Religiöse Politik und politische Religion im Kontext interner ...

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Buddhismus, doch die vom Staat gegenüber den Muslimen ausgeübte Gewalt, wurde zu keiner Zeit buddhistisch begründet. Vielmehr wurden hier auf Argumentationsfiguren wie den “Erhalt der nationalen Sicherheit“ oder den “Kampf gegen Drogen/ Mafia“ zurückgegriffen. Auch der Sangha der thailändischen buddhistischen Mönche hat sich zu keiner Zeit öffentlich für die Anwendung von Gewalt gegenüber den Muslimen ausgesprochen. Allerdings haben die buddhistischen Mönche bis jetzt auch keine friedensstiftende Rolle eingenommen und sich bis jetzt sogar einem öffentlichen Dialog mit dem Islam verweigert. Das hat mindestens zwei Ursachen: Einerseits ist der Sangha schon seit dem letzten Jahrhundert vom Staat kooptiert wurden, so dass die Identifikation unter den Mönchen mit Nationalstaat sehr hoch ist.[9] Andererseits, haben die meisten Mönche in Südthailand, aber auch in Bangkok starke negative Vorurteile gegenüber dem Islam und gleichzeitig wenig Wissen über diese Religion.[10] Nicht wenige Mönche machen die Intoleranz des Islam für die gegenwärtige Gewalteskalation verantwortlich. Der Buddhismus – so wurde in Interviews immer wieder geäußert - sei dagegen eine friedvolle Religion und könne nicht zur Legitimation von Gewalt dienen. Diese Feststellung lässt, wenn es um die Beziehung von Religion und Konflikt geht, eine Konzentration auf die Rolle des radikalen Islamismus in Südthailand zu. Das soll keinesfalls bedeuten, dass der Islamismus die alleinige Ursache für den gegenwärtigen Konflikt ist. Zwar lässt sich bis jetzt wenig über den Hintergrund der „Bewegungen“ in den südlichen Provinzen sagen, aber dennoch konnten zwei Interessengruppen ausgemacht werden, die von der Instrumentalisierung der Religion profitierten. Auf der einen Seite hat sich eine einflussreiche Schicht von Besitzern von Religionsschulen gebildet, die ernorme Profite einstreicht und unter den Schülern eine Identität der religiösen Abgrenzung gegenüber den Buddhisten (und damit dem buddhistischen Nationalstaat) verbreitet. Zum anderen nutzt auch eine neue Generation muslimische Politiker seit den 1980er Jahren die Symbolik des radikalen Islamismus, um Wählerstimmen zu gewinnen. Für die Provinz Narathiwat, auf die sich die bisherige Forschung konzentriert hat, lässt sich zudem ein enges Netzwerk von muslimischen Politikern, “Religionsunternehmern“ und Separatisten aufzeigen. Wobei die Separatisten (soviel sei als Anmerkung zur Sozialstruktur gesagt) ihre Anhänger unter Absolventen dieser Religionsschulen und arbeitslosen Akademikern rekrutieren. Interviews mit muslimischen Studentenaktivisten zeigen beispielsweise, wie sich die persönlich ungünstigen Aussichten – aufgrund der wirtschaftlichen Situation in den drei Provinzen können die meisten muslimischen Studenten nur schlecht bezahlte Jobs erwarten - und ein islamistisches Weltbild sowie die Ablehnung des buddhistischen Nationalstaates, verstärken. Wobei die Separatisten mit dem Argument, dass es sich bei dem Konflikt in Südthailand um einen islamischen Widerstand gegen die buddhistische Unterdrückung sei, Gelder aus dem Nahen Osten und Malaysia mobilisieren können. Ein besonderes Problem für die lokale Bevölkerung sind die unterschiedlichen Formen der Gewalt. So explodieren Bomben auf Märkten, auf denen vor allem Muslims sind. Mönche sind von Bomben betroffen ebenso wie Militär und Polizei. Unklar sind die Erschießungen in den Dörfern oder normaler Personen. Teilweise sind vor allem auch Muslime von dieser Gewalt betroffen, was zu Legitimationsverlusten führt. Diese werden allerdings schnell wieder kompensiert durch die Entstehung von Gerüchten, in denen dann die Gewalttaten einen Rahmen bekommen, der sie mindestens teilweise akzeptabel macht. Ein Beispiel war der Überfall auf einen Militärlastwagen, der aber von muslimischen Kindern besetzt war, die gerade vom besuch eines Zoos kamen. Initial überwog deutliches entsetzen über diese Tat. Nach drei Tagen hatte sich aber ein besonderes
Gerücht als Erklärung durchgesetzt. Danach waren die muslimischen Familien vom Militär gezwungen worden, ihre Kinder auf dem Militär-LKW fahren zu lassen. So war dann doch das Militär am Tode der Kinder schuld. Vergleich der Forschungsländer: Die Zunahme von Gewalt bedeutet immer auch einen Legitimationsverlust, mit dem unterschiedlich umgegangen werden kann. Andererseits ist Gewalt selbstbegründend (selbstreferentiell) und unmittelbar überzeugend, ähnlich wie bzw. in Verbindung mit Technik. Das wurde bei dem jüngsten Luftangriff der LTTE auf den Militärflughafen Sri Lankas wieder deutlich. In Sri Lanka sieht es so aus, als liege eine – auch zeitlich – begrenzte Lösung darin, den Anspruch auf staatliche Legitimation für einen Teil des Territoriums und der Bevölkerung ganz aufzugeben, was sich auf zwei Arten äußert: der Rückzug des Staates aus diesen Gebieten, und die Leugnung staatlicher Zugehörigkeit und damit des Schutzanspruches für den tamilischen Bevölkerungsteil. Beides perpetuiert den Konflikt und stabilisiert die sinhalesische Staatsgewalt. Hinzu kommt in Sri Lanka der materielle Gewinn, den viele Gruppen aus dem Konflikt ziehen, so dass eine Verlängerung vernünftig scheint. Allerdings ist dies nicht unbegrenzt möglich. Im Augenblick könnte es sein, dass man sich einer Grenzsituation nähert. Der Konflikt in Sri Lanka unterscheidet sich in mehrerer Hinsicht von denen in Thailand und Birma. Sri Lanka Thailand Birma Konventioneller Bürgerkrieg im Sinne eines militärischen Konfliktes zwischen zwei gut organisierten Einheiten: die sri lankanischen Streitkräfte und die LTTE. Ein im Grunde begrenzter Konflikt auf einer niedrigen Ebene, der sich in einigen wenigen und definierten Provinzen (Yala, Pattani und Narathiwat) allerdings zwischen kaum zu identifizierenden Gruppen und Individuen sowie den thailändischen Sicherheitskräften abspielt. Irreguläre, lokal begrenzte, aber lang andauernde Konflikte auf niedriger Ebene. Es handelt sich hier nicht nur um Konflikte zwischen einer Mehrheitsethnie und ‘fremden’ Minderheiten (religiös, ethnisch oder beides), sondern auch um einen Konflikt zwischen einem repressiven Staat und der Bevölkerung allgemein.
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