als PDF-Dokument herunterladen - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
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Die aktuelle Wirtschaftskrise war am Anfang eine Krise der Banken.<br />
Auch die Filmbranche ist auf die großen Kreditinstitute angewiesen.<br />
Wir haben bei Banken nachgefragt, welche Folgen die Krise für die<br />
deutsche Filmindustrie haben wird. Geantwortet haben die NRW.BANK<br />
und die Stadtsparkasse Köln/Bonn.<br />
Banken sind für jeden Film unverzichtbar.<br />
In Deutschland und Europa weniger<br />
deshalb, weil sie ins mediale Risikogeschäft<br />
investieren, sondern weil sie für die Zwischenfinanzierung<br />
sorgen, wenn Produzenten<br />
mit ihrem Finanzmix aus Filmfördermitteln,<br />
Fernsehgeld, Vorabverkäufen und Eigenmitteln<br />
vorstellig werden. „Die größte<br />
Hürde auf dem Weg vom Drehbuch ins<br />
Studio ist das Geld“, konstatiert denn auch<br />
Markus Röhle trocken. In der NRW.BANK<br />
ist er für das Thema Filmfinanzierung zuständig<br />
und kann bereits seit dem Start der<br />
Abteilung im Juli 2007 auf rund 200 Anfragen<br />
und mittlerweile neun von der Bank<br />
auf den Weg gebrachte Filme zurückblikken.<br />
Dazu gehören „Hilde“ mit Heike Makatsch,<br />
der schon im Kino ist, und „Wüstenblume“<br />
von Sherry Hormann, der auf der<br />
gleichnamigen Autobiografie der Somalie-<br />
rin Waris Dirie basiert. Der Film soll im<br />
Herbst anlaufen. Bisher wurden insgesamt<br />
9,5 Millionen Euro vergeben. Das Interesse<br />
der Branche erklärt sich aus der Gap-Finanzierung,<br />
die Röhle anbieten kann. Dabei<br />
tritt er in Vorleistung auf die zu erwartenden<br />
Erlöse aus der Vermarktung des<br />
Films. International wird so etwas häufiger<br />
angeboten, in Deutschland verfügt <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
damit über „ein echtes Alleinstellungsmerkmal“,<br />
so Röhle: „Ziel unserer<br />
Filmfinanzierung ist es, den Kinostandort<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> zu fördern.“ Auch<br />
deshalb und nicht nur wegen der Refinanzierung<br />
liegen international vermarktbare<br />
Produktionen im Fokus. Die Wirtschaftskrise<br />
ändert an dieser Aufstellung kaum etwas.<br />
Röhle: „Unser Geschäft ist von der aktuellen<br />
Entwicklung bisher nicht berührt.<br />
Betroffen sind allerdings die Produzenten,<br />
denen beim Verkauf von TV-Lizenzen oder<br />
im Weltvertrieb die Preise weg brechen –<br />
auch weil einige nationale Märkte zunehmend<br />
schrumpfen.“<br />
Noch „keine klaren Auswirkungen“ der<br />
Krise auf die Filmbranche sieht derzeit auch<br />
Michael Nißl, Leiter Entertainment Finance<br />
der Sparkasse Köln/Bonn: „Man kann aber<br />
davon ausgehen, dass auch die Filmbran-<br />
18<br />
Die Banken, der Film und die Krise<br />
che involviert wird“ – wie es die Fernsehbranche<br />
bereits ist. Hier sieht Nißl eine „gewisse<br />
Unruhe und Unsicherheit“: „Hintergrund<br />
dürften die in diversen Medien geäußerten<br />
Aussagen bezüglich der Werbebranche<br />
sein, die dort zumindest eine gewisse<br />
Zurückhaltung bei den Werbebudgets<br />
erwarten lässt.“<br />
Ein anderes<br />
Konjunkturprogramm<br />
Die Finanzierung von Filmen ist nur ein<br />
Teil der Aktivitäten beider Banken, die sich<br />
mit den kreativen Branchen befassen. Die<br />
Sparkasse engagiert sich schon fast traditionell<br />
in diesem Bereich und will auch in der<br />
Krise nicht davon abgehen. Nißl: „Selbstverständlich<br />
stehen der Kreativwirtschaft alle<br />
Sonderprogramme, die unser Haus im Rahmen<br />
der Mittelstandsoffensive auflegen<br />
wird, zur Verfügung.“ Dieses Kreditprogramm<br />
zur Unterstützung von Gründungsund<br />
Investitionsfinanzierungen umfasst<br />
zwar 1,3 Milliarden Euro, doch welche kultur-<br />
und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten<br />
partizipieren können, ist umstritten. Denn<br />
für diese Branchen sind kleinteilige Unter-<br />
Mikrokredite für Kreative<br />
VON WOLFGANG HIPPE<br />
nehmensstrukturen typisch, viele Kreative<br />
arbeiten <strong>als</strong> Selbstständige oder Einzelunternehmer<br />
– „ohne Zugang zum Kapitalmarkt“,<br />
wie ein Betroffener mit einem Augenzwinkern<br />
formuliert. Hier will die<br />
NRW.BANK gezielt Abhilfe schaffen und ein<br />
„Konjunkturprogramm der anderen Art“<br />
auflegen. Der von ihr im Januar gestartete<br />
Kreativwirtschafsfonds stellt neben den<br />
üblichen Gründerkrediten auch Mikrodarlehen<br />
zwischen 5.000 und 25.000 Euro bereit.<br />
Allerdings ist die Vergabe mit Auflagen<br />
verbunden. Man muss nicht nur den üblichen<br />
Businessplan vorlegen, sondern sich<br />
auch zu einer „Begleitberatung“ verpflich-<br />
newsletter 2/2009 – Schwerpunkt<br />
ten, in der grundsätzliches „kaufmännisches<br />
Wissen“ vermitteln wird. Denn, so ein Berater,<br />
der angesprochene Personenkreis sei<br />
„häufig wirtschaftsfern positioniert“. Dieter<br />
Gorny, Aufsichtsratsvorsitzender der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, begrüßt jedenfalls das Programm:<br />
„Ich sehe täglich kreativwirtschaftliche<br />
Akteure, die mit oftm<strong>als</strong> geringen Mitteln<br />
und hoher Professionalität erfolgreiche<br />
Geschäftsmodelle umsetzen. Ich freue mich,<br />
dass jetzt der Kapitalmarktzugang für die<br />
Branchen, eines der größten Probleme der<br />
Kreativwirtschaft, verbessert wird.“<br />
Keine Frage, die Krise ist da. Das merkt man<br />
daran, dass noch mehr gejammert wird <strong>als</strong><br />
sonst. Trotzdem werden die Leute, denen Filmemachen<br />
wirklich eine Herzensangelegenheit<br />
ist, weiterhin Filme drehen. Auch sollte man versuchen,<br />
jeder Krise eine positive Seite abzugewinnen.<br />
Not macht bekanntlich erfinderisch.<br />
In den USA zum Beispiel entstehen gerade auffallend<br />
viele Independent-Filme im unteren und<br />
mittleren Budget-Bereich. Gute Filme kann und<br />
muss man machen, egal wie widrig die Umstände<br />
und wie bescheiden die Budgets sind.<br />
Und die derzeitigen Zuschauerzahlen belegen,<br />
dass die Wirtschaftskrise dem Kinobesuch keinen<br />
Abbruch tut. Im Gegenteil!<br />
Hannes Jaenicke<br />
Schauspieler