BOLD THE MAGAZINE No.01
LEIDENSCHAFT TUGEND ODER SÜNDE | CINEMA PASSIONAT E | THE MAD MEN ERA | NICOLAS CAGE IM INTERVIEW | DE MADRID AL CIELO | MODESELEKTOR | SCHOTTLAND: KLEINES LAND MIT GROSSEM GEFÜHL
LEIDENSCHAFT
TUGEND ODER SÜNDE | CINEMA PASSIONAT E | THE MAD MEN ERA | NICOLAS CAGE IM INTERVIEW | DE MADRID AL CIELO | MODESELEKTOR | SCHOTTLAND: KLEINES LAND MIT GROSSEM GEFÜHL
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Zeitgeist | Lifestyle | Kunst | Kultur | Mode | Trend<br />
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<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
leidenschaft<br />
Tugend oder Sünde | CINEMA passionate | The Mad Men Era | Nicolas Cage im Interview<br />
DE MADRID AL CIELO | MODESELEKTOR | SCHOTTLAND: KLEINES LAND MIT GROSSEM GEFÜHL
2 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
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<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 11<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Inhalt<br />
Schwerpunkt<br />
LEIDENSCHAFT – Tugend oder Sünde<br />
Nachgefragt – Fünf Fragen zur Leidenschaft<br />
CINEMA passionate – DIRECTORS LOUNGE<br />
12<br />
15<br />
20<br />
Mode<br />
On Location<br />
26<br />
Kunst & Kultur<br />
Nicolas Cage – Porträt und Interview<br />
FilmBesprechung – Ghost Rider: Spirit of Vengeance<br />
39<br />
46<br />
Sehenswert<br />
The Big Idea – the Mad Men Era<br />
50<br />
52<br />
Hörenswert<br />
58<br />
Track-By-Track – MODESELEKTOR<br />
DE MADRID AL CIELO – Musik aus voller Leidenschaft<br />
Im Gespräch – Niklas Jansen<br />
60<br />
62<br />
68<br />
Reise<br />
SCHOTTLAND – KLEINES LAND MIT GROSSEM GEFÜHL<br />
72<br />
Lifestyle & Trend<br />
neue Designstrategie – Renault<br />
Auf leisen Sohlen – Der neue opel Ampera<br />
84<br />
92<br />
Begehrenswert – Cool Stuff<br />
95<br />
Begehrenswert – Beauty<br />
98<br />
Die letzte Seite<br />
LEIDENSCHAFT im Jahr DES DRACHEN<br />
104<br />
Impressum<br />
106
12 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Einstieg | Leidenschaft<br />
LEIDENSCHAFT<br />
Tugend oder<br />
Sünde<br />
Autor: H. G. Teiner<br />
Leidenschaft wird als eine das Gemüt ergreifende<br />
Emotion beschrieben, die Formen<br />
der Liebe und des Hasses beinhaltet, aber<br />
auch für religiösen, moralischen oder politischen<br />
Enthusiasmus benutzt wird. Leidenschaft<br />
beschreibt die intensive Verfolgung<br />
von Zielen. Im ursprünglichen Wortsinn<br />
schwingt der Beilaut von etwas Zerstörerischem<br />
mit – das Leiden Schaffende, der<br />
allerdings im heutigen Alltagssprachgebrauch<br />
eher verdrängt wird und der Leidenschaft<br />
eine eher positive Konnotation gibt.<br />
vergesellschaftete<br />
Leidenschaft<br />
Leidenschaft wird heute gern und häufig<br />
auf eines reduziert: Ungehemmte, tabulose<br />
Lust im Bereich der sexuellen<br />
Fantasie. Gerade tauchte der Absender<br />
„Playboy Viagra“ in meinem E-Mail-Spam-<br />
Ordner auf. Betreff: „Leidenschaft im<br />
Bett“. Also wohl ein Thema, auf das viele<br />
anspringen sollten. Leidenschaft wird<br />
reduziert auf „guten“ Sex und die sexuelle<br />
Ekstase.<br />
Lassen Sie an dieser Stelle Ihren Vorstellungen<br />
freien Lauf: Vom Blümchensex bis<br />
zum Hardcoresex, was sind Ihre Fanta-<br />
Foto: Kampagne, Papis Loveday Fragrance<br />
sien, was turnt Sie an, was tun Sie und<br />
wann und mit wem? Was ist der erotische<br />
Kick in Ihrem Kopf? Von der Nichtdoch-Verweigerung<br />
bis zur Du-willstes-doch-auch-Dominanz.<br />
Zur Anregung<br />
sei das Kamasutra empfohlen: Diese<br />
Verse des Verlangens wurden vermutlich<br />
zwischen 200 und 300 n. Chr. von<br />
Vatsyayana Mallanaga geschrieben und<br />
sind heute als einer der einflussreichsten<br />
Texte der Weltkulturgeschichte zum<br />
Thema der erotischen Liebe anerkannt.<br />
Sie bieten eine detaillierte Anleitung der<br />
altindischen Liebeskunst, eine ganzheitliche<br />
Sichtweise des Themas, die sexu-<br />
elle Freude mit einem entspannten Geist<br />
verbindet. Die neue Kultserie zum Thema<br />
Drama, Liebe, Sex und Leidenschaft heißt<br />
nach „Sex and the City“: „Aus Lust und<br />
Leidenschaft“. Sie stammt aus England<br />
(Original: „Mistresses“) und zeigt vier<br />
Freundinnen zwischen Sex-Abenteuern,<br />
dramatischen Liebesverwicklungen, der<br />
ganz großen Liebe – immer auf der<br />
ewigen Suche nach Mr. Right. Und dies<br />
in jedem Fall erotischer, komplexer, tiefgründiger<br />
und glaubwürdiger als im<br />
US-Vorläufer.<br />
LEIDENSCHAFT<br />
UND LIEBE<br />
Das Feuer der Leidenschaft, wird genährt<br />
durch die Fantasie unseres Geistes. Die<br />
wohl berühmteste Liebesgeschichte der<br />
Welt steht für pure Leidenschaft: Shakespeares<br />
um 1600 entstandenes, berührendes<br />
Drama „Romeo und Julia“ erzählt<br />
von einem Paar, das durch seine bedingungslose<br />
Liebe den tiefen Hass ihrer<br />
Familien zu bezwingen versucht: Romeo,<br />
aus dem Geschlecht der Montagues, hat<br />
sich in Julia, Tochter der verfeindeten<br />
Capulets, verliebt. Die beiden lassen sich<br />
heimlich trauen, und so lehnt sich Julia
Einstieg | Leidenschaft<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 13<br />
leidenschaftlich gegen das ihr auferlegte<br />
Familienschicksal auf. Durch eine dramatische<br />
Verkettung unglücklicher Ereignisse<br />
müssen Romeo und Julia am Ende<br />
ihre leidenschaftliche Liebe mit dem Tod<br />
bezahlen. Das ist Leidenschaft auf ihrem<br />
dramatischen Höhepunkt.<br />
VERKAUFTE<br />
LEIDENSCHAFT<br />
Im Sinne der „altbewehrten“ Marketingstrategie<br />
„Sex sells“, rückt die weiter<br />
gefasste Leidenschaft in den Mittelpunkt<br />
einer verführenden Verkaufsstrategie.<br />
Die in kurvenreiches Blech gebogenen<br />
Objekte der Begierde, der zahlreichen<br />
Autohersteller oder zum Beispiel die mit<br />
lebensmittelchemischer Finesse entstandenen<br />
Produkte der Genussmittelindustrie<br />
sollen mit mehr oder weniger<br />
offenherziger Leidenschaft aufpoliert<br />
werden: Langneses Magnum-Eis ist so<br />
eine Leidenschaft mit eindeutig erotischer<br />
Werbebotschaft: So ist das Knacken<br />
der Schokoladenhülle mit dem Bild eines<br />
erotisch leicht geöffneten Mundes zu<br />
einem der Erkennungsmerkmale von<br />
Magnum geworden. Schauspielerinnen<br />
wie Eva Longoria posierten lasziv mit<br />
der Eiscreme für den Werbespot. Nach<br />
einer Reihe ähnlicher Spots erreichte<br />
der Hersteller vor einigen Jahren, mit<br />
der limitierten Edition der „7 Todsünden“<br />
den Höhepunkt ins Bild gesetzter sexueller<br />
Leidenschaft in Verbindung mit<br />
gespielter unmoralischer Andeutung.<br />
Auch in der Cremissimo-Werbung des<br />
selben Herstellers spielen in neuerer Zeit<br />
Liebe und Leidenschaft eine Rolle: Das<br />
Eis, nach dem Filmklassiker „Vom Winde<br />
verweht“ kreiert, wird als eine „leidenschaftliche<br />
Komposition aus Schokolade<br />
und Himbeer“ vermarktet und bestärkt<br />
werbetechnisch die Verbindung zwischen<br />
Leidenschaft und kulinarischem Genuss.<br />
„Aus Leidenschaft für Lebensmittel“ wirbt<br />
ein anderer Tiefkühlkostvertreiber um<br />
Vertrauen in seine Produkte bei seinen<br />
Franchisenehmern, ein weiteres Unternehmen<br />
der Lebensmittelindustrie sucht<br />
gerade eine Fachkraft für Lebensmitteltechnik<br />
mit dem Untertitel „Kochen<br />
aus Leidenschaft“, in der Arbeitsplatzbeschreibung<br />
steht zur näheren Erklärung:<br />
„Kochen der Gerichte nach vorliegenden<br />
Rezepturen“.<br />
VERSTAND<br />
UND LEIDENSCHAFT<br />
Die Leidenschaften werden in der<br />
Geschichte der Philosophie als Gegenspieler<br />
der Vernunft gesehen. Dieser<br />
dialektische Ansatz liefert so eine Grundlage<br />
zur weiteren Erkenntnis des Wesens<br />
der Leidenschaft „an sich“. Khalil Gibran<br />
umschreibt dies in „Der Prophet“ so:<br />
„Denn die Vernunft ist, wenn sie allein<br />
waltet, eine einengende Kraft, und unbewacht<br />
ist die Leidenschaft eine Flamme,<br />
die bis zur Selbstzerstörung brennt.“ Also<br />
ist die Mitte das Ziel. Johann Wolfgang<br />
von Goethe schreibt in „Die Wahlverwandtschaften“:<br />
„Die Leidenschaften sind<br />
Mängel oder Tugenden, nur gesteigerte.“<br />
Der indische Religionsphilosoph Jiddu<br />
Krishnamurti definiert in „Über die Liebe“<br />
den Unterschied von Liebe und Leidenschaft:<br />
„Lust ist sinnlich, sexuell, sie ist<br />
voller Begehren, Bildern, der Jagd nach<br />
dem Vergnügen ... . Nicht so die Leidenschaft.<br />
Sie brauchen Leidenschaft, um<br />
erschaffen zu können.“<br />
BESIEGTE<br />
LEIDENSCHAFT<br />
In der buddhistischen Lehre werden, ganz<br />
im Gegensatz zur ungezügelten sinnlich<br />
beschränkten Leidenschaft, umfassendere<br />
Liebe und ethisch begründete Güte<br />
als erstrebenswert angesehen. Liebevolle<br />
Güte ist die selbstlose, leidenschaftslose<br />
und umfassende Zuneigung zu allen<br />
Lebewesen und deshalb verschieden von<br />
Liebe im Sinne von Zuneigung und sexuellem<br />
Verlangen.<br />
Für den Buddhisten gilt, verkürzt gesagt,<br />
dass Leidenschaft die Leiden schafft.<br />
Der Begriff Leiden wird dabei viel weiter<br />
gefasst als in der christlich-abendländischen<br />
Kultur. Leiden ist mehr als nur<br />
Schmerz, Traurigkeit, Angst und Tod,<br />
Leiden ist auch mit unseren Wünschen<br />
und Sehnsüchten verbunden. Krishnamurti<br />
sagt in seinem Buch „Vollkommene<br />
Freiheit“: „Mit-Leiden bedeutet,<br />
Leidenschaft für alle Dinge zu haben,<br />
nicht nur die Leidenschaft zwischen<br />
zwei Menschen, sondern für die ganze<br />
Menschheit, für alle Wesen auf der Erde,<br />
Tiere, Bäume, alles, was die Erde trägt.“
14 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Schwerpunkt | Leidenschaft | Nachgefragt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 15<br />
Nachgefragt<br />
Fünf Fragen zur<br />
Leidenschaft<br />
Autorin: R. Brokate<br />
„Durch die Leidenschaften lebt der Mensch,<br />
durch die Vernunft existiert er bloß.“ (Nicolas<br />
Chamfort, 1741-1794)<br />
Dem Zitat nach ist die Leidenschaft<br />
ein wichtiges Element, welches unsere<br />
Gedanken, Taten und Beziehungen<br />
belebt.<br />
Menschen, die ihren Weg gehen, indem<br />
sie tun was Ihnen gefällt, haben zu sich<br />
und zu anderen Menschen eine authentische<br />
Beziehung. Es ist dabei nicht zu<br />
vernachlässigen, dass es einer vernünftigen<br />
Basis bedarf, um Risiken eingehen<br />
zu können. Wenn man die Vernunft völlig<br />
unterbindet, kann es passieren, dass<br />
sich Träume und Realität nie vereinen.<br />
Menschen, die aus „falschen“ Motivationen<br />
heraus ihre Entscheidungen<br />
treffen, tragen oft Unstimmigkeiten mit<br />
sich herum. Dies wirkt sich auf ihr eigenes<br />
Leben, sowie auf die Beziehungen zu<br />
anderen Menschen aus. Es bedarf der<br />
Achtsamkeit, um die eigenen Bedürfnisse<br />
zu verstehen. Viel Mut, um sich realistische<br />
Eingeständnisse machen zu können<br />
und große Anstrengung, sich auf seinem<br />
eingeschlagenen Weg zu behaupten. Die<br />
Bremse der Leidenschaft ist oft die Angst.<br />
Die Aufgabe ist es, sich seinen Ängsten zu<br />
stellen und die Herausforderung mit aller<br />
Kraft anzunehmen. Menschen, die leidenschaftlich<br />
ihren Weg gehen, sind oft sehr<br />
flexibel und risikobereit und haben in<br />
vielen Fällen verschiedene Möglichkeiten<br />
im Leben ausprobiert. Sie sind aufgeschlossen<br />
für Neues, bereit zu lernen und<br />
wollen über sich hinauswachsen.<br />
FREI UND KREATIV<br />
ENGAGEMENT MIT BEGEISTERUNG<br />
Raffaele Castelli, in Rom aufgewachsen,<br />
verbrachte seine Jugendzeit in Mannheim.<br />
Dort begann er als Eventmanager<br />
seine spannende Karriere, die wohl immer<br />
Möglichkeiten für Neues offen lässt. Als<br />
nächste Stationen wählte er Hamburg<br />
und London, wo er als Creative Head<br />
für international renommierte Unternehmen<br />
arbeitete. Hamburg deshalb,<br />
weil er Hochdeutsch (im Vergleich zu<br />
Mannheim) lernen wollte. Als Standort<br />
für seine eigene PR- und Event-Agentur<br />
(CLY COMMUNICATION) entschied er<br />
sich später für Berlin. Von der kreativen<br />
Hauptstadt aus betreut er, zusammen<br />
mit seinem 20-köpfigen Team, europaweit<br />
Kunden aus dem Premium- und<br />
Lifestyle-Segment. Zwischen Schlaf und<br />
Arbeit steigt er so oft es geht aufs Pferd.<br />
Dies ist sein Ausgleich und der einzige<br />
Platz, an dem das Handy ausgeschaltet<br />
bleibt. Sein Hund freut sich natürlich<br />
auch über derlei Aktivitäten und den<br />
Auslauf, mit Herrchen, an der frischen<br />
Luft. Als Italiener ist es naheliegend, dass<br />
Castelli ein begnadeter Pastakoch ist.<br />
Davon profitiert auch sein Unternehmen,<br />
denn zwei- bis dreimal wöchentlich wird<br />
der Meetingplatz zum Mittagstisch und<br />
in großer Runde, ganz auf italienische Art<br />
gemeinsam gegessen.<br />
Herr Castelli. Glauben Sie, dass Sie ein<br />
leidenschaftlicher Mensch sind?<br />
Ich bin Italiener. Ohne Klischees bemühen<br />
zu wollen, Italiener sind einfach emotionaler<br />
als vielleicht der durchschnittliche<br />
Nordeuropäer.<br />
Leidenschaft ist von Vorteil, wenn man<br />
ein Ziel erreichen will. Vor etwas über drei<br />
Jahren habe ich in Berlin meine eigene<br />
Agentur gegründet – cly communication<br />
- das war ein Traum, den ich mir erfüllen<br />
wollte. Ohne Begeisterung und Engagement<br />
hätte das nicht funktioniert
Foto: N. Krüger<br />
16 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Leidenschaft | Nachgefragt
Schwerpunkt | Leidenschaft | Nachgefragt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 17<br />
Ist Leidenschaft ein Schlüssel zum persönlichen<br />
Glück?<br />
Welche Opfer fordert Ihre Leidenschaft<br />
von Ihnen?<br />
Jeder hat sicherlich seine ganz eigene<br />
Auffassung, was das beinhaltet. Für mich<br />
bedeutet es: Dinge mit Hingabe zu tun,<br />
dass ich diese gerne tue, dass ich mich mit<br />
Begeisterung für etwas engagiere. Wenn<br />
ein solches Engagement dann zum Erfolg<br />
wird, macht das glücklich. Ich persönlich<br />
denke, dass Leidenschaft nicht automatisch<br />
der Schlüssel für persönliches Glück<br />
ist, aber ich denke, dass sie ein Verstärker<br />
von Glücksgefühlen sein kann.<br />
Was mögen Sie besonders an Ihrem<br />
Beruf und wo können Sie Ihre Leidenschaft<br />
einbringen?<br />
Wenn man sich ernsthaft engagiert, um<br />
erfolgreich tolle Projekte durchzusetzen,<br />
bleibt oft wenig Zeit für Privates, Freundschaft<br />
und den Partner.<br />
Herr Castelli. Hat Leidenschaft für Sie<br />
etwas mit Liebe zu tun?<br />
Kann man das trennen? Nur wer liebt, was<br />
er tut, macht es mit Leidenschaft, und das<br />
ist die Voraussetzung, um damit auch<br />
erfolgreich zu sein.<br />
FEUER UND FLAMME<br />
HINGABE MIT JEDER FASER<br />
In meiner Zeit als Creative Direktor bei<br />
großen Unternehmen und heute mit meiner<br />
eigenen PR- und Event-Agentur, hatte ich<br />
immer das Glück, meine Leidenschaft für<br />
kreative Ideen ausleben zu können. Ich<br />
liebe es, abseits der ausgetretenen Pfade<br />
zu denken und zu sehen, wie sich eine<br />
zunächst kleine, vielleicht auch verrückte<br />
Idee in ein tolles Projekt verwandelt. Besonders<br />
reizt mich dabei die Herausforderung,<br />
mit einem überschaubaren Budget ausgefallene<br />
Konzepte zu entwickeln und umzusetzen<br />
– diese Momente, in denen echte<br />
Kreativität verlangt wird, um das Unmögliche<br />
zu schaffen. Dafür ist meine Agentur<br />
der Rahmen, es geht nicht ohne ein gutes<br />
Team. Wir funktionieren wie eine große<br />
Familie, beim gemeinsamen Mittagessen<br />
kann ich meinen italienischen Wurzeln<br />
gerecht werden. Ich koche gern und regelmäßig<br />
für das ganze Team.<br />
Gabriella Strümpel hat ungarische und<br />
deutsche Wurzeln und wurde in Michigan<br />
(USA) geboren. Mit sieben Jahren zog<br />
sie mit ihrer Familie nach Berlin. Ihr<br />
Zuhause war schon immer ein Haus<br />
voller Musik. Nach dem Abitur studierte<br />
sie Cello in Essen, Krakau und Berlin. Zu<br />
diesem Zeitpunkt hatte sie den Drang,<br />
herauszufinden was im Leben wesentlich<br />
ist – so entdeckte sie Yoga. 1997 rief<br />
sie ihr erster Job nach Brüssel, wo sie<br />
elf Jahre im Radioorchester spielte. Heute<br />
lebt Gabriella Strümpel wieder in Berlin<br />
und arbeitet als freischaffende Cellistin,<br />
Musicoach und Yogalehrerin. In Kombination<br />
ihrer verschiedenen Erfahrungen<br />
unterrichtet sie Yoga für Musiker. Eine<br />
Leidenschaft für Sprachen kann man ihr<br />
ebenfalls zuschreiben, denn sie spricht<br />
fließend deutsch, englisch, niederländisch,<br />
ungarisch und französisch.
18 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | Leidenschaft | Nachgefragt<br />
Inwiefern glauben Sie, dass Sie leidenschaftlich<br />
sind?<br />
Insofern, als ich für bestimmte Dinge, Tätigkeiten<br />
und Menschen Feuer und Flamme<br />
bin. Ich kann mich – zumindest manchmal<br />
– mit jeder Faser meines Seins einer Sache<br />
oder einem Menschen hingeben.<br />
Ist Leidenschaft ein Schlüssel zum persönlichen<br />
Glück?<br />
schaffen, in dem ich möglichst viel von<br />
dem, was ich weiß und kann, einsetzen und<br />
damit Gutes bewirken konnte. In diesem<br />
Fall: Gutes in Form von mehr Lebendigkeit,<br />
Durchlässigkeit und Erfolg bei meinen<br />
Schülern. Aus diesem Wunsch heraus<br />
entstand das Musicoaching.<br />
Frau Strümpel. Sind Sie bereit für Ihre<br />
Leidenschaft Opfer zu bringen? Und<br />
wenn ja, welche?<br />
Ich sehe Leidenschaft und Glück als<br />
unterschiedliche Manifestationen eines<br />
bestimmten Zustands, dem Zustand der<br />
vollständigen Lebendigkeit und Durchlässigkeit.<br />
Frau Strümpel. Wann haben Sie Ihre<br />
besondere Liebe zur Musik entdeckt<br />
und wie kam es, dass Ihnen das beruflich<br />
nicht ausreichte?<br />
In meiner Kindheit war das Hören und<br />
Spielen von Musik in meiner Familie eine<br />
Selbstverständlichkeit, so normal wie Essen<br />
und Trinken. Als ich in den USA an einem<br />
Musik-Camp teilnahm, wo wir fast täglich<br />
Konzerte besuchten, merkte ich, dass<br />
ich mehr als die meisten anderen Kinder<br />
meines Alters von der Musik begeistert<br />
war. Dort spielte ich auch zum ersten Mal<br />
im Orchester. Das wollte ich in Berlin fortsetzen<br />
und trat so in das Schulorchester des<br />
benachbarten Gymnasiums ein, obwohl ich<br />
noch in der Grundschule war.<br />
Um meiner Leidenschaft für die Wahrheit<br />
gerecht zu werden, bin ich bereit, Harmonie<br />
und Bequemlichkeit zu opfern – theoretisch<br />
zumindest. In der Praxis siegt mal das eine,<br />
mal das andere. Man könnte sagen, dass<br />
ich die Festanstellung im Orchester opfern<br />
musste, um meiner Leidenschaft für Berlin<br />
und mein noch freieres Leben hier nachzugehen.<br />
Mir war zwar mulmig, als ich die<br />
Stelle gekündigt habe, aber es fühlte sich<br />
nicht an wie ein Opfer, sondern wie ein<br />
Weiterschreiten. Zu jeder Weiterentwicklung<br />
gehört der Abschied von Liebgewonnenem,<br />
und das kann Schmerz und Trauer<br />
mit sich bringen.<br />
Hat Leidenschaft mit Liebe zu tun?<br />
Sehr: Leidenschaft – in ihrer reinsten Form<br />
– ist Ausdruck von Liebe.<br />
Links zum Thema:<br />
In den elf Jahren im Berufsorchester<br />
vermisste ich tatsächlich Lebendigkeit und<br />
Leidenschaft. Ich wollte mir einen Rahmen<br />
www.CL-Y.com<br />
www.musicoaching.eu<br />
Foto: G. Anthes
Schwerpunkt | Leidenschaft | Nachgefragt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 19
20 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
CINEMA<br />
passionate<br />
DIRECTORS LOUNGE<br />
Autor: H. G. Teiner<br />
„Decapoda Shock“<br />
Javier Chillon, Spanien
Schwerpunkt | Leidenschaft | CINEMA passionate<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 21<br />
„In Dreams“<br />
Samuel Blain, Großbritannien<br />
Wie in jedem Jahr zieht die Berlinale im<br />
Februar wieder eine große Menge nationaler<br />
und internationaler Filmschaffender<br />
und Interessierter nach Berlin. Parallel<br />
dazu, mittlerweile als Geheimtipp gehandelt,<br />
veranstaltet die von Berliner Künstlern<br />
entwickelte Directors Lounge zum<br />
achten Mal ein Filmfestival der besonderen<br />
Art, mit einem breiten Spektrum<br />
an internationaler Medienkunst, Experimental-<br />
und Kurzfilmen.<br />
<strong>BOLD</strong> fragte nach und sprach mit André<br />
Werner, Directors Lounge Gründungsmitglied<br />
und künstlerischer Leiter:<br />
2005 fand während der Berlinale die<br />
erste Directors Lounge auf Initiative von<br />
Berliner Künstlern und Kunstprojekten<br />
statt. Ausgangspunkt war der gemeinsame<br />
Wunsch, einen Ort der Begegnung<br />
zu schaffen, der außerhalb des Festivaltrubels<br />
die Möglichkeit bietet, vorhandene<br />
Kontakte zu vertiefen, neue zu knüpfen<br />
und gleichzeitig eine flexible Plattform<br />
zur Präsentation ungewöhnlicher Filmund<br />
Videoarbeiten zu offerieren. Dieses<br />
Konzept wurde von zahlreichen Filmemachern<br />
und Videokünstlern enthusiastisch<br />
aufgenommen. Innerhalb kürzester Zeit<br />
entstand ein Programm mit mehr als 100<br />
Arbeiten von ca. 80 Künstlern. Auch beim<br />
Publikum fand die Verbindung aus Filmprogramm<br />
und Lounge großen Anklang,<br />
viele Berlinale-Besucher beendeten den<br />
Abend mit langen Diskussionen in der<br />
Directors Lounge. Die durchweg positive<br />
Resonanz ermutigte uns, dieses Experiment<br />
seit 2006 kontinuierlich, umfangreicher,<br />
konzentrierter und lebendiger fortzuführen.<br />
Neben dem jährlichen Festival im Februar,<br />
präsentieren wir kontinuierlich Themenprogramme,<br />
laden Regisseure zu persönlichen<br />
Vorführungen ein, entwickeln Ausstellungen<br />
und sind als Partner an zahlreichen<br />
Projekten beteiligt. Mediale Kunst,<br />
Videoinstallationen, experimenteller Kunstfilm,<br />
als eigenständige Genres seit Jahrzehnten<br />
in der zeitgenössischen Kunst<br />
etabliert, haben eines gemeinsam: Sie<br />
sind weitestgehend voneinander isoliert,<br />
autonome Inseln medialer Bildfindung.<br />
Die Directors Lounge, als offene Plattform<br />
für alle Formen medialer Kunst konzipiert,<br />
entwickelt den Rahmen, um diese Trennung<br />
bereits auf der Ebene künstlerischer Produktion<br />
aufzuheben.<br />
Auch in ihrer achten Ausgabe bleibt<br />
die Directors Lounge ihrem Ansatz<br />
treu, nach den Filmvorführungen<br />
Regisseure, Künstler und Publikum im<br />
Rahmen einer entspannten Lounge-<br />
Atmosphäre live zusammenzubringen.<br />
Die internationale Directors Lounge, ...
22 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | Leidenschaft | CINEMA passionate<br />
„Moloko“<br />
Jekaterina Petrova, Lettland
Schwerpunkt | Leidenschaft | CINEMA passionate<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 23<br />
„Telemach Wiesingers Camera“<br />
16mm, Deutschland<br />
als alternatives Berliner Film- und Medienfestival,<br />
hat 2012 mit dem „Naherholung<br />
Sternchen“ in Berlin-Mitte eine<br />
neue und zukunftsträchtige Spielstätte<br />
gefunden. Die Location, einen Steinwurf<br />
vom legendären Kino International (Nähe<br />
Alexanderplatz) entfernt, war einst Gaststätte<br />
und Schauspielertreff und ist jetzt<br />
einer der aufstrebenden Clubs in der<br />
reichhaltigen Szene Berlins. Während der<br />
62. Berlinale wird „Naherholung Sternchen“<br />
ganz im Zeichen von Filmkunst<br />
und Experiment stehen.<br />
Wer sich für außergewöhnliche, experimentelle<br />
oder seltene Filme interessiert,<br />
die nicht auf die breite Masse<br />
zugeschnitten sind, wird auf der International<br />
Directors Lounge auf seine Kosten<br />
kommen. Klischees und Vorhersehbares<br />
wird man in den gezeigten Werken<br />
vergeblich suchen. Innerhalb von elf<br />
Tagen werden die besten Werke aus dem<br />
Open Call, speziell kuratierte Programme<br />
gleichgesinnter Projekte, Live Events und<br />
Film-Performances zu einem einzigartigen<br />
Bilderrausch verschmelzen. Traditionell<br />
wird das Programm erst kurz vor<br />
der Eröffnungsparty bekannt gegeben,<br />
aber schon jetzt ist sicher, dass auch<br />
2012 eine wilde und abwechslungsreiche<br />
Mischung aus Avantgarde und Experiment<br />
zu sehen sein wird. Und wenn um<br />
Mitternacht die letzten Nachspanne über<br />
die Leinwände laufen, die Augen trunken<br />
sind von all den Bildern, dann bietet sich<br />
die Lounge als Abschluss an, um den<br />
Abend entspannt in die lange Nacht<br />
herübergleiten zu lassen. André Werner<br />
dazu abschließend:<br />
Es ist unser Ziel, durch die enge Einbindung<br />
der Künstler in alle Phasen der Vorbereitung<br />
mehr zu sein als nur eine weitere<br />
Spielstätte. Die Directors Lounge versteht<br />
sich als Katalysator, der bereits Vorhandenes<br />
zusammenbringt, um Anstöße für<br />
Neues zu geben. Gleichermaßen verstehen<br />
wir die jeweiligen Screenings nicht als<br />
geschlossene Vorführungen, sondern als<br />
Anstoß für jedwede Form der Diskussion.<br />
9. bis 19. Februar 2012, täglich ab 18 Uhr:<br />
Screenings, Bar, Lounge, Live-Acts, Installationen<br />
und mehr.<br />
Location: Naherholung Sternchen, Berolinastr.<br />
7, 10178 Berlin-Mitte (Nähe Alexanderplatz).<br />
Website zum Thema:<br />
www.directorslounge.net
24 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 25<br />
the<br />
ellicott mid
26 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Mode | On Location<br />
On Location<br />
Miele Gallery<br />
in Fashion<br />
Fotograf: J. M. Brain<br />
Mit Leidenschaft produziert Miele seit nunmehr 112 Jahren hochwertige Produkte zum Kochen,<br />
Backen, Dampfgaren, Kühlen, Gefrieren, Kaffee zubereiten, Geschirrspülen,<br />
zur Wäsche- und Bodenpflege.<br />
Wer die Faszination der Marke „live“ und aus erster Hand erleben möchte, sollte einmal die Miele Gallery besuchen.<br />
Die exklusiven Showrooms gibt es in Metropolen wie Berlin, Barcelona, London, New York, Mailand, Moskau, Paris oder Shanghai.<br />
Mit weltweit 50 Gallerys schließt das Unternehmen den Kreis aus traditionell hochwertigen Produkten,<br />
konsequenter Präsentation und Erlebbarkeit der Marke.<br />
www.miele-gallery.de<br />
Die Miele Gallery hat allerdings noch einiges mehr zu bieten: Neben zahlreichen Veranstaltungen<br />
diente sie <strong>BOLD</strong> auch als Location für die folgende Modestrecke.<br />
Models: K. Taylor, K. Sanchez (seeds Models)<br />
Make-Up & Hair: I. Schult<br />
Styling: F. Frauenstein<br />
Produktionsleitung: R. Brokate<br />
Assistenz: T. Kessler<br />
Location: Miele Gallery Berlin<br />
Mode: Nanna Kuckuck (1. Teil), F95 The Fashion Store at Station Berlin (2. Teil)<br />
Bild (rechts)<br />
Kleid, Ohrringe: Nanna Kuckuck
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 27
28 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Mode | On Location | NaNna Kuckuck<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 29<br />
Bild (links)<br />
Kleid, Handschuhe: Nanna Kuckuck<br />
Ohrringe: Nanna Kuckuck<br />
Bild (rechts)<br />
Kleid, Stola: Nanna Kuckuck<br />
Ohrringe: Nanna Kuckuck
30 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Mode | On Location | Nanna Kuckuck<br />
Kleid: Nanna Kuckuck<br />
Kette: Iosselliani<br />
Küche: Miele (Miele Gallery Berlin)
Instrumente höchster Vollendung<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 31<br />
Für Gourmets. Für Visionäre. Für Ästheten. Für perfekten Genuss. Weil höchste<br />
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und das einzigartige Miele Gelingversprechen. Eine Komposition für Genießer.<br />
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32 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Mode | On Location | F95 <strong>THE</strong> FASHION STORE<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 33<br />
Bild (links)<br />
Bluse: Kaviar Gauche<br />
Pelzmantel: Ines & Marechal<br />
Hose: Diane von Fürstenberg<br />
Handschuhe: Nina Peter<br />
Kette: Monki<br />
Bild (rechts)<br />
Kleid, Fellärmel: Marlene Berger<br />
Kette, Ringe: Bjorg
34 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Mode | On Location | F95 <strong>THE</strong> FASHION STORE<br />
Hose, Bluse: Thu Thu<br />
Fellmütze: Diane von Fürstenberg<br />
Kette, Armreif, Ring: Sabrina Dehoff
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 35
36 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Mode | On Location | F95 <strong>THE</strong> FASHION STORE<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 37<br />
Bild (links)<br />
Bluse: Lala Berlin<br />
Hose: Diane von Fürstenberg<br />
Hut: Marlene Berger<br />
Gürtel: Mongrels in Common<br />
Kette, Armreif: Cheap Monday<br />
Bild (rechts)<br />
Jacke: Thu Thu<br />
Lederhose: Diane von Fürstenberg<br />
Gürtel: Mongrels in Common<br />
Kette: Monki
38 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Kunst & Kultur | Nicolas Cage<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 39<br />
Nicolas Cage<br />
Der Jazzmusiker<br />
der Schauspielerei<br />
Autor: M. Breuer<br />
Nicolas Cage ist ein Vollgas-Schauspieler<br />
mit einem außergewöhnlich großen<br />
Spielraum, dessen weit gestreute Filmographie<br />
seinesgleichen sucht. Wie ein<br />
Heroinjunkie auf der Suche nach seinem<br />
nächsten Schuss rast Nicolas Cage durch<br />
seine zahlreichen Filmprojekte.<br />
Ob er nun geistesgestörte Vietnamveteranen,<br />
zwangsneurotische Betrüger,<br />
russische Waffenhändler, moralische<br />
Kreuzritter, PS-süchtige Autodiebe, einen<br />
Rächer aus der Hölle, sich zu Tode trinkende<br />
Drehbuchautoren, drogensüchtige<br />
Sanitäter, Crack rauchende Polizisten oder<br />
einen Engel spielt: Nicholas Kim Cage<br />
fasst seine schauspielerische Hingabe<br />
so zusammen: „Hollywood wusste nicht<br />
ob ich wirklich spielte oder echt verrückt<br />
war“. Für David Lynch ist er der „Jazzmusiker<br />
der Schauspielerei“.<br />
Cages Vater ist der Italo-Amerikaner<br />
August Coppola (Bruder von Regisseur<br />
Francis Ford Coppola). Seine Mutter,<br />
die Tänzerin und Choreographin Joy<br />
Vogelsang, stammt aus Cochem an der<br />
Mosel. Cage interessierte sich schon in<br />
seiner frühesten Kindheit für das Filmgeschäft,<br />
mit 15 Jahren nahm er professio-<br />
nellen Schauspielunterricht. Zwei Jahre<br />
später brach er die High School ab, um<br />
sich auf seine Karriere zu konzentrieren.<br />
Nicholas Kim Coppola nannte sich Cage,<br />
um nicht immer mit seinem Onkel Francis<br />
Ford Coppola verglichen zu werden. Er<br />
verkaufte Popkorn im kalifornischen<br />
Fairfax-Kino und erhielt schließlich bei<br />
seinem Onkel Francis einen Job als<br />
Anspielpartner für die Castings von<br />
„Rumble Fish“. Was ihm die Rolle eines<br />
der Gangmitglieder einbrachte.<br />
Seine Art zu spielen, sein Irrsinn, die<br />
Sensibilität und das Mischen aller Eigenschaften,<br />
haben Cage seither großen<br />
Erfolg gewährleistet. In der Tat hat Cage<br />
seit seinem Oscargewinn für „Leaving Las<br />
Vegas“ 1995 eine Strategie entwickelt<br />
zwischen freakigen, unkonventionellen<br />
Rollen und total entgegengesetzten,<br />
kommerziellen Action-Blockbustern, hin<br />
und her zu pendeln wie sonst kein<br />
anderer.<br />
Für die eigenwillige Interpretation seiner<br />
Charaktere erntete Cage allerdings nicht<br />
nur Lorbeeren. Die Coen-Brüder sahen<br />
in ihm eigentlich einen Hollywood-<br />
Schönling a‘la Kevin Costner, doch dann<br />
tauchte dieser schrullige Typ mit seinen<br />
wild durcheinander fliegenden Haaren<br />
am Set von „Raising Arizona“ (1987) auf.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen den<br />
Coen-Brüdern und Nicolas Cage war<br />
turbulent, obwohl sie von gegenseitigem<br />
Respekt geprägt war. So erschien Cage<br />
mehrfach am Filmset und bot den Coen-<br />
Brüdern Szenenveränderungen an, die<br />
sie allerdings allesamt ablehnten. Cage<br />
meinte dazu nur, dass die Coen Brüdern<br />
eine „sehr starke Vision“ dessen hätten,<br />
was sie drehen wollten. So musste. .
40 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Cage erstmals in seiner noch jungen<br />
Schauspielerkarriere lernen, auch andere<br />
künstlerische Ansichten zu akzeptieren.<br />
Privat scheinen seine großen Leidenschaften<br />
Immobilien und Comics zu sein.<br />
Nicht nur Schloss Neidstein im bayerischen<br />
Dorf Etzelwang oder Midford<br />
Castle in der Nähe von Bath in England<br />
haben es ihm angetan, auch das Domizil<br />
von John Wayne in Newport Beach in<br />
Kalifornien legte sich Cage 2007 für<br />
satte 24 Millionen Dollar zu. Sein selbst<br />
gewählter Nachname geht auf den<br />
Marvel-Superhelden Luke Cage zurück,<br />
der einer der ersten schwarzen Comic-<br />
Heroen war, und Cages 2005 geborener<br />
Sohn Kal-El ist nach seinem Lieblingscomic<br />
„Superman“ benannt. Der<br />
Legenden und Mythen liebende, leidenschaftliche<br />
Künstler, dessen Helden<br />
harte Kerle wie Clint Eastwood und Jack<br />
Nicholson sind, wollte vor seiner Karriere<br />
Boxer, dann Zauberer oder Rennfahrer<br />
werden. Die beiden letzteren Wünsche<br />
erfüllte er sich in „Duell der Magier“ und<br />
„Nur noch 60 Sekunden“. Aber auch für<br />
seine Freunde tut er so einiges: Als er<br />
Anfang der 80er-Jahre mit Johnny Depp<br />
(der damals noch Musiker in Florida war)<br />
eine Runde „Monopoly“ zockte, erkannte<br />
er Depps Begabung und ermutigte ihn,<br />
es einmal mit der Schauspielerei zu<br />
probieren. Nach einem Treffen mit Cages<br />
Agenten startete Depps Traumkarriere.<br />
Auch die Frauen standen bei Mr. Cage<br />
Schlange: Affären werden ihm mit<br />
DiCaprio-Freundin Kristen Zamg, Uma<br />
Thurman oder Model Christine Fulton,<br />
mit der er seinen erstgeborenen Sohn<br />
Weston (1992) zeugte, nachgesagt. Von<br />
1995 bis 2001 war er mit Kollegin Patricia<br />
Arquette verheiratet. 2002 Schnappte<br />
sich Nicolas dann die wohl größte<br />
Trophäe eines jeden hingebungsvollen<br />
Elvis-Fans: Presleys Tochter Lisa Marie, mit<br />
der er zwei Jahre verheiratet war. Seine<br />
jetzige Frau Alice Kim Cage entführte er<br />
aus einem Sushi-Restaurant, in dem die<br />
20-Jährige kellnerte, und schleppte sie<br />
gleich zum Traualtar.<br />
Es war in den Neunzigern, vor seiner Rolle<br />
in „The Rock“ (1996), als Cages Weg noch<br />
auf Independent-Film-Exzesse fokussiert<br />
war. Er glänzte in abgefahrenen Streifen<br />
wie „Raising Arizona“, „Vampire’s Kiss“ (in<br />
dem er in selbstloser Method-Acting-<br />
Manier lebende Kakerlaken mampfte)<br />
oder David Lynchs überladenem „Wild<br />
at Heart“, als Produzent Jerry Bruckheimer<br />
etwas ganz anderes in Nicolas<br />
Cage sah: einen großen Hauptdarsteller.<br />
Jemanden, der fähig war, Kraft und<br />
Komplexität in die Rolle eines Actionhelden<br />
einzubringen. Mit „Con Air“ (1997)<br />
oder „Face/Off“ (1997) positionierte sich<br />
Cage in den späten Neunzigern als erste<br />
Adresse für harte Actionkost und stieß<br />
Muskelpakete wie Arnold Schwarzenegger<br />
oder Sylvester Stallone von ihrem<br />
Thron. Seitdem schöpft er seine Angebote<br />
aus vielen verschiedenen Quellen,<br />
schwankend zwischen riesigen und<br />
eher kleinen Projekten. Wenige erinnern<br />
sich wohl an „The Family Man“ (2000),<br />
„Windtalkers“ (2002) oder „Bangkok<br />
Dangerous“ (2008). „Natürlich muss ich<br />
arbeiten“, sagt er, „ich finde immer ...<br />
Fotos: Universum Film, Szenen aus „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 41
42 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Nicolas Cage<br />
wieder etwas Befriedigendes in meinen<br />
Rollen“. Das kann man getrost unterschreiben,<br />
wurden wir doch Zeuge, wie<br />
er den Killer-Superhelden Big Daddy in<br />
„Kick Ass“ (2010) spielte oder seine skurille<br />
Oscar-Reife Darstellung des abgefuckten<br />
Iguana-beobachtenden Cops in Werner<br />
Herzogs verrücktem „Bad Lieutenant –<br />
Cop ohne Gewissen“ (2010) meisterte.<br />
Bereuen wird er wohl keine seiner Entscheidungen.<br />
Aber wieso sollte Nicolas<br />
Cage, der kürzlich Leonardo DiCaprio<br />
bei einer Auktion für 276.000 Dollar den<br />
echten Schädel eines Tyrannosaurus Rex<br />
vor der Nase weg schnappte, irgendetwas<br />
bereuen? Das einzige, was er<br />
an seinem Lebensende nach eigenen<br />
Angaben wirklich bedauern wird, ist der<br />
Verlust der drei Comic-Bücher, die aus<br />
seinem Privatbesitz gestolen wurden<br />
und nie wieder zu ihm zurück fanden.<br />
Darunter war auch eine Erstausgabe von<br />
„Superman“.<br />
Nicolas Cage<br />
im interview<br />
<strong>BOLD</strong> hatte die Gelegenheit, in Berlin, mit<br />
dem charismatischen Sonderling, über<br />
Leidenschaft, Familie und seinen neuen<br />
Film „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“<br />
zu sprechen:<br />
Herr Cage, schön das Sie es nach Berlin<br />
geschafft haben. Konnten Sie die Stadt<br />
denn schon für sich entdecken?<br />
geworden. Es ist ziemlich schwer für mich,<br />
hier auf Entdeckungsreise zu gehen. Ich<br />
bin zwar ein paar Tage früher gekommen,<br />
um ein wenig von der Kultur mitzukriegen.<br />
Aber ein paar der Typen haben sich schon<br />
regelrechte Hochgeschwindigkeitsverfolgungsjagden<br />
mit mir geliefert. So konnte<br />
ich nicht wirklich all das sehen, was ich<br />
sehen wollte.<br />
Was haben Sie sich denn ansehen<br />
können?<br />
Na ja, das Wetter war echt scheiße, aber<br />
ich bin durch den Grunewald gefahren.<br />
Das war echt ganz cool. Ich liebe es, wie<br />
die Deutschen ihren Wald und die Bäume<br />
respektieren und all das auch in die Architektur<br />
mit einfließt.<br />
Wäre es nicht auch eine gute Möglichkeit<br />
gewesen, Ihre Familie mitzubringen<br />
und ihnen Ihre deutschen Wurzeln zu<br />
zeigen?<br />
Eigentlich schon, aber das wäre andererseits<br />
total verantwortungslos, da mein Sohn<br />
noch zur Schule geht und den Anschluss<br />
nicht verlieren soll. Vielleicht beim nächsten<br />
Mal.<br />
Es gibt Gerüchte, dass Sie in Deutschland<br />
einen Film mit deutschen Schauspielern<br />
realisieren wollen?<br />
Ja, „Black Butterfly“ war im Gespräch, aber<br />
das wird in naher Zukunft nicht passieren.<br />
zimmerblick, seiner melancholischen,<br />
tiefen Stimme und hat das Bild vor den<br />
Augen, wie Nicolas Cage mit 150 km/h<br />
durch den Grunewald brettert, um vor<br />
Paparrazi zu flüchten.<br />
Sie stellen gerade Ihren neuen Film vor,<br />
„Ghost Rider: Spirit of Vengeance“. Was<br />
war der Grund für Sie, einen zweiten<br />
Ghost Rider-Film zu drehen?<br />
Ich hatte einfach mehr mit Johnny Blaze<br />
zu sagen, als der erste Teil ermöglichte.<br />
Und dieses Mal konnte ich den Rider so<br />
spielen, wie ich es wollte, da es die Technik<br />
zuließ. Seit dem ersten Teil lebt Blaze nun<br />
schon acht Jahre verschanzt in Rumänien.<br />
Sein Humor ist viel schwärzer, sarkastischer<br />
und nervöser. Ein Humor, den man eher<br />
von einem Polizisten oder einem Rettungssanitäter<br />
erwarten würde oder von<br />
Menschen, die schlimme Dinge sehen und<br />
einen speziellen Humor als Ventil dafür<br />
suchen. Dort habe ich die Figur angesetzt.<br />
Noch interessanter war es aber, den Rider<br />
zu kreieren. Jemand aus einer ganz anderen<br />
Dimension. Wie bewegt sich so jemand?<br />
Ich habe Cobras beobachtet, wie sie<br />
versucht haben, mich mit ihren hypnotischen<br />
Tänzen einzuschläfern, um dann<br />
plötzlich zuzuschlagen.<br />
Er scheint ein wenig abzudriften, schwingt<br />
seine Arme hin und her und imitiert mit<br />
seiner Handfläche hypnotisch den Kopf<br />
einer Cobra. Plötzlich schaut er auf und<br />
redet weiter.<br />
Um ehrlich mit euch zu sein: Die Paparazzi<br />
sind seit dem letzten Mal viel aggressiver<br />
Man hört ihm gerne zu. Hängt buchstäblich<br />
an seinem einschläfernden Schlaf-<br />
Das alles ist mit in die Figur des Riders<br />
eingeflossen. Aber die eigentliche Idee von
Kunst & Kultur | Nicolas Cage<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 43<br />
„Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ hatte ich<br />
bei einem Besuch in England: Ich habe den<br />
ersten Teil dort promotet, und zu der Zeit<br />
liebte ich es, Lederjacken, Motorradstiefel<br />
und all das Zeug zu tragen. Ich war in Westminster<br />
Abbey in meiner Mittagspause.<br />
Plötzlich stellte sich heraus, dass ich genau<br />
zu einem wichtigen Gipfel hereinplatzte.<br />
Dort war auch ein Bischof aus Colorado<br />
zugegen, der mir gleich eine Tour durch<br />
die ganze Kirche gab. Er stellte mir den<br />
Erzbischof von Canterbury und den Papst<br />
der griechisch-orthodoxen Kirche vor. Also<br />
stand ich da in meinem Lederoutfit, umzingelt<br />
von diesen spirituellen Führern. Dabei<br />
dachte ich mir, das könnte auch ein cooles<br />
Setting für den Rider sein. Plötzlich flüsterte<br />
mir der Erzbischof zu „Auch ich kann total<br />
ungezogen sein“. Von da an war es besiegelt!<br />
Das ist es! Der Ghost Rider arbeitet mit<br />
der Kirche zusammen. So bin ich auf die<br />
Idee für den Film gekommen.<br />
Sind Sie religiös?<br />
Ich glaube an Gott. Aber ich bin mehr der<br />
wahrheitsuchende Typ und hacke nicht auf<br />
anderen Religionen herum. Ob jemand nun<br />
nach dem Islam oder dem Judentum lebt,<br />
ist ihm doch völlig selbst überlassen. Jeder<br />
soll daran glauben, wozu er Lust hat. Ich<br />
werde wohl immer auf der Suche sein.<br />
Glauben Sie an ein Leben nach dem<br />
Tod?<br />
Oh, wow ... Niemand von uns weiß wirklich<br />
darüber bescheid, oder? Aber meine Intuition<br />
sagt mir irgendwie, dass es das wohl<br />
geben könnte.<br />
Wären Sie froh darüber?<br />
Es gibt diese 50/50-Chance, dass es ziemlich<br />
cool sein könnte. Ich weiß halt nur<br />
nicht, in welche Richtung es wohl geht. Und<br />
wenn ich jetzt sagen würde, ich wüsste es<br />
doch, würde ich wohl an einer Psychose<br />
leiden.<br />
Welche Parallelen gibt es zu Ihrer Filmfigur?<br />
Ghost Rider ist der einzige Superheld, den<br />
ich kenne, der von Goethe inspiriert wurde,<br />
der Kontakt mit dem Teufel und all das.<br />
Der Film ist zwar eher ein Popcorn-Event,<br />
aber als ich, als Kind zum Beispiel, die<br />
Comics las, fand ich es immer beängstigend<br />
zu sehen, wie jemand die Kraft des Bösen<br />
nutzt, um etwas gutes zu tun. Das war ein<br />
kompliziertes, philosophisches Erwachen.<br />
Im Film ist alles eine große Metapher und<br />
wir alle machen Fehler. Das liegt in der<br />
Natur des Menschen.<br />
Schauen Sie zu Hause, gemeinsam mit<br />
Ihrer Familie, Ihre Filme an?<br />
Ich spiele meine eigenen Filme nicht bei<br />
mir zu Hause. Ich versuche, das Leben in<br />
den eigenen vier Wänden so normal wie<br />
möglich zu halten. Mein Sohn soll das alles<br />
nicht sehen, das würde ihn nur verwirren.<br />
Sie sind also kein Superheld für Ihren<br />
Sohn?<br />
Ich bin einfach sein Vater. Er weiß was ich<br />
mache und besucht mich auch mal am Set.<br />
Ich zeige ihm nur nicht die Filme.<br />
Neben Ihrem Beruf und Ihrer Familie<br />
haben Sie eine große Leidenschaft für<br />
Comics?<br />
Ich liebe die Popkultur. Aber ihr habt<br />
irgendwie alle ein falsches Bild von mir und<br />
den bunten Heftchen. Lasst mich das mal<br />
klar stellen: Ich bin nicht bis 3 Uhr morgens<br />
wach und sitze zu Hause mit einem Pappkarton<br />
voller Comics, esse Zitronenkekse<br />
und lese „Spiderman“. Aber ich kenne mich<br />
in der Materie aus, weil ich liebe, wofür<br />
Comics stehen. Und so wie Rosebud in<br />
„Citizen Kane“ bin ich loyal zu meiner Kindheit.<br />
Ich denke, dass Comics mir in meiner<br />
Kindheit geholfen haben, meiner Umwelt<br />
zu entfliehen. Die bunten Charaktere, die<br />
Geschichten, die Mythologien und all das<br />
eröffneten mir eine fantasievolle Parallelwelt,<br />
in die ich gern flüchtete. Comics sind<br />
nichts anderes als Märchen, griechische<br />
Mythologie, oder nordische Mythen, in<br />
die sich Kinder in der Vergangenheit gern<br />
vertieften. Ich finde, die Magie eines Comics<br />
gibt dir eine Form des Lesens in Verbindung<br />
mit einer Visualität, die eine großartige,<br />
inspirierende Erfahrung sein kann.<br />
Weiß Ihr Sohn denn, dass er seinen<br />
Vornamen Supermann zu verdanken<br />
hat?<br />
Ja, weil er die Comics irgendwo im Haus<br />
entdeckt hat. Kal-El ist einfach ein Name,<br />
eigentlich ein hebräisches Wort, dass<br />
„Stimme Gottes“ bedeutet. „El“ heißt auch<br />
„der Erleuchtete“. Alles ein wenig märchenhaft.<br />
Vor allem, wenn man sich Leute<br />
im Medienbusiness anschaut, die „El“ im<br />
Namen haben. Ob es nun Elton John ...
44 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Nicolas Cage<br />
oder Elvis Presley oder Elmo von der<br />
„Sesamstraße“ ist, alle haben irgendwie<br />
zauberhafte Sachen vollbracht. Also dachte<br />
ich mir, warum versuche ich es nicht einfach<br />
damit.<br />
Hat er denn schon etwas Zauberhaftes<br />
vollbracht?<br />
Oh ja! Wissen Sie, wie man erkennt, ob<br />
man einen Schauspieler in der Familie hat?<br />
Du schenkst deinem Kind ein Spielzeugtelefon<br />
und guckst zu, wie es so tut, als<br />
würde es telefonieren. Dann wirst du es<br />
wissen, ob ein geborener Schauspieler in<br />
deinem Kind steckt oder nicht.<br />
Wie war die Zusammenarbeit mit den<br />
„Crank“-Regisseuren bei „Ghost Rider:<br />
Spirit of Vengeance“ für Sie?<br />
Mark Neveldine und Brian Taylor sind<br />
absolut verrückt! Sie riskieren ihr Leben für<br />
eine gute Einstellung. Mark hat in einer<br />
Hand eine Kamera, mit der anderen navigiert<br />
er ein Motorrad. Dabei fährt er auf<br />
Rollerblades mit 100 km/h. Die beiden<br />
haben das Motto: Wenn du dir in irgendeiner<br />
Szene die Knochen brichst, zeigen wir<br />
das auch im Film. Ich hab mich also in eine<br />
ziemlich gefährliche Umgebung gebracht<br />
– und dachte mir: Scheiß drauf! Gebt mir<br />
mehr Action-Szenen, macht alles noch<br />
gefährlicher! Wenn sie eine Szene 20-mal<br />
drehen wollten, wollte ich sie 40-mal<br />
spielen. So gehe ich mit Druck um, ich überkompensiere<br />
ihn.<br />
Wenn ich den Ghost Rider spielte und mich<br />
in die Figur einfühlte, war ich so in Trance,<br />
dass ich die Gefahr gar nicht wahrnahm.<br />
Es war schon unheimlich, wie sehr ich mit<br />
diesem gefallenen Engel aus einer anderen<br />
Dimension verbunden war.<br />
Wie gestalteten sich die Drehbedingungen<br />
in Osteuropa?<br />
Na ja, wenn es vier Uhr morgens ist und<br />
du draußen am kalten Set stehst, frierst du<br />
einfach ein. Es wird total schwer, deinen<br />
Mund zu bewegen und zu schauspielern. Es<br />
war hart, aber wir sind durchgekommen.<br />
Hab ich euch von meiner Theorie erzählt,<br />
dass die Schauspielerei von den alten<br />
Medizinmännern, Schamanen stammt?<br />
Nicolas Cage liebt nicht nur Mythen und<br />
Märchen, sondern erzählt auch gern<br />
welche. Wie am Lagerfeuer bei den Pfadfindern<br />
...<br />
Also, wenn wir weit in die Zeit zurück<br />
reisen, gab es überall Dörfer, die voll von<br />
Medizinmännern und Schamanen waren.<br />
Man könnte meinen, die waren alle verrückt,<br />
aber sie drifteten nur in diese andere<br />
Welt der Psyche, um Antworten und Heilmethoden<br />
für die anderen Einwohner des<br />
Dorfes zu finden. Es gibt ein Buch, dass diese<br />
Theorie unterstützt, dass das die ersten<br />
Schauspieler auf der Welt waren.<br />
Ich habe an diese Theorie gedacht, als ich<br />
mich für „Ghost Rider“ vorbereitet habe.<br />
Manchmal haben die Schamanen ja auch<br />
Masken benutzt. Die haben sie aufgesetzt,<br />
um sich in einen besonderen Geist hinein<br />
zu versetzen. Also hab ich mein Gesicht<br />
auch manchmal weiß oder schwarz angemalt<br />
und sah aus wie ein Voodoo-Priester.<br />
Ich sah aus wie jemand aus einem Kult, es<br />
gibt da einen (welchen er meint, sagt er<br />
leider nicht), der repräsentiert den Tod<br />
und den Übergang, ist zu Kindern freundlich<br />
aber auch der Gott des Fickens – in<br />
dieser Welt. Ich dachte mir, der Ghost Rider<br />
sollte auch etwas davon haben. Also hab<br />
ich mein Gesicht angemalt, mir schwarze<br />
Kontaktlinsen in die Augen gemacht und<br />
bin so ans Set gelaufen. Ich hab kein Wort<br />
gesagt, auch wenn die anderen Darsteller<br />
mit mir reden wollten, blieb ich stumm.<br />
Das war meine Art mich in der Rolle nicht<br />
lächerlich zu fühlen. Und es hat mich in<br />
einem düsteren Licht erscheinen lassen.<br />
Die anderen hatten auf jeden Fall Angst,<br />
das konnte ich in ihren Augen sehen. Das<br />
hat meinen Glauben vergrößert zu denken,<br />
ich wäre wirklich der Ghost Rider. Das war<br />
mein erster Versuch im, so wie ich es nenne,<br />
„Nouveau-Scharmaniac-Acting“.<br />
Als ein großer Fan des Riders, haben Sie<br />
sich sogar ein Tatoo stechen lassen?<br />
Ja das stimmt. Ich habe einen flammenden<br />
Totenkopf tätowiert. Aber wo, verrate ich<br />
nicht.<br />
Der Film hat mit schlechten Entscheidungen<br />
und Verträgen zu tun. Was war<br />
Ihre schlechteste Entscheidung?<br />
Dummerweise sind diese Entscheidungen<br />
meist allgemein bekannt. Ich gebe aber zu,<br />
dass ich Leuten vertraut habe, denen ich<br />
nicht hätte vertrauen sollen. Aber es bleiben<br />
nur Fehler, wenn man daraus lernt!
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 45
46 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Kino | Ghost Rider<br />
Ghost Rider<br />
Spirit of Vengeance<br />
Autor: M. Breuer<br />
Der Ghost Rider ist kein normaler Marvel-<br />
Superheld wie Thor oder Iron Man. Der<br />
Rider war nie ein funkelnder Retter der<br />
Armen und Beschützer der Menschheit.<br />
In der Not entpuppt er sich als waschechter<br />
Antiheld, der von der unstillbaren<br />
Sucht getrieben wird, schuldige<br />
Seelen in die Hölle zu verbannen.<br />
2007 stieß die glattgebügelte Version<br />
des Anarcho-Comics nicht nur bei<br />
Fans, sondern auch beim bekennenden<br />
„Ghost Rider“-Liebhaber Nicolas Cage<br />
auf Argwohn. Immer wieder kämpfte er<br />
für eine weitere Chance, den harten Stoff<br />
doch ein wenig wilder auf die Leinwand<br />
zu bringen. Diese nutzt er nun mit<br />
„Ghost Rider 2: Spirit of Vengeance“. Dem<br />
„Crank“-Regie-Duo Mark Neveldine und<br />
Brian Taylor ist mit dem zweiten Teil ein<br />
doch recht wilder Genrefilm gelungen,<br />
der sich klar vom „gelackten Hollywood-<br />
Schinken“ unterscheidet.<br />
Die Handlung: Einst verkaufte Stuntfahrer<br />
Johnny Blaze (Nicolas Cage) seine<br />
Seele an den Teufel (Ciaran Hinds) um<br />
seinen Vater vor dem sicheren Krebstod<br />
zu bewahren. Seit dem ist er als Satans<br />
Handlanger unterwegs. Mit flammendem<br />
Schädel, glühenden Ketten und<br />
feurigem Motorrad soll er Seelen in die<br />
Hölle befördern – allerdings verschanzt er<br />
sich lieber in Osteuropa, um seinem Fluch<br />
zu entkommen. Doch mit dem Frieden ist<br />
es schnell vorbei, als plötzlich der Martial-<br />
Arts-Priester Moreau (Idris Elba) hereinstürmt<br />
und den Rider um Hilfe bittet: Der<br />
Teufel ist hinter dem 12-jährigen Danny<br />
(Fergus Riordan) und dessen Mutter<br />
Nadya (Violante Placido) her, weil er hofft,<br />
mit Hilfe des Jungen seinen alternden<br />
Körper abzustoßen, um die Erde neu zu<br />
unterjochen. Hier kann Nicolas Cage als<br />
Blaze einmal mehr am Rande des Wahnsinns<br />
agieren – mit verrückten Gesten<br />
seinen Schädel durch die Luft wirbeln.<br />
Was zunächst übertrieben klingen mag,<br />
ist für „Ghost Rider 2“ genau der richtige<br />
Weg. Statt des handzahmen Johnny<br />
Blaze aus dem ersten Film gibt es diesmal<br />
einen Ghost Rider, der schniefend und<br />
zitternd durch die Welt rast. So erfährt<br />
man beispielsweise auch, was man<br />
schon immer über den Seelenrächer<br />
aus der Hölle wissen wollte: Wie sieht es<br />
wohl aus, wenn man als flammender<br />
Motorrad-Untoter pinkeln muss? „Ghost<br />
Rider: Spirit of Vengeance“ gibt die<br />
feurige Antwort, in feinster Videoclip-<br />
Ästhetik. Weitere Highlights: Christopher<br />
Lambert („Highlander“) als glatzköpfiger,<br />
tätowierter Kung-Fu-Priester und die<br />
Attacke des Ghost Riders mit einem<br />
gigantischen in Flammen stehenden<br />
Bagger auf eine Gruppe schwer bewaffneter<br />
Gangster.<br />
Fazit: Der letzte Kick fehlt dem „Ghost<br />
Rider“ leider immer noch. Die Handlung in<br />
Osteuropa bietet wenig Platz für witzige<br />
Popkultur-Referenzen und kommt, trotz<br />
aller verrückten Momente, doch etwas<br />
schwerfällig und langatmig daher. Die<br />
Story vom Teufel, der einen kleinen<br />
Jungen für seine satanischen Rituale und<br />
sein neues Leben auf der Erde benötigt,<br />
reißt einen weder vom Hocker, noch ist<br />
sie sonderlich originell. Die 3D-Effekte<br />
sind nicht unbedingt atemberaubend.<br />
Trotzdem kann man sich auf einen überzeugenden<br />
Nicolas Cage und eine freche,<br />
unterhaltsame Genreverfilmung in einem<br />
übertriebenen Look freuen.<br />
Link zum Film:<br />
www.ghostrider-film.de
Kunst & Kultur | Kino | Ghost Rider<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 47<br />
Fotos: Universum Film<br />
Keiner schürt mehr Feuer: Johnny Blaze (Nicolas Cage)<br />
alias Ghost Rider is back!
48 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Der Ghost Rider (Nicolas Cage) als<br />
schier unkontrollierbares brennendes Skelett.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 49
50 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />
sehenswert<br />
Masterclass<br />
Autor: K. Specht<br />
Das gesamte Leben eines Menschen<br />
in einem Augenblick, das fotografische<br />
Porträt als visuelle Biografie. Arnold<br />
Newman versteht es meisterhaft, die<br />
Zeitläufe in Gesicht und Mienenspiel<br />
seines jeweiligen Gegenübers freizulegen.<br />
Fotografien von starker metaphorischer<br />
Qualität bilden einen Querschnitt<br />
der Kulturschaffenden des 20. Jahrhunderts.<br />
Dazu gehören zum Beispiel: Pablo<br />
Picasso, Marilyn Monroe, Marc Chagall,<br />
Igor Strawinsky, Max Ernst, Piet Mondrian,<br />
Andy Warhol und David Hockney.<br />
Obwohl Arnold Newman zumeist weltbekannte<br />
Personen in seiner einfühlsamen<br />
Bildsprache porträtiert, lehnte er Prominenz<br />
ohne Verdienst ab. Er war immer<br />
auf der Suche nach Individuen, die ihre<br />
Ideen mit außergewöhnlichem Talent<br />
umsetzten. Newman interessierte, nicht<br />
wer die Menschen sind, sondern was sie<br />
ausmacht.<br />
Foto: A. Newman, Picasso<br />
Arnold Newman – Retrospektive<br />
3. März bis 20. Mai 2012<br />
C/O Berlin<br />
Auguststraße 5a, 10117 Berlin<br />
www.co-berlin.com
Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 51<br />
Foto: Directors Lounge<br />
Foto: P. A. Renoir, Albertina<br />
Foto: Nationalmuseum<br />
Wer sich für außergewöhnliche, experimentelle<br />
oder seltene Filme interessiert,<br />
die nicht auf die breite Masse<br />
zugeschnitten sind, wird auf der internationalen<br />
Directors Lounge auf seine<br />
Kosten kommen.<br />
Klischees und Vorhersehbares wird man<br />
in den gezeigten Werken vergeblich<br />
suchen. Innerhalb von elf Tagen werden<br />
die besten Werke aus dem Open Call,<br />
speziell kuratierte Programme, Live Events<br />
und natürlich die vielen Filme zu einem<br />
einzigartigen Bilderrausch verschmelzen.<br />
Traditionell wird das Programm erst<br />
kurz vor der Eröffnungsparty bekannt<br />
gegeben, aber schon jetzt ist sicher, dass<br />
auch 2012 eine wilde und abwechslungsreiche<br />
Mischung aus Avantgarde und<br />
Experiment zu sehen sein wird.<br />
„Impressionismus“ präsentiert über 200<br />
Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen<br />
von Impressionisten und Postimpressionisten.<br />
Es ist international die erste<br />
Schau, die sich ausschließlich diesem<br />
Thema widmet. Gerade unter den Künstlern<br />
des Impressionismus und Postimpressionismus<br />
erlangte die Zeichnung<br />
einen der Malerei ebenbürtigen Rang,<br />
eine Gleichstellung, die für die Moderne<br />
zukunftsweisend wurde.<br />
Während sich die Gemälde von Monet,<br />
Degas, Renoir, Pissarro, Manet, Seurat,<br />
Signac, Cézanne und Gauguin größter<br />
Popularität erfreuen, sind deren eindrucksvolle<br />
Arbeiten auf Papier weitaus<br />
weniger bekannt und jetzt in Wien zu<br />
bewundern.<br />
Nichts führt uns derart prägnant und<br />
treffend das Bild der Zeit vor Augen, wie<br />
die Pressefotografie. Das Schweizerische<br />
Nationalmuseum gewährt einen Einblick<br />
in das umfangreiche Archiv der Fotoagenturen<br />
„Presse Diffusion Lausanne“<br />
und „Actualité Suisse Lausanne“, das erst<br />
kürzlich in die Sammlung des Museums<br />
aufgenommen wurde. Eine Auswahl an<br />
bedeutenden Ereignissen, unvergesslichen<br />
Augenblicken, Schnappschüssen<br />
von Prominenten und Porträts von<br />
Alltagshelden bildet das Herzstück der<br />
Ausstellung.<br />
Der Bogen spannt sich von sorgfältig<br />
geplanten Fotoreportagen aus dem<br />
Alltag der 1940er- und 1950er-Jahre über<br />
eine beeindruckende Bilderchronik der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis<br />
hin zur schnelllebigen digitalen Welt der<br />
zeitgenössischen Fotografie.<br />
Directors Lounge<br />
9. Februar bis 19. Februar 2012<br />
Impressionismus<br />
10. Februar bis 13. Mai 2012<br />
C’est la vie<br />
Bis: 22. April 2012<br />
Naherholung Sternchen<br />
Berolinastr. 7, 10178 Berlin<br />
www.directorslounge.net<br />
Albertina<br />
Albertinaplatz 1, 1010 Wien<br />
www.albertina.at<br />
Schweizerisches Nationalmuseum<br />
Museumstrasse 2, 8021 Zürich<br />
www.nationalmuseum.ch
52 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | the Mad Men Era<br />
The<br />
Big Idea<br />
the Mad Men Era<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Was waren das noch für Zeiten, werden<br />
zumindest die Werber und Designer<br />
unter unseren Lesern sagen. Die Golden<br />
1950er- und 1960er-Jahre waren nicht<br />
zuletzt für die Werbeindustrie vor allem<br />
in Amerika ein goldenes Zeitalter. Mit<br />
dem Aufschwung von Industrie und<br />
Wirtschaft wuchsen auch die Ansprüche<br />
einer vom Krieg gezeichneten Generation:<br />
Man gönnte sich wieder etwas und<br />
wollte zeigen, was man hatte.<br />
Die glorreiche Ära der Werbung illustriert<br />
und beschreib das beim Taschen-Verlag<br />
erschienene zweibändige Werk „Mid-<br />
Century Ads: Advertising from the Mad<br />
Men Era“.<br />
„Mad Men“ steht für „Men of Madison<br />
Avenue“. Dank der hohen Konzentration<br />
von Werbeagenturen in der Madison<br />
Avenue vor allem in den 1950er- und<br />
1960er-Jahren in New York ist der Ausdruck<br />
„Mad Men“ dort ein Inbegriff für<br />
die in der Werbebranche beschäftigten<br />
Kreativen. Die Werbung dieser Jahre<br />
ist eng in den sozialen und kulturellen<br />
Kontext der Zeit eingebettet, wobei<br />
insbesondere die damaligen gesellschaftlichen<br />
Hierarchien, die traditio-<br />
nellen Geschlechterrollen und ein von<br />
wirtschaftlichem Aufschwung und Fortschrittsgläubigkeit<br />
getragener Lebensstil<br />
wichtige Motive sind.<br />
Das zweibändige Werk „Mid-Century<br />
Ads: Advertising from the Mad Men Era“<br />
versammelt Bestleistungen amerikanischer<br />
Printwerbung in der Epoche, als<br />
Markenfirmen und Agenturen bei ihren<br />
Kampagnen noch auf die eine „Big Idea“<br />
setzten. In den goldenen Tagen der<br />
Konsumbegeisterung waren die Magazine<br />
voll mit cleveren Anzeigen, die von<br />
Gürteln bis zu Waffen so ziemlich alles<br />
verkauften. Als Ausdruck von ungebremstem<br />
Optimismus zeichnen sie ein<br />
faszinierendes Bild jenes bunten Kapitalismus,<br />
der die Atmosphäre jener Zeit<br />
prägte, in der die Beschäftigung mit dem<br />
Kalten Krieg durch eine sorglose Alkoholund<br />
Zigarettenkultur abgelöst wurde.<br />
Das zweibändige Werk enthält ein breites<br />
Spektrum der wichtigsten Werbekampagnen<br />
beider Dekaden, ausgewählt aus<br />
Tausenden von Bildern. Für diese Publikation<br />
wurden die Motive digital überarbeitet,<br />
damit sie wieder so frisch und<br />
munter aussehen wie an dem Tag, als sie<br />
erstmals gedruckt wurden.<br />
Kulturanthropologe und Grafikdesign-<br />
Experte Jim Heimann ist Autor zahlreicher<br />
Bücher über Architektur, Popkultur<br />
und die Geschichte der amerikanischen<br />
Westküste sowie über Los Angeles und<br />
Hollywood. Seine einzigartige Privatsammlung<br />
von Kuriositäten wurde<br />
bereits in Museen der ganzen Welt<br />
ausgestellt und ist in vielen seiner Bücher<br />
zu bewundern. Als Co-Autor stand ihm<br />
Steven Heller zur Seite, der 33 Jahre lang<br />
Art Director der New York Times war. Er<br />
ist Co-Vorsitzender des School of Visual<br />
Arts MFA „Designer as Author“-Studiengangs,<br />
schreibt die Kolumne „Visuals“ für<br />
die New York Times Book Review und ist<br />
Autor von 120 Büchern über Grafikdesign,<br />
Illustration und politische Karikatur.<br />
<strong>BOLD</strong> ruft „Mid-Century Ads: Advertising<br />
from the Mad Men Era„ zum Standardwerk<br />
für alle Kreativen aus und wünscht<br />
viel Spaß beim Lesen.<br />
Website Verlag:<br />
www.taschen.com
Kunst & Kultur | the Mad Men Era<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 53<br />
Foto: „Mid-Century Ads: Advertising from the Mad Men Era„, Taschen Verlag, Chemstrand, 1959
Foto: „Mid-Century Ads: Advertising from the Mad Men Era„, Taschen Verlag, Campell‘s, 1965<br />
54 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Foto: „Mid-Century Ads: Advertising from the Mad Men Era„, Taschen Verlag, Springmaid, 1955<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 55
Foto: „Mid-Century Ads: Advertising from the Mad Men Era„, Taschen Verlag, American Airlines, 1953<br />
56 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 57
58 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />
Hörenswert<br />
INTERSTELLAR<br />
Autor: O. Franke<br />
Jens Buchert ist einer der „alten Hasen“<br />
im Musik-Geschäft, wie seine zahlreichen<br />
Alben und Projekte „Fruit Machine“,<br />
„Sunrider“, „Amberland“, „My Heaven“,<br />
„Intersphere“, „Fata Morgana“, „Electronic<br />
Space Odyssey“, „Aeon In Motion“ oder<br />
„Noah – Charisma“, „Magic – Natural<br />
Spirit“, „Hydra – Rendezvous In Space“<br />
und „Dakini Mandarava – Chakra Meditation“<br />
beweisen.<br />
Unvergleichlicher, progressiver Lounge<br />
und Downbeat, der die Handschrift eines<br />
Entdeckers trägt, der einen berührt,<br />
besonders bei den Tracks „Parabolic“,<br />
„Sleepwalker“ und „Interstellar“.<br />
Buchert begab sich auf eine spirituelle<br />
Reise in den Mikrokosmos der Synapsen<br />
und Chakren. Ein Soundtrip durch Heliossphären,<br />
Sternencluster, ferne Planeten<br />
und Galaxien.<br />
Empfehlung
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 59<br />
Gegensätze ziehen sich an. Das ist vielleicht<br />
das Erste, was einem in den Sinn<br />
kommt, wenn mach sich Niklas Worgt<br />
und Eva Padbergs neues Album „Sweet<br />
Nothings“ anhört. Das Duo, besser<br />
bekannt als Dapayk & Padberg, besticht<br />
durch Diversität, Intertextualität, Stimmigkeit<br />
und Verspieltheit.<br />
Die Arbeit am Album erstreckte sich über<br />
zwei Jahre und mehrere Kontinente. Vom<br />
Strand in Bali, über Miami, Los Angeles<br />
und Berlin bis hin zur Skihütte in den<br />
österreichischen Alpen dienten spektakuläre<br />
Locations, die wohl unterschiedlicher<br />
nicht sein könnten, als Backdrop<br />
für den Schaffungsprozess. So stößt man<br />
auf weiche und raue Soundtexturen,<br />
düstere und lichte Bildnisse, akustische<br />
Euphorie und Trauer, Lyrics über Liebe<br />
und Leid.<br />
The Cranberries kehren im Februar 2012<br />
mit „Roses“, ihrem ersten Studioalbum<br />
seit über zehn Jahren, in die Musikarena<br />
zurück!<br />
Die Karriere der Cranberries – Dolores<br />
O’Riordan, Noel Hogan, Mike Hogan und<br />
Fergal Lawler – begann 1989 in ihrer<br />
irischen Heimatstadt Limerick. Mit ihrem<br />
unverwechselbaren Sound und weltweit<br />
über 30 Millionen verkauften Alben<br />
wurde die Band zu einer der musikalischen<br />
Stil-Ikonen der 1990er-Jahre.<br />
Produziert wurde „Roses“ von Stephen<br />
Street (The Smiths, Blur), dem langjährigen<br />
Freund und musikalischen Partner<br />
der Band. Musikalisch erinnert es an den<br />
ursprünglichen und erfrischenden Sound<br />
ihrer ersten beiden Alben: „Everybody<br />
Else Is Doing It, So Why Can’t We?“ von<br />
1993 und seinen Nachfolger „No Need To<br />
Argue“ von 1994.<br />
Die Welt steht Kopf. Als wäre die französische<br />
Revolution nie passiert, ist<br />
von allen Menschen denen dort oben<br />
am wenigsten zu trauen. Höchste Zeit,<br />
sich allen Imperativen der entfesselten<br />
dunklen Mächte zu verweigern. Vergiss<br />
Aktien- und Wechselkurse! Verbrenn<br />
dein Portfolio! Mach den Tag zur Nacht!<br />
Faustregel: Ab jetzt wird nicht mehr<br />
oben, sondern unten nach Antworten<br />
gesucht.<br />
Das fünfte Album von Deichkind folgt<br />
dem Gebot der Stunde und verspricht<br />
bereits im Titel eine durch und durch<br />
radikale Zäsur: „Befehl von ganz Unten“.<br />
Empfehlung<br />
<br />
Empfehlung<br />
<br />
Empfehlung
60 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
Track-By-Track<br />
MODESELEKTOR<br />
MONKEYTOWN<br />
Autor: F. Reip<br />
ein Jahr am Album zu arbeiten, haben dann<br />
aber erst mal neun Monate lang prokrastiniert<br />
und dann in drei Monaten die Platte<br />
abgeschlossen. Mit diesem Stück ist der<br />
Knoten dann geplatzt, weil wir mir einem<br />
Tempo gearbeitet haben, das wir noch<br />
nie hatten: 156 bpm. Eigentlich ist es ein<br />
Liebeslied.<br />
gemacht haben – mit ihm zusammen bei<br />
uns im Studio in Berlin Mitte. Wir kennen<br />
uns mittlerweile seit zehn Jahren und<br />
hatten – auch ohne Worte – einen ziemlich<br />
geilen Flow und jede Menge Spaß. Ein sehr<br />
smarter, lustiger Typ.<br />
04. Evil Twin<br />
Während draußen frischer Regen den<br />
Staub von Madrids Straßen wäscht,<br />
befinden wir uns mit den beiden Berlinern<br />
Gernot Bronsert und Sebastian<br />
Szary alias Modeselektor in einem<br />
10 m² großen Backstage-Kämmerchen<br />
des Macumba (Club in Madrid). Im Track-<br />
By-Track spricht Gernot Bronsert über<br />
„Monkeytown“, das vierte Album des<br />
Duos, während Sebastian Szary die Stichworte<br />
liefert. Die Platte ist bereits Ende<br />
September erschienen, sei aber hiermit<br />
nochmals aufs Wärmste empfohlen ...<br />
01. Blue Clouds<br />
Einer der ersten Tracks, die fertig geworden<br />
sind. Wir hatten uns vorgenommen, rund<br />
02. Pretentious Friends<br />
Eine Kollaboration mit einem MC aus L.A.,<br />
Bassdriver. Ein ziemlich lustiger Vogel und<br />
ziemlich intelligent, aus der Backpacker-<br />
Hip-Hop-Szene, sprich: Rapper mit Abitur.<br />
Wir haben erst den Beat fertiggestellt<br />
und diesen dann an Bassdriver<br />
geschickt, der dann darüber gerappt<br />
hat. Im Mittelteil macht er sich über europäische<br />
Klischees lustig. Zur gleichen Zeit<br />
hatten wir einen Freund aus San Francisco<br />
zu Besuch und haben mit ihm gemeinsam<br />
den Monolog in ein Telefonat umgebaut –<br />
und dabei bewusst auch den Sinn ziemlich<br />
verdreht.<br />
03. Shipwreck<br />
Einer der Songs, die wir mit Tom (Yorke,<br />
Sänger von Radiohead, Anm. d. Red.)<br />
Ein Techno-Monster. Auf jedem unserer<br />
Alben hatten wir so ein Ding. Die Vocals<br />
sind von Otto von Schirach.<br />
05. German Clap<br />
Der Song ist mit sehr viel Schmerz<br />
entstanden. Ich war in einer kreativen Krise<br />
und habe es nicht mehr ausgehalten, keine<br />
Musik mehr machen zu können. Ich war<br />
dann mit meiner Familie auf einer kleinen<br />
Insel und hab abends mit Kopfhörern am<br />
Laptop gesessen.<br />
Da hab ich gemerkt: Es geht doch noch! Der<br />
Titel verweist auf einen Joke, den elektronische<br />
Musiker gern über deutschen Techno<br />
machen, in dem die Clap immer auf der Eins<br />
ist, so richtig wie in der Marschmusik. Unser<br />
Song ist allerdings nicht german-clappig,<br />
eher im Gegenteil.
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 61<br />
Foto: G. Tripodo,Red Bull Music Academy<br />
06. Berlin<br />
Während der Aufnahme-Sessions zum<br />
Studio bin ich mal nachts mit dem Auto<br />
nach Hause gefahren und hörte im Radio<br />
einen Song mit Miss Platnum. Ich hatte die<br />
nie so richtig auf dem Schirm gehabt und<br />
wusste auch in dem Moment nicht, dass der<br />
Song von ihr war – Zigeuner-Polka-Rave-<br />
Mucke mit richtig guter Soul-Sängerin, ich<br />
dachte nur: Wahnsinn! Gleich am nächsten<br />
Morgen haben wir ihre Nummer rausgekriegt,<br />
zwei Tage später war sie im Studio.<br />
Eigentlich hatten wir „German Clap“ für sie<br />
angedacht und ihr nur ganz nebenbei eine<br />
Skizze von „Berlin“ vorgespielt – und das<br />
war’s dann!<br />
07. Grillwalker<br />
Eine Hommage an Berlin – Grillwalker<br />
sind die Typen, die von ihren mobilen<br />
Grills Würstchen für ’nen Euro verkaufen.<br />
Manchmal kauft man ’ne Wurst aus Mitleid,<br />
vielleicht ist das Taktik.<br />
08. Green Light Go<br />
Eine Zusammenarbeit mit PVT, einer Indieband<br />
aus Australien. Szary fand die super<br />
und hat auf einem Konzert der Band ein<br />
Gespräch mit dem Sänger angefangen,<br />
woraus eine Freundschaft entstanden ist.<br />
So kam es zu dem Song.<br />
09. Humanized<br />
Ein für uns ziemlich wichtiger Song, eine<br />
Zusammenarbeit mit der New Yorker Band<br />
Anti-Pop Consortium, unseren Independent<br />
HipHop-Heroes. Die haben den Song<br />
dann auf Tour und während ihrer eigenen<br />
Albumproduktion quasi zwischen Tür und<br />
Angel aufgenommen, und ich bin echt<br />
glücklich damit, gerade weil der Anfang so<br />
Beatles-mäßig ist.<br />
10. This<br />
Der zweite Song, den wir mit Tom aufgenommen<br />
haben. Wir hatten schon länger<br />
übers Internet gemeinsam an dem Stück<br />
gearbeitet, und irgendwann war halt der<br />
Punkt erreicht – als es einfach zu viele<br />
Spuren wurden – an dem entweder er zu<br />
uns oder wir zu ihm kommen mussten.<br />
Die Aufnahmen zu „This“ und „Shipwreck“<br />
fanden dann in einer Session innerhalb von<br />
drei Tagen statt.<br />
11. War Cry<br />
Der Song hat sich einfach so entwickelt,<br />
wie überhaupt jeder Track auf dem Album<br />
einen Prozess durchgemacht hat. Dabei<br />
ist mir auch wieder bewusst geworden, dass<br />
so etwas eigentlich von allein passieren<br />
muss. Nur so funktioniert Kreativität. Eine<br />
wichtige Erfahrung!<br />
Website zur Band:<br />
www.modeselektor.com
62 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | RED BULL MUSIC ACADEMY<br />
DE MADRID AL CIELO<br />
Musik aus voller<br />
Leidenschaft<br />
Autor: F. Reip<br />
Es ist keine ganz so einfache Angelegenheit,<br />
in wenigen Worten zusammenzufassen,<br />
was die Red Bull Music Academy<br />
will, was sie tut, was sie ist.<br />
Man könnte sie eine Art Exzellenz-Workshop<br />
für Nachwuchsmusiker nennen,<br />
doch dafür wirken alle Beteiligten deutlich<br />
zu entspannt; oder man beschreibt<br />
sie als eine einzige große Party – und<br />
verliert dabei die enorme Bereicherung<br />
aus den Augen, die das Erlebnis für<br />
Musiker wie Organisatoren mit sich bringt.<br />
Sagen wir vielleicht so: In der Academy<br />
verbringen ein paar Hand voll Menschen,<br />
die einander zuvor nie begegnet sind, da<br />
sie aus aller Herren Länder stammen, die<br />
aber in ihrer Verfangenheit im größten,<br />
schönsten Geheimnis der Welt – der<br />
Musik! – einander verbunden sind, eine<br />
unglaublich intensive Zeit miteinander.<br />
Die jüngste Ausgabe fand von Ende<br />
Oktober bis Ende November 2011 in<br />
Madrid statt – und für zweieinhalb irre,<br />
unvergessliche Tage war ich dabei. Ein<br />
Tagebuch ...<br />
Foto: D. Wilton, Red Bull Content Pool, Matadero Madrid
Kunst & Kultur | RED BULL MUSIC ACADEMY | Tagebuch <strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | | 63<br />
Tagebuch<br />
zweieinhalb<br />
irre Tage<br />
Freitag, 18. November<br />
13.00<br />
Das Taxi fährt vor dem Matadero vor, das Abenteuer kann beginnen. Dem Matadero?<br />
Als Headquarter und zentralen Treffpunkt haben die Organisatoren der Academy das<br />
Gelände eines erst in den 1980er-Jahren stillgelegten Schlachthofs ausgewählt.<br />
Man denkt kurz an „The Jungle“ von Upton Sinclair, sucht vergebens getrocknetes<br />
Rinderblut auf den nackten Steinen, aber nein – dieser Ort gehört jetzt der Kultur.<br />
Galerien, ein Kino, eine kleine Theaterbühne – und in einem der größten Gebäude die<br />
Academy, die man sich in etwa als eine Ansammlung von zusammengezimmerten Holzhütten<br />
vorstellen darf, hinter deren Türen jedoch feinstes Equipment zu finden ist.<br />
Hier arbeiten, idealerweise, die eingeladenen Musiker. Zweimal 30 wurden aus den<br />
zigtausend Bewerbungen ausgewählt, um in Madrid Vorträgen etablierter Künstler<br />
beizuwohnen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auch ein wenig belohnt<br />
zu fühlen. Es ist ein großartiger Ort – nur zu sehen ist fürs erste niemand.<br />
Wie sich herausstellt, findet gerade ein Vortrag statt – der heißt hier Lecture – Zeit also<br />
für ein Gespräch mit Niklas Jansen aus dem Organisationsteam, das sich ab Seite 68<br />
nachvollziehen lässt.<br />
16.30<br />
Ich sitze mit Michaela Huditz alias Jools Hunter in der Sonne, die sich an diesem<br />
Wochenende rar machen wird. Ella kommt aus Kärnten, lebt aber seit drei Jahren in<br />
Berlin, in Mitte natürlich. Wo’s passiert.<br />
Wie fast alle Teilnehmer – die heißen hier Participants – macht sie „was mit Elektronik“,<br />
spielt aber auch ziemlich viele Instrumente. Wir haben vereinbart, dass wir nicht so ein<br />
richtiges Interview machen, weil das irgendwie zu steif wäre ...<br />
>>
64 | | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | RED BULL MUSIC ACADEMY | Tagebuch<br />
Jools<br />
Hunter<br />
Du bist jetzt seit einer Woche hier – was denkst du über das Ganze?<br />
Es ist super. Verrückt. Himmlisch. Und ich habe 29 neue Freunde!<br />
Welche Lecture hat dir bislang am besten gefallen?<br />
Eigentlich war in jeder etwas dabei, das geblieben ist. Morton Subotnik war toll!<br />
17.00<br />
Morton Subotnik steht auf der Bühne des Auditoriums im Kunstmuseum Reina Sofia, es<br />
wummert, kracht, donnert aus den Boxen, das Urgestein der elektronischen Musik,<br />
mittlerweile fast 80, ist beim Soundcheck für das Konzert später am Abend voll bei der<br />
Sache. Wenig später sitzen wir gemeinsam in einer Art Besenkammer, die man gesund<br />
euphemistisch Backstage Area nennen könnte. Ein Journalist aus Japan, der mit<br />
Dolmetscherin angereist ist, stellt ein paar Fragen zu den Computerprogrammen, mit<br />
denen Subotnik arbeitet. Ich frage lieber etwas anderes ...<br />
Wenn man wie Sie alles erlebt hat, gibt es da trotzdem noch etwas, das einen<br />
in Begeisterung versetzt?<br />
Absolut. Als ich mich damals aufmachte, meine Vision von Musik zu realisieren, hatte<br />
ich einen gewaltigen Weg vor mir – und jetzt bin ich fast am Ziel! Das ist tatsächlich ein<br />
wahnsinnig befriedigendes Gefühl!<br />
Subotniks Augen werden feucht vor Glück, als er diese Worte sagt. Mit aller Kraft<br />
widerstehe ich dem in mir explodierenden Wunsch, ihn zu umarmen. Schade eigentlich.<br />
20.00<br />
Ein Regenguss bricht über Madrid herein, wir fahren mit dem Taxi zum Interview mit<br />
Modeselektor. Die Backstage Area im direkt am großen Chamartín-Bahnhof im Norden<br />
der Stadt gelegenen Club Macumba ist in etwa so schäbig wie die Besenkammer.
Kunst & Kultur | RED BULL MUSIC ACADEMY | Tagebuch <strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | | 65<br />
21.00<br />
From Silver To The Sky, Museo Reina Sofia<br />
Zurück im Reina Sofia, das Auditorium ist nahezu voll und es ist endlich Zeit für Musik.<br />
Der aus like, Fairfax, in Los Angeles stammende Participant Brian Simon alias Anenon<br />
spielt ein tolles Set, an dessen Ende er sein Saxophon versamplet, um die<br />
Bruchstücke sich zu einem berauschenden Elektrotrack versteigen zu lassen. Dann ist<br />
Pause. Gemeinsam mit Gonzalo, der in der Academy die Journalisten betreut, gehe ich<br />
in eine Kneipe auf der anderen Straßenseite. Wir teilen uns ein Bocadillo, und als wir<br />
wieder am Reina Sofia ankommen, ist Subotniks Auftritt bereits vorbei. Ein gutes Stück<br />
Reue bleibt den restlichen Abend mein Begleiter.<br />
22.30<br />
Ein Bus fährt uns zum Macumba. Participant Rhylan Durham erzählt mir von dem<br />
vermasselten Auftritt seines Monikers Lhasa im Nasty am Montag und bietet mir an, mir<br />
eine Liste von großartigen koreanischen Filmen zu schicken.<br />
Wenig später stehen wir vor dem Club. Er hat zu, und bis Mitternacht bleibt es auch<br />
dabei. Participant Xin Ge Ye Hai Ya Han, die sich gnädigerweise unter ihrem Alias Cha<br />
Cha vorstellt und in Shanghai mit einer Art chinesischem Reggae wohl ziemlich erfolgreich<br />
ist, macht das nichts aus. Sie ist froh, dass sie in letzter Sekunde noch ihr Visum<br />
bekommen hat. Dafür musste sie ein ca. 17-seitiges Formular ausfüllen. Ich frage mich<br />
kurz, ob sie das an den ca. 17-seitigen Fragebogen erinnert hat, den jeder<br />
Participant als Teil der Bewerbung ausgefüllt hat.<br />
>><br />
Brian Simon<br />
(Anenon)<br />
Modeselektor
66 | | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | RED BULL MUSIC ACADEMY | Tagebuch<br />
RZA vom<br />
Wu-Tang-Clan<br />
Modeselektor<br />
23.59<br />
Modeselektor Monkeytown Tour, Macumba<br />
Die Türen des Macumba öffnen sich, an den Decks steht zunächst der polnische Participant<br />
Pawel Klimczak alias Naphta, dem mit Nick Conceller (Künstlername Nick Hook)<br />
ein weiterer Participant folgt. Conceller verschachtelt in zünftigem Tempo dicke HipHop-<br />
Wummen und sorgt für Verblüffung im Publikum, das im sich beständig füllenden<br />
Macumba scheinbar eher geradlinigen Techno erwartet hat. Die boxenauslastenden<br />
Monster, die Modeselektor im Anschluss loslassen, versöhnen die Crowd aber wieder.<br />
Wenn man das so sagen kann. Ich verpasse das Set des britischen Participants Mial<br />
Watkins alias Doc Daneeka, weil ich im Shuttle Richtung Hotel sitze. Das Shuttle teile<br />
ich mir u.a. mit der Dame, die für die Organisation der Academy in Tokio verantwortlich<br />
war, bis das Schicksal einen Strich durch diese Rechnung machte. Es gefällt ihr<br />
nicht, dass ich mir nicht sicher bin, ob es eine gute Idee gewesen wäre, die Academy<br />
trotz der Katastrophen im Frühjahr in Tokio auszurichten.<br />
Samstag, 19. November<br />
22.00<br />
Una Noche En Las Películas con RZA, Cinetica<br />
In der Tat: Madrid ist eine fantastische Stadt, vor zehn Uhr am Abend geht hier<br />
allerdings nicht viel mehr als Kneipen und Fußball. Und im Museum waren wir ja<br />
gestern schon. Alle freuen sich also auf das erste Highlight des Tages: RZA vom<br />
Wu-Tang-Clan, der bereits gestern eine Lecture gab, während anderswo Interviews mit<br />
Modeselektor stattfanden, ist für einen abendlichen Auftritt angekündigt, von dem<br />
eigentlich niemand so genau zu wissen scheint, wohin er wohl führen wird. Wie sich<br />
bald herausstellen soll, gilt das auch für RZA selbst – und bei allem Respekt für zeitlose<br />
Mutmacher wie „Der Weg ist das Ziel“ ist das hier und heute keine gute Sache.<br />
In der ebenfalls auf dem Matadero gelegenen Cineteca steht die Luft<br />
und auch RZA bringt keinen frischen Wind hinein. Zusammenhangs- und konzeptlos<br />
tackert er Schnipsel von Klassikern von B.B. King bis Bobby Womack, von den Beatles bis<br />
Ol’ Dirty Bastard aneinander, pfeift aber derart ignorant<br />
auf Überleitungen wie Vermittlung, dass die anfangs aufgekratzt-erwartungsfrohe<br />
Stimmung im Saal bald in Fassungslosigkeit und Ungeduld umschlägt – bis schließlich<br />
die ersten Besucher gehen. Sie verpassen nicht viel,<br />
lediglich zum Abschluss packt RZA noch eine Überraschung aus:<br />
einen erst einige Wochen zuvor gemeinsam mit den Black Eyed Peas in Kalifornien<br />
aufgenommenen Track, der hier wohl so etwas wie Weltpremiere feiert.
Kunst & Kultur | RED BULL MUSIC ACADEMY | Tagebuch<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | | 67<br />
Dass RZA sein Feature nicht live über den Track MCt, sondern<br />
die Nummer komplett vom Laptop kommt, ist der trübe<br />
Abschluss einer enttäuschenden Veranstaltung.<br />
23.45<br />
Ich frage Participant Sara Sayed aus Finnland (sie verzichtet auf<br />
einen Künstlernamen) nach ihrer Meinung zur Show. Sie bittet mich, sie<br />
mit ihrer Antwort nicht zu zitieren. Als ich ihr sage, dass ich das selbstverständlich<br />
vorhabe, rennt sie weg. Später in der Fabrik sehe ich sie nicht wieder.<br />
Sonntag, 20. November<br />
3.00<br />
Free-Dimensional: RBMA goes Code, Fabrik<br />
Die Fabrik, eine runde Dreiviertelstunde mit dem Auto südlich von Madrid gelegen, gilt<br />
laut DJ Mag als einer der besten Clubs der Welt. Sie ist fraglos einer der größten. Und sie<br />
kann es sich leisten, heute Nacht den legendären Beatfreak Richard David James, besser<br />
bekannt als Aphex Twin, auf die geschätzten 5.000 Kids loszulassen, die doch eigentlich<br />
nur eine gute Zeit haben wollen. Stattdessen zermürbt James die Massen mit den<br />
unzähligen Brüchen in seinem Set bis zur stillstehenden Wehrlosigkeit – um ihnen<br />
dann mit einer finalen Dampfwalze endgültig den Garaus zu machen. In den Staubwolken,<br />
die zurück bleiben, tanzen ein paar frisch auferstandene Zombies auf Speed.<br />
Wir flüchten in die verregnete Nacht und verpassen den ebenfalls angekündigten Marco<br />
Passarani.<br />
12.00<br />
RBMA Open Session, La Casa Encendida<br />
Die Casa Encendida ist noch so ein kürzlich aus der Taufe gehobenes<br />
Kulturbaby der Stadt, ist aber eine ganze Nummer gepflegter als der kantige Matadero<br />
und funktioniert vor allem als Museum, in dem gerade eine Ausstellung zu sozialistischer<br />
Kunst zu sehen ist. Im Innenhof spielt eine Band tollen Gypsypop für Kinder, die<br />
die Inspiration dafür nutzen, einander mit Kissen zu verprügeln. Die Participants<br />
verschlafen den Spaß, finden sich aber rechtzeitig zur Lecture des<br />
BBC Radio 1-Moderators Benji B ein. Während der erzählt, wie er als Teenager Platten<br />
gekauft hat, gucke ich immer häufiger auf die Uhr. Sie tickt, gnadenlos, der Rückflug<br />
geht in anderthalb Stunden. Mir gelingt ein kurzer, aber schmerzvoller Abschied.<br />
Ein buntes Universum aus neuen Eindrücken spendet mir den nötigen Trost.<br />
||
68 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | RED BULL MUSIC ACADEMY | Niklas Jansen<br />
Im Gespräch<br />
Niklas Jansen<br />
Autor: F. Reip<br />
Eine Veranstaltung, die so komplex und<br />
vielschichtig ist wie die Red Bull Music<br />
Academy (RBMA), wirft eine Menge<br />
Fragen auf. In einem der Tonstudios, die<br />
für die Akademie in einem Gebäude auf<br />
dem Matadero-Gelände gebaut wurden,<br />
gab uns Niklas Jansen entspannt und<br />
trotz des dichten Terminplans in aller<br />
Ruhe und Ausführlichkeit die Antworten.<br />
Ein Gesspräch über die Ziele der RBMA,<br />
das komplexe Auswahlverfahren und<br />
Optimismus zwischen Schutt und Geröll.<br />
Was genau ist deine Funktion im<br />
Rahmen der RBMA?<br />
Von ganz genauen Funktionen kann man<br />
bei dieser Art Projekt natürlich nur schwer<br />
sprechen. Ich arbeite das Jahr über als<br />
Redakteur bei RBMA Radio, während der<br />
eigentlichen Academy betreue ich dann<br />
zudem die Kontakte zu den Equipment-<br />
Partnern, sorge also u. a. dafür, dass die<br />
Instrumente, die die Teilnehmer benötigen,<br />
auch wirklich zur Verfügung stehen. Wenn<br />
also etwa jemand aus Atlanta anreist und<br />
dann erst bemerkt, dass er noch eine Viola<br />
braucht, versuche ich, hier in Madrid eine zu<br />
besorgen. Vor etwa vier Jahren habe ich bei<br />
der RBMA angefangen; die erste Academy,<br />
die ich so richtig mitgemacht habe, war<br />
dann die in Barcelona 2008.<br />
Wie funktioniert RBMA Radio?<br />
Ursprünglich ist die Idee dazu während einer<br />
Academy entstanden – was hier passierte,<br />
gerade auf den Veranstaltungen abends,<br />
sollte auch archiviert und erreichbar, letztlich<br />
also hörbar gemacht werden. Die<br />
eigentliche Academy ist ja nichts, woran<br />
jeder ohne weiteres teilnehmen, wo man<br />
einfach hingehen kann. Man konnte immer<br />
relativ leicht nachlesen, was an spannenden<br />
Dingen passierte, aber die tatsächliche Teilhabe<br />
war immer etwas schwierig. Online-<br />
Radio war ein Weg, das zu ändern. Zugleich<br />
sind über die Jahre unsere Netzwerke natürlich<br />
enorm gewachsen, wir haben immer<br />
häufiger Festivalbühnen gebucht und<br />
Clubnächte veranstaltet. Da lag es nahe,<br />
all dies ebenfalls im Radio zu archivieren,<br />
genauso unsere Interview-Shows. RBMA<br />
Radio verfügt über neun Kanäle, man kann<br />
jede Show zu jeder Zeit abspielen. Während<br />
der Academy, teilweise auch von Festivals,<br />
werden zudem Live-Sendungen über das<br />
Radio gestreamt – im Grunde ist es aber<br />
Archivradio.<br />
So findet die RBMA auch ihren Weg<br />
in die breitere Öffentlichkeit, die sie<br />
ansonsten als Akademie, als geschlossene<br />
Gesellschaft eher nicht sucht. Da<br />
ihr als Veranstalter mit viel Begeisterung<br />
bei der Arbeit seid – ist es ein<br />
Problem für dich, dass die Veranstaltung<br />
sich selbst scheinbar nur wenig<br />
nach außen kommuniziert?<br />
Dazu lässt sich zweierlei sagen: Zum einen<br />
ist es in der Tat so, dass wir uns über das, was
Kunst & Kultur | RED BULL MUSIC ACADEMY | Niklas Jansen<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 69<br />
wir mit dem Radio machen, bewusst stärker<br />
öffnen – gerade auf Festivals spielt das<br />
natürlich eine große Rolle. Was das eigentliche<br />
Academy-Kernprojekt betrifft, geht es<br />
aber eigentlich eher darum, den Menschen,<br />
die sich wirklich gezielt und intensiv mit<br />
Musik auseinandersetzen, die Möglichkeit<br />
dazu zu geben und nicht möglichst laut auf<br />
sich aufmerksam zu machen. Diese Konzentration<br />
braucht es auch, damit die RBMA als<br />
solche funktioniert und von den Musikern<br />
auch ernst genommen wird.<br />
Es gab keine Momente, in denen du dir<br />
gewünscht hättest, stärker für Aufmerksamkeit<br />
sorgen zu können?<br />
Nein, es gab eher im Gegenteil Gelegenheiten,<br />
in denen man mitbekommen hat,<br />
dass ja doch viel mehr Menschen das Ganze<br />
wahrnehmen, als man dachte: Wenn<br />
etwa die Academy in London am Jahresende<br />
zu einem der Highlights des Jahres<br />
gewählt wird, müssen wir ja doch etwas<br />
richtig gemacht haben. Anders gesagt: Die<br />
Academy ist eher eine gute Platte, die man<br />
seinen Freunden auf Kassette gibt, damit sie<br />
diese auch kennen lernen, als irgendetwas,<br />
womit man große Plakatwände bekleben<br />
will – etwas, bei dem man jemandem in<br />
die Augen sehen und sagen möchte, „hier,<br />
guck dir das mal an!“<br />
Die RBMA findet jedes Jahr an einem<br />
anderen Ort statt – wie kam es zur<br />
Entscheidung für Madrid?<br />
Der ursprüngliche Plan hatte eigentlich<br />
Tokio vorgesehen, was nach den Katastrophen<br />
dort schwierig bis unmöglich wurde.<br />
Das fing bei der Frage an, wie schnell wieder<br />
alles funktionieren würde, und ging bis<br />
zum Zweifel, ob wir guten Gewissens viele<br />
Menschen nach Japan einladen konnten,<br />
was zum damaligen Zeitpunkt schlicht nicht<br />
überschaubar war. Im Frühjahr mussten<br />
wir dann einsehen, dass es nicht ging. Es<br />
blieb dann nicht mehr soviel Zeit, wie man<br />
es sich für die Vorbereitung einer solchen<br />
Veranstaltung eigentlich wünscht, und<br />
Madrid hat sich u. a. wegen des Matadero-<br />
Geländes angeboten, das viel Platz bot und<br />
wo auch Gebäude noch nach ihrer Aufgabe<br />
suchten. Ganz wichtig war auch, dass das,<br />
was wir hier aufbauen, auch eine längerfristige<br />
Perspektive hat und für die nächsten<br />
Jahre genutzt werden kann.<br />
Wie war dann eure tatsächliche Ausgangslage<br />
vor Ort?<br />
Das Gebäude, das wir jetzt nutzen, war<br />
im Grunde noch ein Gerüst, das nur stellenweise<br />
Dach hatte, der Boden war größtenteils<br />
mit Schutt und Geröll bedeckt. Es<br />
galt dann, die Balance zu finden – etwas<br />
zu schaffen, das Hand und Fuß hatte, aber<br />
eben doch pünktlich zum Start der Academy<br />
im Oktober fertig wurde. Wir konnten<br />
dabei mit dem Architektenbüro Langarita-<br />
Navarro zusammenarbeiten, das zum<br />
einen bereits mit dem Matadero-Gelände<br />
vertraut war und das sich zum anderen in<br />
unser Projekt hineindenken konnte.<br />
Schon im Sommer, inmitten des Gerölls<br />
– bestand da auch einmal die Sorge, das<br />
Ganze nicht zu stemmen?<br />
Jede Vernunft hätte gesagt: Das geht<br />
nicht! Jede Erfahrung aus der Academy-<br />
Geschichte aber sagte: Das klappt am<br />
Ende trotzdem irgendwie! Es war aber schon<br />
so, dass in der ersten Woche, in der die Participants<br />
hier waren, noch Studiofenster<br />
eingebaut wurden, das letzte bisschen<br />
Farbe gerade noch trocknete.<br />
Die Participants wussten, dass die<br />
Academy eigentlich in Tokio stattfinden<br />
sollte – war der eine oder die andere<br />
vielleicht enttäuscht, dass daraus nichts<br />
wurde?<br />
Stimmt, beim ursprünglichen Aufruf ging<br />
es noch um Tokio, wegen der Unsicherheit<br />
und des Wechsels haben wir dann die<br />
Bewerbungsphase bis zum vergangen April<br />
ausgedehnt, den späteren Bewerbern war<br />
dann also auch schon klar, dass es mittlerweile<br />
um Madrid ging. Frust oder Enttäuschung<br />
haben wir nicht erlebt; es haben<br />
sich im Gegenteil trotz der Umstände<br />
deutlich mehr Menschen beworben als je<br />
zuvor , und die Qualität der Bewerbungen<br />
ist dabei trotzdem durchgängig hoch<br />
geblieben.<br />
Wie wurden aus dieser Masse an Bewerbern<br />
letztendlich die 60 Participants<br />
herausgefiltert?<br />
Das ist ein relativ gründlicher bis umständlicher<br />
Vorgang. Es gibt ein großes, kürzlich<br />
nochmals erweitertes Feld von Musikern<br />
und Musikjournalisten, die zunächst<br />
jede Bewerbung einmal bewerten. Diese<br />
Bewerbung besteht zunächst aus einem<br />
wirklich langen Fragebogen, den man von<br />
Hand ausfüllen muss, zudem muss man ...
70 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | RED BULL MUSIC ACADEMY | Niklas Jansen<br />
natürlich Musik einschicken. So ist schon<br />
mal ein relativ großer eigener Grundeinsatz<br />
gefordert, ehe überhaupt etwas passiert.<br />
Danach wird jede Bewerbung noch von<br />
einer zweiten Person bewertet, dann erst<br />
beginnt der Filterprozess. Dabei geht es<br />
nicht nur darum, dass die Musik super<br />
ist, sondern auch darum, zwei Gruppen<br />
von je 30 Menschen zu bilden, bei denen<br />
die Wahrscheinlichkeit möglichst groß<br />
ist, dass sie gewinnbringend gemeinsam<br />
Musik machen und eine angenehme<br />
Zeit miteinander verbringen können. Die<br />
Participants erleben hier eine äußerst<br />
intensive Zeit, da ist es ganz entscheidend,<br />
dass das Verhältnis untereinander ausgewogen<br />
ist.<br />
Muss man als Musiker bereits etabliert<br />
sein, um eine Chance zu haben?<br />
Die Spanne ist da bei den Participants sehr<br />
groß – von Musikern, die schon ein paar<br />
Maxis oder sogar schon Alben veröffentlicht<br />
haben, bis hin zu Leuten, die wirklich gerade<br />
erst anfangen. Letztlich ist das aber nicht<br />
weiter entscheidend, und gerade unter den<br />
erfahreneren Musikern gilt es umso mehr,<br />
die zu finden, bei denen man sich vorstellen<br />
kann, dass sie sich noch gewinnbringend<br />
auf andere Menschen einlassen können. Für<br />
Musiker, die bereits genau für sich herausgefunden<br />
haben, wie sie arbeiten möchten,<br />
ist die Erfahrung hier dann schon wieder<br />
uninteressant.<br />
Wichtige Inspirationen liefern ja auch<br />
die Lectures – Vorträge über verschiedenste<br />
musikalische Themen. Wie wird<br />
ausgewählt, wer eingeladen wird?<br />
Es geht dabei um eine gute Mischung aus<br />
Menschen, die gerade besonders gute neue<br />
Ideen haben, und Musikern, die gewissermaßen<br />
das Feld bereitet haben. So haben<br />
etwa wichtige Synthesizer-Erfinder wie<br />
Bob Moog oder Tom Oberheim bereits<br />
Lectures gehalten, wichtige Komponisten<br />
und Musiker von Steve Reich über<br />
Modeselektor bis Erykah Badu, ein Produzent<br />
und Engineer wie Young Guru, der in<br />
den letzten Jahren viel mit Jay-Z gearbeitet<br />
hat, oder jemand wie Paul Riser, der zahlreiche<br />
Streicherarrangements für Motown<br />
geschaffen hat. Auch hier ist aber vor allem<br />
das Ziel, am Schluss Menschen beisammen<br />
zu haben, die einander etwas zu sagen<br />
haben.<br />
Auch ansonsten passieren hier ungemein<br />
viele faszinierende Dinge, man<br />
begegnet neuen Menschen – das ist<br />
aufregend, bringt aber auch das Gefühl<br />
mit sich, die Zeit, die man hier hat,<br />
zerrinne einem zwischen den Fingern ...<br />
Richtig, dieses Gefühl haben wir hier alle –<br />
es ist letztlich aber auch ein ganz elementarer<br />
Punkt an dem ganzen Projekt. Jeder<br />
soll hier mit einem dickeren Adressbuch<br />
wieder abreisen – und wenn jeder die Zeit<br />
hätte, all das schon hier zu tun und auszuprobieren,<br />
was er musikalisch umsetzen<br />
möchte, würde wohl die Dringlichkeit<br />
fehlen, schnell mit allen in Kontakt zu<br />
treten, Ideen in den Raum zu stellen. Heutzutage<br />
ist es ja ein Leichtes, auch über<br />
Distanzen gemeinsam an Ideen weiterzuarbeiten,<br />
daher ist es vor allem wichtig, dass<br />
hier möglichst viele Anfangspunkte gesetzt<br />
werden.<br />
Noch einmal zurück zum Element der<br />
Nachhaltigkeit – was passiert mit dem<br />
Gebäude, wenn die RBMA vorüber ist?<br />
Zum einen bleiben die Studios natürlich für<br />
andere Musikprojekte nutzbar, alle Participants<br />
haben aber zudem die Möglichkeit,<br />
hier zu arbeiten, wann immer sie wollen –<br />
und das natürlich kostenlos. Es geht ja vor<br />
allem darum, den Gedanken der Musikförderung<br />
weiter zu tragen, und nicht<br />
darum, Studios zu bauen, mit denen man<br />
dann das Gelände refinanziert. So etwas<br />
Altmodisches wie richtig gute Musikstudios<br />
werden ja immer rarer, und da etwas<br />
von hoher Qualität zu schaffen, das ist ein<br />
ganz wesentliches Anliegen der Academy.<br />
Viele der Participants sind es ja gewohnt,<br />
den Großteil ihrer Arbeit am Laptop zu erledigen<br />
– da ist die Möglichkeit, in einem<br />
solchen Studio zu arbeiten, schon etwas<br />
sehr Besonderes!<br />
Abschließend: Folgt die RBMA 2012 eher<br />
dem Geist von Madrid, wo sich vieles<br />
gerade erst im Aufbruch befindet, oder<br />
wird ehrer ein etablierter Hotspot sein?<br />
Ich würde sagen: beides gleichzeitig!<br />
Mittlerweile ist es offiziell: Es wird New<br />
York!<br />
Links zum Thema:<br />
www.redbullmusicacademy.com<br />
www.redbullmusicacademyradio.com
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 71<br />
support<br />
your<br />
local<br />
dealer<br />
www.heldvodka.de
72 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
SCHOTTLANd<br />
KLEINES LAND<br />
MIT GROSSEM GEFÜHL<br />
Autor: H. G. Teiner<br />
Abenteuer der besonderen Art.<br />
Loch Maree and Slioch, Highlands of Scotland.
Reise | SCHOTTLAND ERLEBEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 73<br />
ABENTEUER<br />
DER BESONDEREN ART<br />
Schottland ist ein Land voller Schönheit<br />
und Gastfreundlichkeit. Ein Land voller<br />
Freizeitangebote und eine wahre Inspiration<br />
für Menschen, die Aktivität mit<br />
Entspannung verbinden möchten. Das<br />
Land zwischen Tradition und Moderne<br />
begeistert seine Besucher durch eine<br />
außergewöhnliche landschaftliche Vielfalt.<br />
Über 1.700 Seen und 800 Inseln<br />
warten darauf, entdeckt zu werden.<br />
Die Highlands im Norden des Landes<br />
laden dazu ein, sich in den Weiten der<br />
Berglandschaft zu verlieren. Im Landesinnern<br />
und im Süden hingegen erstrecken<br />
sich weite Täler. Hier entspringen<br />
die zahlreichen Flüsse, die das Land<br />
durchkreuzen.<br />
Doch Schottland glänzt nicht nur durch<br />
seine Naturschönheit: Die Städte des<br />
Landes, allen voran Edinburgh und<br />
Glasgow, brauchen den Vergleich mit<br />
anderen europäischen Metropolen nicht<br />
zu scheuen und ziehen ihre Besucher<br />
garantiert in ihren Bann. Die reiche<br />
Geschichte des Landes spiegelt sich in<br />
zahlreichen guterhaltenen historischen<br />
Bauwerken wider, in mächtigen Burgen<br />
ebenso wie in romantischen Schlössern.<br />
Wer sich auf eine Reise durch Schottland<br />
begibt, wird feststellen, wie lebendig die<br />
überlieferten Traditionen auch heute<br />
noch sind und wie sie von den Einheimischen<br />
voller Stolz aufrecht erhalten<br />
werden. Andererseits ist Schottland auch<br />
die Heimat moderner Innovationen und<br />
Fotos: P. Scott, P. Seale, Visit Scotland<br />
Scottish Gallery of<br />
Modern Art in Edinburgh.<br />
überzeugt durch eine professionelle<br />
Infrastruktur und hochwertige Serviceleistungen.<br />
BUSINESS<br />
UND AKTIVE ENTSPANNUNG<br />
In idealer Weise lassen sich im Land der<br />
Schotten auch Tagungen in hochrangigen,<br />
spezialisierten Hotels mit motivationssteigernden<br />
Aktivitäten vor der Tür<br />
kombinieren: Eine ausgesprochen gute<br />
Gastronomie und zahlreiche überraschende<br />
sportliche Outdoor-Abenteuer<br />
liegen nah beeinander. Die Kombinationen<br />
sind ausgesprochen vielfältig.<br />
Die zahlreichen Möglichkeiten eines<br />
aktiven Begleitprogramms fördern den<br />
Teamgeist, tragen zur entspannten und<br />
kreativen Atmosphäre bei und machen<br />
das geschäftliche Gesamtereignis zu<br />
einem unvergesslichen persönlichen<br />
Erlebnis. Sei es als reine Incentive-Reise,<br />
im Rahmenprogramm einer Veranstaltung<br />
oder als gezielte Teambuilding-<br />
Aktivität: Hier wird jeder das passende<br />
Angebot für seine Bedürfnisse finden.<br />
Aufgrund der geringen Entfernungen<br />
innerhalb des Landes lassen sich<br />
Geschäftsveranstaltungen in einer der<br />
Städte problemlos mit Aktivitäten in der<br />
freien Natur kombinieren.
74 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Foto: P. Cairns, Visit Scotland<br />
Fluss Sligachan mit den Cuillin Hügeln im Hintergrund.<br />
Inneren Hebriden, Inselgruppe an der Nordwestküste Schottlands.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 75
76 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | Identität | Niemandsland<br />
Foto: S. Williams, Visit Scotland<br />
Die Highland Games,<br />
Holyrood Park, Edinburgh.<br />
EDINBURGH<br />
CITY DER INSPIRATIONEN<br />
Edinburgh ist mit seinen fast 500.000<br />
Einwohnern das kulturelle, finanzielle<br />
und politische Zentrum des Landes. Zahlreiche<br />
schottische und internationale<br />
Unternehmen haben hier ihren Sitz. Die<br />
Altstadt, die von einer Anhöhe aus vom<br />
Schloss gekrönt wird, gehört zum Weltkulturerbe<br />
der UNESCO. Edinburgh Castle<br />
dominiert das Stadtbild der schottischen<br />
Hauptstadt: An dieser strategisch wichtigen<br />
Stelle entstand schon im 7. Jahr-<br />
hundert die erste Verteidigungsanlage.<br />
Heute gilt das Schloss als das wichtigste<br />
schottische Bauwerk, hier werden im<br />
Crown Room die königlichen Insignien,<br />
Krone, Zepter und Schwert, aufbewahrt.<br />
Edinburgh Castle bietet einen ausgefallenen<br />
Rahmen für exklusive Abendveranstaltungen<br />
im feierlich ausgestatteten<br />
Bankettsaal. In den Sommermonaten<br />
können in den Höfen inmitten der mächtigen<br />
Gemäuer Cocktailempfänge für bis<br />
zu 1.000 Personen durchgeführt werden.<br />
Außerdem bietet Edinburgh mit dem<br />
Edinburgh International Conference<br />
Centre (EICC) in zentraler Lage Raum für<br />
Veranstaltungen mit bis zu 2.000 Delegierten<br />
im Rahmen technisch modernster<br />
Tagungslösungen. Es sind insbesondere<br />
die Menschen, die ihre außergewöhnliche<br />
Kultur, ihre entgegenkommende<br />
Freundlichkeit, den verbindenden<br />
Humor und eine großartige Lebensfreude<br />
beisteuern. Mit einem Wort: „Scottishness“.<br />
Doch Vorsicht! Diese Menschen<br />
haben die Fähigkeit, eine Sucht nach<br />
ihrem Land und ihrer Lebensweise in<br />
unseren Herzen und in unserem Gemüt<br />
zu hinterlassen. Schöne, weite Land-
Reise | SCHOTTLAND ERLEBEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 77<br />
schaften und die vielen verschiedenen<br />
attraktiven Möglichkeiten, die Zeit in der<br />
Natur zu verbringen, tun ein übriges. Mit<br />
den Worten von Larry Hirst, Chief Executive<br />
IBM: „Scotland is a small country on<br />
the map, but a big country in the mind.“<br />
AKTIVITÄTEN<br />
FÜR ALLE<br />
Dank der vielfältigen Natur des Landes<br />
nehmen Outdoor-Aktivitäten hier einen<br />
wichtigen Platz ein: Bei den bekannten<br />
Highland Games messen sich die Teilnehmer<br />
in verschiedenen traditionellen<br />
Disziplinen, bei denen mal Kraft, mal<br />
Geschicklichkeit und oft auch ein wenig<br />
Glück nötig sind. Sei es beim Bogenschießen,<br />
Baumstammwerfen, Gummistiefel-Weitwurf,<br />
beim schottischen Tanz<br />
oder beim Tontaubenschießen.<br />
Während einer feierlichen Gala-Nacht in<br />
einem der Schlösser genießen Besucher<br />
zu Dudelsackklängen die reichhaltige<br />
schottische Küche und können sich<br />
dabei fast wie ein Mitglied einer alten<br />
Adelssippe fühlen. Eine Vorführung des<br />
Nationaltanzes Ceilidh darf dabei nicht<br />
fehlen, gerne werden die Gäste zum<br />
fröhlichen Mitmachen aufgefordert. Viele<br />
der traditionellen und liebevoll erhaltenen<br />
Herrenhäuser können für Gruppen<br />
exklusiv angemietet werden und geben<br />
so dem Aufenthalt einen ganz besonderen<br />
Touch.<br />
Die grüne und hügelige Landschaft des<br />
Landes lässt sich auch während einer<br />
Oldtimer-Tour stilvoll erkunden. Vielleicht<br />
führt diese Tour ja an einer der 100<br />
Destillerien des Landes vorbei, in denen<br />
während Führungen und Verköstigungen<br />
das so genannte Lebenswasser der<br />
Schotten genossen wird. Im Hindernisparcours<br />
wird mit dem Quad-Bike um die<br />
Wette gefahren, im Hochseilgarten gilt<br />
es, den Gemeinschaftsgeist der Gruppe<br />
zu stärken. Wer diesem fröhlichen Wettkampf<br />
das reine Naturerlebnis vorzieht,<br />
hat ebenfalls eine große Auswahl: Ein<br />
weites Netz an Wanderwegen erstreckt<br />
sich durch die Wald- und Berglandschaften<br />
und entlang der Küsten. Hier<br />
kann zwischen Routen verschiedener<br />
Schwierigkeitsgrade gewählt werden,<br />
so dass für jede Gruppe das Passende<br />
dabei sein sollte. Den größeren Nervenkitzel<br />
bieten Mountainbike-Touren durch<br />
die Berge, entlang alter Eisenbahnstrecken<br />
und kaum genutzter Forstwege,<br />
bei rasanten Downhill-Abfahrten sind<br />
Können und Geschicklichkeit gefragt.<br />
Unser Tipp: In Edinburgh steht die<br />
Kathedrale für Kletterbegeisterte oder<br />
Menschen, die den Klettersport einmal<br />
unter idealen Bedingungen ausprobieren<br />
wollen: die Edinburgh International<br />
Climbing Arena (EICA). Es ist ein<br />
riesiges Areal, welches in natürliche Felswände<br />
hineingebaut und überdacht<br />
wurde. Die EICA ist international die ...<br />
Foto: H. G. Teiner<br />
Climbing Arena<br />
in Edinburgh.
78 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | SCHOTTLAND ERLEBEN<br />
gößte Indoor-Climbing-Arena und bietet<br />
neben zahlreichen Kletterwänden in<br />
unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden<br />
auch gute Möglichkeiten für Veranstaltungen<br />
jeder Art. Die Edinburgh International<br />
Climbing Arena hat einen nicht<br />
unmaßgeblichen Anteil daran, die Stadt<br />
Edinburgh zu einer Megacity des aktiven<br />
Trendsports Climbing zu machen.<br />
unvergleichlicher Tradition. Unser Tipp:<br />
Das Rusacks Hotel in St. Andrews liegt<br />
mitten in dieser natürlich entstandenen<br />
Dünenlandschaft auf Höhe des<br />
18. Loches des berühmten Old Course.<br />
Der St. Andrews Old Course lässt jedes<br />
Golferherz höher schlagen und fungierte<br />
bereits 27 Mal als Austragungsort der<br />
British Open.<br />
HEIMAT<br />
DES GOLFSPORTS<br />
Schottland gilt als Heimat des Golfsports,<br />
weshalb diese beliebte Sportart auch bei<br />
vielen Incentive-Reisen im Mittelpunkt<br />
steht. Die Geschichte des Sports lässt<br />
sich in Schottland über 600 Jahre zurückverfolgen,<br />
auch heute noch ist Golf ein<br />
bedeutender Aspekt des schottischen<br />
Kulturerbes. Dank des Klimas und der<br />
natürlichen Gegebenheiten und Landschaftsformen<br />
zählt das Land inzwischen<br />
500 reizvolle Golfplätze, deren Parcours<br />
in der Regel ohne künstliche Eingriffe<br />
geschaffen wurden. Auf Grund der<br />
geringen Entfernungen können, ohne<br />
großen zeitlichen Aufwand, verschiedene<br />
Golfplätze bespielt werden.<br />
Unser Tipp: Vereinbaren Sie doch die<br />
Durchführung eines eigenen Golfturniers,<br />
welches an das Spielniveau ihrer Gruppe<br />
angepasst wird.<br />
Ein Paradies für jeden Golfsportler stellt<br />
die Küste mit schönster Nordsee-Dünenlandschaft<br />
dar: Ein attraktiver Golfplatz<br />
reiht sich an den nächsten, eine Golflandschaft<br />
mit besonderem Charme und<br />
In Schottland ist Golf traditionell nicht<br />
nur das Outdoor-Vergnügen von wenigen<br />
Betuchten, sondern schon lange ein von<br />
vielen betriebener traditioneller Volkssport.<br />
Bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts<br />
spielten es in Schottland die<br />
Schäfer auf den riesigen Weideflächen<br />
in der ursprünglichen Landschaft. Heute<br />
erfährt diese Art des zwanglosen Crossgolfs<br />
auf wilden Wiesen oder verlassenen<br />
Industriehalden ein Revival unter<br />
jungen Golfenthusiasten, vielleicht um<br />
die strenge Etikette der etablierten Clubs<br />
zu umgehen.<br />
WILDE NATUR<br />
WILDES WASSER<br />
Wer dachte, Safaris gehörten ausschließlich<br />
zu einem Afrika-Trip, sollte sich<br />
für eine neue Sichtweise öffnen und<br />
eine Highland-Safari buchen: In einem<br />
Range-Rover hinauf in die Berge um<br />
Aberfeldy Perthshire, die naturbelassene<br />
Landschaft genießen und das Rotwild<br />
beobachten. Wer nicht das Glück hatte,<br />
einen Rothirsch mit dem Fernglas zu<br />
erspähen, kann einem Platzhirschen samt<br />
Harem im Gehege der Basisstation mit<br />
artgerechtem Futter zu Leibe rücken.<br />
Fotos: P. Tomkins, Visit Scotland<br />
Der Luxus des freien Blicks.<br />
Vom Phonecia auf den Pool<br />
und den Yachthafen.
Reise | SCHOTTLAND ERLEBEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 79
80 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Foto: S. Bentley, Visit Scotland<br />
<strong>BOLD</strong> Redakteur mit vollem Einsatz<br />
beim Wildwasser Rafting.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 81
82 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | SCHOTTLAND ERLEBEN<br />
„Wilderness Scotland“ sind die Zauberworte<br />
für ungeahnte Abenteuer. Die<br />
toughen Boys der 5-star-adventurecompany<br />
lassen uns die ungebändigte<br />
Seite der schottischen Natur spüren.<br />
Unser Tipp: Wildwasser-Tour im Zweier-<br />
Kanu! Allerdings: Wenn die Schotten<br />
sagen, „Du kannst nicht nass werden,<br />
höchstens ein bisschen feucht“, dann<br />
trau ihnen nicht – man landet garantiert<br />
im Wasser! Der Autor dieses Artikels hatte<br />
das zweifelhafte Vergnügen, dies am<br />
eigenen Leib zu erleben und wird es auf<br />
immer in tiefer Erinnerung behalten.<br />
WASSER<br />
UND WHISKY<br />
Vergessen Sie alles, was Sie bisher über<br />
Whisky gehört und gelesen haben:<br />
Fahren Sie einfach nach Schottland und<br />
machen die Erfahrung vor Ort: Wasser,<br />
Luft, die Menschen, die Pubs, die Natur,<br />
alles zusammen kreiert die wundervolle<br />
Atmosphäre für die richtige Art, sich<br />
dem Thema des schottischen Whiskys<br />
körperlich zu nähern und mental zu<br />
öffnen. Auch wenn man das eine oder<br />
andere über den Genuss von Whisky<br />
hört, es gibt keine richtige oder falsche<br />
Weise, einen Single Malt Scotch Whisky<br />
zu trinken. Wichtig ist nur, dass Sie Spaß<br />
beim Genießen haben! Pur, auf Eis, mit<br />
Wasser oder als Longdrink, probieren<br />
Sie alles einmal durch, bis Sie wissen,<br />
was ihnen am besten schmeckt! Der<br />
Weg ist hier in jedem Fall das Ziel.<br />
Die Wahl des jeweils richtigen und<br />
passenden Whiskys kann von der Sorte<br />
und dem Alter, von der Umgebung und<br />
nicht zuletzt vom Klima und vom Wasser,<br />
mit dem Sie ihn vermischen, abhängen.<br />
Beginnen Sie Ihre Versuchsreihe auf jeden<br />
Fall pur. Gibt man einem Single Malt Wasser<br />
hinzu, verändert sich seine Zusammensetzung<br />
und es werden mehr Aromen<br />
und Geschmacksnoten frei.<br />
Natürlich wäre es ideal, dasselbe Wasser<br />
beizumengen, das man auch in der Destillerie<br />
bei der Herstellung verwendet. Das<br />
ist allerdings nicht so einfach, wenn man<br />
den Single Malt außerhalb Schottlands<br />
genießen möchte. Am besten eignet sich<br />
da ein stilles schottisches Mineralwasser<br />
oder weiches Leitungswasser. Geben<br />
Sie immer nur ganz wenig Wasser bei,<br />
schmecken Sie aufs Neue und finden Sie<br />
so selbst die richtige Mischung heraus!<br />
Trinkt man einen Single Malt auf Eis,<br />
kann dies sehr erfrischend sein, wenn Sie<br />
jedoch die feineren Aspekte eines Classic<br />
Malts auskosten wollen, verhindert Kälte<br />
die wahre Entfaltung der reichen Aromen<br />
und Geschmacksstoffe.<br />
Es kann auch interessant sein, einen<br />
Single Malt mit Mineralwasser, Ginger-Ale<br />
oder Limonade zu mischen. Es gibt sogar<br />
Cocktails mit Single Malts, doch sind<br />
die komplexen Geschmacksnoten dafür<br />
eigentlich zu kostbar. Um es auf den<br />
Punkt zu bringen: Es gibt nichts Besseres,<br />
als sich vor Ort auf eine Entdeckungsreise<br />
nach dem Geheimnis vom Wasser<br />
des Lebens zu begeben und mit einheimischen<br />
Kennern gemeinsam im Genuss<br />
den Tag ausklingen zu lassen.<br />
Links zum Thema:<br />
www.scotland.org<br />
www.edinburgh.org<br />
www.international.visitscotland.com<br />
www.willkommeninschottland.com<br />
www.conventionscotland.com<br />
The Balmoral Hotel:<br />
www.thebalmoralhotel.com<br />
The George Hotel:<br />
www.principal-hayley.com<br />
Fairmont Hotel:<br />
www.fairmont.com<br />
Edinburgh Int. Climbing:<br />
www.eica-ratho.com<br />
Highland Safaris:<br />
www.highlandsafaris.net<br />
Wilderness Scotland:<br />
www.wildernessscotland.com<br />
The Whiski Bar:<br />
www.whiskibar.co.uk<br />
Empfehlung Reiseführer:<br />
Lonely Planet Reiseführer Schottland<br />
Verlag: Mairdumont<br />
Seiten: 573 Seiten<br />
www.lonelyplanet.de
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 83
84 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Renault<br />
neues Design<br />
Tradition und Leidenschaft<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Love | DeZir<br />
Das erste Konzeptfahrzeug verkörpert die Liebe und Leidenschaft.<br />
L‘amour par excellence. Kein Motorlärm stört beim charmanten Flirt:<br />
Die elegante Coupé-Studie verfügt über einen Elektroantrieb.
Lifestyle & Trend | RENAULT | Neues Design<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 85<br />
Am Weihnachtsabend 1898 war Louis<br />
(1877-1944) mit einem zuvor in einem<br />
Schuppen in Boulogne-Billancourt selbst<br />
zusammengebauten hölzernen Auto in<br />
Paris unterwegs und erhielt noch am<br />
gleichen Abend zwölf Aufträge zum<br />
Nachbau seines ersten Automobils. Das<br />
war die Geburtsstunde eines der größten<br />
Automobilunternehmen der Welt: Am<br />
28. Februar 1899 gründete Louis mit<br />
seinen Brüdern Marcel (1872-1903) und<br />
Fernand (1865-1909) die Société Renault<br />
Frères und leitete die Firma bis 1944.<br />
Neben der Leitung war er weiterhin als<br />
Techniker tätig. Dies führte über die<br />
Jahre zu zahlreichen Patenten, welche<br />
die automobile Welt revolutionierten<br />
– man denke nur an die Kardanwelle,<br />
die einzuschraubende Zündkerze, den<br />
Turbokompressor („Turbolader“), den<br />
ersten V8-Motor für ein Flugzeug, die<br />
Trommelbremse oder den Sicherheitsgurt.<br />
Die Entwicklung des Familienunternehmens<br />
schritt schnell voran und<br />
beschäftigte um 1900 bereits über 100<br />
Mitarbeiter. Den Durchbruch zum großen<br />
Industriekonzern schaffte Renault im Jahr<br />
1906, als ein Pariser Taxiunternehmen<br />
250 Taxis bei Renault bestellte.<br />
Unter dem Aspekt, ein Konzern des<br />
Volkes zu sein, setzte Renault in den<br />
1960er-Jahren die bezahlte dritte und<br />
vierte Urlaubswoche durch. Die Produktion<br />
brachte zu dieser Zeit revolutionäre<br />
Modelle wie den Renault 4 ...<br />
Der Nerva Grand Sport wurde<br />
1934 auf dem Pariser Auto Salon<br />
von Renault vorgestellt.<br />
Fotos: Renault
86 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | RENAULT | Neues Design<br />
und den Renault 16 hervor. Als letzterer<br />
auf der Genfer Automobilmesse 1965<br />
zum ersten Mal der breiten Öffentlichkeit<br />
vorgestellt wurde, war das Publikum<br />
verblüfft: Die Absicht, ein Mehrzweck-<br />
Familienauto zu bauen, war nicht neu,<br />
doch Renault brachte dieses Konzept<br />
auf den Punkt: Wandlungsfähig, leicht<br />
zugänglich und geräumig – dank Heckklappe.<br />
Der Renault 16 kombinierte die<br />
ästhetischen Eigenschaften der Limousine<br />
mit den praktischen Vorteilen eines<br />
Kombis, der lange Radstand sowie das<br />
„Pagodendach“ trugen zum unverwechselbaren<br />
Erscheinungsbild des Autos<br />
bei. Die über die Dachlinie hochgezogenen<br />
Karosseriekanten waren weit mehr<br />
als nur ein Design-Gag: sie verliehen dem<br />
Fahrzeug eine ausgezeichnete Verwindungssteifigkeit.<br />
Der Heckabschluss des<br />
Renault 16 dient als Blaupause für zahlreiche<br />
weitere Modelle wie die Coupés<br />
Renault 15 und 17 von 1971 oder die<br />
großen Schräghecklimousinen Renault<br />
20 und 30 von 1975. Der Renault 16<br />
war ein Trendsetter seiner Zeit und wird<br />
auch heute noch von Liebhabern hoch<br />
geschätzt.<br />
Der Mensch<br />
im Mittelpunkt<br />
Schaut man sich Renault heute an, ist<br />
man fasziniert von den Visionen der<br />
Designer und Ingenieure. Das Auto der<br />
Zukunft scheint eine aufregende Sache<br />
zu werden – und die Zukunft kommt<br />
schneller, als man vielleicht denkt.<br />
Gerade formulierte das Unternehmen<br />
eine grundlegend neue Designstrategie<br />
als unternehmerisches Kernziel, die<br />
den Menschen in den Mittelpunkt rückt<br />
und sich dabei an seinem Lebenszyklus<br />
orientiert. Für jeden Lebensabschnitt<br />
wird das Unternehmen künftig maßgeschneiderte<br />
Fahrzeugkonzepte im Portfolio<br />
haben.<br />
Laurens van den Acker, ist seit 2009<br />
Designchef des französischen Automobilherstellers<br />
und setzt auf eine betont<br />
emotionale Formensprache, die stark<br />
von sinnlichen Stilelementen geprägt<br />
ist. Bestandteil seines neuen Designkonzepts<br />
ist eine optische Aufwertung<br />
des Renault-Logos.<br />
<strong>BOLD</strong> ließ sich von Laurens van den Acker<br />
die neue Designstrategie des Unternehmens<br />
näher erläutern:<br />
Als wichtigsten Schritt in Richtung unverwechselbare<br />
Identität beinhaltet das<br />
Konzept die optische Aufwertung des<br />
Renault-Logos. Die künftigen Serienmodelle<br />
der Marke sollen auf den ersten<br />
Blick als Renault zu erkennen sein. Um das<br />
zu erreichen, haben wir das Logo größer<br />
dimensioniert und das chromfarbene<br />
Markenzeichen vor dem dunklen Hintergrund<br />
des Kühlergrills platziert. Die Studien<br />
DeZir, CAPTUR, R-Space und Frendzy<br />
verfügen bereits über dieses Merkmal. Als<br />
erstes Serienfahrzeug erhält der Twingo<br />
im Rahmen der Modellpflege dieses neue<br />
Markengesicht.<br />
Auch die unterschiedlichen Lackierungen<br />
der insgesamt sechs Concept Cars folgen<br />
einer stringenten, in sich geschlossenen ...
Lifestyle & Trend | RENAULT | Neues Design<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 87<br />
Explore | CAPTUR<br />
Die Crossover-Studie ist maßgeschneidert für<br />
junge Paare, die die Welt entdecken wollen.<br />
Sie kombiniert Elemente von Coupé, Roadstar<br />
und vom Sports Utility Vehicle.
88 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Family | R-Space<br />
Der kompakte Van steht für die Zeit der Familiengründung<br />
und vereint Elemente, die lange Zeit als Gegensätze galten:<br />
Funktionalität und Sinnlichkeit, Familie und Sportlichkeit.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 89
90 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | RENAULT | Neues Design<br />
Work | Frendzy<br />
Der Elektro-Kombi-Van ist ein praktischer Lieferwagen oder Kompakt-Van für die ganze Familie.<br />
Er kombiniert zahlreiche intelligente Lösungen: Statt eines Fensters wurde z. B. ein 37-Zoll-Bildschirm<br />
integriert. Ideal für Werbebotschaften oder einen Kinoabend im Freien.
Lifestyle & Trend | RENAULT | Neues Design<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 91<br />
Logik, die sich an der klassischen Farbenlehre<br />
und dem Farbkreis orientiert. Hier<br />
spiegeln sich emotionale Stimmungen und<br />
intuitive Zusammenhänge der Farbwahrnehmung<br />
wider.<br />
sich darauf beschränkten, von den Ingenieuren<br />
konstruierte Strukturen lediglich<br />
zu verkleiden. „Dem Buckligen einen<br />
Anzug schneidern“, wie es damals spöttisch<br />
bei Renault hieß.<br />
„Nichts auf der Welt<br />
ist so mächtig wie eine Idee,<br />
deren Zeit gekommen ist.“<br />
Victor Hugo, frz. Dichter<br />
1802-1885<br />
Das dunkle Rot des DeZir steht für Liebe<br />
und Leidenschaft, das kräftige Orange des<br />
CAPTUR für Optimismus und Abenteuerlust.<br />
Beim R-Space signalisiert der gelbe<br />
Farbton eine positive Lebenseinstellung<br />
und den Wunsch nach Geselligkeit. Geistige<br />
und körperliche Energie sowie Verantwortung<br />
für die Umwelt drückt das frische Grün<br />
des Frendzy aus. Das spielerische Blau des<br />
in diesem Jahr erscheinenden Fahrzeuges<br />
könnte das Ergreifen von Chancen und das<br />
Sammeln neuer Erfahrungen kennzeichnen.<br />
2013 kommt dann das letzte Concept Car<br />
im Rahmen der neuen Strategie: Ein dunkles<br />
Blauviolett soll hier eine Stimmung von<br />
Weisheit und Gelassenheit bis hin zur Meditation<br />
visualisieren.<br />
Dem Buckligen<br />
einen Anzug schneidern<br />
Die ideale Basis für multidisziplinäre<br />
Teams und einen offenen Dialog schaffte<br />
das 1997 von Renault errichtete technische<br />
Entwicklungszentrum Losange<br />
in Guyancourt bei Paris. Dort sind in<br />
der sogenannten Direktion Industriedesign<br />
ca. 375 Mitarbeiter beschäftigt:<br />
Designer, Manager, technische Zeichner<br />
und Modellbauer, die ausgehend von<br />
eigenen Studien und von marktbezogenen<br />
Vorgaben der Produktentwicklung<br />
innovative Fahrzeug-Konzepte vorschlagen,<br />
die Karosserie und ein Innendesign<br />
definieren, das mit der Grundidee<br />
des Fahrzeugs im Einklang steht. Das<br />
Team wirkt am gesamten Modellentwicklungszyklus<br />
mit, von den ersten Überlegungen<br />
bis zum endgültigen Anlauf der<br />
Serienfertigung. Ein kreativ-leidenschaftlicher<br />
Prozess des Schaffens und Wirkens,<br />
damals wie heute.<br />
Designer sind heute Mitarbeiter eines<br />
multidisziplinären Teams. Damit unterscheiden<br />
sie sich deutlich von ihren<br />
Kollegen der frühen 1980er-Jahre, die<br />
Link zum Thema:<br />
www.renault.de
92 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | Opel Ampera | Auf leisen Sohlen<br />
Auf leisen<br />
Sohlen<br />
Der neue Opel Ampera<br />
Autor: K. Specht<br />
Man könnte sagen, dass ein Pionier auf<br />
Europas Straßen unterwegs ist. Nicht am<br />
Zündschlüssel drehen, sondern wie bei<br />
einem Computer das System hochfahren<br />
– beim neuen Ampera wird „normal“ neu<br />
definiert.<br />
Opel öffnet ein neues Kapitel in der<br />
Geschichte der Elektro-Mobilität und<br />
löst ein Versprechen ein: Der revolutionäre,<br />
elegant gestylte und gleichzeitig<br />
voll alltagstaugliche Ampera ist Europas<br />
erstes Elektroauto für grenzenlose Mobilität.<br />
Die Vorderräder des Ampera werden<br />
permanent elektrisch angetrieben. Eine<br />
eigens für den Ampera entwickelte<br />
16-kWh-Lithium-Ionen-Batterie versorgt<br />
den 111 kW/150 PS starken Elektromotor<br />
mit Energie. Je nach Fahrweise, Streckenprofil<br />
und Außentemperatur lassen sich<br />
bei vollständig aufgeladener Batterie<br />
Distanzen zwischen 40 und 80 Kilometer<br />
rein batteriebetrieben und emissionsfrei<br />
zurücklegen. Auf längeren Strecken<br />
erfolgt der Antrieb ebenfalls per Elektromotor,<br />
der jedoch von einem kleinen<br />
Verbrennungsmotor als Generator mit<br />
Strom gespeist wird und so eine Reichweite<br />
von mehr als 500 Kilometern<br />
ermöglicht.<br />
Der Ampera kann an jeder normalen<br />
230-Volt-Steckdose aufgeladen werden.<br />
Zudem forscht General Motors Europe<br />
gemeinsam mit Energieversorgern an<br />
Konzepten für eine umfassende Infrastruktur<br />
zum Aufladen der Elektromobile.<br />
Fotos: General Motors Europe<br />
So faszinierend wie die Voltec-Elektroantriebstechnologie<br />
ist auch das außergewöhnliche<br />
Design: Eine geschmeidig<br />
glatte, aerodynamische Karosserie umschließt<br />
ein Interieur, in dem gleichermaßen<br />
funktionelle wie hochmoderne<br />
Farbdisplays mit Touchscreen-Funktion<br />
konventionelle Bedienelemente und<br />
Anzeigen ersetzen. Auch beim Platzangebot<br />
überzeugt der Ampera: Das<br />
Karosseriekonzept eines Fünftürers mit<br />
einem Kofferraumvolumen von 310 Litern<br />
und umklappbaren Rücksitzlehnen bietet<br />
Platz und Komfort für vier Personen samt<br />
Gepäck oder den nötigen Raum, für ein<br />
stell-dich-ein mit der Liebsten.
Lifestyle & Trend | Opel Ampera | Auf leisen Sohlen<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 93
94 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 95<br />
Begehrenswert<br />
Cool Stuff<br />
Autor: J. M. brain<br />
sportlich<br />
Das Giant Roam XR Hybrid ist ein<br />
sportives Crossbike in Hybrid-Version<br />
(E-Bike) speziell für die Generation 30<br />
Plus. Der stylische Allrounder meistert<br />
jedes Terrain und macht jede<br />
Berg- und Talfahrt auch im Gelände<br />
zum Kinderspiel. Der unterstützende<br />
Elektromotor kann nach Belieben<br />
zu geschaltet werden und lässt<br />
auch, weniger trainierte Radler gut<br />
aussehen. Der neu entwickelte, kraftvolle<br />
10 Ah-Akku befindet sich auf<br />
dem Unterrohr in Trinkflaschen-Position<br />
und sorgt für eine ideale Gewichtsverteilung<br />
und einen tiefen Schwerpunkt.<br />
Über das große LCD-Display (3,5-Zoll-<br />
Bildschirmdiagonale) direkt am Lenker,<br />
können alle Funktionen bequem gesteuert<br />
werden, auch ohne die Hand vom<br />
Lenker zu nehmen. Mit einem Kontrastwert<br />
von 1000:1 ist das Display auch bei<br />
direkter Sonneneinstrahlung gut lesbar<br />
(www.giant-bicycles.de).
96 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
Bequem<br />
Klangvoll<br />
Bei der Gestaltung des Museums<br />
Brandhorst in München fiel den<br />
Architekten Sauerbruch Hutton auf,<br />
dass es an passenden Sitzmöbeln<br />
fehlt. Kurzerhand entwarfen sie einen<br />
passenden Stuhl, der in enger Zusammenarbeit<br />
mit Classicon zur Serienreife<br />
gebracht wurde.<br />
Die Atomic Floyd In-Ear Kopfhörer<br />
sind wahre Klangästheten und eine<br />
gelungene Kombination aus exklusivem<br />
Design und hervorragender<br />
Klangqualität. Für die Herstellung<br />
werden ausschließlich hochwertige<br />
Materialien wie Titan, Stahl, Kevlar und<br />
Gold verarbeitet. Die Produktpalette,<br />
bestehend aus sechs verschiedenen<br />
Modellen (www.atomicfloyd.com).<br />
Das Highlight, der dreiteiligen Lounge<br />
Chair Kollektion, ist der Munich<br />
Lounge Chair, der vom Rat für Formgebung<br />
mit einem Award gewürdigt<br />
wurde (www.classicon.com).<br />
Überraschend<br />
Das Mio Cyclo verblüfft besonders<br />
durch den Surprise Me!-Modus. Mit<br />
dieser Funktion kann man problemlos<br />
eine Tour durch jede bekannte oder<br />
unbekannte Region unternehmen.<br />
Einfach Zeit und Entfernung eingeben<br />
und das Gerät erstellt selbstständig eine<br />
Route. Ideal für Radler, die sich gern<br />
überraschen lassen und etwas neues<br />
entdecken wollen (www.mio.com).
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 97<br />
auSSergewöhnlich<br />
Elegant<br />
Eleganz und Geborgenheit in Kombination:<br />
Das edle Rolf Benz Lounge-<br />
Sofa „MIO“ besteht aus verschiedenen<br />
Anreihmodulen und ist in zwei Sitztiefen<br />
und -höhen erhältlich.<br />
Der absolute Clou: Aus dem exakt<br />
gleichen Leder des Sofas gibt es auch<br />
eine klassisch-zeitlose Damen Handtasche,<br />
im Vintage Look. Was begeistert<br />
mehr? Das Sofa oder die Handtasche?<br />
(www.rolf-benz.com)<br />
Wer kennt das nicht: Stundenweise<br />
Videomaterial von Hochzeit, Kommunion,<br />
Geburt oder dem letzten Urlaub<br />
– und kaum einer hat es gesehen.<br />
Verstaubt im Archiv, verblasst die<br />
Erinnerung an das einst so wertvolle<br />
Zeitdokument. Der Full-HD-<br />
Camcorder PJ 740 VE High Definition<br />
von Sony, schafft nun endlich Abhilfe<br />
– und alle im Raum können an Ihren<br />
Erinnerungen teilhaben. Er verfügt<br />
über einen integrierten Projektor, mit<br />
dem Sie Ihre Videos auf jede Fläche<br />
projizieren können. Ein 32-GB-Speicher,<br />
für bis zu 11 Stunden Full-HD<br />
garantieren einen langen Kinoabend<br />
(www.sony.de).<br />
WUNDERVOLL<br />
Die „Edison The Grand“ würde seinen<br />
Namensgeber sicherlich recht stolz<br />
machen. Die 90 cm hohe Lampe<br />
von Fatboy leuchtet von oben bis<br />
unten und hat im Inneren ein Herz<br />
aus LED. Sie kommt mit 60 cm Durchmesser<br />
und einer einzigen, wasserdichten<br />
Mission daher: Licht ins Dunkle<br />
zu bringen – im Innen-, wie im Außenbereich<br />
(www.fatboy.com).
98 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
Kompaktes<br />
Klangwunder<br />
Beolit 12<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Mit Beolit 12 präsentiert Bang & Olufsen<br />
eine neue Marke: B&O PLAY. Das dänische<br />
Unternehmen antwortet damit auf die<br />
Bedürfnisse der heutigen mobilen Gesellschaft<br />
nach Stand-Alone-Produkten, die<br />
einfach und intuitiv bedienbar sowie<br />
sofort integrierbar sind. Bang & Olufsen<br />
bietet mit der neuen und vor allem<br />
preiswerteren Produktlinie ebenfalls die<br />
charakteristischen Qualitätswerte wie<br />
eine hervorragende Bild- und Klangqualität,<br />
unverwechselbares Design sowie<br />
hochwertige Materialien.<br />
Musik wird an fast allen Orten gehört.<br />
Dabei bleibt das eigentliche Hörerlebnis<br />
oftmals auf der Strecke. Mit B&O PLAY<br />
will Bang & Olufsen modernen Menschen<br />
beides ermöglichen – digitale Musik<br />
sowohl bequem als auch in erstklassiger<br />
Qualität zu genießen.<br />
Das erste Produkt von B&O PLAY ist Beolit<br />
12 – ein kompaktes Audiosystem für das<br />
Abspielen und Streamen von digitaler<br />
Musik über ein Smartphone oder einen<br />
MP3-Player. Beolit 12 ist zudem das erste<br />
Bang & Olufsen Produkt, das von der dänischen<br />
Designerin Cecilie Manz entworfen<br />
wurde.<br />
Beolit 12 unterstützt die AirPlay-Technologie<br />
von Apple, die es ermöglicht, Musik<br />
drahtlos von iPod, iPhone, iPad, Mac oder<br />
PC wiederzugeben. Für größtmögliche<br />
Flexibilität sorgt der bereits in das Gerät<br />
integrierte Akku mit einer Betriebsdauer<br />
von bis zu acht Stunden.<br />
Wie der Name bereits ahnen lässt, ist<br />
Beolit 12 auch eine Hommage an die<br />
Beolit-Transistorradios der 60er Jahre von<br />
Bang & Olufsen. Trotz seiner kompakten<br />
Form liefert das Klangwunder ein Hörerlebnis,<br />
das seinesgleichen sucht. Das 120<br />
Watt starke digitale Verstärkersystem der<br />
Klasse D verleiht den beiden 2-Zoll-Hochtönern<br />
und dem 4-Zoll-Tieftöner einen<br />
satten und präzisen Klang, der mühelos<br />
einen Raum mittlerer Größe ausfüllt.<br />
Das tragbare Audiosystem wurde von<br />
denselben Akustikingenieuren entwickelt,<br />
die bereits am preisgekrönten<br />
High-End-Lautsprecher BeoLab 5 mitgewirkt<br />
hatten. Auch optisch ist Beolit 12<br />
ein Hingucker. Mit dem nostalgisch<br />
anmutenden Trageriemen aus Leder<br />
lässt es sich mühelos überallhin transportieren.<br />
Der Lautsprecher ist mit einer<br />
Abdeckung aus farbigem Aluminium<br />
umhüllt. Die Oberseite des Audiosystems<br />
ist mit einem rutschhemmenden Gummi<br />
beschichtet, auf dem der MP3-Player oder<br />
das Smartphone elegant und sicher platziert<br />
werden kann.<br />
Beolit 12 ist in allen Bang & Olufsen Fachgeschäften<br />
sowie ausgewählten Apple<br />
Stores erhältlich.<br />
Link zum Thema:<br />
www.beoplay.com
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 99
100 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Beauty<br />
MIDNIGHT<br />
ROSE<br />
LANCÔME<br />
Autorin: R. Brokate<br />
Verführerisch<br />
Sie ist hinreißend. Diese junge<br />
Frau scheint mit ihrem Charme und<br />
ihrer Energie ganz von selbst die Stadt<br />
der Lichter zum Leuchten zu bringen.<br />
Frei und unbeschwert erobert sie die<br />
Straßen der romantischsten Stadt der<br />
Welt: Paris.<br />
Das Paris der kleinen, magischen<br />
Plätze, der Seine-Ufer und der Cafés,<br />
die abends voller Leben sind. Paris<br />
in der Dämmerung. Paris bei Nacht,<br />
wenn der Himmel in betörenden,<br />
beinahe unwirklichen, tiefvioletten<br />
Farben erstrahlt. Paris ist ihre Bühne<br />
für ein romantisches Versteckspiel.<br />
Ihre Spontaneität, ihre Frische, ihre<br />
Feminität – sie verführt mit nur einem<br />
Blick, einem Lächeln. Sie ist die Ikone<br />
einer Generation und das Gesicht von<br />
Lancôme: Emma Watson.<br />
Nach Trésor In Love erzählt Lancôme<br />
jetzt eine neue Liebesgeschichte, voller<br />
Leichtigkeit, Magie und Sinnlichkeit. Eine<br />
Geschichte von heute, die die Sprache<br />
der Romantik und der leidenschaftlichen<br />
Liebe neu erfindet.<br />
Trésor Midnight Rose: Ein sinnlicher Duft,<br />
der rund um das Thema der Rose komponiert<br />
wurde. Zart wie eine „olfaktorische<br />
Spur“, die eine unvergessliche Frau begleitet<br />
(www.lancome.de).
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Beauty<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 101<br />
Fotos: Lancôme Paris
102 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Beauty<br />
Extravagant<br />
Stilvoll präsentiert sich das Design des<br />
Otto Kern Unique Man: Eine Mischung<br />
aus zarten, natürlichen Elementen<br />
und einem massiven Glaskörper.<br />
Charakterstark<br />
Mit dem Rouge Allure Velvet von<br />
Chanel liegt man immer richtig.<br />
Geschmeidig, weich umschmeichelt<br />
er die Lippen. Farbintensiv, mit einem<br />
matten Finish, zaubert er einen willkommenen<br />
Farbaccent in ein strahlendes<br />
Gesicht (www.chanel.com).<br />
Unique Man besticht durch seine<br />
charakteristische Kopfnote: Einem<br />
Mix aus süß-saftiger Manderine, Kardamom<br />
und Muskat. In der Herznote<br />
besticht er mit der Frische von<br />
würzigem Basilikum, Iris und Veilchen.<br />
Zarten Noten aus Sandelholz, Vetiver<br />
und Moos runden den ihn harmonisch<br />
ab (www.ottokern-fragrances.com).<br />
ERFRISCHEND<br />
Das biologische Rosenwasser von<br />
Primavera wird von der ersten Destille<br />
in feinster Qualität gewonnen und<br />
enthält einen hohen Anteil an ätherischem<br />
Rosenöl.<br />
Rosenwasser wird in der Ayurveda<br />
traditionell als tonisierende Pflege<br />
angewendet. Das zart duftende<br />
Wasser belebt, vitalisiert und erfrischt<br />
(www.primaveralife.com).<br />
Glitzernd<br />
Die Bobbi Brown Cosmetics „Metallic<br />
Long-Wear Cream Shadow“ gibt es<br />
in acht Farbnuancen. Sie setzen sich<br />
auch an langen Tagen nicht in der<br />
Lidfalte ab. Auf Hochzeiten, Gala-<br />
Abenden und coolen Partys ist man<br />
mit dem funkelnden Cream Shadow ein<br />
echter Hingucker. Er ist einfach aufzutragen<br />
– mit dem Finger oder Pinsel und<br />
eignet sich für eine kräftige Deckung<br />
oder zum sanften Auslaufen und Akzente<br />
setzten (www.bobbibrown.de).
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Beauty<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 103<br />
wohltuhend<br />
Schon eine dünne Schicht vom<br />
Hammam Body Mud reicht aus, um<br />
ein erdiges, reines Gefühl zu spüren.<br />
Der angenehm unaufdringliche Duft,<br />
lässt Wellness- und SPA-Feeling zu<br />
Hause aufkommen.<br />
Natürlich<br />
Der Duschschlamm von Rituals reinigt<br />
tiefgründig, wirkt peelend und<br />
entspannend (www.rituals.com).<br />
Die Duftsticks von Rituals sind eine<br />
natürliche, stilvolle Art, Wohnräumen<br />
einen herrlichen Duft zu verleihen:<br />
Das süße, wärmende Aroma frischer<br />
Feigen mit der belebenden Basisnote<br />
von Copaiba verwandelt jeden Raum<br />
in eine Oase (www.rituals.com).<br />
Stilvoll<br />
Wertvolle Nanopartikel aus echtem<br />
Gold, natürliches Totes Meer-Mineralsalz-Konzentrat<br />
und ein moderner<br />
Haut-Conditioner sind ein „Durstlöscher“<br />
für die Haut. Goldrausch<br />
von DermaSel Exklusiv macht jedes<br />
duschen zu einem luxuriösen Erlebnis<br />
(www.fette-koeln.de).<br />
ERGIEBIG<br />
Das Maximum Cover Camouflage<br />
Makeup von Estée Lauder ist eine<br />
Foundation für Gesicht und Körper mit<br />
ausgesprochen hoher Deckkraft. Sie<br />
enthält deutlich mehr Farbpigmente<br />
als herkömmliches Makeup und sorgt<br />
auch bei ausgeprägten Unregelmäßigkeiten<br />
für ein lang anhaltendes, natürliches<br />
Finish. Muttermale, Pigmentflecken,<br />
Narben, Couperose sowie Augenringe<br />
lassen sich damit einfach wegzaubern<br />
(www.esteelauder.de).
104 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Die letzte Seite | im jahr des drachen<br />
LEIDENSCHAFT<br />
im Jahr<br />
DES DRACHEN<br />
Autor: H. G. Teiner
Die letzte Seite | im jahr des drachen<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 105<br />
Im asiatischen Kulturraum<br />
findet Neujahr traditionell in der<br />
ersten Neumondnacht zwischen Ende<br />
Januar und Mitte Februar statt. Ganz<br />
China ist zu diesem Festtag auf den<br />
Beinen, um im Kreise der Familie zu<br />
feiern. Am 23. Januar 2012 begann das<br />
chinesische Neue Jahr, es steht unter<br />
dem Einfluss von Sheng, dem Drachen,<br />
genauer dem Wasser-Drachen. In Asien<br />
gilt der Drache als großer Glücksbringer.<br />
Wasser-Drache, Feng Shui, Tai Chi,<br />
Taoismus: Was hat das mit uns zu tun?<br />
RÜCKSCHAU 2011<br />
Jahr DES METALL-HASEN<br />
Ein kurzer Rückblick, was hat das Jahr<br />
davor, das des Metall-Hasen gebracht:<br />
Der besondere Wert des Hasen war<br />
der Hang zur Harmonie und die Pflege<br />
familiärer Bande. Es ging verstärkt um<br />
das Wohlergehen unserer Mitmenschen,<br />
um Familienplanung, persönliche<br />
Gespräche und um eine gemeinsame<br />
Entscheidungsfindung. Mehr Zeit<br />
also, Problemen ruhig und überlegt zu<br />
begegnen, mehr Raum für Gelassenheit.<br />
Wir konnten mit Augenmaß handeln,<br />
Zugeständnisse fielen uns nicht mehr so<br />
schwer und wir konnten alles ein Stückchen<br />
leichter nehmen. Mit leiser Diplomatie<br />
und einer Portion Einfühlungsvermögen<br />
verfolgte der harmoniebestrebte<br />
Hoppler seine Ziele.<br />
Große Sprünge auf der Karriereleiter<br />
waren nicht so einfach zu machen. Eher<br />
standen das private Zuhause und die<br />
Freunde im Mittelpunkt unseres Lebens.<br />
Auf den ersten Blick betrachtet, liegt also<br />
eine angenehme, gemütliche Zeit hinter<br />
uns. Allerdings konnten so im Verborgenen<br />
die Konflikte unbearbeitet bleiben<br />
und Probleme dadurch eher anwachsen.<br />
In den letzten 12 Monaten haben wir<br />
vielleicht die eine oder andere fremde<br />
Meinunge in unsere Entscheidungen mit<br />
einbezogen oder unangenehme Dinge<br />
vor uns hergeschoben. Im letzten Jahr<br />
wurden wir oft daran erinnert, in kritischen<br />
Zeiten füreinander da zu sein. In<br />
der vergangenen Zeit sind wir vielleicht<br />
auch zu viele Kompromisse eingegangen,<br />
um anderen zu gefallen und haben<br />
dabei unsere eigenen unkonventionelleren<br />
Ideen vernachlässigt.<br />
ZUKUNFTSPLANUNG<br />
MIT DEM WASSER-DRACHEN<br />
2012, im Jahr des Wasser-Drachens<br />
herrscht wieder Aufbruchsstimmung.<br />
In den nächsten 12 Monaten sind visionäre<br />
Vorstellungen im Berufs- und im<br />
Privatleben angesagt. 2012 bekommen<br />
wir Unterstützung von der ungestümen<br />
Energie des Drachen. Dieses Jahr kann<br />
ein wichtiger Neuanfang sein! Lauwarme<br />
Halbheiten und faule Kompromisse<br />
lassen wir hinter uns, aufregende Zeiten<br />
stehen bevor. Das heißt: Ärmel hochkrempeln<br />
und ehrgeizige Projekte in<br />
Angriff nehmen! Der Durchbruch ist<br />
jetzt möglich! Im Jahr des Drachen<br />
stehen Macher im Mittelpunkt ihres<br />
eigenen Lebens und nehmen ihr Schicksal<br />
selbst in die Hand. Im Jahr des Wasser-<br />
Drachens wird das Geldverdienen so<br />
einfach wie nie zuvor, andererseits<br />
werden wir unsere Fehler im Leben in<br />
größerer Münze bezahlen müssen.<br />
TATKRAFT<br />
für das NEUE JAHR<br />
Als nach außen gerichtetes Tierzeichen<br />
im chinesischen Horoskopkreis fordert<br />
und fördert der Drache das überzeugte<br />
und leidenschaftliche Vorgehen. Nur wer<br />
das Außergewöhnliche denkt und auch<br />
tut, kann seine eigenen Grenzen überschreiten<br />
und das unmöglich Geglaubte<br />
schaffen. Lassen Sie also die Fantasie frei<br />
und erschaffen Sie sich eine neue, eigene<br />
Realität. Machen Sie das, was Ihnen Ihre<br />
innere Stimme schon länger zugeflüstert<br />
hatte und Sie schon länger nicht<br />
auszusprechen und umzusetzen getraut<br />
haben. Stehen Sie zu Ihren Fähigkeiten<br />
und überzeugen Sie andere Menschen<br />
in Ihrem Umfeld davon! Nur wer es<br />
versucht, kann Erfolg haben, wer es nicht<br />
versucht, wird es nie wissen.<br />
„Alle Dinge haben Zeiten des Vorangehens<br />
und Zeiten des Folgens, Zeiten<br />
des Flammens und Zeiten des Erkaltens,<br />
Zeiten der Kraft und Zeiten der<br />
Schwäche, Zeiten des Gewinnens und<br />
Zeiten des Verlierens. Deshalb meidet<br />
der Weise Übertreibungen, Maßlosigkeit<br />
und Überheblichkeit.“ (Laotzi, chinesischer<br />
Philosoph)
106 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
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H. G. Teiner, J. M. Brain, M. Breuer, M. Mai,<br />
F. Reip, O. Franke, R. Brokate, G. Faranna,<br />
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ISSN 2192-9378
BASEL I HAMBURG I KOPENHAGEN I STUTTGART I WIEN I ZÜRICH<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 107<br />
9 | 10 | 11 MÄRZ 2012<br />
STUTTGART LIEDERHALLE<br />
23 | 24 | 25 MÄRZ 2012<br />
BASEL E-HALLE<br />
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108 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
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außerorts 4,3 – 4,1, kombiniert 5,1 – 4,7. CO 2<br />
-Emission (g/km): kombiniert 119 – 110.<br />
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