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NeueChorszene 09 - Ausgabe 1/2009

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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ein Konzertpianist, der zudem einen<br />

Abschluss in Literaturwissenschaft<br />

vorweisen kann musikalisch: Am Tatort<br />

spielt eine CD mit Bachs Goldberg-<br />

Variationen. Weitere Morde geschehen<br />

und immer wieder werden Tonträger mit<br />

Bachs Goldberg-Variationen gefunden.<br />

Was hat nun die Schlaflosigkeit der<br />

Hauptdarstellerin mit den Goldberg-<br />

Variationen zu tun?<br />

Tatsächlich gibt es einen<br />

anekdotischen Bericht von Johann<br />

Nikolaus Forkel von 1802, in dem<br />

dieser ausführt, dass die Varationen für<br />

den mit der Familie Bach befreundeten<br />

Grafen Hermann Carl von Keyserlingk<br />

verfasst wurden. Der Cembalist Johann<br />

Gottlieb Goldberg, ein hochbegabter<br />

Schüler Wilhelm Friedemann Bachs<br />

und Johann Sebastian Bachs, sollte<br />

nun dem Grafen daraus vorspielen<br />

um dessen Schlaflosigkeit zu heilen.<br />

Der Leser gerät nun in einen, wie ich<br />

finde, recht spannenden Strudel aus<br />

Ereignissen, in deren Verlauf durch<br />

Einschübe von Briefen von Johann<br />

Goldberg an seinen Bruder Carl immer<br />

mehr über den unheimlichen Grafen<br />

erfährt.<br />

Wer sich an ein lesetechnisch<br />

gewöhnungsbedürftiges Buch, dessen<br />

Erzählstrom oftmals eigenwillig und für<br />

den Leser schwierig nachzuvollziehen<br />

ist, heranwagt, der findet eine sowohl<br />

musikalisch als auch inhaltlich<br />

spannende Lektüre vor, die etwas<br />

abseits der üblichen Thriller angesiedelt<br />

ist.<br />

Interessant für den Liebhaber der<br />

Goldberg-Variationen: Bereits 1983<br />

wurden die Variationen in Thomas<br />

Bernhards Roman „Der Untergeher“<br />

aufgegriffen und mit einer an Glenn<br />

Gould orientierten Figur und deren<br />

Einüben und Interpretieren der<br />

Goldberg-Variationen verknüpft. Auch<br />

Anna Enquist, ebenfalls ausgebildete<br />

Pianistin, thematisiert in ihrem 2008<br />

erschienenen Roman „Kontrapunkt“<br />

die Goldberg-Variationen, indem<br />

sie Bachs 1735 im Alter von 24<br />

Jahren verstorbenen Sohn Johann<br />

Gottfried Bernhard in den Mittelpunkt<br />

stellt. Während die Protagonistin die<br />

Goldberg-Variationen auf dem Klavier<br />

einstudiert, kann sie ihre tödlich<br />

verunglückte Tochter in Erinnerungen<br />

zu sich zurück holen und die Trauer um<br />

sie mit Hilfe der Musik bewältigen.<br />

Zum zweiten Buch<br />

„Tristan-akkord“:<br />

Wenn man, wie der Rezensent, aus<br />

dem Emsland kommt und ein Faible<br />

für klassische Musik hat, ist man nicht<br />

wenig überrascht, wenn man über ein<br />

Buch stolpert, in dessen Klappentext<br />

es heißt: „Georg Zimmer, im Emsland<br />

in der norddeutschen Provinz aufgewachsen<br />

und angehender Doktorand<br />

in Berlin, gerät per Zufall in die Fänge<br />

eines Komponisten, der weltberühmt<br />

und „eine Art Brahms oder Beethoven“<br />

ist. Er folgt diesem nach Schottland,<br />

New York und Sizilien, wo er, von dem<br />

Klangkünstler angeheuert, um an der<br />

Niederschrift der Memoiren mitzufeilen,<br />

von einer verstörenden Erfahrung in die<br />

andere gerät.“<br />

Sein ursprüngliches Ziel war es ja<br />

gewesen, seine Doktorarbeit über<br />

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