Shape - Sapa Group
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DIE SL HAT BEREITS FRÜHER versucht, durch das Errichten<br />
von Lärmschutzwänden entlang der Bahnstrecke<br />
und das Einbauen von Dreifach-Isolierglasfenstern<br />
bei den betroffenen Immobilienbesitzern<br />
das Lärmproblem in den Griff zu bekommen.<br />
Diese Lösung ist jedoch teuer und beispielsweise an<br />
Bahnübergängen und Brücken nicht hinreichend<br />
effektiv.<br />
Deshalb beschloss die Verkehrsgesellschaft,<br />
eine direkte Lärmdämpfung des Zuges zu erproben.<br />
Der Auftrag ging an das Ingenieurbüro Caran,<br />
das große Erfahrung in der Produktentwicklung<br />
für die Autoindustrie hat.<br />
Die Grundidee war, sowohl Lok als auch<br />
Wagen mit schalldämpfenden Verkleidungen,<br />
sogenannten Schürzen, auszurüsten. Zusammen<br />
mit Expansionsbälgen zwischen den Zugwagen<br />
kapseln diese die Schallabstrahlung rund um den<br />
gesamten Zug ein.<br />
„Wir mussten eine Konstruktion erarbeiten,<br />
die solide, gleichzeitig aber so nachgiebig war,<br />
dass eine eventuell abfallende Verkleidung von<br />
einem Eisenbahnrad überrollt werden kann,<br />
ohne dass dies zu einem Entgleisen führt“, sagt<br />
Klaus Knudsen, Projektleiter bei Caran.<br />
ALS mATERIAL FÜR die Schürzen zog Caran verschiedene<br />
Verbundwerkstoffe, Stahl und Aluminium in<br />
Betracht.<br />
Die Forderung nach geringem Gewicht und<br />
Rückgewinnbarkeit bestimmte die Entscheidung<br />
für Aluminium. Im Vergleich zu Verbundwerkstoffen<br />
war dies auch die preiswertere Lösung.<br />
„Jeder Wagen ist außerdem ein wenig wie ein<br />
eigenes Individuum und erfordert eine Herstellung<br />
der Verkleidungen von Hand. Das lässt sich<br />
einfacher mit Aluminium machen“, so Klaus<br />
Knudsen.<br />
Caran wandte sich an <strong>Sapa</strong>, und <strong>Sapa</strong> steuerte<br />
die technische Kompetenz bei, wie die Konstruktion<br />
im Detail gestaltet werden sollte.<br />
„Die Zusammenarbeit mit <strong>Sapa</strong> hat wirklich<br />
sehr gut funktioniert. Mein Team und ich hatten<br />
bis dahin noch keine Konstruktionen mit stranggepresstem<br />
Aluminium ausgeführt“, sagt Klaus<br />
Knudsen.<br />
Er ist der Ansicht, dass diese Technik sehr gut<br />
für eine serienmäßige Produktion geeignet ist,<br />
und betont, dass bei Profilen dasselbe Werkzeug<br />
zur Herstellung von Verkleidungen in allen passenden<br />
Längen verwendet werden kann.<br />
An dem Testzug ist jedes der Verkleidungselemente<br />
gut einen Meter lang und wird am<br />
unteren Teil der Karosse montiert. Auf der<br />
Innenseite befindet sich ein mikroperforiertes<br />
Blech, das speziell so geformt ist, dass es den<br />
Schall in bestimmten Frequenzen dämpft. Die<br />
Lösung an sich ist gängig und hat sich unter<br />
anderem bei der Schalldämpfung von Baustellenfahrzeugen<br />
bewährt. Aber für Züge stellt sie<br />
ein Novum dar.<br />
„Sollte dies hier zu guten Ergebnissen führen,<br />
gibt es einen großen Markt für diesen Typ<br />
Lösungen. Das wird für viele Zugbetreiber interessant<br />
sein“, erläutert Klaus Knudsen.<br />
JEDES VERKLEIDUNgSELEmENT WIEgT 11 Kilo und soll<br />
vom Servicepersonal geöffnet und aufgeklappt werden<br />
können, was eine etwas spezielle Konstruktion<br />
erfordert. Die Klappen sollen außerdem abschließbar<br />
sein.<br />
„Ausgehend von der ursprünglichen Anfrage<br />
nach einem Verkleidungsprofil haben wir jetzt<br />
zwanzig verschiedene Artikel für das Projekt<br />
entwickelt. Die äußere Form entspricht genau<br />
den Anforderungen von Caran und gleichzeitig<br />
haben wir die Schallschutzkomponente berücksichtigt<br />
“, sagt Crister Roswall, Vertriebsbeauftragter<br />
Region Nord bei <strong>Sapa</strong>.<br />
Die Konstruktionsarbeit von <strong>Sapa</strong> umfasst<br />
außerdem ein Rahmenprofil aus Aluminium,<br />
das die Bälge zwischen den Wagen halten soll.<br />
Zu Carans Lösung gehört auch ein neues Front-<br />
TECHNIK IM WaNDEL DER ZEIT<br />
Die Züge der Stockholmer Verkehrsgesellschaft SL auf der Roslagsbahnstrecke sind<br />
zu laut. Das hat das Gericht für Umweltfragen nach Klagen von Anwohnern festgestellt.<br />
Nun rollt ein Testzug, bei dem das Geräusch direkt an der Lärmquelle gedämpft wird –<br />
und zwar mittels schalldämpfender Blenden aus Aluminium längs der Wagenseiten.<br />
modul mit Kollisionsabsorptionsträgern, bei<br />
denen Aluminiumprofile zur Aufnahme der<br />
Aufprallenergie verwendet werden.<br />
Der Testzug rollt seit April auf der Strecke der<br />
Roslagsbahn und inzwischen sind entsprechende<br />
Messungen der Schalldämpfung eingeleitet worden.<br />
Die Lärmschutzschürzen werden während<br />
einer Sommer- und einer Winterperiode getestet,<br />
bevor die Endauswertung, voraussichtlich<br />
im Frühjahr 2009, abgeschlossen wird. Unter<br />
anderem sollen die Verhältnisse bei Schnee<br />
untersucht werden.<br />
„Wenn alles wie vorgesehen funktioniert,<br />
kann das Projekt in ein Nachrüstungsprojekt für<br />
sämtliche Fahrzeuge der Roslagsbahn münden,<br />
die um die dreißig Zugeinheiten umfasst“, sagt<br />
Mats Knutsson, Lärmschutztechniker bei sL.<br />
Die Schürzen an den Zügen sollen noch<br />
durch andere Maßnahmen zur Verringerung<br />
der Lärmbelastung ergänzt werden. Die gleiche<br />
Schalldämpfungstechnik wie bei den Schürzen<br />
wurde benutzt, um niedrige Schallschutzwände<br />
für Bahnsteige zu konstruieren. Sie werden an<br />
Strecken aufgestellt, wo das Gleisbett geneigt ist<br />
und unter Umständen höhere Lärmpegel vom<br />
Kontakt der Räder mit den Schienen herausdringen<br />
können.<br />
TExT NILS SUNDSTRÖM<br />
FOTO MAURo RoNGIoNE<br />
Mit Schallschutzschürzen an allen Wagen und Loks werden die Züge auf der Roslagsbahnstrecke leiser.<br />
Die Aluminiumverkleidungen schließen sich so nah wie möglich an die Gleise an, um den Schall aufzufangen.<br />
Ein perforiertes Blech auf der Innenseite der Verkleidung fungiert als Schalldämpfer.<br />
# 1 2008 SHAPE • 21