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protest-ausgabe - Curare - Asta der MHH

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lehre o<strong>der</strong> leere:<br />

<strong>protest</strong>e sogar<br />

im lehrkörper<br />

<strong>protest</strong>-<strong>ausgabe</strong><br />

gleichstellung:<br />

prioritäten<br />

falsch<br />

gesetzt?<br />

bistro kanne:<br />

teuer<br />

und<br />

ungesund


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

2<br />

Impressum<br />

Mitglied <strong>der</strong> JPN und DJP<br />

Herausgeber:<br />

AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Redaktion <strong>Curare</strong><br />

- OE 9542 -<br />

Carl-Neuberg-Straße 1<br />

30623 Hannover<br />

V.i.S.d.P.<br />

Fritz Nielsen<br />

Ole Tempelhof<br />

Die <strong>Curare</strong> erscheint regulär drei- bis viermal jährlich. Die Ausgabe<br />

erfolgt kostenlos.<br />

Auflage: 2000 Stück<br />

Druck:<br />

Gedruckt wird auf Umweltschutzpapier, mit Ausnahme des Umschlags<br />

und eventueller Son<strong>der</strong>publikationen, mit umweltverträglichen<br />

Lösungsmitteln.<br />

Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung <strong>der</strong> Redaktion wie<strong>der</strong>. Sie werden nur auf ihre<br />

verfassungsrechtliche Unbedenklichkeit unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> §§ 129-132 StGB hin kontrolliert, nicht aber auf ihre<br />

politische Erwünschtheit. Die Redaktion behält sich vor, Artikel zu<br />

kürzen.<br />

Nachdruck: In selbstverwalteten, nicht-kommerziellen Zeitschriften<br />

gegen Belegexemplar frei und erwünscht. An<strong>der</strong>nfalls zur Vermeidung<br />

von Rechtsnachteilen Rücksprache erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Bitte beachten Sie Copyright-Angaben!<br />

Beiträge und Artikel von Studierenden, Lehrenden, Beschäftigten<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, PatientInnen, LeserInnen je<strong>der</strong>zeit erwünscht. Artikel bitte<br />

in den Briefkasten vor dem AStA einwerfen o<strong>der</strong> zu den Sprechzeiten<br />

abgeben. Alle Beiträge können auch unter folgen<strong>der</strong> Adresse<br />

per E-Mail eingereicht werden: presse@mhh-asta.de Die Entscheidung<br />

über den Abdruck nicht namentlich gekennzeichneter Beiträge<br />

liegt bei <strong>der</strong> Redaktion.<br />

Anzeige: Es gilt die Anzeigenpreisliste von 2008. Modalitäten bitte zu<br />

den Sprechzeiten erfragen.<br />

<strong>Curare</strong>-Sprechstunden:<br />

Jeden Mittwoch von 12.15-13.45 Uhr im AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Tel.: 0511/532-5409 o<strong>der</strong> -5414<br />

Fax: 0511/532-8414<br />

eMail: presse@mhh-asta.de<br />

Internet: www.curare.mhh-asta.de<br />

Die Redaktion:<br />

Fritz Nielsen<br />

Ole Tempelhof<br />

Autoren dieser Ausgabe: Janina Balser, Ritva Bargsten, Philip Bintaro,<br />

Sebastian Dziuba, Nauka Göner, Michael Grimme, Diane Hackstette,<br />

Sinje Hage, Ismael Halabi Cabezon, Marcel Hartmann, Leo Hoftempel,<br />

Nils Janzen, Jana Kaszian, Sören Könneker, Martin Johann Kreetz,<br />

Cornelius Krusche, Tobias Laue, Eva Lehmann, Martin Müller, Ulrike<br />

Raap, Hendrik Rott, Annika Simon, Rena Steffens, Anne-Kathrin Völker,<br />

Johannes Willenborg, Christoph Wolter<br />

curare


Editorial<br />

Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Editorial<br />

Willkommen, Bienvenue, Welcome!<br />

‚Change‘ ist das Motto des designierten US-Präsidenten<br />

Barack Obama - und unseres auch! Und deswegen bringen<br />

wir, passend zum Ende <strong>der</strong> grauen Bush-Jahre, die<br />

CURARE erstmals komplett in Farbe heraus! Dazu gibt‘s<br />

ein aufgemotztes Layout von Fritz. Aber auch inhaltlich<br />

geht‘s mächtig zur Sache...<br />

Das Cover deutet es an: es ist was faul an <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Hochschule! Unser Titelthema „Protest“ beschäftigt<br />

sich also mit diesen Missständen: eine lahmende Lehre,<br />

ein aufgebrachter Lehrverantwortlicher, <strong>der</strong> scharfe<br />

Worte für die Ausbildungsumstände an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> findet,<br />

eine scheinbar außer Kontrolle geratene Gleichstellungsbeauftragte<br />

und ein Campusbistro zwischen McDonalds<br />

und BurgerKing.<br />

Außerdem in dieser Ausgabe: das PJ-Special. Hier informieren<br />

wir über Ziele und Möglichkeiten im praktischen<br />

Jahr, Erfahrungen von Kommilitonen und Tipps für alle<br />

Scheinfreien. An <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, in einem <strong>der</strong> Lehrkrankenhäuser<br />

o<strong>der</strong> im Ausland – egal wo man das PJ leisten will,<br />

unser Schwerpunkt hilft allen weiter.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt: die Auswahlgespräche 2008.<br />

Wir hatten die Möglichkeit, Momentaufnahmen vor<br />

und nach den Gesprächen einzufangen und stellen Hoffnungen,<br />

Erwartungen und Erfahrungen vor; sowohl von<br />

Kandidaten- als auch von Interviewerseite.<br />

Als beson<strong>der</strong>es Bonbon nehmen wir unsere Leser mit<br />

auf eine aufregende Reise nach Ghana, eindrucksvoll bebil<strong>der</strong>t<br />

von Hobbyfotograf und Medizinstudent Sebastian<br />

Dziuba.<br />

Viele Neuheiten, einige alte Bekannte und keine Langeweile:<br />

die neue CURARE. Viel Spaß beim Lesen!<br />

Fritz Nielsen und Ole Tempelhof<br />

curare 3


Editorial Inhalt<br />

Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

41<br />

44<br />

49<br />

50<br />

29<br />

33<br />

34<br />

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15<br />

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19<br />

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22<br />

7<br />

8<br />

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10<br />

11<br />

12<br />

23<br />

24<br />

Titelthema<br />

Patienten, Forschung, Leere?<br />

Eine Bestandsaufnahme<br />

Zufrieden mit <strong>der</strong> Lehre?<br />

Prof. Günter aus <strong>der</strong> Frauenklinik meldet sich zu Wort<br />

Ein Tritt in den Nacken<br />

Von Gleichstellung zu Gleichschaltung?<br />

Kanne: Where did it all go wrong?<br />

Bistro des Bösen<br />

PJ-Special<br />

PJ = Pech jehabt?<br />

Ein Neu-Approbierter erzählt<br />

Heimschläfergenehmigung<br />

Für diejenigen ohne Fernweh<br />

PJ im Ausland<br />

Das Praktische Jahr weltweit<br />

Stress in Frankreich und spanische Gelassenheit<br />

Erfahrungsberichte aus aller Welt<br />

Stex dir sonstwohin!<br />

Das Hammerexamen im Härtetest<br />

Auswahlgespräche 2008<br />

Auswahlgespräche 2008<br />

Was erwartet die Kandidaten?<br />

8400 Studienplätze, 35.000 Bewerber<br />

ZVS und an<strong>der</strong>e Hürden<br />

Modellstudiengang ist en vogue<br />

Hoffnungen und Erwartungen<br />

Keine vorgefertigten Antworten!<br />

Was wollen die Profs?<br />

„Herr, gib mir Geduld! Sofort“<br />

Ein Erfahrungsbericht <strong>der</strong> Auswahlgespräche<br />

Unverhältnismäßiger Druck<br />

Wütende Reaktion auf unfaire Verhältnisse<br />

„Kann wie<strong>der</strong> einer abgeholt werden!“<br />

Auswahlgespräche in <strong>der</strong> Zahnklinik<br />

Hochschule<br />

Wichtig: StudMail 2.0<br />

Update vom Internet-Referenten<br />

15 AStA Referenten<br />

Der AStA stellt sich vor<br />

Semesterbeitrag 08/09<br />

Wie weit fährt das Semesterticket?<br />

Wohin gehen die Studienbeiträge?<br />

Eine Aufstellung des Präsidialamtes<br />

Neue Prüfungsordnung WS 08/09<br />

Der Modellstudiengang atmet auf<br />

Die mächtige ITEM-Analyse<br />

Was kann CodiPlan?<br />

Wie lang ist die Wartezeit für Zahnmedizin?<br />

Die Berufsinformationstage<br />

Ein beispielhafter Schritt<br />

Das Hamburger Zahnmobil unter <strong>der</strong> Lupe<br />

4<br />

curare


Editorial Inhalt<br />

Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Der ganz normale W(Z)ahnsinn!<br />

Der hektische Alltag <strong>der</strong> Zahnis<br />

Ich will hier raus!<br />

Studieren im Ausland: Wie und wo?<br />

Feuilleton<br />

Interview mit einem Kritiker<br />

Bor<strong>der</strong>line-Journalismus vom Feinsten<br />

Belletristik<br />

Bücher, die die Welt braucht<br />

Hannover Hautnah: Die Kleefel<strong>der</strong> Gartenstadt<br />

Ein Kleinod an <strong>der</strong> Strecke <strong>der</strong> Linie 4<br />

Lernen<br />

Lehrbücher für Euch gelesen!<br />

Neues fürs Studierzimmer<br />

Frag die Raap<br />

Hilft Rauchen gegen Allergien?<br />

Erfahrung<br />

Geh nach Ghana<br />

Ein Famulaturbericht mit beeindruckenden Bil<strong>der</strong>n<br />

Famulatur in Osnabrück<br />

Ein Famulaturbericht<br />

Ein Nordfriese am Herzen<br />

Noch ein Famulaturbericht<br />

Emergency Room Bremen<br />

Das AKUT-Forum in <strong>der</strong> Hansestadt<br />

Lernpause<br />

Vizemeister ... na und?<br />

Ein Fußballsommer in <strong>der</strong> Cafete<br />

Medimeisterschaften 2008<br />

Viel Spaß in Homburg<br />

Artischocken am Stück<br />

Leckere Vorspeise aus <strong>der</strong> CURARE-Kochserie<br />

Humor<br />

Neurodance<br />

Das Beste für den Tanzflur seit den 90ern<br />

Modemensch Medizinstudent<br />

Fashion Trends im neuen Look<br />

Bil<strong>der</strong>rätsel<br />

Um die Ecke denken bis zum Genickbruch<br />

Medizinstudium von A bis Z<br />

Wieso Humor? 26 harte Fakten!<br />

Der Molch macht‘s<br />

Wie ernähre ich mich „richtig“?<br />

Achtung: Humor!<br />

Keine Angst, <strong>der</strong> beißt nicht!<br />

Die Champions League <strong>der</strong> Lehre<br />

Leo Hoftempel mit Zuckerwort und Peitsche<br />

curare 5<br />

25<br />

26<br />

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Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

6<br />

Leserbriefe<br />

Die Reaktionen <strong>der</strong> Leser auf die letzte Ausgabe<br />

war vielfältig. Einige lobten, an<strong>der</strong>e tadelten<br />

und viele wollten beim Gewinnspiel<br />

mitmachen.<br />

„I‘m a foreign student from Sweden and hope you don‘t<br />

mind, that due to the fact, that German grammar has<br />

4972 rules and 45247 exceptions I prefer to write most<br />

of my e-mails in English, but appreciate than German<br />

people write in German, so I can learn more.<br />

First of all I wanted to congratulate you to a very successful<br />

issue of <strong>Curare</strong>!<br />

In comparing to previous issues much more opinions<br />

are presented and more topics are brought up to discussion,<br />

all in all, it makes reading the June issue of<br />

<strong>Curare</strong> a pure delight.<br />

Consi<strong>der</strong>ing the new Kochserie, which inspires even<br />

such hopeless individuals, like me, suffering from a<br />

rare disease, so called Kitchen Blindness, to explore...<br />

there is one thing, which I found important to direct<br />

your attention on.<br />

Despite all pragmatic matters, there is an elusive beauty<br />

in a picture of a particular item of prepared food,<br />

which also conveys its message in colors. Therefore<br />

I believe, that at least on the virtual paper, used for<br />

the online-version of <strong>Curare</strong>, we could afford to have<br />

a photo of „Serviervorschlag“ with the original colors<br />

and not just black-white (all right, mostly all gray, but it<br />

doesn‘t make the image any batter).<br />

Furthermore I was gladly surprised to found reviews<br />

not just of textbooks, but also of fiction. I‘m sure you<br />

will maintain this high standard and looking forward to<br />

read your next issue.“<br />

„Ich hatte gerade die Gelegenheit den Artikel ‚Der<br />

Trend geht zur Ärztin‘ in <strong>der</strong> <strong>Curare</strong> 92 zu lesen. Lei<strong>der</strong><br />

sind Sie <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Propaganda von Frau Miemietz erlegen.<br />

Die <strong>MHH</strong> hat zwar ein Zertifikat „familiengerchte<br />

Hochschule“, die Realität sieht lei<strong>der</strong> komplett an<strong>der</strong>s<br />

aus. Wie Sie dem letzten Bericht des Personalrats entnehmen<br />

können, wird die Mehrheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungsanträge<br />

von <strong>MHH</strong>-Mitarbeitern insbeson<strong>der</strong>e im<br />

ärztlichen Dienst abgelehnt (>80/Jahr). Als männlicher<br />

Arzt und Vater hat man keine Chance einen <strong>MHH</strong>-Betreuungsplatz<br />

zu bekommen. Die Hochschule ist alles<br />

(z.B. „supramaximal“ in den Worten unseres Vorstands)<br />

nur nicht familienfreundlich. Wie wäre es mal mit investigative<br />

journalism a la Woodward Ihrerseits?“<br />

„Gratuliere zur CURARE! Die Zeitschrift ist viel besser<br />

als frühere AStA-Zeitungen (ich bin Mitherausgeber<br />

<strong>der</strong> ersten Injektionen und AStA-Mitglied gewesen).“<br />

„Wir haben gestern Abend bei <strong>der</strong> Probe alle den Artikel<br />

übers Orchester gelesen. Vielen vielen Dank für den<br />

großen Bericht. Es ist wirklich sehr gut geworden!“<br />

„Erstmal Glückwunsch zur gelungenen neuen <strong>Curare</strong>-<br />

Ausgabe, klasse neues Design!<br />

Das Lösungswort für das Quiz auf Seite 35 lautet übrigens:<br />

NEON<br />

(Das Foto von Lyndon B. Johnson -> :-) herrlich!)“<br />

Wir brauchen Euch!<br />

Gefällt Euch die CURARE? Gibt es Verbesserungsvorschläge, Kritik o<strong>der</strong> Lob? Dann<br />

schreibt an presse@mhh-asta.de und erzählt, was Euch auf dem Herzen liegt!<br />

Reicht Euch das nicht? Ihr habt Lust Euch kreativ zu betätigen? Eure drei besten Freunde<br />

heißen Subjekt, Prädikat, Objekt? Ihr wollt die CURARE mitgestalten, Eure Einflüsse<br />

einbringen und Teil des Teams werden? Dann seid Ihr sehr willkommen, beim nächsten<br />

Redaktionstreffen am 26.11.2008 dabei zu sein. Wir freuen uns auf Euch!<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Wichtig: StudMail 2.0<br />

AStA-Referent Sascha Wasilenko hat als Kind<br />

auf <strong>der</strong> Datenautobahn gespielt. Ohne ihn<br />

wären wir Multimedia-mäßig immer noch zu<br />

Fuß unterwegs.<br />

Hallo, Sascha. Wie geht’s Dir?<br />

Könnte besser sein: wenn es etwas gibt, was ich mehr<br />

hasse als Homöopathie, dann sind das Diskussionen<br />

über Homöopathie auf dem Studmail-Verteiler. Aber<br />

meine Bluthochdruckkrise ist überwunden.<br />

Oha, brenzliges Thema. Wie kann sowas passieren?<br />

Das liegt lei<strong>der</strong> an den Usern. Sehr wichtig ist nämlich,<br />

bei Massenmails keinesfalls auf ‚Allen antworten‘ zu<br />

klicken. So kommt es dann zu unschönen, sehr öffentlichen<br />

Debatten, die viel Speicher- und Rechenkapazität<br />

fressen und eigentlich ins AStA-Forum gehören.<br />

Denn die meisten Kommilitonen sind genervt von solchen<br />

Dingen.<br />

Worauf sollte man noch achten?<br />

Einloggen kann man sich entwe<strong>der</strong> direkt auf portal.<br />

stud.mh-hannover.de o<strong>der</strong> man folgt dem Link auf <strong>der</strong><br />

AStA-Homepage. Die alten Weiterleitungen zu privaten<br />

Adressen sind übernommen worden. Wer seine eMails<br />

StudentMed A5 quer Hannover VI:MLP-Anzeige 08.09.2008 16:50 Uhr Seite 1<br />

Die Medizin,<br />

auf die Sie nicht<br />

verzichten können.<br />

Das beitragsfreie Versicherungspaket Student Med von MLP<br />

ist ein Muss für alle Medizinstudenten ab dem 5. Semester.<br />

Mit einer leistungsstarken Berufs- und Privathaftpflichtversicherung<br />

sowie einer Auslandsreisekrankenversicherung bietet<br />

es genau den Versicherungsschutz, den Sie in Ihrer praktischen<br />

Ausbildung benötigen. Für weitere Informationen lesen<br />

Sie die Packungsbeilage o<strong>der</strong> fragen Sie Ihren MLP-Berater.<br />

MLP Finanzdienstleistungen AG<br />

Geschäftsstelle Hannover VI<br />

Berckhusenstraße 150<br />

30625 Hannover<br />

Tel curare<br />

0511 • 538957 • 0<br />

hannover6@mlp.de, www.mlp.de<br />

von Programmen wie Outlook o<strong>der</strong> Thun<strong>der</strong>bird abholen<br />

lassen will, findet unter asta.mh-hannover.de/studmail<br />

eine ausführliche Anleitung.<br />

Was haben die Jahrgangslisten zu bedeuten?<br />

Das Dekanat schickt alle Informationen über die Jahrgangslisten.<br />

Deshalb ist es wichtig, in <strong>der</strong> richtigen Liste<br />

zu stehen. In <strong>der</strong> Regel funktioniert das automatisch.<br />

Wenn man aber Springer ist, o<strong>der</strong> sonst irgendwie aus<br />

dem regulären Ablauf fällt, muss man sich manuell in<br />

die aktuelle Liste eintragen. Aber keine Angst, das ist<br />

ganz einfach: im Portal kann man sich unter ‚Optionen‘<br />

in die entsprechende Liste einschreiben. Bald gibt‘s<br />

auch Tertial- und sogar U-Kurs-Gruppen-Verteiler.


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

8<br />

15 AStA-Referenten für Euch!<br />

Der Allgemeine Studierendenausschuss in<br />

(fast) voller Blüte, hier fotografiert beim<br />

jährlichen Empfang <strong>der</strong> Studierendenschaft.<br />

1. Sinje Hage (Ausland)<br />

2. Sören Könneker (Finanzen)<br />

3. Jana Kaszian (Soziales)<br />

4. Michael Grimme (HoPo I)<br />

5. Hendrik Rott (Öffentlichkeit)<br />

6. Fritz Nielsen (Presse I)<br />

7. Marc Riemer (Vorsitz)<br />

8. Tobias Laue (Erstsemester)<br />

9. Martin Müller (HoPo II)<br />

10. Ole Tempelhof (Presse II)<br />

11. Felix Strübing (Kultur)<br />

12. Cornelius Krusche (Sport)<br />

Foto: Kristina Weidelhofer<br />

13. Sascha Wasilenko (Internet)<br />

nicht abgebildet:<br />

Marcel Hartmann,<br />

Georgios Pouias<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Semesterbeitrag WS 08/09<br />

Info:�Semesterbeitrag�WS�08/09<br />

Neben 500,- € Studienbeitrag, Neben 500,- € Studienbeitrag, 75,-€ Verwaltungskostenbeitrag 75,-€ Verwaltungskostenbeitrag des Landes des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen Nie<strong>der</strong>sachsen und 36,- € und 36,- € Studendenwerksbeitrag<br />

Studendenwerksbeitrag setzt sich <strong>der</strong> setzt Semesterbeitrag sich <strong>der</strong> Semesterbeitrag an die an die Studierendenschaft (AStA) im im aktuellen<br />

WS 08/09 wie<br />

Wintersemester 2008/2009 wie folgt zusammen:<br />

folgt zusammen:<br />

Verwaltung:<br />

75,00 €<br />

Deutsche<br />

Bahn:<br />

45,30 €<br />

Semesterticket:<br />

132,70 €<br />

GVH:<br />

81,00 €<br />

Beitrag im WS 08/09:<br />

252,00 €<br />

Studiendenschaftsbeitrag:<br />

NordWest<br />

Bahn:<br />

6,40 €<br />

141,00 €<br />

Unisport:<br />

Ab dem Wintersemester 2008/2009 gibt es für Erstsemester neue Studienausweiskarten. Dabei kann<br />

es zu Problemen mit Kontrolleuren geben. Es gilt Rücksicht auf Kontrolleure zu nehmen, jedoch keine<br />

Bußgel<strong>der</strong> zu zahlen!<br />

Info: Der Papierausweis gilt nur in Verbindung mit dem Personalausweis und wird fälschlicherweise<br />

oft von Kontrolleuren nicht sofort anerkannt!<br />

Frischfleisch?<br />

Ein Beiblatt zu unseren Ausweisen wurde abgeschafft!<br />

Bei allen Fragen Email an: finanzen@mhh-asta.de<br />

curare 9<br />

0,55 €<br />

Fahrradwerkstatt:<br />

0,40 €<br />

AStA-<br />

Verwaltung:<br />

7,35 €<br />

Studentenwerk:<br />

Facts Semesterticket<br />

Kosten zusammengerechnet im WS 08/09: 132,70 € Ab dem Wintersemester 2008/2009 gibt es für Erst-<br />

Benutzt werden darf damit: DB Regionalbahn, Facts�Semesterticket�<br />

Nordsemester neue Studienausweise. Dabei kann es Prowestbahn<br />

und Metronom in ganz Nie<strong>der</strong>sachsen (auch bleme mit Kontrolleuren geben. Es gilt Rücksicht auf<br />

Kosten zusammengerechnet im WS 08/09: 132,70 €<br />

über Hamburg und Bremen), sowie Bus, U-Bahn und Kontrolleure zu nehmen, jedoch keine Bußgel<strong>der</strong> zu<br />

S-Bahn in ganz Hannover. Benutzt werden Nichtdarf benutzt damit: DB werden Regionalbahn, dür- Nordwestbahn zahlen! und Metronom in ganz Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

(auch über Hamburg und Bremen), sowie Bus, U-Bahn und S-Bahn in ganz Hannover.<br />

fen die Fernverkehrszüge IC und ICE, sowie Züge <strong>der</strong> Ein Beiblatt zu unseren Ausweisen wurde abgeschafft!<br />

Westfahlenbahn! Nicht benutzt werden dürfen die Fernverkehrszüge IC und ICE, sowie Züge <strong>der</strong> Westfahlenbahn!<br />

Sören Könneker<br />

36,00 €<br />

Wir suchen:<br />

Blutjunge Autoren, Redakteure aus garantiert<br />

biologischem Anbau, unkonservierte Mitarbeiter<br />

Nächstes Redaktionstreffen:<br />

26.Novemeber 2008<br />

Bock auf Bloggen?<br />

www.curare.mhh-asta.de<br />

Infos unter: presse@mhh-asta.de


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

10<br />

Wohin gehen die Studienbeiträge?<br />

Ein- und Ausgaben aus Studienbeiträgen Humanmedizin (Stand August 2008)<br />

Einnahmen (inkl. Zinserträge) 2.282.137<br />

Ausgaben (gem. Beschlussfassung<br />

Studienkommission und Senat) 10.000 Unterstützung PJ-Praktika<br />

500 Benjamin-Franklin-Contest<br />

GBM-Programm (Beteiligung am anglo-amerikanischen<br />

35.700 Austauschproramm f. Medizinstudierende)<br />

1.805 Ausstattung Projektgruppen<br />

Geräteausstattung Querschnittsfach Notfallmedizin<br />

176.400 (Reanimationsphantome, Intubationstrainer, Notfalldefibrillatoren)<br />

2.840 Info-Material für Erstsemester<br />

79.507 Lehrbücher<br />

3.528 Kameraausrüstung Diagn. Methoden<br />

9.640 Schauspielpatienten Diagn. Methoden I<br />

2.468 PC-Ausrüstung für Anatomie II für Demonstration Röntgenbil<strong>der</strong><br />

306.788 LOM-Lehre (nur 2007 aus Studiengebühren)<br />

3.450 Unterstützung Berlin-Fahrt Berens v. Rautenfels<br />

3.772 zusätzliche Honorare für Durchführung Repetitorium Physiologie<br />

Elektronische Prüfungen, Elektronische Evaluation, Q-Exam, Item-<br />

300.000 Analyse <strong>der</strong> elektr. Prüfungen<br />

7.250 Ausstattung Hörsäle (Laborhocker Kurslabore Geb. I2, I3, I6)<br />

1.437 Ausstattung Hörsäle (Beamer Seminarraum 50)<br />

79.492 Repetitorium 2. Staatsexamen<br />

Stelle Studiendekanat: Prüfungskoordianation (nur 2007 besetzt bzw.<br />

28.180 aus Studiengebühren finanziert)<br />

Stelle Studiendekanat:zwei Jahrgangsbetreuer (nur 2007 aus<br />

54.032 Studiengebühren finanziert)<br />

26.028 Stelle Studiendekanat: Evaluation (ab 1.2.2008)<br />

6.940 Wiss. Koordination und Betreuung Modul Diagn. Methoden l<br />

42.401 Wiss. Koordination und Betreuung Modul DDT<br />

Summe 1.182.159<br />

Unterstützung v. Abteilung mit überdurchschnittlicher Lehrbeteiligung<br />

Ausgaben (gem. Beschluss Präsidium) 26.265 (Toxikologie E13-Stelle für 5 Monate)<br />

Unterstützung v. Abteilung mit überdurchschnittlicher Lehrbeteiligung<br />

15.759 (Zell- u. Molekularphysiologie E13-Stelle für 6 Monate)<br />

Unterstützung v. Abteilung mit überdurchschnittlicher Lehrbeteiligung<br />

13.132 (Neurophysiologie E13-Stelle für 5 Monate)<br />

Koordination <strong>der</strong> Lehre in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>heilkunde (1/3 Arztstelle ab Mai<br />

4.686 2008)<br />

200.000 Hälftige Beteiligung an Renovierungskosten Hörsaal H<br />

Elektronische Prüfungen, Elektronische Evaluation, Q-Exam, Item-<br />

472.611 Analyse <strong>der</strong> elektr. Prüfungen<br />

Summe 732.453<br />

Geplante Maßnahmen 1.000 Brückenkurs Chemie<br />

Repetitorium Anatomie<br />

Startausrüstung Erstsemester (Kittel, Stethoskope)<br />

Patientenorientierte Lehre Pharmakologie u. Toxikol. -<br />

Arzneimittelanamnese: 0,33 E13-Stelle<br />

2 Stipendien "Master of Medical Education"<br />

ca. 30.000 Kostenlose Bereitstellung von Skripten für Studierende<br />

Hälftige Beteiligung an den Renovierungskosten Hörsäle G und F in den<br />

Jahren 2009 und 2010<br />

Quelle: Präsidialamt <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Neue Prüfungsordnung zum WS 08/09<br />

Für den Modellstudiengang Medizin treten<br />

zum Wintersemster 2008/09 einige Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Studien- und Prüfungsordnung in<br />

Kraft.<br />

Die in <strong>der</strong> Studienkommission Humanmedizin erarbeiteten<br />

Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Prüfungs- und Studienordnung<br />

für den Modellstudiengang Medizin, sind in<br />

<strong>der</strong> letzten Sitzung des Senates verabschiedet worden<br />

und treten zu Beginn des Wintersemesters 2008/2009<br />

in Kraft.<br />

Neben einigen sprachlichen Än<strong>der</strong>ungen und Formulierungen,<br />

konnten wir studentischen Vertreter in <strong>der</strong><br />

Studienkommission einige Verbesserungen erreichen,<br />

über die wir Euch gern in Kenntniss setzten möchten:<br />

Studienordung:<br />

• Es konnte verhin<strong>der</strong>t werden, dass die Fehlzeitenregelung<br />

bei einigen ausgewählten Lehrveranstaltungen<br />

härter wird. So bleibt es dabei, dass jede Lehrveranstaltung<br />

regelmäßig besucht wurde, wenn die Studierenden<br />

nicht mehr als 15% <strong>der</strong> gesamten Unterrichtsveranstaltung<br />

versäumt haben.<br />

Prüfungsordnung:<br />

• Alle Studierenden erhalten, nach Vorliegen <strong>der</strong> Voraussetzungen,<br />

nun „automatisch“ eine Äquivalenzbescheinigung<br />

(Zeugnis über den Ersten Abschnitt <strong>der</strong><br />

Ärztlichen Prüfung). Ein Antrag hierauf muß nicht mehr<br />

gestellt werden<br />

• Im Falle einer Erkrankung an einem Prüfungstag ist<br />

nun kein amtsärztliches Attest mehr notwendig. Es<br />

reicht ein „normales“ ärztliches Attest (Hausarzt) beim<br />

Studiendekanat einzureichen.<br />

§<br />

Neues Proce<strong>der</strong>e bzgl. Prüfungen / Wie<strong>der</strong>holungsprüfungen:<br />

• Zur 1. Prüfung ist je<strong>der</strong> Student, <strong>der</strong> die entsprechenden<br />

Voraussetzungen erfüllt hat, automatisch geladen.<br />

• Studierende, welche die Prüfung nicht bestehen,<br />

werden darüber in Kenntnis gesetzt und auf den Termin<br />

<strong>der</strong> 1. Wie<strong>der</strong>holungsprüfung hingewiesen. Eine<br />

explizite Ladung erfolgt nun nicht mehr bzw. braucht<br />

nicht zu erfolgen.<br />

• Zu je<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungsprüfung sind die Studierenden<br />

automatisch geladen. Man kann sich aber nun aktiv<br />

von <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungsprüfung abgemelden. Diese<br />

Abmeldung muß schriftlich o<strong>der</strong> via eMail bis spätestens<br />

14 Tage vor dem Termin <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungsklausur<br />

erfolgen. Dieses aktive Abmelden von den Wie<strong>der</strong>holungsprüfungen<br />

ist in seiner Anzahl nicht mehr<br />

beschränkt und löst nun das einmalige „Schieben“ ab.<br />

Allerdings muss die 14 Tage-Frist vor <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>holungsprüfung<br />

zwingend eingehalten werden, sonst ist<br />

ein regelrechtes Abmelden nicht mehr möglich!<br />

• Wenn die 1. Wie<strong>der</strong>holungsprüfung nicht bestanden<br />

wurde, kann ein Beratungsgespräch bei dem zuständigen<br />

Lehrverantwortlichen innerhalb von 2 Monaten<br />

nach Bekanntgabe <strong>der</strong> Ergebnisse erfolgen. Entfallen<br />

ist, dass es ein Beratugsgespräch geben muß, wenn<br />

die 1. Wie<strong>der</strong>holungsprüfung nicht bestanden wurde.<br />

Auch bei <strong>der</strong> 2. Wie<strong>der</strong>holungsprüfung gilt das aktive<br />

Abmelden (wie oben bereits beschrieben).<br />

Martin Müller<br />

curare 11


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

12<br />

Die mächtige ITEM-Analyse<br />

Mit Einführung des Modellstudienganges<br />

wurde es sukzessiv gängiger Standard an <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong>, mittels elektronischen Handgeräts geprüft<br />

zu werden.<br />

Seither genießen wir Vorzüge wie die schnelle Präsentation<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse. Die größte Stärke des<br />

Prüfungssystem <strong>der</strong> Firma Codiplan verdient jedoch<br />

eine beson<strong>der</strong>e Erwähnung: Die ITEM-Analyse.<br />

Diese integrierte Software bietet den Prüfern eine graphischen<br />

Darstellung <strong>der</strong> Antwortverteilung zu je<strong>der</strong><br />

einzelnen Frage, sowie eine Analyse, wie die besten und<br />

die schlechtesten 20% <strong>der</strong> Prüflinge diese beantwortet<br />

haben. So ist es möglich, auf einen Blick die Trennschärfe<br />

zu beurteilen. Das heißt man kann ermitteln,<br />

welche Fragen zu leicht o<strong>der</strong> zu schwierig waren o<strong>der</strong><br />

schlichtweg schlecht gestellt wurden. Die übrigen Fragen<br />

können dann bewertet und später einem Schwierigkeitsgrad<br />

zugeordnet in einer „Fragendatenbank“<br />

abgelegt werden. Das Ergebnis <strong>der</strong> Analyse wird ebenfalls<br />

gespeichert und steht bei <strong>der</strong> Zusammenstellung<br />

künftiger Prüfungen als Instrument zur Beurteilung <strong>der</strong><br />

weiteren Eignung zur Verfügung.<br />

Frau Dr. Gudrun Brandes, Lehrbeauftragte des Moduls<br />

„Zellbiologische Grundlagen <strong>der</strong> Medizin“, ist mit diesem<br />

Konzept bereits bestens vertraut.<br />

„Die Suche und Analyse fehlerhafter Fragen wird in<br />

<strong>der</strong> Abteilung Zellbiologie schon lange betrieben. Früher<br />

erfolgte dies allerdings noch per Hand, was einen<br />

enormen Zeitaufwand mit sich brachte.“ Verständlich,<br />

dass nicht alle Abteilungen in <strong>der</strong> Lage o<strong>der</strong> Willens<br />

waren, diesen Aufwand ohne Weiteres zu leisten.<br />

„Auch das IMPP benutzt eine ITEM-Analyse. Dort werden<br />

regelmäßig Fragen gestrichen, die als missverständlich<br />

identifiziert werden.“ Begründung: Wird die<br />

einzig richtige Antwortmöglichkeit ebenfalls nur mit<br />

einer vergleichbaren Ratewahrscheinlichkeit wie die<br />

falschen Antworten gewählt, besteht eine nicht ausreichende<br />

Trennschärfe zur Bewertung <strong>der</strong> Frage.<br />

Mit Einführung des Modellstudienganges wurde das<br />

Thema Physikumsäquivalenz unversehens auch für die<br />

<strong>MHH</strong>-internen Prüfungen bedeutsam und damit eine<br />

Ausführungsart notwendig, die <strong>der</strong> des IMPP gleichkommt.<br />

Es wurde also von <strong>der</strong> Kür zur Pflicht, sich<br />

mit einem statthaften Umgang mit Klausurfragen zu<br />

beschäftigen. Die Einführung des elektronischen Prüfungssystems<br />

jedoch ermöglichte es den Abteilungen<br />

zugleich, diese Arbeit mit einem weit geringeren Zeitaufwand<br />

zu leisten.<br />

„Die Nutzung ist für die Lehrverantwortlichen einfach,<br />

auch für nicht am PC geschulte Mitarbeiter“, meint Dr.<br />

Brandes, „die Eingabe <strong>der</strong> Fragen erfolgt unkompliziert<br />

über einen eigenen Zugang und eine Kontrolle ist mit<br />

Hilfe eines Antwortschlüssels rasch möglich.“ Damit<br />

liegt die Verantwortung nicht mehr bei den Mitarbeitern<br />

<strong>der</strong> Firma Codiplan, son<strong>der</strong>n bei den Lehrbeauftragten<br />

selbst.<br />

Ein Garant für gute Lehre und faire Klausurgestaltung<br />

ist dieses System freilich nicht. Derzeit gleicht <strong>der</strong> Umgang<br />

mit <strong>der</strong> ITEM-Analyse in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> einem Flickenteppich<br />

<strong>der</strong> Nutzungsformen, von intensivem Umgang<br />

und kritischer Auseinan<strong>der</strong>setzung mit strittigen Fragen<br />

bis hin zur bloßen elektronischen Frageneingabe<br />

o<strong>der</strong> kompletter Ignoranz. Statt objektiver Kriterien<br />

bestimmen wie<strong>der</strong>holt Gewogenheit und Gemütsverfassung<br />

<strong>der</strong> Lehrbeauftragten die Entscheidungen, die<br />

über Wohl und Wehe <strong>der</strong> Prüflinge bestimmen.<br />

„Ziel <strong>der</strong> Lehre muss sein, ausreichendes Wissen zum<br />

Bestehen zu vermitteln“, betont die Lehrbeauftragte<br />

<strong>der</strong> Zellbiologie, „zudem müssen die während des<br />

Studiums abgelegten Prüfungen auf das spätere Hammerexamen<br />

vorbereiten.“ Gemäß diesem Anspruch<br />

muss klar sein, dass ein vernünftiger Umgang mit Prüfungen<br />

und die Kongruenz zwischen Lehre und Examina<br />

unerlässlich sind.<br />

Auch dafür ist die ITEM-Analyse ein mächtiges Werkzeug.<br />

Bedauerlichweise scheint sich diese Erkenntnis<br />

jedoch noch nicht bei allen Lehrverantwortlichen <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> durchgesetzt zu haben. Erst kürzlich wurde ein<br />

Vorstoß in <strong>der</strong> Studienkommission mit dem Ziel, einheitliche<br />

und verbindliche Regelungen zum Umgang<br />

mit <strong>der</strong> Fragenanalyse zu schaffen, rigoros zurückgewiesen:<br />

Es bestehe kein weiterer Bedarf an zusätzlichen<br />

Regelungen. Die Konsequenzen, die dadurch<br />

dem Modellstudiengang drohen könnten, lässt man<br />

außer Acht. Dabei ist das Stichwort Physikumsäquivalenz<br />

<strong>der</strong> entscheidende Punkt. Denn sollte es dazu<br />

kommen, dass einer Klage gegen eine nicht adäquat<br />

durchgeführte Prüfung stattgegeben wird, so stünde<br />

mit Gewissheit ganz schnell das Landesprüfungsamt<br />

vor <strong>der</strong> Tür, um wie<strong>der</strong> die Kontrolle zu übernehmen.<br />

Was das für den Modellstudiengang als Ganzes bedeuten<br />

würde, bleibt ungewiss.<br />

„Das Glück ist eine leichte Dirne, sie weilt nicht gern am<br />

selben Ort“, sagte Heinrich Heine. Wollen wir hoffen,<br />

dass die Verantwortlichen des Modellstudienganges<br />

die Risiken erkennen und ihnen entgegenwirken, solange<br />

noch Zeit ist.<br />

Ismael Halabi Cabezon<br />

curare


Scharf – echt – exakt<br />

Anatomie braucht echte Fotos!<br />

Rot o<strong>der</strong> blau? In schematischen Zeichnungen werden Arterien rot, Venen blau<br />

dargestellt. Doch in <strong>der</strong> Realität sind sie das nicht. Nur anhand echter Fotos<br />

erkennen Sie die reale anatomische Situation.<br />

Die dreidimensionale Plastizität <strong>der</strong> Präparate besticht durch ihre Authentizität.<br />

Mo<strong>der</strong>nste Repro- und Druckverfahren bringen die gesamte Anatomie haarscharf<br />

auf den Punkt. Holen Sie sich Ihren Präparierkurs nach Hause!<br />

Authentische Wirklichkeit statt virtueller Anatomie<br />

Brillante, scharf geschossene Fotos �statt idealisierter Zeichnungen<br />

Realität exakt wie auf dem Präpariertisch �statt interpretieren<strong>der</strong> Abbildungen<br />

Echte meisterhafte Präparate �statt konstruierter Bil<strong>der</strong><br />

Räumliche Dimension wie im Präpariersaal �statt abstrakter Ansicht<br />

Gesamte Topographie auf einen Blick �statt isolierter Schemazeichnungen<br />

Klar erkennbare funktionelle Zusammenhänge �statt reduzierter Darstellung<br />

Einzigartig in: • Qualität<br />

• Prüfungsrelevanz mit klinischem Bezug<br />

• Vollständigkeit: über 1200 Abbildungen, mit CT und MRT-Bil<strong>der</strong>n<br />

• Didaktik<br />

• ästhetischer Präsentation<br />

Rohen / Yokochi / Lütjen-Drecoll<br />

Anatomie des Menschen<br />

Fotografischer Atlas <strong>der</strong> systematischen<br />

und topografischen Anatomie<br />

6. Aufl. 2006. 543 Seiten, 1258 Abb., davon 813<br />

mehrfarbige und 111 schwarz-weiße Fotografien<br />

sowie 334 Zeichnungen, geb.<br />

� 89,– (D) /� 91,50 (A)<br />

ISBN: 978-3-7945-2430-3


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Auswahlgespräche<br />

Zugelassen ja, aber zu was? Viele<br />

Studienanfänger an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

mussten durch die Auswahlgespräche.<br />

Auf den nächsten Seiten<br />

berichtet die CURARE über Stärken<br />

und Schwächen des Verfahrens<br />

und über Erfahrungen und<br />

Erwartungen <strong>der</strong> Beteiligten.<br />

14<br />

Auswahlgespräche 2008........................... 15<br />

8400 Studienplätze - 35.000 Bewerber...... 16<br />

Modellstudiengang en vogue.................... 18<br />

Keine vorgefertigten Antworten!.............. 19<br />

„Herr, gib mir Geduld! Sofort!“.................. 20<br />

Unverhältnismäßiger Druck...................... 21<br />

„Kann wie<strong>der</strong> einer abgeholt werden!“..... 22<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Auswahlgespräche 2008<br />

Viele Studienanfänger an <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Hochschule Hannovewr mussten durch die<br />

Auswahlgespräche. Die CURARE berichtet<br />

über ihre Erlebnisse und die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

seitens <strong>der</strong> Professoren.<br />

Bereits zum dritten Mal seit dem Wintersemester<br />

2006/2007 gab die <strong>MHH</strong> im Rahmen des Vergabeverfahrens<br />

<strong>der</strong> ZVS knapp 400 Bewerbern die Chance<br />

auf einen Studienplatz durch ein Auswahlgespräch.<br />

Ziel dabei ist nicht die alleinige Auswahl nach Durchschnittsnote<br />

wie es heute immer noch an vielen Universitäten<br />

üblich ist, son<strong>der</strong>n die Studienmotivation<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer verstärkt in den Vor<strong>der</strong>grund zu rücken.<br />

Je zwei Professoren, die übrigens freiwillig mitmachten,<br />

führten mit jedem Anwärter ein mindestens<br />

zwanzigminütiges Gespräch. Die Spannbreite <strong>der</strong> aufgegriffenen<br />

Themen war dabei genauso groß wie sich<br />

die Lebensläufe <strong>der</strong> Bewerber unterschieden: Neben<br />

einer Begründung wieso es gerade die <strong>MHH</strong> sein solle<br />

o<strong>der</strong> was die <strong>MHH</strong> von an<strong>der</strong>en Universitäten unterscheide,<br />

konnte genauso gut tagesaktuelle Politik o<strong>der</strong><br />

ein Auslandsaufenthalt genug Gesprächsstoff liefern.<br />

Anzeige_PJ:Layout 1 30.07.2008 07:46 Seite 1<br />

Studenten höherer Semester beantworteten im Vorfeld<br />

Fragen und versuchten allerlei Ängste zu nehmen.<br />

Im Anschluss stellten fast alle Teilnehmer fest, dass<br />

gerade ihre Ängste unbegründet und es im wahrsten<br />

Sinne des Wortes Gespräche gewesen sind.<br />

Die Professoren geben abschließend eine Gesprächsbewertung<br />

anhand vorher abgesprochener Maßstäbe ab.<br />

Auch wenn die Studienmotivation im Vor<strong>der</strong>grund stehen<br />

soll, entscheidet das Abitur rechnerisch zur Hälfte<br />

mit, wer einen <strong>der</strong> heißbegehrten Plätze bekommt. Am<br />

Ende erstellt die ZVS eine Liste aus Durchschnittsnote<br />

und Bewertung des Gesprächs. Mehr als 150 Erstsemester<br />

konnten sich Ende September an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> erfolgreich<br />

einschreiben – darunter auch eine Vielzahl, die<br />

ohne ihr Auswahlgespräch eine lange Wartezeit hätten<br />

in Kauf nehmen müssen. Der einzig bittere Nachgeschmack<br />

ist, dass je<strong>der</strong> Gesprächsteilnehmer 15 Euro<br />

Teilnahmegebühr zahlen musste. An<strong>der</strong>e Hochschulen<br />

verlangen dies nicht, vielleicht gelingt dies <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> im<br />

nächsten Jahr auch. Hoffen wir’s!<br />

What makes the<br />

Difference?<br />

Tobias Laue<br />

Der Charakter des Lehrkrankenhauses?<br />

Die technische Ausstattung?<br />

Engagierte För<strong>der</strong>ung und Ausbildung?<br />

Berufsperspektiven im Haus?<br />

Finanzielle Unterstützung im PJ?<br />

Antworten finden Sie unter www.klinikum-herford.de<br />

curare 7


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

16<br />

8400 Studienplätze - 35.000 Bewerber<br />

Die Bewerberzahlen steigen, die Anzahl an Studienplätzen bleibt aber gleich. 4,2 Bewerber<br />

gibt es pro Studienplatz im Durchschnitt. Die Wartezeit steigt unaufhörlich! Wer es sich leisten<br />

kann, sucht nach Alternativen.<br />

4,2 Bewerber gibt es im Durchschnitt auf einen Studienplatz für Humanmedizin in Deutschland. Bei Zahnmedizin<br />

und Tiermedizin sieht es sogar noch schlimmer aus.<br />

Seit Wintersemester 2006/2007 gibt es die neuen Auswahlregeln <strong>der</strong> ZVS, die nun wie folgt die Plätze verteilt:<br />

• 20 % Abitur-Besten-Quote<br />

• 20 % Wartezeit<br />

• 60 % Auswahlverfahren <strong>der</strong> Hochschulen [an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>: Auswahlgespräch + Numerus clausus (NC)]<br />

Hier ein Rückblick auf die Zahlen und Werte die in den letzten 3 Jahren auf <strong>MHH</strong>-Studienbewerber zutrafen:<br />

Abitur-<br />

Bestenquote<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Anzahl Wartezeit-Semester Einladung zum<br />

„sicherer Studienplatz“<br />

mit NC-Hürde<br />

Auswahlverfahren<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

WS 2006/2007 1,3 9 WS und mehr 8 WS bis NC 2,5 bis NC 1,9<br />

WS 2007/2008 1,3 9 WS und mehr 8 WS bis NC 2,0 bis NC 1,9<br />

WS 2008/2009<br />

1,2<br />

1,3 (nur mit 2 WS)<br />

11 WS und mehr 10 WS bis NC 2,8 bis NC 2,0<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die hohe Steigerung <strong>der</strong> Wartezeitsemester (WS) auf mittlerweile 5 Jahre und mehr dürfte bei den<br />

Studienbewerbern schiere Frustration hervor rufen.<br />

Da scheint es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass viele - zumindest die die es sich leisten können - die ZVS umgehen und<br />

ein Studium im Ausland aufnehmen. Deutschsprachige Studiengänge gibt es unter an<strong>der</strong>em in Ungarn, Österreich<br />

und <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Für 14.400 € im Jahr kann man nun auch in Hamburg an <strong>der</strong> ersten ausländischen Uni Deutschlands studieren.<br />

Die Zweigstelle <strong>der</strong> Semmelweis Universität Budapest hat im September 2008 in Hamburg eröffnet und ermöglicht<br />

in Kooperation mit den Asklepios Kliniken das Medizinstudium in Deutschland (aber nach ungarischem<br />

Recht) mit Umgehung des Numerus clausus und <strong>der</strong> Wartezeit.<br />

Martin Müller<br />

curare


Auslandsinformationen für Famulaturen / PJ<br />

Tipps für den Berufsstart<br />

Vorsorge zu speziellen Medizinerkonditionen<br />

Studienendfinanzierung für akademische<br />

Heilberufe<br />

Berufs- und Privathaftpflicht für Studenten<br />

(Rabatte für Berufsverbandsmitglie<strong>der</strong>)<br />

Dipl.-Kaufmann<br />

Daniel Mahnkopf<br />

Dipl.-Kaufmann<br />

Tom Kutsche<br />

Ihr Beraterteam:<br />

Deutsche Ärzte Finanz<br />

Service-Center Hannover<br />

Her<strong>der</strong>straße 1<br />

30625 Hannover<br />

Tel. 0511/ 55 47 49 0<br />

Fax 0511/ 55 47 49 20<br />

eMail service-center.hannover@aerzte-finanz.de<br />

M.A.<br />

Jowita Gosselin<br />

Dipl.-Ökonomin<br />

Kerstin Rassau


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

18<br />

Modellstudiengang en vogue<br />

Die CURARE sprach mit Teilnehmern <strong>der</strong> Auswahlgespräche.<br />

Die meisten kommen wegen<br />

des Reformstudienganges.<br />

Daniel (19), Cuxhaven<br />

Warum hast Du Dich für die <strong>MHH</strong><br />

entschieden?<br />

Ich möchte an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> studieren,<br />

weil mich <strong>der</strong> Modellstudiengang<br />

reizt.<br />

Was erhoffst Du Dir vom Gespräch?<br />

Ich erhoffe mir, dass es sachlich verläuft,<br />

keine Wissensfragen gestellt werden, dass die<br />

Interviewer mich kennenlernen wollen und nicht mein<br />

medizinisches Wissen abfragen.<br />

Wie sollen sich die Interviewer verhalten?<br />

Die Interviewer sollen freundlich sein und möglichst<br />

versuchen, den Prüfling nicht zu verunsichern.<br />

Simon (20), Erlangen<br />

Warum hast Du Dich für die <strong>MHH</strong><br />

entschieden?<br />

Mich reizt am meisten <strong>der</strong> Modellstudiengang.<br />

Was erhoffst Du Dir vom Gespräch?<br />

Ich hoffe, dass nicht zu viele Fragen<br />

über Geschichte und soziale<br />

Themen drankommen, son<strong>der</strong>n dass die Interviewer<br />

sich an meinen Lebenslauf halten und ich ein bisschen<br />

was erzählen kann.<br />

Wie sollen sich die Interviewer verhalten?<br />

Fair. Sie sollten keine fiesen Fragen stellen. Aber das<br />

liegt nicht in meiner Hand.<br />

„Wie sollen sich die Professoren verhalten?<br />

Freundlich, fair und keine fiesen Fragen.“<br />

Erika (18), Berlin<br />

Warum hast Du Dich für die <strong>MHH</strong><br />

entschieden?<br />

Erstens: Wegen des Reformstudiengangs.<br />

Zweitens: Hannover finde ich<br />

cool. Drittens: Ich habe hier hoffentlich<br />

Chancen, einen Platz zu bekommen.<br />

Was erhoffst Du Dir vom Gespräch?<br />

Dass ich aufgenommen werde, natürlich!<br />

Wie sollen sich die Interviewer verhalten?<br />

Locker. Sie sollten mich nicht verrückt machen und<br />

nett zu mir sein.<br />

Anna-Lena (19), Großburgwedel<br />

Warum hast Du Dich für die <strong>MHH</strong><br />

entschieden?<br />

Weil die <strong>MHH</strong> den Modellstudiengang<br />

anbietet und einen super Ruf<br />

genießt.<br />

Was erhoffst Du Dir vom Gespräch?<br />

Dass ich hoffentlich genommen werde.<br />

Wie sollen sich die Interviewer verhalten?<br />

Einigermaßen nett und sie sollten nicht ganz so fiese<br />

Fragen stellen.<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Keine vorgefertigten Antworten!<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Tisches: vier Interviewer<br />

des Auswahlverfahrens im Gespräch<br />

mit CURARE-Redakteur Sören Könneker.<br />

Herr Prof. Dr. med. M. Bremer, Strahlentherapie<br />

Jeden Tag dieselben Gespräche. Was fragt man da?<br />

Je<strong>der</strong> neue Kandidat bringt eine neue Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

mit sich und damit jedes Gespräch eine neue Situation.<br />

Primär geht es um die Motive für das Medizinstudium<br />

und die Frage, ob die Kandidaten das Studium<br />

mit ausreichen<strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit zu Ende führen<br />

werden.<br />

Was erhoffen Sie sich vom Gespräch?<br />

Wir erhoffen uns, vom Einzelnen etwas zu lernen. Was<br />

erwartet <strong>der</strong> Abiturient vom Medizinstudium und wie<br />

betrachtet er aktuelle Probleme und ethische Fragen in<br />

<strong>der</strong> Medizin. Ich denke, auch als Hochschullehrer kann<br />

man davon eine Menge lernen, wenn man die eigenen<br />

Auffassungen an <strong>der</strong> Jugend reflektiert.<br />

Was erwarten Sie von den Bewerbern?<br />

Ich erwarte, dass sie einen Mehrwert für die <strong>MHH</strong> mitbringen<br />

und danach fragen wir auch. Viele sind überrascht,<br />

dies auch mal aus einem an<strong>der</strong>en Blickwinkel zu<br />

sehen. Also nicht nur die Frage: „Warum möchten Sie<br />

an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> studieren?“, son<strong>der</strong>n: „Was ist <strong>der</strong> Mehrwert<br />

für die <strong>MHH</strong>, wenn wir sie hier studieren lassen?“<br />

Wie bringt <strong>der</strong> Bewerber das Fachgebiet voran, wie<br />

kann er für die <strong>MHH</strong> in wissenschaftlicher Hinsicht von<br />

Nutzen werden.<br />

Herr Prof. Dr. med. U. Lips, Anästhesiologie<br />

Jeden Tag dieselben Gespräche. Was fragt man da?<br />

Eswirdnichttäglichdasselbegefragt.DieGesprächsthemen<br />

ergeben sich aus den Lebensläufen bzw. aus den<br />

Motivationsschreiben o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Selbstdarstellung in<br />

den uns übermittelten Anlagen. Wichtig bleibt festzustellen,<br />

dass es sich bei den Auswahlgesprächen nicht<br />

um eine Prüfung in irgendeiner Art handelt, son<strong>der</strong>n<br />

um ein Interview.<br />

Was erhoffen Sie sich vom Gespräch?<br />

Wir fragen kein Wissen ab, son<strong>der</strong>n versuchen im kollegialen<br />

Gespräch die Fähigkeiten <strong>der</strong> Bewerber zu eru-<br />

ieren, sich mit aktuellen Problemen des Gesundheitswesen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> allgemeinen Gesellschaft intellektuell<br />

auseinan<strong>der</strong> zu setzen. Dabei werden natürlich auch<br />

Fragesituationen angestrebt, die die Stressfähigkeit<br />

o<strong>der</strong> Frustrationstoleranz abschätzen lassen.<br />

Was erwarten Sie von den Bewerbern?<br />

Wir erwarten von den Bewerbern keine gecoachte<br />

Selbstdarstellung, son<strong>der</strong>n eine authentische Beschreibung<br />

ihrer Persönlichkeit.<br />

Frau Prof. Dr.med. A. Schwarz, Nephrologie, und Herr<br />

Prof. Dr.med. Tobias Welte, Pneumologie<br />

Jeden Tag dieselben Gespräche. Was fragt man da?<br />

(Welte) Wir fragen nicht täglich dasselbe, son<strong>der</strong>n wir<br />

machen das sehr stark von dem Bewerber abhängig,<br />

vom Verlauf des Gespräches und von den Vorangaben<br />

des Bewerbers. (Schwarz) Und natürlich von den Unterlagen,<br />

die er mitbringt.<br />

Was erhoffen Sie sich vom Gespräch?<br />

(Schwarz) Wir erhoffen uns Gerechtigkeit in <strong>der</strong> Beurteilung.<br />

Schulnoten können ausgeglichen werden. Den<br />

Bewerbern soll eine Chance gegeben werden. (Welte)<br />

Wir wollen ein Persönlichkeitsprofil des Bewerbers<br />

haben, etwas über seine Stärken und Schwächen und<br />

seine Motivation zu diesem Medizinstudium erfahren,<br />

(Schwarz) um seine Eignung festzustellen und die<br />

Beurteilung zu verfeinern und nicht nur die Zensuren<br />

dazu heranzuziehen.<br />

Was erwarten Sie von den Bewerbern?<br />

(Schwarz) Dass sie ehrlich sind und sie möglichst –<br />

wenn wir uns das aussuchen können – sich nicht vorher<br />

überlegt haben, was wir hören wollen. Das ist natürlich<br />

schwierig, wir können verstehen, dass sie sich<br />

das überlegen, aber wir versuchen das Gespräch so zu<br />

führen, dass man ein offenes und ehrliches Gespräch<br />

bekommt - mit einem ehrlichen Eindruck und ehrlichen<br />

Antworten. (Welte) Authentizität ist das Wichtigste.<br />

Ich würde das noch ein mal verstärken: Diese ganzen<br />

Chats und Vorangaben, die übers Internet zu erhalten<br />

sind, das nutzt unserer Meinung nach nicht nur nichts,<br />

son<strong>der</strong>n - um es einmal ganz drastisch zu sagen – diese<br />

vorgefertigten Antworten hassen wir wie die Pest!<br />

curare 19


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

20<br />

„Herr, gib mir Geduld! Sofort!“<br />

Ein Erfahrungsbericht über das Auswahlverfahren<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zum WS 2008/2009.<br />

Von Annika Simon<br />

Natürlich habe ich in <strong>der</strong> ganzen Nacht vor meinem<br />

Auswahlgespräch absolut kein Auge zu gekriegt!<br />

Immer, wenn meine Atmung langsam wie<strong>der</strong> ruhiger<br />

wurde, machte mir mein Sympathikus einen dreisten<br />

Strich durch die Rechnung und schon war ich wie<strong>der</strong><br />

hellwach. Ich konnte einfach nicht abschalten – immerhin<br />

hing sooo viel davon ab. Ich musste diesen<br />

Studienplatz einfach bekommen. Immerhin habe ich<br />

mich in den vergangenen Monaten immer sooo beeilt<br />

und sooo viel organisiert und geplant. Es muss einfach<br />

klappen! Und langsam ist meine Geduld auch wirklich<br />

am Ende. Im Mai schon habe ich mich tapfer durch die<br />

Online-Formulare <strong>der</strong> ZVS gekämpft und konnte mich<br />

sogar solange mit <strong>der</strong> Beendigung meines ersten Studiums<br />

ablenken, dass ich es bis zum ersten Bescheid-<br />

Versandt Anfang August nervlich geschafft habe. Nun<br />

ja, es war natürlich eine Absage. Mit einem Abi-Schnitt<br />

von 1,3 und zwei Wartesemestern konnte ich einfach<br />

nicht mithalten ;-)<br />

Da war die Erleichterung natürlich riesengroß, als ich<br />

in <strong>der</strong>selben Woche noch ein Einschreiben <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

in Händen hielt: die sooo sehr ersehnte Einladung zum<br />

Auswahlgespräch Ende August mit zwei Profs in einem<br />

Lehrgebäude. Doch lang hielt diese erste Euphorie<br />

nicht an: die wollten doch tatsächlich einen ausgefüllten<br />

Fragebogen, ein nettes Foto und auch noch einen<br />

handschriftlichen (!) Lebenslauf. Oh nein… da soll<br />

man wie<strong>der</strong> schreiben, wie toll man ist und was man<br />

alles kann und weiß. Das ist mir ja noch nie so leicht<br />

gefallen. Aber wozu hat man Mütter? Nach einem langen<br />

Telefonat mit einigen Diskussionen hatte ich dann<br />

auch meine Stichpunkte beisammen und startete die<br />

ersten Schreibversuche. Glücklicherweise waren ja<br />

drei Kopien im Umschlag und so konnte ich nach ein<br />

paar Tagen intensiver biographischer Aufarbeitung<br />

und sämtlichen emotionalen Talfahrten den Umschlag<br />

voller Erleichterung in den gelben Kasten schmeißen.<br />

Also: wie<strong>der</strong> einen Schritt weiter, wie<strong>der</strong> ein paar Tag<br />

<strong>der</strong> langen Wartezeit sinnvoll (?) überbrückt.<br />

Zurück zur schlaflosen Nacht. Natürlich hatte ich mich<br />

am Abend vor dem Gespräch noch so richtig verrückt<br />

gemacht. Im Internet findet man ja bekanntlich so allerhand<br />

und so stieß ich nach kurzer Zeit auch bald auf ein<br />

Studentenforum mit ausführlichen Berichten über das<br />

<strong>MHH</strong>-Auswahlverfahren <strong>der</strong> letzten Jahre. Und diese<br />

Recherche hätte ich mir wohl besser verkneifen sollen!<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Genetik, ethische Entscheidungen in<br />

<strong>der</strong> Medizin, Aktuelles aus <strong>der</strong> Gesundheitspolitik, die<br />

Basenpaare <strong>der</strong> DNS, Medizin im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Fragen<br />

zu solchen Themen mussten die Forenteilnehmer<br />

alle beantworten! Und ich dachte noch ganz naiv, die<br />

fragen mich nur über meine Vita aus. Und dann auch<br />

noch die vielen emotionalen Kommentare am Ende:<br />

„Juhu!!! Ich hab den Platz!! Ich wurde genommen!!<br />

Es ist ja soo toll!!!“. Dazu fällt mir doch nur eines ein:<br />

Schön für dich! Nur lei<strong>der</strong> kann ich (noch) nicht mitjubeln.<br />

Aber wie heißt es so schön? Es kommt immer<br />

alles an<strong>der</strong>s als man denkt. Also: Augen zu und durch!<br />

Und meine Mutter hatte natürlich wie<strong>der</strong> Recht: es<br />

war alles halb so wild und nach einem netten Empfang<br />

durch die Studenten <strong>der</strong> höheren Semester und einer<br />

lauwarmen Tasse Krankenhauskaffee hatte ich die Aufregung<br />

auch schon fast vergessen und verwickelte mich<br />

schnell in die ersten Gespräche mit meinen hoffentlich<br />

späteren Kommilitonen. Und dann ging alles recht<br />

schnell: Nachdem mein Name aufgerufen wurde, zeigte<br />

ich mein schönstes Lächeln und folgte einem großen<br />

Mann mit weißem Kittel in einem kleinen Hörsaal.<br />

Beide Profs waren wirklich sehr freundlich und orientierten<br />

sich bei ihren Fragen tatsächlich ziemlich genau<br />

an meinen Angaben im Lebenslauf. Ich konnte einfach<br />

loserzählen, sodass kaum mehr Zeit für schwierige Fragen<br />

übrig blieb. Doch eine kam dann doch noch. Ich<br />

zitiere: „Also…Sie mögen also Romane von Max Frisch.<br />

Kennen Sie denn auch ein Theaterstück von ihm?“.<br />

Gut, dachte ich mich dann, dass ich im Deutsch-LK<br />

manchmal auch wach geblieben war ;-) Ich bot im das<br />

Stück „Andorra“ an und ging im Anschluss mit einem<br />

insgesamt guten Bauchgefühl zurück in die inzwischen<br />

geleerte Wartehalle. Ich hatte es also geschafft. Endlich!<br />

Doch nun folgte wohl die allerschlimmste Zeit in<br />

meinem ganzen Leben: Warten, warten, warten. Ohne<br />

zu wissen, wie und wo und was ich ab Mitte Oktober<br />

sein werde. Ob ich das aushalte? Kein Essen schmeckt<br />

mehr richtig und auch die tägliche Portion Emergency<br />

Room wird langweilig. Diagnose: akute therapieresistente<br />

Warte-Grippe mit schlechter Prognose. Ich habe<br />

nun auch nur noch zwei klitzekleine bescheidene lebenswichtige<br />

Herzenswünsche: Ganz viel Geduld und<br />

natürlich einen sicheren Studienplatz!<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Unverhältnismäßiger Druck<br />

Dass die Auswahlgespräche nicht immer Zuckerschlecken<br />

und entspanntes Beisammensein<br />

sind, zeigt dieser Brief. Namen sind unkenntlich<br />

gemacht.<br />

Sehr geehrter Herr Prof. Bitter-Suermann,<br />

als frühere Studenten und seit Jahren nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Kollegen in <strong>der</strong> Region waren wir immer sehr interessiert<br />

an den Entwicklungen <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule<br />

und hatten eine hohe Meinung von ihr. Um so<br />

größer unsere Verwun<strong>der</strong>ung nach dem Auswahlgespräch<br />

unseres Sohnes R. zum Medizinstudium. Als<br />

sozial engagierter, naturwissenschaftlich geprägter<br />

Schüler schien er uns in das Bild des mo<strong>der</strong>nen Mediziners<br />

durchaus zu passen. Ein gewisser Optimismus war<br />

durchaus gerechtfertigt, zumal uns aus <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> gerade<br />

solche Qualitäten in den letzten Auswahlgesprächen<br />

als ausschlaggebend berichtet wurden. Vielseits hieß<br />

es, die Auswahlgespräche wären meist nette Gespräche<br />

mit Verantwortlichen, um Ansichten und Interessen<br />

<strong>der</strong> angehenden Studenten auszuloten und zu sehen,<br />

ob sie zu <strong>der</strong> Hochschule und ihren Zielen passten. Als<br />

uns unser Sohn im Anschluss von seinem Eindruck des<br />

Auswahlgespräches durch die Kollegen Herrn Prof. Dr.<br />

N. und Frau Prof. Dr. Dr. N.-P. berichtete, waren wir<br />

sehr erschüttert. Nachdem <strong>der</strong> vorige Student von<br />

überaus entspannter Atmosphäre mit banalen Fragen<br />

über Hobbies und ähnliches berichtet hatte, sah sich R.<br />

einer überaus unangenehmen Haltung <strong>der</strong> Fragenden<br />

ihm gegenüber ausgesetzt. Eine Vorstellung <strong>der</strong> Prüfer<br />

o<strong>der</strong> einfache Begrüßung wäre schon zu viel gewesen,<br />

bevor im Anschluss ohne Konzept teils wahllos durcheinan<strong>der</strong><br />

ohne Möglichkeit, seine Antwort zu beenden,<br />

Fragen zu prinzipiell sinnvollen medizinischen Fragen<br />

<strong>der</strong> Ethik und medizinischen Teilaspekten meist jedoch<br />

in völlig wirren Detailverweisen gestellt wurden. R. formulierte<br />

es uns gegenüber so, dass er sofort nach Beginn<br />

des Gespräches wusste, er habe keine Chance in<br />

selbigem zu bestehen.<br />

Nun haben wir im Nachhinein über die Kontakte unseres<br />

ältesten Sohnes, <strong>der</strong> seinerseits ärztlicher Mitarbeiter<br />

ist, gehört, dass dieser Eindruck von vielen<br />

an<strong>der</strong>en geteilt wurde, während in absolutem Kontrast<br />

dazu an<strong>der</strong>e von einem gemütlichen inhaltslosen<br />

Plausch des Gespräches berichteten. Zudem hörten<br />

wir, dass beispielsweise einige chirurgische Prüfer sich<br />

zum Ziel gesetzt hätten, die Prüflinge unter starken<br />

Druck zu stellen, was in dem von R. berichteten Maße<br />

unserer erfahrenen ärztlichen Meinung nach für einen<br />

Schüler, <strong>der</strong> noch mehr als 7 Jahre Bildungs- und<br />

Reifungszeit vor sich hat, bevor er dem Leben in einer<br />

unfallchirurgischen Notaufnahme standhalten muss,<br />

absolut inadäquat ist.<br />

Wenngleich Auswahlgespräche in Zeiten steigen<strong>der</strong><br />

Numeri Clausi uns durchaus als ein richtiger Schritt erscheinen,<br />

um eine ausgewogene Mischung zukünftiger<br />

Kollegen zu bekommen, die sich vielleicht auch langfristig<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und überhaupt <strong>der</strong> Medizin verbunden<br />

fühlen, so ist doch eine solche Willkür wie sie hier klar<br />

deutlich wird, unserer Meinung einer großen Fakultät<br />

nicht würdig. Es wird nicht zuletzt über die Zukunft<br />

junger Menschen entschieden und das mit Sicherheit<br />

nicht immer im ursprünglich geplanten Sinn.<br />

Wir jedenfalls sind erschüttert über die Art unserer<br />

Alma Mater, ihre Studenten auszuwählen und worin<br />

sie Qualitäten eines guten Mediziners zu sehen scheint.<br />

Eine wirkliche Verbindung zu dieser Hochschule sehen<br />

wir nicht mehr wirklich, so dass jetzt auch nach so vielen<br />

Jahren ein Rückzug aus dem Alumni-Verein folgen<br />

wird.<br />

Im übrigen bitten wir um die Zusendung des Gesprächsprotokolls<br />

unseres Sohnes R., um uns ein genaueres<br />

Bild machen zu können. Ihn werden wir jetzt in seinem<br />

Medizinstudium in Kiel, nachdem sein großer Traum,<br />

an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> im Kreis von Freunden zu studieren geplatzt<br />

ist, unterstützen.<br />

Mögen Sie sich durch diesen Brief aufgefor<strong>der</strong>t sehen,<br />

von erfolgreichen Absolventen ihr Bild vom Studieren<br />

an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und in erster Linie von Sinn und Unsinn<br />

einzelner Auswahlgesprächsvarianten zu überdenken<br />

und im Kreis <strong>der</strong> Prüfer zu diskutieren.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr. med. A. & Dr. med. B. T.<br />

Tränen in <strong>der</strong> Straßenbahn<br />

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Während gerade die angenommen Bewerber von fairen Gesprächen in freundlicher Atmosphäre<br />

berichten, gibt es auch Negativbeispiele: Bewerber, die berichten, von Beginn an, keine Chance gehabt zu haben.<br />

Professoren, die bevorzugt nach bereits gelesenen Chirurgie-Büchern fragen, um die Stressresistenz auszuloten. Und als<br />

trauriger Höhepunkt: Bewerberinnen, die, in Tränen aufgelöst, von Mitreisenden in <strong>der</strong> Straßenbahn getröstet werden<br />

mussten. Die Klagen beschränken sich auf einige, wenige <strong>der</strong> CURARE bekannte Interviewer. Lei<strong>der</strong> erfährt die Hochschulführung<br />

davon nur in Ausnahmefällen. Eine abschließende Evaluation könnte da in Zukunft Abhilfe schaffen.<br />

curare 21


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

„Kann wie<strong>der</strong> einer abgeholt werden!“<br />

Auch in <strong>der</strong> Zahnklinik wurden Auswahlgespräche<br />

geführt. AStA-Referent Marcel Hartmann<br />

berichtet.<br />

Jeden morgen um ca. 9.00 Uhr klingelte das Telefon<br />

in <strong>der</strong> Fachschaft Zahnmedizin, <strong>der</strong> Pförtner ist dran:<br />

„Kann wie<strong>der</strong> einer abgeholt werden!“<br />

So in etwa fing <strong>der</strong> tägliche Zeitplan an, denn das erste<br />

Auswahlgespräch war immer um 9.30 Uhr angesetzt<br />

und dauerte ca. eine halbe Stunde. Drei freiwillige<br />

Fachschaftler hatten zuvor jeden Morgen Getränke,<br />

belegte Brötchen und ein paar Süßigkeiten bereitgestellt,<br />

um die Anwärter für ihren „letzten Gang in die<br />

Ungewissheit“ zu wappnen (o<strong>der</strong> hinterher zu stärken).<br />

In einem Rhythmus von 30 Minuten fanden auf<br />

diese Weise 7-9 Auswahlgespräche am Tag statt. Hierbei<br />

hatten alle 80 geladenen Kandidaten wohl immer<br />

so ziemlich das gleiche durchmachen müssen:<br />

8.45 „Mist, wo ist bloß diese Zahn-/Mund- und Kieferklinik,<br />

jetzt bin ich schon lange am Haupteingang<br />

vorbei und ich seh immer noch nix ausgeschil<strong>der</strong>t!“<br />

8.55 „Beim Pförtner melden steht in <strong>der</strong> Einladung<br />

drin … die kram ich lieber nochmal raus, wer weiß was<br />

noch kommt!!“<br />

9.01 „Oh Gott, geht’s etwa schon los??? Wen ruft<br />

<strong>der</strong> denn an?!!!“<br />

9.02 „Puuuh ist n Student <strong>der</strong> mich erstmal in den<br />

Fachschaftsraum bringen will … wir haben noch Zeit …<br />

Gott sei Dank!“<br />

9.05 „Neee, danke ich kann nichts trinken – bin<br />

doch viel zu nervös – aber vielleicht hinterher! ABER<br />

… ‚fachliche Aspekte, persönliche Interessen, persönlicher<br />

Eindruck‘ … was soll ich mir denn darunter vorstellen?<br />

Moooooment: Die drei von <strong>der</strong> Fachschaft<br />

könnten doch wissen was gefragt wird! Ich hätte da<br />

noch mal n paar Fragen!“<br />

9.12 „Ok, die scheinen ja ganz nett zu sein, ich nehm<br />

mir doch n Schluck Wasser!“<br />

22<br />

9.14 „Gut, meine Praktika-Bescheinigungen hab ich<br />

ja schon mit <strong>der</strong> Bewerbung geschickt! Allgemeinbildung<br />

wird gefragt? – Forget it! Da können auch Fragen<br />

zu meinen LKs drankommen? Aber ich hab doch Chemie<br />

und Physik schon in <strong>der</strong> Elften abgewählt!<br />

Mist, hätt ich doch bloß öfter olympische Spiele geschaut<br />

… Menno, ich mach die Sportart weil sie mir<br />

Spaß macht und nicht weil ich dazu geprüft werden<br />

könnte!<br />

9.15 „Kann ich bitte noch mal kurz die Tageszeitung<br />

haben? Hätt ich bloß früher mehr gelesen!“<br />

9.25 „Wie? Was? Wir sollen zu dem Raum gehen?<br />

Jetzt schon? Shit!“<br />

9.26 „Personalausweis vergessen … WIEDER zurückrennen!“<br />

9.30 (Stille)<br />

Vorbei und geschafft! Die Erleichterung war am Ende<br />

natürlich immer nachvollziehbar groß. Hierbei ist <strong>der</strong><br />

Eindruck über die Interviewer in <strong>der</strong> Regel äußerst positiv<br />

gewesen! Jetzt heißt es HOFFEN, denn nachdem<br />

die besten 40 aus den Auswahlgesprächen festgelegt<br />

werden, gehen die Ergebnisse postwendend an die ZVS<br />

zurück. Über die haben sich bereits einen Monat zuvor<br />

22 Abiturbeste in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> immatrikulieren dürfen. Es<br />

folgen neue Kapazitätsberechnungen …<br />

Also liebe Erstsemester, egal wie ihr jetzt „reingekommen“<br />

seid, an dieser Stelle möchten wir euch ganz<br />

herzlich zu eurem heißbegehrten Studienplatz in <strong>der</strong><br />

Zahnmedizin gratulieren! Ob ihr über die Abiturbestenquote<br />

reingekommen, ihr im Auswahlgespräch schwitzen<br />

musstet o<strong>der</strong> ihr noch später nachgerückt seid, <strong>der</strong><br />

Start ist für alle <strong>der</strong> gleiche!<br />

Das A und O ist ab jetzt an einem Strang zu ziehen und<br />

vor allem, im harten TPK zusammenzuhalten! Ihr packt<br />

das! Bei Rückfragen könnt ihr je<strong>der</strong>zeit eure Tutoren<br />

aus dem dritten Semester fragen o<strong>der</strong> einfach über<br />

eure Semestersprecher die Fachschaft ansteuern!<br />

Viel Spass, Glück und vor allem Erfolg im Studium!<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Wie lang ist die Wartezeit für Zahnmedizin?<br />

Unter an<strong>der</strong>em darum ging es auch dieses<br />

Jahr wie<strong>der</strong> bei den Berufsinformationstagen<br />

des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen für Schüler<br />

und Interessierte.<br />

Am 16. und 17. September 2008 wurden wie jedes<br />

Jahr die BITs für beide Studiengänge organisiert.<br />

Hierbei standen beson<strong>der</strong>s eine grobe inhaltliche<br />

Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> beiden Studiengänge, sowie eine detaillierte<br />

Information über den strukturellen Aufbau<br />

und das Zulassungsverfahren <strong>der</strong> ZVS sowie <strong>der</strong> Hochschule<br />

im Mittelpunkt.<br />

Da beide Vorlesungen gestaffelt stattfanden, fiel vor<br />

allem eines auf: auf Seiten <strong>der</strong> Humanmedizin gab<br />

es ein wesentlich größeres Publikum, das fachliche<br />

Interesse war jedoch weniger ausgeprägt als bei den<br />

Zahnmedizinern. Wissen Zahnmediziner früher was sie<br />

wollen?<br />

Darüber kann nur spekuliert werden. Fest steht, dass<br />

eifrig mitprotokolliert wurde bei den jeweils eineinhalbstündigen<br />

Vorträgen des Leiters <strong>der</strong> Vorklinik, PHD<br />

Dr. Eisenburger. Sich den dennoch vielen Fragen am<br />

Ende des Vortrages zu stellen war die an<strong>der</strong>e Aufgabe,<br />

bei denen er durch den <strong>Asta</strong>referenten <strong>der</strong> Zahnmedizin,<br />

Marcel Hartmann, unterstützt wurde.<br />

Hierbei ist offenbar die immer größer werdende Hürde<br />

des NCs das zentrale Thema, denn obwohl es noch ein<br />

Schuljahr bis zu den Abiturprüfungen ist, schätzen viele<br />

sich recht konkret in einem gewissen Notenschnitt ein.<br />

Dieses Jahr liegt <strong>der</strong> NC des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen für<br />

das WS 08/09 bei 1,6. Damit gehört er bundesweit<br />

zu den höchsten NCs. Dies bedeutet dennoch für jemanden<br />

mit einer Note von 3.0 und schlechter, eine<br />

Wartezeit von 3 Jahren und mehr. Die Auswahlgespräche<br />

fanden nur für Kandidaten in einem Rahmen<br />

von 1,6 – 2,4 statt.<br />

Interessant für die zukünftigen Studenten war es vor<br />

allem zu hören, worin die Vorteile <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />

an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> liegen und wodurch sie sich von an<strong>der</strong>en<br />

Unis unterscheidet:<br />

1. <strong>der</strong> gute Ruf in Forschung und Qualität eilt voraus<br />

2. die <strong>MHH</strong> ist eine Campusuni<br />

3. großzügig angelegte Labore, Hörsäle und Klinik<br />

4. Fachschaft Zahnmedizin mit Mitsprachen in allen<br />

politischen Gremien<br />

5. 50% Mitsprache bei Vergabe <strong>der</strong> Studiengebühren<br />

6. gute Betreuungsverhältnisse in klinischen Kursen<br />

7. Integrativer Kurs seit über 20 Jahren etabliert<br />

8. hoher Anteil an OP-Praktika, sowie Notdienstteil<br />

nahme <strong>der</strong> MKG<br />

9. Materialkosten pro Student auf ca. 6000€ gesenkt<br />

10. hervorragende Infrastruktur bei dezentraler Lage<br />

… um nur einige zu nennen. Sicherlich gibt es trotzdem<br />

noch einiges zu verbessern, doch allen Kritikern<br />

sei gesagt: verglichen mit den meisten an<strong>der</strong>en Unis in<br />

Deutschland stöhnen wir auf hohem Niveau ;-)! Also<br />

lasst euch nicht davon abbringen Zahnmedizin in Hannover<br />

zu studieren!<br />

Marcel Hartmann<br />

curare 23


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Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

24<br />

Ein beispielhafter Schritt<br />

In Hamburg versorgt ein ‚Zahnmobil‘ sozial<br />

Benachteiligte. AStA-Referentin Nauka Göner<br />

findet die Idee gut und möchte mehr davon.<br />

Ich würde gerne schreiben: Wer kennt das Problem<br />

nicht, man hat ziemlich üble Zahnschmerzen und<br />

kann lei<strong>der</strong> keinen Zahnarzt aufsuchen, weil man nicht<br />

kranken versichert ist o<strong>der</strong> schon vorher vermuten<br />

kann, wie extrem hoch die Zahnarztrechnung ausfallen<br />

würde, und dass das nicht in das finanzielle Konzept<br />

des jeweiligen passt.<br />

Aber auf mich persönlich trifft dieser Umstand nicht<br />

zu. Und ich gehe mal davon aus, dass auch von euch<br />

bisher keiner mit dieser Sorge konfrontiert worden ist,<br />

aber ich möchte allen ins Bewusstsein rufen, dass es<br />

lei<strong>der</strong> immer noch Personengruppen gibt, die sich in<br />

keiner Hinsicht eine medizinische Grundversorgung<br />

leisten können, we<strong>der</strong> zahnmedizinisch noch an<strong>der</strong>s<br />

medizinisch. Ich persönlich empfinde es als katastrophal,<br />

wenn mich meine Freunde fragen, inwieweit Nelken<br />

zur Betäubung von Schmerzen weiterhelfen, weil<br />

sie schon seit Wochen kaum beißen können auf <strong>der</strong><br />

linken Seite.<br />

Und ganz beson<strong>der</strong>s mit diesem Hintergrundwissen war<br />

ich außerordentlich begeistert, als ich von einem bisher<br />

deutschlandweit einzigen Projekt in Hamburg erfuhr.<br />

In Hamburg wurde im März 2008 in Anlehnung an die<br />

rollende Praxis <strong>der</strong> Mobilen Hilfe (die seit elf Jahren in<br />

Hamburg aktiv ist) die Erste Mobile Zahnarztpraxis eröffnet.<br />

Das Spendenparlament Hamburg, das Deutsche<br />

Hilfswerk und die Caritas bezahlten den Umbau eines<br />

Kleintransporters in ein Spezial- Fahrzeug, welches ei-<br />

nen Zahnarztstuhl, eine Wasserzufuhr, ein Spülbecken,<br />

sowie die Instrumente für eine zahnärztliche Grundversorgung<br />

beinhaltet. Der Umbau kostete 160.000€.<br />

Diese mobile Praxis fährt nun an zwei Tagen <strong>der</strong> Woche<br />

soziale Brennpunkte und Obdachlosenunterkünfte<br />

(z.B. das Pik Ass in St. Pauli) an. Die Betriebskosten von<br />

150.000€ pro Jahr werden von <strong>der</strong> Caritas Hamburg<br />

und <strong>der</strong> Firma Colgate Palmolive GmbH bezahlt. Das<br />

Team besteht aus einem Zahnarzthelfer, einem Fahrer<br />

und ehrenamtlich arbeitenden Zahnärzten. So kann<br />

eine kostenlose zahnärztliche Grundversorgung für<br />

die Patienten gewährleistet werden. Die Obdachlosen<br />

erfahren über Flyer wann die jeweiligen Unterkünfte<br />

angefahren werden. Es werden auch Zahnbürsten und<br />

Zahnpasten an die Bedürftigen ausgeteilt. In Kooperation<br />

mit dem Schulzahnärztlichen Dienst und <strong>der</strong><br />

Hamburger Zahnärztekammer fährt die Mobile Zahnarztpraxis<br />

auch Schulen und Kin<strong>der</strong>hilfseinrichtungen<br />

auf Anfrage an, um vor Ort durch Aufklärung über hygienische<br />

Mundpflege präventiv zu wirken. Denn lei<strong>der</strong><br />

besteht noch immer ein Zusammenhang zwischen<br />

sozialer Herkunft und gesunden Zähnen.<br />

Eine sehr sinnvolle Einrichtung, die ausgelastet genutzt<br />

wird. Solche Mobilen Zahnarztpraxen sollten, meiner<br />

Meinung nach, vermehrt eingesetzt werden um z.B.<br />

auch die zahnärztliche Grundversorgung von Asylbewerbern<br />

in Asylantenheimen o<strong>der</strong> den Bewohnern in<br />

Wohnprojekten und auf Wagenplätzen kostenlos gewährleisten<br />

zu können. Und es gibt ja zum Glück auch<br />

noch ein paar Firmen, die durch Sponsoring ihr soziales<br />

Image aufbessern könnten…<br />

curare


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Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Der ganz normale W(Z)ahnsinn!<br />

Vorlesungen ab acht Uhr, Mittagsvorlesung<br />

um 12, ab 13 Uhr Patientenbehandlung und<br />

um 16.30 Uhr Feierabend. So liest sich zumindest<br />

<strong>der</strong> Stundenplan für uns Zahnis in <strong>der</strong><br />

Klinik für die meisten Außenstehenden....<br />

Kaum jemand außerhalb <strong>der</strong> Klinik weiß, dass zu<br />

unserem täglichen Leben doch noch weitaus mehr<br />

gehört.<br />

Und so quält man sich schon um sieben Uhr zur Uni<br />

um sich dann mit an<strong>der</strong>en Kommilitonen in die erste<br />

Schlange des Tages zu stellen, in <strong>der</strong> Hoffnung eine <strong>der</strong><br />

begehrten Prothesenreparaturen zu bekommen. Die<br />

Stunde bis zum Vorlesungsbeginn wird dann im Foyer<br />

beim ersten Kaffe des Tages verbracht.<br />

Bis 12 Uhr<br />

herrscht für uns<br />

<strong>der</strong> normale Uni-<br />

Alltag. Zwischen<br />

den Vorlesung<br />

versorgt man sich<br />

immer mal wie<strong>der</strong><br />

mit einem<br />

Kaffe und Brötchen<br />

aus dem Automaten.Diejenigen,<br />

die etwas<br />

mehr als Fertigbrötchen<br />

wollen,<br />

müssen den Weg<br />

zur Frauenklinik<br />

antreten. Zentrale<br />

Anlaufstelle für<br />

die Pausen ist das Foyer: die drei klinischen Semester<br />

kennen sich untereinan<strong>der</strong> und da bei uns alles etwas<br />

kleiner ist, herrscht eigentlich immer ein familiäre<br />

Stimmung.<br />

Punkt 12 Uhr werden die zwei Kickertische belegt, die<br />

wir zum Beginn des letzten Sommersemesters gesponsert<br />

bekommen haben. Tag für Tag werden heiße Partien<br />

ausgefochten und natürlich sind die Partien gegen<br />

unsere Assistenzärzte beson<strong>der</strong>s umkämpft. Ab und zu<br />

haben sogar schon einige Humanmediziner den Weg zu<br />

unseren Kickertischen gefunden, konnten sich aber in<br />

den bisherigen Partien lei<strong>der</strong> noch nicht behaupten.<br />

Zur Mittagsvorlesung ist <strong>der</strong> Hörsaal dann prall gefüllt<br />

und die Studierenden sitzen artig nach Semestern in<br />

Blöcken geordnet. Die Chirurgie bietet in Abwechslung<br />

mit den an<strong>der</strong>en Abteilungen des Hauses (Zahnerhaltung,<br />

Prothetik du Kieferorthopädie) eine gute Vorlesung,<br />

in <strong>der</strong> Patienten vorgestellt, <strong>der</strong>en Krankengeschichte<br />

erhoben und Befunde gestellt werden.<br />

Durch unsere neue Hörsaaltechnik, die von unseren<br />

Studiengebühren finanziert wurde, können wir Röntgenbil<strong>der</strong><br />

und auch 3D Diagnostik auf dem neuesten<br />

Stand <strong>der</strong> Technik begutachten.<br />

Nach einer kurzen Mittagspause, in <strong>der</strong> man sich überlegen<br />

muss entwe<strong>der</strong> eine schnelle Runde zu kickern<br />

o<strong>der</strong> etwas zu essen, geht man schleunigst hoch zu<br />

den Kurssälen um die Behandlung um viertel nach eins<br />

pünktlich beginnen zu lassen. Nach kurzer o<strong>der</strong> manchmal<br />

auch längerer Wartezeit in <strong>der</strong> zweiten Schlange<br />

des Tages vor dem Materiallager, kann dann die Behandlungbeginnen.<br />

Den Bohrer in <strong>der</strong><br />

Hand, den Behandlungsablauf<br />

im Kopf und <strong>der</strong><br />

Zeit im Nacken<br />

versucht je<strong>der</strong><br />

sein angestrebtes<br />

Tagesziel zu erreichen<br />

um dem<br />

gefor<strong>der</strong>ten Mindestprogramm<br />

ein Stück näher<br />

zu kommen.<br />

Offizieller Behandlungsschluss<br />

ist dann<br />

um 16.30 Uhr, dabei ist Schluss zeitlich gesehen eher<br />

ein dehnbarer Begriff, schließlich kann <strong>der</strong> Patient nicht<br />

unversorgt nach Hause geschickt werden. So bleibt es<br />

manchmal nicht beim pünktlichen Feierabend und<br />

dann kann es auch schon mal bis 17.30 Uhr dauern,<br />

ehe <strong>der</strong> Patient aus dem Stuhl entlassen werden kann.<br />

Anschließend muss natürlich noch aufgeräumt, desinfiziert<br />

und die Instrumente für die Steri gepackt werden,<br />

damit das ganze Spielchen morgen auf ein Neues<br />

starten kann.<br />

Um 18 Uhr findet man sich dann umgezogen im Foyer<br />

wie<strong>der</strong>, wo die Kommilitonen schon wie<strong>der</strong> kickern...<br />

Christoph Wolter<br />

curare 25


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

26<br />

Ich will hier raus!<br />

Auslandsaufenthalte im Medizinstudium<br />

Wenn ihr eine Famulatur o<strong>der</strong> euer PJ o<strong>der</strong> schon<br />

das Pflegepraktikum im Ausland machen wollt,<br />

dann braucht ihr eine zweisprachige Bestätigung. Diese<br />

erhaltet ihr bei mir im AStA (auch in Papierform)<br />

o<strong>der</strong> im Internet unter:<br />

http://www.mh-hannover.de/7251.html<br />

Bei <strong>der</strong> Bewerbung müsst ihr darauf achten, genau zu<br />

beschreiben, was ihr machen wollt und sollt. In an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n ist das Medizinstudium häufig ganz an<strong>der</strong>s<br />

aufgebaut als bei uns, und Dinge wie Famulaturen<br />

nicht bekannt.<br />

Außerdem braucht ihr eine Auslandskrankenversicherung,<br />

die beinhaltet, dass ihr im Ausland studiert und<br />

arbeitet. Außerhalb <strong>der</strong> EU geht dies nur über private<br />

Versicherungen. Achtet darauf, dass ein Rücktransport<br />

inbegriffen ist.<br />

Da ihr während eures Aufenthaltes arbeitet, braucht<br />

ihr auch noch eine Haftpflichtversicherung fürs Ausland.<br />

Berufsverbände bieten diese aber häufig kostenlos<br />

an.<br />

Auch bei <strong>der</strong> Beantragung des Visums müsst ihr erwähnen,<br />

dass ihr vor Ort arbeiten wollt, aber unentgeltlich.<br />

Auch wenn ihr nur ein paar Wochen bleibt, ist häufig<br />

ein Visum erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Krankenpflegepraktikum<br />

Auch das häufig unbeliebte Pflegepraktikum kann man<br />

im Ausland machen. Dabei gelten im Prinzip die gleichen<br />

Vorraussetzungen wie in Deutschland, das heißt<br />

es muss ein Krankenhaus sein, mit Patienten, die von<br />

Pflegekräften betreut werden. Bei <strong>der</strong> Bestätigung<br />

müsst ihr darauf achten, dass ihr einen Stempel vom<br />

Krankenhaus bekommt, <strong>der</strong> handgeschriebene Name<br />

reicht nicht aus!<br />

Famulatur<br />

Eine Famulatur ist wohl das häufigste, wofür ein Medizinstudent<br />

ins Ausland geht.<br />

Genau wie in Deutschland, kann eine Famulatur im<br />

Ausland auch an einem Krankenhaus absolviert werden,<br />

welches kein akademisches Lehrkrankenhaus<br />

ist. In <strong>der</strong> Bewerbung solltet ihr schreiben, dass ihr<br />

das dürft, da dies bei einheimischen Studenten häufig<br />

nicht <strong>der</strong> Fall ist. Meistens ist es aber von Vorteil, weil<br />

man leichter und schneller einen Platz bekommt und<br />

vielleicht auch mehr machen darf, wenn man <strong>der</strong> einzige<br />

Student ist. Eine Praxisfamulatur im Ausland wird<br />

übrigens nicht anerkannt!<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Praktisches Jahr (PJ)<br />

Die PJ-Tertiale beginnen jedes Jahr in <strong>der</strong> 11. bzw. 34.<br />

Kalen<strong>der</strong>woche. Ein Tertial ist 16 Wochen lang und alle<br />

drei Tertiale müssen ohne Pause aufeinan<strong>der</strong> folgen.<br />

Wenn ihr fürs das Praktische Jahr ins Ausland wollt,<br />

geht dies meist nur für ein komplettes Tertial, in Ausnahmefällen<br />

auch für 8 Wochen (Splitting des Tertials).<br />

Fürs PJ muss man sich häufig lange Zeit im Voraus bewerben<br />

(ein bis zwei Jahre). Und dies geht nur an Uni-<br />

Kliniken o<strong>der</strong> an akademischen Lehrkrankenhäusern<br />

(wie auch in Deutschland). Achtet darauf, dass ihr auf<br />

<strong>der</strong> Bestätigung, zusätzlich zum Stempel des Krankenhauses,<br />

auf jeden Fall auch den Stempel <strong>der</strong> Universität<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> medizinischen Fakultät habt.<br />

Auf <strong>der</strong> sicheren Seite seid ihr, wenn ihr euch in<br />

Deutschland zunächst auch einen PJ-Platz sichert und<br />

diesen erst absagt, wenn <strong>der</strong> Platz im Ausland wirklich<br />

sicher ist. Sonst kann es euch passieren, dass euch das<br />

gesamte PJ nicht anerkannt wird.<br />

Bevor ihr euch mit Fragen ans LPA (Landesprüfungsamt)<br />

wendet, geht mit euren konkreten Ergebnissen<br />

am Besten erst einmal ins Studentensekretariat. Die<br />

können euch meist sehr genau sagen, ob <strong>der</strong> Plan so<br />

möglich ist, o<strong>der</strong> eventuell eine individuelle Lösung für<br />

euch finden!<br />

Auslandssemester<br />

Es ist außerdem möglich ein Semester (o<strong>der</strong> zwei) im<br />

Ausland zu studieren. Am besten bewerbt ihr euch<br />

dafür fürs ERASMUS-Programm (nur Europa!). In diesem<br />

Rahmen hat unsere Hochschule Partnerverträge<br />

mit Universitäten in ganz Europa. Erste Informationen<br />

dazu erhaltet ihr auf <strong>der</strong> Informationsveranstaltung (s.<br />

unten). Danach steht euch für individuelle Beratung<br />

Frau Bargsten vom Akademischen Auslandsamt gerne<br />

zur Verfügung. Berwerbungsschluss fürs Wintersemester<br />

2009 ist Anfang des Jahres.<br />

Offizielle Anlaufstellen<br />

Für die Anerkennung des Pflegepraktikums ist seit <strong>der</strong><br />

Einführung des Modellstudiengangs bei uns nur noch<br />

die <strong>MHH</strong> zuständig. Famulatur und PJ laufen weiterhin<br />

übers LPA.<br />

Trotzdem solltet ihr euch mit Fragen immer zuerst ans<br />

Studentensekretariat wenden.<br />

Wenn ihr für ein Semester ins Ausland wollt müsst ihr<br />

unbedingt eure Jahrgangsbetreuerin (von dem Jahrgang<br />

in dem ihr nicht in Hannover sein werdet) im<br />

Dekanat darüber informieren. Aber auch hierbei kann<br />

euch, neben dem Akademischen Auslandsamt, das Sekretariat<br />

weiterhelfen. Zum Beispiel ob es sinnvoll ist,<br />

sich beurlauben zu lassen, o<strong>der</strong> nicht.<br />

Für Fragen aller Art stehe ich euch natürlich auch je<strong>der</strong>zeit<br />

zur Verfügung (ausland@mhh-asta.de).<br />

Veranstaltungen zum Thema<br />

27.11.08 – Vortrag zum Thema Famulatur und PJ im<br />

Ausland von Herrn Karle (Allianz)<br />

Sinje Hage<br />

curare 27


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

CURARE Special:<br />

Das praktische Jahr<br />

Nach fünf langen Jahren Uni-Studium<br />

und reichlich Theorie geht‘s endlich ins<br />

PJ. Aber was erwartet den designierten<br />

Doktor mit Durchhaltevermögen im<br />

letzten Studienabschnitt? CURARE gibt<br />

auf den nächsten zehn Seiten einen<br />

Überblick.<br />

PJ = Pech jehabt?............................... 29<br />

Heimschläfergenehmigung................ 33<br />

PJ im Ausland.................................... 34<br />

Stress in Frankreich und spanische<br />

Gelassenheit..................................... 36<br />

Stex Dir sonstwohin!......................... 39<br />

28<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

PJ = Pech jehabt?<br />

Der frischgebackene Arzt Philip Bintaro berichtet<br />

von seinen Erfahrungen im Praktischen<br />

Jahr. Mit gemischten Gefühlen.<br />

Nach <strong>der</strong> ärztlichen Vorprüfung liegt <strong>der</strong> klinische<br />

Studienabschnitt mit seinen Tücken. Pharmakologie,<br />

Innere Medizin, klinische Umweltmedizin – all diese<br />

Fächer muss man meistern, um am Ende nach sechs<br />

Semestern 32 Leistungsnachweise gesammelt zu haben,<br />

die die Zulassung zum Praktischen Jahr bedeuten.<br />

Endlich kann man das machen, wofür man jahrelang<br />

ausgebildet wurde. Patientenversorgung und klinische<br />

Tätigkeit – so sollte es sein. Doch ist das wirklich so? Allzu<br />

häufig hat man gehört, dass man im PJ lediglich als<br />

Vampir und Visitenwagenschieber missbraucht wird.<br />

Das Praktische Jahr glie<strong>der</strong>t sich in drei Tertiale zu je<br />

16 Wochen. An <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> beginnt das PJ jeweils in 10.<br />

und 34. Kalen<strong>der</strong>woche. Verpflichtend sind die Fächer<br />

Chirurgie und Innere Medizin. Das dritte Fach ist frei<br />

wählbar. Unter an<strong>der</strong>em bieten sich interessante Möglichkeiten<br />

wie Rechtsmedizin o<strong>der</strong> Klinische Pharmakologie.<br />

Über 50 Lehrkrankenhäuser stehen uns zur<br />

Verfügung. Mittlerweile bieten die meisten Vergütung,<br />

Studientag und fundierte Fortbildungsangebote an. Da<br />

fällt die Entscheidung wirklich nicht leicht.<br />

Erstes Tertial: Innere Medizin an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Mein PJ begann an einem Montag, nachdem erst am<br />

Freitag zuvor die allerletzte Prüfung bestanden war.<br />

Toll, zwei Tage konnte ich also die Scheinfreiheit genießen,<br />

bevor es losging. Was mich genau erwartete, war<br />

mir nicht so ganz klar. Die Stationsverteilung erfolgt<br />

durch das Zentrumssekretariat. Dieses befindet sich<br />

im achten Obergeschoss zwischen Station 28 und 38.<br />

Dort konnte ich Wünsche angeben, auf welchen Stationen<br />

ich eingesetzt werde. Ich begann auf Station 11B<br />

in <strong>der</strong> Gastroenterologie. Obwohl ich schon einige Famulaturen<br />

erfolgreich absolviert hatte, fühlte ich mich<br />

erstmal ziemlich verloren. Nach kurzer Begrüßung<br />

standen die Blutentnahmen auf dem Plan mit zum<br />

Teil abzunehmenden Werten, von denen ich noch nie<br />

was gehört hatte: Cystatin C, Chromogranin A, Anti-Xa-<br />

Spiegel. Ich verstand nur Bahnhof. Ich wusste nicht, wo<br />

welche Materialien auf Station zu finden waren. Auch<br />

das Viggo legen klappte nicht von Anfang an. Hatte<br />

man bei einem Patienten nach mehreren Versuchen<br />

Erfolg gehabt, war es umso ernüchtern<strong>der</strong>, wenn man<br />

bereits nach dem<br />

Mittagessen erneut<br />

einen Zettel mit <strong>der</strong><br />

Aufschrift „Herr Müller,<br />

Zimmer 5, neue<br />

Braunüle“ vorfindet.<br />

All das wurde jedoch<br />

mit <strong>der</strong> Zeit immer<br />

besser.<br />

Und dann waren da<br />

ja noch die Patienten<br />

mit all den verwirrenden<br />

Diagnosen:<br />

PBC, PSC, HCC, CCC.<br />

Unruhe breitete sich<br />

in mir aus. Wie soll ich das alles lernen? Doch ich hatte<br />

Glück. Zwei sehr nette Assistenten beantworteten geduldig<br />

meine ganzen Fragen und mit <strong>der</strong> Zeit machte<br />

das PJ auch wirklich Spaß. Ich konnte selbstständig<br />

Patienten betreuen und bei vielen apparativen Untersuchungen<br />

(z. B. Aszi-tes- und Pleurapunktionen) assistieren<br />

und zum Teil selbst durchführen. An <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

gab es jeden Tag eine PJ-Fortbildung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Fachabteilungen, die erstaunlich gut waren im Vergleich<br />

zu so manchen Lehrveranstaltungen aus dem<br />

Hörsaal. Lediglich die Fortbildung des PJ-Beauftragten<br />

des Zentrums Innere Medizin fiel regelmäßig aus und<br />

fand in 16 Wochen etwa 3 Mal statt.<br />

Mein Fazit zum Tertial Innere: PJ an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> ist gar<br />

nicht so furchtbar wie alle immer gesagt hatten. Sicherlich<br />

benötigt man etwas Glück, dass Assistenten<br />

und Oberärzte <strong>der</strong> Station kooperativ sind, jedoch gilt<br />

das wohl auch für jedes an<strong>der</strong>e Krankenhaus.<br />

Zweites Tertial: Neurologie an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Der erste PJ-Teil ging schneller vorbei als ich dachte.<br />

Ich hatte mich schon richtig an meine Station und die<br />

Arbeitsabläufe gewöhnt, da erfolgte <strong>der</strong> erste Wechsel.<br />

Gespannt fand ich mich an einem Morgen zur<br />

Frühbesprechung <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Klinik für Neurologie ein.<br />

Dort traf ich dann meinen ehemaligen Tutor aus dem<br />

Anatomie-Präparierkurs und eine Studienkollegin wie<strong>der</strong>,<br />

denen ich mich gerne anschloss. Es ging nun auf<br />

Station 33 und wir begannen gleich mit <strong>der</strong> Visite. Die<br />

zuständige Oberärztin begrüßte mich sehr freundlich<br />

curare 29


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

und sagte dann gleich: „Wir bekommen gleich eine<br />

Stroke-Übernahme. Das wird IHR Patient!“ Ich wirkte<br />

wohl etwas entgeistert, da sie gleich hinzufügte: „Keine<br />

Sorge, Sie schaffen das schon.“ Ich hatte mich auf<br />

eine kurze Schonfrist eingestellt, aber es ging gleich<br />

richtig los. Meine erste Patienten war also eine Stroke-Übernahme.<br />

Stroke? Was ist das eigentlich genau?<br />

Wie schreibt man das? Sind das nicht eher intensivpflichtige<br />

Patienten? Oh je, ich muss noch viel lernen.<br />

Etwa eine halbe Stunde später studierte ich die Akten<br />

meiner neuen Patientin und führte meine erste richtige<br />

neurologische Untersuchung durch. Nicht mal das<br />

Reflexe klopfen klappte einwandfrei. Na, das kann ja<br />

noch heiter werden. Immerhin stellte ich dann doch<br />

fest, dass die Patientin irgendwie eine Sehstörung mitgenommen<br />

hatte, das sie angab, sie könne rechts weniger<br />

erkennen.<br />

Bei <strong>der</strong> Patientenvorstellung wurde ich dann befragt,<br />

was das denn wohl sein könnte. Ich war doch schon<br />

froh, dass ich das überhaupt erkannt hatte. Nach einer<br />

kurzen Demonstration <strong>der</strong> Bildgebung konnten wir<br />

gemeinsam eine Diagnose stellen: homonyme Hemianopsie<br />

bei Läsion im Posteriorstromgebiet. Ich musste<br />

erkennen, dass meine neurologischen Kenntnisse recht<br />

defizitär waren. Hatte ich schon gedacht, dass in <strong>der</strong> Inneren<br />

viele Begriffe recht seltsam klangen, übertraf die<br />

Neurologie bei weitem. EEG, EMG, ENG, Miller-Fisher-<br />

Syndrom, Anti-GQ1b-Antikörper, EDSS. Wie soll ich das<br />

alles lernen? Insgesamt musste ich mich an das neurologische<br />

Denken gewöhnen. Während in <strong>der</strong> Inneren<br />

erst viele – teilweise sehr invasive – Untersuchung<br />

notwendig waren, um eine Diagnose zu stellen, konnte<br />

man in <strong>der</strong> Neurologie häufig allein durch Anamnese<br />

und Untersuchung schon relativ genau eingrenzen, wo<br />

eine Störung vorliegen müsste und in welche Richtung<br />

man arbeiten müsste. Das fand ich beeindruckend.<br />

Stichwort Lumbalpunktion: Schon in <strong>der</strong> ersten Woche<br />

konnte ich <strong>der</strong> Liquorgewinnung beiwohnen. Mir war<br />

gar nicht so klar, wie tief die Nadel liegen musste. Und<br />

das sollte ich also auch mal machen? Ja, so war es dann<br />

auch. Schon die nächste LP <strong>der</strong> Station sollte ich durchführen.<br />

Ich war sehr nervös: Be-ckenkamm tasten, die<br />

Höhe auf ca. LWK 4 und 5 markieren, sorgfältige Desinfektion,<br />

sterile Handschuhe. Tut das eigentlich dem<br />

Patienten nicht sehr weh? Und was ist mit <strong>der</strong> Gefahr<br />

einer Rückenmarksver-letzung? Wie schon im Präp.-<br />

30<br />

Saal stand mein Tutor mir aber zur Seite und alles verlief<br />

problemlos. In den nächsten 16 Wochen konnte ich<br />

noch etwa 30 LPs selbst durchführen.<br />

Neben vielen Standard-Erkrankungen bekam ich viele<br />

seltenere neurologische Krankheitsbil<strong>der</strong> wie zum<br />

Beispiel Muskelerkrankungen zu sehen. Dies sollte<br />

später im Staatsexamen hilfreich sein. Wie<strong>der</strong> konnte<br />

ich selbst Patienten betreuen von Aufnahme bis Entlassung<br />

und Arztbrief schreiben und erhielt insgesamt<br />

einen umfassenden Eindruck von <strong>der</strong> Neurologie und<br />

war mit <strong>der</strong> Betreuung rundum zufrieden. Fazit: sehr<br />

empfehlenswert!<br />

Drittes Tertial: Chirurgie im Klinikum Salzgitter<br />

Schweren Herzens nahm ich Abschied von den Neurologen,<br />

die mir in vier Monaten wirklich eine Menge gezeigt<br />

und beigebracht hatten. Für meinen letzten Block<br />

hatte ich ein kleines Haus gewählt. Salzgitter ist eine<br />

Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern und liegt im Südosten<br />

Nie<strong>der</strong>sachsens. Es ist eines unserer zahlreichen<br />

Lehrkrankenhäuser und ist ein Haus <strong>der</strong> Regelversorgung<br />

(Versorgungsstufe 2). In Salzgitter waren wir zu<br />

zweit und wohnten kostenlos im Personalwohnheim.<br />

Die Zimmer waren einfach eingerichtet, aber es ließ<br />

sich dort gut aushalten. Weiterhin erhielten wir pro<br />

Monat 100,00 Euro Büchergeld und ein Studientag pro<br />

Woche war auch inklusive.<br />

Zuerst musste ich mich doch ans das noch frühere<br />

Aufstehen gewöhnen. Um 07.00 Uhr bereits warteten<br />

die Blutentnahmen und Visite, da es nach <strong>der</strong> Frühbesprechung<br />

um 7.45 Uhr bereits in den OP ging. Dieser<br />

Block begann für mich im unfallchirurgischen Saal.<br />

Sehr freundlich wurde mir gezeigt, wie man sich steril<br />

einwäscht und einkleidet und sonst alle neuen Gesetze<br />

<strong>der</strong> Operationswelt berücksichtigt. Ich war fasziniert,<br />

welche Möglichkeiten zur Versorgung von Frakturen<br />

bestanden. Draht, Nagel, Platte o<strong>der</strong> doch besser TEP?<br />

Auch das Kreischen <strong>der</strong> Knochensäge o<strong>der</strong> das Tragen<br />

von schweren Röntgenschürzen war für mich ganz<br />

neu. Man konnte sich aber schnell eingewöhnen, da<br />

die Oberärzte Fragen bereitwillig beantworteten. Häufig<br />

war man sogar erster Assistent, da Personalmangel<br />

überall ein Problem zu sein scheint.<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Nach <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Zeit wechselten meine Kommilitonin<br />

und ich die Station. Für mich ging es weiter im<br />

viszeralchirurgischen Saal. Der Chefarzt machte gleich<br />

klar, worum es hier ging: „Wir operieren viel näher am<br />

Leben als die Knochenleute.“ Nun galt es nochmals den<br />

Anatomieatlas herauszukramen und den Bauchsitus zu<br />

repetieren. Hemicolektomie, Stoma-Arten, unzählige<br />

Gefäße – all das wurde immer mal wie<strong>der</strong> als Frage an<br />

mich gerichtet. Bei laparoskopischen Eingriffen durfte<br />

ich häufig die Kamera führen. Beson<strong>der</strong>s interessant<br />

war die Assistenz bei kin<strong>der</strong>chirurgischen Eingriffen,<br />

welche von einem <strong>der</strong> Oberärzte durchgeführt wurden.<br />

Resumée zum chirurgischen Block: Für mich war es die<br />

richtige Entscheidung für Chirurgie in ein kleines Haus<br />

zu gehen. Klar, OPs am offenen Herzen o<strong>der</strong> am Gehirn<br />

o<strong>der</strong> gar eine Transplantation habe ich nicht gesehen.<br />

Für das mündliche Staatsexamen hatte ich aber alle<br />

wichtigen Operationsverfahren erlebt. Und lediglich<br />

Dauerhakenhalter war man in Salzgitter nicht.<br />

Fünf Jahre hatte ich an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> viel gebüffelt und<br />

unzählige Prüfungen abgelegt, um letztendlich die Berechtigung<br />

für das PJ zu erhalten. Sah ich Anfangs den<br />

Wald vor lauter Bäumen nicht, so machte das PJ im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit viel Spaß. Gerade war ich gut eingearbeitet,<br />

da war alles schon wie<strong>der</strong> vorbei, denn die Zeit<br />

verging doch wie im Fluge. Am Ende des PJs war ich um<br />

einige Erfahrungen reicher und es galt, die letzte Hürde<br />

im Studium zu meistern.<br />

Im Großen und Ganzen ist das PJ eine sinnvolle Sache,<br />

bei <strong>der</strong> es nicht nur um Ausbeutung <strong>der</strong> Arbeitskraft<br />

geht. Sollte dies trotzdem <strong>der</strong> Fall sein, hilft ein Gespräch<br />

und notfalls auch ein Wechsel des Hauses. Zu<br />

wertvoll ist die Zeit, als das man sich schikanieren lassen<br />

sollte. Aufgrund <strong>der</strong> mündlich-praktischen Prüfung<br />

im Staatsexamen, sollte man im PJ darauf Wert legen,<br />

grundlegende Fertigkeiten zu erlernen und sich nicht<br />

in Kolibris zu vertiefen.<br />

5 Tips zum Praktischen Jahr<br />

1. Vorstellung im Haus - eine Selbstverständlichkeit: Generell sollte man<br />

sich jedem Mitarbeiter vorstellen. Es erleichtert ungemein die spätere Zusammenarbeit,<br />

denn Autorität erwächst durch Kompetenz und Wertschätzung<br />

und nicht durch Arroganz, Ignoranz und überhebliches Verhalten.<br />

2. Interesse zeigen: Auch wenn man lieber heim gehen möchte, finden manch<br />

interessante Untersuchungen (bei denen man dann auch noch selbst Hand<br />

anlegen kann) erst nach Dienstschluss statt. Gespür entwickeln!<br />

3. Hilfsbereit sein: Meistens wenig Arbeitsaufwand für einen selbst, dafür<br />

ist die Erleichterung bei den Kollegen um so höher. Allerdings sollte man auf<br />

Anzeichen von Ausbeutung achten.<br />

4. Wenn man ein PJ-Tertial im Ausland plant, sollte die Organisation frühzeitig<br />

(ca. 1 Jahr vorher) erfolgen. Auslandsamt aufsuchen!<br />

5. Selbstschutz: Die Haftpflichtversicherung <strong>der</strong> Krankenhausträger deckt<br />

grobe Fährlässigkeit und Vorsatz nicht ab. Auch strafrechtliche Verfolgung ist<br />

nicht versichert. Hier sollte eine zusätzliche Berufshaftpflicht abgeschlossen<br />

werden, da sie eh für die spätere Tätigkeit obligat ist. Günstige Konditionen<br />

für Studenten nutzen!<br />

Philip Bintaro<br />

curare 31


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

6<br />

curare


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Heimschläfergenehmigung<br />

Wer für sein praktisches Jahr nicht ans an<strong>der</strong>e<br />

Ende <strong>der</strong> Welt bzw. Europas gehen will,<br />

<strong>der</strong> bleibt einfach daheim. Eine Übersicht<br />

<strong>der</strong> Lehrkliniken <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>.<br />

Die studentischen Mitglie<strong>der</strong> im Senat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> haben<br />

im Januar durchsetzen können, dass auch an <strong>der</strong> Hochschule<br />

eine PJ-Vergütung gezahlt werden soll. Damit<br />

wären wir schon im Einführungssatz bei <strong>der</strong> Problematik:<br />

Die Abteilungen können nicht gezwungen werden!<br />

Zumindest nicht, solange ihnen nicht vom Präsidium<br />

Gel<strong>der</strong> dafür zur Verfügung gestellt werden.<br />

Dieses vermutete Manko stellte sich im Nachhinein<br />

allerdings als nicht so gravierend heraus. Viel wichtiger<br />

ist zunächst die Außenwirkung, und die war nicht<br />

unerheblich. So kam es dazu, dass (mündlich) jedes<br />

Lehrkrankenhaus <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> (siehe unten) zugesagt hat,<br />

wenigstens 400 € monatlich zu zahlen! Und unter den<br />

Umständen bleibt vielen Abteilungen bei uns gar nichts<br />

Lehrkrankenhäuser <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> im Wintersemester 2008<br />

an<strong>der</strong>es übrig, als auch die Aufwandsentschädigung zu<br />

zahlen.<br />

Das haben wir dann auch versucht zu erfassen und auf<br />

<strong>der</strong> AStA-Homepage allen zur Verfügung zu stellen. Per<br />

Email und Hauspost haben wir möglichst viele Abteilungen<br />

angeschrieben – <strong>der</strong> Rücklauf war allerdings<br />

eher mäßig.<br />

Zwei Beispiele werde ich unter diesem Artikel nennen,<br />

aber <strong>der</strong> Rat an alle PJler lautet: fragt nach den Bedingungen<br />

in den unterschiedlichen Abteilungen!<br />

Klinik für Rehabilitationsmedizin:<br />

400 € / Monat<br />

Institut für klinische Pharmakologie:<br />

400 € / Monat<br />

1 Studientag / Woche<br />

umfangreiche Fortbildungsveranstaltungen<br />

Michael Grimme<br />

Ort Name Betten Vergütun Unterkunft Verpflegung Lehre Studien- Dienst-<br />

Sonstiges<br />

g [€ mtl.]<br />

tag kleidung<br />

Bad Bentheim Fachklinik Bad Bentheim 61 0 ja nein ja 1 Thermalsolebad, Trainingstherapiezentrum, Wellnessbereich<br />

Bad Mün<strong>der</strong> Deister Süntel Klinik Bad Mün<strong>der</strong> 500 nein Prüfungssimulation, "Einsarbeitungskonzept"<br />

Bad Oeynhausen Auguste Viktoria Klinik 76 400 ja ja 0 Freitags ab 12 Uhr frei<br />

Bad Oeynhausen Krhs. Bad Oeynhausen 330 400 ja ja ja 1<br />

Bad Pyrmont Psychosom. Fachkl. Bad Pyrmont 184 500 nein ja ja 1 Fahrtkostenerstattung, Patienten:Ärzte 6:1<br />

Bielefeld Franziskus Hospital Bielefeld 371 300 ja ja ja 1 ja eigenes PJ-Curriculum<br />

Braunschweig Klinikum Braunschweig 1430 400 ja ja ja 1 ja Zeugnis, PJ-Journal Club (Preis 1500 €), Examensvorbereitung<br />

Bremen Rotes Kreuz Krhs. Bremen 329 400 ja nein ja 1 ja Prüfungssimulation<br />

Bünde Lukas-Krhs. Bünde 345 400 ja ja ja 1 Palliativmedizin<br />

Celle Allgem. Krhs. Celle 598 400 nein ja ja 1 Examensvorbereitung<br />

Cloppenburg St. Josef-Hospital Cloppenburg 230 400 ja ja ja 1 Fahrtkostenerstattung, TCM<br />

Cuxhaven Krankenhaus Cuxhaven 400 ja ja ja 1 Seenotrettungskreuzer, Hubschrauberrettung, Kitesurfkurs incl.<br />

Gehrden Robert-Koch-Krhs. Gehrden 400 nein ja 1<br />

Hann. Münden Nephrol. Zentrum Hann. Münden 500 nein ja ja 1<br />

Hannover Annastift 350 nein ja ja 1 ja Rotation möglich (Frie<strong>der</strong>iekenstift, Henriettenstift, Annastift)<br />

Hannover Henriettenstift 350 nein ja 1 ja<br />

Hannover Kin<strong>der</strong>krhs. auf <strong>der</strong> Bult 300 400 nein ja 1 Bezahlung am Ende des Blocks (1600 €), Zeugnis, Psychiatrie<br />

Hannover Krhs. Nordstadt 400 nein nein ja 0 Neubau ab September<br />

Hannover Krhs. Oststadt 310 400 nein ja ja 1 MVZ<br />

Hannover Krhs. Siloah 400 nein ja ja 1 ja<br />

Hannover <strong>MHH</strong>: Neurologie 300 nein nein ja 1 ja<br />

Hannover Vinzenzkrhs. 345 400 nein ja ja 1<br />

Herford Klinikum Herford 712 400 ja ja ja 1 ja<br />

Hildesheim Klinikum Hildesheim 535 200 ja ja ja 1<br />

Holzminden Ev. Krhs. Holzminden 400 ja ja ja 1 ja Fitness-Center, Stippvisiten bei Belegärzten möglich<br />

Laatzen Agnes-Karll-Krhs. Laatzen 400 nein ja ja 1<br />

Leer Kreiskrhs. Leer 400 ja ja ja 1 ja<br />

Lehrte Krhs. Lehrte 400 nein familiärer Charakter<br />

Lingen St. Bonifatius Hospital Lingen 600 400 ja ja ja 1 ja Neubau<br />

Lippe Klinikum Lippe 1490 400 ja ja ja 1 ja<br />

Lübbecke Krhs. Lübbecke 484 400 ja ja 1 ja Psychiatrie (195 Betten)<br />

Minden Klinikum Minden 400 nein ja ja 1 ja<br />

Neustadt am Rbge Klinikum Neustadt am Rbge 400 nein ja ja 1 ab 2010 Unterkunft<br />

Osnabrück Marienhospital Osnabrück 400 ja ja ja 1 ja Examensvorbereitung<br />

Papenburg Marienkrhs. Papenburg 363 400 ja ja ja 1 NEUE WAHLFÄCHER<br />

Peine Klinikum Peine 400 ja ja ja 1<br />

Quakenbrück Christl. Krhs. Quakenbrück 350 450 ja ja ja 1 Psychiatrie und Psychosomatik (70 Betten)<br />

Salzgitter Klinikum Salzgitter 400 ja ja ja 1 bei Unterkunft und Verpflegung nur 250 €<br />

Uelzen Klinikum Uelzen 410 350 ja ja 1 ja 250 € Wohngeld bei Nutzung <strong>der</strong> Unterkunft, PJ-Checkliste<br />

Vechta St. Marienhospital Vechta ja ja 1<br />

Tabelle: Johannes Willenborg<br />

Mehr Informationen zu den Lehrkrankenhäusern <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> unter: www.asta.mh-hannover.de/studium/pj<br />

curare 33


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

34<br />

PJ im Ausland<br />

Wer sein Praktisches Jahr nicht an <strong>der</strong> Heimatfront<br />

ableisten will, son<strong>der</strong>n zu neuen<br />

Ufern aufbrechen will, muss auch wissen wie<br />

es geht. Die CURARE informiert.<br />

Das Praktische Jahr (PJ) umfasst eine praktische Tätigkeit<br />

von insgesamt 48 Wochen. Diese Zeit glie<strong>der</strong>t sich<br />

in drei Abschnitte (Tertiale) von je 16 Wochen Dauer<br />

- darin enthalten sind 20 Fehltage, wobei nur die Wochentage<br />

Montag bis Freitag gezählt werden. Ein Tertial<br />

dauert also mindestens 12 Wochen und die beiden<br />

an<strong>der</strong>en jeweils 16 Wochen.<br />

Alle Tertiale können im Ausland absolviert werden.<br />

Die Ausbildung muss grundsätzlich in einer Universitätsklinik<br />

erfolgen - in Großbritannien und <strong>der</strong> Schweiz<br />

kommen auch akademische Lehrkrankenhäuser in Frage.<br />

Schon vor dem PJ - Beginn sollte eine schriftliche<br />

Bestätigung des Landesprüfungsamtes vorliegen, dass<br />

<strong>der</strong> Auslandsaufenthalt offiziell anerkannt wird. Dieses<br />

gilt auch für PJ - Aufenthalte, die über ERASMUS vermittelt<br />

werden. Ausführliche Hinweise zum PJ gibt es<br />

beim Studentensekretariat.<br />

Sie können einen PJ - Aufenthalt im Ausland:<br />

• selbst organisieren. Hierbei ist zu beachten, dass außereuropäische<br />

Universitäten (z.B. in Australien und<br />

Südafrika) oft Gebühren verlangen. Sie sollten sich ca.<br />

2 bis 1 ½ Jahre vor dem geplanten Aufenthalt an die<br />

jeweilige Klinik wenden.<br />

• sich über das ERASMUS-Programm für einen Platz<br />

an einer <strong>der</strong> Partneruniversitäten bewerben. Eine Liste<br />

auf <strong>der</strong> Homepage des Akademischen Auslandsamtes<br />

gibt Auskunft darüber, wo in Europa ein PJ - Aufenthalt<br />

über ERASMUS möglich ist.<br />

Wenn Sie einen Platz selbst organisieren möchten,<br />

schicken Sie Ihre Bewerbung zunächst als E-Mail an<br />

„University of ... / School of Medicine / Student Affairs/<br />

Electives Coordinator „. Eine Vorlage für ein englisch-<br />

sprachiges Schreiben finden Sie auf <strong>der</strong> Homepage des<br />

Akademischen Auslandsamtes. Sie sollten außerdem<br />

einen englischen Lebenslauf (CV) beifügen. Dann heißt<br />

es erstmal abwarten, ob noch zusätzliche Dokumente,<br />

wie z.B. ein „Dean‘s Letter“ (Vorlage auf <strong>der</strong> AAA-Seite),<br />

erfor<strong>der</strong>lich sind.<br />

Manchmal verlangen die Kliniken auch einen Nachweis<br />

über die Sprachkenntnisse. Einen DAAD-Sprachtest<br />

können Sie gegen eine geringe Gebühr im Fachsprachenzentrum<br />

<strong>der</strong> Universität Hannover o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Zentralstelle für Fremdsprachen <strong>der</strong> FH Hannover absolvieren.<br />

Gelegentlich ist sogar <strong>der</strong> offizielle amerikanische<br />

Sprachtest TOEFL erfor<strong>der</strong>lich. Zu diesem Test<br />

finden Sie weitere Informationen im Internet.<br />

Falls ein Empfehlungsschreiben eines Hochschullehrers<br />

notwendig ist, sprechen Sie eine Dozentin / einen<br />

Dozenten <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> an, die/<strong>der</strong> Sie kennt. Meistens<br />

werden auch Nachweise über bestimmte medizinische<br />

Untersuchungen und Impfungen verlangt. Eine Berufshaftpflichtversicherung<br />

(„malpractice insurance“) ist<br />

ein Muss für PJ in den USA und sollte so wie so immer<br />

zum „Reisegepäck“ gehören, genau wie eine Reisekrankenversicherung,<br />

die die komplette Zeit im Ausland<br />

abdeckt.<br />

Falls ein Visum für die Einreise benötigt wird, muss<br />

genug Zeit für dessen Beantragung einkalkuliert, denn<br />

<strong>der</strong> Vorgang kann bis zu drei Monaten Zeit in Anspruch<br />

nehmen.<br />

Weitere Infos sowie Tipps zur Finanzierung des Auslands<br />

- PJ’s finden Sie auf unserer Homepage unter<br />

www.mh-hannover.de/769.html<br />

Ritva Bargsten<br />

Akademisches Auslandsamt<br />

Sprechzeiten im WS:<br />

Montag & Dienstag 13–15 Uhr; Donnerstag 10–12 Uhr<br />

curare


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curare 35


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Stress in Frankreich und spanische Gelassenheit!<br />

36<br />

„Und was heißt schon New York, Großstadt ist<br />

Großstadt. Ich war schon oft genug in Hannover<br />

– ich kenn’s!“ schrieb <strong>der</strong> deutsche Schriftsteller<br />

Arno Schmidt. Einige <strong>MHH</strong>-Studenten<br />

waren reiselustiger und verbrachten einen Teil<br />

ihres Praktischen Jahres im Ausland.<br />

Wohnen<br />

„Im Voraus hatte ich mir schon ein Zimmer im Wohnheim<br />

„Falaises“ organisiert, welches sehr zu empfehlen<br />

ist! 10qm incl. Bad und Dusche, Kühlschrank,<br />

Balkon und einem super Internetanschluss. Die Gemeinschaftsküchen<br />

(mit Mikrowellen und Backofen)<br />

waren immer ein guter Treffpunkt für uns, so hatte<br />

man als Neuankömmling sofort Anschluss und neue<br />

Freunde gefunden und wusste immer, wo und wann<br />

die Parties stattfinden. Lei<strong>der</strong> wird in den Küchen geklaut.“<br />

Lausanne<br />

„Das Studentenwohnheim Raatuse ist das neuste in<br />

Tartu. Es ist in gutem Zustand, und wenn etwas nicht in<br />

Ordnung ist, muss man nur <strong>der</strong> Houselady Bescheid geben<br />

und es wird meist noch am gleichen Tag repariert.<br />

Die Innenausstattung ist allerdings Geschmackssache.<br />

Küche und Bad haben keine Fenster und sind nur künst-<br />

lich beleuchtet. Wände und Fußböden sind grau… Fast<br />

alle Erasmusstudenten sind im 4. Stock untergebracht,<br />

dort finden also regelmäßig Partys statt. Wen das stört,<br />

<strong>der</strong> kann sicherlich innerhalb des Hauses umziehen<br />

o<strong>der</strong> es schon bei <strong>der</strong> Bewerbung angeben.“<br />

Tartu<br />

„Ein eher leidiges Thema in Bologna, denn <strong>der</strong> Wohnungsmarkt<br />

ist riesig und Einzelzimmer (camera singola)<br />

im Zentrum oft erst ab 350,- aufwärts zu haben. Aus<br />

diesem Grund teilen sich die italienischen Studenten<br />

häufig auch ein Zimmer (posto letto). Außerhalb des<br />

Ringes sind die Zimmer zwar billiger, aber das gesamte<br />

kulturelle Leben spielt sich eigentlich im alten Stadtkern<br />

ab, so dass es sich meiner Meinung nach lohnt, mehr<br />

zu zahlen und dort zu wohnen! Im Idealfall sollte man<br />

sich das Zimmer vorher anschauen, denn <strong>der</strong> Standard<br />

ist oft nicht mit dem deutschen vergleichbar.“<br />

Bologna<br />

„Es gibt unendlich viele Studenten in Bordeaux, aber<br />

nicht genügend Wohnungen. Vor allem im September,<br />

zu Beginn des Semesters, suchen alle, und es ist nicht<br />

ganz einfach, etwas zu finden…. Die Wohnheime liegen<br />

weit außerhalb <strong>der</strong> Stadt und man bekommt wenig<br />

vom südfranzösischen Flair mit. Außerdem gibt es kei-<br />

Madrid bei Nacht: „Das Wochenende fängt bereits Donnerstagabend an!“<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

PJ an <strong>der</strong> Côte d‘Azur: „Das Nachtleben in Nizza kann einen auf Trab halten.“<br />

ne Kühlschränke und keine Heizungen… Der Standard<br />

<strong>der</strong> Wohnungen in Bordeaux liegt deutlich unter dem<br />

in Deutschland. Die Gebäude sind alt und nicht selten<br />

ohne Heizung und einfach verglasten Fenstern. Auch<br />

über Mäuse in <strong>der</strong> Küche wurde das ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Mal geklagt. Ich habe es schließlich geschafft, bei zwei<br />

französischen Medizinstudentinnen einzuziehen.“<br />

Bordeaux<br />

Studieren<br />

„Auch an den OP-Tagen, hat man meist noch Zeit, die<br />

Visite mitzugehen, da es durchaus mal etwas dauert,<br />

bist die Patienten aufliegen, <strong>der</strong> morgendliche Kaffee<br />

im OP-Vorraum ist übrigens Pflicht….Spanische Gelassenheit.<br />

Auch die Notaufnahme an sich mit riesigen vollen<br />

Patientensälen, Lärm und irgendwie doch funktionieren<strong>der</strong><br />

obwohl nicht vorhandener Organisation ist für<br />

den Nordeuropäer durchaus spannend und es bietet<br />

sich auch immer die Möglichkeit, Abszesse zu öffnen<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e kleine Dinge selbst zu machen und sich<br />

die Diagnose typischer chirurgischer Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

anzusehen.“<br />

Madrid<br />

„Generell ist es in Finnland so, dass man selbst aktiv<br />

werden muss und wenn man etwas wissen will auch<br />

fragen muss, die Ärzte erklären von sich aus nur selten.<br />

Assistieren konnte ich sehr viel, wobei es in Finnland<br />

viel entspannter zugeht als in Deutschland, man<br />

bekommt alles in Ruhe erklärt und kann auch in Ruhe<br />

üben, Nähen zum Beispiel. …Auch das Klima auf den<br />

Stationen ist viel entspannter, Hierarchien sind längst<br />

nicht so wichtig wie in Deutschland, <strong>der</strong> Chefarzt sitzt<br />

auch mit Krankenschwestern und Studenten zusammen<br />

beim Kaffee trinken, was ich wirklich sehr angenehm<br />

fand… Englisch sprechen eigentlich alle Ärzte<br />

und die meisten Schwestern… Die Diagnosen werden<br />

auf Latein in den Krankenblättern geschrieben…“<br />

Kuopio<br />

„Insgesamt scheint mir das Medizinstudium in Frankreich<br />

eindeutig stressiger zu sein als in Deutschland…<br />

curare 37


Editorial Inhalt Hochschule<br />

Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Die Erwartungen an die Stages (Praktika, die. Red.) waren<br />

unter allen Erasmulern sehr hoch und wurden lei<strong>der</strong><br />

häufig enttäuscht. Es gibt viele sehr gute, aber auch<br />

sehr schlechte Stages. Die Stage Bewertungen <strong>der</strong> Studenten<br />

(erhältlich bei den Carabins im Internet) sind<br />

nicht wirklich aussagekräftig, da diese stark abhängig<br />

von den jeweiligen Internes (Assistenzärzten) und von<br />

den Co-Externes (Kommilitonen) abhängig sind (ständiger<br />

Wechsel!!!)“<br />

Bordeaux<br />

„Da ich meine Sprachkenntnisse trotz vorbereitendem<br />

Spanischkurs etwas überschätzt hatte, fand ich es am<br />

Anfang schon schwierig, mich im OP-Alltag zu behaupten…<br />

Da eigentlich immer genug Chirurgen da waren,<br />

durfte ich mir aussuchen, in welchem Saal ich dabei<br />

sein wollte. So fand ich nach einiger Zeit heraus, welche<br />

Ärzte bereit waren, mir etwas zu zeigen und mich<br />

an den Operationen teilnehmen ließen. In dem übersichtlichen<br />

OP-Bereich gab es sowohl Unfallchirurgie,<br />

Orthopädie als auch Plastische Chirurgie und Handchirurgie.<br />

Ich habe von allem etwas gesehen und so einen<br />

guten Einblick in verschiedene Bereiche <strong>der</strong> Chirurgie<br />

bekommen. Das Arbeitsklima war sehr locker und fast<br />

familiär. Ich wurde im Laufe <strong>der</strong> Zeit gut in das Team<br />

integriert und unternahm auch in <strong>der</strong> Freizeit immer<br />

mal etwas mit den residentes.“<br />

Valencia<br />

38<br />

Leben<br />

„Das Nachtleben wird großgeschrieben, das Wochenende<br />

fängt bereits Donnerstagabend an. Es gibt aber<br />

auch unter <strong>der</strong> Woche keinen Tag, an dem man nicht<br />

etwas Interessantes unternehmen könnte. Ausgehen<br />

kann man ja nach Geschmack in Lavapies, Malasaña,<br />

Huertas, La Latina, Sol, Chueca, je<strong>der</strong> wird wohl problemlos<br />

etwas finden, das ihm zusagt. Die Kneipen sind<br />

bis 3 Uhr geöffnet und in vielen wird auch getanzt. Danach<br />

erst füllen sich die Discos.“<br />

Madrid<br />

„Beson<strong>der</strong>s angetan war ich vom Kulturangebot. Weltbekannte<br />

Theaterstücke sowie diverse Ballettauffüh-<br />

rungen und Opern kann man im Theater Vainamuse<br />

schon für 5 Euro anschauen. Alle Aufführungen waren<br />

englisch untertitelt…. Das kulinarische Angebot steht<br />

dem kulturellem im Nichts nach. Der Gaumen erfreut<br />

sich nicht nur an <strong>der</strong> vielseitigen einheimischen Küche,<br />

son<strong>der</strong> auch an <strong>der</strong> internationalen Küche. Eine Vielzahl<br />

an guten Kneipen und Pubs laden zum geselligen<br />

Ausklang des Tages ein. Die beliebtesten, in denen sich<br />

überwiegend Studenten aufhalten, sind Cafe „Wilde“,<br />

„Küssende Studenten“ und das Uni-Cafe mit Wintergarten.“<br />

Tartu<br />

„Nizza und die Gegend um Nizza ist vielfältiger als ich<br />

es mir vorgestellt hatte: Man kann am Strand sitzen,<br />

Wassersport betreiben, aber auch Ausflüge in die nahen<br />

Berge machen und Wan<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong>en Anstrengungen<br />

mit atemberaubenden Ausblick belohnt werden,<br />

Ski fahren, Kultur und Kultstätten besuchen, ins<br />

Theater, in die Oper gehen, Mussen besuchen, Monaco,<br />

Cannes, Antibes, Menton, Grasse, St. Tropez ... besichtigen.<br />

Das Nachtleben kann einen auf Trab halten,<br />

wenn man möchte.“<br />

Nizza<br />

„Es gibt außerdem eine Bar im Haus und diverse Veranstaltungen,<br />

so dass man sicher nicht einsam bleibt.<br />

Dazu trägt auch das Erasmus-Netzwerk von Gent bei,<br />

das einen von <strong>der</strong> Ankunft an begleitet. Beinahe jede<br />

Woche finden Veranstaltungen statt, von Parties über<br />

Schlittschuhlaufen bis zu Städte- und Wochenendreisen<br />

ist alles und für jeden Geschmack etwas dabei. Zu<br />

Beginn meines Tertials hatte ich an einer Stadtführung<br />

mit an<strong>der</strong>en Erasmus-Studenten teilgenommen, die<br />

einen guten Überblick gab über sowohl die kulturellen<br />

als auch die an<strong>der</strong>en Highlights <strong>der</strong> Stadt wie z.B. beson<strong>der</strong>e<br />

Kneipen (in denen man einen Schuh als Pfand<br />

abgeben muss, um den Gläserdiebstahl einzudämmen).“<br />

Gent<br />

Lust auf mehr? Auf <strong>der</strong> Seite des Akademischen Auslandsamtes<br />

finden sich viele Erfahrungsberichte.<br />

http://www.mh-hannover.de/3951.html<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

curare<br />

Stex Dir sonstwohin!<br />

PJ gemacht und dann? AStA-Alteisen Philip<br />

Bintaro berichtet über das neue ‚Hammer‘-<br />

Staatsexamen.<br />

Seit dem Prüfungstermin Herbst 2006 wird das neue<br />

„Hammerexamen“ (offiziell: 2. Abschnitt <strong>der</strong> Ärztlichen<br />

Prüfung) durchgeführt, welches die alte dreiteilige<br />

Prüfung ablöste. Die Vorgaben <strong>der</strong> letzten Novelle<br />

<strong>der</strong> Approbationsordnung für Ärzte (AppOÄ) brachten<br />

wesentliche Än<strong>der</strong>ungen mit sich. § 29 AppOÄ bestimmt<br />

nun, dass die Prüfung „[…] fallbezogen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch Fallstudien […]“ gestaltet werden muss.<br />

Unklar blieb jedoch, wie dies vom Institut für pharmazeutische<br />

und medizinische Prüfungsfragen (IMPP)<br />

umgesetzt werden würde. Befürchtungen wurden<br />

geäußert, dass auch weiterhin Kolibris und Spitzfindigkeiten<br />

an <strong>der</strong> Tagesordnung sein würden. Tatsächlich<br />

waren die ersten Ergebnisse unbefriedigend. Die<br />

Durchfallquote beim ersten Durchgang betrug fast 10<br />

%. Im Gegensatz zum alten zweiten Staatsexamen war<br />

dies ein Quantensprung und löste heftige Proteste unter<br />

den Studierenden aus. Mittlerweile scheinen sich<br />

die Prüflinge jedoch auf den neuen Modus eingestellt<br />

zu haben, da die Misserfolgsquote kontinuierlich sank<br />

(Frühjahr 2007: 8,6 %; Herbst 2007: 5,7 %; Frühjahr<br />

2008: 2,5 %).<br />

Weitreichende Än<strong>der</strong>ungen erstrecken sich auch auf<br />

den Prüfungsmodus. Das neue Examen wird an drei<br />

aufeinan<strong>der</strong>folgenden Tagen (früher: vier Tage) im<br />

April und Oktober durchgeführt. Die Aufgabenanzahl<br />

wurde von 580 auf 320 reduziert. An jedem Prüfungstag<br />

werden ca. 106/107 Fragen gestellt, wovon etwa<br />

die Hälfte aus konventionellen Einzelfragen besteht.<br />

Der restliche Teil bezieht sich auf vier Fallstudien. Beispiele<br />

hierfür können auf <strong>der</strong> Homepage des IMPPs<br />

eingesehen werden. Die Bearbeitungszeit beträgt pro<br />

Tag fünf Stunden. Daher sollte kein zeitliches Problem<br />

eintreten.<br />

Mögliches Zeitmanagement<br />

09.00 Uhr bis 10.30 Uhr Einzelfragen<br />

10.30 Uhr bis 11.15 Uhr Fallstudie 1<br />

11.15 Uhr bis 12.00 Uhr Fallstudie 2<br />

12.00 Uhr bis 12.45 Uhr Fallstudie 3<br />

12.45 Uhr bis 13.30 Uhr Fallstudie 4<br />

13.30 Uhr bis 14.00 Uhr Kontrolle, AdLib<br />

Auch <strong>der</strong> mündliche Teil wurde stark verän<strong>der</strong>t. Er<br />

findet nun an zwei Tagen statt. Verpflichtend ist mindestens<br />

eine Patientenzuweisung mit Anamneseerhebung,<br />

Untersuchung und <strong>der</strong> Anfertigung eines<br />

Berichts. Die Prüfungskommission kann jedoch auch<br />

mehr Patienten zuweisen. Der erste Tag soll patientenorientiert<br />

gestaltet werden. Am zweiten Tag kann das<br />

gesamt Stoffgebiet <strong>der</strong> Medizin überprüft werden. Der<br />

organisatorische Aufwand ist enorm, da kein Wechsel<br />

in <strong>der</strong> Prüfungskommission zwischen den zwei Tagen<br />

gestattet ist. Einzelprüfungen werden vom Landesprüfungsamt<br />

selten zugelassen. Die frühzeitige Anmeldung<br />

als Prüfungsgruppe mit vier Prüflingen ist daher<br />

unbedingt empfehlenswert.<br />

Philip Bintaro


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

40<br />

Titelthema Protest<br />

Wenn man <strong>der</strong> LokalpresseGlauben<br />

schenken<br />

darf, herrscht<br />

an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> immer<br />

eitel Sonnenschein.<br />

Doch wo Licht ist, ist<br />

auch Schatten: Frei nach dem<br />

Motto „Problem erkannt, Problem<br />

benannt“ klagen wir an,<br />

dass das Bistro Kanne zunehmend<br />

zum Fast-Food-Restaurant<br />

verkommt, erörtern wir, wieso<br />

die Gleichstellungsbeauftragte <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> falsche Prioritäten setzt, und<br />

zeigen, wo es in <strong>der</strong> Lehre hakt.<br />

Unter den Klägern: Ein Lehrverantwortlicher.<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Patienten, Forschung, Leere?<br />

Wie gut ist die Lehre an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> wirklich?<br />

Wie wichtig ist <strong>der</strong> Studentenunterricht für<br />

die Lehrenden? Und wer bildet sich in seiner<br />

Freizeit zum Wohle <strong>der</strong> Studenten fort? Diese<br />

und an<strong>der</strong>en Fragen versucht die CURARE<br />

auf den nächsten Seiten zu beantworten.<br />

Wie misst man die Güte eines Studiengangs? Man<br />

befragt die Absolventen, wie gut er sie auf das<br />

Berufsleben vorbereitet hat. Doch was tut man, wenn<br />

solche Daten nicht vorliegen? Die Evaluationsergebnisse<br />

auswerten? Gute Idee. Nur: Jemand, <strong>der</strong> sich gut<br />

verkaufen kann, muss nicht unbedingt den Lernstoff<br />

gut verkaufen. Den Progress-Test-Medizin zur Rate<br />

ziehen – ermöglicht er doch eine Vergleichbarkeit <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> mit an<strong>der</strong>en medizinischen Fakultäten? Prinzipiell<br />

ja, aber wie viele Studenten nehmen ihn wirklich<br />

ernst und beantworten alle Fragen gewissenhaft?<br />

Medizin an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>: Kein Gesamturteil möglich<br />

Journalisten wünschen sich, gut recherchierte Ergebnisse<br />

veröffentlichen zu können. Die Güte unseres<br />

Studiengangs Humanmedizin lässt sich nicht valide<br />

beurteilen, denn we<strong>der</strong> eine Absolventenbefragung<br />

noch eine Übersicht <strong>der</strong> Evaluationen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Lehrfächer sowie die Progress-Test-Ergebnisse <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Unis liegen vor. Zumindest<br />

die letzteren zwei Ergebnisse würden demnächst<br />

veröffentlicht, versicherte uns <strong>der</strong> Leiter des Referats<br />

Studium und Lehre, PD Dr. Fischer, verantwortlich für<br />

die Evaluation.<br />

Zwar gibt es Studenten in wichtigen Ämtern, die eine<br />

interne Übersicht <strong>der</strong> Evaluationsergebnisse gesehen<br />

haben wollen. Diese sollen nicht immer positiv ausgefallen<br />

sein. „Es gab jede Menge Vieren.“, aber an solchen<br />

halbgaren Spekulationen wollen wir uns nicht<br />

beteiligen. Klammern wir uns lieber an die wenigen<br />

validen Ergebnisse, die öffentlich sind:<br />

Examensergebnisse: Hannover nur Mittelmaß<br />

Bei <strong>der</strong> Begrüßung <strong>der</strong> neuen Erstsemester im Oktober<br />

2005 rief Studiendekan Haller die Achse „Oxford, Harvard,<br />

Hannover“ aus. Diese kennen außer ihm bislang<br />

lei<strong>der</strong> nur die wenigsten. Noch ist die <strong>MHH</strong> weit davon<br />

entfernt. Betrachtet man die Examensergebnisse<br />

vom Frühjahr 2008 (die Herbstergebnisse waren zum<br />

Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht), findet<br />

sich die <strong>MHH</strong> eher in <strong>der</strong> Achse „Göttingen, Hamburg,<br />

Hannover“ wie<strong>der</strong>. Und zwar auf dem 3. Platz. Die exzellente<br />

Forschung, die die <strong>MHH</strong> in einigen Hochschulrankings<br />

in die Spitzengruppe katapultierte, bringt dem<br />

Studenten wenig. Für seine Ausbildung ist nach wie vor<br />

eine gute Lehre elementar. Will man exzellente Ärzte<br />

ausbilden, muss man in die Lehre investieren.<br />

Die Ergebnisse des Herbstexamens und genauere Daten<br />

findet man unter www.impp.de<br />

Lieber Nature als Vorlesung<br />

Doch auch die Examensergebnisse sind wenig aussagekräftig,<br />

ein getestet und für gut befundene Ärzte kann<br />

nicht automatisch gut befunden. Wenden wir uns lieber<br />

dem Stellenwert <strong>der</strong> Lehre innerhalb <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> zu:<br />

Die Tatsache, dass bestimmte Professoren lieber in <strong>der</strong><br />

Patienten-Uni als vor Studenten eine Vorlesung halten,<br />

sagt viel aus. Die Höhe des gezahlten Lehr-LOMs<br />

von 1 Millionen im Vergleich zu mehrstelligen Millionensummen,<br />

die allein aus Drittmitteln <strong>der</strong> Forschung<br />

zur Verfügung stehen, auch. Eine Veröffentlichung in<br />

<strong>der</strong> Nature, o<strong>der</strong> aber auch in <strong>der</strong> Hannoverschen Allgemeinen,<br />

liegt in <strong>der</strong> Attraktivitätsskala <strong>der</strong> meisten<br />

Professoren eindeutig vor Studentenunterricht. Als<br />

Student bleibt oft das Gefühl, hinter <strong>der</strong> Patientenversorgung<br />

und <strong>der</strong> Forschung nur auf Platz 3 <strong>der</strong> Prioritätenliste<br />

zu stehen. Böse Zungen behaupten gar, die Tatsache,<br />

dass im neuen <strong>MHH</strong>-Logo das H für Hochschule<br />

nach unten abgerutscht ist, sei kein Zufall.<br />

altes Logo neues Logo<br />

Anhand von Einzelbeispielen sollte man jedoch nicht<br />

auf die Gesamtheit des Lehrkörpers schließen, es gibt<br />

viele Engagierte (siehe auch den Kasten „Aus Schaden<br />

wird man klug“). Einer dessen großes Engagement<br />

auf Unverständnis gestoßen ist, ist Professor Günther.<br />

Was ihm in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> wi<strong>der</strong>fahren ist, lesen Sie auf den<br />

nächsten Seiten.<br />

curare 41


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

42<br />

Wie kann man die Lehre verbessern?<br />

Ein Lehrer mit fachlicher und pädagogischer Ausbildung<br />

hat oft Probleme, seinen Schülern leicht- bis mittelschwere<br />

Sachverhalte zu erklären. Ein Hochschullehrer<br />

mit fachlicher, aber ohne jegliche pädagogische<br />

Ausbildung, soll seinen Studenten hochkomplexe Sachverhalte<br />

erklären. Da liegt es in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache,<br />

dass oft wenig hängen bleibt.<br />

Wie kann man nun die Lehre verbessern? Jürgen Klinsmann<br />

liefert die Antwort: „Wir wollen jeden Spieler<br />

jeden Tag besser machen.“ So wie Jürgen Klinsmann<br />

die Bayern-Spielern verbessern will, muss die <strong>MHH</strong> dafür<br />

Sorge tragen, dass die Lehre ihrer Angestellten besser<br />

wird. Nur lehr-kompetente Professoren machen so<br />

gute Lehre, dass die Studenten davon einen Mehrwert<br />

haben.<br />

Zwar gibt es seit 2005 die berufsbegleitende Fortbildung<br />

„Aktiv in <strong>der</strong> Lehre“. Die Zahl <strong>der</strong> Teilnehmer ist<br />

bislang jedoch sehr überschaubar. 21 Lehrende haben<br />

bislang das 1,5 Jahre dauernde Programm absolviert.<br />

Zwei Lehrende beginnen den berufsbegleitenden Stu-<br />

Ausbildung zur Lehre? Prinzip Hoffnung<br />

Niemand würde wohl seine Kin<strong>der</strong> freiwillig an eine weiterführende<br />

Schule schicken, an <strong>der</strong> die meisten Lehrkräfte<br />

nie gelernt haben, wie man unterrichtet. Lehrer haben<br />

neben ihrer fachlichen immer auch eine didaktische Ausbildung.<br />

An deutschen Medizinischen Fakultäten war dies<br />

bei den Dozentinnen und Dozenten bisher lei<strong>der</strong> oft an<strong>der</strong>s.<br />

Deren Werdegang ist in <strong>der</strong> Regel: Das Absolvieren<br />

des Medizinstudiums, das keinerlei Schulung didaktischer<br />

Fähigkeiten beinhaltet, sowie eine im Wesentlichen auf erfolgreicher<br />

Forschung gründende Habilitation. Der »Ausbildung<br />

zur Lehre« lag in <strong>der</strong> Vergangenheit dabei das Prinzip<br />

Hoffnung zu Grunde: Wer klug genug für die Forschung ist<br />

und habilitiert, wird wohl auch wissen, wie man gut unterrichtet<br />

– o<strong>der</strong> es im Lauf <strong>der</strong> Zeit schon irgendwie lernen.<br />

Zum Glück schließt dies nicht aus, dass unter den so »Ausgebildeten«<br />

exzellente Lehrkräfte zu finden sind. Aber dies<br />

ist doch eine ziemlich unprofessionelle und wenig effektive<br />

Vorgehensweise. Sie überlässt hoch motivierten Nachwuchs<br />

einer Mischung aus Eigeninitiative und Zufall. Die<br />

zukünftigen Dozentinnen und Dozenten, die als Ärzte o<strong>der</strong><br />

Naturwissenschaftler im Hörsaal, bei Seminaren und Praktika<br />

o<strong>der</strong> am Krankenbett den Studentenunterricht an den<br />

Hochschulen leisten, werden mit hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

ihr didaktisches Geschick konfrontiert, aber mit ihren Wünschen<br />

und Problemen bisher alleine gelassen.<br />

<strong>MHH</strong> Info, Ausgabe April/Mai 2007<br />

diengang Master of Medical Education. Die Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Lehrenden - laut Postverteiler gibt es über 1000<br />

- ist Autodidakt.<br />

Simply be the best! - Anspruch und Wirklichkeit<br />

Zwei Jahre lang verschenkte <strong>der</strong> Präsident Rucksäcke<br />

an die Erstsemester. Darauf abgebildet: das <strong>MHH</strong> Logo<br />

und <strong>der</strong> Spruch „Simply be the best!“. Ein sehr zu begrüßen<strong>der</strong><br />

Anspruch. Nicht nur für die Studenten, son<strong>der</strong>n<br />

gerade für die Lehre und ihren Stellenwert innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>MHH</strong>. Doch noch klafft hier eine große Lücke<br />

zwischen Anspruch und Wirklichkeit.<br />

Fakt ist: Die Lücke zwischen mittelmäßigen Prüfungsergebnissen<br />

und höchsten Ansprüchen zu schließen,<br />

erfor<strong>der</strong>t die Mitarbeit <strong>der</strong> Studenten. Grundvoraussetzung<br />

für herausragende Leistungen ist jedoch eine<br />

herausragende Lehre. Um dem eigenen Anspruch<br />

„Simply be the best!“ gerecht zu werden, sind große<br />

Anstrengungen zwingend erfor<strong>der</strong>lich – auch von Seiten<br />

<strong>der</strong> Hochschule.<br />

Ole Tempelhof<br />

Aus Schaden wird man klug<br />

… lautete <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> Antrittsvorlesung<br />

des frischgebackenen<br />

Privatdozenten Dr. med. Ralf Vonberg<br />

(35!) zum Thema nosokomiale<br />

Infektionen. Vielleicht hat er<br />

dabei auch an seine Studentenzeit<br />

gedacht und sich deshalb fortgebildet:<br />

Der Mitarbeiter des Instituts<br />

für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene<br />

ist einer von acht<br />

Absolventen des Kurses „Aktiv in <strong>der</strong> Lehre“, <strong>der</strong> mittlerweile<br />

zum zweiten Mal von <strong>der</strong> Personalentwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> gemeinsam mit <strong>der</strong> Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik<br />

des Kompetenzzentrums Hochschuldidaktik für<br />

Nie<strong>der</strong>sachen abgehalten wurde. Berufsbegleitend über<br />

1,5 Jahre verteilt, lernen Dozenten in kleinen Gruppen,<br />

wie man gute Lehre macht. Und das mit Erfolg: PD Dr.<br />

Ralf Vonberg erhält im Internetportal www.meinprof.<br />

de Bestnoten. Erfreulich: Der dritte Kurs hat bereits begonnen.<br />

Die Planung für den vierten Kurs ist bereits abgeschlossen.<br />

Die weiteren Teilnehmer des diesjährigen<br />

Abschlussjahrgangs waren: PD Dr. rer. nat. Michael Ba<strong>der</strong>,<br />

Dr. med. dent. Anton Demling, Prof. Dr. med. Thomas<br />

Tschernig, Theresia Asselmeyer, Dr. med. Andreas Meyer,<br />

Dr. med. Sabine Dettmer, PD Dr. med. Nils Schnei<strong>der</strong>. Insgesamt<br />

haben sich bislang 21 Dozenten weitergebildet.<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

curare 43


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Zufrieden<br />

mit <strong>der</strong><br />

Lehre?<br />

Von Fritz Nielsen<br />

Am 15. September 2008 wurde ein Brief<br />

verfasst, <strong>der</strong> Einblick bot in bisher unbekanntes<br />

Terrain: ein Insi<strong>der</strong>-Bericht<br />

eines verzweifelten Lehrverantwortlichen<br />

über mangelndes Engagement,<br />

mangelnde Lehrför<strong>der</strong>ung und eine<br />

Menge Steine, die ihm in den Weg gelegt<br />

wurden. >>


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Dass Studenten mit <strong>der</strong> Lehre chronisch unzufrieden<br />

sind, ist ja bekannt. Dass aber sogar<br />

bei Lehrbeauftragten <strong>der</strong> Geduldfaden<br />

dünn wird, ist neu.<br />

Zufrieden, saturiert, wunschlos glücklich – es gibt<br />

zahlreiche Formulierungen für einen schwer erreichbaren<br />

Zustand. Einen Zustand, <strong>der</strong> gerade bei Studenten<br />

mit feurigem Eifer, eifrigem Feuer o<strong>der</strong> einer<br />

Biographie elterlicher Verwöhnung nahezu unmöglich<br />

herbeizuführen ist. Nehmen wir diesen Umstand nun<br />

aber als entschuldbar adoleszente Einfachheit mit<br />

Reifepotential hin, stellen sich trotzdem Fragen: Was,<br />

wenn auch in gescheiteren, geschulteren Köpfen allmählich<br />

Zweifel um die Lehre an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> keimen und<br />

ein Bedürfnis kneift, irgendwo zwischen Aufbegehren<br />

und Insubordination? Was, wenn plötzlich aus den Reihen<br />

des Lehrkörpers Anklagen zu hören sind, nicht gegen<br />

die Studierenden gerichtet, oh nein, son<strong>der</strong>n gegen<br />

einen bürokratischen Apparat mit unzweideutigen<br />

Aufgaben und außer Kontrolle geratenen Intentionen?<br />

Was, wenn scharfe Worte eindrücklich Ausdrückliches<br />

kritisieren, nicht bloß auf dem Boden einer bemerkenswerten<br />

humanistischen Bildung, son<strong>der</strong>n mit vielen<br />

Jahren leidiger Erfahrung als Lehrwilliger an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

im Gepäck, und einem (un)gesunden Maß an Ver- und<br />

Überdruss?<br />

Fragen über Fragen<br />

Viele Fragen – und bislang keine Antwort! Aber wer ist<br />

<strong>der</strong> Ursprung dieses interrogativen Rundumschlags? Es<br />

handelt sich um Prof. Dr. Günter, inoffizieller alleiniger<br />

Lehrbeauftragter <strong>der</strong> Frauenklinik und Leiter <strong>der</strong> gynäkologischen<br />

Poliklinik. Noch. Denn am 15. September<br />

2008 ging ein von ihm verfasster, knapp 20-seitiger<br />

Brief an Prof. Bitter-Suermann, sowie an das Nie<strong>der</strong>sächsische<br />

Ministerium für Kultur und Wissenschaft,<br />

an den Studiendekan Prof. Haller, den Direktor <strong>der</strong><br />

Frauenklinik Prof. Hillemanns, an Studiendekanat und<br />

–sekretariat, und ferner an den AStA und oha: den Personalrat.<br />

Warum denn <strong>der</strong> Personalrat? Nun, <strong>der</strong> Inhalt<br />

seines Manifestes legt durchaus eine arbeitsrechtliche<br />

Absicherung nahe:<br />

„Den Personalrat habe ich mit einbezogen, da<br />

ich negative Sanktionen nicht sicher ausschließen<br />

kann.“<br />

Dieser vorletzte Satz des Briefes impliziert jedenfalls<br />

schon Entrüstung über das Geschriebene auf Rezipientenseite.<br />

Ob diese Vorahnung begründet ist, bleibt<br />

vorläufig ungewiss; einzig unwahrscheinlich ist sie<br />

nicht. Denn Prof. Günter geht hart ins Gericht mit den<br />

Gegebenheiten in <strong>der</strong> Frauenklinik, und den diese Realitäten<br />

Affirmierenden. Einen Mangel an Engagement<br />

für die Lehre schil<strong>der</strong>t er von seinen Kollegen aus <strong>der</strong><br />

Frauenklinik.<br />

„Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich diesen<br />

Brief nicht schreibe, um einzelne Personen<br />

zu beschuldigen. Jede geschil<strong>der</strong>te Episode ist<br />

unter den bekannten schwierigen Verhältnissen<br />

<strong>der</strong> Universitätskliniken durchaus zu erklären.<br />

Mein Wunsch ist es, dass meine Haltung nachvollzogen<br />

werden kann, und sich letzlich die Situation<br />

<strong>der</strong> Lernenden und <strong>der</strong> Lehrenden in <strong>der</strong><br />

Frauenklinik verbessert.“<br />

Einen Mangel also, den er aber auch entschuldbar findet,<br />

wird doch nach seiner leibhaften Erfahrung eine<br />

Beschäftigung mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> angehenden<br />

Ärzte „leitungsassoziiert“ annähernd gar nicht unterstützt;<br />

im Gegenteil stießen Verlautbarungen des<br />

Lehrbeauftragten in Konferenzen und Besprechungen<br />

regelmäßig auf mutwillig verschlossene Ohren o<strong>der</strong><br />

abtuende Bemerkungen. Wie Prof. Günter an mehreren<br />

Stellen seines Schreibens schil<strong>der</strong>t, reagierten auf<br />

diese Missstände beleuchtende Briefe, Emails, Anrufe<br />

selbst Studiendekan und Präsident nur zurückhaltend,<br />

ausweichend o<strong>der</strong> schlichtweg gar nicht.<br />

„(…) da ich, neben vielen an<strong>der</strong>en Themen, auch<br />

dieses Problem in mindestens zwei Briefen an<br />

Herrn Professor Haller ansprach; die Briefe blieben<br />

unbeantwortet. Erst ein dritter, recht umfänglicher<br />

Brief, <strong>der</strong> als Kopie auch das Nie<strong>der</strong>sächsische<br />

Staatsministerium für Wissenschaft<br />

und Kultur erreichte, wurde letztlich beantwortet<br />

(…). Herr Minister Stratmann hat mich abschließend<br />

persönlich angeschrieben (…). Auch<br />

aufgrund meiner bereits angedeuteten Erfahrungen,<br />

muss ich die Kommunikationsfähigkeit<br />

des Staatsministerium höher einschätzen als<br />

diejenige <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule, die<br />

an<strong>der</strong>erseits in ihrem Leitbild von sich selbst behauptet,<br />

dass wir ‚auf hohem Niveau‘ kommunizieren.“<br />

Wie <strong>der</strong> Müßiggang des Lasters, so ist <strong>der</strong> Umzug <strong>der</strong><br />

Frauenklinik aus dem Oststadtkrankenhaus in den<br />

Ro<strong>der</strong>bruch <strong>der</strong> Anfang <strong>der</strong> Leiden des Prof. Günter<br />

gewesen. Als geschäftsführen<strong>der</strong> Oberarzt wurden<br />

ihm damals die geplanten Neuerungen an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

curare 45


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

angereicht, die von ihm schließlich getragene Verantwortung<br />

für den reibungslosen Ablauf <strong>der</strong> Lehre wurde<br />

ihm aber zu keinem Zeitpunkt offiziell übergeben.<br />

Nach dem Umzug und mit frischgebackenen Pflichten<br />

steht die erste Enttäuschung bevor:<br />

„Für die Seminare musste ein geeigneter Raum<br />

gefunden werden. Aus verschiedenen Gründen<br />

schien mir einer <strong>der</strong> Konferenzräume des Neubaus<br />

geeignet zu sein. Man bedeutete mir, dass<br />

das ‚infrastrukturelle Gebäudemanagement‘ (…)<br />

zuständig sei. (…) Die Antwort, die ich dort bekam,<br />

werde ich nie vergessen: ‚Diese Räume gehören<br />

Ihnen nicht!‘. Nun, das war mir durchaus<br />

bekannt. Aber dass ich als Frauenkliniker, in <strong>der</strong><br />

neu eingerichteten Frauenklinik, für die Lehre<br />

<strong>der</strong> Frauenklinik ein gewisses Nutzungsrecht haben<br />

würde, davon war ich allerdings ausgegangen.<br />

Die wesentliche Begründung für den ablehnenden<br />

Bescheid war, dass <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> mit den Räumen durch Vermietung auch<br />

Geld verdienen wolle!“<br />

Keine Dozenten?<br />

Mit viel Geduld und Durchsetzungsvermögen wurde<br />

die Räumlichkeit schließlich ergattert und <strong>der</strong> Weg insgesamt<br />

geebnet für eine Lehrreform in <strong>der</strong> Frauenheilkunde:<br />

weniger Vorlesung, mehr praktische Bezüge im<br />

intensivierten Blockpraktikum, ein zielgerichtetes Prüfungssystem.<br />

Verheißungsvolle Neuerungen, no doubt,<br />

aber auch ambitioniert. Wie sich bald herausstellen<br />

sollte, überfor<strong>der</strong>ten die neuen Ansätze die Engagement-<br />

und Opferbereitschaft <strong>der</strong> meisten ärztlichen<br />

Kollegen in <strong>der</strong> Frauenklinik.<br />

46<br />

„Für den Unterricht während des Blockpraktikums<br />

existiert ein Stundenplan, dem jedes Mitglied<br />

<strong>der</strong> Klinik schon Wochen vor Beginn des<br />

Tertials entnehmen kann, wann Unterrichtsverpflichtungen<br />

anstehen, Sprechstunden, sogar<br />

Operationstage könnten ebenso geplant werden<br />

wie Urlaub, Dienstreisen, etc.. (…) Trotz dieser<br />

Planbarkeit und Wechselmöglichkeit, kam es<br />

seit dem Ende des letzten Jahres und wie<strong>der</strong>holt<br />

auch in den Tertialen dieses Jahres zu einer Häufung<br />

von Unterrichtsausfällen, die nicht mehr<br />

erklärbar, nicht mehr korrigierbar und somit<br />

auch nicht mehr hinnehmbar war.“<br />

Lei<strong>der</strong> findet man im Lehralltag, wie Prof. Günter ihn<br />

schil<strong>der</strong>t, immer wie<strong>der</strong> Studenten verloren auf Stationsfluren<br />

umhergeistern, von ihren Lehrverantwortlichen<br />

verlassen irren sie umher, auf <strong>der</strong> Suche nach<br />

Räumen, Seminaren o<strong>der</strong> schlicht einem Klausurtermin.<br />

„In Kenntnis dieser Problematik, habe ich vor<br />

zwei Jahren während einer Besprechung des<br />

Kollegiums den Vorschlag gemacht, man möge<br />

für die Lehre zwei bis drei Kolleginnen/Kollegen<br />

benennen (natürlich auf freiwilliger Basis), die<br />

sich in den einzelnen Funktionsbereichen dafür<br />

zuständig fühlen, dass die Studierenden eben<br />

nicht unbeachtet bleiben und möglicherweise<br />

auch einmal – außer Herrn Günter – wissen<br />

wann, wo und unter welchen Bedingungen eine<br />

Klausur geschrieben werden soll. Ich bin mir<br />

nicht sicher, ob dieser Vorschlag überhaupt zur<br />

Kenntnis genommen wurde, denn leitungsassoziiert<br />

ist mit keiner Silbe darauf eingegangen<br />

worden. Hingegen wurden – ohne jeden Übergang<br />

(!) – Probleme des Brustzentrums diskutiert,<br />

zweifellos ein hochwichtiges Thema.“<br />

Ärger in <strong>der</strong> Chefetage?<br />

Es zeichnet sich zusehends ab, wer tatsächlich Ziel <strong>der</strong><br />

Günterschen Kritik ist. Es sind nämlich nicht die Assistenten,<br />

die Stationsärzte denen die scharfen Worte<br />

gelten. Der angesprochene Mangel an Lehrbereitschaft<br />

wird nachvollziehbar, vor dem Hintergrund einer „leitungsassoziierten“<br />

Entmutigung jeden Engagements,<br />

und Kenntnis <strong>der</strong> Tatsache, dass „auch die Assistenten<br />

wissen – und ich werfe ihnen dieses noch nicht einmal<br />

vor, da es allzu verständlich ist -, womit man innerhalb<br />

<strong>der</strong> Klinik reüssieren kann.“<br />

Lehre wird also nicht geför<strong>der</strong>t, Studenten werden als<br />

Belastung, bestenfalls als notwendiges Übel betrachtet.<br />

Da muten Beschwörungen und Treueschwüre seitens<br />

Prof. Haller à la „1. Lehre, 2. Forschung, 3. Klinik“<br />

doch recht mulmig an, wenn – wo vielleicht gute Intentionen<br />

vorhanden – die Umsetzung großer Pläne<br />

im Dreschen hohler Phrasen erstickt wird. Hektische<br />

Versuche schließlich, drastische Examensergebnisse<br />

abzuwenden, führen für Beteiligte nur zu weiterer Frustration.<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

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„Im Rahmen eines Repetitoriums vor dem so<br />

genannten Hammerexamen sollte die Frauenklinik<br />

jetzt vier Stunden übernehmen, die<br />

ich vergleichsweise leicht an die Frau und den<br />

Mann gebracht habe. Diese vier Stunden sind<br />

<strong>der</strong> Hochschule 1000 Euro wert. Letzteres ist<br />

eine Verhöhnung all <strong>der</strong>jenigen, die sich in den<br />

letzten Jahren um die Lehre bemüht haben und<br />

dabei kaum zur Kenntnis genommen worden<br />

sind.“<br />

Klausur - Quo vadis?<br />

Hingegen scheint das Abschneiden <strong>der</strong> Studenten in<br />

<strong>der</strong> „Fachprüfung“ Gynäkologie in <strong>der</strong> Frauenklinik<br />

niemanden so recht zu interessieren. Prof. Günter<br />

betont, dass er nie von Mitglie<strong>der</strong>n des Lehrkörpers<br />

nach Klausurergebnissen gefragt wurde. Warum auch?<br />

Konzeptionell und redaktionell steht hinter den Prüfungen<br />

im Fach Frauenheilkunde ja selbstverständlich<br />

<strong>der</strong> – ich wie<strong>der</strong>hole: inoffizielle – Lehrverantwortliche<br />

Prof. Günter. Dieser hat sich in den vergangen Jahren<br />

befleißigt, für jede Klausur jeweils neue Fragen zu entwerfen,<br />

immerhin 150 Fragen pro Jahr. Dass ihm diese<br />

Mehrarbeit innerhalb <strong>der</strong> Klinik als gelinde gesagt<br />

Dummheit angekreidet wurde, und die Fragenzahl um<br />

20% reduziert wurde, führte zu zunehmen<strong>der</strong> Resignation<br />

und dazu, dass in <strong>der</strong> Folge nahezu ausschließlich<br />

alte Klausurfragen verwendet wurden und werden.<br />

Wie leicht nachvollziehbar ist, führt dieser Umstand<br />

natürlich zu einem zunehmend besseren Notendurchschnitt.<br />

Worüber sich aber niemand wun<strong>der</strong>t, denn,<br />

ach ja, die Ergebnisse interessieren ja niemanden. Einzig<br />

Prof. Günter war in <strong>der</strong> Lage, diese schwer durchdringlichen<br />

Zusammenhänge zu erkennen.<br />

„[Im Kollegium] habe ich auf diese Beobachtung<br />

<strong>der</strong> immer besser werdenden Klausurergebnisse<br />

hingewiesen, woraufhin niemand die Frage stellte,<br />

ob man dafür eine Begründung geben könne.<br />

Auch auf meine geradezu auffor<strong>der</strong>nde Bemerkung<br />

hin ‚Ich weiß, warum das so ist‘, konnte<br />

„Darf man das, muss man das als<br />

kollektives Desinteresse interpretieren?“<br />

curare 47


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

48<br />

niemand den morgendlichen perzeptiven Halbschlaf<br />

abschütteln, um sich zu einer entsprechenden<br />

Frage aufzuraffen. Darf man das, muss<br />

man das als kollektives Desinteresse interpretieren?“<br />

Besorgt also um Prüfungen, „die real existierende Lehre“<br />

und entsprechende Mittel versuchte Prof. Günter<br />

im letzten Jahr nicht nur ein mo<strong>der</strong>nes Ultraschallgerät<br />

zur Unterweisung von Studierenden zu beantragen<br />

– bislang ergebnislos -, er wandte sich auch an Prof.<br />

Haller mit berechtigten Bedenken, „ob die Verwendung<br />

eines erheblichen Teils <strong>der</strong> Studiengebühren für<br />

die elektronische Prüfungsform auch mit dem Nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Hochschulgesetz vereinbar sei. Ich bot darüber<br />

hinaus an, die Prüfungen weiterhin ‚von Hand‘<br />

auszuwerten, und zwar für den halben Preis, um mit<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hälfte Unterrichtsmaterial (…) anschaffen<br />

zu können. Dieser Brief ist bis heute unbeantwortet geblieben.“<br />

Genau wie viele an<strong>der</strong>e Gesuche um Gehör<br />

ohne Reaktion blieben.<br />

Ein Armutszeugnis?<br />

Man muss sich das Maß an Frustration und Verzweiflung<br />

vorstellen - o<strong>der</strong> zumindest den Versuch unternehmen<br />

–, Jahre seines Lebens investiert zu haben,<br />

hart gearbeitet, sich regelmäßig geärgert und immer<br />

wie<strong>der</strong> herbe Tiefschläge eingesteckt zu haben; ein<br />

20seitiger Brandbrief überrascht dann nicht sehr. Unerwartet<br />

kommt auch nicht ein Schlussplädoyer, das<br />

einen frühgeburtlichen HannibaL kritisch beäugt, tiefe<br />

Enttäuschung über persönliche und professionelle Erfahrungen<br />

ausdrückt, großen „Respekt und Dankbarkeit<br />

gegenüber denjenigen (…), die sich unter häufig<br />

schwierigen Bedingungen für die Lehre einsetzen“, jedoch<br />

auch „Verständnis gegenüber denjenigen, die weniger<br />

Engagement zeigen, zeigen können (?), da sie sich<br />

unter den jetzigen Bedingungen nur ausgesprochen systemkonform<br />

verhalten“ und zu dem Ergebnis kommt,<br />

die <strong>MHH</strong> sei „nicht in <strong>der</strong> Lage, eine verlässliche und<br />

qualitativ anspruchsvolle studentische Lehre sicherzustellen.<br />

Dieses ist für mich nicht akzeptabel. Die <strong>MHH</strong><br />

ist, und ich sage dieses voller Respekt und Anerkennung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e gegenüber <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Leitung<br />

<strong>der</strong> Frauenklinik, durchaus eine ‚Hochforschung‘ und<br />

eine ‚Hochklinik‘, eine Hochschule ist sie in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Verfassung nicht.“<br />

Puh. Nun sind dies harte Worte gewesen, reichlich Kritik,<br />

ein wenig Schmunzeln, alles in allem eine berechtigte<br />

und dringend notwendige Gegendarstellung. Aber<br />

einer Studentenzeitschrift stellt sich jetzt die Frage:<br />

was bedeutet dieser Brief für die Studienten? Gewiss<br />

falsch ist es zu sagen: „Wir haben’s ja schon immer gewusst,<br />

die Lehre an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> ist unterirdisch.“ Erstens<br />

haben es die meisten nicht gewusst, zweitens sind die<br />

meisten, schlachterwärts trabenden Schäfchen gleich,<br />

mit getrottet, Ja und Amen sagend, und drittens, nun,<br />

Prof. Günters Darstellung bezieht sich ja vor allem auf<br />

seine Erfahrungen in <strong>der</strong> Frauenklinik. Anhaltspunkte<br />

zum weiterführenden Diskurs bieten sicherlich die Verhaltensweisen<br />

von Studiendekan und Präsidium, welche<br />

auf Proteste seitens Prof. Günter umschweifig o<strong>der</strong><br />

stumm blieben. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Beitrag<br />

mutwillig geöffnete Ohren im Lehrkörper erreicht, die<br />

vielleicht mutig und willig sind, sich zu offenbaren in<br />

vergleichbarer Weise; gewiss ist Prof. Günter nicht allein.<br />

Und was ist mit uns?<br />

Die Konsequenz, die wir Studenten aus diesem erstaunlichen<br />

Ereignis ziehen sollten, ist Engagement.<br />

Der Tatsache, dass Prof. Günter sich jahrelange mit<br />

viel Wohlwollen und vollem Körpereinsatz unserer<br />

Sache gewidmet hat, sollten wir Rechnung tragen,<br />

indem wir nicht alles hinnehmen wie es ist, vielmehr<br />

den angelernten Realismus ablegen und ein Gewand<br />

aus sozialer Verantwortlichkeit, Kollegialität und Integrität<br />

überwerfen, dabei nicht in selbstmitleidigen,<br />

lähmenden Zynismus verfallen, son<strong>der</strong>n auf dem Weg<br />

lieber ein Fünkchen Sarkasmus erlernen und uns über<br />

ein Schlusswort wie dieses freuen, von Prof. Dr. Hans<br />

Heinrich Günter:<br />

„Im letzten Jahr fand ein Staffeltriathlon statt,<br />

bei dem sich die Mannschaft <strong>der</strong> Frauenklinik<br />

den dritten Platz erschwamm, erradelte und<br />

erlief, eine höchst anerkennenswerte Leistung.<br />

Das Präsidium <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> fühlte sich bemüßigt<br />

für die Beteiligten eigens eine Urkunde drucken<br />

zu lassen, in <strong>der</strong> u.a. von ‚Vorbildfunktion‘ <strong>der</strong><br />

Beteiligten zu lesen war. Seither rate ich jedem<br />

von überdurchschnittlichem Engagement in <strong>der</strong><br />

Lehre ab und empfehle stattdessen dringend<br />

den Erwerb von Badehose, Rennrad und Laufschuhen.“<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Ein Tritt in den Nacken<br />

„Wehe, wenn sie losgelassen!“ warnte uns<br />

Schiller schon 1799 im Lied von <strong>der</strong> Glocke.<br />

Einen an <strong>der</strong> letzteren hat wohlmöglich die<br />

Gleichstellungsbeauftragte <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, so suggeriert<br />

es zumindest ihr jüngstes Werk.<br />

Man wun<strong>der</strong>t sich. Je<strong>der</strong> weiß: <strong>der</strong> Zitronenfalter<br />

flattert. Nichtsdestotrotz gibt es Menschen, die<br />

glauben, dieser Schmetterling verbringe sein Leben<br />

mit dem Falten von Zitronen. Ähnlich verhält es sich<br />

mit Bärbel Miemietz. Nur dem Hirntod gefährlich Nahe<br />

glauben heute noch, die Gleichstellungsbeauftragte <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> befasse sich mit ihrem Auftrag, die Geschlechter<br />

gleichzustellen. Au contraire.<br />

Jüngste Errungenschaft <strong>der</strong> pseudoemanzipatorischen<br />

Geißel <strong>der</strong> Hochschule ist die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Promotionsordnung.<br />

Än<strong>der</strong>ung? Was gibt es denn zu än<strong>der</strong>n an<br />

einem Dokument, das lupenreiner nirgends zu finden<br />

ist und in seiner Vollkommenheit Bürokraten höchster<br />

Ordnung vor Ehrfurcht beben lässt? Nun, ab sofort gibt<br />

es elementare Erweiterungen eklatanter Natur: statt<br />

vom Studenten ist nun die Rede von <strong>der</strong> Studentin,<br />

die ihr Promotionsgesuch nicht dem Präsidenten, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> (zumindest vorläufig) imaginären Präsidentin<br />

vorlegt – wobei „die feminine Form aller geschlechtsspezifischen<br />

Beschreibungen (…) entsprechend für die<br />

männliche Form“ gilt.<br />

Die atemberaubende Hohlköpfigkeit <strong>der</strong> Bemühungen<br />

um diese Modifikation nimmt ihre zermürbend dumpfe<br />

Gestalt erst recht an, betrachtet man sie mit dem<br />

analytischen Auge des (angeblichen) Akademikers.<br />

Abgesehen von <strong>der</strong> Tatsache, dass dies perfide Treiben<br />

mit Gleichstellung etwa so viel gemein hat wie<br />

die FDP mit Freiheit, geschahen diese Undinge unter<br />

dem verachtenswerten Deckmantel einer scheinbaren<br />

Frauenfreundlichkeit. Selbst wenn aber mit einfältig<br />

gutem Gewissen gehandelt wurde – und man möchte<br />

Frau Miemietz ja zu allerletzt <strong>der</strong> Eigendemontage<br />

bezichtigen; das Ergebnis ist eines, das unproduktiver,<br />

ja entwerten<strong>der</strong>, wo nicht gar hämelnd zerstörerischer<br />

für die Sache <strong>der</strong> Emanzipation kaum sein könnte.<br />

Denn solcherlei Profanität ist mit lächerlich, unprofessionell<br />

und jeden Diskurs lähmend noch sehr wohlwollend<br />

umschrieben. In <strong>der</strong> Konsequenz schadet nun<br />

Frau Miemitz nicht allein dem, was zwar nicht ihr Arbeitgeber,<br />

aber immerhin sie sich selbst aus eigenem<br />

„ --- Ich hatte gerade die Gelegenheit den Artikel „ Der<br />

Trend geht zur Ärztin „ <strong>Curare</strong> Juni 2008 zu lesen. Lei<strong>der</strong><br />

sind Sie <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Propaganda von Frau Miemietz erlegen.<br />

Die <strong>MHH</strong> hat zwar ein Zertifikat „familiengerechte<br />

Hochschule“, die Realität sieht lei<strong>der</strong> komplett an<strong>der</strong>s<br />

aus. Wie Sie dem letzten Bericht des Personalrats entnehmen<br />

können, wird die Mehrheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungsanträge<br />

von <strong>MHH</strong>-Mitarbeitern insbeson<strong>der</strong>e im<br />

ärztlichen Dienst abgelehnt (>80/Jahr). Als männlicher<br />

Arzt und Vater hat man keine Chance einen <strong>MHH</strong>-Betreuungsplatz<br />

zu bekommen. Die Hochschule ist alles<br />

(z.B. „supramaximal“ in den Worten unseres Vorstands)<br />

nur nicht familienfreundlich.“<br />

---PD Dr. Christoph R.<br />

fehlgeleitetem Antrieb auf die Fahnen geschrieben<br />

hat; es ist nicht zuletzt auch eine brisante Mischung<br />

aus kolossaler Zeitverschwendung und – erneut: hoffentlich<br />

ungewollter – Ablenkung von an<strong>der</strong>en, echten<br />

Problemen.<br />

Kin<strong>der</strong>betreuung und Tagesstättenplätze sind ein<br />

heißes Thema, gestern, heute, morgen; ein Thema, das<br />

wie geschaffen scheint für … hm, let’s say: eine Gleichstellungsbeauftragte.<br />

Wie CURARE nun aus einem<br />

Leserbrief (siehe Kasten) erfuhr, griff jene aber unverzüglich<br />

instinktiv ins Klo: scheint die Situation auf den<br />

flüchtigen ersten Blick rosig wie ein zu betreuen<strong>der</strong><br />

Babypopo, so zeigt sich dem Scharfsinnigen schnell,<br />

dass es zwar <strong>der</strong> alleinerziehenden Frau durchaus berechtigterweise<br />

einigermaßen leicht fällt, einen <strong>der</strong><br />

heißbegehrten Tagesplätze zu ergattern. Männer mit<br />

Betreuungswunsch hingegen stehen mächtig doof da,<br />

denn sie fallen schlicht nicht ins bevorzugte Schema.<br />

Nun wird dem Medizinstudenten das Hinterfragen<br />

von dahingestellten Tatsachen generell tüchtig ausgetrieben<br />

– und das on a daily basis. Doch es muss doch<br />

einem jeden noch so verstumpft degenerierten Sabberheini<br />

wie die sprichwörtlichen Schuppen von den<br />

Augen fallen, dass eine Benachteiligung von Männern<br />

NUR so ausgelegt werden kann: <strong>der</strong> Mann mit Kind hat<br />

ja eine FRAU zu Hause, die sich um den Nachwuchs zu<br />

kümmern hat.<br />

Wenn Alice Schwarzer wüsste, wie an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> <strong>der</strong> Feminismus<br />

höflich zum Kantsteinbeißen gebeten wird.<br />

Fritz Nielsen<br />

curare 49


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema<br />

Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

50<br />

Kanne: Where did it all go wrong?<br />

Currywurst mit Pommes statt bunter, gesun<strong>der</strong><br />

Vielfalt. Ein ambitioniertes Campus-<br />

Bistro verkommt zur Fast-Food-Filiale. Wie<br />

konnte dies passieren? CURARE-Redakteur<br />

Ole Tempelhof begibt sich auf Spurensuche.<br />

Bistro Kanne – ein Quantensprung…<br />

Mit Einführung des Modell-Studiengang HannibaL<br />

im Jahr 2005 sollte <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> <strong>der</strong> Sprung in<br />

die Bell-Etage <strong>der</strong> medizinischen Fakultäten gelingen.<br />

Raus aus dem grauen Mittelfeld, rein ins Ballkleid: Das<br />

Studium an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> erschien im neuen, aufregendem<br />

Gewand. Das Studentenwerksbistro in <strong>der</strong> Caféteria,<br />

das bis dato die Studenten mit grundsoli<strong>der</strong> Kost zu<br />

bezahlbaren Preisen versorgte, war da plötzlich nicht<br />

mehr repräsentativ genug.<br />

Zum Glück kam die Kanne Group und versprach als<br />

Gegenleistung für die Einrichtung dreier Cafés das<br />

Studentencafé unter Hörsaal F mit den Gewinnen <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en zwei (in <strong>der</strong> Ladenpassage im Haupthaus und<br />

im TPFZ) zu subventionieren. Grundsolide Kost zu dank<br />

Subventionen bezahlbaren Preisen, exklusive Innenausstattung<br />

und das alles direkt vor den Büros des Präsidiums<br />

– ein weiterer Quantensprung zur attraktiven<br />

Hochschule schien gemacht.<br />

…für den studentischen Geldbeutel<br />

Was anfangs durchaus viel versprechend begann, ist<br />

mittlerweile – zumindest als Studentenversorger –<br />

grandios gescheitert. Quantensprünge macht nur noch<br />

<strong>der</strong> Geldbetrag, <strong>der</strong> im Bistro Kanne die studentische<br />

Geldbörse verlässt. Anfangs kostete eine Currywurst<br />

mit Pommes inklusive Salat 3,00 Euro. Dann wurde erst<br />

<strong>der</strong> Salat gestrichen, heute kostet eine Currywurst mit<br />

Pommes – immer noch ohne Salat – 3,90 Euro (mittlerweile<br />

wie<strong>der</strong> auf 3,50 Euro korrigiert, die Redaktion).<br />

Doch eine Currywurst mit Pommes ist kein rares Gut<br />

wie Gold o<strong>der</strong> Elfenbein. Wie ist dieser rasante Preisanstieg<br />

zu erklären? Das Kind fiel in den Brunnen, als sich<br />

die Kanne Group entschloss, das Campus-Bistro zu verkaufen.<br />

Unter dem neuen Betreiber Sodexo, aber weiterhin<br />

unter altem Namen, musste es plötzlich gewinnorientiert<br />

arbeiten. Die Preiserhöhungen Anfang 2007<br />

– als Mehrwertsteuererhöhungsfolge verkauft – war<br />

die erste Folge des Betreiberwechsels. Die Entlassung<br />

eines beliebten Mitarbeiters eine weitere.<br />

Stört das denn gar keinen?<br />

Und heute? Die großen Coca-Cola Leuchttafeln mit<br />

den Gerichten erinnern in punkto Angebotsvielfalt<br />

und Preisgestaltung zunehmend an ein Fast-Food-Restaurant.<br />

Was denken die Mitglie<strong>der</strong> des Präsidiums,<br />

wenn sie in diesen Tagen das Bistro Kanne betreten?<br />

Wie müssen sich bloß die Mitarbeiter fühlen, wenn sie<br />

Hamburger für 4,50 Euro verkaufen sollen? Heißt das<br />

Bistro Kanne demnächst McKanne? O<strong>der</strong> KanneKing?<br />

Statt Gesundem mit Pfiff gibt es Einfaches mit Fett.<br />

Und das in einer medizinischen Hochschule!<br />

Ob das neue Konzept ankommt? Entscheiden tut dies<br />

am Ende <strong>der</strong> Kunde. Viele einstige Kanne-Fans gehen<br />

mittlerweile zum Mittagessen in die Mensa. Dieses<br />

Übersprungverhalten ist dennoch keine endgültige Lösung:<br />

Die Hochschule muss sicherstellen, das ihre Studenten<br />

sich auch außerhalb <strong>der</strong> Mensa-Öffnungszeiten<br />

gesund und günstig auf dem Hochschulgelände ernähren<br />

können. Nur gehen kommerzielle Interessen und<br />

studentengerechte Preise selten Hand in Hand. Eine<br />

Lösung wäre ein vom Staat subventioniertes Unternehmen:<br />

Studenten, die noch die „Vor-Kanne-Zeiten“<br />

miterlebt haben, wünschen sich das Studentenwerk<br />

zurück.<br />

Lei<strong>der</strong> ist unbekannt, wie lange <strong>der</strong> Vertrag zwischen<br />

dem neuen Betreiber und Hochschule noch läuft. Bis<br />

dahin heißt es, in Erinnerungen zu schwelgen: Früher<br />

war zwar nicht alles, aber manches besser.<br />

Arm dran<br />

Leidtragenden <strong>der</strong> verfehlten Preispolitik sind die<br />

Angestellten: Immer freundlich, immer zuvorkommend<br />

– und mittlerweile umso häufiger im wahrsten<br />

Sinne des Wortes allein gelassen. Sie sind es, die unmittelbar<br />

unter dem Gewinnstreben zu leiden haben:<br />

Einerseits müssen sie den Ärger <strong>der</strong> Kunden<br />

über die erhöhten Preise ertragen. An<strong>der</strong>seits haben<br />

sie Angst um ihren Job. Sollten die Studenten<br />

zunehmend das Bistro Kanne boykottieren, trifft es<br />

zwar schon den Chef, am härtesten aber trifft es die<br />

Angestellten.<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

So geht‘s auch: angemessener Preis für Kaffee bei <strong>der</strong> „Kaffee Günstig“-Aktion von AStA und CampusLife (oben)<br />

und gesundes, frisches Essen auf dem ausgewogenen Speiseplan <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Mensa (unten)<br />

curare


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Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

52<br />

Interview mit einem Kritiker<br />

Fritz Nielsen sprach für die CURARE exklusiv<br />

mit einem <strong>der</strong> kritischsten Nörgler über Beweggründe,<br />

Strategien und Bor<strong>der</strong>line-Journalismus.<br />

Wie sind Sie Kritiker geworden?<br />

Naja, man wacht nicht eines Tages auf und sagt:<br />

ich bin jetzt Kritiker. Ich bin da so rein geschlid<strong>der</strong>t. (reminisziert)<br />

Als Dreikäsehoch war ich schon immer sehr<br />

vorlaut, ein echter Naseweis. Später dann hab ich mal<br />

jemanden verbessert o<strong>der</strong> habe ab und zu getadelt.<br />

(stolz) Mit <strong>der</strong> Zeit wurde ich ein richtiger Besserwisser.<br />

Wie haben die Menschen in Ihrem Umfeld darauf reagiert?<br />

(entnervt) Vor allem unverständig. Die meisten Leute<br />

verstehen nicht, dass eine Menge dazu gehört, an<strong>der</strong>en<br />

ins Wort zu fallen ohne Ahnung von <strong>der</strong> Materie<br />

zu haben. Viele denken, man müsse beson<strong>der</strong>s belesen<br />

sein, o<strong>der</strong> selbst fachkundig, um Kritik zu üben.<br />

(schmunzelt) Dabei war mein Erfolgsrezept stets: marginale,<br />

oberflächliche Kenntnis grober Zusammenhänge<br />

pflegen und jedem aufs Brot schmieren, <strong>der</strong> sich<br />

nicht ausdrücklich wehrt o<strong>der</strong> Reißaus nimmt. (zufrieden)<br />

Die meisten Menschen mögen das sehr.<br />

Und was wenn nicht? Befürchten Sie Kritik an <strong>der</strong><br />

eigenen Person o<strong>der</strong> brauchen Sie sich darum keine<br />

Sorgen machen?<br />

Sorgen zu machen. (neunmalklug) Wer brauchen ohne<br />

zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen.<br />

(verzeihend) Aber das kann jedem mal passieren.<br />

Nun, in meinen Augen gibt es an mir eigentlich nichts<br />

zu kritisieren. (unreflektiert) Ich bin ein ehrlicher und<br />

offener Mensch, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en direkt und vorbehaltlos<br />

seine Meinung sagt, ob die das wollen o<strong>der</strong> nicht. Wer<br />

das an<strong>der</strong>s sieht, hat lei<strong>der</strong> unrecht und ist wahrscheinlich<br />

einfach dumm.<br />

Was raten Sie Nachwuchskritikern?<br />

(altklug) Überzeugung und eine laute Stimme. Man<br />

muss als Kritiker voll und ganz hinter seiner Sache stehen<br />

um gehört zu werden. (ambivalent) Außerdem ist<br />

es wichtig, wandlungsfähig zu sein und mit fliegenden<br />

Fahnen seine Meinung än<strong>der</strong>n zu können. (inkonsistent)<br />

Schließlich zählt vor allem, gegenwärtige Strömungen<br />

zu treffen und sich gängigen Ansichten zu unterwerfen.<br />

Was sagen Sie zu <strong>der</strong> Aussage: ‚Es ist leichter zu kritisieren<br />

als zu erschaffen‘?<br />

(bagatellisiert) Davon halte ich nicht viel. Mein Beruf,<br />

meine Berufung ist eine Kunst für sich und – das<br />

darf man nicht vergessen – Kunst kommt von können,<br />

nicht von wollen; sonst hieße es ja Wulst. (ablenkend)<br />

Elementar ist es, unliebsame Fragen und Statements<br />

durch leere Phrasen zu umgehen. Hilfreich ist auch ein<br />

Vorwurf o<strong>der</strong> eine Gegenfrage. (konsequent) Finden<br />

Sie nicht auch, Sie Stümper?<br />

Das finde ich jetzt aber etwas unfair bzw. weit hergeholt<br />

…<br />

(pauschalisiert) Ich denke, alle Kritiker verallgemeinern.<br />

(apologetisch) Verzeihen Sie die krude Attacke,<br />

das macht das Geschäft. Schließlich muss man oft<br />

plötzlich Menschen angreifen, die man schon lange<br />

kennt und schätzt. Und sich anschließend wie<strong>der</strong> mit<br />

ihnen verbrü<strong>der</strong>n. (fraternisierend) Sie kennen das ja.<br />

Zum Abschluss: was ist gegenwärtig Objekt Ihrer Kritik?<br />

Alles, was sich mir anbietet. (zusammenfassend) Das<br />

ist das schöne an dem Beruf: irgendwas gibt es immer<br />

zu bemängeln, zu meckern und zu nörgeln. Daher<br />

hüte ich mich vor konstruktiver Kritik. (konklusiv) Denn<br />

wenn sich etwas bessert, bin ich arbeitslos.<br />

Vielen Dank für das gespräch.<br />

(kritisiert) Sie meinen sicher: Gespräch.<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />

Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

curare<br />

Belletristik<br />

Auch in dieser Ausgabe präsentieren wir wie<strong>der</strong><br />

lesenswertes Fachfremdes aus <strong>der</strong> Welt<br />

<strong>der</strong> Literatur.<br />

Carlos Ruiz Zafón<br />

Der Schatten des Windes<br />

Suhrkamp Verlag<br />

ISBN: 3518458000<br />

Einige Bücher haben in<br />

meinem Leben den Weg gefunden,<br />

über den Hirnnerv<br />

II, Sehbahn, etc. etc. zum<br />

Großen Ganzen. Freilich<br />

nicht so viele, wie man es<br />

sich wünscht und bei Wein<br />

und Kerzenschein einzugestehen<br />

vermag. Doch das ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e war es doch,<br />

und once in a blue moon, wie man jenseits des Kanals/<br />

Atlantiks sagt, kommt eines daher, das einen doch<br />

arg gefangen nimmt. Carlos Ruiz Zafons ‚Schatten des<br />

Windes‘ ist ein solches. Fast unverschämt gut gelingt<br />

es dem Autor, den Leser zu fesseln und mitzureißen<br />

– und damit auch den dem Roman innewohnenden<br />

Zauber auf den Rezipienten zu übertragen; womit dieser,<br />

ohne es zu ahnen, selbst Teil <strong>der</strong> Erzählung wird,<br />

Philip Roth<br />

Je<strong>der</strong>mann<br />

Rowohlt Verlag<br />

ISBN: 3499245949<br />

Nachdem ich vor einiger<br />

Zeit Alan Islers „Der Prinz<br />

<strong>der</strong> West End Avenue“ gelesen<br />

hatte, kam mir Roths<br />

Vorletzter etwas déjà vu<br />

vor: wie<strong>der</strong> ein alter New<br />

Yorker Jude, <strong>der</strong> über sein<br />

ver-, zer- und gelebtes Dasein<br />

sinnt und einem Abschied,<br />

Verlust und Schmerz erklärt; und eine damit<br />

einhergehende bzw. daraus resultierende zähe, überschäumende,<br />

archaische Lebenslust. Lüstern ist Roth<br />

ja gern einmal, und im Vergleich zum (von mir) gegenübergestellten<br />

Isler scheut er sich auch nicht, die Fe-<br />

wenn auch nur auf <strong>der</strong> vielzitierten Meta-Ebene. Im<br />

Klartext: Zafon berichtet von dem Jungen Daniel, dem<br />

als Sohn eines Buchhändlers ein geheimnisvoller Band<br />

in die Hände fällt, <strong>der</strong> ihn völlig vereinnahmt und in<br />

einen düsteren Strudel mysteriöser Ereignisse zieht.<br />

Sehr ähnlich ergeht es dem Leser, <strong>der</strong> den Roman fieberhaft<br />

verschlingt, und je<strong>der</strong> möglichen Windung <strong>der</strong><br />

Geschichte nach- und sich in tollkühnen Vermutungen<br />

ereifert. Die bedrohlich gezeichnete Atmosphäre eines<br />

Nachkriegs-Barcelona des Franco-Regimes, in das einen<br />

<strong>der</strong> Autor entführt, unterstreicht gewissenhaft<br />

eine leidenschaftliche, charmante, spannende Erzählung.<br />

Einzig <strong>der</strong> letzte Abschnitt des Buches mutet arg<br />

deus-ex-machinös an, diesen Umstand verzeiht man<br />

aber ohne Weiteres , klärt <strong>der</strong> Autor doch äußerst versöhnlich<br />

alle, und es gibt <strong>der</strong>er reichlich, Andeutungen,<br />

Rätsel, Geheimnisse auf, so dass am Ende keine Frage<br />

offen bleibt, außer vielleicht diese: warum ist das Buch<br />

schon zu Ende?<br />

Fritz Nielsen<br />

<strong>der</strong> mal in das pornographische Tintenglas zu tauchen.<br />

Was also als recht melancholisches Trübsal beginnt<br />

(Roth eröffnet mit dem Begräbnis des Protagonisten),<br />

entwickelt zusehends an Leben, Verve, Leidenschaft.<br />

Während <strong>der</strong> namenlose Je<strong>der</strong>mann aus dem Titel am<br />

Abend vor seiner letzten Bypass-OP seine Kindheit als<br />

Sohn eines stolzen Juweliers, seine drei gescheiterten<br />

Ehen, seine Funktion als Vater dreier Kin<strong>der</strong> und seinen<br />

eigenen körperlichen Verfall im Alter rekapituliert,<br />

präsentiert er eine ausgewiesen kathartische Entwicklung,<br />

die das unvermeidliche (und vorweggenommene)<br />

Ende erst fern, dann unheimlich und schließlich<br />

akzeptabel zeigt; und <strong>der</strong> Leser wird sich eines weisen,<br />

sehr geschickten Autoren gewahr, <strong>der</strong> einem äußerst<br />

reflektiert die gewissen Essenzen eines Lebens darlegt,<br />

wie es wohl nur wenige vermögen. Außerdem erfährt<br />

man, wie man ein Grab aushebt.<br />

Fritz Nielsen<br />

53


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />

Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

54<br />

Tony Hawk als Schwangerschaftsberater<br />

Fragt Ihr Euch auch gelegentlich, was die Englän<strong>der</strong><br />

diesen Sommer gemacht haben, während<br />

Kontinental-Europa Fußball gucken konnte?<br />

Nick Hornby<br />

Slam<br />

Kiepenheuer & Witsch Verlag<br />

ISBN: 3462039652<br />

Für diejenigen Briten, <strong>der</strong>en<br />

literarisches Niveau den<br />

„Daily Mirror“ übersteigt, hat<br />

Arsenal-Fan und Bestseller-<br />

Autor Nick Hornby, pünktlich<br />

zur EM sein neues Buch<br />

„Slam“ veröffentlicht. An<strong>der</strong>s<br />

als seine bisherigen Werke<br />

(u.a. High Fidelity, About a<br />

Boy, How to be good) ist “Slam” ein Jugendroman geworden.<br />

Protagonist ist <strong>der</strong> 16jährige Sam. Er wohnt in London,<br />

hat eine 32jährige alleinerziehende Mutter und verbringt<br />

seine komplette Freizeit auf dem Skateboard.<br />

Seine Begeisterung geht so weit, dass er mit einem Poster<br />

von Tony Hawk, dem weltbesten Skateboar<strong>der</strong>, redet.<br />

Tony Hawks Tipps wirken: Auf dem Weg zu immer<br />

besseren Tricks kann Sam wenig stoppen. Lediglich ein<br />

Sturz, im Skaterjargon ein „Slam“, wirft ihn gelegentlich<br />

zu Boden. Ein ganz an<strong>der</strong>er Slam droht sein Leben aus<br />

<strong>der</strong> Bahn zu werfen, als er die 15jährige Alicia kennen<br />

lernt und kurz darauf schwängert.<br />

Junge Menschen haben Sex – und plopp – ist jemand<br />

schwanger. Sicher, die Geschichte an sich ist nicht neu.<br />

Aber Nick Hornby verschafft ihr mit einfachen Zutaten<br />

die nötige Würze: Die hippe Umgangssprache macht<br />

den werdenden Vater Sam lebendig. Dessen Hobby,<br />

das Skaten, passt dazu. Hier findet er zwei Personen,<br />

die sein Leben reflektieren und ihm Ratschläge geben:<br />

Einmal <strong>der</strong> intellektuell eher bedarfte Rubbish und<br />

vor allem Tony Hawk, <strong>der</strong> nicht nur als Poster von <strong>der</strong><br />

Wand hängt, son<strong>der</strong>n über eingestreute Zitate aus seiner<br />

Autobiographie Lebensweisheiten von sich gibt.<br />

Dennoch ist Slam kein Skaterroman. Nick Hornby ist<br />

es vielmehr gelungen, eine lebendige und witzige Geschichte<br />

über das ernste Thema Teenagerschwanger-<br />

schaft zu erzählen. Neben dem feinen Humor besticht<br />

„Slam“ durch die Glaubwürdigkeit, mit <strong>der</strong> Hornby<br />

seinen Erzähler beschreibt. Denn dieser ist kein Held.<br />

Er ist ein Junge, <strong>der</strong> am liebsten vor seinen Problemen<br />

wegläuft. O<strong>der</strong> sie zumindest aufschieben möchte.<br />

Nick Hornby als Jugendbuchautor. Kann das gut gehen?<br />

Ganz klar: Ja! „Slam“ gehört zu den besten Büchern<br />

Hornbys und bereitet auch Erwachsenen ohne Einschränkung<br />

großes Lesevergnügen. Das Buch schafft<br />

es, ein ernstes Thema mit Humor zu behandeln, ohne<br />

es dabei <strong>der</strong> Lächerlichkeit preiszugeben. Diese Kunst<br />

beherrschen nur wenige Autoren. Nick Hornby ist einer<br />

von ihnen.<br />

Sex? Eine ganz beson<strong>der</strong>e Umarmung!<br />

Spannende Geschichte, ernster Hintergrund: In keinem<br />

westeuropäischen Land werden so viele Teenager<br />

schwanger wie in Großbritannien. Nach Angaben des<br />

britischen Gesundheitsministeriums gibt es jährlich<br />

rund 40 000 Schwangerschaften bei 15-17jährigen<br />

Mädchen, knapp die Hälfte von ihnen treibt ab. Umgerechnet<br />

heißt dies: 40 von 1000 britischen Mädchen<br />

werden zwischen 15 und 17 werden schwanger. Eine<br />

Hauptschuld sehen Experten, bei <strong>der</strong> mangelhaften<br />

Aufklärung. An einigen Schulen spreche man von Sex<br />

als „ganz beson<strong>der</strong>er Umarmung“, berichtet die Online-Ausgabe<br />

<strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung. In den Nie<strong>der</strong>landen<br />

hingegen, dem europäischen Land mit den<br />

wenigsten Teenagerschwangerschaften, wird Schülern<br />

<strong>der</strong> richtige Umgang mit einem Kondom vorgeführt.<br />

Genau das macht auch „Mit Sicherheit verliebt“ – das<br />

Aufklärungsprojekt von <strong>MHH</strong> Studenten für Schüler.<br />

Wer mitmachen möchte, findet mehr Informationen<br />

unter:<br />

www.msv-hannover.de<br />

Ole Tempelhof<br />

curare


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Modemensch<br />

Medizinstudent<br />

von Jana Kaszian<br />

curare 7


Helli:<br />

Kleid von Marie geschenkt bekommen: 0 €<br />

Stiefel von Street: 80 €<br />

Stulpen von <strong>der</strong> kleinen Schwester: 5 min Angst<br />

Strickjacke von H & M: 20 DM<br />

breiter Armreif vom Flohmarkt: 0,5 €<br />

kleine Armreifen geschenkt bekommen: 0 €<br />

Unterwäsche: trägt sie nicht<br />

6<br />

Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Ler-<br />

curare


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Robi:<br />

Pullover von Mami geschenkt bekommen<br />

Gürtel vom Opa geklaut<br />

Hose von Levis: 79 €<br />

eine Socke von H&M: 2,95 €<br />

an<strong>der</strong>e Socke von Extra: 1,99 € im 6er Pack<br />

Rucksack von The North Face: 55 €<br />

curare 7


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Welche Krankheit ist hier sinngemäß dargestellt?<br />

58<br />

curare<br />

Fritz Nielsen


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Das indiskrete Organ<br />

Antworten gehen an presse@mhh-asta.de<br />

Hochkarätige Preise: unter den Einsen<strong>der</strong>n<br />

korrekter Lösungen verlosen die CURARE und<br />

<strong>der</strong> StudienVerlag drei Exemplare dieses spannenden<br />

Fachbuches von Bernhard Kathan.<br />

„Weißt Du, was eine Transplantation ist?“<br />

So eröffnet <strong>der</strong> Kulturwissenschaftler Bernhard Kathan<br />

seinen Reigen, <strong>der</strong> mittels 400 aufgearbeiteter Texte<br />

in die verschiedensten Bereiche <strong>der</strong> Literatur entführt:<br />

von Märchen und Schauergeschichten über den phantastischen<br />

Roman eines Edgar Allen Poe bis hin zu den<br />

Werken eines Robert Musil o<strong>der</strong> H. C. Artmann. Kathan<br />

hält fest: Nase, Niere, Gehirn und Kopf – in Erzählung<br />

o<strong>der</strong> Traumfragment ist alles verpflanzbar.<br />

Beson<strong>der</strong>s das „Eigene“ und das „Fremde“ stehen im<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> Darstellung. Die Entwicklung des mo<strong>der</strong>nen<br />

Organ- und Körperverständnisses im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahrhun<strong>der</strong>te wird deutlich. Die Vorstellung, dass sich<br />

<strong>der</strong> Spen<strong>der</strong> durch sein Organ dem Empfänger mitteilt<br />

– dass also die Hand eines Mör<strong>der</strong>s zum Mör<strong>der</strong> mache,<br />

jene eines Diebes zu einem Dieb –, diese Vorstellung<br />

ist heute genauso verschwunden, wie jene vom<br />

Toten, <strong>der</strong> zurückkehrt, um sich das geraubte Organ<br />

zu holen.<br />

Beispiele aus <strong>der</strong> Darstellenden Kunst dokumentieren<br />

das Thema auf bildhafte Art und Weise. Der medizinhistorische<br />

Konnex durchzieht das gesamte Buch wie<br />

eine Lebensa<strong>der</strong>.<br />

Der Autor<br />

Bernhard Kathan, geboren 1953 in Vorarlberg, seit Jahren<br />

durch Projekte und Ausstellungen im öffentlichen<br />

Raum vertreten, lebt und arbeitet in Innsbruck.<br />

Bernhard Kathan<br />

Das indiskrete Organ<br />

Organverpflanzungen in literarischen Bearbeitungen<br />

204 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen,<br />

fest gebunden mit Schutzumschlag<br />

curare 59


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Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

60<br />

Hannover Hautnah:<br />

Die Kleefel<strong>der</strong><br />

Gartenstadt<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />

Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Nachdem wir in <strong>der</strong> letzten Ausgabe ausführlich<br />

über die wechselhafte Geschichte des alten<br />

Conti-Werks in Limmer berichtet haben,<br />

begeben wir uns nun in Kleefeld auf Zeitreise<br />

und berichten, wie die roten Backsteinhäuser<br />

entstanden sind, die man linkerhand<br />

bewun<strong>der</strong>n kann, wenn man mit <strong>der</strong> Linie 4<br />

vom Kantplatz Richtung <strong>MHH</strong> fährt.<br />

Hätte Cäsar nicht über den gallischen Krieg, son<strong>der</strong>n<br />

über Kleefeld geschrieben, hätte er sagen können:<br />

Kleefeld est omnis divisa in partes tres – Kleefeld ist<br />

in drei Teile geteilt : 1. Eine kleinbürgerliche Wohnsiedlungen<br />

mit Mehrfamilienhäusern nördlich <strong>der</strong> Eisenbahn.<br />

Dort wohnen auch viele <strong>MHH</strong>-Studenten. 2.<br />

Zwei Wohnsiedlungen südlich <strong>der</strong> Eisenbahn, getrennt<br />

durch die Kirchrö<strong>der</strong> Straße, auf <strong>der</strong> die Linie 4 verkehrt:<br />

ganz im Süden das Philosophenviertel mit Stadtvillen<br />

(prominentester Bewohner: Christian Wulff) -<br />

und 3. in <strong>der</strong> Mitte: die Gartenstadt.<br />

Die Gartenstadt - Von <strong>der</strong> Idee bis zur Realisierung<br />

Der Begriff Gartenstadt wurde um 1900 vom Englän<strong>der</strong><br />

Ebenezer Howard geprägt. Ausgehend von seinem<br />

Buch „Garden cities of tomorrow“ entwickelte sich<br />

auch in Deutschland eine Bewegung, die in <strong>der</strong> Gründung<br />

<strong>der</strong> Deutschen Gartenstadt Gesellschaft gipfelte.<br />

Die Deutsche Gartenstadt Gesellschaft for<strong>der</strong>te die Errichtung<br />

von eigenständigen Trabantenstädten, um den<br />

Arbeitern Wohnungen mit Gärten sowie öffentliche<br />

Gebäuden und Arbeitsmöglichkeiten vor <strong>der</strong> Haustür<br />

zu bieten. Tatsächlich umgesetzt wurde das Konzept in<br />

Deutschland nur ein einziges Mal, in Hellerau bei Dres-<br />

den. Stattdessen entstanden vielerorts reine Wohngegenden<br />

mit großzügigen Grünflächen, sogenannte<br />

Gartenvorstädte. So auch in Hannover-Kleefeld.<br />

Wie kam es dazu? Stadtbaurat Karl Elkart rief 1927 zu<br />

einem Architektur-Wettbewerb auf, mit dem Ziel das<br />

damals unbebaute Stück zwischen Kirchrö<strong>der</strong> Straße<br />

und Eisenbahn im Stile einer Gartenstadt zu bebauen.<br />

Einst war dort ein Rittergut gewesen. Neben <strong>der</strong> guten<br />

Verkehrsanbindung durch Eisen- und Straßenbahn<br />

und <strong>der</strong> Eilenriedenähe gab es einen weiteren Vorteil:<br />

das Gelände war im Stadtbesitz. An den letzten Pächter,<br />

den Landwirt Ebell, erinnert heute die Ebellstraße.<br />

Elkart und seine Preisträger Koellecker, Springer und<br />

Fricke entwickelten folgendes Konzept:<br />

Die Anlage <strong>der</strong> Wohnstraßen verläuft in Nord-Süd-<br />

Richtung, um eine günstige Belichtung zu erreichen.<br />

Jede Straße wurde durch eine bestimmte Baumart<br />

wie Ahorn, Kirsche, Birke, Kastanie und Linde zur Allee.<br />

Die Wallmodenstraße verbreitert sich in <strong>der</strong> Mitte<br />

<strong>der</strong> Gartenstadt zu einem Schmuckplatz, einem tiefer<br />

gelegenen Rasenplatz, <strong>der</strong> auf einer Seite von einem<br />

Rosenbeet eingefasst war. Die Häusergruppen bestehen<br />

aus 4-7 Einzelhäusern, sind aus Backsteinklinker<br />

und haben Vorgärten. Für die Vorgärten und die tatsächlichen<br />

Gärten hintern den Häusern gab es strenge<br />

Auflagen: Man durfte nur zu bestimmten Zeiten seine<br />

Wäsche zum Trocknen aufhängen. Verboten waren:<br />

Starkwüchsigen Bäume, Antennen o<strong>der</strong> Gartenlauben,<br />

Zäune, Mauern und hohe Hecken. So sollte <strong>der</strong> Garten,<br />

weil <strong>der</strong> Blick auf die an<strong>der</strong>en Gärten nicht versperrt<br />

curare 61


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />

Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

war, optisch größer wirken. Tatsächlich wurden vor<br />

allem Doppel- und Reihenhäuser realisiert, aber die<br />

Ausstattung mit mindestens fünf Zimmern und oftmals<br />

Garagen macht deutlich, dass hier für Angehörige <strong>der</strong><br />

mittleren und gehobenen Schicht gebaut wurde: Kaufmänner,<br />

Ingenieure, Ärzte, Geschäftsführer und Regierungsbeamte.<br />

Auch <strong>der</strong> Bürgermeister Arthur Menge und auffallend<br />

viele Personen aus dem Dunstkreis <strong>der</strong> Stadtverwaltung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e des Bauamts, ließen sich in <strong>der</strong><br />

Gartenstadt nie<strong>der</strong>. Möglich machten dies eine äußerst<br />

großzügige För<strong>der</strong>ung seitens <strong>der</strong> Stadt und eine günstige<br />

Finanzierung. In <strong>der</strong> Regel mussten die Käufer nur<br />

ca. 20% <strong>der</strong> Gesamtkosten selbst aufbringen. Der Rest<br />

wurde in Form von Hypotheken durch Zuschüsse <strong>der</strong><br />

Stadtsparkasse, städtische Darlehen und eine sogenannte<br />

„Hauszinssteuerhypothek“ vorgestreckt. Alles<br />

legal – aber dennoch mit einem gewissen „Schmeckle“,<br />

wie <strong>der</strong> Schwabe sagen würde. Die SPD, die den<br />

ursprünglichen Plänen zwar zugestimmt hatte, nutzte<br />

dieses Thema, um im Wahlkampf 1929 auf Stimmenfang<br />

zu gehen.<br />

62<br />

Genossenschafts-Wohnen wird populär<br />

Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in Hannover schon einmal ernsthaft eine<br />

Wohnung gesucht hat, ist ihnen begegnet: Den Wohnbaugenossenschaften:<br />

Heimkehr, Wohnungsgenossenschaft<br />

Herrenhausen, Spar + Bauverein und wie sie alle<br />

heißen. Vorteil: Wohnbaugenossenschaften verfügen<br />

über sehr viele Wohnungen. Nachteil: Man muss zunächst<br />

Genossenschaftsanteile erwerben, bevor man<br />

eine <strong>der</strong> Wohnungen mieten darf. Im April 1927 gründete<br />

die Stadt die Gemeinnützige Baugesellschaft mbH<br />

Hannover zur Vermarktung <strong>der</strong> Wohnungen in <strong>der</strong><br />

Gartenstadt. Zwar gab es schon einige kleine private<br />

Wohnbaugenossenschaften, aber in dieser Dimension<br />

war das ein komplettes Novum. Die Errichtung <strong>der</strong><br />

Gartenstadt in Kleefeld war somit eine Art Probephase,<br />

in <strong>der</strong> sich die Stadt von ihrem neuen wohnungspolitischen<br />

Instrument überzeugen konnte. Grundsätzlich<br />

finanzierte die Gemeinnützige Baugesellschaft den<br />

Bau <strong>der</strong> Gartenstadt vor: Sie kaufte das Baugelände<br />

von <strong>der</strong> Stadt, baute die Häuser darauf und verkaufte<br />

sie mit den Grundstücken an die endgültigen Erwerber.<br />

Von 1927 bis 1930 wurden 140 Häuser westlich<br />

<strong>der</strong> Ebellstraße fertiggestellt. Die von <strong>der</strong> SPD durchgesetzte<br />

reduzierte städtische För<strong>der</strong>ung und vor allem<br />

die Weltwirtschaftskrise führten zum vorzeitigen Ende<br />

<strong>der</strong> Bautätigkeiten, denn geplant waren 390 Häuser.<br />

Der Zweite Weltkrieg brachte einige Verän<strong>der</strong>ungen<br />

für die Gartenstadt mit sich: Zwar wurden die Bombenangriffe<br />

gut überstanden, nur zwei Häuser wurden<br />

getroffen, dennoch mussten die meisten Bewohner bis<br />

Mitte <strong>der</strong> 50er Jahre ihre Häuser räumen, weil nach <strong>der</strong><br />

Kapitulation britische Offiziere die Häuser bewohnten.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg entstanden nur noch zwei Häuserblöcke<br />

im Stile <strong>der</strong> Gartenstadt an <strong>der</strong> Ebellstraße.<br />

Die schon 1927 geplante Schule, die spätere Schillerschule,<br />

wurde 1958/59 errichtet. Die weiter westlich<br />

entstandenen Häuser entsprechen nicht mehr den ursprünglichen<br />

Plänen.<br />

Schlicht ist Trumpf – Die Architektur <strong>der</strong> Gartenstadt<br />

Fährt man mit <strong>der</strong> Linie 4 Richtung <strong>MHH</strong> durch Kleefeld,<br />

kann man zwischen Kantplatz und Uhlhornstraße<br />

linkerhand rote Häuser aus Backstein erblicken. Diese<br />

Häuser bilden die Grenze zur Gartenstadt. Mit Doppelwohnhäusern<br />

sollte den Käufern das Wohnen an <strong>der</strong><br />

schon in den 20er Jahren lärmreichen Kirchrö<strong>der</strong> Straße<br />

schmackhaft gemacht werden. Da die Häuser <strong>der</strong><br />

Gartenstadt durch Verwendung <strong>der</strong> gleichen Baumaterialien<br />

relativ einheitlich gestaltet wurden, kann man<br />

an ihnen die architektonischen Stilmittel <strong>der</strong> gesamten<br />

Gartenstadt erkennen: Über einen Sockel aus Bruchsteinen<br />

befindet sich das Mauerwerk aus Heisterholzer<br />

Eisenschmelzklinker, Verzierungen beschränken sich<br />

im Wesentlichen durch aus herausstehenden Ziegelsteinen<br />

erzeugte Rippen. Für die weißlackierten, fast<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton<br />

Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

durchgängig gesprossten Fenster, hölzerne Fensterläden<br />

und die farbigen Türen wurden immer wie<strong>der</strong>kehrende<br />

Formate verwendet. Die Dächer wurden mit<br />

dunklem Ton gedeckt, haben gleiche Neigungen und<br />

Gesimshöhen und werden nur selten von gleichartigen<br />

Gauben durchbrochen. Die Gleichartigkeit <strong>der</strong><br />

Häuser wurde durch verschiedene Variationsmöglichkeiten<br />

aufgebrochen: Verschiedene Haustypen in einer<br />

Baugruppe unterscheiden sich in Breite, Position<br />

und Form <strong>der</strong> Fenster und Erker und in <strong>der</strong> Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Hauseingänge. Durch die nach hinten versetzten<br />

Eingänge und die nach vorne und hinten zurückspringenden<br />

Erker verwischt die Fluchtlinie und die Häuser<br />

wirken nicht allzu streng. Das war es aber auch an Spielereien.<br />

Abschließend lässt sich festhalten: Obwohl mit den<br />

für die 20er Jahre typischen waagerechten „Rippen“<br />

und den sparsamen geometrischen Variationen auch<br />

mo<strong>der</strong>ne Elemente zu finden sind, orientierten sich<br />

curare<br />

die Planer vorwiegend an traditionellen Gestaltungsmuster.<br />

Die Gartenstadt Kleefeld kann man somit zu<br />

<strong>der</strong> damals in Hannover bevorzugten Linie <strong>der</strong> „gemäßigten<br />

Mo<strong>der</strong>ne“ zählen. Viel wird sich an den Häusern<br />

nicht mehr än<strong>der</strong>n, denn heute gelten sie als Baudenkmal.<br />

Um mit Caesar zu sprechen: Alea iacta est – <strong>der</strong><br />

Würfel ist gefallen!<br />

Ole Tempelhof


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64<br />

Medizinstudium von A bis Z<br />

CURARE-Redakteur Fritz Nielsen erklärt das<br />

Medizinstudium alphabethisch. Für Erstsemester<br />

und ältere Hasen.<br />

Altklausur: Essentielles Lernmittel; kursiert (sehr<br />

zum Missfallen des Lehrkörpers) im Internet und<br />

in höheren Semestern; ihre unbeschreibliche Macht<br />

wurde versucht, durch Einführung <strong>der</strong> →E-Klausur zu<br />

dämpfen; führt in <strong>der</strong> Regel zu zwei Lernansätzen: 1.<br />

Antworten auswendig lernen, auf viele Doubletten<br />

hoffen und die anstehende Prüfung mit ‚ausreichend‘<br />

bestehen o<strong>der</strong> 2. Anhand <strong>der</strong> Altfragen Schwerpunkte<br />

erkennen, darauf konzentrieren und mit ‚gut‘ bestehen<br />

(für Fortgeschrittene)<br />

Bierce, Ambrose (1842-1914) Amerikanischer Satiriker,<br />

dessen „Devil’s Dictionary“ wenn nicht als<br />

Vorbild, so doch wenigstens als Motivation für dieses<br />

Glossar diente.<br />

Chirurgie: Eine ‚präzise‘ ‚Wissenschaft‘, ‚nur‘ eingeschränkt<br />

durch menschliches Versagen, mit folgenschwerer<br />

Standardabweichung.<br />

Dermatologe: Laut <strong>der</strong> NBC-Serie ‚Scrubs‘ das griechische<br />

Wort für ‚fake doctor‘; <strong>der</strong> D. praktiziert<br />

nicht an <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Hautklinik in Linden,<br />

einem Gebäude im Zustand Dresdens 1945; <strong>der</strong> D. befolgt<br />

die für sein Fach elementare ABC-Regel: Anschauen-Beurteilen-Cortison.<br />

E-Klausur, auch elektronische Klausur; sehr zur<br />

Freude <strong>der</strong> Firma CodiPlan hat sich die <strong>MHH</strong> im<br />

Jahr 2006 entschieden, zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lehre das<br />

Abprüfen zu verbessern. Wo an<strong>der</strong>e noch über einen<br />

kausalen Zusammenhang grübeln, reiben sich Verantwortliche<br />

die Hände, ob solch weitsichtiger Investition<br />

von Studiengel<strong>der</strong>n, und brandneuer Technologie zur<br />

ferneren Institutionalisierung eines Prüfungssystems,<br />

das – trotz schönem weil englischem Namen ‚multiple<br />

choice‘ – schon bei seiner Einführung in den 70ern<br />

schlecht war. Dass <strong>der</strong> MC-Test nicht Wissen prüft,<br />

son<strong>der</strong>n – fairerweise meistens – nur Wie<strong>der</strong>erkennen,<br />

und so Denkvermögen und Intellekt lähmt, lässt<br />

sich am besten veranschaulichen in einer Neuformulierung<br />

eines Sprichworts aus seiner Geburtsstunde, in<br />

fast schon biblischem Sinne: ‚Wer die Lösung wie<strong>der</strong>erkennt,<br />

gehört schon zum Establishment!‘<br />

Forschung bedeutet für Medizinstudenten in <strong>der</strong><br />

Regel erstmal nur eins: <strong>der</strong> heißbegehrte, aber irgendwie<br />

auch hinterhergeschmissene Doktortitel. Für<br />

die Abteilungen <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> bedeutet F. vor allem Geld:<br />

F. wird deutlich umfangreicher finanziert als beispielsweise<br />

Lehre. Schlussfolgerungen und etwaige Mutmaßungen<br />

über gesetzte Schwerpunkte seitens <strong>der</strong> Abteilungen<br />

sind dem geneigten Leser überlassen.<br />

Gastroenteritis auch K52.9 nach dem ICD-10,<br />

einem bemerkenswerten Werkzeug zur Trivialisierung,<br />

Objektivierung und Liquidierung von Pati-<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

enten, pardon: Diagnosen. Ambrose →Bierce schreibt<br />

zur Diagnose: ‚A physician’s forecast of disease by the<br />

patient’s pulse and purse.‘<br />

Homöopathie: Wie<strong>der</strong>holten lautstarken Äußerungen<br />

verschiedener Vertreter <strong>der</strong> Abteilung<br />

Pharmakologie zufolge: Humbug.<br />

Idiopathisch: Äußerst nützliche, wenngleich auch<br />

lei<strong>der</strong> →ubiquitär benutzte Formulierung des Umstands<br />

völliger Ratlosigkeit.<br />

Junkie taucht von Zeit zu Zeit in Notaufnahmen auf<br />

und legt besser Zugänge als <strong>der</strong> diensthabende Assistenzarzt.<br />

Obacht: kann auch ein Kollege sein.<br />

Krankenpflege: Ein Irrtum, dem viele Neulinge aufsitzen<br />

entsteht aus dem Umstand, dass Ärzte zwar<br />

Anordnungen erteilen, die das Pflegepersonal dann<br />

ausführt. Woraus sich aber die gängige Fehlwahrnehmung<br />

nährt, zwischen den ‚Akademikern‘ und <strong>der</strong><br />

Pflege bestehe ein hierarchisches Verhältnis. Dass im<br />

Gegenteil gerade Studenten und Berufsanfänger sehr<br />

auf das Wohlwollen <strong>der</strong> Schwestern und Pfleger angewiesen<br />

sind, und für den Patienten eine harmonische<br />

Ko- statt Kontraoperation ohnehin das Beste ist, lernen<br />

viele spät o<strong>der</strong> nie.<br />

Leberzirrhose: Geht <strong>der</strong> Medizinstudent seine akademische<br />

Laufbahn richtig an, kommt er um dieses<br />

Krankheitsbild nicht herum.<br />

<strong>MHH</strong> Akronym für Medizinische Hauptschule Hannover<br />

Nadel (und Faden) sollte man sich selber kaufen.<br />

Und am besten gleich auch den Umgang erlernen,<br />

die <strong>MHH</strong> bringts einem nämlich nicht bei.<br />

Organ: (Lebens)wichtiges und begehrtes Tauschund<br />

Handelsgut; vorwiegend in jungen Motorradfahrern<br />

zu finden.<br />

Papa: Wie eine Aorta unter Hochdruck zieht sich<br />

ein roter Faden durch die kollektive Biographie <strong>der</strong><br />

Mehrzahl <strong>der</strong> designierten Doctores: die starke Vaterfigur.<br />

Dass diese eine potentielle Quelle des Verdrusses<br />

darstellt, erfährt man u.a. im vorklinischen Fach ‚Medizinische<br />

Psychologie‘. Hartnäckig jede Erkenntnis umschiffend<br />

deklariert <strong>der</strong> obenerwähnte Ödipale <strong>der</strong>lei<br />

Einsichtsgelegenheiten jedoch als Laberfach und stürzt<br />

sich lieber auf den Präparierkurs <strong>der</strong> Anatomie, nicht<br />

ahnend, dass es wohl kaum ein phallischeres Symbol<br />

als das emporgereckte Skalpell gibt. But I digress. Der<br />

übermächtige Erzeuger also nimmt im akademischen<br />

Leben des Durchschnittsmediziners facettenreich Gestalt.<br />

Da die Medizin nach streng patriarchalisch-mo-<br />

curare 65


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

narchischem Prinzip innerfamiliär gehandhabt wird<br />

und Papa Chefarzt seine heilerischen Fähigkeiten direkt<br />

an seinen Erstgeborenen – o<strong>der</strong> zähneknirschend<br />

an das weibliche Pendant - , sind die Nachkommen mit<br />

allerlei Erwartungsdruck beladen. Dieser wird kompensiert<br />

durch eine unerträgliche Besserwisserei, Kritikunfähigkeit,<br />

ein Unvermögen, Verantwortung für das<br />

eigene Handeln zu tragen etc. etc. Im Verlauf gelingt<br />

wenigen die Selbstreflektion, die meisten aber finden<br />

schnellstens einen bequemen Einstieg ins antiquierte<br />

deutsche Chefarzt-System, das in seinen Strukturen<br />

direkt dem Katalog des, wenngleich größtenteils überholten,<br />

Siggi Freud zu entstammen scheint und somit<br />

einen ungesunden circulus vitiosus schließt.<br />

Querschnittsbereich: Fachbereiche mit enormem<br />

Selbstwertgefühl.<br />

Regionalexpress: Das Semesterticket erlaubt es<br />

<strong>MHH</strong>-Studenten, große Teile Norddeutschlands<br />

fahrscheinlos zu bereisen. Einziger Wermutstropfen:<br />

die Auswahl <strong>der</strong> Transportmittel ist enorm beschränkt.<br />

Genau wie die meisten Mitreisenden. Gerade die<br />

Strecke Hannover-Bremen bietet offenbar reichlich<br />

Sehenswürdigkeiten für Freaks, Unsympathen und<br />

adoleszente Schwerverbrecher, und lockt zwischen<br />

rechtsradikaler Landbevölkerung, Alleinunterhaltern<br />

mit 400W-Handylautsprechern und gebärfreudigem<br />

Präkariat so ziemlich alles an was kreucht, fleucht,<br />

säuft, schreit, weint, brüllt, nervt, gackert, kichert,<br />

schnarcht, rülpst und furzt.<br />

Sascha Wasilenko: AStA-Referent für EDV & Internet<br />

und ohne Freizeit. Erfin<strong>der</strong> und Erschaffer von<br />

StudMail und, zusammen mit dem Autor, Veranstalter<br />

666<br />

unglaublich cooler Parties.<br />

Tutor: Posten für männliche Kommilitonen fortgeschrittenen<br />

Studienalters mit <strong>der</strong> Aufgabe, Erstsemesterinnen<br />

zu beeindrucken.<br />

Ubiquitär finden sich solcherlei Vertreter, die repräsentant<br />

sind für den Fremdwortsport, den<br />

sich Jungmediziner eifrig auf die Fahnen schreiben, in<br />

dem verzweifelten Bemühen um Außergewöhnlichkeit<br />

und einen Anschein von Reife. Mit <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Erfahrung gedeiht manchen jedoch, dass außergewöhnlich<br />

ist, was nicht je<strong>der</strong> macht, und dass aufgeblasene<br />

Überheblichkeit mit wahrhaft scharfer Zunge<br />

leicht punktiert wird und zusammenfällt wie ein misslungenes<br />

Soufflé. Zurück bleibt, wie so oft, des Pudels<br />

Kern, hier infantile Charakterblässe.<br />

Viagra (Sildenafil): Rhombenförmiger, blauer PDE-5-<br />

Inhibitor mit erektilen Zauberkräften. Dass nun in<br />

ersten Untersuchungen ein sinnvoller Einsatz von V. in<br />

<strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> cystischen Fibrose (vulgo: Mukoviszidose)<br />

festgestellt wurde, verwun<strong>der</strong>t nicht übermäßig.<br />

Es handelt sich hierbei nur um einen weiteren<br />

Hinweis auf die Motivationen einer Pharmaindustrie,<br />

die auf <strong>der</strong> Suche nach dauerhafter Entfernung von<br />

Damenbart aus Versehen ein Medikament entwickelt<br />

hat, das den Großteil des subsaharischen Afrikas von<br />

so manch einem Parasiten befreien kann. Wenn man<br />

es denn zur Verfügung stellt.<br />

Weiß: Außer unseren lieben Kommilitonen, <strong>der</strong>en<br />

Studium we<strong>der</strong> →Papa noch Papa Staat, son<strong>der</strong>n<br />

Mama Bundeswehr finanziert, gibt es erstaunlich<br />

viele Mitstreiter, die schaurig unkritisch mit dem Uni-<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

formieren umgehen; und so legen eben diese mit dem<br />

weißen Kittel eine unappetitliche Arroganz und unprofessionelle<br />

Eitelkeit an, im gleichen Zug werfen sie<br />

jegliche Kenntnis <strong>der</strong> Hygiene und des menschlichen<br />

Umgangs mit Patienten ab, wobei letzterer ohnehin<br />

ein seltenes Gut in <strong>der</strong> Schar <strong>der</strong> Arzt-Aspiranten ist;<br />

ein Gut, das zu mehren sich die <strong>MHH</strong> aber auch nicht<br />

merklich befleißigt.<br />

Xantochrom ist die Farbe von blutigem Liquor in <strong>der</strong><br />

Drei-Gläser-Probe. Und Whiskey.<br />

Yersinia pestis: Ein unangenehmer Zeitgenosse;<br />

beson<strong>der</strong>s im Mittelalter hatte er in Europa keine<br />

Freunde, kam aber trotzdem zu je<strong>der</strong> Party; neben seiner<br />

interpunktuell anmutenden Morphologie erfährt<br />

<strong>der</strong> Medizinstudent bestimmt noch viele an<strong>der</strong>e fun<br />

facts über den Pesterreger im Mikrobiologie-Kurs, was<br />

beim Autor aber schon zu lange her ist.<br />

Zynisch ist dieser Text allemal. Obacht: nicht zu verwechseln<br />

mit ‚sarkastisch‘.<br />

Dieses Glossar wird fortgesetzt unter:<br />

www.curare.mhh-asta.de<br />

Fritz Nielsen<br />

Unser im Nordwesten <strong>der</strong> Region Hannover liegendes<br />

und mit <strong>der</strong> S2 verkehrstechnisch gut angebundenes<br />

Krankenhaus hat 307 Betten mit einer Medizinischen<br />

Klinik mit Gastroenterologischer Abteilung, einer Chirurgischen<br />

Klinik mit Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie<br />

sowie Unfall- und Wie<strong>der</strong>herstellungschirurgie<br />

mit Orthopädie, einer Klinik für Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendmedizin, einer Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe,<br />

einer Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin<br />

und Schmerztherapie und eine Abteilung für<br />

diagnostische und interventionelle Radiologie.<br />

Als Akademisches Lehrkrankenhaus heißen wir die<br />

Studierenden <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> für Famulaturen und das PJ<br />

herzlich willkommen. Viele unserer ärztlichen Mitarbeiter<br />

haben wir aus den Reihen <strong>der</strong> PJler rekrutiert.<br />

Neben <strong>der</strong> Einbindung in den klinischen Alltag bieten<br />

wir wöchentliche PJ-Seminare. Die wöchentlichen Studientage<br />

können kumuliert werden. Wir gewähren<br />

eine finanzielle Unterstützung des PJ-Studiums von<br />

400 € mtl. Die Teilnahme am Mittagstisch ist kostenlos.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.krh.eu/neustadt<br />

Anzeige<br />

curare 67


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Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

68<br />

Lehrbücher für Euch gelesen!<br />

Wir waren fleißig - und Ihr auch! Wie gewohnt<br />

stellt die CURARE neue Lehrbücher<br />

vor, rezensiert von Studenten für Studenten.<br />

Siegenthaler W., Blum HE:<br />

Klinische Pathophysiologie<br />

Thieme Verlag<br />

ISBN: 3134496097<br />

Preis: 119,95 €<br />

Das 1178 Seiten starke Buch liegt<br />

in <strong>der</strong> nunmehr 9., völlig überarbeiteten<br />

Auflage als gebundene<br />

Ausgabe vor und wirkt allein aufgrund<br />

des Volumens und Größe<br />

des Buches beeindruckend (sicher aber nicht abschreckend,<br />

denn Medizin-Studenten sind ja einiges gewohnt).<br />

In 38 Kapiteln wird die nahezu gesamte Pathophysiologie<br />

des Menschen abgehandelt. Sehr angenehm – jedem<br />

Kapitel werden die physiologischen Grundlagen<br />

vorangestellt, die sicherlich kein vollwertiges Physiologie-Buch<br />

ersetzen, jedoch enorm hilfreich sind, sich in<br />

die jeweilige Physiologie einzudenken und die nachfolgend<br />

geschil<strong>der</strong>te Pathophysiologie zu verstehen.<br />

Das Buch ist in <strong>der</strong> vorliegenden Ausgabe im 4-Farb-<br />

Druck erschienen, jedoch werden Farben eher zurückhaltend<br />

eingesetzt. Wichtige Zusammenfassungen und<br />

Hinweise sind in graublauen Kästen in <strong>der</strong> von Thieme<br />

gewohnten Art gesetzt. Farben werden nur dort angewendet,<br />

wo es wirklich für das Verständnis wichtig<br />

ist. Dies führt zu einem sehr aufgeräumt wirkenden Erscheinungsbild<br />

und zahlt sich aus, wenn man sich auf<br />

den Inhalt konzentrieren muss. Neben vielen Grafiken<br />

und Tabellen finden sich, wo es für die Beschreibung<br />

notwendig ist, auch Fotos sowie radiologische Bil<strong>der</strong>.<br />

Jedes große Kapitel ist in die Unterpunkte „Physiologische<br />

Grundlagen“, „Allgemeine Pathophysiologie“<br />

und „Spezielle Pathophysiologie“ sowie weiterer Unterpunkte<br />

für Erkrankungen, Störungen, Fehlfunktionen<br />

etc. unterteilt. Wer den ebenfalls bei Thieme erschienenen<br />

„Taschenatlas <strong>der</strong> Pathophysiologie“ o<strong>der</strong><br />

„Taschenatlas <strong>der</strong> Physiologie“ kennt, wird jedoch die<br />

vielen „Kreisläufe“, an denen Regulationsmechanismen<br />

und -wechselwirkungen erläutert werden, vermissen.<br />

Jedoch ist das vorliegende Buch sehr viel umfassen<strong>der</strong><br />

und handelt von <strong>der</strong> Genetik bis zu den Neoplasien nahezu<br />

alle pathophysiologischen Vorgänge ab.<br />

Der Text ist trotz des großen Buchumfangs recht kompakt<br />

gehalten und um den Inhalt zu verstehen, bedarf<br />

es schon einer gehörigen Portion Konzentration. Was<br />

mir fehlt, sind Querverweise innerhalb des Buches,<br />

den Autoren waren die Literaturangaben scheinbar<br />

wichtiger.<br />

Insgesamt ist den Herausgebern ein großer Wurf gelungen,<br />

das einen „Meilenstein“ setzt. Ich denke, es ist<br />

die umfangreichste und umfassendste Abhandlung in<br />

deutscher Sprache. Der Preis von knapp 120 Euro ist<br />

viel, in Bezug auf das, was man dafür bekommt, jedoch<br />

gerechtfertigt. Es ist auf jeden Fall für denjenigen zu<br />

empfehlen, <strong>der</strong> sich vertieft für pathophysiolgische<br />

Mechanismen von Krankheiten interessiert und dem<br />

die oben angeführten Taschenatlanten des Verlages<br />

zu wenig Antworten geben. Auch über das Studium<br />

hinaus wird das Buch eine sinnvolle Ergänzung <strong>der</strong> Bibliothek<br />

darstellen. Kurz gefasst: anspruchsvoll, empfehlenswert,<br />

teuer.<br />

Nils Janzen<br />

Schaaf, Zocke<br />

Basiswissen Humangenetik<br />

Springer Verlag<br />

ISBN: 3540712224<br />

Preis: 29,95 €<br />

Humangenetik wird bei uns<br />

in <strong>der</strong> Hochschule zusammen<br />

mit Pädiatrie in relativ kurzer<br />

und kompakter Form vermittelt.<br />

Ein Buch, das ebenso<br />

schnell und einfach das Wissen<br />

auf diesem Gebiet zusammenfasst, ist vom Springer-Verlag<br />

aufgelegt worden. Im Taschenbuch-Format<br />

kommt das Buch 534 Seiten stark daher und verleitet<br />

nicht dazu, mal eben so durchgearbeitet zu werden.<br />

Jedoch spricht viel für dieses kleine Taschenbuch, das,<br />

nebenbei bemerkt, sehr ansprechend aufgemacht ist<br />

und in dem typischen Springer-Blau daher kommt.<br />

Das Buch ist sehr klar geglie<strong>der</strong>t und man findet sich<br />

deshalb sehr schnell in den einzelnen Kapiteln zurecht,<br />

ein guter Index hilft, Stichwörter schnell zu finden. Die<br />

Hauptkapitel glie<strong>der</strong>n sich in:<br />

• Biologische Grundlagen<br />

• Humangenetik als ärztliches Fach<br />

• Klinische Genetik<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />

Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

• Beson<strong>der</strong>e klinische Probleme<br />

• Patientenberichte<br />

Schon das erste Kapitel macht klar, dass sich dieses<br />

Buch auch schon für den vorklinischen Abschnitt eignet,<br />

denn Mitose, Meiose, Mendelsche Gesetze usw.<br />

werden im Studium auch schon eher gebraucht.<br />

Das zweite Kapitel beschreibt kurz, aber nicht zu kurz,<br />

was Humangenetik umfasst, wenn es als ärztliche Tätigkeit<br />

ausgeübt wird. Für den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en könnte<br />

dies ein interessanter Wink sein, wenn er merkt, wie<br />

spannend das kleine Fachgebiet daherkommen kann.<br />

Hauptaugenmerk wird sicher im klinischen Ausbildungsbereich<br />

das Kapitel „Klinische Genetik“ sein, weil<br />

dort vor allem die Erkrankungen beschrieben werden,<br />

die für das Studium relevant sind. Sehr schön finde ich<br />

in diesem Zusammenhang, dass in <strong>der</strong> Innenseite <strong>der</strong><br />

Buchklappe die gängigsten Erkrankungen mit Seitenzahlen<br />

aufgeführt sind, die das schnelle Finden sehr<br />

erleichtern.<br />

Das Buch versucht, die einzelnen Kapitel systematisch<br />

aufzubauen und eine einheitliche Gestaltung durchzuziehen,<br />

was meiner Meinung nach gut gelungen ist.<br />

Merksätze sind farblich unterlegt hervorgehoben, Fallbeispiele<br />

sind eingearbeitet. Tabellen haben ein einheitliches<br />

und gut zu lesendes Layout und es finden sich<br />

viele aussagekräftige Bil<strong>der</strong>. Farben wurden nicht zu<br />

üppig eingesetzt, son<strong>der</strong>n so, dass sie Beson<strong>der</strong>heiten<br />

hervorheben und die Orientierung erleichtern, so dass<br />

das Buch insgesamt nicht als zu bunt und überladen<br />

wirkt und sich angenehm liest. Für das Studium wichtige<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> sind noch einmal mit einer grünen<br />

Randmarkierung hervorgehoben. Auch ethische<br />

Aspekte werden immer wie<strong>der</strong> kurz angesprochen und<br />

kommen so insgesamt nicht zu kurz, was meiner Meinung<br />

nach wichtig ist, da Humangenetik sich hier in<br />

einem enormen Spannungsfeld bewegt. Den Autoren<br />

ist ein sehr guter, eingängiger Sprachstil gelungen, die<br />

Kapitel lesen sich flüssig und nicht zu trocken, wobei<br />

die Hervorhebungen helfen, wichtige Inhalte schnell zu<br />

erfassen. Zusätzliches Wissen wird in kleinerer Schrift<br />

dargestellt, so dass ein schnelles Durcharbeiten und<br />

Wie<strong>der</strong>holen erleichtert wird.<br />

Mir sind lediglich zwei Dinge negativ aufgefallen, die<br />

ich in diesem Buch vermisse. Es gibt ein Kapitel „Risikoberechnung“,<br />

von dem ich mir viel Erkenntnisgewinn<br />

erhofft habe und dann doch enttäuscht worden bin.<br />

Es geht nur kurz und relativ oberflächlich auf die Berechnung<br />

von Wahrscheinlichkeiten, eine Erkrankung<br />

weiter zu vererben, ein und könnte um weitere Berechnungen<br />

und Beispiele erweitert werden. Falls den<br />

Autoren die Phantasie dazu fehlt; die 2. ÄP ist voller<br />

Fragen dazu. Allerdings kenne ich außer diesem Buch<br />

und dem alten GK (schwarze Reihe) kein Buch, das<br />

dieses einmal studentengerecht erklären würde. Zum<br />

an<strong>der</strong>en wünsche ich mir ein ausführlicheres Sachverzeichnis,<br />

hier wird meiner Meinung nach schon seit<br />

längerem in vielen Büchern gespart und macht diese<br />

oft wertlos, weil man wichtige Informationen nur noch<br />

mühsam beim Durcharbeiten findet.<br />

Insgesamt empfinde ich dieses Taschenbuch als eine<br />

wertvolle Bereicherung meiner Studienbibliothek, mit<br />

29,95 Euro ist es auch nicht zu teuer, denn man kann<br />

es über die Humangenetik hinaus auch zum Nachlesen<br />

in an<strong>der</strong>en Fächern gut nutzen. Allen, die Spaß an <strong>der</strong><br />

Humangenetik haben, kann ich es nur empfehlen.<br />

Nils Janzen<br />

Hallbach, Jürgen<br />

Klinische Chemie und Hämatologie<br />

für den Einstieg<br />

Thieme Verlag<br />

ISBN: 3131063424<br />

Preis: 39,95- €<br />

Das fast DIN A4-Format große<br />

Softcover-Buch liegt mittlerweile<br />

in <strong>der</strong> 2. überarbeiteten<br />

Fassung vor und wurde lt. Autor<br />

um das Kapitel ‚Blut‘ (Hämatologie<br />

und Blutgerinnung) durch den Mitautor Hofmann<br />

ergänzt.<br />

Das Buch stellt den Anspruch, in das Fach Klinische Chemie<br />

einzuführen. Es glie<strong>der</strong>t sich in elf große Kapitel<br />

und deckt damit auf über 494 Seiten so ziemlichalles<br />

ab, was einem als Student an klinisch-chemischem<br />

Wissen abverlangt werden könnte. Damit dürfte es<br />

aber zugleich all diejenigen abschrecken, die mal eben<br />

ein Buch suchen, um sich in dem Fach für die Zeit <strong>der</strong><br />

Ausbildung zurechtzufinden.<br />

Die Aufmachung des Buches ist gewöhnungsbedürftig.<br />

Der Text ist wie gewohnt schwarz, jedoch sind sämt-<br />

curare 69


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />

Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

liche Kapitelüberschriften und wichtige Markierungen,<br />

Hinweise und auch Grafiken in rot gehalten. Gut gefallen<br />

hat mir, dass immer wie<strong>der</strong> Kästen mit kurzen<br />

Texten eingebaut sind, die wichtige Sachverhalte im<br />

Hinblick auf an<strong>der</strong>e Fächer (Innere etc.) erläutern.<br />

Insgesamt geht <strong>der</strong> Autor in <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Kapitel sehr systematisch und analytisch vor,<br />

ich war immer hin und her gerissen, ob das nun gut<br />

ist, o<strong>der</strong> ob es besser wäre, wenn auf mehr Klinik eingegangen<br />

worden wäre. Ich denke, <strong>der</strong> „normale“<br />

Medizinstudent erwartet letzteres und dem wird das<br />

Buch meiner Meinung nach nicht ganz gerecht. Es ist<br />

dem Buch anzumerken, dass es von einem Klinischen<br />

Chemiker geschrieben wurde und so trifft es meiner<br />

Meinung nach nicht genau den Ton, den Medizin-Studenten<br />

von dem Lehrbuch erwarten. Das Buch soll sowohl<br />

dem Anspruch von MTA als auch von Studenten<br />

gerecht werden und genau das schafft es meiner Meinung<br />

nach nicht. Kaum ein Student wird sich in <strong>der</strong><br />

klinischen Phase noch einmal mit <strong>der</strong> Photometrie<br />

auseinan<strong>der</strong> setzen, da diese schon in <strong>der</strong> Vorklinik<br />

Thema war (Biochemie). Weniger wichtig sind auch die<br />

umfangreichen verschiedenen Messmethoden und die<br />

Qualitätssicherung, da damit ein Student in <strong>der</strong> Regel<br />

nichts zu tun hat. Zu kurz kommt allerdings die Interpretation<br />

von Parametern im Hinblick auf die Diagnose,<br />

auch wenn positiv erwähnt werden muss, dass es<br />

2 Seiten im Anhang gibt, in denen genau dies versucht<br />

wird, lei<strong>der</strong> viel zu wenig. Dies wäre besser im Text gewesen<br />

und in größerer Anzahl und gut dokumentierten<br />

Lösungen im Anhang.<br />

Das neu hinzugekommene Kapitel Blut gefällt mir am<br />

wenigsten. Gerade die mikroskopischen Blutbil<strong>der</strong><br />

sind nur in Graustufen-Abbildungen zu finden, was die<br />

Identifikation sehr erschwert. Man kommt also nicht<br />

umhin, sich einen Hämatologie- o<strong>der</strong> Pathologie-Atlas<br />

zu nehmen und sich die Bil<strong>der</strong> in Farbe heraus zu suchen.<br />

Außerdem enthält es einige Lücken, <strong>der</strong> wichtige<br />

Gerinnungs-Parameter INR ist zwar erwähnt, jedoch<br />

nicht erklärt worden.<br />

Insgesamt bin ich gespalten darin, ob ich das Buch<br />

empfehlen kann. Sicherlich ist es ein gutes Buch für<br />

den, <strong>der</strong> sich für das Fach an sich interessiert und vielleicht<br />

überlegt, in dem Bereich weiter tätig sein zu<br />

wollen. Auch zum Nachschlagen finde ich es empfehlenswert,<br />

würde aber auch eher für den interessierten<br />

Studenten zutreffen. Wer nur ein Buch sucht, dass ihn<br />

70<br />

gut durch das Fach bringt und auch später in <strong>der</strong> Interpretation<br />

von Labor-Parametern hilft, sollte sich eher<br />

für ein an<strong>der</strong>es Buch entscheiden, zumal die 39 Euro<br />

für ein Buch in Rot-Schwarz-Druck, das ich als sehr gewöhnungsbedürftig,<br />

wenn nicht gar störend empfinde,<br />

eher hoch angesetzt ist.<br />

Nils Janzen<br />

Dörner<br />

Taschenlehrbuch Klinische<br />

Chemie und Hämatologie<br />

Thieme Verlag<br />

ISBN: 3131297166<br />

Preis: 29,95 €<br />

Der Büchermarkt in dem Fach<br />

Klinische Chemie/Laboratoriumsmedizin<br />

ist überschaubar<br />

und einige Bücher davon kommen<br />

wegen <strong>der</strong> Komplexität<br />

und Fülle für den Studenten eher nicht in Frage. Um es<br />

gleich vorweg zu sagen: <strong>der</strong> „Dörner“ ist ein Klassiker.<br />

In <strong>der</strong> nunmehr bei Thieme erschienen 6. Auflage vermittelt<br />

das Buch kurz und prägnant auf etwa 560 Seiten<br />

alles, was man über Klinische Chemie wissen muß.<br />

Eigentlich ist es überflüssig, hier etwas über das Buch<br />

zu schreiben, da wohl die meisten Studenten sich für<br />

das Buch entschieden haben, aber wer das Fach noch<br />

vor sich hat, ist vielleicht doch an einer Empfehlung interessiert.<br />

Das Buch kommt im bewährten Taschenbuch-Format<br />

und im 4-Farb-Druck daher. Die Farben sind einheitlich<br />

und sinnvoll verwendet worden und erleichtern<br />

die Lesbarkeit des Textes und die Hervorhebungen von<br />

wichtigen Details in angenehmer Weise, ohne dass das<br />

Buch zu bunt und überladen wirkt. Trotz des kleinen<br />

Formates ist die Schrift angenehm zu lesen (nicht zu<br />

klein und gedrungen) und man kommt wegen <strong>der</strong> Prägnanz<br />

des Ausdrucks und <strong>der</strong> vielen Bil<strong>der</strong>, Grafiken<br />

und Tabellen schnell durch die Kapitel und zum Wesentlichen<br />

des Inhaltes.<br />

Das Buch ist in 21 große Kapitel geglie<strong>der</strong>t. Obwohl<br />

enthalten, hält es sich jedoch nicht zu lange an <strong>der</strong><br />

Analytik auf, son<strong>der</strong>n kommt schnell zu den wesentlichen<br />

Aspekten <strong>der</strong> einzelnen Parameter und stellt in<br />

kurzer, prägnanter Form die Bewertung dar. Sehr erfreulich<br />

finde ich, dass die hämatologischen Bil<strong>der</strong> in<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />

Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Farbe dargestellt sind. Natürlich kann und will das vorliegende<br />

Buch nicht alles abdecken. Wer detaillierte Informationen<br />

zu den einzelnen biochemischen Reaktionen<br />

und Messprinzipien sucht, wird eher enttäuscht.<br />

Ebenso <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sich die neuesten Erkenntnisse<br />

in dem Fach erhofft, wird besser nach einem an<strong>der</strong>en<br />

Buch suchen müssen. Wer jedoch ein solides Lehrbuch<br />

benötigt, das ihn zuverlässig durch das Studium bringt<br />

und auch noch ein Stück weiter begleitet, dem sei das<br />

29 Euro teure Buch bestens empfohlen, es ist sicher<br />

eine gute Investition.<br />

Nils Janzen<br />

Schmidt, Lang<br />

Physiologie des Menschen<br />

Springer Verlag<br />

ISBN: 3540329080<br />

Preis: 79,95 €<br />

Der Schmidt Lang ist ein sehr<br />

ausführliches Lehrbuch, das<br />

Informationen über den prüfungsrelevanten<br />

Stoff hinaus<br />

enthält. Für den interessierten<br />

Studenten genau das Richtige! Für das schnelle “Pauken”<br />

vor <strong>der</strong> Prüfung ist das Buch nicht geeignet. Bleiben<br />

beim Lernen mit Vorlesungsskripten o<strong>der</strong> dem<br />

Kurzlehrbuch Fragen offen, kann man diese Sachverhalte<br />

jedoch sehr gut nachschlagen. Für das bessere<br />

Verständnis und zur Vorbereitung auf Seminare und<br />

Praktika lohnt es sich auf jeden Fall mit dem Schmidt<br />

Lang zu arbeiten. Der Schmidt Lang hat “Tradition”<br />

und verbessert seine Inhalte seit vielen Jahren. In <strong>der</strong><br />

30. Auflage hat sich zu vorherigen allerdings nicht viel<br />

verän<strong>der</strong>t. Zur Gestaltung des Buches lässt sich sagen,<br />

dass es sehr nüchtern und einfach aufgebaut ist.<br />

Wer zur besseren Übersicht Lernkästen und deutliche<br />

Farbabgrenzungen bevorzugt, sollte also lieber die Finger<br />

von diesem Buch lassen. Da an dem Buch sehr viele<br />

unterschiedliche Autoren mitgewirkt haben gibt es<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Tiefe und Genauigkeit <strong>der</strong> Kapitel.<br />

Unser Neurophysiologie-Prof. Fahlke hat auch an diesem<br />

Buch mitgearbeitet und wer ihn kennt weiß, dass<br />

Prof. Fahlke eine große Liebe zum Detail hegt. Wer also<br />

regelmäßig seine Vorlesungen besucht, liegt mit dem<br />

Schmidt Lang eine Nasenlänge vorn.<br />

Diane Hackstette und Rena Steffens<br />

Königshoff, Brandenburger<br />

Kurzlehrbuch Biochemie<br />

Thieme Verlag<br />

ISBN: 3131364122<br />

Preis: 27,95<br />

Das Kurzlehrbuch Biochemie<br />

von Königshoff und<br />

Brandenburger ist gut geeignet,<br />

um einen ausreichend<br />

tiefen Einblick in die<br />

wesentlichen Bestandteile<br />

<strong>der</strong> gelehrten Biochemie zu<br />

erhalten. Es enthält in leicht zugänglicher und komprimierter<br />

Art und Weise all das, was man im Fach Biochemie<br />

für die Prüfung braucht. Auch zur Vorbereitung<br />

auf Praktikumstage und Seminare ist es gut geeignet.<br />

Allerdings ist es nun einmal ein Kurzlehrbuch und behandelt<br />

die Themen daher eher oberflächlich. Für all<br />

diejenigen, die ein großes Interesse <strong>der</strong> Biochemie<br />

entgegen bringen und über die wirklich prüfungsrelevanten<br />

Fakten hinaus Details erfahren möchten, ist<br />

dieses Buch nicht ausführlich genug. Der Königshoff/<br />

Brandenburger beinhaltet übersichtliche und einprägsame<br />

Tabellen und Grafiken, die das Lernen erleichtern,<br />

allerdings teilweise auch kleinere Fehler enthalten, die<br />

man oft aber auch schnell, durch aufmerksames Lesen<br />

des Textes, entdeckt. Am Anfang eines jeden Kapitels<br />

sind klinische Beispiele zu finden, die meist sehr interessant<br />

sind und den Bezug zur späteren ärztlichen<br />

Tätigkeit herstellen, was mich persönlich immer sehr<br />

motiviert hat. Am Anfang von jedem Unterkapitel ist<br />

zusätzlich ein sogenannter Lerncoach zu finden, welcher<br />

in kürze erläutert welche Inhalte den Leser im<br />

Folgenden erwarten und was dieser dabei beachten<br />

soll. Dick gedruckte „Merke“-Passagen im laufenden<br />

Texte weisen auf beson<strong>der</strong>s relevante Abschnitte und<br />

Schwerpunkte eines Kapitels hin. Des weiteren gibt ein<br />

„Check-Up“ am Ende jedes Kapitels den Hinweis, welche<br />

relevanten Fakten sinnvoll zum Wie<strong>der</strong>holen sind.<br />

Alles in Allem kann ich sagen, dass das Kurzlehrbuch<br />

Biochemie von Königshoff und Brandenburger ein<br />

gutes Buch zum Verstehen und Lernen wichtiger Inhalte,<br />

des Faches Biochemie, ist. Für viele Studenten<br />

ist <strong>der</strong> Inhalt vollkommen ausreichend, allerdings ist<br />

bei Interesse und auf <strong>der</strong> Suche nach Details ein ausführlicheres<br />

Werk zu Rate zu ziehen.<br />

Jana Kaszian<br />

curare 71


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />

Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

72<br />

Hick<br />

Intensivkurs Physiologie<br />

Urban&Fischer Verlag<br />

ISBN: 3437418920<br />

Preis: 36,95 €<br />

Der Hick ist ein Intensivkurs.<br />

Das bedeutet er ist ein Kurzlehrbuch,<br />

welches optisch und<br />

inhaltlich aufgearbeitet wurde.<br />

Die wichtigsten Sachverhalte<br />

werden kurz und prägnant erklärt, ohne sich mit Detailinformationen<br />

aufzuhalten. Für ein tieferes Verstehen<br />

<strong>der</strong> Physiologie ist de Hick daher nicht geeignet. Hierzu<br />

sollte man lieber auf ein Standardwerk zurückgreifen<br />

o<strong>der</strong> den Hick vorlesungsbegleitend nutzen. Für das<br />

schnelle und effiziente Wie<strong>der</strong>holen von einmal gelernten<br />

Inhalten ist <strong>der</strong> Hick bestens geeignet.<br />

Das Buch ist in 20 Kapitel geglie<strong>der</strong>t, welche jeweils mit<br />

mehreren Unterkapiteln ausgestattet sind. Am Rand<br />

je<strong>der</strong> Seite kann man anhand eines blauen Striches<br />

erkennen welche Themen, laut Verfasser, am relevantesten<br />

für Klausuren, beson<strong>der</strong>s nach IMPP, sind.<br />

Wichtige Schlagwörter sind dick gedruckt und somit<br />

sichtlich hervorgehoben, was ein rasches Finden <strong>der</strong><br />

gewünschten Passage erheblich erleichtert. Die sehr<br />

strukturierte Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Texte mit farblich hervorgehobenen<br />

Bereichen und die vielen Grafiken,<br />

zur Erläuterung <strong>der</strong> Sachverhalte, ermöglichen einen<br />

schnellen Überblick, über die gesamte Bandbreite <strong>der</strong><br />

Themen hinweg. Am Anfang eines jeden Kapitels findet<br />

sich zunächst ein Inhaltsverzeichnis und folgend<br />

eine kurze Vorstellung <strong>der</strong> jeweiligen Lernziele.<br />

Mir persönlich fehlte eine kurze Zusammenfassung am<br />

Ende jedes Kapitels, welche einen schnellen Überblick<br />

noch besser vermitteln könnte.<br />

Zusammenfassend kann ich sagen, dass <strong>der</strong> Hick ein<br />

Buch ist, welches jedem <strong>der</strong> von sich weiß, dass er „in<br />

Bil<strong>der</strong>n lernt“ sehr gut unter die Arme greifen kann. Die<br />

Stärke dieses Buches liegt in <strong>der</strong> farblichen Gestaltung<br />

und den vielen Grafiken die zum Verstehen und zum<br />

bildlichen Einprägen hervorragend beitragen. Auf <strong>der</strong><br />

Suche nach Detailinformationen, sollte man allerdings<br />

in einem Standardwerk nachschlagen.<br />

Jana Kaszian<br />

S. Doering, H. Möller (Hrsgb.)<br />

Frankenstein und Belle de<br />

Jour: 30 Filmcharaktere und<br />

ihre psychischen Störungen<br />

Springer Verlag<br />

ISBN: 3540768793<br />

Preis: 39,95 €<br />

Ein absolutes Muss für Filmfans.<br />

In diesem Buch kann man<br />

nachlesen, welche psychiatrischen<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> sich<br />

hinter den Horrorakademikern Dr. Hannibal Lecter und<br />

Dr. Frankenstein verbergen, was Orson Welles‘ Citizen<br />

Kane antreibt und ob Billy Crystal in Reine Nervensache<br />

den Mafiaboss lege artis von seinem Leid befreit.<br />

Insgesamt werden 30 Filmcharaktere nach ICD-10-<br />

Kriterien aufgeschlüsselt. Es findet sich annähernd <strong>der</strong><br />

ganze Katalog: von Hirnorganischen Psychosyndromen<br />

über Beispiele für den schizophrenen Formenkreis bis<br />

hin zu Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, wobei<br />

37 Autoren ihr bestes geben und ein spannendes<br />

Kompendium an ausgesprochen sehenswerten, die<br />

Krankheiten in den meisten Fällen regelrecht darstellenden<br />

Filmen präsentieren.<br />

So erfährt <strong>der</strong> geneigte Leser etwa, warum Renton,<br />

Spud und Sick Boy in Trainspotting nicht die Finger<br />

vom Heroin lassen können, weshalb in Schweigen <strong>der</strong><br />

Lämmer Menschen gegessen werden und ob Dustin<br />

Hoffmann in Rain Man den Autisten auch authentisch<br />

gibt. Die Texte sind fachlich anspruchsvoll, aber sehr<br />

spannend geschrieben. Für Psychiatriebegeisterte bietet<br />

das Buch eine amüsante Darstellung bekannter diagnostischer<br />

Kriterien, für interessierte Laien gibt es einen<br />

Einblick in ungewohnte Gefilde des menschlichen<br />

Daseins und für leidenschaftliche Cineasten liefert das<br />

Buch reichlich Inspiration für Kinogänge o<strong>der</strong> Filmabende<br />

daheim.<br />

Fritz Nielsen<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen<br />

Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

Frag die Raap!<br />

In <strong>der</strong> CURARE beantwortet Dr. Ulrike Raap,<br />

Fachärztin für Dermatologie und Allergologie<br />

an <strong>der</strong> Hautklinik in Hannover-Linden etliche<br />

Fragen, die Redakteur Ole Tempelhof schon<br />

immer unter den Nägeln gebrannt haben.<br />

Eine neue Studie belegt: Starkes Rauchen hilft bei Allergie,<br />

indem es die T-Zell-Fuktion unterdrückt. Wann<br />

kommt diese innovative Therapie in <strong>der</strong> Hautklinik<br />

zum Einsatz?<br />

Diese Studie würde ich gerne im Original zu sehen bekommen.<br />

Es ist großer Unsinn, dass Rauchen gegen<br />

Allergien hilft! Im Gegenteil, das Rauchen kann zu einer<br />

Verschlimmerung einer Allergie wie beispielsweise<br />

einem Asthma Bronchiale führen. Darüber hinaus ist<br />

das Rauchen schlecht für den Teint <strong>der</strong> Haut und <strong>der</strong><br />

Zähne, Raucher stinken und Rauchen schmälert den<br />

Geldbeutel…<br />

Wie wird stattdessen, z.B. bei Neuro<strong>der</strong>mitis, behandelt?<br />

Kurz geantwortet:<br />

1. Aufklärung (ganz wichtig, die Patienten müssen wissen<br />

was sie haben)<br />

2. Beratung (Umgang mit <strong>der</strong> Erkrankung, zB. Welche<br />

Salbe nehme ich wann, was kann ich in einem Schub<br />

tun etc.. Wir bieten in <strong>der</strong> Hautklinik spezielle Schulungsprogramme<br />

für Betroffene und zum Beispiel Eltern<br />

kleinerer Kin<strong>der</strong>)<br />

3. Therapie (Lokal o<strong>der</strong> systemisch, Phototherapie)<br />

Rauchen gegen Allergie?<br />

… ist zwar ein toller Aufhänger,<br />

aber nicht praxisrelevant. Die<br />

Studie untersuchte Mäuse, keine<br />

Menschen. Bei denen führt<br />

Rauchen im Regelfall zu einer<br />

deutlichen Allergie-Verschlechterung.<br />

Wer mehr lesen möchte:<br />

In <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>-Bibliothek unter<br />

www.pubmed.gov nach<br />

“High-dose but not low-dose<br />

mainstream cigarette smoke<br />

suppresses allergic airway inflammation<br />

by inhibiting T cell<br />

function.” (Thatcher TH, Benson<br />

RP, Phipps RP, Sime PJ.) suchen.<br />

Woran merke ich, dass ich eine Allergie habe?<br />

Zum Beispiel daran, dass wenn <strong>der</strong> Birkenpollenflug ist<br />

und Dir ständig die Nase juckt und läuft und Du häufig<br />

niesen musst. Das könnten erste Symptome für eine<br />

allergische Rhinitis zum Beispiel gegenüber Birkenpollen<br />

sein.<br />

Wie wird das getestet?<br />

Das allerwichtigste in <strong>der</strong> Allergologie ist immer die<br />

spezifische Anamnese. Daran anschließend führen wir<br />

bei <strong>der</strong> allergischen Rhinitis zunächst einen Pricktest<br />

mit 10 <strong>der</strong> häufigsten Aeroallergene durch, sollte dieser<br />

Negativ ausfallen, gehen wir einen Schritt weiter<br />

und führen einen Intrakutantest durch, <strong>der</strong> natürlich<br />

gefährlicher ist als <strong>der</strong> Pricktest, da das Allergen intrakutan<br />

appliziert wird. Zusätzlich können noch Allergenspezifische<br />

Antikörper IgE und das Gesamt-IgE beim<br />

Patienten bestimmt werden. Der Hauttest und das<br />

spezifische IgE geben Information über die Sensibilisierung<br />

des Patienten. Das wichtigste ist nun, die Anamnese<br />

mit diesen Daten zu korrelieren und zu schauen,<br />

welches Allergen als Auslöser <strong>der</strong> Beschwerden in<br />

Frage kommt. Kann <strong>der</strong> Patient keine Angaben zur Anamnese<br />

machen, führen wir beispielsweise eine nasale<br />

Allergenprovokation durch.<br />

Wo kann man mehr darüber lernen?<br />

In <strong>der</strong> Hautklinik, die eine <strong>der</strong> größten allergologischen<br />

Abteilungen in ganz Norddeutschland hat.<br />

curare 73


Geh<br />

nach<br />

Ghana<br />

Nach den Erlebnissen von Thomas Gerding<br />

und Sebastian Dziuba, von Fritz Nielsen.<br />

Mit Fotos von Sebastian Dziuba.


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />

Lernpause Projekte Humor<br />

Togo. Nicht bloß ein Kaffee. Son<strong>der</strong>n auch ein kleiner<br />

Staat im Westen Afrikas, ein Land wie kein<br />

an<strong>der</strong>es (außer Benin). Direkt nebenan: Ghana, eine<br />

Perle Schwarzafrikas, einer <strong>der</strong> wirtschaftlich stärksten<br />

Staaten südlich <strong>der</strong> Sahara. Und Famulaturziel<br />

vieler Medizinstudenten. Die heutige Präsidialrepublik<br />

ist eine ehemalige britische Kronkolonie und hat eine<br />

lange Geschichte verbrecherischer Ausbeutung natürlicher<br />

Ressourcen (Gold, Sklaven). Heute leben 22 Millionen<br />

Menschen aus hauptsächlich fünf Volksgruppen<br />

mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 57<br />

Jahren in dem tropischen Land an <strong>der</strong> „Goldküste“.<br />

Mit einer staatlichen Krankenversicherung, bei umgerechnet<br />

16 € pro Jahr für die ganze Familie, und einer<br />

kräftigen Medikamentensubventionierung ist Ghana<br />

zu Teilen fortschrittlicher als manch ein südeuropäisches<br />

Land.<br />

In Sebastian Dziuba und Thomas Gerding schlummerte<br />

schonlange eine Faszination für Afrika [den schwarzen<br />

Kontinent]. Nur wie hinkommen? Und wohin genau?<br />

Prof. Erich, Nephrologe aus <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>,<br />

wusste Rat: in <strong>der</strong> ghanaischen Stadt Jirapa lebt und ar-<br />

76<br />

beitet ein ehemaliger Kollege. Der Kontakt war schnell<br />

hergestellt, die Flugtickets gebucht und <strong>der</strong> Reiseführer<br />

gekauft („Ghana“ von Jojo Cobbinah, erschienen im<br />

Peter Meyer Verlag). Schnell noch einmal durchgeimpft<br />

und die Familienpackung Malarone bzw. Lariam im Gepäck<br />

– und das Abenteuer Afrika konnte beginnen.<br />

And an adventure it was. Gemütlich, schnell und luxuriös<br />

verliefen die ersten drei Stunden im ICE nach Düsseldorf,<br />

von dort ging es mit dem Flieger nach Dubai!<br />

Der zehnstündige Flug verlief recht unstrapaziös, zumal<br />

im Hinblick auf das, was den beiden Reiselustigen noch<br />

bevorstand. Sechs weitere Stunden später landeten sie<br />

in Accra, <strong>der</strong> Hauptstadt Ghanas im Süden des Landes.<br />

Zum ersten Mal schnupperten die zwei afrikanische<br />

Luft – und das war auch dringend nötig. Reichlich präoxygeniert<br />

stiegen sie dann in das wichtigste Transportmittel<br />

des Landes: das Trotro. Hinter diesem eigentümlichen<br />

Namen verbergen sich in <strong>der</strong> Regel alte winzige<br />

Minibusse von Nissan, Suzuki, Hitachi o<strong>der</strong> noch ältere<br />

Mercedes Sprinter, die von überall nach überall fahren,<br />

meist voll- bis überbelegt. In Kumasi trafen sie auf Tony,<br />

einen Mitarbeiter von Dr. Funk, quasi sein persönlicher<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

92<br />

Achtung: Humor!<br />

Fritz Nielsen<br />

Jacob Pilster und Fritz Nielsen<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

<strong>MHH</strong><br />

Adressbuch<br />

Studentensekretariat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Hilfe rund ums Studium Mo., Di., Do., Fr.: 9-12 Uhr, Di.: 14-15:30 Uhr<br />

Tel: 0511-532 6018/-19<br />

AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Alles, was Ihr schon immer wissen wolltet! Mo-Do.: 12:15-13:45 Uhr Sprechstunde<br />

Tel.: 0511-532 5414 o<strong>der</strong> -9880<br />

Fundbüro <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Herr Carsten Frömbling Mo-Fr.: 9-12 Uhr<br />

Tel.: 0511-532 2993<br />

Studiendekanat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

U.a. Fragen, An-, Abmeldungen zu Prüfungen, Klausuren Mo., Di., Do.: 13-15 Uhr<br />

Tel.: 0511-532 2400<br />

Sozialberatung in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Dienstags im AStA-Sprechstundenraum, 11-14 Uhr<br />

Uni Hannover<br />

BAFöG-Abteilung des Studentenwerks<br />

Alles rund ums BAFöG; Sprechstunden <strong>der</strong> SachbearbeiterInnen Di.: 13-18 Uhr, Fr.: 9-12 Uhr, Mo., Mi., Do.: 13-15 Uhr<br />

Tel.: 0511-76 88126<br />

BaFöG Servicebüro<br />

Keine Beratung, nehmen nur Unterlagen an, Mo-Do.: 9-12 Uhr, Mo., Mi., Do.: 13-15 Uhr<br />

Studienberatung, Welfengarten 1, Raum A 320, Tel.: 0511-76 25587<br />

Unisport (ZfH)<br />

Di. und Do.: 11-13 Uhr; Mo., Mi.: 16-18 Uhr; Fr.: 13-15 Uhr<br />

Am Moritzwinkel 6, Tel.: 0511-76 23801<br />

Psychologisch-therapeutische Beratung für Studierende<br />

Berät Studierende bei psychosozialen Problemen<br />

Welfengarten 2c, Tel.: 0511 76 23799<br />

BAFöG- und Sozialberatung des AStA <strong>der</strong> Uni Hannover<br />

Verfügen über sehr umfangreiches Wissen zu vielerlei Rechts- und Sozialfragen, Di.: 15-17 Uhr, Mi.: 12-14 Uhr<br />

Tel.: 0511-76 25062<br />

Sozialberatung des Studentenwerks<br />

Lodyweg 1, Mo. und Mi. 13-15 Uhr, Di. und Do.13-13 Uhr<br />

Tel.: 0511-76 88922<br />

Sonstige Telefonnummern<br />

Landesprüfungsamt Hannover<br />

Berliner Allee 20, 30175 Hannover o<strong>der</strong> Postfach 307, 30003 Hannover<br />

Tel.: 0511-380 2570/-2571/-2583/-2590<br />

Amtsgericht Hannover<br />

Erhalt eines Rechtsberatungsscheins für kostenlose Beratung bei Anwälten <strong>der</strong> Bereiche Zivil-, Arbeits-, Familien-, Sozial- und Verwaltungsrecht;<br />

Volgersweg 1, Zimmer 2004; Mo.-Fr.: 9-12 Uhr; Tel.: 0511-3472330<br />

24-Stunden-Notruf für Schwangere<br />

Kostenlose Hotline des Diakonischen Werkes für Fragenrund um Schwangerschaft und Geburt; Tel.: 0800-6050040<br />

Telefonseelsorge<br />

Tel.: 0800-1110111<br />

curare<br />

93


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />

Lernpause Projekte Humor<br />

Assistent aus Jirapa, dem vorläufigen Reiseziel des<br />

dynamischen Duos. Eine Autofahrt später – und sie<br />

waren da. Nach einer Reisezeit von insgesamt etwa<br />

35 Stunden.<br />

Man darf sich das St. Joseph-Hospital nicht nach mitteleuropäischen<br />

Maßstäben vorstellen. Es handelt<br />

sich um eine Ansammlung von Bungalows gefüllt mit<br />

Betten gefüllt mit Menschen. Fachrichtungen sind<br />

hier nur unscharf begrenzt. Das ärztliche Personal<br />

besteht aus einer Reihe einheimischer Ärzte, einigen<br />

Kubanern und Dr. Matthias Funk. Letzterer war <strong>der</strong><br />

von Prof. Erich angepeilte Pädiater und Tropenmediziner,<br />

<strong>der</strong> seit 20 Jahren in Ghana praktiziert. Hier<br />

hat er sich spezialisiert auf … alles. Ausgestattet mit<br />

dem geschulten Blick <strong>der</strong> Erfahrung als wichtigstes<br />

und beinahe einziges diagnostisches Instrument, beeindruckte<br />

er Sebastian und Thomas im Laufe ihrer<br />

Famulatur oftmals sehr durch seine vielfältige und<br />

profunde Kenntnis <strong>der</strong> hier erfor<strong>der</strong>lichen Allround-<br />

Medizin. Dr. Funk bewies den beiden mehr als einmal,<br />

dass man mit viel Einsatz, einem Quantum Trost,<br />

pardon: Selbstaufgabe und reichlich Diensterfahrung,<br />

nahezu ohne Hilfsmittel hochkarätige Medizin<br />

machen kann. Dagegen waren die beiden zunächst<br />

reichlich überfor<strong>der</strong>t, verständlich aber, waren sie<br />

doch konfrontiert mit einem völlig an<strong>der</strong>en Krankheitsspektrum,<br />

als von daheim gewohnt: Malaria, Typhus,<br />

Bilharziose (wobei angemerkt sei, dass Malaria<br />

in Endemie-Gebieten wie Ghana häufig wie ein grippaler<br />

Infekt anmutet; kein Wun<strong>der</strong>, bedenkt man,<br />

dass ein Ghanaer in seiner Kindheit im Schnitt 30-40<br />

Infektionen durchmacht). Daneben wird noch Wundund<br />

Traumaversorgung geleistet, wobei die beiden<br />

im chirurgischen Bereich eine weitere Überraschung<br />

erwartete. Die Händedesinfektion wird mit Wasser<br />

und Seife vorgenommen, weil die westlich standardisierten<br />

Polyalkohole fehlen, und aus Mangel an Sauerstoff<br />

in Hochdruckflaschen werden Beatmungsgeräte<br />

im OP mit Raumluft betrieben. Da dies aber<br />

selbst unter den dortigen Umständen etwas mulmig<br />

erscheint, werden vorwiegend Ketamin-Narkosen<br />

angesetzt, um die Spontanatmung <strong>der</strong> Patienten zu<br />

erhalten. Dabei ist das nicht das einzige Beispiel für<br />

defizitäre technische Ausstattung: da wäre das Labor,<br />

das viel Zuversicht und Optimismus erfor<strong>der</strong>t;<br />

ab und zu gibt es mal ein Röntgenbild, worauf man<br />

aber nicht zählen sollte und wenn tatsächlich mal<br />

ein Liquorraum punktiert wurde, hat Dr. Funk die<br />

80<br />

curare


Feuilleton<br />

curare 7


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />

Lernpause Projekte Humor<br />

82<br />

Untersuchung am heimischen, aus Deutschland eigens<br />

importierten Mikroskop vollzogen. So blieben als Verlaufskontrolle<br />

hauptsächlich eine Fieberkurve und <strong>der</strong><br />

zuvor erwähnte geschärfte Blick. An Dr. Funks Seite<br />

stand Elias, treuer Adjutant und Medical Assistent. Zusammen<br />

führten sie die Visite durch, wobei diese auch<br />

sehr ungewohnt daherkam: an einem Schreibtisch saßen<br />

Elias und Dr. Funk und in einer langen Reihe standen<br />

und kauerten die Patienten und warteten geduldig<br />

auf ärztliche Hilfe.<br />

UntergebrachtwarenSebastianundThomasimGästehaus<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Dr. Funks Bleibe, bei dem sie auch<br />

alle Mahlzeiten mit <strong>der</strong> Familie einnahmen. Zu essen<br />

gab es Bekanntes aber auch neuartiges Einheimisches.<br />

Das Gericht, was den gesamten Aufenthalt geprägt<br />

hat war Fufu: stundenlang mit einem großen Stößel<br />

in einem ausgehölten Holzklotz zerstampfter Yam-<br />

Rübenkloß mit scharfer Tomaten-Knoblauchsauce. Ab<br />

und zu gab es Fleisch, an <strong>der</strong> Küste wird auch viel Fisch<br />

gegessen. Dr. Funks Haus ist ein bescheidenes Heim,<br />

das den Altruismus des deutschen Kin<strong>der</strong>arztes wi<strong>der</strong>spiegelt:<br />

vom St. Joseph-Hospital bekommt er kein Gehalt,<br />

allein die Möglichkeit zur Forschung ist gegeben.<br />

Also finanziert er sein Leben einzig über deutsche Forschungsgel<strong>der</strong>,<br />

die er schließlich in neues Laborwerkzeug<br />

reinvestiert. So mussten Sebastian und Thomas<br />

ihm auch eine Zentrifuge aus Deutschland mitbringen,<br />

um horrende Frachtgebühren zu vermeiden. Allerdings<br />

ist dieser Lebenswandel nur eine Übergangslösung: mit<br />

einem ghanaischen Ingenieur plant er den Aufbau einer<br />

eigenen neuen Kin<strong>der</strong>klinik (www.tamfunk.com).<br />

Für Sebastian und Thomas endete schließlich die Famulatur,<br />

man verabschiedete sich, nahm sich in die<br />

Arme und sagte Lebewohl. Doch hier begann für die<br />

beiden eine ganz neue Reise, denn nun hieß es, dieses<br />

noch immer recht fremde Land genauer unter die Lupe<br />

zu nehmen und wenigstens die vom Reiseführer als sehenswert<br />

deklarierten Stätten zu besuchen. Von Jirapa<br />

(siehe Landkarte, 1) ging es mit dem Bus über Wa zum<br />

Mole Nationalpark (2). Dort suchten sich die beiden<br />

einen einheimischen Führer, <strong>der</strong> darüber hinaus auch<br />

noch anständig bewaffnet war. Er führte sie durch ein<br />

Naturschutzgebiet und ganz nah an einen Haufen baden<strong>der</strong><br />

Elefanten heran. Im nahegelegenen Larabanga<br />

fanden die beiden außerdem die älteste Moschee<br />

Nordafrikas, ein beeindruckendes Gebäude in westsudanischem<br />

Baustil, wie man ihn auch in Mali antrifft.<br />

curare


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Lernpause Projekte Humor<br />

84<br />

Von hier aus ging es über die Großstadt Tamale (3)<br />

nach Kintampo (4). Hier gab es sehr sehenswerte Wasserfälle,<br />

die für eine willkommene Abkühlung sorgten.<br />

In Kumasi (5) schließlich sahen sie den größten Markt<br />

Westafrikas – hier bekam man alles, mit Ausnahme<br />

von Flugzeugen und Luxusjachten. Der Markt sei aber<br />

nicht ganz ungefährlich, so <strong>der</strong> Reiseführer – also linsten<br />

die beiden Reisefiebrigen nur über den Zaun und<br />

zogen pronto weiter zur Küste: in die Zwillingsstädte<br />

Sekondi-Takoradi (6), wo sie den bedeutendsten Handelshafen<br />

des Landes zu sehen bekamen. Ein Stück weiter<br />

westlich fanden sie Butre (7), einen paradiesischen<br />

Strand mit weißem Sand, ehrfurchteinflößen<strong>der</strong><br />

Brandung, mutigen Fischern und unfähigen österreichischen<br />

Surfern. Über all dem kreiste ein Geier, geduldig.<br />

Von hier war es nur ein zweistündiger Fußmarsch<br />

am Strand entlang nach Busua, einem pittoresken Fischerdörfchen<br />

mit einer atemberaubenden Bucht und<br />

einem wilden Mangrovenwäldchen. Der Salzdunst,<br />

<strong>der</strong> den gesamten Küstenabschnitt bedeckte, erfreute<br />

beson<strong>der</strong>s Sebastian bzw. die Objektive seines Fotoapparates.<br />

Ein ganzes Stück weiter östlich befindet sich<br />

Cape Coast (8). Die zwei Reisenden besuchten hier<br />

curare


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Lernpause Projekte Humor<br />

Cape Coast Castle eine Wehrfeste aus präkolonialer<br />

Vorzeit, von <strong>der</strong> aus zahllose Sklavenschiffe in die neue<br />

Welt aufgebrochen waren. Die kalkweißen Mauern <strong>der</strong><br />

Festung bildeten einen eindrücklichen Kontrast mit <strong>der</strong><br />

Batterie schwerer gusseiserner Kanonen; ein Kontrast,<br />

<strong>der</strong> zusammen mit <strong>der</strong> Besichtigung <strong>der</strong> Kellerverliese<br />

zur „Aufbewahrung“ <strong>der</strong> tausenden von Sklaven, die<br />

unaussprechlichen Verbrechen <strong>der</strong> Vergangenheit in<br />

Erinnerung rief, und schwer bedrückte. So kam es den<br />

beiden ganz gelegen, zu Zerstreuung einige Kilometer<br />

ins Landesinnere zu reisen, nach Kakum (9), wo sie einen<br />

Nationalpark im Regenwald vorfanden. Teils auf<br />

meterhohen Hängebrücken, teils am düsteren Waldboden<br />

kämpften sich Sebastian und Thomas mit Hilfe<br />

eines Führers durch ein unbeschreibliches Dickicht,<br />

vorbei an vierzig Meter hohen Urwaldriesen. Nach diesen<br />

Anstrengungen bei 39° C und 95% Luftfeuchtigkeit<br />

reisten die zwei angehenden Ghanaexperten nun über<br />

Brenu Beach (10) nach Akasombo (11), Heimat des<br />

flächengrößten vollständig von Menschen künstlich<br />

geschaffenen Stausees <strong>der</strong> Erde. Die Stauanlage versorgt<br />

das ganze Land mit Elektrizität, allerdings stößt<br />

das Netz an seine Grenzen und es kommt immer wie<strong>der</strong><br />

zu landesweiten Stromausfällen. Dieser Volta-See,<br />

benannt nach dem größten vollständig von Menschen<br />

künstlich geschaffenen Stausees <strong>der</strong> Erde. Die Stauanlage<br />

versorgt das ganze Land mit Elektrizität, allerdings<br />

stößt das Netz an seine Grenzen und es kommt immer<br />

wie<strong>der</strong> zu landesweiten Stromausfällen. Dieser Volta-<br />

See, benannt nach dem hauptsächlich aufgestauten<br />

Fluss Volta, ist mit Schiffen befahrbar, was die beiden<br />

Seetüchtigen nicht zweimal im Reiseführer nachlesen<br />

mussten und flugs eine ausgedehnte „Seefahrt“<br />

antraten. Antreten mussten die beiden aber auch die<br />

Heimreise, denn <strong>der</strong> Ghanaaufenthalt neigte sich dem<br />

Ende zu. Also fuhren sie über Hohoe (sprich: Hochwe)<br />

zurück in die Hauptstadt Accra (12), von wo aus <strong>der</strong><br />

Rückflug anstand.<br />

Das Fazit <strong>der</strong> beiden Abenteurer überrascht nicht: obgleich<br />

ehrlich froh, wie<strong>der</strong> zuhause zu sein, bereuen<br />

sie nichts und würden die Reise ohne weiteres wie<strong>der</strong>holen,<br />

respektive je<strong>der</strong>zeit erneut auf Erkundungstour<br />

gen Afrika aufbrechen, angesteckt von einem Fieber,<br />

gegen das es keinen Impfstoff gibt.<br />

Fritz Nielsen<br />

Mehr Bil<strong>der</strong> von Sebastian Dziuba unter:<br />

www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/693154<br />

curare 85


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

86<br />

Der Molch macht ‚ s<br />

Die cerebromorphe Wellness-Walnuss als<br />

Brain-Food, Orangen zur Bekämpfung <strong>der</strong><br />

gleichnamigen Hautdellen, Karotten für<br />

mehr Sehschärfe – FUN-ctional Food heißt<br />

<strong>der</strong> neue Wohlfühl-Trend aus Übersee, <strong>der</strong><br />

sich bei Jung und Alt, bei Celebrities und<br />

Mustermanns gleichermaßen an Beliebtheit<br />

erfreut. Wir sprachen mit dem Ernährungsmittelexperten<br />

Bruce Ketter über die mannigfaltigen<br />

Möglichkeiten, die Nahrungsmittel<br />

uns bieten können…<br />

Herr Ketter, was bedeutet „FUN-ctional Food“?<br />

Bruce Ketter: Es ist eine Möglichkeit, sich die Wirkstoffe<br />

aus <strong>der</strong> Nahrung für seine persönlichen Zwecke zu unterwerfen.<br />

Essen als reine Form <strong>der</strong> Energieaufnahme<br />

zu betrachten ist meiner Meinung nach veraltet – Essen<br />

kann mehr! Die verschiedenen Nährstoffe sollten<br />

vielmehr als kleine Helferlein betrachtet werden, die in<br />

unserem Körper Aufträge ausführen.<br />

Wie genau dürfen wir uns das vorstellen?<br />

Bruce Ketter: Nun ja, erzählen Sie mir doch einmal zum<br />

Beispiel, was Sie gestern im Laufe des Tages zu sich genommen<br />

haben!<br />

Nun ja, zum Frühstück ein Omelette mit Pilzen…<br />

Bruce Ketter (unterbricht euphorisch): Super! Pilze enthalten<br />

viele Sporenelemente – ein anspornen<strong>der</strong> Start<br />

in den Tag!<br />

...zu Mittag ein Paar Pferdewürstchen…<br />

Bruce Ketter: Pferdewürste enthalten viel Fohlensäure,<br />

ein natürlicher Schutz gegen Zellalterung!<br />

…und abends gab es Sushi.<br />

Bruce Ketter: Fantastisch! Sushi enthält die Extra-Portion<br />

Cadmium – <strong>der</strong> beste Energy-Snack, wenn <strong>der</strong> Akku<br />

mal leer ist!<br />

Worauf sollte man ihrer Meinung nach beson<strong>der</strong>s<br />

achten?<br />

Bruce Ketter: Zwischendurch möglichst viel Mineralienwasser<br />

trinken, das hilft beim Entschlacken. Fette sind<br />

gut, aber bitte nur gesättigte Fettsäuren konsumieren<br />

– das erleichtert HDL und HDGDL die Arbeit. Proidiotische<br />

Joghurts stärken zudem die Abwehrkräfte.<br />

Was halten Sie von natriumarmer Ernährung?<br />

Bruce Ketter: Nicht viel. Ich möchte nicht darauf verzichten,<br />

mein Frühstücksei mit einer Prise Jodelsalz zu<br />

bestreuen. Zudem vertrete ich das Konzept des „Fun<br />

Food“ – Essen soll Spaß machen! Selbiges gilt auch für<br />

den Alkoholgenuss. So ein kleiner Aperitif regt doch<br />

den Kreislauf an und bringt die „T-Quila“-Zellen auf<br />

Trab.<br />

Aber Alkohol führt doch auch zu Mangelerscheinungen?<br />

Bruce Ketter: Bei dem Thema stoße sogar ich als Atkins-erfahrener<br />

Low-Carb-Weigthwatcher an meine<br />

Grenzen: Wie ist es möglich, dass Burschenschaftler<br />

so traditionsreiche Verbindungen und weitverzweigte<br />

Kontakte aufweisen – aber gleichzeitig beinahe alle an<br />

Vitamin B-Mangel leiden?<br />

Janina Balser und Fritz Nielsen<br />

Jacob Pilster und Fritz Nielsen<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />

Lernpause Projekte Humor<br />

curare<br />

Famulatur in Osnabrück<br />

Die erste Famulatur! Was, wo, wie? Wer da<br />

ins Grübeln kommt, kann sich freuen: Zum<br />

Glück gibt‘s mutige Famulanten, die mögliche<br />

Kliniken antesten.<br />

Als Ort für meine erste Famulatur wählte ich über die<br />

Osterferien das Marienhospital Osnabrück (MHO) aus.<br />

Das MHO ist ein Haus <strong>der</strong> Maximalversorgung und<br />

bietet somit vielerlei Möglichkeiten, Einblicke in den<br />

Alltag verschiedener Fachrichtungen zu bekommen.<br />

Geplagt vom Kurs Diagnostische Methoden II sowie<br />

drei Wochen Propädeutikum in <strong>der</strong> Inneren <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

entschied ich mich für eine Famulatur in <strong>der</strong> Unfallchirurgie.<br />

Befürchtungen, als Student im 1. klinischen Semester<br />

ohne jegliche chirurgische Erfahrung in <strong>der</strong> Famulatur<br />

wenig machen zu können, wurden schon am ersten<br />

Tag entkräftet. Der Einstieg wurde mir durch das nette<br />

Team <strong>der</strong> Abteilung erleichtert. Je<strong>der</strong>, vom Chefarzt<br />

Prof. Dr. Joosten bis hin zum Pflegepersonal auf den<br />

Stationen und im OP, empfing mich freundlich und war<br />

bemüht, mir viel zu erklären und zu zeigen.<br />

In <strong>der</strong> Gestaltung meines Arbeitstages genoss ich<br />

große Freiheit. Nach <strong>der</strong> Frühbesprechung musste ich<br />

zwar erst „normale“ Famulantenarbeiten wie Blut abnehmen<br />

und Zugänge legen verrichten. Danach stand<br />

es mir dann frei, auf Visite mitzugehen, im OP o<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Notaufnahme vorbeizuschauen. In allen Bereichen<br />

wurde mir viel gezeigt, so dass ich nach einiger Zeit im<br />

OP als Assistenz eingeteilt war und auch die eine o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e kleine Wunde selber genäht habe. Vor allem<br />

im OP erlebte ich jeden Tag verschiedene Eingriffe,<br />

das Spektrum reichte von Eingriffen an <strong>der</strong> Hand über<br />

Frakturversorgung bis zum Einsetzten von Gelenkprothesen<br />

und wurde somit nie langweilig.<br />

Studenten, die nicht aus Osnabrück kommen, erhalten<br />

die Möglichkeit, gegenüber des MHO kostenlos in<br />

einem Wohnheim zu wohnen. Durch die zentrale Lage<br />

des Hauses in Osnabrück sind folglich auch viele Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Freizeitgestaltung geboten.<br />

Da das Haus trotz Maximalversorgung nicht zu groß ist,<br />

ist das allgemeine Arbeitsklima sehr angenehm. Nach<br />

einigen Tagen kennt man auch viele Kollegen aus an<strong>der</strong>en<br />

Abteilungen. Aufgrund dessen sowie <strong>der</strong> Möglichkeit,<br />

viel zu sehen und zu machen, kann ich jedem,<br />

<strong>der</strong> Interesse an <strong>der</strong> Chirurgie hat, empfehlen eine Famulatur<br />

in <strong>der</strong> Unfallchirurgie des Marienhospitals zu<br />

machen.<br />

Hendrik Rott<br />

87


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung<br />

Lernpause Projekte Humor<br />

88<br />

Ein Nordfriese am Herzen<br />

Das erste Jahr vorbei, richtig Glück gehabt<br />

mit den Klausuren, kein Pflegepraktikum<br />

nötig dank FSJ, was macht man mit all <strong>der</strong><br />

freien Zeit?<br />

Da gibt s nur eins: nach Hause auf die Insel Föhr fahren,<br />

den Sommer am Strand genießen, viiiel schlafen,<br />

viiiel lesen und ... ein Praktikum. Aber damit <strong>der</strong><br />

Nordfriese nicht weit aus seinem Revier raus muss,<br />

fährt er mit <strong>der</strong> Fähre zum Festland und sucht sich ein<br />

größeres Krankenhaus unweit des Hafens. In meinem<br />

Fall war das die Klinik in Husum. Kurzerhand bei einem<br />

befreundeten Herzkatheter-Pfleger eingemietet und<br />

eine Woche lang jeden Morgen mit ihm zum Dienst<br />

gefahren...<br />

Das Herzkatheter-Labor ist ein spannen<strong>der</strong> Bereich.<br />

Alles geht recht flott, vom Ankommen bis zum Verlassen<br />

<strong>der</strong> Station vergehen für den Patienten oft nicht<br />

mehr als 1,5 - 2 Stunden. Kurzes Aufnahmegespräch,<br />

alles an<strong>der</strong>e ist - sofern es sich nicht um einen Notfall<br />

handelt - bereits am Vortag durch Gespräch und Einverständniserklärung<br />

besiegelt. Der Patient wird auf<br />

den Tisch begleitet, in <strong>der</strong> Leistengegend lokal betäubt<br />

und schon wird <strong>der</strong> Katheter eingeführt. Die Angst ist<br />

meist groß, die anschließende Erleichterung, dass alles<br />

halb so schlimm war, ist noch größer. Auf dem Röntgenschirm<br />

sind die Gefäße dank Kontrastmittel sehr<br />

gut zu sehen. Langsam bahnt <strong>der</strong> Katheter sich seinen<br />

Weg und gelangt an die Engstelle. Durch Ballon und<br />

bleibenden Stent wird die Engstelle durchgängig gemacht,<br />

die Beschwerden verschwinden schlagartig.<br />

Ich konnte mich frei bewegen und hatte die Wahl, im<br />

Labor bei <strong>der</strong> Prozedur dabeizusein, alles im Kontrollraum<br />

zu verfolgen o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Vorbereitung des nächsten<br />

Patienten zu helfen. Die Ärzte und Pflegekräfte<br />

waren sehr bemüht, mir alles zu erklären. Sie sahen<br />

mich nicht als Belastung, es machte ihnen sichtbar<br />

Freude, mir die Technik zu erläutern.<br />

Das Engagement des freundlichen Personals und auch<br />

die Freude <strong>der</strong> Patienten nach <strong>der</strong> überstandenen Prozedur<br />

machten das Praktikum zu einer schönen Erfahrung.<br />

Bei aller Freude musste <strong>der</strong> Nordfriese aber natürlich<br />

schnellstmöglich zurück auf die Insel, um die letzten<br />

Ferientage an <strong>der</strong> Nordsee zu genießen...<br />

Martin Johann Kreetz<br />

curare


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Lernpause Projekte Humor<br />

Emergency Room Bremen<br />

Annika Simon berichtet von ihrem Ausflug in<br />

die spannende Welt <strong>der</strong> Notfallmedizin beim<br />

AKUT-Forum in Bremen vom 29.-30. August.<br />

Schon bei meiner ersten Fahrt als Praktikantin auf<br />

dem RTW <strong>der</strong> Malteser-Wache Königslut-ter hatte<br />

mich das „Rettungsfieber“ gnadenlos gepackt und<br />

so war es fast eine Selbstverständlichkeit, dass ich<br />

beim ersten deutschen Forum für Notfallmedizin und<br />

Rettung unbedingt dabei sein musste. Die zweitägige<br />

Großveranstaltung fand auf dem Messegelände in<br />

Bahn-hofsnähe statt und umfasste sowohl einen Fachkongress<br />

mit Workshops und Vorträgen, als auch eine<br />

vielseitige Ausstellung mit zahlreichen Vorführungen<br />

allermo<strong>der</strong>nster Rettungsmittel. Mit dem Semesterticket<br />

ist die Anfahrt nach Bremen via Regionalexpress<br />

aus Hannover natürlich gar kein Problem und auch<br />

<strong>der</strong> Eintrittspreis war mit einer Pauschale von 15€ für<br />

Kongress und Ausstellungsbesuch selbst bei meinem<br />

sonst gähnend leeren Portemonnaie gut erschwinglich.<br />

Um die Vorträge im Kongresscentrum besuchen<br />

zu können, erhielt je<strong>der</strong> einen Ausweiß und nach<br />

einem orientierenden Blick hinüber zu den riesigen<br />

Rettungswagen und Hubschraubern auf <strong>der</strong> Outdoor-<br />

Aktionsfläche, spurtete ich auch schon zur ersten Veranstaltung.<br />

Die erste Vortragsreihe drehte sich um das<br />

Thema Vergiftungen und so lernte ich in knapp zwei<br />

Stunden so einiges über präklinisch häufig vorkommende<br />

Intoxikationsnotfälle und die entsprechenden<br />

Akuttherapien. Ein Anästhesist stellte zum Beispiel die<br />

sogenannte „Bremer-Liste“ vor, in <strong>der</strong> alle wichtigen<br />

Antidote aufgeführt sind, die <strong>der</strong> Notarzt von heute<br />

immer parat haben sollte. Im Anschluss zeigte ein Pathologe<br />

unter dem pikanten Titel „Fallstrick Leichenschau<br />

– Die unentdeckte Intoxikation“ viele Bil<strong>der</strong> von<br />

authentischen Fällen und obgleich ich diesen Part als<br />

beson<strong>der</strong>s spannend und eindrucksvoll erlebte, ist mir<br />

dann doch pünktlich zur Mittagszeit ganz schnell <strong>der</strong><br />

Appetit vergangen.<br />

Nach dieser ersten Vortragsrunde wollte ich mir mal<br />

wie<strong>der</strong> die Beine vertreten und so führte mein Weg<br />

auch gleich in Richtung Ausstellungsfläche. Da ich mir<br />

von den Ständen eher inhaltliche Neuigkeiten über aktuelle<br />

Entwicklungen in <strong>der</strong> Rettungsmedizin erhofft<br />

hatte, wurde ich lei<strong>der</strong> bitter enttäuscht: Neben den<br />

klassischen Werbeständen von Pharmafirmen, die unter<br />

an<strong>der</strong>em ihre neuen Lyse-Medis bewarben und mit<br />

reichlich kostenlosen Kulis und Stoffbeuteln lockten,<br />

wurden in Flughafenatmosphäre verbilligte Sicherheitsschuhe,<br />

reduzierte Fachbücher und überteuerte<br />

komplizierte Beatmungsgeräte präsentiert. Naja, immerhin<br />

konnte ich dann doch noch ein kostenloses<br />

Probe-Abo ergatter. Und natürlich auch eine reiche<br />

bunte Sammlung von Kugelschreibern.<br />

Die nächste Vorlesungsrunde, die ich nach Interesse<br />

aus mehreren Parallelveranstaltungen ausgewählt hatte,<br />

widmete sich <strong>der</strong> Pharmakotherapie des Akuten<br />

Koronarsyndroms. Der vortragende Kardiologe schien<br />

sehr von den neuesten Medis begeistert zu sein und referierte<br />

fast eine ganze Stunde lang über die einzelnen<br />

Daten verschiedener Multicenterstudien. Da ich aber<br />

nicht unbedingt eine Spezialistin für diesen Themenbereich<br />

bin, kämpfte ich zeitweise schon mal mit <strong>der</strong><br />

Müdigkeit ;-) Glücklicherweise wurde er dann aber von<br />

einem erfahrenen Notarzt in leiten<strong>der</strong> Position abgelöst,<br />

<strong>der</strong> viele interessante Dinge über die Organisation<br />

des Kölner Rettungsdienstes referierte und nach einer<br />

abschließenden Diskussion blieb sogar noch eine gute<br />

Stunde, um sich auf <strong>der</strong> Outdoor-Fläche zwischen den<br />

eindrucksvollen Hebekränen des THW und supermo<strong>der</strong>nen<br />

Rettungshubschraubern umzusehen. An jedem<br />

Stand traf man dabei auf Ehrenamtliche bekannter<br />

Hilfs- und Rettungsorganisation, die den neugierigen<br />

Besuchern die Technik <strong>der</strong> Rettungsmittel geduldig erklärten<br />

und von eigenen Einsätzen berichteten.<br />

Im Rückblick kann ich sagen, dass sich mein kleiner<br />

Ausflug in die facettenreiche Welt <strong>der</strong> Rettungsmedizin<br />

wirklich gelohnt hat und dass man durch die Kombination<br />

aus Ausstellung, Fahrzeugvorführungen und<br />

natürlich auch durch die Vorträge zu fast jedem Aspekt<br />

<strong>der</strong> Notfallmedizin einen sehr breiten Eindruck gewinnen<br />

konnte. Die Atmosphäre war zudem wäh-rend <strong>der</strong><br />

Vorträge locker und kollegial und in den Pausen konnte<br />

man in Ruhe über die Aus-stellungsfläche spazieren.<br />

Ich kann den Besuch des AKUT-Forums in Bremen also<br />

jedem „Retter“ und Interessenten nur wärmstens ans<br />

Herz legen und bin selbst schon gespannt auf die nächste<br />

Runde in etwa zwei Jahren.<br />

curare 89


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Projekte Humor<br />

90<br />

Vize-Europameister ... na und?<br />

Die Europameisterschaft in <strong>der</strong> CampusLife-<br />

Übertragung in <strong>der</strong> Cafete <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>.<br />

Dreieinhalb Monate liegt das EM-Finale von Wien<br />

zurück, das Ende eines Turniers, das nicht nur<br />

durch die Leistungen <strong>der</strong> deutschen Mannschaft eine<br />

Achterbahnfahrt <strong>der</strong> Emotionen darstellte. Seien es<br />

Ruckler und Bildausfälle während des Kroatienspiels<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> berühmte Bildausfall im Halbfinale gegen die<br />

Türkei. Gerade während <strong>der</strong> Gruppenspiele lief vieles<br />

noch nicht optimal.<br />

Durch unsere Anschaffung einer neuen Satellitenschüssel<br />

konnten viele Übertragungsprobleme im Laufe des<br />

Turniers behoben werden, so dass in den KO-Spielen<br />

ruckelfreier Empfang ermöglicht war.<br />

Die Stimmung in <strong>der</strong> Cafete indes ließ sich von den kleinen<br />

Pannen nicht beeindrucken. Waren Besucherzahlen<br />

während <strong>der</strong> Gruppenphase noch ausbaufähig, so<br />

war die Hütte in den Spielen gegen Portugal, die Türkei<br />

sowie beim Finale gegen Spanien überfüllt. Nach den<br />

Siegen <strong>der</strong> deutschen Mannschaft entwickelten sich in<br />

<strong>der</strong> Cafete noch spontane Gewinnerparties, die teilweise<br />

noch zum Steintor weiterführten.<br />

Dass alles problemlos ablief lag am Team von Campus<br />

Life um den Vorsitzenden Felix Strübing, an erster Stelle<br />

Sascha Wasilenko, <strong>der</strong> nicht nur am Zapfhahn viel<br />

Körpereinsatz bewies, son<strong>der</strong>n auch als Fan in <strong>der</strong> ersten<br />

Reihe. Deswegen an dieser Stelle herzlichen Dank<br />

für die vielen Stunden vor und nach den Spielen, die<br />

ihr für den Auf- und Abbau investiert habt. Vielleicht<br />

reicht es ja dann in 2 Jahren auch für die Deutsche<br />

Nationalmannschaft zum großen Wurf, dass die Übertragungen<br />

in <strong>der</strong> Cafete wie<strong>der</strong>um ein Erfolg werden,<br />

scheint schon jetzt sicher.<br />

Verzweiflung pur: <strong>der</strong> Bildausfall im Halbfinale gegen die Türkei - heute schon legendär<br />

Hendrik Rott<br />

curare


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Projekte Humor<br />

„Ein Turnier, das nicht nur durch die Leistungen <strong>der</strong> deutschen Mannschaft eine Achterbahnfahrt <strong>der</strong> Emotionen darstellte.“<br />

curare 7


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Projekte Humor<br />

92<br />

Medimeisterschaften 2008<br />

Die diesjährigen Medimeisterschaften<br />

führten die <strong>MHH</strong>-Mannschaft ins saarländische<br />

Homburg.<br />

Mit 2 Herrenteams sowie einer Damentruppe waren<br />

die Erwartungen durchaus hoch, im Turnierverlauf<br />

wurden sie lei<strong>der</strong> nicht erfüllt.<br />

Freitag den 27. Juni begann die Fahrt gen Süden. Weit<br />

ging die Reise jedoch nicht, nach 2 Stunden Fahrt blieb<br />

<strong>der</strong> Bus in 50km Stau stecken. 6 Stunden später war<br />

<strong>der</strong> Superstau überwunden, erst gegen halb 3 nachts<br />

traf die <strong>MHH</strong> Abordnung am Turniergelände ein.<br />

Nach kurzer Nacht begann <strong>der</strong> Spielbetrieb um 9Uhr<br />

morgens. Die zweite Herrenmannschaft musste schon<br />

nach den ersten Spielen die Hoffnung aufs Weiterkommen<br />

begraben. Am Ende blieb <strong>der</strong> vorletzte Gruppenplatz.<br />

Spannen<strong>der</strong> machten es die die an<strong>der</strong>en<br />

Teams. Für die <strong>MHH</strong>-Damen reichte es trotz 2. Gruppenplatz<br />

nicht zum weiterkommen, nach Auftaktnie<strong>der</strong>lage<br />

blieben unsere Damen in den weiteren Gruppenspielen<br />

ungeschlagen. Auch das Ausscheiden <strong>der</strong><br />

1.Herrenmannschaft war unglücklich. Trotz guter Defensivleistung<br />

(nur 2 Gegentore aus 7 Gruppenspielen)<br />

fehlte das nötige Glück im Torabschluss, so dass <strong>der</strong><br />

Einzug ins Achtelfinale am Ende um einen Punkt verfehlt<br />

wurde.<br />

Obwohl <strong>der</strong> sportliche Erfolg ausblieb, waren die Medimeisterschaften<br />

auch dieses Jahr für alle Beteiligten<br />

ein Riesenspass. Schon auf <strong>der</strong> Hinfahrt wurde die<br />

Stau-Verzögerung zu einer Feier genutzt. Am Samstagabend<br />

fand dann die Siegerehrung mit anschließen<strong>der</strong><br />

Party statt, bei <strong>der</strong> Kontakte mit den an<strong>der</strong>en Mannschaften<br />

geknüpft wurden.<br />

Viele an<strong>der</strong>e Unis waren neben ihren Mannschaften<br />

mit großen Fankontigenten angereist. Aus Essen und<br />

Madgeburg waren bis zu 100 Fans dabei. Die Fahne <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong> wurde von nur einem tapferen Fan hochgehalten,<br />

hier kann ich nur jedem empfehlen mitzureisen.<br />

Wer also den fussballfreien Sommer 2009 ohne EM<br />

und WM überbrücken will ist herzlich eingeladen mitzukommen,<br />

ob als Spieler o<strong>der</strong> Fan.<br />

Zuletzt müssen wir noch <strong>der</strong> Deutschen Ärztefinanz<br />

Hannover danken, die uns freundlicherweise bei <strong>der</strong><br />

Trikotanschaffung finanziell unterstützt haben. Ebenso<br />

gilt unser Dank den Organisatoren in Homburg, die<br />

hervorragende Rahmenbedingungen für das Turnier<br />

geschaffen haben. Für die Medimeisterschaften 2009,<br />

die wahrscheinlich in Dresden stattfinden, hoffen wir<br />

auf ähnliche Bedingungen und auf zahlreiche Unterstützung<br />

von Euch!<br />

Hendrik Rott<br />

curare


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Projekte Humor<br />

Artischocken am Stück<br />

Viele kennen Artischocken nur unter kardiologischen<br />

Aspekten: man isst die leckeren Herzen.<br />

Versucht man sich aber einmal an einem<br />

ganzheitlicheren Welt- bzw. Artischockenbild,<br />

eröffnen sich einem ganz neue, atemberaubende<br />

kulinarische Genüsse.<br />

Beim Einkaufen darf man nicht vergessen:<br />

• Artischocken (pro Person eine)<br />

• Unbehandelte Zitronen<br />

• Bindfaden<br />

Zuhause schneidet man zunächst die Zitronen in dicke<br />

Scheiben. Danach hackt man den Stiel <strong>der</strong> Artischocke<br />

am Ansatz ab, so dass eine Schnittfläche entsteht,<br />

die nicht größer als eine Zitronenscheibe ist. Auf diese<br />

Schnittfläche presst man nun eine Zitrusscheibe und<br />

bindet sie mit dem Faden fest. Stiele, Zitronenreste<br />

und natürlich die frisch verschnürten Päckchen kommen<br />

in kochendes Wasser, wo sie die nächsten 30 bis<br />

40 Minuten bleiben (Abb.1).<br />

Als nächstes fertigt man eine Vinaigrette an. Hier ist<br />

natürlich Freiheit für Experimente geboten, eine Variante<br />

wäre beispielsweise:<br />

Zitronensaft, leckeres Olivenöl, Senf, Balsamico, Salz,<br />

Pfeffer, Honig<br />

Die Vinaigrette anständig rühren und abschmecken.<br />

An dieser Stelle hat man nun Zeit, sich darüber Gedanken<br />

zu machen, dass dieses Gericht eigentlich nur<br />

eine Vorspeise ist, und dass man hoffentlich entwe<strong>der</strong><br />

einen weiteren Gang bedacht, o<strong>der</strong> nicht allzu hungrige<br />

Gäste eingeladen hat.<br />

Schließlich holt man die Päckchen aus dem Wasser,<br />

entfernt Bindfäden und Zitronenscheiben und drapiert<br />

die Artischocken adrett auf kleinen Tellern (Abb.2). Außerdem<br />

braucht man eine große Schüssel für Abfälle,<br />

aber dazu später. Je<strong>der</strong> Mitesser bekommt ein Schälchen<br />

Vinaigrette und einen Teller mit Artischocke. Und<br />

jetzt fängt <strong>der</strong> große Spaß an: man löst das unterste<br />

Blatt <strong>der</strong> Artischocke, tunkt es in die Vinaigrette und<br />

führt es zum Mund. Nun sind die Blätter trotz langer<br />

Kochzeit nicht vollständig essbar, im Gegenteil tragen<br />

die äußeren Blätter nur ein klein wenig Fruchtfleisch,<br />

das man vom Blatt abschlürft. Jetzt sitzt man mit<br />

einem halb angeknabberten Blatt in <strong>der</strong> Hand da und<br />

das ist <strong>der</strong> Moment, in dem sich die Abfallschale bezahlt<br />

macht: reinwerfen und weitermachen. Bald stellt<br />

man fest, dass, je näher man dem Herzen kommt, die<br />

Blätter immer weicher und zuletzt fast ganz essbar<br />

werden, und dass beim Essen sehr viel Abfall entsteht<br />

(Abb.3). In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Artischocke findet man (je<br />

nach Alter und Größe <strong>der</strong> Frucht) ein mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

ausgeprägtes faseriges Haarkleid (die Artischocke<br />

ist ein Distelgewächs), das man NICHT in den Mund<br />

bekommen, geschweige denn essen sollte. Also die<br />

Fasern abschneiden und das darunter verborgene<br />

Herz umso mehr genießen.<br />

Fritz Nielsen<br />

curare 93<br />

1<br />

2<br />

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Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte<br />

Humor<br />

94<br />

Projektgruppen<br />

„All work and no play makes Jack a dull boy!“<br />

schreibt Jack Nicholson Seite um Seite in Shining.<br />

Das soll nicht sein. Es gibt Leben außerhalb<br />

des Medizinstudiums.<br />

Der <strong>MHH</strong>-Chor<br />

Vielfältig und lustig sind die Sänger und Sängerinnen<br />

des Chores <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule Hannover.<br />

Jede Woche treffen sich seine ungefähr 70 Mitglie<strong>der</strong><br />

zur Probe – nicht nur Ärzte und Studierende <strong>der</strong> Medizin,<br />

son<strong>der</strong>n auch Lehrer, Ingenieure und Weinhändler.<br />

Vor mittlerweile mehr als 25 Jahren wurde dieser<br />

Chor von Medizinstudenten gegründet, wobei seit<br />

Mozarts Krönungsmesse 1981 jedes Jahr ein bis zwei<br />

Konzerte aufgeführt werden; zuletzt Messiah von Georg<br />

Friedrich Händel im Dezember 2007 und ein sommerliches<br />

Bachkonzert im vergangenen Juni. Daneben<br />

geben verschiedene Feierlichkeiten <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> immer<br />

wie<strong>der</strong> Anlass dazu, weitere kleinere Stücke zu singen,<br />

und ebenso freuen sich einige Patienten <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Hochschule ab und an über einige Lie<strong>der</strong> zu<br />

Festtagen. Etwa zwei Mal pro Jahr fahren die Sänger<br />

mit <strong>der</strong> Chorleiterin Ute Schulze, die seit 2002 dabei<br />

ist, zu einem Probewochenende in <strong>der</strong> nahen Umgebung<br />

von Hannover, wo mit viel Spaß für anstehende<br />

Konzerte geprobt wird.<br />

Der <strong>MHH</strong>-Chor trifft sich jeden Mittwoch um 19.15<br />

Uhr in Hörsaal F und freut sich immer über neue nette<br />

Mitglie<strong>der</strong>. Wer Spaß am Singen hat und vielleicht<br />

Lust, einfach mal vorbeizuschauen, kann auf www.<br />

mhh-chor.de auch mehr erfahren. Der Chor freut sich.<br />

Scope - Das <strong>MHH</strong>-Kino<br />

Der Herbst ist da, <strong>der</strong> Winter kommt. Warum also nicht<br />

ins Kino gehen? Scope zeigt regelmäßig aktuelle Filme<br />

in <strong>der</strong> Cafete, davor und danach gibts Drinks und jede<br />

Menge nette Kommilitonen.<br />

Das Programm für das Semester:<br />

03.11. Sex and the City<br />

17.11. Die Welle<br />

01.12. Die Feuerzangenbowle (HS A)<br />

15.12 Tatsächlich Liebe<br />

19.01. Keinohrhasen<br />

02.02. Mamma Mia<br />

16.02. Juno<br />

02.03. The Dark Knight<br />

16.03. No Country For Old Men<br />

Wenn es noch Fragen gibt o<strong>der</strong> Ihr mitmachen wollt:<br />

scope@mhh-asta.de<br />

Skifreizeit<br />

Der AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong> und das Zentrum für Hochschulsport<br />

Hannover (ZfH) bieten dieses Jahr eine Skifreizeit<br />

exklusive für die <strong>MHH</strong> an.<br />

Die Fahrt findet vom Samstag 03.01.09 bis zum<br />

Samstag 10.01.09 statt. Die Reise geht in das Ost-<br />

Schweizer Skigebiet Sernftal in <strong>der</strong> Nähe des Ortes<br />

Elm (85km südöstlich von Zürich). Umgeben von den<br />

Glarner Berggipfeln liegen ca. 40 Pistenkilometer<br />

und präparierte Loipen bereit für den Winterspaß.<br />

Unser Haus liegt auf 1470 Meter Höhe direkt neben<br />

<strong>der</strong> Skipiste und bietet Platz für 46 Personen mit<br />

Speise- und Aufenthaltsraum, Gruppenküche und<br />

Sonnenterrasse. Ihr werdet dort von insgesamt 5<br />

Übungsleiter/innen des ZfH betreut, die in allen Stufen<br />

für Ski und Snowboard ihr Können vermitteln.<br />

Der Kurs richtet sich dabei an alle Wintersportbegeisterten,<br />

Neuligen wie alten Schneehasen. Den Einsteigern<br />

werden täglich in 4-6stündigen Kursen die<br />

Grundlagen des Ski- und Snowboardfahrens vermittelt<br />

und auch für die Erfahrenen stehen Schulungen<br />

zur Erweiterung ihrer Kenntnisse im Angebot.<br />

Die Reise kostet nur 260 Euro!<br />

Hinzu kommen noch die Kosten für die Verpflegung,<br />

die vor Ort eingekauft und abgerechnet wird (ca. 70<br />

Euro) und die Kosten für den Skipass (max. 130 Euro)<br />

für die 6 Tage. Die Anreise erfolgt bequem im Reisebus<br />

direkt aus Hannover. Es findet einige Wochen<br />

vorher ein Vortreffen statt, auf dem die letzten organisatorischen<br />

Informationen besprochen werden.<br />

Zur Anmeldung schickt bitte eine Mail mit eurem<br />

Namen, Fachsemester/Abteilung und Geburtsdatum<br />

(für den Skipass) an:<br />

sport@mhh-asta.de<br />

Über weitere Einzelheiten und den Termin des Vortreffens<br />

werdet ihr dann informiert.<br />

Für Fragen stehe ich euch natürlich auch gerne zur<br />

Verfügung.<br />

Anmeldeschluss ist <strong>der</strong> 17.11.08!<br />

Cornelius Krusche<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

curare<br />

03.01.-10.01.09<br />

Infos im AStA und unter<br />

sport@mhh-asta.de<br />

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96<br />

Achtung: Humor!<br />

Fritz Nielsen<br />

Jacob Pilster und Fritz Nielsen<br />

curare


Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

<strong>MHH</strong><br />

Adressbuch<br />

Studentensekretariat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Hilfe rund ums Studium Mo., Di., Do., Fr.: 9-12 Uhr, Di.: 14-15:30 Uhr<br />

Tel: 0511-532 6018/-19<br />

AStA <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Alles, was Ihr schon immer wissen wolltet! Mo-Do.: 12:15-13:45 Uhr Sprechstunde<br />

Tel.: 0511-532 5414 o<strong>der</strong> -9880<br />

Fundbüro <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Herr Carsten Frömbling Mo-Fr.: 9-12 Uhr<br />

Tel.: 0511-532 2993<br />

Studiendekanat <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

U.a. Fragen, An-, Abmeldungen zu Prüfungen, Klausuren Mo., Di., Do.: 13-15 Uhr<br />

Tel.: 0511-532 2400<br />

Sozialberatung in <strong>der</strong> <strong>MHH</strong><br />

Dienstags im AStA-Sprechstundenraum, 11-14 Uhr<br />

Uni Hannover<br />

BAFöG-Abteilung des Studentenwerks<br />

Alles rund ums BAFöG; Sprechstunden <strong>der</strong> SachbearbeiterInnen Di.: 13-18 Uhr, Fr.: 9-12 Uhr, Mo., Mi., Do.: 13-15 Uhr<br />

Tel.: 0511-76 88126<br />

BaFöG Servicebüro<br />

Keine Beratung, nehmen nur Unterlagen an, Mo-Do.: 9-12 Uhr, Mo., Mi., Do.: 13-15 Uhr<br />

Studienberatung, Welfengarten 1, Raum A 320, Tel.: 0511-76 25587<br />

Unisport (ZfH)<br />

Di. und Do.: 11-13 Uhr; Mo., Mi.: 16-18 Uhr; Fr.: 13-15 Uhr<br />

Am Moritzwinkel 6, Tel.: 0511-76 23801<br />

Psychologisch-therapeutische Beratung für Studierende<br />

Berät Studierende bei psychosozialen Problemen<br />

Welfengarten 2c, Tel.: 0511 76 23799<br />

BAFöG- und Sozialberatung des AStA <strong>der</strong> Uni Hannover<br />

Verfügen über sehr umfangreiches Wissen zu vielerlei Rechts- und Sozialfragen, Di.: 15-17 Uhr, Mi.: 12-14 Uhr<br />

Tel.: 0511-76 25062<br />

Sozialberatung des Studentenwerks<br />

Lodyweg 1, Mo. und Mi. 13-15 Uhr, Di. und Do.13-13 Uhr<br />

Tel.: 0511-76 88922<br />

Sonstige Telefonnummern<br />

Landesprüfungsamt Hannover<br />

Berliner Allee 20, 30175 Hannover o<strong>der</strong> Postfach 307, 30003 Hannover<br />

Tel.: 0511-380 2570/-2571/-2583/-2590<br />

Amtsgericht Hannover<br />

Erhalt eines Rechtsberatungsscheins für kostenlose Beratung bei Anwälten <strong>der</strong> Bereiche Zivil-, Arbeits-, Familien-, Sozial- und Verwaltungsrecht;<br />

Volgersweg 1, Zimmer 2004; Mo.-Fr.: 9-12 Uhr; Tel.: 0511-3472330<br />

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Kostenlose Hotline des Diakonischen Werkes für Fragenrund um Schwangerschaft und Geburt; Tel.: 0800-6050040<br />

Telefonseelsorge<br />

Tel.: 0800-1110111<br />

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Editorial Inhalt Hochschule Titelthema Feuilleton Lernen Erfahrung Lernpause Projekte Humor<br />

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Die Champions League <strong>der</strong> Lehre<br />

Leo Hoftempel mit Zuckerwort und Peitsche<br />

Die <strong>MHH</strong> gehört in die Champions League <strong>der</strong> Lehre<br />

Die <strong>MHH</strong> ist <strong>der</strong> FC Bayern <strong>der</strong> Forschung. Wir verfügen über die<br />

größte Summe an eingeworbenen Drittmitteln. Hier schlägt uns<br />

keiner. Betrachtet man die aktuellen Examensergebnisse, stellt<br />

man fest: Die <strong>MHH</strong> spielt in <strong>der</strong> Lehre nur im Mittelfeld. Der FC<br />

Bayern nur im Mittelfeld? Undenkbar. Mittelmaß kann nicht unser<br />

Anspruch sein. Die <strong>MHH</strong> gehört in die Champions League <strong>der</strong><br />

Lehre.<br />

Von <strong>der</strong> Konkurrenz längst überholt<br />

Während die <strong>MHH</strong> noch auf dem Parkplatz steht und sich in ihrem<br />

Forschungserfolg sonnt, ist die Konkurrenz schon lange auf<br />

<strong>der</strong> Autobahn. Beim 2004 eingeführten Studiengang Master of<br />

Medical Education haben bislang 125 Medizin-Dozenten mo<strong>der</strong>nes<br />

Lehren gelernt – und vor allem: das Wissen darüber an ihre<br />

Universitäten getragen. Teilnehmer von <strong>der</strong> <strong>MHH</strong>? Bislang Fehlanzeige,<br />

2 Dozenten fangen nun neu an. Wer rastet, <strong>der</strong> rostet.<br />

So heißt es im Volksmund. Stillstand ist Gift für die Lehre an <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong>. Gut, dass das nächste Krankenhaus nicht fern ist.<br />

<strong>MHH</strong> 2.0 = Schule hoch 2<br />

Wie HannibaL mit Elefanten die Alpen erklomm, so will die <strong>MHH</strong><br />

mit dem Modellstudiengang HannibaL ebenfalls einen Berg bezwingen.<br />

Und zwar den Lehr-Olymp. Nur tut sie das nicht mit<br />

Elefanten-Schritten, son<strong>der</strong>n eher im Schnecken-Tempo. Statt<br />

revolutionärem Kleingruppenunterricht wie in Berlin wurde die<br />

konservative Variante mit behutlichen Verbesserungen des bisherigen<br />

Studiengangs gewählt. Ähnlich wie die Schnecke unter<br />

ihrem Haus ist <strong>der</strong> Student im Modellstudiengang gefangen. Folge:<br />

Eine Pflichtveranstaltung jagt die nächste. So wird die <strong>MHH</strong><br />

2.0 zu Schule hoch 2. Wir wollen mehr Freiheit zum Lernen und<br />

nicht noch mehr qualitativ fragwürdige Pflichtveranstaltungen.<br />

Drei Engel für eine bessere Lehre<br />

Forschung meisterlich, Lehre Mittelmaß, heißt es bislang an <strong>der</strong><br />

<strong>MHH</strong>. Lehre und Forschung exzellent, so soll es in Zukunft heißen.<br />

Drei Engel stehen für eine bessere Lehre bereit: 1. Das Jürgen-<br />

Klinsmann-Prinzip: Die Lehrenden müssen besser werden, damit<br />

die Lehre besser wird. 2. Höheres Lehr-LOM: Dank Leistungsorientierte<br />

Mittelvergabe muss sich gute Lehre mehr lohnen. 3.<br />

Professoren-Uni statt Patienten-Uni: Eine Qualitätsoffensive „Für<br />

bessere Studenten“ fängt bei den Professoren an.<br />

Die <strong>MHH</strong> gehört in die Champions League <strong>der</strong> Lehre. Packen wir<br />

es an!<br />

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