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Religiöse Politik und politische Religion im Kontext interner ...

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dann neben Interviews mit den entsprechenden Persönlichkeiten auch das in den Bibliotheken<br />

lagernde Quellenmaterial zum Verhältnis <strong>Religion</strong>, <strong>Politik</strong> <strong>und</strong> Gewalt untersucht werden.<br />

3. Thailand<br />

In Thailand stand die Feldforschung vor dem großen Problem der unkalkulierbaren Gewalt <strong>und</strong> der<br />

vielfältigen gewalttätigen Gruppen. Die Gründe der Eskalation, die gerade in den letzten Wochen<br />

durch die Bewaffnung der chinesischen Minderheit <strong>und</strong> der Thai massiv zunahm, bleiben noch<br />

<strong>und</strong>urchsichtig, ebenso wie die historischen Bezüge. Die Konsultation der historischen Quellen in<br />

den National Archives in London brachte nur unvollständige <strong>und</strong> widersprüchliche Informationen.<br />

Die Ziele der Gewalttätigkeit in der Vergangenheit wie auch ihre Verursacher blieben weitgehend<br />

<strong>im</strong> Dunkeln. Es ist hier zudem, anders als <strong>im</strong> Tamilen-Sinhalesen-Konflikt in Sri Lanka, schwierig<br />

einzuschätzen, inwieweit<br />

a) die Bevölkerung die Personen, die Gewalt ausüben, kennt <strong>und</strong> sie<br />

b) unterstützt. Da die Gewalt so willkürlich ist oder zumindest so erscheint <strong>und</strong> praktisch<br />

keine <strong>politische</strong>n oder sozialen Forderungen außer der nach dem islamischen Staat gestellt<br />

werden, sind keine Verhandlungen, ja nicht einmal Reaktionen, außer vielleicht Repressionen,<br />

möglich. Während die musl<strong>im</strong>ische Minderheit den Konflikt allerdings als religiösen wahrn<strong>im</strong>mt,<br />

handelte es sich für die Regierung bis jetzt eher um einen säkularen, ethnisch best<strong>im</strong>mten Konflikt.<br />

Erst die durch den Militärputsch <strong>im</strong> September 2006 an die Macht gekommene Regierung hat<br />

vermehrt die religiöse D<strong>im</strong>ension anerkannt. Unter der buddhistischen Bevölkerung hat sich das<br />

Bild eines „grausamen“ Islams in Südthailand allerdings schon länger verbreitet.<br />

Einige Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Einschätzungen sind trotzdem möglich: Die Ausbreitung des<br />

internationalen Islamismus[8] hat zu einem Wiederaufflammen der separatistischen Tendenzen in<br />

Südthailand geführt, die an sich seit der formellen Annexion der Gebiete durch Siam 1909<br />

bestehen. Für einen Großteil einer neuen Generation von Separatisten haben der Islamismus <strong>und</strong><br />

das Konzept des jihad allerdings den alten malaiischen Nationalismus als Kernideologie verdrängt<br />

oder zumindest ergänzt. Zwar gibt es kaum schriftliches Material oder andere Quellen zur<br />

Ideologie, aber Interviews mit jungen Separatisten zeigen, dass diese sich bewusst von der alten<br />

Generation der nationalistischen Separatisten abgrenzen. In den Augen der jungen Generation<br />

hat dieser “alte Separatismus“ versagt. Allerdings ist anzumerken, dass das Konzept des jihads in<br />

Südthailand unter der Bevölkerung nicht allzu verbreitet ist. Das liegt zum einem daran, dass trotz<br />

der Gewalt des thailändischen Staates gegenüber den Musl<strong>im</strong>en (auch unter der gestürzten<br />

Regierung Thaksin Shinawatras), sich diese nie direkt gegen den Islam gerichtet hat <strong>und</strong> die<br />

<strong>Religion</strong>sfreiheit <strong>im</strong>mer gewährleistet war. Zum anderem ist es der separatistischen Bewegung, die<br />

eher als ein loses Netzwerk verschiedener Gruppen <strong>und</strong> Organisationen ohne eine charismatische<br />

Führerpersönlichkeit erscheint, nicht wirklich gelungen, eine Mehrheit in der Bevölkerung für ihre<br />

(noch unklaren) Ziele zu mobilisieren. Dennoch haben verschiedene Separatistengruppen de facto<br />

die Kontrolle über vereinzelte Gebiete in Südthailand gewonnen, ohne aber dazu in der Lage zu<br />

sein, diese Gebiete auch zu pazifizieren.<br />

Was die Rolle des Buddhismus <strong>im</strong> Südthailandkonflikt angeht, so lässt sich festhalten, dass sich –<br />

<strong>im</strong> Gegensatz zu Sri Lanka – die Instrumentalisierung des Buddhismus für <strong>politische</strong> Interessen<br />

sehr in Grenzen hält. Zwar basiert eine Säule des thailändischen Nationalismus weiterhin auf dem

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