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April 2002 (PDF) - An.schläge

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Fo t o : U d o w. H ä b e r l i n ( l i n ks) , H u m p e l p r i v at ( r e c ht s)<br />

gesellschaftjungelesben<br />

Mit viel Drive in die queere Hochschulpolitik<br />

eingestiegen: Bianca<br />

Rusu, die neue Mitarbeiterin am<br />

HomoBiTrans-Referat der HTU.<br />

Foto links<br />

Permanent irritierend politisch<br />

aktiv: Clara Humpel bei einer<br />

Aktion der GEWI-Frauen gegen<br />

die blau/schwarze Bildungspolitik<br />

unter dem Motto „Warum<br />

widerständig, wenn es auch<br />

bärtig geht?“ im Oktober 2001<br />

Foto rechts<br />

32 an.<strong>schläge</strong>april <strong>2002</strong><br />

Permanente Irritation<br />

Sie sind Geburtsjahrgänge zwischen 1977 und 1982. Sie heißen <strong>An</strong>na, Bianca, Britta, Clara,<br />

Lisa und Lisl… Eindrücke vom Tun und Denken der studentischen jungen Lesbengeneration<br />

in Wien, gesammelt von Helga Pankratz<br />

In einer einzigen 6. Klasse eines<br />

Klagenfurter Gymnasiums gab<br />

es im Jahr 1996 nicht weniger<br />

als drei junge Lesben. Eine von<br />

ihnen war Britta. Heute ist sie<br />

fast 22, studiert in Wien und betreute<br />

im Wintersemester bereits zum zweiten<br />

Mal ein Lesbentutorium. Ganz besonders<br />

sinnliche Momente ihres Lesbischseins<br />

mit 16 in Kärnten beschreibt sie<br />

als „eine Kombination von ,Stone Butch<br />

Blues` lesen und dazu warme, fette<br />

Milch vom Biobauern trinken“. Von<br />

ihren „Ersten Büchern“ spricht Britta so<br />

zärtlich wie von einer Ersten Liebe:„In<br />

den Sommerferien war ich in Wien und<br />

habe die Buchhandlung Frauenzimmer<br />

entdeckt!“ Radclyffe Hall und Judith<br />

Butler, Audre Lorde und <strong>An</strong>nemarie<br />

Schwarzenbach. Das und mehr hat sie<br />

gelesen und 1998 in Englisch zum Thema<br />

,Jewish Feminism` maturiert.<br />

Globales Dorf. Den krassen Unterschied<br />

zwischen Frauenbuchhandlung und<br />

,business as usual‘ am Buchmarkt<br />

merkte Britta, als sie in einer Klagenfurter<br />

Buchhandlung den gerade auf<br />

Deutsch erschienenen ,Stone Butch<br />

Blues‘ bestellte:„Ich weiß noch, wie die<br />

Buchhändlerin gesagt hat, ,a-haa ... mhmm<br />

... Krug und Schadenberg? Den<br />

Verlag kenn ich gar nicht‘.“ Von der Lektüre<br />

selbst fühlte sich die junge Kärntnerin<br />

aber bestens auf das lesbische Leben<br />

in der Großstadt vorbereitet:„Es<br />

war genauso wie in den Büchern!“, erinnert<br />

sie sich daran, wie sie mit 18 erstmals<br />

in die Wiener Szene ging:„Ich kam<br />

mir vor wie in den Geschichten! Dieser<br />

erste Eindruck war einfach umwerfend.“<br />

Der Einfluss der Queer Theory auf<br />

das Weltbild und Selbstbild der jungen<br />

Lesbengeneration ist groß:„Ich bin<br />

sozusagen mit Butler sozialisiert wor-<br />

den“, sagt Britta – sicher stellvertretend<br />

für viele:„Die Folge ist, dass ich oft nicht<br />

mehr von mir als ,Lesbe‘ sprechen kann.<br />

Um mich selbst zu erklären, genügt mir<br />

das Wort einfach nicht. Die Kategorie<br />

Lesbe macht nur noch im politischen<br />

Gebrauch Sinn.“<br />

Wiener Schule. Ausnahmslos alle jungen<br />

Frauen, die ich befragte, kennen und<br />

schätzen die Lehrveranstaltungen einer<br />

Lektorin am Institut für Politikwissenschaft:<br />

Gudrun Hauers Proseminare<br />

aus dem Bereich Lesben- und<br />

Schwulenforschung. Insgesamt haben,<br />

so schätzt Gudrun Hauer, seit dem<br />

Wintersemester 1994/95 zwischen<br />

300 und 400 Studierende ihre stark<br />

feministisch akzentuierten Lehrveranstaltungen<br />

besucht: Rund vier Fünftel<br />

davon Frauen. Denn: „In Veranstaltungen<br />

mit feministischen Themen ist

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