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Religiöse Politik und politische Religion im Kontext interner ...

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Es gibt genau spezifizierte<br />

Interessen <strong>und</strong> Forderungen,<br />

auf denen Verhandlungs- <strong>und</strong><br />

Friedensinitiativen basieren<br />

könnten. Die Divergenz<br />

beider Seiten ist allerdings so<br />

groß, dass dies <strong>im</strong> Augenblick<br />

nicht als realistische Option<br />

erscheint.<br />

Die religiöse D<strong>im</strong>ension wird<br />

vor allem von der Regierung<br />

<strong>und</strong> sinhalesischen Gruppen<br />

betont; die LTTE präsentiert<br />

sich als offensiv säkular. Was<br />

sie propagiert, könnte<br />

vielmehr mit ‘dulce et<br />

decorum est pro patria mori’<br />

umschrieben werden, so dass<br />

die Notwendigkeit einer<br />

religiösen Legit<strong>im</strong>ation gar<br />

nicht erst entsteht.<br />

Es gibt keine klaren bzw.<br />

überhaupt keine Forderungen,<br />

damit auch keinerlei Basis für<br />

Friedensgespräche. Es ist<br />

nicht ersichtlich, mit wem<br />

überhaupt verhandelt werden<br />

könnte, vor allem, da es auch<br />

keine Gruppen gibt, die über<br />

best<strong>im</strong>mte Regionen klare<br />

interne Kontrolle ausüben.<br />

Solange der Konflikt begrenzt<br />

bleibt, sieht der Staat keine<br />

Notwendigkeit zu einer<br />

gr<strong>und</strong>legenden Lösung.<br />

Versuche hierzu könnten<br />

sogar noch die Gefahr<br />

erhöhen, dass der Konflikt<br />

über die Grenzen der<br />

betroffenen Provinzen hinaus<br />

eskaliert <strong>und</strong> z.B. Bangkok<br />

gefährdet.<br />

Die religiöse D<strong>im</strong>ension ist<br />

schwer zu fassen, auch wenn<br />

zumindest die Terrorgruppen<br />

die Forderung nach einem<br />

islamischen Staat – als<br />

einzige Äußerung –<br />

propagieren. Gruppen, denen<br />

best<strong>im</strong>mte Forderungen<br />

zuzuordnen wären, lassen<br />

sich nicht ausmachen. Die<br />

<strong>Politik</strong> des thailändischen<br />

Staates basiert eher auf<br />

nationalen als auf religiösen<br />

Vorstellungen; es ist nicht<br />

auszumachen, ob eine <strong>Politik</strong><br />

der Buddhisierung des<br />

Südens besteht.<br />

IV.XXIII. Vorläufige Interpretationen der bislang erhobenen Daten:<br />

Die Interessen der<br />

Minderheiten sind klar definiert<br />

als Autonomie <strong>und</strong> <strong>politische</strong><br />

Veränderungen. Diese<br />

basieren z.T. noch auf<br />

Versprechen, die vor <strong>und</strong><br />

während des<br />

Unabhängigkeitsprozesses<br />

gemacht wurden.<br />

Hier vermischen sich die<br />

Forderungen der ethnischen<br />

Minderheiten <strong>und</strong> der ebenso<br />

unterdrückten burmesischen<br />

Bevölkerung.<br />

<strong>Religion</strong> ist für die<br />

Minderheiten eine Variable<br />

von begrenzter Bedeutung, die<br />

vor allem darin besteht, dass<br />

religiöse Organisationen die<br />

einzig bestehenden waren,<br />

bevor der Konflikt begann. Für<br />

die Junta <strong>und</strong> die Opposition<br />

spielt sie jedoch eine wichtige<br />

Rolle für die<br />

Herrschaftslegit<strong>im</strong>ation. Es ist<br />

eine deutliche <strong>Politik</strong> der<br />

Buddhisierung/Birmanisierung<br />

festzustellen, die allerdings<br />

von der Opposition scharf<br />

kritisiert wird.<br />

Wie erwartet bestätigen die bisherigen empirischen Daten die <strong>im</strong> Antrag formulierte Annahme<br />

einer zunehmend wahrgenommenen Bedeutung von <strong>Religion</strong> in den untersuchten Konflikten.<br />

Dabei kristallisierte sich Rolle <strong>und</strong> Bedeutung von <strong>Religion</strong> etwas deutlicher heraus. Hierzu <strong>im</strong><br />

Folgenden eine Skizzierung möglicher Gründe, warum <strong>Religion</strong> zur Legit<strong>im</strong>ierung von Konflikten<br />

heute akzeptiert wird:<br />

1.<strong>Religion</strong> ist ganz gr<strong>und</strong>legend ein Mittel, Kontingenz <strong>und</strong> damit auch Konflikte, zu bewältigen.<br />

Dies kann auf ganz unterschiedliche Art geschehen; die Frage ist, warum es so oft gewaltsam<br />

geschieht. <strong>Religion</strong> basiert <strong>im</strong> Wesentlichen auf unbewiesenen <strong>und</strong> unbeweisbaren Annahmen,<br />

d.h. Glauben. Diese Annahmen sind Vernunftüberlegungen entzogen. Sie verlangen<br />

unhinterfragte Nachfolge <strong>und</strong> Akzeptanz, ausgedrückt durch Rituale, Ikonen <strong>und</strong> Symbole.[11]

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