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Religiöse Politik und politische Religion im Kontext interner ...

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Ablenkungsmechanismus, der ganz andere Zielsetzungen verschleiern soll? Damit kommen wir<br />

aber wieder zu unserer ursprünglichen Fragestellung zurück: Wieso wirkt dann dieser red herring<br />

so stark? Während die obigen Überlegungen dazu einige Erklärungsansätze lieferten, zeigte sich<br />

bei der empirischen Betrachtung <strong>und</strong> be<strong>im</strong> Vergleich der drei Länder, dass es durchaus<br />

unterschiedliche Interpretationen <strong>und</strong> Instrumentalisierungen von <strong>Religion</strong> gibt, obwohl die<br />

Mehrheitsreligion in allen Fällen die gleiche ist.<br />

VII.XXVI. Allgemeines vorläufiges Fazit des ersten Projektjahres<br />

Im Verlauf der Forschung konnte ein Stück weit geklärt werden, wie <strong>und</strong> warum <strong>Religion</strong> als<br />

Residualkategorie in andere gesellschaftliche Bereiche hinein wirkt <strong>und</strong> warum der religiöse<br />

Diskurs privilegiert wird. Gleichzeitig wurden aber die Paradoxien deutlicher: <strong>Religion</strong> als ethnische<br />

Marke <strong>und</strong> als universales Wertesystem fungieren oft gleichzeitig neben- <strong>und</strong> sogar miteinander, z.<br />

B. wenn in Sri Lanka Verbindungen zu anderen buddhistischen Ländern zum Zwecke<br />

wirtschaftlicher Zusammenarbeit gesucht werden, gleichzeitig aber (den Tatsachen<br />

widersprechend) festgestellt wird, dass Sri Lanka das ursprüngliche Land des<br />

Theravadabuddhismus ist, das ihn anderen Ländern wie Birma <strong>und</strong> Thailand weitergegeben hat.<br />

Am Ende des ersten Forschungsjahres schälen sich damit einige Ergebnisse heraus, die einige<br />

der in der Planung gestellten Fragen beantworten, andere modifizieren bzw. neue Fragestellungen<br />

erfordern. Was ganz deutlich wurde, waren die gravierenden Unterschiede in der Situation der drei<br />

untersuchten Länder trotz der oberflächlichen Ähnlichkeiten in der Konfliktlage. Hier stellt sich auch<br />

die Frage nach der <strong>Religion</strong> ganz neu, vor allem die, ob <strong>Religion</strong> notwendig auf Neurosen basiert<br />

oder sie hervorruft oder ob dies lediglich eine pathologische Form ist, die sich häufig in<br />

F<strong>und</strong>amentalismus (oder Sektentum) äußert. <strong>Religion</strong> artet nicht <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> nicht unbedingt<br />

neurotisch oder pathologisch aus; sie führt nicht <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> unbedingt zu Gewalt oder legit<strong>im</strong>iert<br />

sie, auch wenn sie häufig für solche Zwecke benutzt wird. Wir finden aber durchaus Aufrufe,<br />

Versuche <strong>und</strong> sogar Gebote zum Frieden, nicht nur <strong>im</strong> Buddhismus <strong>und</strong> Hinduismus, sondern<br />

auch in anderen <strong>Religion</strong>en.<br />

Obwohl allen drei Ländern der Theravada-Buddhismus als <strong>Religion</strong> der Bevölkerungsmehrheit<br />

gemeinsam ist <strong>und</strong> zwischen ihnen sogar z.T. jahrh<strong>und</strong>ertealte religiöse Beziehungen <strong>und</strong><br />

Verbindungen bestehen, so hat doch der Buddhismus in allen drei Ländern einen höchst<br />

unterschiedlichen Stellenwert <strong>und</strong> wird zur Rechtfertigung ganz unterschiedlicher staatlicher <strong>und</strong><br />

wirtschaftlicher Ideologien herangezogen. Daraus ergeben sich auch unterschiedliche Handlungs-<br />

<strong>und</strong> Verhaltensweisen gegenüber der als die eigene angesehenen Bevölkerung wie auch<br />

gegenüber sog. Minderheiten jeglicher Art. Hier besteht noch weiterer Forschungsbedarf. Aber<br />

auch die ‘religiösen’ Konflikte in den drei Ländern haben nicht nur unterschiedliche Ursachen,<br />

sondern äußern sich auch ganz unterschiedlich, sowohl theoretisch wie in der Praxis: Gewalt, auch<br />

sakral sanktionierte Gewalt, ist nicht gleich Gewalt. In den Widerstandsbewegungen wiederum<br />

spielt die jeweilige <strong>Religion</strong> ebenfalls eine ganz unterschiedliche Rolle, die mit dem Begriff der<br />

Trennung von privat-öffentlich nur ganz unzureichend zu fassen ist. Häufig sind die Begründungen<br />

für den Widerstand nicht religiös, manchmal religiös-ethnisch, manchmal äußern sie sich<br />

f<strong>und</strong>amentalistisch. Genau an dieser Stelle gilt es weiterzuarbeiten, um herauszufinden, wie der<br />

‘red herring’ tatsächlich funktioniert.<br />

VIII.XXVII. Weiteres Vorgehen<br />

Das weitere Vorgehen wird <strong>im</strong> tabellarischen Arbeitsplan skizziert. Ergänzend dazu noch einige

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