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Auf den Schulabschluss folgten zu -<br />
nächst vier Jahre Studium der Erziehungswissenschaften<br />
an der örtlichen<br />
Universität. ‚Als ich dann mit nur<br />
zwei vorbereiteten Arien aus Mozarts<br />
Figaro einen Studienplatz am Instituto<br />
Superior de Arte del Teatro Colón in<br />
Buenos Aires erhielt, war das einfach<br />
unglaublich. Ich hätte mich wirklich<br />
nie als Lehrerin vor einer Klasse stehen<br />
sehen wollen. Singen zu können<br />
war ein großes Glück, ein Traum.’<br />
Zunächst als Sopran wenig glücklich<br />
ins Studium gestartet, wird ihre<br />
Mezzo-Stimme nach fast drei Jahren<br />
Ausbildung endlich erkannt und ge -<br />
fördert. Von hier an ging es stetig<br />
bergauf. Nach Studienende und dem<br />
Gewinn des ersten Preises beim Wettbewerb<br />
‚Nuevas Voces Líricas’ kam<br />
Bernarda Fink 1985 nach Europa;<br />
zunächst nach Genf, wo sie ihren<br />
späteren Ehemann, einen österrei -<br />
chi schen Diplomaten, kennenlernte.<br />
Dem Beruf des Gatten geschuldet,<br />
folgten sechs Jahre in der goldenen<br />
Stadt Prag, die sich für die junge<br />
Sängerin zu einer künstlerisch und<br />
kulturell prägenden Zeit entwickelten.<br />
Auch ihre beiden Kinder wuchsen in<br />
Prag auf.<br />
In diese Zeit fällt auch Bernarda Finks<br />
erste Berührung mit Alter Musik und<br />
der historischen Aufführungspraxis.<br />
Schuld hieran ist René Jacobs, der sie<br />
nach dem Ausfall einer Sängerin für<br />
seine Plattenproduktion von Händels<br />
Flavio engagierte. ‚Ich habe damals<br />
die ganze Rolle mit ihm zusammen<br />
am Cembalo gelernt. Er hat wie ein<br />
kleiner Mozart am Instrument gesessen<br />
und mir geduldig alle Kadenzen,<br />
Verzierungen und Phrasierungen vorgesungen,<br />
die ich dann nachsang. Ich<br />
habe Barockmusik also durch pures<br />
Imitieren erlernt.’ In der Zwischenzeit<br />
ist Jacobs weit mehr als ein Mentor<br />
geworden. Er ist einer ihrer wich -<br />
tigen musikalischen Partner; kaum<br />
eine Produktion des belgischen Spezialisten,<br />
bei der sie nicht beteiligt<br />
ist. Und nicht von ungefähr zählt<br />
Bernarda Fink Monteverdi und Bach<br />
zu ihren absoluten Favoriten.<br />
Wer nun glaubt, Bernarda Fink sei auf<br />
ein barockes Repertoire festgelegt, der<br />
täuscht sich gewaltig. Natürlich spielen<br />
Monteverdi, Bach, Händel und<br />
Gluck eine gewichtige Rolle im künstlerischen<br />
Schaffen der Sängerin. Doch<br />
finden sich hier auch alle wichtigen<br />
Komponisten der Romantik<br />
und Moderne. Zwei Felder stehen<br />
hier im Vordergrund: das begleitete<br />
Sololied und das Orchesterlied. Bei<br />
letzterem vorwiegend die französische<br />
und deutsche Romantik,<br />
was vor allem an der besonderen<br />
Bedeutung liegt, die<br />
Bernarda Fink dem Text<br />
zumißt. ‚Für mich muß Text<br />
etwas Starkes sein – literarisch<br />
und emotional. Deshalb<br />
fühle ich mich speziell<br />
den roman tischen französischen<br />
Werken – also Shéhérazade,<br />
Nuits d’été, Berlioz<br />
und Duparc – aber auch<br />
den deutschen Vertreter<br />
wie Wagners Wesendonck-<br />
Liedern, Brahms Altrhapsodie<br />
etc. besonders nahe.’<br />
Man kann Bernarda Fink<br />
stundenlang zuhören, beim<br />
Singen und beim Erzählen.<br />
Ihre unprätentiöse und fesselnde<br />
Art lässt die Zeit<br />
wie im Fluge vergehen. Die<br />
Schlagbohrmaschine aus<br />
dem Nachbarraum, die<br />
ihre Mittagspause beendet<br />
hat, mahnt uns jedoch, ein<br />
Ende zu finden, und wir<br />
kommen diesem akustisch<br />
stichhaltigen Argu ment<br />
nach.<br />
Bernarda Fink<br />
Fotos: Ferdinand Neumüller<br />
mit Bernarda Fink zuletzt erschienen:<br />
Das Interview, das wir hier stark<br />
gekürzt mit freundlicher Erlaub -<br />
nis von www.klassik.com abdrucken,<br />
führte Felix Hilse im März 2006 in<br />
Wien.<br />
Johannes BRAHMS<br />
Lieder<br />
Roger Vignoles, Klavier<br />
HMC 901926 (T01)<br />
EMPFOHLEN VON<br />
„Bernarda Fink singt wundervoll, warm<br />
timbriert, leicht abgedunkelt und verschattet,<br />
ganz so, als wäre ihre schöne<br />
Stimme eigens für Brahms geschaffen.“<br />
PARTITUREN<br />
harmonia mundi<br />
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