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Ausgabe 2 – April 2009<br />
Schwerpunkt<br />
Filmemachen<br />
in der Krise<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Rückblick<br />
Berlinale Dreharbeiten Kinovorschau<br />
1
Mit seiner Location-Seite liefert<br />
der Newsletter regelmäßig<br />
einen bebilderten Gruß aus einer<br />
Stadt der Region. Diesmal<br />
kommt der Gruß aus dem Kreis<br />
Gütersloh, der <strong>als</strong> neues Mit-<br />
glied des Netzwerkes Filmstädte<br />
NRW die Zahl der beteiligen<br />
Kommunen und Kreise auf 33<br />
erhöht. Ausgewählt werden die<br />
Motive der Location-Seite von<br />
Location-Scouts aus NRW.<br />
Alle Bilder und noch viel mehr<br />
finden Sie auch auf der Website<br />
www.locationnrw.de.<br />
2<br />
newsletter 2/2009 – Location<br />
moods - location scouting pia esten,<br />
Mobil: 0178-5417906;<br />
p.esten@moods-locationscouting.com<br />
Grüße aus dem Kreis Gütersloh<br />
Einwohner: 354.000<br />
Treffer in der Motivdatenbank<br />
www.locationnrw.de: 58<br />
pro Wirtschaft GT GmbH<br />
Julia Peschke,<br />
Tel. (05241) 851086;<br />
julia.peschke@<br />
pro-wirtschaft-gt.de<br />
ZeitRaumRechercheLocation,<br />
Tel. (0177) 8223742;<br />
zeitraumrecherchelocation@web.de
Schwerpunkt: Filmemachen in der Krise<br />
Das böse<br />
Wort mit K<br />
Krise? Welche Krise?“ war das inoffizielle<br />
Motto der zurückliegenden Berlinale, in der<br />
das böse K-Wort nur selten in den Mund genommen<br />
wurde. Zwei Monate später ist die<br />
Branche in der Realität angekommen. Bei einer<br />
Umfrage der Allianz deutscher Produzenten<br />
unter ihren Mitgliedern bewerten nur 46<br />
Prozent die aktuelle wirtschaftliche Situation <strong>als</strong><br />
positiv. Der Blick in die Zukunft ist noch trüber:<br />
56 Prozent sehen die wirtschaftliche Entwicklung<br />
2010 <strong>als</strong> ungewiss oder gar negativ.<br />
Dabei steht die deutsche Filmgemeinde<br />
dank ihrer Struktur besser da <strong>als</strong> viele andere<br />
Wirtschaftszweige. Durch den hohen Anteil der<br />
öffentlichen Förderung ist sie unabhängiger<br />
vom Finanzmarkt und dessen selbstverschuldeten<br />
Nöten. Außerdem trifft die Krise in der Masse<br />
tendenziell vor allem die schlecht ausgebildeten<br />
Beschäftigten bzw. hat sie bereits getroffen.<br />
In der Filmbranche gibt es davon nur wenige.<br />
Im Gegenteil: Hier sind vor allem hoch<br />
qualifizierte Experten in ihren jeweiligen Departments<br />
am Werk. Dazu kommt, dass die Branche<br />
nach dem Börsencrash Anfang des neuen<br />
Jahrtausends bereits eine große Krise überstanden<br />
hat, die am Markt für eine Bereinigung gesorgt<br />
hat. Das hat die Filmbranche bereits hinter<br />
sich.<br />
Die Krise wird dennoch durchschlagen, sei<br />
es durch sinkende Werbeeinnahmen der Sender<br />
und damit verbunden weniger Aufträgen;<br />
sei es durch Banken, die noch zögerlicher bei<br />
Zwischenfinanzierungen agieren <strong>als</strong> bisher, oder<br />
sei es durch dünnere Portemonnaies bei den Kinogängern.<br />
Dass ausgerechnet jetzt die Finanzierung<br />
der Filmförderungsanstalt auf dem<br />
Schreibtisch des Verfassungsgerichts liegt, geschieht<br />
zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.<br />
116 Mal taucht im aktuellen Newsletter das<br />
Wort Krise auf. Das sind 116 gute Gründe, sich<br />
auf die eigenen Stärken zu besinnen und vor allem<br />
auf das, was die Branche ausmacht: Kreativität.<br />
Im Newsletter wollen wir mit Augenmaß<br />
auf die Krise blicken und nachforschen, ohne<br />
schön zu reden und ohne Panik zu verbreiten.<br />
Wir fragen nach bei Produzent und Südamerika-Experte<br />
Christoph Friedel, wie der argentinische<br />
Film den Staatsbankrott 2002 überlebte<br />
und reden mit „Stromberg“-Headautor<br />
Ralf Husmann über die Frage, ob man die Krise<br />
einfach weglachen kann. Weitere Themen<br />
sind die Bedeutung der Banken für die Filmfinanzierung,<br />
Autobauer <strong>als</strong> Förderer der Film-<br />
branche, der einbrechende Kinowerbemarkt sowie<br />
die Folgen der Krise für die Sender und die<br />
Festiv<strong>als</strong>, bei denen sich die Sponsorensuche in<br />
Zukunft schwieriger gestalten dürfte. Außerdem<br />
hat sich Filmkritiker Hartmut Wilmes für uns Gedanken<br />
gemacht, welche Bilder die Krise auf der<br />
Leinwand hinterlassen wird, und in einem Rückblick<br />
überprüfen wir die Behauptung, dass die<br />
Menschen in schwierigen Zeiten häufiger ins Ki-<br />
Goran Visnjic und Alexia Fast in „Helen“,<br />
Foto: Warner Bros.<br />
no gehen am Beispiel der Weltwirtschaftskrise der<br />
Weimarer Republik. Stimmt nämlich nicht: Zwischen<br />
1928 und 1932 ging der Kinobesuch trotz<br />
sinkender Eintrittspreise um 32 Prozent zurück.<br />
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />
bewährten Informationen aus und über die<br />
Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />
Dreharbeiten. Wir berichten bildreich von den<br />
<strong>Filmstiftung</strong>s-Empfängen auf der Berlinale und<br />
stellen das Hörstück „Ruhe 1“ vor, mit dem Paul<br />
Plamper den diesjährigen Hörspielpreis der<br />
Kriegsblinden gewann.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />
Rüdiger Bertram<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
4 Meldungen<br />
Branche, Kinos, Festiv<strong>als</strong>, Preise<br />
9 In den Fesseln der Passivität<br />
Hörspielpreis der Kriegsblinden an Paul Plamper<br />
10 NRW erobert Berlin im Sturm<br />
Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW auf der Berlinale<br />
12 Auf dem Sprung<br />
Die Seite für den Filmnachwuchs<br />
Schwerpunkt:<br />
Filmemachen in der Krise<br />
14 Apfelbäume pflanzen<br />
Interview Christoph Friedel<br />
15 Billig, billiger, Kino<br />
Der deutsche Film in der Weltwirtschaftskrise 1929<br />
16 Leicht und schön<br />
Interview Ralf Husmann<br />
16 Allgemeine Verunsicherung<br />
NRW-Festiv<strong>als</strong> auf Sponsorensuche<br />
17 No Ice in the Sunshine<br />
Der Einbruch im Kinowerbemarkt<br />
18 Mikrokredite für Kreative<br />
Die Banken, der Film und die Krise<br />
19 Grotesk statt tragisch<br />
Die Filme zur Krise<br />
20 Kreativ sparen<br />
TV-Sender in der Krise<br />
21 Sponsoring auf Rädern<br />
Autobauer und die Filmbranche<br />
22 „Hände hoch“ war gestern<br />
Das Genre der Bankräuberfilme<br />
23 MEDIA International<br />
24 Dreharbeiten in NRW<br />
26 Mit besten Empfehlungen<br />
Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW: „Deutschland 09“,<br />
„Bis später, Max!“, „Ob ihr wollt oder nicht“,<br />
„Die Frau des Anarchisten“, „Helen“, „Die Besucherin“<br />
26 Impressum<br />
Schwerpunkt Juni-Heft<br />
Die Chemie muss stimmen<br />
Der nächste Schwerpunkt des Newsletter beschäftigt<br />
sich mit kreativen Paarbeziehungen<br />
beim Film und geht der Frage nach, wie wichtig<br />
das Klima am Set für eine gute Produktion<br />
ist. Ab dem 29. Mai ist das neue Heft online<br />
Editorial – 2/2009 unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />
3
Köln: Cluster-Stellen zu besetzen<br />
Als zentrale Standort-Agentur für die Medienbranche in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> soll in Zukunft das<br />
Clustermanagement Medien.NRW mit Sitz in Köln agieren. Dafür sucht die NRW.BANK,<br />
die die Agentur im Auftrag der Landesregierung aufbaut, medienerfahrene Mitarbeiter. Zu besetzen<br />
sind die Stellen des Cluster-Managements sowie der Referenten und Teamassistenten.<br />
Mehr Infos zu den Anforderungen unter www.nrw-bank.mediencluster.<br />
NRW.BANK, Tel. (0211) 91741-1950; jens.riechert@nrwbank.de<br />
Europas Filmelite kommt nach Bochum in die Jahrhunderthalle, Foto: Bochumer Veranstaltungs-GmbH<br />
Europäischer Filmpreis an der Ruhr<br />
Die Essener Lichtburg und die Bochumer<br />
Jahrhunderthalle: Zwei markante und historisch<br />
bedeutsame Bauwerke mitten im Ruhrgebiet<br />
werden im Dezember 2009 den Aktivitäten<br />
rund um den 22. Europäischen Filmpreis<br />
eine würdige und schmucke Kulisse bieten.<br />
Als Auftakt zur RUHR.2010, dem europäischen<br />
Kulturhauptstadtjahr, blickt Europas<br />
Filmwelt damit für zwei Tage „tief in den Westen“.<br />
Das EFA-Wochenende beginnt am 11.<br />
Dezember, wenn Nominierte, Mitglieder der European<br />
Film Academy, Gäste und Filmliebhaber<br />
in der Lichtburg ein europäisches Kinofest<br />
feiern. Am darauf folgenden Samstag zieht<br />
der Filmtross ein paar Kilometer weiter ins be-<br />
Köln: Head-Quarter<br />
mit Flashrecord<br />
Eine „unglaublich positive Resonanz“ vermeldet<br />
das digitale Kölner Postproduktionshaus<br />
Head-Quarter auf die Anfang des Jahres verkündete<br />
Neuanschaffung des Film-Ausbelichters<br />
Flashrecord des Herstellers MWA. Seither<br />
habe es bereits, so freute sich Geschäftsführer<br />
Robert Groß, Anfragen für insgesamt acht<br />
Neunzigminüter gegeben, überwiegend aus<br />
dem Bereich des Kinodokumentarfilms. Das<br />
neue Gerät basiert auf einer verschleißfreien<br />
LED-Technologie, besitzt derzeit eine 2k-Auflösung<br />
und bietet seinen großen Vorteil in der Geschwindigkeit.<br />
„Unser Ausbelichter“, so Groß,<br />
„belichtet bei Intermediate-Film zehn Bilder pro<br />
Sekunde aus“, womit man nicht nur in NRW das<br />
mit Abstand schnellste Angebot vorweisen könne,<br />
besonders für Produzenten, „die auf ihr Budget<br />
achten müssen“. Mit dem „Flashrecord“ hat<br />
Head-Quarter seine digitale Postproduktionskette,<br />
mit der die Firma seit 2005 Kino- und Fernsehfilme<br />
postproduziert, weiter ergänzt.<br />
Head-Quarter, Tel. (0221) 2806580;<br />
info@hd-quarter.de<br />
4<br />
nachbarte Bochum, wo am Abend die festliche<br />
Verleihung des Europäischen Filmpreises im Industriedenkmal<br />
Jahrhunderthalle stattfindet.<br />
Dass die renommierte Auszeichnung erstm<strong>als</strong><br />
in seiner Geschichte in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> verliehen<br />
wird, verdankt sich in diesem Jahr unter<br />
anderem der Unterstützung durch den Ministerpräsidenten<br />
des Landes NRW, Jürgen Rüttgers,<br />
den NRW-Medienminister Andreas<br />
Krautscheid sowie durch die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW.<br />
European Film Academy,<br />
Tel. (030) 8871670;<br />
efa@europeanfilmacademy.org<br />
Kurzfilmfreun.de<br />
mit neuen<br />
Freunden<br />
Vom 18. bis zum 23. November präsentiert sich<br />
zum dritten Mal das Europäische Kurzfilmfestival<br />
Unlimited. Zum Programm gehören neben<br />
100 ausgesuchten Filmen des Genres wieder<br />
eine Reihe von Sonderprogrammen, die mit<br />
Kooperationspartnern aus dem In- und Ausland<br />
entwickelt werden. „Herzstück des Festiv<strong>als</strong> sind<br />
die beiden Wettbewerbe Europa und Köln“, so<br />
Festivalchefin Marita Quaas. „Auch sonst<br />
werden wir uns insbesondere dem europäischen<br />
Kurzfilm widmen.“ Angestrebt wird deshalb<br />
eine Zusammenarbeit mit europäischen Festiv<strong>als</strong><br />
und Filmhochschulen. In Köln kooperiert<br />
man mit der Kunsthochschule für Medien<br />
(KHM) und der ifs internationale filmschule<br />
köln, dem Kinderfilmfestival Cinepänz und<br />
dem parallel stattfindenden Filmmusik-Kongress<br />
SoundTrack_Cologne. Deadline für Filmeinreichungen<br />
ist der 31. Juli.<br />
Kurzfilmfreunde Köln e.V., Tel. (0221)<br />
67774116; info@kurzfilmfreun.de<br />
Hübner Film:<br />
Neues aus Witten<br />
Die Wittener Christoph Hübner Filmproduktion<br />
hat jüngst zwei Projekte in Zusammenarbeit<br />
mit dem Goethe-Institut in der<br />
Edition Filmmuseum herausgebracht. In der<br />
Reihe erscheint <strong>als</strong> Doppel-DVD der viel diskutierte<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm „Thomas Harlan – Wandersplitter“<br />
von Christoph Hübner und Gabriele<br />
Voss. Als weitere Doppel-DVD sind zudem<br />
vier Filme der inzwischen 16-teiligen Porträt-Reihe<br />
Hübners „<strong>Dokument</strong>arisch Arbeiten“<br />
bei der Edition Filmmuseum erhältlich. Die Ausgabe<br />
enthält Filmgespräche mit den <strong>Dokument</strong>arfilmregisseuren<br />
Klaus Wildenhahn, Jürgen<br />
Böttcher, Volker Koepp und Peter<br />
Nestler, jeweils vom Goethe-Institut für die<br />
DVD übersetzt in zehn verschiedene Sprachen.<br />
In Postproduktion befindet sich zudem der zweite<br />
Film der georgischen Regisseurin Natia Arabuli,<br />
den die Christoph Hübner Filmproduktion<br />
für die ZDF/3sat-Reihe „Mädchengeschichten“<br />
realisiert. Gedreht wurde zuvor überwiegend<br />
im Pankisi-Tal des Kaukasus im georgischtschetschenischen<br />
Grenzgebiet, ehe nun die<br />
Postproduktion bei der Kölner ACT gefertigt<br />
wird. Die Christoph Hübner Filmproduktion ist<br />
übrigens neben der bekannten Hauptadresse in<br />
Witten neuerdings auch mit einem Nebensitz in<br />
Berlin vertreten (Steinstraße 15, 10119 Berlin).<br />
Hübner Filmproduktion, Tel. (02302)<br />
25300, huebner-film@t-online.de<br />
Köln: Typhoon<br />
insolvent<br />
Die Kölner Fernseh- und Kinoproduktionsgesellschaft<br />
Typhoon AG („Das Experiment“, „Abschnitt<br />
40“) hat einen Insolvenzantrag gestellt,<br />
weil die Produktion der ARD-Serie „Im Angesicht<br />
des Verbrechens“ teurer geworden sei <strong>als</strong><br />
zunächst geplant. „Der dadurch entstandene<br />
Liquiditätsengpass macht den Insolvenzantrag<br />
unvermeidlich“, teilte das Unternehmen mit.<br />
Typhoon vertritt die Auffassung, dass der Auftraggeber<br />
den Mehraufwand bezahlen muss.<br />
Auftraggeber sind u.a. WDR und NDR, AR-<br />
TE, ORF und ARD Degeto. „Wir bedauern<br />
diese Entwicklung sehr, sind aber zuversichtlich,<br />
dass der Insolvenzverwalter berechtigte Ansprüche<br />
der Typhoon AG durchsetzen wird“, so<br />
Marc Conrad, seit 1999 Vorstandsvorsitzender<br />
und Mehrheitsgesellschafter bei Typhoon.<br />
Conrad betonte, dass es seit der Firmengründung<br />
1998 bei keiner anderen Produktion zu<br />
Nachforderungen gekommen sei.<br />
Der WDR erklärte, man habe seit Beginn der<br />
Zusammenarbeit mit Typhoon „stets zu seinen<br />
Zusagen gestanden und alle vertraglichen Pflichten<br />
fristgerecht und in vollem Umfang erfüllt“.<br />
Dies werde auch in Zukunft so bleiben. Der<br />
WDR sei „selbstverständlich zur Zusammenarbeit<br />
mit dem Insolvenzverwalter bereit, um die<br />
Fertigstellung der in Postproduktion befindlichen<br />
Serie voran zu bringen“. Regisseur des achtteiligen<br />
Familiendramas, das in Berlin gedreht wurde<br />
und zum Aushängeschild bei ARTE und im<br />
ARD-Programm werden soll, ist Dominik<br />
Graf. Autor Rolf Basedow siedelte die Geschichte<br />
um einen Polizisten, der den Mördern<br />
seines Bruders auf der Spur ist, im Milieu der russischen<br />
Zigaretten-Mafia an.<br />
Typhoon, Tel. (0221) 282758-0;<br />
office@typhoonfilms.de<br />
newsletter 2/2009 – Meldungen<br />
Medien-NRW:<br />
Acht Millionen<br />
für die Sieger<br />
72 Firmen hatten sich beworben, 12 wurden<br />
ausgewählt und erhalten nun vom Land NRW<br />
insgesamt acht Millionen Euro für die Umsetzung<br />
ihrer Projekte und Konzepte, mit denen<br />
sie sich beim ersten Wettbewerb<br />
Medien.NRW beteiligt hatten. Schwerpunkte<br />
der Gewinner-Projekte sind „innovative Medienproduktionen<br />
und die Verbesserung der<br />
branchenübergreifenden Zusammenarbeit am<br />
Medienstandort <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.“ Die Jury<br />
entschied sich dabei u.a. für das Koordinationszentrum<br />
AIM mit seinem Projekt Qualifizierung<br />
in der Games-Branche und für die ifs<br />
internationale filmschule köln, die sich<br />
unter dem Motto „sportlich spielend lernen“<br />
ebenfalls den Games widmen wird.<br />
„Die Qualität der Vorhaben ist beeindrukkend.<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> ist und bleibt der<br />
Konvergenzstandort Nr. 1 in Deutschland“, gratulierte<br />
NRW-Medienminister Andreas<br />
Krautscheid den Siegern. Der nächste Wettbewerb<br />
für die Medienbranche soll noch in diesem<br />
Jahr stattfinden.<br />
Videonale-Sieger: „Attica“ von Manon de Boer.<br />
Foto: Manon de Boer<br />
Videonale: 25 Jahre<br />
Videokunst in Bonn<br />
Nachdem zwischen dem 26. und 28. März das<br />
Videonale-Symposium mit zahlreichen Diskussions-<br />
und Performance-Veranstaltungen die<br />
12. Ausgabe der Bonner Videonale eingeleitet<br />
hat, ist noch bis zum 26. April die Ausstellung<br />
der 43 für den Wettbewerb ausgewählten<br />
internationalen Videoarbeiten im Kunstmuseum<br />
Bonn zu sehen. Die 12. Edition des<br />
Festiv<strong>als</strong> für zeitgenössische Videokunst bedeutet<br />
gleichsam auch dessen 25-jähriges Jubiläum.<br />
Begangen wird dieses durch die Retrospektive<br />
„Review“. Für diese Sonderausstellung haben<br />
Susanne Hinrichs und Videonale-Leiter<br />
Georg Elben aus jedem der bisherigen Wettbewerbe<br />
ein Werk ausgewählt, das den jeweiligen<br />
Jahrgang repräsentiert, und diesem ein aktuelles<br />
Video des Künstlers gegenüber gestellt.<br />
Am 26. April ist die Finissage der Videonale dem<br />
Kunstvermittlungsprojekt „Die Auserwählten –<br />
GenerationenArchivVideonale“ gewidmet. Alle<br />
Einzelheiten zum Programm und den einzelnen<br />
Arbeiten der Ausstellungen hält die Website<br />
www.videonale.org bereit.<br />
Der mit 5.000 Euro dotierte Videonale Preis<br />
2009 ging an die Künstlerin Manon de Boer für<br />
ihr Werk „Attica".<br />
Videonale, Tel. (0228) 776221;<br />
info@videonale.org
„Mein Leben“-Hauptdarsteller Matthias<br />
Schweighöfer und Katharina Schüttler<br />
mitMarcel Reich-Ranicki<br />
bei der Premiere in Köln. Foto: WDR<br />
TV-Tipp:<br />
„Marcel<br />
Reich-Ranicki –<br />
Mein Leben“<br />
Sprachlos erlebt man ihn nur selten. Nach<br />
der Premiere der WDR-Produktion „Marcel<br />
Reich-Ranicki – Mein Leben“ im Kölner<br />
Cinenova betrat ein sichtlich bewegter Marcel<br />
Reich-Ranicki die Bühne und wies das<br />
angebotene Mikrofon von sich. „Danke“ war<br />
das einzige was er sagen konnte, nachdem sein<br />
Leben 90 Minuten lang auf der Leinwand an<br />
ihm vorbeigezogen war. In der Verfilmung seiner<br />
Autobiografie durch Dror Zahavi spielen<br />
Matthias Schweighöfer den jungen Reich-<br />
Ranicki und Katharina Schüttler seine Frau<br />
Tosia. Nach dem Drehbuch von Michael Gutmann<br />
erzählt der Film in Rückblenden das Leben<br />
des in Polen geborenen Juden, der sein Abitur<br />
in Berlin machte, ins Warschauer Ghetto deportiert<br />
wurde, mit seiner Frau flüchten konnte<br />
und in der Nachkriegszeit zurück nach<br />
Deutschland ging. Die ARD zeigt den Film, an<br />
dem neben dem WDR auch ARTE und Degeto<br />
beteiligt sind, am 15. April. Auf ARTE ist<br />
er bereits am 10. April zu sehen.<br />
„Wir brauchen nicht zu befürchten, dass sie<br />
sagen: Ich nehme den Film nicht an“, sagte Film-<br />
IFFF: Konstanz trotz Ausstieg<br />
Ende Januar 2009 erklärte der Kölner Verein Feminale<br />
e.V. in einer Pressemitteilung „die Fusion<br />
aus Feminale und femme totale“ <strong>als</strong> „gescheitert“<br />
und verkündete seinen Ausstieg aus<br />
dem Internationalen Frauenfilmfestival<br />
Dortmund|Köln<br />
(IFFF). Der Feminale-<br />
Verein beklagte u.a.,<br />
bei „wesentlichen<br />
strukturellen Entscheidungen<br />
des IFFF“ nicht<br />
einbezogen worden<br />
zu sein, so dass von einemZusammenwachsen<br />
beider Festiv<strong>als</strong><br />
nicht die Rede sein könne.<br />
Das IFFF wider-<br />
sprach in einer offiziellen<br />
Reaktion in wesentlichen<br />
Punkten und<br />
wies u.a. darauf hin,<br />
der Feminale-Verein sei Aufforderungen zur Mitarbeit<br />
und Einladungen zur Besetzung von Gremiumsplätzen<br />
im IFFF nicht nachgekommen.<br />
Das Festival (sowohl 2009 in Dortmund <strong>als</strong> auch<br />
2010 in Köln) würde wie geplant und ungeachtet<br />
der Auseinandersetzungen stattfinden, teilte<br />
das IFFF weiter mit, das sich nun ganz auf die<br />
Dortmunder Ausgabe konzentriert, die vom 21.<br />
bis 26. April stattfindet.<br />
Bereits bekannt gegeben wurden die Gewinner<br />
des Preises für Bildgestaltung, der während<br />
des Festiv<strong>als</strong> verliehen wird. Der Preis für<br />
die beste <strong>Dokument</strong>arfilmkamera geht an An-<br />
„1, 2, 3“: Das IFFF verleiht Susanne Kurz den Preis<br />
für die beste Spielfilmkamera. Foto: IFFF<br />
stiftungschef Michael Schmid-Ospach, der<br />
die Gäste gemeinsam mit WDR-Fernsehdirektorin<br />
Verena Kulenkampff und NRW-Kulturstaatssekretär<br />
Hans-Heinrich Grosse-<br />
Brockhoff begrüßte, in Anspielung auf Reich-<br />
Ranickis Rede beim Deutschen Fernsehpreis. Die<br />
Verfilmung seines Lebens entstand mit Unterstützung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und wurde auch<br />
in Essen und Köln gedreht. „Mit unserem Beitrag<br />
wollen wir helfen, damit Qualität auf die<br />
Bildschirme kommt“, betonte Schmid-Ospach.<br />
Qualität gab es im März im Fernsehen reichlich:<br />
Das ZDF strahlte Ende des Monats Carlo<br />
Rolas geförderten Dreiteiler „Die Krupps“<br />
aus, und auf ARTE war die ebenfalls geförderte<br />
<strong>Dokument</strong>ation „Mordakte Hrant Dink“<br />
von Osman Okkan und Simone Sitte zu<br />
sehen. Die beiden Filmemacher untersuchen<br />
darin den Fall des armenischen Journalisten<br />
Hrant Dink, der im Januar 2007 in Istanbul auf<br />
offener Straße erschossen wurde.<br />
ne Misselwitz und ihre Arbeit an „Der Die<br />
Das“, während sich den Preis für die beste Spielfilmkamera<br />
Susanne Kurz („1, 2, 3“) und<br />
Marlen Schlawin („Badetag“) teilen müssen.<br />
Eine Lobende Erwähnung erhielt zudem die Absolventin<br />
der KHM<br />
Julia Daschner für<br />
„Auf der Walz“. Alle<br />
vier Filme werden in<br />
Dortmund zu sehen<br />
sein.<br />
Erstm<strong>als</strong> Teil des<br />
IFFF ist das aus drei Praxis-Seminaren<br />
und zwei<br />
Master Classes bestehendeWeiterbildungsprogramm,<br />
zu dem<br />
man sich noch bis zum<br />
10. April anmelden<br />
kann. Bettina Brokemper,<br />
Anita Elsani,<br />
Heike-Melba Fendel, Maria von<br />
Heland, Bella Halben und Sibylle Kurz<br />
gestalten die umfangreichen Tagesprogramme<br />
der Weiterbildung. Ansonsten steht in Dortmund<br />
wie gewohnt der Internationale Spielfilmwettbewerb<br />
im Mittelpunkt sowie ein umfangreiches<br />
thematisches Filmprogramm zum diesjährigen<br />
Schwerpunkt „Freiheit“. Das komplette<br />
Filmprogramm sowie alle nötigen Unterlagen<br />
für die Anmeldung zur Weiterbildung finden sich<br />
unter www.frauenfilmfestival.eu.<br />
IFFF Dortmund|Köln, Tel. (0231)<br />
5025162; info@frauenfilmfestival.eu<br />
Meldungen – newsletter 2/2009 5<br />
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Läuft im Deutschen Wettbewerb: „Please Say Something“ von David OReilly Foto: Internationale Kurzfilmtage<br />
Oberhausen<br />
Oberhausen:<br />
Kurzfilmtage mit<br />
NRW-Profil<br />
Vom 30. April bis zum 5. Mai dauern in diesem<br />
Jahr die Internationalen Kurzfilmtage<br />
Oberhausen und warten abseits des gewohnten<br />
Wettbewerbsprogramms, bestehend aus<br />
fünf Kategorien und Preisgeldern in einem Gesamtwert<br />
von 40.000 Euro, mit zahlreichen<br />
Neuerungen auf. So etwa wird es am 2. und 3.<br />
Mai erstm<strong>als</strong> einen Wettbewerb für NRW-Filme<br />
geben, der das traditionelle Schaufenster „Profil<br />
NRW“ nicht zuletzt durch die Vergabe von<br />
Preisen (Gesamtdotierung: 1.500 Euro) noch einmal<br />
aufwertet. Eine Novität wird am 1. Mai auch<br />
das Open Screening sein, bei dem Filmemacher<br />
persönlich vom Festival abgelehnte Filme vorstellen<br />
können. Alle Filme aller Wettbewerbe in<br />
Oberhausen stehen ab sofort unter<br />
www.kurzfilmtage.de zum Abruf bereit,<br />
das Online-Voting für den MuVi-Preis beginnt<br />
Anfang April.<br />
Die Thema-Reihe in den Sonderprogrammen<br />
steht in dieser 55. Ausgabe unter dem Titel<br />
„Unreal Asia“. Kuratiert von Gridthiya Gaweewong<br />
und David Teh aus Indien, zeigt<br />
das Programm Beiträge aus Südostasien, die sich<br />
6<br />
mit dem post-kolonialen Erbe der jeweiligen Region<br />
auseinandersetzen. Die Reihe „Profile“ widmet<br />
in diesem Jahr dem filmischen Schaffen der<br />
Künstler Nicolás Echevarría (Mexiko), Herbert<br />
Fritsch (Deutschland), Factory of<br />
Found Clothes (Russland), Matsumoto<br />
Toshio (Japan) sowie der Sarajevo Documentary<br />
School eigene Programme. Die Diskussionsreihe<br />
„Podium“ schließlich setzt sich in<br />
fünf Einzelveranstaltungen mit Themen wie Urheberrecht<br />
im Internet, der Kulturhauptstadt<br />
oder der aktuellen Bedeutung von Avantgarde<br />
auseinander.<br />
Neben weiteren Extras bieten die Kurzfilmtage<br />
den Fachbesuchern auch wieder die Vorteile<br />
ihres umfangreichen Marktes an. Zwanzig<br />
Sichtungsplätze etwa stellt die Video Library zur<br />
Verfügung, an denen aus rund 6.000 eingereichten<br />
Beiträgen sowie aus dem Kurzfilmbestand<br />
von reelport.com ein gezielt zusammen<br />
gestelltes Programm angeschaut werden kann.<br />
Dazu werden auch die Screenings internationaler<br />
Kurzfilmverleiher fortgesetzt: 13 Firmen werden<br />
ihr Programm in Oberhausen dem Fachpublikum<br />
vorstellen.<br />
Int.Kurzfilmtage Oberhausen,<br />
Tel. (0208) 8252652;<br />
info@kurzfilmtage.de<br />
Filmpreis-Anwärter: Fred Dove, Radioreporter<br />
und Moderator der BBC, in „NoBody's Perfect“,<br />
Foto: Ventura<br />
Deutscher Filmpreis<br />
unterwegs<br />
Mit 13 Nominierungen für geförderte Filme<br />
geht die <strong>Filmstiftung</strong> NRW ins Rennen um<br />
die Deutschen Filmpreise, die am 24. April<br />
in Berlin vergeben werden. Bei den <strong>Dokument</strong>arfilmen<br />
ist jetzt schon sicher, dass eine in NRW<br />
geförderte Produktion die begehrte Lola gewinnen<br />
wird: die zwei nominierten Dokus „NoBody´s<br />
Perfect“ von Niko von Glasow und „Lenin<br />
kam nur bis Lüdenscheid“ von André<br />
Schäfer entstanden beide mit Unterstützung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong>.<br />
Die nominierten Filme, darunter auch<br />
„Nordwand“, „Lulu und Jimi“, „Palermo Shooting“<br />
und „Krabat“, präsentiert die Deutsche<br />
Filmakademie auch in diesem Jahr wieder<br />
auf ihrem Lola-Festival, das vom 16. bis 22.<br />
April durch Deutschland tourt. Die NRW-Stationen<br />
sind Köln, Düsseldorf, Paderborn und Bochum.<br />
Mehr Infos unter www.lola-festival09.de.<br />
Internationaler<br />
Filmkongress:<br />
Treffpunkt Kino<br />
„Krise kommt – Kino bleibt?“ lautet das Motto<br />
des Internationalen Filmkongresses,<br />
zu dem die <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Rahmen<br />
des medienforum.nrw vom 20. bis zum 23.<br />
Juni nach Köln einlädt. Vor dem Hintergrund der<br />
aktuellen Finanzkrise soll dort u.a. über die Independent-Szene<br />
in den USA und Deutschland<br />
sowie über das Verhältnis zwischen der Filmbranche<br />
und den Banken geredet werden. Weitere<br />
Themen sind das Kinopublikum der Zukunft,<br />
die Lage der Drehbuchautoren und die Frage,<br />
wie sich das bevorstehende Urteil des Verfassungsgerichtes<br />
zur Finanzierung der Filmförderungsanstalt<br />
auf die deutsche Filmförderung und<br />
damit auch auf den deutschen Film auswirkt.<br />
Damit die Diskussionen nicht zu theoretisch<br />
Zeitreise im Filmhaus: ein Werbeplakat<br />
der Gebrüder Lumière,<br />
Foto: Kölner Filmhaus<br />
Köln: Klassiker<br />
im Filmhaus<br />
Von „Fred Ott’s Sneeze” (Thomas A. Edison,<br />
1894) bis zu René Cléments „La Bataille du Rail“<br />
aus dem Jahr 1946 reichen die klassischen <strong>Dokument</strong>arfilme,<br />
die im Kölner Filmhaus ab dem<br />
21. April jeweils wöchentlich in der Reihe „Die Geschichte<br />
und Entwicklung des nicht-fiktiven Films<br />
im 20. Jahrhundert“ zu sehen sind. Dabei kommen<br />
auch Titel wie Flahertys „Nanook of the North“<br />
oder Joris Ivens’ „Rain“ wieder auf die Leinwand.<br />
Verantwortlich für die Zeitreise zeichnet der<br />
Filmexperte und Produzent Paul Harris, der an<br />
der Cologne Business School, der Hochschule<br />
Fresenius und der Bergischen Universität<br />
Wuppertal lehrt. Die Filmreihe läuft zunächst über zwölf Wochen, eine Fortsetzung<br />
ist zum Wintersemester im Oktober 2009 geplant.<br />
Kölner Filmhaus, Tel.(0221) 22271014; info@koelner-filmhaus.de<br />
Aachen: Eden wieder eröffnet<br />
Im Jahre 1939 wurde das Kino Eden-Palast in der Aachener Franzstraße erstm<strong>als</strong> eröffnet. Seither<br />
wechselten mehrfach die Betreiber, zuletzt wurde den beiden Kinomachern Ralf Biedermann<br />
und Anton Bimmermann zum Ende des Jahres 2008 durch die neuen Besitzer der Immobilie<br />
gekündigt. Lange aber musste der historische Bau mit seinen rund 800 Sitzen nicht leer stehen:<br />
Bereits Ende Januar haben die neuen Betreiber Leo und Willi Stürtz den Palast wieder eröffnet.<br />
Damit betreiben die Stürtz Filmtheaterbetriebe nun 14 Säle in Aachen, nachdem sie<br />
bereits 2004 das heutige Cineplex übernommen hatten. Weitere sieben Säle betreibt die Firma<br />
mit dem Cinetower Kinopark in Alsdorf, wo die über Generationen reichende Kinogeschichte<br />
der Familie Stürtz ihren Ursprung hat.<br />
Stürtz Filmtheaterbetriebe, Tel. (02404) 9099140; kino@cinetower.de<br />
Wieder Kino auf Schalke<br />
Nachdem die Village Roadshow Exhibition<br />
GmbH im Januar überraschend den Betrieb<br />
des Multiplexkinos in Gelsenkirchen eingestellt<br />
hatte, drohte den Bürgern kurzzeitig die<br />
Schließung der neun Säle. Doch eine Lösung<br />
wurde schnell gefunden: Schon am 19. Februar<br />
wurde das Kino neben der Veltins-Arena<br />
im Berger Feld neu eröffnet. Michael Meyer,<br />
der neben den Bochumer Kinos Casablanca<br />
und Metropolis seit vielen Jahren auch das<br />
traditionsreiche Gelsenkirchener Programmki-<br />
newsletter 2/2009 – Meldungen<br />
bleiben, wird der Kongress von einem umfangreichen<br />
Filmprogramm begleitet. Die Reihe Kino<br />
Special zeigt die Vielfalt und Highlights der<br />
von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten Produktionen<br />
inklusive Kinderfilm, Kurzfilm, <strong>Dokument</strong>ation,<br />
Nachwuchsfilm und World Cinema. Außerdem<br />
werden während des Filmkongresses<br />
erstm<strong>als</strong> zwei Preise verliehen: Gemeinsam mit<br />
dem Sender Tele 5 vergibt die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW in Köln einen Regie-Nachwuchspreis und<br />
zusammen mit dem Sender Phönix den Phönix-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis.<br />
Neu während des medienforum.nrw ist<br />
auch die Verleihung des Lara-Award. Der<br />
deutsche Games-Preis wird damit erstm<strong>als</strong> in<br />
Köln verliehen.<br />
Anmeldeformulare für den Kongress und<br />
weitere Details zum Programm gibt es ab April<br />
unter www.filmstiftung.de, www.medienforum.nrw.de<br />
und www.laraaward.de. <br />
no Schauburg Filmpalast betreibt, hat das<br />
Multiplexkino übernommen und führt es mit einer<br />
inhaltlichen Mischung aus Mainstream-Filmen<br />
und türkischen Produktionen weiter. Meyer,<br />
nun mit rund 3.700 Plätzen einziger Kinoanbieter<br />
der Stadt, plant, die neun Säle nach den<br />
in den vergangenen Jahren geschlossenen Kinos<br />
des Ortes zu benennen, um an die Kinotradition<br />
Gelsenkirchens zu erinnern.<br />
Schauburg Kino, Tel. (0209) 30921; info@schauburg-gelsenkirchen.de
Kate Winslet freut sich über ihren ersten Oscar, Fotos: A.M.P.A.S.<br />
Preise für geförderte Filme<br />
Oscar und Orly<br />
Bei der sechsten Nominierung hat es endlich geklappt:<br />
Für ihre Rolle in Stephen Daldrys „Der<br />
Vorleser“ erhielt Kate Winslet im Februar endlich<br />
ihren verdienten Oscar und zog so mit ihrem<br />
Gatten Sam Mendes gleich, der seinen<br />
Oscar bereits 2000 für die Regie bei „American<br />
Beauty“ gewonnen hatte. Die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW geförderte Roman-Verfilmung<br />
„Der Vorleser“ war insgesamt in fünf Kategorien<br />
nominiert. In den deutschen Kinos konnte<br />
der Film bereits am dritten Wochenende die<br />
Eine-Millionen-Besuchermarke knacken und<br />
geht derzeit zielsicher auf die zwei Millionen zu.<br />
Orly ist der Name des polnischen Filmpreises,<br />
und der ging in diesem Jahr an „33 Szenen<br />
aus dem Leben“ von Malgorzata<br />
Szumowska. Die deutsch-polnische Kopro-<br />
Düsseldorf feiert drei Premieren<br />
Drei Premieren stehen auf dem Aprilprogramm<br />
der Filmwerkstatt Düsseldorf. Am 20.<br />
April ist um 20.00 Uhr in der Black Box „Amateure“<br />
zu sehen. Der <strong>Dokument</strong>arfilm von Jens<br />
Barlag und Dirk Oetelshoven erzählt drei<br />
Geschichten über das Scheitern. Zwei Tage später<br />
wird erstm<strong>als</strong> eine Doku über „Die Fotografen<br />
Bernd und Hilla Becher“ von Marianne<br />
Kapfer gezeigt (Atelier im Savoy-Theater). Am<br />
27. April widmet sich die Filmwerkstatt dem Filmproduzenten<br />
Eric Pleskow. Er musste vor den<br />
duktion gewann außerdem in den Kategorien<br />
beste Musik und bester Schnitt, und konnte sich<br />
auch noch den Publikumspreis schnappen.<br />
In Graz erhielt die Tatfilm Produktion<br />
„Das Vaterspiel“ von Michael Glawogger<br />
auf der Diagonale den Großen Diagonale-<br />
Preis für den besten Kinospielfilm. Die Jury wählte<br />
die Bestseller-Verfilmung aus 16 Filmen aus<br />
und begründete ihre Entscheidung damit, dass<br />
der Film „einem nichts vorsetzt, sondern zusetzt“.<br />
Für seinen Kurzfilm „Il Giardino“ erhält Michael<br />
Ester im Mai den mit 2.000 Euro dotierten<br />
Murnau-Kurzfilmpreis, der von der<br />
Friedrich Wilhelm Murnau-Stiftung in<br />
Wiesbaden verliehen wird. In dem Buch von<br />
Torsten Wacker gerät Dirk Bach <strong>als</strong> Gast<br />
eines italienischen Restaurants in eine mörderische<br />
Schießerei (siehe auch das Porträt von Michael<br />
Ester im Newsletter 1/09).<br />
Nazis fliehen und wurde einer der erfolgreichsten<br />
Hollywood-Tycoons. Zu seinen Filmen gehören<br />
u.a. „Einer flog über das Kuckucksnest“ und „Das<br />
Schweigen der Lämmer“. Neben einer Lesung aus<br />
„Eric Pleskow – Ein Leben für den Film“ von Autorin<br />
Andrea Ernst ist erstm<strong>als</strong> in NRW die <strong>Dokument</strong>ation<br />
„I’m About Winning – Der Filmtycoon<br />
Eric Pleskow“ zu sehen (Black Box).<br />
Düsseldorfer Filmwerkstatt,<br />
Tel. (0211) 4080701;<br />
mail@filmwerkd.de<br />
Meldungen – newsletter 2/2009<br />
ANZEIGE<br />
Kinonacht & Coole Clips<br />
NRW-Medienminister Andreas Krautscheid,<br />
Zeitsprung-Produzent Michael<br />
Souvignier und Schauspielerin Janine Kunze<br />
bilden die Jury des ersten clip contest<br />
windeck (ccw). Am Wettbewerb teilnehmen<br />
kann jeder, der sein selbst gedrehtes Video auf<br />
www.clip-contest-windeck.de hochlädt.<br />
Bei der Themenwahl sind der Phantasie keine<br />
„Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ macht halt in Polen. Foto: W-Film<br />
Deutsches Kino in Polen<br />
Grenzen gesetzt. Die besten Clips werden am 25.<br />
April im Rahmen einer Kinonacht vorgestellt. Zum<br />
weiteren Programm gehören dann u.a. Til<br />
Schweigers Kinofilm „1 1/2 Ritter“ und der von<br />
Souvignier produzierte Spielfilm „Contergan“.<br />
Mehr Infos unter www.clip-contestwindeck.de,<br />
wo Janine Kunze in einem eigenen<br />
Clip die Regeln erklärt.<br />
Noch bis zum 3. April findet in zehn polnischen Städten die 8. Deutsche Kinowoche statt. Schirmherren<br />
der Reihe, die sich thematisch mit dem Mauerfall vor 20 Jahren beschäftigt, sind Regisseur<br />
Andrzej Wajda und <strong>Filmstiftung</strong>schef Michael Schmid-Ospach. Ziel der Filmwoche, die von<br />
der Deutschen Minderheit in Polen organisiert wird, ist es, „mit jungen deutschen Filmen ein<br />
facettenreiches und lebendiges Deutschlandbild zu vermitteln“. Neben aktuellen Produktionen, wie<br />
„Novemberkind“ und „Der Rote Kakadu“, sind auch der Klassiker „Der geteilte Himmel“<br />
sowie der <strong>Dokument</strong>arfilm „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ im Original mit polnischen<br />
Untertiteln zu sehen. Ergänzt werden die Filmvorführungen durch Kurzfilme von Absolventen<br />
deutscher Filmhochschulen.<br />
7
Mit zehn Filmen im Gepäck präsentiert sich NRW<br />
im Herbst in Los Angeles, Foto: Sten Rüdrich<br />
NRW Filme in<br />
Hollywood<br />
„Reden ist Silber, Filme sind Gold“, könnte das<br />
inoffizielle Motto des NRW-Auftritts im Herbst<br />
in Hollywood lauten. In Los Angeles und Santa<br />
Monica präsentiert sich das Land gleich mit<br />
zehn neuen Produktionen, die an Rhein und<br />
Ruhr produziert wurden. Vom 30. September<br />
bis zum 4. Oktober laufen die ausgewählten<br />
Filme im Rahmen des deutschen Filmfests<br />
German Currents, das in diesem Jahr<br />
mit einem NRW-Schwerpunkt stattfindet. Ergänzt<br />
wird die Filmreihe, die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW und dem Goethe-Institut Los<br />
Angeles zusammengestellt wird, durch eine<br />
Präsentation der Filmstudios in NRW und der<br />
hier ansässigen Filmschulen sowie Diskussionsrunden<br />
mit den Filmschaffenden und begleitenden<br />
Ausstellungen.<br />
Bereits Anfang 2008 war Ministerpräsident<br />
Jürgen Rüttgers auf seiner USA-Reise auch<br />
nach Los Angeles gereist, um Gespräche über<br />
Kooperationen zu führen und gemeinsam mit<br />
Hannelore Elsner die Kinoproduktion „Vivere“<br />
vorzustellen. Schon zu diesem Zeitpunkt<br />
war ein NRW-Schwerpunkt für die German Currents<br />
vereinbart worden. Die Filmwoche, vom<br />
Goethe-Institut Los Angeles mit der American<br />
Cinemateque begründet, findet dieses Jahr<br />
das dritte Mal statt.<br />
Création et Recréation: der Deutsche Pavillon von<br />
German Films und Focus Germany, Foto: Tanja Güß<br />
Focus Germany<br />
in Cannes<br />
Das Mittelmeer vor sich, den Festivalpalais im<br />
Rücken: Es gibt schlechtere Orte, um in Cannes<br />
neue Kontakte zu knüpfen. Im International Village<br />
des Marché du Film (13.-24.5.) liegt der<br />
Deutsche Pavillon von German Films und Focus<br />
Germany, dem Zusammenschluss der<br />
deutschen Filmförderer, und bietet auch in diesem<br />
Jahr in bewährter Weise die Gelegenheit,<br />
mit deutschen und internationalen Partnern ins<br />
Gespräch zu kommen oder für ein paar Minuten<br />
die Seele baumeln zu lasen und die Füße<br />
im Meer zu kühlen.<br />
Zu erreichen ist der Stand von Focus Germany<br />
und damit auch die <strong>Filmstiftung</strong> in Cannes<br />
während des Festival de Cannes (13.-24.5.)<br />
unter der Nummer +33-4-92590208.<br />
8<br />
Stranger than<br />
Fiction<br />
... ist auch in diesem Jahr Motto und Titel des<br />
<strong>Dokument</strong>arfilmfestiv<strong>als</strong>, das vom 8. bis 13. Mai<br />
zum 11. Mal in Köln stattfindet. Ziel der Kino<br />
Gesellschaft Köln und der <strong>Dokument</strong>arfilminitiative<br />
im Filmbüro NW <strong>als</strong> Veranstalter<br />
ist es, außergewöhnliche <strong>Dokument</strong>arfilme<br />
zu zeigen, die auf Festiv<strong>als</strong> Aufmerksamkeit<br />
erregten, in den deutschen Kinos aber noch<br />
nicht zu sehen waren. Dieses Jahr findet das Festival<br />
in Köln in den Spielstätten Filmforum<br />
NRW im Kino im Museum Ludwig und in der<br />
Filmpalette statt. Eine Auswahl des Programms<br />
wird ebenfalls in Münster (10.-15. 05)<br />
und Bochum (14.-20.05) präsentiert.<br />
Stranger than Fiction,<br />
Tel. (0221) 4694240;<br />
info@kinogesellschaftkoeln.de<br />
Dok you: Jetzt<br />
wird gedreht!<br />
Im Herbst 2008 erarbeiteten Filmemacher mit<br />
Schülern an NRW-Schulen Ideen für <strong>Dokument</strong>arfilme.<br />
Aus den zehn eingereichten Treatments,<br />
die im Rahmen des Projektes dok you<br />
entstanden, hat eine Jury nun sechs ausgewählt,<br />
die bis zum Herbst <strong>als</strong> 15-minütige <strong>Dokument</strong>arfilme<br />
mit Unterstützung des WDR realisiert<br />
werden sollen. Die Jury entschied sich für „Nick<br />
und Tim“ (AT) von Bettina Braun, „3 x klüger“<br />
von Piet Eekman, „Eiki – eine japanische<br />
Jugend in Deutschland“ von Susanne Quester,<br />
„Ednas Tag“ von Bernd Sahling, „Zicke!<br />
Nervkuh! Schwesterherz“ von Alexandra<br />
Schröder und „Herr Müllers Handy“ von Anna<br />
Wahle.<br />
Die fertigen Filme feiern ihre Premiere im<br />
November bei doxs! im Rahmen der Duisburger<br />
Filmwoche und touren danach <strong>als</strong> Kinorolle<br />
durch ausgewählte deutsche Kinos. Die Begründung<br />
der Jury und weitere Infos über das<br />
in Deutschland einzigartige Projekt unter<br />
www.dokyou.de.<br />
Emmy-Stimme<br />
aus Düsseldorf<br />
Wenn im November die Internationalen<br />
Emmy Awards vergeben werden, hat auch<br />
eine neue Stimme aus NRW über die auszuzeichnenden,<br />
internationalen Fernsehproduktionen<br />
entschieden. Die International Academy<br />
of Television Arts & Sciences mit<br />
Sitz in New York hat Claudia Droste-Deselaers,<br />
stellvertretende Geschäftsführerin, Prokuristin<br />
und Leiterin der Produktionsabteilung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, offiziell <strong>als</strong> neues Mitglied<br />
aufgenommen. Die Academy wurde 1969<br />
gegründet, um außergewöhnliche TV-Formate<br />
zu würdigen, die außerhalb der USA produziert<br />
wurden. Mit Mitgliedern aus nahezu 70<br />
Ländern und mehr <strong>als</strong> 400 Unternehmen ist sie<br />
der größte Sender-Zusammenschluss weltweit.<br />
Am 23. November vergibt die Academy bereits<br />
zum 37. Mal in 14 Kategorien die International<br />
Emmy Awards. 2002 gewann die von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Produktion „Die<br />
Manns“ von Heinrich Breloer einen Internationalen<br />
Emmy Award.<br />
Servus in Linz: Das österreichische Filmfestival zeigt „pereSTROIKA“, Foto: Real Fiction<br />
NRW zu Gast bei Crossing Europe<br />
2009 ist Linz die Kulturhauptstadt Europas<br />
und damit der Vorgänger der Metropole Ruhr,<br />
die den Titel 2010 übernimmt. Das europäische<br />
Autorenkino steht aber nicht nur im Kulturhauptstadtjahr,<br />
sondern traditionell im Fokus des<br />
Linzer Filmfestiv<strong>als</strong> Crossing Europe (20.-<br />
26.4.). Mit Filmen, Festivalpräsentationen und<br />
Musik aus den Ländern Türkei, Schweiz und Norwegen<br />
steuert das Festival in diesem Jahr zusätzlich<br />
seinen Anteil am Programm der Kulturhauptstadt<br />
bei. Auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW ist in<br />
Linz mit einer Delegation zu Gast, die das Film-<br />
NRW-Medienminister Andreas Krautscheid<br />
begrüßt den neuen Medienbeirat,<br />
Foto: Staatskanzlei <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
Guter Rat vom<br />
Medienbeirat<br />
NRW-Medienminister Andreas Krautscheid<br />
hat einen neuen Medienbeirat<br />
ins Leben gerufen. 25 Experten aus den<br />
Bereichen Film, Fernsehen, Hörfunk,<br />
Print, Games und Digitale Medien sollen die<br />
Landesregierung NRW fortan u.a. über Zukunftsentwicklungen,<br />
Netzwerke, Berufsausbildungen,<br />
Arbeitsplatzentwicklungen und notwendige<br />
Rahmenbedingungen in der Medienpolitik<br />
beraten. Am Meinungsaustausch und<br />
Wissenstransfer beteiligen sich u.a. Claude<br />
Schmit, Geschäftsführer RTL Disney Fernsehen<br />
und Super RTL, Regisseur Sönke<br />
Wortmann, WDR-Fernsehdirektorin Verena<br />
Kuhlenkampff, Lutz Hachmeister (Institut<br />
für Medienpolitik/HMR Interna-<br />
Grimme x 5<br />
Kurz vor Redaktionsschluss gab das Grimme-Institut<br />
die Preisträger des diesjährigen Grimme-Preises bekannt.<br />
Bei der Verleihung am 3. gehen fünf Auszeichnungen an<br />
geförderte Produktionen der <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Zu<br />
den preisgekrönten Filmen gehören der Zweiteiler „Teufelsbraten“<br />
in der Kategorie Fiktion, die <strong>Dokument</strong>ationen<br />
„Losers and Winners“ sowie „Der große Ausverkauf“,<br />
die den Preis in der Rubrik Information & Kultur erhalten,<br />
und „Brinkmanns Zorn“, der den Sonderpreis Kultur<br />
des Landes NRW erhält. Mit dem Eberhard-Fechner-Förderstipendium<br />
der VG Bild-Kunst wird Suzan<br />
Sekerci für den Film „Djangos Erben“ belohnt.<br />
newsletter 2/2009 – Meldungen<br />
land NRW präsentiert und Koproduktionsmöglichkeiten<br />
auslotet. Im Festivalprogramm zu sehen<br />
sind die geförderten Produktionen<br />
„Süt/Milk“, „Sonbahar/Herbst“ und „pereSTROI-<br />
KA“. In der Vergangenheit war Linz ein gutes<br />
Pflaster für Filme aus NRW: 2007 gewann Pia<br />
Marais für „Die Unerzogenen“ den Crossing<br />
Europe Award, 2008 ging der Publikumspreis<br />
an „Love and other Crimes“ von Stefan Arsenijevic.<br />
Mehr Infos zum Festival unter www.crossingeurope.at.<br />
tional), Simone Stewens, Geschäftsführerin<br />
ifs internationale filmschule köln, die<br />
Produzenten Bettina Brokemper (Heimatfilm)<br />
und Jörg Grabosch (Brainpool TV),<br />
Dieter Gorny (Bundesverband Musikindustrie)<br />
und Michael Schmid-Ospach<br />
(<strong>Filmstiftung</strong> NRW). Ein früherer Medienrat,<br />
ein gesetzlich bestimmtes Organ der Landesanstalt<br />
für Medien NRW, war 2007 von<br />
der Landesregierung abgeschafft worden.<br />
Land NRW, Tel. (0211) 837-1399;<br />
beate.hoffmann@stk.nrw.de<br />
Letzte Meldung:<br />
Leiter<br />
Filmmuseum<br />
Bernd Desinger wird neuer Chef<br />
des Filmmuseum Düsseldorf,<br />
das wurde kurz vor Redaktionsschluss<br />
des Newsletters bekannt.<br />
Der 47-Jährige leitet seit 2005 das<br />
Goethe-Institut in Los Angeles und<br />
gilt <strong>als</strong> Filmexperte. Seine Stelle in<br />
Düsseldorf tritt der gebürtige Oberhausener<br />
am 1. August an. Mehr Infos<br />
im nächsten Heft.
Der NATO-Saal des WDR in Köln bildete Anfang<br />
März die Kulisse der zweitägigen Jurysitzung<br />
des 58. Hörspielpreises der Kriegsblinden.<br />
Ausgewählte Passagen aus den 20 eingereichten<br />
Hörspielen wurden von einer neunzehnköpfigen<br />
Jury unter dem Vorsitz von Anna<br />
Dünnebier gemeinsam angehört und besprochen.<br />
In die letzte Etappe im Rennen um<br />
diese wichtige Auszeichnung für Hörspielautoren<br />
gelangten „Minutentexte“ von Volker Pantenburg<br />
und Michael Baute (Hessischer Rundfunk),<br />
„Holunderblüte – Ein möglicher Arno-<br />
Schmidt-Monolog“ von Jan Philipp Reetmsma<br />
(Radio Bremen) und „Ruhe 1“ von Paul Plamper<br />
(WDR/Museum Ludwig), drei thematisch,<br />
stilistisch und formal unterschiedliche Hörspiele.<br />
Das Finale Grande der Sitzung gehörte dann<br />
aber zur vollkommenen Zufriedenheit der versammelten<br />
Jury ganz allein „Ruhe 1“, einem innovativ<br />
und grandios geschriebenen, konzipierten<br />
und aufgenommenen Hörspiel über die<br />
mangelnde Zivilcourage der modernen Gesellschaft,<br />
die in der Rhetorik der leeren Versprechungen<br />
erstarrt und durch ihre Gleichgültigkeit<br />
stigmatisiert und gelähmt ist.<br />
„So wird Geschichte geschrieben“, war zum<br />
Schluss von vielen Juroren zu hören, denn „Ruhe<br />
1“ bekam 17 von 19 gültigen Stimmen, was<br />
wahrlich ein seltener Fall in diesem traditionsreichen<br />
Hörspielwettbewerb ist.<br />
Das Hörspiel „Ruhe 1“<br />
Parallel zum Hörspiel wurde „Ruhe 1“ auch <strong>als</strong><br />
akustische Installation gestaltet, die von Oktober<br />
bis Januar im Museum Ludwig in Köln zu<br />
hören war. Die Rundfunkfassung hatte ihre Premiere<br />
am 15. Dezember und wurde kurz vor<br />
Weihnachten am 23. Dezember wiederholt. „In<br />
umfangreichen Recherchen zum Thema Zivilcourage<br />
und in entsprechenden Befragungen<br />
von Passanten in Berlin und Leipzig haben wir<br />
viel Material gesammelt, das in die Dialoge eingeflossen<br />
ist“, erzählt in einem Interview Paul<br />
Plamper, ein erfahrener Berliner Hörspielautor<br />
und Theaterregisseur. Und es ist oft wahr, dass<br />
das Leben selbst die besten Drehbücher<br />
schreibt, die sich später in große Kunst verwandeln.<br />
In „Ruhe 1” bildet der 1972 geborene<br />
Plamper mit Hilfe einfacher Mittel eine perfekte<br />
akustische Illusion der Realität: An benachbarte<br />
Tische in einem vollen Restaurant setzt er<br />
verschiedene Menschen, die der Hörer bei ihren<br />
Plaudereien belauschen kann: zwei „empfindliche“,<br />
streitende Damen, leicht arrogante<br />
Teenager, Geschäftsleute, pädagogisch ambi-<br />
„Ruhe 1“ von Paul Plamper erhält in diesem Jahr den renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden, der<br />
vom Bund der Kriegsblinden e.V. und der <strong>Filmstiftung</strong> NRW am 9. Juni in Berlin verliehen wird. Für den<br />
Newsletter berichtet Jury-Mitglied Lidia Kämmerlings, Medienexpertin des Polnischen Instituts Düsseldorf,<br />
über die Entscheidungsfindung und das ausgezeichnete Stück.<br />
Hörspielpreis der Kriegsblinden<br />
In den Fesseln der Passivität<br />
tionierte junge Eltern mit einem neugierigen<br />
Kind, Lover, Akademiker, Künstler, ein älteres<br />
Ehepaar. Zusammengenommen spiegeln sie <strong>als</strong><br />
pars pro toto die ganze Gesellschaft wider.<br />
Draußen vor dem Schaufenster spielen sich auf<br />
einmal drastische Szenen ab: Ein Mann schlägt<br />
eine Frau. Die Geräusche der Gewaltanwendung<br />
und die Schreie intensivieren sich und dringen<br />
ins Restaurant ein. Die Gespräche im Saal<br />
verstummen plötzlich. Für einen Augenblick<br />
bleibt die Handlung stehen. Es entsteht ein Moment<br />
des Schweigens – „Ruhe 1“. „Sie kloppen<br />
sich“, hört man dann in die lastende Stille eine<br />
Kinderstimme sagen, was noch mehrm<strong>als</strong><br />
zusammen mit der Reaktion des Vaters,<br />
„Und das ist nicht lustig“, gewissermaßen<br />
<strong>als</strong> Leitmotiv wiederholt<br />
wird.<br />
Wie ein Cicerone führt der Schnitt<br />
den Hörer von Tisch zu Tisch, um den<br />
Fortgang der quasi parallelen Plaudereien<br />
und auch die Kommentare auf<br />
die Prügelei zu belauschen. Die Bilanz,<br />
die der Autor in seinem Hörspiel zieht,<br />
ist erschreckend. Unserer Gesellschaft<br />
fehlt die Zivilcourage; sie stellt der eskalierenden<br />
Gewalt keine Antwort entgegen. Alle finden<br />
das selbstverständlich schrecklich, daran<br />
gibt es keinen Zweifel. Jedoch verfallen sie dabei<br />
tief in die Rhetorik der leeren Versprechungen,<br />
würden sich am liebsten wie Schildkröten<br />
hinter dem Panzer der Gleichgültigkeit verstekken.<br />
Niemand reagiert, um die Schlägerei zu<br />
stoppen. Hilfeleistung ist kein natürlicher Reflex<br />
mehr, alle haben sich an das soziale Elend, die<br />
blutige Gewalt auf den Straßen, an Kriege und<br />
die Kriegsberichterstattung in den Medien gewöhnt:<br />
„Denn zuerst kommen die Bomben und<br />
Meldungen – newsletter 2/2009<br />
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„Ruhe 1“ von Paul Plamper: Sieger-<br />
Hörspiel und akustische Installation<br />
über die mangelnde Zivilcourage<br />
der modernen Gesellschaft<br />
Foto: Maurice Cox/WDR/Anneck<br />
dann die humanitäre Hilfe“. Und schließlich sitzt<br />
man zu Hause gemütlich und sicher vor der<br />
Mattscheibe wie alle 29 Dramatis Personae in<br />
„Ruhe 1“, die durch das Schaufenster von allen<br />
Problemen dieser Welt abgegrenzt sind.<br />
Schließlich kann man noch einen Eisbecher oder<br />
einen Capuccino bestellen. „Und was machen<br />
wir heute Abend?“, fragt eine ältere Frau ihren<br />
Mann. „Eine Alternative zum Fernsehgucken<br />
wäre ein gutes Hörspiel, was aber selten ist“,<br />
provoziert Paul Plamper ironisierend in der Pointe<br />
seines beeindruckenden und überaus gelungenen<br />
Stücks.<br />
Auf der Webseite www.hoerspielpark.de<br />
sind weitere Infos über „Ruhe 1“ hinterlegt. Außerdem<br />
besteht die Möglichkeit, das Hörspiel<br />
dort zum Preis von sieben Euro downzuloaden.<br />
Die Mitglieder der Jury waren:<br />
Christa Schmidt, Klaus Bartels,<br />
Maximilian Skiba, Rainer Unglaub,<br />
Dr. Paul Baumgartner, Hans-Dieter<br />
Hain, Hans Zehrer, Dr. Eva-Maria<br />
Lenz, Frank Olbert, Dr. Thomas Irmer,<br />
Dieter Anschlag, Elmar Krekeler,<br />
Dr. Hans-Ulrich Wagner, Diemut<br />
Roehter, Anna Dünnebier (Vorsitz),<br />
Michael Schmid-Ospach, Gisela<br />
Anna Stümpel, Dr. Herrad Schenk<br />
und Lidia Kämmerlings.<br />
EIN FILM VON<br />
SANDRA NETTELBECK<br />
(„BELLA MARTHA“) helen<br />
Ab 14. Mai im Kino<br />
www.helen-derfilm.de<br />
9
Freuten sich gemeinsam über eine Million<br />
„Buddenbrooks“-Besucher:<br />
Heinrich Breloer, Kulturstaatsminister<br />
Bernd Neumann, Iris Berben,<br />
NRW-Medienminister Andreas<br />
Krautscheid und Armin Mueller-Stahl<br />
Das Team von „Ob ihr wollt oder nicht“<br />
zu Gast in Berlin, Kinostart ist der 30. April<br />
Das Team von „Schläft ein Lied in allen<br />
Dingen" feierte im Panorama Premiere.<br />
Michael Souvignier<br />
(„Contergan")<br />
und Bettina Böttinger<br />
Fröhliches Wiedersehen: Jürgen<br />
Vogel und Wolfgang Becker<br />
Lünen-Abordnung bei der Berlinale:<br />
Kathrin Bessert, Mike Wiedemann,<br />
Anke Höwing<br />
Fotos: Heike Herbertz und Kurt Krieger<br />
10<br />
Oliver Mahrdt<br />
(German Films New<br />
York), Michael<br />
Verhoeven und<br />
Christian Dorsch<br />
(German Films)<br />
Regisseur Josef Rusnak<br />
(„Eine Frau wie Romy“) und<br />
<strong>Filmstiftung</strong>s-Pressesprecherin<br />
Tanja Güß<br />
Späte Gäste auf der NRW-Party: das Team<br />
von „Das Vaterspiel“ kam gegen Mitternacht<br />
nach ihrer Premiere im Panorama.<br />
Stephan Wagner,<br />
Ruth Toma und<br />
Ralph Schwingel<br />
„Ein Leben für<br />
ein Leben –<br />
Adam Resurrected":<br />
Regisseur Paul<br />
Schrader (rechts)<br />
und sein Team.<br />
Die Crew von „The Strength of<br />
Water" (Generation 14plus) beim<br />
Empfang in der Landesvertretung.<br />
Wim Wenders und<br />
Regina Ziegler<br />
Detlev Buck und<br />
Mario Adorf<br />
Drei Berlinale-Preise für<br />
„Sturm“: Rolf Lassgård,<br />
Produzentin Britta Knöller,<br />
Hans-Christian Schmid,<br />
Kerry Fox und Kresimir Mikic<br />
Episodenfilm im Berlinale-<br />
Programm: „Deutschland 09",<br />
Kinostart: 26. März<br />
Regisseur Jürgen Flimm<br />
mit Jutta Müller und Dieter Gorny<br />
Wolf-Dietrich<br />
Brücker und<br />
Margarethe von<br />
Trotta<br />
Der Düsseldorfer Kinobetreiber Kalle<br />
Somnitz mit Eva Matlok (AG Kino)<br />
und seinen Kölner Kollegen<br />
Dirk Steinkühler und Christian Schmalz<br />
Zwei Regisseure von<br />
„Deutschland 09“: Christoph<br />
Hochhäusler und<br />
Nicolette Krebitz<br />
Pandora-Produzent Raimond<br />
Goebel mit Rolf Lassgård („Sturm“)<br />
Nach „Sturm“ entspannt auf dem NRW Empfang:<br />
Drehbuchautor Bernd Lange, Jamila Wenske<br />
und Hans-Christian Schmid<br />
Zeigten ihren Film in der Reihe<br />
Berlinale Special: „Hilde“-Regisseur<br />
Kai Wessel mit Heike Makatsch<br />
newsletter 2/2009 – Berlinale Rückblick<br />
Auf der diesjährigen Berlinale präsentierte sich die<br />
davon allein sechs im Wettbewerb in und außer<br />
zurück denken: Für seinen geförderten Film „Gigante“<br />
Preis und den Preis für den besten Erstlingsfilm.<br />
(Amnesty International Filmpreis, Gilde Preis und<br />
in Berlin die Events traditionell im Fokus des<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW am Sonntag zum NRW-Empfang<br />
Andreas Füser (Stadt<br />
Köln), Robert Groß (ACT),<br />
Tom Spieß (Little Shark)<br />
und Journalist Frank<br />
Olbert (Kölner<br />
Stadtanzeiger)<br />
Silberner Bär für das Team des mehrfach ausgezeichneten<br />
Wettbewerbsfilms „Gigante" von Adrian Biniez (4. v.r.)<br />
NRW erobert<br />
Christina Bentlage<br />
(<strong>Filmstiftung</strong> NRW)<br />
mit Hannes Jaenicke<br />
Erfolgreiches Paar<br />
aus Köln: Produzent<br />
Tom Spieß<br />
(Little Shark)<br />
und Regisseurin<br />
Isabel Kleefeld<br />
Michael Schmid-Ospach Filmemacher<br />
„This is love"-Regisseur<br />
Matthias Glasner<br />
mit seiner Kamerafrau<br />
Sonja Rom<br />
Jürgen Vogel und Joachim Król<br />
in der Henkel-Lounge.<br />
Das Unternehmen Henkel<br />
war Partner des<br />
NRW-Empfangs.<br />
Berliner Filmkritiker:<br />
Peter Zander (Berliner Morgenpost/<br />
Die Welt) und Peter Claus<br />
Meinolf Zurhorst und<br />
die Kölner Bürgermeisterin<br />
Angela Spizig
<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit einer Rekordbeteiligung von 20 Filmen,<br />
Konkurrenz. Debütfilmer Adrian Biniez wird noch lange an das Festival<br />
erhielt er den Silbernen Bären/Großer Preis der Jury sowie den Alfred Bauer<br />
Berlinale im Sturm<br />
Auch Hans-Christian Schmid erhielt drei Auszeichnungen für „Sturm“<br />
den Publikumspreis der Berliner Morgenpost). Neben den Filmen standen<br />
allgemeinen Medieninteresses: Gemeinsam mit dem Land NRW lud die<br />
in die Landesvertretung. Zwei Tage später begrüßte <strong>Filmstiftung</strong>schef<br />
und Journalisten beim Presselunch im Restaurant San Nicci.<br />
Claudia Schurian (Vorstand IFF<br />
und Herstellungsleitung ifs)<br />
zusammen mit Silke Räbiger<br />
und Christina Essenberger<br />
(Frauenfilmfestival Dortmund)<br />
Markus Halberschmidt<br />
mit Lisa Riemer<br />
und Michael Brinkmann (Das Werk)<br />
Auf dem Weg<br />
zum Star: Hannah<br />
Herzsprung<br />
(„Der Vorleser")<br />
beim Presselunch<br />
der <strong>Filmstiftung</strong><br />
Scheck is back: Philip Gröning zahlt der <strong>Filmstiftung</strong><br />
die komplette Fördersumme für seine Kloster-Doku<br />
„Die große Stille" zurück.<br />
Players-Chefin Mechthild<br />
Holter mit Regisseur<br />
Oskar Roehler<br />
(„Lulu und Jimi")<br />
Produzenten-Trio: Christoph Friedel<br />
(Pandora), Maria Köpf (Zentropa<br />
Berlin) und Thomas Kufus (zero film)<br />
Festival-Pause in<br />
entspannter Stimmung:<br />
Catherine Flemming<br />
und Anita Elsani<br />
Anatole Taubmann<br />
mit „Sturm“<br />
Staatsanwältin Kerry Fox<br />
Philip Gröning, Alfred Holighaus,<br />
Claudia Pöpsel und<br />
Philipp Kreuzer (Bavaria)<br />
„Wüstenblume"-Produzent<br />
Peter Herrmann mit<br />
Claudia Droste-Deselaers<br />
(<strong>Filmstiftung</strong> NRW)<br />
beim Presselunch<br />
FAZ-Kritiker Andreas<br />
Kilb mit „Clara"-<br />
Regisseurin Helma<br />
Sanders-Brahms<br />
Die Shooting Stars der European Film<br />
Commission präsentierten sich<br />
vor 1.000 Gästen auf dem NRW-Empfang.<br />
„Berlin Calling":<br />
Regisseur Hannes<br />
Stöhr mit Rita Lengyel<br />
Alberten im San Nicci:<br />
Oskar Roehler, Anatol Nitschke<br />
und Peter Lohmeyer<br />
Pressefrauen Eva Conradi<br />
(Fox) und Anke Zindler<br />
(Just Publicity)<br />
„Lulu & Jimi": Hauptdarsteller<br />
Ray Fearon und Katrin Saß<br />
mit Produzentin Manuela Stehr<br />
Shooting-Star David Kross und<br />
Moderatorin Nadine Krüger, die ab<br />
Mai das ZDF-Magazin „Volle Kanne“<br />
moderieren wird.<br />
Schriftsteller Bernhard Schlink<br />
(„Der Vorleser") und<br />
UFA-Chef Wolf Bauer<br />
Christiane Paul und Jana Pallaske waren zwei<br />
von rund 150 Gästen, die Michael Schmid-Ospach<br />
beim Presselunch begrüßte.<br />
Berlinale-<br />
Verschnaufpause<br />
für Jördis Triebel<br />
und Claudia<br />
Michelsen<br />
Produzent Michael Simon de Normier<br />
(„Der Vorleser“) mit Rafaela Wilde<br />
vom Produzentenverband NRW<br />
Da stand die Weltpremiere von<br />
„Chéri" noch bevor:<br />
MMC-Produzenten Ralf Schmitz,<br />
Bastie Griese und Marco Gilles<br />
Monique und Mario Adorf<br />
mit Produzentin Anja Uhland<br />
Matthias Brandt mit<br />
Reinhold Elschot, Hans Janke<br />
und Anja Kling<br />
Berlinale Rückblick – newsletter 2/2009 11
Am Rande der Berlinale luden die <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die Andrzej<br />
Wajda Master School of Film Directing Warsaw und das Polnische<br />
Institut Düsseldorf zu einer Diskussionsrunde ein.<br />
„Tabus brechen – oder die Kunst des Konformismus“<br />
Kein Selbstzweck<br />
VON TINA THIELE<br />
Seit Jahren pflegt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW enge<br />
Beziehungen zum Filmland Polen. Nachdem<br />
im letzten Jahr die Kooperationsmöglichkeiten<br />
diskutiert wurden, stand in diesem Jahr die inhaltliche<br />
Auseinandersetzung im Fokus. Nach<br />
der Begrüßung durch Michael Schmid-Ospach,<br />
dem Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, eröffnete<br />
der Oscar-Preisträger Andrzej Wajda,<br />
Gründer der Master School of Film Directing, die<br />
Diskussion. Sein neuster Film „Sweet Rush“ lief<br />
im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale.<br />
Laut Wajda können Filmbilder<br />
gesellschaftliche, politische<br />
und ethische Ereignisse kompromissloser<br />
darstellen <strong>als</strong> das gesprochene<br />
Wort, denn im Gegensatz zu<br />
Sprache lassen Bilder einen größeren<br />
Interpretationsspielraum zu und fallen<br />
so der Zensur seltener<br />
zum Opfer. Die<br />
Kunst der gezielten<br />
Auslassung hat gerade<br />
in Polen zu der Entwicklung<br />
einer eigenständigen<br />
Filmsprache geführt.<br />
Sein Anspruch <strong>als</strong><br />
Künstler ist daher, „bildliche Metaphern zu schaffen,<br />
die in den Köpfen der Zuschauer bleiben“.<br />
Teilnehmer der darauf folgenden Gesprächsrunde<br />
waren auf deutscher Seite die Regisseure<br />
Hans-Christian Schmid und Jan Bonny<br />
sowie die Schauspielerin Sandra Hüller. Aus<br />
Polen nahmen die Filmemacher Agnieszka<br />
Smoczynska, Filip Marczewski, Maciej Sobieszczanski<br />
und der Produzent Michael Kwiecinski<br />
(„Katyn“ und „Sweet Rush“) teil. Der polnische<br />
Filmkritiker und Publizist Tomasz Raczek moderierte<br />
das Gespräch, welches simultan in beide<br />
Sprachen übersetzt wurde.<br />
Im ersten Teil der Diskussion versuchten sich<br />
die Teilnehmer an einer Definition des Begriffs<br />
„Tabu“. Die Bandbreite reichte von persönlichen<br />
Haltungen wie bei Sandra Hüller, die die innere<br />
Haltung betont und Tabu definiert <strong>als</strong> „Mut,<br />
mit sich selbst ins Gericht zu gehen“. Andere<br />
Definitionen betonten eher den äußeren Aspekt,<br />
wie bei Maciej Sobieszczanski, der auf das Tabu<br />
„katholische Gesellschaft“ in Polen hinwies,<br />
und bei Filip Marczewski, der von seinen Erfahrungen<br />
während des Studiums berichtete, wo<br />
ein Drehbuch über die inzestuöse Liebe zwei-<br />
12<br />
er Geschwister diskussionslos im Mülleimer landete,<br />
weil sein Dozent das Buch „unmoralisch“<br />
fand. Hans-Christian Schmid stellte fest: „Ich habe<br />
noch nie darüber nachgedacht, einen Tabubruch<br />
<strong>als</strong> Ausgangspunkt für ein Filmprojekt zu<br />
nehmen. Es könnte schnell zum eindimensionalen<br />
Leitfaden werden. Wichtig ist es natürlich,<br />
den Finger in die Wunden zu legen.“<br />
Michal Kwiencinski macht den Interessenskonflikt<br />
deutlich, dem er <strong>als</strong> Regisseur und Produzent<br />
ausgesetzt ist: Einerseits möchte er <strong>als</strong><br />
Regisseur Tabus brechen, andererseits muss er<br />
<strong>als</strong> Produzent Filme machen, die Geld einbringen.<br />
Jan Bonny warnte vor dem Brechen von<br />
Tabus <strong>als</strong> Selbstzweck: „Der Tabubruch sollte<br />
nicht zur Methode werden, den<br />
Unterhaltungswert zu steigern“.<br />
Im zweiten Teil der Diskussion<br />
ging es um die Frage nach aktuellen<br />
Tabu-Themen und länder-<br />
Deutsch-polnische Gesprächsrunde<br />
mit Andrzej Wajda, Hans-Christian Schmid,<br />
Jan Bonny, Sandra Hüller, Agnieszka<br />
Smoczynska, Filip Marczewski, Maciej<br />
Sobieszczanski, Michael Kwiecinski und<br />
Michael Schmid-Ospach. Fotos: Kurt Krieger<br />
spezifischen Unterschieden. Auf polnischer Seite<br />
diente die Vermarktung des Films „Milk“ <strong>als</strong><br />
Beispiel, welche sich auf den Aspekt des Freiheitskampfes<br />
konzentriert und dabei das Thema<br />
der Homosexualität außen vor lässt. Als<br />
zweites Beispiel führte Michal Kwiencinski die<br />
Darstellung des polnischen Nationalhelden Major<br />
Sucharski an. In einem aktuellen Filmprojekt<br />
sollte dieser <strong>als</strong> schwacher, ans Bett gefesselter<br />
Mann dargestellt werden. Wegen der angeblichen<br />
Entthronung einer Heldenfigur und<br />
Verletzung der nationalen Ehre liegt der Antrag<br />
auf Filmförderung nun auf Eis.<br />
Jan Bonny fasste zusammen: „Grundsätzlich<br />
ist es nicht leicht, die deutsch-polnische Geschichte<br />
unter dem Thema Tabu aufzuarbeiten.<br />
Ich komme beispielsweise aus einer sehr offenen<br />
liberalen Westfamilie. Über direkte Kriegserlebnisse<br />
meines Opas wurde zu Hause nicht<br />
gesprochen. Er konnte es nicht. Ich könnte über<br />
viele Tabus einen Film machen. Doch das interessiert<br />
mich nicht, viel spannender ist doch, welche<br />
individuelle Geschichte ein Film erzählt.“<br />
Schirmherr der Veranstaltung war die Botschaft<br />
der Republik Polen.<br />
KHM preisgekrönt<br />
Ob Studenten-Oscar, der Marler Video-<br />
Kunst-Preis, der Kölner Design Preis,<br />
der Digital Sparks Award des European<br />
Media Art Festival, der Kurzfilmpreis<br />
der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung,<br />
oder der Best Narrative Shortfilm des<br />
Brooklyn International und das Best Production<br />
Design des Sapporo International<br />
Shortfilm – Studenten der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln haben im<br />
vergangenen Jahr 2008 im Bereich Film,<br />
Kunst, Design, Musik und Informatik 121 Auszeichnungen<br />
erhalten. Uneinholbar auf Platz<br />
1: Reto Caffi, dessen Oscar-nominierter Abschlussfilm<br />
„Auf der Strecke“ allein 50 Preise<br />
einheimste. In 2009 scheint es so weiter<br />
zu gehen. Auf der Berlinale erhielt Michael<br />
Koch eine Lobende Erwähnung für seinen<br />
Abschlussfilm. Die Jury bescheinigte „Polar“<br />
eine besondere Fragilität: „Es ist ein leiser,<br />
feiner Film, mit beiläufig erzählten und<br />
nachhaltigen poetischen Momenten. Der Film<br />
FH Dortmund im Umbruch<br />
Nach der Schließung der Studienrichtung „Kamera“<br />
und dem bevorstehenden Ausscheiden<br />
der Professoren Klaus Helle und Hille Sagel<br />
2009 organisiert sich der Fachbereich<br />
Design der Fachhochschule Dortmund<br />
mit der Bachelor-Studienrichtung<br />
„Film“ neu.<br />
Das neue Fach „Film – digital“ soll breiter<br />
aufgestellt werden, <strong>als</strong> dies in der Vergangenheit<br />
mit dem Kamera-Studium der Fall<br />
war. Mittelfristig soll das Curriculum für den<br />
Studiengang entwickelt werden, der Kurzfilm<br />
ebenso wie Experimentalfilm, Audiovisuelle<br />
Komposition, Musik- und Tanzvideos, Anima-<br />
Filmhaus: Weiterbildung<br />
in Vollzeit<br />
Noch bis zum 10. April können sich Interessierte<br />
beim Kölner Filmhaus für die Vollzeit-Weiterbildungen<br />
Kameraassistent und<br />
Produktions-/Redaktionsassistent bewerben.<br />
Die Kurse starten jeweils am 20. April.<br />
Die Vermittlung eines soliden technischen und<br />
theoretischen Grundwissens steht ebenso auf<br />
dem Programm wie ein hoher Praxisanteil. Die<br />
Teilnehmerzahl ist begrenzt, besonderer Wert<br />
wird auf die individuelle Beratung der Teilnehmer<br />
gelegt. Die Leitung liegt bei Markus<br />
Schott, Claudia Krappen und Andreas<br />
Fiegel.<br />
Kölner Filmhaus, Tel. (0221)<br />
2227100; info@koelner-filmhaus.de<br />
zeugt von einem viel versprechenden Regietalent.“<br />
Kurz danach fiel KHM-Studentin Julia<br />
Daschner mit ihrer Kameraarbeit bei ihrem<br />
Diplomfilm „Auf der Walz“ auf und wurde<br />
beim Wettbewerb der Bildgestalterinnen<br />
des Internationalen Frauenfilmfestiv<strong>als</strong><br />
Dortmund/Köln ausgezeichnet.<br />
Auch quotenmäßig können sich die Arbeiten<br />
von KHM-Absolventen sehen lassen.<br />
Lars Jessen und Lars Montag sorgten<br />
mit ihren „Tatort“-Filmen für Aufsehen. Filme<br />
und Macher sind in der Reihe „Best of KHM“<br />
am 6. Mai (Jessen) und am 13. Mai (Montag)<br />
zu besichtigen.<br />
KHM, Tel. (0221) 20189-330;<br />
ute.dilger@khm.de<br />
tion und Advertising-Video umfasst. Neben<br />
drei hauptamtlichen Professorenstellen sollen<br />
drei im Fachbereich jetzt schon tätige Lehrer<br />
für besondere Aufgaben (LfbA) tätig weden.<br />
Mit Jörg U. Lensing ist die Stelle Sound-<br />
Design bereits besetzt. Aktuell wird die Professorenstelle<br />
Film ausgeschrieben. Um den<br />
letzten Jahrgängen der Kamerastudenten einen<br />
Diplom-Studienabschluss zu ermöglichen,<br />
wird das Fach Kamera für zwei Jahre durch<br />
eine Vertretungsprofessur aufrecht erhalten.<br />
FH Dortmund,<br />
Tel. (0231) 9112-469;<br />
joerg.lensing@fh-dortmund.de<br />
Jetzt bewerben:<br />
Kurz und schön<br />
WAM: jede Menge neuer Stoff<br />
newsletter 2/2009 – Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs<br />
Ausgezeichnete Kameraarbeit: Julia Daschners<br />
Diplomfilm „Auf der Walz“ reüssierte beim<br />
Frauenfilmfestival, Foto: KHM<br />
Noch bis zum 23. Juli läuft die Einreichfrist für<br />
den Nachwuchswettbewerb kurz und<br />
schön, zu dem die Kunsthochschule für<br />
Medien Köln und der WDR bereits zum<br />
12. Mal einladen. Studierende von Film-, Design-,<br />
Kunst- und Medienhochschulen, Auszubildende<br />
aus den Bereichen Fernsehen, Film<br />
und Mediendesign sowie Volontäre sind aufgerufen,<br />
sich mit ihren Beiträgen für die Rubriken<br />
Werbefilm, Motion Design, Kurzfilm,<br />
Mobile Miniaturen sowie der WDR-Sonderkategorie<br />
Packaging, Trailer-Konzeption zu beteiligen.<br />
Die Sieger bekommen Preise in Höhe<br />
von rund 25.000 Euro. Mehr Infos unter<br />
www.kurzundschoen.khm.de.<br />
Studenten der WAM Medienakademie / Fachbereich Film & Fernsehen in Dortmund<br />
werden in Zukunft auf einen umfangreichen Stock von Stoffen und Drehbüchern zurückgreifen<br />
können, die von Studenten der TV-Akademie Berlin entwickelt wurden. Geplant<br />
ist bei der Zusammenarbeit der beiden Institute auch ein virtuelles Schwarzes Brett über<br />
das sich Studierende beider Einrichtungen gegenseitig über Projekte auf dem Laufenden halten<br />
können. Claudia Krappen, Leiterin des WAM-Fachbereiches Film und Fernsehen, freut<br />
sich bereits auf einen regen Austausch. Die TV-Akademie Berlin unter Leitung von Bettina<br />
Pfändner und Thomas Schrader ist eine private unabhängige Aus- und Weiterbildungseinrichtung<br />
rund um das Thema Fernsehen.<br />
WAM, Tel. (0231) 861008-0; krappen@wam.de
Nachwuchspreis<br />
von Tele 5 und<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Nicht viel Zeit bleibt Johannes Disselhoff,<br />
Student der HFF München und Gewinner des<br />
„Wir lieben Kino“-Nachwuchsförderpreises, den<br />
die <strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam mit dem<br />
Sender Tele 5 ausgelobt hat. Bis Mitte Juni soll<br />
er aus seinem Exposé „Flucht in Betten“ über<br />
die Ausbruchsfantasien eines Häftlings einen fertigen<br />
Film drehen, der auf dem Internationalen<br />
Filmkongress (20.-23.06.) Premiere<br />
feiert. Für die Realisierung stehen Disselhoff bis<br />
zu 100.000 Euro zur Verfügung. 50.000 Euro<br />
trägt Tele 5, den Rest der zur Fertigstellung benötigten<br />
Summe gibt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW dazu.<br />
Zur Jury, die über die eingereichten Exposés<br />
der Filmhochschüler zum Thema „Wir lieben<br />
Kino“ entschied, gehörten Margarethe<br />
von Trotta, Herbert Kloiber und Michael<br />
Schmid-Ospach.<br />
ifs: offene Türen<br />
und Begegnungen<br />
Am 16. Mai lädt die ifs internationale filmschule<br />
köln von 11 bis 18 Uhr zum Tag der<br />
Offenen Tür in ihre Räume in der Werderstraße.<br />
Vor Ort wird auch André Bendocchi-Alves<br />
sein. Der Sounddesigner und Editor ist zum<br />
Professor für den neuen ifs-Studiengang Editing<br />
Bild und Ton berufen worden. Bekannt wurde<br />
der Geschäftsführer<br />
und Gründer der 40°<br />
Filmproduktion<br />
durch Filme wie<br />
„Selbstgespräche“,<br />
„Ein fliehendes<br />
Pferd“, „Teufelsbraten“<br />
und „Wer früher<br />
stirbt, ist länger tot“.<br />
Bendocchi-Alves ist<br />
auch Mitglied der<br />
Deutschen Filmakademie.<br />
Zwei Wochen<br />
vorher öffnet sich die<br />
ifs für interessierte<br />
Schauspieler. Vom 1.<br />
bis 5. Mai findet in<br />
der Reihe „Internationale<br />
Filmkünstler arbeiten<br />
mit Schauspielern“ ein weiterer Workshop<br />
mit Mel Churcher statt. Thema: „Bringing<br />
out Your Character on Film. Wie man mit<br />
der eigenen Persönlichkeit im Fokus der Kamera<br />
arbeitet – und daran <strong>als</strong> Schauspieler wächst“.<br />
Bewerbungen sind bis zum 14. April möglich.<br />
Am 29. April lädt die ifs zu einer Begegnung<br />
mit Michael Klier. Der Regisseur stellt im Filmforum<br />
NRW/Kino im Museum Ludwig seinen<br />
Debütfilm „Überall ist es besser, wo wir nicht<br />
sind“ vor. Am gleichen Ort folgt am 6. Mai eine<br />
weitere Veranstaltung im Rahmen der Reihe<br />
Digitale Lektionen. Im Gespräch mit ifs-Professor<br />
Gundolf S. Freyermuth und den<br />
Spieleentwicklern Georg Backer und Martin<br />
Ganteföhr geht es u.a. um das Verhältnis<br />
von Games und Film.<br />
ifs, Tel. (0221) 920188-0;<br />
info@filmschule.de<br />
Acting-Coach Mel Churcher<br />
bei ihrem letzten ifs-<br />
Workshop, Foto: ifs<br />
Michael Koch<br />
Alles begann auf der Bühne. Als Schüler<br />
spielte der 1982 in der Schweiz geborene<br />
Michael Koch am Jungen Theater Basel.<br />
„Wir haben das Stück aus dem Ensemble<br />
heraus erarbeitet. Die Kreativität in der<br />
Gruppe war für mich sehr inspirierend“, erinnert<br />
sich Koch. Nach dem Abitur bewarb<br />
er sich 2003 erfolgreich an der KHM in Köln.<br />
Sie erschien ihm <strong>als</strong> eine Hochschule, an der<br />
man viel ausprobieren kann. Er hat sich nicht<br />
getäuscht: „Die Schule bietet viele Freiheiten.“<br />
In den ersten zwei Jahren probierte<br />
Koch verschiedene Methoden aus, sammelte<br />
Erfahrungen und Ideen. Nebenbei arbeitete<br />
er <strong>als</strong> Schauspieler in diversen Schweizer<br />
Filmen. Als Anerkennung für seine Rolle<br />
des Antonio Carrera im Film „Achtung, fertig,<br />
Charlie“ wurde er 2004 auf der Berlinale<br />
<strong>als</strong> Shooting Star der Schweiz ausgezeichnet.<br />
2005 produzierte er für sein Vordiplom<br />
den 9-minütigen <strong>Dokument</strong>arfilm „Wir sind<br />
Dir treu“, in dem er in der Fankurve des St.<br />
Jakob-Park-Stadions in Basel einen Einheizer<br />
beobachtet, der mit dem Rücken zum Spiel<br />
steht und die Masse der folgsamen Fans animiert.<br />
„Es ist ein Porträt eines Menschen, der<br />
einerseits sehr aggressiv auftritt, Augenblikke<br />
später dann aber auch kindlich naive Züge<br />
aufweist“, erklärt Koch.<br />
„Wir sind Dir treu“ wurde zum Überraschungserfolg.<br />
Er lief auf den Hofer Filmtagen<br />
und auf etwa 70 weiteren internationalen<br />
Filmfestiv<strong>als</strong>. Während der WM 2006<br />
wurde der Kurzfilm zum Selbstläufer. „Es hat<br />
sich einfach so ergeben“, bilanziert Koch.<br />
Entstanden ist der Film im Rahmen eines<br />
Seminars, das vorschrieb, keine Interviews<br />
und keinen Off-Text zu benutzen. „Diese Begrenzungen<br />
haben Kreativität frei gesetzt,<br />
das war eine interessante Erfahrung“, erinnert<br />
sich Koch. Begrenzt war auch die Größe<br />
des Teams: Koch und ein Freund bedienten<br />
zwei Kameras, und eine Freundin übernahm<br />
die Tontechnik.<br />
Die Position des genauen Beobachters<br />
nimmt Koch auch in seinen fiktionalen Filmen<br />
ein. Nach dem Erfolg von „Wir sind Dir treu“<br />
begann Koch mit dem 19-minütigen Spielfilm<br />
„Beckenrand“. Er erzählt die Geschichte<br />
eines Bademeisters, der auf eine Gruppe<br />
junger Leute trifft, die nachts in das<br />
Schwimmbad eindringen. Das Drehbuch hat<br />
In seinem Kurzfilm „Polar“ schildert Michael Koch auf eindringliche Weise eine<br />
schwierige Vater-Sohn-Beziehung. Er gewann dafür den Preis für den besten<br />
Schweizer Film bei den Int. Kurzfilmtagen in Winterthur und erhielt bei der Berlinale<br />
im Februar eine lobende Erwähnung in der Reihe Perspektive Deutsches Kino.<br />
Porträt: Michael Koch<br />
Ein Shooting Star vor<br />
und hinter der Kamera<br />
VON TATJANA KIMMEL<br />
er mit dem Hauptdarsteller Hans-Jürg Müller<br />
entwickelt, der den Bademeister spielt.<br />
„Mir war die Perspektive des Schauspielers<br />
sehr wichtig“, erläutert Koch, „denn ich wollte<br />
die Geschichte aus einer Figur heraus entwickeln“.<br />
Die Geschichte handelt von Liebe,<br />
Verurteilungen, Eifersucht, Einsamkeit und<br />
Grenzüberschreitungen. Doch dies deutet<br />
Koch nur an, die Dialoge setzt er sparsam ein.<br />
Die Spannung des Films liegt darin, dass im<br />
Zuschauer ein eigenes Empfinden entsteht.<br />
Umso erschreckender ist das fatale Ende.<br />
Auch bei diesem Film war das Budget klein.<br />
In einer Szene musste das Schwimmbecke<br />
leer sein, das Aus- und wieder Reinpumpen<br />
hätte jedoch 20.000 Euro gekostet. Also<br />
drehte Koch dieses Bild erst einige Monate<br />
später, <strong>als</strong> das Becken ohnehin geleert werden<br />
musste. „Beckenrand“ lief in Locarno<br />
und auf 35 anderen Festiv<strong>als</strong>. 2007 wurde<br />
er für den Deutschen Kurzfilmpreis und für<br />
den Schweizer Filmpreis nominiert.<br />
Mit dem Kurzfilm „Polar“ schloss Koch<br />
sein Studium 2008 ab. Der 29-minütige Film<br />
erzählt den Vater-Sohn-Konflikt an einem<br />
Wochenende in einer abgelegenen Berghüt-<br />
te. Koch inszeniert spannende Bilder, kombiniert<br />
Blicke und spart wieder mit Worten.<br />
Der Zuschauer beobachtet. Er kann selbst<br />
über die Akteure urteilen. „Polar“ endet mit<br />
dem Satz: „Wir können ja später weiterma-<br />
chen.“ So bleiben viele Fragen offen, und das<br />
Schlussbild von einer Kuh, die in einem Gurt<br />
hängt und von einem Hubschrauber ins Tal<br />
geflogen wird, lässt viele Interpretationen zu.<br />
„Polar“ ist kein zu kurz geratener Spielfilm,<br />
der eine abgeschlossene Geschichte erzählt:<br />
„Ich wollte einen Moment festhalten, der<br />
wichtig für die Beziehung zwischen Vater<br />
und Sohn ist“.<br />
Derzeit arbeitet Koch an der Stoffentwicklung<br />
für einen langen Film. Viel will er<br />
darüber noch nicht sagen, nur das Thema<br />
steht fest: Geld und Familie. Die Geschichte<br />
soll von einer großen Familie handeln, die<br />
mit ihrem Wohlstand nicht umgehen kann.<br />
Während sich die Dinge noch entwickeln<br />
müssen, macht Koch einen Abstecher in die<br />
Theaterwelt. Im Sommer inszeniert er in Basel<br />
im Rahmen der Theatertage Treibstoff 09<br />
eine Adaption von David Lynchs „Wild at Heart“.<br />
Dabei wird er wieder die intensive Zusammenarbeit<br />
mit den Schauspielern genießen<br />
und auch hier Erfahrungen und Ideen<br />
sammeln. Inspirationen, die er vielleicht bald<br />
in einen Spielfilm einfließen lassen kann.<br />
Denn das steht für ihn im Vordergrund:<br />
Lobende Erwähnung auf der Berlinale: André M. Hennicke, Maria Kwiatkowsky<br />
und Max Brauer in „Polar“. Fotos: KHM<br />
„Nach den Kurzfilmen freue ich mich jetzt natürlich<br />
auf die Möglichkeit, über 90 Minuten<br />
hinweg eine Geschichte zu entwickeln und<br />
so die Zeit zu haben, Figuren vielschichtig zu<br />
zeichnen.“<br />
Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 2/2009 13
Erst einmal herzlichen<br />
Glückwunsch zum Silbernen Bären<br />
für „Gigante“. Auch der<br />
Hauptpreis in Berlin ging nach<br />
Südamerika. Was macht das<br />
südamerikanische Kino derzeit<br />
so interessant?<br />
Südamerika ist groß: Ich kann da nur<br />
für den Süden sprechen – Argentinien, Uruguay<br />
und Chile. Die Landschaft ist vital, auch<br />
im letzten Jahr hat ein brasilianischer Film<br />
den Goldenen Bären gewonnen, leider kam<br />
„Tropa de Elite“ nie in die deutschen Kinos.<br />
Um so mehr freut es mich, dass „Gigante“<br />
am 12. November bei Neue Visionen mit<br />
40 Kopien gestartet wird.<br />
Wie kam der Kontakt zwischen<br />
Pandora und dem Regisseur<br />
Adrian Biniez zu Stande?<br />
Durch die gemeinsame Arbeit an<br />
„Whisky“, wo Biniez eine kleine Rolle <strong>als</strong><br />
Musiker übernahm, und einige Abende in<br />
der Bar „La Ronda“ in Montevideo.<br />
Sowohl „El Custodio“ <strong>als</strong><br />
auch „Gigante“ haben ihr eigenes,<br />
entschleunigtes Tempo. Ist<br />
das typisch für Filme aus Südamerika?<br />
Nur für die Filme, die ich koproduziere.<br />
Ich denke, das ist eine gemeinsame Liebe<br />
zu einer gewissen Filmsprache. Wir haben<br />
alle viel von Aki Kaurismäki gelernt. Uruguay<br />
und Finnland haben einiges gemeinsam.<br />
Sie kennen die Produktionsbedingungen<br />
in Südamerika.<br />
Wie unterscheiden Sie sich von<br />
denen bei uns?<br />
Besseres Fleisch beim Catering, deutlich<br />
weniger Geld, aber eine sehr hohe Professionalität<br />
und Begeisterung bei allen Mitarbeitern.<br />
Die Bedingungen sind unterschiedlich:<br />
In Argentinien werden im Jahr<br />
40 Spielfilme produziert. Die Förderung ist<br />
für ein Schwellenland sehr stark, auch in<br />
schwierigen Zeiten. Dies gilt natürlich nicht<br />
für Uruguay, welches mit seinen drei Millionen<br />
Einwohnern überhaupt keine Filmförderung<br />
hat. Für die Finanzierung von „Gigante“<br />
haben wir drei Jahre gebraucht. Zum<br />
Glück haben wir durchgehalten. Chile wiederum<br />
ist das wirtschaftlich am meisten prosperierende<br />
Land in Südamerika, und auch<br />
die Filmindustrie wird dort zunehmend unterstützt.<br />
Generell ist jedoch die Vorgehensweise<br />
oft eine andere <strong>als</strong> bei uns: Bei kleineren<br />
Filme wird oft nur der Dreh finanziert,<br />
dann versucht man mit dem geschnittenen<br />
Material Geld für die Fertigstellung aufzutreiben.<br />
Das ist hier, noch, undenkbar.<br />
Spürt auch Südamerika die<br />
Folgen der weltweiten Finanzkrise?<br />
Die Krise in Südamerika ist dauerhaft.<br />
Ich versuche jetzt mehr, durch die dortigen<br />
Freunde eine gewissen Gelassenheit zu erlernen.<br />
Wir werden wohl auch in Europa ärmer<br />
werden, aber niemand wird verhungern.<br />
Unser Problem ist, dass wir in dem festen<br />
Glauben aufgewachsen sind, es ginge<br />
immer nur nach oben. In einem Land<br />
14<br />
Christoph Friedel,<br />
Foto: Pandora<br />
Auf der Berlinale konnte sich Christoph Friedel über einen Silbernen Bären für den von ihm pro-<br />
duzierten Film „Gigante" freuen. Der Pandora-Produzent gilt <strong>als</strong> Südamerika-Experte und hat<br />
bereits Filme wie „Whisky" und „EI Custodio" auf den Weg gebracht. Kurz vor einer erneuten<br />
Südamerika-Reise sprachen wir mit dem Kölner über den Umgang mit der Krise auf dieser und<br />
der anderen Seite des Atlantiks.<br />
wie in Argentinien denkt man eher in Wellen,<br />
in Ebbe und Flut.<br />
2002 erlebte Argentinien einen<br />
Staatsbankrott. Danach gewannen<br />
argentinische Filmemacher<br />
international viele Preise. Wie<br />
kann man das erklären?<br />
Gibt es eine Korrelation zwischen Krise<br />
und Kreativität in der Kunst? Ich weiß es<br />
nicht, scheinbar ist es so. Obwohl viele der<br />
ausgezeichneten Filme aus einem eher<br />
bourgeoisen Milieu stammen, gehen sie<br />
doch mit dem Thema des Niedergangs<br />
auch in ihrem Umfeld sehr filmisch um. Argentinien<br />
ist generell ein Land mit einer hohen<br />
künstlerischen Tradition, und die Stellung<br />
des Kinos innerhalb der Kunst ist ähnlich<br />
hoch wie in Frankreich. Außerdem<br />
wuchs die Wirtschaft nach einem desaströsen<br />
ersten Jahr nach dem Bankrott wieder<br />
stark, und die Förderung blieb die ganze Zeit<br />
relativ konstant.<br />
Mir fällt noch ein anderer Unterschied<br />
zum deutschen Kino auf: In Argentinien gibt<br />
es bisher keinerlei Beteiligung des Fernsehens<br />
am Kino.<br />
Welche Auswirkungen der<br />
Finanzkrise erwarten Sie für Ihre<br />
Arbeit mit Pandora?<br />
Pandora hat nie in erster Linie nach<br />
kommerziellen Gesichtspunkten gearbeitet.<br />
Mit wichtigen Preisen auf allen vier A-Festiv<strong>als</strong><br />
im letzten Jahr („Tulpan“ in Cannes, „33<br />
Szenen“ in Locarno, „Teza“ in Venedig und<br />
nun „Gigante“ in Berlin) blicken wir auf unser<br />
künstlerisch erfolgreichstes Jahr zurück.<br />
Die genannten Filme stammen im übrigen<br />
aus vier Erdteilen. Wirtschaftlich geht es uns<br />
nicht so gut, wie die Preise dies vermuten<br />
Interview Christoph Friedel<br />
Apfelbäume<br />
pflanzen<br />
Leonore<br />
Svarcas in<br />
„Gigante“:<br />
Foto: Control<br />
Z Films,<br />
Montevideo<br />
lassen sollten. Wir können nur hoffen und<br />
bescheiden bleiben.<br />
Spüren Sie die Krise bereits<br />
konkret?<br />
Unsere momentan größte Bedrohung<br />
liegt in der Aussetzung der Förderung der<br />
FFA. Uns sind bereits Fördertermine gestrichen<br />
worden, und Referenzmittel können<br />
nicht abgerufen werden. Dies bedroht ganz<br />
newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />
massiv Dreharbeiten für den Sommer und<br />
Herbst und geht damit an unsere Existenz.<br />
Ironischerweise gefährdet uns nicht Lehmann<br />
Brothers sondern die UCI Kinokette.<br />
Welchen Tipp haben Sie für<br />
ein erfolgreiches Finanzkrisenmanagement?<br />
Land in Uruguay kaufen und getreu<br />
Martin Luther dort und hier Apfelbäume<br />
pflanzen.
Die so genannten Goldenen Zwanziger<br />
Jahre in Europa waren, was die Wirtschaft<br />
angeht, in Wahrheit bestenfalls vergoldet<br />
– und der dünne glänzende Überzug<br />
zudem auf Pump gekauft, mit Hilfe<br />
kurzfristiger Kredite. Gerade die Filmindustrie<br />
verlangte wegen stetig steigender Produktionskosten<br />
nach Zufluss von immer<br />
neuem Geld, lockte dafür mit fantastischen<br />
Gewinnspannen und scheinbar unbegrenzt<br />
wachsenden Besucherzahlen. Nachdem<br />
sich die deutsche Währung Mitte der 20er<br />
Jahre dank Einführung der Rentenmark stabilisiert<br />
hatte, drängten amerikanische Filme<br />
– Sprachbarrieren kannte der Stummfilm<br />
nicht – mit Macht auf den deutschen<br />
Markt. Waren zuvor deutsche Produktionen<br />
ein Exportschlager,<br />
so kehrte<br />
sich das Verhältnis<br />
nun um.<br />
Über Jahre hinaus<br />
erreichten amerikanische<br />
Filme in<br />
Deutschland einen<br />
durchschnittlichen<br />
Marktanteil von<br />
knapp 40 Prozent,<br />
fast genauso viel<br />
wie die deutschen.<br />
Zugleich<br />
ging das deutsche<br />
Exportgeschäft<br />
stark zurück.<br />
Weil sich in<br />
den Kinos der<br />
Langfilm durchsetzte<br />
und statt<br />
anonymer Darsteller<br />
der Anfangszeit<br />
nun<br />
hoch bezahlte<br />
Filmstars für Kasse<br />
sorgten, stiegen<br />
die Herstellungskosten<br />
rapide an.<br />
Hatte sich ein langer<br />
Spielfilm im<br />
Jahr 1920 noch<br />
für durchschnittlich<br />
12.000 Mark<br />
realisieren lassen,<br />
so waren es 1928<br />
mit 175.000 Mark<br />
fast 15 Mal so viel.<br />
Während in Amerika<br />
mit seinen<br />
rund 22.500<br />
Theatern ein Spielfilm<br />
von 18 bis 20 Millionen Menschen gesehen<br />
wurde, betrug die Besucherzahl in<br />
Deutschland, das mit rund 5.000 Theatern<br />
den größten Theaterpark Europas aufwies,<br />
pro Spielfilm nur vier bis fünf Millionen. Eine<br />
Amortisation in Deutschland allein war<br />
daher in den meisten Fällen ausgeschlossen.<br />
Die wesentliche Entwicklung der Filmwirtschaft<br />
in den 20er Jahren hieß: Konzentration.<br />
Sowohl in Produktion <strong>als</strong> auch – und<br />
dort am stärksten – in der Verleihsparte<br />
nahm die Gesamtzahl der Unternehmen ab,<br />
während einzelne Firmen immer weiter<br />
wuchsen. Die vier größten deutschen Produktionsgesellschaften<br />
(UFA, Emelka, Aafa,<br />
Terra), die von 1927 bis 1929 einen jährlichen<br />
Produktionsanteil von durchschnitt-<br />
Im Jahr 1929 brach die bis dahin schwerste wirt-<br />
schaftliche Krise über die Welt herein. Auch die<br />
deutsche Filmwirtschaft, dam<strong>als</strong> die zweitstärkste<br />
hinter den USA, traf es hart. In der Krise gehen die<br />
Menschen ins Kino, heißt es oft. Aber nur, wenn sie<br />
es sich noch leisten können. In Deutschland nahm<br />
der Verkauf von Kinokarten dam<strong>als</strong> dramatisch ab.<br />
lich 18 Prozent, <strong>als</strong>o knapp einem<br />
Fünftel vom Gesamtaufkommen an<br />
langen deutschen Spielfilmen verbuchten,<br />
waren zugleich auch unter den<br />
sechs größten Verleihern. Sie beherrschten<br />
den Markt zu 45 Prozent.<br />
Im Verleihgeschäft vermochten die<br />
großen Produzenten Verluste aus der<br />
Filmherstellung zu kompensieren, kleine<br />
Firmen hingegen verschwanden<br />
von der Bildfläche oder wurden zu reinen<br />
Auftragsproduktionen. Verstärkt<br />
wurde dieser Prozess dadurch, dass<br />
nur die großen Firmen mit vertikaler<br />
Gliederung – Produktion, eigener Verleih<br />
und Auswertung in eigenen Kinotheatern<br />
– Kredite von den Banken erhielten.<br />
Die eigenen Filmtheater dienten<br />
ihnen <strong>als</strong> Sicherheiten.<br />
Im Jahr 1927 verzeichnete Amerika<br />
erstmalig eine gewisse Kinomüdigkeit<br />
des Publikums. Eine – allerdings<br />
nur vorübergehend erfolgreiche – Reaktion<br />
darauf war die Einführung des<br />
Tonfilms, der jedoch die Produktionskosten<br />
noch einmal um etwa 50 Prozent<br />
in die Höhe trieb. In Deutschland<br />
hingegen brachte das Jahr 1928 noch<br />
einmal ein Rekordergebnis: Fast 275<br />
Millionen Reichsmark betrugen die<br />
Bruttoeinnahmen der Filmtheater, über<br />
352 Millionen Kinokarten wurden verkauft.<br />
Ein Höchststand, der für die<br />
nächsten sieben Jahre unerreicht bleiben<br />
sollte. Auf die Verschärfung der<br />
wirtschaftlichen Situation ab 1928 reagierten<br />
die Kinos mit niedrigeren Eintrittspreisen,<br />
Doppel- und Dreifach-<br />
Filmprogrammen, was die Einnahmen<br />
wiederum verringerte.<br />
Der deutsche Film in der Weltwirtschaftskrise<br />
Billig,<br />
billiger,<br />
Kino<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
Die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise<br />
wirkte sich verheerend auf die Kaufkraft<br />
der Bevölkerung und damit auch auf<br />
die Kinoumsätze aus. Der Vergleich der<br />
Bruttoeinnahmen der Kinos mit dem sinkenden<br />
Volkseinkommen in Deutschland verdeutlicht,<br />
dass die Wirtschaftskrise zur entscheidenden<br />
Ursache für das Bilanzdesaster<br />
der deutschen Filmwirtschaft zu Beginn der<br />
30er Jahre wurde. Parallel zum 1930 erstm<strong>als</strong><br />
sinkenden Volkseinkommen – gegenüber<br />
1928 um sieben Prozent – gingen Besucherzahl<br />
und Einnahmen entsprechend<br />
zurück. Zwischen 1928 und 1932 sanken<br />
das Volkseinkommen um 42 Prozent, die<br />
Besucherzahlen der Kinos um 32 und die<br />
Bruttoeinnahmen der Theaterbesitzer um<br />
36 Prozent. Der Durchschnittserlös pro Eintrittskarte<br />
fiel mit 0,68 Reichsmark hinter<br />
den Stand von 1926 zurück. Die Filmwirtschaft<br />
war nicht fähig, sich auf Bedarfsschwankungen<br />
einzustellen, auch, weil ihre<br />
Produktionskapazitäten, ohne eine realistische<br />
Einschätzung des Absatzmarktes für<br />
die Filme, angeschwollen waren.<br />
In der Krise rief die Filmwirtschaft nach<br />
dem Staat. Doch mehrfache Appelle, die<br />
Lustbarkeitssteuer deutlich zu senken,<br />
die 1932 noch immer 10,5 Prozent<br />
des Preises einer Kinokarte betrug<br />
(mit 18,5 Millionen Mark bestritten<br />
die Kinos fast die Hälfte aller<br />
kommunalen Vergnügungssteuereinnahmen)<br />
stießen auf taube Ohren.<br />
Unter Reichskanzler Heinrich<br />
Brüning wurde Deflationspolitik betrieben,<br />
Sparkurs war angesagt statt<br />
Vergünstigungen oder billiger Kredite.<br />
Unterdessen arbeitete der<br />
mächtigste Vertreter der deutschen<br />
Filmwirtschaft kräftig daran, die demokratischen<br />
Kräfte zu sabotieren:<br />
Seit 1927 stand der einflussreiche<br />
rechte Großindustrielle Alfred Hugenberg<br />
der Universum Film AG<br />
(Ufa), dem größten deutschen Filmkonzern,<br />
vor. Hugenberg, der <strong>als</strong> nationaler<br />
Held gefeiert wurde, weil er<br />
den drohenden Verkauf der Ufa an<br />
die Amerikaner abgewendet hatte,<br />
begleitete publizistisch den Aufstieg<br />
der NSDAP, und unter seiner Führung<br />
geriet die deutsche Filmwirtschaft<br />
in das Fahrwasser der äußersten<br />
politischen Rechten. Als<br />
schließlich 1932/33 das allgemeine<br />
Konjunkturtief voll auf den Filmbereich<br />
durchschlug, waren nicht zuletzt<br />
durch Hugenberg die Weichen<br />
für eine politische Entwicklung in<br />
Deutschland bereits gestellt, deren<br />
Folgen weitaus fataler sein sollten<br />
<strong>als</strong> jede wirtschaftliche Krise.<br />
Alltag 1930: Der arbeitslose Schauspieler<br />
Wilhelm Michaelis wirbt in den<br />
Straßen Berlins mit einem Plakat für<br />
seine Arbeitskraft, Foto: bpk/Hans Schaller<br />
Schwerpunkt – newsletter 2/2009 15
„VW zögert“, meldete die Berliner Morgenpost im Februar über ein weiteres Engagement des Berlinale-<br />
Hauptsponsors. Die Berlinale selbst lässt verlauten, man werde sich im Frühsommer mit dem Autobauer,<br />
dessen mehrjähriger Sponsorenvertrag auslaufe, zusammensetzen. Ergebnis offen. Und wie geht es den<br />
Filmfestiv<strong>als</strong> in NRW? Zögern die Sponsoren, oder bewähren sich verlässliche Partnerschaften auch in<br />
schweren Zeiten?<br />
Mike Wiedemann, Leiter des Kinofests Lünen,<br />
das in seinem Budget von 250.000<br />
Euro traditionell einen besonders hohen Anteil<br />
nicht-öffentlicher Mittel einplant, sieht „bisher<br />
noch keine Anzeichen für eine Krise“. Ein Drittel<br />
des Budgets steuert die <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
bei, das Gros aber kommt aus Kartenverkäufen<br />
(im Jahr 2008 waren es 8.200 Besucher) und<br />
von privaten Geldgebern. Und Wiedemann hat<br />
großes Vertrauen in seine Sponsoren. Der <strong>als</strong><br />
Veranstalter des Festiv<strong>als</strong> fungierende Verein Pro<br />
Lünen, in dem Unternehmer, Selbstständige,<br />
Freiberufler und Führungskräfte lokaler Unternehmen<br />
vertreten sind, meldete auf seiner Website<br />
bereits im vergangenen Oktober: Die Finanzierung<br />
für das 20. Kinofest Lünen im Herbst<br />
2009 steht.<br />
Viel deutlicher spürt man die Krise bei den<br />
Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, die<br />
vom 30. April bis 5. Mai zum 55. Mal stattfinden.<br />
„Die Sponsoren sind deutlich zurückhaltender,<br />
wollen sich bis zur letzten Minuten nicht<br />
festlegen“, berichtet Festivalleiter Lars Henrik<br />
Alle reden von Krise, bei Ihnen<br />
hingegen sieht es nicht danach aus:<br />
Schreiben sich Komödien in Krisenzeiten<br />
leichter?<br />
Am Leichtesten schreiben sich Komödien,<br />
wenn einem was Lustiges einfällt. Kleiner Scherz.<br />
Klar, in Krisenzeiten wird der Bedarf nach leichter<br />
Unterhaltung natürlich größer. Die Älteren,<br />
wie ich, erinnern sich noch an die wilden 20er<br />
Jahre des letzten Jahrhunderts. Leider bin ich<br />
jetzt nicht unbedingt ein Experte fürs reine Unterhaltungsfach,<br />
insofern rechne ich <strong>als</strong>o auch<br />
quasi stündlich mit der Krise.<br />
Glauben Sie daran, dass die<br />
Leute sich in unsicheren Zeiten lieber<br />
durchs Lachen ablenken lassen<br />
<strong>als</strong> sonst?<br />
Komischerweise hat man mir auch schon<br />
vor Jahren die Frage gestellt, ob die Leute sich<br />
nicht durch Comedy von den wahren Problemen<br />
ablenken wollen. Dam<strong>als</strong> ging es noch um so<br />
Sachen wie Waldsterben, Menschenrechte, Ungerechtigkeit<br />
und Hunger in der Welt. Es scheint<br />
<strong>als</strong>o so, <strong>als</strong> ob die Leute sich zu allen Zeiten immer<br />
von irgendwas ablenken lassen wollen. Das<br />
würde auch die Vielzahl von legalen und illega-<br />
16<br />
NRW-Filmfestiv<strong>als</strong> auf Sponsorensuche<br />
Allgemeine<br />
Verunsicherung<br />
Gass. Langjährige Unterstützer der Kurzfilmtage<br />
verringern ihre Zuwendungen. „Die Verunsicherung<br />
ist sehr groß“, beschreibt Gass die Situation.<br />
Auch erfolgreiche inhaltliche Kooperationen<br />
aus den vergangenen Jahren, etwa mit dem Projekt<br />
Die Gesellschafter der Aktion Mensch, werden<br />
aus Kostengründen nicht fortgesetzt. Obwohl<br />
Oberhausen für sein Budget von 1,1 Millionen<br />
Euro lediglich zu 15 Prozent auf Drittmittel<br />
(Einnahmen aller Art plus Sponsoring) angewiesen<br />
ist, müssen nun die öffentlichen Förde-<br />
Ralf Husmann,<br />
Foto: Brainpool<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
len Drogen erklären. Die großen Kinolacherfolge<br />
wie „Der Schuh des Manitu“ oder „Otto –<br />
der Film“ kamen ja auch in weitgehend krisen-<br />
rungen teilweise erhöht werden. Zwar ist das<br />
diesjährige Festival nicht gefährdet, aber, so<br />
Gass, seien nicht alle Verbindlichkeiten, die bereits<br />
eingegangen werden mussten, gedeckt:<br />
„Ein Restrisiko bleibt.“<br />
Beim Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln<br />
(21.-25. April), das über ein Festivalbudget<br />
von ca. 500.000 Euro verfügt, konzentriert<br />
sich der Anteil der Sponsoren im Wesentlichen<br />
auf die Finanzierung der zu vergebenden<br />
Preise. Langjährige Sponsoren wie RWE oder<br />
Toyota seien wieder dabei, sagt Geschäftsfüh-<br />
Aus der Feder des gebürtigen Dortmunders Ralf<br />
Husmann stammen erfolgreiche Serien wie „Strom-<br />
berg“ und „Dr. Psycho“. Sein neues Format „Der<br />
kleine Mann“ läuft seit Ende März bei ProSieben.<br />
Angesichts der Krise fragte Oliver Baumgarten:<br />
Ist Humor wirklich, wenn man trotzdem lacht?<br />
Interview Ralf Husmann<br />
Leicht und schön<br />
freien Zeiten auf die Leinwände. Ich glaube, mit<br />
der Krise steigt eher der Bedarf nach „schönen“<br />
und „leichten“ Filmen.<br />
Wie wird denn in der neuen<br />
Staffel von „Stromberg“ auf die Krise<br />
reagiert – Stromberg selbst wird<br />
ja sicher einen Schuldigen gefunden<br />
haben?<br />
Stromberg arbeitet ja Gott sei Dank nicht<br />
bei einer Bank sondern bei einer Versicherung,<br />
und denen geht es ja noch verhältnismäßig gut.<br />
Krisenstimmung im „Stromberg"-Büro: Schuld sind<br />
immer die da oben. Foto: Kai Schulz/ ProSieben<br />
newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />
rerin Christina Essenberger. Jedoch hätten sämtliche<br />
potenziellen Geldgeber, mit denen noch<br />
Ende des letzten Jahres über ein Engagement<br />
gesprochen wurde, einen Rückzieher gemacht.<br />
Auch das Anzeigengeschäft sei eingebrochen.<br />
Wer Mitarbeiter entlässt kann nicht noch Geld<br />
für Anzeigen ausgeben, argumentieren die Unternehmen.<br />
Zwar habe es, meint Christina Essenberger,<br />
bislang keine qualitativen Einbußen<br />
im Festivalprogramm gegeben, aber das Geld<br />
ist knapp: „Da muss man zweimal überlegen,<br />
ob man für 1.500 Euro eine Filmemacherin aus<br />
dem Jemen einfliegen kann.“<br />
Für Werner Ruzicka, den Leiter der Duisburger<br />
Filmwoche, die im Herbst wieder dem<br />
deutschsprachigen <strong>Dokument</strong>arfilm ein Forum<br />
bieten wird, steht die alljährliche Suche nach privaten<br />
Geldgebern gerade erst am Anfang. Doch<br />
es zeichnet sich bereits ab, dass die 20.000 bis<br />
30.000 Euro, die so für das Gesamtbudget von<br />
240.000 Euro gewonnen werden müssen, in<br />
diesem Jahr schwieriger zu akquirieren sind.<br />
Auch Anzeigen sind kaum zu bekommen.<br />
Manchmal, meint Ruzicka, werde aber auch „die<br />
Krise <strong>als</strong> Argument vorgeschoben, um gar nicht<br />
erst in die inhaltliche Diskussion – wo und wie<br />
kann man sinnvoll zusammenarbeiten – einsteigen<br />
zu müssen“. Aber er ist hoffnungsvoll, dass<br />
sich auch noch Unternehmen finden werden,<br />
die mit ihrem Engagement gerade in den<br />
schwierigen Zeiten „ein Zeichen setzen“ wollen.<br />
Der <strong>Dokument</strong>arfilm selbst jedenfalls, davon<br />
konnte sich Werner Ruzicka gerade bei der Diagonale<br />
in Graz überzeugen, sei in guter Form.<br />
Stromberg schnürt aber trotzdem in der neuen<br />
Staffel sein eigenes Konjunkturpaket, was natürlich<br />
völlig verpufft. Ganz wie im wahren Leben<br />
<strong>als</strong>o. Schuld sind naturgemäß immer die anderen,<br />
bzw. die da oben. Auch wie im wahren<br />
Leben.<br />
Funktioniert Stromberg deswegen<br />
so gut, weil man über ihn stellvertretend<br />
für den eigenen unfähigen<br />
Chef lachen kann?<br />
Ich höre jedenfalls häufig den Satz „So einen<br />
haben wir bei uns im Büro auch“. Als rudimentär<br />
humanistisch gebildeter Autor möchte<br />
ich natürlich auch, dass man den Stromberg<br />
in sich selbst erkennt. Die meisten von uns kommen<br />
ja auf der Basis von wenig Ahnung, aber<br />
vielen Vorurteilen zu Aussagen über die Welt<br />
und das Leben. Das ist eigentlich die Quintessenz<br />
von Stromberg.<br />
Es wird ja kaum ein Zufall sein,<br />
dass Ihre neue Serie „Der kleine<br />
Mann“ heißt: Verteidigt der Held<br />
endlich offen die Rechte des kleinen<br />
Mannes?<br />
Nein. Auch Rüdiger Bunz – der „Held“ der<br />
Serie – ist dem wahren Leben abgeschaut, und<br />
da ist ja der kleine Mann schnell bereit, alle Rechte<br />
abzutreten, wenn ihm im Gegenzug Sicherheit,<br />
Geld oder wenigstens eine attraktive Frau<br />
angeboten werden. Es ziehen ja auch die am<br />
meisten über „gierige Manager“ her, die nicht<br />
genau wissen, wie sie bei der eigenen Steuererklärung<br />
bescheißen können. Ich fürchte <strong>als</strong>o,<br />
Rüdiger Bunz wird kein Spartakus, nicht mal ein<br />
Karl Liebknecht. Er ist eher Paul Potts ohne Musik.<br />
Aber lustig wird es dennoch.
Daheim zappen drei Viertel aller Zuschauer<br />
weg, sobald ein Werbespot auf der<br />
Mattscheibe erscheint. Im Kino ist das anders.<br />
Werbung auf der Leinwand gilt zwei Dritteln<br />
des Publikums <strong>als</strong> cool oder originell oder lustig,<br />
in jedem Fall <strong>als</strong> unterhaltsam. Statistisch<br />
gesehen laufen vor jeder Vorstellung durchschnittlich<br />
14 Werbespots im Kino, an die Hälfte<br />
davon erinnern sich die Zuschauer auch noch<br />
einen Tag später. Songs wie „Like Ice in the Sunshine”<br />
oder „Bacardi Feeling” haben über die<br />
Jahre Kultstatus erreicht, die dazu gehörigen<br />
Marken sind fest im Gedächtnis geblieben,<br />
auch wenn die Spots längst abgesetzt sind. „Die<br />
Werbeakzeptanz von Kinospots ist enorm“,<br />
freut sich denn auch der Cinemonitor, der im<br />
Auftrag der FWD Werbung im Kino erstellt<br />
wird. Oder anders ausgedrückt: Kinowerbung<br />
ist erfolgreiche Imagewerbung pur.<br />
Ein wenig erinnert das Lob in eigener Sache<br />
an das Pfeifen im dunklen Wald, denn der<br />
Jahresumsatz der Kinowerbung sinkt schon länger<br />
und kontinuierlich – mindestens seit 2004<br />
jährlich jeweils um rund zehn Prozent. In den<br />
beiden ersten Monaten dieses Jahres halbierte<br />
sich das Werbegeschäft sogar. „Man muss<br />
dieses Ergebnis etwas relativieren“, hält Matthias<br />
Birkenholz dagegen. Der Geschäftsführer des<br />
Kinovermarkters Werbeweischer glaubt, dass<br />
sich das Jahr insgesamt gesehen in normalen<br />
Bahnen entwickeln wird. Die Berechnung des<br />
Umsatzverlustes falle so drastisch aus, weil man<br />
sich mit dem ersten Quartal des Jahres 2008 vergleichen<br />
müsse. Das aber sei eines der umsatzstärksten<br />
des letzten Jahrzehnts gewesen. In der<br />
Vergangenheit habe es immer mal wieder gute<br />
und schlechte Jahre gegeben. Entwarnung<br />
will er aber nicht geben. Natürlich werde sich<br />
die aktuelle Wirtschaftskrise auf die Werbeetats<br />
auswirken, Kino sei für die Agenturen ein „Randmedium“,<br />
das Internet habe da eindeutig bessere<br />
Karten. Klagen führten indes nicht weiter:<br />
„Irgendwann muss man sich damit abfinden,<br />
dass der Markt sich umstrukturiert.“ Zudem stehen<br />
weitere Werberestriktionen ins Haus. Die<br />
Präsentation von Zigaretten und Alkohol soll<br />
noch weiter eingeschränkt werden. Seit einigen<br />
Monaten wird darüber in Berlin verhandelt.<br />
Rechtsanwalt Reiner Borgelt, Geschäftsführer<br />
von FDW Werbung im Kino, rechnet jedenfalls<br />
mit „handfesten Verlusten“ bei den Werbeeinnahmen.<br />
Von Sabine Bätzing, der Drogenbeauftragten<br />
der Bundesregierung, wird wenig<br />
Kompromissbereitschaft erwartet, zumal die Tabakindustrie<br />
bereits ihre grundsätzliche Bereitschaft<br />
zu weiteren Einschränkungen erklärt hat<br />
und zurückstecken will, insbesondere dann,<br />
wenn es um „ein unspezifisches Publikum“ geht,<br />
so Elfriede Buben, Pressesprecherin von Philipp<br />
Morris. Das Unternehmen will – anders <strong>als</strong> andere<br />
Tabakkonzerne – seine Kinowerbung zwar<br />
nicht einstellen, doch Kinogänger gelten <strong>als</strong> heterogene<br />
und eben unspezifische Gruppe auf<br />
den sich rasch wandelnden Werbemärkten.<br />
Auch das Geschäft mit dem Verkauf von Werbespots<br />
selbst ist härter geworden. „Kein Auf-<br />
trag wird heute mehr nach normalen Kriterien<br />
abgewickelt“, so Birkenholz. „Jeder hat Sonderwünsche<br />
und Vorstellungen, wie sein Auftrag<br />
mit zusätzlichen Freileistungen und sonstigen<br />
Goodies abgewickelt werden soll.“ Und noch<br />
ein Problem: Kinowerbung <strong>als</strong> Imagewerbung<br />
setzt grundsätzlich auf lange Zyklen, ihre Reichweiten<br />
verbessern sich nur langsam, dafür aber<br />
kontinuierlich. Im Gegensatz dazu agiert die<br />
Werbebranche immer schneller und hektischer,<br />
in den Mittelpunkt rücken immer mehr kurzfristige<br />
Kampagnen, die wegen der derzeit üblichen<br />
Vorlaufzeit in der Kinowerbung nicht einsetzbar<br />
sind. Die anstehende Digitalisierung der<br />
Lichtspielhäuser soll hier Abhilfe schaffen und<br />
auch kurzfristige Buchungen etwa durch Werberiesen<br />
und „Schnelldreher“ wie Mediamarkt<br />
und Saturn ermöglichen. Ob und wie die Gleichung<br />
„Mehr Geschwindigkeit = mehr Chancen“<br />
aufgehen wird, ist allerdings ungewiss.<br />
Auch wenn Kinoketten wie UCI Kinowelt bereits<br />
in diesem Sommer in ausgewählten Häusern<br />
Kinowerbung sogar im 3D-Format anbieten<br />
wollen, wird sich der Digital Rollout über einige<br />
Jahre hinziehen. Ob die Digitalisierung automatisch<br />
neue Werbekunden mit sich bringt?<br />
Meinolf Thies, Betreiber von Kinos in Lünen,<br />
Solingen und Herten, ist eher skeptisch. Zwar<br />
seien Angebotspalette und Kundenorientierung<br />
der Kinowerbung in den letzten Jahren insgesamt<br />
deutlich verbessert worden, doch einzelne<br />
Marktsegmente im lokalen und regionalen<br />
Bereich habe man dabei eher vernachlässigt.<br />
Vielleicht könne man für solche Kunden vor<br />
dem eigentlichen Werbeblock ohne bewegte<br />
Bilder werben, die digitale Technik erleichtere<br />
das allemal. Aber ein Kino sei auch ohne Werbung<br />
machbar. Eben hat Thies den Werbevertrag<br />
für sein Haus in Solingen gekündigt. In Lünen<br />
läuft bereits vor jeder Vorstellung ein 30sekündiger<br />
Spot, mit dem sich fünf prominente<br />
lokale Unternehmen <strong>als</strong> Kinosponsoren vorstellen.<br />
„Wir nehmen damit genau so viel ein<br />
wie mit einem rund zehnminütigen Werbeblock.“<br />
Eine Lösung, so Thies, die „vielleicht nicht<br />
für ganz Kino-Deutschland, aber doch für das<br />
eine oder andere Haus überlegenswert“ wäre.<br />
Zum Thema Krise und Kino gibt es zwei<br />
gängige Theorien. Erstens: Die Leute<br />
suchen Ablenkung und gehen mehr ins Kino.<br />
Zweitens: Die Leute haben kaum noch<br />
Geld und gehen weniger ins Kino. Beides<br />
kann ich bei uns im Cinedom nicht erkennen.<br />
Sicher es gibt im Moment Filme, die<br />
ordentlich funktionieren, obwohl ich sie<br />
am Anfang des Jahres nicht „auf der Uhr“<br />
hatte, „Benjamin Button“, „Der Vorleser“<br />
und „Gran Torino“ zum Beispiel. Aber jetzt<br />
auch nicht so sehr, dass ich den Leuten<br />
Realitätsflucht unterstellen wollte. Offen<br />
gesagt: Wir gehen doch seit Jahren von einer<br />
Krise übergangslos in die nächste über.<br />
Ist diese jetzt schlimmer <strong>als</strong> all die Krisen<br />
vorher? Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass<br />
viele das Thema Krise eigentlich nicht mehr<br />
hören können. Ich schließe mich da an.<br />
Martin Ebert<br />
Geschäftsführer Cinedom, Köln<br />
Schwerpunkt – newsletter 2/2009<br />
In den beiden ersten Monaten des Jahres ist die Kinowerbung regel-<br />
recht zusammen gebrochen und verzeichnete ein Minus von 48,5<br />
Prozent. Ein Resultat der aktuellen Wirtschaftskrise? Nicht unbedingt,<br />
hat Wolfgang Hippe bei seinen Recherchen erfahren.<br />
Kinowerbung<br />
No Ice<br />
in the<br />
Sunshine<br />
VON WOLFGANG HIPPE<br />
Für Reklame öffnet<br />
sich der Vorhang<br />
immer seltener.<br />
Foto: Lichtburg Essen:<br />
Hanns-Peter Hüster<br />
17
Die aktuelle Wirtschaftskrise war am Anfang eine Krise der Banken.<br />
Auch die Filmbranche ist auf die großen Kreditinstitute angewiesen.<br />
Wir haben bei Banken nachgefragt, welche Folgen die Krise für die<br />
deutsche Filmindustrie haben wird. Geantwortet haben die NRW.BANK<br />
und die Stadtsparkasse Köln/Bonn.<br />
Banken sind für jeden Film unverzichtbar.<br />
In Deutschland und Europa weniger<br />
deshalb, weil sie ins mediale Risikogeschäft<br />
investieren, sondern weil sie für die Zwischenfinanzierung<br />
sorgen, wenn Produzenten<br />
mit ihrem Finanzmix aus Filmfördermitteln,<br />
Fernsehgeld, Vorabverkäufen und Eigenmitteln<br />
vorstellig werden. „Die größte<br />
Hürde auf dem Weg vom Drehbuch ins<br />
Studio ist das Geld“, konstatiert denn auch<br />
Markus Röhle trocken. In der NRW.BANK<br />
ist er für das Thema Filmfinanzierung zuständig<br />
und kann bereits seit dem Start der<br />
Abteilung im Juli 2007 auf rund 200 Anfragen<br />
und mittlerweile neun von der Bank<br />
auf den Weg gebrachte Filme zurückblikken.<br />
Dazu gehören „Hilde“ mit Heike Makatsch,<br />
der schon im Kino ist, und „Wüstenblume“<br />
von Sherry Hormann, der auf der<br />
gleichnamigen Autobiografie der Somalie-<br />
rin Waris Dirie basiert. Der Film soll im<br />
Herbst anlaufen. Bisher wurden insgesamt<br />
9,5 Millionen Euro vergeben. Das Interesse<br />
der Branche erklärt sich aus der Gap-Finanzierung,<br />
die Röhle anbieten kann. Dabei<br />
tritt er in Vorleistung auf die zu erwartenden<br />
Erlöse aus der Vermarktung des<br />
Films. International wird so etwas häufiger<br />
angeboten, in Deutschland verfügt <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
damit über „ein echtes Alleinstellungsmerkmal“,<br />
so Röhle: „Ziel unserer<br />
Filmfinanzierung ist es, den Kinostandort<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> zu fördern.“ Auch<br />
deshalb und nicht nur wegen der Refinanzierung<br />
liegen international vermarktbare<br />
Produktionen im Fokus. Die Wirtschaftskrise<br />
ändert an dieser Aufstellung kaum etwas.<br />
Röhle: „Unser Geschäft ist von der aktuellen<br />
Entwicklung bisher nicht berührt.<br />
Betroffen sind allerdings die Produzenten,<br />
denen beim Verkauf von TV-Lizenzen oder<br />
im Weltvertrieb die Preise weg brechen –<br />
auch weil einige nationale Märkte zunehmend<br />
schrumpfen.“<br />
Noch „keine klaren Auswirkungen“ der<br />
Krise auf die Filmbranche sieht derzeit auch<br />
Michael Nißl, Leiter Entertainment Finance<br />
der Sparkasse Köln/Bonn: „Man kann aber<br />
davon ausgehen, dass auch die Filmbran-<br />
18<br />
Die Banken, der Film und die Krise<br />
che involviert wird“ – wie es die Fernsehbranche<br />
bereits ist. Hier sieht Nißl eine „gewisse<br />
Unruhe und Unsicherheit“: „Hintergrund<br />
dürften die in diversen Medien geäußerten<br />
Aussagen bezüglich der Werbebranche<br />
sein, die dort zumindest eine gewisse<br />
Zurückhaltung bei den Werbebudgets<br />
erwarten lässt.“<br />
Ein anderes<br />
Konjunkturprogramm<br />
Die Finanzierung von Filmen ist nur ein<br />
Teil der Aktivitäten beider Banken, die sich<br />
mit den kreativen Branchen befassen. Die<br />
Sparkasse engagiert sich schon fast traditionell<br />
in diesem Bereich und will auch in der<br />
Krise nicht davon abgehen. Nißl: „Selbstverständlich<br />
stehen der Kreativwirtschaft alle<br />
Sonderprogramme, die unser Haus im Rahmen<br />
der Mittelstandsoffensive auflegen<br />
wird, zur Verfügung.“ Dieses Kreditprogramm<br />
zur Unterstützung von Gründungsund<br />
Investitionsfinanzierungen umfasst<br />
zwar 1,3 Milliarden Euro, doch welche kultur-<br />
und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten<br />
partizipieren können, ist umstritten. Denn<br />
für diese Branchen sind kleinteilige Unter-<br />
Mikrokredite für Kreative<br />
VON WOLFGANG HIPPE<br />
nehmensstrukturen typisch, viele Kreative<br />
arbeiten <strong>als</strong> Selbstständige oder Einzelunternehmer<br />
– „ohne Zugang zum Kapitalmarkt“,<br />
wie ein Betroffener mit einem Augenzwinkern<br />
formuliert. Hier will die<br />
NRW.BANK gezielt Abhilfe schaffen und ein<br />
„Konjunkturprogramm der anderen Art“<br />
auflegen. Der von ihr im Januar gestartete<br />
Kreativwirtschafsfonds stellt neben den<br />
üblichen Gründerkrediten auch Mikrodarlehen<br />
zwischen 5.000 und 25.000 Euro bereit.<br />
Allerdings ist die Vergabe mit Auflagen<br />
verbunden. Man muss nicht nur den üblichen<br />
Businessplan vorlegen, sondern sich<br />
auch zu einer „Begleitberatung“ verpflich-<br />
newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />
ten, in der grundsätzliches „kaufmännisches<br />
Wissen“ vermitteln wird. Denn, so ein Berater,<br />
der angesprochene Personenkreis sei<br />
„häufig wirtschaftsfern positioniert“. Dieter<br />
Gorny, Aufsichtsratsvorsitzender der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, begrüßt jedenfalls das Programm:<br />
„Ich sehe täglich kreativwirtschaftliche<br />
Akteure, die mit oftm<strong>als</strong> geringen Mitteln<br />
und hoher Professionalität erfolgreiche<br />
Geschäftsmodelle umsetzen. Ich freue mich,<br />
dass jetzt der Kapitalmarktzugang für die<br />
Branchen, eines der größten Probleme der<br />
Kreativwirtschaft, verbessert wird.“<br />
Keine Frage, die Krise ist da. Das merkt man<br />
daran, dass noch mehr gejammert wird <strong>als</strong><br />
sonst. Trotzdem werden die Leute, denen Filmemachen<br />
wirklich eine Herzensangelegenheit<br />
ist, weiterhin Filme drehen. Auch sollte man versuchen,<br />
jeder Krise eine positive Seite abzugewinnen.<br />
Not macht bekanntlich erfinderisch.<br />
In den USA zum Beispiel entstehen gerade auffallend<br />
viele Independent-Filme im unteren und<br />
mittleren Budget-Bereich. Gute Filme kann und<br />
muss man machen, egal wie widrig die Umstände<br />
und wie bescheiden die Budgets sind.<br />
Und die derzeitigen Zuschauerzahlen belegen,<br />
dass die Wirtschaftskrise dem Kinobesuch keinen<br />
Abbruch tut. Im Gegenteil!<br />
Hannes Jaenicke<br />
Schauspieler
Schnell, schneller, Berlinale: Kein halbes<br />
Jahr nach der Lehman-Pleite hatte man<br />
im Februar 2009 angeblich den passenden<br />
Film zur Finanz- und Bankenkrise im Wettbewerb:<br />
„The International“. Da hier aber<br />
nicht Hellseher Hanussen, sondern Tom<br />
Tykwer Regie führte, konnte dies bei den<br />
Produktionsvorläufen großer Spielfilmprojekte<br />
schlechterdings kaum zutreffen. Tatsächlich<br />
entpuppt sich der polyglotte Thriller<br />
zwar <strong>als</strong> Werk über eine „very bad<br />
bank“, die freilich keine faulen Immobilienkredite<br />
stapelt und weiterverkauft, sondern<br />
In der Welt des<br />
Risiko-Kapit<strong>als</strong> sind<br />
sie ein eigespieltes<br />
Team: Nina Hoss<br />
und Devid Striesow<br />
in „Yella“,<br />
Foto: Schramm Film<br />
Wird es bald das Genre Bankenfilm geben? Oder sehen wir die Krise auf der Leinwand eher in gut<br />
beobachteten Momenten, die zeigen, welche Folgen Verunsicherung, Arbeitsverlust und Armut<br />
bei den Menschen verursachen? Oder sind die Geschehnisse an den Finanzmärkten der letzten Monate<br />
nur <strong>als</strong> Groteske zu erzählen? Hartmut Wilmes, Filmkritiker der Kölnischen Rundschau, hat sich für den<br />
Newsletter Gedanken gemacht.<br />
Die Filme zur Krise<br />
weltweit Kriege wie Aufstände finanziert<br />
und Mitwisser nach traditioneller Mafia-<br />
Methode per Auftragsmord auslöscht.<br />
Was dies mit der ebenfalls monströsen,<br />
aber eher durch Zocker-Hybris <strong>als</strong> durch Kapitalverbrechen<br />
ausgelösten Finanzkrise zu<br />
tun hat? Außer dem frostigen Milieu gläserner<br />
Konferenztrakte und der Behauptung<br />
eines weltweiten Geschehens eigentlich<br />
nichts. Doch kann man dem Festival diesen<br />
anmaßenden Aktualitätsanspruch verübeln,<br />
wenn vorher schon die braven „Buddenbrooks“<br />
von Kritikern zum Globalisierungsgleichnis<br />
umgedeutet wurden?<br />
Bisher waren Krisenzeiten stets äußerst<br />
ergiebig sprudelnde Quellen für Literatur<br />
und Kino. Doch solange Autoren und Regisseure<br />
befürchten müssen, dass ihre Fantasie<br />
von der Realität überrollt wird, werden<br />
sie sich womöglich zurückhalten. Das<br />
Werk zur Krise kann es somit noch gar nicht<br />
geben, auch wenn Erwin Wagenhofers <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
„Let’s make money“ dem Geheimnis<br />
perfide gelenkter Geldströme und<br />
zynisch in Kauf genommener Kollater<strong>als</strong>chäden<br />
in der Dritten Welt gespenstisch nahe<br />
kommt.<br />
Aber welche Filme wird uns die Krise<br />
bescheren? Hollywood plant dem Vernehmen<br />
nach „Wall Street 2“, und tatsächlich<br />
müssen die Gordon Gekkos dieser Welt<br />
vom Filettieren eigentlich profitabler Firmen<br />
Grotesk statt tragisch<br />
VON HARTMUT WILMES<br />
bis zum Ruinieren von Banken und der Erschütterung<br />
ganzer Volkswirtschaften kaum<br />
dazulernen. Und natürlich will <strong>Dokument</strong>ar-Guru<br />
Michael Moore mit seinem nächsten<br />
Streich die Deutungshoheit über amerikanische<br />
Verfehlungen behalten. Er sei<br />
schon mitten im Projekt und sucht auf seiner<br />
Homepage dringend aussagewillige Insider.<br />
Die bittet er nur „um einen Moment<br />
des Muts, um ein Held zu werden und mir<br />
zu helfen, den größten Schwindel in Amerikas<br />
Geschichte zu enthüllen“.<br />
Doch zugleich wird sich das Thema andere,<br />
schmalere Wege ins Kino bahnen. Wie<br />
die Depression der dreißiger Jahre Hollywood<br />
etliche Trinker- und Ehedramen bescherte,<br />
so dürfte auch die jetzige Finanzkrise<br />
den scharf belichteten Blick auf Einzelschicksale<br />
hervorbringen. Vielleicht etwa so,<br />
wie Christian Petzold schon in „Yella“ ganz<br />
beiläufig-präzise die brandenburgische Job-<br />
Steppe oder in „Jerichow“ die korrumpierende<br />
Macht des Geldes zeigte. Nicht im Stil<br />
des deduktiven Thesenfilms, sondern mit<br />
dem Mut zur privaten Verknappung und<br />
Verdichtung.<br />
Wie dies auch in kleinen Filmländern<br />
funktionieren kann, zeigte die uruguayische<br />
Berlinale-Überraschung „Gigante“, die Arbeitsplatzverlust<br />
und Armut stets wie eine<br />
Begleitmelodie neben das Leitmotiv der<br />
amourösen Überwachungsgeschichte stellte.<br />
Und wer jüngst in den Nachrichtensendungen<br />
Scharen chinesischer Hochschulabsolventen<br />
durch riesige Jobvermittlungshallen<br />
ziehen sah, kann sich auch aus den asiatischen<br />
Ländern markante Beiträge zum<br />
Thema vorstellen.<br />
Größere Publikumschancen dürften indessen<br />
grimmige Schurkenporträts haben,<br />
die – wie einst in das „Fegefeuer der Eitelkeiten“–<br />
in lustvoller Zeitlupe den Sturz der<br />
Banker aus dem Bonus-Himmel zeigen.<br />
Und wenn ein unerschrockener Regisseur<br />
doch das große Ganze, die Krise in all<br />
ihren Vorstufen, Eskalationen und Auswirkungen<br />
auf die Leinwand bannen wollte?<br />
Dann sollte er sich vielleicht noch einmal Robert<br />
Altmans „Short Cuts“ ansehen. Dessen<br />
hochintelligente Patchwork-Dramaturgie<br />
dürfte der Fülle der Schauplätze und der<br />
Spreizung der betroffenen Milieus – vom<br />
Krisenstab im Kanzleramt über die Vorstandssitzung<br />
in der Landesbank bis zur Familie<br />
vor ihrem zwangsversteigerten Haus<br />
– am ehesten gerecht werden können. Allerdings,<br />
ein solches Projekt kostet Geld, das<br />
auch in der Filmbranche knapper wird.<br />
Das Genre des Katastrofenfilms dürfte<br />
sich schon aus diesem Grund eher nicht aufdrängen,<br />
passt aber ohnehin nur auf den<br />
ersten Blick. Von wenigen Ausnahmen abgesehen,<br />
lässt es einen meist nur gnädig dezimierten<br />
Trupp wackerer Einzelkämpfer den<br />
Naturgewalten sowie anderen übermächtigen<br />
Gegnern trotzen – ein Schema, das<br />
auf die noch unabsehbaren Folgen dieser<br />
komplexen Krise kaum passt.<br />
Doch dass Format sprengende Tragödien<br />
auch ganz anders bebildert werden<br />
können, hat das Kino ebenfalls vielfach bewiesen.<br />
Charlie Chaplins „Großer Diktator“<br />
bekräftigte schon Friedrich Dürrenmatts Credo,<br />
dass der monströsen Unübersichtlichkeit<br />
der Moderne längst nicht mehr mit dem<br />
klassischen Trauerspiel, sondern nur noch<br />
mit der Groteske beizukommen sei. Gut<br />
möglich <strong>als</strong>o, dass sich demnächst Steve<br />
Martin & Co. in Bilanzen verheddern dürfen.<br />
Und warum sollten die Coen-Brüder ihrer<br />
Verulkung der CIA („Burn after Reading“)<br />
nicht eine Spott-Arie auf jene nadelgestreiften<br />
Herren folgen lassen, die sich vor dem<br />
großen Crash ebenso unbesiegbar wähnten?<br />
Wir werden die Augen offen halten.<br />
Schwerpunkt – newsletter 2/2009 19
Von den deutschen TV-Sendern kommen ganz unterschiedliche<br />
Krisen-Meldungen. Dass die Werbeerlöse teilweise dramatisch<br />
eingebrochen sind, macht besonders dem privaten Rundfunk<br />
schwer zu schaffen.<br />
TV-Sender in der Krise<br />
Kreativ Sparen<br />
VON PETER HANEMANN<br />
Auch wenn es keine Wirtschaftskrise gäbe<br />
– der WDR müsste sparen. Für die<br />
im Januar begonnene bis 2013 laufende<br />
Gebührenperiode summieren sich Fehlbeträge<br />
auf über 100 Millionen Euro. Dafür<br />
nennt die Anstalt im Wesentlichen zwei<br />
Gründe: Zum einen liegt die vorangegangene<br />
Gebührenanpassung für die ARD bereits<br />
zum zweiten Mal unterhalb der Inflationsrate,<br />
zum anderen verzeichnen die Öffentlich-Rechtlichen<br />
eine stetige Steigerung<br />
von Gebühren-Befreiungen. In NRW ist der<br />
Anteil von Menschen, die aus sozialen<br />
Gründen keine Rundfunkgebühren zahlen<br />
müssen, besonders hoch. Der WDR geht<br />
davon aus, dass die Befreiungsquote wegen<br />
der Krise noch weiter ansteigen wird.<br />
Also wird gespart. Die Maßnahmen reichen<br />
vom Wegfall von Planstellen über ein neues<br />
Funktions- und Flächenprogramm („Reduzierung<br />
eines durchschnittlichen Arbeitsplatzes<br />
auf durchschnittlich 11,2 Quadratmeter“)<br />
bis zu Prozessoptimierungen im<br />
Hörfunk. Am Programm wird erst mal nicht<br />
gespart. Die Aufwendungen für Hörfunk<br />
und Fernsehen sind sogar um zwei Prozent<br />
gestiegen und belaufen sich 2009 auf<br />
knapp 500 Millionen Euro, davon entfallen<br />
411 Millionen auf das Fernsehprogramm.<br />
Auch bei der Fiction gibt es keine<br />
Abstriche. Nichtsdestotrotz will Fernsehspiel-Chef<br />
Gebhard Henke nun über einen<br />
längeren Zeitraum versuchen, die in den<br />
1990er Jahren stark gestiegenen Produktionskosten<br />
in den Griff zu bekommen:<br />
„Sparen kann angesichts des hohen Standards<br />
der fiktionalen Produktionen in<br />
Deutschland nur mit großer Intelligenz und<br />
Kreativität geschehen.“ Henke: „Unseren<br />
Filmen sieht man das – zum Glück – nicht<br />
an.“<br />
Auch das ZDF will seine Bemühungen<br />
um eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit<br />
bei der Programmherstellung „konsequent<br />
und erfolgreich fortsetzen“ – so Petra<br />
Birkenbeil, Leiterin der Hauptabteilung<br />
Finanzen. Dabei sieht Intendant Markus<br />
Schächter die Ausgangslage des ZDF trotz<br />
Krise günstig. Erstm<strong>als</strong> seit 16 Jahren gingen<br />
die Mainzer schuldenfrei in eine neue<br />
Gebührenperiode: Und mit mehr <strong>als</strong> 500<br />
Millionen Euro vergibt das ZDF innerhalb eines<br />
einzigen Jahres Aufträge an die deutsche<br />
Produktionswirtschaft wie noch nie zuvor.<br />
Die Investition ins fiktionale Erzählen<br />
umfasst etwa die neue Serie „Klimawech-<br />
20<br />
sel“, die das ZDF mit Doris Dörrie plant, und<br />
Verfilmungen von Büchern der französischen<br />
Erfolgsautorin Fred Vargas oder des<br />
Schweden Stieg Larsson. Schächter: „Wir<br />
werden in der Krise unsere Stärken stärken.“<br />
Offenbar muss man sich um das öffentlich-rechtliche<br />
Gefüge auch in der Wirtschaftskrise<br />
erst einmal keine Sorgen machen.<br />
Demgegenüber ist die Nachrichtenlage<br />
für den privaten Rundfunk geradezu<br />
explosiv. So warnte unlängst Thomas Langheinrich,<br />
Vorsitzender der Kommission für<br />
Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten,<br />
angesichts der Wirtschaftskrise<br />
vor dramatischen Folgen für die Medienwirtschaft.<br />
„Wir müssen dafür sorgen, dass<br />
die Werbung <strong>als</strong> wesentliche Finanzierungsform<br />
nicht ausgehöhlt wird und es nicht zu<br />
einer Schieflage zu Ungunsten des privaten<br />
Rundfunks kommt.“ Daran könne auch der<br />
öffentlich-rechtliche Rundfunk kein Interesse<br />
haben, er würde auch von einer „finanziellen<br />
Dauerschwäche“ der privaten Konkurrenz<br />
nicht profitieren.<br />
Die Schieflage ist längst da, zumindest<br />
bei ProSiebenSat.1. Die Münchener Sendergruppe<br />
steckt in tiefroten Zahlen, aber nicht<br />
wegen der Wirtschaftskrise, sondern wegen<br />
der hohen Abschreibung auf die skandinavische<br />
Sendergruppe SBS, mit der sie<br />
ihre Eigentümer, die Finanzinvestoren KKR<br />
und Permira, fusioniert hatten. Die RTL<br />
Group sieht sich – mit Bertelsmann im Rükken<br />
– besser aufgestellt <strong>als</strong> die von Hedgefonds<br />
beherrschten Konkurrenten. 2008<br />
steigerte das Unternehmen ohne Übernahmen<br />
seinen Umsatz, schrieb einen Nettogewinn<br />
und schickte 504 Millionen Euro der<br />
Dividende nach Gütersloh. Zum Ergebnis<br />
trugen insbesondere die deutsche Senderfamilie<br />
(RTL, RTL II, Super RTL, Vox, n-tv) und<br />
die Produktionsfirma Fremantle Media bei.<br />
Inzwischen sorgt sich Gerhard Zeiler, CEO<br />
der RTL Goup, weil die Werbeerlöse an den<br />
meisten europäischen Märkten im Januar<br />
und Februar um zweistellige Raten eingebrochen<br />
sind. In der Bundesrepublik ging<br />
die TV-Werbung zeitgleich um 3,4 Prozent<br />
(brutto) zurück. Deshalb will Zeiler nun – europaweit<br />
– auf die Kostenbremse treten. Bei<br />
RTL Television, Köln, wird schon seit 2005<br />
gespart, <strong>als</strong> Geschäftsführerin Anke Schäferkordt<br />
Zeiler ablöste. Eine weitere Ersparnis<br />
soll auch die Zusammenlegung der hiesigen<br />
RTL-Familie im neuen Domizil in den<br />
Kölner Messehallen bringen.<br />
newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />
Flauten können uns erstmal nicht so sehr<br />
schocken: Unabhängige Filmproduktion ist<br />
schließlich Krisenmanagement im Dauerzustand.<br />
Die aktuelle ökonomische Krise scheint<br />
sich allerdings stärker auf die Branche auszuwirken:<br />
Produktionsaufträge und Umsätze gehen<br />
zurück, eine Kostendeckung findet immer<br />
weniger statt. Und das trifft die Produktionswirtschaft<br />
hart. Andererseits weiß man ja, dass<br />
das Publikum in solchen Zeiten nach mehr Zerstreuung<br />
und Unterhaltung sucht – ob das eine<br />
gute Nachricht wird?<br />
Joachim Ortmanns<br />
Produzent, Lichtblick Film<br />
007-Sponsoring in „Ein Quantum Trost": Bond-Girl<br />
Olga Kurylenko ist bescheiden und fährt Ford Ka.<br />
Foto: Ford Werke
Im Filmsponsoring hat sich in den letzten Jahren die deutsche Automobilindustrie hervorgetan, eine<br />
Branche, die es in Krisenzeiten besonders hart getroffen hat. Ziehen sich die Autobauer jetzt aus ihren<br />
Engagements zurück und damit die Filmbranche in die Krise?<br />
Eine schwere Limousine fährt im Blitzlichtgewitter<br />
an den Rand des Roten Teppichs, ein<br />
dunkel gewandeter Herr öffnet die Autotür, und<br />
eine strahlende blonde Schönheit steigt elegant<br />
aus dem funkelnden Auto mit einem perfekt sitzenden<br />
schwarzen Kleid, bei dem man sich<br />
fragt, wie es eben noch mit ihr zusammen in<br />
den Fond gepasst hat und sich nun knitterfrei<br />
den schreienden Fans und knipsenden Fotografen<br />
präsentiert. Tausende von Menschen weltweit<br />
haben Bilder dieses Moments gesehen, <strong>als</strong><br />
Kate Winslet im vergangenen Februar die Premiere<br />
von „Der Vorleser“ auf der Berlinale besuchte.<br />
Wer aber von all jenen würde sich wohl<br />
daran erinnern, aus genau welchem Autotyp<br />
die umjubelte Schauspielerin gestiegen ist?<br />
Der Shuttle-Service bei Filmveranstaltungen<br />
gehört zu den gängigsten Sponsorenleistungen,<br />
die Automobilhersteller anbieten, und hier ist der<br />
Markt in Deutschland sauber aufgeteilt: Mercedes<br />
Benz fährt die Gäste des Deutschen Filmpreises,<br />
BMW chauffiert die Prominenz zur Cinema<br />
For Peace-Gala, während oben beschriebene<br />
Kate Winslet bei der Berlinale aus einem<br />
Volkswagen gestiegen ist. Zudem waren Automobilhersteller<br />
in den letzten Jahren sehr aktiv<br />
darin, Preise zu unterstützen, die dann Volkswagen<br />
Score Competition heißen, BMW Group<br />
Förderpreis Schnitt oder Skoda SoundTrack<br />
Award. Die dritte Variante der Förderung schließlich<br />
besteht darin, die Dreharbeiten von Filmen<br />
mit Fahrzeugen zu versorgen. Und damit ist nicht<br />
zwingend gemeint, neue Typen <strong>als</strong> Product Placement<br />
gewinnbringend ins Bild zu setzen, wie<br />
Autobauer und der Film<br />
zuletzt etwa den Ford Ka in „Ein Quantum Trost“<br />
in Hollywood oder den Volkswagen Touran im<br />
deutschen „Warum Männer nicht zuhören und<br />
Frauen schlecht einparken“, sondern zum Teil<br />
auch schlicht die Ausstattung des Produktionsfuhrparks.<br />
Eine typische dreiteilige Förderung aus der<br />
Automobilindustrie erfuhr etwa bislang die<br />
Grimme-Preis-Verleihung. Vier Jahre lang hatte<br />
Mercedes-Benz den Fahrdienst gestellt, ein<br />
mit 10.000 Euro dotiertes Stipendium gestiftet<br />
sowie eine bestimmte Summe Bargeldes in die<br />
Veranstaltung gegeben. Anfang Februar diesen<br />
Jahres wurde bekannt, dass sich Mercedes-Benz<br />
komplett aus diesem Engagement bei Grimme<br />
zurück zieht. Eine kurzfristige Konsequenz aus<br />
der aktuellen wirtschaftlich bedrohlichen Situation,<br />
wie die Presse sogleich mutmaßte? Nein,<br />
man nehme sein gesellschaftliches Engagement<br />
auch in Krisenzeiten ernst und würde Zusagen<br />
einhalten, so Oliver Kapffenstein von der Daimler<br />
AG. Der Vertrag mit Grimme sei aber ausgelaufen:<br />
„Wie für das gesamte Unternehmen haben<br />
wir auch für Mercedes-Benz ein klares Sponsoringkonzept<br />
und konzentrieren uns künftig auf<br />
Engagements, die die Marke noch besser präsentieren.“<br />
Inhaltliche Entscheidung oder nicht:<br />
Sie hinterließ für die am 4. April stattfindende<br />
Grimme-Preis-Verleihung definitiv eine Finanzierungslücke,<br />
und die war in Zeiten wie diesen<br />
nicht leicht zu schließen, wie Katrin Bernsmann<br />
vom Grimme-Institut bestätigt. „Alle sind zur Zeit<br />
sehr zurückhaltend“, sagt sie, und vermutlich ist<br />
es allein dem Renommee der Marler zu verdan-<br />
Sponsoring auf Rädern<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
ken, dass zwei Nachfolger gefunden wurden,<br />
die zumindest je das Förderstipendium und den<br />
Fahrservice übernehmen. Für letzteres konnte<br />
man im letzten Moment mit BMW jene Firma<br />
zurück gewinnen, die in der Zeit vor Mercedes<br />
schon die Grimme-Gäste gefahren hatte.<br />
Bei BMW ließ man auf Nachfrage wissen,<br />
dass es keine krisenbedingten Kürzungen im Kultursponsoring<br />
gebe, vielmehr würden 2009 „andere<br />
Schwerpunkte gesetzt werden“. Die BMW<br />
Group hatte sich in den letzten Jahren durch ein<br />
starkes und kleinteiliges Kurzfilm- und Nachwuchsförder-Portfolio,<br />
das im eigenen Referat<br />
Film.Placement.Entertainment von Jörg E.<br />
Schweizer entwickelt wurde, vom Engagement<br />
der Mitbewerber deutlich unterschieden. Die<br />
meisten Unternehmungen in dieser Richtung<br />
aber wurden mittlerweile gestrichen, und das<br />
Gut ins Bild gesetzt: Berlinale Jury-Chefin<br />
Tilda Swinton entsteigt<br />
dem Phaeton. Foto: Vokswagen<br />
Referat ist geschlossen worden: „Derzeit“, so Micaela<br />
Sandstede aus der Münchner Zentrale,<br />
„gibt es keine zentral gesteuerten Aktivitäten im<br />
Bereich Filmsponsoring, was jedoch weniger der<br />
wirtschaftlichen Lage <strong>als</strong> einer Schwerpunktverschiebung<br />
geschuldet ist“. Sandstede weiter:<br />
„Gerade weil wir unsere Kulturengagements immer<br />
auch <strong>als</strong> ideellen Austausch mit Kulturschaffenden<br />
begreifen und leben, ist uns an regelmäßig<br />
wechselnden Beteiligten gelegen.“ Nur mutmaßen<br />
lässt sich, ob die BMW Group ihr Engagement<br />
nun vorrangig auf Großveranstaltungen<br />
im Filmbereich lenken wird.<br />
Eine Großveranstaltung wie die Berlinale<br />
zum Beispiel war einst Mercedes-Territorium, bis<br />
2003 Volkswagen <strong>als</strong> Partner einstieg. Und dort,<br />
bei Volkswagen, gebe man über Budgetfragen<br />
„unabhängig von der Wirtschaftslage grundsätzlich<br />
keine Auskunft“, so PR-Leiterin Heike Lichte.<br />
Aber auch die Wolfsburger geben zu Protokoll,<br />
dass alle Engagements vorrangig aus inhaltlicher<br />
Sicht bewertet würden: „Wie unsere Modelle<br />
und Technologien entwickeln wir auch die<br />
Marke Volkswagen kontinuierlich weiter. Das<br />
spiegelt sich in den verschiedenen kommunikativen<br />
Maßnahmen wider, unser Engagement im<br />
Kultur-/ Filmbereich eingeschlossen.“ Bei der<br />
BMW Group hingegen formuliert man es so,<br />
dass in erster Linie wichtig sei, ob ein potenzieller<br />
Partner zu BMW passe, „und zwar auf einer<br />
eher abstrakten Ebene gemeinsamer Wertvorstellungen.“<br />
Bei jenen deutschen Automobilherstellern,<br />
die sich traditionell im Filmbereich engagieren,<br />
ist <strong>als</strong>o zurzeit nicht von Kürzungen der Sponsoringtätigkeiten<br />
die Rede, sondern lediglich von<br />
inhaltlichen Umstrukturierungen – auch wenn<br />
dies theoretisch im einzelnen natürlich Einsparungen<br />
bedeutet. Einzig die Daimler AG spricht<br />
angesichts der teils dramatischen Absatzprobleme<br />
der letzten Monate offen Konsequenzen<br />
aus: „Neue Engagements müssen wir im Einzelfall<br />
prüfen“, so Oliver Kapffenstein. „Im Zuge der<br />
konzernweiten Sparmaßnahmen gibt es allerdings<br />
auch Kürzungen im Sponsoringbereich.“<br />
Die Unternehmen verstehen ihr Sponsoring<br />
<strong>als</strong> „gesellschaftlicher Auftrag“ (Daimler AG), <strong>als</strong><br />
„Beitrag zur Schaffung einer vielfältigen Kulturlandschaft“<br />
(Volkswagen) und im Bereich der<br />
„Verantwortung <strong>als</strong> korporativer Bürger“ (BMW<br />
Group). Verpflichtet sind sie dazu nicht. Und so<br />
mag es etwa gegenüber Mitarbeitern, die sich<br />
seit Wochen in Kurzarbeit befinden, schwer vermittelbar<br />
sein, dass überhaupt noch höhere<br />
Geldbeträge in die Förderung von Kultur gegeben<br />
werden in Zeiten, da zahllose Arbeitsplätze<br />
gefährdet sind. Andererseits sind – angesichts<br />
der kolportierten 15 Millionen Euro, die sich ein<br />
Automobilkonzern angeblich allein das Trikotsponsoring<br />
eines Fußballerstligisten kosten lässt<br />
– die Beträge, die <strong>als</strong> Sponsoring in den Filmbereich<br />
fließen, ohnehin bescheiden. In Zeiten<br />
wirtschaftlicher Not stellt vielleicht der kurzlebige,<br />
knallige Effekt das Ideal in der Außenwirkung<br />
dar, der im Sportbereich oder in der Galaumgebung<br />
eher gegeben scheint, <strong>als</strong> bei geduldsamer<br />
kultureller Aufbauarbeit.<br />
Schwerpunkt – newsletter 2/2009 21
Im Mai läuft im Fernsehen der Bankräuberfilm „12 Winter“, der von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
gefördert und in NRW gedreht wurde. Für den Newsletter erzählt WDR-Redakteur Michael André,<br />
warum nicht nur Volkswirtschaften, sondern auch Filmgenres in die Krise geraten können.<br />
Ein Blick auf die aktuelle Krimin<strong>als</strong>tatistik<br />
und banale Alltagserfahrung genügen,<br />
um zu dem Schluss zu gelangen: Der klassische<br />
Bankraub ist ein Ding von gestern.<br />
So nimmt die Zahl der Überfälle auf Geldinstitute<br />
und Postfilialen in NRW seit Jahren<br />
ständig ab. 2007 waren es noch 148,<br />
was allein im Vergleich zum Vorjahr einem<br />
Rückgang von 10,8 Prozent entspricht. Auf<br />
der anderen Seite sind die Banken auch<br />
nicht mehr, was sie einmal waren: Keine<br />
Trutzburgen zur Verteidigung des kapitalistisch<br />
angehäuften Reichtums mehr, sondern<br />
begehbare Wandelhallen mit Kunstobjekten<br />
an den Wänden, vielen Automaten<br />
und wenig Personal. Das Geld ist unsichtbar<br />
und kommt – wenn überhaupt –<br />
nur mit eingebauter Zeitverzögerung tröpfchenweise<br />
an die Oberfläche.<br />
Also Entwarnung? Natürlich nicht.<br />
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht vor einer<br />
neuen Generation von Bankräubern gewarnt<br />
wird. Das Risiko, Opfer eines Bankraubs<br />
zu werden, geht drastisch zurück. Im<br />
gleichen Maß steigt aber die Gefahr, Opfer<br />
von Phishern, Hackern und anderen Online-Betrügern<br />
zu werden. Diese neuen Kriminellen,<br />
die nur noch die Gier nach Geld<br />
mit den klassischen Bankräubern vereint,<br />
handeln aus der weltweiten Anonymität des<br />
Netzes heraus in der Logik von Heckenschützen,<br />
deren Opfer immer zufällige Einzelne<br />
sind. Ihr Ziel ist nicht länger „die Bank“.<br />
Online-Bankräuber taugen nicht oder nur<br />
sehr bedingt zur Mythologisierung. Jede Heroisierung,<br />
eines mittelalterlichen Outlaws<br />
oder eines amerikanischen Gangsters à la<br />
Dillinger, brauchte die reale Person, die sich<br />
in Gefahr begab. Das moderne Verbrechen<br />
des digitalen Zeitalters taugt nicht zur Erzeugung<br />
von Sympathiewerten in der Öffentlichkeit.<br />
22<br />
Das Genre der Bankräuberfilme<br />
„Hände hoch“ war gestern<br />
VON MICHAEL ANDRÉ<br />
Womit wir beim robusten Kern des Erfolgs<br />
von Bankräuberfilmen <strong>als</strong> einer Unterabteilung<br />
des Gangsterfilm-Genres wären.<br />
Egal, wie die Zeiten politisch oder wirtschaftlich<br />
waren – der Bankräuberfilm hatte immer<br />
Konjunktur. Seine Schauplätze waren<br />
disparat, seine ästhetischen Lösungen und<br />
seine moralischen Wertungen nicht minder.<br />
Allein schon die chronologische Linie ist beeindruckend.<br />
Sie reicht von Stummfilmzeiten<br />
mit „The Great Train Robbery“ über unzählige<br />
Postkutschen- und Poststationen-<br />
Überfälle im amerikanischen Western, akribisch<br />
ausgetüftelte Juwelendiebstäle wie<br />
„Rififi“ oder „Topkapi“ und existenzialistisch<br />
aufgeladene Täter wie bei Melville in „Vier<br />
im roten Kreis“ bis hin zu Kill- and Hatefilmen<br />
wie Quentin Tarantinos „Reservoir<br />
Dogs“. Dazwischen lag die Aneignung des<br />
Genres durch das Fernsehen wie in dem<br />
deutschen Dreiteiler „Die Gentlemen bitten<br />
zur Kasse“ oder eine frühe popkulturelle<br />
Verherrlichung von Gewalt, ausgeübt von<br />
einem erst durch Arthur Penns Film unsterblich<br />
gewordenen Pärchen namens „Bonnie<br />
& Clyde“. Des Zuspruchs des Publikums<br />
durften sich diese Filme gewiss sein. Die kriminelle<br />
Energie der Bankräuber jeglicher<br />
Couleur hat die Sympathiewerte beim Publikum<br />
kaum gemindert, sie war geradezu<br />
die Bedingung für eine Mischung aus Grusel<br />
und Bewunderung.<br />
Im Bankraub-Film wiederholt sich unter<br />
veränderten Vorzeichen, was im realen<br />
Leben Kriminalisten wie Politikern häufig<br />
Sorgen bereitet hat. Die Öffentlichkeit und<br />
ihre medialen Organe verfolgen einen gelungenen<br />
Coup gegen eine Bank oder ein<br />
Juweliergeschäft häufig mit klammheimlicher<br />
Bewunderung, für die Präzision der Tat<br />
und deren gener<strong>als</strong>tabsmäßige Planung.<br />
Dahinter steht nicht nur der Wunsch, es den<br />
Tätern gleichzutun und schlagartig selbst<br />
reich zu sein, sondern auch das diffuse Gefühl,<br />
dass die Gesellschaft in der Verteilung<br />
ihrer materiellen Vermögen ungerecht organisiert<br />
ist.<br />
Genau aus diesem Grund braucht einem<br />
um die Zukunft des Genres Bankraubfilm<br />
nicht bange zu sein. Filme sind eben<br />
nicht nur die Widerspiegelung sozialer Realität.<br />
Sie beziehen ihre Stoffe ebenso aus<br />
dem tiefen Reservoir eines gesellschaftlichen<br />
Unbewussten und der Wunsch nach plötzlichem<br />
Reichtum ist dessen größte Triebkraft.<br />
Die veränderten Umstände führen dazu,<br />
dass Bankraub-Filme inzwischen ihre<br />
Stoffe aus der Kriminalhistorie beziehen, offen,<br />
wie es Richard Donaldson in „Bank Job“<br />
getan hat, <strong>als</strong> er einen mysteriösen Bruch<br />
auf eine Londoner Bank im Jahr 1971 verfilmt<br />
hat, oder so selbstbewusst wie Spike<br />
Lee, der in „Inside Man“ Clive Owen in einer<br />
Bank Geiseln nehmen lässt, nicht um an<br />
das Geld im Kassenraum heranzukommen,<br />
sondern an die Schließfächer, in denen sich<br />
dunkle Nazi-Geheimnisse verbergen. Oder<br />
– dritte Variante – ein Film bewegt sich bewusst<br />
auf die Zeitzone zu, die den klassischen<br />
Bankraub von dessen Ende trennt.<br />
Der Fernsehfilm „12 Winter“ – nach einer<br />
newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />
Fette Beute für Thomas Darchinger, Jürgen<br />
Vogel und Axel Prahl (v.l.) in „12<br />
Winter“, Fotos: WDR/Tom Trambow<br />
„true story“ entstanden – erzählt , wie zwei<br />
Gangster, gespielt von Jürgen Vogel und<br />
Axel Prahl, am eigenen Leib erleben müssen,<br />
wie ihnen die Zeit davonläuft. Die Banken<br />
und ihre Filialen sterben durch Automatisierung,<br />
und die technischen Möglichkeiten<br />
ihrer Verfolger wachsen dank DNA-Analyseverfahren<br />
und dergleichen mehr ungeahnt.<br />
Konsequent, dass „12 Winter“ sich <strong>als</strong><br />
Gangster-Ballade versteht.<br />
Ausstrahlungstermine: 1. Mai<br />
(ARTE) und 6. Mai (Das Erste)<br />
Ich bin <strong>als</strong> Regie-Assistentin weltweit unterwegs.<br />
Im Bereich Film bin ich glücklich,<br />
jetzt schon drei tolle Spielfilm- und Kinoprojekte<br />
für 2009 in der Tasche zu haben<br />
– anders <strong>als</strong> man es von vielen Kollegen<br />
hört. In Sachen Werbe-Drehs, eine<br />
wichtige Einkommensquelle für viele in der<br />
Branche, muss man die Situation allerdings<br />
<strong>als</strong> katastrophal bezeichnen. Zumindest in<br />
NRW hat sich zuletzt kaum was gerührt.<br />
Wenn überhaupt, dann kamen die Anfragen<br />
aus Berlin, Hamburg und München.<br />
Jasmin Groos<br />
Regie-Assistentin Film<br />
und Werbung, Köln
Im Januar verabschiedete die Europäische<br />
Kommission das neue MEDIA<br />
Mundus-Programm, das nach Zustimmung<br />
durch das Europäische Parlament<br />
und den Rat, von 2011 bis 2013 Fördermittel<br />
in Höhe von 15 Millionen Euro bereitstellen<br />
wird. Das Programm soll die Zusammenarbeit<br />
zwischen Akteuren der europäischen<br />
und der außereuropäischen<br />
Filmbranche stärken.<br />
Als eine Art Vorläufer (bis 2011) ging<br />
MEDIA International im vergangenen Jahr<br />
an den Start. Mit rund zwei Millionen Euro<br />
werden achtzehn europäische Kooperationen<br />
mit internationalen Partnern geför-<br />
dert (u.a. mit Kanada, Lateinamerika, Indien,<br />
China, Südkorea, Japan, Marokko,<br />
Bosnien, der Türkei und Georgien). Unterstützt<br />
werden Fortbildungsmaßnahmen,<br />
Koproduktionsforen/märkte, der Vertrieb<br />
von Filmen und das größte internationale<br />
Kinonetzwerk, das von Europa Cinémas<br />
koordiniert wird und dem 230 Kinos in<br />
Europa und 148 Kinos aus anderen Teilen<br />
der Welt angehören.<br />
Im Rahmen des kürzlich veröffentlichten<br />
zweiten Aufrufs wurde das Budget<br />
von MEDIA International auf fünf Millionen<br />
Euro aufgestockt. In Kooperation mit<br />
Partnern aus nicht-europäischen Ländern<br />
kann in folgenden Bereichen eine Unterstützung<br />
beantragt werden: Training, Promotion,<br />
Verleihförderung, Kinoauswertung<br />
und Publikumsaktionen.<br />
Einreichtermin ist der 2. Juni 2009.<br />
Für den Newsletter erläutert Aviva Silver,<br />
Leiterin des MEDIA-Programms, die<br />
Ziele der internationalen Vernetzung. Die<br />
Fragen stellte Heike Meyer-Döring von der<br />
MEDIA Antenne Düsseldorf.<br />
In Zeiten der Krise setzt<br />
MEDIA auf die internationale<br />
Zusammenarbeit. Macht sich<br />
die Krise auch bei MEDIA in<br />
Brüssel bemerkbar?<br />
Gewiss, die finanzielle Krise könnte<br />
das MEDIA-Programm beeinflussen. Zum<br />
Beispiel haben wir im Bereich „Development“<br />
bereits eine höhere Anzahl an eingereichten<br />
Projekten festgestellt. Dies<br />
kann jedoch auch mit der Vereinfachung<br />
der Richtlinien zusammenhängen. Ich habe<br />
dennoch den Eindruck, dass wir mehr<br />
Anträge in einigen Förderbereichen des<br />
MEDIA-Programms bekommen werden.<br />
Gespräche mit der Filmbranche haben gezeigt,<br />
dass es immer mühsamer wird, Projekte<br />
zu finanzieren. So wird es für Festi-<br />
MEDIA International<br />
v<strong>als</strong> z.B. zunehmend schwieriger, Sponsoren<br />
zu gewinnen. Als eine weitere Konsequenz<br />
kann die Finanzkrise auch verstärkt<br />
zu rein nationalen, regionalen oder<br />
lokalen Projekten führen. Unserer Meinung<br />
nach ist diese Entwicklung bedauerlich,<br />
da wir von dem Mehrwert von Kooperationen,<br />
sowohl auf europäischer<br />
(MEDIA 2007) <strong>als</strong> auch auf internationaler<br />
Ebene (MEDIA International/Mundus),<br />
überzeugt sind.<br />
Können Sie <strong>als</strong> Reaktion<br />
auf die Krise das MEDIA-Budget<br />
erhöhen?<br />
Nein, denn bis 2013 ist es sozusagen<br />
in Stein gemeißelt. Wir können jedoch den<br />
Inhalt der Richtlinien ändern, um ihn an die<br />
aktuellen Bedürfnisse der Branche anzupassen.<br />
Und wir könnten auch bei bestimmten<br />
Förderungen die Prioritäten anders setzen,<br />
um sie auf die Bedürfnisse in Zeiten<br />
der Krise auszurichten.<br />
Im Rahmen von MEDIA International<br />
unterstützt die<br />
Kommission Kooperationen<br />
mit Filmschaffenden aus anderen<br />
Kontinenten. Wo sehen Sie<br />
den Nutzen für die europäische<br />
Branche?<br />
In den letzten zwei Jahrzehnten haben<br />
große Veränderungen im internationalen<br />
audiovisuellen Markt, vornehmlich<br />
aufgrund technologischer Entwicklungen<br />
wie z.B. digitales Fernsehen, digitale Kinoprojektion<br />
und Video on Demand,<br />
weltweit zu einer wachsenden Nachfrage<br />
nach einer größeren Vielfalt an audiovisuellen<br />
Inhalten geführt. Die Zirkulation<br />
europäischer Filme auf internationalen<br />
Märkten und internationaler Filme auf europäischen<br />
Märkten zu verbessern ist eine<br />
Möglichkeit, auf diese Nachfrage zu<br />
reagieren.<br />
Die zunehmende Auswertung von Filmen<br />
in internationalen Territorien kann<br />
der Branche auch helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu steigern. Außerdem<br />
gibt es so eine größere Auswahl an Filmen<br />
verschiedener Kulturen.<br />
Gibt es auch kritische<br />
Stimmen zu außereuropäischen<br />
Initiativen wie MEDIA International/Mundus?<br />
Globalisierung,<br />
ja bitte!<br />
Im Gegenteil, MEDIA Mundus ist<br />
sehr positiv, sogar begeistert aufgenommen<br />
worden. Ein Grund ist möglicherweise,<br />
dass die Branche seit langer Zeit an internationalen<br />
Kooperationen interessiert<br />
ist. Wir hatten viele, viele Anfragen, auf<br />
die wir im Rahmen von MEDIA 2007 nicht<br />
eingehen konnten. Unsere Branche ist naturgemäß<br />
sehr international und mobil –<br />
und zugleich sehr lokal. Es ist wichtig, auf<br />
diese Bedürfnisse einzugehen. Es gibt jedoch<br />
viel weniger Geld für internationale<br />
Kooperationen – fünf Millionen Euro<br />
sind jährlich bis 2013 eingeplant – <strong>als</strong> für<br />
das MEDIA-Programm, das sich auf den<br />
europäischen Markt konzentriert.<br />
Sind Sie mit den Ergebnissen<br />
der ersten Förderrunde von<br />
MEDIA International zufrieden?<br />
Nun, die Förderung wird für Projekte<br />
bereitgestellt, die 2009 umgesetzt werden<br />
sollen. Die ersten Projekte sind gerade<br />
an den Start gegangen, und unsere ersten<br />
Eindrücke sind sehr positiv. MEDIA International<br />
hat Partner aus aller Welt, wobei<br />
derzeit insbesondere ein starkes Interesse<br />
seitens der Branche an Lateinamerika<br />
und Indien besteht. Ein weiterer Trend<br />
war die hohe Anzahl an Einreichungen für<br />
Trainingsprojekte. Die Branche ist sehr daran<br />
interessiert, sich auszutauschen, voneinander<br />
zu lernen und Netzwerke zu bilden.<br />
Warum wurde MEDIA International<br />
um weitere<br />
Schwerpunkte – Verleihförderung<br />
<strong>als</strong> eigener Förderbereich<br />
und Publikumsaktionen – erweitert?<br />
Die Idee war, MEDIA International<br />
auf das zukünftige MEDIA Mundus-Programm<br />
auszurichten. Um MEDIA Mundus<br />
zu entwickeln, mussten wir eine Bedarfsanalyse<br />
vornehmen. In diesem Rahmen<br />
haben wir viele Vertreter der Branche konsultiert,<br />
und die Ergebnisse haben dazu<br />
geführt, dass wir einen weiteren Schwerpunkt<br />
auf Publikumsaktionen und Vertrieb<br />
gesetzt haben. Im letzten Jahr wurde Vertrieb<br />
mit Promotion <strong>als</strong> ein gemeinsamer<br />
Aviva Silver, Foto: privat<br />
Förderbereich angeboten. Dies führte vornehmlich<br />
zu Projekteinreichungen aus<br />
dem Bereich Promotion. Mit Distribution<br />
<strong>als</strong> eigener Förderbereich wollen wir die<br />
Branche ermutigen, auch diese Förderung<br />
zu nutzen.<br />
Was erhoffen Sie sich von<br />
dem zukünftigen Programm<br />
MEDIA Mundus?<br />
Von 2011 bis 2013 soll das erste<br />
MEDIA Mundus-Programm laufen. Ich<br />
hoffe, dass dadurch die Branche die Möglichkeiten<br />
hat, die internationalen Märkte<br />
kennen zu lernen, Netzwerke zu bilden<br />
und mittel- und langfristige Geschäftsverbindungen<br />
einzugehen. Ich hoffe auch,<br />
dass die Zuschauer von einer größeren<br />
Auswahl an Filmen profitieren können<br />
und neugierig darauf werden, mehr davon<br />
zu sehen. Die Entscheidungen, die wir<br />
für MEDIA Mundus getroffen haben, entsprechen<br />
den Bedürfnissen der Branche.<br />
Und dann, ab 2014, hoffe ich, dass wir<br />
noch weitere finanzielle Möglichkeiten haben<br />
werden, z.B. zur Erleichterung von<br />
Koproduktionen, die ein großes wirtschaftliches<br />
und kulturelles Potenzial haben.<br />
Neben den außereuropäischen<br />
Initiativen steht auch der<br />
Zugang zu Finanzierungen für<br />
kleinere und mittlere Firmen<br />
auf der MEDIA-Agenda. Gibt es<br />
hierzu schon Neuigkeiten?<br />
Was den Zugang zu Finanzierungen<br />
angeht, so werden wir im April einen runden<br />
Tisch mit Banken organisieren, um mit<br />
Vertretern von Banken – und niemand anderem<br />
– Möglichkeiten zu besprechen,<br />
wie sich dieser Sektor aktiver in die Filmbranche<br />
einbringen kann. Wir haben mit<br />
der Planung dieses runden Tisches vor der<br />
Finanzkrise begonnen, und es gibt nun<br />
zwei Möglichkeiten, dies zu betrachten:<br />
Dass dies der beste oder der schlechteste<br />
Moment für so eine Diskussion ist.<br />
MEDIA – newsletter 2/2009 23
Satte Farben<br />
vor Schwarz<br />
In ihrem Langfilm-Debüt realisiert Sophie<br />
Heldman auf Basis ihres eigenen Buches, das<br />
sie gemeinsam mit Felix zu Knyphausen geschrieben<br />
hat, für das Kino den Spielfilm „Satte<br />
Farben vor Schwarz“. Die Kölner unafilm<br />
(Produzent: Titus Kreyenberg) konnte<br />
Senta Berger und Bruno Ganz für die<br />
Hauptrollen gewinnen. Carina Wiese und<br />
Barnaby Metschurat sind in Nebenrollen<br />
dabei. Die Koproduktion mit der Schweizer<br />
Dtschoint Ventschr, WDR, DSR-SF und<br />
ARTE wird ab dem 21. April komplett in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
gedreht, Düsseldorf und Köln<br />
sind dabei Drehstädte.<br />
„Satte Farben vor Schwarz“ erzählt von den<br />
letzten Wochen eines wohlhabenden Ehepaares<br />
Anfang Siebzig. Nach einem gemeinsamen<br />
und bewegten Leben nehmen sie sich die Freiheit,<br />
ihr Ende selbst zu gestalten. Der Film basiert<br />
auf einer wahren Geschichte. Christine<br />
A. Maier steht beim Dreh hinter der Kamera,<br />
die Ausstattung besorgte Martina Brünner.<br />
unafilm, Tel. (0221) 3480280;<br />
office@unafilm.de<br />
In NRW entsteht die Künstler-<strong>Dokument</strong>ation<br />
„Gerhard Richter – Ohne Titel“,<br />
Foto: Terzfilm / zero one<br />
Gerhard Richter –<br />
Ohne Titel<br />
„Alles sehen und nichts begreifen“. Dieses Statement<br />
stammt von Gerhard Richter, einem<br />
der bedeutendsten Künstler Deutschlands. Damit<br />
und mit seinen Bildern hat er das Lebensgefühl<br />
vieler Menschen in unserer komplexen<br />
und mit Bildern überschwemmten Zeit getroffen.<br />
In dem ersten abendfüllenden Film über<br />
den Kölner Maler erkundet Corinna Belz sein<br />
umfangreiches Werk und nimmt es zum Anlass,<br />
die Kraft zu ergründen, die hinter der künstlerischen<br />
Produktion steckt.<br />
Von März bis Oktober werden Regisseur<br />
und Autorin Corinna Belz sowie der Kameramann<br />
Frank Kranstedt in Köln drehen. Insgesamt<br />
25 der 35 Drehtage wird das Team in<br />
NRW sein. Die Kölner Terz Filmproduktion<br />
(Produzent: Thomas Kufus, Koproduzenten:<br />
Christoph Friedel, Claudia Steffen)<br />
produziert die Kino-<strong>Dokument</strong>ation „Gerhard<br />
Richter – Ohne Titel“ gemeinsam mit zero<br />
one film für WDR/ARTE Redaktion: Sabine<br />
Rollberg, Jutta Krug) und den MDR<br />
(Redaktion: Katja Wildermuth).<br />
Terz Filmproduktion,<br />
Tel. (0221) 973320;<br />
info@terzfilm.de<br />
24<br />
„Mit Glanz & Gloria“: Ulrich Tukur in der Hauptrolle<br />
des Dieter Glanz, Foto: Degeto/Bavaria Fernsehproduktion/Svenja<br />
von Schultzendorff<br />
Mit Glanz &<br />
Gloria<br />
Noch dreht Dieter Wedel ,,Mit Glanz &<br />
Gloria“ in Südafrika, von Ende April bis Mitte<br />
Mai wird das Team für seinen neuen Fernsehfilm<br />
zwölf Tage in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> arbeiten.<br />
Drehorte sind Köln, Wuppertal und Bonn.<br />
Stars wie Ulrich Tukur, Devid Striesow,<br />
Uwe Ochsenknecht, Heinz Hoenig, Harald<br />
Krassnitzer, Kai Wiesinger, Jeanette<br />
Hain, Sibel Kekilli, Katharina Wakkernagel<br />
und Marion Mitterhammer stehen<br />
vor der Kamera. Dieter Wedel führt nicht<br />
nur Regie, er hat auch das Drehbuch geschrieben:<br />
In einer Zeit, in der die blanke Gier, selbst<br />
von Vorständen großer Banken dazu geführt<br />
hat, dass das Weltwirtschaftssystem ins Wanken<br />
geraten ist, erzählt Wedel eine besonders<br />
aktuelle Geschichte. Schon vor geraumer Zeit<br />
hat Wedel bei Hochstaplern, Bankern, Finanz-<br />
Edles Halbblut<br />
Für sein <strong>Dokument</strong>arfilmprojekt „Edles Halbblut“<br />
besucht Wolfgang Bergmann Pferdeauktionen<br />
in Deutschland und Dubai, wo Riesensummen<br />
für Pferde mit gutem Stammbaum<br />
bezahlt werden, und fragt bei weltberühmten<br />
Reitern und Züchtern nach, welche Rolle die<br />
Auslese und Veredelung für Höchstleistungen<br />
Anna Brüggemann und Robert<br />
Gwisdek in „Renn, wenn Du kannst“,<br />
Foto: Tom Trambow/Wüste Film Ost<br />
Renn, wenn<br />
du kannst<br />
Auf den letzten Metern läuft der<br />
Dreh für die Tragikomödie „Renn,<br />
wenn du kannst“. Bis zum 2.<br />
April dreht das Team von Wüste<br />
Film West hauptsächlich in Duisburg,<br />
aber auch in anderen NRW-Städten. Im<br />
Film regiert der smarte Ben <strong>als</strong> alleiniger Held<br />
in einem Universum, das aus Zivis besteht, die<br />
er herumscheuchen kann, wunderschönen Frauen,<br />
die er von Ferne anschwärmt und seinem<br />
tiefer gelegten Cabrio. Doch Ben sitzt im Rollstuhl.<br />
Als Zivi Christian in Bens Leben tritt, wird<br />
aus dem Dienstverhältnis schnell Freundschaft.<br />
Bis den beiden die Liebe in die Quere kommt,<br />
in Gestalt der jungen Cellistin Annika. Regie hat<br />
Dietrich Brüggemann, der auch das Drehbuch<br />
mit seiner Schwester Anna Brügge-<br />
Schilf<br />
Schilf muss vor seinem Tod einen letzten Fall lösen<br />
und trifft auf die Welt der beiden Physiker<br />
Sebastian und Oskar. Die Aufklärung eines Mordes<br />
wird zu einer Reise in ein Universum, in dem<br />
alle feststellen müssen, dass die Realität etwas<br />
anderes sein kann <strong>als</strong> das, wofür man sie gehalten<br />
hat. „Schilf“ ist ein philosophisches Drama<br />
mit physikalischen Elementen nach dem<br />
gleichnamigen Roman von Juli Zeh.<br />
Passend zum Thema des Krimis konnte Produzentin<br />
Manuela Stehr die promovierte<br />
experten, Geschäftsleuten recherchiert und sich<br />
mit Opfern und Geschädigten getroffen.<br />
Der Fernsehzweiteiler „Mit Glanz & Gloria“<br />
wird von Colonia Media mit der Bavaria<br />
Fernsehproduktion und Bremedia für<br />
ARD/Degeto, WDR, NDR und MDR produziert.<br />
Produzenten sind Matthias Esche<br />
und Jan S. Kaiser, die Redaktion hat Jörn<br />
Klamroth.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />
coloniamedia@coloniamedia.de<br />
spielt. Er wird Ästheten und Träumern begegnen,<br />
Realisten und knallharten Kaufleuten, die<br />
mit Pferdezucht viel Geld verdienen.<br />
Für die Produktion der Kölner Lichtfilm<br />
wird sich das Team an 12 der 45 Drehtage auch<br />
in NRW auf die Spuren der Pferdehändler begeben.<br />
Lichtfilm, Tel. (0221) 9726517;<br />
info@lichtfilm.de<br />
mann verfasste. „Renn, wenn du kannst“ ist<br />
eine Koproduktion von Wüste Film Ost (Produzenten:<br />
Stefan Schubert, Ralph<br />
Schwingel) in Zusammenarbeit mit Wüste<br />
Film West, dem SWR, WDR (Redaktion: Michael<br />
André) und ARTE. Die Hauptrollen<br />
spielen Robert Gwisdek, Anna Brüggemann<br />
und Jacob Matschenz. Zorro Film kümmert<br />
sich um den Verleih.<br />
Wüste Film West,<br />
Tel. (0221) 5105067;<br />
wueste@wuestefilm-west.de<br />
Physikerin Claudia Lehmann gewinnen. Das<br />
Drehbuch für ihren ersten Film schrieb Claudia<br />
Lehmann zusammen mit Leonie Terfort. Gedreht<br />
werden soll der Film mit Kameramann Benedict<br />
Neuenfels von Juli bis August komplett<br />
in Köln, Aachen und Umgebung.<br />
„Schilf“ ist eine Produktion von X Filme<br />
Creative Pool, der WDR ist <strong>als</strong> Sender dabei.<br />
X Verleih wird den Film ins Kino bringen.<br />
X Filme Creative Pool,<br />
Tel. (030) 23083311;<br />
katharina.tebroke@x-filme.de<br />
newsletter 2/2009 – Dreharbeiten<br />
Sequel für die „Frechen Mädchen“:<br />
Henriette Nagel und Selina Shirin Müller (rechts)<br />
im ersten Teil, Foto: Constantin<br />
Freche Mädchen 2<br />
Nach dem Erfolg von „Freche Mädchen“, die<br />
über eine Million vor allem junge weibliche Besucherinnen<br />
begeisterten, geht es im Sommer<br />
in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> mit den Arbeiten für das<br />
Sequel weiter. „Freche Mädchen 2“ inszeniert<br />
Regisseurin Ute Wieland nach einem Drehbuch<br />
von Maggie Peren und Bianka Minte-König<br />
für die collina filmproduktion in<br />
Koproduktion mit der Constantin Film. Wieder<br />
geht es, auf Basis der Mila-Hanna-Kati Bücher<br />
der Autorin Minte-König, um die Irrungen<br />
und Wirrungen von Teenagern. Im Juni 2009 sollen<br />
die Dreharbeiten, die an 21 von 39 Drehtagen<br />
in NRW stattfinden, abgeschlossen sein.<br />
Constantin Film bringt den Film ins Kino.<br />
collina Filmproduktion,<br />
Tel. (089) 55 06 18-0;<br />
info@collinafilm.de<br />
Die Frau des<br />
Polizisten<br />
Zur Zeit bereitet Philip Gröning, der Autor,<br />
Produzent und Regisseur aus Düsseldorf, seinem<br />
neuen Kinofilm „Die Frau des Polizisten“<br />
vor, der von Mai bis Juli komplett in <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> – unter anderem im Münsterland –<br />
realisiert wird. Nach der erfolgreichen Kloster-<br />
<strong>Dokument</strong>ation „Die große Stille“ realisiert Gröning<br />
damit wieder einen fiktionalen Stoff. Als<br />
Fernsehanstalt ist der BR dabei.<br />
Philip Gröning Filmproduktion,<br />
Tel. (0211) 4709123;<br />
info@groening-film.de<br />
Münster Tatort<br />
In ein Priesterseminar verschlägt es Kommissar<br />
Thiel bei seinen Ermittlungen für den neuen<br />
Münster-„Tatort“: Der bodenständige Kommissar<br />
und der arrogante Pathologe haben es<br />
dieses Mal mit einem toten Priester zu tun. Der<br />
Regens des Priesterseminars Münster wurde<br />
überfahren. Jan Josef Liefers und Axel<br />
Prahl stehen noch bis zum 8. April <strong>als</strong> Ermittlerpaar<br />
Thiel und Boerne in Münster und Köln<br />
vor der Kamera. Matthias Tiefenbacher inszeniert<br />
den „Tatort“ für filmpool Köln (Produzentin:<br />
Iris Kiefer) nach einem Drehbuch<br />
von Magnus Vattrodt. Redakteurin für den<br />
WDR ist Lucia Keuter. Hinter der Kamera<br />
steht Holly Fink. In weiteren Rollen sind Ulrich<br />
Noethen, Mechthild Grossmann,<br />
Frederike Kemper und Claus-Dieter<br />
Clausnitzer dabei.<br />
filmpool, Tel. (0221) 9215990;<br />
info@filmpool.de
Köln Tatort<br />
Einen mörderischen Vorgeschmack auf das Kulturhauptstadtjahr<br />
2010 im Ruhrgebiet bietet der<br />
neue „Tatort“ der Kölner Kommissare Ballauf<br />
(Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar<br />
Bär). In ihrem neuen Fall versuchen sie, den<br />
Mord an einem Bauunternehmer aufzuklären.<br />
Als kurze Zeit später der Leiter der Stiftung Ruhr<br />
2010 ermordet wird, lässt sich ein Zusammenhang<br />
zwischen diesen beiden Delikten vermuten,<br />
denn beide Opfer waren maßgeblich an<br />
dem Prestigeobjekt Kulturhauptstadt Europa<br />
2010 beteiligt.<br />
Die „Tatort“-Folge „Klassentreffen“ wird in<br />
Köln, Essen und Umgebung noch bis zum 8.<br />
April gedreht. Das Buch schrieb Jürgen Werner,<br />
die Regie führt Kaspar Heidelbach.<br />
Sonja Goslicki zeichnet <strong>als</strong> Produzentin verantwortlich,<br />
Katja De Bock <strong>als</strong> Redakteurin<br />
(WDR).<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />
coloniamedia@coloniamedia.de<br />
Unter Dir die Stadt<br />
Nach „F<strong>als</strong>cher Bekenner” produziert Heimatfilm<br />
nun auch den neuen Kinofilm von<br />
Christoph Hochhäusler: In dem Drama verliebt<br />
sich der Bankmanager Cordes in Svenja, die<br />
Frau eines Angestellten. Eine heimliche Beziehung<br />
entwickelt sich, die von Treffen zu Treffen<br />
existenziellere Züge annimmt.<br />
Roland benutzt seine Macht, um Svenjas<br />
Mann durch eine Versetzung aus dem Spiel zu<br />
halten. Als sie davon erfährt, fühlt sie sich manipuliert<br />
und beendet die Affäre. Ihre Ablehnung<br />
Anduni – Fremde Heimat<br />
Was ist Heimat? Ein Ort? Dieser Frage geht die<br />
emotionale Komödie „Anduni“ nach, die elsani<br />
film (Produzentin: Anita Elsani) für das<br />
Kino produziert: Belinda (28) ist vor der Enge ihrer<br />
armenisch-türkischen Familie geflüchtet und<br />
verliert sich jetzt in der Weite ihres deutschen<br />
Lebens. Doch <strong>als</strong> ihr Vater stirbt, muss sie sich<br />
mit einer Hinterbliebenenrente, einer Änderungsschneiderei<br />
und ihrer Herkunft auseinandersetzen.<br />
Je mehr Halt sie darin findet, desto<br />
mehr entfremdet sie sich von ihrem Freund. Ei-<br />
AGENTUR CAROLA STUDLAR<br />
WWW.STUDLAR.DE<br />
Im Alter von Ellen<br />
In ihrem zweiten Kinofilm nach dem preisgekrönten<br />
„Die Unerzogenen“ erzählt Pia<br />
Marais die Geschichte von Ellen, einer Stewardess<br />
in den Vierzigern, deren Leben eine<br />
ungeahnte Wendung nimmt. Nach dem Verlust<br />
jeglichen Halts sucht Ellen Anschluss an eine<br />
Gruppe junger Tieraktivisten. „Im Alter von<br />
Ellen“ erzählt über die Sehnsucht nach Intimität<br />
und Zugehörigkeit. Jeanne Balibar spielt<br />
in der deutsch-französischen Koproduktion nach<br />
einem Buch von Horst Markgraf und Pia<br />
Marais die Hauptrolle. Das Drama wird von<br />
Claudia Steffen und Christoph Friedel für<br />
die Pandora Film produziert und von Juli bis<br />
September an 25 von 35 Tagen in Köln gedreht.<br />
Als Koproduzent engagiert sich die niederländische<br />
Elzevir Films, <strong>als</strong> Sender sind der WDR<br />
(Redaktion: Andrea Hanke) und ARTE<br />
(Redaktion: Georg Steinert) dabei.<br />
Pandora Film, Tel. (0221) 973320;<br />
info@pandorafilm.com<br />
bringt Roland ins Wanken. Regisseur Hochhäusler<br />
schrieb auch das Buch für den Kinofilm „Unter<br />
Dir die Stadt“, der in der zweiten Jahreshälfte<br />
an über 20 von 35 Drehtagen in NRW<br />
(Großraum Köln) realisiert wird, zusammen mit<br />
Ulrich Peltzer.<br />
Kameramann wird Bernhard Keller („F<strong>als</strong>cher<br />
Bekenner“) sein, die Redaktion für den<br />
WDR hat Michael André.<br />
Heimatfilm, Tel. (0221) 977799-0;<br />
office@heimatfilm.biz<br />
ne Suche nach dem richtigen Platz im Leben beginnt.<br />
Samira Radsi inszeniert das Drehbuch<br />
von Karin Kaci im Herbst 2009 in Köln und<br />
Armenien. Für das Casting sorgt die Agentur<br />
„Die Besetzer“, Redakteurin für den WDR<br />
ist Andrea Hanke, den Verleih für die emotionale<br />
Komödie wird Filmlichter übernehmen.<br />
Elsani Film, Tel. (0221) 5108585;<br />
mail@elsani.com<br />
Dreharbeiten – newsletter 2/2009<br />
ANZEIGE<br />
See der Träume<br />
oder die Zukunft<br />
kann beginnen<br />
Nach ihrer preisgekrönten <strong>Dokument</strong>ation „Losers<br />
and Winners“ widmen sich die Grimme-<br />
Preisträger Ulrike Franke und Michael Loeken<br />
erneut dem Wandel des Ruhrgebiets. In<br />
der Langzeitbeobachtung begleiten sie die Umgestaltung<br />
eines Stahlwerksgeländes, auf dem<br />
ein See mit mediterranem Ambiente entsteht<br />
sowie die Reaktionen der Anwohner darauf. Der<br />
Jud Süß! – Sympathie<br />
für den Teufel<br />
Der Schauspieler Ferdinand Marian spielte<br />
in Veit Harlans „Jud Süß“ die Hauptrolle –<br />
nun verfilmt Oskar Roehler mit Martina<br />
Gedeck, Tobias Moretti und Justus von<br />
Dohnanyi Marians Lebensgeschichte unter<br />
dem Titel „Jud Süß! – Sympathie für den<br />
Teufel“. Der 1902 in Wien geborene Schauspieler<br />
erhielt für seine Beteiligung an Veit Harlans<br />
antisemitischem NS-Propagandafilm „Jud<br />
Süß“ nach Ende des Krieges Auftrittsverbot.<br />
1946 starb Ferdinand Marian bei einem Autounfall.<br />
Oskar Roehler setzt die Geschichte nach<br />
einem Drehbuch von Klaus Richter noch in<br />
diesem Sommer auch in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
in Szene. Produziert wird der Kinofilm von der<br />
Clasart Film- und Fernsehproduktion in<br />
Koproduktion mit der österreichischen Novotny<br />
& Novotny und der ungarischen Budapest<br />
Film Productions. Den Verleih übernimmt<br />
Concorde.<br />
Tele München Gruppe,<br />
Tel. (089) 290 930; info@tmg.de<br />
FIT FÜR<br />
KINO<br />
Das Areal der Baustelle in Dortmund Hörde:<br />
Hier soll 2010 der See geflutet werden.<br />
Foto: Filmproduktion Loeken Franke<br />
desolaten Gegenwart steht eine vermeintlich<br />
goldene Zukunft gegenüber.<br />
Ulrike Franke und Michael Loeken sind<br />
ebenso Autoren wie Produzenten für die Filmproduktion<br />
Loeken Franke, die für „See<br />
der Träume“ auch mit dem WDR und AR-<br />
TE zusammen arbeitet.<br />
Filmproduktion Loeken Franke,<br />
Tel. (0221) 94339101;<br />
info@loekenfranke.de<br />
Die kommenden<br />
Tage<br />
Vor dem Hintergrund der instabilen Weltlage<br />
Anfang des 21. Jahrhunderts erzählt Lars<br />
Kraume („Keine Lieder über Liebe“) die Lebensgeschichte<br />
seiner Protagonistin Laura Kuper.<br />
Ihre Biografie und die Geschichte ihrer Familie<br />
führt den Zuschauer in eine Utopie unserer<br />
Welt in zwanzig Jahren.<br />
Die Produktion von Badlands wird im Sommer<br />
an 20 von 55 Drehtagen auch in NRW realisiert.<br />
Produzenten für Badlands sind Matthias<br />
Glasner, Lars Kraume, Jürgen Vogel<br />
und Katrin Schlösser, für den Koproduzenten<br />
Cine Plus Filmproduktion ist Jörg<br />
Schulze mit im Team. Als Darsteller sind Johanna<br />
Wokalek, Bernadette Heerwagen,<br />
Daniel Brühl und August Diehl dabei. „Die<br />
kommenden Tage“ ist nach „This is Love“<br />
das zweite Projekt der neuen Badlands Film. UFA<br />
Cinema wird den Film ins Kino bringen.<br />
Badlands Büro Köln,<br />
Tel. (0221) 27096945;<br />
uhland@badlands-film.de<br />
25
House of Boys<br />
Prominent besetzt ist die deutsch-luxemburgische<br />
Produktion „House of Boys“, die im<br />
März abgedreht wurde: Udo Kier, Stephen<br />
Fry, Joanna Scanlan und Layke<br />
Andersen spielen in dem Film von elsani<br />
film und Deluxe Productions unter der<br />
Regie von Jean-Claude Schlim: Nachdem<br />
Frank in den 80er Jahren sein Coming-Out<br />
hat, entflieht er dem Luxemburger Kleinstadtleben<br />
und strandet im House of Boys in Amsterdam.<br />
In dem Männerstripclub und Cabaret<br />
kann er sich im Kreise von farbenfrohen<br />
und schillernden Gestalten voll ausleben und<br />
verliebt sich in seinen Zimmergenossen Jake.<br />
Sein Schicksal nimmt eine dramatische Wende,<br />
<strong>als</strong> er nach einer intensiven Nacht mit Jake<br />
erfährt, dass bei Jake AIDS diagnostiziert<br />
wurde.<br />
Vor der Kamera von Carlo Thiel wurde<br />
auch fünf Tage lang in Köln gedreht. Das<br />
Drehbuch entwickelte Jean-Claude Schlim<br />
zusammen mit Christian Thiry.<br />
elsani film, Tel. (0221) 510 85 85;<br />
mail@elsani.com<br />
Schuljahresabschlusskonzerte 2008<br />
beim Deutschen Musikschultag in<br />
der Ruhr Universität Bochum,<br />
Foto: Stiftung Jedem Kind ein Instrument<br />
Jedem Kind ein<br />
Instrument<br />
Mit dem einzigartigen musikalischen<br />
Programm „Jedem Kind ein Instrument“<br />
sollen alle 212.000 Kinder des Ruhrgebiets<br />
im Grundschulalter erreicht werden.<br />
Es versteht sich <strong>als</strong> Ergänzung zum<br />
regulären Musikunterricht und arbeitet<br />
mit den vor Ort bestehenden Musikschulen<br />
zusammen. Der Film von Regisseur<br />
Oliver Rauch wird das spannende Vorhaben<br />
über ausgewählte Protagonisten begleiten.<br />
Herbert Grönemeyer oder Nigel<br />
Kennedy sind Wunschkandidaten, die <strong>als</strong><br />
Prominente den Kindern Visionen vermitteln<br />
können.<br />
SUR Films produziert „Jedem Kind<br />
26<br />
Impressum<br />
Herausgeberin:<br />
Tanja Güß<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Stefanie Hadding<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten,<br />
Katharina Blum,<br />
Peter Hanemann (A.R.T.)<br />
Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />
Christian Seebaum<br />
Mitarbeiter<br />
dieser Ausgabe:<br />
Günter Jekubzik, Uwe Mies,<br />
Tatjana Kimmel, Michael Dlugosch,<br />
Anna Koskoda, Hartmut<br />
Wilmes<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Lena Kraan<br />
Was bleibt<br />
sind wir<br />
Zehn Jahre nach seinem Film „Abenteuer<br />
Ruhrpott“ kehrt <strong>Dokument</strong>arfilmer Werner<br />
Kubny zusammen mit seinem Koregisseur<br />
Peter Schnell ins Ruhrgebiet zurück.<br />
Er schaut, wo die Leute aus dem Milieu heute<br />
stehen. Gibt es für die, die alles aufgebaut<br />
haben, eine neue Form des Lebens? Der Film<br />
begleitet ganz unterschiedliche Menschen im<br />
Ruhrgebiet, von morgens bis abends .<br />
Ab Mitte Mai wird Kubny 30 Tage lang<br />
komplett im Ruhrgebiet drehen. Der Kino-<strong>Dokument</strong>arfilm<br />
mit Fernsehbeteiligung wird<br />
vom WDR (Redaktion: Beate Schlanstein),<br />
der Kubny&Schnell Film- und<br />
Fernsehproduktion und der Werner<br />
Kubny Filmproduktion produziert. Zugrunde<br />
liegt ein Drehbuch von Günter Bäkker<br />
und Werner Kubny. Real Fiction wird<br />
die <strong>Dokument</strong>ation ins Kino bringen.<br />
Werner Kubny Filmprod.,<br />
Tel. (02266) 3757;<br />
info@kubnyfilm.de<br />
ein Instrument – Der Film“ (Produzent:<br />
Detlef Ziegert) in Zusammenarbeit mit dem<br />
WDR (Redakteure: Lothar Mattner und<br />
Jutta Krug). Den Kinoverleih übernimmt<br />
Real Fiction.<br />
SUR Films, Tel. (0421) 5980483;<br />
info@surfilms.com<br />
Gestaltung/Layout:<br />
inrhein, düsseldorf,<br />
alfred friese<br />
Titel:<br />
„Helen“; Foto: Warner<br />
Redaktionsschluss:<br />
20. März 2009<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Lena Kraan,<br />
Tel. (0211) 9305024<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
15. Mai 2009<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW wahlweise <strong>als</strong> Print-Version<br />
oder <strong>als</strong> <strong>PDF</strong> abonniert werden.<br />
Sobald das <strong>PDF</strong> zum Download<br />
zur Verfügung steht, werden Sie<br />
per Mail informiert.<br />
Die Berücksichtigung von<br />
Terminen richtet sich<br />
nach dem Erscheinen des<br />
Newsletters im Internet.<br />
Das kann leider dazu führen,<br />
dass Termine bereits überholt<br />
sind, wenn die Druckausgabe<br />
des Newsletter ausgeliefert<br />
wird, bietet aber die größtmögliche<br />
Aktualität für die<br />
Download-Nutzer. Wir bitten<br />
dafür um Verständnis.<br />
Danke an alle Produzenten,<br />
Sender & Verleiher für<br />
ihre Unterstützung und<br />
die Bilder zu ihren Filmen.<br />
Ob ihr wollt<br />
oder nicht<br />
Kinostart: 30. April<br />
Verleih: 3L Filmverleih<br />
Schluss mit der Chemotherapie! Laura weiß<br />
zwar, dass ein Abbruch der Behandlung ihre<br />
Krebserkrankung auf fatale Weise stärken<br />
wird, aber die junge Frau hegt nun einmal<br />
wichtigere Pläne. Unangemeldet taucht sie bei<br />
ihrer Mutter auf, die von diesem Besuch gar<br />
nicht entzückt ist und sofort Lauras drei Schwestern<br />
Toni, Susa und Coco mobilisiert, die eher<br />
widerwillig im Elternhaus anrücken. Alle sind sie<br />
um Lauras Gesundheit besorgt, aber sonst haben<br />
die Schwestern sich wenig zu sagen. Laura<br />
aber zeigt sich vom Trubel der Besorgnis unbeeindruckt,<br />
denn sie hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
die reichlich zerrüttete Familie wieder zusammen<br />
zu führen.<br />
Mit einem ungewöhnlichen Melodram aus<br />
der Feder zweier versierter Drehbuchautorinnen<br />
Tel.: (0211) 93 05 00<br />
Fax: (0211) 93 05 085<br />
Kaistraße 14<br />
40221 Düsseldorf<br />
newsletter@filmstiftung.de Bis später, Max!<br />
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Mit besten Empfeh<br />
Kinostart: 9. April<br />
Verleih: 3Rosen Filmverleih<br />
newsletter 2/2009 – Dreharbeiten / Kinovorschau<br />
kehrt Ben Verbong nach den Paul Maar-Adaptionen<br />
„Das Sams“ und „Herr Bello“ zurück zum<br />
dramatischen Frauenfilm, dem er 1989 mit „Lily<br />
was here“ und zwei Jahre später mit „Eine unanständige<br />
Frau“ bereits in der niederländischen<br />
Heimat spannende Stempel aufsetzen konnte.<br />
Auch diesmal wagt die Protagonistin, fabelhaft<br />
gespielt von Katharina Schubert, den Ausbruch<br />
aus der Korsage der Gleichgültigkeit. Die Inszenierung<br />
im Stil eines Kammerspiels intensiviert<br />
dabei noch die emotionalen Kollisionen, und<br />
nicht von ungefähr wurden alle tragenden Rollen<br />
mit Schauspielerinnen besetzt, die auch über<br />
Bühnenerfahrung verfügen. Für die Dreharbeiten<br />
pendelte das Filmteam zwischen Schauplätzen<br />
in Schleswig-Holstein und den Studioaufnahmen<br />
in Köln. Dank Verbongs Regie verliert<br />
der Film dabei nie seine konzentrierte geschlossene<br />
Form.<br />
Deutschland 2008<br />
Regie: Ben Verbong; Drehbuch: Katja Kittendorf,<br />
Karin Howard; Darsteller: Katharina Schubert, Senta<br />
Berger, Christiane Paul, Julia-Maria Köhler, Anna<br />
Böger; Produktion: Elsani Film und 3L Filmproduktion<br />
in Koproduktion mit MMCI, CTM Films und<br />
Borderline Pictures; www.obihrwolltodernicht.de<br />
(siehe newsletter 1/2009)
lungen<br />
Deutschland 09<br />
Kinostart: 26. März<br />
Verleih: Piffl Medien<br />
Ende 1977 drehten auf Initiative von Alexander<br />
Kluge elf Regisseure, darunter Rainer<br />
Werner Fassbinder, Edgar Reitz und Volker<br />
Schlöndorff, einen Episodenfilm: „Deutschland<br />
im Herbst“. Die kritische Momentaufnahme der<br />
bundesrepublikanischen Wirklichkeit war eine<br />
Reaktion auf die Terrorwelle der RAF im Herbst<br />
1977. 31 Jahre später haben sich wieder Regisseure<br />
zusammengetan, um einen Film zur Lage<br />
der Nation zu drehen, einen Omnibusfilm<br />
in 13 Teilen. Die Filmemacher, darunter Regisseure<br />
wie Fatih Akin, Wolfgang Becker, Dani<br />
Levy und Tom Tykwer, der den Film auch initiiert<br />
und produziert hat, berufen sich dabei gezielt<br />
auf „Deutschland im Herbst“. In<br />
den einzelnen, sehr unterschiedlichen<br />
Episoden zeichnen die Regisseure ein<br />
subjektives Bild von Deutschland im<br />
Jahre 2009. Das Format und den Inhalt<br />
konnten sie unabhängig voneinander<br />
selbst bestimmen.<br />
Für Wolfgang Becker ist Deutschland<br />
ein schlecht funktionierendes<br />
Krankenhaus. In der Episode von Hans<br />
Steinbichler ist ein Mann (Josef Bierbichler)<br />
darüber entsetzt, dass die<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung in den<br />
Die Frau<br />
des Anarchisten<br />
Kinostart: 30. April<br />
Verleih: Zorro Film<br />
Madrid ist im Winter 1937 Zentrum schwerer<br />
Kämpfe zwischen republikanischen<br />
und faschistischen Truppen. Der Rechtsanwalt<br />
Justo Alvarez Calderón, mit seinen flammenden<br />
Reden gegen Diktator Franco zur Stimme der<br />
Republik avanciert, liebt seine Frau Manuela und<br />
die beiden kleinen Kinder über alles; dennoch<br />
setzt er täglich sein Leben in den Schützengräben<br />
zur Verteidigung der Stadt aufs Spiel. Nach<br />
einem letzten riskanten Treffen in Madrid wird<br />
Justo endgültig von seinen Lieben getrennt. Manuela<br />
bekommt in Madrid den Terror der siegreichen<br />
Francisten mit aller Gewalt zu spüren.<br />
Überschriften die Frakturschrift aufgegeben hat,<br />
und kämpft martialisch um ihre Wiedereinführung.<br />
Fatih Akin lässt den Guantanamo-Heimkehrer<br />
Murat Kurnaz, dargestellt von einem<br />
Schauspieler, zu Wort kommen. Bei Dani Levy<br />
schlucken alle Menschen Glückspillen. Diese wirken:<br />
Die Deutschen sind nicht mehr missmutig.<br />
In der letzten Episode von Christoph Hochhäusler<br />
leben die Deutschen bereits auf dem Mond,<br />
ohne jede Erinnerung an die Vergangenheit.<br />
Bei den 59. Internationalen Filmfestspielen<br />
Berlin 2009 wurde „Deutschland 09“, für den<br />
Tom Tykwer gemeinsam mit Benno Fürmann<br />
auch in Düsseldorf drehte, im Hauptprogramm<br />
außer Konkurrenz aufgeführt.<br />
Deutschland 2009<br />
Regie: Fatih Akin, Wolfgang Becker, Sylke Enders,<br />
Dominik Graf, Christoph Hochhäusler, Romuald<br />
Karmakar, Nicolette Krebitz, Dani Levy, Angela<br />
Schanelec, Hans Steinbichler, Isabelle Stever, Tom<br />
Tykwer, Hans Weingartner; Darsteller: Nina Monka,<br />
Dani Levy, Joshua Levy, Denis Moschitto, Helene<br />
Hegemann, Sandra Hüller, Jasmin Tabatabai,<br />
Karl Markovics, Anneke Kim Sarnau, Josef Bierbichler,<br />
Adriana Altaras, Johanna Nagel, Christoph<br />
Jacobi, Claudia Geisler, Benno Fürmann, Eva Habermann,<br />
Mahmoud Rahimzadiany, Peter Jordan, Andreas<br />
Hofer; Produktion: Herbstfilm Produktion ;<br />
Produzenten: Verena Rahmig, Tom Tykwer, Dirk<br />
Wilutzky; www.deutschland09-der-film.de;<br />
www.pifflmedien.de<br />
Der II. Weltkrieg bringt weitere Entbehrungen,<br />
Verluste und Zerstörung. Dann entdeckt Manuela<br />
eines Tages ein Foto Justos in einer französischen<br />
Zeitung. Voller Hoffnung macht sie<br />
sich auf den Weg zu einem nicht mehr für möglich<br />
gehaltenen Wiedersehen.<br />
Als Produzenten und Autoren sind sie längst<br />
ein eingespieltes Team. Jetzt haben Peter Sehr<br />
und Marie Noëlle erstmalig auch gemeinsam Regie<br />
geführt. „,Die Frau des Anarchisten’ ist eine<br />
persönliche Geschichte, die ich alleine aufgeschrieben<br />
habe“, sagt Marie Noëlle und ergänzt<br />
zur Regie: „Ich finde es toll, wie Peter sich<br />
zurücknehmen und mir meinen freien Raum lassen<br />
konnte.“<br />
Während der zehnwöchigen Dreharbeiten<br />
in Annonay, Cerbère, Madrid, Barcelona und in<br />
den Kölner MMC-Studios waren 66 Schauspieler<br />
an insgesamt 72 Motiven zu leiten. Die<br />
schauprächtige Inszenierung und die hochkarätige<br />
internationale Besetzung begeisterten bereits<br />
die Festivalbesucher in Valladolid und Hof.<br />
„Die Frau des Anarchisten“ erhielt den diesjährigen<br />
Bernhard-Wicki-Filmpreis – Die Brücke –<br />
„Friedenspreis des deutschen Films“.<br />
Deutschland/Spanien/Frankreich 2008<br />
Regie: Marie Noëlle, Peter Sehr; Drehbuch: Marie<br />
Noëlle; Darsteller: Juan Diego Botto, Maria Valverde,<br />
Nina Hoss, Alba Barragán, Ainoa Ruiz, Laura<br />
Morante, Jean-Marc Barr, Nathalie Grauwin; Produktion:<br />
P’Artisan Film, ZIP Films und Ciné Boissière<br />
Produktion in Ko-Produktion mit Rhones-Alpes<br />
Cinéma in Zusammenarbeit mit Bayerischer Rundfunk,<br />
Arte, TVE, TV3, Mesfilms, Riot Entertainment<br />
und Instinctive Film; www.zorrofilm.de<br />
Helen<br />
Kinostart: 14. Mai<br />
Verleih: Warner Bros. Pictures<br />
Der Abstieg geschieht schleichend, von Familie<br />
und Freunden zunächst unbemerkt.<br />
Helen selbst muss zugeben, dass sie es nicht<br />
kommen sieht. Sie spürt nur, dass es da ist. Die<br />
Musikprofessorin, in zweiter Ehe glücklich verheiratet,<br />
lebt mit ihrem Mann und der Tochter<br />
aus erster Ehe gut situiert und sorgenfrei. Und<br />
doch bemächtigen sich dunkle Schatten ihres<br />
Seelenlebens, sie erkrankt an schwerer Depression<br />
mit akuter Selbstmordgefahr. Ehemann<br />
und Tochter mühen sich rührend, aber vergeblich,<br />
um Helen zurück in die Normalität zu führen.<br />
Nur Mathilda, eine frühere<br />
Studentin und zwischenzeitliche<br />
Mitpatientin in der Nervenheilanstalt,<br />
findet noch ansatzweise<br />
Zugang zu Helen.<br />
Mit ihrer ersten amerikanischen<br />
Regiearbeit hat Sandra<br />
Nettelbeck ein lang gehegtes<br />
Filmprojekt realisiert. Eine Zeitungsmeldung<br />
zu einer Fallstudie<br />
und der Selbstmord einer<br />
persönlichen Freundin im Jahre<br />
1995 hatten die Idee zu einer<br />
dramatischen Filmerzählung<br />
über das Krankheitsbild<br />
suizidaler Depression geformt.<br />
Immer wieder drohte<br />
das Projekt zu scheitern, weil<br />
sich keine Geldgeber fanden.<br />
Erst der Erfolg von „Bella Martha“<br />
ermöglichte die Realisierung,<br />
für die sich mit Ashley<br />
Die Besucherin<br />
Kinostart: 14. Mai<br />
Verleih: Filmlichter<br />
Seit 1998 gibt es die Initiative Six Pack.<br />
Mit ihr fördern die <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
und der WDR debütierende Jungfilmer,<br />
zu denen auch die 1980 geborene Regisseurin<br />
Lola Randl gehört. Nach mehreren<br />
Kurzfilmen schaffte es ihr Spielfilm-<br />
Debüt „Die Besucherin“ in die Reihe Perspektive<br />
Deutsches Kino bei den 58. Internationalen<br />
Filmfestspielen in Berlin<br />
2008 und im selben Jahr in die deutsche<br />
Reihe des Filmfestiv<strong>als</strong> in Cannes. Der in<br />
Köln entstandene Film handelt von der<br />
Wissenschaftlerin Agnes (Sylvana Krappatsch),<br />
deren festgezurrtes Leben aus<br />
den Fugen gerät, <strong>als</strong> sie sich um eine<br />
fremde Wohnung kümmern soll. Von<br />
dem Ort fühlt sie sich magisch angezogen.<br />
Sie stöbert in den fremden Sachen<br />
herum, hört den Anrufbeantworter ab<br />
und legt sich in das Bett des Paares, das<br />
hier nicht mehr zu wohnen scheint. Agnes<br />
schläft ein und <strong>als</strong> sie erwacht, liegt ein Mann<br />
neben ihr im Bett. Es ist Bruno (André Jung), der<br />
Besitzer der Wohnung, der um seine Gattin<br />
trauert.<br />
Die Regisseurin Lola Randl interessierte beim<br />
Drehen des Films nach eigener Aussage besonders<br />
der Aspekt, dass eine Frau, „die mit gro-<br />
Judd in der Titelrolle eine prominente Hollywood-Aktrice<br />
fand. Lauren Lee Smith <strong>als</strong> Mathilda<br />
und Goran Visnjic, der durch seine Rolle<br />
<strong>als</strong> Dr. Kovac in „Emergency Room berühmt<br />
wurde, <strong>als</strong> Helens Ehemann in weiteren Hauptrollen<br />
bestätigen Sandra Nettelbecks glänzenden<br />
Ruf für einfühlsame Schauspielerführung,<br />
die dem Film auch bei der Premiere im Januar<br />
auf dem Sundance Festival entsprechende Aufmerksamkeit<br />
sicherte.<br />
USA/Deutschland/Kanada 2009<br />
Regie: Sandra Nettelbeck<br />
Drehbuch: Sandra Nettelbeck<br />
Darsteller: Ashley Judd, Goran Visnjic, Lauren Lee<br />
Smith, Alexia Fast, David Hewlett, Leah Cairns, Alberta<br />
Watson<br />
Produktion: Egoli Tossell Film und Inside Film in Zusammenarbeit<br />
mit Aramid Entertainment<br />
www.helen-derfilm.de<br />
ßer Konzentration und Disziplin ihr Leben organisiert<br />
hat“, aus ihrem Lebensplan aussteigt. Faszinierend<br />
war für Randl dabei, „mit welcher Kontrolliertheit<br />
sich diese Frau dem Kontrollverlust<br />
hingibt. Weil man eben doch nie ganz von sich<br />
los kommt.“ Mitte März erhielt die Regisseurin<br />
von der Akademie der Künste in der Sektion Film<br />
und Medienkunst den Förderungspreis 2009.<br />
Deutschland 2008<br />
Regie und Drehbuch: Lola Randl; Darsteller: Sylvana<br />
Krappatsch, André Jung, Samuel Finzi, Jule Böwe,<br />
Isabell Metz; Produktion: Coin Film; Produzent:<br />
Herbert Schwering; www.filmlichter.de;<br />
www.coin-film.de<br />
Kinovorschau – newsletter 2/2009 27