Die Zeitschrift für stud. iur. und junge Juristen - Iurratio
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ein gutes Compliance-Programm ist ein Baustein<br />
<strong>für</strong> ein erfolgreiches <strong>und</strong> langfristiges Agieren eines Unternehmens<br />
Ein Interview mit Christoph Harras-Wolff von Herausgeber Jens-Peter Thiemann (Bielefeld)<br />
Christoph Harras-Wolff ist Urenkel des Firmengründers Dr. August<br />
Wolff <strong>und</strong> seit April 2006 geschäftsführender Gesellschafter bei<br />
der Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel. In Erlangen <strong>und</strong><br />
München <strong>stud</strong>ierte er Jura, wo er das 1. juristische Staatsexamen<br />
ablegte. Nach der Referendarausbildung <strong>und</strong> dem 2. juristischen<br />
Staatsexamen arbeitete er von 2001 bis 2004 als wissenschaft-<br />
licher Mitarbeiter <strong>und</strong> Rechtsanwalt in der renommierten Kanzlei<br />
Dr. Kießel & Tomanke in München. Unternehmerische Erfahrungen<br />
sammelte er zwei Jahre lang bei der Firma Dr. August Oetker<br />
Nahrungsmittel KG in Bielefeld.<br />
Hier lagen seine Schwerpunkte<br />
im Controlling <strong>und</strong> beim<br />
internationalen Einkauf.<br />
ChRiStoph haRRaS-WoLff<br />
<strong>Iurratio</strong>: Was bedeutet Compliance aus Unternehmersicht <strong>für</strong> Sie?<br />
Harr as-wolff: Compliance dient der Vermeidung strafrechtlicher <strong>und</strong><br />
zivilrechtlicher Haftung von Unternehmen, Geschäftsleitung <strong>und</strong> handeln-<br />
den Personen.<br />
Ein gutes Compliance-Programm bedeutet somit Schutz des Unternehmens<br />
<strong>und</strong> aller Mitarbeiter <strong>und</strong> ist somit Baustein <strong>für</strong> ein erfolgreiches, langfristiges<br />
Agieren eines Unternehmens am Markt.<br />
<strong>Iurratio</strong>: Welche Herausforderungen sehen Sie <strong>für</strong> Ihre Branche im<br />
Bereich Compliance? Sind diese Herausforderungen langfristig nur durch<br />
eigene Compliance-Abteilungen zu meistern?<br />
Harr as-wolff: <strong>Die</strong> pharmazeutische Industrie genießt in Politik <strong>und</strong><br />
Bevölkerung einen inakzeptabel schlechten Ruf. Transparenz als Bestandteil<br />
von Compliance kann eine Brücke zur Verbesserung dieses Images sein. <strong>Die</strong><br />
Einrichtung einer eigenen Compliance-Abteilung ist sicherlich wünschens-<br />
<strong>Iurratio</strong><br />
Ausgabe 2 / 2011<br />
Praxis & Karriere<br />
wert, hängt aber selbstverständlich von der Größe eines Unternehmens ab.<br />
Auch externe <strong>Die</strong>nstleister wie Anwaltssozietäten oder Selbstverpflichtungs-<br />
verbände können maßgeblich bei der Einrichtung von Compliance-Struk-<br />
turen helfen.<br />
<strong>Iurratio</strong>: Sie sind persönlich haftender Geschäftsführer der Dr. August<br />
Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel. Daneben sind Sie Vorsitzender des<br />
Vereins Arzneimittel <strong>und</strong> Kooperation im Ges<strong>und</strong>heitswesen e. V. (AKG).<br />
Was hat Sie dazu bewogen, diese zusätzliche Aufgabe anzunehmen? Welche<br />
Rolle nehmen Vereine wie der AKG bei der Bewältigung der Herausforde-<br />
rungen im Bereich Compliance ein?<br />
Harr as-wolff: Ein Unternehmen agiert nicht im luftleeren Raum,<br />
sondern ist regelmäßig Teil einer Branche. Der Ruf unserer Branche, der<br />
pharmazeutischen Industrie ist nicht gut <strong>und</strong> ich möchte gerne, soweit mir<br />
das möglich ist, dazu beitragen, dass er sich wieder verbessert. Es sollen die<br />
Leistungen unserer Industrie wieder mehr gewürdigt werden, denn schließ-<br />
lich heilen oder lindern unsere Produkte Krankheiten <strong>und</strong> verhelfen so zu<br />
einem längeren Leben.<br />
Der AKG e.V. ist der mitgliederstärkste Selbstverpflichtungsverband der<br />
pharmazeutischen Industrie. <strong>Die</strong> Idee <strong>und</strong> Struktur von Healtcare-Compli-<br />
ance kann somit über eine breite Basis im Markt etabliert werden, aber er<br />
verleiht den Mitgliedsunternehmen auch eine Stimme Richtung Öffentlich-<br />
keit <strong>und</strong> Politik.<br />
<strong>Iurratio</strong>: Was hat Sie dazu bewogen als Referent zum Gelingen des durch<br />
den Stipendiaten Fabian Jeremias zum Thema „Modernes Compliance –<br />
Herausforderung oder Bestrafung“ organisierten Workshop beizutragen <strong>und</strong><br />
diesem darüber hinaus auch als Zuhörer beizuwohnen?<br />
Harr as-wolff: Es war <strong>für</strong> mich die Möglichkeit, das Bewusstsein <strong>für</strong><br />
einen speziellen Bereich des Compliance, nämlich von Healthcare-Compli-<br />
ance zu schärfen. <strong>Die</strong>s ist mittlerweile <strong>für</strong> alle größeren Sozietäten, die sich<br />
mit Arzneimittelrecht beschäftigen, ein wichtiges Betätigungsfeld. Darüber<br />
finde ich es immer spannend zu hören, wie andere Compliance-Bereiche<br />
funktionieren <strong>und</strong> welche Schwierigkeiten es dort gibt.<br />
<strong>Iurratio</strong>: Was halten Sie gr<strong>und</strong>sätzlich von der in diesem Workshop<br />
gelebten Workshopkultur des Austausches zwischen Unternehmen <strong>und</strong><br />
Studierenden?<br />
Harr as-wolff: Theorie <strong>und</strong> Praxis – <strong>für</strong> beide Seiten eine Bereicherung.<br />
<strong>Iurratio</strong>: Können solche Workshops langfristig zu einer stärkeren<br />
Verzahnung der juristischen Ausbildung <strong>und</strong> Praxis beitragen?<br />
Harr as-wolff: Das ist denkbar <strong>und</strong> sicherlich auch wünschenswert.<br />
<strong>Iurratio</strong>: Vielen Dank <strong>für</strong> das Gespräch!<br />
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