherige Forschung<br />

konzentriert hat, lässt sich zudem ein enges Netzwerk von musl<strong>im</strong>ischen <strong>Politik</strong>ern,<br />

“<strong>Religion</strong>sunternehmern“ <strong>und</strong> Separatisten aufzeigen. Wobei die Separatisten (soviel sei als<br />

Anmerkung zur Sozialstruktur gesagt) ihre Anhänger unter Absolventen dieser <strong>Religion</strong>sschulen<br />

<strong>und</strong> arbeitslosen Akademikern rekrutieren. Interviews mit musl<strong>im</strong>ischen Studentenaktivisten zeigen<br />

beispielsweise, wie sich die persönlich ungünstigen Aussichten – aufgr<strong>und</strong> der wirtschaftlichen<br />

Situation in den drei Provinzen können die meisten musl<strong>im</strong>ischen Studenten nur schlecht bezahlte<br />

Jobs erwarten - <strong>und</strong> ein islamistisches Weltbild sowie die Ablehnung des buddhistischen<br />

Nationalstaates, verstärken. Wobei die Separatisten mit dem Argument, dass es sich bei dem<br />

Konflikt in Südthailand um einen islamischen Widerstand gegen die buddhistische Unterdrückung<br />

sei, Gelder aus dem Nahen Osten <strong>und</strong> Malaysia mobilisieren können.<br />

Ein besonderes Problem für die lokale Bevölkerung sind die unterschiedlichen Formen der Gewalt.<br />

So explodieren Bomben auf Märkten, auf denen vor allem Musl<strong>im</strong>s sind. Mönche sind von Bomben<br />

betroffen ebenso wie Militär <strong>und</strong> Polizei. Unklar sind die Erschießungen in den Dörfern oder<br />

normaler Personen. Teilweise sind vor allem auch Musl<strong>im</strong>e von dieser Gewalt betroffen, was zu<br />

Legit<strong>im</strong>ationsverlusten führt. Diese werden allerdings schnell wieder kompensiert durch die<br />

Entstehung von Gerüchten, in denen dann die Gewalttaten einen Rahmen bekommen, der sie<br />

mindestens teilweise akzeptabel macht. Ein Beispiel war der Überfall auf einen Militärlastwagen,<br />

der aber von musl<strong>im</strong>ischen Kindern besetzt war, die gerade vom besuch eines Zoos kamen. Initial<br />

überwog deutliches entsetzen über diese Tat. Nach drei Tagen hatte sich aber ein besonderes


Gerücht als Erklärung durchgesetzt. Danach waren die musl<strong>im</strong>ischen Familien vom Militär<br />

gezwungen worden, ihre Kinder auf dem Militär-LKW fahren zu lassen. So war dann doch das<br />

Militär am Tode der Kinder schuld.<br />

Vergleich der Forschungsländer:<br />

Die Zunahme von Gewalt bedeutet <strong>im</strong>mer auch einen Legit<strong>im</strong>ationsverlust, mit dem<br />

unterschiedlich umgegangen werden kann. Andererseits ist Gewalt selbstbegründend<br />

(selbstreferentiell) <strong>und</strong> unmittelbar überzeugend, ähnlich wie bzw. in Verbindung mit Technik. Das<br />

wurde bei dem jüngsten Luftangriff der LTTE auf den Militärflughafen Sri Lankas wieder deutlich. In<br />

Sri Lanka sieht es so aus, als liege eine – auch zeitlich – begrenzte Lösung darin, den Anspruch<br />

auf staatliche Legit<strong>im</strong>ation für einen Teil des Territoriums <strong>und</strong> der Bevölkerung ganz aufzugeben,<br />

was sich auf zwei Arten äußert: der Rückzug des Staates aus diesen Gebieten, <strong>und</strong> die Leugnung<br />

staatlicher Zugehörigkeit <strong>und</strong> damit des Schutzanspruches für den tamilischen Bevölkerungsteil.<br />

Beides perpetuiert den Konflikt <strong>und</strong> stabilisiert die sinhalesische Staatsgewalt. Hinzu kommt in Sri<br />

Lanka der materielle Gewinn, den viele Gruppen aus dem Konflikt ziehen, so dass eine<br />

Verlängerung vernünftig scheint. Allerdings ist dies nicht unbegrenzt möglich. Im Augenblick<br />

könnte es sein, dass man sich einer Grenzsituation nähert.<br />

Der Konflikt in Sri Lanka unterscheidet sich in mehrerer Hinsicht von denen in Thailand <strong>und</strong> Birma.<br />

Sri Lanka Thailand Birma<br />

Konventioneller Bürgerkrieg<br />

<strong>im</strong> Sinne eines militärischen<br />

Konfliktes zwischen zwei gut<br />

organisierten Einheiten: die<br />

sri lankanischen Streitkräfte<br />

<strong>und</strong> die LTTE.<br />

Ein <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e begrenzter<br />

Konflikt auf einer niedrigen<br />

Ebene, der sich in einigen<br />

wenigen <strong>und</strong> definierten<br />

Provinzen (Yala, Pattani <strong>und</strong><br />

Narathiwat) allerdings<br />

zwischen kaum zu<br />

identifizierenden Gruppen <strong>und</strong><br />

Individuen sowie den<br />

thailändischen Sicherheitskräften<br />

abspielt.<br />

Irreguläre, lokal begrenzte,<br />

aber lang andauernde<br />

Konflikte auf niedriger Ebene.<br />

Es handelt sich hier nicht nur<br />

um Konflikte zwischen einer<br />

Mehrheitsethnie <strong>und</strong> ‘fremden’<br />

Minderheiten (religiös,<br />

ethnisch oder beides),<br />

sondern auch um einen<br />

Konflikt zwischen einem<br />

repressiven Staat <strong>und</strong> der<br />

Bevölkerung allgemein.


Der konventionelle Charakter<br />

wird verstärkt durch die<br />

Existenz ‘befreiter’ Gebiete<br />

bzw. solchen, in denen die<br />

Verwaltungshoheit der LTTE<br />

auch offiziell (allerdings nicht<br />

de jure) anerkannt ist. Der<br />

Bürgerkrieg kann daher mit<br />

definierten Territorien<br />

verb<strong>und</strong>en werden (ähnlich<br />

z.B. in Eritrea <strong>und</strong><br />

Nordirland). Die Gewalt spielt<br />

sich momentan vor allem an<br />

den Grenzen der<br />

unterschiedlichen<br />

Einflusssphären ab.<br />

Innerhalb der jeweiligen<br />

Gebiete üben die<br />

Gruppen/Truppen ein Gewaltmonopol<br />

aus, haben die<br />

Regierungs- <strong>und</strong><br />

Verwaltungs-Hoheit de facto<br />

inne. Sie sind damit<br />

gezwungen, sich zu<br />

legit<strong>im</strong>ieren. Bei den Tamilen<br />

basierte die ethnischnationale<br />

Legit<strong>im</strong>ation nie in<br />

dem Maße auf <strong>Religion</strong> wie<br />

bei den Sinhalesen. Die<br />

‘ethnische’ Identität als<br />

Tamilen ist hingegen schon<br />

sehr alt, auch wenn sie<br />

Definitionsänderungen<br />

unterlag.<br />

Der Legit<strong>im</strong>itätsverlust des<br />

Staates ist begrenzt, solange<br />

der Konflikt auf die Region<br />

beschränkt bleibt. Viele<br />

Bewohner haben die<br />

Provinzen verlassen <strong>und</strong> die<br />

Zurückbleibenden profitieren<br />

entweder vom Konflikt oder<br />

sie haben einfach nicht die<br />

Mittel zur Ausreise. Der Gr<strong>und</strong><br />

dafür ist, dass die Region<br />

noch nicht, wie in Sri Lanka,<br />

zum Ausschlußgebiet oder<br />

unabhängig geworden ist.<br />

Das hat möglicherweise mit<br />

dem symbolischen Wert des<br />

Nationalismus zu tun. Eine<br />

Entwicklung zu einem<br />

unabhängigen Staat in Pattani<br />

hätte weitreichende<br />

Konsequenzen für Malaysia,<br />

das deshalb an der<br />

Unabhängigkeit dieses<br />

Gebietes trotz<br />

anderslautender<br />

Beteuerungen nicht<br />

interessiert ist.<br />

Der Einfluss des Konfliktes in<br />

Pattani auf Malaysia ist noch<br />

ganz ungenügend untersucht.<br />

Es wäre zu fragen, ob er<br />

Spannungen in Kelantan<br />

vermindert oder verstärkt.<br />

Weiter wäre zu fragen, ob<br />

traditionelle Eliten in<br />

Südthailand noch eine Rolle<br />

spielen, da die Gruppen<br />

schwer zu definieren <strong>und</strong> zu<br />

identifizieren sind.<br />

In den peripheren Regionen<br />

der ethnischen Minderheit<br />

bleiben best<strong>im</strong>mte Gebiete<br />

entweder aufgr<strong>und</strong> von<br />

Waffenstillständen oder durch<br />

Waffengewalt außerhalb<br />

staatlicher Kontrolle. Eine<br />

eigene Verwaltung dort hat<br />

sich jedoch nur in<br />

rud<strong>im</strong>entären Ansätzen<br />

entwickelt (z.B. <strong>im</strong> Kachin<br />

State). Wo Gebiete nicht durch<br />

förmliche Abkommen<br />

übertragen wurden, sinkt der<br />

Einfluss früherer bewaffneter<br />

Gruppen, z.B. der Shan <strong>und</strong><br />

Karen. Dies hängt auch damit<br />

zusammen, dass der Grad der<br />

Organisation dieser Gruppen<br />

unterschiedlich ist: (irreguläre<br />

Verbänden aber auch gut<br />

integrierten bewaffnete<br />

Einheiten). Vorhandene<br />

interkommunale <strong>und</strong><br />

Stammes-Strukturen spielen<br />

eine Rolle.<br />

Bei den Kachin, Karen <strong>und</strong><br />

Chin spielten religiöse<br />

(christliche) Organisationen<br />

die Rolle einer interkommunalen<br />

Organisation <strong>und</strong><br />

damit auch für begrenzte<br />

Formen der Verwaltung <strong>und</strong><br />

eines auf sozialer Kontrolle<br />

basierenden Gewaltmonopols.


Es gibt genau spezifizierte<br />

Interessen <strong>und</strong> Forderungen,<br />

auf denen Verhandlungs- <strong>und</strong><br />

Friedensinitiativen basieren<br />

könnten. Die Divergenz<br />

beider Seiten ist allerdings so<br />

groß, dass dies <strong>im</strong> Augenblick<br />

nicht als realistische Option<br />

erscheint.<br />

Die religiöse D<strong>im</strong>ension wird<br />

vor allem von der Regierung<br />

<strong>und</strong> sinhalesischen Gruppen<br />

betont; die LTTE präsentiert<br />

sich als offensiv säkular. Was<br />

sie propagiert, könnte<br />

vielmehr mit ‘dulce et<br />

decorum est pro patria mori’<br />

umschrieben werden, so dass<br />

die Notwendigkeit einer<br />

religiösen Legit<strong>im</strong>ation gar<br />

nicht erst entsteht.<br />

Es gibt keine klaren bzw.<br />

überhaupt keine Forderungen,<br />

damit auch keinerlei Basis für<br />

Friedensgespräche. Es ist<br />

nicht ersichtlich, mit wem<br />

überhaupt verhandelt werden<br />

könnte, vor allem, da es auch<br />

keine Gruppen gibt, die über<br />

best<strong>im</strong>mte Regionen klare<br />

interne Kontrolle ausüben.<br />

Solange der Konflikt begrenzt<br />

bleibt, sieht der Staat keine<br />

Notwendigkeit zu einer<br />

gr<strong>und</strong>legenden Lösung.<br />

Versuche hierzu könnten<br />

sogar noch die Gefahr<br />

erhöhen, dass der Konflikt<br />

über die Grenzen der<br />

betroffenen Provinzen hinaus<br />

eskaliert <strong>und</strong> z.B. Bangkok<br />

gefährdet.<br />

Die religiöse D<strong>im</strong>ension ist<br />

schwer zu fassen, auch wenn<br />

zumindest die Terrorgruppen<br />

die Forderung nach einem<br />

islamischen Staat – als<br />

einzige Äußerung –<br />

propagieren. Gruppen, denen<br />

best<strong>im</strong>mte Forderungen<br />

zuzuordnen wären, lassen<br />

sich nicht ausmachen. Die<br />

<strong>Politik</strong> des thailändischen<br />

Staates basiert eher auf<br />

nationalen als auf religiösen<br />

Vorstellungen; es ist nicht<br />

auszumachen, ob eine <strong>Politik</strong><br />

der Buddhisierung des<br />

Südens besteht.<br />

IV.XXIII. Vorläufige Interpretationen der bislang erhobenen Daten:<br />

Die Interessen der<br />

Minderheiten sind klar definiert<br />

als Autonomie <strong>und</strong> <strong>politische</strong><br />

Veränderungen. Diese<br />

basieren z.T. noch auf<br />

Versprechen, die vor <strong>und</strong><br />

während des<br />

Unabhängigkeitsprozesses<br />

gemacht wurden.<br />

Hier vermischen sich die<br />

Forderungen der ethnischen<br />

Minderheiten <strong>und</strong> der ebenso<br />

unterdrückten burmesischen<br />

Bevölkerung.<br />

<strong>Religion</strong> ist für die<br />

Minderheiten eine Variable<br />

von begrenzter Bedeutung, die<br />

vor allem darin besteht, dass<br />

religiöse Organisationen die<br />

einzig bestehenden waren,<br />

bevor der Konflikt begann. Für<br />

die Junta <strong>und</strong> die Opposition<br />

spielt sie jedoch eine wichtige<br />

Rolle für die<br />

Herrschaftslegit<strong>im</strong>ation. Es ist<br />

eine deutliche <strong>Politik</strong> der<br />

Buddhisierung/Birmanisierung<br />

festzustellen, die allerdings<br />

von der Opposition scharf<br />

kritisiert wird.<br />

Wie erwartet bestätigen die bisherigen empirischen Daten die <strong>im</strong> Antrag formulierte Annahme<br />

einer zunehmend wahrgenommenen Bedeutung von <strong>Religion</strong> in den untersuchten Konflikten.<br />

Dabei kristallisierte sich Rolle <strong>und</strong> Bedeutung von <strong>Religion</strong> etwas deutlicher heraus. Hierzu <strong>im</strong><br />

Folgenden eine Skizzierung möglicher Gründe, warum <strong>Religion</strong> zur Legit<strong>im</strong>ierung von Konflikten<br />

heute akzeptiert wird:<br />

1.<strong>Religion</strong> ist ganz gr<strong>und</strong>legend ein Mittel, Kontingenz <strong>und</strong> damit auch Konflikte, zu bewältigen.<br />

Dies kann auf ganz unterschiedliche Art geschehen; die Frage ist, warum es so oft gewaltsam<br />

geschieht. <strong>Religion</strong> basiert <strong>im</strong> Wesentlichen auf unbewiesenen <strong>und</strong> unbeweisbaren Annahmen,<br />

d.h. Glauben. Diese Annahmen sind Vernunftüberlegungen entzogen. Sie verlangen<br />

unhinterfragte Nachfolge <strong>und</strong> Akzeptanz, ausgedrückt durch Rituale, Ikonen <strong>und</strong> Symbole.[11]


Wichtiger noch ist, dass <strong>Religion</strong> einerseits eine verfügbare <strong>und</strong> leicht zugängliche Ressource<br />

darstellt, andererseits bei Zuwiderhandlungen gegen Ge- <strong>und</strong> Verbote über Sanktionsmittel<br />

verfügt, die von Bestrafung bis zum Ausschluss aus der Gemeinschaft reichen. Dies schafft<br />

Zusammengehörigkeit, aber auch Angst <strong>und</strong> Scham, wenn den Ansprüchen nicht genügt oder<br />

an den Gr<strong>und</strong>annahmen gezweifelt wird.[12] Allerdings gilt diese Einschätzung nur bedingt für<br />

nicht-abrahamitische <strong>Religion</strong>en, d.h., sie mag für die Wahrnehmung in Südthailand zutreffen,<br />

erklärt aber nicht den Aufstieg f<strong>und</strong>amentalistischer Tendenzen in buddhistischen<br />

Gemeinschaften. Gerade der Buddhismus als ‘<strong>Religion</strong> ohne Gott’[13] hat als Doktrin mehr mit<br />

logischen Ableitungen zu tun als mit ‘Glauben’ <strong>im</strong> herkömmlichen Sinne. Seine leichte<br />

Zugänglichkeit als Ressource liegt auf einer anderen Ebene. Dies gilt in geringerem Maße<br />

auch für den Hinduismus.<br />

2. <strong>Religiöse</strong> Rituale beinhalten <strong>im</strong>mer auch Tabus: bezogen auf Nahrungsmittel, Personen,<br />

Außenstehende, Sexualität, Geschlecht. Ob solche Tabus, z.B. gegen Nahrungsmittel<br />

irgendwann einmal eine rationale Basis hatten, sei dahingestellt, gegenwärtig dienen sie vor<br />

allem zur Kontrolle <strong>und</strong> Dominanz, haben also eine irrationale Machtfunktion. Gleichzeitig sind<br />

diese Tabus <strong>und</strong> ihre Verpflichtungen <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e unerfüllbar, so dass ein ständiger latenter<br />

Konflikt in der Gemeinschaft erzeugt wird, der geleugnet <strong>und</strong>/oder abgelenkt werden muss: auf<br />

einen anderen, den sprichwörtlichen Sündenbock. Der geschmähte Andere hat nicht nur das,<br />

was man selbst besitzen möchte, sondern tut auch die Dinge, die man selbst tun möchte, aber<br />

nicht darf. Die daraus resultierende latente Neurose könnte eine psychologische Erklärung für<br />

religiöse Gewalt, Selbstmordattacken <strong>und</strong> die Zunahme des F<strong>und</strong>amentalismus über<br />

Eisenstadt hinaus liefern, hier ist allerdings große Vorsicht geboten. Diese Erklärung gilt<br />

offensichtlich nicht <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> nie für alle <strong>Religion</strong>en, erklärt daher nicht den Anstieg religiöser<br />

Gewalt gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Sie gilt z.B. nicht für buddhistische<br />

Gesellschaften, wo die Tabus <strong>und</strong> Verbote fast ganz aus der Gesellschaft ausgelagert <strong>und</strong> auf<br />

die Gemeinschaft der Mönche, den Sangha, übertragen werden.<br />

3. Andererseits ist die Verführung, die eine Ideologie mit einfachen Erklärungen <strong>und</strong> wenig<br />

intellektuellen Ansprüchen ausübt, nicht zu leugnen. In Gesellschaften mit geringer sozialer<br />

Kohäsion könnte sie die einzige Organisationsbasis <strong>und</strong> eine Art ‘sozialen Kitt’ darstellen. Die<br />

in manchen <strong>Religion</strong>en postulierte prinzipielle Gleichheit verschleiert <strong>und</strong> stabilisiert dabei<br />

bestehende Machtverhältnisse, besonders solche sexueller Art. Rituale <strong>und</strong> Tabus schaffen<br />

nämlich neben der Zusammengehörigkeit ein Gefühl des Stolzes: - wir sind besser als andere -<br />

<strong>und</strong> verleihen dadurch irrationalen Aktionen Sinn. Das heißt dann weiter, Dinge <strong>und</strong> Akte, die<br />

als böse oder sündhaft gelten, können dann auch durch die religiöse Überhöhung nicht nur<br />

akzeptabel, sondern gut <strong>und</strong> sinnvoll werden: diese Akte werden nicht innerhalb der<br />

Gemeinschaft, sondern außerhalb <strong>und</strong> an ‘Sündenböcken’ vollzogen, die sie ‘verdient’ haben.<br />

<strong>Religion</strong> als sozialer Kitt ist keineswegs, wie Adorno annahm, eine Erscheinung der Moderne:<br />

eine unverbindliche, ideologische Hülle in der säkularisierten Gesellschaft.[14] Adorno<br />

übersieht hier, dass gesellschaftliche Kohäsion <strong>im</strong>mer eine ganz zentrale, ja, wie Feil<br />

nachweist, vielleicht die zentrale Funktion von <strong>Religion</strong> als religio war.[15] Feil verweist auf<br />

Macchiavelli <strong>und</strong> Hobbes, man könnte auch noch aus dem indischen Raum Kautilya anführen.<br />

Es st<strong>im</strong>mt allerdings, dass die <strong>im</strong>plizite Wahrheit von <strong>Religion</strong> anfechtbarer geworden ist, je<br />

nötiger anscheinend ihre Funktion als sozialer Kitt wird.[16] Daher wird die Autorität der<br />

<strong>Religion</strong> nicht nur härter, sondern auch mit destruktiven Mitteln verteidigt. Hier haben wir einen


wichtigen Punkt erreicht, der für Sri Lanka durchaus zutreffen dürfte. Allerdings ist hier gleich<br />

eine Einschränkung vorzunehmen: die persönliche Frömmigkeit <strong>im</strong> Sinne einer Hilfe zur<br />

Lebensführung <strong>und</strong> –bewältigung ist in Sri Lanka nicht nur sehr hoch, sondern scheint für das<br />

Individuum an Bedeutung zu gewinnen, insofern müssen wir uns fragen, was eigentlich in dem<br />

gegenwärtigen Konflikt verteidigt bzw. beansprucht wird. Für die Tamilen wiederum ist zu<br />

beachten, dass hier die <strong>Religion</strong> nie in dem Maße als sozialer Kitt fungierte wie der<br />

Buddhismus für die Sinhalesen. Wichtig wird das Argument des gesellschaftlichen Kitts für die<br />

Abgrenzung von anderen: wir hätten dann hier die ethnische <strong>und</strong> die säkulare Funktion von<br />

<strong>Religion</strong> (s.u.).<br />

4. Der ‘kulturelle Turn’ hat die Erklärungsmuster der Moderne <strong>und</strong> des Sozialismus bzw. der<br />

sozialen Gerechtigkeit abgelöst. In allen drei Ländern zeigte sich die Enttäuschung über<br />

fehlerhaften oder fehlende demokratische Verfahren. Das hat auch religiösen Ansprüchen,<br />

wenn nicht Erklärungen, eine universale Gültigkeit verschafft, die sie bis dato nicht hatten. Dies<br />

erzeugt eine sich verstärkende Zirkularität. Wenn wir oben <strong>Religion</strong> als Mittel zur<br />

Kontingenzbewältigung bezeichneten, so müssen wir sehen, dass sich dabei häufig<br />

Widersprüche ergeben:<br />

i) Auf der einen Seite haben wir die behauptete Universalität <strong>und</strong> universale Gültigkeit einer<br />

<strong>Religion</strong>: sie ist <strong>im</strong> Besitz der Wahrheit <strong>und</strong> gibt sie weiter. Wer sich dagegen stellt oder sich<br />

dem entzieht, wäre daher entweder verloren oder ein Feind <strong>und</strong> damit vogelfrei.<br />

Interessanterweise wird universale Gültigkeit vom Buddhismus beansprucht, einschließlich<br />

missionarischer Aktivitäten, nicht aber vom Hinduismus, der vielmehr von der Universalität<br />

eines best<strong>im</strong>mten sozialen <strong>und</strong> Herrschaftssystems (Kaste) ausgeht.<br />

ii) Dem steht entgegen, dass oft gleichzeitig <strong>Religion</strong> zur ethnischen Marke wird, die häufig<br />

phänotypische Unterschiede ganz oder zum Teil ersetzt <strong>und</strong> diese angenommenen Merkmale<br />

gegen andere <strong>und</strong> äußere Einflüsse verteidigt.<br />

iii) Oben betonten wir die Möglichkeit, sündhafte <strong>und</strong> Gewaltakte gegen Außenseiter religiös zu<br />

überhöhen <strong>und</strong> dadurch als akzeptabel oder sogar als „gute Tat“ darzustellen. Aus diesem<br />

Aspekt ergeben sich weitere Schlussfolgerungen: Eine andere Gruppe wegen ihres Besitzes,<br />

ihrer Kenntnisse oder aus sonstigen materiellen Gründen anzugreifen, scheint heute nicht<br />

mehr akzeptabel: es gilt als Neid <strong>und</strong> Bosheit. Die <strong>Religion</strong> kann hier die Wahrnehmung einer<br />

moral economy schaffen oder wiederherstellen, in der man auf religiöser Basis fordern kann,<br />

was einem zusteht, ohne sich dem Vorwurf der Gier usw. auszusetzen. Gleichzeitig wird<br />

Ungleichheit gerechtfertigt <strong>und</strong> verschleiert (s.o.).<br />

V.XXIV. Moral – Ökonomie, Modernisierung (Säkularisierung) <strong>und</strong> <strong>Religion</strong>:<br />

Die moral economy spielt eine wichtige Rolle bei der Frage, warum Menschen rebellieren bzw.<br />

warum sie es eben so selten tun.[17] Die moral economy best<strong>im</strong>mt die legit<strong>im</strong>en Formen von<br />

Ausbeutung, damit aber auch die legit<strong>im</strong>en Gründe für Revolte: Wieviel Ausbeutung ist erlaubt <strong>und</strong><br />

gerecht, auch <strong>und</strong> vor allem auf der Basis von religiösen Annahmen? Damit sind wir wieder bei<br />

dem, was moralisch erlaubt oder verboten ist, was durch religiöse Anbindung verstärkt <strong>und</strong><br />

sanktioniert ist: Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Haus, Hof, Vieh, Weib <strong>und</strong> alles, was<br />

sein ist. Damit haben wir eine Verbindung von <strong>Religion</strong> zu Ökonomie in dem Sinne, dass die<br />

soziale D<strong>im</strong>ension von <strong>Religion</strong>, die ja der Ort ist, an dem moralische Gebote zur Anwendung


kommen, gleichzeitig mit moralischen Betrachtungen zum ökonomischen Handeln <strong>und</strong><br />

Entscheiden verb<strong>und</strong>en ist. Wie stark diese Annahmen noch bis vor relativ kurzer Zeit gewirkt<br />

haben, sehen wir in Webers Konzept der protestantischen Ethik <strong>und</strong> dem Geist des Kapitalismus,<br />

aber auch in den Konzepten von karma <strong>und</strong> dharma in Buddhismus <strong>und</strong> Hinduismus. Die moral<br />

economy bietet damit Erklärungen dafür, warum eben so selten revoltiert wird: dies bedeutet die<br />

Gefährdung oder gar Aufgabe sozialer Beziehungen, die zu Verlust <strong>und</strong>/oder Scham führt.<br />

Die Moderne, vielleicht erst die Postmoderne, löste diese Verbindung von <strong>Religion</strong> <strong>und</strong><br />

ökonomischem Handeln, also die moral economy auf <strong>und</strong> ersetzte sie einerseits durch den <strong>im</strong><br />

Nationalstaat aufgehobenen Wohlfahrtsstaat, andererseits durch einen neo-liberalen Kapitalismus,<br />

der nur noch sich selbst gehorcht. Die moral economy musste der absoluten Gewinnmax<strong>im</strong>ierung<br />

weichen.<br />

Polanyi[18] hat diese Entzauberung als Entbettung der Wirtschaft von der Gesellschaft <strong>und</strong> ihrer<br />

Moral bezeichnet. Im Prozess des Handelns <strong>und</strong> Feilschens verlieren moralische Gesetze ihre<br />

Gültigkeit: was sich an den calvinistischen Kapitalisten der USA sehr schön beobachten lässt, bei<br />

denen die Gewinnmax<strong>im</strong>ierung direkt ins H<strong>im</strong>melreich führt. Diese Entbettung droht heute den<br />

Wohlfahrtsstaat zu zerstören, der bisher durch den gleichzeitig mit dem Kapitalismus entstehenden<br />

Nationalstaat gewährleistet wurde. Der Nationalstaat brachte seine eigene Moral, geb<strong>und</strong>en an<br />

sozialen Sinn hervor, der den Verlust von <strong>Religion</strong> teilweise auffangen konnte.<br />

In der neoliberalen Welt jedoch verstärkt sich die Desorientierung des einzelnen dadurch, dass<br />

soziale Prozesse überindividuell ablaufen, also von Menschen geschaffene Bedingungen nicht<br />

mehr als solche wahrgenommen werden. Zur Bewältigung dieses Zustandes werden diese<br />

Vorgänge personalisiert, stereotypisiert <strong>und</strong> naturalisiert.[19] Hier stellt sich jedoch die ganz<br />

entscheidende Frage, welchen Interessen z.B. Naturalisierung gehorcht. M.a.W.: warum hat zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt die Biogenetik die Bedeutung <strong>und</strong> die Akzeptanz erlangt, die sie jetzt<br />

besitzt? Man ist hier versucht, an die berühmten ‘Sachzwänge’ früherer Jahrzehnte zu denken<br />

oder gar an die normative Kraft des Faktischen.<br />

Das Phänomen des <strong>Religion</strong>sverlustes gilt allerdings für die von uns untersuchten Länder nur<br />

bedingt, denn hier werden sowohl Nation, Staat <strong>und</strong> ökonomischer Egoismus religiös unterfüttert.<br />

Buddhismus wie Hinduismus (wie ja auch das Christentum) haben Vorstellungen staatlicher<br />

Wohlfahrt entwickelt, die der Verantwortung des Einzelnen für sein – auch wirtschaftliches –<br />

Wohlergehen <strong>und</strong> seine Rettung nicht entgegenstehen: Es ist die Verantwortung des Herrschers,<br />

hierfür die geeignete Umgebung <strong>und</strong> Bedingungen zu schaffen.<br />

In Südostasien hat aber <strong>Religion</strong> die Entwertung der moral economy nicht verhindern können. Dies<br />

ist z.B. am Untergang von Patronagebeziehungen zu beobachten: die moral economy der<br />

Patronage ist nicht durch neue Formen der moral economy wie den Wohlfahrtsstaat oder neue<br />

Formen sozialer Organisation ersetzt worden, wie wir sie z.B. in Indien finden. Die Entstehung des<br />

sog. Gangsterkapitalismus in Russland wäre ein weiteres Beispiel.<br />

Was wir dann hier hätten, wäre eine erste Erklärung für die angesprochene religiöse F<strong>und</strong>ierung<br />

des ökonomischen Egoismus <strong>und</strong> Marktf<strong>und</strong>amentalismus. <strong>Religion</strong> wäre dann zum letzten Mittel<br />

sozialer wie ökonomischer Kohäsion geworden, legit<strong>im</strong>iert aber gleichzeitig die<br />

Gewinnmax<strong>im</strong>ierung, also die amoralische, neoliberale Marktideologie. Es scheint demnach so, als<br />

brauche der globale Marktf<strong>und</strong>amentalismus, der sich jetzt als ein solcher Sachzwang <strong>und</strong> gar als<br />

einzig moralische Instanz ausgibt, gerade die <strong>Religion</strong>, um sich selbst als praktisch gottgegeben zu


definieren. Damit ist er aber nicht mehr wirklich selbstreferentiell <strong>und</strong> kann dann moralische<br />

Ansprüche erheben. Das könnte dann auch ein Gr<strong>und</strong> sein, warum völlig abartige religiöse<br />

Argumente plötzlich von Marktf<strong>und</strong>amentalisten wie Herrn Bush als gültig <strong>und</strong> ernstzunehmend<br />

akzeptiert werden.<br />

Dann erhebt sich aber die Frage, was bzw. welche Art von sozialer Organisation in Europa die<br />

totale soziale Desintegration verhindert hat, nachdem <strong>Religion</strong> als sozialer Kitt weitgehend ausfiel.<br />

Was kam hier statt <strong>Religion</strong> zum Tragen? M.a.W.: handelt es sich hier vielleicht um eurozentrische<br />

Wahrnehmungen oder gar eine orientalistische Sichtweise? Ein weiteres Phänomen ist natürlich,<br />

dass Patronagebeziehungen als Korruption weiter bestehen. Und hier wäre dann die Frage nach<br />

dem sich wandelnden Korruptionsbegriff zu stellen: <strong>im</strong> 18. Jh. galt es in England als unerhört,<br />

gemäß eigener Meinungen oder Überzeugungen zu wählen oder abzust<strong>im</strong>men statt dies <strong>im</strong> Sinne<br />

dessen zu tun, von dem man bezahlt wurde…. (Wes Brot ich eß’, des Lied ich sing).<br />

Was in der moral economy nicht erlaubt ist, Gier, Unmoral, Betrug, kennzeichnet die moderne<br />

Ökonomie geradezu. In der neuen Ideologie werden diese Eigenschaften entweder umgewertet<br />

<strong>und</strong> sind dann erlaubt, oder, wenn sie zu destruktiv werden, lagert man sie aus auf eine andere,<br />

feindliche Gruppe, die der eigenen Gruppe das ihr Zustehende aufgr<strong>und</strong> ihrer fremden <strong>Religion</strong><br />

wegn<strong>im</strong>mt oder verweigert.[20] Bis vor einigen Jahrzehnten galt hier eine ganz andere Sichtweise:<br />

wenn anderen etwas verweigert wurde, so aus Gründen der Umverteilung <strong>und</strong> der sozialen<br />

Gerechtigkeit.[21]<br />

Personalisierung, Stereotypisierung <strong>und</strong> Naturalisierung benennen dann externe Mächte, von<br />

denen aus Gesellschaft rekonstruiert werden kann, weil sie Komplexität reduzieren <strong>und</strong><br />

Kontingenz scheinbar bewältigbar machen. Gleichzeitig schaffen diese Prozesse Gemeinschaft<br />

innerhalb einer entfremdeten Gesellschaft! Sie schaffen damit auch nicht nur Anpassungsdruck,<br />

sondern auch Unterwerfungsbereitschaft (autoritäre Persönlichkeit), bei der, wie in ‘1984’ der Hass<br />

auf andere als Gruppe nicht nur abgelenkt, sondern erzeugt wird (Beispiel Antisemitismus). Wie<br />

oben beschrieben, richtet sich der Hass gegen die andere Gruppe als eine ungläubige,<br />

antireligiöse usw., gleichzeitig aber gegen deren angebliche wirtschaftliche, <strong>politische</strong> oder soziale<br />

Macht, die gebrochen werden muss. Solche Tendenzen sehen wir in Sri Lanka be<strong>im</strong><br />

Antagonismus gegen Tamilen. Die Argumente verbinden rationale <strong>und</strong> irrationale Begründungen<br />

oder, um mit Weber zu sprechen: sie erzeugen rationale Argumente auf irrationalen Prämissen,<br />

etwas, das auch für <strong>Religion</strong> gilt.<br />

Hiermit ist die Gleichsetzung von Modernität <strong>und</strong> Säkularisierung in Frage gestellt. Die Krise der<br />

Moderne <strong>und</strong> instrumenteller Rationalität bedingte die Suche nach neuen Alternativen, die dann<br />

wieder die alten waren: <strong>Religion</strong> <strong>und</strong> Kultur, wobei <strong>Religion</strong> zunehmend ethnisiert wurde (s.o.). In<br />

Birma z.B. ist <strong>Religion</strong> ethnisiert in dem Sinne, dass sowohl Junta wie Opposition sich des<br />

religiösen Argumentes bedienen, dabei aber durchaus unterschiedliche Aspekte des Buddhismus<br />

<strong>und</strong> religiöser Wahrnehmung in der Vordergr<strong>und</strong> stellen. In Thailand finden wir das Phänomen des<br />

Buddhathad, <strong>und</strong> in Europa hatten wir den katholischen Revivalismus unter Johannes-Paul.<br />

VI.XXV. <strong>Religion</strong> als ‘red herring’?<br />

Im Lichte unserer bisherigen Ergebnisse stellt sich damit die Frage, ob <strong>Religion</strong> nicht schlicht ein<br />

Ablenkungsmanöver für ganz andere Interessen ist, wie schon so oft (Verschleierung des<br />

unbegrenzten <strong>und</strong> amoralischen Marktes durch <strong>Religion</strong>).[22] Diese Frage drängte sich besonders<br />

<strong>im</strong> Verlauf der Feldforschung <strong>im</strong>mer stärker auf: ist <strong>Religion</strong> nicht lediglich ein ‘red herring’, also ein


Ablenkungsmechanismus, der ganz andere Zielsetzungen verschleiern soll? Damit kommen wir<br />

aber wieder zu unserer ursprünglichen Fragestellung zurück: Wieso wirkt dann dieser red herring<br />

so stark? Während die obigen Überlegungen dazu einige Erklärungsansätze lieferten, zeigte sich<br />

bei der empirischen Betrachtung <strong>und</strong> be<strong>im</strong> Vergleich der drei Länder, dass es durchaus<br />

unterschiedliche Interpretationen <strong>und</strong> Instrumentalisierungen von <strong>Religion</strong> gibt, obwohl die<br />

Mehrheitsreligion in allen Fällen die gleiche ist.<br />

VII.XXVI. Allgemeines vorläufiges Fazit des ersten Projektjahres<br />

Im Verlauf der Forschung konnte ein Stück weit geklärt werden, wie <strong>und</strong> warum <strong>Religion</strong> als<br />

Residualkategorie in andere gesellschaftliche Bereiche hinein wirkt <strong>und</strong> warum der religiöse<br />

Diskurs privilegiert wird. Gleichzeitig wurden aber die Paradoxien deutlicher: <strong>Religion</strong> als ethnische<br />

Marke <strong>und</strong> als universales Wertesystem fungieren oft gleichzeitig neben- <strong>und</strong> sogar miteinander, z.<br />

B. wenn in Sri Lanka Verbindungen zu anderen buddhistischen Ländern zum Zwecke<br />

wirtschaftlicher Zusammenarbeit gesucht werden, gleichzeitig aber (den Tatsachen<br />

widersprechend) festgestellt wird, dass Sri Lanka das ursprüngliche Land des<br />

Theravadabuddhismus ist, das ihn anderen Ländern wie Birma <strong>und</strong> Thailand weitergegeben hat.<br />

Am Ende des ersten Forschungsjahres schälen sich damit einige Ergebnisse heraus, die einige<br />

der in der Planung gestellten Fragen beantworten, andere modifizieren bzw. neue Fragestellungen<br />

erfordern. Was ganz deutlich wurde, waren die gravierenden Unterschiede in der Situation der drei<br />

untersuchten Länder trotz der oberflächlichen Ähnlichkeiten in der Konfliktlage. Hier stellt sich auch<br />

die Frage nach der <strong>Religion</strong> ganz neu, vor allem die, ob <strong>Religion</strong> notwendig auf Neurosen basiert<br />

oder sie hervorruft oder ob dies lediglich eine pathologische Form ist, die sich häufig in<br />

F<strong>und</strong>amentalismus (oder Sektentum) äußert. <strong>Religion</strong> artet nicht <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> nicht unbedingt<br />

neurotisch oder pathologisch aus; sie führt nicht <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> unbedingt zu Gewalt oder legit<strong>im</strong>iert<br />

sie, auch wenn sie häufig für solche Zwecke benutzt wird. Wir finden aber durchaus Aufrufe,<br />

Versuche <strong>und</strong> sogar Gebote zum Frieden, nicht nur <strong>im</strong> Buddhismus <strong>und</strong> Hinduismus, sondern<br />

auch in anderen <strong>Religion</strong>en.<br />

Obwohl allen drei Ländern der Theravada-Buddhismus als <strong>Religion</strong> der Bevölkerungsmehrheit<br />

gemeinsam ist <strong>und</strong> zwischen ihnen sogar z.T. jahrh<strong>und</strong>ertealte religiöse Beziehungen <strong>und</strong><br />

Verbindungen bestehen, so hat doch der Buddhismus in allen drei Ländern einen höchst<br />

unterschiedlichen Stellenwert <strong>und</strong> wird zur Rechtfertigung ganz unterschiedlicher staatlicher <strong>und</strong><br />

wirtschaftlicher Ideologien herangezogen. Daraus ergeben sich auch unterschiedliche Handlungs-<br />

<strong>und</strong> Verhaltensweisen gegenüber der als die eigene angesehenen Bevölkerung wie auch<br />

gegenüber sog. Minderheiten jeglicher Art. Hier besteht noch weiterer Forschungsbedarf. Aber<br />

auch die ‘religiösen’ Konflikte in den drei Ländern haben nicht nur unterschiedliche Ursachen,<br />

sondern äußern sich auch ganz unterschiedlich, sowohl theoretisch wie in der Praxis: Gewalt, auch<br />

sakral sanktionierte Gewalt, ist nicht gleich Gewalt. In den Widerstandsbewegungen wiederum<br />

spielt die jeweilige <strong>Religion</strong> ebenfalls eine ganz unterschiedliche Rolle, die mit dem Begriff der<br />

Trennung von privat-öffentlich nur ganz unzureichend zu fassen ist. Häufig sind die Begründungen<br />

für den Widerstand nicht religiös, manchmal religiös-ethnisch, manchmal äußern sie sich<br />

f<strong>und</strong>amentalistisch. Genau an dieser Stelle gilt es weiterzuarbeiten, um herauszufinden, wie der<br />

‘red herring’ tatsächlich funktioniert.<br />

VIII.XXVII. Weiteres Vorgehen<br />

Das weitere Vorgehen wird <strong>im</strong> tabellarischen Arbeitsplan skizziert. Ergänzend dazu noch einige


Erläuterungen:<br />

1. Untersuchung der Differenzierung zwischen öffentlicher <strong>und</strong> privater Rolle von <strong>Religion</strong> mit dem<br />

Schwerpunkt private Frömmigkeit, Doktorin <strong>und</strong> religiöse <strong>Politik</strong><br />

Worauf geachtet werden muss, ist die Trennung der öffentlichen <strong>und</strong> privaten Rolle von <strong>Religion</strong> in<br />

allen drei Ländern. Dies gilt einmal für die Bewegungen, die sich als säkular verstehen wie die<br />

LTTE. Hier ist zu fragen, ob diese Säkularität tatsächlich besteht oder ob in die nationale Ideologie<br />

religiöse Aspekte einfließen. Zu klären ist dies durch die geplante Lektüre über die historische<br />

Entwicklung der Tamilbewegung <strong>und</strong> den bereits angesprochenen Vergleich mit Tamilnadu <strong>und</strong><br />

die dravidische Bewegung dort, die sich ebenfalls dezidiert säkular versteht. Auch hier konnte<br />

allerdings der Einfluss religiöser Aspekte auf Dauer nicht verhindert werden.<br />

Die Trennung von privater <strong>und</strong> öffentlicher Rolle der <strong>Religion</strong> ist aber noch wichtiger für<br />

Konfliktparteien, die bewusst <strong>Religion</strong>, also den Buddhismus oder den Islam, als<br />

Legit<strong>im</strong>ationsargument benutzen. Weiter oben sprachen wir bereits die Diskrepanz zwischen<br />

privater Frömmigkeit <strong>und</strong> <strong>politische</strong>r Instrumentalisierung von <strong>Religion</strong> für säkulare Zwecke in Sri<br />

Lanka an. Eine ähnliche Diskrepanz lässt sich tentativ auch für Südthailand feststellen. In genau<br />

diese Richtung soll weiter geforscht werden.<br />

Forschungsfragen: Stellen sich Individuen <strong>und</strong> Gruppen aus privater religiöser Überzeugung in den<br />

Dienst solcher religiös überhöhter säkularer Zwecke <strong>und</strong> unterstützen sie oder lehnen sie sie <strong>im</strong><br />

Gegenteil ab. Es scheint nicht so zu sein, dass private Frömmigkeit zu religiöser <strong>Politik</strong> führt oder<br />

diese fördert; sie kann aber dazu führen, dass man sich <strong>im</strong> Angesicht religiöser <strong>Politik</strong> zum<br />

Stillhalten verpflichtet fühlt: diese Leute kämpfen doch für uns <strong>und</strong> unsere <strong>Religion</strong>! Daneben gibt<br />

es aber auch Beispiele, wo die <strong>politische</strong> Indienststellung von <strong>Religion</strong> gerade aus Gründen<br />

privater Frömmigkeit <strong>und</strong> religiöser Überzeugungen abgelehnt wird. Hier müsste dann die<br />

Untersuchung des friedensstiftenden Potentials von <strong>Religion</strong> ansetzen. Ob diese Annahme zutrifft,<br />

ist weiter zu untersuchen; die Frage scheint in bisherigen Untersuchungen unzureichend<br />

thematisiert zu sein. Dies ist für alle drei Länder eine wichtige Forschungsfrage, die eng verzahnt<br />

ist mit Fragen nach der Sakralisierung religiöser Gewalt, der Unterstützung gewalttätiger Konflikte<br />

<strong>und</strong> generell der Frage nach dem tatsächlichen Charakter der untersuchten Konflikte.<br />

2. Politisierung von <strong>Religion</strong> <strong>und</strong> „Religio-sierung“ der <strong>Politik</strong><br />

Daraus ergibt sich eine weitere Frage, die vor allem, aber nicht nur in Birma wichtig ist: die nach<br />

den Gründen für die <strong>politische</strong> Instrumentalisierung von <strong>Religion</strong>, also den Gründen für religiöse<br />

<strong>Politik</strong>. Geschieht dies, wie oft zynisch behauptet wird, tatsächlich nur aus Machtinteressen oder<br />

stehen, wie selbst für die burmesische Junta behauptet wird, tatsächliche religiöse Überzeugungen<br />

der Machthaber dahinter? Gleichgültig, wie die Antwort ausfällt, ist aber in jedem Fall zu<br />

untersuchen, warum es für nötig bef<strong>und</strong>en wird, auf die <strong>Religion</strong> für die Legit<strong>im</strong>ation von<br />

Herrschaft, Unterdrückung <strong>und</strong> Gewalt zurückzugreifen: verspricht man sich dadurch mehr<br />

Unterstützung aus der Bevölkerung, also mehr soziale Kohäsion, oder größere Furcht vor<br />

Widerstand oder was sonst? Die Frage ist gerade für unsere Länder mit einer Tradition der<br />

Gleichsetzung von Staat <strong>und</strong> <strong>Religion</strong> bzw. der Identifizierung des Herrschers gleichzeitig als<br />

Entsager <strong>und</strong> Weltenlenker von erheblicher Bedeutung: aus dieser Tradition lässt sich sowohl<br />

Unterwerfung unter die Obrigkeit als rechtmäßige Autorität wie auch ein Recht auf Widerstand <strong>und</strong><br />

Rebellion ableiten. Auch hier sind noch vertiefende Untersuchungen notwendig. Dies gilt vor allem<br />

für die konkurrierenden Instrumentalisierungen von <strong>Religion</strong> durch die Junta <strong>und</strong> die Opposition in


Birma.<br />

3. Untersuchung des Verhältnisses von Ethnizität <strong>und</strong> <strong>Religion</strong> (Parochialisierung von<br />

Weltreligionen)<br />

Die dritte Frage, die vertieft werden soll ist die nach der Ethnisierung der <strong>Religion</strong> bzw. genauer<br />

nach dem Potential der <strong>Religion</strong>, vorher nicht vorhandene Gemeinsamkeit <strong>und</strong> Kooperation zu<br />

schaffen <strong>und</strong> damit auch eine Möglichkeit, gemeinsame <strong>politische</strong> <strong>und</strong> soziale Forderungen zu<br />

stellen, wie wir dies z.B. bei den Chin <strong>und</strong> Kachin sahen. <strong>Religion</strong> wäre dann hier nicht eine<br />

Residualkategorie, auf die <strong>im</strong> Falle der Krise zurückgegriffen wird, sondern ein ganz neuer Faktor,<br />

der neue Bündnisse schafft. Wie diese Bedingungen dann mit der Universalität z.B. des<br />

Christentums oder auch des Islams zusammenwirken, um ggf. Unterstützung aus der Diaspora<br />

oder Glaubensgenossen außerhalb der eigenen Region zu erhalten, ist noch zu prüfen. Diese<br />

Tatsache wird zudem häufig als Gr<strong>und</strong> für die Privilegierung von <strong>Religion</strong> in Konflikten behauptet,<br />

muss aber weiter verfolgt werden.<br />

IX.XXVIII. Gr<strong>und</strong>legende Fragestellung<br />

Neben den spezifischen hier angeführten Fragen ist noch einmal gr<strong>und</strong>sätzlich die Frage nach der<br />

Rolle <strong>und</strong> Bedeutung von <strong>Religion</strong> für Gesellschaft zu stellen. Eine Reihe möglicher Antworten<br />

wurden in diesem Bericht vorgestellt.<br />

1. Kontingenzbewältigung<br />

2. <strong>Religion</strong> als einfaches, bekanntes Erklärungsmodell (Reduktion von Komplexität) das<br />

soziale Kohäsion erzeugt <strong>und</strong> dabei Machtdifferentiale stabilisieren kann<br />

3. Legit<strong>im</strong>ation sozialer <strong>und</strong> <strong>politische</strong>r Bedingungen <strong>und</strong> Verhältnisse<br />

4. Legit<strong>im</strong>ierung gesellschaftliche Integration auflösenden Handels (Gewalt) <strong>und</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Verstärkung <strong>interner</strong> Beziehungen (In-Group Abgrenzungen). Konstruktion von<br />

Gerüchten <strong>und</strong> Utopien als Versuch Kollektivität zu erhalten/ zu schaffen (siehe dazu Punkt 2)<br />

Diese bleiben gültig, müssen jetzt jedoch <strong>im</strong> Hinblick auf die Forschungsregion spezifiziert <strong>und</strong><br />

präzisiert werden. Es ist vor allem zu fragen, ob es die Bedeutung der <strong>Religion</strong> für Gesellschaft<br />

tatsächlich gibt oder geben kann. Auch wenn wir sie ganz generell als Mittel zur Bewältigung von<br />

Kontingenz ansehen können, so gibt es doch offensichtlich erhebliche Unterschiede, wie diese<br />

Bewältigung von Kontingenz umgesetzt, wahrgenommen <strong>und</strong> interpretiert wird. Diese<br />

Unterschiede in der Bewältigung von Kontingenz, die in der Beantragung <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

Buddhismus <strong>und</strong> Hinduismus bereits angesprochen wurden, sind offensichtlich bedeutender als<br />

anfangs angenommen, besonders <strong>im</strong> Vergleich mit dem Islam. Es ist zu fragen, ob religiöse<br />

Konflikte auch auf diesem Hintergr<strong>und</strong> entstehen <strong>und</strong> dadurch auch schwerer lösbar werden. Dies<br />

wird die leitende Frage für das zweite Projektjahr sein, die anhand von Interviews <strong>und</strong> Gesprächen<br />

sowie durch die Konsultation bisher noch nicht ausgewerteter schriftlicher Quellen in Deutschland<br />

<strong>und</strong> Europa untersucht werden soll.


Tabellarischer Arbeitsbericht Hellmann-<br />

Rajanayagam Dez. 2005-März 2007<br />

Dezember 2005-Mai 2006 Vorbereitende Sichtung der Literatur,<br />

Forschungsaufenthalt London <strong>im</strong> März 2006<br />

Juni 2006-Juli 2006 Literaturrecherche<br />

August 2006-Oktober2006 Forschungsaufenthalt Sri Lanka, Malaysia,<br />

Birma<br />

Oktober 2006-Februar 2007 Vorläufige Sichtung des Materials,<br />

Überarbeitung des Forschungskonzeptes<br />

März 2007 Formulierung erweiterter Forschungsfragen,<br />

Planung einer Konferenz, weitere<br />

Literaturrecherche<br />

Veröffentlichungen 2005-2007:<br />

Entry: Tamils in: Encyclopedia of the World’s Minorities. Ed. Carl Skutsch. New York: Routledge,<br />

2005. 3 volumes. (ISBN: 1-57958-392-X.)<br />

And Heroes Die: Poetry Of The Tamil Liberation Movement In Northern Sri Lanka, in: South Asia,<br />

new series, Vol.XXVIII, no.1 (April 2005), SS. 112-153.<br />

Impressions from the Devastation, in: H<strong>im</strong>al Southasian, Sept.-Oct. 2005, SS. 94-96.<br />

Hrsg. zus. mit Judith Welkmann, Friede, Flut <strong>und</strong> Ferienziel. Umkämpfter Wiederaufbau -- Sri<br />

Lanka nach dem Tsunami. Focus Asien. Schriftenreihe des Asienhauses. Essen 2005.<br />

Die Lebendigen <strong>und</strong> die Toten: die weinende Witwe, in: Mark Thompson <strong>und</strong> Claudia Derichs<br />

(eds.), Frauen an der Macht: Dynastien <strong>und</strong> <strong>politische</strong> Führerinnen in Asien. Passauer Beiträge zur<br />

Südostasienk<strong>und</strong>e Bd. 10, Passau 2005, SS. 27-56.<br />

Dann sind wir Helden?, in: Mark Thompson <strong>und</strong> Claudia Derichs (eds.), Frauen an der Macht:<br />

Dynastien <strong>und</strong> <strong>politische</strong> Führerinnen in Asien. Passauer Beiträge zur Südostasienk<strong>und</strong>e Bd. 10,<br />

Passau 2005 SS. 225-240.<br />

Nach dem Tsunami. Bericht über Erfahrungen in Sri Lanka <strong>und</strong> Südindien, in: Internationales<br />

Asienforum, Vol. 36, No. 1-2, SS. 25-48.<br />

Sri Lanka in Transition. Konferenzbericht, in: Internationales Asienforum, Vol. 36, No. 1-2, SS. 212-<br />

215.<br />

Ausgewählt für Selbstmordkommandos: Die Schwarzen Tiger, in: Wissenschaft <strong>und</strong> Frieden<br />

1/2007, SS. 18-21.<br />

Von Jaffna nach Kilinocchi - Ursprünge <strong>und</strong> Entwicklung ethnischer Konflikte in Sri Lanka seit dem<br />

19. Jh. - Wechselwirkungen religiös-nationaler Erneuerungsbewegungen <strong>und</strong> britischer<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong> Verfassungspolitik. Würzburg 2007.<br />

Durga Amma and St. Sonia, the Renouncer - Images of Women Politicians in India, Oxford<br />

University Press, <strong>im</strong> Druck.<br />

Konferenzen <strong>und</strong> workshops:


1. 6. 2006: Tsunami als Chance? Friedens<strong>politische</strong> Entwicklungen <strong>und</strong> die Ökonomie des<br />

Wiederaufbaus. Gesellsschaft für Südostasienk<strong>und</strong>e Wien. Otto-Renner-Institut Wien. Vortrag: Sri<br />

Lanka <strong>und</strong> der Tsunami – Erfahrungen vor Ort<br />

26.-30.6.2006: 19th ECSMAS Conference, Leiden. Panel Organiser für PANEL 33: Natural<br />

Disasters, their Impact on Marginalised and Disadvantaged Groups and Demographic<br />

Consequences.<br />

Januar 2006: Towards a Sociology of South Asia, Tagung an der JNU in Delhi. Vortrag: LTTE and<br />

Secularism.<br />

24.2.2007 Frieden in Sri Lanka. Informationsabend vom Zentrum für wirtschaftliche Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Beratung e.V <strong>und</strong> Internationaler Verein Emigrierter Tamilischer Schriftsteller e.V<br />

23.3.2007, Welchen Beitrag kann Europa zu einer friedlichen Lösung in Sri Lanka leisten?<br />

Französische Friedrichstadtkirche, Berlin, Leitungskomitee: Dr. Reinhard Bolz.<br />

Arbeitsplan Hellmann-Rajanayagam April<br />

2007-Juli 2008<br />

April-Juli 2007 Auswertung bisheriger Ergebnisse,<br />

Überarbeitung der Forschungsfragen,<br />

Literaturrecherche<br />

August-Oktober 2007 Forschungsaufenthalte Sri Lanka (Jaffna) <strong>und</strong><br />

Birma, Indien<br />

Oktober 2007-Januar 2008 Sichtung des Materials, Auswertung der<br />

Ergebnisse<br />

Februar-Juli 2008 London (zwei Wochen), erste Ausarbeitung<br />

der Forschungsergebnisse<br />

Juli bis Oktober 2008 Aufenthalt in Indien <strong>und</strong> Birma<br />

November 2008 bis Februar 2009[23] Auswertung der gesamten<br />

Forschungsergebnisse, Ausarbeitung des<br />

Forschungsberichtes, Veröffentlichungen


Tabellarischer Arbeitsbericht Sascha<br />

Helbardt Mai 2006- März 2007<br />

Mai 2006-Juli 2006<br />

Literaturrecherche, Leitung des<br />

forschungsvorbereitendes Seminars "Ethnische<br />

Konflikte in Südostasien"<br />

August 2006 Literaturrecherche in Bangkok<br />

September 2006-März 2007 Forschungsaufenthalt in Pattani, Narathiwat <strong>und</strong><br />

Yala<br />

März 2007 Sichtung des Materials, Formulierung erweiterter<br />

Forschungsfragen, Planung einer Konferenz,<br />

weitere Literaturrecherche<br />

Konferenzen <strong>und</strong> Workshops:<br />

September 2006: Nonviolence, Violence and Thai Society, Bangkok.<br />

1. November 2006: Understanding Conflict and Approaching Peace in Southern Thailand, Konrad-<br />

Adenauer-Stiftung, Bangkok<br />

Arbeitsplan Sascha Helbardt April 2007-<br />

Juli 2008<br />

April-Juli 2007 Auswertung bisheriger Forschungsergebnisse,<br />

Überarbeitung der Forschungsfragen,<br />

Literaturrecherche<br />

August 2007-Januar 2008 Forschungsaufenthalt in Pattani, Narathiwat,<br />

Yala <strong>und</strong> Nordmalaysia<br />

Februar 2008-Juni 2008 Auswertung der Forschungsergebnisse<br />

Juli 2008 bis Oktober 2008 Datensammlung in London (Archiv) <strong>und</strong><br />

Feldforschung in Südthailand <strong>und</strong> Birma<br />

Bis März 2009 Anfertigung des Abschlussberichtes[24]<br />

[1] vgl. hierzu Richard King, The association of 'religion' with violence: reflections on a modern<br />

trope in: Hinnells, John R. / King, Richard (Hrsg.), <strong>Religion</strong> and violence in South Asia : theory and<br />

practice , London, New York 2006, SS. 227-252. King hält die Verbindung <strong>Religion</strong> <strong>und</strong> Gewalt für<br />

eine unhinterfragte Annahme säkularer Theoretiker, die aber gleichzeitig paradoxerweise


<strong>Religion</strong>en moralische Werte <strong>und</strong> harmonischen Einfluß unterstellen <strong>und</strong> daher den Bezug zur<br />

Gewalt nicht verstehen. Dies, so sagt er, ist kein Fehler der <strong>Religion</strong>, sondern der Säkularisten (S.<br />

227, 232).<br />

[2] Dieses gilt ähnlich für viele andere Konflikte in denen <strong>Religion</strong> einseitig thematisiert wird.<br />

[3] James Taylor, Buddhist Modernities, Heresy and Hybridization, in: Dominique Schirmer, Gernot<br />

Saalmann, Christl Kessler (Hg.), Hybridizing East and West. Tales Beyond Westernisation.<br />

Empirical contributions to the Debates on Hybridity, Berlin 2006, SS. 183-210. (Natürlich ist das<br />

auch nicht neu: das Christentum ist damit jahrh<strong>und</strong>ertelang sehr gut gefahren, dass es die<br />

Herrschenden <strong>und</strong> deren ökonomisches System unterstützte).<br />

[4] Edm<strong>und</strong> Leach, Political systems of highland Burma. A study of Kachin social structure. London<br />

School of Economics. Monographs on social anthropology. 44, London 1954.<br />

[5] Pascal Khoo Thwe, From the land of green ghosts. A Burmese odyssey, London 2002.<br />

[6] Sakhong, Lian Hmung, In search of Chin identity. A study in religion, politics and ethnic identity<br />

in Burma, Kopenhagen 2003.<br />

[7] Interview mit Udaya Gamanpila, Dty. Secretary der JHU. vgl. P. Saravanamuttu, Director des<br />

CPA (Centre for Policy Alternatives, Interview <strong>im</strong> September 2006.<br />

[8] Islamismus (oder auch f<strong>und</strong>amentalistischer Islam) wird hier verstanden als eine <strong>politische</strong><br />

Auslegung des Islam bei dem die Umsetzung religiöser Prinzipien in weltliche politisch-soziale<br />

Institutionen <strong>im</strong> Zentrum steht. Ein klassisches Beispiel ist die Einführung des islamischen Rechts<br />

sharia. Eisenstadt, S.N. (1999), F<strong>und</strong>amentalism, Sectarianism, and Revolution: The Jacobin<br />

D<strong>im</strong>ension of Modernity, Cambridge: Cambridge University Press.<br />

[9] Jackson, Peter (1989), Buddhism, Legit<strong>im</strong>ation and Conflict. The Political Functions of Urban<br />

Thai Buddhism, Singapur: Institute of Southeast Asian Studies.<br />

[10] So gibt es beispielsweise in der Universität des thailändischen Sangha, der Mahachulalong-<br />

kornrajavidyalaya University, keine Kurse über die Gr<strong>und</strong>lagen des Islam. Interview mit Lehrenden<br />

der Mahachulalongkornrajavidyalaya<br />

University,<br />

Bangkok, September 2006.<br />

[11] Cassirer (1949) diskutiert die Rolle der Ritualisierung, die auf Emotion statt Rationalität abzielt<br />

am Beispiel der Nation in seiner Untersuchung zum Mythus des Staates (Frankfurt:Suhrkamp). Die<br />

durch Ritualisierung erreichte Massenkoordination wird auch von Elias Cannetti (1980) in Masse<br />

<strong>und</strong> Macht (Frankfurt:Fischer) angesprochen.<br />

[12] Den Überlegeungen Scheffers folgend, kann <strong>Religion</strong> damit gleichzeitig zu einem Instrument<br />

werden, durch das soziale Beziehungen gefährdet werden, was nach Scheffe zu Scham <strong>und</strong> Hass<br />

führen kann, <strong>und</strong> soziale Beziehungen unter der Gemeinschaft der Gläubigen sich verstärken,<br />

wodurch Stolz erzeugt wird. In dieser Dynamik ergibt sich eine zunehmende<br />

Zusammenschliessung <strong>und</strong> Abgrenzung kleiner Gruppen gegenüber Mehrheiten. Diese Dynamik<br />

verstärkt sich wesentlich durch Gewalt, da Gwalt soziale Beziehungen zerstört.<br />

[13] Adelheid Mette, „Erlösung ohne Gott? Wege aus der Nichtigkeit des Daseins <strong>im</strong> Buddhismus“,<br />

in: <strong>Religion</strong>en unterwegs 11.2 (2005), S. 13-20.<br />

[14] Adorno et al.1973:, “Der Zerfall der positiven <strong>Religion</strong> <strong>und</strong> ihre Erhaltung als unverbindliche,<br />

ideologische Hülle beruhen auf gesellschaftlichen Prozessen. …Je dringender dieser Kitt zur<br />

Bewahrung des status quo nötig ist <strong>und</strong> je anfechtbarer seine <strong>im</strong>plizite Wahrheit wird, um so<br />

hartnäckiger wird seine Autorität verteidigt <strong>und</strong> um so deutlicher kommen seine feindseligen,<br />

destruktiven <strong>und</strong> negativen Züge zum Vorschein“, Adorno, Th.W., (Hg.), 1963: Studien zum<br />

autoritären Charakter, Frankfurt:Suhrkamp<br />

[15]Ernst Feil, Religio, Bd. III: Die Geschichte eines neuzeitlichen Gr<strong>und</strong>begriffs <strong>im</strong> 17. <strong>und</strong> frühen<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert, Göttingen 2001, SS. 116, 215, 225-253.<br />

[16] Adorno, a.a.O., “Die Transformation von <strong>Religion</strong> in einen Hort sozialer Konformität stellt sie<br />

den meisten anderen konformistischen Tendenzen gleich.“(283)<br />

[17] Moore, Barrington, 1984: Ungerechtigkeit. Die sozialen ursachen von Unterordnung <strong>und</strong>


Widerstand, Frankfurt:Suihrkamp; Scott, James, 1977: The Moral Economy of the Peasant,<br />

Boston: Yale University Press; Thompson, E.P., 1968: The Making of the English Working Class,<br />

London:Penguin<br />

[18] Polanyi, K., 1978: The Great Transformation, Frankfurt:Suhrkamp<br />

[19] Adorno, “Die Objektivierung sozialer Prozesse, die in Wahrheit überindividuellen Gesetzen<br />

gehorchen, scheint zu einer geistigen Entfremdung des Individuums von der Gesellschaft zu<br />

führen, die vom Einzelnen als Desorientierung empf<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> die von Furcht <strong>und</strong><br />

Unsicherheit begleitet ist. Politische Stereotype <strong>und</strong> Personalisierungen können als Mittel zur<br />

Bewältigung dieses unbehaglichen Zustandes interpretiert werden“ (123) Studien zum autoritären<br />

Charakter.<br />

[20] vgl. hierzu A.W.P. Guruge (Hrsg.), Dharmapala Lipi (Dharmapalas Schriften, engl. Untertitel:<br />

His writings in Sinhalese), Colombo 1965 <strong>und</strong> ders., Anagarika Dharmapala. Return to<br />

Righteousness, Colombo 1965.<br />

[21] Adorno 1973, “Heute ist man geradezu erleichtert, wenn sich ein Gruppenkonflikt lediglich als<br />

Zusammenstoss wirtschaftlicher Interessen herausstellt...“(11)<br />

[22] King, a.a.O., S. 237.<br />

[23] Dagmar Hellmann-Rajanayagam war vom 1. Dezember 2005 bis 31. Mai 2006 halbtags<br />

beschäftigt. In Absprache mit der DFG können die dadurch freien Mittel für eine Beschäftigung für<br />

die drei Monate Dezember, Januar Febrauar verwendet werden.<br />

[24] Die für Sascha Hellbardt beantragten Mittel <strong>im</strong> Rahmen des Projektes laufen bis zum<br />

September 2008. Die darüber hinausgehende Beschäftigung wird aus Mitteln des Forschungspool<br />

der Universität Passau finanziert.

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