MIT dER KRaft 24 des ATEMS by Dr. Olga Seus
Einatmen, Ausatmen. Das allein zentriert mich, bringt all diese Gedanken aus meinem Kopf. Würde ich mich darauf konzentrieren, würde ich merken, wie mein Kopf immer leichter wird, freier, gedankenleerer. Doch ich achte auf meinen Atem, wie er mich durchströmt. Atem-Achtsamkeit heißt das in der Yogafachsprache, ich nenne es salopp zur Ruhe kommen. Der Atem soll klingen wie ein sanfter Wind, der durch die Blätter rauscht. Derer gibt es viele hier als Vorbild. Vollkommen richtig, im Yoga soll man es den Pflanzen gleichtun. Vor allem bei der Balancehaltung, die ich gerade übe. „Tief verwurzelt nach unten, frei entfaltet nach oben“, erklärt mir Sylvias Stimme in beruhigendem Tonfall, dem man lauschen kann, ohne dass er einen gedanklich festhält. Ich atme fünf tiefe Züge, während ich auf einem Bein stehe und das andere ausstrecke. Dann ändert sich die Haltung. Das Bein zur einen, der Kopf zur anderen Seite. Ich öffne mich. Und weiter „eeein, und aaaus“. Der Blick geht in die Ferne, zu keinem bestimmten Punkt. Ich schaue ohnehin nach innen. Mein Standbein scheint eins mit dem Boden zu werden. „Genau so“, lobt Sylvia. Nun zurück zur Mitte. Das Bein ausstrecken und weiter im Takt des Atems den großen Zehennagel angucken. Mein Oberkörper wächst mit jedem Einatmen dem Himmel entgegen. Unten Schwerkraft, oben Fliehkraft. Yoga sucht den Punkt zu erreichen, an dem sich beide aufheben, oder wie der Duden "Balance" definiert: als Ausgleich zwischen zwei entgegengesetzten Kräften. Wiederum fünf Atemzüge lang, dann senkt sich mit dem Ausatmen langsam mein Bein – fast von selbst. Diese Übung soll die Wirbelsäule, die Hüften und den Unterbauch kräftigen, den Gleichgewichtssinn stärken und Leichtigkeit, Kraft und Behändigkeit verbessern. Vor allem aber gibt sie Ruhe und macht den Kopf klar. Und jetzt – wiederum mit der Kraft des Atems – das andere Bein. 25 Yogic breathing- a vital source of energy ReiteRs <strong>Magazin</strong> 03<strong>13</strong> Breathe in, breathe out. This alone centers me and chases all thoughts from my mind. When I concentrate, I notice how my head feels lighter, free and without distractions. So I pay attention to my breathing, how it flows through me. Attention to breathing is yoga terminology- I just call it coming to rest. The breath should sound like a gentle wind as it rustles through the leaves. There are many examples for this. That’s right- we should emulate the plants with yoga. Especially with balance exercises, which I am practicing right now. “Deeply rooted underneath, freely unfolding upwards” says Sylvia with a soothing tone. I take five deep breaths as I stand on one leg while stretching out the other. Then she changes the position. The leg to one side, and the head in the other direction. I open myself. And- “in and out”. Gazing into the distance without focus. Actually, I’m looking towards my center. My standing leg becomes one with the floor. “That’s just right” praises Sylvia. Now back to the middle. Stretch your leg and gaze at your big toenail as you breathe. My upper body soars towards the heavens with every breath. Below is gravity, above is centrifugal force. Yoga attempts to reach a point where both cancel the other out, or are “in balance” as Duden defines it: the equalization of two opposing forces. Five more breaths, then my leg sinks slowly- almost on its own. This exercise should strengthen the spinal column, the hips and the lower abdomen and improve ease, strength, and agility. Above all, it promotes tranquility and clears the mind. And now- again with yogic breathing- the other leg…