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magazin - Harmonia Mundi

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Taub für Neuheiten und Moden<br />

EMPFOHLEN VON<br />

Alessandro SCARLATTI<br />

(1660-1725)<br />

Magnificat, Dixit Dominus,<br />

Madrigale<br />

Concerto Italiano,<br />

Leitung: Rinaldo Alessandrini<br />

OPS 30-350 (T01)<br />

Nach dem erhebenden Erlebnis,<br />

Ostern in Eisenach, Bachs Geburtsort,<br />

feiern zu können, fuhren wir durch<br />

die Ausläu fer des Thüringer Waldes<br />

rund fünfzig Kilo meter weiter in südöstlicher<br />

Rich tung nach Arnstadt.<br />

Diese Stadt, die als älte ster Ort<br />

Thüringens gilt, war seit den 1640er<br />

Jahren ein Zentrum der musikalischen<br />

Aktivitäten der Familie Bach. Sie war<br />

auch die Residenzstadt eines kleinen<br />

Fürstentums, das um die Wende<br />

des 17. zum 18. Jahrhundert von<br />

Es ist nicht einfach, die Gründe zu<br />

finden, die am Ende des 17. Jahrhunderts<br />

rechtfertigen, im reinen<br />

polyphonen Stil zu schreiben. Sicherlich<br />

ist ein solcher Stil mit der Kirchenmusik<br />

in Verbindung zu bringen:<br />

Vom symbolischen und vom semantischen<br />

Gesichtspunkt her gehört der<br />

stile osservato seit seinen Anfängen<br />

der Kirchenmusik an. Und sogar in<br />

einer modernen Epoche, mitten im<br />

18. Jahrhundert, als der Opernstil sich<br />

mehr und mehr in der Kirchenmusik<br />

ausbreitet, bleiben gewisse Kennzeichen<br />

des stile osservato (wie beispielsweise<br />

die Schlußfuge in Vivaldis<br />

Gloria) bestehen, um eventuelle Zweifel<br />

an der Zweckbestimmung des Werkes<br />

auszuräumen und die konservativen<br />

Gemüter zu beruhigen.<br />

Im übrigen ist es wahr, daß Alessandro<br />

Scarlatti sich nie durch einen rückhaltlosen<br />

Enthusiasmus für das Neue<br />

ausgezeichnet hat. Seine Bindung an<br />

die Tradition hat ihn bis zum Ende<br />

J. S. BACH (1685-1750)<br />

Kantaten Vol. 23:<br />

BWV 150, 67, 42, 158, 104, 85 & 112<br />

Katharine Fuge & Gillian Keith, Sopran –<br />

Daniel Taylor & William Towers, Alt –<br />

Charles Daniels & Norbert Meyn, Tenor –<br />

Stephen Varcoe, Baß – The Monteverdi Choir<br />

& The English Baroque Soloists,<br />

Leitung: John Eliot Gardiner<br />

SDG 131 (Q02)<br />

Bachs erste Kantate<br />

Graf Anton Günther von Schwarzburg<br />

regiert wurde, der seit 1693,<br />

als Bachs Onkel Johann Christoph,<br />

Hof musiker und Stadtpfeifer, gestorben<br />

war, Ausschau hielt, ‚ob denn<br />

kein Bach mehr vorhanden, der sich<br />

ümb solch Dienst anmelden wollte, Er<br />

solte und müste wieder einen Bachen<br />

haben’. Acht Jahre dauerte es, bis er<br />

seinen Mann fand.<br />

Bei einer Prüfung für die neugebaute<br />

Orgel der als Neue Kirche wiedererrichteten<br />

Bonifatiuskirche konnte<br />

seiner Karriere nicht verlassen. Sein<br />

Stil wird im Laufe der Jahre sozusagen<br />

altmodischer, wenn er auch,<br />

objektiv gesehen, nichts an Qualität<br />

einbüßt. Scarlatti ist ganz einfach<br />

taub für Neuheiten und Moden. Und<br />

für ihn gewinnt, ganz genau wie für<br />

Bach, die polyphone und kontrapunk -<br />

tische Schreibweise einen axiomatischen<br />

Wert einer Art und Weise, wie<br />

Musik zu denken ist.<br />

Rinaldo Alessandrini<br />

mit Concerto Italiano unter Rinaldo Alessandrini<br />

bereits erschienen:<br />

Alessandro SCARLATTI •<br />

G. B. PERGOLESI<br />

Stabat Mater<br />

Gemma Bertagnolli, Sopran<br />

& Sara Mingardo, Alt<br />

OPS 30-441 (M01)<br />

Bach als 18jähriger beweisen, daß er<br />

ein vollgültiger Sachverständiger in<br />

diesem Metier war. Kaum hatte er die<br />

Orgel positiv beurteilt, wurde er auch<br />

schon wegen seines außerordentlich<br />

virtuosen Orgel spiels eingeladen, die<br />

Organistenstelle in Arnstadt zu übernehmen.<br />

Bach, der an seiner gegenwärtigen<br />

Dienststelle in Wei mar den<br />

Rang eines Lakai bekleidete, sagte<br />

freudig und gerne zu. Die Kantate<br />

Nach dir, Herr, verlanget mich BWV<br />

150 gilt heute allgemein als Bachs<br />

früheste und sehr wahrscheinlich für<br />

diese Kirche komponierte Kantate.<br />

John Eliot Gardiner im Beiheft<br />

„Ein schlichtweg atemberaubendes<br />

Ereignis.“<br />

FONO FORUM<br />

harmonia mundi <strong>magazin</strong> 11

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