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Frank Hüesker Kommunale Daseinsvorsorge in der ...

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6 Leistungen <strong>der</strong> Wasserbetriebe des Landes Berl<strong>in</strong><br />

Probleme mit <strong>der</strong> kosten<strong>in</strong>tensiven Spülung von unterausgelasteten, korrodierenden und st<strong>in</strong>kenden<br />

Abwasserkanälen. 749<br />

Viele Akteure haben also e<strong>in</strong> Interesse an <strong>der</strong> Erhöhung des Wasserverbrauches, so die BWB<br />

als Infrastrukturbetreiber und teilweise die Umweltverwaltung als Regulator des Grundwasservorkommens.<br />

Hier ergänzt sich das Interesse an e<strong>in</strong>er Auslastung <strong>der</strong> Infrastruktur mit dem<br />

Interesse an e<strong>in</strong>er siedlungsverträglichen Regulierung des Grundwasserpegels. Das f<strong>in</strong>anzielle<br />

Interesse <strong>der</strong> Verbraucher wie<strong>der</strong>um an e<strong>in</strong>em sparsamen Umgang mit <strong>der</strong> Ressource Wasser<br />

wurde durch die beschriebene E<strong>in</strong>führung des Grundpreises sowie <strong>der</strong> möglicherweise kommenden<br />

E<strong>in</strong>führung degressiver Tarife ebenfalls geschwächt. 750<br />

E<strong>in</strong> direktes kommerzielles Interesse <strong>der</strong> Anteilseigner an <strong>der</strong> Erhöhung des Wasserverbrauches<br />

gibt es zwar nicht, denn <strong>der</strong> höhere Erlös steigert zwar wie beschrieben den Umsatz, aber<br />

nicht den Gew<strong>in</strong>n. Doch <strong>in</strong>direkt gibt es das kommerzielle Interesse <strong>der</strong> Anteilseigner an Verbrauchserhöhungen,<br />

denn e<strong>in</strong> höherer Wasserverbrauch rechtfertigt größere <strong>in</strong>frastrukturelle<br />

Kapazitäten, was wie<strong>der</strong>um das betriebsnotwendige Kapital und damit aus den im Kapitel 5<br />

beschriebenen Gründen den potentiellen Gew<strong>in</strong>n erhöht. Die Kommerzialisierung <strong>der</strong> Ressource<br />

Wasser, ihre Verteilung mit e<strong>in</strong>er Gew<strong>in</strong>nabsicht, führt trotz kostendecken<strong>der</strong> Wassertarifordnung<br />

zum nicht-ökologischen Interesse, viel Wasser zu verbrauchen.<br />

Zurzeit ist die ökologische Leistung <strong>der</strong> teilprivatisierten BWB also nicht problematisch, weil<br />

das vorhandene Akteurs<strong>in</strong>teresse an e<strong>in</strong>em steigenden Wasserverbrauch zeitlich mit dem s<strong>in</strong>kenden<br />

Wasserverbrauch zusammenfällt. Aber das <strong>in</strong> großen Teilen wasserarme Brandenburg<br />

umrahmt die Stadt Berl<strong>in</strong> und Prognosen zum Klimawandel sagen zukünftige Wasserknappheiten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region vorher. 751 Steigende Temperaturen, abnehmende Nie<strong>der</strong>schlagsmengen,<br />

e<strong>in</strong>e rückläufige Grundwasserneubildung und <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gerer Fließgewässerdurchfluss könnten<br />

<strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong>folge des Klimawandels neue Herausfor<strong>der</strong>ungen an die teilprivatisierte Berl<strong>in</strong>er<br />

Wasserpolitik stellen. Wasserpolitische Themen könnten nach den Prognosen dann wie<strong>der</strong><br />

Wasserknappheiten und <strong>der</strong> Erhalt von Tr<strong>in</strong>kwasserschutzgebieten se<strong>in</strong>. 752<br />

Ist dann <strong>in</strong> den teilprivatisierten Strukturen e<strong>in</strong> Umsteuern <strong>der</strong> Wasserverbrauchspolitik möglich?<br />

E<strong>in</strong> Mitglied des BWB-Vorstandes bestätigt, dass die Suche nach Strategien im Umgang<br />

mit dem Rückgang des Wasserverbrauches e<strong>in</strong> potentielles Konfliktthema ist. Hieran sei jedoch<br />

erkennbar, dass die privaten Investoren mit e<strong>in</strong>em solchen Thema fair umgehen; was aus<br />

749 Siehe hierzu: Naumann, Matthias: Die Wasserwirtschaft unter den Bed<strong>in</strong>gungen des demographischen Wandels:<br />

Privatisierungen und Kommerzialisierungen <strong>in</strong> schrumpfenden Regionen <strong>in</strong> Ostdeutschland, <strong>in</strong>: Wasserkolloquium<br />

(Hrsg.): Wasser. Die Kommerzialisierung e<strong>in</strong>es öffentlichen Gutes, S. 45-57.<br />

750 Umfassend hierzu siehe: Naumann, Matthias: Neue Disparitäten durch Infrastruktur? Der Wandel <strong>der</strong> Wasserwirtschaft<br />

<strong>in</strong> ländlich-peripheren Räumen (Hochschulschriften zur Nachhaltigkeit 47), München 2009.<br />

751 [PIK]: Studie zur klimatischen Entwicklung im Land Brandenburg bis 2055 und <strong>der</strong>en Auswirkungen auf den<br />

Wasserhaushalt, die Forst- und Landwirtschaft sowie die Ableitung erster Perspektiven (Report Nr. 83), Potsdam<br />

2003; Lotze-Campen, Hermann et al.: Klimawandel und Kulturlandschaft <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

752 Vgl.: Moss, Timothy/<strong>Hüesker</strong>, <strong>Frank</strong>: Wasser<strong>in</strong>frastrukturen als Geme<strong>in</strong>wohlträger.<br />

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