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Neue Blicke auf alte Funde

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Constanze Cordes – <strong>Neue</strong> <strong>Blicke</strong> <strong>auf</strong> <strong>alte</strong> <strong>Funde</strong> – das Alamannenmuseum in Weingarten<br />

waffnung und der Status waren vermutlich<br />

noch nicht erblich; der Begriff „Adel“ wäre<br />

also irreführend. 4<br />

Die DNA-Analyse – eine völlig neue<br />

Untersuchungsmethode<br />

Ganz neue Interpretationsmöglichkeiten erlauben<br />

die DNA-Analysen, die 2002 an Knochenfunden<br />

aus dem Weingartener Gräberfeld<br />

durchgeführt wurden und deren Ergebnisse<br />

nun erstmals im Museum vorgestellt<br />

werden. Anhand von 161 Proben wurden<br />

Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Individuen<br />

analysiert. Dabei fiel besonders <strong>auf</strong>,<br />

dass auch nah verwandte Personen recht unterschiedliche<br />

Grabausstattungen besitzen<br />

konnten. So wurde zum Beispiel die Dame<br />

Rekonstruktion eines Männergrabes mit reicher Ausstattung.<br />

Im Oberland 2008, Heft 2<br />

5<br />

im Grab 464 mit sehr viel Schmuck und<br />

kostbaren Trachtbestandteilen beigesetzt; im<br />

Grab 785 ihres Sohnes aber fanden sich lediglich<br />

ein Messer und eine Pfeilspitze. 5 Hier<br />

zeigt sich deutlich, dass Reichtum und damit<br />

wahrscheinlich auch gesellschaftlicher Status<br />

nicht erblich waren, sondern im L<strong>auf</strong>e<br />

des Lebens erarbeitet werden mussten.<br />

Akzentuierung besonderer Objekte<br />

Die Neugestaltung der Ausstellung bietet neben<br />

der Aktualisierung des Inhalts aber auch<br />

die Möglichkeit, besondere Kostbarkeiten<br />

des Fundortes Weingarten deutlicher hervorzuheben.<br />

In der bisherigen Museumskonzeption<br />

traten wissenschaftlich relevante Einzelobjekte<br />

durch die Überfülle der Exponate zu<br />

sehr in den Hintergrund.<br />

Dies betrifft z. B. auch einen gut erh<strong>alte</strong>nen<br />

Rüsselbecher aus grünem Glas, dem mehrere<br />

Reihen gläserner Spitzen der Außenwand zu<br />

seinem ungewöhnlichen Namen verhalfen.<br />

Bei Glasbechern dieser Art handelt es sich<br />

um Einzelfunde, die im frühen Mittel<strong>alte</strong>r<br />

anscheinend aus dem Rheinland eingeführt<br />

wurden. 6 Während dieses seltene Fundobjekt<br />

bisher zwischen anderen Gläsern aus Weingarten<br />

und Abbildungen von Gläsern aus anderen<br />

Fundorten wenig Beachtung fand, steht<br />

ihm in der neu gest<strong>alte</strong>ten Ausstellung ein<br />

eigenes Vitrinenfenster zur Verfügung.<br />

Ähnlich verhält es sich mit den beiden Weingartener<br />

Runenfibeln. Um den Wert dieser<br />

Stücke zu ermessen, sollte man wissen, dass<br />

in ganz Deutschland bis heute nur etwa 110<br />

Gegenstände mit Runeninschriften aus dem<br />

5. und 6. Jh. bekannt sind. Damit sind die<br />

beiden Silberfibeln aus Weingarten wichtige<br />

Zeugnisse einer frühen Schrift, die sich nie<br />

als Schreibschrift für längere Aufzeichnungen<br />

durchsetzte, sondern stets nur von Wenigen<br />

beherrscht wurde. Das Futhark, wie das<br />

Runenalphabet genannt wird, diente dazu,<br />

Trachtenbestandteile wie Gürtel oder Fibeln<br />

mit eingeritzten Namen, Wünschen oder<br />

Zauberformeln zu versehen. Einer der Weingartener<br />

<strong>Funde</strong> trägt den Namen eines Mannes,<br />

„Dado“, der vielleicht die Fibel an die<br />

Trägerin verschenkte, der andere trägt eine<br />

schwierig zu deutende Inschrift, die z. B. als<br />

„Alirgund, Feha schrieb“ übersetzt werden

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