Das SCHAUWERK Sindelfingen präsentiert zeitgenössische Fotografie aus der Sammlung Schaufler 6 – POOL Eher selten wird in Musentempeln der Segnungen von Kälteverdichtern gedacht. Inzwischen hat man allen Grund dazu: Denn der wirtschaftliche Erfolg der BITZER Kühlmaschinenbau GmbH legte das Fundament, auf dem das Unternehmerehepaar Peter und Christiane Schaufler seine imposante Kollektion zeitgenössischer Kunst auf bauen konnte. Seit Juni 2010 ist sie im SCHAUWERK Sindelfingen für die Öffentlichkeit zugänglich. Die aktuelle Sonderausstellung zeigt Hochkarätiges im Medium der Fotografie. Spätestens bei der Anreise wird augenfällig, dass diese Gegend nicht für die schönen Künste geschaffen wurde: Es ist ein Industriegebiet, in dem das SCHAUWERK Sindelfin- gen ansässig ist. Wo sich heute die Spitze der internationalen Gegenwartskunst ein Stelldichein gibt, fertigte die Firma BITZER GmbH noch bis vor wenigen Jahren ihre Kühlmaschinen. Als die Flächen zu klein wurden, verlegte die Firma ihren Produktionsstandort. In den nun leerstehenden Hallen hielt nach einem Umbau durch das Stuttgarter Büro BFK Architekten die Kunst ihren Einzug. Und die kann – ohne Maschinenlärm – vom Besucher in Ruhe betrachtet werden. Auf den Umstand, dass auch dies einige Anstrengungen erfordert, macht Peter Koglers (*1959) Edelstahlskulptur (Untitled, 2007/10) auf dem Vestibül des SCHAUWERKs aufmerksam: Sie stellt ein aus Dreiecken zusammengesetztes menschliches Gehirn dar. 2007, Embassy, Demand, Thomas Serie: der aus Lichtempfindlich. Arbeiten Zeitgenössische Fotografie mit aus der Sammlung Schaufler SCHAUWERK Sindelfingen seit 1. Oktober 2011 (open end) www.schauwerk-sindelfingen.de Raumansicht (9-teilig), C-Print,Diasec, © VG Bild-Kunst, Bonn 2011 Wolfgang Tillmans: paper drop (rainbow), 2006, C-Print, 137 x 200 cm Auch das Betrachten von Kunst ist eine Form der Arbeit: Hirnarbeit. Eine Arbeit freilich, die im Unterschied zu manch anderer das Vergnügen bereits in sich birgt. Diese Verheißung erfüllt sich schon kurz nach Betreten des Museums. Mit der Kontrastierung von Fläche und Volumen, von Weiß und buntem Kolorit, von klar definierten Umrissen und diffusen Farbverläufen vollführt Wolfgang Tillmans’ (*1968) paper drop (rainbow) (2006) ein raffiniertes Spiel mit den Augen. Als vielversprechendes Entree macht es Lust auf die 72 weiteren in der Ausstellung gezeigten Werke, die aus dem Zeitraum von 1968 bis 2007 stammen. Die Schau gliedert sich räumlich in zwei Teile. Die thematische Klammer „New York“ umschließt einen separaten Bereich im Erdgeschoss. Dort bezaubert die Reihe der New York Short Stories (1998) von Michael Wesely (*1963), der die Langzeitbelichtung zu seinem Markenzeichen erkoren hat. New Yorks Architektur wird dabei zur klar definierten Kulisse, in der das kurze Gastspiel der Menschen allein verschwommene Spuren hinterlässt. Dem Betrachter obliegt es, anhand dieser Spuren die kleinen Geschichten zu rekonstruieren, die sich hier zugetragen haben. Konträre Eindrücke vermittelt der vor allem als Filmregisseur bekannte Wim Wenders (*1945) in seiner Serie New York, November 8 (2001), die zwei Monate nach den Anschlägen des 09/11 entstand. Die Türme sind in ein qualmendes Trümmerfeld verwandelt, von dem sich die unversehrten Wolkenkratzer im Hintergrund spannungsvoll abheben. Es sind Bilder der Ernüchterung, in deren Zentrum die klaffende Wunde im Stadtkörper als eine Leerstelle steht. Der Rundgang setzt sich fort im ehemaligen Hochregallager der Firma BITZER, das den größten Teil der Exponate beherbergt. Um es seinem musealen Zweck zuführen zu können, wurde eine sich nach oben windende Rampe in das Lager eingebaut, über die man die Aus- POOL – 7