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Ausgabe 2 – April 2009<br />

Schwerpunkt<br />

Filmemachen<br />

in der Krise<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Rückblick<br />

Berlinale Dreharbeiten Kinovorschau<br />

1


Mit seiner Location-Seite liefert<br />

der Newsletter regelmäßig<br />

einen bebilderten Gruß aus einer<br />

Stadt der Region. Diesmal<br />

kommt der Gruß aus dem Kreis<br />

Gütersloh, der <strong>als</strong> neues Mit-<br />

glied des Netzwerkes Filmstädte<br />

NRW die Zahl der beteiligen<br />

Kommunen und Kreise auf 33<br />

erhöht. Ausgewählt werden die<br />

Motive der Location-Seite von<br />

Location-Scouts aus NRW.<br />

Alle Bilder und noch viel mehr<br />

finden Sie auch auf der Website<br />

www.locationnrw.de.<br />

2<br />

newsletter 2/2009 – Location<br />

moods - location scouting pia esten,<br />

Mobil: 0178-5417906;<br />

p.esten@moods-locationscouting.com<br />

Grüße aus dem Kreis Gütersloh<br />

Einwohner: 354.000<br />

Treffer in der Motivdatenbank<br />

www.locationnrw.de: 58<br />

pro Wirtschaft GT GmbH<br />

Julia Peschke,<br />

Tel. (05241) 851086;<br />

julia.peschke@<br />

pro-wirtschaft-gt.de<br />

ZeitRaumRechercheLocation,<br />

Tel. (0177) 8223742;<br />

zeitraumrecherchelocation@web.de


Schwerpunkt: Filmemachen in der Krise<br />

Das böse<br />

Wort mit K<br />

Krise? Welche Krise?“ war das inoffizielle<br />

Motto der zurückliegenden Berlinale, in der<br />

das böse K-Wort nur selten in den Mund genommen<br />

wurde. Zwei Monate später ist die<br />

Branche in der Realität angekommen. Bei einer<br />

Umfrage der Allianz deutscher Produzenten<br />

unter ihren Mitgliedern bewerten nur 46<br />

Prozent die aktuelle wirtschaftliche Situation <strong>als</strong><br />

positiv. Der Blick in die Zukunft ist noch trüber:<br />

56 Prozent sehen die wirtschaftliche Entwicklung<br />

2010 <strong>als</strong> ungewiss oder gar negativ.<br />

Dabei steht die deutsche Filmgemeinde<br />

dank ihrer Struktur besser da <strong>als</strong> viele andere<br />

Wirtschaftszweige. Durch den hohen Anteil der<br />

öffentlichen Förderung ist sie unabhängiger<br />

vom Finanzmarkt und dessen selbstverschuldeten<br />

Nöten. Außerdem trifft die Krise in der Masse<br />

tendenziell vor allem die schlecht ausgebildeten<br />

Beschäftigten bzw. hat sie bereits getroffen.<br />

In der Filmbranche gibt es davon nur wenige.<br />

Im Gegenteil: Hier sind vor allem hoch<br />

qualifizierte Experten in ihren jeweiligen Departments<br />

am Werk. Dazu kommt, dass die Branche<br />

nach dem Börsencrash Anfang des neuen<br />

Jahrtausends bereits eine große Krise überstanden<br />

hat, die am Markt für eine Bereinigung gesorgt<br />

hat. Das hat die Filmbranche bereits hinter<br />

sich.<br />

Die Krise wird dennoch durchschlagen, sei<br />

es durch sinkende Werbeeinnahmen der Sender<br />

und damit verbunden weniger Aufträgen;<br />

sei es durch Banken, die noch zögerlicher bei<br />

Zwischenfinanzierungen agieren <strong>als</strong> bisher, oder<br />

sei es durch dünnere Portemonnaies bei den Kinogängern.<br />

Dass ausgerechnet jetzt die Finanzierung<br />

der Filmförderungsanstalt auf dem<br />

Schreibtisch des Verfassungsgerichts liegt, geschieht<br />

zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.<br />

116 Mal taucht im aktuellen Newsletter das<br />

Wort Krise auf. Das sind 116 gute Gründe, sich<br />

auf die eigenen Stärken zu besinnen und vor allem<br />

auf das, was die Branche ausmacht: Kreativität.<br />

Im Newsletter wollen wir mit Augenmaß<br />

auf die Krise blicken und nachforschen, ohne<br />

schön zu reden und ohne Panik zu verbreiten.<br />

Wir fragen nach bei Produzent und Südamerika-Experte<br />

Christoph Friedel, wie der argentinische<br />

Film den Staatsbankrott 2002 überlebte<br />

und reden mit „Stromberg“-Headautor<br />

Ralf Husmann über die Frage, ob man die Krise<br />

einfach weglachen kann. Weitere Themen<br />

sind die Bedeutung der Banken für die Filmfinanzierung,<br />

Autobauer <strong>als</strong> Förderer der Film-<br />

branche, der einbrechende Kinowerbemarkt sowie<br />

die Folgen der Krise für die Sender und die<br />

Festiv<strong>als</strong>, bei denen sich die Sponsorensuche in<br />

Zukunft schwieriger gestalten dürfte. Außerdem<br />

hat sich Filmkritiker Hartmut Wilmes für uns Gedanken<br />

gemacht, welche Bilder die Krise auf der<br />

Leinwand hinterlassen wird, und in einem Rückblick<br />

überprüfen wir die Behauptung, dass die<br />

Menschen in schwierigen Zeiten häufiger ins Ki-<br />

Goran Visnjic und Alexia Fast in „Helen“,<br />

Foto: Warner Bros.<br />

no gehen am Beispiel der Weltwirtschaftskrise der<br />

Weimarer Republik. Stimmt nämlich nicht: Zwischen<br />

1928 und 1932 ging der Kinobesuch trotz<br />

sinkender Eintrittspreise um 32 Prozent zurück.<br />

Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />

bewährten Informationen aus und über die<br />

Branche in NRW mit Meldungen und aktuellen<br />

Dreharbeiten. Wir berichten bildreich von den<br />

<strong>Filmstiftung</strong>s-Empfängen auf der Berlinale und<br />

stellen das Hörstück „Ruhe 1“ vor, mit dem Paul<br />

Plamper den diesjährigen Hörspielpreis der<br />

Kriegsblinden gewann.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

4 Meldungen<br />

Branche, Kinos, Festiv<strong>als</strong>, Preise<br />

9 In den Fesseln der Passivität<br />

Hörspielpreis der Kriegsblinden an Paul Plamper<br />

10 NRW erobert Berlin im Sturm<br />

Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW auf der Berlinale<br />

12 Auf dem Sprung<br />

Die Seite für den Filmnachwuchs<br />

Schwerpunkt:<br />

Filmemachen in der Krise<br />

14 Apfelbäume pflanzen<br />

Interview Christoph Friedel<br />

15 Billig, billiger, Kino<br />

Der deutsche Film in der Weltwirtschaftskrise 1929<br />

16 Leicht und schön<br />

Interview Ralf Husmann<br />

16 Allgemeine Verunsicherung<br />

NRW-Festiv<strong>als</strong> auf Sponsorensuche<br />

17 No Ice in the Sunshine<br />

Der Einbruch im Kinowerbemarkt<br />

18 Mikrokredite für Kreative<br />

Die Banken, der Film und die Krise<br />

19 Grotesk statt tragisch<br />

Die Filme zur Krise<br />

20 Kreativ sparen<br />

TV-Sender in der Krise<br />

21 Sponsoring auf Rädern<br />

Autobauer und die Filmbranche<br />

22 „Hände hoch“ war gestern<br />

Das Genre der Bankräuberfilme<br />

23 MEDIA International<br />

24 Dreharbeiten in NRW<br />

26 Mit besten Empfehlungen<br />

Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW: „Deutschland 09“,<br />

„Bis später, Max!“, „Ob ihr wollt oder nicht“,<br />

„Die Frau des Anarchisten“, „Helen“, „Die Besucherin“<br />

26 Impressum<br />

Schwerpunkt Juni-Heft<br />

Die Chemie muss stimmen<br />

Der nächste Schwerpunkt des Newsletter beschäftigt<br />

sich mit kreativen Paarbeziehungen<br />

beim Film und geht der Frage nach, wie wichtig<br />

das Klima am Set für eine gute Produktion<br />

ist. Ab dem 29. Mai ist das neue Heft online<br />

Editorial – 2/2009 unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />

3


Köln: Cluster-Stellen zu besetzen<br />

Als zentrale Standort-Agentur für die Medienbranche in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> soll in Zukunft das<br />

Clustermanagement Medien.NRW mit Sitz in Köln agieren. Dafür sucht die NRW.BANK,<br />

die die Agentur im Auftrag der Landesregierung aufbaut, medienerfahrene Mitarbeiter. Zu besetzen<br />

sind die Stellen des Cluster-Managements sowie der Referenten und Teamassistenten.<br />

Mehr Infos zu den Anforderungen unter www.nrw-bank.mediencluster.<br />

NRW.BANK, Tel. (0211) 91741-1950; jens.riechert@nrwbank.de<br />

Europas Filmelite kommt nach Bochum in die Jahrhunderthalle, Foto: Bochumer Veranstaltungs-GmbH<br />

Europäischer Filmpreis an der Ruhr<br />

Die Essener Lichtburg und die Bochumer<br />

Jahrhunderthalle: Zwei markante und historisch<br />

bedeutsame Bauwerke mitten im Ruhrgebiet<br />

werden im Dezember 2009 den Aktivitäten<br />

rund um den 22. Europäischen Filmpreis<br />

eine würdige und schmucke Kulisse bieten.<br />

Als Auftakt zur RUHR.2010, dem europäischen<br />

Kulturhauptstadtjahr, blickt Europas<br />

Filmwelt damit für zwei Tage „tief in den Westen“.<br />

Das EFA-Wochenende beginnt am 11.<br />

Dezember, wenn Nominierte, Mitglieder der European<br />

Film Academy, Gäste und Filmliebhaber<br />

in der Lichtburg ein europäisches Kinofest<br />

feiern. Am darauf folgenden Samstag zieht<br />

der Filmtross ein paar Kilometer weiter ins be-<br />

Köln: Head-Quarter<br />

mit Flashrecord<br />

Eine „unglaublich positive Resonanz“ vermeldet<br />

das digitale Kölner Postproduktionshaus<br />

Head-Quarter auf die Anfang des Jahres verkündete<br />

Neuanschaffung des Film-Ausbelichters<br />

Flashrecord des Herstellers MWA. Seither<br />

habe es bereits, so freute sich Geschäftsführer<br />

Robert Groß, Anfragen für insgesamt acht<br />

Neunzigminüter gegeben, überwiegend aus<br />

dem Bereich des Kinodokumentarfilms. Das<br />

neue Gerät basiert auf einer verschleißfreien<br />

LED-Technologie, besitzt derzeit eine 2k-Auflösung<br />

und bietet seinen großen Vorteil in der Geschwindigkeit.<br />

„Unser Ausbelichter“, so Groß,<br />

„belichtet bei Intermediate-Film zehn Bilder pro<br />

Sekunde aus“, womit man nicht nur in NRW das<br />

mit Abstand schnellste Angebot vorweisen könne,<br />

besonders für Produzenten, „die auf ihr Budget<br />

achten müssen“. Mit dem „Flashrecord“ hat<br />

Head-Quarter seine digitale Postproduktionskette,<br />

mit der die Firma seit 2005 Kino- und Fernsehfilme<br />

postproduziert, weiter ergänzt.<br />

Head-Quarter, Tel. (0221) 2806580;<br />

info@hd-quarter.de<br />

4<br />

nachbarte Bochum, wo am Abend die festliche<br />

Verleihung des Europäischen Filmpreises im Industriedenkmal<br />

Jahrhunderthalle stattfindet.<br />

Dass die renommierte Auszeichnung erstm<strong>als</strong><br />

in seiner Geschichte in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> verliehen<br />

wird, verdankt sich in diesem Jahr unter<br />

anderem der Unterstützung durch den Ministerpräsidenten<br />

des Landes NRW, Jürgen Rüttgers,<br />

den NRW-Medienminister Andreas<br />

Krautscheid sowie durch die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW.<br />

European Film Academy,<br />

Tel. (030) 8871670;<br />

efa@europeanfilmacademy.org<br />

Kurzfilmfreun.de<br />

mit neuen<br />

Freunden<br />

Vom 18. bis zum 23. November präsentiert sich<br />

zum dritten Mal das Europäische Kurzfilmfestival<br />

Unlimited. Zum Programm gehören neben<br />

100 ausgesuchten Filmen des Genres wieder<br />

eine Reihe von Sonderprogrammen, die mit<br />

Kooperationspartnern aus dem In- und Ausland<br />

entwickelt werden. „Herzstück des Festiv<strong>als</strong> sind<br />

die beiden Wettbewerbe Europa und Köln“, so<br />

Festivalchefin Marita Quaas. „Auch sonst<br />

werden wir uns insbesondere dem europäischen<br />

Kurzfilm widmen.“ Angestrebt wird deshalb<br />

eine Zusammenarbeit mit europäischen Festiv<strong>als</strong><br />

und Filmhochschulen. In Köln kooperiert<br />

man mit der Kunsthochschule für Medien<br />

(KHM) und der ifs internationale filmschule<br />

köln, dem Kinderfilmfestival Cinepänz und<br />

dem parallel stattfindenden Filmmusik-Kongress<br />

SoundTrack_Cologne. Deadline für Filmeinreichungen<br />

ist der 31. Juli.<br />

Kurzfilmfreunde Köln e.V., Tel. (0221)<br />

67774116; info@kurzfilmfreun.de<br />

Hübner Film:<br />

Neues aus Witten<br />

Die Wittener Christoph Hübner Filmproduktion<br />

hat jüngst zwei Projekte in Zusammenarbeit<br />

mit dem Goethe-Institut in der<br />

Edition Filmmuseum herausgebracht. In der<br />

Reihe erscheint <strong>als</strong> Doppel-DVD der viel diskutierte<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm „Thomas Harlan – Wandersplitter“<br />

von Christoph Hübner und Gabriele<br />

Voss. Als weitere Doppel-DVD sind zudem<br />

vier Filme der inzwischen 16-teiligen Porträt-Reihe<br />

Hübners „<strong>Dokument</strong>arisch Arbeiten“<br />

bei der Edition Filmmuseum erhältlich. Die Ausgabe<br />

enthält Filmgespräche mit den <strong>Dokument</strong>arfilmregisseuren<br />

Klaus Wildenhahn, Jürgen<br />

Böttcher, Volker Koepp und Peter<br />

Nestler, jeweils vom Goethe-Institut für die<br />

DVD übersetzt in zehn verschiedene Sprachen.<br />

In Postproduktion befindet sich zudem der zweite<br />

Film der georgischen Regisseurin Natia Arabuli,<br />

den die Christoph Hübner Filmproduktion<br />

für die ZDF/3sat-Reihe „Mädchengeschichten“<br />

realisiert. Gedreht wurde zuvor überwiegend<br />

im Pankisi-Tal des Kaukasus im georgischtschetschenischen<br />

Grenzgebiet, ehe nun die<br />

Postproduktion bei der Kölner ACT gefertigt<br />

wird. Die Christoph Hübner Filmproduktion ist<br />

übrigens neben der bekannten Hauptadresse in<br />

Witten neuerdings auch mit einem Nebensitz in<br />

Berlin vertreten (Steinstraße 15, 10119 Berlin).<br />

Hübner Filmproduktion, Tel. (02302)<br />

25300, huebner-film@t-online.de<br />

Köln: Typhoon<br />

insolvent<br />

Die Kölner Fernseh- und Kinoproduktionsgesellschaft<br />

Typhoon AG („Das Experiment“, „Abschnitt<br />

40“) hat einen Insolvenzantrag gestellt,<br />

weil die Produktion der ARD-Serie „Im Angesicht<br />

des Verbrechens“ teurer geworden sei <strong>als</strong><br />

zunächst geplant. „Der dadurch entstandene<br />

Liquiditätsengpass macht den Insolvenzantrag<br />

unvermeidlich“, teilte das Unternehmen mit.<br />

Typhoon vertritt die Auffassung, dass der Auftraggeber<br />

den Mehraufwand bezahlen muss.<br />

Auftraggeber sind u.a. WDR und NDR, AR-<br />

TE, ORF und ARD Degeto. „Wir bedauern<br />

diese Entwicklung sehr, sind aber zuversichtlich,<br />

dass der Insolvenzverwalter berechtigte Ansprüche<br />

der Typhoon AG durchsetzen wird“, so<br />

Marc Conrad, seit 1999 Vorstandsvorsitzender<br />

und Mehrheitsgesellschafter bei Typhoon.<br />

Conrad betonte, dass es seit der Firmengründung<br />

1998 bei keiner anderen Produktion zu<br />

Nachforderungen gekommen sei.<br />

Der WDR erklärte, man habe seit Beginn der<br />

Zusammenarbeit mit Typhoon „stets zu seinen<br />

Zusagen gestanden und alle vertraglichen Pflichten<br />

fristgerecht und in vollem Umfang erfüllt“.<br />

Dies werde auch in Zukunft so bleiben. Der<br />

WDR sei „selbstverständlich zur Zusammenarbeit<br />

mit dem Insolvenzverwalter bereit, um die<br />

Fertigstellung der in Postproduktion befindlichen<br />

Serie voran zu bringen“. Regisseur des achtteiligen<br />

Familiendramas, das in Berlin gedreht wurde<br />

und zum Aushängeschild bei ARTE und im<br />

ARD-Programm werden soll, ist Dominik<br />

Graf. Autor Rolf Basedow siedelte die Geschichte<br />

um einen Polizisten, der den Mördern<br />

seines Bruders auf der Spur ist, im Milieu der russischen<br />

Zigaretten-Mafia an.<br />

Typhoon, Tel. (0221) 282758-0;<br />

office@typhoonfilms.de<br />

newsletter 2/2009 – Meldungen<br />

Medien-NRW:<br />

Acht Millionen<br />

für die Sieger<br />

72 Firmen hatten sich beworben, 12 wurden<br />

ausgewählt und erhalten nun vom Land NRW<br />

insgesamt acht Millionen Euro für die Umsetzung<br />

ihrer Projekte und Konzepte, mit denen<br />

sie sich beim ersten Wettbewerb<br />

Medien.NRW beteiligt hatten. Schwerpunkte<br />

der Gewinner-Projekte sind „innovative Medienproduktionen<br />

und die Verbesserung der<br />

branchenübergreifenden Zusammenarbeit am<br />

Medienstandort <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.“ Die Jury<br />

entschied sich dabei u.a. für das Koordinationszentrum<br />

AIM mit seinem Projekt Qualifizierung<br />

in der Games-Branche und für die ifs<br />

internationale filmschule köln, die sich<br />

unter dem Motto „sportlich spielend lernen“<br />

ebenfalls den Games widmen wird.<br />

„Die Qualität der Vorhaben ist beeindrukkend.<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> ist und bleibt der<br />

Konvergenzstandort Nr. 1 in Deutschland“, gratulierte<br />

NRW-Medienminister Andreas<br />

Krautscheid den Siegern. Der nächste Wettbewerb<br />

für die Medienbranche soll noch in diesem<br />

Jahr stattfinden.<br />

Videonale-Sieger: „Attica“ von Manon de Boer.<br />

Foto: Manon de Boer<br />

Videonale: 25 Jahre<br />

Videokunst in Bonn<br />

Nachdem zwischen dem 26. und 28. März das<br />

Videonale-Symposium mit zahlreichen Diskussions-<br />

und Performance-Veranstaltungen die<br />

12. Ausgabe der Bonner Videonale eingeleitet<br />

hat, ist noch bis zum 26. April die Ausstellung<br />

der 43 für den Wettbewerb ausgewählten<br />

internationalen Videoarbeiten im Kunstmuseum<br />

Bonn zu sehen. Die 12. Edition des<br />

Festiv<strong>als</strong> für zeitgenössische Videokunst bedeutet<br />

gleichsam auch dessen 25-jähriges Jubiläum.<br />

Begangen wird dieses durch die Retrospektive<br />

„Review“. Für diese Sonderausstellung haben<br />

Susanne Hinrichs und Videonale-Leiter<br />

Georg Elben aus jedem der bisherigen Wettbewerbe<br />

ein Werk ausgewählt, das den jeweiligen<br />

Jahrgang repräsentiert, und diesem ein aktuelles<br />

Video des Künstlers gegenüber gestellt.<br />

Am 26. April ist die Finissage der Videonale dem<br />

Kunstvermittlungsprojekt „Die Auserwählten –<br />

GenerationenArchivVideonale“ gewidmet. Alle<br />

Einzelheiten zum Programm und den einzelnen<br />

Arbeiten der Ausstellungen hält die Website<br />

www.videonale.org bereit.<br />

Der mit 5.000 Euro dotierte Videonale Preis<br />

2009 ging an die Künstlerin Manon de Boer für<br />

ihr Werk „Attica".<br />

Videonale, Tel. (0228) 776221;<br />

info@videonale.org


„Mein Leben“-Hauptdarsteller Matthias<br />

Schweighöfer und Katharina Schüttler<br />

mitMarcel Reich-Ranicki<br />

bei der Premiere in Köln. Foto: WDR<br />

TV-Tipp:<br />

„Marcel<br />

Reich-Ranicki –<br />

Mein Leben“<br />

Sprachlos erlebt man ihn nur selten. Nach<br />

der Premiere der WDR-Produktion „Marcel<br />

Reich-Ranicki – Mein Leben“ im Kölner<br />

Cinenova betrat ein sichtlich bewegter Marcel<br />

Reich-Ranicki die Bühne und wies das<br />

angebotene Mikrofon von sich. „Danke“ war<br />

das einzige was er sagen konnte, nachdem sein<br />

Leben 90 Minuten lang auf der Leinwand an<br />

ihm vorbeigezogen war. In der Verfilmung seiner<br />

Autobiografie durch Dror Zahavi spielen<br />

Matthias Schweighöfer den jungen Reich-<br />

Ranicki und Katharina Schüttler seine Frau<br />

Tosia. Nach dem Drehbuch von Michael Gutmann<br />

erzählt der Film in Rückblenden das Leben<br />

des in Polen geborenen Juden, der sein Abitur<br />

in Berlin machte, ins Warschauer Ghetto deportiert<br />

wurde, mit seiner Frau flüchten konnte<br />

und in der Nachkriegszeit zurück nach<br />

Deutschland ging. Die ARD zeigt den Film, an<br />

dem neben dem WDR auch ARTE und Degeto<br />

beteiligt sind, am 15. April. Auf ARTE ist<br />

er bereits am 10. April zu sehen.<br />

„Wir brauchen nicht zu befürchten, dass sie<br />

sagen: Ich nehme den Film nicht an“, sagte Film-<br />

IFFF: Konstanz trotz Ausstieg<br />

Ende Januar 2009 erklärte der Kölner Verein Feminale<br />

e.V. in einer Pressemitteilung „die Fusion<br />

aus Feminale und femme totale“ <strong>als</strong> „gescheitert“<br />

und verkündete seinen Ausstieg aus<br />

dem Internationalen Frauenfilmfestival<br />

Dortmund|Köln<br />

(IFFF). Der Feminale-<br />

Verein beklagte u.a.,<br />

bei „wesentlichen<br />

strukturellen Entscheidungen<br />

des IFFF“ nicht<br />

einbezogen worden<br />

zu sein, so dass von einemZusammenwachsen<br />

beider Festiv<strong>als</strong><br />

nicht die Rede sein könne.<br />

Das IFFF wider-<br />

sprach in einer offiziellen<br />

Reaktion in wesentlichen<br />

Punkten und<br />

wies u.a. darauf hin,<br />

der Feminale-Verein sei Aufforderungen zur Mitarbeit<br />

und Einladungen zur Besetzung von Gremiumsplätzen<br />

im IFFF nicht nachgekommen.<br />

Das Festival (sowohl 2009 in Dortmund <strong>als</strong> auch<br />

2010 in Köln) würde wie geplant und ungeachtet<br />

der Auseinandersetzungen stattfinden, teilte<br />

das IFFF weiter mit, das sich nun ganz auf die<br />

Dortmunder Ausgabe konzentriert, die vom 21.<br />

bis 26. April stattfindet.<br />

Bereits bekannt gegeben wurden die Gewinner<br />

des Preises für Bildgestaltung, der während<br />

des Festiv<strong>als</strong> verliehen wird. Der Preis für<br />

die beste <strong>Dokument</strong>arfilmkamera geht an An-<br />

„1, 2, 3“: Das IFFF verleiht Susanne Kurz den Preis<br />

für die beste Spielfilmkamera. Foto: IFFF<br />

stiftungschef Michael Schmid-Ospach, der<br />

die Gäste gemeinsam mit WDR-Fernsehdirektorin<br />

Verena Kulenkampff und NRW-Kulturstaatssekretär<br />

Hans-Heinrich Grosse-<br />

Brockhoff begrüßte, in Anspielung auf Reich-<br />

Ranickis Rede beim Deutschen Fernsehpreis. Die<br />

Verfilmung seines Lebens entstand mit Unterstützung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und wurde auch<br />

in Essen und Köln gedreht. „Mit unserem Beitrag<br />

wollen wir helfen, damit Qualität auf die<br />

Bildschirme kommt“, betonte Schmid-Ospach.<br />

Qualität gab es im März im Fernsehen reichlich:<br />

Das ZDF strahlte Ende des Monats Carlo<br />

Rolas geförderten Dreiteiler „Die Krupps“<br />

aus, und auf ARTE war die ebenfalls geförderte<br />

<strong>Dokument</strong>ation „Mordakte Hrant Dink“<br />

von Osman Okkan und Simone Sitte zu<br />

sehen. Die beiden Filmemacher untersuchen<br />

darin den Fall des armenischen Journalisten<br />

Hrant Dink, der im Januar 2007 in Istanbul auf<br />

offener Straße erschossen wurde.<br />

ne Misselwitz und ihre Arbeit an „Der Die<br />

Das“, während sich den Preis für die beste Spielfilmkamera<br />

Susanne Kurz („1, 2, 3“) und<br />

Marlen Schlawin („Badetag“) teilen müssen.<br />

Eine Lobende Erwähnung erhielt zudem die Absolventin<br />

der KHM<br />

Julia Daschner für<br />

„Auf der Walz“. Alle<br />

vier Filme werden in<br />

Dortmund zu sehen<br />

sein.<br />

Erstm<strong>als</strong> Teil des<br />

IFFF ist das aus drei Praxis-Seminaren<br />

und zwei<br />

Master Classes bestehendeWeiterbildungsprogramm,<br />

zu dem<br />

man sich noch bis zum<br />

10. April anmelden<br />

kann. Bettina Brokemper,<br />

Anita Elsani,<br />

Heike-Melba Fendel, Maria von<br />

Heland, Bella Halben und Sibylle Kurz<br />

gestalten die umfangreichen Tagesprogramme<br />

der Weiterbildung. Ansonsten steht in Dortmund<br />

wie gewohnt der Internationale Spielfilmwettbewerb<br />

im Mittelpunkt sowie ein umfangreiches<br />

thematisches Filmprogramm zum diesjährigen<br />

Schwerpunkt „Freiheit“. Das komplette<br />

Filmprogramm sowie alle nötigen Unterlagen<br />

für die Anmeldung zur Weiterbildung finden sich<br />

unter www.frauenfilmfestival.eu.<br />

IFFF Dortmund|Köln, Tel. (0231)<br />

5025162; info@frauenfilmfestival.eu<br />

Meldungen – newsletter 2/2009 5<br />

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Läuft im Deutschen Wettbewerb: „Please Say Something“ von David OReilly Foto: Internationale Kurzfilmtage<br />

Oberhausen<br />

Oberhausen:<br />

Kurzfilmtage mit<br />

NRW-Profil<br />

Vom 30. April bis zum 5. Mai dauern in diesem<br />

Jahr die Internationalen Kurzfilmtage<br />

Oberhausen und warten abseits des gewohnten<br />

Wettbewerbsprogramms, bestehend aus<br />

fünf Kategorien und Preisgeldern in einem Gesamtwert<br />

von 40.000 Euro, mit zahlreichen<br />

Neuerungen auf. So etwa wird es am 2. und 3.<br />

Mai erstm<strong>als</strong> einen Wettbewerb für NRW-Filme<br />

geben, der das traditionelle Schaufenster „Profil<br />

NRW“ nicht zuletzt durch die Vergabe von<br />

Preisen (Gesamtdotierung: 1.500 Euro) noch einmal<br />

aufwertet. Eine Novität wird am 1. Mai auch<br />

das Open Screening sein, bei dem Filmemacher<br />

persönlich vom Festival abgelehnte Filme vorstellen<br />

können. Alle Filme aller Wettbewerbe in<br />

Oberhausen stehen ab sofort unter<br />

www.kurzfilmtage.de zum Abruf bereit,<br />

das Online-Voting für den MuVi-Preis beginnt<br />

Anfang April.<br />

Die Thema-Reihe in den Sonderprogrammen<br />

steht in dieser 55. Ausgabe unter dem Titel<br />

„Unreal Asia“. Kuratiert von Gridthiya Gaweewong<br />

und David Teh aus Indien, zeigt<br />

das Programm Beiträge aus Südostasien, die sich<br />

6<br />

mit dem post-kolonialen Erbe der jeweiligen Region<br />

auseinandersetzen. Die Reihe „Profile“ widmet<br />

in diesem Jahr dem filmischen Schaffen der<br />

Künstler Nicolás Echevarría (Mexiko), Herbert<br />

Fritsch (Deutschland), Factory of<br />

Found Clothes (Russland), Matsumoto<br />

Toshio (Japan) sowie der Sarajevo Documentary<br />

School eigene Programme. Die Diskussionsreihe<br />

„Podium“ schließlich setzt sich in<br />

fünf Einzelveranstaltungen mit Themen wie Urheberrecht<br />

im Internet, der Kulturhauptstadt<br />

oder der aktuellen Bedeutung von Avantgarde<br />

auseinander.<br />

Neben weiteren Extras bieten die Kurzfilmtage<br />

den Fachbesuchern auch wieder die Vorteile<br />

ihres umfangreichen Marktes an. Zwanzig<br />

Sichtungsplätze etwa stellt die Video Library zur<br />

Verfügung, an denen aus rund 6.000 eingereichten<br />

Beiträgen sowie aus dem Kurzfilmbestand<br />

von reelport.com ein gezielt zusammen<br />

gestelltes Programm angeschaut werden kann.<br />

Dazu werden auch die Screenings internationaler<br />

Kurzfilmverleiher fortgesetzt: 13 Firmen werden<br />

ihr Programm in Oberhausen dem Fachpublikum<br />

vorstellen.<br />

Int.Kurzfilmtage Oberhausen,<br />

Tel. (0208) 8252652;<br />

info@kurzfilmtage.de<br />

Filmpreis-Anwärter: Fred Dove, Radioreporter<br />

und Moderator der BBC, in „NoBody's Perfect“,<br />

Foto: Ventura<br />

Deutscher Filmpreis<br />

unterwegs<br />

Mit 13 Nominierungen für geförderte Filme<br />

geht die <strong>Filmstiftung</strong> NRW ins Rennen um<br />

die Deutschen Filmpreise, die am 24. April<br />

in Berlin vergeben werden. Bei den <strong>Dokument</strong>arfilmen<br />

ist jetzt schon sicher, dass eine in NRW<br />

geförderte Produktion die begehrte Lola gewinnen<br />

wird: die zwei nominierten Dokus „NoBody´s<br />

Perfect“ von Niko von Glasow und „Lenin<br />

kam nur bis Lüdenscheid“ von André<br />

Schäfer entstanden beide mit Unterstützung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong>.<br />

Die nominierten Filme, darunter auch<br />

„Nordwand“, „Lulu und Jimi“, „Palermo Shooting“<br />

und „Krabat“, präsentiert die Deutsche<br />

Filmakademie auch in diesem Jahr wieder<br />

auf ihrem Lola-Festival, das vom 16. bis 22.<br />

April durch Deutschland tourt. Die NRW-Stationen<br />

sind Köln, Düsseldorf, Paderborn und Bochum.<br />

Mehr Infos unter www.lola-festival09.de.<br />

Internationaler<br />

Filmkongress:<br />

Treffpunkt Kino<br />

„Krise kommt – Kino bleibt?“ lautet das Motto<br />

des Internationalen Filmkongresses,<br />

zu dem die <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Rahmen<br />

des medienforum.nrw vom 20. bis zum 23.<br />

Juni nach Köln einlädt. Vor dem Hintergrund der<br />

aktuellen Finanzkrise soll dort u.a. über die Independent-Szene<br />

in den USA und Deutschland<br />

sowie über das Verhältnis zwischen der Filmbranche<br />

und den Banken geredet werden. Weitere<br />

Themen sind das Kinopublikum der Zukunft,<br />

die Lage der Drehbuchautoren und die Frage,<br />

wie sich das bevorstehende Urteil des Verfassungsgerichtes<br />

zur Finanzierung der Filmförderungsanstalt<br />

auf die deutsche Filmförderung und<br />

damit auch auf den deutschen Film auswirkt.<br />

Damit die Diskussionen nicht zu theoretisch<br />

Zeitreise im Filmhaus: ein Werbeplakat<br />

der Gebrüder Lumière,<br />

Foto: Kölner Filmhaus<br />

Köln: Klassiker<br />

im Filmhaus<br />

Von „Fred Ott’s Sneeze” (Thomas A. Edison,<br />

1894) bis zu René Cléments „La Bataille du Rail“<br />

aus dem Jahr 1946 reichen die klassischen <strong>Dokument</strong>arfilme,<br />

die im Kölner Filmhaus ab dem<br />

21. April jeweils wöchentlich in der Reihe „Die Geschichte<br />

und Entwicklung des nicht-fiktiven Films<br />

im 20. Jahrhundert“ zu sehen sind. Dabei kommen<br />

auch Titel wie Flahertys „Nanook of the North“<br />

oder Joris Ivens’ „Rain“ wieder auf die Leinwand.<br />

Verantwortlich für die Zeitreise zeichnet der<br />

Filmexperte und Produzent Paul Harris, der an<br />

der Cologne Business School, der Hochschule<br />

Fresenius und der Bergischen Universität<br />

Wuppertal lehrt. Die Filmreihe läuft zunächst über zwölf Wochen, eine Fortsetzung<br />

ist zum Wintersemester im Oktober 2009 geplant.<br />

Kölner Filmhaus, Tel.(0221) 22271014; info@koelner-filmhaus.de<br />

Aachen: Eden wieder eröffnet<br />

Im Jahre 1939 wurde das Kino Eden-Palast in der Aachener Franzstraße erstm<strong>als</strong> eröffnet. Seither<br />

wechselten mehrfach die Betreiber, zuletzt wurde den beiden Kinomachern Ralf Biedermann<br />

und Anton Bimmermann zum Ende des Jahres 2008 durch die neuen Besitzer der Immobilie<br />

gekündigt. Lange aber musste der historische Bau mit seinen rund 800 Sitzen nicht leer stehen:<br />

Bereits Ende Januar haben die neuen Betreiber Leo und Willi Stürtz den Palast wieder eröffnet.<br />

Damit betreiben die Stürtz Filmtheaterbetriebe nun 14 Säle in Aachen, nachdem sie<br />

bereits 2004 das heutige Cineplex übernommen hatten. Weitere sieben Säle betreibt die Firma<br />

mit dem Cinetower Kinopark in Alsdorf, wo die über Generationen reichende Kinogeschichte<br />

der Familie Stürtz ihren Ursprung hat.<br />

Stürtz Filmtheaterbetriebe, Tel. (02404) 9099140; kino@cinetower.de<br />

Wieder Kino auf Schalke<br />

Nachdem die Village Roadshow Exhibition<br />

GmbH im Januar überraschend den Betrieb<br />

des Multiplexkinos in Gelsenkirchen eingestellt<br />

hatte, drohte den Bürgern kurzzeitig die<br />

Schließung der neun Säle. Doch eine Lösung<br />

wurde schnell gefunden: Schon am 19. Februar<br />

wurde das Kino neben der Veltins-Arena<br />

im Berger Feld neu eröffnet. Michael Meyer,<br />

der neben den Bochumer Kinos Casablanca<br />

und Metropolis seit vielen Jahren auch das<br />

traditionsreiche Gelsenkirchener Programmki-<br />

newsletter 2/2009 – Meldungen<br />

bleiben, wird der Kongress von einem umfangreichen<br />

Filmprogramm begleitet. Die Reihe Kino<br />

Special zeigt die Vielfalt und Highlights der<br />

von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten Produktionen<br />

inklusive Kinderfilm, Kurzfilm, <strong>Dokument</strong>ation,<br />

Nachwuchsfilm und World Cinema. Außerdem<br />

werden während des Filmkongresses<br />

erstm<strong>als</strong> zwei Preise verliehen: Gemeinsam mit<br />

dem Sender Tele 5 vergibt die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW in Köln einen Regie-Nachwuchspreis und<br />

zusammen mit dem Sender Phönix den Phönix-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis.<br />

Neu während des medienforum.nrw ist<br />

auch die Verleihung des Lara-Award. Der<br />

deutsche Games-Preis wird damit erstm<strong>als</strong> in<br />

Köln verliehen.<br />

Anmeldeformulare für den Kongress und<br />

weitere Details zum Programm gibt es ab April<br />

unter www.filmstiftung.de, www.medienforum.nrw.de<br />

und www.laraaward.de. <br />

no Schauburg Filmpalast betreibt, hat das<br />

Multiplexkino übernommen und führt es mit einer<br />

inhaltlichen Mischung aus Mainstream-Filmen<br />

und türkischen Produktionen weiter. Meyer,<br />

nun mit rund 3.700 Plätzen einziger Kinoanbieter<br />

der Stadt, plant, die neun Säle nach den<br />

in den vergangenen Jahren geschlossenen Kinos<br />

des Ortes zu benennen, um an die Kinotradition<br />

Gelsenkirchens zu erinnern.<br />

Schauburg Kino, Tel. (0209) 30921; info@schauburg-gelsenkirchen.de


Kate Winslet freut sich über ihren ersten Oscar, Fotos: A.M.P.A.S.<br />

Preise für geförderte Filme<br />

Oscar und Orly<br />

Bei der sechsten Nominierung hat es endlich geklappt:<br />

Für ihre Rolle in Stephen Daldrys „Der<br />

Vorleser“ erhielt Kate Winslet im Februar endlich<br />

ihren verdienten Oscar und zog so mit ihrem<br />

Gatten Sam Mendes gleich, der seinen<br />

Oscar bereits 2000 für die Regie bei „American<br />

Beauty“ gewonnen hatte. Die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderte Roman-Verfilmung<br />

„Der Vorleser“ war insgesamt in fünf Kategorien<br />

nominiert. In den deutschen Kinos konnte<br />

der Film bereits am dritten Wochenende die<br />

Eine-Millionen-Besuchermarke knacken und<br />

geht derzeit zielsicher auf die zwei Millionen zu.<br />

Orly ist der Name des polnischen Filmpreises,<br />

und der ging in diesem Jahr an „33 Szenen<br />

aus dem Leben“ von Malgorzata<br />

Szumowska. Die deutsch-polnische Kopro-<br />

Düsseldorf feiert drei Premieren<br />

Drei Premieren stehen auf dem Aprilprogramm<br />

der Filmwerkstatt Düsseldorf. Am 20.<br />

April ist um 20.00 Uhr in der Black Box „Amateure“<br />

zu sehen. Der <strong>Dokument</strong>arfilm von Jens<br />

Barlag und Dirk Oetelshoven erzählt drei<br />

Geschichten über das Scheitern. Zwei Tage später<br />

wird erstm<strong>als</strong> eine Doku über „Die Fotografen<br />

Bernd und Hilla Becher“ von Marianne<br />

Kapfer gezeigt (Atelier im Savoy-Theater). Am<br />

27. April widmet sich die Filmwerkstatt dem Filmproduzenten<br />

Eric Pleskow. Er musste vor den<br />

duktion gewann außerdem in den Kategorien<br />

beste Musik und bester Schnitt, und konnte sich<br />

auch noch den Publikumspreis schnappen.<br />

In Graz erhielt die Tatfilm Produktion<br />

„Das Vaterspiel“ von Michael Glawogger<br />

auf der Diagonale den Großen Diagonale-<br />

Preis für den besten Kinospielfilm. Die Jury wählte<br />

die Bestseller-Verfilmung aus 16 Filmen aus<br />

und begründete ihre Entscheidung damit, dass<br />

der Film „einem nichts vorsetzt, sondern zusetzt“.<br />

Für seinen Kurzfilm „Il Giardino“ erhält Michael<br />

Ester im Mai den mit 2.000 Euro dotierten<br />

Murnau-Kurzfilmpreis, der von der<br />

Friedrich Wilhelm Murnau-Stiftung in<br />

Wiesbaden verliehen wird. In dem Buch von<br />

Torsten Wacker gerät Dirk Bach <strong>als</strong> Gast<br />

eines italienischen Restaurants in eine mörderische<br />

Schießerei (siehe auch das Porträt von Michael<br />

Ester im Newsletter 1/09).<br />

Nazis fliehen und wurde einer der erfolgreichsten<br />

Hollywood-Tycoons. Zu seinen Filmen gehören<br />

u.a. „Einer flog über das Kuckucksnest“ und „Das<br />

Schweigen der Lämmer“. Neben einer Lesung aus<br />

„Eric Pleskow – Ein Leben für den Film“ von Autorin<br />

Andrea Ernst ist erstm<strong>als</strong> in NRW die <strong>Dokument</strong>ation<br />

„I’m About Winning – Der Filmtycoon<br />

Eric Pleskow“ zu sehen (Black Box).<br />

Düsseldorfer Filmwerkstatt,<br />

Tel. (0211) 4080701;<br />

mail@filmwerkd.de<br />

Meldungen – newsletter 2/2009<br />

ANZEIGE<br />

Kinonacht & Coole Clips<br />

NRW-Medienminister Andreas Krautscheid,<br />

Zeitsprung-Produzent Michael<br />

Souvignier und Schauspielerin Janine Kunze<br />

bilden die Jury des ersten clip contest<br />

windeck (ccw). Am Wettbewerb teilnehmen<br />

kann jeder, der sein selbst gedrehtes Video auf<br />

www.clip-contest-windeck.de hochlädt.<br />

Bei der Themenwahl sind der Phantasie keine<br />

„Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ macht halt in Polen. Foto: W-Film<br />

Deutsches Kino in Polen<br />

Grenzen gesetzt. Die besten Clips werden am 25.<br />

April im Rahmen einer Kinonacht vorgestellt. Zum<br />

weiteren Programm gehören dann u.a. Til<br />

Schweigers Kinofilm „1 1/2 Ritter“ und der von<br />

Souvignier produzierte Spielfilm „Contergan“.<br />

Mehr Infos unter www.clip-contestwindeck.de,<br />

wo Janine Kunze in einem eigenen<br />

Clip die Regeln erklärt.<br />

Noch bis zum 3. April findet in zehn polnischen Städten die 8. Deutsche Kinowoche statt. Schirmherren<br />

der Reihe, die sich thematisch mit dem Mauerfall vor 20 Jahren beschäftigt, sind Regisseur<br />

Andrzej Wajda und <strong>Filmstiftung</strong>schef Michael Schmid-Ospach. Ziel der Filmwoche, die von<br />

der Deutschen Minderheit in Polen organisiert wird, ist es, „mit jungen deutschen Filmen ein<br />

facettenreiches und lebendiges Deutschlandbild zu vermitteln“. Neben aktuellen Produktionen, wie<br />

„Novemberkind“ und „Der Rote Kakadu“, sind auch der Klassiker „Der geteilte Himmel“<br />

sowie der <strong>Dokument</strong>arfilm „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ im Original mit polnischen<br />

Untertiteln zu sehen. Ergänzt werden die Filmvorführungen durch Kurzfilme von Absolventen<br />

deutscher Filmhochschulen.<br />

7


Mit zehn Filmen im Gepäck präsentiert sich NRW<br />

im Herbst in Los Angeles, Foto: Sten Rüdrich<br />

NRW Filme in<br />

Hollywood<br />

„Reden ist Silber, Filme sind Gold“, könnte das<br />

inoffizielle Motto des NRW-Auftritts im Herbst<br />

in Hollywood lauten. In Los Angeles und Santa<br />

Monica präsentiert sich das Land gleich mit<br />

zehn neuen Produktionen, die an Rhein und<br />

Ruhr produziert wurden. Vom 30. September<br />

bis zum 4. Oktober laufen die ausgewählten<br />

Filme im Rahmen des deutschen Filmfests<br />

German Currents, das in diesem Jahr<br />

mit einem NRW-Schwerpunkt stattfindet. Ergänzt<br />

wird die Filmreihe, die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW und dem Goethe-Institut Los<br />

Angeles zusammengestellt wird, durch eine<br />

Präsentation der Filmstudios in NRW und der<br />

hier ansässigen Filmschulen sowie Diskussionsrunden<br />

mit den Filmschaffenden und begleitenden<br />

Ausstellungen.<br />

Bereits Anfang 2008 war Ministerpräsident<br />

Jürgen Rüttgers auf seiner USA-Reise auch<br />

nach Los Angeles gereist, um Gespräche über<br />

Kooperationen zu führen und gemeinsam mit<br />

Hannelore Elsner die Kinoproduktion „Vivere“<br />

vorzustellen. Schon zu diesem Zeitpunkt<br />

war ein NRW-Schwerpunkt für die German Currents<br />

vereinbart worden. Die Filmwoche, vom<br />

Goethe-Institut Los Angeles mit der American<br />

Cinemateque begründet, findet dieses Jahr<br />

das dritte Mal statt.<br />

Création et Recréation: der Deutsche Pavillon von<br />

German Films und Focus Germany, Foto: Tanja Güß<br />

Focus Germany<br />

in Cannes<br />

Das Mittelmeer vor sich, den Festivalpalais im<br />

Rücken: Es gibt schlechtere Orte, um in Cannes<br />

neue Kontakte zu knüpfen. Im International Village<br />

des Marché du Film (13.-24.5.) liegt der<br />

Deutsche Pavillon von German Films und Focus<br />

Germany, dem Zusammenschluss der<br />

deutschen Filmförderer, und bietet auch in diesem<br />

Jahr in bewährter Weise die Gelegenheit,<br />

mit deutschen und internationalen Partnern ins<br />

Gespräch zu kommen oder für ein paar Minuten<br />

die Seele baumeln zu lasen und die Füße<br />

im Meer zu kühlen.<br />

Zu erreichen ist der Stand von Focus Germany<br />

und damit auch die <strong>Filmstiftung</strong> in Cannes<br />

während des Festival de Cannes (13.-24.5.)<br />

unter der Nummer +33-4-92590208.<br />

8<br />

Stranger than<br />

Fiction<br />

... ist auch in diesem Jahr Motto und Titel des<br />

<strong>Dokument</strong>arfilmfestiv<strong>als</strong>, das vom 8. bis 13. Mai<br />

zum 11. Mal in Köln stattfindet. Ziel der Kino<br />

Gesellschaft Köln und der <strong>Dokument</strong>arfilminitiative<br />

im Filmbüro NW <strong>als</strong> Veranstalter<br />

ist es, außergewöhnliche <strong>Dokument</strong>arfilme<br />

zu zeigen, die auf Festiv<strong>als</strong> Aufmerksamkeit<br />

erregten, in den deutschen Kinos aber noch<br />

nicht zu sehen waren. Dieses Jahr findet das Festival<br />

in Köln in den Spielstätten Filmforum<br />

NRW im Kino im Museum Ludwig und in der<br />

Filmpalette statt. Eine Auswahl des Programms<br />

wird ebenfalls in Münster (10.-15. 05)<br />

und Bochum (14.-20.05) präsentiert.<br />

Stranger than Fiction,<br />

Tel. (0221) 4694240;<br />

info@kinogesellschaftkoeln.de<br />

Dok you: Jetzt<br />

wird gedreht!<br />

Im Herbst 2008 erarbeiteten Filmemacher mit<br />

Schülern an NRW-Schulen Ideen für <strong>Dokument</strong>arfilme.<br />

Aus den zehn eingereichten Treatments,<br />

die im Rahmen des Projektes dok you<br />

entstanden, hat eine Jury nun sechs ausgewählt,<br />

die bis zum Herbst <strong>als</strong> 15-minütige <strong>Dokument</strong>arfilme<br />

mit Unterstützung des WDR realisiert<br />

werden sollen. Die Jury entschied sich für „Nick<br />

und Tim“ (AT) von Bettina Braun, „3 x klüger“<br />

von Piet Eekman, „Eiki – eine japanische<br />

Jugend in Deutschland“ von Susanne Quester,<br />

„Ednas Tag“ von Bernd Sahling, „Zicke!<br />

Nervkuh! Schwesterherz“ von Alexandra<br />

Schröder und „Herr Müllers Handy“ von Anna<br />

Wahle.<br />

Die fertigen Filme feiern ihre Premiere im<br />

November bei doxs! im Rahmen der Duisburger<br />

Filmwoche und touren danach <strong>als</strong> Kinorolle<br />

durch ausgewählte deutsche Kinos. Die Begründung<br />

der Jury und weitere Infos über das<br />

in Deutschland einzigartige Projekt unter<br />

www.dokyou.de.<br />

Emmy-Stimme<br />

aus Düsseldorf<br />

Wenn im November die Internationalen<br />

Emmy Awards vergeben werden, hat auch<br />

eine neue Stimme aus NRW über die auszuzeichnenden,<br />

internationalen Fernsehproduktionen<br />

entschieden. Die International Academy<br />

of Television Arts & Sciences mit<br />

Sitz in New York hat Claudia Droste-Deselaers,<br />

stellvertretende Geschäftsführerin, Prokuristin<br />

und Leiterin der Produktionsabteilung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, offiziell <strong>als</strong> neues Mitglied<br />

aufgenommen. Die Academy wurde 1969<br />

gegründet, um außergewöhnliche TV-Formate<br />

zu würdigen, die außerhalb der USA produziert<br />

wurden. Mit Mitgliedern aus nahezu 70<br />

Ländern und mehr <strong>als</strong> 400 Unternehmen ist sie<br />

der größte Sender-Zusammenschluss weltweit.<br />

Am 23. November vergibt die Academy bereits<br />

zum 37. Mal in 14 Kategorien die International<br />

Emmy Awards. 2002 gewann die von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Produktion „Die<br />

Manns“ von Heinrich Breloer einen Internationalen<br />

Emmy Award.<br />

Servus in Linz: Das österreichische Filmfestival zeigt „pereSTROIKA“, Foto: Real Fiction<br />

NRW zu Gast bei Crossing Europe<br />

2009 ist Linz die Kulturhauptstadt Europas<br />

und damit der Vorgänger der Metropole Ruhr,<br />

die den Titel 2010 übernimmt. Das europäische<br />

Autorenkino steht aber nicht nur im Kulturhauptstadtjahr,<br />

sondern traditionell im Fokus des<br />

Linzer Filmfestiv<strong>als</strong> Crossing Europe (20.-<br />

26.4.). Mit Filmen, Festivalpräsentationen und<br />

Musik aus den Ländern Türkei, Schweiz und Norwegen<br />

steuert das Festival in diesem Jahr zusätzlich<br />

seinen Anteil am Programm der Kulturhauptstadt<br />

bei. Auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW ist in<br />

Linz mit einer Delegation zu Gast, die das Film-<br />

NRW-Medienminister Andreas Krautscheid<br />

begrüßt den neuen Medienbeirat,<br />

Foto: Staatskanzlei <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

Guter Rat vom<br />

Medienbeirat<br />

NRW-Medienminister Andreas Krautscheid<br />

hat einen neuen Medienbeirat<br />

ins Leben gerufen. 25 Experten aus den<br />

Bereichen Film, Fernsehen, Hörfunk,<br />

Print, Games und Digitale Medien sollen die<br />

Landesregierung NRW fortan u.a. über Zukunftsentwicklungen,<br />

Netzwerke, Berufsausbildungen,<br />

Arbeitsplatzentwicklungen und notwendige<br />

Rahmenbedingungen in der Medienpolitik<br />

beraten. Am Meinungsaustausch und<br />

Wissenstransfer beteiligen sich u.a. Claude<br />

Schmit, Geschäftsführer RTL Disney Fernsehen<br />

und Super RTL, Regisseur Sönke<br />

Wortmann, WDR-Fernsehdirektorin Verena<br />

Kuhlenkampff, Lutz Hachmeister (Institut<br />

für Medienpolitik/HMR Interna-<br />

Grimme x 5<br />

Kurz vor Redaktionsschluss gab das Grimme-Institut<br />

die Preisträger des diesjährigen Grimme-Preises bekannt.<br />

Bei der Verleihung am 3. gehen fünf Auszeichnungen an<br />

geförderte Produktionen der <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Zu<br />

den preisgekrönten Filmen gehören der Zweiteiler „Teufelsbraten“<br />

in der Kategorie Fiktion, die <strong>Dokument</strong>ationen<br />

„Losers and Winners“ sowie „Der große Ausverkauf“,<br />

die den Preis in der Rubrik Information & Kultur erhalten,<br />

und „Brinkmanns Zorn“, der den Sonderpreis Kultur<br />

des Landes NRW erhält. Mit dem Eberhard-Fechner-Förderstipendium<br />

der VG Bild-Kunst wird Suzan<br />

Sekerci für den Film „Djangos Erben“ belohnt.<br />

newsletter 2/2009 – Meldungen<br />

land NRW präsentiert und Koproduktionsmöglichkeiten<br />

auslotet. Im Festivalprogramm zu sehen<br />

sind die geförderten Produktionen<br />

„Süt/Milk“, „Sonbahar/Herbst“ und „pereSTROI-<br />

KA“. In der Vergangenheit war Linz ein gutes<br />

Pflaster für Filme aus NRW: 2007 gewann Pia<br />

Marais für „Die Unerzogenen“ den Crossing<br />

Europe Award, 2008 ging der Publikumspreis<br />

an „Love and other Crimes“ von Stefan Arsenijevic.<br />

Mehr Infos zum Festival unter www.crossingeurope.at.<br />

tional), Simone Stewens, Geschäftsführerin<br />

ifs internationale filmschule köln, die<br />

Produzenten Bettina Brokemper (Heimatfilm)<br />

und Jörg Grabosch (Brainpool TV),<br />

Dieter Gorny (Bundesverband Musikindustrie)<br />

und Michael Schmid-Ospach<br />

(<strong>Filmstiftung</strong> NRW). Ein früherer Medienrat,<br />

ein gesetzlich bestimmtes Organ der Landesanstalt<br />

für Medien NRW, war 2007 von<br />

der Landesregierung abgeschafft worden.<br />

Land NRW, Tel. (0211) 837-1399;<br />

beate.hoffmann@stk.nrw.de<br />

Letzte Meldung:<br />

Leiter<br />

Filmmuseum<br />

Bernd Desinger wird neuer Chef<br />

des Filmmuseum Düsseldorf,<br />

das wurde kurz vor Redaktionsschluss<br />

des Newsletters bekannt.<br />

Der 47-Jährige leitet seit 2005 das<br />

Goethe-Institut in Los Angeles und<br />

gilt <strong>als</strong> Filmexperte. Seine Stelle in<br />

Düsseldorf tritt der gebürtige Oberhausener<br />

am 1. August an. Mehr Infos<br />

im nächsten Heft.


Der NATO-Saal des WDR in Köln bildete Anfang<br />

März die Kulisse der zweitägigen Jurysitzung<br />

des 58. Hörspielpreises der Kriegsblinden.<br />

Ausgewählte Passagen aus den 20 eingereichten<br />

Hörspielen wurden von einer neunzehnköpfigen<br />

Jury unter dem Vorsitz von Anna<br />

Dünnebier gemeinsam angehört und besprochen.<br />

In die letzte Etappe im Rennen um<br />

diese wichtige Auszeichnung für Hörspielautoren<br />

gelangten „Minutentexte“ von Volker Pantenburg<br />

und Michael Baute (Hessischer Rundfunk),<br />

„Holunderblüte – Ein möglicher Arno-<br />

Schmidt-Monolog“ von Jan Philipp Reetmsma<br />

(Radio Bremen) und „Ruhe 1“ von Paul Plamper<br />

(WDR/Museum Ludwig), drei thematisch,<br />

stilistisch und formal unterschiedliche Hörspiele.<br />

Das Finale Grande der Sitzung gehörte dann<br />

aber zur vollkommenen Zufriedenheit der versammelten<br />

Jury ganz allein „Ruhe 1“, einem innovativ<br />

und grandios geschriebenen, konzipierten<br />

und aufgenommenen Hörspiel über die<br />

mangelnde Zivilcourage der modernen Gesellschaft,<br />

die in der Rhetorik der leeren Versprechungen<br />

erstarrt und durch ihre Gleichgültigkeit<br />

stigmatisiert und gelähmt ist.<br />

„So wird Geschichte geschrieben“, war zum<br />

Schluss von vielen Juroren zu hören, denn „Ruhe<br />

1“ bekam 17 von 19 gültigen Stimmen, was<br />

wahrlich ein seltener Fall in diesem traditionsreichen<br />

Hörspielwettbewerb ist.<br />

Das Hörspiel „Ruhe 1“<br />

Parallel zum Hörspiel wurde „Ruhe 1“ auch <strong>als</strong><br />

akustische Installation gestaltet, die von Oktober<br />

bis Januar im Museum Ludwig in Köln zu<br />

hören war. Die Rundfunkfassung hatte ihre Premiere<br />

am 15. Dezember und wurde kurz vor<br />

Weihnachten am 23. Dezember wiederholt. „In<br />

umfangreichen Recherchen zum Thema Zivilcourage<br />

und in entsprechenden Befragungen<br />

von Passanten in Berlin und Leipzig haben wir<br />

viel Material gesammelt, das in die Dialoge eingeflossen<br />

ist“, erzählt in einem Interview Paul<br />

Plamper, ein erfahrener Berliner Hörspielautor<br />

und Theaterregisseur. Und es ist oft wahr, dass<br />

das Leben selbst die besten Drehbücher<br />

schreibt, die sich später in große Kunst verwandeln.<br />

In „Ruhe 1” bildet der 1972 geborene<br />

Plamper mit Hilfe einfacher Mittel eine perfekte<br />

akustische Illusion der Realität: An benachbarte<br />

Tische in einem vollen Restaurant setzt er<br />

verschiedene Menschen, die der Hörer bei ihren<br />

Plaudereien belauschen kann: zwei „empfindliche“,<br />

streitende Damen, leicht arrogante<br />

Teenager, Geschäftsleute, pädagogisch ambi-<br />

„Ruhe 1“ von Paul Plamper erhält in diesem Jahr den renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden, der<br />

vom Bund der Kriegsblinden e.V. und der <strong>Filmstiftung</strong> NRW am 9. Juni in Berlin verliehen wird. Für den<br />

Newsletter berichtet Jury-Mitglied Lidia Kämmerlings, Medienexpertin des Polnischen Instituts Düsseldorf,<br />

über die Entscheidungsfindung und das ausgezeichnete Stück.<br />

Hörspielpreis der Kriegsblinden<br />

In den Fesseln der Passivität<br />

tionierte junge Eltern mit einem neugierigen<br />

Kind, Lover, Akademiker, Künstler, ein älteres<br />

Ehepaar. Zusammengenommen spiegeln sie <strong>als</strong><br />

pars pro toto die ganze Gesellschaft wider.<br />

Draußen vor dem Schaufenster spielen sich auf<br />

einmal drastische Szenen ab: Ein Mann schlägt<br />

eine Frau. Die Geräusche der Gewaltanwendung<br />

und die Schreie intensivieren sich und dringen<br />

ins Restaurant ein. Die Gespräche im Saal<br />

verstummen plötzlich. Für einen Augenblick<br />

bleibt die Handlung stehen. Es entsteht ein Moment<br />

des Schweigens – „Ruhe 1“. „Sie kloppen<br />

sich“, hört man dann in die lastende Stille eine<br />

Kinderstimme sagen, was noch mehrm<strong>als</strong><br />

zusammen mit der Reaktion des Vaters,<br />

„Und das ist nicht lustig“, gewissermaßen<br />

<strong>als</strong> Leitmotiv wiederholt<br />

wird.<br />

Wie ein Cicerone führt der Schnitt<br />

den Hörer von Tisch zu Tisch, um den<br />

Fortgang der quasi parallelen Plaudereien<br />

und auch die Kommentare auf<br />

die Prügelei zu belauschen. Die Bilanz,<br />

die der Autor in seinem Hörspiel zieht,<br />

ist erschreckend. Unserer Gesellschaft<br />

fehlt die Zivilcourage; sie stellt der eskalierenden<br />

Gewalt keine Antwort entgegen. Alle finden<br />

das selbstverständlich schrecklich, daran<br />

gibt es keinen Zweifel. Jedoch verfallen sie dabei<br />

tief in die Rhetorik der leeren Versprechungen,<br />

würden sich am liebsten wie Schildkröten<br />

hinter dem Panzer der Gleichgültigkeit verstekken.<br />

Niemand reagiert, um die Schlägerei zu<br />

stoppen. Hilfeleistung ist kein natürlicher Reflex<br />

mehr, alle haben sich an das soziale Elend, die<br />

blutige Gewalt auf den Straßen, an Kriege und<br />

die Kriegsberichterstattung in den Medien gewöhnt:<br />

„Denn zuerst kommen die Bomben und<br />

Meldungen – newsletter 2/2009<br />

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„Ruhe 1“ von Paul Plamper: Sieger-<br />

Hörspiel und akustische Installation<br />

über die mangelnde Zivilcourage<br />

der modernen Gesellschaft<br />

Foto: Maurice Cox/WDR/Anneck<br />

dann die humanitäre Hilfe“. Und schließlich sitzt<br />

man zu Hause gemütlich und sicher vor der<br />

Mattscheibe wie alle 29 Dramatis Personae in<br />

„Ruhe 1“, die durch das Schaufenster von allen<br />

Problemen dieser Welt abgegrenzt sind.<br />

Schließlich kann man noch einen Eisbecher oder<br />

einen Capuccino bestellen. „Und was machen<br />

wir heute Abend?“, fragt eine ältere Frau ihren<br />

Mann. „Eine Alternative zum Fernsehgucken<br />

wäre ein gutes Hörspiel, was aber selten ist“,<br />

provoziert Paul Plamper ironisierend in der Pointe<br />

seines beeindruckenden und überaus gelungenen<br />

Stücks.<br />

Auf der Webseite www.hoerspielpark.de<br />

sind weitere Infos über „Ruhe 1“ hinterlegt. Außerdem<br />

besteht die Möglichkeit, das Hörspiel<br />

dort zum Preis von sieben Euro downzuloaden.<br />

Die Mitglieder der Jury waren:<br />

Christa Schmidt, Klaus Bartels,<br />

Maximilian Skiba, Rainer Unglaub,<br />

Dr. Paul Baumgartner, Hans-Dieter<br />

Hain, Hans Zehrer, Dr. Eva-Maria<br />

Lenz, Frank Olbert, Dr. Thomas Irmer,<br />

Dieter Anschlag, Elmar Krekeler,<br />

Dr. Hans-Ulrich Wagner, Diemut<br />

Roehter, Anna Dünnebier (Vorsitz),<br />

Michael Schmid-Ospach, Gisela<br />

Anna Stümpel, Dr. Herrad Schenk<br />

und Lidia Kämmerlings.<br />

EIN FILM VON<br />

SANDRA NETTELBECK<br />

(„BELLA MARTHA“) helen<br />

Ab 14. Mai im Kino<br />

www.helen-derfilm.de<br />

9


Freuten sich gemeinsam über eine Million<br />

„Buddenbrooks“-Besucher:<br />

Heinrich Breloer, Kulturstaatsminister<br />

Bernd Neumann, Iris Berben,<br />

NRW-Medienminister Andreas<br />

Krautscheid und Armin Mueller-Stahl<br />

Das Team von „Ob ihr wollt oder nicht“<br />

zu Gast in Berlin, Kinostart ist der 30. April<br />

Das Team von „Schläft ein Lied in allen<br />

Dingen" feierte im Panorama Premiere.<br />

Michael Souvignier<br />

(„Contergan")<br />

und Bettina Böttinger<br />

Fröhliches Wiedersehen: Jürgen<br />

Vogel und Wolfgang Becker<br />

Lünen-Abordnung bei der Berlinale:<br />

Kathrin Bessert, Mike Wiedemann,<br />

Anke Höwing<br />

Fotos: Heike Herbertz und Kurt Krieger<br />

10<br />

Oliver Mahrdt<br />

(German Films New<br />

York), Michael<br />

Verhoeven und<br />

Christian Dorsch<br />

(German Films)<br />

Regisseur Josef Rusnak<br />

(„Eine Frau wie Romy“) und<br />

<strong>Filmstiftung</strong>s-Pressesprecherin<br />

Tanja Güß<br />

Späte Gäste auf der NRW-Party: das Team<br />

von „Das Vaterspiel“ kam gegen Mitternacht<br />

nach ihrer Premiere im Panorama.<br />

Stephan Wagner,<br />

Ruth Toma und<br />

Ralph Schwingel<br />

„Ein Leben für<br />

ein Leben –<br />

Adam Resurrected":<br />

Regisseur Paul<br />

Schrader (rechts)<br />

und sein Team.<br />

Die Crew von „The Strength of<br />

Water" (Generation 14plus) beim<br />

Empfang in der Landesvertretung.<br />

Wim Wenders und<br />

Regina Ziegler<br />

Detlev Buck und<br />

Mario Adorf<br />

Drei Berlinale-Preise für<br />

„Sturm“: Rolf Lassgård,<br />

Produzentin Britta Knöller,<br />

Hans-Christian Schmid,<br />

Kerry Fox und Kresimir Mikic<br />

Episodenfilm im Berlinale-<br />

Programm: „Deutschland 09",<br />

Kinostart: 26. März<br />

Regisseur Jürgen Flimm<br />

mit Jutta Müller und Dieter Gorny<br />

Wolf-Dietrich<br />

Brücker und<br />

Margarethe von<br />

Trotta<br />

Der Düsseldorfer Kinobetreiber Kalle<br />

Somnitz mit Eva Matlok (AG Kino)<br />

und seinen Kölner Kollegen<br />

Dirk Steinkühler und Christian Schmalz<br />

Zwei Regisseure von<br />

„Deutschland 09“: Christoph<br />

Hochhäusler und<br />

Nicolette Krebitz<br />

Pandora-Produzent Raimond<br />

Goebel mit Rolf Lassgård („Sturm“)<br />

Nach „Sturm“ entspannt auf dem NRW Empfang:<br />

Drehbuchautor Bernd Lange, Jamila Wenske<br />

und Hans-Christian Schmid<br />

Zeigten ihren Film in der Reihe<br />

Berlinale Special: „Hilde“-Regisseur<br />

Kai Wessel mit Heike Makatsch<br />

newsletter 2/2009 – Berlinale Rückblick<br />

Auf der diesjährigen Berlinale präsentierte sich die<br />

davon allein sechs im Wettbewerb in und außer<br />

zurück denken: Für seinen geförderten Film „Gigante“<br />

Preis und den Preis für den besten Erstlingsfilm.<br />

(Amnesty International Filmpreis, Gilde Preis und<br />

in Berlin die Events traditionell im Fokus des<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW am Sonntag zum NRW-Empfang<br />

Andreas Füser (Stadt<br />

Köln), Robert Groß (ACT),<br />

Tom Spieß (Little Shark)<br />

und Journalist Frank<br />

Olbert (Kölner<br />

Stadtanzeiger)<br />

Silberner Bär für das Team des mehrfach ausgezeichneten<br />

Wettbewerbsfilms „Gigante" von Adrian Biniez (4. v.r.)<br />

NRW erobert<br />

Christina Bentlage<br />

(<strong>Filmstiftung</strong> NRW)<br />

mit Hannes Jaenicke<br />

Erfolgreiches Paar<br />

aus Köln: Produzent<br />

Tom Spieß<br />

(Little Shark)<br />

und Regisseurin<br />

Isabel Kleefeld<br />

Michael Schmid-Ospach Filmemacher<br />

„This is love"-Regisseur<br />

Matthias Glasner<br />

mit seiner Kamerafrau<br />

Sonja Rom<br />

Jürgen Vogel und Joachim Król<br />

in der Henkel-Lounge.<br />

Das Unternehmen Henkel<br />

war Partner des<br />

NRW-Empfangs.<br />

Berliner Filmkritiker:<br />

Peter Zander (Berliner Morgenpost/<br />

Die Welt) und Peter Claus<br />

Meinolf Zurhorst und<br />

die Kölner Bürgermeisterin<br />

Angela Spizig


<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit einer Rekordbeteiligung von 20 Filmen,<br />

Konkurrenz. Debütfilmer Adrian Biniez wird noch lange an das Festival<br />

erhielt er den Silbernen Bären/Großer Preis der Jury sowie den Alfred Bauer<br />

Berlinale im Sturm<br />

Auch Hans-Christian Schmid erhielt drei Auszeichnungen für „Sturm“<br />

den Publikumspreis der Berliner Morgenpost). Neben den Filmen standen<br />

allgemeinen Medieninteresses: Gemeinsam mit dem Land NRW lud die<br />

in die Landesvertretung. Zwei Tage später begrüßte <strong>Filmstiftung</strong>schef<br />

und Journalisten beim Presselunch im Restaurant San Nicci.<br />

Claudia Schurian (Vorstand IFF<br />

und Herstellungsleitung ifs)<br />

zusammen mit Silke Räbiger<br />

und Christina Essenberger<br />

(Frauenfilmfestival Dortmund)<br />

Markus Halberschmidt<br />

mit Lisa Riemer<br />

und Michael Brinkmann (Das Werk)<br />

Auf dem Weg<br />

zum Star: Hannah<br />

Herzsprung<br />

(„Der Vorleser")<br />

beim Presselunch<br />

der <strong>Filmstiftung</strong><br />

Scheck is back: Philip Gröning zahlt der <strong>Filmstiftung</strong><br />

die komplette Fördersumme für seine Kloster-Doku<br />

„Die große Stille" zurück.<br />

Players-Chefin Mechthild<br />

Holter mit Regisseur<br />

Oskar Roehler<br />

(„Lulu und Jimi")<br />

Produzenten-Trio: Christoph Friedel<br />

(Pandora), Maria Köpf (Zentropa<br />

Berlin) und Thomas Kufus (zero film)<br />

Festival-Pause in<br />

entspannter Stimmung:<br />

Catherine Flemming<br />

und Anita Elsani<br />

Anatole Taubmann<br />

mit „Sturm“<br />

Staatsanwältin Kerry Fox<br />

Philip Gröning, Alfred Holighaus,<br />

Claudia Pöpsel und<br />

Philipp Kreuzer (Bavaria)<br />

„Wüstenblume"-Produzent<br />

Peter Herrmann mit<br />

Claudia Droste-Deselaers<br />

(<strong>Filmstiftung</strong> NRW)<br />

beim Presselunch<br />

FAZ-Kritiker Andreas<br />

Kilb mit „Clara"-<br />

Regisseurin Helma<br />

Sanders-Brahms<br />

Die Shooting Stars der European Film<br />

Commission präsentierten sich<br />

vor 1.000 Gästen auf dem NRW-Empfang.<br />

„Berlin Calling":<br />

Regisseur Hannes<br />

Stöhr mit Rita Lengyel<br />

Alberten im San Nicci:<br />

Oskar Roehler, Anatol Nitschke<br />

und Peter Lohmeyer<br />

Pressefrauen Eva Conradi<br />

(Fox) und Anke Zindler<br />

(Just Publicity)<br />

„Lulu & Jimi": Hauptdarsteller<br />

Ray Fearon und Katrin Saß<br />

mit Produzentin Manuela Stehr<br />

Shooting-Star David Kross und<br />

Moderatorin Nadine Krüger, die ab<br />

Mai das ZDF-Magazin „Volle Kanne“<br />

moderieren wird.<br />

Schriftsteller Bernhard Schlink<br />

(„Der Vorleser") und<br />

UFA-Chef Wolf Bauer<br />

Christiane Paul und Jana Pallaske waren zwei<br />

von rund 150 Gästen, die Michael Schmid-Ospach<br />

beim Presselunch begrüßte.<br />

Berlinale-<br />

Verschnaufpause<br />

für Jördis Triebel<br />

und Claudia<br />

Michelsen<br />

Produzent Michael Simon de Normier<br />

(„Der Vorleser“) mit Rafaela Wilde<br />

vom Produzentenverband NRW<br />

Da stand die Weltpremiere von<br />

„Chéri" noch bevor:<br />

MMC-Produzenten Ralf Schmitz,<br />

Bastie Griese und Marco Gilles<br />

Monique und Mario Adorf<br />

mit Produzentin Anja Uhland<br />

Matthias Brandt mit<br />

Reinhold Elschot, Hans Janke<br />

und Anja Kling<br />

Berlinale Rückblick – newsletter 2/2009 11


Am Rande der Berlinale luden die <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die Andrzej<br />

Wajda Master School of Film Directing Warsaw und das Polnische<br />

Institut Düsseldorf zu einer Diskussionsrunde ein.<br />

„Tabus brechen – oder die Kunst des Konformismus“<br />

Kein Selbstzweck<br />

VON TINA THIELE<br />

Seit Jahren pflegt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW enge<br />

Beziehungen zum Filmland Polen. Nachdem<br />

im letzten Jahr die Kooperationsmöglichkeiten<br />

diskutiert wurden, stand in diesem Jahr die inhaltliche<br />

Auseinandersetzung im Fokus. Nach<br />

der Begrüßung durch Michael Schmid-Ospach,<br />

dem Geschäftsführer der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, eröffnete<br />

der Oscar-Preisträger Andrzej Wajda,<br />

Gründer der Master School of Film Directing, die<br />

Diskussion. Sein neuster Film „Sweet Rush“ lief<br />

im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale.<br />

Laut Wajda können Filmbilder<br />

gesellschaftliche, politische<br />

und ethische Ereignisse kompromissloser<br />

darstellen <strong>als</strong> das gesprochene<br />

Wort, denn im Gegensatz zu<br />

Sprache lassen Bilder einen größeren<br />

Interpretationsspielraum zu und fallen<br />

so der Zensur seltener<br />

zum Opfer. Die<br />

Kunst der gezielten<br />

Auslassung hat gerade<br />

in Polen zu der Entwicklung<br />

einer eigenständigen<br />

Filmsprache geführt.<br />

Sein Anspruch <strong>als</strong><br />

Künstler ist daher, „bildliche Metaphern zu schaffen,<br />

die in den Köpfen der Zuschauer bleiben“.<br />

Teilnehmer der darauf folgenden Gesprächsrunde<br />

waren auf deutscher Seite die Regisseure<br />

Hans-Christian Schmid und Jan Bonny<br />

sowie die Schauspielerin Sandra Hüller. Aus<br />

Polen nahmen die Filmemacher Agnieszka<br />

Smoczynska, Filip Marczewski, Maciej Sobieszczanski<br />

und der Produzent Michael Kwiecinski<br />

(„Katyn“ und „Sweet Rush“) teil. Der polnische<br />

Filmkritiker und Publizist Tomasz Raczek moderierte<br />

das Gespräch, welches simultan in beide<br />

Sprachen übersetzt wurde.<br />

Im ersten Teil der Diskussion versuchten sich<br />

die Teilnehmer an einer Definition des Begriffs<br />

„Tabu“. Die Bandbreite reichte von persönlichen<br />

Haltungen wie bei Sandra Hüller, die die innere<br />

Haltung betont und Tabu definiert <strong>als</strong> „Mut,<br />

mit sich selbst ins Gericht zu gehen“. Andere<br />

Definitionen betonten eher den äußeren Aspekt,<br />

wie bei Maciej Sobieszczanski, der auf das Tabu<br />

„katholische Gesellschaft“ in Polen hinwies,<br />

und bei Filip Marczewski, der von seinen Erfahrungen<br />

während des Studiums berichtete, wo<br />

ein Drehbuch über die inzestuöse Liebe zwei-<br />

12<br />

er Geschwister diskussionslos im Mülleimer landete,<br />

weil sein Dozent das Buch „unmoralisch“<br />

fand. Hans-Christian Schmid stellte fest: „Ich habe<br />

noch nie darüber nachgedacht, einen Tabubruch<br />

<strong>als</strong> Ausgangspunkt für ein Filmprojekt zu<br />

nehmen. Es könnte schnell zum eindimensionalen<br />

Leitfaden werden. Wichtig ist es natürlich,<br />

den Finger in die Wunden zu legen.“<br />

Michal Kwiencinski macht den Interessenskonflikt<br />

deutlich, dem er <strong>als</strong> Regisseur und Produzent<br />

ausgesetzt ist: Einerseits möchte er <strong>als</strong><br />

Regisseur Tabus brechen, andererseits muss er<br />

<strong>als</strong> Produzent Filme machen, die Geld einbringen.<br />

Jan Bonny warnte vor dem Brechen von<br />

Tabus <strong>als</strong> Selbstzweck: „Der Tabubruch sollte<br />

nicht zur Methode werden, den<br />

Unterhaltungswert zu steigern“.<br />

Im zweiten Teil der Diskussion<br />

ging es um die Frage nach aktuellen<br />

Tabu-Themen und länder-<br />

Deutsch-polnische Gesprächsrunde<br />

mit Andrzej Wajda, Hans-Christian Schmid,<br />

Jan Bonny, Sandra Hüller, Agnieszka<br />

Smoczynska, Filip Marczewski, Maciej<br />

Sobieszczanski, Michael Kwiecinski und<br />

Michael Schmid-Ospach. Fotos: Kurt Krieger<br />

spezifischen Unterschieden. Auf polnischer Seite<br />

diente die Vermarktung des Films „Milk“ <strong>als</strong><br />

Beispiel, welche sich auf den Aspekt des Freiheitskampfes<br />

konzentriert und dabei das Thema<br />

der Homosexualität außen vor lässt. Als<br />

zweites Beispiel führte Michal Kwiencinski die<br />

Darstellung des polnischen Nationalhelden Major<br />

Sucharski an. In einem aktuellen Filmprojekt<br />

sollte dieser <strong>als</strong> schwacher, ans Bett gefesselter<br />

Mann dargestellt werden. Wegen der angeblichen<br />

Entthronung einer Heldenfigur und<br />

Verletzung der nationalen Ehre liegt der Antrag<br />

auf Filmförderung nun auf Eis.<br />

Jan Bonny fasste zusammen: „Grundsätzlich<br />

ist es nicht leicht, die deutsch-polnische Geschichte<br />

unter dem Thema Tabu aufzuarbeiten.<br />

Ich komme beispielsweise aus einer sehr offenen<br />

liberalen Westfamilie. Über direkte Kriegserlebnisse<br />

meines Opas wurde zu Hause nicht<br />

gesprochen. Er konnte es nicht. Ich könnte über<br />

viele Tabus einen Film machen. Doch das interessiert<br />

mich nicht, viel spannender ist doch, welche<br />

individuelle Geschichte ein Film erzählt.“<br />

Schirmherr der Veranstaltung war die Botschaft<br />

der Republik Polen.<br />

KHM preisgekrönt<br />

Ob Studenten-Oscar, der Marler Video-<br />

Kunst-Preis, der Kölner Design Preis,<br />

der Digital Sparks Award des European<br />

Media Art Festival, der Kurzfilmpreis<br />

der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung,<br />

oder der Best Narrative Shortfilm des<br />

Brooklyn International und das Best Production<br />

Design des Sapporo International<br />

Shortfilm – Studenten der Kunsthochschule<br />

für Medien Köln haben im<br />

vergangenen Jahr 2008 im Bereich Film,<br />

Kunst, Design, Musik und Informatik 121 Auszeichnungen<br />

erhalten. Uneinholbar auf Platz<br />

1: Reto Caffi, dessen Oscar-nominierter Abschlussfilm<br />

„Auf der Strecke“ allein 50 Preise<br />

einheimste. In 2009 scheint es so weiter<br />

zu gehen. Auf der Berlinale erhielt Michael<br />

Koch eine Lobende Erwähnung für seinen<br />

Abschlussfilm. Die Jury bescheinigte „Polar“<br />

eine besondere Fragilität: „Es ist ein leiser,<br />

feiner Film, mit beiläufig erzählten und<br />

nachhaltigen poetischen Momenten. Der Film<br />

FH Dortmund im Umbruch<br />

Nach der Schließung der Studienrichtung „Kamera“<br />

und dem bevorstehenden Ausscheiden<br />

der Professoren Klaus Helle und Hille Sagel<br />

2009 organisiert sich der Fachbereich<br />

Design der Fachhochschule Dortmund<br />

mit der Bachelor-Studienrichtung<br />

„Film“ neu.<br />

Das neue Fach „Film – digital“ soll breiter<br />

aufgestellt werden, <strong>als</strong> dies in der Vergangenheit<br />

mit dem Kamera-Studium der Fall<br />

war. Mittelfristig soll das Curriculum für den<br />

Studiengang entwickelt werden, der Kurzfilm<br />

ebenso wie Experimentalfilm, Audiovisuelle<br />

Komposition, Musik- und Tanzvideos, Anima-<br />

Filmhaus: Weiterbildung<br />

in Vollzeit<br />

Noch bis zum 10. April können sich Interessierte<br />

beim Kölner Filmhaus für die Vollzeit-Weiterbildungen<br />

Kameraassistent und<br />

Produktions-/Redaktionsassistent bewerben.<br />

Die Kurse starten jeweils am 20. April.<br />

Die Vermittlung eines soliden technischen und<br />

theoretischen Grundwissens steht ebenso auf<br />

dem Programm wie ein hoher Praxisanteil. Die<br />

Teilnehmerzahl ist begrenzt, besonderer Wert<br />

wird auf die individuelle Beratung der Teilnehmer<br />

gelegt. Die Leitung liegt bei Markus<br />

Schott, Claudia Krappen und Andreas<br />

Fiegel.<br />

Kölner Filmhaus, Tel. (0221)<br />

2227100; info@koelner-filmhaus.de<br />

zeugt von einem viel versprechenden Regietalent.“<br />

Kurz danach fiel KHM-Studentin Julia<br />

Daschner mit ihrer Kameraarbeit bei ihrem<br />

Diplomfilm „Auf der Walz“ auf und wurde<br />

beim Wettbewerb der Bildgestalterinnen<br />

des Internationalen Frauenfilmfestiv<strong>als</strong><br />

Dortmund/Köln ausgezeichnet.<br />

Auch quotenmäßig können sich die Arbeiten<br />

von KHM-Absolventen sehen lassen.<br />

Lars Jessen und Lars Montag sorgten<br />

mit ihren „Tatort“-Filmen für Aufsehen. Filme<br />

und Macher sind in der Reihe „Best of KHM“<br />

am 6. Mai (Jessen) und am 13. Mai (Montag)<br />

zu besichtigen.<br />

KHM, Tel. (0221) 20189-330;<br />

ute.dilger@khm.de<br />

tion und Advertising-Video umfasst. Neben<br />

drei hauptamtlichen Professorenstellen sollen<br />

drei im Fachbereich jetzt schon tätige Lehrer<br />

für besondere Aufgaben (LfbA) tätig weden.<br />

Mit Jörg U. Lensing ist die Stelle Sound-<br />

Design bereits besetzt. Aktuell wird die Professorenstelle<br />

Film ausgeschrieben. Um den<br />

letzten Jahrgängen der Kamerastudenten einen<br />

Diplom-Studienabschluss zu ermöglichen,<br />

wird das Fach Kamera für zwei Jahre durch<br />

eine Vertretungsprofessur aufrecht erhalten.<br />

FH Dortmund,<br />

Tel. (0231) 9112-469;<br />

joerg.lensing@fh-dortmund.de<br />

Jetzt bewerben:<br />

Kurz und schön<br />

WAM: jede Menge neuer Stoff<br />

newsletter 2/2009 – Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs<br />

Ausgezeichnete Kameraarbeit: Julia Daschners<br />

Diplomfilm „Auf der Walz“ reüssierte beim<br />

Frauenfilmfestival, Foto: KHM<br />

Noch bis zum 23. Juli läuft die Einreichfrist für<br />

den Nachwuchswettbewerb kurz und<br />

schön, zu dem die Kunsthochschule für<br />

Medien Köln und der WDR bereits zum<br />

12. Mal einladen. Studierende von Film-, Design-,<br />

Kunst- und Medienhochschulen, Auszubildende<br />

aus den Bereichen Fernsehen, Film<br />

und Mediendesign sowie Volontäre sind aufgerufen,<br />

sich mit ihren Beiträgen für die Rubriken<br />

Werbefilm, Motion Design, Kurzfilm,<br />

Mobile Miniaturen sowie der WDR-Sonderkategorie<br />

Packaging, Trailer-Konzeption zu beteiligen.<br />

Die Sieger bekommen Preise in Höhe<br />

von rund 25.000 Euro. Mehr Infos unter<br />

www.kurzundschoen.khm.de.<br />

Studenten der WAM Medienakademie / Fachbereich Film & Fernsehen in Dortmund<br />

werden in Zukunft auf einen umfangreichen Stock von Stoffen und Drehbüchern zurückgreifen<br />

können, die von Studenten der TV-Akademie Berlin entwickelt wurden. Geplant<br />

ist bei der Zusammenarbeit der beiden Institute auch ein virtuelles Schwarzes Brett über<br />

das sich Studierende beider Einrichtungen gegenseitig über Projekte auf dem Laufenden halten<br />

können. Claudia Krappen, Leiterin des WAM-Fachbereiches Film und Fernsehen, freut<br />

sich bereits auf einen regen Austausch. Die TV-Akademie Berlin unter Leitung von Bettina<br />

Pfändner und Thomas Schrader ist eine private unabhängige Aus- und Weiterbildungseinrichtung<br />

rund um das Thema Fernsehen.<br />

WAM, Tel. (0231) 861008-0; krappen@wam.de


Nachwuchspreis<br />

von Tele 5 und<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Nicht viel Zeit bleibt Johannes Disselhoff,<br />

Student der HFF München und Gewinner des<br />

„Wir lieben Kino“-Nachwuchsförderpreises, den<br />

die <strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam mit dem<br />

Sender Tele 5 ausgelobt hat. Bis Mitte Juni soll<br />

er aus seinem Exposé „Flucht in Betten“ über<br />

die Ausbruchsfantasien eines Häftlings einen fertigen<br />

Film drehen, der auf dem Internationalen<br />

Filmkongress (20.-23.06.) Premiere<br />

feiert. Für die Realisierung stehen Disselhoff bis<br />

zu 100.000 Euro zur Verfügung. 50.000 Euro<br />

trägt Tele 5, den Rest der zur Fertigstellung benötigten<br />

Summe gibt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW dazu.<br />

Zur Jury, die über die eingereichten Exposés<br />

der Filmhochschüler zum Thema „Wir lieben<br />

Kino“ entschied, gehörten Margarethe<br />

von Trotta, Herbert Kloiber und Michael<br />

Schmid-Ospach.<br />

ifs: offene Türen<br />

und Begegnungen<br />

Am 16. Mai lädt die ifs internationale filmschule<br />

köln von 11 bis 18 Uhr zum Tag der<br />

Offenen Tür in ihre Räume in der Werderstraße.<br />

Vor Ort wird auch André Bendocchi-Alves<br />

sein. Der Sounddesigner und Editor ist zum<br />

Professor für den neuen ifs-Studiengang Editing<br />

Bild und Ton berufen worden. Bekannt wurde<br />

der Geschäftsführer<br />

und Gründer der 40°<br />

Filmproduktion<br />

durch Filme wie<br />

„Selbstgespräche“,<br />

„Ein fliehendes<br />

Pferd“, „Teufelsbraten“<br />

und „Wer früher<br />

stirbt, ist länger tot“.<br />

Bendocchi-Alves ist<br />

auch Mitglied der<br />

Deutschen Filmakademie.<br />

Zwei Wochen<br />

vorher öffnet sich die<br />

ifs für interessierte<br />

Schauspieler. Vom 1.<br />

bis 5. Mai findet in<br />

der Reihe „Internationale<br />

Filmkünstler arbeiten<br />

mit Schauspielern“ ein weiterer Workshop<br />

mit Mel Churcher statt. Thema: „Bringing<br />

out Your Character on Film. Wie man mit<br />

der eigenen Persönlichkeit im Fokus der Kamera<br />

arbeitet – und daran <strong>als</strong> Schauspieler wächst“.<br />

Bewerbungen sind bis zum 14. April möglich.<br />

Am 29. April lädt die ifs zu einer Begegnung<br />

mit Michael Klier. Der Regisseur stellt im Filmforum<br />

NRW/Kino im Museum Ludwig seinen<br />

Debütfilm „Überall ist es besser, wo wir nicht<br />

sind“ vor. Am gleichen Ort folgt am 6. Mai eine<br />

weitere Veranstaltung im Rahmen der Reihe<br />

Digitale Lektionen. Im Gespräch mit ifs-Professor<br />

Gundolf S. Freyermuth und den<br />

Spieleentwicklern Georg Backer und Martin<br />

Ganteföhr geht es u.a. um das Verhältnis<br />

von Games und Film.<br />

ifs, Tel. (0221) 920188-0;<br />

info@filmschule.de<br />

Acting-Coach Mel Churcher<br />

bei ihrem letzten ifs-<br />

Workshop, Foto: ifs<br />

Michael Koch<br />

Alles begann auf der Bühne. Als Schüler<br />

spielte der 1982 in der Schweiz geborene<br />

Michael Koch am Jungen Theater Basel.<br />

„Wir haben das Stück aus dem Ensemble<br />

heraus erarbeitet. Die Kreativität in der<br />

Gruppe war für mich sehr inspirierend“, erinnert<br />

sich Koch. Nach dem Abitur bewarb<br />

er sich 2003 erfolgreich an der KHM in Köln.<br />

Sie erschien ihm <strong>als</strong> eine Hochschule, an der<br />

man viel ausprobieren kann. Er hat sich nicht<br />

getäuscht: „Die Schule bietet viele Freiheiten.“<br />

In den ersten zwei Jahren probierte<br />

Koch verschiedene Methoden aus, sammelte<br />

Erfahrungen und Ideen. Nebenbei arbeitete<br />

er <strong>als</strong> Schauspieler in diversen Schweizer<br />

Filmen. Als Anerkennung für seine Rolle<br />

des Antonio Carrera im Film „Achtung, fertig,<br />

Charlie“ wurde er 2004 auf der Berlinale<br />

<strong>als</strong> Shooting Star der Schweiz ausgezeichnet.<br />

2005 produzierte er für sein Vordiplom<br />

den 9-minütigen <strong>Dokument</strong>arfilm „Wir sind<br />

Dir treu“, in dem er in der Fankurve des St.<br />

Jakob-Park-Stadions in Basel einen Einheizer<br />

beobachtet, der mit dem Rücken zum Spiel<br />

steht und die Masse der folgsamen Fans animiert.<br />

„Es ist ein Porträt eines Menschen, der<br />

einerseits sehr aggressiv auftritt, Augenblikke<br />

später dann aber auch kindlich naive Züge<br />

aufweist“, erklärt Koch.<br />

„Wir sind Dir treu“ wurde zum Überraschungserfolg.<br />

Er lief auf den Hofer Filmtagen<br />

und auf etwa 70 weiteren internationalen<br />

Filmfestiv<strong>als</strong>. Während der WM 2006<br />

wurde der Kurzfilm zum Selbstläufer. „Es hat<br />

sich einfach so ergeben“, bilanziert Koch.<br />

Entstanden ist der Film im Rahmen eines<br />

Seminars, das vorschrieb, keine Interviews<br />

und keinen Off-Text zu benutzen. „Diese Begrenzungen<br />

haben Kreativität frei gesetzt,<br />

das war eine interessante Erfahrung“, erinnert<br />

sich Koch. Begrenzt war auch die Größe<br />

des Teams: Koch und ein Freund bedienten<br />

zwei Kameras, und eine Freundin übernahm<br />

die Tontechnik.<br />

Die Position des genauen Beobachters<br />

nimmt Koch auch in seinen fiktionalen Filmen<br />

ein. Nach dem Erfolg von „Wir sind Dir treu“<br />

begann Koch mit dem 19-minütigen Spielfilm<br />

„Beckenrand“. Er erzählt die Geschichte<br />

eines Bademeisters, der auf eine Gruppe<br />

junger Leute trifft, die nachts in das<br />

Schwimmbad eindringen. Das Drehbuch hat<br />

In seinem Kurzfilm „Polar“ schildert Michael Koch auf eindringliche Weise eine<br />

schwierige Vater-Sohn-Beziehung. Er gewann dafür den Preis für den besten<br />

Schweizer Film bei den Int. Kurzfilmtagen in Winterthur und erhielt bei der Berlinale<br />

im Februar eine lobende Erwähnung in der Reihe Perspektive Deutsches Kino.<br />

Porträt: Michael Koch<br />

Ein Shooting Star vor<br />

und hinter der Kamera<br />

VON TATJANA KIMMEL<br />

er mit dem Hauptdarsteller Hans-Jürg Müller<br />

entwickelt, der den Bademeister spielt.<br />

„Mir war die Perspektive des Schauspielers<br />

sehr wichtig“, erläutert Koch, „denn ich wollte<br />

die Geschichte aus einer Figur heraus entwickeln“.<br />

Die Geschichte handelt von Liebe,<br />

Verurteilungen, Eifersucht, Einsamkeit und<br />

Grenzüberschreitungen. Doch dies deutet<br />

Koch nur an, die Dialoge setzt er sparsam ein.<br />

Die Spannung des Films liegt darin, dass im<br />

Zuschauer ein eigenes Empfinden entsteht.<br />

Umso erschreckender ist das fatale Ende.<br />

Auch bei diesem Film war das Budget klein.<br />

In einer Szene musste das Schwimmbecke<br />

leer sein, das Aus- und wieder Reinpumpen<br />

hätte jedoch 20.000 Euro gekostet. Also<br />

drehte Koch dieses Bild erst einige Monate<br />

später, <strong>als</strong> das Becken ohnehin geleert werden<br />

musste. „Beckenrand“ lief in Locarno<br />

und auf 35 anderen Festiv<strong>als</strong>. 2007 wurde<br />

er für den Deutschen Kurzfilmpreis und für<br />

den Schweizer Filmpreis nominiert.<br />

Mit dem Kurzfilm „Polar“ schloss Koch<br />

sein Studium 2008 ab. Der 29-minütige Film<br />

erzählt den Vater-Sohn-Konflikt an einem<br />

Wochenende in einer abgelegenen Berghüt-<br />

te. Koch inszeniert spannende Bilder, kombiniert<br />

Blicke und spart wieder mit Worten.<br />

Der Zuschauer beobachtet. Er kann selbst<br />

über die Akteure urteilen. „Polar“ endet mit<br />

dem Satz: „Wir können ja später weiterma-<br />

chen.“ So bleiben viele Fragen offen, und das<br />

Schlussbild von einer Kuh, die in einem Gurt<br />

hängt und von einem Hubschrauber ins Tal<br />

geflogen wird, lässt viele Interpretationen zu.<br />

„Polar“ ist kein zu kurz geratener Spielfilm,<br />

der eine abgeschlossene Geschichte erzählt:<br />

„Ich wollte einen Moment festhalten, der<br />

wichtig für die Beziehung zwischen Vater<br />

und Sohn ist“.<br />

Derzeit arbeitet Koch an der Stoffentwicklung<br />

für einen langen Film. Viel will er<br />

darüber noch nicht sagen, nur das Thema<br />

steht fest: Geld und Familie. Die Geschichte<br />

soll von einer großen Familie handeln, die<br />

mit ihrem Wohlstand nicht umgehen kann.<br />

Während sich die Dinge noch entwickeln<br />

müssen, macht Koch einen Abstecher in die<br />

Theaterwelt. Im Sommer inszeniert er in Basel<br />

im Rahmen der Theatertage Treibstoff 09<br />

eine Adaption von David Lynchs „Wild at Heart“.<br />

Dabei wird er wieder die intensive Zusammenarbeit<br />

mit den Schauspielern genießen<br />

und auch hier Erfahrungen und Ideen<br />

sammeln. Inspirationen, die er vielleicht bald<br />

in einen Spielfilm einfließen lassen kann.<br />

Denn das steht für ihn im Vordergrund:<br />

Lobende Erwähnung auf der Berlinale: André M. Hennicke, Maria Kwiatkowsky<br />

und Max Brauer in „Polar“. Fotos: KHM<br />

„Nach den Kurzfilmen freue ich mich jetzt natürlich<br />

auf die Möglichkeit, über 90 Minuten<br />

hinweg eine Geschichte zu entwickeln und<br />

so die Zeit zu haben, Figuren vielschichtig zu<br />

zeichnen.“<br />

Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 2/2009 13


Erst einmal herzlichen<br />

Glückwunsch zum Silbernen Bären<br />

für „Gigante“. Auch der<br />

Hauptpreis in Berlin ging nach<br />

Südamerika. Was macht das<br />

südamerikanische Kino derzeit<br />

so interessant?<br />

Südamerika ist groß: Ich kann da nur<br />

für den Süden sprechen – Argentinien, Uruguay<br />

und Chile. Die Landschaft ist vital, auch<br />

im letzten Jahr hat ein brasilianischer Film<br />

den Goldenen Bären gewonnen, leider kam<br />

„Tropa de Elite“ nie in die deutschen Kinos.<br />

Um so mehr freut es mich, dass „Gigante“<br />

am 12. November bei Neue Visionen mit<br />

40 Kopien gestartet wird.<br />

Wie kam der Kontakt zwischen<br />

Pandora und dem Regisseur<br />

Adrian Biniez zu Stande?<br />

Durch die gemeinsame Arbeit an<br />

„Whisky“, wo Biniez eine kleine Rolle <strong>als</strong><br />

Musiker übernahm, und einige Abende in<br />

der Bar „La Ronda“ in Montevideo.<br />

Sowohl „El Custodio“ <strong>als</strong><br />

auch „Gigante“ haben ihr eigenes,<br />

entschleunigtes Tempo. Ist<br />

das typisch für Filme aus Südamerika?<br />

Nur für die Filme, die ich koproduziere.<br />

Ich denke, das ist eine gemeinsame Liebe<br />

zu einer gewissen Filmsprache. Wir haben<br />

alle viel von Aki Kaurismäki gelernt. Uruguay<br />

und Finnland haben einiges gemeinsam.<br />

Sie kennen die Produktionsbedingungen<br />

in Südamerika.<br />

Wie unterscheiden Sie sich von<br />

denen bei uns?<br />

Besseres Fleisch beim Catering, deutlich<br />

weniger Geld, aber eine sehr hohe Professionalität<br />

und Begeisterung bei allen Mitarbeitern.<br />

Die Bedingungen sind unterschiedlich:<br />

In Argentinien werden im Jahr<br />

40 Spielfilme produziert. Die Förderung ist<br />

für ein Schwellenland sehr stark, auch in<br />

schwierigen Zeiten. Dies gilt natürlich nicht<br />

für Uruguay, welches mit seinen drei Millionen<br />

Einwohnern überhaupt keine Filmförderung<br />

hat. Für die Finanzierung von „Gigante“<br />

haben wir drei Jahre gebraucht. Zum<br />

Glück haben wir durchgehalten. Chile wiederum<br />

ist das wirtschaftlich am meisten prosperierende<br />

Land in Südamerika, und auch<br />

die Filmindustrie wird dort zunehmend unterstützt.<br />

Generell ist jedoch die Vorgehensweise<br />

oft eine andere <strong>als</strong> bei uns: Bei kleineren<br />

Filme wird oft nur der Dreh finanziert,<br />

dann versucht man mit dem geschnittenen<br />

Material Geld für die Fertigstellung aufzutreiben.<br />

Das ist hier, noch, undenkbar.<br />

Spürt auch Südamerika die<br />

Folgen der weltweiten Finanzkrise?<br />

Die Krise in Südamerika ist dauerhaft.<br />

Ich versuche jetzt mehr, durch die dortigen<br />

Freunde eine gewissen Gelassenheit zu erlernen.<br />

Wir werden wohl auch in Europa ärmer<br />

werden, aber niemand wird verhungern.<br />

Unser Problem ist, dass wir in dem festen<br />

Glauben aufgewachsen sind, es ginge<br />

immer nur nach oben. In einem Land<br />

14<br />

Christoph Friedel,<br />

Foto: Pandora<br />

Auf der Berlinale konnte sich Christoph Friedel über einen Silbernen Bären für den von ihm pro-<br />

duzierten Film „Gigante" freuen. Der Pandora-Produzent gilt <strong>als</strong> Südamerika-Experte und hat<br />

bereits Filme wie „Whisky" und „EI Custodio" auf den Weg gebracht. Kurz vor einer erneuten<br />

Südamerika-Reise sprachen wir mit dem Kölner über den Umgang mit der Krise auf dieser und<br />

der anderen Seite des Atlantiks.<br />

wie in Argentinien denkt man eher in Wellen,<br />

in Ebbe und Flut.<br />

2002 erlebte Argentinien einen<br />

Staatsbankrott. Danach gewannen<br />

argentinische Filmemacher<br />

international viele Preise. Wie<br />

kann man das erklären?<br />

Gibt es eine Korrelation zwischen Krise<br />

und Kreativität in der Kunst? Ich weiß es<br />

nicht, scheinbar ist es so. Obwohl viele der<br />

ausgezeichneten Filme aus einem eher<br />

bourgeoisen Milieu stammen, gehen sie<br />

doch mit dem Thema des Niedergangs<br />

auch in ihrem Umfeld sehr filmisch um. Argentinien<br />

ist generell ein Land mit einer hohen<br />

künstlerischen Tradition, und die Stellung<br />

des Kinos innerhalb der Kunst ist ähnlich<br />

hoch wie in Frankreich. Außerdem<br />

wuchs die Wirtschaft nach einem desaströsen<br />

ersten Jahr nach dem Bankrott wieder<br />

stark, und die Förderung blieb die ganze Zeit<br />

relativ konstant.<br />

Mir fällt noch ein anderer Unterschied<br />

zum deutschen Kino auf: In Argentinien gibt<br />

es bisher keinerlei Beteiligung des Fernsehens<br />

am Kino.<br />

Welche Auswirkungen der<br />

Finanzkrise erwarten Sie für Ihre<br />

Arbeit mit Pandora?<br />

Pandora hat nie in erster Linie nach<br />

kommerziellen Gesichtspunkten gearbeitet.<br />

Mit wichtigen Preisen auf allen vier A-Festiv<strong>als</strong><br />

im letzten Jahr („Tulpan“ in Cannes, „33<br />

Szenen“ in Locarno, „Teza“ in Venedig und<br />

nun „Gigante“ in Berlin) blicken wir auf unser<br />

künstlerisch erfolgreichstes Jahr zurück.<br />

Die genannten Filme stammen im übrigen<br />

aus vier Erdteilen. Wirtschaftlich geht es uns<br />

nicht so gut, wie die Preise dies vermuten<br />

Interview Christoph Friedel<br />

Apfelbäume<br />

pflanzen<br />

Leonore<br />

Svarcas in<br />

„Gigante“:<br />

Foto: Control<br />

Z Films,<br />

Montevideo<br />

lassen sollten. Wir können nur hoffen und<br />

bescheiden bleiben.<br />

Spüren Sie die Krise bereits<br />

konkret?<br />

Unsere momentan größte Bedrohung<br />

liegt in der Aussetzung der Förderung der<br />

FFA. Uns sind bereits Fördertermine gestrichen<br />

worden, und Referenzmittel können<br />

nicht abgerufen werden. Dies bedroht ganz<br />

newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />

massiv Dreharbeiten für den Sommer und<br />

Herbst und geht damit an unsere Existenz.<br />

Ironischerweise gefährdet uns nicht Lehmann<br />

Brothers sondern die UCI Kinokette.<br />

Welchen Tipp haben Sie für<br />

ein erfolgreiches Finanzkrisenmanagement?<br />

Land in Uruguay kaufen und getreu<br />

Martin Luther dort und hier Apfelbäume<br />

pflanzen.


Die so genannten Goldenen Zwanziger<br />

Jahre in Europa waren, was die Wirtschaft<br />

angeht, in Wahrheit bestenfalls vergoldet<br />

– und der dünne glänzende Überzug<br />

zudem auf Pump gekauft, mit Hilfe<br />

kurzfristiger Kredite. Gerade die Filmindustrie<br />

verlangte wegen stetig steigender Produktionskosten<br />

nach Zufluss von immer<br />

neuem Geld, lockte dafür mit fantastischen<br />

Gewinnspannen und scheinbar unbegrenzt<br />

wachsenden Besucherzahlen. Nachdem<br />

sich die deutsche Währung Mitte der 20er<br />

Jahre dank Einführung der Rentenmark stabilisiert<br />

hatte, drängten amerikanische Filme<br />

– Sprachbarrieren kannte der Stummfilm<br />

nicht – mit Macht auf den deutschen<br />

Markt. Waren zuvor deutsche Produktionen<br />

ein Exportschlager,<br />

so kehrte<br />

sich das Verhältnis<br />

nun um.<br />

Über Jahre hinaus<br />

erreichten amerikanische<br />

Filme in<br />

Deutschland einen<br />

durchschnittlichen<br />

Marktanteil von<br />

knapp 40 Prozent,<br />

fast genauso viel<br />

wie die deutschen.<br />

Zugleich<br />

ging das deutsche<br />

Exportgeschäft<br />

stark zurück.<br />

Weil sich in<br />

den Kinos der<br />

Langfilm durchsetzte<br />

und statt<br />

anonymer Darsteller<br />

der Anfangszeit<br />

nun<br />

hoch bezahlte<br />

Filmstars für Kasse<br />

sorgten, stiegen<br />

die Herstellungskosten<br />

rapide an.<br />

Hatte sich ein langer<br />

Spielfilm im<br />

Jahr 1920 noch<br />

für durchschnittlich<br />

12.000 Mark<br />

realisieren lassen,<br />

so waren es 1928<br />

mit 175.000 Mark<br />

fast 15 Mal so viel.<br />

Während in Amerika<br />

mit seinen<br />

rund 22.500<br />

Theatern ein Spielfilm<br />

von 18 bis 20 Millionen Menschen gesehen<br />

wurde, betrug die Besucherzahl in<br />

Deutschland, das mit rund 5.000 Theatern<br />

den größten Theaterpark Europas aufwies,<br />

pro Spielfilm nur vier bis fünf Millionen. Eine<br />

Amortisation in Deutschland allein war<br />

daher in den meisten Fällen ausgeschlossen.<br />

Die wesentliche Entwicklung der Filmwirtschaft<br />

in den 20er Jahren hieß: Konzentration.<br />

Sowohl in Produktion <strong>als</strong> auch – und<br />

dort am stärksten – in der Verleihsparte<br />

nahm die Gesamtzahl der Unternehmen ab,<br />

während einzelne Firmen immer weiter<br />

wuchsen. Die vier größten deutschen Produktionsgesellschaften<br />

(UFA, Emelka, Aafa,<br />

Terra), die von 1927 bis 1929 einen jährlichen<br />

Produktionsanteil von durchschnitt-<br />

Im Jahr 1929 brach die bis dahin schwerste wirt-<br />

schaftliche Krise über die Welt herein. Auch die<br />

deutsche Filmwirtschaft, dam<strong>als</strong> die zweitstärkste<br />

hinter den USA, traf es hart. In der Krise gehen die<br />

Menschen ins Kino, heißt es oft. Aber nur, wenn sie<br />

es sich noch leisten können. In Deutschland nahm<br />

der Verkauf von Kinokarten dam<strong>als</strong> dramatisch ab.<br />

lich 18 Prozent, <strong>als</strong>o knapp einem<br />

Fünftel vom Gesamtaufkommen an<br />

langen deutschen Spielfilmen verbuchten,<br />

waren zugleich auch unter den<br />

sechs größten Verleihern. Sie beherrschten<br />

den Markt zu 45 Prozent.<br />

Im Verleihgeschäft vermochten die<br />

großen Produzenten Verluste aus der<br />

Filmherstellung zu kompensieren, kleine<br />

Firmen hingegen verschwanden<br />

von der Bildfläche oder wurden zu reinen<br />

Auftragsproduktionen. Verstärkt<br />

wurde dieser Prozess dadurch, dass<br />

nur die großen Firmen mit vertikaler<br />

Gliederung – Produktion, eigener Verleih<br />

und Auswertung in eigenen Kinotheatern<br />

– Kredite von den Banken erhielten.<br />

Die eigenen Filmtheater dienten<br />

ihnen <strong>als</strong> Sicherheiten.<br />

Im Jahr 1927 verzeichnete Amerika<br />

erstmalig eine gewisse Kinomüdigkeit<br />

des Publikums. Eine – allerdings<br />

nur vorübergehend erfolgreiche – Reaktion<br />

darauf war die Einführung des<br />

Tonfilms, der jedoch die Produktionskosten<br />

noch einmal um etwa 50 Prozent<br />

in die Höhe trieb. In Deutschland<br />

hingegen brachte das Jahr 1928 noch<br />

einmal ein Rekordergebnis: Fast 275<br />

Millionen Reichsmark betrugen die<br />

Bruttoeinnahmen der Filmtheater, über<br />

352 Millionen Kinokarten wurden verkauft.<br />

Ein Höchststand, der für die<br />

nächsten sieben Jahre unerreicht bleiben<br />

sollte. Auf die Verschärfung der<br />

wirtschaftlichen Situation ab 1928 reagierten<br />

die Kinos mit niedrigeren Eintrittspreisen,<br />

Doppel- und Dreifach-<br />

Filmprogrammen, was die Einnahmen<br />

wiederum verringerte.<br />

Der deutsche Film in der Weltwirtschaftskrise<br />

Billig,<br />

billiger,<br />

Kino<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

Die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise<br />

wirkte sich verheerend auf die Kaufkraft<br />

der Bevölkerung und damit auch auf<br />

die Kinoumsätze aus. Der Vergleich der<br />

Bruttoeinnahmen der Kinos mit dem sinkenden<br />

Volkseinkommen in Deutschland verdeutlicht,<br />

dass die Wirtschaftskrise zur entscheidenden<br />

Ursache für das Bilanzdesaster<br />

der deutschen Filmwirtschaft zu Beginn der<br />

30er Jahre wurde. Parallel zum 1930 erstm<strong>als</strong><br />

sinkenden Volkseinkommen – gegenüber<br />

1928 um sieben Prozent – gingen Besucherzahl<br />

und Einnahmen entsprechend<br />

zurück. Zwischen 1928 und 1932 sanken<br />

das Volkseinkommen um 42 Prozent, die<br />

Besucherzahlen der Kinos um 32 und die<br />

Bruttoeinnahmen der Theaterbesitzer um<br />

36 Prozent. Der Durchschnittserlös pro Eintrittskarte<br />

fiel mit 0,68 Reichsmark hinter<br />

den Stand von 1926 zurück. Die Filmwirtschaft<br />

war nicht fähig, sich auf Bedarfsschwankungen<br />

einzustellen, auch, weil ihre<br />

Produktionskapazitäten, ohne eine realistische<br />

Einschätzung des Absatzmarktes für<br />

die Filme, angeschwollen waren.<br />

In der Krise rief die Filmwirtschaft nach<br />

dem Staat. Doch mehrfache Appelle, die<br />

Lustbarkeitssteuer deutlich zu senken,<br />

die 1932 noch immer 10,5 Prozent<br />

des Preises einer Kinokarte betrug<br />

(mit 18,5 Millionen Mark bestritten<br />

die Kinos fast die Hälfte aller<br />

kommunalen Vergnügungssteuereinnahmen)<br />

stießen auf taube Ohren.<br />

Unter Reichskanzler Heinrich<br />

Brüning wurde Deflationspolitik betrieben,<br />

Sparkurs war angesagt statt<br />

Vergünstigungen oder billiger Kredite.<br />

Unterdessen arbeitete der<br />

mächtigste Vertreter der deutschen<br />

Filmwirtschaft kräftig daran, die demokratischen<br />

Kräfte zu sabotieren:<br />

Seit 1927 stand der einflussreiche<br />

rechte Großindustrielle Alfred Hugenberg<br />

der Universum Film AG<br />

(Ufa), dem größten deutschen Filmkonzern,<br />

vor. Hugenberg, der <strong>als</strong> nationaler<br />

Held gefeiert wurde, weil er<br />

den drohenden Verkauf der Ufa an<br />

die Amerikaner abgewendet hatte,<br />

begleitete publizistisch den Aufstieg<br />

der NSDAP, und unter seiner Führung<br />

geriet die deutsche Filmwirtschaft<br />

in das Fahrwasser der äußersten<br />

politischen Rechten. Als<br />

schließlich 1932/33 das allgemeine<br />

Konjunkturtief voll auf den Filmbereich<br />

durchschlug, waren nicht zuletzt<br />

durch Hugenberg die Weichen<br />

für eine politische Entwicklung in<br />

Deutschland bereits gestellt, deren<br />

Folgen weitaus fataler sein sollten<br />

<strong>als</strong> jede wirtschaftliche Krise.<br />

Alltag 1930: Der arbeitslose Schauspieler<br />

Wilhelm Michaelis wirbt in den<br />

Straßen Berlins mit einem Plakat für<br />

seine Arbeitskraft, Foto: bpk/Hans Schaller<br />

Schwerpunkt – newsletter 2/2009 15


„VW zögert“, meldete die Berliner Morgenpost im Februar über ein weiteres Engagement des Berlinale-<br />

Hauptsponsors. Die Berlinale selbst lässt verlauten, man werde sich im Frühsommer mit dem Autobauer,<br />

dessen mehrjähriger Sponsorenvertrag auslaufe, zusammensetzen. Ergebnis offen. Und wie geht es den<br />

Filmfestiv<strong>als</strong> in NRW? Zögern die Sponsoren, oder bewähren sich verlässliche Partnerschaften auch in<br />

schweren Zeiten?<br />

Mike Wiedemann, Leiter des Kinofests Lünen,<br />

das in seinem Budget von 250.000<br />

Euro traditionell einen besonders hohen Anteil<br />

nicht-öffentlicher Mittel einplant, sieht „bisher<br />

noch keine Anzeichen für eine Krise“. Ein Drittel<br />

des Budgets steuert die <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

bei, das Gros aber kommt aus Kartenverkäufen<br />

(im Jahr 2008 waren es 8.200 Besucher) und<br />

von privaten Geldgebern. Und Wiedemann hat<br />

großes Vertrauen in seine Sponsoren. Der <strong>als</strong><br />

Veranstalter des Festiv<strong>als</strong> fungierende Verein Pro<br />

Lünen, in dem Unternehmer, Selbstständige,<br />

Freiberufler und Führungskräfte lokaler Unternehmen<br />

vertreten sind, meldete auf seiner Website<br />

bereits im vergangenen Oktober: Die Finanzierung<br />

für das 20. Kinofest Lünen im Herbst<br />

2009 steht.<br />

Viel deutlicher spürt man die Krise bei den<br />

Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, die<br />

vom 30. April bis 5. Mai zum 55. Mal stattfinden.<br />

„Die Sponsoren sind deutlich zurückhaltender,<br />

wollen sich bis zur letzten Minuten nicht<br />

festlegen“, berichtet Festivalleiter Lars Henrik<br />

Alle reden von Krise, bei Ihnen<br />

hingegen sieht es nicht danach aus:<br />

Schreiben sich Komödien in Krisenzeiten<br />

leichter?<br />

Am Leichtesten schreiben sich Komödien,<br />

wenn einem was Lustiges einfällt. Kleiner Scherz.<br />

Klar, in Krisenzeiten wird der Bedarf nach leichter<br />

Unterhaltung natürlich größer. Die Älteren,<br />

wie ich, erinnern sich noch an die wilden 20er<br />

Jahre des letzten Jahrhunderts. Leider bin ich<br />

jetzt nicht unbedingt ein Experte fürs reine Unterhaltungsfach,<br />

insofern rechne ich <strong>als</strong>o auch<br />

quasi stündlich mit der Krise.<br />

Glauben Sie daran, dass die<br />

Leute sich in unsicheren Zeiten lieber<br />

durchs Lachen ablenken lassen<br />

<strong>als</strong> sonst?<br />

Komischerweise hat man mir auch schon<br />

vor Jahren die Frage gestellt, ob die Leute sich<br />

nicht durch Comedy von den wahren Problemen<br />

ablenken wollen. Dam<strong>als</strong> ging es noch um so<br />

Sachen wie Waldsterben, Menschenrechte, Ungerechtigkeit<br />

und Hunger in der Welt. Es scheint<br />

<strong>als</strong>o so, <strong>als</strong> ob die Leute sich zu allen Zeiten immer<br />

von irgendwas ablenken lassen wollen. Das<br />

würde auch die Vielzahl von legalen und illega-<br />

16<br />

NRW-Filmfestiv<strong>als</strong> auf Sponsorensuche<br />

Allgemeine<br />

Verunsicherung<br />

Gass. Langjährige Unterstützer der Kurzfilmtage<br />

verringern ihre Zuwendungen. „Die Verunsicherung<br />

ist sehr groß“, beschreibt Gass die Situation.<br />

Auch erfolgreiche inhaltliche Kooperationen<br />

aus den vergangenen Jahren, etwa mit dem Projekt<br />

Die Gesellschafter der Aktion Mensch, werden<br />

aus Kostengründen nicht fortgesetzt. Obwohl<br />

Oberhausen für sein Budget von 1,1 Millionen<br />

Euro lediglich zu 15 Prozent auf Drittmittel<br />

(Einnahmen aller Art plus Sponsoring) angewiesen<br />

ist, müssen nun die öffentlichen Förde-<br />

Ralf Husmann,<br />

Foto: Brainpool<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

len Drogen erklären. Die großen Kinolacherfolge<br />

wie „Der Schuh des Manitu“ oder „Otto –<br />

der Film“ kamen ja auch in weitgehend krisen-<br />

rungen teilweise erhöht werden. Zwar ist das<br />

diesjährige Festival nicht gefährdet, aber, so<br />

Gass, seien nicht alle Verbindlichkeiten, die bereits<br />

eingegangen werden mussten, gedeckt:<br />

„Ein Restrisiko bleibt.“<br />

Beim Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln<br />

(21.-25. April), das über ein Festivalbudget<br />

von ca. 500.000 Euro verfügt, konzentriert<br />

sich der Anteil der Sponsoren im Wesentlichen<br />

auf die Finanzierung der zu vergebenden<br />

Preise. Langjährige Sponsoren wie RWE oder<br />

Toyota seien wieder dabei, sagt Geschäftsfüh-<br />

Aus der Feder des gebürtigen Dortmunders Ralf<br />

Husmann stammen erfolgreiche Serien wie „Strom-<br />

berg“ und „Dr. Psycho“. Sein neues Format „Der<br />

kleine Mann“ läuft seit Ende März bei ProSieben.<br />

Angesichts der Krise fragte Oliver Baumgarten:<br />

Ist Humor wirklich, wenn man trotzdem lacht?<br />

Interview Ralf Husmann<br />

Leicht und schön<br />

freien Zeiten auf die Leinwände. Ich glaube, mit<br />

der Krise steigt eher der Bedarf nach „schönen“<br />

und „leichten“ Filmen.<br />

Wie wird denn in der neuen<br />

Staffel von „Stromberg“ auf die Krise<br />

reagiert – Stromberg selbst wird<br />

ja sicher einen Schuldigen gefunden<br />

haben?<br />

Stromberg arbeitet ja Gott sei Dank nicht<br />

bei einer Bank sondern bei einer Versicherung,<br />

und denen geht es ja noch verhältnismäßig gut.<br />

Krisenstimmung im „Stromberg"-Büro: Schuld sind<br />

immer die da oben. Foto: Kai Schulz/ ProSieben<br />

newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />

rerin Christina Essenberger. Jedoch hätten sämtliche<br />

potenziellen Geldgeber, mit denen noch<br />

Ende des letzten Jahres über ein Engagement<br />

gesprochen wurde, einen Rückzieher gemacht.<br />

Auch das Anzeigengeschäft sei eingebrochen.<br />

Wer Mitarbeiter entlässt kann nicht noch Geld<br />

für Anzeigen ausgeben, argumentieren die Unternehmen.<br />

Zwar habe es, meint Christina Essenberger,<br />

bislang keine qualitativen Einbußen<br />

im Festivalprogramm gegeben, aber das Geld<br />

ist knapp: „Da muss man zweimal überlegen,<br />

ob man für 1.500 Euro eine Filmemacherin aus<br />

dem Jemen einfliegen kann.“<br />

Für Werner Ruzicka, den Leiter der Duisburger<br />

Filmwoche, die im Herbst wieder dem<br />

deutschsprachigen <strong>Dokument</strong>arfilm ein Forum<br />

bieten wird, steht die alljährliche Suche nach privaten<br />

Geldgebern gerade erst am Anfang. Doch<br />

es zeichnet sich bereits ab, dass die 20.000 bis<br />

30.000 Euro, die so für das Gesamtbudget von<br />

240.000 Euro gewonnen werden müssen, in<br />

diesem Jahr schwieriger zu akquirieren sind.<br />

Auch Anzeigen sind kaum zu bekommen.<br />

Manchmal, meint Ruzicka, werde aber auch „die<br />

Krise <strong>als</strong> Argument vorgeschoben, um gar nicht<br />

erst in die inhaltliche Diskussion – wo und wie<br />

kann man sinnvoll zusammenarbeiten – einsteigen<br />

zu müssen“. Aber er ist hoffnungsvoll, dass<br />

sich auch noch Unternehmen finden werden,<br />

die mit ihrem Engagement gerade in den<br />

schwierigen Zeiten „ein Zeichen setzen“ wollen.<br />

Der <strong>Dokument</strong>arfilm selbst jedenfalls, davon<br />

konnte sich Werner Ruzicka gerade bei der Diagonale<br />

in Graz überzeugen, sei in guter Form.<br />

Stromberg schnürt aber trotzdem in der neuen<br />

Staffel sein eigenes Konjunkturpaket, was natürlich<br />

völlig verpufft. Ganz wie im wahren Leben<br />

<strong>als</strong>o. Schuld sind naturgemäß immer die anderen,<br />

bzw. die da oben. Auch wie im wahren<br />

Leben.<br />

Funktioniert Stromberg deswegen<br />

so gut, weil man über ihn stellvertretend<br />

für den eigenen unfähigen<br />

Chef lachen kann?<br />

Ich höre jedenfalls häufig den Satz „So einen<br />

haben wir bei uns im Büro auch“. Als rudimentär<br />

humanistisch gebildeter Autor möchte<br />

ich natürlich auch, dass man den Stromberg<br />

in sich selbst erkennt. Die meisten von uns kommen<br />

ja auf der Basis von wenig Ahnung, aber<br />

vielen Vorurteilen zu Aussagen über die Welt<br />

und das Leben. Das ist eigentlich die Quintessenz<br />

von Stromberg.<br />

Es wird ja kaum ein Zufall sein,<br />

dass Ihre neue Serie „Der kleine<br />

Mann“ heißt: Verteidigt der Held<br />

endlich offen die Rechte des kleinen<br />

Mannes?<br />

Nein. Auch Rüdiger Bunz – der „Held“ der<br />

Serie – ist dem wahren Leben abgeschaut, und<br />

da ist ja der kleine Mann schnell bereit, alle Rechte<br />

abzutreten, wenn ihm im Gegenzug Sicherheit,<br />

Geld oder wenigstens eine attraktive Frau<br />

angeboten werden. Es ziehen ja auch die am<br />

meisten über „gierige Manager“ her, die nicht<br />

genau wissen, wie sie bei der eigenen Steuererklärung<br />

bescheißen können. Ich fürchte <strong>als</strong>o,<br />

Rüdiger Bunz wird kein Spartakus, nicht mal ein<br />

Karl Liebknecht. Er ist eher Paul Potts ohne Musik.<br />

Aber lustig wird es dennoch.


Daheim zappen drei Viertel aller Zuschauer<br />

weg, sobald ein Werbespot auf der<br />

Mattscheibe erscheint. Im Kino ist das anders.<br />

Werbung auf der Leinwand gilt zwei Dritteln<br />

des Publikums <strong>als</strong> cool oder originell oder lustig,<br />

in jedem Fall <strong>als</strong> unterhaltsam. Statistisch<br />

gesehen laufen vor jeder Vorstellung durchschnittlich<br />

14 Werbespots im Kino, an die Hälfte<br />

davon erinnern sich die Zuschauer auch noch<br />

einen Tag später. Songs wie „Like Ice in the Sunshine”<br />

oder „Bacardi Feeling” haben über die<br />

Jahre Kultstatus erreicht, die dazu gehörigen<br />

Marken sind fest im Gedächtnis geblieben,<br />

auch wenn die Spots längst abgesetzt sind. „Die<br />

Werbeakzeptanz von Kinospots ist enorm“,<br />

freut sich denn auch der Cinemonitor, der im<br />

Auftrag der FWD Werbung im Kino erstellt<br />

wird. Oder anders ausgedrückt: Kinowerbung<br />

ist erfolgreiche Imagewerbung pur.<br />

Ein wenig erinnert das Lob in eigener Sache<br />

an das Pfeifen im dunklen Wald, denn der<br />

Jahresumsatz der Kinowerbung sinkt schon länger<br />

und kontinuierlich – mindestens seit 2004<br />

jährlich jeweils um rund zehn Prozent. In den<br />

beiden ersten Monaten dieses Jahres halbierte<br />

sich das Werbegeschäft sogar. „Man muss<br />

dieses Ergebnis etwas relativieren“, hält Matthias<br />

Birkenholz dagegen. Der Geschäftsführer des<br />

Kinovermarkters Werbeweischer glaubt, dass<br />

sich das Jahr insgesamt gesehen in normalen<br />

Bahnen entwickeln wird. Die Berechnung des<br />

Umsatzverlustes falle so drastisch aus, weil man<br />

sich mit dem ersten Quartal des Jahres 2008 vergleichen<br />

müsse. Das aber sei eines der umsatzstärksten<br />

des letzten Jahrzehnts gewesen. In der<br />

Vergangenheit habe es immer mal wieder gute<br />

und schlechte Jahre gegeben. Entwarnung<br />

will er aber nicht geben. Natürlich werde sich<br />

die aktuelle Wirtschaftskrise auf die Werbeetats<br />

auswirken, Kino sei für die Agenturen ein „Randmedium“,<br />

das Internet habe da eindeutig bessere<br />

Karten. Klagen führten indes nicht weiter:<br />

„Irgendwann muss man sich damit abfinden,<br />

dass der Markt sich umstrukturiert.“ Zudem stehen<br />

weitere Werberestriktionen ins Haus. Die<br />

Präsentation von Zigaretten und Alkohol soll<br />

noch weiter eingeschränkt werden. Seit einigen<br />

Monaten wird darüber in Berlin verhandelt.<br />

Rechtsanwalt Reiner Borgelt, Geschäftsführer<br />

von FDW Werbung im Kino, rechnet jedenfalls<br />

mit „handfesten Verlusten“ bei den Werbeeinnahmen.<br />

Von Sabine Bätzing, der Drogenbeauftragten<br />

der Bundesregierung, wird wenig<br />

Kompromissbereitschaft erwartet, zumal die Tabakindustrie<br />

bereits ihre grundsätzliche Bereitschaft<br />

zu weiteren Einschränkungen erklärt hat<br />

und zurückstecken will, insbesondere dann,<br />

wenn es um „ein unspezifisches Publikum“ geht,<br />

so Elfriede Buben, Pressesprecherin von Philipp<br />

Morris. Das Unternehmen will – anders <strong>als</strong> andere<br />

Tabakkonzerne – seine Kinowerbung zwar<br />

nicht einstellen, doch Kinogänger gelten <strong>als</strong> heterogene<br />

und eben unspezifische Gruppe auf<br />

den sich rasch wandelnden Werbemärkten.<br />

Auch das Geschäft mit dem Verkauf von Werbespots<br />

selbst ist härter geworden. „Kein Auf-<br />

trag wird heute mehr nach normalen Kriterien<br />

abgewickelt“, so Birkenholz. „Jeder hat Sonderwünsche<br />

und Vorstellungen, wie sein Auftrag<br />

mit zusätzlichen Freileistungen und sonstigen<br />

Goodies abgewickelt werden soll.“ Und noch<br />

ein Problem: Kinowerbung <strong>als</strong> Imagewerbung<br />

setzt grundsätzlich auf lange Zyklen, ihre Reichweiten<br />

verbessern sich nur langsam, dafür aber<br />

kontinuierlich. Im Gegensatz dazu agiert die<br />

Werbebranche immer schneller und hektischer,<br />

in den Mittelpunkt rücken immer mehr kurzfristige<br />

Kampagnen, die wegen der derzeit üblichen<br />

Vorlaufzeit in der Kinowerbung nicht einsetzbar<br />

sind. Die anstehende Digitalisierung der<br />

Lichtspielhäuser soll hier Abhilfe schaffen und<br />

auch kurzfristige Buchungen etwa durch Werberiesen<br />

und „Schnelldreher“ wie Mediamarkt<br />

und Saturn ermöglichen. Ob und wie die Gleichung<br />

„Mehr Geschwindigkeit = mehr Chancen“<br />

aufgehen wird, ist allerdings ungewiss.<br />

Auch wenn Kinoketten wie UCI Kinowelt bereits<br />

in diesem Sommer in ausgewählten Häusern<br />

Kinowerbung sogar im 3D-Format anbieten<br />

wollen, wird sich der Digital Rollout über einige<br />

Jahre hinziehen. Ob die Digitalisierung automatisch<br />

neue Werbekunden mit sich bringt?<br />

Meinolf Thies, Betreiber von Kinos in Lünen,<br />

Solingen und Herten, ist eher skeptisch. Zwar<br />

seien Angebotspalette und Kundenorientierung<br />

der Kinowerbung in den letzten Jahren insgesamt<br />

deutlich verbessert worden, doch einzelne<br />

Marktsegmente im lokalen und regionalen<br />

Bereich habe man dabei eher vernachlässigt.<br />

Vielleicht könne man für solche Kunden vor<br />

dem eigentlichen Werbeblock ohne bewegte<br />

Bilder werben, die digitale Technik erleichtere<br />

das allemal. Aber ein Kino sei auch ohne Werbung<br />

machbar. Eben hat Thies den Werbevertrag<br />

für sein Haus in Solingen gekündigt. In Lünen<br />

läuft bereits vor jeder Vorstellung ein 30sekündiger<br />

Spot, mit dem sich fünf prominente<br />

lokale Unternehmen <strong>als</strong> Kinosponsoren vorstellen.<br />

„Wir nehmen damit genau so viel ein<br />

wie mit einem rund zehnminütigen Werbeblock.“<br />

Eine Lösung, so Thies, die „vielleicht nicht<br />

für ganz Kino-Deutschland, aber doch für das<br />

eine oder andere Haus überlegenswert“ wäre.<br />

Zum Thema Krise und Kino gibt es zwei<br />

gängige Theorien. Erstens: Die Leute<br />

suchen Ablenkung und gehen mehr ins Kino.<br />

Zweitens: Die Leute haben kaum noch<br />

Geld und gehen weniger ins Kino. Beides<br />

kann ich bei uns im Cinedom nicht erkennen.<br />

Sicher es gibt im Moment Filme, die<br />

ordentlich funktionieren, obwohl ich sie<br />

am Anfang des Jahres nicht „auf der Uhr“<br />

hatte, „Benjamin Button“, „Der Vorleser“<br />

und „Gran Torino“ zum Beispiel. Aber jetzt<br />

auch nicht so sehr, dass ich den Leuten<br />

Realitätsflucht unterstellen wollte. Offen<br />

gesagt: Wir gehen doch seit Jahren von einer<br />

Krise übergangslos in die nächste über.<br />

Ist diese jetzt schlimmer <strong>als</strong> all die Krisen<br />

vorher? Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass<br />

viele das Thema Krise eigentlich nicht mehr<br />

hören können. Ich schließe mich da an.<br />

Martin Ebert<br />

Geschäftsführer Cinedom, Köln<br />

Schwerpunkt – newsletter 2/2009<br />

In den beiden ersten Monaten des Jahres ist die Kinowerbung regel-<br />

recht zusammen gebrochen und verzeichnete ein Minus von 48,5<br />

Prozent. Ein Resultat der aktuellen Wirtschaftskrise? Nicht unbedingt,<br />

hat Wolfgang Hippe bei seinen Recherchen erfahren.<br />

Kinowerbung<br />

No Ice<br />

in the<br />

Sunshine<br />

VON WOLFGANG HIPPE<br />

Für Reklame öffnet<br />

sich der Vorhang<br />

immer seltener.<br />

Foto: Lichtburg Essen:<br />

Hanns-Peter Hüster<br />

17


Die aktuelle Wirtschaftskrise war am Anfang eine Krise der Banken.<br />

Auch die Filmbranche ist auf die großen Kreditinstitute angewiesen.<br />

Wir haben bei Banken nachgefragt, welche Folgen die Krise für die<br />

deutsche Filmindustrie haben wird. Geantwortet haben die NRW.BANK<br />

und die Stadtsparkasse Köln/Bonn.<br />

Banken sind für jeden Film unverzichtbar.<br />

In Deutschland und Europa weniger<br />

deshalb, weil sie ins mediale Risikogeschäft<br />

investieren, sondern weil sie für die Zwischenfinanzierung<br />

sorgen, wenn Produzenten<br />

mit ihrem Finanzmix aus Filmfördermitteln,<br />

Fernsehgeld, Vorabverkäufen und Eigenmitteln<br />

vorstellig werden. „Die größte<br />

Hürde auf dem Weg vom Drehbuch ins<br />

Studio ist das Geld“, konstatiert denn auch<br />

Markus Röhle trocken. In der NRW.BANK<br />

ist er für das Thema Filmfinanzierung zuständig<br />

und kann bereits seit dem Start der<br />

Abteilung im Juli 2007 auf rund 200 Anfragen<br />

und mittlerweile neun von der Bank<br />

auf den Weg gebrachte Filme zurückblikken.<br />

Dazu gehören „Hilde“ mit Heike Makatsch,<br />

der schon im Kino ist, und „Wüstenblume“<br />

von Sherry Hormann, der auf der<br />

gleichnamigen Autobiografie der Somalie-<br />

rin Waris Dirie basiert. Der Film soll im<br />

Herbst anlaufen. Bisher wurden insgesamt<br />

9,5 Millionen Euro vergeben. Das Interesse<br />

der Branche erklärt sich aus der Gap-Finanzierung,<br />

die Röhle anbieten kann. Dabei<br />

tritt er in Vorleistung auf die zu erwartenden<br />

Erlöse aus der Vermarktung des<br />

Films. International wird so etwas häufiger<br />

angeboten, in Deutschland verfügt <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

damit über „ein echtes Alleinstellungsmerkmal“,<br />

so Röhle: „Ziel unserer<br />

Filmfinanzierung ist es, den Kinostandort<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> zu fördern.“ Auch<br />

deshalb und nicht nur wegen der Refinanzierung<br />

liegen international vermarktbare<br />

Produktionen im Fokus. Die Wirtschaftskrise<br />

ändert an dieser Aufstellung kaum etwas.<br />

Röhle: „Unser Geschäft ist von der aktuellen<br />

Entwicklung bisher nicht berührt.<br />

Betroffen sind allerdings die Produzenten,<br />

denen beim Verkauf von TV-Lizenzen oder<br />

im Weltvertrieb die Preise weg brechen –<br />

auch weil einige nationale Märkte zunehmend<br />

schrumpfen.“<br />

Noch „keine klaren Auswirkungen“ der<br />

Krise auf die Filmbranche sieht derzeit auch<br />

Michael Nißl, Leiter Entertainment Finance<br />

der Sparkasse Köln/Bonn: „Man kann aber<br />

davon ausgehen, dass auch die Filmbran-<br />

18<br />

Die Banken, der Film und die Krise<br />

che involviert wird“ – wie es die Fernsehbranche<br />

bereits ist. Hier sieht Nißl eine „gewisse<br />

Unruhe und Unsicherheit“: „Hintergrund<br />

dürften die in diversen Medien geäußerten<br />

Aussagen bezüglich der Werbebranche<br />

sein, die dort zumindest eine gewisse<br />

Zurückhaltung bei den Werbebudgets<br />

erwarten lässt.“<br />

Ein anderes<br />

Konjunkturprogramm<br />

Die Finanzierung von Filmen ist nur ein<br />

Teil der Aktivitäten beider Banken, die sich<br />

mit den kreativen Branchen befassen. Die<br />

Sparkasse engagiert sich schon fast traditionell<br />

in diesem Bereich und will auch in der<br />

Krise nicht davon abgehen. Nißl: „Selbstverständlich<br />

stehen der Kreativwirtschaft alle<br />

Sonderprogramme, die unser Haus im Rahmen<br />

der Mittelstandsoffensive auflegen<br />

wird, zur Verfügung.“ Dieses Kreditprogramm<br />

zur Unterstützung von Gründungsund<br />

Investitionsfinanzierungen umfasst<br />

zwar 1,3 Milliarden Euro, doch welche kultur-<br />

und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten<br />

partizipieren können, ist umstritten. Denn<br />

für diese Branchen sind kleinteilige Unter-<br />

Mikrokredite für Kreative<br />

VON WOLFGANG HIPPE<br />

nehmensstrukturen typisch, viele Kreative<br />

arbeiten <strong>als</strong> Selbstständige oder Einzelunternehmer<br />

– „ohne Zugang zum Kapitalmarkt“,<br />

wie ein Betroffener mit einem Augenzwinkern<br />

formuliert. Hier will die<br />

NRW.BANK gezielt Abhilfe schaffen und ein<br />

„Konjunkturprogramm der anderen Art“<br />

auflegen. Der von ihr im Januar gestartete<br />

Kreativwirtschafsfonds stellt neben den<br />

üblichen Gründerkrediten auch Mikrodarlehen<br />

zwischen 5.000 und 25.000 Euro bereit.<br />

Allerdings ist die Vergabe mit Auflagen<br />

verbunden. Man muss nicht nur den üblichen<br />

Businessplan vorlegen, sondern sich<br />

auch zu einer „Begleitberatung“ verpflich-<br />

newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />

ten, in der grundsätzliches „kaufmännisches<br />

Wissen“ vermitteln wird. Denn, so ein Berater,<br />

der angesprochene Personenkreis sei<br />

„häufig wirtschaftsfern positioniert“. Dieter<br />

Gorny, Aufsichtsratsvorsitzender der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, begrüßt jedenfalls das Programm:<br />

„Ich sehe täglich kreativwirtschaftliche<br />

Akteure, die mit oftm<strong>als</strong> geringen Mitteln<br />

und hoher Professionalität erfolgreiche<br />

Geschäftsmodelle umsetzen. Ich freue mich,<br />

dass jetzt der Kapitalmarktzugang für die<br />

Branchen, eines der größten Probleme der<br />

Kreativwirtschaft, verbessert wird.“<br />

Keine Frage, die Krise ist da. Das merkt man<br />

daran, dass noch mehr gejammert wird <strong>als</strong><br />

sonst. Trotzdem werden die Leute, denen Filmemachen<br />

wirklich eine Herzensangelegenheit<br />

ist, weiterhin Filme drehen. Auch sollte man versuchen,<br />

jeder Krise eine positive Seite abzugewinnen.<br />

Not macht bekanntlich erfinderisch.<br />

In den USA zum Beispiel entstehen gerade auffallend<br />

viele Independent-Filme im unteren und<br />

mittleren Budget-Bereich. Gute Filme kann und<br />

muss man machen, egal wie widrig die Umstände<br />

und wie bescheiden die Budgets sind.<br />

Und die derzeitigen Zuschauerzahlen belegen,<br />

dass die Wirtschaftskrise dem Kinobesuch keinen<br />

Abbruch tut. Im Gegenteil!<br />

Hannes Jaenicke<br />

Schauspieler


Schnell, schneller, Berlinale: Kein halbes<br />

Jahr nach der Lehman-Pleite hatte man<br />

im Februar 2009 angeblich den passenden<br />

Film zur Finanz- und Bankenkrise im Wettbewerb:<br />

„The International“. Da hier aber<br />

nicht Hellseher Hanussen, sondern Tom<br />

Tykwer Regie führte, konnte dies bei den<br />

Produktionsvorläufen großer Spielfilmprojekte<br />

schlechterdings kaum zutreffen. Tatsächlich<br />

entpuppt sich der polyglotte Thriller<br />

zwar <strong>als</strong> Werk über eine „very bad<br />

bank“, die freilich keine faulen Immobilienkredite<br />

stapelt und weiterverkauft, sondern<br />

In der Welt des<br />

Risiko-Kapit<strong>als</strong> sind<br />

sie ein eigespieltes<br />

Team: Nina Hoss<br />

und Devid Striesow<br />

in „Yella“,<br />

Foto: Schramm Film<br />

Wird es bald das Genre Bankenfilm geben? Oder sehen wir die Krise auf der Leinwand eher in gut<br />

beobachteten Momenten, die zeigen, welche Folgen Verunsicherung, Arbeitsverlust und Armut<br />

bei den Menschen verursachen? Oder sind die Geschehnisse an den Finanzmärkten der letzten Monate<br />

nur <strong>als</strong> Groteske zu erzählen? Hartmut Wilmes, Filmkritiker der Kölnischen Rundschau, hat sich für den<br />

Newsletter Gedanken gemacht.<br />

Die Filme zur Krise<br />

weltweit Kriege wie Aufstände finanziert<br />

und Mitwisser nach traditioneller Mafia-<br />

Methode per Auftragsmord auslöscht.<br />

Was dies mit der ebenfalls monströsen,<br />

aber eher durch Zocker-Hybris <strong>als</strong> durch Kapitalverbrechen<br />

ausgelösten Finanzkrise zu<br />

tun hat? Außer dem frostigen Milieu gläserner<br />

Konferenztrakte und der Behauptung<br />

eines weltweiten Geschehens eigentlich<br />

nichts. Doch kann man dem Festival diesen<br />

anmaßenden Aktualitätsanspruch verübeln,<br />

wenn vorher schon die braven „Buddenbrooks“<br />

von Kritikern zum Globalisierungsgleichnis<br />

umgedeutet wurden?<br />

Bisher waren Krisenzeiten stets äußerst<br />

ergiebig sprudelnde Quellen für Literatur<br />

und Kino. Doch solange Autoren und Regisseure<br />

befürchten müssen, dass ihre Fantasie<br />

von der Realität überrollt wird, werden<br />

sie sich womöglich zurückhalten. Das<br />

Werk zur Krise kann es somit noch gar nicht<br />

geben, auch wenn Erwin Wagenhofers <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

„Let’s make money“ dem Geheimnis<br />

perfide gelenkter Geldströme und<br />

zynisch in Kauf genommener Kollater<strong>als</strong>chäden<br />

in der Dritten Welt gespenstisch nahe<br />

kommt.<br />

Aber welche Filme wird uns die Krise<br />

bescheren? Hollywood plant dem Vernehmen<br />

nach „Wall Street 2“, und tatsächlich<br />

müssen die Gordon Gekkos dieser Welt<br />

vom Filettieren eigentlich profitabler Firmen<br />

Grotesk statt tragisch<br />

VON HARTMUT WILMES<br />

bis zum Ruinieren von Banken und der Erschütterung<br />

ganzer Volkswirtschaften kaum<br />

dazulernen. Und natürlich will <strong>Dokument</strong>ar-Guru<br />

Michael Moore mit seinem nächsten<br />

Streich die Deutungshoheit über amerikanische<br />

Verfehlungen behalten. Er sei<br />

schon mitten im Projekt und sucht auf seiner<br />

Homepage dringend aussagewillige Insider.<br />

Die bittet er nur „um einen Moment<br />

des Muts, um ein Held zu werden und mir<br />

zu helfen, den größten Schwindel in Amerikas<br />

Geschichte zu enthüllen“.<br />

Doch zugleich wird sich das Thema andere,<br />

schmalere Wege ins Kino bahnen. Wie<br />

die Depression der dreißiger Jahre Hollywood<br />

etliche Trinker- und Ehedramen bescherte,<br />

so dürfte auch die jetzige Finanzkrise<br />

den scharf belichteten Blick auf Einzelschicksale<br />

hervorbringen. Vielleicht etwa so,<br />

wie Christian Petzold schon in „Yella“ ganz<br />

beiläufig-präzise die brandenburgische Job-<br />

Steppe oder in „Jerichow“ die korrumpierende<br />

Macht des Geldes zeigte. Nicht im Stil<br />

des deduktiven Thesenfilms, sondern mit<br />

dem Mut zur privaten Verknappung und<br />

Verdichtung.<br />

Wie dies auch in kleinen Filmländern<br />

funktionieren kann, zeigte die uruguayische<br />

Berlinale-Überraschung „Gigante“, die Arbeitsplatzverlust<br />

und Armut stets wie eine<br />

Begleitmelodie neben das Leitmotiv der<br />

amourösen Überwachungsgeschichte stellte.<br />

Und wer jüngst in den Nachrichtensendungen<br />

Scharen chinesischer Hochschulabsolventen<br />

durch riesige Jobvermittlungshallen<br />

ziehen sah, kann sich auch aus den asiatischen<br />

Ländern markante Beiträge zum<br />

Thema vorstellen.<br />

Größere Publikumschancen dürften indessen<br />

grimmige Schurkenporträts haben,<br />

die – wie einst in das „Fegefeuer der Eitelkeiten“–<br />

in lustvoller Zeitlupe den Sturz der<br />

Banker aus dem Bonus-Himmel zeigen.<br />

Und wenn ein unerschrockener Regisseur<br />

doch das große Ganze, die Krise in all<br />

ihren Vorstufen, Eskalationen und Auswirkungen<br />

auf die Leinwand bannen wollte?<br />

Dann sollte er sich vielleicht noch einmal Robert<br />

Altmans „Short Cuts“ ansehen. Dessen<br />

hochintelligente Patchwork-Dramaturgie<br />

dürfte der Fülle der Schauplätze und der<br />

Spreizung der betroffenen Milieus – vom<br />

Krisenstab im Kanzleramt über die Vorstandssitzung<br />

in der Landesbank bis zur Familie<br />

vor ihrem zwangsversteigerten Haus<br />

– am ehesten gerecht werden können. Allerdings,<br />

ein solches Projekt kostet Geld, das<br />

auch in der Filmbranche knapper wird.<br />

Das Genre des Katastrofenfilms dürfte<br />

sich schon aus diesem Grund eher nicht aufdrängen,<br />

passt aber ohnehin nur auf den<br />

ersten Blick. Von wenigen Ausnahmen abgesehen,<br />

lässt es einen meist nur gnädig dezimierten<br />

Trupp wackerer Einzelkämpfer den<br />

Naturgewalten sowie anderen übermächtigen<br />

Gegnern trotzen – ein Schema, das<br />

auf die noch unabsehbaren Folgen dieser<br />

komplexen Krise kaum passt.<br />

Doch dass Format sprengende Tragödien<br />

auch ganz anders bebildert werden<br />

können, hat das Kino ebenfalls vielfach bewiesen.<br />

Charlie Chaplins „Großer Diktator“<br />

bekräftigte schon Friedrich Dürrenmatts Credo,<br />

dass der monströsen Unübersichtlichkeit<br />

der Moderne längst nicht mehr mit dem<br />

klassischen Trauerspiel, sondern nur noch<br />

mit der Groteske beizukommen sei. Gut<br />

möglich <strong>als</strong>o, dass sich demnächst Steve<br />

Martin & Co. in Bilanzen verheddern dürfen.<br />

Und warum sollten die Coen-Brüder ihrer<br />

Verulkung der CIA („Burn after Reading“)<br />

nicht eine Spott-Arie auf jene nadelgestreiften<br />

Herren folgen lassen, die sich vor dem<br />

großen Crash ebenso unbesiegbar wähnten?<br />

Wir werden die Augen offen halten.<br />

Schwerpunkt – newsletter 2/2009 19


Von den deutschen TV-Sendern kommen ganz unterschiedliche<br />

Krisen-Meldungen. Dass die Werbeerlöse teilweise dramatisch<br />

eingebrochen sind, macht besonders dem privaten Rundfunk<br />

schwer zu schaffen.<br />

TV-Sender in der Krise<br />

Kreativ Sparen<br />

VON PETER HANEMANN<br />

Auch wenn es keine Wirtschaftskrise gäbe<br />

– der WDR müsste sparen. Für die<br />

im Januar begonnene bis 2013 laufende<br />

Gebührenperiode summieren sich Fehlbeträge<br />

auf über 100 Millionen Euro. Dafür<br />

nennt die Anstalt im Wesentlichen zwei<br />

Gründe: Zum einen liegt die vorangegangene<br />

Gebührenanpassung für die ARD bereits<br />

zum zweiten Mal unterhalb der Inflationsrate,<br />

zum anderen verzeichnen die Öffentlich-Rechtlichen<br />

eine stetige Steigerung<br />

von Gebühren-Befreiungen. In NRW ist der<br />

Anteil von Menschen, die aus sozialen<br />

Gründen keine Rundfunkgebühren zahlen<br />

müssen, besonders hoch. Der WDR geht<br />

davon aus, dass die Befreiungsquote wegen<br />

der Krise noch weiter ansteigen wird.<br />

Also wird gespart. Die Maßnahmen reichen<br />

vom Wegfall von Planstellen über ein neues<br />

Funktions- und Flächenprogramm („Reduzierung<br />

eines durchschnittlichen Arbeitsplatzes<br />

auf durchschnittlich 11,2 Quadratmeter“)<br />

bis zu Prozessoptimierungen im<br />

Hörfunk. Am Programm wird erst mal nicht<br />

gespart. Die Aufwendungen für Hörfunk<br />

und Fernsehen sind sogar um zwei Prozent<br />

gestiegen und belaufen sich 2009 auf<br />

knapp 500 Millionen Euro, davon entfallen<br />

411 Millionen auf das Fernsehprogramm.<br />

Auch bei der Fiction gibt es keine<br />

Abstriche. Nichtsdestotrotz will Fernsehspiel-Chef<br />

Gebhard Henke nun über einen<br />

längeren Zeitraum versuchen, die in den<br />

1990er Jahren stark gestiegenen Produktionskosten<br />

in den Griff zu bekommen:<br />

„Sparen kann angesichts des hohen Standards<br />

der fiktionalen Produktionen in<br />

Deutschland nur mit großer Intelligenz und<br />

Kreativität geschehen.“ Henke: „Unseren<br />

Filmen sieht man das – zum Glück – nicht<br />

an.“<br />

Auch das ZDF will seine Bemühungen<br />

um eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit<br />

bei der Programmherstellung „konsequent<br />

und erfolgreich fortsetzen“ – so Petra<br />

Birkenbeil, Leiterin der Hauptabteilung<br />

Finanzen. Dabei sieht Intendant Markus<br />

Schächter die Ausgangslage des ZDF trotz<br />

Krise günstig. Erstm<strong>als</strong> seit 16 Jahren gingen<br />

die Mainzer schuldenfrei in eine neue<br />

Gebührenperiode: Und mit mehr <strong>als</strong> 500<br />

Millionen Euro vergibt das ZDF innerhalb eines<br />

einzigen Jahres Aufträge an die deutsche<br />

Produktionswirtschaft wie noch nie zuvor.<br />

Die Investition ins fiktionale Erzählen<br />

umfasst etwa die neue Serie „Klimawech-<br />

20<br />

sel“, die das ZDF mit Doris Dörrie plant, und<br />

Verfilmungen von Büchern der französischen<br />

Erfolgsautorin Fred Vargas oder des<br />

Schweden Stieg Larsson. Schächter: „Wir<br />

werden in der Krise unsere Stärken stärken.“<br />

Offenbar muss man sich um das öffentlich-rechtliche<br />

Gefüge auch in der Wirtschaftskrise<br />

erst einmal keine Sorgen machen.<br />

Demgegenüber ist die Nachrichtenlage<br />

für den privaten Rundfunk geradezu<br />

explosiv. So warnte unlängst Thomas Langheinrich,<br />

Vorsitzender der Kommission für<br />

Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten,<br />

angesichts der Wirtschaftskrise<br />

vor dramatischen Folgen für die Medienwirtschaft.<br />

„Wir müssen dafür sorgen, dass<br />

die Werbung <strong>als</strong> wesentliche Finanzierungsform<br />

nicht ausgehöhlt wird und es nicht zu<br />

einer Schieflage zu Ungunsten des privaten<br />

Rundfunks kommt.“ Daran könne auch der<br />

öffentlich-rechtliche Rundfunk kein Interesse<br />

haben, er würde auch von einer „finanziellen<br />

Dauerschwäche“ der privaten Konkurrenz<br />

nicht profitieren.<br />

Die Schieflage ist längst da, zumindest<br />

bei ProSiebenSat.1. Die Münchener Sendergruppe<br />

steckt in tiefroten Zahlen, aber nicht<br />

wegen der Wirtschaftskrise, sondern wegen<br />

der hohen Abschreibung auf die skandinavische<br />

Sendergruppe SBS, mit der sie<br />

ihre Eigentümer, die Finanzinvestoren KKR<br />

und Permira, fusioniert hatten. Die RTL<br />

Group sieht sich – mit Bertelsmann im Rükken<br />

– besser aufgestellt <strong>als</strong> die von Hedgefonds<br />

beherrschten Konkurrenten. 2008<br />

steigerte das Unternehmen ohne Übernahmen<br />

seinen Umsatz, schrieb einen Nettogewinn<br />

und schickte 504 Millionen Euro der<br />

Dividende nach Gütersloh. Zum Ergebnis<br />

trugen insbesondere die deutsche Senderfamilie<br />

(RTL, RTL II, Super RTL, Vox, n-tv) und<br />

die Produktionsfirma Fremantle Media bei.<br />

Inzwischen sorgt sich Gerhard Zeiler, CEO<br />

der RTL Goup, weil die Werbeerlöse an den<br />

meisten europäischen Märkten im Januar<br />

und Februar um zweistellige Raten eingebrochen<br />

sind. In der Bundesrepublik ging<br />

die TV-Werbung zeitgleich um 3,4 Prozent<br />

(brutto) zurück. Deshalb will Zeiler nun – europaweit<br />

– auf die Kostenbremse treten. Bei<br />

RTL Television, Köln, wird schon seit 2005<br />

gespart, <strong>als</strong> Geschäftsführerin Anke Schäferkordt<br />

Zeiler ablöste. Eine weitere Ersparnis<br />

soll auch die Zusammenlegung der hiesigen<br />

RTL-Familie im neuen Domizil in den<br />

Kölner Messehallen bringen.<br />

newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />

Flauten können uns erstmal nicht so sehr<br />

schocken: Unabhängige Filmproduktion ist<br />

schließlich Krisenmanagement im Dauerzustand.<br />

Die aktuelle ökonomische Krise scheint<br />

sich allerdings stärker auf die Branche auszuwirken:<br />

Produktionsaufträge und Umsätze gehen<br />

zurück, eine Kostendeckung findet immer<br />

weniger statt. Und das trifft die Produktionswirtschaft<br />

hart. Andererseits weiß man ja, dass<br />

das Publikum in solchen Zeiten nach mehr Zerstreuung<br />

und Unterhaltung sucht – ob das eine<br />

gute Nachricht wird?<br />

Joachim Ortmanns<br />

Produzent, Lichtblick Film<br />

007-Sponsoring in „Ein Quantum Trost": Bond-Girl<br />

Olga Kurylenko ist bescheiden und fährt Ford Ka.<br />

Foto: Ford Werke


Im Filmsponsoring hat sich in den letzten Jahren die deutsche Automobilindustrie hervorgetan, eine<br />

Branche, die es in Krisenzeiten besonders hart getroffen hat. Ziehen sich die Autobauer jetzt aus ihren<br />

Engagements zurück und damit die Filmbranche in die Krise?<br />

Eine schwere Limousine fährt im Blitzlichtgewitter<br />

an den Rand des Roten Teppichs, ein<br />

dunkel gewandeter Herr öffnet die Autotür, und<br />

eine strahlende blonde Schönheit steigt elegant<br />

aus dem funkelnden Auto mit einem perfekt sitzenden<br />

schwarzen Kleid, bei dem man sich<br />

fragt, wie es eben noch mit ihr zusammen in<br />

den Fond gepasst hat und sich nun knitterfrei<br />

den schreienden Fans und knipsenden Fotografen<br />

präsentiert. Tausende von Menschen weltweit<br />

haben Bilder dieses Moments gesehen, <strong>als</strong><br />

Kate Winslet im vergangenen Februar die Premiere<br />

von „Der Vorleser“ auf der Berlinale besuchte.<br />

Wer aber von all jenen würde sich wohl<br />

daran erinnern, aus genau welchem Autotyp<br />

die umjubelte Schauspielerin gestiegen ist?<br />

Der Shuttle-Service bei Filmveranstaltungen<br />

gehört zu den gängigsten Sponsorenleistungen,<br />

die Automobilhersteller anbieten, und hier ist der<br />

Markt in Deutschland sauber aufgeteilt: Mercedes<br />

Benz fährt die Gäste des Deutschen Filmpreises,<br />

BMW chauffiert die Prominenz zur Cinema<br />

For Peace-Gala, während oben beschriebene<br />

Kate Winslet bei der Berlinale aus einem<br />

Volkswagen gestiegen ist. Zudem waren Automobilhersteller<br />

in den letzten Jahren sehr aktiv<br />

darin, Preise zu unterstützen, die dann Volkswagen<br />

Score Competition heißen, BMW Group<br />

Förderpreis Schnitt oder Skoda SoundTrack<br />

Award. Die dritte Variante der Förderung schließlich<br />

besteht darin, die Dreharbeiten von Filmen<br />

mit Fahrzeugen zu versorgen. Und damit ist nicht<br />

zwingend gemeint, neue Typen <strong>als</strong> Product Placement<br />

gewinnbringend ins Bild zu setzen, wie<br />

Autobauer und der Film<br />

zuletzt etwa den Ford Ka in „Ein Quantum Trost“<br />

in Hollywood oder den Volkswagen Touran im<br />

deutschen „Warum Männer nicht zuhören und<br />

Frauen schlecht einparken“, sondern zum Teil<br />

auch schlicht die Ausstattung des Produktionsfuhrparks.<br />

Eine typische dreiteilige Förderung aus der<br />

Automobilindustrie erfuhr etwa bislang die<br />

Grimme-Preis-Verleihung. Vier Jahre lang hatte<br />

Mercedes-Benz den Fahrdienst gestellt, ein<br />

mit 10.000 Euro dotiertes Stipendium gestiftet<br />

sowie eine bestimmte Summe Bargeldes in die<br />

Veranstaltung gegeben. Anfang Februar diesen<br />

Jahres wurde bekannt, dass sich Mercedes-Benz<br />

komplett aus diesem Engagement bei Grimme<br />

zurück zieht. Eine kurzfristige Konsequenz aus<br />

der aktuellen wirtschaftlich bedrohlichen Situation,<br />

wie die Presse sogleich mutmaßte? Nein,<br />

man nehme sein gesellschaftliches Engagement<br />

auch in Krisenzeiten ernst und würde Zusagen<br />

einhalten, so Oliver Kapffenstein von der Daimler<br />

AG. Der Vertrag mit Grimme sei aber ausgelaufen:<br />

„Wie für das gesamte Unternehmen haben<br />

wir auch für Mercedes-Benz ein klares Sponsoringkonzept<br />

und konzentrieren uns künftig auf<br />

Engagements, die die Marke noch besser präsentieren.“<br />

Inhaltliche Entscheidung oder nicht:<br />

Sie hinterließ für die am 4. April stattfindende<br />

Grimme-Preis-Verleihung definitiv eine Finanzierungslücke,<br />

und die war in Zeiten wie diesen<br />

nicht leicht zu schließen, wie Katrin Bernsmann<br />

vom Grimme-Institut bestätigt. „Alle sind zur Zeit<br />

sehr zurückhaltend“, sagt sie, und vermutlich ist<br />

es allein dem Renommee der Marler zu verdan-<br />

Sponsoring auf Rädern<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

ken, dass zwei Nachfolger gefunden wurden,<br />

die zumindest je das Förderstipendium und den<br />

Fahrservice übernehmen. Für letzteres konnte<br />

man im letzten Moment mit BMW jene Firma<br />

zurück gewinnen, die in der Zeit vor Mercedes<br />

schon die Grimme-Gäste gefahren hatte.<br />

Bei BMW ließ man auf Nachfrage wissen,<br />

dass es keine krisenbedingten Kürzungen im Kultursponsoring<br />

gebe, vielmehr würden 2009 „andere<br />

Schwerpunkte gesetzt werden“. Die BMW<br />

Group hatte sich in den letzten Jahren durch ein<br />

starkes und kleinteiliges Kurzfilm- und Nachwuchsförder-Portfolio,<br />

das im eigenen Referat<br />

Film.Placement.Entertainment von Jörg E.<br />

Schweizer entwickelt wurde, vom Engagement<br />

der Mitbewerber deutlich unterschieden. Die<br />

meisten Unternehmungen in dieser Richtung<br />

aber wurden mittlerweile gestrichen, und das<br />

Gut ins Bild gesetzt: Berlinale Jury-Chefin<br />

Tilda Swinton entsteigt<br />

dem Phaeton. Foto: Vokswagen<br />

Referat ist geschlossen worden: „Derzeit“, so Micaela<br />

Sandstede aus der Münchner Zentrale,<br />

„gibt es keine zentral gesteuerten Aktivitäten im<br />

Bereich Filmsponsoring, was jedoch weniger der<br />

wirtschaftlichen Lage <strong>als</strong> einer Schwerpunktverschiebung<br />

geschuldet ist“. Sandstede weiter:<br />

„Gerade weil wir unsere Kulturengagements immer<br />

auch <strong>als</strong> ideellen Austausch mit Kulturschaffenden<br />

begreifen und leben, ist uns an regelmäßig<br />

wechselnden Beteiligten gelegen.“ Nur mutmaßen<br />

lässt sich, ob die BMW Group ihr Engagement<br />

nun vorrangig auf Großveranstaltungen<br />

im Filmbereich lenken wird.<br />

Eine Großveranstaltung wie die Berlinale<br />

zum Beispiel war einst Mercedes-Territorium, bis<br />

2003 Volkswagen <strong>als</strong> Partner einstieg. Und dort,<br />

bei Volkswagen, gebe man über Budgetfragen<br />

„unabhängig von der Wirtschaftslage grundsätzlich<br />

keine Auskunft“, so PR-Leiterin Heike Lichte.<br />

Aber auch die Wolfsburger geben zu Protokoll,<br />

dass alle Engagements vorrangig aus inhaltlicher<br />

Sicht bewertet würden: „Wie unsere Modelle<br />

und Technologien entwickeln wir auch die<br />

Marke Volkswagen kontinuierlich weiter. Das<br />

spiegelt sich in den verschiedenen kommunikativen<br />

Maßnahmen wider, unser Engagement im<br />

Kultur-/ Filmbereich eingeschlossen.“ Bei der<br />

BMW Group hingegen formuliert man es so,<br />

dass in erster Linie wichtig sei, ob ein potenzieller<br />

Partner zu BMW passe, „und zwar auf einer<br />

eher abstrakten Ebene gemeinsamer Wertvorstellungen.“<br />

Bei jenen deutschen Automobilherstellern,<br />

die sich traditionell im Filmbereich engagieren,<br />

ist <strong>als</strong>o zurzeit nicht von Kürzungen der Sponsoringtätigkeiten<br />

die Rede, sondern lediglich von<br />

inhaltlichen Umstrukturierungen – auch wenn<br />

dies theoretisch im einzelnen natürlich Einsparungen<br />

bedeutet. Einzig die Daimler AG spricht<br />

angesichts der teils dramatischen Absatzprobleme<br />

der letzten Monate offen Konsequenzen<br />

aus: „Neue Engagements müssen wir im Einzelfall<br />

prüfen“, so Oliver Kapffenstein. „Im Zuge der<br />

konzernweiten Sparmaßnahmen gibt es allerdings<br />

auch Kürzungen im Sponsoringbereich.“<br />

Die Unternehmen verstehen ihr Sponsoring<br />

<strong>als</strong> „gesellschaftlicher Auftrag“ (Daimler AG), <strong>als</strong><br />

„Beitrag zur Schaffung einer vielfältigen Kulturlandschaft“<br />

(Volkswagen) und im Bereich der<br />

„Verantwortung <strong>als</strong> korporativer Bürger“ (BMW<br />

Group). Verpflichtet sind sie dazu nicht. Und so<br />

mag es etwa gegenüber Mitarbeitern, die sich<br />

seit Wochen in Kurzarbeit befinden, schwer vermittelbar<br />

sein, dass überhaupt noch höhere<br />

Geldbeträge in die Förderung von Kultur gegeben<br />

werden in Zeiten, da zahllose Arbeitsplätze<br />

gefährdet sind. Andererseits sind – angesichts<br />

der kolportierten 15 Millionen Euro, die sich ein<br />

Automobilkonzern angeblich allein das Trikotsponsoring<br />

eines Fußballerstligisten kosten lässt<br />

– die Beträge, die <strong>als</strong> Sponsoring in den Filmbereich<br />

fließen, ohnehin bescheiden. In Zeiten<br />

wirtschaftlicher Not stellt vielleicht der kurzlebige,<br />

knallige Effekt das Ideal in der Außenwirkung<br />

dar, der im Sportbereich oder in der Galaumgebung<br />

eher gegeben scheint, <strong>als</strong> bei geduldsamer<br />

kultureller Aufbauarbeit.<br />

Schwerpunkt – newsletter 2/2009 21


Im Mai läuft im Fernsehen der Bankräuberfilm „12 Winter“, der von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

gefördert und in NRW gedreht wurde. Für den Newsletter erzählt WDR-Redakteur Michael André,<br />

warum nicht nur Volkswirtschaften, sondern auch Filmgenres in die Krise geraten können.<br />

Ein Blick auf die aktuelle Krimin<strong>als</strong>tatistik<br />

und banale Alltagserfahrung genügen,<br />

um zu dem Schluss zu gelangen: Der klassische<br />

Bankraub ist ein Ding von gestern.<br />

So nimmt die Zahl der Überfälle auf Geldinstitute<br />

und Postfilialen in NRW seit Jahren<br />

ständig ab. 2007 waren es noch 148,<br />

was allein im Vergleich zum Vorjahr einem<br />

Rückgang von 10,8 Prozent entspricht. Auf<br />

der anderen Seite sind die Banken auch<br />

nicht mehr, was sie einmal waren: Keine<br />

Trutzburgen zur Verteidigung des kapitalistisch<br />

angehäuften Reichtums mehr, sondern<br />

begehbare Wandelhallen mit Kunstobjekten<br />

an den Wänden, vielen Automaten<br />

und wenig Personal. Das Geld ist unsichtbar<br />

und kommt – wenn überhaupt –<br />

nur mit eingebauter Zeitverzögerung tröpfchenweise<br />

an die Oberfläche.<br />

Also Entwarnung? Natürlich nicht.<br />

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht vor einer<br />

neuen Generation von Bankräubern gewarnt<br />

wird. Das Risiko, Opfer eines Bankraubs<br />

zu werden, geht drastisch zurück. Im<br />

gleichen Maß steigt aber die Gefahr, Opfer<br />

von Phishern, Hackern und anderen Online-Betrügern<br />

zu werden. Diese neuen Kriminellen,<br />

die nur noch die Gier nach Geld<br />

mit den klassischen Bankräubern vereint,<br />

handeln aus der weltweiten Anonymität des<br />

Netzes heraus in der Logik von Heckenschützen,<br />

deren Opfer immer zufällige Einzelne<br />

sind. Ihr Ziel ist nicht länger „die Bank“.<br />

Online-Bankräuber taugen nicht oder nur<br />

sehr bedingt zur Mythologisierung. Jede Heroisierung,<br />

eines mittelalterlichen Outlaws<br />

oder eines amerikanischen Gangsters à la<br />

Dillinger, brauchte die reale Person, die sich<br />

in Gefahr begab. Das moderne Verbrechen<br />

des digitalen Zeitalters taugt nicht zur Erzeugung<br />

von Sympathiewerten in der Öffentlichkeit.<br />

22<br />

Das Genre der Bankräuberfilme<br />

„Hände hoch“ war gestern<br />

VON MICHAEL ANDRÉ<br />

Womit wir beim robusten Kern des Erfolgs<br />

von Bankräuberfilmen <strong>als</strong> einer Unterabteilung<br />

des Gangsterfilm-Genres wären.<br />

Egal, wie die Zeiten politisch oder wirtschaftlich<br />

waren – der Bankräuberfilm hatte immer<br />

Konjunktur. Seine Schauplätze waren<br />

disparat, seine ästhetischen Lösungen und<br />

seine moralischen Wertungen nicht minder.<br />

Allein schon die chronologische Linie ist beeindruckend.<br />

Sie reicht von Stummfilmzeiten<br />

mit „The Great Train Robbery“ über unzählige<br />

Postkutschen- und Poststationen-<br />

Überfälle im amerikanischen Western, akribisch<br />

ausgetüftelte Juwelendiebstäle wie<br />

„Rififi“ oder „Topkapi“ und existenzialistisch<br />

aufgeladene Täter wie bei Melville in „Vier<br />

im roten Kreis“ bis hin zu Kill- and Hatefilmen<br />

wie Quentin Tarantinos „Reservoir<br />

Dogs“. Dazwischen lag die Aneignung des<br />

Genres durch das Fernsehen wie in dem<br />

deutschen Dreiteiler „Die Gentlemen bitten<br />

zur Kasse“ oder eine frühe popkulturelle<br />

Verherrlichung von Gewalt, ausgeübt von<br />

einem erst durch Arthur Penns Film unsterblich<br />

gewordenen Pärchen namens „Bonnie<br />

& Clyde“. Des Zuspruchs des Publikums<br />

durften sich diese Filme gewiss sein. Die kriminelle<br />

Energie der Bankräuber jeglicher<br />

Couleur hat die Sympathiewerte beim Publikum<br />

kaum gemindert, sie war geradezu<br />

die Bedingung für eine Mischung aus Grusel<br />

und Bewunderung.<br />

Im Bankraub-Film wiederholt sich unter<br />

veränderten Vorzeichen, was im realen<br />

Leben Kriminalisten wie Politikern häufig<br />

Sorgen bereitet hat. Die Öffentlichkeit und<br />

ihre medialen Organe verfolgen einen gelungenen<br />

Coup gegen eine Bank oder ein<br />

Juweliergeschäft häufig mit klammheimlicher<br />

Bewunderung, für die Präzision der Tat<br />

und deren gener<strong>als</strong>tabsmäßige Planung.<br />

Dahinter steht nicht nur der Wunsch, es den<br />

Tätern gleichzutun und schlagartig selbst<br />

reich zu sein, sondern auch das diffuse Gefühl,<br />

dass die Gesellschaft in der Verteilung<br />

ihrer materiellen Vermögen ungerecht organisiert<br />

ist.<br />

Genau aus diesem Grund braucht einem<br />

um die Zukunft des Genres Bankraubfilm<br />

nicht bange zu sein. Filme sind eben<br />

nicht nur die Widerspiegelung sozialer Realität.<br />

Sie beziehen ihre Stoffe ebenso aus<br />

dem tiefen Reservoir eines gesellschaftlichen<br />

Unbewussten und der Wunsch nach plötzlichem<br />

Reichtum ist dessen größte Triebkraft.<br />

Die veränderten Umstände führen dazu,<br />

dass Bankraub-Filme inzwischen ihre<br />

Stoffe aus der Kriminalhistorie beziehen, offen,<br />

wie es Richard Donaldson in „Bank Job“<br />

getan hat, <strong>als</strong> er einen mysteriösen Bruch<br />

auf eine Londoner Bank im Jahr 1971 verfilmt<br />

hat, oder so selbstbewusst wie Spike<br />

Lee, der in „Inside Man“ Clive Owen in einer<br />

Bank Geiseln nehmen lässt, nicht um an<br />

das Geld im Kassenraum heranzukommen,<br />

sondern an die Schließfächer, in denen sich<br />

dunkle Nazi-Geheimnisse verbergen. Oder<br />

– dritte Variante – ein Film bewegt sich bewusst<br />

auf die Zeitzone zu, die den klassischen<br />

Bankraub von dessen Ende trennt.<br />

Der Fernsehfilm „12 Winter“ – nach einer<br />

newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />

Fette Beute für Thomas Darchinger, Jürgen<br />

Vogel und Axel Prahl (v.l.) in „12<br />

Winter“, Fotos: WDR/Tom Trambow<br />

„true story“ entstanden – erzählt , wie zwei<br />

Gangster, gespielt von Jürgen Vogel und<br />

Axel Prahl, am eigenen Leib erleben müssen,<br />

wie ihnen die Zeit davonläuft. Die Banken<br />

und ihre Filialen sterben durch Automatisierung,<br />

und die technischen Möglichkeiten<br />

ihrer Verfolger wachsen dank DNA-Analyseverfahren<br />

und dergleichen mehr ungeahnt.<br />

Konsequent, dass „12 Winter“ sich <strong>als</strong><br />

Gangster-Ballade versteht.<br />

Ausstrahlungstermine: 1. Mai<br />

(ARTE) und 6. Mai (Das Erste)<br />

Ich bin <strong>als</strong> Regie-Assistentin weltweit unterwegs.<br />

Im Bereich Film bin ich glücklich,<br />

jetzt schon drei tolle Spielfilm- und Kinoprojekte<br />

für 2009 in der Tasche zu haben<br />

– anders <strong>als</strong> man es von vielen Kollegen<br />

hört. In Sachen Werbe-Drehs, eine<br />

wichtige Einkommensquelle für viele in der<br />

Branche, muss man die Situation allerdings<br />

<strong>als</strong> katastrophal bezeichnen. Zumindest in<br />

NRW hat sich zuletzt kaum was gerührt.<br />

Wenn überhaupt, dann kamen die Anfragen<br />

aus Berlin, Hamburg und München.<br />

Jasmin Groos<br />

Regie-Assistentin Film<br />

und Werbung, Köln


Im Januar verabschiedete die Europäische<br />

Kommission das neue MEDIA<br />

Mundus-Programm, das nach Zustimmung<br />

durch das Europäische Parlament<br />

und den Rat, von 2011 bis 2013 Fördermittel<br />

in Höhe von 15 Millionen Euro bereitstellen<br />

wird. Das Programm soll die Zusammenarbeit<br />

zwischen Akteuren der europäischen<br />

und der außereuropäischen<br />

Filmbranche stärken.<br />

Als eine Art Vorläufer (bis 2011) ging<br />

MEDIA International im vergangenen Jahr<br />

an den Start. Mit rund zwei Millionen Euro<br />

werden achtzehn europäische Kooperationen<br />

mit internationalen Partnern geför-<br />

dert (u.a. mit Kanada, Lateinamerika, Indien,<br />

China, Südkorea, Japan, Marokko,<br />

Bosnien, der Türkei und Georgien). Unterstützt<br />

werden Fortbildungsmaßnahmen,<br />

Koproduktionsforen/märkte, der Vertrieb<br />

von Filmen und das größte internationale<br />

Kinonetzwerk, das von Europa Cinémas<br />

koordiniert wird und dem 230 Kinos in<br />

Europa und 148 Kinos aus anderen Teilen<br />

der Welt angehören.<br />

Im Rahmen des kürzlich veröffentlichten<br />

zweiten Aufrufs wurde das Budget<br />

von MEDIA International auf fünf Millionen<br />

Euro aufgestockt. In Kooperation mit<br />

Partnern aus nicht-europäischen Ländern<br />

kann in folgenden Bereichen eine Unterstützung<br />

beantragt werden: Training, Promotion,<br />

Verleihförderung, Kinoauswertung<br />

und Publikumsaktionen.<br />

Einreichtermin ist der 2. Juni 2009.<br />

Für den Newsletter erläutert Aviva Silver,<br />

Leiterin des MEDIA-Programms, die<br />

Ziele der internationalen Vernetzung. Die<br />

Fragen stellte Heike Meyer-Döring von der<br />

MEDIA Antenne Düsseldorf.<br />

In Zeiten der Krise setzt<br />

MEDIA auf die internationale<br />

Zusammenarbeit. Macht sich<br />

die Krise auch bei MEDIA in<br />

Brüssel bemerkbar?<br />

Gewiss, die finanzielle Krise könnte<br />

das MEDIA-Programm beeinflussen. Zum<br />

Beispiel haben wir im Bereich „Development“<br />

bereits eine höhere Anzahl an eingereichten<br />

Projekten festgestellt. Dies<br />

kann jedoch auch mit der Vereinfachung<br />

der Richtlinien zusammenhängen. Ich habe<br />

dennoch den Eindruck, dass wir mehr<br />

Anträge in einigen Förderbereichen des<br />

MEDIA-Programms bekommen werden.<br />

Gespräche mit der Filmbranche haben gezeigt,<br />

dass es immer mühsamer wird, Projekte<br />

zu finanzieren. So wird es für Festi-<br />

MEDIA International<br />

v<strong>als</strong> z.B. zunehmend schwieriger, Sponsoren<br />

zu gewinnen. Als eine weitere Konsequenz<br />

kann die Finanzkrise auch verstärkt<br />

zu rein nationalen, regionalen oder<br />

lokalen Projekten führen. Unserer Meinung<br />

nach ist diese Entwicklung bedauerlich,<br />

da wir von dem Mehrwert von Kooperationen,<br />

sowohl auf europäischer<br />

(MEDIA 2007) <strong>als</strong> auch auf internationaler<br />

Ebene (MEDIA International/Mundus),<br />

überzeugt sind.<br />

Können Sie <strong>als</strong> Reaktion<br />

auf die Krise das MEDIA-Budget<br />

erhöhen?<br />

Nein, denn bis 2013 ist es sozusagen<br />

in Stein gemeißelt. Wir können jedoch den<br />

Inhalt der Richtlinien ändern, um ihn an die<br />

aktuellen Bedürfnisse der Branche anzupassen.<br />

Und wir könnten auch bei bestimmten<br />

Förderungen die Prioritäten anders setzen,<br />

um sie auf die Bedürfnisse in Zeiten<br />

der Krise auszurichten.<br />

Im Rahmen von MEDIA International<br />

unterstützt die<br />

Kommission Kooperationen<br />

mit Filmschaffenden aus anderen<br />

Kontinenten. Wo sehen Sie<br />

den Nutzen für die europäische<br />

Branche?<br />

In den letzten zwei Jahrzehnten haben<br />

große Veränderungen im internationalen<br />

audiovisuellen Markt, vornehmlich<br />

aufgrund technologischer Entwicklungen<br />

wie z.B. digitales Fernsehen, digitale Kinoprojektion<br />

und Video on Demand,<br />

weltweit zu einer wachsenden Nachfrage<br />

nach einer größeren Vielfalt an audiovisuellen<br />

Inhalten geführt. Die Zirkulation<br />

europäischer Filme auf internationalen<br />

Märkten und internationaler Filme auf europäischen<br />

Märkten zu verbessern ist eine<br />

Möglichkeit, auf diese Nachfrage zu<br />

reagieren.<br />

Die zunehmende Auswertung von Filmen<br />

in internationalen Territorien kann<br />

der Branche auch helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu steigern. Außerdem<br />

gibt es so eine größere Auswahl an Filmen<br />

verschiedener Kulturen.<br />

Gibt es auch kritische<br />

Stimmen zu außereuropäischen<br />

Initiativen wie MEDIA International/Mundus?<br />

Globalisierung,<br />

ja bitte!<br />

Im Gegenteil, MEDIA Mundus ist<br />

sehr positiv, sogar begeistert aufgenommen<br />

worden. Ein Grund ist möglicherweise,<br />

dass die Branche seit langer Zeit an internationalen<br />

Kooperationen interessiert<br />

ist. Wir hatten viele, viele Anfragen, auf<br />

die wir im Rahmen von MEDIA 2007 nicht<br />

eingehen konnten. Unsere Branche ist naturgemäß<br />

sehr international und mobil –<br />

und zugleich sehr lokal. Es ist wichtig, auf<br />

diese Bedürfnisse einzugehen. Es gibt jedoch<br />

viel weniger Geld für internationale<br />

Kooperationen – fünf Millionen Euro<br />

sind jährlich bis 2013 eingeplant – <strong>als</strong> für<br />

das MEDIA-Programm, das sich auf den<br />

europäischen Markt konzentriert.<br />

Sind Sie mit den Ergebnissen<br />

der ersten Förderrunde von<br />

MEDIA International zufrieden?<br />

Nun, die Förderung wird für Projekte<br />

bereitgestellt, die 2009 umgesetzt werden<br />

sollen. Die ersten Projekte sind gerade<br />

an den Start gegangen, und unsere ersten<br />

Eindrücke sind sehr positiv. MEDIA International<br />

hat Partner aus aller Welt, wobei<br />

derzeit insbesondere ein starkes Interesse<br />

seitens der Branche an Lateinamerika<br />

und Indien besteht. Ein weiterer Trend<br />

war die hohe Anzahl an Einreichungen für<br />

Trainingsprojekte. Die Branche ist sehr daran<br />

interessiert, sich auszutauschen, voneinander<br />

zu lernen und Netzwerke zu bilden.<br />

Warum wurde MEDIA International<br />

um weitere<br />

Schwerpunkte – Verleihförderung<br />

<strong>als</strong> eigener Förderbereich<br />

und Publikumsaktionen – erweitert?<br />

Die Idee war, MEDIA International<br />

auf das zukünftige MEDIA Mundus-Programm<br />

auszurichten. Um MEDIA Mundus<br />

zu entwickeln, mussten wir eine Bedarfsanalyse<br />

vornehmen. In diesem Rahmen<br />

haben wir viele Vertreter der Branche konsultiert,<br />

und die Ergebnisse haben dazu<br />

geführt, dass wir einen weiteren Schwerpunkt<br />

auf Publikumsaktionen und Vertrieb<br />

gesetzt haben. Im letzten Jahr wurde Vertrieb<br />

mit Promotion <strong>als</strong> ein gemeinsamer<br />

Aviva Silver, Foto: privat<br />

Förderbereich angeboten. Dies führte vornehmlich<br />

zu Projekteinreichungen aus<br />

dem Bereich Promotion. Mit Distribution<br />

<strong>als</strong> eigener Förderbereich wollen wir die<br />

Branche ermutigen, auch diese Förderung<br />

zu nutzen.<br />

Was erhoffen Sie sich von<br />

dem zukünftigen Programm<br />

MEDIA Mundus?<br />

Von 2011 bis 2013 soll das erste<br />

MEDIA Mundus-Programm laufen. Ich<br />

hoffe, dass dadurch die Branche die Möglichkeiten<br />

hat, die internationalen Märkte<br />

kennen zu lernen, Netzwerke zu bilden<br />

und mittel- und langfristige Geschäftsverbindungen<br />

einzugehen. Ich hoffe auch,<br />

dass die Zuschauer von einer größeren<br />

Auswahl an Filmen profitieren können<br />

und neugierig darauf werden, mehr davon<br />

zu sehen. Die Entscheidungen, die wir<br />

für MEDIA Mundus getroffen haben, entsprechen<br />

den Bedürfnissen der Branche.<br />

Und dann, ab 2014, hoffe ich, dass wir<br />

noch weitere finanzielle Möglichkeiten haben<br />

werden, z.B. zur Erleichterung von<br />

Koproduktionen, die ein großes wirtschaftliches<br />

und kulturelles Potenzial haben.<br />

Neben den außereuropäischen<br />

Initiativen steht auch der<br />

Zugang zu Finanzierungen für<br />

kleinere und mittlere Firmen<br />

auf der MEDIA-Agenda. Gibt es<br />

hierzu schon Neuigkeiten?<br />

Was den Zugang zu Finanzierungen<br />

angeht, so werden wir im April einen runden<br />

Tisch mit Banken organisieren, um mit<br />

Vertretern von Banken – und niemand anderem<br />

– Möglichkeiten zu besprechen,<br />

wie sich dieser Sektor aktiver in die Filmbranche<br />

einbringen kann. Wir haben mit<br />

der Planung dieses runden Tisches vor der<br />

Finanzkrise begonnen, und es gibt nun<br />

zwei Möglichkeiten, dies zu betrachten:<br />

Dass dies der beste oder der schlechteste<br />

Moment für so eine Diskussion ist.<br />

MEDIA – newsletter 2/2009 23


Satte Farben<br />

vor Schwarz<br />

In ihrem Langfilm-Debüt realisiert Sophie<br />

Heldman auf Basis ihres eigenen Buches, das<br />

sie gemeinsam mit Felix zu Knyphausen geschrieben<br />

hat, für das Kino den Spielfilm „Satte<br />

Farben vor Schwarz“. Die Kölner unafilm<br />

(Produzent: Titus Kreyenberg) konnte<br />

Senta Berger und Bruno Ganz für die<br />

Hauptrollen gewinnen. Carina Wiese und<br />

Barnaby Metschurat sind in Nebenrollen<br />

dabei. Die Koproduktion mit der Schweizer<br />

Dtschoint Ventschr, WDR, DSR-SF und<br />

ARTE wird ab dem 21. April komplett in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

gedreht, Düsseldorf und Köln<br />

sind dabei Drehstädte.<br />

„Satte Farben vor Schwarz“ erzählt von den<br />

letzten Wochen eines wohlhabenden Ehepaares<br />

Anfang Siebzig. Nach einem gemeinsamen<br />

und bewegten Leben nehmen sie sich die Freiheit,<br />

ihr Ende selbst zu gestalten. Der Film basiert<br />

auf einer wahren Geschichte. Christine<br />

A. Maier steht beim Dreh hinter der Kamera,<br />

die Ausstattung besorgte Martina Brünner.<br />

unafilm, Tel. (0221) 3480280;<br />

office@unafilm.de<br />

In NRW entsteht die Künstler-<strong>Dokument</strong>ation<br />

„Gerhard Richter – Ohne Titel“,<br />

Foto: Terzfilm / zero one<br />

Gerhard Richter –<br />

Ohne Titel<br />

„Alles sehen und nichts begreifen“. Dieses Statement<br />

stammt von Gerhard Richter, einem<br />

der bedeutendsten Künstler Deutschlands. Damit<br />

und mit seinen Bildern hat er das Lebensgefühl<br />

vieler Menschen in unserer komplexen<br />

und mit Bildern überschwemmten Zeit getroffen.<br />

In dem ersten abendfüllenden Film über<br />

den Kölner Maler erkundet Corinna Belz sein<br />

umfangreiches Werk und nimmt es zum Anlass,<br />

die Kraft zu ergründen, die hinter der künstlerischen<br />

Produktion steckt.<br />

Von März bis Oktober werden Regisseur<br />

und Autorin Corinna Belz sowie der Kameramann<br />

Frank Kranstedt in Köln drehen. Insgesamt<br />

25 der 35 Drehtage wird das Team in<br />

NRW sein. Die Kölner Terz Filmproduktion<br />

(Produzent: Thomas Kufus, Koproduzenten:<br />

Christoph Friedel, Claudia Steffen)<br />

produziert die Kino-<strong>Dokument</strong>ation „Gerhard<br />

Richter – Ohne Titel“ gemeinsam mit zero<br />

one film für WDR/ARTE Redaktion: Sabine<br />

Rollberg, Jutta Krug) und den MDR<br />

(Redaktion: Katja Wildermuth).<br />

Terz Filmproduktion,<br />

Tel. (0221) 973320;<br />

info@terzfilm.de<br />

24<br />

„Mit Glanz & Gloria“: Ulrich Tukur in der Hauptrolle<br />

des Dieter Glanz, Foto: Degeto/Bavaria Fernsehproduktion/Svenja<br />

von Schultzendorff<br />

Mit Glanz &<br />

Gloria<br />

Noch dreht Dieter Wedel ,,Mit Glanz &<br />

Gloria“ in Südafrika, von Ende April bis Mitte<br />

Mai wird das Team für seinen neuen Fernsehfilm<br />

zwölf Tage in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> arbeiten.<br />

Drehorte sind Köln, Wuppertal und Bonn.<br />

Stars wie Ulrich Tukur, Devid Striesow,<br />

Uwe Ochsenknecht, Heinz Hoenig, Harald<br />

Krassnitzer, Kai Wiesinger, Jeanette<br />

Hain, Sibel Kekilli, Katharina Wakkernagel<br />

und Marion Mitterhammer stehen<br />

vor der Kamera. Dieter Wedel führt nicht<br />

nur Regie, er hat auch das Drehbuch geschrieben:<br />

In einer Zeit, in der die blanke Gier, selbst<br />

von Vorständen großer Banken dazu geführt<br />

hat, dass das Weltwirtschaftssystem ins Wanken<br />

geraten ist, erzählt Wedel eine besonders<br />

aktuelle Geschichte. Schon vor geraumer Zeit<br />

hat Wedel bei Hochstaplern, Bankern, Finanz-<br />

Edles Halbblut<br />

Für sein <strong>Dokument</strong>arfilmprojekt „Edles Halbblut“<br />

besucht Wolfgang Bergmann Pferdeauktionen<br />

in Deutschland und Dubai, wo Riesensummen<br />

für Pferde mit gutem Stammbaum<br />

bezahlt werden, und fragt bei weltberühmten<br />

Reitern und Züchtern nach, welche Rolle die<br />

Auslese und Veredelung für Höchstleistungen<br />

Anna Brüggemann und Robert<br />

Gwisdek in „Renn, wenn Du kannst“,<br />

Foto: Tom Trambow/Wüste Film Ost<br />

Renn, wenn<br />

du kannst<br />

Auf den letzten Metern läuft der<br />

Dreh für die Tragikomödie „Renn,<br />

wenn du kannst“. Bis zum 2.<br />

April dreht das Team von Wüste<br />

Film West hauptsächlich in Duisburg,<br />

aber auch in anderen NRW-Städten. Im<br />

Film regiert der smarte Ben <strong>als</strong> alleiniger Held<br />

in einem Universum, das aus Zivis besteht, die<br />

er herumscheuchen kann, wunderschönen Frauen,<br />

die er von Ferne anschwärmt und seinem<br />

tiefer gelegten Cabrio. Doch Ben sitzt im Rollstuhl.<br />

Als Zivi Christian in Bens Leben tritt, wird<br />

aus dem Dienstverhältnis schnell Freundschaft.<br />

Bis den beiden die Liebe in die Quere kommt,<br />

in Gestalt der jungen Cellistin Annika. Regie hat<br />

Dietrich Brüggemann, der auch das Drehbuch<br />

mit seiner Schwester Anna Brügge-<br />

Schilf<br />

Schilf muss vor seinem Tod einen letzten Fall lösen<br />

und trifft auf die Welt der beiden Physiker<br />

Sebastian und Oskar. Die Aufklärung eines Mordes<br />

wird zu einer Reise in ein Universum, in dem<br />

alle feststellen müssen, dass die Realität etwas<br />

anderes sein kann <strong>als</strong> das, wofür man sie gehalten<br />

hat. „Schilf“ ist ein philosophisches Drama<br />

mit physikalischen Elementen nach dem<br />

gleichnamigen Roman von Juli Zeh.<br />

Passend zum Thema des Krimis konnte Produzentin<br />

Manuela Stehr die promovierte<br />

experten, Geschäftsleuten recherchiert und sich<br />

mit Opfern und Geschädigten getroffen.<br />

Der Fernsehzweiteiler „Mit Glanz & Gloria“<br />

wird von Colonia Media mit der Bavaria<br />

Fernsehproduktion und Bremedia für<br />

ARD/Degeto, WDR, NDR und MDR produziert.<br />

Produzenten sind Matthias Esche<br />

und Jan S. Kaiser, die Redaktion hat Jörn<br />

Klamroth.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de<br />

spielt. Er wird Ästheten und Träumern begegnen,<br />

Realisten und knallharten Kaufleuten, die<br />

mit Pferdezucht viel Geld verdienen.<br />

Für die Produktion der Kölner Lichtfilm<br />

wird sich das Team an 12 der 45 Drehtage auch<br />

in NRW auf die Spuren der Pferdehändler begeben.<br />

Lichtfilm, Tel. (0221) 9726517;<br />

info@lichtfilm.de<br />

mann verfasste. „Renn, wenn du kannst“ ist<br />

eine Koproduktion von Wüste Film Ost (Produzenten:<br />

Stefan Schubert, Ralph<br />

Schwingel) in Zusammenarbeit mit Wüste<br />

Film West, dem SWR, WDR (Redaktion: Michael<br />

André) und ARTE. Die Hauptrollen<br />

spielen Robert Gwisdek, Anna Brüggemann<br />

und Jacob Matschenz. Zorro Film kümmert<br />

sich um den Verleih.<br />

Wüste Film West,<br />

Tel. (0221) 5105067;<br />

wueste@wuestefilm-west.de<br />

Physikerin Claudia Lehmann gewinnen. Das<br />

Drehbuch für ihren ersten Film schrieb Claudia<br />

Lehmann zusammen mit Leonie Terfort. Gedreht<br />

werden soll der Film mit Kameramann Benedict<br />

Neuenfels von Juli bis August komplett<br />

in Köln, Aachen und Umgebung.<br />

„Schilf“ ist eine Produktion von X Filme<br />

Creative Pool, der WDR ist <strong>als</strong> Sender dabei.<br />

X Verleih wird den Film ins Kino bringen.<br />

X Filme Creative Pool,<br />

Tel. (030) 23083311;<br />

katharina.tebroke@x-filme.de<br />

newsletter 2/2009 – Dreharbeiten<br />

Sequel für die „Frechen Mädchen“:<br />

Henriette Nagel und Selina Shirin Müller (rechts)<br />

im ersten Teil, Foto: Constantin<br />

Freche Mädchen 2<br />

Nach dem Erfolg von „Freche Mädchen“, die<br />

über eine Million vor allem junge weibliche Besucherinnen<br />

begeisterten, geht es im Sommer<br />

in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> mit den Arbeiten für das<br />

Sequel weiter. „Freche Mädchen 2“ inszeniert<br />

Regisseurin Ute Wieland nach einem Drehbuch<br />

von Maggie Peren und Bianka Minte-König<br />

für die collina filmproduktion in<br />

Koproduktion mit der Constantin Film. Wieder<br />

geht es, auf Basis der Mila-Hanna-Kati Bücher<br />

der Autorin Minte-König, um die Irrungen<br />

und Wirrungen von Teenagern. Im Juni 2009 sollen<br />

die Dreharbeiten, die an 21 von 39 Drehtagen<br />

in NRW stattfinden, abgeschlossen sein.<br />

Constantin Film bringt den Film ins Kino.<br />

collina Filmproduktion,<br />

Tel. (089) 55 06 18-0;<br />

info@collinafilm.de<br />

Die Frau des<br />

Polizisten<br />

Zur Zeit bereitet Philip Gröning, der Autor,<br />

Produzent und Regisseur aus Düsseldorf, seinem<br />

neuen Kinofilm „Die Frau des Polizisten“<br />

vor, der von Mai bis Juli komplett in <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> – unter anderem im Münsterland –<br />

realisiert wird. Nach der erfolgreichen Kloster-<br />

<strong>Dokument</strong>ation „Die große Stille“ realisiert Gröning<br />

damit wieder einen fiktionalen Stoff. Als<br />

Fernsehanstalt ist der BR dabei.<br />

Philip Gröning Filmproduktion,<br />

Tel. (0211) 4709123;<br />

info@groening-film.de<br />

Münster Tatort<br />

In ein Priesterseminar verschlägt es Kommissar<br />

Thiel bei seinen Ermittlungen für den neuen<br />

Münster-„Tatort“: Der bodenständige Kommissar<br />

und der arrogante Pathologe haben es<br />

dieses Mal mit einem toten Priester zu tun. Der<br />

Regens des Priesterseminars Münster wurde<br />

überfahren. Jan Josef Liefers und Axel<br />

Prahl stehen noch bis zum 8. April <strong>als</strong> Ermittlerpaar<br />

Thiel und Boerne in Münster und Köln<br />

vor der Kamera. Matthias Tiefenbacher inszeniert<br />

den „Tatort“ für filmpool Köln (Produzentin:<br />

Iris Kiefer) nach einem Drehbuch<br />

von Magnus Vattrodt. Redakteurin für den<br />

WDR ist Lucia Keuter. Hinter der Kamera<br />

steht Holly Fink. In weiteren Rollen sind Ulrich<br />

Noethen, Mechthild Grossmann,<br />

Frederike Kemper und Claus-Dieter<br />

Clausnitzer dabei.<br />

filmpool, Tel. (0221) 9215990;<br />

info@filmpool.de


Köln Tatort<br />

Einen mörderischen Vorgeschmack auf das Kulturhauptstadtjahr<br />

2010 im Ruhrgebiet bietet der<br />

neue „Tatort“ der Kölner Kommissare Ballauf<br />

(Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar<br />

Bär). In ihrem neuen Fall versuchen sie, den<br />

Mord an einem Bauunternehmer aufzuklären.<br />

Als kurze Zeit später der Leiter der Stiftung Ruhr<br />

2010 ermordet wird, lässt sich ein Zusammenhang<br />

zwischen diesen beiden Delikten vermuten,<br />

denn beide Opfer waren maßgeblich an<br />

dem Prestigeobjekt Kulturhauptstadt Europa<br />

2010 beteiligt.<br />

Die „Tatort“-Folge „Klassentreffen“ wird in<br />

Köln, Essen und Umgebung noch bis zum 8.<br />

April gedreht. Das Buch schrieb Jürgen Werner,<br />

die Regie führt Kaspar Heidelbach.<br />

Sonja Goslicki zeichnet <strong>als</strong> Produzentin verantwortlich,<br />

Katja De Bock <strong>als</strong> Redakteurin<br />

(WDR).<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de<br />

Unter Dir die Stadt<br />

Nach „F<strong>als</strong>cher Bekenner” produziert Heimatfilm<br />

nun auch den neuen Kinofilm von<br />

Christoph Hochhäusler: In dem Drama verliebt<br />

sich der Bankmanager Cordes in Svenja, die<br />

Frau eines Angestellten. Eine heimliche Beziehung<br />

entwickelt sich, die von Treffen zu Treffen<br />

existenziellere Züge annimmt.<br />

Roland benutzt seine Macht, um Svenjas<br />

Mann durch eine Versetzung aus dem Spiel zu<br />

halten. Als sie davon erfährt, fühlt sie sich manipuliert<br />

und beendet die Affäre. Ihre Ablehnung<br />

Anduni – Fremde Heimat<br />

Was ist Heimat? Ein Ort? Dieser Frage geht die<br />

emotionale Komödie „Anduni“ nach, die elsani<br />

film (Produzentin: Anita Elsani) für das<br />

Kino produziert: Belinda (28) ist vor der Enge ihrer<br />

armenisch-türkischen Familie geflüchtet und<br />

verliert sich jetzt in der Weite ihres deutschen<br />

Lebens. Doch <strong>als</strong> ihr Vater stirbt, muss sie sich<br />

mit einer Hinterbliebenenrente, einer Änderungsschneiderei<br />

und ihrer Herkunft auseinandersetzen.<br />

Je mehr Halt sie darin findet, desto<br />

mehr entfremdet sie sich von ihrem Freund. Ei-<br />

AGENTUR CAROLA STUDLAR<br />

WWW.STUDLAR.DE<br />

Im Alter von Ellen<br />

In ihrem zweiten Kinofilm nach dem preisgekrönten<br />

„Die Unerzogenen“ erzählt Pia<br />

Marais die Geschichte von Ellen, einer Stewardess<br />

in den Vierzigern, deren Leben eine<br />

ungeahnte Wendung nimmt. Nach dem Verlust<br />

jeglichen Halts sucht Ellen Anschluss an eine<br />

Gruppe junger Tieraktivisten. „Im Alter von<br />

Ellen“ erzählt über die Sehnsucht nach Intimität<br />

und Zugehörigkeit. Jeanne Balibar spielt<br />

in der deutsch-französischen Koproduktion nach<br />

einem Buch von Horst Markgraf und Pia<br />

Marais die Hauptrolle. Das Drama wird von<br />

Claudia Steffen und Christoph Friedel für<br />

die Pandora Film produziert und von Juli bis<br />

September an 25 von 35 Tagen in Köln gedreht.<br />

Als Koproduzent engagiert sich die niederländische<br />

Elzevir Films, <strong>als</strong> Sender sind der WDR<br />

(Redaktion: Andrea Hanke) und ARTE<br />

(Redaktion: Georg Steinert) dabei.<br />

Pandora Film, Tel. (0221) 973320;<br />

info@pandorafilm.com<br />

bringt Roland ins Wanken. Regisseur Hochhäusler<br />

schrieb auch das Buch für den Kinofilm „Unter<br />

Dir die Stadt“, der in der zweiten Jahreshälfte<br />

an über 20 von 35 Drehtagen in NRW<br />

(Großraum Köln) realisiert wird, zusammen mit<br />

Ulrich Peltzer.<br />

Kameramann wird Bernhard Keller („F<strong>als</strong>cher<br />

Bekenner“) sein, die Redaktion für den<br />

WDR hat Michael André.<br />

Heimatfilm, Tel. (0221) 977799-0;<br />

office@heimatfilm.biz<br />

ne Suche nach dem richtigen Platz im Leben beginnt.<br />

Samira Radsi inszeniert das Drehbuch<br />

von Karin Kaci im Herbst 2009 in Köln und<br />

Armenien. Für das Casting sorgt die Agentur<br />

„Die Besetzer“, Redakteurin für den WDR<br />

ist Andrea Hanke, den Verleih für die emotionale<br />

Komödie wird Filmlichter übernehmen.<br />

Elsani Film, Tel. (0221) 5108585;<br />

mail@elsani.com<br />

Dreharbeiten – newsletter 2/2009<br />

ANZEIGE<br />

See der Träume<br />

oder die Zukunft<br />

kann beginnen<br />

Nach ihrer preisgekrönten <strong>Dokument</strong>ation „Losers<br />

and Winners“ widmen sich die Grimme-<br />

Preisträger Ulrike Franke und Michael Loeken<br />

erneut dem Wandel des Ruhrgebiets. In<br />

der Langzeitbeobachtung begleiten sie die Umgestaltung<br />

eines Stahlwerksgeländes, auf dem<br />

ein See mit mediterranem Ambiente entsteht<br />

sowie die Reaktionen der Anwohner darauf. Der<br />

Jud Süß! – Sympathie<br />

für den Teufel<br />

Der Schauspieler Ferdinand Marian spielte<br />

in Veit Harlans „Jud Süß“ die Hauptrolle –<br />

nun verfilmt Oskar Roehler mit Martina<br />

Gedeck, Tobias Moretti und Justus von<br />

Dohnanyi Marians Lebensgeschichte unter<br />

dem Titel „Jud Süß! – Sympathie für den<br />

Teufel“. Der 1902 in Wien geborene Schauspieler<br />

erhielt für seine Beteiligung an Veit Harlans<br />

antisemitischem NS-Propagandafilm „Jud<br />

Süß“ nach Ende des Krieges Auftrittsverbot.<br />

1946 starb Ferdinand Marian bei einem Autounfall.<br />

Oskar Roehler setzt die Geschichte nach<br />

einem Drehbuch von Klaus Richter noch in<br />

diesem Sommer auch in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

in Szene. Produziert wird der Kinofilm von der<br />

Clasart Film- und Fernsehproduktion in<br />

Koproduktion mit der österreichischen Novotny<br />

& Novotny und der ungarischen Budapest<br />

Film Productions. Den Verleih übernimmt<br />

Concorde.<br />

Tele München Gruppe,<br />

Tel. (089) 290 930; info@tmg.de<br />

FIT FÜR<br />

KINO<br />

Das Areal der Baustelle in Dortmund Hörde:<br />

Hier soll 2010 der See geflutet werden.<br />

Foto: Filmproduktion Loeken Franke<br />

desolaten Gegenwart steht eine vermeintlich<br />

goldene Zukunft gegenüber.<br />

Ulrike Franke und Michael Loeken sind<br />

ebenso Autoren wie Produzenten für die Filmproduktion<br />

Loeken Franke, die für „See<br />

der Träume“ auch mit dem WDR und AR-<br />

TE zusammen arbeitet.<br />

Filmproduktion Loeken Franke,<br />

Tel. (0221) 94339101;<br />

info@loekenfranke.de<br />

Die kommenden<br />

Tage<br />

Vor dem Hintergrund der instabilen Weltlage<br />

Anfang des 21. Jahrhunderts erzählt Lars<br />

Kraume („Keine Lieder über Liebe“) die Lebensgeschichte<br />

seiner Protagonistin Laura Kuper.<br />

Ihre Biografie und die Geschichte ihrer Familie<br />

führt den Zuschauer in eine Utopie unserer<br />

Welt in zwanzig Jahren.<br />

Die Produktion von Badlands wird im Sommer<br />

an 20 von 55 Drehtagen auch in NRW realisiert.<br />

Produzenten für Badlands sind Matthias<br />

Glasner, Lars Kraume, Jürgen Vogel<br />

und Katrin Schlösser, für den Koproduzenten<br />

Cine Plus Filmproduktion ist Jörg<br />

Schulze mit im Team. Als Darsteller sind Johanna<br />

Wokalek, Bernadette Heerwagen,<br />

Daniel Brühl und August Diehl dabei. „Die<br />

kommenden Tage“ ist nach „This is Love“<br />

das zweite Projekt der neuen Badlands Film. UFA<br />

Cinema wird den Film ins Kino bringen.<br />

Badlands Büro Köln,<br />

Tel. (0221) 27096945;<br />

uhland@badlands-film.de<br />

25


House of Boys<br />

Prominent besetzt ist die deutsch-luxemburgische<br />

Produktion „House of Boys“, die im<br />

März abgedreht wurde: Udo Kier, Stephen<br />

Fry, Joanna Scanlan und Layke<br />

Andersen spielen in dem Film von elsani<br />

film und Deluxe Productions unter der<br />

Regie von Jean-Claude Schlim: Nachdem<br />

Frank in den 80er Jahren sein Coming-Out<br />

hat, entflieht er dem Luxemburger Kleinstadtleben<br />

und strandet im House of Boys in Amsterdam.<br />

In dem Männerstripclub und Cabaret<br />

kann er sich im Kreise von farbenfrohen<br />

und schillernden Gestalten voll ausleben und<br />

verliebt sich in seinen Zimmergenossen Jake.<br />

Sein Schicksal nimmt eine dramatische Wende,<br />

<strong>als</strong> er nach einer intensiven Nacht mit Jake<br />

erfährt, dass bei Jake AIDS diagnostiziert<br />

wurde.<br />

Vor der Kamera von Carlo Thiel wurde<br />

auch fünf Tage lang in Köln gedreht. Das<br />

Drehbuch entwickelte Jean-Claude Schlim<br />

zusammen mit Christian Thiry.<br />

elsani film, Tel. (0221) 510 85 85;<br />

mail@elsani.com<br />

Schuljahresabschlusskonzerte 2008<br />

beim Deutschen Musikschultag in<br />

der Ruhr Universität Bochum,<br />

Foto: Stiftung Jedem Kind ein Instrument<br />

Jedem Kind ein<br />

Instrument<br />

Mit dem einzigartigen musikalischen<br />

Programm „Jedem Kind ein Instrument“<br />

sollen alle 212.000 Kinder des Ruhrgebiets<br />

im Grundschulalter erreicht werden.<br />

Es versteht sich <strong>als</strong> Ergänzung zum<br />

regulären Musikunterricht und arbeitet<br />

mit den vor Ort bestehenden Musikschulen<br />

zusammen. Der Film von Regisseur<br />

Oliver Rauch wird das spannende Vorhaben<br />

über ausgewählte Protagonisten begleiten.<br />

Herbert Grönemeyer oder Nigel<br />

Kennedy sind Wunschkandidaten, die <strong>als</strong><br />

Prominente den Kindern Visionen vermitteln<br />

können.<br />

SUR Films produziert „Jedem Kind<br />

26<br />

Impressum<br />

Herausgeberin:<br />

Tanja Güß<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten,<br />

Katharina Blum,<br />

Peter Hanemann (A.R.T.)<br />

Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />

Christian Seebaum<br />

Mitarbeiter<br />

dieser Ausgabe:<br />

Günter Jekubzik, Uwe Mies,<br />

Tatjana Kimmel, Michael Dlugosch,<br />

Anna Koskoda, Hartmut<br />

Wilmes<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Lena Kraan<br />

Was bleibt<br />

sind wir<br />

Zehn Jahre nach seinem Film „Abenteuer<br />

Ruhrpott“ kehrt <strong>Dokument</strong>arfilmer Werner<br />

Kubny zusammen mit seinem Koregisseur<br />

Peter Schnell ins Ruhrgebiet zurück.<br />

Er schaut, wo die Leute aus dem Milieu heute<br />

stehen. Gibt es für die, die alles aufgebaut<br />

haben, eine neue Form des Lebens? Der Film<br />

begleitet ganz unterschiedliche Menschen im<br />

Ruhrgebiet, von morgens bis abends .<br />

Ab Mitte Mai wird Kubny 30 Tage lang<br />

komplett im Ruhrgebiet drehen. Der Kino-<strong>Dokument</strong>arfilm<br />

mit Fernsehbeteiligung wird<br />

vom WDR (Redaktion: Beate Schlanstein),<br />

der Kubny&Schnell Film- und<br />

Fernsehproduktion und der Werner<br />

Kubny Filmproduktion produziert. Zugrunde<br />

liegt ein Drehbuch von Günter Bäkker<br />

und Werner Kubny. Real Fiction wird<br />

die <strong>Dokument</strong>ation ins Kino bringen.<br />

Werner Kubny Filmprod.,<br />

Tel. (02266) 3757;<br />

info@kubnyfilm.de<br />

ein Instrument – Der Film“ (Produzent:<br />

Detlef Ziegert) in Zusammenarbeit mit dem<br />

WDR (Redakteure: Lothar Mattner und<br />

Jutta Krug). Den Kinoverleih übernimmt<br />

Real Fiction.<br />

SUR Films, Tel. (0421) 5980483;<br />

info@surfilms.com<br />

Gestaltung/Layout:<br />

inrhein, düsseldorf,<br />

alfred friese<br />

Titel:<br />

„Helen“; Foto: Warner<br />

Redaktionsschluss:<br />

20. März 2009<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Lena Kraan,<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

15. Mai 2009<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW wahlweise <strong>als</strong> Print-Version<br />

oder <strong>als</strong> <strong>PDF</strong> abonniert werden.<br />

Sobald das <strong>PDF</strong> zum Download<br />

zur Verfügung steht, werden Sie<br />

per Mail informiert.<br />

Die Berücksichtigung von<br />

Terminen richtet sich<br />

nach dem Erscheinen des<br />

Newsletters im Internet.<br />

Das kann leider dazu führen,<br />

dass Termine bereits überholt<br />

sind, wenn die Druckausgabe<br />

des Newsletter ausgeliefert<br />

wird, bietet aber die größtmögliche<br />

Aktualität für die<br />

Download-Nutzer. Wir bitten<br />

dafür um Verständnis.<br />

Danke an alle Produzenten,<br />

Sender & Verleiher für<br />

ihre Unterstützung und<br />

die Bilder zu ihren Filmen.<br />

Ob ihr wollt<br />

oder nicht<br />

Kinostart: 30. April<br />

Verleih: 3L Filmverleih<br />

Schluss mit der Chemotherapie! Laura weiß<br />

zwar, dass ein Abbruch der Behandlung ihre<br />

Krebserkrankung auf fatale Weise stärken<br />

wird, aber die junge Frau hegt nun einmal<br />

wichtigere Pläne. Unangemeldet taucht sie bei<br />

ihrer Mutter auf, die von diesem Besuch gar<br />

nicht entzückt ist und sofort Lauras drei Schwestern<br />

Toni, Susa und Coco mobilisiert, die eher<br />

widerwillig im Elternhaus anrücken. Alle sind sie<br />

um Lauras Gesundheit besorgt, aber sonst haben<br />

die Schwestern sich wenig zu sagen. Laura<br />

aber zeigt sich vom Trubel der Besorgnis unbeeindruckt,<br />

denn sie hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

die reichlich zerrüttete Familie wieder zusammen<br />

zu führen.<br />

Mit einem ungewöhnlichen Melodram aus<br />

der Feder zweier versierter Drehbuchautorinnen<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de Bis später, Max!<br />

Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Mit besten Empfeh<br />

Kinostart: 9. April<br />

Verleih: 3Rosen Filmverleih<br />

newsletter 2/2009 – Dreharbeiten / Kinovorschau<br />

kehrt Ben Verbong nach den Paul Maar-Adaptionen<br />

„Das Sams“ und „Herr Bello“ zurück zum<br />

dramatischen Frauenfilm, dem er 1989 mit „Lily<br />

was here“ und zwei Jahre später mit „Eine unanständige<br />

Frau“ bereits in der niederländischen<br />

Heimat spannende Stempel aufsetzen konnte.<br />

Auch diesmal wagt die Protagonistin, fabelhaft<br />

gespielt von Katharina Schubert, den Ausbruch<br />

aus der Korsage der Gleichgültigkeit. Die Inszenierung<br />

im Stil eines Kammerspiels intensiviert<br />

dabei noch die emotionalen Kollisionen, und<br />

nicht von ungefähr wurden alle tragenden Rollen<br />

mit Schauspielerinnen besetzt, die auch über<br />

Bühnenerfahrung verfügen. Für die Dreharbeiten<br />

pendelte das Filmteam zwischen Schauplätzen<br />

in Schleswig-Holstein und den Studioaufnahmen<br />

in Köln. Dank Verbongs Regie verliert<br />

der Film dabei nie seine konzentrierte geschlossene<br />

Form.<br />

Deutschland 2008<br />

Regie: Ben Verbong; Drehbuch: Katja Kittendorf,<br />

Karin Howard; Darsteller: Katharina Schubert, Senta<br />

Berger, Christiane Paul, Julia-Maria Köhler, Anna<br />

Böger; Produktion: Elsani Film und 3L Filmproduktion<br />

in Koproduktion mit MMCI, CTM Films und<br />

Borderline Pictures; www.obihrwolltodernicht.de<br />

(siehe newsletter 1/2009)


lungen<br />

Deutschland 09<br />

Kinostart: 26. März<br />

Verleih: Piffl Medien<br />

Ende 1977 drehten auf Initiative von Alexander<br />

Kluge elf Regisseure, darunter Rainer<br />

Werner Fassbinder, Edgar Reitz und Volker<br />

Schlöndorff, einen Episodenfilm: „Deutschland<br />

im Herbst“. Die kritische Momentaufnahme der<br />

bundesrepublikanischen Wirklichkeit war eine<br />

Reaktion auf die Terrorwelle der RAF im Herbst<br />

1977. 31 Jahre später haben sich wieder Regisseure<br />

zusammengetan, um einen Film zur Lage<br />

der Nation zu drehen, einen Omnibusfilm<br />

in 13 Teilen. Die Filmemacher, darunter Regisseure<br />

wie Fatih Akin, Wolfgang Becker, Dani<br />

Levy und Tom Tykwer, der den Film auch initiiert<br />

und produziert hat, berufen sich dabei gezielt<br />

auf „Deutschland im Herbst“. In<br />

den einzelnen, sehr unterschiedlichen<br />

Episoden zeichnen die Regisseure ein<br />

subjektives Bild von Deutschland im<br />

Jahre 2009. Das Format und den Inhalt<br />

konnten sie unabhängig voneinander<br />

selbst bestimmen.<br />

Für Wolfgang Becker ist Deutschland<br />

ein schlecht funktionierendes<br />

Krankenhaus. In der Episode von Hans<br />

Steinbichler ist ein Mann (Josef Bierbichler)<br />

darüber entsetzt, dass die<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung in den<br />

Die Frau<br />

des Anarchisten<br />

Kinostart: 30. April<br />

Verleih: Zorro Film<br />

Madrid ist im Winter 1937 Zentrum schwerer<br />

Kämpfe zwischen republikanischen<br />

und faschistischen Truppen. Der Rechtsanwalt<br />

Justo Alvarez Calderón, mit seinen flammenden<br />

Reden gegen Diktator Franco zur Stimme der<br />

Republik avanciert, liebt seine Frau Manuela und<br />

die beiden kleinen Kinder über alles; dennoch<br />

setzt er täglich sein Leben in den Schützengräben<br />

zur Verteidigung der Stadt aufs Spiel. Nach<br />

einem letzten riskanten Treffen in Madrid wird<br />

Justo endgültig von seinen Lieben getrennt. Manuela<br />

bekommt in Madrid den Terror der siegreichen<br />

Francisten mit aller Gewalt zu spüren.<br />

Überschriften die Frakturschrift aufgegeben hat,<br />

und kämpft martialisch um ihre Wiedereinführung.<br />

Fatih Akin lässt den Guantanamo-Heimkehrer<br />

Murat Kurnaz, dargestellt von einem<br />

Schauspieler, zu Wort kommen. Bei Dani Levy<br />

schlucken alle Menschen Glückspillen. Diese wirken:<br />

Die Deutschen sind nicht mehr missmutig.<br />

In der letzten Episode von Christoph Hochhäusler<br />

leben die Deutschen bereits auf dem Mond,<br />

ohne jede Erinnerung an die Vergangenheit.<br />

Bei den 59. Internationalen Filmfestspielen<br />

Berlin 2009 wurde „Deutschland 09“, für den<br />

Tom Tykwer gemeinsam mit Benno Fürmann<br />

auch in Düsseldorf drehte, im Hauptprogramm<br />

außer Konkurrenz aufgeführt.<br />

Deutschland 2009<br />

Regie: Fatih Akin, Wolfgang Becker, Sylke Enders,<br />

Dominik Graf, Christoph Hochhäusler, Romuald<br />

Karmakar, Nicolette Krebitz, Dani Levy, Angela<br />

Schanelec, Hans Steinbichler, Isabelle Stever, Tom<br />

Tykwer, Hans Weingartner; Darsteller: Nina Monka,<br />

Dani Levy, Joshua Levy, Denis Moschitto, Helene<br />

Hegemann, Sandra Hüller, Jasmin Tabatabai,<br />

Karl Markovics, Anneke Kim Sarnau, Josef Bierbichler,<br />

Adriana Altaras, Johanna Nagel, Christoph<br />

Jacobi, Claudia Geisler, Benno Fürmann, Eva Habermann,<br />

Mahmoud Rahimzadiany, Peter Jordan, Andreas<br />

Hofer; Produktion: Herbstfilm Produktion ;<br />

Produzenten: Verena Rahmig, Tom Tykwer, Dirk<br />

Wilutzky; www.deutschland09-der-film.de;<br />

www.pifflmedien.de<br />

Der II. Weltkrieg bringt weitere Entbehrungen,<br />

Verluste und Zerstörung. Dann entdeckt Manuela<br />

eines Tages ein Foto Justos in einer französischen<br />

Zeitung. Voller Hoffnung macht sie<br />

sich auf den Weg zu einem nicht mehr für möglich<br />

gehaltenen Wiedersehen.<br />

Als Produzenten und Autoren sind sie längst<br />

ein eingespieltes Team. Jetzt haben Peter Sehr<br />

und Marie Noëlle erstmalig auch gemeinsam Regie<br />

geführt. „,Die Frau des Anarchisten’ ist eine<br />

persönliche Geschichte, die ich alleine aufgeschrieben<br />

habe“, sagt Marie Noëlle und ergänzt<br />

zur Regie: „Ich finde es toll, wie Peter sich<br />

zurücknehmen und mir meinen freien Raum lassen<br />

konnte.“<br />

Während der zehnwöchigen Dreharbeiten<br />

in Annonay, Cerbère, Madrid, Barcelona und in<br />

den Kölner MMC-Studios waren 66 Schauspieler<br />

an insgesamt 72 Motiven zu leiten. Die<br />

schauprächtige Inszenierung und die hochkarätige<br />

internationale Besetzung begeisterten bereits<br />

die Festivalbesucher in Valladolid und Hof.<br />

„Die Frau des Anarchisten“ erhielt den diesjährigen<br />

Bernhard-Wicki-Filmpreis – Die Brücke –<br />

„Friedenspreis des deutschen Films“.<br />

Deutschland/Spanien/Frankreich 2008<br />

Regie: Marie Noëlle, Peter Sehr; Drehbuch: Marie<br />

Noëlle; Darsteller: Juan Diego Botto, Maria Valverde,<br />

Nina Hoss, Alba Barragán, Ainoa Ruiz, Laura<br />

Morante, Jean-Marc Barr, Nathalie Grauwin; Produktion:<br />

P’Artisan Film, ZIP Films und Ciné Boissière<br />

Produktion in Ko-Produktion mit Rhones-Alpes<br />

Cinéma in Zusammenarbeit mit Bayerischer Rundfunk,<br />

Arte, TVE, TV3, Mesfilms, Riot Entertainment<br />

und Instinctive Film; www.zorrofilm.de<br />

Helen<br />

Kinostart: 14. Mai<br />

Verleih: Warner Bros. Pictures<br />

Der Abstieg geschieht schleichend, von Familie<br />

und Freunden zunächst unbemerkt.<br />

Helen selbst muss zugeben, dass sie es nicht<br />

kommen sieht. Sie spürt nur, dass es da ist. Die<br />

Musikprofessorin, in zweiter Ehe glücklich verheiratet,<br />

lebt mit ihrem Mann und der Tochter<br />

aus erster Ehe gut situiert und sorgenfrei. Und<br />

doch bemächtigen sich dunkle Schatten ihres<br />

Seelenlebens, sie erkrankt an schwerer Depression<br />

mit akuter Selbstmordgefahr. Ehemann<br />

und Tochter mühen sich rührend, aber vergeblich,<br />

um Helen zurück in die Normalität zu führen.<br />

Nur Mathilda, eine frühere<br />

Studentin und zwischenzeitliche<br />

Mitpatientin in der Nervenheilanstalt,<br />

findet noch ansatzweise<br />

Zugang zu Helen.<br />

Mit ihrer ersten amerikanischen<br />

Regiearbeit hat Sandra<br />

Nettelbeck ein lang gehegtes<br />

Filmprojekt realisiert. Eine Zeitungsmeldung<br />

zu einer Fallstudie<br />

und der Selbstmord einer<br />

persönlichen Freundin im Jahre<br />

1995 hatten die Idee zu einer<br />

dramatischen Filmerzählung<br />

über das Krankheitsbild<br />

suizidaler Depression geformt.<br />

Immer wieder drohte<br />

das Projekt zu scheitern, weil<br />

sich keine Geldgeber fanden.<br />

Erst der Erfolg von „Bella Martha“<br />

ermöglichte die Realisierung,<br />

für die sich mit Ashley<br />

Die Besucherin<br />

Kinostart: 14. Mai<br />

Verleih: Filmlichter<br />

Seit 1998 gibt es die Initiative Six Pack.<br />

Mit ihr fördern die <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

und der WDR debütierende Jungfilmer,<br />

zu denen auch die 1980 geborene Regisseurin<br />

Lola Randl gehört. Nach mehreren<br />

Kurzfilmen schaffte es ihr Spielfilm-<br />

Debüt „Die Besucherin“ in die Reihe Perspektive<br />

Deutsches Kino bei den 58. Internationalen<br />

Filmfestspielen in Berlin<br />

2008 und im selben Jahr in die deutsche<br />

Reihe des Filmfestiv<strong>als</strong> in Cannes. Der in<br />

Köln entstandene Film handelt von der<br />

Wissenschaftlerin Agnes (Sylvana Krappatsch),<br />

deren festgezurrtes Leben aus<br />

den Fugen gerät, <strong>als</strong> sie sich um eine<br />

fremde Wohnung kümmern soll. Von<br />

dem Ort fühlt sie sich magisch angezogen.<br />

Sie stöbert in den fremden Sachen<br />

herum, hört den Anrufbeantworter ab<br />

und legt sich in das Bett des Paares, das<br />

hier nicht mehr zu wohnen scheint. Agnes<br />

schläft ein und <strong>als</strong> sie erwacht, liegt ein Mann<br />

neben ihr im Bett. Es ist Bruno (André Jung), der<br />

Besitzer der Wohnung, der um seine Gattin<br />

trauert.<br />

Die Regisseurin Lola Randl interessierte beim<br />

Drehen des Films nach eigener Aussage besonders<br />

der Aspekt, dass eine Frau, „die mit gro-<br />

Judd in der Titelrolle eine prominente Hollywood-Aktrice<br />

fand. Lauren Lee Smith <strong>als</strong> Mathilda<br />

und Goran Visnjic, der durch seine Rolle<br />

<strong>als</strong> Dr. Kovac in „Emergency Room berühmt<br />

wurde, <strong>als</strong> Helens Ehemann in weiteren Hauptrollen<br />

bestätigen Sandra Nettelbecks glänzenden<br />

Ruf für einfühlsame Schauspielerführung,<br />

die dem Film auch bei der Premiere im Januar<br />

auf dem Sundance Festival entsprechende Aufmerksamkeit<br />

sicherte.<br />

USA/Deutschland/Kanada 2009<br />

Regie: Sandra Nettelbeck<br />

Drehbuch: Sandra Nettelbeck<br />

Darsteller: Ashley Judd, Goran Visnjic, Lauren Lee<br />

Smith, Alexia Fast, David Hewlett, Leah Cairns, Alberta<br />

Watson<br />

Produktion: Egoli Tossell Film und Inside Film in Zusammenarbeit<br />

mit Aramid Entertainment<br />

www.helen-derfilm.de<br />

ßer Konzentration und Disziplin ihr Leben organisiert<br />

hat“, aus ihrem Lebensplan aussteigt. Faszinierend<br />

war für Randl dabei, „mit welcher Kontrolliertheit<br />

sich diese Frau dem Kontrollverlust<br />

hingibt. Weil man eben doch nie ganz von sich<br />

los kommt.“ Mitte März erhielt die Regisseurin<br />

von der Akademie der Künste in der Sektion Film<br />

und Medienkunst den Förderungspreis 2009.<br />

Deutschland 2008<br />

Regie und Drehbuch: Lola Randl; Darsteller: Sylvana<br />

Krappatsch, André Jung, Samuel Finzi, Jule Böwe,<br />

Isabell Metz; Produktion: Coin Film; Produzent:<br />

Herbert Schwering; www.filmlichter.de;<br />

www.coin-film.de<br />

Kinovorschau – newsletter 2/2009 27

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