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„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch trägt“: Die Zisterzienser<br />

in Marienstatt folgen dieser biblischen Weisung - nicht nur bei dieser Pressekonferenz: (von links)<br />

Pater Jakob Schwinde, Abt Andreas Range und Prior Pater Martin Pfeiffer. Foto: Robert Boecker<br />

<strong>Der</strong> Docht glimmt noch<br />

Abt Andreas und seine Mitbrüder bitten um das Gebet für Marienstatt<br />

Pilgern. Beten. Feiern. Drei<br />

Haltungen kennzeichnen<br />

das Leben in Marienstatt im<br />

Jubiläumsjahr. Die kleine<br />

Gemeinschaft hat ein großes<br />

Festprogramm erdacht. Und<br />

sie hat eine Bitte an die Besucher:<br />

Betet für uns!<br />

Nein, depressiv gestimmt sind<br />

sie nicht. Besorgt. Das trifft es<br />

eher. „Aber auch zuversichtlich“,<br />

wie Pater Jakob Schwinde,<br />

der Subprior, sogleich ergänzt.<br />

Im vergangenen Jahr ist ihre<br />

klösterliche Gemeinschaft<br />

sehr geschrumpft. Drei Mönche<br />

sind gestorben, zwei haben das<br />

Kloster verlassen. Von den 15<br />

Marienstatter Mönchen haben<br />

vier derzeit Aufgaben in anderen<br />

Klöstern übernommen. Und weil<br />

ein Jubiläumsprogramm eine<br />

Menge Arbeit macht, haben sie<br />

lange überlegt, ob das ihr Konvent<br />

schaffen kann.<br />

Doch die Mönche sehen sich<br />

zum einen in der Pflicht – weil<br />

Marienstatt der spirituelle Anziehungspunkt<br />

vieler Menschen<br />

in der Region ist. Und mit diesen<br />

Betern und „Liebhabern der<br />

Abtei“ möchten sie gerne feiern.<br />

Die Mönche sehen aber im<br />

Feiern auch eine Chance. Eine<br />

Chance, darauf aufmerksam zu<br />

machen, wie wichtig der Nachwuchs<br />

für den Bestand des Klos-<br />

Abtei in Zahlen<br />

Zur Sache<br />

Spurensuche<br />

1425 wird in der Kirche die Pietà<br />

der Schmerzhaften Muttergottes als Vesperbild<br />

aufgestellt. Eine Provinzialsynode im Erzbistum<br />

Köln hatte sie dem Kloster geschenkt.<br />

Rund 65 Kilometer sind es vom<br />

Mutterkloster Heisterbach nach<br />

Marienstatt. Am 8. und 9. Juni<br />

machen sich die Zisterzienser<br />

auf zur Fußwallfahrt vom Siebengebirge<br />

ins Tal der Nister.<br />

„Auf den Spuren der Gründermönche.“<br />

Wer mag, kann sich<br />

den Mönchen anschließen.<br />

Info: Telefon 02662/9535-0<br />

ters ist. Und darum wollen sie<br />

beten. Und Abt Andreas Range<br />

bittet die Pilger und Freunde<br />

der Abtei: „Beten Sie mit uns<br />

darum, dass der oft nur noch<br />

glimmende Docht nicht erlischt,<br />

sondern neu aufflammt<br />

und unser vor 800 Jahren gegründetes<br />

Kloster Marienstatt<br />

eine Zukunft hat und behält.“<br />

So bitten die Mönche, und<br />

sie wissen zugleich auch darum,<br />

dass es in der Geschichte<br />

des Klosters immer wieder eine<br />

Wellenbewegung in der Zahl<br />

der Berufungen gab. Kurz vor<br />

der Säkularisation etwa waren<br />

es einmal nur noch drei Mönche<br />

in Marienstatt, dann mal ein<br />

Dutzend, heute eben 15 Mönche<br />

und zwei Novizen.<br />

Ja, sagt der Prior, Pater Martin<br />

Pfeiffer, es gebe weitere Interessenten<br />

am Klosterleben. „Wir<br />

hoffen, dass sie den Schritt tun“,<br />

sagt er. „Die Verbindlichkeit“,<br />

das sei das Problem heute.<br />

Ohne Liebe zu Christus könne<br />

das nicht gelingen. Und so haben<br />

die Mönche ein Wort aus der<br />

Regel des heiligen Benedikt als<br />

Leitwort des Jubiläumsjahrs gewählt:<br />

„Aus Liebe zu Christus“.<br />

Und sie sind zuversichtlich, dass<br />

dies nicht das letzte Feiern in<br />

Marienstatt ist.<br />

www.marienstatt.de<br />

1486 beginnt die Tradition des<br />

„Großen Wallfahrtstags“ am Oktavtag von<br />

Fronleichnam. Erst zehn Jahre zuvor war Laien<br />

der Besuch der Klosterkirche erlaubt worden.<br />

Zitiert<br />

Die Mönche von<br />

Marienstatt haben<br />

ein Wort aus der<br />

Ordensregel des<br />

heiligen Benedikt<br />

von Nursia für ihr<br />

Jubiläumsjahr gewählt.<br />

„Aus Liebe<br />

zu Christus“ soll der<br />

Mönch leben. Gleich<br />

mehrfach hat Benedikt<br />

dies in seiner<br />

„Regula Benedicti“<br />

geschrieben. So im<br />

Kapitel über die Demut:<br />

„Hat also der<br />

Mönch alle diese<br />

Stufen der Demut<br />

erstiegen, dann wird<br />

er bald zu jener Gottesliebe<br />

gelangen,<br />

die in ihrer Vollkommenheit<br />

die Furcht<br />

vertreibt.<br />

Ratgeber EXTRA 3<br />

Das Wort der Regel<br />

„<strong>Der</strong> gute Eifer der<br />

Mönche“ – darüber<br />

schreibt Benedikt in<br />

Kapitel 72:<br />

1 Wie es einen bitteren<br />

und bösen<br />

Eifer gibt, der von<br />

Gott trennt und<br />

zur Hölle führt,<br />

2 so gibt es den<br />

guten Eifer, der<br />

von den Sünden<br />

trennt, zu Gott<br />

und zum ewigen<br />

Leben führt.<br />

3 Diesen Eifer<br />

sollen also die<br />

Mönche mit glühender<br />

Liebe in<br />

die Tat umsetzen,<br />

4 das bedeutet: Sie<br />

sollen einander<br />

in gegenseitiger<br />

Achtung zuvorkommen;<br />

5 ihre körperlichen<br />

und charakter-<br />

In der Kraft dieser<br />

Liebe wird er dann<br />

alles, was er früher<br />

nur unter dem<br />

Drucke der Furcht<br />

einhielt, von jetzt<br />

an mühelos, aus<br />

Gewohnheit beobachten,<br />

als wäre es<br />

ihm zur zweiten Natur<br />

geworden, nicht<br />

mehr aus Furcht vor<br />

der Hölle, sondern<br />

aus Liebe zu Christus,<br />

aus guter Angewöhnung<br />

und aus<br />

Freude an der Tugend.<br />

Das wird der<br />

Herr in seiner Huld<br />

an seinem Diener<br />

durch den Heiligen<br />

Geist offenbaren,<br />

wenn er sich gereinigt<br />

hat von Fehlern<br />

und Sünden.“<br />

<strong>Der</strong> Eifer der Mönche<br />

lichen Schwächen<br />

sollen sie mit<br />

unerschöpflicher<br />

Geduld ertragen;<br />

6 im gegenseitigen<br />

Gehorsam sollen<br />

sie miteinander<br />

wetteifern;<br />

7 keiner achte auf<br />

das eigene Wohl,<br />

sondern mehr auf<br />

das des anderen;<br />

8 die Bruderliebe<br />

sollen sie einander<br />

selbstlos<br />

erweisen;<br />

9 in Liebe sollen sie<br />

Gott fürchten;<br />

10 ihrem Abt seien<br />

sie in aufrichtiger<br />

und demütiger<br />

Liebe zugetan.<br />

11 Christus sollen sie<br />

überhaupt nichts<br />

vorziehen.<br />

12 Er führe uns<br />

gemeinsam zum<br />

ewigen Leben.<br />

1560 führt Graf Adolf von Sayn die<br />

Reformation ein. Er entzieht dem Kloster die<br />

Landeshoheit über das Kirchspiel Kirburg und<br />

das Nistertal.

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