protest-ausgabe - Curare - Asta der MHH
protest-ausgabe - Curare - Asta der MHH
protest-ausgabe - Curare - Asta der MHH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
lehre o<strong>der</strong> leere:<br />
<strong>protest</strong>e sogar<br />
im lehrkörper<br />
<strong>protest</strong>-<strong>ausgabe</strong><br />
gleichstellung:<br />
prioritäten<br />
falsch<br />
gesetzt?<br />
bistro kanne:<br />
teuer<br />
und<br />
ungesund
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
2<br />
Impressum<br />
Mitglied <strong>der</strong> JPN und DJP<br />
Herausgeber:<br />
AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Redaktion <strong>Curare</strong><br />
- OE 9542 -<br />
Carl-Neuberg-Straße 1<br />
30623 Hannover<br />
V.i.S.d.P.<br />
Fritz Nielsen<br />
Ole Tempelhof<br />
Die <strong>Curare</strong> erscheint regulär drei- bis viermal jährlich. Die Ausgabe<br />
erfolgt kostenlos.<br />
Auflage: 2000 Stück<br />
Druck:<br />
Gedruckt wird auf Umweltschutzpapier, mit Ausnahme des Umschlags<br />
und eventueller Son<strong>der</strong>publikationen, mit umweltverträglichen<br />
Lösungsmitteln.<br />
Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung <strong>der</strong> Redaktion wie<strong>der</strong>. Sie werden nur auf ihre<br />
verfassungsrechtliche Unbedenklichkeit unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> §§ 129-132 StGB hin kontrolliert, nicht aber auf ihre<br />
politische Erwünschtheit. Die Redaktion behält sich vor, Artikel zu<br />
kürzen.<br />
Nachdruck: In selbstverwalteten, nicht-kommerziellen Zeitschriften<br />
gegen Belegexemplar frei und erwünscht. An<strong>der</strong>nfalls zur Vermeidung<br />
von Rechtsnachteilen Rücksprache erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Bitte beachten Sie Copyright-Angaben!<br />
Beiträge und Artikel von Studierenden, Lehrenden, Beschäftigten<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, PatientInnen, LeserInnen je<strong>der</strong>zeit erwünscht. Artikel bitte<br />
in den Briefkasten vor dem AStA einwerfen o<strong>der</strong> zu den Sprechzeiten<br />
abgeben. Alle Beiträge können auch unter folgen<strong>der</strong> Adresse<br />
per E-Mail eingereicht werden: presse@mhh-asta.de Die Entscheidung<br />
über den Abdruck nicht namentlich gekennzeichneter Beiträge<br />
liegt bei <strong>der</strong> Redaktion.<br />
Anzeige: Es gilt die Anzeigenpreisliste von 2008. Modalitäten bitte zu<br />
den Sprechzeiten erfragen.<br />
<strong>Curare</strong>-Sprechstunden:<br />
Jeden Mittwoch von 12.15-13.45 Uhr im AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Tel.: 0511/532-5409 o<strong>der</strong> -5414<br />
Fax: 0511/532-8414<br />
eMail: presse@mhh-asta.de<br />
Internet: www.curare.mhh-asta.de<br />
Die Redaktion:<br />
Fritz Nielsen<br />
Ole Tempelhof<br />
Autoren dieser Ausgabe: Janina Balser, Ritva Bargsten, Philip Bintaro,<br />
Sebastian Dziuba, Nauka Göner, Michael Grimme, Diane Hackstette,<br />
Sinje Hage, Ismael Halabi Cabezon, Marcel Hartmann, Leo Hoftempel,<br />
Nils Janzen, Jana Kaszian, Sören Könneker, Martin Johann Kreetz,<br />
Cornelius Krusche, Tobias Laue, Eva Lehmann, Martin Müller, Ulrike<br />
Raap, Hendrik Rott, Annika Simon, Rena Steffens, Anne-Kathrin Völker,<br />
Johannes Willenborg, Christoph Wolter<br />
curare
Editorial<br />
Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Editorial<br />
Willkommen, Bienvenue, Welcome!<br />
‚Change‘ ist das Motto des designierten US-Präsidenten<br />
Barack Obama - und unseres auch! Und deswegen bringen<br />
wir, passend zum Ende <strong>der</strong> grauen Bush-Jahre, die<br />
CURARE erstmals komplett in Farbe heraus! Dazu gibt‘s<br />
ein aufgemotztes Layout von Fritz. Aber auch inhaltlich<br />
geht‘s mächtig zur Sache...<br />
Das Cover deutet es an: es ist was faul an <strong>der</strong> Medizinischen<br />
Hochschule! Unser Titelthema „Protest“ beschäftigt<br />
sich also mit diesen Missständen: eine lahmende Lehre,<br />
ein aufgebrachter Lehrverantwortlicher, <strong>der</strong> scharfe<br />
Worte für die Ausbildungsumstände an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> findet,<br />
eine scheinbar außer Kontrolle geratene Gleichstellungsbeauftragte<br />
und ein Campusbistro zwischen McDonalds<br />
und BurgerKing.<br />
Außerdem in dieser Ausgabe: das PJ-Special. Hier informieren<br />
wir über Ziele und Möglichkeiten im praktischen<br />
Jahr, Erfahrungen von Kommilitonen und Tipps für alle<br />
Scheinfreien. An <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, in einem <strong>der</strong> Lehrkrankenhäuser<br />
o<strong>der</strong> im Ausland – egal wo man das PJ leisten will,<br />
unser Schwerpunkt hilft allen weiter.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt: die Auswahlgespräche 2008.<br />
Wir hatten die Möglichkeit, Momentaufnahmen vor<br />
und nach den Gesprächen einzufangen und stellen Hoffnungen,<br />
Erwartungen und Erfahrungen vor; sowohl von<br />
Kandidaten- als auch von Interviewerseite.<br />
Als beson<strong>der</strong>es Bonbon nehmen wir unsere Leser mit<br />
auf eine aufregende Reise nach Ghana, eindrucksvoll bebil<strong>der</strong>t<br />
von Hobbyfotograf und Medizinstudent Sebastian<br />
Dziuba.<br />
Viele Neuheiten, einige alte Bekannte und keine Langeweile:<br />
die neue CURARE. Viel Spaß beim Lesen!<br />
Fritz Nielsen und Ole Tempelhof<br />
curare 3
Editorial Inhalt<br />
Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
41<br />
44<br />
49<br />
50<br />
29<br />
33<br />
34<br />
36<br />
39<br />
15<br />
16<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
23<br />
24<br />
Titelthema<br />
Patienten, Forschung, Leere?<br />
Eine Bestandsaufnahme<br />
Zufrieden mit <strong>der</strong> Lehre?<br />
Prof. Günter aus <strong>der</strong> Frauenklinik meldet sich zu Wort<br />
Ein Tritt in den Nacken<br />
Von Gleichstellung zu Gleichschaltung?<br />
Kanne: Where did it all go wrong?<br />
Bistro des Bösen<br />
PJ-Special<br />
PJ = Pech jehabt?<br />
Ein Neu-Approbierter erzählt<br />
Heimschläfergenehmigung<br />
Für diejenigen ohne Fernweh<br />
PJ im Ausland<br />
Das Praktische Jahr weltweit<br />
Stress in Frankreich und spanische Gelassenheit<br />
Erfahrungsberichte aus aller Welt<br />
Stex dir sonstwohin!<br />
Das Hammerexamen im Härtetest<br />
Auswahlgespräche 2008<br />
Auswahlgespräche 2008<br />
Was erwartet die Kandidaten?<br />
8400 Studienplätze, 35.000 Bewerber<br />
ZVS und an<strong>der</strong>e Hürden<br />
Modellstudiengang ist en vogue<br />
Hoffnungen und Erwartungen<br />
Keine vorgefertigten Antworten!<br />
Was wollen die Profs?<br />
„Herr, gib mir Geduld! Sofort“<br />
Ein Erfahrungsbericht <strong>der</strong> Auswahlgespräche<br />
Unverhältnismäßiger Druck<br />
Wütende Reaktion auf unfaire Verhältnisse<br />
„Kann wie<strong>der</strong> einer abgeholt werden!“<br />
Auswahlgespräche in <strong>der</strong> Zahnklinik<br />
Hochschule<br />
Wichtig: StudMail 2.0<br />
Update vom Internet-Referenten<br />
15 AStA Referenten<br />
Der AStA stellt sich vor<br />
Semesterbeitrag 08/09<br />
Wie weit fährt das Semesterticket?<br />
Wohin gehen die Studienbeiträge?<br />
Eine Aufstellung des Präsidialamtes<br />
Neue Prüfungsordnung WS 08/09<br />
Der Modellstudiengang atmet auf<br />
Die mächtige ITEM-Analyse<br />
Was kann CodiPlan?<br />
Wie lang ist die Wartezeit für Zahnmedizin?<br />
Die Berufsinformationstage<br />
Ein beispielhafter Schritt<br />
Das Hamburger Zahnmobil unter <strong>der</strong> Lupe<br />
4<br />
curare
Editorial Inhalt<br />
Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Der ganz normale W(Z)ahnsinn!<br />
Der hektische Alltag <strong>der</strong> Zahnis<br />
Ich will hier raus!<br />
Studieren im Ausland: Wie und wo?<br />
Feuilleton<br />
Interview mit einem Kritiker<br />
Bor<strong>der</strong>line-Journalismus vom Feinsten<br />
Belletristik<br />
Bücher, die die Welt braucht<br />
Hannover Hautnah: Die Kleefel<strong>der</strong> Gartenstadt<br />
Ein Kleinod an <strong>der</strong> Strecke <strong>der</strong> Linie 4<br />
Lernen<br />
Lehrbücher für Euch gelesen!<br />
Neues fürs Studierzimmer<br />
Frag die Raap<br />
Hilft Rauchen gegen Allergien?<br />
Erfahrung<br />
Geh nach Ghana<br />
Ein Famulaturbericht mit beeindruckenden Bil<strong>der</strong>n<br />
Famulatur in Osnabrück<br />
Ein Famulaturbericht<br />
Ein Nordfriese am Herzen<br />
Noch ein Famulaturbericht<br />
Emergency Room Bremen<br />
Das AKUT-Forum in <strong>der</strong> Hansestadt<br />
Lernpause<br />
Vizemeister ... na und?<br />
Ein Fußballsommer in <strong>der</strong> Cafete<br />
Medimeisterschaften 2008<br />
Viel Spaß in Homburg<br />
Artischocken am Stück<br />
Leckere Vorspeise aus <strong>der</strong> CURARE-Kochserie<br />
Humor<br />
Neurodance<br />
Das Beste für den Tanzflur seit den 90ern<br />
Modemensch Medizinstudent<br />
Fashion Trends im neuen Look<br />
Bil<strong>der</strong>rätsel<br />
Um die Ecke denken bis zum Genickbruch<br />
Medizinstudium von A bis Z<br />
Wieso Humor? 26 harte Fakten!<br />
Der Molch macht‘s<br />
Wie ernähre ich mich „richtig“?<br />
Achtung: Humor!<br />
Keine Angst, <strong>der</strong> beißt nicht!<br />
Die Champions League <strong>der</strong> Lehre<br />
Leo Hoftempel mit Zuckerwort und Peitsche<br />
curare 5<br />
25<br />
26<br />
52<br />
53<br />
60<br />
68<br />
73<br />
74<br />
87<br />
88<br />
89<br />
90<br />
92<br />
93<br />
35<br />
55<br />
58<br />
64<br />
86<br />
96<br />
98
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
6<br />
Leserbriefe<br />
Die Reaktionen <strong>der</strong> Leser auf die letzte Ausgabe<br />
war vielfältig. Einige lobten, an<strong>der</strong>e tadelten<br />
und viele wollten beim Gewinnspiel<br />
mitmachen.<br />
„I‘m a foreign student from Sweden and hope you don‘t<br />
mind, that due to the fact, that German grammar has<br />
4972 rules and 45247 exceptions I prefer to write most<br />
of my e-mails in English, but appreciate than German<br />
people write in German, so I can learn more.<br />
First of all I wanted to congratulate you to a very successful<br />
issue of <strong>Curare</strong>!<br />
In comparing to previous issues much more opinions<br />
are presented and more topics are brought up to discussion,<br />
all in all, it makes reading the June issue of<br />
<strong>Curare</strong> a pure delight.<br />
Consi<strong>der</strong>ing the new Kochserie, which inspires even<br />
such hopeless individuals, like me, suffering from a<br />
rare disease, so called Kitchen Blindness, to explore...<br />
there is one thing, which I found important to direct<br />
your attention on.<br />
Despite all pragmatic matters, there is an elusive beauty<br />
in a picture of a particular item of prepared food,<br />
which also conveys its message in colors. Therefore<br />
I believe, that at least on the virtual paper, used for<br />
the online-version of <strong>Curare</strong>, we could afford to have<br />
a photo of „Serviervorschlag“ with the original colors<br />
and not just black-white (all right, mostly all gray, but it<br />
doesn‘t make the image any batter).<br />
Furthermore I was gladly surprised to found reviews<br />
not just of textbooks, but also of fiction. I‘m sure you<br />
will maintain this high standard and looking forward to<br />
read your next issue.“<br />
„Ich hatte gerade die Gelegenheit den Artikel ‚Der<br />
Trend geht zur Ärztin‘ in <strong>der</strong> <strong>Curare</strong> 92 zu lesen. Lei<strong>der</strong><br />
sind Sie <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Propaganda von Frau Miemietz erlegen.<br />
Die <strong>MHH</strong> hat zwar ein Zertifikat „familiengerchte<br />
Hochschule“, die Realität sieht lei<strong>der</strong> komplett an<strong>der</strong>s<br />
aus. Wie Sie dem letzten Bericht des Personalrats entnehmen<br />
können, wird die Mehrheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungsanträge<br />
von <strong>MHH</strong>-Mitarbeitern insbeson<strong>der</strong>e im<br />
ärztlichen Dienst abgelehnt (>80/Jahr). Als männlicher<br />
Arzt und Vater hat man keine Chance einen <strong>MHH</strong>-Betreuungsplatz<br />
zu bekommen. Die Hochschule ist alles<br />
(z.B. „supramaximal“ in den Worten unseres Vorstands)<br />
nur nicht familienfreundlich. Wie wäre es mal mit investigative<br />
journalism a la Woodward Ihrerseits?“<br />
„Gratuliere zur CURARE! Die Zeitschrift ist viel besser<br />
als frühere AStA-Zeitungen (ich bin Mitherausgeber<br />
<strong>der</strong> ersten Injektionen und AStA-Mitglied gewesen).“<br />
„Wir haben gestern Abend bei <strong>der</strong> Probe alle den Artikel<br />
übers Orchester gelesen. Vielen vielen Dank für den<br />
großen Bericht. Es ist wirklich sehr gut geworden!“<br />
„Erstmal Glückwunsch zur gelungenen neuen <strong>Curare</strong>-<br />
Ausgabe, klasse neues Design!<br />
Das Lösungswort für das Quiz auf Seite 35 lautet übrigens:<br />
NEON<br />
(Das Foto von Lyndon B. Johnson -> :-) herrlich!)“<br />
Wir brauchen Euch!<br />
Gefällt Euch die CURARE? Gibt es Verbesserungsvorschläge, Kritik o<strong>der</strong> Lob? Dann<br />
schreibt an presse@mhh-asta.de und erzählt, was Euch auf dem Herzen liegt!<br />
Reicht Euch das nicht? Ihr habt Lust Euch kreativ zu betätigen? Eure drei besten Freunde<br />
heißen Subjekt, Prädikat, Objekt? Ihr wollt die CURARE mitgestalten, Eure Einflüsse<br />
einbringen und Teil des Teams werden? Dann seid Ihr sehr willkommen, beim nächsten<br />
Redaktionstreffen am 26.11.2008 dabei zu sein. Wir freuen uns auf Euch!<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Wichtig: StudMail 2.0<br />
AStA-Referent Sascha Wasilenko hat als Kind<br />
auf <strong>der</strong> Datenautobahn gespielt. Ohne ihn<br />
wären wir Multimedia-mäßig immer noch zu<br />
Fuß unterwegs.<br />
Hallo, Sascha. Wie geht’s Dir?<br />
Könnte besser sein: wenn es etwas gibt, was ich mehr<br />
hasse als Homöopathie, dann sind das Diskussionen<br />
über Homöopathie auf dem Studmail-Verteiler. Aber<br />
meine Bluthochdruckkrise ist überwunden.<br />
Oha, brenzliges Thema. Wie kann sowas passieren?<br />
Das liegt lei<strong>der</strong> an den Usern. Sehr wichtig ist nämlich,<br />
bei Massenmails keinesfalls auf ‚Allen antworten‘ zu<br />
klicken. So kommt es dann zu unschönen, sehr öffentlichen<br />
Debatten, die viel Speicher- und Rechenkapazität<br />
fressen und eigentlich ins AStA-Forum gehören.<br />
Denn die meisten Kommilitonen sind genervt von solchen<br />
Dingen.<br />
Worauf sollte man noch achten?<br />
Einloggen kann man sich entwe<strong>der</strong> direkt auf portal.<br />
stud.mh-hannover.de o<strong>der</strong> man folgt dem Link auf <strong>der</strong><br />
AStA-Homepage. Die alten Weiterleitungen zu privaten<br />
Adressen sind übernommen worden. Wer seine eMails<br />
StudentMed A5 quer Hannover VI:MLP-Anzeige 08.09.2008 16:50 Uhr Seite 1<br />
Die Medizin,<br />
auf die Sie nicht<br />
verzichten können.<br />
Das beitragsfreie Versicherungspaket Student Med von MLP<br />
ist ein Muss für alle Medizinstudenten ab dem 5. Semester.<br />
Mit einer leistungsstarken Berufs- und Privathaftpflichtversicherung<br />
sowie einer Auslandsreisekrankenversicherung bietet<br />
es genau den Versicherungsschutz, den Sie in Ihrer praktischen<br />
Ausbildung benötigen. Für weitere Informationen lesen<br />
Sie die Packungsbeilage o<strong>der</strong> fragen Sie Ihren MLP-Berater.<br />
MLP Finanzdienstleistungen AG<br />
Geschäftsstelle Hannover VI<br />
Berckhusenstraße 150<br />
30625 Hannover<br />
Tel curare<br />
0511 • 538957 • 0<br />
hannover6@mlp.de, www.mlp.de<br />
von Programmen wie Outlook o<strong>der</strong> Thun<strong>der</strong>bird abholen<br />
lassen will, findet unter asta.mh-hannover.de/studmail<br />
eine ausführliche Anleitung.<br />
Was haben die Jahrgangslisten zu bedeuten?<br />
Das Dekanat schickt alle Informationen über die Jahrgangslisten.<br />
Deshalb ist es wichtig, in <strong>der</strong> richtigen Liste<br />
zu stehen. In <strong>der</strong> Regel funktioniert das automatisch.<br />
Wenn man aber Springer ist, o<strong>der</strong> sonst irgendwie aus<br />
dem regulären Ablauf fällt, muss man sich manuell in<br />
die aktuelle Liste eintragen. Aber keine Angst, das ist<br />
ganz einfach: im Portal kann man sich unter ‚Optionen‘<br />
in die entsprechende Liste einschreiben. Bald gibt‘s<br />
auch Tertial- und sogar U-Kurs-Gruppen-Verteiler.
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
8<br />
15 AStA-Referenten für Euch!<br />
Der Allgemeine Studierendenausschuss in<br />
(fast) voller Blüte, hier fotografiert beim<br />
jährlichen Empfang <strong>der</strong> Studierendenschaft.<br />
1. Sinje Hage (Ausland)<br />
2. Sören Könneker (Finanzen)<br />
3. Jana Kaszian (Soziales)<br />
4. Michael Grimme (HoPo I)<br />
5. Hendrik Rott (Öffentlichkeit)<br />
6. Fritz Nielsen (Presse I)<br />
7. Marc Riemer (Vorsitz)<br />
8. Tobias Laue (Erstsemester)<br />
9. Martin Müller (HoPo II)<br />
10. Ole Tempelhof (Presse II)<br />
11. Felix Strübing (Kultur)<br />
12. Cornelius Krusche (Sport)<br />
Foto: Kristina Weidelhofer<br />
13. Sascha Wasilenko (Internet)<br />
nicht abgebildet:<br />
Marcel Hartmann,<br />
Georgios Pouias<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Semesterbeitrag WS 08/09<br />
Info:�Semesterbeitrag�WS�08/09<br />
Neben 500,- € Studienbeitrag, Neben 500,- € Studienbeitrag, 75,-€ Verwaltungskostenbeitrag 75,-€ Verwaltungskostenbeitrag des Landes des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen Nie<strong>der</strong>sachsen und 36,- € und 36,- € Studendenwerksbeitrag<br />
Studendenwerksbeitrag setzt sich <strong>der</strong> setzt Semesterbeitrag sich <strong>der</strong> Semesterbeitrag an die an die Studierendenschaft (AStA) im im aktuellen<br />
WS 08/09 wie<br />
Wintersemester 2008/2009 wie folgt zusammen:<br />
folgt zusammen:<br />
Verwaltung:<br />
75,00 €<br />
Deutsche<br />
Bahn:<br />
45,30 €<br />
Semesterticket:<br />
132,70 €<br />
GVH:<br />
81,00 €<br />
Beitrag im WS 08/09:<br />
252,00 €<br />
Studiendenschaftsbeitrag:<br />
NordWest<br />
Bahn:<br />
6,40 €<br />
141,00 €<br />
Unisport:<br />
Ab dem Wintersemester 2008/2009 gibt es für Erstsemester neue Studienausweiskarten. Dabei kann<br />
es zu Problemen mit Kontrolleuren geben. Es gilt Rücksicht auf Kontrolleure zu nehmen, jedoch keine<br />
Bußgel<strong>der</strong> zu zahlen!<br />
Info: Der Papierausweis gilt nur in Verbindung mit dem Personalausweis und wird fälschlicherweise<br />
oft von Kontrolleuren nicht sofort anerkannt!<br />
Frischfleisch?<br />
Ein Beiblatt zu unseren Ausweisen wurde abgeschafft!<br />
Bei allen Fragen Email an: finanzen@mhh-asta.de<br />
curare 9<br />
0,55 €<br />
Fahrradwerkstatt:<br />
0,40 €<br />
AStA-<br />
Verwaltung:<br />
7,35 €<br />
Studentenwerk:<br />
Facts Semesterticket<br />
Kosten zusammengerechnet im WS 08/09: 132,70 € Ab dem Wintersemester 2008/2009 gibt es für Erst-<br />
Benutzt werden darf damit: DB Regionalbahn, Facts�Semesterticket�<br />
Nordsemester neue Studienausweise. Dabei kann es Prowestbahn<br />
und Metronom in ganz Nie<strong>der</strong>sachsen (auch bleme mit Kontrolleuren geben. Es gilt Rücksicht auf<br />
Kosten zusammengerechnet im WS 08/09: 132,70 €<br />
über Hamburg und Bremen), sowie Bus, U-Bahn und Kontrolleure zu nehmen, jedoch keine Bußgel<strong>der</strong> zu<br />
S-Bahn in ganz Hannover. Benutzt werden Nichtdarf benutzt damit: DB werden Regionalbahn, dür- Nordwestbahn zahlen! und Metronom in ganz Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
(auch über Hamburg und Bremen), sowie Bus, U-Bahn und S-Bahn in ganz Hannover.<br />
fen die Fernverkehrszüge IC und ICE, sowie Züge <strong>der</strong> Ein Beiblatt zu unseren Ausweisen wurde abgeschafft!<br />
Westfahlenbahn! Nicht benutzt werden dürfen die Fernverkehrszüge IC und ICE, sowie Züge <strong>der</strong> Westfahlenbahn!<br />
Sören Könneker<br />
36,00 €<br />
Wir suchen:<br />
Blutjunge Autoren, Redakteure aus garantiert<br />
biologischem Anbau, unkonservierte Mitarbeiter<br />
Nächstes Redaktionstreffen:<br />
26.Novemeber 2008<br />
Bock auf Bloggen?<br />
www.curare.mhh-asta.de<br />
Infos unter: presse@mhh-asta.de
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
10<br />
Wohin gehen die Studienbeiträge?<br />
Ein- und Ausgaben aus Studienbeiträgen Humanmedizin (Stand August 2008)<br />
Einnahmen (inkl. Zinserträge) 2.282.137<br />
Ausgaben (gem. Beschlussfassung<br />
Studienkommission und Senat) 10.000 Unterstützung PJ-Praktika<br />
500 Benjamin-Franklin-Contest<br />
GBM-Programm (Beteiligung am anglo-amerikanischen<br />
35.700 Austauschproramm f. Medizinstudierende)<br />
1.805 Ausstattung Projektgruppen<br />
Geräteausstattung Querschnittsfach Notfallmedizin<br />
176.400 (Reanimationsphantome, Intubationstrainer, Notfalldefibrillatoren)<br />
2.840 Info-Material für Erstsemester<br />
79.507 Lehrbücher<br />
3.528 Kameraausrüstung Diagn. Methoden<br />
9.640 Schauspielpatienten Diagn. Methoden I<br />
2.468 PC-Ausrüstung für Anatomie II für Demonstration Röntgenbil<strong>der</strong><br />
306.788 LOM-Lehre (nur 2007 aus Studiengebühren)<br />
3.450 Unterstützung Berlin-Fahrt Berens v. Rautenfels<br />
3.772 zusätzliche Honorare für Durchführung Repetitorium Physiologie<br />
Elektronische Prüfungen, Elektronische Evaluation, Q-Exam, Item-<br />
300.000 Analyse <strong>der</strong> elektr. Prüfungen<br />
7.250 Ausstattung Hörsäle (Laborhocker Kurslabore Geb. I2, I3, I6)<br />
1.437 Ausstattung Hörsäle (Beamer Seminarraum 50)<br />
79.492 Repetitorium 2. Staatsexamen<br />
Stelle Studiendekanat: Prüfungskoordianation (nur 2007 besetzt bzw.<br />
28.180 aus Studiengebühren finanziert)<br />
Stelle Studiendekanat:zwei Jahrgangsbetreuer (nur 2007 aus<br />
54.032 Studiengebühren finanziert)<br />
26.028 Stelle Studiendekanat: Evaluation (ab 1.2.2008)<br />
6.940 Wiss. Koordination und Betreuung Modul Diagn. Methoden l<br />
42.401 Wiss. Koordination und Betreuung Modul DDT<br />
Summe 1.182.159<br />
Unterstützung v. Abteilung mit überdurchschnittlicher Lehrbeteiligung<br />
Ausgaben (gem. Beschluss Präsidium) 26.265 (Toxikologie E13-Stelle für 5 Monate)<br />
Unterstützung v. Abteilung mit überdurchschnittlicher Lehrbeteiligung<br />
15.759 (Zell- u. Molekularphysiologie E13-Stelle für 6 Monate)<br />
Unterstützung v. Abteilung mit überdurchschnittlicher Lehrbeteiligung<br />
13.132 (Neurophysiologie E13-Stelle für 5 Monate)<br />
Koordination <strong>der</strong> Lehre in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>heilkunde (1/3 Arztstelle ab Mai<br />
4.686 2008)<br />
200.000 Hälftige Beteiligung an Renovierungskosten Hörsaal H<br />
Elektronische Prüfungen, Elektronische Evaluation, Q-Exam, Item-<br />
472.611 Analyse <strong>der</strong> elektr. Prüfungen<br />
Summe 732.453<br />
Geplante Maßnahmen 1.000 Brückenkurs Chemie<br />
Repetitorium Anatomie<br />
Startausrüstung Erstsemester (Kittel, Stethoskope)<br />
Patientenorientierte Lehre Pharmakologie u. Toxikol. -<br />
Arzneimittelanamnese: 0,33 E13-Stelle<br />
2 Stipendien "Master of Medical Education"<br />
ca. 30.000 Kostenlose Bereitstellung von Skripten für Studierende<br />
Hälftige Beteiligung an den Renovierungskosten Hörsäle G und F in den<br />
Jahren 2009 und 2010<br />
Quelle: Präsidialamt <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Neue Prüfungsordnung zum WS 08/09<br />
Für den Modellstudiengang Medizin treten<br />
zum Wintersemster 2008/09 einige Än<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Studien- und Prüfungsordnung in<br />
Kraft.<br />
Die in <strong>der</strong> Studienkommission Humanmedizin erarbeiteten<br />
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Prüfungs- und Studienordnung<br />
für den Modellstudiengang Medizin, sind in<br />
<strong>der</strong> letzten Sitzung des Senates verabschiedet worden<br />
und treten zu Beginn des Wintersemesters 2008/2009<br />
in Kraft.<br />
Neben einigen sprachlichen Än<strong>der</strong>ungen und Formulierungen,<br />
konnten wir studentischen Vertreter in <strong>der</strong><br />
Studienkommission einige Verbesserungen erreichen,<br />
über die wir Euch gern in Kenntniss setzten möchten:<br />
Studienordung:<br />
• Es konnte verhin<strong>der</strong>t werden, dass die Fehlzeitenregelung<br />
bei einigen ausgewählten Lehrveranstaltungen<br />
härter wird. So bleibt es dabei, dass jede Lehrveranstaltung<br />
regelmäßig besucht wurde, wenn die Studierenden<br />
nicht mehr als 15% <strong>der</strong> gesamten Unterrichtsveranstaltung<br />
versäumt haben.<br />
Prüfungsordnung:<br />
• Alle Studierenden erhalten, nach Vorliegen <strong>der</strong> Voraussetzungen,<br />
nun „automatisch“ eine Äquivalenzbescheinigung<br />
(Zeugnis über den Ersten Abschnitt <strong>der</strong><br />
Ärztlichen Prüfung). Ein Antrag hierauf muß nicht mehr<br />
gestellt werden<br />
• Im Falle einer Erkrankung an einem Prüfungstag ist<br />
nun kein amtsärztliches Attest mehr notwendig. Es<br />
reicht ein „normales“ ärztliches Attest (Hausarzt) beim<br />
Studiendekanat einzureichen.<br />
§<br />
Neues Proce<strong>der</strong>e bzgl. Prüfungen / Wie<strong>der</strong>holungsprüfungen:<br />
• Zur 1. Prüfung ist je<strong>der</strong> Student, <strong>der</strong> die entsprechenden<br />
Voraussetzungen erfüllt hat, automatisch geladen.<br />
• Studierende, welche die Prüfung nicht bestehen,<br />
werden darüber in Kenntnis gesetzt und auf den Termin<br />
<strong>der</strong> 1. Wie<strong>der</strong>holungsprüfung hingewiesen. Eine<br />
explizite Ladung erfolgt nun nicht mehr bzw. braucht<br />
nicht zu erfolgen.<br />
• Zu je<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungsprüfung sind die Studierenden<br />
automatisch geladen. Man kann sich aber nun aktiv<br />
von <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungsprüfung abgemelden. Diese<br />
Abmeldung muß schriftlich o<strong>der</strong> via eMail bis spätestens<br />
14 Tage vor dem Termin <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungsklausur<br />
erfolgen. Dieses aktive Abmelden von den Wie<strong>der</strong>holungsprüfungen<br />
ist in seiner Anzahl nicht mehr<br />
beschränkt und löst nun das einmalige „Schieben“ ab.<br />
Allerdings muss die 14 Tage-Frist vor <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>holungsprüfung<br />
zwingend eingehalten werden, sonst ist<br />
ein regelrechtes Abmelden nicht mehr möglich!<br />
• Wenn die 1. Wie<strong>der</strong>holungsprüfung nicht bestanden<br />
wurde, kann ein Beratungsgespräch bei dem zuständigen<br />
Lehrverantwortlichen innerhalb von 2 Monaten<br />
nach Bekanntgabe <strong>der</strong> Ergebnisse erfolgen. Entfallen<br />
ist, dass es ein Beratugsgespräch geben muß, wenn<br />
die 1. Wie<strong>der</strong>holungsprüfung nicht bestanden wurde.<br />
Auch bei <strong>der</strong> 2. Wie<strong>der</strong>holungsprüfung gilt das aktive<br />
Abmelden (wie oben bereits beschrieben).<br />
Martin Müller<br />
curare 11
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
12<br />
Die mächtige ITEM-Analyse<br />
Mit Einführung des Modellstudienganges<br />
wurde es sukzessiv gängiger Standard an <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong>, mittels elektronischen Handgeräts geprüft<br />
zu werden.<br />
Seither genießen wir Vorzüge wie die schnelle Präsentation<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse. Die größte Stärke des<br />
Prüfungssystem <strong>der</strong> Firma Codiplan verdient jedoch<br />
eine beson<strong>der</strong>e Erwähnung: Die ITEM-Analyse.<br />
Diese integrierte Software bietet den Prüfern eine graphischen<br />
Darstellung <strong>der</strong> Antwortverteilung zu je<strong>der</strong><br />
einzelnen Frage, sowie eine Analyse, wie die besten und<br />
die schlechtesten 20% <strong>der</strong> Prüflinge diese beantwortet<br />
haben. So ist es möglich, auf einen Blick die Trennschärfe<br />
zu beurteilen. Das heißt man kann ermitteln,<br />
welche Fragen zu leicht o<strong>der</strong> zu schwierig waren o<strong>der</strong><br />
schlichtweg schlecht gestellt wurden. Die übrigen Fragen<br />
können dann bewertet und später einem Schwierigkeitsgrad<br />
zugeordnet in einer „Fragendatenbank“<br />
abgelegt werden. Das Ergebnis <strong>der</strong> Analyse wird ebenfalls<br />
gespeichert und steht bei <strong>der</strong> Zusammenstellung<br />
künftiger Prüfungen als Instrument zur Beurteilung <strong>der</strong><br />
weiteren Eignung zur Verfügung.<br />
Frau Dr. Gudrun Brandes, Lehrbeauftragte des Moduls<br />
„Zellbiologische Grundlagen <strong>der</strong> Medizin“, ist mit diesem<br />
Konzept bereits bestens vertraut.<br />
„Die Suche und Analyse fehlerhafter Fragen wird in<br />
<strong>der</strong> Abteilung Zellbiologie schon lange betrieben. Früher<br />
erfolgte dies allerdings noch per Hand, was einen<br />
enormen Zeitaufwand mit sich brachte.“ Verständlich,<br />
dass nicht alle Abteilungen in <strong>der</strong> Lage o<strong>der</strong> Willens<br />
waren, diesen Aufwand ohne Weiteres zu leisten.<br />
„Auch das IMPP benutzt eine ITEM-Analyse. Dort werden<br />
regelmäßig Fragen gestrichen, die als missverständlich<br />
identifiziert werden.“ Begründung: Wird die<br />
einzig richtige Antwortmöglichkeit ebenfalls nur mit<br />
einer vergleichbaren Ratewahrscheinlichkeit wie die<br />
falschen Antworten gewählt, besteht eine nicht ausreichende<br />
Trennschärfe zur Bewertung <strong>der</strong> Frage.<br />
Mit Einführung des Modellstudienganges wurde das<br />
Thema Physikumsäquivalenz unversehens auch für die<br />
<strong>MHH</strong>-internen Prüfungen bedeutsam und damit eine<br />
Ausführungsart notwendig, die <strong>der</strong> des IMPP gleichkommt.<br />
Es wurde also von <strong>der</strong> Kür zur Pflicht, sich<br />
mit einem statthaften Umgang mit Klausurfragen zu<br />
beschäftigen. Die Einführung des elektronischen Prüfungssystems<br />
jedoch ermöglichte es den Abteilungen<br />
zugleich, diese Arbeit mit einem weit geringeren Zeitaufwand<br />
zu leisten.<br />
„Die Nutzung ist für die Lehrverantwortlichen einfach,<br />
auch für nicht am PC geschulte Mitarbeiter“, meint Dr.<br />
Brandes, „die Eingabe <strong>der</strong> Fragen erfolgt unkompliziert<br />
über einen eigenen Zugang und eine Kontrolle ist mit<br />
Hilfe eines Antwortschlüssels rasch möglich.“ Damit<br />
liegt die Verantwortung nicht mehr bei den Mitarbeitern<br />
<strong>der</strong> Firma Codiplan, son<strong>der</strong>n bei den Lehrbeauftragten<br />
selbst.<br />
Ein Garant für gute Lehre und faire Klausurgestaltung<br />
ist dieses System freilich nicht. Derzeit gleicht <strong>der</strong> Umgang<br />
mit <strong>der</strong> ITEM-Analyse in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> einem Flickenteppich<br />
<strong>der</strong> Nutzungsformen, von intensivem Umgang<br />
und kritischer Auseinan<strong>der</strong>setzung mit strittigen Fragen<br />
bis hin zur bloßen elektronischen Frageneingabe<br />
o<strong>der</strong> kompletter Ignoranz. Statt objektiver Kriterien<br />
bestimmen wie<strong>der</strong>holt Gewogenheit und Gemütsverfassung<br />
<strong>der</strong> Lehrbeauftragten die Entscheidungen, die<br />
über Wohl und Wehe <strong>der</strong> Prüflinge bestimmen.<br />
„Ziel <strong>der</strong> Lehre muss sein, ausreichendes Wissen zum<br />
Bestehen zu vermitteln“, betont die Lehrbeauftragte<br />
<strong>der</strong> Zellbiologie, „zudem müssen die während des<br />
Studiums abgelegten Prüfungen auf das spätere Hammerexamen<br />
vorbereiten.“ Gemäß diesem Anspruch<br />
muss klar sein, dass ein vernünftiger Umgang mit Prüfungen<br />
und die Kongruenz zwischen Lehre und Examina<br />
unerlässlich sind.<br />
Auch dafür ist die ITEM-Analyse ein mächtiges Werkzeug.<br />
Bedauerlichweise scheint sich diese Erkenntnis<br />
jedoch noch nicht bei allen Lehrverantwortlichen <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> durchgesetzt zu haben. Erst kürzlich wurde ein<br />
Vorstoß in <strong>der</strong> Studienkommission mit dem Ziel, einheitliche<br />
und verbindliche Regelungen zum Umgang<br />
mit <strong>der</strong> Fragenanalyse zu schaffen, rigoros zurückgewiesen:<br />
Es bestehe kein weiterer Bedarf an zusätzlichen<br />
Regelungen. Die Konsequenzen, die dadurch<br />
dem Modellstudiengang drohen könnten, lässt man<br />
außer Acht. Dabei ist das Stichwort Physikumsäquivalenz<br />
<strong>der</strong> entscheidende Punkt. Denn sollte es dazu<br />
kommen, dass einer Klage gegen eine nicht adäquat<br />
durchgeführte Prüfung stattgegeben wird, so stünde<br />
mit Gewissheit ganz schnell das Landesprüfungsamt<br />
vor <strong>der</strong> Tür, um wie<strong>der</strong> die Kontrolle zu übernehmen.<br />
Was das für den Modellstudiengang als Ganzes bedeuten<br />
würde, bleibt ungewiss.<br />
„Das Glück ist eine leichte Dirne, sie weilt nicht gern am<br />
selben Ort“, sagte Heinrich Heine. Wollen wir hoffen,<br />
dass die Verantwortlichen des Modellstudienganges<br />
die Risiken erkennen und ihnen entgegenwirken, solange<br />
noch Zeit ist.<br />
Ismael Halabi Cabezon<br />
curare
Scharf – echt – exakt<br />
Anatomie braucht echte Fotos!<br />
Rot o<strong>der</strong> blau? In schematischen Zeichnungen werden Arterien rot, Venen blau<br />
dargestellt. Doch in <strong>der</strong> Realität sind sie das nicht. Nur anhand echter Fotos<br />
erkennen Sie die reale anatomische Situation.<br />
Die dreidimensionale Plastizität <strong>der</strong> Präparate besticht durch ihre Authentizität.<br />
Mo<strong>der</strong>nste Repro- und Druckverfahren bringen die gesamte Anatomie haarscharf<br />
auf den Punkt. Holen Sie sich Ihren Präparierkurs nach Hause!<br />
Authentische Wirklichkeit statt virtueller Anatomie<br />
Brillante, scharf geschossene Fotos �statt idealisierter Zeichnungen<br />
Realität exakt wie auf dem Präpariertisch �statt interpretieren<strong>der</strong> Abbildungen<br />
Echte meisterhafte Präparate �statt konstruierter Bil<strong>der</strong><br />
Räumliche Dimension wie im Präpariersaal �statt abstrakter Ansicht<br />
Gesamte Topographie auf einen Blick �statt isolierter Schemazeichnungen<br />
Klar erkennbare funktionelle Zusammenhänge �statt reduzierter Darstellung<br />
Einzigartig in: • Qualität<br />
• Prüfungsrelevanz mit klinischem Bezug<br />
• Vollständigkeit: über 1200 Abbildungen, mit CT und MRT-Bil<strong>der</strong>n<br />
• Didaktik<br />
• ästhetischer Präsentation<br />
Rohen / Yokochi / Lütjen-Drecoll<br />
Anatomie des Menschen<br />
Fotografischer Atlas <strong>der</strong> systematischen<br />
und topografischen Anatomie<br />
6. Aufl. 2006. 543 Seiten, 1258 Abb., davon 813<br />
mehrfarbige und 111 schwarz-weiße Fotografien<br />
sowie 334 Zeichnungen, geb.<br />
� 89,– (D) /� 91,50 (A)<br />
ISBN: 978-3-7945-2430-3
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Auswahlgespräche<br />
Zugelassen ja, aber zu was? Viele<br />
Studienanfänger an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
mussten durch die Auswahlgespräche.<br />
Auf den nächsten Seiten<br />
berichtet die CURARE über Stärken<br />
und Schwächen des Verfahrens<br />
und über Erfahrungen und<br />
Erwartungen <strong>der</strong> Beteiligten.<br />
14<br />
Auswahlgespräche 2008........................... 15<br />
8400 Studienplätze - 35.000 Bewerber...... 16<br />
Modellstudiengang en vogue.................... 18<br />
Keine vorgefertigten Antworten!.............. 19<br />
„Herr, gib mir Geduld! Sofort!“.................. 20<br />
Unverhältnismäßiger Druck...................... 21<br />
„Kann wie<strong>der</strong> einer abgeholt werden!“..... 22<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Auswahlgespräche 2008<br />
Viele Studienanfänger an <strong>der</strong> Medizinischen<br />
Hochschule Hannovewr mussten durch die<br />
Auswahlgespräche. Die CURARE berichtet<br />
über ihre Erlebnisse und die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
seitens <strong>der</strong> Professoren.<br />
Bereits zum dritten Mal seit dem Wintersemester<br />
2006/2007 gab die <strong>MHH</strong> im Rahmen des Vergabeverfahrens<br />
<strong>der</strong> ZVS knapp 400 Bewerbern die Chance<br />
auf einen Studienplatz durch ein Auswahlgespräch.<br />
Ziel dabei ist nicht die alleinige Auswahl nach Durchschnittsnote<br />
wie es heute immer noch an vielen Universitäten<br />
üblich ist, son<strong>der</strong>n die Studienmotivation<br />
<strong>der</strong> Teilnehmer verstärkt in den Vor<strong>der</strong>grund zu rücken.<br />
Je zwei Professoren, die übrigens freiwillig mitmachten,<br />
führten mit jedem Anwärter ein mindestens<br />
zwanzigminütiges Gespräch. Die Spannbreite <strong>der</strong> aufgegriffenen<br />
Themen war dabei genauso groß wie sich<br />
die Lebensläufe <strong>der</strong> Bewerber unterschieden: Neben<br />
einer Begründung wieso es gerade die <strong>MHH</strong> sein solle<br />
o<strong>der</strong> was die <strong>MHH</strong> von an<strong>der</strong>en Universitäten unterscheide,<br />
konnte genauso gut tagesaktuelle Politik o<strong>der</strong><br />
ein Auslandsaufenthalt genug Gesprächsstoff liefern.<br />
Anzeige_PJ:Layout 1 30.07.2008 07:46 Seite 1<br />
Studenten höherer Semester beantworteten im Vorfeld<br />
Fragen und versuchten allerlei Ängste zu nehmen.<br />
Im Anschluss stellten fast alle Teilnehmer fest, dass<br />
gerade ihre Ängste unbegründet und es im wahrsten<br />
Sinne des Wortes Gespräche gewesen sind.<br />
Die Professoren geben abschließend eine Gesprächsbewertung<br />
anhand vorher abgesprochener Maßstäbe ab.<br />
Auch wenn die Studienmotivation im Vor<strong>der</strong>grund stehen<br />
soll, entscheidet das Abitur rechnerisch zur Hälfte<br />
mit, wer einen <strong>der</strong> heißbegehrten Plätze bekommt. Am<br />
Ende erstellt die ZVS eine Liste aus Durchschnittsnote<br />
und Bewertung des Gesprächs. Mehr als 150 Erstsemester<br />
konnten sich Ende September an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> erfolgreich<br />
einschreiben – darunter auch eine Vielzahl, die<br />
ohne ihr Auswahlgespräch eine lange Wartezeit hätten<br />
in Kauf nehmen müssen. Der einzig bittere Nachgeschmack<br />
ist, dass je<strong>der</strong> Gesprächsteilnehmer 15 Euro<br />
Teilnahmegebühr zahlen musste. An<strong>der</strong>e Hochschulen<br />
verlangen dies nicht, vielleicht gelingt dies <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> im<br />
nächsten Jahr auch. Hoffen wir’s!<br />
What makes the<br />
Difference?<br />
Tobias Laue<br />
Der Charakter des Lehrkrankenhauses?<br />
Die technische Ausstattung?<br />
Engagierte För<strong>der</strong>ung und Ausbildung?<br />
Berufsperspektiven im Haus?<br />
Finanzielle Unterstützung im PJ?<br />
Antworten finden Sie unter www.klinikum-herford.de<br />
curare 7
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
16<br />
8400 Studienplätze - 35.000 Bewerber<br />
Die Bewerberzahlen steigen, die Anzahl an Studienplätzen bleibt aber gleich. 4,2 Bewerber<br />
gibt es pro Studienplatz im Durchschnitt. Die Wartezeit steigt unaufhörlich! Wer es sich leisten<br />
kann, sucht nach Alternativen.<br />
4,2 Bewerber gibt es im Durchschnitt auf einen Studienplatz für Humanmedizin in Deutschland. Bei Zahnmedizin<br />
und Tiermedizin sieht es sogar noch schlimmer aus.<br />
Seit Wintersemester 2006/2007 gibt es die neuen Auswahlregeln <strong>der</strong> ZVS, die nun wie folgt die Plätze verteilt:<br />
• 20 % Abitur-Besten-Quote<br />
• 20 % Wartezeit<br />
• 60 % Auswahlverfahren <strong>der</strong> Hochschulen [an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>: Auswahlgespräch + Numerus clausus (NC)]<br />
Hier ein Rückblick auf die Zahlen und Werte die in den letzten 3 Jahren auf <strong>MHH</strong>-Studienbewerber zutrafen:<br />
Abitur-<br />
Bestenquote<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
Anzahl Wartezeit-Semester Einladung zum<br />
„sicherer Studienplatz“<br />
mit NC-Hürde<br />
Auswahlverfahren<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
WS 2006/2007 1,3 9 WS und mehr 8 WS bis NC 2,5 bis NC 1,9<br />
WS 2007/2008 1,3 9 WS und mehr 8 WS bis NC 2,0 bis NC 1,9<br />
WS 2008/2009<br />
1,2<br />
1,3 (nur mit 2 WS)<br />
11 WS und mehr 10 WS bis NC 2,8 bis NC 2,0<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die hohe Steigerung <strong>der</strong> Wartezeitsemester (WS) auf mittlerweile 5 Jahre und mehr dürfte bei den<br />
Studienbewerbern schiere Frustration hervor rufen.<br />
Da scheint es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass viele - zumindest die die es sich leisten können - die ZVS umgehen und<br />
ein Studium im Ausland aufnehmen. Deutschsprachige Studiengänge gibt es unter an<strong>der</strong>em in Ungarn, Österreich<br />
und <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Für 14.400 € im Jahr kann man nun auch in Hamburg an <strong>der</strong> ersten ausländischen Uni Deutschlands studieren.<br />
Die Zweigstelle <strong>der</strong> Semmelweis Universität Budapest hat im September 2008 in Hamburg eröffnet und ermöglicht<br />
in Kooperation mit den Asklepios Kliniken das Medizinstudium in Deutschland (aber nach ungarischem<br />
Recht) mit Umgehung des Numerus clausus und <strong>der</strong> Wartezeit.<br />
Martin Müller<br />
curare
Auslandsinformationen für Famulaturen / PJ<br />
Tipps für den Berufsstart<br />
Vorsorge zu speziellen Medizinerkonditionen<br />
Studienendfinanzierung für akademische<br />
Heilberufe<br />
Berufs- und Privathaftpflicht für Studenten<br />
(Rabatte für Berufsverbandsmitglie<strong>der</strong>)<br />
Dipl.-Kaufmann<br />
Daniel Mahnkopf<br />
Dipl.-Kaufmann<br />
Tom Kutsche<br />
Ihr Beraterteam:<br />
Deutsche Ärzte Finanz<br />
Service-Center Hannover<br />
Her<strong>der</strong>straße 1<br />
30625 Hannover<br />
Tel. 0511/ 55 47 49 0<br />
Fax 0511/ 55 47 49 20<br />
eMail service-center.hannover@aerzte-finanz.de<br />
M.A.<br />
Jowita Gosselin<br />
Dipl.-Ökonomin<br />
Kerstin Rassau
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
18<br />
Modellstudiengang en vogue<br />
Die CURARE sprach mit Teilnehmern <strong>der</strong> Auswahlgespräche.<br />
Die meisten kommen wegen<br />
des Reformstudienganges.<br />
Daniel (19), Cuxhaven<br />
Warum hast Du Dich für die <strong>MHH</strong><br />
entschieden?<br />
Ich möchte an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> studieren,<br />
weil mich <strong>der</strong> Modellstudiengang<br />
reizt.<br />
Was erhoffst Du Dir vom Gespräch?<br />
Ich erhoffe mir, dass es sachlich verläuft,<br />
keine Wissensfragen gestellt werden, dass die<br />
Interviewer mich kennenlernen wollen und nicht mein<br />
medizinisches Wissen abfragen.<br />
Wie sollen sich die Interviewer verhalten?<br />
Die Interviewer sollen freundlich sein und möglichst<br />
versuchen, den Prüfling nicht zu verunsichern.<br />
Simon (20), Erlangen<br />
Warum hast Du Dich für die <strong>MHH</strong><br />
entschieden?<br />
Mich reizt am meisten <strong>der</strong> Modellstudiengang.<br />
Was erhoffst Du Dir vom Gespräch?<br />
Ich hoffe, dass nicht zu viele Fragen<br />
über Geschichte und soziale<br />
Themen drankommen, son<strong>der</strong>n dass die Interviewer<br />
sich an meinen Lebenslauf halten und ich ein bisschen<br />
was erzählen kann.<br />
Wie sollen sich die Interviewer verhalten?<br />
Fair. Sie sollten keine fiesen Fragen stellen. Aber das<br />
liegt nicht in meiner Hand.<br />
„Wie sollen sich die Professoren verhalten?<br />
Freundlich, fair und keine fiesen Fragen.“<br />
Erika (18), Berlin<br />
Warum hast Du Dich für die <strong>MHH</strong><br />
entschieden?<br />
Erstens: Wegen des Reformstudiengangs.<br />
Zweitens: Hannover finde ich<br />
cool. Drittens: Ich habe hier hoffentlich<br />
Chancen, einen Platz zu bekommen.<br />
Was erhoffst Du Dir vom Gespräch?<br />
Dass ich aufgenommen werde, natürlich!<br />
Wie sollen sich die Interviewer verhalten?<br />
Locker. Sie sollten mich nicht verrückt machen und<br />
nett zu mir sein.<br />
Anna-Lena (19), Großburgwedel<br />
Warum hast Du Dich für die <strong>MHH</strong><br />
entschieden?<br />
Weil die <strong>MHH</strong> den Modellstudiengang<br />
anbietet und einen super Ruf<br />
genießt.<br />
Was erhoffst Du Dir vom Gespräch?<br />
Dass ich hoffentlich genommen werde.<br />
Wie sollen sich die Interviewer verhalten?<br />
Einigermaßen nett und sie sollten nicht ganz so fiese<br />
Fragen stellen.<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Keine vorgefertigten Antworten!<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Tisches: vier Interviewer<br />
des Auswahlverfahrens im Gespräch<br />
mit CURARE-Redakteur Sören Könneker.<br />
Herr Prof. Dr. med. M. Bremer, Strahlentherapie<br />
Jeden Tag dieselben Gespräche. Was fragt man da?<br />
Je<strong>der</strong> neue Kandidat bringt eine neue Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
mit sich und damit jedes Gespräch eine neue Situation.<br />
Primär geht es um die Motive für das Medizinstudium<br />
und die Frage, ob die Kandidaten das Studium<br />
mit ausreichen<strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit zu Ende führen<br />
werden.<br />
Was erhoffen Sie sich vom Gespräch?<br />
Wir erhoffen uns, vom Einzelnen etwas zu lernen. Was<br />
erwartet <strong>der</strong> Abiturient vom Medizinstudium und wie<br />
betrachtet er aktuelle Probleme und ethische Fragen in<br />
<strong>der</strong> Medizin. Ich denke, auch als Hochschullehrer kann<br />
man davon eine Menge lernen, wenn man die eigenen<br />
Auffassungen an <strong>der</strong> Jugend reflektiert.<br />
Was erwarten Sie von den Bewerbern?<br />
Ich erwarte, dass sie einen Mehrwert für die <strong>MHH</strong> mitbringen<br />
und danach fragen wir auch. Viele sind überrascht,<br />
dies auch mal aus einem an<strong>der</strong>en Blickwinkel zu<br />
sehen. Also nicht nur die Frage: „Warum möchten Sie<br />
an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> studieren?“, son<strong>der</strong>n: „Was ist <strong>der</strong> Mehrwert<br />
für die <strong>MHH</strong>, wenn wir sie hier studieren lassen?“<br />
Wie bringt <strong>der</strong> Bewerber das Fachgebiet voran, wie<br />
kann er für die <strong>MHH</strong> in wissenschaftlicher Hinsicht von<br />
Nutzen werden.<br />
Herr Prof. Dr. med. U. Lips, Anästhesiologie<br />
Jeden Tag dieselben Gespräche. Was fragt man da?<br />
Eswirdnichttäglichdasselbegefragt.DieGesprächsthemen<br />
ergeben sich aus den Lebensläufen bzw. aus den<br />
Motivationsschreiben o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Selbstdarstellung in<br />
den uns übermittelten Anlagen. Wichtig bleibt festzustellen,<br />
dass es sich bei den Auswahlgesprächen nicht<br />
um eine Prüfung in irgendeiner Art handelt, son<strong>der</strong>n<br />
um ein Interview.<br />
Was erhoffen Sie sich vom Gespräch?<br />
Wir fragen kein Wissen ab, son<strong>der</strong>n versuchen im kollegialen<br />
Gespräch die Fähigkeiten <strong>der</strong> Bewerber zu eru-<br />
ieren, sich mit aktuellen Problemen des Gesundheitswesen<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> allgemeinen Gesellschaft intellektuell<br />
auseinan<strong>der</strong> zu setzen. Dabei werden natürlich auch<br />
Fragesituationen angestrebt, die die Stressfähigkeit<br />
o<strong>der</strong> Frustrationstoleranz abschätzen lassen.<br />
Was erwarten Sie von den Bewerbern?<br />
Wir erwarten von den Bewerbern keine gecoachte<br />
Selbstdarstellung, son<strong>der</strong>n eine authentische Beschreibung<br />
ihrer Persönlichkeit.<br />
Frau Prof. Dr.med. A. Schwarz, Nephrologie, und Herr<br />
Prof. Dr.med. Tobias Welte, Pneumologie<br />
Jeden Tag dieselben Gespräche. Was fragt man da?<br />
(Welte) Wir fragen nicht täglich dasselbe, son<strong>der</strong>n wir<br />
machen das sehr stark von dem Bewerber abhängig,<br />
vom Verlauf des Gespräches und von den Vorangaben<br />
des Bewerbers. (Schwarz) Und natürlich von den Unterlagen,<br />
die er mitbringt.<br />
Was erhoffen Sie sich vom Gespräch?<br />
(Schwarz) Wir erhoffen uns Gerechtigkeit in <strong>der</strong> Beurteilung.<br />
Schulnoten können ausgeglichen werden. Den<br />
Bewerbern soll eine Chance gegeben werden. (Welte)<br />
Wir wollen ein Persönlichkeitsprofil des Bewerbers<br />
haben, etwas über seine Stärken und Schwächen und<br />
seine Motivation zu diesem Medizinstudium erfahren,<br />
(Schwarz) um seine Eignung festzustellen und die<br />
Beurteilung zu verfeinern und nicht nur die Zensuren<br />
dazu heranzuziehen.<br />
Was erwarten Sie von den Bewerbern?<br />
(Schwarz) Dass sie ehrlich sind und sie möglichst –<br />
wenn wir uns das aussuchen können – sich nicht vorher<br />
überlegt haben, was wir hören wollen. Das ist natürlich<br />
schwierig, wir können verstehen, dass sie sich<br />
das überlegen, aber wir versuchen das Gespräch so zu<br />
führen, dass man ein offenes und ehrliches Gespräch<br />
bekommt - mit einem ehrlichen Eindruck und ehrlichen<br />
Antworten. (Welte) Authentizität ist das Wichtigste.<br />
Ich würde das noch ein mal verstärken: Diese ganzen<br />
Chats und Vorangaben, die übers Internet zu erhalten<br />
sind, das nutzt unserer Meinung nach nicht nur nichts,<br />
son<strong>der</strong>n - um es einmal ganz drastisch zu sagen – diese<br />
vorgefertigten Antworten hassen wir wie die Pest!<br />
curare 19
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
20<br />
„Herr, gib mir Geduld! Sofort!“<br />
Ein Erfahrungsbericht über das Auswahlverfahren<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zum WS 2008/2009.<br />
Von Annika Simon<br />
Natürlich habe ich in <strong>der</strong> ganzen Nacht vor meinem<br />
Auswahlgespräch absolut kein Auge zu gekriegt!<br />
Immer, wenn meine Atmung langsam wie<strong>der</strong> ruhiger<br />
wurde, machte mir mein Sympathikus einen dreisten<br />
Strich durch die Rechnung und schon war ich wie<strong>der</strong><br />
hellwach. Ich konnte einfach nicht abschalten – immerhin<br />
hing sooo viel davon ab. Ich musste diesen<br />
Studienplatz einfach bekommen. Immerhin habe ich<br />
mich in den vergangenen Monaten immer sooo beeilt<br />
und sooo viel organisiert und geplant. Es muss einfach<br />
klappen! Und langsam ist meine Geduld auch wirklich<br />
am Ende. Im Mai schon habe ich mich tapfer durch die<br />
Online-Formulare <strong>der</strong> ZVS gekämpft und konnte mich<br />
sogar solange mit <strong>der</strong> Beendigung meines ersten Studiums<br />
ablenken, dass ich es bis zum ersten Bescheid-<br />
Versandt Anfang August nervlich geschafft habe. Nun<br />
ja, es war natürlich eine Absage. Mit einem Abi-Schnitt<br />
von 1,3 und zwei Wartesemestern konnte ich einfach<br />
nicht mithalten ;-)<br />
Da war die Erleichterung natürlich riesengroß, als ich<br />
in <strong>der</strong>selben Woche noch ein Einschreiben <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
in Händen hielt: die sooo sehr ersehnte Einladung zum<br />
Auswahlgespräch Ende August mit zwei Profs in einem<br />
Lehrgebäude. Doch lang hielt diese erste Euphorie<br />
nicht an: die wollten doch tatsächlich einen ausgefüllten<br />
Fragebogen, ein nettes Foto und auch noch einen<br />
handschriftlichen (!) Lebenslauf. Oh nein… da soll<br />
man wie<strong>der</strong> schreiben, wie toll man ist und was man<br />
alles kann und weiß. Das ist mir ja noch nie so leicht<br />
gefallen. Aber wozu hat man Mütter? Nach einem langen<br />
Telefonat mit einigen Diskussionen hatte ich dann<br />
auch meine Stichpunkte beisammen und startete die<br />
ersten Schreibversuche. Glücklicherweise waren ja<br />
drei Kopien im Umschlag und so konnte ich nach ein<br />
paar Tagen intensiver biographischer Aufarbeitung<br />
und sämtlichen emotionalen Talfahrten den Umschlag<br />
voller Erleichterung in den gelben Kasten schmeißen.<br />
Also: wie<strong>der</strong> einen Schritt weiter, wie<strong>der</strong> ein paar Tag<br />
<strong>der</strong> langen Wartezeit sinnvoll (?) überbrückt.<br />
Zurück zur schlaflosen Nacht. Natürlich hatte ich mich<br />
am Abend vor dem Gespräch noch so richtig verrückt<br />
gemacht. Im Internet findet man ja bekanntlich so allerhand<br />
und so stieß ich nach kurzer Zeit auch bald auf ein<br />
Studentenforum mit ausführlichen Berichten über das<br />
<strong>MHH</strong>-Auswahlverfahren <strong>der</strong> letzten Jahre. Und diese<br />
Recherche hätte ich mir wohl besser verkneifen sollen!<br />
Grundlagen <strong>der</strong> Genetik, ethische Entscheidungen in<br />
<strong>der</strong> Medizin, Aktuelles aus <strong>der</strong> Gesundheitspolitik, die<br />
Basenpaare <strong>der</strong> DNS, Medizin im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Fragen<br />
zu solchen Themen mussten die Forenteilnehmer<br />
alle beantworten! Und ich dachte noch ganz naiv, die<br />
fragen mich nur über meine Vita aus. Und dann auch<br />
noch die vielen emotionalen Kommentare am Ende:<br />
„Juhu!!! Ich hab den Platz!! Ich wurde genommen!!<br />
Es ist ja soo toll!!!“. Dazu fällt mir doch nur eines ein:<br />
Schön für dich! Nur lei<strong>der</strong> kann ich (noch) nicht mitjubeln.<br />
Aber wie heißt es so schön? Es kommt immer<br />
alles an<strong>der</strong>s als man denkt. Also: Augen zu und durch!<br />
Und meine Mutter hatte natürlich wie<strong>der</strong> Recht: es<br />
war alles halb so wild und nach einem netten Empfang<br />
durch die Studenten <strong>der</strong> höheren Semester und einer<br />
lauwarmen Tasse Krankenhauskaffee hatte ich die Aufregung<br />
auch schon fast vergessen und verwickelte mich<br />
schnell in die ersten Gespräche mit meinen hoffentlich<br />
späteren Kommilitonen. Und dann ging alles recht<br />
schnell: Nachdem mein Name aufgerufen wurde, zeigte<br />
ich mein schönstes Lächeln und folgte einem großen<br />
Mann mit weißem Kittel in einem kleinen Hörsaal.<br />
Beide Profs waren wirklich sehr freundlich und orientierten<br />
sich bei ihren Fragen tatsächlich ziemlich genau<br />
an meinen Angaben im Lebenslauf. Ich konnte einfach<br />
loserzählen, sodass kaum mehr Zeit für schwierige Fragen<br />
übrig blieb. Doch eine kam dann doch noch. Ich<br />
zitiere: „Also…Sie mögen also Romane von Max Frisch.<br />
Kennen Sie denn auch ein Theaterstück von ihm?“.<br />
Gut, dachte ich mich dann, dass ich im Deutsch-LK<br />
manchmal auch wach geblieben war ;-) Ich bot im das<br />
Stück „Andorra“ an und ging im Anschluss mit einem<br />
insgesamt guten Bauchgefühl zurück in die inzwischen<br />
geleerte Wartehalle. Ich hatte es also geschafft. Endlich!<br />
Doch nun folgte wohl die allerschlimmste Zeit in<br />
meinem ganzen Leben: Warten, warten, warten. Ohne<br />
zu wissen, wie und wo und was ich ab Mitte Oktober<br />
sein werde. Ob ich das aushalte? Kein Essen schmeckt<br />
mehr richtig und auch die tägliche Portion Emergency<br />
Room wird langweilig. Diagnose: akute therapieresistente<br />
Warte-Grippe mit schlechter Prognose. Ich habe<br />
nun auch nur noch zwei klitzekleine bescheidene lebenswichtige<br />
Herzenswünsche: Ganz viel Geduld und<br />
natürlich einen sicheren Studienplatz!<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Unverhältnismäßiger Druck<br />
Dass die Auswahlgespräche nicht immer Zuckerschlecken<br />
und entspanntes Beisammensein<br />
sind, zeigt dieser Brief. Namen sind unkenntlich<br />
gemacht.<br />
Sehr geehrter Herr Prof. Bitter-Suermann,<br />
als frühere Studenten und seit Jahren nie<strong>der</strong>gelassene<br />
Kollegen in <strong>der</strong> Region waren wir immer sehr interessiert<br />
an den Entwicklungen <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule<br />
und hatten eine hohe Meinung von ihr. Um so<br />
größer unsere Verwun<strong>der</strong>ung nach dem Auswahlgespräch<br />
unseres Sohnes R. zum Medizinstudium. Als<br />
sozial engagierter, naturwissenschaftlich geprägter<br />
Schüler schien er uns in das Bild des mo<strong>der</strong>nen Mediziners<br />
durchaus zu passen. Ein gewisser Optimismus war<br />
durchaus gerechtfertigt, zumal uns aus <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> gerade<br />
solche Qualitäten in den letzten Auswahlgesprächen<br />
als ausschlaggebend berichtet wurden. Vielseits hieß<br />
es, die Auswahlgespräche wären meist nette Gespräche<br />
mit Verantwortlichen, um Ansichten und Interessen<br />
<strong>der</strong> angehenden Studenten auszuloten und zu sehen,<br />
ob sie zu <strong>der</strong> Hochschule und ihren Zielen passten. Als<br />
uns unser Sohn im Anschluss von seinem Eindruck des<br />
Auswahlgespräches durch die Kollegen Herrn Prof. Dr.<br />
N. und Frau Prof. Dr. Dr. N.-P. berichtete, waren wir<br />
sehr erschüttert. Nachdem <strong>der</strong> vorige Student von<br />
überaus entspannter Atmosphäre mit banalen Fragen<br />
über Hobbies und ähnliches berichtet hatte, sah sich R.<br />
einer überaus unangenehmen Haltung <strong>der</strong> Fragenden<br />
ihm gegenüber ausgesetzt. Eine Vorstellung <strong>der</strong> Prüfer<br />
o<strong>der</strong> einfache Begrüßung wäre schon zu viel gewesen,<br />
bevor im Anschluss ohne Konzept teils wahllos durcheinan<strong>der</strong><br />
ohne Möglichkeit, seine Antwort zu beenden,<br />
Fragen zu prinzipiell sinnvollen medizinischen Fragen<br />
<strong>der</strong> Ethik und medizinischen Teilaspekten meist jedoch<br />
in völlig wirren Detailverweisen gestellt wurden. R. formulierte<br />
es uns gegenüber so, dass er sofort nach Beginn<br />
des Gespräches wusste, er habe keine Chance in<br />
selbigem zu bestehen.<br />
Nun haben wir im Nachhinein über die Kontakte unseres<br />
ältesten Sohnes, <strong>der</strong> seinerseits ärztlicher Mitarbeiter<br />
ist, gehört, dass dieser Eindruck von vielen<br />
an<strong>der</strong>en geteilt wurde, während in absolutem Kontrast<br />
dazu an<strong>der</strong>e von einem gemütlichen inhaltslosen<br />
Plausch des Gespräches berichteten. Zudem hörten<br />
wir, dass beispielsweise einige chirurgische Prüfer sich<br />
zum Ziel gesetzt hätten, die Prüflinge unter starken<br />
Druck zu stellen, was in dem von R. berichteten Maße<br />
unserer erfahrenen ärztlichen Meinung nach für einen<br />
Schüler, <strong>der</strong> noch mehr als 7 Jahre Bildungs- und<br />
Reifungszeit vor sich hat, bevor er dem Leben in einer<br />
unfallchirurgischen Notaufnahme standhalten muss,<br />
absolut inadäquat ist.<br />
Wenngleich Auswahlgespräche in Zeiten steigen<strong>der</strong><br />
Numeri Clausi uns durchaus als ein richtiger Schritt erscheinen,<br />
um eine ausgewogene Mischung zukünftiger<br />
Kollegen zu bekommen, die sich vielleicht auch langfristig<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und überhaupt <strong>der</strong> Medizin verbunden<br />
fühlen, so ist doch eine solche Willkür wie sie hier klar<br />
deutlich wird, unserer Meinung einer großen Fakultät<br />
nicht würdig. Es wird nicht zuletzt über die Zukunft<br />
junger Menschen entschieden und das mit Sicherheit<br />
nicht immer im ursprünglich geplanten Sinn.<br />
Wir jedenfalls sind erschüttert über die Art unserer<br />
Alma Mater, ihre Studenten auszuwählen und worin<br />
sie Qualitäten eines guten Mediziners zu sehen scheint.<br />
Eine wirkliche Verbindung zu dieser Hochschule sehen<br />
wir nicht mehr wirklich, so dass jetzt auch nach so vielen<br />
Jahren ein Rückzug aus dem Alumni-Verein folgen<br />
wird.<br />
Im übrigen bitten wir um die Zusendung des Gesprächsprotokolls<br />
unseres Sohnes R., um uns ein genaueres<br />
Bild machen zu können. Ihn werden wir jetzt in seinem<br />
Medizinstudium in Kiel, nachdem sein großer Traum,<br />
an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> im Kreis von Freunden zu studieren geplatzt<br />
ist, unterstützen.<br />
Mögen Sie sich durch diesen Brief aufgefor<strong>der</strong>t sehen,<br />
von erfolgreichen Absolventen ihr Bild vom Studieren<br />
an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und in erster Linie von Sinn und Unsinn<br />
einzelner Auswahlgesprächsvarianten zu überdenken<br />
und im Kreis <strong>der</strong> Prüfer zu diskutieren.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dr. med. A. & Dr. med. B. T.<br />
Tränen in <strong>der</strong> Straßenbahn<br />
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Während gerade die angenommen Bewerber von fairen Gesprächen in freundlicher Atmosphäre<br />
berichten, gibt es auch Negativbeispiele: Bewerber, die berichten, von Beginn an, keine Chance gehabt zu haben.<br />
Professoren, die bevorzugt nach bereits gelesenen Chirurgie-Büchern fragen, um die Stressresistenz auszuloten. Und als<br />
trauriger Höhepunkt: Bewerberinnen, die, in Tränen aufgelöst, von Mitreisenden in <strong>der</strong> Straßenbahn getröstet werden<br />
mussten. Die Klagen beschränken sich auf einige, wenige <strong>der</strong> CURARE bekannte Interviewer. Lei<strong>der</strong> erfährt die Hochschulführung<br />
davon nur in Ausnahmefällen. Eine abschließende Evaluation könnte da in Zukunft Abhilfe schaffen.<br />
curare 21
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
„Kann wie<strong>der</strong> einer abgeholt werden!“<br />
Auch in <strong>der</strong> Zahnklinik wurden Auswahlgespräche<br />
geführt. AStA-Referent Marcel Hartmann<br />
berichtet.<br />
Jeden morgen um ca. 9.00 Uhr klingelte das Telefon<br />
in <strong>der</strong> Fachschaft Zahnmedizin, <strong>der</strong> Pförtner ist dran:<br />
„Kann wie<strong>der</strong> einer abgeholt werden!“<br />
So in etwa fing <strong>der</strong> tägliche Zeitplan an, denn das erste<br />
Auswahlgespräch war immer um 9.30 Uhr angesetzt<br />
und dauerte ca. eine halbe Stunde. Drei freiwillige<br />
Fachschaftler hatten zuvor jeden Morgen Getränke,<br />
belegte Brötchen und ein paar Süßigkeiten bereitgestellt,<br />
um die Anwärter für ihren „letzten Gang in die<br />
Ungewissheit“ zu wappnen (o<strong>der</strong> hinterher zu stärken).<br />
In einem Rhythmus von 30 Minuten fanden auf<br />
diese Weise 7-9 Auswahlgespräche am Tag statt. Hierbei<br />
hatten alle 80 geladenen Kandidaten wohl immer<br />
so ziemlich das gleiche durchmachen müssen:<br />
8.45 „Mist, wo ist bloß diese Zahn-/Mund- und Kieferklinik,<br />
jetzt bin ich schon lange am Haupteingang<br />
vorbei und ich seh immer noch nix ausgeschil<strong>der</strong>t!“<br />
8.55 „Beim Pförtner melden steht in <strong>der</strong> Einladung<br />
drin … die kram ich lieber nochmal raus, wer weiß was<br />
noch kommt!!“<br />
9.01 „Oh Gott, geht’s etwa schon los??? Wen ruft<br />
<strong>der</strong> denn an?!!!“<br />
9.02 „Puuuh ist n Student <strong>der</strong> mich erstmal in den<br />
Fachschaftsraum bringen will … wir haben noch Zeit …<br />
Gott sei Dank!“<br />
9.05 „Neee, danke ich kann nichts trinken – bin<br />
doch viel zu nervös – aber vielleicht hinterher! ABER<br />
… ‚fachliche Aspekte, persönliche Interessen, persönlicher<br />
Eindruck‘ … was soll ich mir denn darunter vorstellen?<br />
Moooooment: Die drei von <strong>der</strong> Fachschaft<br />
könnten doch wissen was gefragt wird! Ich hätte da<br />
noch mal n paar Fragen!“<br />
9.12 „Ok, die scheinen ja ganz nett zu sein, ich nehm<br />
mir doch n Schluck Wasser!“<br />
22<br />
9.14 „Gut, meine Praktika-Bescheinigungen hab ich<br />
ja schon mit <strong>der</strong> Bewerbung geschickt! Allgemeinbildung<br />
wird gefragt? – Forget it! Da können auch Fragen<br />
zu meinen LKs drankommen? Aber ich hab doch Chemie<br />
und Physik schon in <strong>der</strong> Elften abgewählt!<br />
Mist, hätt ich doch bloß öfter olympische Spiele geschaut<br />
… Menno, ich mach die Sportart weil sie mir<br />
Spaß macht und nicht weil ich dazu geprüft werden<br />
könnte!<br />
9.15 „Kann ich bitte noch mal kurz die Tageszeitung<br />
haben? Hätt ich bloß früher mehr gelesen!“<br />
9.25 „Wie? Was? Wir sollen zu dem Raum gehen?<br />
Jetzt schon? Shit!“<br />
9.26 „Personalausweis vergessen … WIEDER zurückrennen!“<br />
9.30 (Stille)<br />
Vorbei und geschafft! Die Erleichterung war am Ende<br />
natürlich immer nachvollziehbar groß. Hierbei ist <strong>der</strong><br />
Eindruck über die Interviewer in <strong>der</strong> Regel äußerst positiv<br />
gewesen! Jetzt heißt es HOFFEN, denn nachdem<br />
die besten 40 aus den Auswahlgesprächen festgelegt<br />
werden, gehen die Ergebnisse postwendend an die ZVS<br />
zurück. Über die haben sich bereits einen Monat zuvor<br />
22 Abiturbeste in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> immatrikulieren dürfen. Es<br />
folgen neue Kapazitätsberechnungen …<br />
Also liebe Erstsemester, egal wie ihr jetzt „reingekommen“<br />
seid, an dieser Stelle möchten wir euch ganz<br />
herzlich zu eurem heißbegehrten Studienplatz in <strong>der</strong><br />
Zahnmedizin gratulieren! Ob ihr über die Abiturbestenquote<br />
reingekommen, ihr im Auswahlgespräch schwitzen<br />
musstet o<strong>der</strong> ihr noch später nachgerückt seid, <strong>der</strong><br />
Start ist für alle <strong>der</strong> gleiche!<br />
Das A und O ist ab jetzt an einem Strang zu ziehen und<br />
vor allem, im harten TPK zusammenzuhalten! Ihr packt<br />
das! Bei Rückfragen könnt ihr je<strong>der</strong>zeit eure Tutoren<br />
aus dem dritten Semester fragen o<strong>der</strong> einfach über<br />
eure Semestersprecher die Fachschaft ansteuern!<br />
Viel Spass, Glück und vor allem Erfolg im Studium!<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Wie lang ist die Wartezeit für Zahnmedizin?<br />
Unter an<strong>der</strong>em darum ging es auch dieses<br />
Jahr wie<strong>der</strong> bei den Berufsinformationstagen<br />
des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen für Schüler<br />
und Interessierte.<br />
Am 16. und 17. September 2008 wurden wie jedes<br />
Jahr die BITs für beide Studiengänge organisiert.<br />
Hierbei standen beson<strong>der</strong>s eine grobe inhaltliche<br />
Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> beiden Studiengänge, sowie eine detaillierte<br />
Information über den strukturellen Aufbau<br />
und das Zulassungsverfahren <strong>der</strong> ZVS sowie <strong>der</strong> Hochschule<br />
im Mittelpunkt.<br />
Da beide Vorlesungen gestaffelt stattfanden, fiel vor<br />
allem eines auf: auf Seiten <strong>der</strong> Humanmedizin gab<br />
es ein wesentlich größeres Publikum, das fachliche<br />
Interesse war jedoch weniger ausgeprägt als bei den<br />
Zahnmedizinern. Wissen Zahnmediziner früher was sie<br />
wollen?<br />
Darüber kann nur spekuliert werden. Fest steht, dass<br />
eifrig mitprotokolliert wurde bei den jeweils eineinhalbstündigen<br />
Vorträgen des Leiters <strong>der</strong> Vorklinik, PHD<br />
Dr. Eisenburger. Sich den dennoch vielen Fragen am<br />
Ende des Vortrages zu stellen war die an<strong>der</strong>e Aufgabe,<br />
bei denen er durch den <strong>Asta</strong>referenten <strong>der</strong> Zahnmedizin,<br />
Marcel Hartmann, unterstützt wurde.<br />
Hierbei ist offenbar die immer größer werdende Hürde<br />
des NCs das zentrale Thema, denn obwohl es noch ein<br />
Schuljahr bis zu den Abiturprüfungen ist, schätzen viele<br />
sich recht konkret in einem gewissen Notenschnitt ein.<br />
Dieses Jahr liegt <strong>der</strong> NC des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen für<br />
das WS 08/09 bei 1,6. Damit gehört er bundesweit<br />
zu den höchsten NCs. Dies bedeutet dennoch für jemanden<br />
mit einer Note von 3.0 und schlechter, eine<br />
Wartezeit von 3 Jahren und mehr. Die Auswahlgespräche<br />
fanden nur für Kandidaten in einem Rahmen<br />
von 1,6 – 2,4 statt.<br />
Interessant für die zukünftigen Studenten war es vor<br />
allem zu hören, worin die Vorteile <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />
an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> liegen und wodurch sie sich von an<strong>der</strong>en<br />
Unis unterscheidet:<br />
1. <strong>der</strong> gute Ruf in Forschung und Qualität eilt voraus<br />
2. die <strong>MHH</strong> ist eine Campusuni<br />
3. großzügig angelegte Labore, Hörsäle und Klinik<br />
4. Fachschaft Zahnmedizin mit Mitsprachen in allen<br />
politischen Gremien<br />
5. 50% Mitsprache bei Vergabe <strong>der</strong> Studiengebühren<br />
6. gute Betreuungsverhältnisse in klinischen Kursen<br />
7. Integrativer Kurs seit über 20 Jahren etabliert<br />
8. hoher Anteil an OP-Praktika, sowie Notdienstteil<br />
nahme <strong>der</strong> MKG<br />
9. Materialkosten pro Student auf ca. 6000€ gesenkt<br />
10. hervorragende Infrastruktur bei dezentraler Lage<br />
… um nur einige zu nennen. Sicherlich gibt es trotzdem<br />
noch einiges zu verbessern, doch allen Kritikern<br />
sei gesagt: verglichen mit den meisten an<strong>der</strong>en Unis in<br />
Deutschland stöhnen wir auf hohem Niveau ;-)! Also<br />
lasst euch nicht davon abbringen Zahnmedizin in Hannover<br />
zu studieren!<br />
Marcel Hartmann<br />
curare 23
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
24<br />
Ein beispielhafter Schritt<br />
In Hamburg versorgt ein ‚Zahnmobil‘ sozial<br />
Benachteiligte. AStA-Referentin Nauka Göner<br />
findet die Idee gut und möchte mehr davon.<br />
Ich würde gerne schreiben: Wer kennt das Problem<br />
nicht, man hat ziemlich üble Zahnschmerzen und<br />
kann lei<strong>der</strong> keinen Zahnarzt aufsuchen, weil man nicht<br />
kranken versichert ist o<strong>der</strong> schon vorher vermuten<br />
kann, wie extrem hoch die Zahnarztrechnung ausfallen<br />
würde, und dass das nicht in das finanzielle Konzept<br />
des jeweiligen passt.<br />
Aber auf mich persönlich trifft dieser Umstand nicht<br />
zu. Und ich gehe mal davon aus, dass auch von euch<br />
bisher keiner mit dieser Sorge konfrontiert worden ist,<br />
aber ich möchte allen ins Bewusstsein rufen, dass es<br />
lei<strong>der</strong> immer noch Personengruppen gibt, die sich in<br />
keiner Hinsicht eine medizinische Grundversorgung<br />
leisten können, we<strong>der</strong> zahnmedizinisch noch an<strong>der</strong>s<br />
medizinisch. Ich persönlich empfinde es als katastrophal,<br />
wenn mich meine Freunde fragen, inwieweit Nelken<br />
zur Betäubung von Schmerzen weiterhelfen, weil<br />
sie schon seit Wochen kaum beißen können auf <strong>der</strong><br />
linken Seite.<br />
Und ganz beson<strong>der</strong>s mit diesem Hintergrundwissen war<br />
ich außerordentlich begeistert, als ich von einem bisher<br />
deutschlandweit einzigen Projekt in Hamburg erfuhr.<br />
In Hamburg wurde im März 2008 in Anlehnung an die<br />
rollende Praxis <strong>der</strong> Mobilen Hilfe (die seit elf Jahren in<br />
Hamburg aktiv ist) die Erste Mobile Zahnarztpraxis eröffnet.<br />
Das Spendenparlament Hamburg, das Deutsche<br />
Hilfswerk und die Caritas bezahlten den Umbau eines<br />
Kleintransporters in ein Spezial- Fahrzeug, welches ei-<br />
nen Zahnarztstuhl, eine Wasserzufuhr, ein Spülbecken,<br />
sowie die Instrumente für eine zahnärztliche Grundversorgung<br />
beinhaltet. Der Umbau kostete 160.000€.<br />
Diese mobile Praxis fährt nun an zwei Tagen <strong>der</strong> Woche<br />
soziale Brennpunkte und Obdachlosenunterkünfte<br />
(z.B. das Pik Ass in St. Pauli) an. Die Betriebskosten von<br />
150.000€ pro Jahr werden von <strong>der</strong> Caritas Hamburg<br />
und <strong>der</strong> Firma Colgate Palmolive GmbH bezahlt. Das<br />
Team besteht aus einem Zahnarzthelfer, einem Fahrer<br />
und ehrenamtlich arbeitenden Zahnärzten. So kann<br />
eine kostenlose zahnärztliche Grundversorgung für<br />
die Patienten gewährleistet werden. Die Obdachlosen<br />
erfahren über Flyer wann die jeweiligen Unterkünfte<br />
angefahren werden. Es werden auch Zahnbürsten und<br />
Zahnpasten an die Bedürftigen ausgeteilt. In Kooperation<br />
mit dem Schulzahnärztlichen Dienst und <strong>der</strong><br />
Hamburger Zahnärztekammer fährt die Mobile Zahnarztpraxis<br />
auch Schulen und Kin<strong>der</strong>hilfseinrichtungen<br />
auf Anfrage an, um vor Ort durch Aufklärung über hygienische<br />
Mundpflege präventiv zu wirken. Denn lei<strong>der</strong><br />
besteht noch immer ein Zusammenhang zwischen<br />
sozialer Herkunft und gesunden Zähnen.<br />
Eine sehr sinnvolle Einrichtung, die ausgelastet genutzt<br />
wird. Solche Mobilen Zahnarztpraxen sollten, meiner<br />
Meinung nach, vermehrt eingesetzt werden um z.B.<br />
auch die zahnärztliche Grundversorgung von Asylbewerbern<br />
in Asylantenheimen o<strong>der</strong> den Bewohnern in<br />
Wohnprojekten und auf Wagenplätzen kostenlos gewährleisten<br />
zu können. Und es gibt ja zum Glück auch<br />
noch ein paar Firmen, die durch Sponsoring ihr soziales<br />
Image aufbessern könnten…<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Der ganz normale W(Z)ahnsinn!<br />
Vorlesungen ab acht Uhr, Mittagsvorlesung<br />
um 12, ab 13 Uhr Patientenbehandlung und<br />
um 16.30 Uhr Feierabend. So liest sich zumindest<br />
<strong>der</strong> Stundenplan für uns Zahnis in <strong>der</strong><br />
Klinik für die meisten Außenstehenden....<br />
Kaum jemand außerhalb <strong>der</strong> Klinik weiß, dass zu<br />
unserem täglichen Leben doch noch weitaus mehr<br />
gehört.<br />
Und so quält man sich schon um sieben Uhr zur Uni<br />
um sich dann mit an<strong>der</strong>en Kommilitonen in die erste<br />
Schlange des Tages zu stellen, in <strong>der</strong> Hoffnung eine <strong>der</strong><br />
begehrten Prothesenreparaturen zu bekommen. Die<br />
Stunde bis zum Vorlesungsbeginn wird dann im Foyer<br />
beim ersten Kaffe des Tages verbracht.<br />
Bis 12 Uhr<br />
herrscht für uns<br />
<strong>der</strong> normale Uni-<br />
Alltag. Zwischen<br />
den Vorlesung<br />
versorgt man sich<br />
immer mal wie<strong>der</strong><br />
mit einem<br />
Kaffe und Brötchen<br />
aus dem Automaten.Diejenigen,<br />
die etwas<br />
mehr als Fertigbrötchen<br />
wollen,<br />
müssen den Weg<br />
zur Frauenklinik<br />
antreten. Zentrale<br />
Anlaufstelle für<br />
die Pausen ist das Foyer: die drei klinischen Semester<br />
kennen sich untereinan<strong>der</strong> und da bei uns alles etwas<br />
kleiner ist, herrscht eigentlich immer ein familiäre<br />
Stimmung.<br />
Punkt 12 Uhr werden die zwei Kickertische belegt, die<br />
wir zum Beginn des letzten Sommersemesters gesponsert<br />
bekommen haben. Tag für Tag werden heiße Partien<br />
ausgefochten und natürlich sind die Partien gegen<br />
unsere Assistenzärzte beson<strong>der</strong>s umkämpft. Ab und zu<br />
haben sogar schon einige Humanmediziner den Weg zu<br />
unseren Kickertischen gefunden, konnten sich aber in<br />
den bisherigen Partien lei<strong>der</strong> noch nicht behaupten.<br />
Zur Mittagsvorlesung ist <strong>der</strong> Hörsaal dann prall gefüllt<br />
und die Studierenden sitzen artig nach Semestern in<br />
Blöcken geordnet. Die Chirurgie bietet in Abwechslung<br />
mit den an<strong>der</strong>en Abteilungen des Hauses (Zahnerhaltung,<br />
Prothetik du Kieferorthopädie) eine gute Vorlesung,<br />
in <strong>der</strong> Patienten vorgestellt, <strong>der</strong>en Krankengeschichte<br />
erhoben und Befunde gestellt werden.<br />
Durch unsere neue Hörsaaltechnik, die von unseren<br />
Studiengebühren finanziert wurde, können wir Röntgenbil<strong>der</strong><br />
und auch 3D Diagnostik auf dem neuesten<br />
Stand <strong>der</strong> Technik begutachten.<br />
Nach einer kurzen Mittagspause, in <strong>der</strong> man sich überlegen<br />
muss entwe<strong>der</strong> eine schnelle Runde zu kickern<br />
o<strong>der</strong> etwas zu essen, geht man schleunigst hoch zu<br />
den Kurssälen um die Behandlung um viertel nach eins<br />
pünktlich beginnen zu lassen. Nach kurzer o<strong>der</strong> manchmal<br />
auch längerer Wartezeit in <strong>der</strong> zweiten Schlange<br />
des Tages vor dem Materiallager, kann dann die Behandlungbeginnen.<br />
Den Bohrer in <strong>der</strong><br />
Hand, den Behandlungsablauf<br />
im Kopf und <strong>der</strong><br />
Zeit im Nacken<br />
versucht je<strong>der</strong><br />
sein angestrebtes<br />
Tagesziel zu erreichen<br />
um dem<br />
gefor<strong>der</strong>ten Mindestprogramm<br />
ein Stück näher<br />
zu kommen.<br />
Offizieller Behandlungsschluss<br />
ist dann<br />
um 16.30 Uhr, dabei ist Schluss zeitlich gesehen eher<br />
ein dehnbarer Begriff, schließlich kann <strong>der</strong> Patient nicht<br />
unversorgt nach Hause geschickt werden. So bleibt es<br />
manchmal nicht beim pünktlichen Feierabend und<br />
dann kann es auch schon mal bis 17.30 Uhr dauern,<br />
ehe <strong>der</strong> Patient aus dem Stuhl entlassen werden kann.<br />
Anschließend muss natürlich noch aufgeräumt, desinfiziert<br />
und die Instrumente für die Steri gepackt werden,<br />
damit das ganze Spielchen morgen auf ein Neues<br />
starten kann.<br />
Um 18 Uhr findet man sich dann umgezogen im Foyer<br />
wie<strong>der</strong>, wo die Kommilitonen schon wie<strong>der</strong> kickern...<br />
Christoph Wolter<br />
curare 25
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
26<br />
Ich will hier raus!<br />
Auslandsaufenthalte im Medizinstudium<br />
Wenn ihr eine Famulatur o<strong>der</strong> euer PJ o<strong>der</strong> schon<br />
das Pflegepraktikum im Ausland machen wollt,<br />
dann braucht ihr eine zweisprachige Bestätigung. Diese<br />
erhaltet ihr bei mir im AStA (auch in Papierform)<br />
o<strong>der</strong> im Internet unter:<br />
http://www.mh-hannover.de/7251.html<br />
Bei <strong>der</strong> Bewerbung müsst ihr darauf achten, genau zu<br />
beschreiben, was ihr machen wollt und sollt. In an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n ist das Medizinstudium häufig ganz an<strong>der</strong>s<br />
aufgebaut als bei uns, und Dinge wie Famulaturen<br />
nicht bekannt.<br />
Außerdem braucht ihr eine Auslandskrankenversicherung,<br />
die beinhaltet, dass ihr im Ausland studiert und<br />
arbeitet. Außerhalb <strong>der</strong> EU geht dies nur über private<br />
Versicherungen. Achtet darauf, dass ein Rücktransport<br />
inbegriffen ist.<br />
Da ihr während eures Aufenthaltes arbeitet, braucht<br />
ihr auch noch eine Haftpflichtversicherung fürs Ausland.<br />
Berufsverbände bieten diese aber häufig kostenlos<br />
an.<br />
Auch bei <strong>der</strong> Beantragung des Visums müsst ihr erwähnen,<br />
dass ihr vor Ort arbeiten wollt, aber unentgeltlich.<br />
Auch wenn ihr nur ein paar Wochen bleibt, ist häufig<br />
ein Visum erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Krankenpflegepraktikum<br />
Auch das häufig unbeliebte Pflegepraktikum kann man<br />
im Ausland machen. Dabei gelten im Prinzip die gleichen<br />
Vorraussetzungen wie in Deutschland, das heißt<br />
es muss ein Krankenhaus sein, mit Patienten, die von<br />
Pflegekräften betreut werden. Bei <strong>der</strong> Bestätigung<br />
müsst ihr darauf achten, dass ihr einen Stempel vom<br />
Krankenhaus bekommt, <strong>der</strong> handgeschriebene Name<br />
reicht nicht aus!<br />
Famulatur<br />
Eine Famulatur ist wohl das häufigste, wofür ein Medizinstudent<br />
ins Ausland geht.<br />
Genau wie in Deutschland, kann eine Famulatur im<br />
Ausland auch an einem Krankenhaus absolviert werden,<br />
welches kein akademisches Lehrkrankenhaus<br />
ist. In <strong>der</strong> Bewerbung solltet ihr schreiben, dass ihr<br />
das dürft, da dies bei einheimischen Studenten häufig<br />
nicht <strong>der</strong> Fall ist. Meistens ist es aber von Vorteil, weil<br />
man leichter und schneller einen Platz bekommt und<br />
vielleicht auch mehr machen darf, wenn man <strong>der</strong> einzige<br />
Student ist. Eine Praxisfamulatur im Ausland wird<br />
übrigens nicht anerkannt!<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Praktisches Jahr (PJ)<br />
Die PJ-Tertiale beginnen jedes Jahr in <strong>der</strong> 11. bzw. 34.<br />
Kalen<strong>der</strong>woche. Ein Tertial ist 16 Wochen lang und alle<br />
drei Tertiale müssen ohne Pause aufeinan<strong>der</strong> folgen.<br />
Wenn ihr fürs das Praktische Jahr ins Ausland wollt,<br />
geht dies meist nur für ein komplettes Tertial, in Ausnahmefällen<br />
auch für 8 Wochen (Splitting des Tertials).<br />
Fürs PJ muss man sich häufig lange Zeit im Voraus bewerben<br />
(ein bis zwei Jahre). Und dies geht nur an Uni-<br />
Kliniken o<strong>der</strong> an akademischen Lehrkrankenhäusern<br />
(wie auch in Deutschland). Achtet darauf, dass ihr auf<br />
<strong>der</strong> Bestätigung, zusätzlich zum Stempel des Krankenhauses,<br />
auf jeden Fall auch den Stempel <strong>der</strong> Universität<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> medizinischen Fakultät habt.<br />
Auf <strong>der</strong> sicheren Seite seid ihr, wenn ihr euch in<br />
Deutschland zunächst auch einen PJ-Platz sichert und<br />
diesen erst absagt, wenn <strong>der</strong> Platz im Ausland wirklich<br />
sicher ist. Sonst kann es euch passieren, dass euch das<br />
gesamte PJ nicht anerkannt wird.<br />
Bevor ihr euch mit Fragen ans LPA (Landesprüfungsamt)<br />
wendet, geht mit euren konkreten Ergebnissen<br />
am Besten erst einmal ins Studentensekretariat. Die<br />
können euch meist sehr genau sagen, ob <strong>der</strong> Plan so<br />
möglich ist, o<strong>der</strong> eventuell eine individuelle Lösung für<br />
euch finden!<br />
Auslandssemester<br />
Es ist außerdem möglich ein Semester (o<strong>der</strong> zwei) im<br />
Ausland zu studieren. Am besten bewerbt ihr euch<br />
dafür fürs ERASMUS-Programm (nur Europa!). In diesem<br />
Rahmen hat unsere Hochschule Partnerverträge<br />
mit Universitäten in ganz Europa. Erste Informationen<br />
dazu erhaltet ihr auf <strong>der</strong> Informationsveranstaltung (s.<br />
unten). Danach steht euch für individuelle Beratung<br />
Frau Bargsten vom Akademischen Auslandsamt gerne<br />
zur Verfügung. Berwerbungsschluss fürs Wintersemester<br />
2009 ist Anfang des Jahres.<br />
Offizielle Anlaufstellen<br />
Für die Anerkennung des Pflegepraktikums ist seit <strong>der</strong><br />
Einführung des Modellstudiengangs bei uns nur noch<br />
die <strong>MHH</strong> zuständig. Famulatur und PJ laufen weiterhin<br />
übers LPA.<br />
Trotzdem solltet ihr euch mit Fragen immer zuerst ans<br />
Studentensekretariat wenden.<br />
Wenn ihr für ein Semester ins Ausland wollt müsst ihr<br />
unbedingt eure Jahrgangsbetreuerin (von dem Jahrgang<br />
in dem ihr nicht in Hannover sein werdet) im<br />
Dekanat darüber informieren. Aber auch hierbei kann<br />
euch, neben dem Akademischen Auslandsamt, das Sekretariat<br />
weiterhelfen. Zum Beispiel ob es sinnvoll ist,<br />
sich beurlauben zu lassen, o<strong>der</strong> nicht.<br />
Für Fragen aller Art stehe ich euch natürlich auch je<strong>der</strong>zeit<br />
zur Verfügung (ausland@mhh-asta.de).<br />
Veranstaltungen zum Thema<br />
27.11.08 – Vortrag zum Thema Famulatur und PJ im<br />
Ausland von Herrn Karle (Allianz)<br />
Sinje Hage<br />
curare 27
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
CURARE Special:<br />
Das praktische Jahr<br />
Nach fünf langen Jahren Uni-Studium<br />
und reichlich Theorie geht‘s endlich ins<br />
PJ. Aber was erwartet den designierten<br />
Doktor mit Durchhaltevermögen im<br />
letzten Studienabschnitt? CURARE gibt<br />
auf den nächsten zehn Seiten einen<br />
Überblick.<br />
PJ = Pech jehabt?............................... 29<br />
Heimschläfergenehmigung................ 33<br />
PJ im Ausland.................................... 34<br />
Stress in Frankreich und spanische<br />
Gelassenheit..................................... 36<br />
Stex Dir sonstwohin!......................... 39<br />
28<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
PJ = Pech jehabt?<br />
Der frischgebackene Arzt Philip Bintaro berichtet<br />
von seinen Erfahrungen im Praktischen<br />
Jahr. Mit gemischten Gefühlen.<br />
Nach <strong>der</strong> ärztlichen Vorprüfung liegt <strong>der</strong> klinische<br />
Studienabschnitt mit seinen Tücken. Pharmakologie,<br />
Innere Medizin, klinische Umweltmedizin – all diese<br />
Fächer muss man meistern, um am Ende nach sechs<br />
Semestern 32 Leistungsnachweise gesammelt zu haben,<br />
die die Zulassung zum Praktischen Jahr bedeuten.<br />
Endlich kann man das machen, wofür man jahrelang<br />
ausgebildet wurde. Patientenversorgung und klinische<br />
Tätigkeit – so sollte es sein. Doch ist das wirklich so? Allzu<br />
häufig hat man gehört, dass man im PJ lediglich als<br />
Vampir und Visitenwagenschieber missbraucht wird.<br />
Das Praktische Jahr glie<strong>der</strong>t sich in drei Tertiale zu je<br />
16 Wochen. An <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> beginnt das PJ jeweils in 10.<br />
und 34. Kalen<strong>der</strong>woche. Verpflichtend sind die Fächer<br />
Chirurgie und Innere Medizin. Das dritte Fach ist frei<br />
wählbar. Unter an<strong>der</strong>em bieten sich interessante Möglichkeiten<br />
wie Rechtsmedizin o<strong>der</strong> Klinische Pharmakologie.<br />
Über 50 Lehrkrankenhäuser stehen uns zur<br />
Verfügung. Mittlerweile bieten die meisten Vergütung,<br />
Studientag und fundierte Fortbildungsangebote an. Da<br />
fällt die Entscheidung wirklich nicht leicht.<br />
Erstes Tertial: Innere Medizin an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Mein PJ begann an einem Montag, nachdem erst am<br />
Freitag zuvor die allerletzte Prüfung bestanden war.<br />
Toll, zwei Tage konnte ich also die Scheinfreiheit genießen,<br />
bevor es losging. Was mich genau erwartete, war<br />
mir nicht so ganz klar. Die Stationsverteilung erfolgt<br />
durch das Zentrumssekretariat. Dieses befindet sich<br />
im achten Obergeschoss zwischen Station 28 und 38.<br />
Dort konnte ich Wünsche angeben, auf welchen Stationen<br />
ich eingesetzt werde. Ich begann auf Station 11B<br />
in <strong>der</strong> Gastroenterologie. Obwohl ich schon einige Famulaturen<br />
erfolgreich absolviert hatte, fühlte ich mich<br />
erstmal ziemlich verloren. Nach kurzer Begrüßung<br />
standen die Blutentnahmen auf dem Plan mit zum<br />
Teil abzunehmenden Werten, von denen ich noch nie<br />
was gehört hatte: Cystatin C, Chromogranin A, Anti-Xa-<br />
Spiegel. Ich verstand nur Bahnhof. Ich wusste nicht, wo<br />
welche Materialien auf Station zu finden waren. Auch<br />
das Viggo legen klappte nicht von Anfang an. Hatte<br />
man bei einem Patienten nach mehreren Versuchen<br />
Erfolg gehabt, war es umso ernüchtern<strong>der</strong>, wenn man<br />
bereits nach dem<br />
Mittagessen erneut<br />
einen Zettel mit <strong>der</strong><br />
Aufschrift „Herr Müller,<br />
Zimmer 5, neue<br />
Braunüle“ vorfindet.<br />
All das wurde jedoch<br />
mit <strong>der</strong> Zeit immer<br />
besser.<br />
Und dann waren da<br />
ja noch die Patienten<br />
mit all den verwirrenden<br />
Diagnosen:<br />
PBC, PSC, HCC, CCC.<br />
Unruhe breitete sich<br />
in mir aus. Wie soll ich das alles lernen? Doch ich hatte<br />
Glück. Zwei sehr nette Assistenten beantworteten geduldig<br />
meine ganzen Fragen und mit <strong>der</strong> Zeit machte<br />
das PJ auch wirklich Spaß. Ich konnte selbstständig<br />
Patienten betreuen und bei vielen apparativen Untersuchungen<br />
(z. B. Aszi-tes- und Pleurapunktionen) assistieren<br />
und zum Teil selbst durchführen. An <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
gab es jeden Tag eine PJ-Fortbildung <strong>der</strong> einzelnen<br />
Fachabteilungen, die erstaunlich gut waren im Vergleich<br />
zu so manchen Lehrveranstaltungen aus dem<br />
Hörsaal. Lediglich die Fortbildung des PJ-Beauftragten<br />
des Zentrums Innere Medizin fiel regelmäßig aus und<br />
fand in 16 Wochen etwa 3 Mal statt.<br />
Mein Fazit zum Tertial Innere: PJ an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> ist gar<br />
nicht so furchtbar wie alle immer gesagt hatten. Sicherlich<br />
benötigt man etwas Glück, dass Assistenten<br />
und Oberärzte <strong>der</strong> Station kooperativ sind, jedoch gilt<br />
das wohl auch für jedes an<strong>der</strong>e Krankenhaus.<br />
Zweites Tertial: Neurologie an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Der erste PJ-Teil ging schneller vorbei als ich dachte.<br />
Ich hatte mich schon richtig an meine Station und die<br />
Arbeitsabläufe gewöhnt, da erfolgte <strong>der</strong> erste Wechsel.<br />
Gespannt fand ich mich an einem Morgen zur<br />
Frühbesprechung <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Klinik für Neurologie ein.<br />
Dort traf ich dann meinen ehemaligen Tutor aus dem<br />
Anatomie-Präparierkurs und eine Studienkollegin wie<strong>der</strong>,<br />
denen ich mich gerne anschloss. Es ging nun auf<br />
Station 33 und wir begannen gleich mit <strong>der</strong> Visite. Die<br />
zuständige Oberärztin begrüßte mich sehr freundlich<br />
curare 29
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
und sagte dann gleich: „Wir bekommen gleich eine<br />
Stroke-Übernahme. Das wird IHR Patient!“ Ich wirkte<br />
wohl etwas entgeistert, da sie gleich hinzufügte: „Keine<br />
Sorge, Sie schaffen das schon.“ Ich hatte mich auf<br />
eine kurze Schonfrist eingestellt, aber es ging gleich<br />
richtig los. Meine erste Patienten war also eine Stroke-Übernahme.<br />
Stroke? Was ist das eigentlich genau?<br />
Wie schreibt man das? Sind das nicht eher intensivpflichtige<br />
Patienten? Oh je, ich muss noch viel lernen.<br />
Etwa eine halbe Stunde später studierte ich die Akten<br />
meiner neuen Patientin und führte meine erste richtige<br />
neurologische Untersuchung durch. Nicht mal das<br />
Reflexe klopfen klappte einwandfrei. Na, das kann ja<br />
noch heiter werden. Immerhin stellte ich dann doch<br />
fest, dass die Patientin irgendwie eine Sehstörung mitgenommen<br />
hatte, das sie angab, sie könne rechts weniger<br />
erkennen.<br />
Bei <strong>der</strong> Patientenvorstellung wurde ich dann befragt,<br />
was das denn wohl sein könnte. Ich war doch schon<br />
froh, dass ich das überhaupt erkannt hatte. Nach einer<br />
kurzen Demonstration <strong>der</strong> Bildgebung konnten wir<br />
gemeinsam eine Diagnose stellen: homonyme Hemianopsie<br />
bei Läsion im Posteriorstromgebiet. Ich musste<br />
erkennen, dass meine neurologischen Kenntnisse recht<br />
defizitär waren. Hatte ich schon gedacht, dass in <strong>der</strong> Inneren<br />
viele Begriffe recht seltsam klangen, übertraf die<br />
Neurologie bei weitem. EEG, EMG, ENG, Miller-Fisher-<br />
Syndrom, Anti-GQ1b-Antikörper, EDSS. Wie soll ich das<br />
alles lernen? Insgesamt musste ich mich an das neurologische<br />
Denken gewöhnen. Während in <strong>der</strong> Inneren<br />
erst viele – teilweise sehr invasive – Untersuchung<br />
notwendig waren, um eine Diagnose zu stellen, konnte<br />
man in <strong>der</strong> Neurologie häufig allein durch Anamnese<br />
und Untersuchung schon relativ genau eingrenzen, wo<br />
eine Störung vorliegen müsste und in welche Richtung<br />
man arbeiten müsste. Das fand ich beeindruckend.<br />
Stichwort Lumbalpunktion: Schon in <strong>der</strong> ersten Woche<br />
konnte ich <strong>der</strong> Liquorgewinnung beiwohnen. Mir war<br />
gar nicht so klar, wie tief die Nadel liegen musste. Und<br />
das sollte ich also auch mal machen? Ja, so war es dann<br />
auch. Schon die nächste LP <strong>der</strong> Station sollte ich durchführen.<br />
Ich war sehr nervös: Be-ckenkamm tasten, die<br />
Höhe auf ca. LWK 4 und 5 markieren, sorgfältige Desinfektion,<br />
sterile Handschuhe. Tut das eigentlich dem<br />
Patienten nicht sehr weh? Und was ist mit <strong>der</strong> Gefahr<br />
einer Rückenmarksver-letzung? Wie schon im Präp.-<br />
30<br />
Saal stand mein Tutor mir aber zur Seite und alles verlief<br />
problemlos. In den nächsten 16 Wochen konnte ich<br />
noch etwa 30 LPs selbst durchführen.<br />
Neben vielen Standard-Erkrankungen bekam ich viele<br />
seltenere neurologische Krankheitsbil<strong>der</strong> wie zum<br />
Beispiel Muskelerkrankungen zu sehen. Dies sollte<br />
später im Staatsexamen hilfreich sein. Wie<strong>der</strong> konnte<br />
ich selbst Patienten betreuen von Aufnahme bis Entlassung<br />
und Arztbrief schreiben und erhielt insgesamt<br />
einen umfassenden Eindruck von <strong>der</strong> Neurologie und<br />
war mit <strong>der</strong> Betreuung rundum zufrieden. Fazit: sehr<br />
empfehlenswert!<br />
Drittes Tertial: Chirurgie im Klinikum Salzgitter<br />
Schweren Herzens nahm ich Abschied von den Neurologen,<br />
die mir in vier Monaten wirklich eine Menge gezeigt<br />
und beigebracht hatten. Für meinen letzten Block<br />
hatte ich ein kleines Haus gewählt. Salzgitter ist eine<br />
Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern und liegt im Südosten<br />
Nie<strong>der</strong>sachsens. Es ist eines unserer zahlreichen<br />
Lehrkrankenhäuser und ist ein Haus <strong>der</strong> Regelversorgung<br />
(Versorgungsstufe 2). In Salzgitter waren wir zu<br />
zweit und wohnten kostenlos im Personalwohnheim.<br />
Die Zimmer waren einfach eingerichtet, aber es ließ<br />
sich dort gut aushalten. Weiterhin erhielten wir pro<br />
Monat 100,00 Euro Büchergeld und ein Studientag pro<br />
Woche war auch inklusive.<br />
Zuerst musste ich mich doch ans das noch frühere<br />
Aufstehen gewöhnen. Um 07.00 Uhr bereits warteten<br />
die Blutentnahmen und Visite, da es nach <strong>der</strong> Frühbesprechung<br />
um 7.45 Uhr bereits in den OP ging. Dieser<br />
Block begann für mich im unfallchirurgischen Saal.<br />
Sehr freundlich wurde mir gezeigt, wie man sich steril<br />
einwäscht und einkleidet und sonst alle neuen Gesetze<br />
<strong>der</strong> Operationswelt berücksichtigt. Ich war fasziniert,<br />
welche Möglichkeiten zur Versorgung von Frakturen<br />
bestanden. Draht, Nagel, Platte o<strong>der</strong> doch besser TEP?<br />
Auch das Kreischen <strong>der</strong> Knochensäge o<strong>der</strong> das Tragen<br />
von schweren Röntgenschürzen war für mich ganz<br />
neu. Man konnte sich aber schnell eingewöhnen, da<br />
die Oberärzte Fragen bereitwillig beantworteten. Häufig<br />
war man sogar erster Assistent, da Personalmangel<br />
überall ein Problem zu sein scheint.<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Nach <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Zeit wechselten meine Kommilitonin<br />
und ich die Station. Für mich ging es weiter im<br />
viszeralchirurgischen Saal. Der Chefarzt machte gleich<br />
klar, worum es hier ging: „Wir operieren viel näher am<br />
Leben als die Knochenleute.“ Nun galt es nochmals den<br />
Anatomieatlas herauszukramen und den Bauchsitus zu<br />
repetieren. Hemicolektomie, Stoma-Arten, unzählige<br />
Gefäße – all das wurde immer mal wie<strong>der</strong> als Frage an<br />
mich gerichtet. Bei laparoskopischen Eingriffen durfte<br />
ich häufig die Kamera führen. Beson<strong>der</strong>s interessant<br />
war die Assistenz bei kin<strong>der</strong>chirurgischen Eingriffen,<br />
welche von einem <strong>der</strong> Oberärzte durchgeführt wurden.<br />
Resumée zum chirurgischen Block: Für mich war es die<br />
richtige Entscheidung für Chirurgie in ein kleines Haus<br />
zu gehen. Klar, OPs am offenen Herzen o<strong>der</strong> am Gehirn<br />
o<strong>der</strong> gar eine Transplantation habe ich nicht gesehen.<br />
Für das mündliche Staatsexamen hatte ich aber alle<br />
wichtigen Operationsverfahren erlebt. Und lediglich<br />
Dauerhakenhalter war man in Salzgitter nicht.<br />
Fünf Jahre hatte ich an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> viel gebüffelt und<br />
unzählige Prüfungen abgelegt, um letztendlich die Berechtigung<br />
für das PJ zu erhalten. Sah ich Anfangs den<br />
Wald vor lauter Bäumen nicht, so machte das PJ im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit viel Spaß. Gerade war ich gut eingearbeitet,<br />
da war alles schon wie<strong>der</strong> vorbei, denn die Zeit<br />
verging doch wie im Fluge. Am Ende des PJs war ich um<br />
einige Erfahrungen reicher und es galt, die letzte Hürde<br />
im Studium zu meistern.<br />
Im Großen und Ganzen ist das PJ eine sinnvolle Sache,<br />
bei <strong>der</strong> es nicht nur um Ausbeutung <strong>der</strong> Arbeitskraft<br />
geht. Sollte dies trotzdem <strong>der</strong> Fall sein, hilft ein Gespräch<br />
und notfalls auch ein Wechsel des Hauses. Zu<br />
wertvoll ist die Zeit, als das man sich schikanieren lassen<br />
sollte. Aufgrund <strong>der</strong> mündlich-praktischen Prüfung<br />
im Staatsexamen, sollte man im PJ darauf Wert legen,<br />
grundlegende Fertigkeiten zu erlernen und sich nicht<br />
in Kolibris zu vertiefen.<br />
5 Tips zum Praktischen Jahr<br />
1. Vorstellung im Haus - eine Selbstverständlichkeit: Generell sollte man<br />
sich jedem Mitarbeiter vorstellen. Es erleichtert ungemein die spätere Zusammenarbeit,<br />
denn Autorität erwächst durch Kompetenz und Wertschätzung<br />
und nicht durch Arroganz, Ignoranz und überhebliches Verhalten.<br />
2. Interesse zeigen: Auch wenn man lieber heim gehen möchte, finden manch<br />
interessante Untersuchungen (bei denen man dann auch noch selbst Hand<br />
anlegen kann) erst nach Dienstschluss statt. Gespür entwickeln!<br />
3. Hilfsbereit sein: Meistens wenig Arbeitsaufwand für einen selbst, dafür<br />
ist die Erleichterung bei den Kollegen um so höher. Allerdings sollte man auf<br />
Anzeichen von Ausbeutung achten.<br />
4. Wenn man ein PJ-Tertial im Ausland plant, sollte die Organisation frühzeitig<br />
(ca. 1 Jahr vorher) erfolgen. Auslandsamt aufsuchen!<br />
5. Selbstschutz: Die Haftpflichtversicherung <strong>der</strong> Krankenhausträger deckt<br />
grobe Fährlässigkeit und Vorsatz nicht ab. Auch strafrechtliche Verfolgung ist<br />
nicht versichert. Hier sollte eine zusätzliche Berufshaftpflicht abgeschlossen<br />
werden, da sie eh für die spätere Tätigkeit obligat ist. Günstige Konditionen<br />
für Studenten nutzen!<br />
Philip Bintaro<br />
curare 31
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
6<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Heimschläfergenehmigung<br />
Wer für sein praktisches Jahr nicht ans an<strong>der</strong>e<br />
Ende <strong>der</strong> Welt bzw. Europas gehen will,<br />
<strong>der</strong> bleibt einfach daheim. Eine Übersicht<br />
<strong>der</strong> Lehrkliniken <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>.<br />
Die studentischen Mitglie<strong>der</strong> im Senat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> haben<br />
im Januar durchsetzen können, dass auch an <strong>der</strong> Hochschule<br />
eine PJ-Vergütung gezahlt werden soll. Damit<br />
wären wir schon im Einführungssatz bei <strong>der</strong> Problematik:<br />
Die Abteilungen können nicht gezwungen werden!<br />
Zumindest nicht, solange ihnen nicht vom Präsidium<br />
Gel<strong>der</strong> dafür zur Verfügung gestellt werden.<br />
Dieses vermutete Manko stellte sich im Nachhinein<br />
allerdings als nicht so gravierend heraus. Viel wichtiger<br />
ist zunächst die Außenwirkung, und die war nicht<br />
unerheblich. So kam es dazu, dass (mündlich) jedes<br />
Lehrkrankenhaus <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> (siehe unten) zugesagt hat,<br />
wenigstens 400 € monatlich zu zahlen! Und unter den<br />
Umständen bleibt vielen Abteilungen bei uns gar nichts<br />
Lehrkrankenhäuser <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> im Wintersemester 2008<br />
an<strong>der</strong>es übrig, als auch die Aufwandsentschädigung zu<br />
zahlen.<br />
Das haben wir dann auch versucht zu erfassen und auf<br />
<strong>der</strong> AStA-Homepage allen zur Verfügung zu stellen. Per<br />
Email und Hauspost haben wir möglichst viele Abteilungen<br />
angeschrieben – <strong>der</strong> Rücklauf war allerdings<br />
eher mäßig.<br />
Zwei Beispiele werde ich unter diesem Artikel nennen,<br />
aber <strong>der</strong> Rat an alle PJler lautet: fragt nach den Bedingungen<br />
in den unterschiedlichen Abteilungen!<br />
Klinik für Rehabilitationsmedizin:<br />
400 € / Monat<br />
Institut für klinische Pharmakologie:<br />
400 € / Monat<br />
1 Studientag / Woche<br />
umfangreiche Fortbildungsveranstaltungen<br />
Michael Grimme<br />
Ort Name Betten Vergütun Unterkunft Verpflegung Lehre Studien- Dienst-<br />
Sonstiges<br />
g [€ mtl.]<br />
tag kleidung<br />
Bad Bentheim Fachklinik Bad Bentheim 61 0 ja nein ja 1 Thermalsolebad, Trainingstherapiezentrum, Wellnessbereich<br />
Bad Mün<strong>der</strong> Deister Süntel Klinik Bad Mün<strong>der</strong> 500 nein Prüfungssimulation, "Einsarbeitungskonzept"<br />
Bad Oeynhausen Auguste Viktoria Klinik 76 400 ja ja 0 Freitags ab 12 Uhr frei<br />
Bad Oeynhausen Krhs. Bad Oeynhausen 330 400 ja ja ja 1<br />
Bad Pyrmont Psychosom. Fachkl. Bad Pyrmont 184 500 nein ja ja 1 Fahrtkostenerstattung, Patienten:Ärzte 6:1<br />
Bielefeld Franziskus Hospital Bielefeld 371 300 ja ja ja 1 ja eigenes PJ-Curriculum<br />
Braunschweig Klinikum Braunschweig 1430 400 ja ja ja 1 ja Zeugnis, PJ-Journal Club (Preis 1500 €), Examensvorbereitung<br />
Bremen Rotes Kreuz Krhs. Bremen 329 400 ja nein ja 1 ja Prüfungssimulation<br />
Bünde Lukas-Krhs. Bünde 345 400 ja ja ja 1 Palliativmedizin<br />
Celle Allgem. Krhs. Celle 598 400 nein ja ja 1 Examensvorbereitung<br />
Cloppenburg St. Josef-Hospital Cloppenburg 230 400 ja ja ja 1 Fahrtkostenerstattung, TCM<br />
Cuxhaven Krankenhaus Cuxhaven 400 ja ja ja 1 Seenotrettungskreuzer, Hubschrauberrettung, Kitesurfkurs incl.<br />
Gehrden Robert-Koch-Krhs. Gehrden 400 nein ja 1<br />
Hann. Münden Nephrol. Zentrum Hann. Münden 500 nein ja ja 1<br />
Hannover Annastift 350 nein ja ja 1 ja Rotation möglich (Frie<strong>der</strong>iekenstift, Henriettenstift, Annastift)<br />
Hannover Henriettenstift 350 nein ja 1 ja<br />
Hannover Kin<strong>der</strong>krhs. auf <strong>der</strong> Bult 300 400 nein ja 1 Bezahlung am Ende des Blocks (1600 €), Zeugnis, Psychiatrie<br />
Hannover Krhs. Nordstadt 400 nein nein ja 0 Neubau ab September<br />
Hannover Krhs. Oststadt 310 400 nein ja ja 1 MVZ<br />
Hannover Krhs. Siloah 400 nein ja ja 1 ja<br />
Hannover <strong>MHH</strong>: Neurologie 300 nein nein ja 1 ja<br />
Hannover Vinzenzkrhs. 345 400 nein ja ja 1<br />
Herford Klinikum Herford 712 400 ja ja ja 1 ja<br />
Hildesheim Klinikum Hildesheim 535 200 ja ja ja 1<br />
Holzminden Ev. Krhs. Holzminden 400 ja ja ja 1 ja Fitness-Center, Stippvisiten bei Belegärzten möglich<br />
Laatzen Agnes-Karll-Krhs. Laatzen 400 nein ja ja 1<br />
Leer Kreiskrhs. Leer 400 ja ja ja 1 ja<br />
Lehrte Krhs. Lehrte 400 nein familiärer Charakter<br />
Lingen St. Bonifatius Hospital Lingen 600 400 ja ja ja 1 ja Neubau<br />
Lippe Klinikum Lippe 1490 400 ja ja ja 1 ja<br />
Lübbecke Krhs. Lübbecke 484 400 ja ja 1 ja Psychiatrie (195 Betten)<br />
Minden Klinikum Minden 400 nein ja ja 1 ja<br />
Neustadt am Rbge Klinikum Neustadt am Rbge 400 nein ja ja 1 ab 2010 Unterkunft<br />
Osnabrück Marienhospital Osnabrück 400 ja ja ja 1 ja Examensvorbereitung<br />
Papenburg Marienkrhs. Papenburg 363 400 ja ja ja 1 NEUE WAHLFÄCHER<br />
Peine Klinikum Peine 400 ja ja ja 1<br />
Quakenbrück Christl. Krhs. Quakenbrück 350 450 ja ja ja 1 Psychiatrie und Psychosomatik (70 Betten)<br />
Salzgitter Klinikum Salzgitter 400 ja ja ja 1 bei Unterkunft und Verpflegung nur 250 €<br />
Uelzen Klinikum Uelzen 410 350 ja ja 1 ja 250 € Wohngeld bei Nutzung <strong>der</strong> Unterkunft, PJ-Checkliste<br />
Vechta St. Marienhospital Vechta ja ja 1<br />
Tabelle: Johannes Willenborg<br />
Mehr Informationen zu den Lehrkrankenhäusern <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> unter: www.asta.mh-hannover.de/studium/pj<br />
curare 33
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
34<br />
PJ im Ausland<br />
Wer sein Praktisches Jahr nicht an <strong>der</strong> Heimatfront<br />
ableisten will, son<strong>der</strong>n zu neuen<br />
Ufern aufbrechen will, muss auch wissen wie<br />
es geht. Die CURARE informiert.<br />
Das Praktische Jahr (PJ) umfasst eine praktische Tätigkeit<br />
von insgesamt 48 Wochen. Diese Zeit glie<strong>der</strong>t sich<br />
in drei Abschnitte (Tertiale) von je 16 Wochen Dauer<br />
- darin enthalten sind 20 Fehltage, wobei nur die Wochentage<br />
Montag bis Freitag gezählt werden. Ein Tertial<br />
dauert also mindestens 12 Wochen und die beiden<br />
an<strong>der</strong>en jeweils 16 Wochen.<br />
Alle Tertiale können im Ausland absolviert werden.<br />
Die Ausbildung muss grundsätzlich in einer Universitätsklinik<br />
erfolgen - in Großbritannien und <strong>der</strong> Schweiz<br />
kommen auch akademische Lehrkrankenhäuser in Frage.<br />
Schon vor dem PJ - Beginn sollte eine schriftliche<br />
Bestätigung des Landesprüfungsamtes vorliegen, dass<br />
<strong>der</strong> Auslandsaufenthalt offiziell anerkannt wird. Dieses<br />
gilt auch für PJ - Aufenthalte, die über ERASMUS vermittelt<br />
werden. Ausführliche Hinweise zum PJ gibt es<br />
beim Studentensekretariat.<br />
Sie können einen PJ - Aufenthalt im Ausland:<br />
• selbst organisieren. Hierbei ist zu beachten, dass außereuropäische<br />
Universitäten (z.B. in Australien und<br />
Südafrika) oft Gebühren verlangen. Sie sollten sich ca.<br />
2 bis 1 ½ Jahre vor dem geplanten Aufenthalt an die<br />
jeweilige Klinik wenden.<br />
• sich über das ERASMUS-Programm für einen Platz<br />
an einer <strong>der</strong> Partneruniversitäten bewerben. Eine Liste<br />
auf <strong>der</strong> Homepage des Akademischen Auslandsamtes<br />
gibt Auskunft darüber, wo in Europa ein PJ - Aufenthalt<br />
über ERASMUS möglich ist.<br />
Wenn Sie einen Platz selbst organisieren möchten,<br />
schicken Sie Ihre Bewerbung zunächst als E-Mail an<br />
„University of ... / School of Medicine / Student Affairs/<br />
Electives Coordinator „. Eine Vorlage für ein englisch-<br />
sprachiges Schreiben finden Sie auf <strong>der</strong> Homepage des<br />
Akademischen Auslandsamtes. Sie sollten außerdem<br />
einen englischen Lebenslauf (CV) beifügen. Dann heißt<br />
es erstmal abwarten, ob noch zusätzliche Dokumente,<br />
wie z.B. ein „Dean‘s Letter“ (Vorlage auf <strong>der</strong> AAA-Seite),<br />
erfor<strong>der</strong>lich sind.<br />
Manchmal verlangen die Kliniken auch einen Nachweis<br />
über die Sprachkenntnisse. Einen DAAD-Sprachtest<br />
können Sie gegen eine geringe Gebühr im Fachsprachenzentrum<br />
<strong>der</strong> Universität Hannover o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Zentralstelle für Fremdsprachen <strong>der</strong> FH Hannover absolvieren.<br />
Gelegentlich ist sogar <strong>der</strong> offizielle amerikanische<br />
Sprachtest TOEFL erfor<strong>der</strong>lich. Zu diesem Test<br />
finden Sie weitere Informationen im Internet.<br />
Falls ein Empfehlungsschreiben eines Hochschullehrers<br />
notwendig ist, sprechen Sie eine Dozentin / einen<br />
Dozenten <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> an, die/<strong>der</strong> Sie kennt. Meistens<br />
werden auch Nachweise über bestimmte medizinische<br />
Untersuchungen und Impfungen verlangt. Eine Berufshaftpflichtversicherung<br />
(„malpractice insurance“) ist<br />
ein Muss für PJ in den USA und sollte so wie so immer<br />
zum „Reisegepäck“ gehören, genau wie eine Reisekrankenversicherung,<br />
die die komplette Zeit im Ausland<br />
abdeckt.<br />
Falls ein Visum für die Einreise benötigt wird, muss<br />
genug Zeit für dessen Beantragung einkalkuliert, denn<br />
<strong>der</strong> Vorgang kann bis zu drei Monaten Zeit in Anspruch<br />
nehmen.<br />
Weitere Infos sowie Tipps zur Finanzierung des Auslands<br />
- PJ’s finden Sie auf unserer Homepage unter<br />
www.mh-hannover.de/769.html<br />
Ritva Bargsten<br />
Akademisches Auslandsamt<br />
Sprechzeiten im WS:<br />
Montag & Dienstag 13–15 Uhr; Donnerstag 10–12 Uhr<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
curare 35
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Stress in Frankreich und spanische Gelassenheit!<br />
36<br />
„Und was heißt schon New York, Großstadt ist<br />
Großstadt. Ich war schon oft genug in Hannover<br />
– ich kenn’s!“ schrieb <strong>der</strong> deutsche Schriftsteller<br />
Arno Schmidt. Einige <strong>MHH</strong>-Studenten<br />
waren reiselustiger und verbrachten einen Teil<br />
ihres Praktischen Jahres im Ausland.<br />
Wohnen<br />
„Im Voraus hatte ich mir schon ein Zimmer im Wohnheim<br />
„Falaises“ organisiert, welches sehr zu empfehlen<br />
ist! 10qm incl. Bad und Dusche, Kühlschrank,<br />
Balkon und einem super Internetanschluss. Die Gemeinschaftsküchen<br />
(mit Mikrowellen und Backofen)<br />
waren immer ein guter Treffpunkt für uns, so hatte<br />
man als Neuankömmling sofort Anschluss und neue<br />
Freunde gefunden und wusste immer, wo und wann<br />
die Parties stattfinden. Lei<strong>der</strong> wird in den Küchen geklaut.“<br />
Lausanne<br />
„Das Studentenwohnheim Raatuse ist das neuste in<br />
Tartu. Es ist in gutem Zustand, und wenn etwas nicht in<br />
Ordnung ist, muss man nur <strong>der</strong> Houselady Bescheid geben<br />
und es wird meist noch am gleichen Tag repariert.<br />
Die Innenausstattung ist allerdings Geschmackssache.<br />
Küche und Bad haben keine Fenster und sind nur künst-<br />
lich beleuchtet. Wände und Fußböden sind grau… Fast<br />
alle Erasmusstudenten sind im 4. Stock untergebracht,<br />
dort finden also regelmäßig Partys statt. Wen das stört,<br />
<strong>der</strong> kann sicherlich innerhalb des Hauses umziehen<br />
o<strong>der</strong> es schon bei <strong>der</strong> Bewerbung angeben.“<br />
Tartu<br />
„Ein eher leidiges Thema in Bologna, denn <strong>der</strong> Wohnungsmarkt<br />
ist riesig und Einzelzimmer (camera singola)<br />
im Zentrum oft erst ab 350,- aufwärts zu haben. Aus<br />
diesem Grund teilen sich die italienischen Studenten<br />
häufig auch ein Zimmer (posto letto). Außerhalb des<br />
Ringes sind die Zimmer zwar billiger, aber das gesamte<br />
kulturelle Leben spielt sich eigentlich im alten Stadtkern<br />
ab, so dass es sich meiner Meinung nach lohnt, mehr<br />
zu zahlen und dort zu wohnen! Im Idealfall sollte man<br />
sich das Zimmer vorher anschauen, denn <strong>der</strong> Standard<br />
ist oft nicht mit dem deutschen vergleichbar.“<br />
Bologna<br />
„Es gibt unendlich viele Studenten in Bordeaux, aber<br />
nicht genügend Wohnungen. Vor allem im September,<br />
zu Beginn des Semesters, suchen alle, und es ist nicht<br />
ganz einfach, etwas zu finden…. Die Wohnheime liegen<br />
weit außerhalb <strong>der</strong> Stadt und man bekommt wenig<br />
vom südfranzösischen Flair mit. Außerdem gibt es kei-<br />
Madrid bei Nacht: „Das Wochenende fängt bereits Donnerstagabend an!“<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
PJ an <strong>der</strong> Côte d‘Azur: „Das Nachtleben in Nizza kann einen auf Trab halten.“<br />
ne Kühlschränke und keine Heizungen… Der Standard<br />
<strong>der</strong> Wohnungen in Bordeaux liegt deutlich unter dem<br />
in Deutschland. Die Gebäude sind alt und nicht selten<br />
ohne Heizung und einfach verglasten Fenstern. Auch<br />
über Mäuse in <strong>der</strong> Küche wurde das ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Mal geklagt. Ich habe es schließlich geschafft, bei zwei<br />
französischen Medizinstudentinnen einzuziehen.“<br />
Bordeaux<br />
Studieren<br />
„Auch an den OP-Tagen, hat man meist noch Zeit, die<br />
Visite mitzugehen, da es durchaus mal etwas dauert,<br />
bist die Patienten aufliegen, <strong>der</strong> morgendliche Kaffee<br />
im OP-Vorraum ist übrigens Pflicht….Spanische Gelassenheit.<br />
Auch die Notaufnahme an sich mit riesigen vollen<br />
Patientensälen, Lärm und irgendwie doch funktionieren<strong>der</strong><br />
obwohl nicht vorhandener Organisation ist für<br />
den Nordeuropäer durchaus spannend und es bietet<br />
sich auch immer die Möglichkeit, Abszesse zu öffnen<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e kleine Dinge selbst zu machen und sich<br />
die Diagnose typischer chirurgischer Krankheitsbil<strong>der</strong><br />
anzusehen.“<br />
Madrid<br />
„Generell ist es in Finnland so, dass man selbst aktiv<br />
werden muss und wenn man etwas wissen will auch<br />
fragen muss, die Ärzte erklären von sich aus nur selten.<br />
Assistieren konnte ich sehr viel, wobei es in Finnland<br />
viel entspannter zugeht als in Deutschland, man<br />
bekommt alles in Ruhe erklärt und kann auch in Ruhe<br />
üben, Nähen zum Beispiel. …Auch das Klima auf den<br />
Stationen ist viel entspannter, Hierarchien sind längst<br />
nicht so wichtig wie in Deutschland, <strong>der</strong> Chefarzt sitzt<br />
auch mit Krankenschwestern und Studenten zusammen<br />
beim Kaffee trinken, was ich wirklich sehr angenehm<br />
fand… Englisch sprechen eigentlich alle Ärzte<br />
und die meisten Schwestern… Die Diagnosen werden<br />
auf Latein in den Krankenblättern geschrieben…“<br />
Kuopio<br />
„Insgesamt scheint mir das Medizinstudium in Frankreich<br />
eindeutig stressiger zu sein als in Deutschland…<br />
curare 37
Editorial Inhalt Hochschule<br />
Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Die Erwartungen an die Stages (Praktika, die. Red.) waren<br />
unter allen Erasmulern sehr hoch und wurden lei<strong>der</strong><br />
häufig enttäuscht. Es gibt viele sehr gute, aber auch<br />
sehr schlechte Stages. Die Stage Bewertungen <strong>der</strong> Studenten<br />
(erhältlich bei den Carabins im Internet) sind<br />
nicht wirklich aussagekräftig, da diese stark abhängig<br />
von den jeweiligen Internes (Assistenzärzten) und von<br />
den Co-Externes (Kommilitonen) abhängig sind (ständiger<br />
Wechsel!!!)“<br />
Bordeaux<br />
„Da ich meine Sprachkenntnisse trotz vorbereitendem<br />
Spanischkurs etwas überschätzt hatte, fand ich es am<br />
Anfang schon schwierig, mich im OP-Alltag zu behaupten…<br />
Da eigentlich immer genug Chirurgen da waren,<br />
durfte ich mir aussuchen, in welchem Saal ich dabei<br />
sein wollte. So fand ich nach einiger Zeit heraus, welche<br />
Ärzte bereit waren, mir etwas zu zeigen und mich<br />
an den Operationen teilnehmen ließen. In dem übersichtlichen<br />
OP-Bereich gab es sowohl Unfallchirurgie,<br />
Orthopädie als auch Plastische Chirurgie und Handchirurgie.<br />
Ich habe von allem etwas gesehen und so einen<br />
guten Einblick in verschiedene Bereiche <strong>der</strong> Chirurgie<br />
bekommen. Das Arbeitsklima war sehr locker und fast<br />
familiär. Ich wurde im Laufe <strong>der</strong> Zeit gut in das Team<br />
integriert und unternahm auch in <strong>der</strong> Freizeit immer<br />
mal etwas mit den residentes.“<br />
Valencia<br />
38<br />
Leben<br />
„Das Nachtleben wird großgeschrieben, das Wochenende<br />
fängt bereits Donnerstagabend an. Es gibt aber<br />
auch unter <strong>der</strong> Woche keinen Tag, an dem man nicht<br />
etwas Interessantes unternehmen könnte. Ausgehen<br />
kann man ja nach Geschmack in Lavapies, Malasaña,<br />
Huertas, La Latina, Sol, Chueca, je<strong>der</strong> wird wohl problemlos<br />
etwas finden, das ihm zusagt. Die Kneipen sind<br />
bis 3 Uhr geöffnet und in vielen wird auch getanzt. Danach<br />
erst füllen sich die Discos.“<br />
Madrid<br />
„Beson<strong>der</strong>s angetan war ich vom Kulturangebot. Weltbekannte<br />
Theaterstücke sowie diverse Ballettauffüh-<br />
rungen und Opern kann man im Theater Vainamuse<br />
schon für 5 Euro anschauen. Alle Aufführungen waren<br />
englisch untertitelt…. Das kulinarische Angebot steht<br />
dem kulturellem im Nichts nach. Der Gaumen erfreut<br />
sich nicht nur an <strong>der</strong> vielseitigen einheimischen Küche,<br />
son<strong>der</strong> auch an <strong>der</strong> internationalen Küche. Eine Vielzahl<br />
an guten Kneipen und Pubs laden zum geselligen<br />
Ausklang des Tages ein. Die beliebtesten, in denen sich<br />
überwiegend Studenten aufhalten, sind Cafe „Wilde“,<br />
„Küssende Studenten“ und das Uni-Cafe mit Wintergarten.“<br />
Tartu<br />
„Nizza und die Gegend um Nizza ist vielfältiger als ich<br />
es mir vorgestellt hatte: Man kann am Strand sitzen,<br />
Wassersport betreiben, aber auch Ausflüge in die nahen<br />
Berge machen und Wan<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong>en Anstrengungen<br />
mit atemberaubenden Ausblick belohnt werden,<br />
Ski fahren, Kultur und Kultstätten besuchen, ins<br />
Theater, in die Oper gehen, Mussen besuchen, Monaco,<br />
Cannes, Antibes, Menton, Grasse, St. Tropez ... besichtigen.<br />
Das Nachtleben kann einen auf Trab halten,<br />
wenn man möchte.“<br />
Nizza<br />
„Es gibt außerdem eine Bar im Haus und diverse Veranstaltungen,<br />
so dass man sicher nicht einsam bleibt.<br />
Dazu trägt auch das Erasmus-Netzwerk von Gent bei,<br />
das einen von <strong>der</strong> Ankunft an begleitet. Beinahe jede<br />
Woche finden Veranstaltungen statt, von Parties über<br />
Schlittschuhlaufen bis zu Städte- und Wochenendreisen<br />
ist alles und für jeden Geschmack etwas dabei. Zu<br />
Beginn meines Tertials hatte ich an einer Stadtführung<br />
mit an<strong>der</strong>en Erasmus-Studenten teilgenommen, die<br />
einen guten Überblick gab über sowohl die kulturellen<br />
als auch die an<strong>der</strong>en Highlights <strong>der</strong> Stadt wie z.B. beson<strong>der</strong>e<br />
Kneipen (in denen man einen Schuh als Pfand<br />
abgeben muss, um den Gläserdiebstahl einzudämmen).“<br />
Gent<br />
Lust auf mehr? Auf <strong>der</strong> Seite des Akademischen Auslandsamtes<br />
finden sich viele Erfahrungsberichte.<br />
http://www.mh-hannover.de/3951.html<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
curare<br />
Stex Dir sonstwohin!<br />
PJ gemacht und dann? AStA-Alteisen Philip<br />
Bintaro berichtet über das neue ‚Hammer‘-<br />
Staatsexamen.<br />
Seit dem Prüfungstermin Herbst 2006 wird das neue<br />
„Hammerexamen“ (offiziell: 2. Abschnitt <strong>der</strong> Ärztlichen<br />
Prüfung) durchgeführt, welches die alte dreiteilige<br />
Prüfung ablöste. Die Vorgaben <strong>der</strong> letzten Novelle<br />
<strong>der</strong> Approbationsordnung für Ärzte (AppOÄ) brachten<br />
wesentliche Än<strong>der</strong>ungen mit sich. § 29 AppOÄ bestimmt<br />
nun, dass die Prüfung „[…] fallbezogen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
durch Fallstudien […]“ gestaltet werden muss.<br />
Unklar blieb jedoch, wie dies vom Institut für pharmazeutische<br />
und medizinische Prüfungsfragen (IMPP)<br />
umgesetzt werden würde. Befürchtungen wurden<br />
geäußert, dass auch weiterhin Kolibris und Spitzfindigkeiten<br />
an <strong>der</strong> Tagesordnung sein würden. Tatsächlich<br />
waren die ersten Ergebnisse unbefriedigend. Die<br />
Durchfallquote beim ersten Durchgang betrug fast 10<br />
%. Im Gegensatz zum alten zweiten Staatsexamen war<br />
dies ein Quantensprung und löste heftige Proteste unter<br />
den Studierenden aus. Mittlerweile scheinen sich<br />
die Prüflinge jedoch auf den neuen Modus eingestellt<br />
zu haben, da die Misserfolgsquote kontinuierlich sank<br />
(Frühjahr 2007: 8,6 %; Herbst 2007: 5,7 %; Frühjahr<br />
2008: 2,5 %).<br />
Weitreichende Än<strong>der</strong>ungen erstrecken sich auch auf<br />
den Prüfungsmodus. Das neue Examen wird an drei<br />
aufeinan<strong>der</strong>folgenden Tagen (früher: vier Tage) im<br />
April und Oktober durchgeführt. Die Aufgabenanzahl<br />
wurde von 580 auf 320 reduziert. An jedem Prüfungstag<br />
werden ca. 106/107 Fragen gestellt, wovon etwa<br />
die Hälfte aus konventionellen Einzelfragen besteht.<br />
Der restliche Teil bezieht sich auf vier Fallstudien. Beispiele<br />
hierfür können auf <strong>der</strong> Homepage des IMPPs<br />
eingesehen werden. Die Bearbeitungszeit beträgt pro<br />
Tag fünf Stunden. Daher sollte kein zeitliches Problem<br />
eintreten.<br />
Mögliches Zeitmanagement<br />
09.00 Uhr bis 10.30 Uhr Einzelfragen<br />
10.30 Uhr bis 11.15 Uhr Fallstudie 1<br />
11.15 Uhr bis 12.00 Uhr Fallstudie 2<br />
12.00 Uhr bis 12.45 Uhr Fallstudie 3<br />
12.45 Uhr bis 13.30 Uhr Fallstudie 4<br />
13.30 Uhr bis 14.00 Uhr Kontrolle, AdLib<br />
Auch <strong>der</strong> mündliche Teil wurde stark verän<strong>der</strong>t. Er<br />
findet nun an zwei Tagen statt. Verpflichtend ist mindestens<br />
eine Patientenzuweisung mit Anamneseerhebung,<br />
Untersuchung und <strong>der</strong> Anfertigung eines<br />
Berichts. Die Prüfungskommission kann jedoch auch<br />
mehr Patienten zuweisen. Der erste Tag soll patientenorientiert<br />
gestaltet werden. Am zweiten Tag kann das<br />
gesamt Stoffgebiet <strong>der</strong> Medizin überprüft werden. Der<br />
organisatorische Aufwand ist enorm, da kein Wechsel<br />
in <strong>der</strong> Prüfungskommission zwischen den zwei Tagen<br />
gestattet ist. Einzelprüfungen werden vom Landesprüfungsamt<br />
selten zugelassen. Die frühzeitige Anmeldung<br />
als Prüfungsgruppe mit vier Prüflingen ist daher<br />
unbedingt empfehlenswert.<br />
Philip Bintaro
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
40<br />
Titelthema Protest<br />
Wenn man <strong>der</strong> LokalpresseGlauben<br />
schenken<br />
darf, herrscht<br />
an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> immer<br />
eitel Sonnenschein.<br />
Doch wo Licht ist, ist<br />
auch Schatten: Frei nach dem<br />
Motto „Problem erkannt, Problem<br />
benannt“ klagen wir an,<br />
dass das Bistro Kanne zunehmend<br />
zum Fast-Food-Restaurant<br />
verkommt, erörtern wir, wieso<br />
die Gleichstellungsbeauftragte <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> falsche Prioritäten setzt, und<br />
zeigen, wo es in <strong>der</strong> Lehre hakt.<br />
Unter den Klägern: Ein Lehrverantwortlicher.<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Patienten, Forschung, Leere?<br />
Wie gut ist die Lehre an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> wirklich?<br />
Wie wichtig ist <strong>der</strong> Studentenunterricht für<br />
die Lehrenden? Und wer bildet sich in seiner<br />
Freizeit zum Wohle <strong>der</strong> Studenten fort? Diese<br />
und an<strong>der</strong>en Fragen versucht die CURARE<br />
auf den nächsten Seiten zu beantworten.<br />
Wie misst man die Güte eines Studiengangs? Man<br />
befragt die Absolventen, wie gut er sie auf das<br />
Berufsleben vorbereitet hat. Doch was tut man, wenn<br />
solche Daten nicht vorliegen? Die Evaluationsergebnisse<br />
auswerten? Gute Idee. Nur: Jemand, <strong>der</strong> sich gut<br />
verkaufen kann, muss nicht unbedingt den Lernstoff<br />
gut verkaufen. Den Progress-Test-Medizin zur Rate<br />
ziehen – ermöglicht er doch eine Vergleichbarkeit <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> mit an<strong>der</strong>en medizinischen Fakultäten? Prinzipiell<br />
ja, aber wie viele Studenten nehmen ihn wirklich<br />
ernst und beantworten alle Fragen gewissenhaft?<br />
Medizin an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>: Kein Gesamturteil möglich<br />
Journalisten wünschen sich, gut recherchierte Ergebnisse<br />
veröffentlichen zu können. Die Güte unseres<br />
Studiengangs Humanmedizin lässt sich nicht valide<br />
beurteilen, denn we<strong>der</strong> eine Absolventenbefragung<br />
noch eine Übersicht <strong>der</strong> Evaluationen <strong>der</strong> einzelnen<br />
Lehrfächer sowie die Progress-Test-Ergebnisse <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Unis liegen vor. Zumindest<br />
die letzteren zwei Ergebnisse würden demnächst<br />
veröffentlicht, versicherte uns <strong>der</strong> Leiter des Referats<br />
Studium und Lehre, PD Dr. Fischer, verantwortlich für<br />
die Evaluation.<br />
Zwar gibt es Studenten in wichtigen Ämtern, die eine<br />
interne Übersicht <strong>der</strong> Evaluationsergebnisse gesehen<br />
haben wollen. Diese sollen nicht immer positiv ausgefallen<br />
sein. „Es gab jede Menge Vieren.“, aber an solchen<br />
halbgaren Spekulationen wollen wir uns nicht<br />
beteiligen. Klammern wir uns lieber an die wenigen<br />
validen Ergebnisse, die öffentlich sind:<br />
Examensergebnisse: Hannover nur Mittelmaß<br />
Bei <strong>der</strong> Begrüßung <strong>der</strong> neuen Erstsemester im Oktober<br />
2005 rief Studiendekan Haller die Achse „Oxford, Harvard,<br />
Hannover“ aus. Diese kennen außer ihm bislang<br />
lei<strong>der</strong> nur die wenigsten. Noch ist die <strong>MHH</strong> weit davon<br />
entfernt. Betrachtet man die Examensergebnisse<br />
vom Frühjahr 2008 (die Herbstergebnisse waren zum<br />
Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht), findet<br />
sich die <strong>MHH</strong> eher in <strong>der</strong> Achse „Göttingen, Hamburg,<br />
Hannover“ wie<strong>der</strong>. Und zwar auf dem 3. Platz. Die exzellente<br />
Forschung, die die <strong>MHH</strong> in einigen Hochschulrankings<br />
in die Spitzengruppe katapultierte, bringt dem<br />
Studenten wenig. Für seine Ausbildung ist nach wie vor<br />
eine gute Lehre elementar. Will man exzellente Ärzte<br />
ausbilden, muss man in die Lehre investieren.<br />
Die Ergebnisse des Herbstexamens und genauere Daten<br />
findet man unter www.impp.de<br />
Lieber Nature als Vorlesung<br />
Doch auch die Examensergebnisse sind wenig aussagekräftig,<br />
ein getestet und für gut befundene Ärzte kann<br />
nicht automatisch gut befunden. Wenden wir uns lieber<br />
dem Stellenwert <strong>der</strong> Lehre innerhalb <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu:<br />
Die Tatsache, dass bestimmte Professoren lieber in <strong>der</strong><br />
Patienten-Uni als vor Studenten eine Vorlesung halten,<br />
sagt viel aus. Die Höhe des gezahlten Lehr-LOMs<br />
von 1 Millionen im Vergleich zu mehrstelligen Millionensummen,<br />
die allein aus Drittmitteln <strong>der</strong> Forschung<br />
zur Verfügung stehen, auch. Eine Veröffentlichung in<br />
<strong>der</strong> Nature, o<strong>der</strong> aber auch in <strong>der</strong> Hannoverschen Allgemeinen,<br />
liegt in <strong>der</strong> Attraktivitätsskala <strong>der</strong> meisten<br />
Professoren eindeutig vor Studentenunterricht. Als<br />
Student bleibt oft das Gefühl, hinter <strong>der</strong> Patientenversorgung<br />
und <strong>der</strong> Forschung nur auf Platz 3 <strong>der</strong> Prioritätenliste<br />
zu stehen. Böse Zungen behaupten gar, die Tatsache,<br />
dass im neuen <strong>MHH</strong>-Logo das H für Hochschule<br />
nach unten abgerutscht ist, sei kein Zufall.<br />
altes Logo neues Logo<br />
Anhand von Einzelbeispielen sollte man jedoch nicht<br />
auf die Gesamtheit des Lehrkörpers schließen, es gibt<br />
viele Engagierte (siehe auch den Kasten „Aus Schaden<br />
wird man klug“). Einer dessen großes Engagement<br />
auf Unverständnis gestoßen ist, ist Professor Günther.<br />
Was ihm in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> wi<strong>der</strong>fahren ist, lesen Sie auf den<br />
nächsten Seiten.<br />
curare 41
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
42<br />
Wie kann man die Lehre verbessern?<br />
Ein Lehrer mit fachlicher und pädagogischer Ausbildung<br />
hat oft Probleme, seinen Schülern leicht- bis mittelschwere<br />
Sachverhalte zu erklären. Ein Hochschullehrer<br />
mit fachlicher, aber ohne jegliche pädagogische<br />
Ausbildung, soll seinen Studenten hochkomplexe Sachverhalte<br />
erklären. Da liegt es in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache,<br />
dass oft wenig hängen bleibt.<br />
Wie kann man nun die Lehre verbessern? Jürgen Klinsmann<br />
liefert die Antwort: „Wir wollen jeden Spieler<br />
jeden Tag besser machen.“ So wie Jürgen Klinsmann<br />
die Bayern-Spielern verbessern will, muss die <strong>MHH</strong> dafür<br />
Sorge tragen, dass die Lehre ihrer Angestellten besser<br />
wird. Nur lehr-kompetente Professoren machen so<br />
gute Lehre, dass die Studenten davon einen Mehrwert<br />
haben.<br />
Zwar gibt es seit 2005 die berufsbegleitende Fortbildung<br />
„Aktiv in <strong>der</strong> Lehre“. Die Zahl <strong>der</strong> Teilnehmer ist<br />
bislang jedoch sehr überschaubar. 21 Lehrende haben<br />
bislang das 1,5 Jahre dauernde Programm absolviert.<br />
Zwei Lehrende beginnen den berufsbegleitenden Stu-<br />
Ausbildung zur Lehre? Prinzip Hoffnung<br />
Niemand würde wohl seine Kin<strong>der</strong> freiwillig an eine weiterführende<br />
Schule schicken, an <strong>der</strong> die meisten Lehrkräfte<br />
nie gelernt haben, wie man unterrichtet. Lehrer haben<br />
neben ihrer fachlichen immer auch eine didaktische Ausbildung.<br />
An deutschen Medizinischen Fakultäten war dies<br />
bei den Dozentinnen und Dozenten bisher lei<strong>der</strong> oft an<strong>der</strong>s.<br />
Deren Werdegang ist in <strong>der</strong> Regel: Das Absolvieren<br />
des Medizinstudiums, das keinerlei Schulung didaktischer<br />
Fähigkeiten beinhaltet, sowie eine im Wesentlichen auf erfolgreicher<br />
Forschung gründende Habilitation. Der »Ausbildung<br />
zur Lehre« lag in <strong>der</strong> Vergangenheit dabei das Prinzip<br />
Hoffnung zu Grunde: Wer klug genug für die Forschung ist<br />
und habilitiert, wird wohl auch wissen, wie man gut unterrichtet<br />
– o<strong>der</strong> es im Lauf <strong>der</strong> Zeit schon irgendwie lernen.<br />
Zum Glück schließt dies nicht aus, dass unter den so »Ausgebildeten«<br />
exzellente Lehrkräfte zu finden sind. Aber dies<br />
ist doch eine ziemlich unprofessionelle und wenig effektive<br />
Vorgehensweise. Sie überlässt hoch motivierten Nachwuchs<br />
einer Mischung aus Eigeninitiative und Zufall. Die<br />
zukünftigen Dozentinnen und Dozenten, die als Ärzte o<strong>der</strong><br />
Naturwissenschaftler im Hörsaal, bei Seminaren und Praktika<br />
o<strong>der</strong> am Krankenbett den Studentenunterricht an den<br />
Hochschulen leisten, werden mit hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
ihr didaktisches Geschick konfrontiert, aber mit ihren Wünschen<br />
und Problemen bisher alleine gelassen.<br />
<strong>MHH</strong> Info, Ausgabe April/Mai 2007<br />
diengang Master of Medical Education. Die Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> Lehrenden - laut Postverteiler gibt es über 1000<br />
- ist Autodidakt.<br />
Simply be the best! - Anspruch und Wirklichkeit<br />
Zwei Jahre lang verschenkte <strong>der</strong> Präsident Rucksäcke<br />
an die Erstsemester. Darauf abgebildet: das <strong>MHH</strong> Logo<br />
und <strong>der</strong> Spruch „Simply be the best!“. Ein sehr zu begrüßen<strong>der</strong><br />
Anspruch. Nicht nur für die Studenten, son<strong>der</strong>n<br />
gerade für die Lehre und ihren Stellenwert innerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. Doch noch klafft hier eine große Lücke<br />
zwischen Anspruch und Wirklichkeit.<br />
Fakt ist: Die Lücke zwischen mittelmäßigen Prüfungsergebnissen<br />
und höchsten Ansprüchen zu schließen,<br />
erfor<strong>der</strong>t die Mitarbeit <strong>der</strong> Studenten. Grundvoraussetzung<br />
für herausragende Leistungen ist jedoch eine<br />
herausragende Lehre. Um dem eigenen Anspruch<br />
„Simply be the best!“ gerecht zu werden, sind große<br />
Anstrengungen zwingend erfor<strong>der</strong>lich – auch von Seiten<br />
<strong>der</strong> Hochschule.<br />
Ole Tempelhof<br />
Aus Schaden wird man klug<br />
… lautete <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> Antrittsvorlesung<br />
des frischgebackenen<br />
Privatdozenten Dr. med. Ralf Vonberg<br />
(35!) zum Thema nosokomiale<br />
Infektionen. Vielleicht hat er<br />
dabei auch an seine Studentenzeit<br />
gedacht und sich deshalb fortgebildet:<br />
Der Mitarbeiter des Instituts<br />
für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene<br />
ist einer von acht<br />
Absolventen des Kurses „Aktiv in <strong>der</strong> Lehre“, <strong>der</strong> mittlerweile<br />
zum zweiten Mal von <strong>der</strong> Personalentwicklung <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> gemeinsam mit <strong>der</strong> Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik<br />
des Kompetenzzentrums Hochschuldidaktik für<br />
Nie<strong>der</strong>sachen abgehalten wurde. Berufsbegleitend über<br />
1,5 Jahre verteilt, lernen Dozenten in kleinen Gruppen,<br />
wie man gute Lehre macht. Und das mit Erfolg: PD Dr.<br />
Ralf Vonberg erhält im Internetportal www.meinprof.<br />
de Bestnoten. Erfreulich: Der dritte Kurs hat bereits begonnen.<br />
Die Planung für den vierten Kurs ist bereits abgeschlossen.<br />
Die weiteren Teilnehmer des diesjährigen<br />
Abschlussjahrgangs waren: PD Dr. rer. nat. Michael Ba<strong>der</strong>,<br />
Dr. med. dent. Anton Demling, Prof. Dr. med. Thomas<br />
Tschernig, Theresia Asselmeyer, Dr. med. Andreas Meyer,<br />
Dr. med. Sabine Dettmer, PD Dr. med. Nils Schnei<strong>der</strong>. Insgesamt<br />
haben sich bislang 21 Dozenten weitergebildet.<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
curare 43
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Zufrieden<br />
mit <strong>der</strong><br />
Lehre?<br />
Von Fritz Nielsen<br />
Am 15. September 2008 wurde ein Brief<br />
verfasst, <strong>der</strong> Einblick bot in bisher unbekanntes<br />
Terrain: ein Insi<strong>der</strong>-Bericht<br />
eines verzweifelten Lehrverantwortlichen<br />
über mangelndes Engagement,<br />
mangelnde Lehrför<strong>der</strong>ung und eine<br />
Menge Steine, die ihm in den Weg gelegt<br />
wurden. >>
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Dass Studenten mit <strong>der</strong> Lehre chronisch unzufrieden<br />
sind, ist ja bekannt. Dass aber sogar<br />
bei Lehrbeauftragten <strong>der</strong> Geduldfaden<br />
dünn wird, ist neu.<br />
Zufrieden, saturiert, wunschlos glücklich – es gibt<br />
zahlreiche Formulierungen für einen schwer erreichbaren<br />
Zustand. Einen Zustand, <strong>der</strong> gerade bei Studenten<br />
mit feurigem Eifer, eifrigem Feuer o<strong>der</strong> einer<br />
Biographie elterlicher Verwöhnung nahezu unmöglich<br />
herbeizuführen ist. Nehmen wir diesen Umstand nun<br />
aber als entschuldbar adoleszente Einfachheit mit<br />
Reifepotential hin, stellen sich trotzdem Fragen: Was,<br />
wenn auch in gescheiteren, geschulteren Köpfen allmählich<br />
Zweifel um die Lehre an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> keimen und<br />
ein Bedürfnis kneift, irgendwo zwischen Aufbegehren<br />
und Insubordination? Was, wenn plötzlich aus den Reihen<br />
des Lehrkörpers Anklagen zu hören sind, nicht gegen<br />
die Studierenden gerichtet, oh nein, son<strong>der</strong>n gegen<br />
einen bürokratischen Apparat mit unzweideutigen<br />
Aufgaben und außer Kontrolle geratenen Intentionen?<br />
Was, wenn scharfe Worte eindrücklich Ausdrückliches<br />
kritisieren, nicht bloß auf dem Boden einer bemerkenswerten<br />
humanistischen Bildung, son<strong>der</strong>n mit vielen<br />
Jahren leidiger Erfahrung als Lehrwilliger an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
im Gepäck, und einem (un)gesunden Maß an Ver- und<br />
Überdruss?<br />
Fragen über Fragen<br />
Viele Fragen – und bislang keine Antwort! Aber wer ist<br />
<strong>der</strong> Ursprung dieses interrogativen Rundumschlags? Es<br />
handelt sich um Prof. Dr. Günter, inoffizieller alleiniger<br />
Lehrbeauftragter <strong>der</strong> Frauenklinik und Leiter <strong>der</strong> gynäkologischen<br />
Poliklinik. Noch. Denn am 15. September<br />
2008 ging ein von ihm verfasster, knapp 20-seitiger<br />
Brief an Prof. Bitter-Suermann, sowie an das Nie<strong>der</strong>sächsische<br />
Ministerium für Kultur und Wissenschaft,<br />
an den Studiendekan Prof. Haller, den Direktor <strong>der</strong><br />
Frauenklinik Prof. Hillemanns, an Studiendekanat und<br />
–sekretariat, und ferner an den AStA und oha: den Personalrat.<br />
Warum denn <strong>der</strong> Personalrat? Nun, <strong>der</strong> Inhalt<br />
seines Manifestes legt durchaus eine arbeitsrechtliche<br />
Absicherung nahe:<br />
„Den Personalrat habe ich mit einbezogen, da<br />
ich negative Sanktionen nicht sicher ausschließen<br />
kann.“<br />
Dieser vorletzte Satz des Briefes impliziert jedenfalls<br />
schon Entrüstung über das Geschriebene auf Rezipientenseite.<br />
Ob diese Vorahnung begründet ist, bleibt<br />
vorläufig ungewiss; einzig unwahrscheinlich ist sie<br />
nicht. Denn Prof. Günter geht hart ins Gericht mit den<br />
Gegebenheiten in <strong>der</strong> Frauenklinik, und den diese Realitäten<br />
Affirmierenden. Einen Mangel an Engagement<br />
für die Lehre schil<strong>der</strong>t er von seinen Kollegen aus <strong>der</strong><br />
Frauenklinik.<br />
„Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich diesen<br />
Brief nicht schreibe, um einzelne Personen<br />
zu beschuldigen. Jede geschil<strong>der</strong>te Episode ist<br />
unter den bekannten schwierigen Verhältnissen<br />
<strong>der</strong> Universitätskliniken durchaus zu erklären.<br />
Mein Wunsch ist es, dass meine Haltung nachvollzogen<br />
werden kann, und sich letzlich die Situation<br />
<strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrenden in <strong>der</strong><br />
Frauenklinik verbessert.“<br />
Einen Mangel also, den er aber auch entschuldbar findet,<br />
wird doch nach seiner leibhaften Erfahrung eine<br />
Beschäftigung mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> angehenden<br />
Ärzte „leitungsassoziiert“ annähernd gar nicht unterstützt;<br />
im Gegenteil stießen Verlautbarungen des<br />
Lehrbeauftragten in Konferenzen und Besprechungen<br />
regelmäßig auf mutwillig verschlossene Ohren o<strong>der</strong><br />
abtuende Bemerkungen. Wie Prof. Günter an mehreren<br />
Stellen seines Schreibens schil<strong>der</strong>t, reagierten auf<br />
diese Missstände beleuchtende Briefe, Emails, Anrufe<br />
selbst Studiendekan und Präsident nur zurückhaltend,<br />
ausweichend o<strong>der</strong> schlichtweg gar nicht.<br />
„(…) da ich, neben vielen an<strong>der</strong>en Themen, auch<br />
dieses Problem in mindestens zwei Briefen an<br />
Herrn Professor Haller ansprach; die Briefe blieben<br />
unbeantwortet. Erst ein dritter, recht umfänglicher<br />
Brief, <strong>der</strong> als Kopie auch das Nie<strong>der</strong>sächsische<br />
Staatsministerium für Wissenschaft<br />
und Kultur erreichte, wurde letztlich beantwortet<br />
(…). Herr Minister Stratmann hat mich abschließend<br />
persönlich angeschrieben (…). Auch<br />
aufgrund meiner bereits angedeuteten Erfahrungen,<br />
muss ich die Kommunikationsfähigkeit<br />
des Staatsministerium höher einschätzen als<br />
diejenige <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule, die<br />
an<strong>der</strong>erseits in ihrem Leitbild von sich selbst behauptet,<br />
dass wir ‚auf hohem Niveau‘ kommunizieren.“<br />
Wie <strong>der</strong> Müßiggang des Lasters, so ist <strong>der</strong> Umzug <strong>der</strong><br />
Frauenklinik aus dem Oststadtkrankenhaus in den<br />
Ro<strong>der</strong>bruch <strong>der</strong> Anfang <strong>der</strong> Leiden des Prof. Günter<br />
gewesen. Als geschäftsführen<strong>der</strong> Oberarzt wurden<br />
ihm damals die geplanten Neuerungen an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
curare 45
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
angereicht, die von ihm schließlich getragene Verantwortung<br />
für den reibungslosen Ablauf <strong>der</strong> Lehre wurde<br />
ihm aber zu keinem Zeitpunkt offiziell übergeben.<br />
Nach dem Umzug und mit frischgebackenen Pflichten<br />
steht die erste Enttäuschung bevor:<br />
„Für die Seminare musste ein geeigneter Raum<br />
gefunden werden. Aus verschiedenen Gründen<br />
schien mir einer <strong>der</strong> Konferenzräume des Neubaus<br />
geeignet zu sein. Man bedeutete mir, dass<br />
das ‚infrastrukturelle Gebäudemanagement‘ (…)<br />
zuständig sei. (…) Die Antwort, die ich dort bekam,<br />
werde ich nie vergessen: ‚Diese Räume gehören<br />
Ihnen nicht!‘. Nun, das war mir durchaus<br />
bekannt. Aber dass ich als Frauenkliniker, in <strong>der</strong><br />
neu eingerichteten Frauenklinik, für die Lehre<br />
<strong>der</strong> Frauenklinik ein gewisses Nutzungsrecht haben<br />
würde, davon war ich allerdings ausgegangen.<br />
Die wesentliche Begründung für den ablehnenden<br />
Bescheid war, dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> mit den Räumen durch Vermietung auch<br />
Geld verdienen wolle!“<br />
Keine Dozenten?<br />
Mit viel Geduld und Durchsetzungsvermögen wurde<br />
die Räumlichkeit schließlich ergattert und <strong>der</strong> Weg insgesamt<br />
geebnet für eine Lehrreform in <strong>der</strong> Frauenheilkunde:<br />
weniger Vorlesung, mehr praktische Bezüge im<br />
intensivierten Blockpraktikum, ein zielgerichtetes Prüfungssystem.<br />
Verheißungsvolle Neuerungen, no doubt,<br />
aber auch ambitioniert. Wie sich bald herausstellen<br />
sollte, überfor<strong>der</strong>ten die neuen Ansätze die Engagement-<br />
und Opferbereitschaft <strong>der</strong> meisten ärztlichen<br />
Kollegen in <strong>der</strong> Frauenklinik.<br />
46<br />
„Für den Unterricht während des Blockpraktikums<br />
existiert ein Stundenplan, dem jedes Mitglied<br />
<strong>der</strong> Klinik schon Wochen vor Beginn des<br />
Tertials entnehmen kann, wann Unterrichtsverpflichtungen<br />
anstehen, Sprechstunden, sogar<br />
Operationstage könnten ebenso geplant werden<br />
wie Urlaub, Dienstreisen, etc.. (…) Trotz dieser<br />
Planbarkeit und Wechselmöglichkeit, kam es<br />
seit dem Ende des letzten Jahres und wie<strong>der</strong>holt<br />
auch in den Tertialen dieses Jahres zu einer Häufung<br />
von Unterrichtsausfällen, die nicht mehr<br />
erklärbar, nicht mehr korrigierbar und somit<br />
auch nicht mehr hinnehmbar war.“<br />
Lei<strong>der</strong> findet man im Lehralltag, wie Prof. Günter ihn<br />
schil<strong>der</strong>t, immer wie<strong>der</strong> Studenten verloren auf Stationsfluren<br />
umhergeistern, von ihren Lehrverantwortlichen<br />
verlassen irren sie umher, auf <strong>der</strong> Suche nach<br />
Räumen, Seminaren o<strong>der</strong> schlicht einem Klausurtermin.<br />
„In Kenntnis dieser Problematik, habe ich vor<br />
zwei Jahren während einer Besprechung des<br />
Kollegiums den Vorschlag gemacht, man möge<br />
für die Lehre zwei bis drei Kolleginnen/Kollegen<br />
benennen (natürlich auf freiwilliger Basis), die<br />
sich in den einzelnen Funktionsbereichen dafür<br />
zuständig fühlen, dass die Studierenden eben<br />
nicht unbeachtet bleiben und möglicherweise<br />
auch einmal – außer Herrn Günter – wissen<br />
wann, wo und unter welchen Bedingungen eine<br />
Klausur geschrieben werden soll. Ich bin mir<br />
nicht sicher, ob dieser Vorschlag überhaupt zur<br />
Kenntnis genommen wurde, denn leitungsassoziiert<br />
ist mit keiner Silbe darauf eingegangen<br />
worden. Hingegen wurden – ohne jeden Übergang<br />
(!) – Probleme des Brustzentrums diskutiert,<br />
zweifellos ein hochwichtiges Thema.“<br />
Ärger in <strong>der</strong> Chefetage?<br />
Es zeichnet sich zusehends ab, wer tatsächlich Ziel <strong>der</strong><br />
Günterschen Kritik ist. Es sind nämlich nicht die Assistenten,<br />
die Stationsärzte denen die scharfen Worte<br />
gelten. Der angesprochene Mangel an Lehrbereitschaft<br />
wird nachvollziehbar, vor dem Hintergrund einer „leitungsassoziierten“<br />
Entmutigung jeden Engagements,<br />
und Kenntnis <strong>der</strong> Tatsache, dass „auch die Assistenten<br />
wissen – und ich werfe ihnen dieses noch nicht einmal<br />
vor, da es allzu verständlich ist -, womit man innerhalb<br />
<strong>der</strong> Klinik reüssieren kann.“<br />
Lehre wird also nicht geför<strong>der</strong>t, Studenten werden als<br />
Belastung, bestenfalls als notwendiges Übel betrachtet.<br />
Da muten Beschwörungen und Treueschwüre seitens<br />
Prof. Haller à la „1. Lehre, 2. Forschung, 3. Klinik“<br />
doch recht mulmig an, wenn – wo vielleicht gute Intentionen<br />
vorhanden – die Umsetzung großer Pläne<br />
im Dreschen hohler Phrasen erstickt wird. Hektische<br />
Versuche schließlich, drastische Examensergebnisse<br />
abzuwenden, führen für Beteiligte nur zu weiterer Frustration.<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
„Im Rahmen eines Repetitoriums vor dem so<br />
genannten Hammerexamen sollte die Frauenklinik<br />
jetzt vier Stunden übernehmen, die<br />
ich vergleichsweise leicht an die Frau und den<br />
Mann gebracht habe. Diese vier Stunden sind<br />
<strong>der</strong> Hochschule 1000 Euro wert. Letzteres ist<br />
eine Verhöhnung all <strong>der</strong>jenigen, die sich in den<br />
letzten Jahren um die Lehre bemüht haben und<br />
dabei kaum zur Kenntnis genommen worden<br />
sind.“<br />
Klausur - Quo vadis?<br />
Hingegen scheint das Abschneiden <strong>der</strong> Studenten in<br />
<strong>der</strong> „Fachprüfung“ Gynäkologie in <strong>der</strong> Frauenklinik<br />
niemanden so recht zu interessieren. Prof. Günter<br />
betont, dass er nie von Mitglie<strong>der</strong>n des Lehrkörpers<br />
nach Klausurergebnissen gefragt wurde. Warum auch?<br />
Konzeptionell und redaktionell steht hinter den Prüfungen<br />
im Fach Frauenheilkunde ja selbstverständlich<br />
<strong>der</strong> – ich wie<strong>der</strong>hole: inoffizielle – Lehrverantwortliche<br />
Prof. Günter. Dieser hat sich in den vergangen Jahren<br />
befleißigt, für jede Klausur jeweils neue Fragen zu entwerfen,<br />
immerhin 150 Fragen pro Jahr. Dass ihm diese<br />
Mehrarbeit innerhalb <strong>der</strong> Klinik als gelinde gesagt<br />
Dummheit angekreidet wurde, und die Fragenzahl um<br />
20% reduziert wurde, führte zu zunehmen<strong>der</strong> Resignation<br />
und dazu, dass in <strong>der</strong> Folge nahezu ausschließlich<br />
alte Klausurfragen verwendet wurden und werden.<br />
Wie leicht nachvollziehbar ist, führt dieser Umstand<br />
natürlich zu einem zunehmend besseren Notendurchschnitt.<br />
Worüber sich aber niemand wun<strong>der</strong>t, denn,<br />
ach ja, die Ergebnisse interessieren ja niemanden. Einzig<br />
Prof. Günter war in <strong>der</strong> Lage, diese schwer durchdringlichen<br />
Zusammenhänge zu erkennen.<br />
„[Im Kollegium] habe ich auf diese Beobachtung<br />
<strong>der</strong> immer besser werdenden Klausurergebnisse<br />
hingewiesen, woraufhin niemand die Frage stellte,<br />
ob man dafür eine Begründung geben könne.<br />
Auch auf meine geradezu auffor<strong>der</strong>nde Bemerkung<br />
hin ‚Ich weiß, warum das so ist‘, konnte<br />
„Darf man das, muss man das als<br />
kollektives Desinteresse interpretieren?“<br />
curare 47
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
48<br />
niemand den morgendlichen perzeptiven Halbschlaf<br />
abschütteln, um sich zu einer entsprechenden<br />
Frage aufzuraffen. Darf man das, muss<br />
man das als kollektives Desinteresse interpretieren?“<br />
Besorgt also um Prüfungen, „die real existierende Lehre“<br />
und entsprechende Mittel versuchte Prof. Günter<br />
im letzten Jahr nicht nur ein mo<strong>der</strong>nes Ultraschallgerät<br />
zur Unterweisung von Studierenden zu beantragen<br />
– bislang ergebnislos -, er wandte sich auch an Prof.<br />
Haller mit berechtigten Bedenken, „ob die Verwendung<br />
eines erheblichen Teils <strong>der</strong> Studiengebühren für<br />
die elektronische Prüfungsform auch mit dem Nie<strong>der</strong>sächsischen<br />
Hochschulgesetz vereinbar sei. Ich bot darüber<br />
hinaus an, die Prüfungen weiterhin ‚von Hand‘<br />
auszuwerten, und zwar für den halben Preis, um mit<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hälfte Unterrichtsmaterial (…) anschaffen<br />
zu können. Dieser Brief ist bis heute unbeantwortet geblieben.“<br />
Genau wie viele an<strong>der</strong>e Gesuche um Gehör<br />
ohne Reaktion blieben.<br />
Ein Armutszeugnis?<br />
Man muss sich das Maß an Frustration und Verzweiflung<br />
vorstellen - o<strong>der</strong> zumindest den Versuch unternehmen<br />
–, Jahre seines Lebens investiert zu haben,<br />
hart gearbeitet, sich regelmäßig geärgert und immer<br />
wie<strong>der</strong> herbe Tiefschläge eingesteckt zu haben; ein<br />
20seitiger Brandbrief überrascht dann nicht sehr. Unerwartet<br />
kommt auch nicht ein Schlussplädoyer, das<br />
einen frühgeburtlichen HannibaL kritisch beäugt, tiefe<br />
Enttäuschung über persönliche und professionelle Erfahrungen<br />
ausdrückt, großen „Respekt und Dankbarkeit<br />
gegenüber denjenigen (…), die sich unter häufig<br />
schwierigen Bedingungen für die Lehre einsetzen“, jedoch<br />
auch „Verständnis gegenüber denjenigen, die weniger<br />
Engagement zeigen, zeigen können (?), da sie sich<br />
unter den jetzigen Bedingungen nur ausgesprochen systemkonform<br />
verhalten“ und zu dem Ergebnis kommt,<br />
die <strong>MHH</strong> sei „nicht in <strong>der</strong> Lage, eine verlässliche und<br />
qualitativ anspruchsvolle studentische Lehre sicherzustellen.<br />
Dieses ist für mich nicht akzeptabel. Die <strong>MHH</strong><br />
ist, und ich sage dieses voller Respekt und Anerkennung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e gegenüber <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Leitung<br />
<strong>der</strong> Frauenklinik, durchaus eine ‚Hochforschung‘ und<br />
eine ‚Hochklinik‘, eine Hochschule ist sie in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />
Verfassung nicht.“<br />
Puh. Nun sind dies harte Worte gewesen, reichlich Kritik,<br />
ein wenig Schmunzeln, alles in allem eine berechtigte<br />
und dringend notwendige Gegendarstellung. Aber<br />
einer Studentenzeitschrift stellt sich jetzt die Frage:<br />
was bedeutet dieser Brief für die Studienten? Gewiss<br />
falsch ist es zu sagen: „Wir haben’s ja schon immer gewusst,<br />
die Lehre an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> ist unterirdisch.“ Erstens<br />
haben es die meisten nicht gewusst, zweitens sind die<br />
meisten, schlachterwärts trabenden Schäfchen gleich,<br />
mit getrottet, Ja und Amen sagend, und drittens, nun,<br />
Prof. Günters Darstellung bezieht sich ja vor allem auf<br />
seine Erfahrungen in <strong>der</strong> Frauenklinik. Anhaltspunkte<br />
zum weiterführenden Diskurs bieten sicherlich die Verhaltensweisen<br />
von Studiendekan und Präsidium, welche<br />
auf Proteste seitens Prof. Günter umschweifig o<strong>der</strong><br />
stumm blieben. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Beitrag<br />
mutwillig geöffnete Ohren im Lehrkörper erreicht, die<br />
vielleicht mutig und willig sind, sich zu offenbaren in<br />
vergleichbarer Weise; gewiss ist Prof. Günter nicht allein.<br />
Und was ist mit uns?<br />
Die Konsequenz, die wir Studenten aus diesem erstaunlichen<br />
Ereignis ziehen sollten, ist Engagement.<br />
Der Tatsache, dass Prof. Günter sich jahrelange mit<br />
viel Wohlwollen und vollem Körpereinsatz unserer<br />
Sache gewidmet hat, sollten wir Rechnung tragen,<br />
indem wir nicht alles hinnehmen wie es ist, vielmehr<br />
den angelernten Realismus ablegen und ein Gewand<br />
aus sozialer Verantwortlichkeit, Kollegialität und Integrität<br />
überwerfen, dabei nicht in selbstmitleidigen,<br />
lähmenden Zynismus verfallen, son<strong>der</strong>n auf dem Weg<br />
lieber ein Fünkchen Sarkasmus erlernen und uns über<br />
ein Schlusswort wie dieses freuen, von Prof. Dr. Hans<br />
Heinrich Günter:<br />
„Im letzten Jahr fand ein Staffeltriathlon statt,<br />
bei dem sich die Mannschaft <strong>der</strong> Frauenklinik<br />
den dritten Platz erschwamm, erradelte und<br />
erlief, eine höchst anerkennenswerte Leistung.<br />
Das Präsidium <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> fühlte sich bemüßigt<br />
für die Beteiligten eigens eine Urkunde drucken<br />
zu lassen, in <strong>der</strong> u.a. von ‚Vorbildfunktion‘ <strong>der</strong><br />
Beteiligten zu lesen war. Seither rate ich jedem<br />
von überdurchschnittlichem Engagement in <strong>der</strong><br />
Lehre ab und empfehle stattdessen dringend<br />
den Erwerb von Badehose, Rennrad und Laufschuhen.“<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Ein Tritt in den Nacken<br />
„Wehe, wenn sie losgelassen!“ warnte uns<br />
Schiller schon 1799 im Lied von <strong>der</strong> Glocke.<br />
Einen an <strong>der</strong> letzteren hat wohlmöglich die<br />
Gleichstellungsbeauftragte <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, so suggeriert<br />
es zumindest ihr jüngstes Werk.<br />
Man wun<strong>der</strong>t sich. Je<strong>der</strong> weiß: <strong>der</strong> Zitronenfalter<br />
flattert. Nichtsdestotrotz gibt es Menschen, die<br />
glauben, dieser Schmetterling verbringe sein Leben<br />
mit dem Falten von Zitronen. Ähnlich verhält es sich<br />
mit Bärbel Miemietz. Nur dem Hirntod gefährlich Nahe<br />
glauben heute noch, die Gleichstellungsbeauftragte <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> befasse sich mit ihrem Auftrag, die Geschlechter<br />
gleichzustellen. Au contraire.<br />
Jüngste Errungenschaft <strong>der</strong> pseudoemanzipatorischen<br />
Geißel <strong>der</strong> Hochschule ist die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung.<br />
Än<strong>der</strong>ung? Was gibt es denn zu än<strong>der</strong>n an<br />
einem Dokument, das lupenreiner nirgends zu finden<br />
ist und in seiner Vollkommenheit Bürokraten höchster<br />
Ordnung vor Ehrfurcht beben lässt? Nun, ab sofort gibt<br />
es elementare Erweiterungen eklatanter Natur: statt<br />
vom Studenten ist nun die Rede von <strong>der</strong> Studentin,<br />
die ihr Promotionsgesuch nicht dem Präsidenten, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> (zumindest vorläufig) imaginären Präsidentin<br />
vorlegt – wobei „die feminine Form aller geschlechtsspezifischen<br />
Beschreibungen (…) entsprechend für die<br />
männliche Form“ gilt.<br />
Die atemberaubende Hohlköpfigkeit <strong>der</strong> Bemühungen<br />
um diese Modifikation nimmt ihre zermürbend dumpfe<br />
Gestalt erst recht an, betrachtet man sie mit dem<br />
analytischen Auge des (angeblichen) Akademikers.<br />
Abgesehen von <strong>der</strong> Tatsache, dass dies perfide Treiben<br />
mit Gleichstellung etwa so viel gemein hat wie<br />
die FDP mit Freiheit, geschahen diese Undinge unter<br />
dem verachtenswerten Deckmantel einer scheinbaren<br />
Frauenfreundlichkeit. Selbst wenn aber mit einfältig<br />
gutem Gewissen gehandelt wurde – und man möchte<br />
Frau Miemietz ja zu allerletzt <strong>der</strong> Eigendemontage<br />
bezichtigen; das Ergebnis ist eines, das unproduktiver,<br />
ja entwerten<strong>der</strong>, wo nicht gar hämelnd zerstörerischer<br />
für die Sache <strong>der</strong> Emanzipation kaum sein könnte.<br />
Denn solcherlei Profanität ist mit lächerlich, unprofessionell<br />
und jeden Diskurs lähmend noch sehr wohlwollend<br />
umschrieben. In <strong>der</strong> Konsequenz schadet nun<br />
Frau Miemitz nicht allein dem, was zwar nicht ihr Arbeitgeber,<br />
aber immerhin sie sich selbst aus eigenem<br />
„ --- Ich hatte gerade die Gelegenheit den Artikel „ Der<br />
Trend geht zur Ärztin „ <strong>Curare</strong> Juni 2008 zu lesen. Lei<strong>der</strong><br />
sind Sie <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Propaganda von Frau Miemietz erlegen.<br />
Die <strong>MHH</strong> hat zwar ein Zertifikat „familiengerechte<br />
Hochschule“, die Realität sieht lei<strong>der</strong> komplett an<strong>der</strong>s<br />
aus. Wie Sie dem letzten Bericht des Personalrats entnehmen<br />
können, wird die Mehrheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungsanträge<br />
von <strong>MHH</strong>-Mitarbeitern insbeson<strong>der</strong>e im<br />
ärztlichen Dienst abgelehnt (>80/Jahr). Als männlicher<br />
Arzt und Vater hat man keine Chance einen <strong>MHH</strong>-Betreuungsplatz<br />
zu bekommen. Die Hochschule ist alles<br />
(z.B. „supramaximal“ in den Worten unseres Vorstands)<br />
nur nicht familienfreundlich.“<br />
---PD Dr. Christoph R.<br />
fehlgeleitetem Antrieb auf die Fahnen geschrieben<br />
hat; es ist nicht zuletzt auch eine brisante Mischung<br />
aus kolossaler Zeitverschwendung und – erneut: hoffentlich<br />
ungewollter – Ablenkung von an<strong>der</strong>en, echten<br />
Problemen.<br />
Kin<strong>der</strong>betreuung und Tagesstättenplätze sind ein<br />
heißes Thema, gestern, heute, morgen; ein Thema, das<br />
wie geschaffen scheint für … hm, let’s say: eine Gleichstellungsbeauftragte.<br />
Wie CURARE nun aus einem<br />
Leserbrief (siehe Kasten) erfuhr, griff jene aber unverzüglich<br />
instinktiv ins Klo: scheint die Situation auf den<br />
flüchtigen ersten Blick rosig wie ein zu betreuen<strong>der</strong><br />
Babypopo, so zeigt sich dem Scharfsinnigen schnell,<br />
dass es zwar <strong>der</strong> alleinerziehenden Frau durchaus berechtigterweise<br />
einigermaßen leicht fällt, einen <strong>der</strong><br />
heißbegehrten Tagesplätze zu ergattern. Männer mit<br />
Betreuungswunsch hingegen stehen mächtig doof da,<br />
denn sie fallen schlicht nicht ins bevorzugte Schema.<br />
Nun wird dem Medizinstudenten das Hinterfragen<br />
von dahingestellten Tatsachen generell tüchtig ausgetrieben<br />
– und das on a daily basis. Doch es muss doch<br />
einem jeden noch so verstumpft degenerierten Sabberheini<br />
wie die sprichwörtlichen Schuppen von den<br />
Augen fallen, dass eine Benachteiligung von Männern<br />
NUR so ausgelegt werden kann: <strong>der</strong> Mann mit Kind hat<br />
ja eine FRAU zu Hause, die sich um den Nachwuchs zu<br />
kümmern hat.<br />
Wenn Alice Schwarzer wüsste, wie an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> <strong>der</strong> Feminismus<br />
höflich zum Kantsteinbeißen gebeten wird.<br />
Fritz Nielsen<br />
curare 49
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />
Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
50<br />
Kanne: Where did it all go wrong?<br />
Currywurst mit Pommes statt bunter, gesun<strong>der</strong><br />
Vielfalt. Ein ambitioniertes Campus-<br />
Bistro verkommt zur Fast-Food-Filiale. Wie<br />
konnte dies passieren? CURARE-Redakteur<br />
Ole Tempelhof begibt sich auf Spurensuche.<br />
Bistro Kanne – ein Quantensprung…<br />
Mit Einführung des Modell-Studiengang HannibaL<br />
im Jahr 2005 sollte <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> <strong>der</strong> Sprung in<br />
die Bell-Etage <strong>der</strong> medizinischen Fakultäten gelingen.<br />
Raus aus dem grauen Mittelfeld, rein ins Ballkleid: Das<br />
Studium an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> erschien im neuen, aufregendem<br />
Gewand. Das Studentenwerksbistro in <strong>der</strong> Caféteria,<br />
das bis dato die Studenten mit grundsoli<strong>der</strong> Kost zu<br />
bezahlbaren Preisen versorgte, war da plötzlich nicht<br />
mehr repräsentativ genug.<br />
Zum Glück kam die Kanne Group und versprach als<br />
Gegenleistung für die Einrichtung dreier Cafés das<br />
Studentencafé unter Hörsaal F mit den Gewinnen <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en zwei (in <strong>der</strong> Ladenpassage im Haupthaus und<br />
im TPFZ) zu subventionieren. Grundsolide Kost zu dank<br />
Subventionen bezahlbaren Preisen, exklusive Innenausstattung<br />
und das alles direkt vor den Büros des Präsidiums<br />
– ein weiterer Quantensprung zur attraktiven<br />
Hochschule schien gemacht.<br />
…für den studentischen Geldbeutel<br />
Was anfangs durchaus viel versprechend begann, ist<br />
mittlerweile – zumindest als Studentenversorger –<br />
grandios gescheitert. Quantensprünge macht nur noch<br />
<strong>der</strong> Geldbetrag, <strong>der</strong> im Bistro Kanne die studentische<br />
Geldbörse verlässt. Anfangs kostete eine Currywurst<br />
mit Pommes inklusive Salat 3,00 Euro. Dann wurde erst<br />
<strong>der</strong> Salat gestrichen, heute kostet eine Currywurst mit<br />
Pommes – immer noch ohne Salat – 3,90 Euro (mittlerweile<br />
wie<strong>der</strong> auf 3,50 Euro korrigiert, die Redaktion).<br />
Doch eine Currywurst mit Pommes ist kein rares Gut<br />
wie Gold o<strong>der</strong> Elfenbein. Wie ist dieser rasante Preisanstieg<br />
zu erklären? Das Kind fiel in den Brunnen, als sich<br />
die Kanne Group entschloss, das Campus-Bistro zu verkaufen.<br />
Unter dem neuen Betreiber Sodexo, aber weiterhin<br />
unter altem Namen, musste es plötzlich gewinnorientiert<br />
arbeiten. Die Preiserhöhungen Anfang 2007<br />
– als Mehrwertsteuererhöhungsfolge verkauft – war<br />
die erste Folge des Betreiberwechsels. Die Entlassung<br />
eines beliebten Mitarbeiters eine weitere.<br />
Stört das denn gar keinen?<br />
Und heute? Die großen Coca-Cola Leuchttafeln mit<br />
den Gerichten erinnern in punkto Angebotsvielfalt<br />
und Preisgestaltung zunehmend an ein Fast-Food-Restaurant.<br />
Was denken die Mitglie<strong>der</strong> des Präsidiums,<br />
wenn sie in diesen Tagen das Bistro Kanne betreten?<br />
Wie müssen sich bloß die Mitarbeiter fühlen, wenn sie<br />
Hamburger für 4,50 Euro verkaufen sollen? Heißt das<br />
Bistro Kanne demnächst McKanne? O<strong>der</strong> KanneKing?<br />
Statt Gesundem mit Pfiff gibt es Einfaches mit Fett.<br />
Und das in einer medizinischen Hochschule!<br />
Ob das neue Konzept ankommt? Entscheiden tut dies<br />
am Ende <strong>der</strong> Kunde. Viele einstige Kanne-Fans gehen<br />
mittlerweile zum Mittagessen in die Mensa. Dieses<br />
Übersprungverhalten ist dennoch keine endgültige Lösung:<br />
Die Hochschule muss sicherstellen, das ihre Studenten<br />
sich auch außerhalb <strong>der</strong> Mensa-Öffnungszeiten<br />
gesund und günstig auf dem Hochschulgelände ernähren<br />
können. Nur gehen kommerzielle Interessen und<br />
studentengerechte Preise selten Hand in Hand. Eine<br />
Lösung wäre ein vom Staat subventioniertes Unternehmen:<br />
Studenten, die noch die „Vor-Kanne-Zeiten“<br />
miterlebt haben, wünschen sich das Studentenwerk<br />
zurück.<br />
Lei<strong>der</strong> ist unbekannt, wie lange <strong>der</strong> Vertrag zwischen<br />
dem neuen Betreiber und Hochschule noch läuft. Bis<br />
dahin heißt es, in Erinnerungen zu schwelgen: Früher<br />
war zwar nicht alles, aber manches besser.<br />
Arm dran<br />
Leidtragenden <strong>der</strong> verfehlten Preispolitik sind die<br />
Angestellten: Immer freundlich, immer zuvorkommend<br />
– und mittlerweile umso häufiger im wahrsten<br />
Sinne des Wortes allein gelassen. Sie sind es, die unmittelbar<br />
unter dem Gewinnstreben zu leiden haben:<br />
Einerseits müssen sie den Ärger <strong>der</strong> Kunden<br />
über die erhöhten Preise ertragen. An<strong>der</strong>seits haben<br />
sie Angst um ihren Job. Sollten die Studenten<br />
zunehmend das Bistro Kanne boykottieren, trifft es<br />
zwar schon den Chef, am härtesten aber trifft es die<br />
Angestellten.<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
So geht‘s auch: angemessener Preis für Kaffee bei <strong>der</strong> „Kaffee Günstig“-Aktion von AStA und CampusLife (oben)<br />
und gesundes, frisches Essen auf dem ausgewogenen Speiseplan <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Mensa (unten)<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />
Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
52<br />
Interview mit einem Kritiker<br />
Fritz Nielsen sprach für die CURARE exklusiv<br />
mit einem <strong>der</strong> kritischsten Nörgler über Beweggründe,<br />
Strategien und Bor<strong>der</strong>line-Journalismus.<br />
Wie sind Sie Kritiker geworden?<br />
Naja, man wacht nicht eines Tages auf und sagt:<br />
ich bin jetzt Kritiker. Ich bin da so rein geschlid<strong>der</strong>t. (reminisziert)<br />
Als Dreikäsehoch war ich schon immer sehr<br />
vorlaut, ein echter Naseweis. Später dann hab ich mal<br />
jemanden verbessert o<strong>der</strong> habe ab und zu getadelt.<br />
(stolz) Mit <strong>der</strong> Zeit wurde ich ein richtiger Besserwisser.<br />
Wie haben die Menschen in Ihrem Umfeld darauf reagiert?<br />
(entnervt) Vor allem unverständig. Die meisten Leute<br />
verstehen nicht, dass eine Menge dazu gehört, an<strong>der</strong>en<br />
ins Wort zu fallen ohne Ahnung von <strong>der</strong> Materie<br />
zu haben. Viele denken, man müsse beson<strong>der</strong>s belesen<br />
sein, o<strong>der</strong> selbst fachkundig, um Kritik zu üben.<br />
(schmunzelt) Dabei war mein Erfolgsrezept stets: marginale,<br />
oberflächliche Kenntnis grober Zusammenhänge<br />
pflegen und jedem aufs Brot schmieren, <strong>der</strong> sich<br />
nicht ausdrücklich wehrt o<strong>der</strong> Reißaus nimmt. (zufrieden)<br />
Die meisten Menschen mögen das sehr.<br />
Und was wenn nicht? Befürchten Sie Kritik an <strong>der</strong><br />
eigenen Person o<strong>der</strong> brauchen Sie sich darum keine<br />
Sorgen machen?<br />
Sorgen zu machen. (neunmalklug) Wer brauchen ohne<br />
zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen.<br />
(verzeihend) Aber das kann jedem mal passieren.<br />
Nun, in meinen Augen gibt es an mir eigentlich nichts<br />
zu kritisieren. (unreflektiert) Ich bin ein ehrlicher und<br />
offener Mensch, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en direkt und vorbehaltlos<br />
seine Meinung sagt, ob die das wollen o<strong>der</strong> nicht. Wer<br />
das an<strong>der</strong>s sieht, hat lei<strong>der</strong> unrecht und ist wahrscheinlich<br />
einfach dumm.<br />
Was raten Sie Nachwuchskritikern?<br />
(altklug) Überzeugung und eine laute Stimme. Man<br />
muss als Kritiker voll und ganz hinter seiner Sache stehen<br />
um gehört zu werden. (ambivalent) Außerdem ist<br />
es wichtig, wandlungsfähig zu sein und mit fliegenden<br />
Fahnen seine Meinung än<strong>der</strong>n zu können. (inkonsistent)<br />
Schließlich zählt vor allem, gegenwärtige Strömungen<br />
zu treffen und sich gängigen Ansichten zu unterwerfen.<br />
Was sagen Sie zu <strong>der</strong> Aussage: ‚Es ist leichter zu kritisieren<br />
als zu erschaffen‘?<br />
(bagatellisiert) Davon halte ich nicht viel. Mein Beruf,<br />
meine Berufung ist eine Kunst für sich und – das<br />
darf man nicht vergessen – Kunst kommt von können,<br />
nicht von wollen; sonst hieße es ja Wulst. (ablenkend)<br />
Elementar ist es, unliebsame Fragen und Statements<br />
durch leere Phrasen zu umgehen. Hilfreich ist auch ein<br />
Vorwurf o<strong>der</strong> eine Gegenfrage. (konsequent) Finden<br />
Sie nicht auch, Sie Stümper?<br />
Das finde ich jetzt aber etwas unfair bzw. weit hergeholt<br />
…<br />
(pauschalisiert) Ich denke, alle Kritiker verallgemeinern.<br />
(apologetisch) Verzeihen Sie die krude Attacke,<br />
das macht das Geschäft. Schließlich muss man oft<br />
plötzlich Menschen angreifen, die man schon lange<br />
kennt und schätzt. Und sich anschließend wie<strong>der</strong> mit<br />
ihnen verbrü<strong>der</strong>n. (fraternisierend) Sie kennen das ja.<br />
Zum Abschluss: was ist gegenwärtig Objekt Ihrer Kritik?<br />
Alles, was sich mir anbietet. (zusammenfassend) Das<br />
ist das schöne an dem Beruf: irgendwas gibt es immer<br />
zu bemängeln, zu meckern und zu nörgeln. Daher<br />
hüte ich mich vor konstruktiver Kritik. (konklusiv) Denn<br />
wenn sich etwas bessert, bin ich arbeitslos.<br />
Vielen Dank für das gespräch.<br />
(kritisiert) Sie meinen sicher: Gespräch.<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />
Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
curare<br />
Belletristik<br />
Auch in dieser Ausgabe präsentieren wir wie<strong>der</strong><br />
lesenswertes Fachfremdes aus <strong>der</strong> Welt<br />
<strong>der</strong> Literatur.<br />
Carlos Ruiz Zafón<br />
Der Schatten des Windes<br />
Suhrkamp Verlag<br />
ISBN: 3518458000<br />
Einige Bücher haben in<br />
meinem Leben den Weg gefunden,<br />
über den Hirnnerv<br />
II, Sehbahn, etc. etc. zum<br />
Großen Ganzen. Freilich<br />
nicht so viele, wie man es<br />
sich wünscht und bei Wein<br />
und Kerzenschein einzugestehen<br />
vermag. Doch das ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e war es doch,<br />
und once in a blue moon, wie man jenseits des Kanals/<br />
Atlantiks sagt, kommt eines daher, das einen doch<br />
arg gefangen nimmt. Carlos Ruiz Zafons ‚Schatten des<br />
Windes‘ ist ein solches. Fast unverschämt gut gelingt<br />
es dem Autor, den Leser zu fesseln und mitzureißen<br />
– und damit auch den dem Roman innewohnenden<br />
Zauber auf den Rezipienten zu übertragen; womit dieser,<br />
ohne es zu ahnen, selbst Teil <strong>der</strong> Erzählung wird,<br />
Philip Roth<br />
Je<strong>der</strong>mann<br />
Rowohlt Verlag<br />
ISBN: 3499245949<br />
Nachdem ich vor einiger<br />
Zeit Alan Islers „Der Prinz<br />
<strong>der</strong> West End Avenue“ gelesen<br />
hatte, kam mir Roths<br />
Vorletzter etwas déjà vu<br />
vor: wie<strong>der</strong> ein alter New<br />
Yorker Jude, <strong>der</strong> über sein<br />
ver-, zer- und gelebtes Dasein<br />
sinnt und einem Abschied,<br />
Verlust und Schmerz erklärt; und eine damit<br />
einhergehende bzw. daraus resultierende zähe, überschäumende,<br />
archaische Lebenslust. Lüstern ist Roth<br />
ja gern einmal, und im Vergleich zum (von mir) gegenübergestellten<br />
Isler scheut er sich auch nicht, die Fe-<br />
wenn auch nur auf <strong>der</strong> vielzitierten Meta-Ebene. Im<br />
Klartext: Zafon berichtet von dem Jungen Daniel, dem<br />
als Sohn eines Buchhändlers ein geheimnisvoller Band<br />
in die Hände fällt, <strong>der</strong> ihn völlig vereinnahmt und in<br />
einen düsteren Strudel mysteriöser Ereignisse zieht.<br />
Sehr ähnlich ergeht es dem Leser, <strong>der</strong> den Roman fieberhaft<br />
verschlingt, und je<strong>der</strong> möglichen Windung <strong>der</strong><br />
Geschichte nach- und sich in tollkühnen Vermutungen<br />
ereifert. Die bedrohlich gezeichnete Atmosphäre eines<br />
Nachkriegs-Barcelona des Franco-Regimes, in das einen<br />
<strong>der</strong> Autor entführt, unterstreicht gewissenhaft<br />
eine leidenschaftliche, charmante, spannende Erzählung.<br />
Einzig <strong>der</strong> letzte Abschnitt des Buches mutet arg<br />
deus-ex-machinös an, diesen Umstand verzeiht man<br />
aber ohne Weiteres , klärt <strong>der</strong> Autor doch äußerst versöhnlich<br />
alle, und es gibt <strong>der</strong>er reichlich, Andeutungen,<br />
Rätsel, Geheimnisse auf, so dass am Ende keine Frage<br />
offen bleibt, außer vielleicht diese: warum ist das Buch<br />
schon zu Ende?<br />
Fritz Nielsen<br />
<strong>der</strong> mal in das pornographische Tintenglas zu tauchen.<br />
Was also als recht melancholisches Trübsal beginnt<br />
(Roth eröffnet mit dem Begräbnis des Protagonisten),<br />
entwickelt zusehends an Leben, Verve, Leidenschaft.<br />
Während <strong>der</strong> namenlose Je<strong>der</strong>mann aus dem Titel am<br />
Abend vor seiner letzten Bypass-OP seine Kindheit als<br />
Sohn eines stolzen Juweliers, seine drei gescheiterten<br />
Ehen, seine Funktion als Vater dreier Kin<strong>der</strong> und seinen<br />
eigenen körperlichen Verfall im Alter rekapituliert,<br />
präsentiert er eine ausgewiesen kathartische Entwicklung,<br />
die das unvermeidliche (und vorweggenommene)<br />
Ende erst fern, dann unheimlich und schließlich<br />
akzeptabel zeigt; und <strong>der</strong> Leser wird sich eines weisen,<br />
sehr geschickten Autoren gewahr, <strong>der</strong> einem äußerst<br />
reflektiert die gewissen Essenzen eines Lebens darlegt,<br />
wie es wohl nur wenige vermögen. Außerdem erfährt<br />
man, wie man ein Grab aushebt.<br />
Fritz Nielsen<br />
53
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />
Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
54<br />
Tony Hawk als Schwangerschaftsberater<br />
Fragt Ihr Euch auch gelegentlich, was die Englän<strong>der</strong><br />
diesen Sommer gemacht haben, während<br />
Kontinental-Europa Fußball gucken konnte?<br />
Nick Hornby<br />
Slam<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag<br />
ISBN: 3462039652<br />
Für diejenigen Briten, <strong>der</strong>en<br />
literarisches Niveau den<br />
„Daily Mirror“ übersteigt, hat<br />
Arsenal-Fan und Bestseller-<br />
Autor Nick Hornby, pünktlich<br />
zur EM sein neues Buch<br />
„Slam“ veröffentlicht. An<strong>der</strong>s<br />
als seine bisherigen Werke<br />
(u.a. High Fidelity, About a<br />
Boy, How to be good) ist “Slam” ein Jugendroman geworden.<br />
Protagonist ist <strong>der</strong> 16jährige Sam. Er wohnt in London,<br />
hat eine 32jährige alleinerziehende Mutter und verbringt<br />
seine komplette Freizeit auf dem Skateboard.<br />
Seine Begeisterung geht so weit, dass er mit einem Poster<br />
von Tony Hawk, dem weltbesten Skateboar<strong>der</strong>, redet.<br />
Tony Hawks Tipps wirken: Auf dem Weg zu immer<br />
besseren Tricks kann Sam wenig stoppen. Lediglich ein<br />
Sturz, im Skaterjargon ein „Slam“, wirft ihn gelegentlich<br />
zu Boden. Ein ganz an<strong>der</strong>er Slam droht sein Leben aus<br />
<strong>der</strong> Bahn zu werfen, als er die 15jährige Alicia kennen<br />
lernt und kurz darauf schwängert.<br />
Junge Menschen haben Sex – und plopp – ist jemand<br />
schwanger. Sicher, die Geschichte an sich ist nicht neu.<br />
Aber Nick Hornby verschafft ihr mit einfachen Zutaten<br />
die nötige Würze: Die hippe Umgangssprache macht<br />
den werdenden Vater Sam lebendig. Dessen Hobby,<br />
das Skaten, passt dazu. Hier findet er zwei Personen,<br />
die sein Leben reflektieren und ihm Ratschläge geben:<br />
Einmal <strong>der</strong> intellektuell eher bedarfte Rubbish und<br />
vor allem Tony Hawk, <strong>der</strong> nicht nur als Poster von <strong>der</strong><br />
Wand hängt, son<strong>der</strong>n über eingestreute Zitate aus seiner<br />
Autobiographie Lebensweisheiten von sich gibt.<br />
Dennoch ist Slam kein Skaterroman. Nick Hornby ist<br />
es vielmehr gelungen, eine lebendige und witzige Geschichte<br />
über das ernste Thema Teenagerschwanger-<br />
schaft zu erzählen. Neben dem feinen Humor besticht<br />
„Slam“ durch die Glaubwürdigkeit, mit <strong>der</strong> Hornby<br />
seinen Erzähler beschreibt. Denn dieser ist kein Held.<br />
Er ist ein Junge, <strong>der</strong> am liebsten vor seinen Problemen<br />
wegläuft. O<strong>der</strong> sie zumindest aufschieben möchte.<br />
Nick Hornby als Jugendbuchautor. Kann das gut gehen?<br />
Ganz klar: Ja! „Slam“ gehört zu den besten Büchern<br />
Hornbys und bereitet auch Erwachsenen ohne Einschränkung<br />
großes Lesevergnügen. Das Buch schafft<br />
es, ein ernstes Thema mit Humor zu behandeln, ohne<br />
es dabei <strong>der</strong> Lächerlichkeit preiszugeben. Diese Kunst<br />
beherrschen nur wenige Autoren. Nick Hornby ist einer<br />
von ihnen.<br />
Sex? Eine ganz beson<strong>der</strong>e Umarmung!<br />
Spannende Geschichte, ernster Hintergrund: In keinem<br />
westeuropäischen Land werden so viele Teenager<br />
schwanger wie in Großbritannien. Nach Angaben des<br />
britischen Gesundheitsministeriums gibt es jährlich<br />
rund 40 000 Schwangerschaften bei 15-17jährigen<br />
Mädchen, knapp die Hälfte von ihnen treibt ab. Umgerechnet<br />
heißt dies: 40 von 1000 britischen Mädchen<br />
werden zwischen 15 und 17 werden schwanger. Eine<br />
Hauptschuld sehen Experten, bei <strong>der</strong> mangelhaften<br />
Aufklärung. An einigen Schulen spreche man von Sex<br />
als „ganz beson<strong>der</strong>er Umarmung“, berichtet die Online-Ausgabe<br />
<strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung. In den Nie<strong>der</strong>landen<br />
hingegen, dem europäischen Land mit den<br />
wenigsten Teenagerschwangerschaften, wird Schülern<br />
<strong>der</strong> richtige Umgang mit einem Kondom vorgeführt.<br />
Genau das macht auch „Mit Sicherheit verliebt“ – das<br />
Aufklärungsprojekt von <strong>MHH</strong> Studenten für Schüler.<br />
Wer mitmachen möchte, findet mehr Informationen<br />
unter:<br />
www.msv-hannover.de<br />
Ole Tempelhof<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Modemensch<br />
Medizinstudent<br />
von Jana Kaszian<br />
curare 7
Helli:<br />
Kleid von Marie geschenkt bekommen: 0 €<br />
Stiefel von Street: 80 €<br />
Stulpen von <strong>der</strong> kleinen Schwester: 5 min Angst<br />
Strickjacke von H & M: 20 DM<br />
breiter Armreif vom Flohmarkt: 0,5 €<br />
kleine Armreifen geschenkt bekommen: 0 €<br />
Unterwäsche: trägt sie nicht<br />
6<br />
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Ler-<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />
Robi:<br />
Pullover von Mami geschenkt bekommen<br />
Gürtel vom Opa geklaut<br />
Hose von Levis: 79 €<br />
eine Socke von H&M: 2,95 €<br />
an<strong>der</strong>e Socke von Extra: 1,99 € im 6er Pack<br />
Rucksack von The North Face: 55 €<br />
curare 7
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Welche Krankheit ist hier sinngemäß dargestellt?<br />
58<br />
curare<br />
Fritz Nielsen
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor Humor<br />
Das indiskrete Organ<br />
Antworten gehen an presse@mhh-asta.de<br />
Hochkarätige Preise: unter den Einsen<strong>der</strong>n<br />
korrekter Lösungen verlosen die CURARE und<br />
<strong>der</strong> StudienVerlag drei Exemplare dieses spannenden<br />
Fachbuches von Bernhard Kathan.<br />
„Weißt Du, was eine Transplantation ist?“<br />
So eröffnet <strong>der</strong> Kulturwissenschaftler Bernhard Kathan<br />
seinen Reigen, <strong>der</strong> mittels 400 aufgearbeiteter Texte<br />
in die verschiedensten Bereiche <strong>der</strong> Literatur entführt:<br />
von Märchen und Schauergeschichten über den phantastischen<br />
Roman eines Edgar Allen Poe bis hin zu den<br />
Werken eines Robert Musil o<strong>der</strong> H. C. Artmann. Kathan<br />
hält fest: Nase, Niere, Gehirn und Kopf – in Erzählung<br />
o<strong>der</strong> Traumfragment ist alles verpflanzbar.<br />
Beson<strong>der</strong>s das „Eigene“ und das „Fremde“ stehen im<br />
Mittelpunkt <strong>der</strong> Darstellung. Die Entwicklung des mo<strong>der</strong>nen<br />
Organ- und Körperverständnisses im Laufe <strong>der</strong><br />
Jahrhun<strong>der</strong>te wird deutlich. Die Vorstellung, dass sich<br />
<strong>der</strong> Spen<strong>der</strong> durch sein Organ dem Empfänger mitteilt<br />
– dass also die Hand eines Mör<strong>der</strong>s zum Mör<strong>der</strong> mache,<br />
jene eines Diebes zu einem Dieb –, diese Vorstellung<br />
ist heute genauso verschwunden, wie jene vom<br />
Toten, <strong>der</strong> zurückkehrt, um sich das geraubte Organ<br />
zu holen.<br />
Beispiele aus <strong>der</strong> Darstellenden Kunst dokumentieren<br />
das Thema auf bildhafte Art und Weise. Der medizinhistorische<br />
Konnex durchzieht das gesamte Buch wie<br />
eine Lebensa<strong>der</strong>.<br />
Der Autor<br />
Bernhard Kathan, geboren 1953 in Vorarlberg, seit Jahren<br />
durch Projekte und Ausstellungen im öffentlichen<br />
Raum vertreten, lebt und arbeitet in Innsbruck.<br />
Bernhard Kathan<br />
Das indiskrete Organ<br />
Organverpflanzungen in literarischen Bearbeitungen<br />
204 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen,<br />
fest gebunden mit Schutzumschlag<br />
curare 59
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />
Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
60<br />
Hannover Hautnah:<br />
Die Kleefel<strong>der</strong><br />
Gartenstadt<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />
Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Nachdem wir in <strong>der</strong> letzten Ausgabe ausführlich<br />
über die wechselhafte Geschichte des alten<br />
Conti-Werks in Limmer berichtet haben,<br />
begeben wir uns nun in Kleefeld auf Zeitreise<br />
und berichten, wie die roten Backsteinhäuser<br />
entstanden sind, die man linkerhand<br />
bewun<strong>der</strong>n kann, wenn man mit <strong>der</strong> Linie 4<br />
vom Kantplatz Richtung <strong>MHH</strong> fährt.<br />
Hätte Cäsar nicht über den gallischen Krieg, son<strong>der</strong>n<br />
über Kleefeld geschrieben, hätte er sagen können:<br />
Kleefeld est omnis divisa in partes tres – Kleefeld ist<br />
in drei Teile geteilt : 1. Eine kleinbürgerliche Wohnsiedlungen<br />
mit Mehrfamilienhäusern nördlich <strong>der</strong> Eisenbahn.<br />
Dort wohnen auch viele <strong>MHH</strong>-Studenten. 2.<br />
Zwei Wohnsiedlungen südlich <strong>der</strong> Eisenbahn, getrennt<br />
durch die Kirchrö<strong>der</strong> Straße, auf <strong>der</strong> die Linie 4 verkehrt:<br />
ganz im Süden das Philosophenviertel mit Stadtvillen<br />
(prominentester Bewohner: Christian Wulff) -<br />
und 3. in <strong>der</strong> Mitte: die Gartenstadt.<br />
Die Gartenstadt - Von <strong>der</strong> Idee bis zur Realisierung<br />
Der Begriff Gartenstadt wurde um 1900 vom Englän<strong>der</strong><br />
Ebenezer Howard geprägt. Ausgehend von seinem<br />
Buch „Garden cities of tomorrow“ entwickelte sich<br />
auch in Deutschland eine Bewegung, die in <strong>der</strong> Gründung<br />
<strong>der</strong> Deutschen Gartenstadt Gesellschaft gipfelte.<br />
Die Deutsche Gartenstadt Gesellschaft for<strong>der</strong>te die Errichtung<br />
von eigenständigen Trabantenstädten, um den<br />
Arbeitern Wohnungen mit Gärten sowie öffentliche<br />
Gebäuden und Arbeitsmöglichkeiten vor <strong>der</strong> Haustür<br />
zu bieten. Tatsächlich umgesetzt wurde das Konzept in<br />
Deutschland nur ein einziges Mal, in Hellerau bei Dres-<br />
den. Stattdessen entstanden vielerorts reine Wohngegenden<br />
mit großzügigen Grünflächen, sogenannte<br />
Gartenvorstädte. So auch in Hannover-Kleefeld.<br />
Wie kam es dazu? Stadtbaurat Karl Elkart rief 1927 zu<br />
einem Architektur-Wettbewerb auf, mit dem Ziel das<br />
damals unbebaute Stück zwischen Kirchrö<strong>der</strong> Straße<br />
und Eisenbahn im Stile einer Gartenstadt zu bebauen.<br />
Einst war dort ein Rittergut gewesen. Neben <strong>der</strong> guten<br />
Verkehrsanbindung durch Eisen- und Straßenbahn<br />
und <strong>der</strong> Eilenriedenähe gab es einen weiteren Vorteil:<br />
das Gelände war im Stadtbesitz. An den letzten Pächter,<br />
den Landwirt Ebell, erinnert heute die Ebellstraße.<br />
Elkart und seine Preisträger Koellecker, Springer und<br />
Fricke entwickelten folgendes Konzept:<br />
Die Anlage <strong>der</strong> Wohnstraßen verläuft in Nord-Süd-<br />
Richtung, um eine günstige Belichtung zu erreichen.<br />
Jede Straße wurde durch eine bestimmte Baumart<br />
wie Ahorn, Kirsche, Birke, Kastanie und Linde zur Allee.<br />
Die Wallmodenstraße verbreitert sich in <strong>der</strong> Mitte<br />
<strong>der</strong> Gartenstadt zu einem Schmuckplatz, einem tiefer<br />
gelegenen Rasenplatz, <strong>der</strong> auf einer Seite von einem<br />
Rosenbeet eingefasst war. Die Häusergruppen bestehen<br />
aus 4-7 Einzelhäusern, sind aus Backsteinklinker<br />
und haben Vorgärten. Für die Vorgärten und die tatsächlichen<br />
Gärten hintern den Häusern gab es strenge<br />
Auflagen: Man durfte nur zu bestimmten Zeiten seine<br />
Wäsche zum Trocknen aufhängen. Verboten waren:<br />
Starkwüchsigen Bäume, Antennen o<strong>der</strong> Gartenlauben,<br />
Zäune, Mauern und hohe Hecken. So sollte <strong>der</strong> Garten,<br />
weil <strong>der</strong> Blick auf die an<strong>der</strong>en Gärten nicht versperrt<br />
curare 61
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />
Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
war, optisch größer wirken. Tatsächlich wurden vor<br />
allem Doppel- und Reihenhäuser realisiert, aber die<br />
Ausstattung mit mindestens fünf Zimmern und oftmals<br />
Garagen macht deutlich, dass hier für Angehörige <strong>der</strong><br />
mittleren und gehobenen Schicht gebaut wurde: Kaufmänner,<br />
Ingenieure, Ärzte, Geschäftsführer und Regierungsbeamte.<br />
Auch <strong>der</strong> Bürgermeister Arthur Menge und auffallend<br />
viele Personen aus dem Dunstkreis <strong>der</strong> Stadtverwaltung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e des Bauamts, ließen sich in <strong>der</strong><br />
Gartenstadt nie<strong>der</strong>. Möglich machten dies eine äußerst<br />
großzügige För<strong>der</strong>ung seitens <strong>der</strong> Stadt und eine günstige<br />
Finanzierung. In <strong>der</strong> Regel mussten die Käufer nur<br />
ca. 20% <strong>der</strong> Gesamtkosten selbst aufbringen. Der Rest<br />
wurde in Form von Hypotheken durch Zuschüsse <strong>der</strong><br />
Stadtsparkasse, städtische Darlehen und eine sogenannte<br />
„Hauszinssteuerhypothek“ vorgestreckt. Alles<br />
legal – aber dennoch mit einem gewissen „Schmeckle“,<br />
wie <strong>der</strong> Schwabe sagen würde. Die SPD, die den<br />
ursprünglichen Plänen zwar zugestimmt hatte, nutzte<br />
dieses Thema, um im Wahlkampf 1929 auf Stimmenfang<br />
zu gehen.<br />
62<br />
Genossenschafts-Wohnen wird populär<br />
Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in Hannover schon einmal ernsthaft eine<br />
Wohnung gesucht hat, ist ihnen begegnet: Den Wohnbaugenossenschaften:<br />
Heimkehr, Wohnungsgenossenschaft<br />
Herrenhausen, Spar + Bauverein und wie sie alle<br />
heißen. Vorteil: Wohnbaugenossenschaften verfügen<br />
über sehr viele Wohnungen. Nachteil: Man muss zunächst<br />
Genossenschaftsanteile erwerben, bevor man<br />
eine <strong>der</strong> Wohnungen mieten darf. Im April 1927 gründete<br />
die Stadt die Gemeinnützige Baugesellschaft mbH<br />
Hannover zur Vermarktung <strong>der</strong> Wohnungen in <strong>der</strong><br />
Gartenstadt. Zwar gab es schon einige kleine private<br />
Wohnbaugenossenschaften, aber in dieser Dimension<br />
war das ein komplettes Novum. Die Errichtung <strong>der</strong><br />
Gartenstadt in Kleefeld war somit eine Art Probephase,<br />
in <strong>der</strong> sich die Stadt von ihrem neuen wohnungspolitischen<br />
Instrument überzeugen konnte. Grundsätzlich<br />
finanzierte die Gemeinnützige Baugesellschaft den<br />
Bau <strong>der</strong> Gartenstadt vor: Sie kaufte das Baugelände<br />
von <strong>der</strong> Stadt, baute die Häuser darauf und verkaufte<br />
sie mit den Grundstücken an die endgültigen Erwerber.<br />
Von 1927 bis 1930 wurden 140 Häuser westlich<br />
<strong>der</strong> Ebellstraße fertiggestellt. Die von <strong>der</strong> SPD durchgesetzte<br />
reduzierte städtische För<strong>der</strong>ung und vor allem<br />
die Weltwirtschaftskrise führten zum vorzeitigen Ende<br />
<strong>der</strong> Bautätigkeiten, denn geplant waren 390 Häuser.<br />
Der Zweite Weltkrieg brachte einige Verän<strong>der</strong>ungen<br />
für die Gartenstadt mit sich: Zwar wurden die Bombenangriffe<br />
gut überstanden, nur zwei Häuser wurden<br />
getroffen, dennoch mussten die meisten Bewohner bis<br />
Mitte <strong>der</strong> 50er Jahre ihre Häuser räumen, weil nach <strong>der</strong><br />
Kapitulation britische Offiziere die Häuser bewohnten.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg entstanden nur noch zwei Häuserblöcke<br />
im Stile <strong>der</strong> Gartenstadt an <strong>der</strong> Ebellstraße.<br />
Die schon 1927 geplante Schule, die spätere Schillerschule,<br />
wurde 1958/59 errichtet. Die weiter westlich<br />
entstandenen Häuser entsprechen nicht mehr den ursprünglichen<br />
Plänen.<br />
Schlicht ist Trumpf – Die Architektur <strong>der</strong> Gartenstadt<br />
Fährt man mit <strong>der</strong> Linie 4 Richtung <strong>MHH</strong> durch Kleefeld,<br />
kann man zwischen Kantplatz und Uhlhornstraße<br />
linkerhand rote Häuser aus Backstein erblicken. Diese<br />
Häuser bilden die Grenze zur Gartenstadt. Mit Doppelwohnhäusern<br />
sollte den Käufern das Wohnen an <strong>der</strong><br />
schon in den 20er Jahren lärmreichen Kirchrö<strong>der</strong> Straße<br />
schmackhaft gemacht werden. Da die Häuser <strong>der</strong><br />
Gartenstadt durch Verwendung <strong>der</strong> gleichen Baumaterialien<br />
relativ einheitlich gestaltet wurden, kann man<br />
an ihnen die architektonischen Stilmittel <strong>der</strong> gesamten<br />
Gartenstadt erkennen: Über einen Sockel aus Bruchsteinen<br />
befindet sich das Mauerwerk aus Heisterholzer<br />
Eisenschmelzklinker, Verzierungen beschränken sich<br />
im Wesentlichen durch aus herausstehenden Ziegelsteinen<br />
erzeugte Rippen. Für die weißlackierten, fast<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />
Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
durchgängig gesprossten Fenster, hölzerne Fensterläden<br />
und die farbigen Türen wurden immer wie<strong>der</strong>kehrende<br />
Formate verwendet. Die Dächer wurden mit<br />
dunklem Ton gedeckt, haben gleiche Neigungen und<br />
Gesimshöhen und werden nur selten von gleichartigen<br />
Gauben durchbrochen. Die Gleichartigkeit <strong>der</strong><br />
Häuser wurde durch verschiedene Variationsmöglichkeiten<br />
aufgebrochen: Verschiedene Haustypen in einer<br />
Baugruppe unterscheiden sich in Breite, Position<br />
und Form <strong>der</strong> Fenster und Erker und in <strong>der</strong> Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Hauseingänge. Durch die nach hinten versetzten<br />
Eingänge und die nach vorne und hinten zurückspringenden<br />
Erker verwischt die Fluchtlinie und die Häuser<br />
wirken nicht allzu streng. Das war es aber auch an Spielereien.<br />
Abschließend lässt sich festhalten: Obwohl mit den<br />
für die 20er Jahre typischen waagerechten „Rippen“<br />
und den sparsamen geometrischen Variationen auch<br />
mo<strong>der</strong>ne Elemente zu finden sind, orientierten sich<br />
curare<br />
die Planer vorwiegend an traditionellen Gestaltungsmuster.<br />
Die Gartenstadt Kleefeld kann man somit zu<br />
<strong>der</strong> damals in Hannover bevorzugten Linie <strong>der</strong> „gemäßigten<br />
Mo<strong>der</strong>ne“ zählen. Viel wird sich an den Häusern<br />
nicht mehr än<strong>der</strong>n, denn heute gelten sie als Baudenkmal.<br />
Um mit Caesar zu sprechen: Alea iacta est – <strong>der</strong><br />
Würfel ist gefallen!<br />
Ole Tempelhof
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
64<br />
Medizinstudium von A bis Z<br />
CURARE-Redakteur Fritz Nielsen erklärt das<br />
Medizinstudium alphabethisch. Für Erstsemester<br />
und ältere Hasen.<br />
Altklausur: Essentielles Lernmittel; kursiert (sehr<br />
zum Missfallen des Lehrkörpers) im Internet und<br />
in höheren Semestern; ihre unbeschreibliche Macht<br />
wurde versucht, durch Einführung <strong>der</strong> →E-Klausur zu<br />
dämpfen; führt in <strong>der</strong> Regel zu zwei Lernansätzen: 1.<br />
Antworten auswendig lernen, auf viele Doubletten<br />
hoffen und die anstehende Prüfung mit ‚ausreichend‘<br />
bestehen o<strong>der</strong> 2. Anhand <strong>der</strong> Altfragen Schwerpunkte<br />
erkennen, darauf konzentrieren und mit ‚gut‘ bestehen<br />
(für Fortgeschrittene)<br />
Bierce, Ambrose (1842-1914) Amerikanischer Satiriker,<br />
dessen „Devil’s Dictionary“ wenn nicht als<br />
Vorbild, so doch wenigstens als Motivation für dieses<br />
Glossar diente.<br />
Chirurgie: Eine ‚präzise‘ ‚Wissenschaft‘, ‚nur‘ eingeschränkt<br />
durch menschliches Versagen, mit folgenschwerer<br />
Standardabweichung.<br />
Dermatologe: Laut <strong>der</strong> NBC-Serie ‚Scrubs‘ das griechische<br />
Wort für ‚fake doctor‘; <strong>der</strong> D. praktiziert<br />
nicht an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Hautklinik in Linden,<br />
einem Gebäude im Zustand Dresdens 1945; <strong>der</strong> D. befolgt<br />
die für sein Fach elementare ABC-Regel: Anschauen-Beurteilen-Cortison.<br />
E-Klausur, auch elektronische Klausur; sehr zur<br />
Freude <strong>der</strong> Firma CodiPlan hat sich die <strong>MHH</strong> im<br />
Jahr 2006 entschieden, zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lehre das<br />
Abprüfen zu verbessern. Wo an<strong>der</strong>e noch über einen<br />
kausalen Zusammenhang grübeln, reiben sich Verantwortliche<br />
die Hände, ob solch weitsichtiger Investition<br />
von Studiengel<strong>der</strong>n, und brandneuer Technologie zur<br />
ferneren Institutionalisierung eines Prüfungssystems,<br />
das – trotz schönem weil englischem Namen ‚multiple<br />
choice‘ – schon bei seiner Einführung in den 70ern<br />
schlecht war. Dass <strong>der</strong> MC-Test nicht Wissen prüft,<br />
son<strong>der</strong>n – fairerweise meistens – nur Wie<strong>der</strong>erkennen,<br />
und so Denkvermögen und Intellekt lähmt, lässt<br />
sich am besten veranschaulichen in einer Neuformulierung<br />
eines Sprichworts aus seiner Geburtsstunde, in<br />
fast schon biblischem Sinne: ‚Wer die Lösung wie<strong>der</strong>erkennt,<br />
gehört schon zum Establishment!‘<br />
Forschung bedeutet für Medizinstudenten in <strong>der</strong><br />
Regel erstmal nur eins: <strong>der</strong> heißbegehrte, aber irgendwie<br />
auch hinterhergeschmissene Doktortitel. Für<br />
die Abteilungen <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> bedeutet F. vor allem Geld:<br />
F. wird deutlich umfangreicher finanziert als beispielsweise<br />
Lehre. Schlussfolgerungen und etwaige Mutmaßungen<br />
über gesetzte Schwerpunkte seitens <strong>der</strong> Abteilungen<br />
sind dem geneigten Leser überlassen.<br />
Gastroenteritis auch K52.9 nach dem ICD-10,<br />
einem bemerkenswerten Werkzeug zur Trivialisierung,<br />
Objektivierung und Liquidierung von Pati-<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
enten, pardon: Diagnosen. Ambrose →Bierce schreibt<br />
zur Diagnose: ‚A physician’s forecast of disease by the<br />
patient’s pulse and purse.‘<br />
Homöopathie: Wie<strong>der</strong>holten lautstarken Äußerungen<br />
verschiedener Vertreter <strong>der</strong> Abteilung<br />
Pharmakologie zufolge: Humbug.<br />
Idiopathisch: Äußerst nützliche, wenngleich auch<br />
lei<strong>der</strong> →ubiquitär benutzte Formulierung des Umstands<br />
völliger Ratlosigkeit.<br />
Junkie taucht von Zeit zu Zeit in Notaufnahmen auf<br />
und legt besser Zugänge als <strong>der</strong> diensthabende Assistenzarzt.<br />
Obacht: kann auch ein Kollege sein.<br />
Krankenpflege: Ein Irrtum, dem viele Neulinge aufsitzen<br />
entsteht aus dem Umstand, dass Ärzte zwar<br />
Anordnungen erteilen, die das Pflegepersonal dann<br />
ausführt. Woraus sich aber die gängige Fehlwahrnehmung<br />
nährt, zwischen den ‚Akademikern‘ und <strong>der</strong><br />
Pflege bestehe ein hierarchisches Verhältnis. Dass im<br />
Gegenteil gerade Studenten und Berufsanfänger sehr<br />
auf das Wohlwollen <strong>der</strong> Schwestern und Pfleger angewiesen<br />
sind, und für den Patienten eine harmonische<br />
Ko- statt Kontraoperation ohnehin das Beste ist, lernen<br />
viele spät o<strong>der</strong> nie.<br />
Leberzirrhose: Geht <strong>der</strong> Medizinstudent seine akademische<br />
Laufbahn richtig an, kommt er um dieses<br />
Krankheitsbild nicht herum.<br />
<strong>MHH</strong> Akronym für Medizinische Hauptschule Hannover<br />
Nadel (und Faden) sollte man sich selber kaufen.<br />
Und am besten gleich auch den Umgang erlernen,<br />
die <strong>MHH</strong> bringts einem nämlich nicht bei.<br />
Organ: (Lebens)wichtiges und begehrtes Tauschund<br />
Handelsgut; vorwiegend in jungen Motorradfahrern<br />
zu finden.<br />
Papa: Wie eine Aorta unter Hochdruck zieht sich<br />
ein roter Faden durch die kollektive Biographie <strong>der</strong><br />
Mehrzahl <strong>der</strong> designierten Doctores: die starke Vaterfigur.<br />
Dass diese eine potentielle Quelle des Verdrusses<br />
darstellt, erfährt man u.a. im vorklinischen Fach ‚Medizinische<br />
Psychologie‘. Hartnäckig jede Erkenntnis umschiffend<br />
deklariert <strong>der</strong> obenerwähnte Ödipale <strong>der</strong>lei<br />
Einsichtsgelegenheiten jedoch als Laberfach und stürzt<br />
sich lieber auf den Präparierkurs <strong>der</strong> Anatomie, nicht<br />
ahnend, dass es wohl kaum ein phallischeres Symbol<br />
als das emporgereckte Skalpell gibt. But I digress. Der<br />
übermächtige Erzeuger also nimmt im akademischen<br />
Leben des Durchschnittsmediziners facettenreich Gestalt.<br />
Da die Medizin nach streng patriarchalisch-mo-<br />
curare 65
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
narchischem Prinzip innerfamiliär gehandhabt wird<br />
und Papa Chefarzt seine heilerischen Fähigkeiten direkt<br />
an seinen Erstgeborenen – o<strong>der</strong> zähneknirschend<br />
an das weibliche Pendant - , sind die Nachkommen mit<br />
allerlei Erwartungsdruck beladen. Dieser wird kompensiert<br />
durch eine unerträgliche Besserwisserei, Kritikunfähigkeit,<br />
ein Unvermögen, Verantwortung für das<br />
eigene Handeln zu tragen etc. etc. Im Verlauf gelingt<br />
wenigen die Selbstreflektion, die meisten aber finden<br />
schnellstens einen bequemen Einstieg ins antiquierte<br />
deutsche Chefarzt-System, das in seinen Strukturen<br />
direkt dem Katalog des, wenngleich größtenteils überholten,<br />
Siggi Freud zu entstammen scheint und somit<br />
einen ungesunden circulus vitiosus schließt.<br />
Querschnittsbereich: Fachbereiche mit enormem<br />
Selbstwertgefühl.<br />
Regionalexpress: Das Semesterticket erlaubt es<br />
<strong>MHH</strong>-Studenten, große Teile Norddeutschlands<br />
fahrscheinlos zu bereisen. Einziger Wermutstropfen:<br />
die Auswahl <strong>der</strong> Transportmittel ist enorm beschränkt.<br />
Genau wie die meisten Mitreisenden. Gerade die<br />
Strecke Hannover-Bremen bietet offenbar reichlich<br />
Sehenswürdigkeiten für Freaks, Unsympathen und<br />
adoleszente Schwerverbrecher, und lockt zwischen<br />
rechtsradikaler Landbevölkerung, Alleinunterhaltern<br />
mit 400W-Handylautsprechern und gebärfreudigem<br />
Präkariat so ziemlich alles an was kreucht, fleucht,<br />
säuft, schreit, weint, brüllt, nervt, gackert, kichert,<br />
schnarcht, rülpst und furzt.<br />
Sascha Wasilenko: AStA-Referent für EDV & Internet<br />
und ohne Freizeit. Erfin<strong>der</strong> und Erschaffer von<br />
StudMail und, zusammen mit dem Autor, Veranstalter<br />
666<br />
unglaublich cooler Parties.<br />
Tutor: Posten für männliche Kommilitonen fortgeschrittenen<br />
Studienalters mit <strong>der</strong> Aufgabe, Erstsemesterinnen<br />
zu beeindrucken.<br />
Ubiquitär finden sich solcherlei Vertreter, die repräsentant<br />
sind für den Fremdwortsport, den<br />
sich Jungmediziner eifrig auf die Fahnen schreiben, in<br />
dem verzweifelten Bemühen um Außergewöhnlichkeit<br />
und einen Anschein von Reife. Mit <strong>der</strong> tatsächlichen<br />
Erfahrung gedeiht manchen jedoch, dass außergewöhnlich<br />
ist, was nicht je<strong>der</strong> macht, und dass aufgeblasene<br />
Überheblichkeit mit wahrhaft scharfer Zunge<br />
leicht punktiert wird und zusammenfällt wie ein misslungenes<br />
Soufflé. Zurück bleibt, wie so oft, des Pudels<br />
Kern, hier infantile Charakterblässe.<br />
Viagra (Sildenafil): Rhombenförmiger, blauer PDE-5-<br />
Inhibitor mit erektilen Zauberkräften. Dass nun in<br />
ersten Untersuchungen ein sinnvoller Einsatz von V. in<br />
<strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> cystischen Fibrose (vulgo: Mukoviszidose)<br />
festgestellt wurde, verwun<strong>der</strong>t nicht übermäßig.<br />
Es handelt sich hierbei nur um einen weiteren<br />
Hinweis auf die Motivationen einer Pharmaindustrie,<br />
die auf <strong>der</strong> Suche nach dauerhafter Entfernung von<br />
Damenbart aus Versehen ein Medikament entwickelt<br />
hat, das den Großteil des subsaharischen Afrikas von<br />
so manch einem Parasiten befreien kann. Wenn man<br />
es denn zur Verfügung stellt.<br />
Weiß: Außer unseren lieben Kommilitonen, <strong>der</strong>en<br />
Studium we<strong>der</strong> →Papa noch Papa Staat, son<strong>der</strong>n<br />
Mama Bundeswehr finanziert, gibt es erstaunlich<br />
viele Mitstreiter, die schaurig unkritisch mit dem Uni-<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
formieren umgehen; und so legen eben diese mit dem<br />
weißen Kittel eine unappetitliche Arroganz und unprofessionelle<br />
Eitelkeit an, im gleichen Zug werfen sie<br />
jegliche Kenntnis <strong>der</strong> Hygiene und des menschlichen<br />
Umgangs mit Patienten ab, wobei letzterer ohnehin<br />
ein seltenes Gut in <strong>der</strong> Schar <strong>der</strong> Arzt-Aspiranten ist;<br />
ein Gut, das zu mehren sich die <strong>MHH</strong> aber auch nicht<br />
merklich befleißigt.<br />
Xantochrom ist die Farbe von blutigem Liquor in <strong>der</strong><br />
Drei-Gläser-Probe. Und Whiskey.<br />
Yersinia pestis: Ein unangenehmer Zeitgenosse;<br />
beson<strong>der</strong>s im Mittelalter hatte er in Europa keine<br />
Freunde, kam aber trotzdem zu je<strong>der</strong> Party; neben seiner<br />
interpunktuell anmutenden Morphologie erfährt<br />
<strong>der</strong> Medizinstudent bestimmt noch viele an<strong>der</strong>e fun<br />
facts über den Pesterreger im Mikrobiologie-Kurs, was<br />
beim Autor aber schon zu lange her ist.<br />
Zynisch ist dieser Text allemal. Obacht: nicht zu verwechseln<br />
mit ‚sarkastisch‘.<br />
Dieses Glossar wird fortgesetzt unter:<br />
www.curare.mhh-asta.de<br />
Fritz Nielsen<br />
Unser im Nordwesten <strong>der</strong> Region Hannover liegendes<br />
und mit <strong>der</strong> S2 verkehrstechnisch gut angebundenes<br />
Krankenhaus hat 307 Betten mit einer Medizinischen<br />
Klinik mit Gastroenterologischer Abteilung, einer Chirurgischen<br />
Klinik mit Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie<br />
sowie Unfall- und Wie<strong>der</strong>herstellungschirurgie<br />
mit Orthopädie, einer Klinik für Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendmedizin, einer Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe,<br />
einer Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin<br />
und Schmerztherapie und eine Abteilung für<br />
diagnostische und interventionelle Radiologie.<br />
Als Akademisches Lehrkrankenhaus heißen wir die<br />
Studierenden <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> für Famulaturen und das PJ<br />
herzlich willkommen. Viele unserer ärztlichen Mitarbeiter<br />
haben wir aus den Reihen <strong>der</strong> PJler rekrutiert.<br />
Neben <strong>der</strong> Einbindung in den klinischen Alltag bieten<br />
wir wöchentliche PJ-Seminare. Die wöchentlichen Studientage<br />
können kumuliert werden. Wir gewähren<br />
eine finanzielle Unterstützung des PJ-Studiums von<br />
400 € mtl. Die Teilnahme am Mittagstisch ist kostenlos.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.krh.eu/neustadt<br />
Anzeige<br />
curare 67
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />
Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
68<br />
Lehrbücher für Euch gelesen!<br />
Wir waren fleißig - und Ihr auch! Wie gewohnt<br />
stellt die CURARE neue Lehrbücher<br />
vor, rezensiert von Studenten für Studenten.<br />
Siegenthaler W., Blum HE:<br />
Klinische Pathophysiologie<br />
Thieme Verlag<br />
ISBN: 3134496097<br />
Preis: 119,95 €<br />
Das 1178 Seiten starke Buch liegt<br />
in <strong>der</strong> nunmehr 9., völlig überarbeiteten<br />
Auflage als gebundene<br />
Ausgabe vor und wirkt allein aufgrund<br />
des Volumens und Größe<br />
des Buches beeindruckend (sicher aber nicht abschreckend,<br />
denn Medizin-Studenten sind ja einiges gewohnt).<br />
In 38 Kapiteln wird die nahezu gesamte Pathophysiologie<br />
des Menschen abgehandelt. Sehr angenehm – jedem<br />
Kapitel werden die physiologischen Grundlagen<br />
vorangestellt, die sicherlich kein vollwertiges Physiologie-Buch<br />
ersetzen, jedoch enorm hilfreich sind, sich in<br />
die jeweilige Physiologie einzudenken und die nachfolgend<br />
geschil<strong>der</strong>te Pathophysiologie zu verstehen.<br />
Das Buch ist in <strong>der</strong> vorliegenden Ausgabe im 4-Farb-<br />
Druck erschienen, jedoch werden Farben eher zurückhaltend<br />
eingesetzt. Wichtige Zusammenfassungen und<br />
Hinweise sind in graublauen Kästen in <strong>der</strong> von Thieme<br />
gewohnten Art gesetzt. Farben werden nur dort angewendet,<br />
wo es wirklich für das Verständnis wichtig<br />
ist. Dies führt zu einem sehr aufgeräumt wirkenden Erscheinungsbild<br />
und zahlt sich aus, wenn man sich auf<br />
den Inhalt konzentrieren muss. Neben vielen Grafiken<br />
und Tabellen finden sich, wo es für die Beschreibung<br />
notwendig ist, auch Fotos sowie radiologische Bil<strong>der</strong>.<br />
Jedes große Kapitel ist in die Unterpunkte „Physiologische<br />
Grundlagen“, „Allgemeine Pathophysiologie“<br />
und „Spezielle Pathophysiologie“ sowie weiterer Unterpunkte<br />
für Erkrankungen, Störungen, Fehlfunktionen<br />
etc. unterteilt. Wer den ebenfalls bei Thieme erschienenen<br />
„Taschenatlas <strong>der</strong> Pathophysiologie“ o<strong>der</strong><br />
„Taschenatlas <strong>der</strong> Physiologie“ kennt, wird jedoch die<br />
vielen „Kreisläufe“, an denen Regulationsmechanismen<br />
und -wechselwirkungen erläutert werden, vermissen.<br />
Jedoch ist das vorliegende Buch sehr viel umfassen<strong>der</strong><br />
und handelt von <strong>der</strong> Genetik bis zu den Neoplasien nahezu<br />
alle pathophysiologischen Vorgänge ab.<br />
Der Text ist trotz des großen Buchumfangs recht kompakt<br />
gehalten und um den Inhalt zu verstehen, bedarf<br />
es schon einer gehörigen Portion Konzentration. Was<br />
mir fehlt, sind Querverweise innerhalb des Buches,<br />
den Autoren waren die Literaturangaben scheinbar<br />
wichtiger.<br />
Insgesamt ist den Herausgebern ein großer Wurf gelungen,<br />
das einen „Meilenstein“ setzt. Ich denke, es ist<br />
die umfangreichste und umfassendste Abhandlung in<br />
deutscher Sprache. Der Preis von knapp 120 Euro ist<br />
viel, in Bezug auf das, was man dafür bekommt, jedoch<br />
gerechtfertigt. Es ist auf jeden Fall für denjenigen zu<br />
empfehlen, <strong>der</strong> sich vertieft für pathophysiolgische<br />
Mechanismen von Krankheiten interessiert und dem<br />
die oben angeführten Taschenatlanten des Verlages<br />
zu wenig Antworten geben. Auch über das Studium<br />
hinaus wird das Buch eine sinnvolle Ergänzung <strong>der</strong> Bibliothek<br />
darstellen. Kurz gefasst: anspruchsvoll, empfehlenswert,<br />
teuer.<br />
Nils Janzen<br />
Schaaf, Zocke<br />
Basiswissen Humangenetik<br />
Springer Verlag<br />
ISBN: 3540712224<br />
Preis: 29,95 €<br />
Humangenetik wird bei uns<br />
in <strong>der</strong> Hochschule zusammen<br />
mit Pädiatrie in relativ kurzer<br />
und kompakter Form vermittelt.<br />
Ein Buch, das ebenso<br />
schnell und einfach das Wissen<br />
auf diesem Gebiet zusammenfasst, ist vom Springer-Verlag<br />
aufgelegt worden. Im Taschenbuch-Format<br />
kommt das Buch 534 Seiten stark daher und verleitet<br />
nicht dazu, mal eben so durchgearbeitet zu werden.<br />
Jedoch spricht viel für dieses kleine Taschenbuch, das,<br />
nebenbei bemerkt, sehr ansprechend aufgemacht ist<br />
und in dem typischen Springer-Blau daher kommt.<br />
Das Buch ist sehr klar geglie<strong>der</strong>t und man findet sich<br />
deshalb sehr schnell in den einzelnen Kapiteln zurecht,<br />
ein guter Index hilft, Stichwörter schnell zu finden. Die<br />
Hauptkapitel glie<strong>der</strong>n sich in:<br />
• Biologische Grundlagen<br />
• Humangenetik als ärztliches Fach<br />
• Klinische Genetik<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />
Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
• Beson<strong>der</strong>e klinische Probleme<br />
• Patientenberichte<br />
Schon das erste Kapitel macht klar, dass sich dieses<br />
Buch auch schon für den vorklinischen Abschnitt eignet,<br />
denn Mitose, Meiose, Mendelsche Gesetze usw.<br />
werden im Studium auch schon eher gebraucht.<br />
Das zweite Kapitel beschreibt kurz, aber nicht zu kurz,<br />
was Humangenetik umfasst, wenn es als ärztliche Tätigkeit<br />
ausgeübt wird. Für den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en könnte<br />
dies ein interessanter Wink sein, wenn er merkt, wie<br />
spannend das kleine Fachgebiet daherkommen kann.<br />
Hauptaugenmerk wird sicher im klinischen Ausbildungsbereich<br />
das Kapitel „Klinische Genetik“ sein, weil<br />
dort vor allem die Erkrankungen beschrieben werden,<br />
die für das Studium relevant sind. Sehr schön finde ich<br />
in diesem Zusammenhang, dass in <strong>der</strong> Innenseite <strong>der</strong><br />
Buchklappe die gängigsten Erkrankungen mit Seitenzahlen<br />
aufgeführt sind, die das schnelle Finden sehr<br />
erleichtern.<br />
Das Buch versucht, die einzelnen Kapitel systematisch<br />
aufzubauen und eine einheitliche Gestaltung durchzuziehen,<br />
was meiner Meinung nach gut gelungen ist.<br />
Merksätze sind farblich unterlegt hervorgehoben, Fallbeispiele<br />
sind eingearbeitet. Tabellen haben ein einheitliches<br />
und gut zu lesendes Layout und es finden sich<br />
viele aussagekräftige Bil<strong>der</strong>. Farben wurden nicht zu<br />
üppig eingesetzt, son<strong>der</strong>n so, dass sie Beson<strong>der</strong>heiten<br />
hervorheben und die Orientierung erleichtern, so dass<br />
das Buch insgesamt nicht als zu bunt und überladen<br />
wirkt und sich angenehm liest. Für das Studium wichtige<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong> sind noch einmal mit einer grünen<br />
Randmarkierung hervorgehoben. Auch ethische<br />
Aspekte werden immer wie<strong>der</strong> kurz angesprochen und<br />
kommen so insgesamt nicht zu kurz, was meiner Meinung<br />
nach wichtig ist, da Humangenetik sich hier in<br />
einem enormen Spannungsfeld bewegt. Den Autoren<br />
ist ein sehr guter, eingängiger Sprachstil gelungen, die<br />
Kapitel lesen sich flüssig und nicht zu trocken, wobei<br />
die Hervorhebungen helfen, wichtige Inhalte schnell zu<br />
erfassen. Zusätzliches Wissen wird in kleinerer Schrift<br />
dargestellt, so dass ein schnelles Durcharbeiten und<br />
Wie<strong>der</strong>holen erleichtert wird.<br />
Mir sind lediglich zwei Dinge negativ aufgefallen, die<br />
ich in diesem Buch vermisse. Es gibt ein Kapitel „Risikoberechnung“,<br />
von dem ich mir viel Erkenntnisgewinn<br />
erhofft habe und dann doch enttäuscht worden bin.<br />
Es geht nur kurz und relativ oberflächlich auf die Berechnung<br />
von Wahrscheinlichkeiten, eine Erkrankung<br />
weiter zu vererben, ein und könnte um weitere Berechnungen<br />
und Beispiele erweitert werden. Falls den<br />
Autoren die Phantasie dazu fehlt; die 2. ÄP ist voller<br />
Fragen dazu. Allerdings kenne ich außer diesem Buch<br />
und dem alten GK (schwarze Reihe) kein Buch, das<br />
dieses einmal studentengerecht erklären würde. Zum<br />
an<strong>der</strong>en wünsche ich mir ein ausführlicheres Sachverzeichnis,<br />
hier wird meiner Meinung nach schon seit<br />
längerem in vielen Büchern gespart und macht diese<br />
oft wertlos, weil man wichtige Informationen nur noch<br />
mühsam beim Durcharbeiten findet.<br />
Insgesamt empfinde ich dieses Taschenbuch als eine<br />
wertvolle Bereicherung meiner Studienbibliothek, mit<br />
29,95 Euro ist es auch nicht zu teuer, denn man kann<br />
es über die Humangenetik hinaus auch zum Nachlesen<br />
in an<strong>der</strong>en Fächern gut nutzen. Allen, die Spaß an <strong>der</strong><br />
Humangenetik haben, kann ich es nur empfehlen.<br />
Nils Janzen<br />
Hallbach, Jürgen<br />
Klinische Chemie und Hämatologie<br />
für den Einstieg<br />
Thieme Verlag<br />
ISBN: 3131063424<br />
Preis: 39,95- €<br />
Das fast DIN A4-Format große<br />
Softcover-Buch liegt mittlerweile<br />
in <strong>der</strong> 2. überarbeiteten<br />
Fassung vor und wurde lt. Autor<br />
um das Kapitel ‚Blut‘ (Hämatologie<br />
und Blutgerinnung) durch den Mitautor Hofmann<br />
ergänzt.<br />
Das Buch stellt den Anspruch, in das Fach Klinische Chemie<br />
einzuführen. Es glie<strong>der</strong>t sich in elf große Kapitel<br />
und deckt damit auf über 494 Seiten so ziemlichalles<br />
ab, was einem als Student an klinisch-chemischem<br />
Wissen abverlangt werden könnte. Damit dürfte es<br />
aber zugleich all diejenigen abschrecken, die mal eben<br />
ein Buch suchen, um sich in dem Fach für die Zeit <strong>der</strong><br />
Ausbildung zurechtzufinden.<br />
Die Aufmachung des Buches ist gewöhnungsbedürftig.<br />
Der Text ist wie gewohnt schwarz, jedoch sind sämt-<br />
curare 69
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />
Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
liche Kapitelüberschriften und wichtige Markierungen,<br />
Hinweise und auch Grafiken in rot gehalten. Gut gefallen<br />
hat mir, dass immer wie<strong>der</strong> Kästen mit kurzen<br />
Texten eingebaut sind, die wichtige Sachverhalte im<br />
Hinblick auf an<strong>der</strong>e Fächer (Innere etc.) erläutern.<br />
Insgesamt geht <strong>der</strong> Autor in <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> einzelnen<br />
Kapitel sehr systematisch und analytisch vor,<br />
ich war immer hin und her gerissen, ob das nun gut<br />
ist, o<strong>der</strong> ob es besser wäre, wenn auf mehr Klinik eingegangen<br />
worden wäre. Ich denke, <strong>der</strong> „normale“<br />
Medizinstudent erwartet letzteres und dem wird das<br />
Buch meiner Meinung nach nicht ganz gerecht. Es ist<br />
dem Buch anzumerken, dass es von einem Klinischen<br />
Chemiker geschrieben wurde und so trifft es meiner<br />
Meinung nach nicht genau den Ton, den Medizin-Studenten<br />
von dem Lehrbuch erwarten. Das Buch soll sowohl<br />
dem Anspruch von MTA als auch von Studenten<br />
gerecht werden und genau das schafft es meiner Meinung<br />
nach nicht. Kaum ein Student wird sich in <strong>der</strong><br />
klinischen Phase noch einmal mit <strong>der</strong> Photometrie<br />
auseinan<strong>der</strong> setzen, da diese schon in <strong>der</strong> Vorklinik<br />
Thema war (Biochemie). Weniger wichtig sind auch die<br />
umfangreichen verschiedenen Messmethoden und die<br />
Qualitätssicherung, da damit ein Student in <strong>der</strong> Regel<br />
nichts zu tun hat. Zu kurz kommt allerdings die Interpretation<br />
von Parametern im Hinblick auf die Diagnose,<br />
auch wenn positiv erwähnt werden muss, dass es<br />
2 Seiten im Anhang gibt, in denen genau dies versucht<br />
wird, lei<strong>der</strong> viel zu wenig. Dies wäre besser im Text gewesen<br />
und in größerer Anzahl und gut dokumentierten<br />
Lösungen im Anhang.<br />
Das neu hinzugekommene Kapitel Blut gefällt mir am<br />
wenigsten. Gerade die mikroskopischen Blutbil<strong>der</strong><br />
sind nur in Graustufen-Abbildungen zu finden, was die<br />
Identifikation sehr erschwert. Man kommt also nicht<br />
umhin, sich einen Hämatologie- o<strong>der</strong> Pathologie-Atlas<br />
zu nehmen und sich die Bil<strong>der</strong> in Farbe heraus zu suchen.<br />
Außerdem enthält es einige Lücken, <strong>der</strong> wichtige<br />
Gerinnungs-Parameter INR ist zwar erwähnt, jedoch<br />
nicht erklärt worden.<br />
Insgesamt bin ich gespalten darin, ob ich das Buch<br />
empfehlen kann. Sicherlich ist es ein gutes Buch für<br />
den, <strong>der</strong> sich für das Fach an sich interessiert und vielleicht<br />
überlegt, in dem Bereich weiter tätig sein zu<br />
wollen. Auch zum Nachschlagen finde ich es empfehlenswert,<br />
würde aber auch eher für den interessierten<br />
Studenten zutreffen. Wer nur ein Buch sucht, dass ihn<br />
70<br />
gut durch das Fach bringt und auch später in <strong>der</strong> Interpretation<br />
von Labor-Parametern hilft, sollte sich eher<br />
für ein an<strong>der</strong>es Buch entscheiden, zumal die 39 Euro<br />
für ein Buch in Rot-Schwarz-Druck, das ich als sehr gewöhnungsbedürftig,<br />
wenn nicht gar störend empfinde,<br />
eher hoch angesetzt ist.<br />
Nils Janzen<br />
Dörner<br />
Taschenlehrbuch Klinische<br />
Chemie und Hämatologie<br />
Thieme Verlag<br />
ISBN: 3131297166<br />
Preis: 29,95 €<br />
Der Büchermarkt in dem Fach<br />
Klinische Chemie/Laboratoriumsmedizin<br />
ist überschaubar<br />
und einige Bücher davon kommen<br />
wegen <strong>der</strong> Komplexität<br />
und Fülle für den Studenten eher nicht in Frage. Um es<br />
gleich vorweg zu sagen: <strong>der</strong> „Dörner“ ist ein Klassiker.<br />
In <strong>der</strong> nunmehr bei Thieme erschienen 6. Auflage vermittelt<br />
das Buch kurz und prägnant auf etwa 560 Seiten<br />
alles, was man über Klinische Chemie wissen muß.<br />
Eigentlich ist es überflüssig, hier etwas über das Buch<br />
zu schreiben, da wohl die meisten Studenten sich für<br />
das Buch entschieden haben, aber wer das Fach noch<br />
vor sich hat, ist vielleicht doch an einer Empfehlung interessiert.<br />
Das Buch kommt im bewährten Taschenbuch-Format<br />
und im 4-Farb-Druck daher. Die Farben sind einheitlich<br />
und sinnvoll verwendet worden und erleichtern<br />
die Lesbarkeit des Textes und die Hervorhebungen von<br />
wichtigen Details in angenehmer Weise, ohne dass das<br />
Buch zu bunt und überladen wirkt. Trotz des kleinen<br />
Formates ist die Schrift angenehm zu lesen (nicht zu<br />
klein und gedrungen) und man kommt wegen <strong>der</strong> Prägnanz<br />
des Ausdrucks und <strong>der</strong> vielen Bil<strong>der</strong>, Grafiken<br />
und Tabellen schnell durch die Kapitel und zum Wesentlichen<br />
des Inhaltes.<br />
Das Buch ist in 21 große Kapitel geglie<strong>der</strong>t. Obwohl<br />
enthalten, hält es sich jedoch nicht zu lange an <strong>der</strong><br />
Analytik auf, son<strong>der</strong>n kommt schnell zu den wesentlichen<br />
Aspekten <strong>der</strong> einzelnen Parameter und stellt in<br />
kurzer, prägnanter Form die Bewertung dar. Sehr erfreulich<br />
finde ich, dass die hämatologischen Bil<strong>der</strong> in<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />
Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Farbe dargestellt sind. Natürlich kann und will das vorliegende<br />
Buch nicht alles abdecken. Wer detaillierte Informationen<br />
zu den einzelnen biochemischen Reaktionen<br />
und Messprinzipien sucht, wird eher enttäuscht.<br />
Ebenso <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sich die neuesten Erkenntnisse<br />
in dem Fach erhofft, wird besser nach einem an<strong>der</strong>en<br />
Buch suchen müssen. Wer jedoch ein solides Lehrbuch<br />
benötigt, das ihn zuverlässig durch das Studium bringt<br />
und auch noch ein Stück weiter begleitet, dem sei das<br />
29 Euro teure Buch bestens empfohlen, es ist sicher<br />
eine gute Investition.<br />
Nils Janzen<br />
Schmidt, Lang<br />
Physiologie des Menschen<br />
Springer Verlag<br />
ISBN: 3540329080<br />
Preis: 79,95 €<br />
Der Schmidt Lang ist ein sehr<br />
ausführliches Lehrbuch, das<br />
Informationen über den prüfungsrelevanten<br />
Stoff hinaus<br />
enthält. Für den interessierten<br />
Studenten genau das Richtige! Für das schnelle “Pauken”<br />
vor <strong>der</strong> Prüfung ist das Buch nicht geeignet. Bleiben<br />
beim Lernen mit Vorlesungsskripten o<strong>der</strong> dem<br />
Kurzlehrbuch Fragen offen, kann man diese Sachverhalte<br />
jedoch sehr gut nachschlagen. Für das bessere<br />
Verständnis und zur Vorbereitung auf Seminare und<br />
Praktika lohnt es sich auf jeden Fall mit dem Schmidt<br />
Lang zu arbeiten. Der Schmidt Lang hat “Tradition”<br />
und verbessert seine Inhalte seit vielen Jahren. In <strong>der</strong><br />
30. Auflage hat sich zu vorherigen allerdings nicht viel<br />
verän<strong>der</strong>t. Zur Gestaltung des Buches lässt sich sagen,<br />
dass es sehr nüchtern und einfach aufgebaut ist.<br />
Wer zur besseren Übersicht Lernkästen und deutliche<br />
Farbabgrenzungen bevorzugt, sollte also lieber die Finger<br />
von diesem Buch lassen. Da an dem Buch sehr viele<br />
unterschiedliche Autoren mitgewirkt haben gibt es<br />
Unterschiede in <strong>der</strong> Tiefe und Genauigkeit <strong>der</strong> Kapitel.<br />
Unser Neurophysiologie-Prof. Fahlke hat auch an diesem<br />
Buch mitgearbeitet und wer ihn kennt weiß, dass<br />
Prof. Fahlke eine große Liebe zum Detail hegt. Wer also<br />
regelmäßig seine Vorlesungen besucht, liegt mit dem<br />
Schmidt Lang eine Nasenlänge vorn.<br />
Diane Hackstette und Rena Steffens<br />
Königshoff, Brandenburger<br />
Kurzlehrbuch Biochemie<br />
Thieme Verlag<br />
ISBN: 3131364122<br />
Preis: 27,95<br />
Das Kurzlehrbuch Biochemie<br />
von Königshoff und<br />
Brandenburger ist gut geeignet,<br />
um einen ausreichend<br />
tiefen Einblick in die<br />
wesentlichen Bestandteile<br />
<strong>der</strong> gelehrten Biochemie zu<br />
erhalten. Es enthält in leicht zugänglicher und komprimierter<br />
Art und Weise all das, was man im Fach Biochemie<br />
für die Prüfung braucht. Auch zur Vorbereitung<br />
auf Praktikumstage und Seminare ist es gut geeignet.<br />
Allerdings ist es nun einmal ein Kurzlehrbuch und behandelt<br />
die Themen daher eher oberflächlich. Für all<br />
diejenigen, die ein großes Interesse <strong>der</strong> Biochemie<br />
entgegen bringen und über die wirklich prüfungsrelevanten<br />
Fakten hinaus Details erfahren möchten, ist<br />
dieses Buch nicht ausführlich genug. Der Königshoff/<br />
Brandenburger beinhaltet übersichtliche und einprägsame<br />
Tabellen und Grafiken, die das Lernen erleichtern,<br />
allerdings teilweise auch kleinere Fehler enthalten, die<br />
man oft aber auch schnell, durch aufmerksames Lesen<br />
des Textes, entdeckt. Am Anfang eines jeden Kapitels<br />
sind klinische Beispiele zu finden, die meist sehr interessant<br />
sind und den Bezug zur späteren ärztlichen<br />
Tätigkeit herstellen, was mich persönlich immer sehr<br />
motiviert hat. Am Anfang von jedem Unterkapitel ist<br />
zusätzlich ein sogenannter Lerncoach zu finden, welcher<br />
in kürze erläutert welche Inhalte den Leser im<br />
Folgenden erwarten und was dieser dabei beachten<br />
soll. Dick gedruckte „Merke“-Passagen im laufenden<br />
Texte weisen auf beson<strong>der</strong>s relevante Abschnitte und<br />
Schwerpunkte eines Kapitels hin. Des weiteren gibt ein<br />
„Check-Up“ am Ende jedes Kapitels den Hinweis, welche<br />
relevanten Fakten sinnvoll zum Wie<strong>der</strong>holen sind.<br />
Alles in Allem kann ich sagen, dass das Kurzlehrbuch<br />
Biochemie von Königshoff und Brandenburger ein<br />
gutes Buch zum Verstehen und Lernen wichtiger Inhalte,<br />
des Faches Biochemie, ist. Für viele Studenten<br />
ist <strong>der</strong> Inhalt vollkommen ausreichend, allerdings ist<br />
bei Interesse und auf <strong>der</strong> Suche nach Details ein ausführlicheres<br />
Werk zu Rate zu ziehen.<br />
Jana Kaszian<br />
curare 71
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />
Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
72<br />
Hick<br />
Intensivkurs Physiologie<br />
Urban&Fischer Verlag<br />
ISBN: 3437418920<br />
Preis: 36,95 €<br />
Der Hick ist ein Intensivkurs.<br />
Das bedeutet er ist ein Kurzlehrbuch,<br />
welches optisch und<br />
inhaltlich aufgearbeitet wurde.<br />
Die wichtigsten Sachverhalte<br />
werden kurz und prägnant erklärt, ohne sich mit Detailinformationen<br />
aufzuhalten. Für ein tieferes Verstehen<br />
<strong>der</strong> Physiologie ist de Hick daher nicht geeignet. Hierzu<br />
sollte man lieber auf ein Standardwerk zurückgreifen<br />
o<strong>der</strong> den Hick vorlesungsbegleitend nutzen. Für das<br />
schnelle und effiziente Wie<strong>der</strong>holen von einmal gelernten<br />
Inhalten ist <strong>der</strong> Hick bestens geeignet.<br />
Das Buch ist in 20 Kapitel geglie<strong>der</strong>t, welche jeweils mit<br />
mehreren Unterkapiteln ausgestattet sind. Am Rand<br />
je<strong>der</strong> Seite kann man anhand eines blauen Striches<br />
erkennen welche Themen, laut Verfasser, am relevantesten<br />
für Klausuren, beson<strong>der</strong>s nach IMPP, sind.<br />
Wichtige Schlagwörter sind dick gedruckt und somit<br />
sichtlich hervorgehoben, was ein rasches Finden <strong>der</strong><br />
gewünschten Passage erheblich erleichtert. Die sehr<br />
strukturierte Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Texte mit farblich hervorgehobenen<br />
Bereichen und die vielen Grafiken,<br />
zur Erläuterung <strong>der</strong> Sachverhalte, ermöglichen einen<br />
schnellen Überblick, über die gesamte Bandbreite <strong>der</strong><br />
Themen hinweg. Am Anfang eines jeden Kapitels findet<br />
sich zunächst ein Inhaltsverzeichnis und folgend<br />
eine kurze Vorstellung <strong>der</strong> jeweiligen Lernziele.<br />
Mir persönlich fehlte eine kurze Zusammenfassung am<br />
Ende jedes Kapitels, welche einen schnellen Überblick<br />
noch besser vermitteln könnte.<br />
Zusammenfassend kann ich sagen, dass <strong>der</strong> Hick ein<br />
Buch ist, welches jedem <strong>der</strong> von sich weiß, dass er „in<br />
Bil<strong>der</strong>n lernt“ sehr gut unter die Arme greifen kann. Die<br />
Stärke dieses Buches liegt in <strong>der</strong> farblichen Gestaltung<br />
und den vielen Grafiken die zum Verstehen und zum<br />
bildlichen Einprägen hervorragend beitragen. Auf <strong>der</strong><br />
Suche nach Detailinformationen, sollte man allerdings<br />
in einem Standardwerk nachschlagen.<br />
Jana Kaszian<br />
S. Doering, H. Möller (Hrsgb.)<br />
Frankenstein und Belle de<br />
Jour: 30 Filmcharaktere und<br />
ihre psychischen Störungen<br />
Springer Verlag<br />
ISBN: 3540768793<br />
Preis: 39,95 €<br />
Ein absolutes Muss für Filmfans.<br />
In diesem Buch kann man<br />
nachlesen, welche psychiatrischen<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong> sich<br />
hinter den Horrorakademikern Dr. Hannibal Lecter und<br />
Dr. Frankenstein verbergen, was Orson Welles‘ Citizen<br />
Kane antreibt und ob Billy Crystal in Reine Nervensache<br />
den Mafiaboss lege artis von seinem Leid befreit.<br />
Insgesamt werden 30 Filmcharaktere nach ICD-10-<br />
Kriterien aufgeschlüsselt. Es findet sich annähernd <strong>der</strong><br />
ganze Katalog: von Hirnorganischen Psychosyndromen<br />
über Beispiele für den schizophrenen Formenkreis bis<br />
hin zu Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, wobei<br />
37 Autoren ihr bestes geben und ein spannendes<br />
Kompendium an ausgesprochen sehenswerten, die<br />
Krankheiten in den meisten Fällen regelrecht darstellenden<br />
Filmen präsentieren.<br />
So erfährt <strong>der</strong> geneigte Leser etwa, warum Renton,<br />
Spud und Sick Boy in Trainspotting nicht die Finger<br />
vom Heroin lassen können, weshalb in Schweigen <strong>der</strong><br />
Lämmer Menschen gegessen werden und ob Dustin<br />
Hoffmann in Rain Man den Autisten auch authentisch<br />
gibt. Die Texte sind fachlich anspruchsvoll, aber sehr<br />
spannend geschrieben. Für Psychiatriebegeisterte bietet<br />
das Buch eine amüsante Darstellung bekannter diagnostischer<br />
Kriterien, für interessierte Laien gibt es einen<br />
Einblick in ungewohnte Gefilde des menschlichen<br />
Daseins und für leidenschaftliche Cineasten liefert das<br />
Buch reichlich Inspiration für Kinogänge o<strong>der</strong> Filmabende<br />
daheim.<br />
Fritz Nielsen<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />
Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
Frag die Raap!<br />
In <strong>der</strong> CURARE beantwortet Dr. Ulrike Raap,<br />
Fachärztin für Dermatologie und Allergologie<br />
an <strong>der</strong> Hautklinik in Hannover-Linden etliche<br />
Fragen, die Redakteur Ole Tempelhof schon<br />
immer unter den Nägeln gebrannt haben.<br />
Eine neue Studie belegt: Starkes Rauchen hilft bei Allergie,<br />
indem es die T-Zell-Fuktion unterdrückt. Wann<br />
kommt diese innovative Therapie in <strong>der</strong> Hautklinik<br />
zum Einsatz?<br />
Diese Studie würde ich gerne im Original zu sehen bekommen.<br />
Es ist großer Unsinn, dass Rauchen gegen<br />
Allergien hilft! Im Gegenteil, das Rauchen kann zu einer<br />
Verschlimmerung einer Allergie wie beispielsweise<br />
einem Asthma Bronchiale führen. Darüber hinaus ist<br />
das Rauchen schlecht für den Teint <strong>der</strong> Haut und <strong>der</strong><br />
Zähne, Raucher stinken und Rauchen schmälert den<br />
Geldbeutel…<br />
Wie wird stattdessen, z.B. bei Neuro<strong>der</strong>mitis, behandelt?<br />
Kurz geantwortet:<br />
1. Aufklärung (ganz wichtig, die Patienten müssen wissen<br />
was sie haben)<br />
2. Beratung (Umgang mit <strong>der</strong> Erkrankung, zB. Welche<br />
Salbe nehme ich wann, was kann ich in einem Schub<br />
tun etc.. Wir bieten in <strong>der</strong> Hautklinik spezielle Schulungsprogramme<br />
für Betroffene und zum Beispiel Eltern<br />
kleinerer Kin<strong>der</strong>)<br />
3. Therapie (Lokal o<strong>der</strong> systemisch, Phototherapie)<br />
Rauchen gegen Allergie?<br />
… ist zwar ein toller Aufhänger,<br />
aber nicht praxisrelevant. Die<br />
Studie untersuchte Mäuse, keine<br />
Menschen. Bei denen führt<br />
Rauchen im Regelfall zu einer<br />
deutlichen Allergie-Verschlechterung.<br />
Wer mehr lesen möchte:<br />
In <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Bibliothek unter<br />
www.pubmed.gov nach<br />
“High-dose but not low-dose<br />
mainstream cigarette smoke<br />
suppresses allergic airway inflammation<br />
by inhibiting T cell<br />
function.” (Thatcher TH, Benson<br />
RP, Phipps RP, Sime PJ.) suchen.<br />
Woran merke ich, dass ich eine Allergie habe?<br />
Zum Beispiel daran, dass wenn <strong>der</strong> Birkenpollenflug ist<br />
und Dir ständig die Nase juckt und läuft und Du häufig<br />
niesen musst. Das könnten erste Symptome für eine<br />
allergische Rhinitis zum Beispiel gegenüber Birkenpollen<br />
sein.<br />
Wie wird das getestet?<br />
Das allerwichtigste in <strong>der</strong> Allergologie ist immer die<br />
spezifische Anamnese. Daran anschließend führen wir<br />
bei <strong>der</strong> allergischen Rhinitis zunächst einen Pricktest<br />
mit 10 <strong>der</strong> häufigsten Aeroallergene durch, sollte dieser<br />
Negativ ausfallen, gehen wir einen Schritt weiter<br />
und führen einen Intrakutantest durch, <strong>der</strong> natürlich<br />
gefährlicher ist als <strong>der</strong> Pricktest, da das Allergen intrakutan<br />
appliziert wird. Zusätzlich können noch Allergenspezifische<br />
Antikörper IgE und das Gesamt-IgE beim<br />
Patienten bestimmt werden. Der Hauttest und das<br />
spezifische IgE geben Information über die Sensibilisierung<br />
des Patienten. Das wichtigste ist nun, die Anamnese<br />
mit diesen Daten zu korrelieren und zu schauen,<br />
welches Allergen als Auslöser <strong>der</strong> Beschwerden in<br />
Frage kommt. Kann <strong>der</strong> Patient keine Angaben zur Anamnese<br />
machen, führen wir beispielsweise eine nasale<br />
Allergenprovokation durch.<br />
Wo kann man mehr darüber lernen?<br />
In <strong>der</strong> Hautklinik, die eine <strong>der</strong> größten allergologischen<br />
Abteilungen in ganz Norddeutschland hat.<br />
curare 73
Geh<br />
nach<br />
Ghana<br />
Nach den Erlebnissen von Thomas Gerding<br />
und Sebastian Dziuba, von Fritz Nielsen.<br />
Mit Fotos von Sebastian Dziuba.
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />
Lernpause Projekte Humor<br />
Togo. Nicht bloß ein Kaffee. Son<strong>der</strong>n auch ein kleiner<br />
Staat im Westen Afrikas, ein Land wie kein<br />
an<strong>der</strong>es (außer Benin). Direkt nebenan: Ghana, eine<br />
Perle Schwarzafrikas, einer <strong>der</strong> wirtschaftlich stärksten<br />
Staaten südlich <strong>der</strong> Sahara. Und Famulaturziel<br />
vieler Medizinstudenten. Die heutige Präsidialrepublik<br />
ist eine ehemalige britische Kronkolonie und hat eine<br />
lange Geschichte verbrecherischer Ausbeutung natürlicher<br />
Ressourcen (Gold, Sklaven). Heute leben 22 Millionen<br />
Menschen aus hauptsächlich fünf Volksgruppen<br />
mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 57<br />
Jahren in dem tropischen Land an <strong>der</strong> „Goldküste“.<br />
Mit einer staatlichen Krankenversicherung, bei umgerechnet<br />
16 € pro Jahr für die ganze Familie, und einer<br />
kräftigen Medikamentensubventionierung ist Ghana<br />
zu Teilen fortschrittlicher als manch ein südeuropäisches<br />
Land.<br />
In Sebastian Dziuba und Thomas Gerding schlummerte<br />
schonlange eine Faszination für Afrika [den schwarzen<br />
Kontinent]. Nur wie hinkommen? Und wohin genau?<br />
Prof. Erich, Nephrologe aus <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>,<br />
wusste Rat: in <strong>der</strong> ghanaischen Stadt Jirapa lebt und ar-<br />
76<br />
beitet ein ehemaliger Kollege. Der Kontakt war schnell<br />
hergestellt, die Flugtickets gebucht und <strong>der</strong> Reiseführer<br />
gekauft („Ghana“ von Jojo Cobbinah, erschienen im<br />
Peter Meyer Verlag). Schnell noch einmal durchgeimpft<br />
und die Familienpackung Malarone bzw. Lariam im Gepäck<br />
– und das Abenteuer Afrika konnte beginnen.<br />
And an adventure it was. Gemütlich, schnell und luxuriös<br />
verliefen die ersten drei Stunden im ICE nach Düsseldorf,<br />
von dort ging es mit dem Flieger nach Dubai!<br />
Der zehnstündige Flug verlief recht unstrapaziös, zumal<br />
im Hinblick auf das, was den beiden Reiselustigen noch<br />
bevorstand. Sechs weitere Stunden später landeten sie<br />
in Accra, <strong>der</strong> Hauptstadt Ghanas im Süden des Landes.<br />
Zum ersten Mal schnupperten die zwei afrikanische<br />
Luft – und das war auch dringend nötig. Reichlich präoxygeniert<br />
stiegen sie dann in das wichtigste Transportmittel<br />
des Landes: das Trotro. Hinter diesem eigentümlichen<br />
Namen verbergen sich in <strong>der</strong> Regel alte winzige<br />
Minibusse von Nissan, Suzuki, Hitachi o<strong>der</strong> noch ältere<br />
Mercedes Sprinter, die von überall nach überall fahren,<br />
meist voll- bis überbelegt. In Kumasi trafen sie auf Tony,<br />
einen Mitarbeiter von Dr. Funk, quasi sein persönlicher<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
92<br />
Achtung: Humor!<br />
Fritz Nielsen<br />
Jacob Pilster und Fritz Nielsen<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
<strong>MHH</strong><br />
Adressbuch<br />
Studentensekretariat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Hilfe rund ums Studium Mo., Di., Do., Fr.: 9-12 Uhr, Di.: 14-15:30 Uhr<br />
Tel: 0511-532 6018/-19<br />
AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Alles, was Ihr schon immer wissen wolltet! Mo-Do.: 12:15-13:45 Uhr Sprechstunde<br />
Tel.: 0511-532 5414 o<strong>der</strong> -9880<br />
Fundbüro <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Herr Carsten Frömbling Mo-Fr.: 9-12 Uhr<br />
Tel.: 0511-532 2993<br />
Studiendekanat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
U.a. Fragen, An-, Abmeldungen zu Prüfungen, Klausuren Mo., Di., Do.: 13-15 Uhr<br />
Tel.: 0511-532 2400<br />
Sozialberatung in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Dienstags im AStA-Sprechstundenraum, 11-14 Uhr<br />
Uni Hannover<br />
BAFöG-Abteilung des Studentenwerks<br />
Alles rund ums BAFöG; Sprechstunden <strong>der</strong> SachbearbeiterInnen Di.: 13-18 Uhr, Fr.: 9-12 Uhr, Mo., Mi., Do.: 13-15 Uhr<br />
Tel.: 0511-76 88126<br />
BaFöG Servicebüro<br />
Keine Beratung, nehmen nur Unterlagen an, Mo-Do.: 9-12 Uhr, Mo., Mi., Do.: 13-15 Uhr<br />
Studienberatung, Welfengarten 1, Raum A 320, Tel.: 0511-76 25587<br />
Unisport (ZfH)<br />
Di. und Do.: 11-13 Uhr; Mo., Mi.: 16-18 Uhr; Fr.: 13-15 Uhr<br />
Am Moritzwinkel 6, Tel.: 0511-76 23801<br />
Psychologisch-therapeutische Beratung für Studierende<br />
Berät Studierende bei psychosozialen Problemen<br />
Welfengarten 2c, Tel.: 0511 76 23799<br />
BAFöG- und Sozialberatung des AStA <strong>der</strong> Uni Hannover<br />
Verfügen über sehr umfangreiches Wissen zu vielerlei Rechts- und Sozialfragen, Di.: 15-17 Uhr, Mi.: 12-14 Uhr<br />
Tel.: 0511-76 25062<br />
Sozialberatung des Studentenwerks<br />
Lodyweg 1, Mo. und Mi. 13-15 Uhr, Di. und Do.13-13 Uhr<br />
Tel.: 0511-76 88922<br />
Sonstige Telefonnummern<br />
Landesprüfungsamt Hannover<br />
Berliner Allee 20, 30175 Hannover o<strong>der</strong> Postfach 307, 30003 Hannover<br />
Tel.: 0511-380 2570/-2571/-2583/-2590<br />
Amtsgericht Hannover<br />
Erhalt eines Rechtsberatungsscheins für kostenlose Beratung bei Anwälten <strong>der</strong> Bereiche Zivil-, Arbeits-, Familien-, Sozial- und Verwaltungsrecht;<br />
Volgersweg 1, Zimmer 2004; Mo.-Fr.: 9-12 Uhr; Tel.: 0511-3472330<br />
24-Stunden-Notruf für Schwangere<br />
Kostenlose Hotline des Diakonischen Werkes für Fragenrund um Schwangerschaft und Geburt; Tel.: 0800-6050040<br />
Telefonseelsorge<br />
Tel.: 0800-1110111<br />
curare<br />
93
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />
Lernpause Projekte Humor<br />
Assistent aus Jirapa, dem vorläufigen Reiseziel des<br />
dynamischen Duos. Eine Autofahrt später – und sie<br />
waren da. Nach einer Reisezeit von insgesamt etwa<br />
35 Stunden.<br />
Man darf sich das St. Joseph-Hospital nicht nach mitteleuropäischen<br />
Maßstäben vorstellen. Es handelt<br />
sich um eine Ansammlung von Bungalows gefüllt mit<br />
Betten gefüllt mit Menschen. Fachrichtungen sind<br />
hier nur unscharf begrenzt. Das ärztliche Personal<br />
besteht aus einer Reihe einheimischer Ärzte, einigen<br />
Kubanern und Dr. Matthias Funk. Letzterer war <strong>der</strong><br />
von Prof. Erich angepeilte Pädiater und Tropenmediziner,<br />
<strong>der</strong> seit 20 Jahren in Ghana praktiziert. Hier<br />
hat er sich spezialisiert auf … alles. Ausgestattet mit<br />
dem geschulten Blick <strong>der</strong> Erfahrung als wichtigstes<br />
und beinahe einziges diagnostisches Instrument, beeindruckte<br />
er Sebastian und Thomas im Laufe ihrer<br />
Famulatur oftmals sehr durch seine vielfältige und<br />
profunde Kenntnis <strong>der</strong> hier erfor<strong>der</strong>lichen Allround-<br />
Medizin. Dr. Funk bewies den beiden mehr als einmal,<br />
dass man mit viel Einsatz, einem Quantum Trost,<br />
pardon: Selbstaufgabe und reichlich Diensterfahrung,<br />
nahezu ohne Hilfsmittel hochkarätige Medizin<br />
machen kann. Dagegen waren die beiden zunächst<br />
reichlich überfor<strong>der</strong>t, verständlich aber, waren sie<br />
doch konfrontiert mit einem völlig an<strong>der</strong>en Krankheitsspektrum,<br />
als von daheim gewohnt: Malaria, Typhus,<br />
Bilharziose (wobei angemerkt sei, dass Malaria<br />
in Endemie-Gebieten wie Ghana häufig wie ein grippaler<br />
Infekt anmutet; kein Wun<strong>der</strong>, bedenkt man,<br />
dass ein Ghanaer in seiner Kindheit im Schnitt 30-40<br />
Infektionen durchmacht). Daneben wird noch Wundund<br />
Traumaversorgung geleistet, wobei die beiden<br />
im chirurgischen Bereich eine weitere Überraschung<br />
erwartete. Die Händedesinfektion wird mit Wasser<br />
und Seife vorgenommen, weil die westlich standardisierten<br />
Polyalkohole fehlen, und aus Mangel an Sauerstoff<br />
in Hochdruckflaschen werden Beatmungsgeräte<br />
im OP mit Raumluft betrieben. Da dies aber<br />
selbst unter den dortigen Umständen etwas mulmig<br />
erscheint, werden vorwiegend Ketamin-Narkosen<br />
angesetzt, um die Spontanatmung <strong>der</strong> Patienten zu<br />
erhalten. Dabei ist das nicht das einzige Beispiel für<br />
defizitäre technische Ausstattung: da wäre das Labor,<br />
das viel Zuversicht und Optimismus erfor<strong>der</strong>t;<br />
ab und zu gibt es mal ein Röntgenbild, worauf man<br />
aber nicht zählen sollte und wenn tatsächlich mal<br />
ein Liquorraum punktiert wurde, hat Dr. Funk die<br />
80<br />
curare
Feuilleton<br />
curare 7
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />
Lernpause Projekte Humor<br />
82<br />
Untersuchung am heimischen, aus Deutschland eigens<br />
importierten Mikroskop vollzogen. So blieben als Verlaufskontrolle<br />
hauptsächlich eine Fieberkurve und <strong>der</strong><br />
zuvor erwähnte geschärfte Blick. An Dr. Funks Seite<br />
stand Elias, treuer Adjutant und Medical Assistent. Zusammen<br />
führten sie die Visite durch, wobei diese auch<br />
sehr ungewohnt daherkam: an einem Schreibtisch saßen<br />
Elias und Dr. Funk und in einer langen Reihe standen<br />
und kauerten die Patienten und warteten geduldig<br />
auf ärztliche Hilfe.<br />
UntergebrachtwarenSebastianundThomasimGästehaus<br />
in <strong>der</strong> Nähe von Dr. Funks Bleibe, bei dem sie auch<br />
alle Mahlzeiten mit <strong>der</strong> Familie einnahmen. Zu essen<br />
gab es Bekanntes aber auch neuartiges Einheimisches.<br />
Das Gericht, was den gesamten Aufenthalt geprägt<br />
hat war Fufu: stundenlang mit einem großen Stößel<br />
in einem ausgehölten Holzklotz zerstampfter Yam-<br />
Rübenkloß mit scharfer Tomaten-Knoblauchsauce. Ab<br />
und zu gab es Fleisch, an <strong>der</strong> Küste wird auch viel Fisch<br />
gegessen. Dr. Funks Haus ist ein bescheidenes Heim,<br />
das den Altruismus des deutschen Kin<strong>der</strong>arztes wi<strong>der</strong>spiegelt:<br />
vom St. Joseph-Hospital bekommt er kein Gehalt,<br />
allein die Möglichkeit zur Forschung ist gegeben.<br />
Also finanziert er sein Leben einzig über deutsche Forschungsgel<strong>der</strong>,<br />
die er schließlich in neues Laborwerkzeug<br />
reinvestiert. So mussten Sebastian und Thomas<br />
ihm auch eine Zentrifuge aus Deutschland mitbringen,<br />
um horrende Frachtgebühren zu vermeiden. Allerdings<br />
ist dieser Lebenswandel nur eine Übergangslösung: mit<br />
einem ghanaischen Ingenieur plant er den Aufbau einer<br />
eigenen neuen Kin<strong>der</strong>klinik (www.tamfunk.com).<br />
Für Sebastian und Thomas endete schließlich die Famulatur,<br />
man verabschiedete sich, nahm sich in die<br />
Arme und sagte Lebewohl. Doch hier begann für die<br />
beiden eine ganz neue Reise, denn nun hieß es, dieses<br />
noch immer recht fremde Land genauer unter die Lupe<br />
zu nehmen und wenigstens die vom Reiseführer als sehenswert<br />
deklarierten Stätten zu besuchen. Von Jirapa<br />
(siehe Landkarte, 1) ging es mit dem Bus über Wa zum<br />
Mole Nationalpark (2). Dort suchten sich die beiden<br />
einen einheimischen Führer, <strong>der</strong> darüber hinaus auch<br />
noch anständig bewaffnet war. Er führte sie durch ein<br />
Naturschutzgebiet und ganz nah an einen Haufen baden<strong>der</strong><br />
Elefanten heran. Im nahegelegenen Larabanga<br />
fanden die beiden außerdem die älteste Moschee<br />
Nordafrikas, ein beeindruckendes Gebäude in westsudanischem<br />
Baustil, wie man ihn auch in Mali antrifft.<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />
Lernpause Projekte Humor<br />
84<br />
Von hier aus ging es über die Großstadt Tamale (3)<br />
nach Kintampo (4). Hier gab es sehr sehenswerte Wasserfälle,<br />
die für eine willkommene Abkühlung sorgten.<br />
In Kumasi (5) schließlich sahen sie den größten Markt<br />
Westafrikas – hier bekam man alles, mit Ausnahme<br />
von Flugzeugen und Luxusjachten. Der Markt sei aber<br />
nicht ganz ungefährlich, so <strong>der</strong> Reiseführer – also linsten<br />
die beiden Reisefiebrigen nur über den Zaun und<br />
zogen pronto weiter zur Küste: in die Zwillingsstädte<br />
Sekondi-Takoradi (6), wo sie den bedeutendsten Handelshafen<br />
des Landes zu sehen bekamen. Ein Stück weiter<br />
westlich fanden sie Butre (7), einen paradiesischen<br />
Strand mit weißem Sand, ehrfurchteinflößen<strong>der</strong><br />
Brandung, mutigen Fischern und unfähigen österreichischen<br />
Surfern. Über all dem kreiste ein Geier, geduldig.<br />
Von hier war es nur ein zweistündiger Fußmarsch<br />
am Strand entlang nach Busua, einem pittoresken Fischerdörfchen<br />
mit einer atemberaubenden Bucht und<br />
einem wilden Mangrovenwäldchen. Der Salzdunst,<br />
<strong>der</strong> den gesamten Küstenabschnitt bedeckte, erfreute<br />
beson<strong>der</strong>s Sebastian bzw. die Objektive seines Fotoapparates.<br />
Ein ganzes Stück weiter östlich befindet sich<br />
Cape Coast (8). Die zwei Reisenden besuchten hier<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />
Lernpause Projekte Humor<br />
Cape Coast Castle eine Wehrfeste aus präkolonialer<br />
Vorzeit, von <strong>der</strong> aus zahllose Sklavenschiffe in die neue<br />
Welt aufgebrochen waren. Die kalkweißen Mauern <strong>der</strong><br />
Festung bildeten einen eindrücklichen Kontrast mit <strong>der</strong><br />
Batterie schwerer gusseiserner Kanonen; ein Kontrast,<br />
<strong>der</strong> zusammen mit <strong>der</strong> Besichtigung <strong>der</strong> Kellerverliese<br />
zur „Aufbewahrung“ <strong>der</strong> tausenden von Sklaven, die<br />
unaussprechlichen Verbrechen <strong>der</strong> Vergangenheit in<br />
Erinnerung rief, und schwer bedrückte. So kam es den<br />
beiden ganz gelegen, zu Zerstreuung einige Kilometer<br />
ins Landesinnere zu reisen, nach Kakum (9), wo sie einen<br />
Nationalpark im Regenwald vorfanden. Teils auf<br />
meterhohen Hängebrücken, teils am düsteren Waldboden<br />
kämpften sich Sebastian und Thomas mit Hilfe<br />
eines Führers durch ein unbeschreibliches Dickicht,<br />
vorbei an vierzig Meter hohen Urwaldriesen. Nach diesen<br />
Anstrengungen bei 39° C und 95% Luftfeuchtigkeit<br />
reisten die zwei angehenden Ghanaexperten nun über<br />
Brenu Beach (10) nach Akasombo (11), Heimat des<br />
flächengrößten vollständig von Menschen künstlich<br />
geschaffenen Stausees <strong>der</strong> Erde. Die Stauanlage versorgt<br />
das ganze Land mit Elektrizität, allerdings stößt<br />
das Netz an seine Grenzen und es kommt immer wie<strong>der</strong><br />
zu landesweiten Stromausfällen. Dieser Volta-See,<br />
benannt nach dem größten vollständig von Menschen<br />
künstlich geschaffenen Stausees <strong>der</strong> Erde. Die Stauanlage<br />
versorgt das ganze Land mit Elektrizität, allerdings<br />
stößt das Netz an seine Grenzen und es kommt immer<br />
wie<strong>der</strong> zu landesweiten Stromausfällen. Dieser Volta-<br />
See, benannt nach dem hauptsächlich aufgestauten<br />
Fluss Volta, ist mit Schiffen befahrbar, was die beiden<br />
Seetüchtigen nicht zweimal im Reiseführer nachlesen<br />
mussten und flugs eine ausgedehnte „Seefahrt“<br />
antraten. Antreten mussten die beiden aber auch die<br />
Heimreise, denn <strong>der</strong> Ghanaaufenthalt neigte sich dem<br />
Ende zu. Also fuhren sie über Hohoe (sprich: Hochwe)<br />
zurück in die Hauptstadt Accra (12), von wo aus <strong>der</strong><br />
Rückflug anstand.<br />
Das Fazit <strong>der</strong> beiden Abenteurer überrascht nicht: obgleich<br />
ehrlich froh, wie<strong>der</strong> zuhause zu sein, bereuen<br />
sie nichts und würden die Reise ohne weiteres wie<strong>der</strong>holen,<br />
respektive je<strong>der</strong>zeit erneut auf Erkundungstour<br />
gen Afrika aufbrechen, angesteckt von einem Fieber,<br />
gegen das es keinen Impfstoff gibt.<br />
Fritz Nielsen<br />
Mehr Bil<strong>der</strong> von Sebastian Dziuba unter:<br />
www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/693154<br />
curare 85
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
86<br />
Der Molch macht ‚ s<br />
Die cerebromorphe Wellness-Walnuss als<br />
Brain-Food, Orangen zur Bekämpfung <strong>der</strong><br />
gleichnamigen Hautdellen, Karotten für<br />
mehr Sehschärfe – FUN-ctional Food heißt<br />
<strong>der</strong> neue Wohlfühl-Trend aus Übersee, <strong>der</strong><br />
sich bei Jung und Alt, bei Celebrities und<br />
Mustermanns gleichermaßen an Beliebtheit<br />
erfreut. Wir sprachen mit dem Ernährungsmittelexperten<br />
Bruce Ketter über die mannigfaltigen<br />
Möglichkeiten, die Nahrungsmittel<br />
uns bieten können…<br />
Herr Ketter, was bedeutet „FUN-ctional Food“?<br />
Bruce Ketter: Es ist eine Möglichkeit, sich die Wirkstoffe<br />
aus <strong>der</strong> Nahrung für seine persönlichen Zwecke zu unterwerfen.<br />
Essen als reine Form <strong>der</strong> Energieaufnahme<br />
zu betrachten ist meiner Meinung nach veraltet – Essen<br />
kann mehr! Die verschiedenen Nährstoffe sollten<br />
vielmehr als kleine Helferlein betrachtet werden, die in<br />
unserem Körper Aufträge ausführen.<br />
Wie genau dürfen wir uns das vorstellen?<br />
Bruce Ketter: Nun ja, erzählen Sie mir doch einmal zum<br />
Beispiel, was Sie gestern im Laufe des Tages zu sich genommen<br />
haben!<br />
Nun ja, zum Frühstück ein Omelette mit Pilzen…<br />
Bruce Ketter (unterbricht euphorisch): Super! Pilze enthalten<br />
viele Sporenelemente – ein anspornen<strong>der</strong> Start<br />
in den Tag!<br />
...zu Mittag ein Paar Pferdewürstchen…<br />
Bruce Ketter: Pferdewürste enthalten viel Fohlensäure,<br />
ein natürlicher Schutz gegen Zellalterung!<br />
…und abends gab es Sushi.<br />
Bruce Ketter: Fantastisch! Sushi enthält die Extra-Portion<br />
Cadmium – <strong>der</strong> beste Energy-Snack, wenn <strong>der</strong> Akku<br />
mal leer ist!<br />
Worauf sollte man ihrer Meinung nach beson<strong>der</strong>s<br />
achten?<br />
Bruce Ketter: Zwischendurch möglichst viel Mineralienwasser<br />
trinken, das hilft beim Entschlacken. Fette sind<br />
gut, aber bitte nur gesättigte Fettsäuren konsumieren<br />
– das erleichtert HDL und HDGDL die Arbeit. Proidiotische<br />
Joghurts stärken zudem die Abwehrkräfte.<br />
Was halten Sie von natriumarmer Ernährung?<br />
Bruce Ketter: Nicht viel. Ich möchte nicht darauf verzichten,<br />
mein Frühstücksei mit einer Prise Jodelsalz zu<br />
bestreuen. Zudem vertrete ich das Konzept des „Fun<br />
Food“ – Essen soll Spaß machen! Selbiges gilt auch für<br />
den Alkoholgenuss. So ein kleiner Aperitif regt doch<br />
den Kreislauf an und bringt die „T-Quila“-Zellen auf<br />
Trab.<br />
Aber Alkohol führt doch auch zu Mangelerscheinungen?<br />
Bruce Ketter: Bei dem Thema stoße sogar ich als Atkins-erfahrener<br />
Low-Carb-Weigthwatcher an meine<br />
Grenzen: Wie ist es möglich, dass Burschenschaftler<br />
so traditionsreiche Verbindungen und weitverzweigte<br />
Kontakte aufweisen – aber gleichzeitig beinahe alle an<br />
Vitamin B-Mangel leiden?<br />
Janina Balser und Fritz Nielsen<br />
Jacob Pilster und Fritz Nielsen<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />
Lernpause Projekte Humor<br />
curare<br />
Famulatur in Osnabrück<br />
Die erste Famulatur! Was, wo, wie? Wer da<br />
ins Grübeln kommt, kann sich freuen: Zum<br />
Glück gibt‘s mutige Famulanten, die mögliche<br />
Kliniken antesten.<br />
Als Ort für meine erste Famulatur wählte ich über die<br />
Osterferien das Marienhospital Osnabrück (MHO) aus.<br />
Das MHO ist ein Haus <strong>der</strong> Maximalversorgung und<br />
bietet somit vielerlei Möglichkeiten, Einblicke in den<br />
Alltag verschiedener Fachrichtungen zu bekommen.<br />
Geplagt vom Kurs Diagnostische Methoden II sowie<br />
drei Wochen Propädeutikum in <strong>der</strong> Inneren <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
entschied ich mich für eine Famulatur in <strong>der</strong> Unfallchirurgie.<br />
Befürchtungen, als Student im 1. klinischen Semester<br />
ohne jegliche chirurgische Erfahrung in <strong>der</strong> Famulatur<br />
wenig machen zu können, wurden schon am ersten<br />
Tag entkräftet. Der Einstieg wurde mir durch das nette<br />
Team <strong>der</strong> Abteilung erleichtert. Je<strong>der</strong>, vom Chefarzt<br />
Prof. Dr. Joosten bis hin zum Pflegepersonal auf den<br />
Stationen und im OP, empfing mich freundlich und war<br />
bemüht, mir viel zu erklären und zu zeigen.<br />
In <strong>der</strong> Gestaltung meines Arbeitstages genoss ich<br />
große Freiheit. Nach <strong>der</strong> Frühbesprechung musste ich<br />
zwar erst „normale“ Famulantenarbeiten wie Blut abnehmen<br />
und Zugänge legen verrichten. Danach stand<br />
es mir dann frei, auf Visite mitzugehen, im OP o<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> Notaufnahme vorbeizuschauen. In allen Bereichen<br />
wurde mir viel gezeigt, so dass ich nach einiger Zeit im<br />
OP als Assistenz eingeteilt war und auch die eine o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e kleine Wunde selber genäht habe. Vor allem<br />
im OP erlebte ich jeden Tag verschiedene Eingriffe,<br />
das Spektrum reichte von Eingriffen an <strong>der</strong> Hand über<br />
Frakturversorgung bis zum Einsetzten von Gelenkprothesen<br />
und wurde somit nie langweilig.<br />
Studenten, die nicht aus Osnabrück kommen, erhalten<br />
die Möglichkeit, gegenüber des MHO kostenlos in<br />
einem Wohnheim zu wohnen. Durch die zentrale Lage<br />
des Hauses in Osnabrück sind folglich auch viele Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Freizeitgestaltung geboten.<br />
Da das Haus trotz Maximalversorgung nicht zu groß ist,<br />
ist das allgemeine Arbeitsklima sehr angenehm. Nach<br />
einigen Tagen kennt man auch viele Kollegen aus an<strong>der</strong>en<br />
Abteilungen. Aufgrund dessen sowie <strong>der</strong> Möglichkeit,<br />
viel zu sehen und zu machen, kann ich jedem,<br />
<strong>der</strong> Interesse an <strong>der</strong> Chirurgie hat, empfehlen eine Famulatur<br />
in <strong>der</strong> Unfallchirurgie des Marienhospitals zu<br />
machen.<br />
Hendrik Rott<br />
87
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />
Lernpause Projekte Humor<br />
88<br />
Ein Nordfriese am Herzen<br />
Das erste Jahr vorbei, richtig Glück gehabt<br />
mit den Klausuren, kein Pflegepraktikum<br />
nötig dank FSJ, was macht man mit all <strong>der</strong><br />
freien Zeit?<br />
Da gibt s nur eins: nach Hause auf die Insel Föhr fahren,<br />
den Sommer am Strand genießen, viiiel schlafen,<br />
viiiel lesen und ... ein Praktikum. Aber damit <strong>der</strong><br />
Nordfriese nicht weit aus seinem Revier raus muss,<br />
fährt er mit <strong>der</strong> Fähre zum Festland und sucht sich ein<br />
größeres Krankenhaus unweit des Hafens. In meinem<br />
Fall war das die Klinik in Husum. Kurzerhand bei einem<br />
befreundeten Herzkatheter-Pfleger eingemietet und<br />
eine Woche lang jeden Morgen mit ihm zum Dienst<br />
gefahren...<br />
Das Herzkatheter-Labor ist ein spannen<strong>der</strong> Bereich.<br />
Alles geht recht flott, vom Ankommen bis zum Verlassen<br />
<strong>der</strong> Station vergehen für den Patienten oft nicht<br />
mehr als 1,5 - 2 Stunden. Kurzes Aufnahmegespräch,<br />
alles an<strong>der</strong>e ist - sofern es sich nicht um einen Notfall<br />
handelt - bereits am Vortag durch Gespräch und Einverständniserklärung<br />
besiegelt. Der Patient wird auf<br />
den Tisch begleitet, in <strong>der</strong> Leistengegend lokal betäubt<br />
und schon wird <strong>der</strong> Katheter eingeführt. Die Angst ist<br />
meist groß, die anschließende Erleichterung, dass alles<br />
halb so schlimm war, ist noch größer. Auf dem Röntgenschirm<br />
sind die Gefäße dank Kontrastmittel sehr<br />
gut zu sehen. Langsam bahnt <strong>der</strong> Katheter sich seinen<br />
Weg und gelangt an die Engstelle. Durch Ballon und<br />
bleibenden Stent wird die Engstelle durchgängig gemacht,<br />
die Beschwerden verschwinden schlagartig.<br />
Ich konnte mich frei bewegen und hatte die Wahl, im<br />
Labor bei <strong>der</strong> Prozedur dabeizusein, alles im Kontrollraum<br />
zu verfolgen o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Vorbereitung des nächsten<br />
Patienten zu helfen. Die Ärzte und Pflegekräfte<br />
waren sehr bemüht, mir alles zu erklären. Sie sahen<br />
mich nicht als Belastung, es machte ihnen sichtbar<br />
Freude, mir die Technik zu erläutern.<br />
Das Engagement des freundlichen Personals und auch<br />
die Freude <strong>der</strong> Patienten nach <strong>der</strong> überstandenen Prozedur<br />
machten das Praktikum zu einer schönen Erfahrung.<br />
Bei aller Freude musste <strong>der</strong> Nordfriese aber natürlich<br />
schnellstmöglich zurück auf die Insel, um die letzten<br />
Ferientage an <strong>der</strong> Nordsee zu genießen...<br />
Martin Johann Kreetz<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />
Lernpause Projekte Humor<br />
Emergency Room Bremen<br />
Annika Simon berichtet von ihrem Ausflug in<br />
die spannende Welt <strong>der</strong> Notfallmedizin beim<br />
AKUT-Forum in Bremen vom 29.-30. August.<br />
Schon bei meiner ersten Fahrt als Praktikantin auf<br />
dem RTW <strong>der</strong> Malteser-Wache Königslut-ter hatte<br />
mich das „Rettungsfieber“ gnadenlos gepackt und<br />
so war es fast eine Selbstverständlichkeit, dass ich<br />
beim ersten deutschen Forum für Notfallmedizin und<br />
Rettung unbedingt dabei sein musste. Die zweitägige<br />
Großveranstaltung fand auf dem Messegelände in<br />
Bahn-hofsnähe statt und umfasste sowohl einen Fachkongress<br />
mit Workshops und Vorträgen, als auch eine<br />
vielseitige Ausstellung mit zahlreichen Vorführungen<br />
allermo<strong>der</strong>nster Rettungsmittel. Mit dem Semesterticket<br />
ist die Anfahrt nach Bremen via Regionalexpress<br />
aus Hannover natürlich gar kein Problem und auch<br />
<strong>der</strong> Eintrittspreis war mit einer Pauschale von 15€ für<br />
Kongress und Ausstellungsbesuch selbst bei meinem<br />
sonst gähnend leeren Portemonnaie gut erschwinglich.<br />
Um die Vorträge im Kongresscentrum besuchen<br />
zu können, erhielt je<strong>der</strong> einen Ausweiß und nach<br />
einem orientierenden Blick hinüber zu den riesigen<br />
Rettungswagen und Hubschraubern auf <strong>der</strong> Outdoor-<br />
Aktionsfläche, spurtete ich auch schon zur ersten Veranstaltung.<br />
Die erste Vortragsreihe drehte sich um das<br />
Thema Vergiftungen und so lernte ich in knapp zwei<br />
Stunden so einiges über präklinisch häufig vorkommende<br />
Intoxikationsnotfälle und die entsprechenden<br />
Akuttherapien. Ein Anästhesist stellte zum Beispiel die<br />
sogenannte „Bremer-Liste“ vor, in <strong>der</strong> alle wichtigen<br />
Antidote aufgeführt sind, die <strong>der</strong> Notarzt von heute<br />
immer parat haben sollte. Im Anschluss zeigte ein Pathologe<br />
unter dem pikanten Titel „Fallstrick Leichenschau<br />
– Die unentdeckte Intoxikation“ viele Bil<strong>der</strong> von<br />
authentischen Fällen und obgleich ich diesen Part als<br />
beson<strong>der</strong>s spannend und eindrucksvoll erlebte, ist mir<br />
dann doch pünktlich zur Mittagszeit ganz schnell <strong>der</strong><br />
Appetit vergangen.<br />
Nach dieser ersten Vortragsrunde wollte ich mir mal<br />
wie<strong>der</strong> die Beine vertreten und so führte mein Weg<br />
auch gleich in Richtung Ausstellungsfläche. Da ich mir<br />
von den Ständen eher inhaltliche Neuigkeiten über aktuelle<br />
Entwicklungen in <strong>der</strong> Rettungsmedizin erhofft<br />
hatte, wurde ich lei<strong>der</strong> bitter enttäuscht: Neben den<br />
klassischen Werbeständen von Pharmafirmen, die unter<br />
an<strong>der</strong>em ihre neuen Lyse-Medis bewarben und mit<br />
reichlich kostenlosen Kulis und Stoffbeuteln lockten,<br />
wurden in Flughafenatmosphäre verbilligte Sicherheitsschuhe,<br />
reduzierte Fachbücher und überteuerte<br />
komplizierte Beatmungsgeräte präsentiert. Naja, immerhin<br />
konnte ich dann doch noch ein kostenloses<br />
Probe-Abo ergatter. Und natürlich auch eine reiche<br />
bunte Sammlung von Kugelschreibern.<br />
Die nächste Vorlesungsrunde, die ich nach Interesse<br />
aus mehreren Parallelveranstaltungen ausgewählt hatte,<br />
widmete sich <strong>der</strong> Pharmakotherapie des Akuten<br />
Koronarsyndroms. Der vortragende Kardiologe schien<br />
sehr von den neuesten Medis begeistert zu sein und referierte<br />
fast eine ganze Stunde lang über die einzelnen<br />
Daten verschiedener Multicenterstudien. Da ich aber<br />
nicht unbedingt eine Spezialistin für diesen Themenbereich<br />
bin, kämpfte ich zeitweise schon mal mit <strong>der</strong><br />
Müdigkeit ;-) Glücklicherweise wurde er dann aber von<br />
einem erfahrenen Notarzt in leiten<strong>der</strong> Position abgelöst,<br />
<strong>der</strong> viele interessante Dinge über die Organisation<br />
des Kölner Rettungsdienstes referierte und nach einer<br />
abschließenden Diskussion blieb sogar noch eine gute<br />
Stunde, um sich auf <strong>der</strong> Outdoor-Fläche zwischen den<br />
eindrucksvollen Hebekränen des THW und supermo<strong>der</strong>nen<br />
Rettungshubschraubern umzusehen. An jedem<br />
Stand traf man dabei auf Ehrenamtliche bekannter<br />
Hilfs- und Rettungsorganisation, die den neugierigen<br />
Besuchern die Technik <strong>der</strong> Rettungsmittel geduldig erklärten<br />
und von eigenen Einsätzen berichteten.<br />
Im Rückblick kann ich sagen, dass sich mein kleiner<br />
Ausflug in die facettenreiche Welt <strong>der</strong> Rettungsmedizin<br />
wirklich gelohnt hat und dass man durch die Kombination<br />
aus Ausstellung, Fahrzeugvorführungen und<br />
natürlich auch durch die Vorträge zu fast jedem Aspekt<br />
<strong>der</strong> Notfallmedizin einen sehr breiten Eindruck gewinnen<br />
konnte. Die Atmosphäre war zudem wäh-rend <strong>der</strong><br />
Vorträge locker und kollegial und in den Pausen konnte<br />
man in Ruhe über die Aus-stellungsfläche spazieren.<br />
Ich kann den Besuch des AKUT-Forums in Bremen also<br />
jedem „Retter“ und Interessenten nur wärmstens ans<br />
Herz legen und bin selbst schon gespannt auf die nächste<br />
Runde in etwa zwei Jahren.<br />
curare 89
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause<br />
Projekte Humor<br />
90<br />
Vize-Europameister ... na und?<br />
Die Europameisterschaft in <strong>der</strong> CampusLife-<br />
Übertragung in <strong>der</strong> Cafete <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>.<br />
Dreieinhalb Monate liegt das EM-Finale von Wien<br />
zurück, das Ende eines Turniers, das nicht nur<br />
durch die Leistungen <strong>der</strong> deutschen Mannschaft eine<br />
Achterbahnfahrt <strong>der</strong> Emotionen darstellte. Seien es<br />
Ruckler und Bildausfälle während des Kroatienspiels<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> berühmte Bildausfall im Halbfinale gegen die<br />
Türkei. Gerade während <strong>der</strong> Gruppenspiele lief vieles<br />
noch nicht optimal.<br />
Durch unsere Anschaffung einer neuen Satellitenschüssel<br />
konnten viele Übertragungsprobleme im Laufe des<br />
Turniers behoben werden, so dass in den KO-Spielen<br />
ruckelfreier Empfang ermöglicht war.<br />
Die Stimmung in <strong>der</strong> Cafete indes ließ sich von den kleinen<br />
Pannen nicht beeindrucken. Waren Besucherzahlen<br />
während <strong>der</strong> Gruppenphase noch ausbaufähig, so<br />
war die Hütte in den Spielen gegen Portugal, die Türkei<br />
sowie beim Finale gegen Spanien überfüllt. Nach den<br />
Siegen <strong>der</strong> deutschen Mannschaft entwickelten sich in<br />
<strong>der</strong> Cafete noch spontane Gewinnerparties, die teilweise<br />
noch zum Steintor weiterführten.<br />
Dass alles problemlos ablief lag am Team von Campus<br />
Life um den Vorsitzenden Felix Strübing, an erster Stelle<br />
Sascha Wasilenko, <strong>der</strong> nicht nur am Zapfhahn viel<br />
Körpereinsatz bewies, son<strong>der</strong>n auch als Fan in <strong>der</strong> ersten<br />
Reihe. Deswegen an dieser Stelle herzlichen Dank<br />
für die vielen Stunden vor und nach den Spielen, die<br />
ihr für den Auf- und Abbau investiert habt. Vielleicht<br />
reicht es ja dann in 2 Jahren auch für die Deutsche<br />
Nationalmannschaft zum großen Wurf, dass die Übertragungen<br />
in <strong>der</strong> Cafete wie<strong>der</strong>um ein Erfolg werden,<br />
scheint schon jetzt sicher.<br />
Verzweiflung pur: <strong>der</strong> Bildausfall im Halbfinale gegen die Türkei - heute schon legendär<br />
Hendrik Rott<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause<br />
Projekte Humor<br />
„Ein Turnier, das nicht nur durch die Leistungen <strong>der</strong> deutschen Mannschaft eine Achterbahnfahrt <strong>der</strong> Emotionen darstellte.“<br />
curare 7
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause<br />
Projekte Humor<br />
92<br />
Medimeisterschaften 2008<br />
Die diesjährigen Medimeisterschaften<br />
führten die <strong>MHH</strong>-Mannschaft ins saarländische<br />
Homburg.<br />
Mit 2 Herrenteams sowie einer Damentruppe waren<br />
die Erwartungen durchaus hoch, im Turnierverlauf<br />
wurden sie lei<strong>der</strong> nicht erfüllt.<br />
Freitag den 27. Juni begann die Fahrt gen Süden. Weit<br />
ging die Reise jedoch nicht, nach 2 Stunden Fahrt blieb<br />
<strong>der</strong> Bus in 50km Stau stecken. 6 Stunden später war<br />
<strong>der</strong> Superstau überwunden, erst gegen halb 3 nachts<br />
traf die <strong>MHH</strong> Abordnung am Turniergelände ein.<br />
Nach kurzer Nacht begann <strong>der</strong> Spielbetrieb um 9Uhr<br />
morgens. Die zweite Herrenmannschaft musste schon<br />
nach den ersten Spielen die Hoffnung aufs Weiterkommen<br />
begraben. Am Ende blieb <strong>der</strong> vorletzte Gruppenplatz.<br />
Spannen<strong>der</strong> machten es die die an<strong>der</strong>en<br />
Teams. Für die <strong>MHH</strong>-Damen reichte es trotz 2. Gruppenplatz<br />
nicht zum weiterkommen, nach Auftaktnie<strong>der</strong>lage<br />
blieben unsere Damen in den weiteren Gruppenspielen<br />
ungeschlagen. Auch das Ausscheiden <strong>der</strong><br />
1.Herrenmannschaft war unglücklich. Trotz guter Defensivleistung<br />
(nur 2 Gegentore aus 7 Gruppenspielen)<br />
fehlte das nötige Glück im Torabschluss, so dass <strong>der</strong><br />
Einzug ins Achtelfinale am Ende um einen Punkt verfehlt<br />
wurde.<br />
Obwohl <strong>der</strong> sportliche Erfolg ausblieb, waren die Medimeisterschaften<br />
auch dieses Jahr für alle Beteiligten<br />
ein Riesenspass. Schon auf <strong>der</strong> Hinfahrt wurde die<br />
Stau-Verzögerung zu einer Feier genutzt. Am Samstagabend<br />
fand dann die Siegerehrung mit anschließen<strong>der</strong><br />
Party statt, bei <strong>der</strong> Kontakte mit den an<strong>der</strong>en Mannschaften<br />
geknüpft wurden.<br />
Viele an<strong>der</strong>e Unis waren neben ihren Mannschaften<br />
mit großen Fankontigenten angereist. Aus Essen und<br />
Madgeburg waren bis zu 100 Fans dabei. Die Fahne <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong> wurde von nur einem tapferen Fan hochgehalten,<br />
hier kann ich nur jedem empfehlen mitzureisen.<br />
Wer also den fussballfreien Sommer 2009 ohne EM<br />
und WM überbrücken will ist herzlich eingeladen mitzukommen,<br />
ob als Spieler o<strong>der</strong> Fan.<br />
Zuletzt müssen wir noch <strong>der</strong> Deutschen Ärztefinanz<br />
Hannover danken, die uns freundlicherweise bei <strong>der</strong><br />
Trikotanschaffung finanziell unterstützt haben. Ebenso<br />
gilt unser Dank den Organisatoren in Homburg, die<br />
hervorragende Rahmenbedingungen für das Turnier<br />
geschaffen haben. Für die Medimeisterschaften 2009,<br />
die wahrscheinlich in Dresden stattfinden, hoffen wir<br />
auf ähnliche Bedingungen und auf zahlreiche Unterstützung<br />
von Euch!<br />
Hendrik Rott<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause<br />
Projekte Humor<br />
Artischocken am Stück<br />
Viele kennen Artischocken nur unter kardiologischen<br />
Aspekten: man isst die leckeren Herzen.<br />
Versucht man sich aber einmal an einem<br />
ganzheitlicheren Welt- bzw. Artischockenbild,<br />
eröffnen sich einem ganz neue, atemberaubende<br />
kulinarische Genüsse.<br />
Beim Einkaufen darf man nicht vergessen:<br />
• Artischocken (pro Person eine)<br />
• Unbehandelte Zitronen<br />
• Bindfaden<br />
Zuhause schneidet man zunächst die Zitronen in dicke<br />
Scheiben. Danach hackt man den Stiel <strong>der</strong> Artischocke<br />
am Ansatz ab, so dass eine Schnittfläche entsteht,<br />
die nicht größer als eine Zitronenscheibe ist. Auf diese<br />
Schnittfläche presst man nun eine Zitrusscheibe und<br />
bindet sie mit dem Faden fest. Stiele, Zitronenreste<br />
und natürlich die frisch verschnürten Päckchen kommen<br />
in kochendes Wasser, wo sie die nächsten 30 bis<br />
40 Minuten bleiben (Abb.1).<br />
Als nächstes fertigt man eine Vinaigrette an. Hier ist<br />
natürlich Freiheit für Experimente geboten, eine Variante<br />
wäre beispielsweise:<br />
Zitronensaft, leckeres Olivenöl, Senf, Balsamico, Salz,<br />
Pfeffer, Honig<br />
Die Vinaigrette anständig rühren und abschmecken.<br />
An dieser Stelle hat man nun Zeit, sich darüber Gedanken<br />
zu machen, dass dieses Gericht eigentlich nur<br />
eine Vorspeise ist, und dass man hoffentlich entwe<strong>der</strong><br />
einen weiteren Gang bedacht, o<strong>der</strong> nicht allzu hungrige<br />
Gäste eingeladen hat.<br />
Schließlich holt man die Päckchen aus dem Wasser,<br />
entfernt Bindfäden und Zitronenscheiben und drapiert<br />
die Artischocken adrett auf kleinen Tellern (Abb.2). Außerdem<br />
braucht man eine große Schüssel für Abfälle,<br />
aber dazu später. Je<strong>der</strong> Mitesser bekommt ein Schälchen<br />
Vinaigrette und einen Teller mit Artischocke. Und<br />
jetzt fängt <strong>der</strong> große Spaß an: man löst das unterste<br />
Blatt <strong>der</strong> Artischocke, tunkt es in die Vinaigrette und<br />
führt es zum Mund. Nun sind die Blätter trotz langer<br />
Kochzeit nicht vollständig essbar, im Gegenteil tragen<br />
die äußeren Blätter nur ein klein wenig Fruchtfleisch,<br />
das man vom Blatt abschlürft. Jetzt sitzt man mit<br />
einem halb angeknabberten Blatt in <strong>der</strong> Hand da und<br />
das ist <strong>der</strong> Moment, in dem sich die Abfallschale bezahlt<br />
macht: reinwerfen und weitermachen. Bald stellt<br />
man fest, dass, je näher man dem Herzen kommt, die<br />
Blätter immer weicher und zuletzt fast ganz essbar<br />
werden, und dass beim Essen sehr viel Abfall entsteht<br />
(Abb.3). In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Artischocke findet man (je<br />
nach Alter und Größe <strong>der</strong> Frucht) ein mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
ausgeprägtes faseriges Haarkleid (die Artischocke<br />
ist ein Distelgewächs), das man NICHT in den Mund<br />
bekommen, geschweige denn essen sollte. Also die<br />
Fasern abschneiden und das darunter verborgene<br />
Herz umso mehr genießen.<br />
Fritz Nielsen<br />
curare 93<br />
1<br />
2<br />
3
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte<br />
Humor<br />
94<br />
Projektgruppen<br />
„All work and no play makes Jack a dull boy!“<br />
schreibt Jack Nicholson Seite um Seite in Shining.<br />
Das soll nicht sein. Es gibt Leben außerhalb<br />
des Medizinstudiums.<br />
Der <strong>MHH</strong>-Chor<br />
Vielfältig und lustig sind die Sänger und Sängerinnen<br />
des Chores <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule Hannover.<br />
Jede Woche treffen sich seine ungefähr 70 Mitglie<strong>der</strong><br />
zur Probe – nicht nur Ärzte und Studierende <strong>der</strong> Medizin,<br />
son<strong>der</strong>n auch Lehrer, Ingenieure und Weinhändler.<br />
Vor mittlerweile mehr als 25 Jahren wurde dieser<br />
Chor von Medizinstudenten gegründet, wobei seit<br />
Mozarts Krönungsmesse 1981 jedes Jahr ein bis zwei<br />
Konzerte aufgeführt werden; zuletzt Messiah von Georg<br />
Friedrich Händel im Dezember 2007 und ein sommerliches<br />
Bachkonzert im vergangenen Juni. Daneben<br />
geben verschiedene Feierlichkeiten <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> immer<br />
wie<strong>der</strong> Anlass dazu, weitere kleinere Stücke zu singen,<br />
und ebenso freuen sich einige Patienten <strong>der</strong> Medizinischen<br />
Hochschule ab und an über einige Lie<strong>der</strong> zu<br />
Festtagen. Etwa zwei Mal pro Jahr fahren die Sänger<br />
mit <strong>der</strong> Chorleiterin Ute Schulze, die seit 2002 dabei<br />
ist, zu einem Probewochenende in <strong>der</strong> nahen Umgebung<br />
von Hannover, wo mit viel Spaß für anstehende<br />
Konzerte geprobt wird.<br />
Der <strong>MHH</strong>-Chor trifft sich jeden Mittwoch um 19.15<br />
Uhr in Hörsaal F und freut sich immer über neue nette<br />
Mitglie<strong>der</strong>. Wer Spaß am Singen hat und vielleicht<br />
Lust, einfach mal vorbeizuschauen, kann auf www.<br />
mhh-chor.de auch mehr erfahren. Der Chor freut sich.<br />
Scope - Das <strong>MHH</strong>-Kino<br />
Der Herbst ist da, <strong>der</strong> Winter kommt. Warum also nicht<br />
ins Kino gehen? Scope zeigt regelmäßig aktuelle Filme<br />
in <strong>der</strong> Cafete, davor und danach gibts Drinks und jede<br />
Menge nette Kommilitonen.<br />
Das Programm für das Semester:<br />
03.11. Sex and the City<br />
17.11. Die Welle<br />
01.12. Die Feuerzangenbowle (HS A)<br />
15.12 Tatsächlich Liebe<br />
19.01. Keinohrhasen<br />
02.02. Mamma Mia<br />
16.02. Juno<br />
02.03. The Dark Knight<br />
16.03. No Country For Old Men<br />
Wenn es noch Fragen gibt o<strong>der</strong> Ihr mitmachen wollt:<br />
scope@mhh-asta.de<br />
Skifreizeit<br />
Der AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und das Zentrum für Hochschulsport<br />
Hannover (ZfH) bieten dieses Jahr eine Skifreizeit<br />
exklusive für die <strong>MHH</strong> an.<br />
Die Fahrt findet vom Samstag 03.01.09 bis zum<br />
Samstag 10.01.09 statt. Die Reise geht in das Ost-<br />
Schweizer Skigebiet Sernftal in <strong>der</strong> Nähe des Ortes<br />
Elm (85km südöstlich von Zürich). Umgeben von den<br />
Glarner Berggipfeln liegen ca. 40 Pistenkilometer<br />
und präparierte Loipen bereit für den Winterspaß.<br />
Unser Haus liegt auf 1470 Meter Höhe direkt neben<br />
<strong>der</strong> Skipiste und bietet Platz für 46 Personen mit<br />
Speise- und Aufenthaltsraum, Gruppenküche und<br />
Sonnenterrasse. Ihr werdet dort von insgesamt 5<br />
Übungsleiter/innen des ZfH betreut, die in allen Stufen<br />
für Ski und Snowboard ihr Können vermitteln.<br />
Der Kurs richtet sich dabei an alle Wintersportbegeisterten,<br />
Neuligen wie alten Schneehasen. Den Einsteigern<br />
werden täglich in 4-6stündigen Kursen die<br />
Grundlagen des Ski- und Snowboardfahrens vermittelt<br />
und auch für die Erfahrenen stehen Schulungen<br />
zur Erweiterung ihrer Kenntnisse im Angebot.<br />
Die Reise kostet nur 260 Euro!<br />
Hinzu kommen noch die Kosten für die Verpflegung,<br />
die vor Ort eingekauft und abgerechnet wird (ca. 70<br />
Euro) und die Kosten für den Skipass (max. 130 Euro)<br />
für die 6 Tage. Die Anreise erfolgt bequem im Reisebus<br />
direkt aus Hannover. Es findet einige Wochen<br />
vorher ein Vortreffen statt, auf dem die letzten organisatorischen<br />
Informationen besprochen werden.<br />
Zur Anmeldung schickt bitte eine Mail mit eurem<br />
Namen, Fachsemester/Abteilung und Geburtsdatum<br />
(für den Skipass) an:<br />
sport@mhh-asta.de<br />
Über weitere Einzelheiten und den Termin des Vortreffens<br />
werdet ihr dann informiert.<br />
Für Fragen stehe ich euch natürlich auch gerne zur<br />
Verfügung.<br />
Anmeldeschluss ist <strong>der</strong> 17.11.08!<br />
Cornelius Krusche<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
curare<br />
03.01.-10.01.09<br />
Infos im AStA und unter<br />
sport@mhh-asta.de<br />
7
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
96<br />
Achtung: Humor!<br />
Fritz Nielsen<br />
Jacob Pilster und Fritz Nielsen<br />
curare
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
<strong>MHH</strong><br />
Adressbuch<br />
Studentensekretariat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Hilfe rund ums Studium Mo., Di., Do., Fr.: 9-12 Uhr, Di.: 14-15:30 Uhr<br />
Tel: 0511-532 6018/-19<br />
AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Alles, was Ihr schon immer wissen wolltet! Mo-Do.: 12:15-13:45 Uhr Sprechstunde<br />
Tel.: 0511-532 5414 o<strong>der</strong> -9880<br />
Fundbüro <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Herr Carsten Frömbling Mo-Fr.: 9-12 Uhr<br />
Tel.: 0511-532 2993<br />
Studiendekanat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
U.a. Fragen, An-, Abmeldungen zu Prüfungen, Klausuren Mo., Di., Do.: 13-15 Uhr<br />
Tel.: 0511-532 2400<br />
Sozialberatung in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />
Dienstags im AStA-Sprechstundenraum, 11-14 Uhr<br />
Uni Hannover<br />
BAFöG-Abteilung des Studentenwerks<br />
Alles rund ums BAFöG; Sprechstunden <strong>der</strong> SachbearbeiterInnen Di.: 13-18 Uhr, Fr.: 9-12 Uhr, Mo., Mi., Do.: 13-15 Uhr<br />
Tel.: 0511-76 88126<br />
BaFöG Servicebüro<br />
Keine Beratung, nehmen nur Unterlagen an, Mo-Do.: 9-12 Uhr, Mo., Mi., Do.: 13-15 Uhr<br />
Studienberatung, Welfengarten 1, Raum A 320, Tel.: 0511-76 25587<br />
Unisport (ZfH)<br />
Di. und Do.: 11-13 Uhr; Mo., Mi.: 16-18 Uhr; Fr.: 13-15 Uhr<br />
Am Moritzwinkel 6, Tel.: 0511-76 23801<br />
Psychologisch-therapeutische Beratung für Studierende<br />
Berät Studierende bei psychosozialen Problemen<br />
Welfengarten 2c, Tel.: 0511 76 23799<br />
BAFöG- und Sozialberatung des AStA <strong>der</strong> Uni Hannover<br />
Verfügen über sehr umfangreiches Wissen zu vielerlei Rechts- und Sozialfragen, Di.: 15-17 Uhr, Mi.: 12-14 Uhr<br />
Tel.: 0511-76 25062<br />
Sozialberatung des Studentenwerks<br />
Lodyweg 1, Mo. und Mi. 13-15 Uhr, Di. und Do.13-13 Uhr<br />
Tel.: 0511-76 88922<br />
Sonstige Telefonnummern<br />
Landesprüfungsamt Hannover<br />
Berliner Allee 20, 30175 Hannover o<strong>der</strong> Postfach 307, 30003 Hannover<br />
Tel.: 0511-380 2570/-2571/-2583/-2590<br />
Amtsgericht Hannover<br />
Erhalt eines Rechtsberatungsscheins für kostenlose Beratung bei Anwälten <strong>der</strong> Bereiche Zivil-, Arbeits-, Familien-, Sozial- und Verwaltungsrecht;<br />
Volgersweg 1, Zimmer 2004; Mo.-Fr.: 9-12 Uhr; Tel.: 0511-3472330<br />
24-Stunden-Notruf für Schwangere<br />
Kostenlose Hotline des Diakonischen Werkes für Fragenrund um Schwangerschaft und Geburt; Tel.: 0800-6050040<br />
Telefonseelsorge<br />
Tel.: 0800-1110111<br />
curare<br />
97
Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />
98<br />
Die Champions League <strong>der</strong> Lehre<br />
Leo Hoftempel mit Zuckerwort und Peitsche<br />
Die <strong>MHH</strong> gehört in die Champions League <strong>der</strong> Lehre<br />
Die <strong>MHH</strong> ist <strong>der</strong> FC Bayern <strong>der</strong> Forschung. Wir verfügen über die<br />
größte Summe an eingeworbenen Drittmitteln. Hier schlägt uns<br />
keiner. Betrachtet man die aktuellen Examensergebnisse, stellt<br />
man fest: Die <strong>MHH</strong> spielt in <strong>der</strong> Lehre nur im Mittelfeld. Der FC<br />
Bayern nur im Mittelfeld? Undenkbar. Mittelmaß kann nicht unser<br />
Anspruch sein. Die <strong>MHH</strong> gehört in die Champions League <strong>der</strong><br />
Lehre.<br />
Von <strong>der</strong> Konkurrenz längst überholt<br />
Während die <strong>MHH</strong> noch auf dem Parkplatz steht und sich in ihrem<br />
Forschungserfolg sonnt, ist die Konkurrenz schon lange auf<br />
<strong>der</strong> Autobahn. Beim 2004 eingeführten Studiengang Master of<br />
Medical Education haben bislang 125 Medizin-Dozenten mo<strong>der</strong>nes<br />
Lehren gelernt – und vor allem: das Wissen darüber an ihre<br />
Universitäten getragen. Teilnehmer von <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>? Bislang Fehlanzeige,<br />
2 Dozenten fangen nun neu an. Wer rastet, <strong>der</strong> rostet.<br />
So heißt es im Volksmund. Stillstand ist Gift für die Lehre an <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong>. Gut, dass das nächste Krankenhaus nicht fern ist.<br />
<strong>MHH</strong> 2.0 = Schule hoch 2<br />
Wie HannibaL mit Elefanten die Alpen erklomm, so will die <strong>MHH</strong><br />
mit dem Modellstudiengang HannibaL ebenfalls einen Berg bezwingen.<br />
Und zwar den Lehr-Olymp. Nur tut sie das nicht mit<br />
Elefanten-Schritten, son<strong>der</strong>n eher im Schnecken-Tempo. Statt<br />
revolutionärem Kleingruppenunterricht wie in Berlin wurde die<br />
konservative Variante mit behutlichen Verbesserungen des bisherigen<br />
Studiengangs gewählt. Ähnlich wie die Schnecke unter<br />
ihrem Haus ist <strong>der</strong> Student im Modellstudiengang gefangen. Folge:<br />
Eine Pflichtveranstaltung jagt die nächste. So wird die <strong>MHH</strong><br />
2.0 zu Schule hoch 2. Wir wollen mehr Freiheit zum Lernen und<br />
nicht noch mehr qualitativ fragwürdige Pflichtveranstaltungen.<br />
Drei Engel für eine bessere Lehre<br />
Forschung meisterlich, Lehre Mittelmaß, heißt es bislang an <strong>der</strong><br />
<strong>MHH</strong>. Lehre und Forschung exzellent, so soll es in Zukunft heißen.<br />
Drei Engel stehen für eine bessere Lehre bereit: 1. Das Jürgen-<br />
Klinsmann-Prinzip: Die Lehrenden müssen besser werden, damit<br />
die Lehre besser wird. 2. Höheres Lehr-LOM: Dank Leistungsorientierte<br />
Mittelvergabe muss sich gute Lehre mehr lohnen. 3.<br />
Professoren-Uni statt Patienten-Uni: Eine Qualitätsoffensive „Für<br />
bessere Studenten“ fängt bei den Professoren an.<br />
Die <strong>MHH</strong> gehört in die Champions League <strong>der</strong> Lehre. Packen wir<br />
es an!<br />
curare
����������������������<br />
���������������<br />
�������������������������������������������������������������������������������������<br />
������������������������������������������������������������������������������������<br />
���������������������������������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������������������<br />
���������������������������������������������������������������������������<br />
���������������������������������<br />
��������������������������������������<br />
���������������������������������<br />
����������������������������<br />
�<br />
���������������<br />
����������������������<br />
�������������������������������������������<br />
�������������������<br />
���������������������������������<br />
��������������������������<br />
������������������������<br />
����������������������������������<br />
curare
Weltweit kostenlos Bargeld abheben –<br />
das Exklusivangebot für Studenten.<br />
Kostenlos 1: die MLP Card für Studenten.<br />
Die MLP Card mit 1.000 Euro Verfügungsrahmen.<br />
Akzeptiert als Zahlungsmittel von rund 24 Mio. Geschäften weltweit.<br />
Kostenlos 2: das MLP KomfortKonto.<br />
Das Online-Girokonto mit 500 Euro Dispo.<br />
Kostenlos 3: Bargeld abheben.<br />
Gebührenfrei an allen Geldautomaten <strong>der</strong> Welt Geld bekommen.<br />
Für Studenten jetzt ohne Mindestauszahlbetrag.<br />
Noch Fragen?<br />
MLP Finanzdienstleistungen AG<br />
Geschäftsstelle Hannover VI<br />
Berckhusenstraße 150, 30625 Hannover<br />
Tel 0511 • 538957 • 0, Fax 0511 • 538957 • 77<br />
hannover6@mlp.de, www.mlp.de<br />
„Und, bei welcher Bank?“<br />
„Überall!“<br />
Neu für Studenten:<br />
Kostenlos Bargeld abheben<br />
ohne Mindestauszahlbetrag.