3207_galj_bro_ung_v7.qxd:Layout 1 06.10.2008 11:53 Uhr Seite 18 Dóra Maurer 1937 geboren in Budapest 1955-61 Akademie der Bildenden Künste, Budapest, Malerei, Grafik 1961 Beteiligung an Ausstellungen, Einzel<strong>aus</strong>stellungen seit 1965 1967 Arbeitsstipendium in Wien, Heirat mit dem Künstler <strong>Tibor</strong> <strong>Gáyor</strong> 1973 Experimentalfilme, Mitglied im Béla Balázs Stúdio 1973 Ausstellungsorganisation im In- und Ausland, Schriften, Vorträge 1976 Buch: Radierung-Kupferstich, Verlag Corvina, Budapest 1987-91 Gastprofessur an der Akademie der Angewandten <strong>Kunst</strong>, Budapest 1990 Dozentin an der Universität der Bildenden Künste, Budapest, Leitung einer interdisziplinären Malklasse 1995 Mitglied der Ungarischen Széchenyi Akademie der Künste 1999-2002 Széchenyi Professoren- stipendium 2001 Korrespondierendes Mitglied Sächsische Akademie der Künste Buch: Fotogrammatika, über das Fotogramm, Edition Fotomuseum Kecskemét, Verlag Balassi Budapest 2003 Ernennung zur ordentlichen Professorin der Universität für Bildende <strong>Kunst</strong>, Budapest 2006 Gründungsmitglied des »Open Structures Art Society« (OSAS), Budapest 2008 Professor emeritus Als Basis meiner heutigen Arbeit betrachte ich das 1972 entwickelte System der Displacements- Serienbilder. Es geht in diesen um fast quadra - tische, mit 4 x 2 auf einander komplementär bezogenen Farben gekennzeichnete Felder, die in zwei Schichten übereinander, auf einem ebenen Rasternetz von 10 x 10 Einheiten schrittweise systematisch verschoben werden. Auch die seither freiere Handhabung dieses Systems bietet eine Fülle von Verzweigungen der Möglichkeiten, in welche meine bildnerischen Methoden, die ich je in anderen Werkgruppen verwendet habe, einfließen können (u.a. Superposition zweier Systeme, Verunsicherung durch Teilung, Verzerrung durch Projektion, phasenweise Veränderung). Diejenigen perspektivisch konstruierten, <strong>aus</strong> den Displacements-Serienbildern her<strong>aus</strong>gehobenen Quasi-Bilder bildeten die vorletzte Stufe meiner Arbeit, die sich durch Konfrontation zweier Raumsysteme, die Verunsicherung des umgeben- den Raumes verursachten. Diese wurden später quasi autonom als Körper, sie kippten optisch nach hinten oder verdrehten sich, als ob sie biegsam wären. Ich merkte, dass hier nicht mehr die Perspektive dominiert, es gibt mehrere Sicht- punkte. Meine gekrümmten Flächen orientierten sich schließlich eher an einer übergroßen Kugel. Die auf der Oberfläche der Kugel sich schicht - weise übereinander bewegenden Elemente nehmen dynamische Formen an und suggerieren Schwerelosigkeit. Die Durchbiegung der Formen erfolgt hier auch selbstverständlich, man »sieht« ihre konkave und konvexe Seite gleichzeitig. Das interessanteste ist jedoch für mich nicht das formale, sondern das farbliche Problem: wie durch die Abwandlung gegebener Farben die Intransparenz oder die Transparenz der Flächen und das zeitliche Zusammenkommen der Schichten zu definieren sei. 18
3207_galj_bro_ung_v7.qxd:Layout 1 06.10.2008 11:53 Uhr Seite 19 Quod libet 47 1998 / 2003 Holzplatte, Leinen, Acryl 106,5 x 121 cm 19