Kunst als Handlungsfeld, Birte Kleine-Benne
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systemtheoretischen Nomenklatur. Denn offenbar praktizieren <strong>Handlungsfeld</strong>er, mit<br />
zirkulären Kausalitäten, mit Rückkopplungs-, aber auch mit Netzwerkkausalitäten 97<br />
operierend, mittels einer vernetzten und vernetzenden <strong>Kunst</strong>praxis temporär neben<br />
Ausdifferenzierungen auch Entgrenzungen bislang formulierter Systeme, nehmen<br />
daher im Mindesten Formveränderungen vor und agieren operativ verschiebend. Bei<br />
<strong>Handlungsfeld</strong>ern kann es sich demnach auch um temporäre konnektive Anordnungen<br />
jenseits eines entropisch passiven Gleichgewichtszustands handeln, die<br />
heterogene und kooperierende Einzelelemente, Handlungen und Wahrnehmungen,<br />
ebenso technische Funktionssysteme im Zeichen einer maschinischen Ästhetik<br />
vernetzen und verschalten und in Rückkopplungssystemen stetig neue Ereignisse<br />
und Formen generieren. Diese Form von <strong>Handlungsfeld</strong>ern ist somit vielmehr an<br />
netz- <strong>als</strong> an systemtheoretischen Überlegungen zu orientieren. (Abb. 4) Grundsätzlich<br />
gilt: Operativität und Anschlussfähigkeit (Abb. 7) sind für <strong>Handlungsfeld</strong>er, deren<br />
Produktion, Rezeption, Intention und Wirkung durch komplexe Faktoren und<br />
Komponentenkonstellationen bestimmt sind, nicht Option oder Folge, sondern<br />
vielmehr Notwendigkeitsbedingung; <strong>Handlungsfeld</strong>er sind keine leeren Signifikanten,<br />
sondern existieren nur in ihrer Performierung.<br />
Vor dem Hintergrund des zu explorierenden konnektionistischen Prinzips <strong>als</strong><br />
Möglichkeitsbedingung zeigen sich die Formen <strong>als</strong> Mixed Media in komplexen<br />
Komposita von Inter-, Multi-, Trans- und Hypermedialität. WochenKlausur generiert<br />
durch systemische Verschaltungen, Interaktionen und Interferenzen und mittels eines<br />
Cross-Overs aus Handlungen, Diskursen, Institutionen, spezifischen Inhalten,<br />
Politiken und Dienstleistungen eine emergente, intermediale und prozesshafte Form,<br />
mit der Folge sowohl einer grundlegenden Umdeutung von Materialitätskategorien<br />
<strong>als</strong> auch der prüfenden Überarbeitung des <strong>Kunst</strong>-Begriffs. Fremdaufenthalt und<br />
heteropoietische Bestrebungen führen zu Kritiken, Identitäts- und Programmdebatten<br />
innerhalb des künstlerischen Feldes sowie zu dem Vorwurf eines nur geringen<br />
Autopoiesis-Koeffizienten 98 <strong>als</strong> Beitrag für den Erhalt des <strong>Kunst</strong>systems, so dass<br />
sich hier kulturprogrammatisch akzeptierte Grenzen der Definition künstlerischer<br />
Aktivität sowie Möglichkeiten für Grenzwertuntersuchungen offenbaren. AVL nimmt<br />
die transmediale Kopplung autopoietischer Systemelemente und die Verschaltung<br />
sozialer, politischer, rechtlicher, wirtschaftlicher und künstlerischer Module, folglich<br />
eine Verschränkung von Gattungen, Materialien und Medien vor, leistet deren<br />
intermediale Verschmelzung und transformiert im Ergebnis die Gesellschaft durch<br />
appropriierende Verfahren zu einer ästhetischen Form; nicht ohne dass auch hier die<br />
Rezeption aus <strong>Kunst</strong>- und Gesellschaftssystem den Produktionsablauf und das<br />
Produktionsethos, insbesondere die Turbulenzen und das aktive Chaos – bei dessen<br />
Produktion und selbstorganisierender Ordnung es sich um das fünfte und sechste<br />
Netzgesetz handelt 99 – <strong>als</strong> anarchisch und wild 100 kritisiert, somit das nur geringe<br />
Maß an tolerierter Differenz Auskunft über die Freiheit der <strong>Kunst</strong> in der<br />
niederländischen Gesellschaft gibt. Das Ethos der Dissidenz ist jedoch bereits mit<br />
der Visualisierung von Erkenntnisgrenzen und Widersprüchen in ein Ethos der Agenz<br />
überführt. Als Netzprojekt im engeren Sinn dient etoy <strong>als</strong> Beispiel für eine<br />
Vernetzung innerhalb eines Mediums (Hypermedialität); <strong>als</strong> Netzprojekt im weiteren<br />
97 Heiden 1999, S. 249.<br />
98 Weber 2001, S. 77.<br />
99 Vgl. Gleich 2002.<br />
100 Liebs 2001, Funck 2001.<br />
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