Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
generell der Männeranteil sehr gering<br />
– auch bei anderen Lektorinnen.“ Die<br />
Zahl jener Studentinnen, die sich im<br />
Lauf der Jahre im Proseminar offen als<br />
lesbisch deklariert haben, beziffert<br />
Hauer mit ungefähr 15. Diese sprechen<br />
durchwegs mit Begeisterung – und vor<br />
allem mit dem Gefühl, wertvolle Erkenntnisse<br />
vermittelt bekommen zu<br />
haben – vom Hauer-Proseminar: „Das<br />
ist eine ganz wichtige Öffentlichkeitsarbeit,<br />
und leider noch immer viel zu<br />
wenig sichtbar an der Uni“, sagt eine<br />
ihrer Studentinnen. „Dr. Hauer ist eine<br />
der wenigen Lehrenden an der Uni<br />
Wien, die ihre Studierenden auch<br />
gleich mit der ,Szene‘ vertraut macht“,<br />
lobt eine andere.<br />
identity:queer. Auch i:q, die queere Gruppe<br />
an der GEWI, haben so gut wie alle<br />
von ihnen irgendwann besucht. Manche<br />
fanden die Schwulen dort zu dominant.<br />
Manche blieben. „<strong>An</strong>ders als<br />
die Lesben- und LesBiSchwulen Tutorien,<br />
die von den Referaten für Erstsemestrige<br />
angeboten werden, ist i:q<br />
eine unmoderierte Gruppe, in der es<br />
sehr basisdemokratisch zugeht“, erklärt<br />
die heute 25jährige Faika <strong>An</strong>na.<br />
Sie arbeitete in den späten 90er Jahren<br />
im HomoBiTrans-Referat der Wiener<br />
ÖH mit. <strong>An</strong>schließend, „als durch<br />
die konservative Mehrheit am<br />
Hauptausschuss der Uni Wien das Referat<br />
vier Jahre lang finanziell ausgehungert<br />
wurde“, engagierte sie sich<br />
bei i:q. Die Gruppe übernahm in dieser<br />
Zeit viele brachliegende politische und<br />
soziale Aufgaben der Referate. Seit den<br />
ÖH-Wahlen vom Mai 2001 gibt es an<br />
der Uni Wien wieder eine linke Exekutive<br />
und mit der Referentin Lisa Appiano<br />
ein voll besetztes HomoBiTrans-Referat.<br />
Auch wenn i:q dadurch merklich<br />
entlastet ist, versteht sich die Gruppe<br />
doch stark als politisch:„für LesBiSchwule<br />
Studierende und gegen jede Art von<br />
Ismen“, so Faika <strong>An</strong>na, die inzwischen<br />
ihren Tätigkeitsschwerpunkt von der<br />
Uni in die Frauenprojekte-Szene verlagert<br />
hat.<br />
Permanenz. Clara Humpel (23) studiert<br />
Politikwissenschaft und eine Kombination<br />
aus Geschlechterforschung und<br />
Zeitgeschichte. Während der konservativen<br />
Frostperiode engagierte auch sie<br />
sich bei i:q und wechselte im Sommer<br />
2001 – fraktionslos – ins wiederbelebte<br />
ÖH-HomoBiTrans-Referat. Als eines der<br />
wesentlichsten Programme des Referats<br />
bezeichnet sie „die Irritation des<br />
öffentlichen Raumes. Die ständige Präsenz<br />
im Universitätsalltag, im Unterschied<br />
zu spektakulären aber kurzzeitigen<br />
Inszenierungen à la Regenbogenparade“,<br />
die, wie sie kritisch anmerkt,<br />
„fast immer männerdominiert und teilweise<br />
sogar sexistisch“ seien. Mittels<br />
kleiner aber wirkungsvoller Aktionen<br />
will das Referat radikale Sexismus- und<br />
Patriarchatskritik üben. Das erklärte<br />
Ziel, Queer Studies an der Uni Wien zu<br />
etablieren, wird, wie Clara bemerkt,<br />
aufgrund der Umstrukturierungen der<br />
Universitäten zusehends schwieriger<br />
durchzusetzen.<br />
Neben der politischen Arbeit bietet<br />
das Referat LesBiSchwule Tutorien<br />
an, organisiert Feste und hat regelmäßige<br />
Sprechstunden. Clara selbst ist<br />
mittlerweile ins ÖH-Referat für Gesellschaftskritik<br />
gewechselt, wo sie am<br />
Aufbau einer Diskriminierungs-Dokumentation<br />
mitarbeitet, die Fälle von<br />
Sexismus, Rassismus und <strong>An</strong>tihomosexualität<br />
an der Wiener Uni sammelt,<br />
um gezielt dagegen vorgehen zu<br />
können.<br />
Neu gemischt. Bereits seit 1992 gibt es<br />
auch an der TU Wien ein HomoBiTrans-<br />
Referat. Im Lauf der Jahre war es häufig<br />
nur mit Männern besetzt. Das änderte<br />
sich schlagartig, als die Technikstudentin<br />
Bianca Rusu im Frühsommer 2001<br />
beim Referat anrief. Sie wollte Infos.<br />
„Und schon ging ‘s los!“ erzählt sie lachend:„Die<br />
wichtigste Info, die ich<br />
kriegte, war nämlich, dass im Referat<br />
noch ein Platz zu besetzen sei; vorzugsweise<br />
mit einer Frau.“ Seither ist sie Referentin.<br />
Sich als Frau auf <strong>An</strong>hieb aktiv<br />
einzubringen, fällt ihr nicht schwer:<br />
„Schließlich bin ich HTL-sozialisiert!“,<br />
sagt sie selbstbewusst, „und damit gewohnt,<br />
mich in einem männerdominierten<br />
Umfeld durchzusetzen“. Gemischte<br />
Tutorien, Frauenfeste und gemischte<br />
Feste, Vernetzung mit universitären<br />
und außeruniversitären<br />
schwul-lesbischen Einrichtungen –<br />
bei all dem ist Bianca voll aktiv.<br />
Enormen Zustrom von Frauen und<br />
damit eine merkliche Verbesserung<br />
des <strong>An</strong>gebots für Lesben verzeichnete<br />
letzten Sommer auch Rainbow Online.<br />
Dating, Chat und Info per Mouseclick<br />
gehören für die junge Generation zum<br />
Alltag. Die Arbeit, die hinter diesem<br />
Service steckt, leisten allerdings, wie<br />
sich auf Nachfrage herausstellt, durchwegs<br />
,ältere` Frauen. Im Rainbow-Lesbian-Team<br />
ist die 23jährige Lisi Cinatl<br />
zur Zeit die jüngste. „Seit sie sich darum<br />
kümmert, ist unsere Termine-Seite<br />
eine wahre Fundgrube geworden“,<br />
weiß Rainbow-Online-Kollegin Jutta<br />
Zalud (46) Lisis Arbeit zu schätzen, und<br />
setzt gleich nach: „<strong>An</strong> der Mitarbeit<br />
von jüngeren beziehungsweise ganz<br />
jungen Frauen sind wir sehr interessiert.<br />
Die wissen einfach am besten,<br />
was junge Lesben interessiert und<br />
bewegt.“ ❚<br />
lesbenjungegesellschaft<br />
Proseminar Gudrun Hauer<br />
Sprechstunde/Stammtisch: Jeden Di<br />
während des Vorlesungsbetriebs um<br />
19.00 Uhr, Café Berg, 9., Bergg. 8<br />
i:q<br />
Gruppentreffen: Jeden Do um 19.30<br />
Uhr, Hof 2 Unicampus (Altes AKH)<br />
9., Spitalgasse 2-4<br />
e-mail: i.q@gmx.at<br />
http://www.univie.ac.at/i_q<br />
ÖH – HomoBi Trans Referat<br />
Campus, 9., Spitalgasse 2-4<br />
Beratung: T. 01/1 4277-19569<br />
Mo 10–12:00, Mi 11–13.00 Uhr<br />
e-mail: homobitrans@oeh.univie.ac.at<br />
http://www.oeh.univie.ac.at/referate/homobitrans.htm<br />
HTU Wien – Lesbisch Schwul<br />
Trans X Referat<br />
4., Wiedner Hauptstraße 8-10<br />
T. 01/58801-49526, Fr 13–14.30 Uhr<br />
e-mail: lesbischwul@htu.at<br />
http://www.htu.tuwien.ac.at/referate/lesbischwul<br />
Rainbow Online<br />
http://www.rainbow.or.at<br />
http://www.lesbian.or.at<br />
Leslie Feinberg: Träume in den<br />
erwachenden Morgen.<br />
(im Original: Stone Butch Blues)<br />
Aus dem amerikanischen Englisch<br />
von Claudia Brusdeylins. Krug und<br />
Schadenberg 1996, 25,60 E<br />
april <strong>2002</strong>an.<strong>schläge</strong> 33